1891 / 220 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 18 Sep 1891 18:00:01 GMT) scan diff

benutzten Räumlichkeiten, die sich unmittelbar an den großen Concert saal anschließen, sind durch die geschickte Hand deg Baumeisters Hrn. Wesenberg in wahrhaft feenbafter Weise umgestaltet worden Ein großes Viereck bildend, mit Blumen und Arabesken in erbabener Arbeit an den Wänden ausgeschmückt, bietet dieser Saal mit seiner elektrischen Beleuchtung einen reizenden Anblick dar, der noch durch jablreiche kleine Genien an den Simsen der Dede erböbt wird. Die Büste des Meifters ist nur etwas zu klein und der Decke ju nahe. Zwei große Votivtafeln bezeichnen in goldener Schrift die drei Abende, an welchen R Wagner in den Jahren 1873 und 1375 im Concerthause selbst als Dirigent erschienen war. Auch das Podium des Orchefterraumes im großen Concertsaal war reichlich mit Blumen und Laubgewinden geschmückt. Dem Besitzer des Hauses Hrn. Medding, der einem Prospekt zufolge auch für die kommende Saison wiederum reiche Abwechslung dem Publikum bieten wird, sowie dem tüchtigen und verdienstrollen Kapellmeister Hrn. Meyder gebührt volle Anerkennung.

In der Vorstellung des Don Juan“ am Sonntag im König lichen Opernhause sind die Damen Pierson und Leisinger, die 6 Rothmübl, Bulß, Mödlinger und Stammer beschäftigt. Frl.

othauser wird zum ersten Male die Zerline singen.

Im Königlichen Schauspielhause wird Körner's ‚Zriny“ (zum ersten Mal im Jahre 1815 aufgeführt) am 23. Sep⸗ tember, dem hundertsten Geburtstage des Dichters, neu in Scene gehen. Die Besetzung ist folgende: Soliman: Hr. Kahle; Mehemed: Hr. Plaschke; Levi: Hr. Oberländer; Begler Beg: Hr. Winter; Mustafa: Hr. v. Hochenburger; Zrir y; Hr. Nee per; Alapi: Hr. Krause; Paprutowitsch: Hr. Arndt; Vilacky: Or. Matkowski; Juranitsch: Or. Purschian; Schereck: Hr. Eich kolz; Ein Bauer: Hr. Link; Hauptmann; Hr. Berthold; Ali: Hr. Heine; Bote: Hr. Hartmann; Aga: Hr. Engels; Eva: J Stollberg; Helene: Fr. v. Hocher burger. Der von Hrn. Ober⸗

egisseur Grube inscenirten Vorstellung geht ein von Professor Emil Taubert gedichteter seenischer Prolog voraus.

Ihm Deutschen Theater nimmt Alexander Barthel, der von seiner Erkrankung bergestellt ist, morgen Abend in Romeo und Julia“ seine Thätigkeit wieder auf. Auch die unterbrochenen Aufführungen von „Wildfeuer« können nunmehr wieder Fortgesetzt werden, die nächste Wiederholung des Stückes findet am Montag statt.

Im Walldner-Theater erhält sich die Pofse: „Der Mann mit hundert Köpfen“ ebenso wie die „Musikalisch⸗deklamatorische Abent unterhaltung“ andauernd in der Gunst des Publikums.

Onkel Cyprsan*, die neue Vaudeville Qperette des Friedrich⸗ Wilbelmstädtischen Thbeaters (Musik von Audran, Text von

Maurice Ordeneau und Henri Kéroul, deutsch von Richard Gense), gebt am Sonnabend, 2‚ September, zum ersten Mal in Scene

Im Residenz⸗Theater beginnt die morgige erste Vorstellung von Victorien Sardou's Georgette um 73 Uhr.

Des Themas ⸗Theater wird seing nächste Novität, die Mädchenschule', eine Vaudevilleposse von Alexandre Bisson, deren Musik von Louis Gregh, berrührt, voraussichtlich in der nächsten Woche zur Aufführung bringen.

Ueber die Auffübrung des ‚Lobengrin“ Großen Over berichtet die „Köln. Ztg.“:

„Die ganze Aufführung verlief obne die geringste Störung unter Beifallsstürmen des Publikums, die bei jedem Aktschluß in wieder bolten Herausrufen der Darsteller gipfelten; unter denselben standen van Dyck Eohengrinz und Delmas elramund) in erster Linie; der Sängerin Rosa Caron fehlte, zur Elsa die lvrische Weichheit, der Frau Fierens zur Ortrud die nöthige Wucht; doch batten beide hinreißende Momente und fügten sich ausgezeichnet in das von Lamoureux glänzend geleitete Zusammenspiel ein. Das Orchester war von herrlicher Wirkung; nur das Vorspiel zum dritten Akt wurde nicht feurig genug gespielt. Die Chöre, sonst die schwache Seite der Pariser Großen Oper, hielten sich vorzüglich, nur ließen sie es, zumal der weibliche Chor, manchmal am nöthigen Schwung fehlen. Die Ausstattung war entsprechend ohne Uebertreibung. Die Stimmung des Publikums war von Anbeginn eine wahrhaft andächtige; die Zuschauer nahmen jede Gelegenheit wahr, um für

in der Pariser

das Werk ihr Gefallen zu äußern, das gestern unbestristenen Triumph erlebte. Bis 10 Ubr wurde die Empfänglichkeit jedoch etwas beeinträchtigt durch die Unrube über die Vorgänge, die sich unterdeß auf der Straße abspielen könnten. Im Saale sprach man von Straßenkämpfen und die Gemüther beschwichtigten sich erst, als während des jweiten Akts der Polizei Präfekt Loze sich in der Loge des Prãsidenten Carnot zeigte.

Mannigfaltiges.

Die Einziehung der Staats⸗Klassenstener und der ver- schiedenen Gemeindesteuern in Berlin hat in dem letztver⸗ flossenen Rechnungsjabre 1. April 1890,91 ein befriedigendes Ergebniß gebabt, wenn sich auch das Verhältniß der Ist Einnahme zu dem aus⸗ geschriebenen Steuer · Soll nicht so günftig stellt, wie dasjenige des Vorjahres 1883,90. Nach den von der ersten und zweiten Abtheilung der Steuer⸗ und Einquartierungs⸗Deputation des Magistrats aufgestellten Hebelisten bezw. nach den Restlisten am Schluß des Vorjahres betrug das einzuziehende Steuer⸗Soll für 1896/91 an Haussteuer 5 226 056,21 , an Mietbesteuer 13 781 381,83 Æ, an Gemeinde⸗ Einkommensteuer 183 314 831,58 M, an Sublerationssteuer 6243, 95.6, an Hundesteuer 366 120,35 6 und an Staats. Klassensteuer 3 086 371 79 4, zusammen 40 780 999,71 M gegen das Vorjahr mit 37 555 812 56 ; davon sind eingezogen 1) bei der Haussteuer ? 217 2535,29 4 (89, 3 o), bei der Miethssteuer 13 501 414,58 MS (97,97 0/9, bei der Gemeinde ˖ Einkommensteuer 17 464 420,52 M (895, 36 o), bei der Sublevations-⸗ steuer 6145, 738 M (98.43 oc, bei der Hundesteuer 346 406 60 (94,60 0/0), bei der Staats ⸗Klassensteuer 2 828 916,39 4 (91,66 9/0), zusammen 39 364 539, 1s Æ (96,31 υG) gegen das Vorjabr mit 36 481 104,52 M (86, 99 o,); 2) als unbeitreiblich bezw. wegen Nicht⸗ verpflichtung abaesetzt: bei der Haussteuer 4246. 10 (9, 08 Coo), bei der Miethssteuer 253 072,96 4M (1,84 G), bei der Gemeinde Einkommen steuer a. Abgang 470 578, 89 4 (27357 ), b Ausfall 310 107 50 4 (169 9,½, jusammen 4,26 C)), Sublevationssteuer 86, 49 4 (1, 34 6ũo), Hundesteuer 18 709.25 4 (5, 8́d Co). Staats-⸗Klassensteuer a Abgang jo9 115,02 M (3‚54 oο), b. Ausfall 114 932, 29 44 (3, 69 oswæ zusammen 7, 2, o), im Ganzen 1 280 948.41 Æ (3,36 0so) gegen das Vorjabr mit 960 698,15 6 (271 /; 3 in Rest verblieben: bei der Haussteuer 4568, 82 SM (0, 09 , Miethsfteuer 26 824.29 4 (O, 19 υJ, Gemeinde Einkommensteuer 69 724,67 M6 (O. 38 C), Sublevationssteuer 1177 M (0,19 0ο), Hundesteuer 450 M (O0, 02 0G und bei der Staats ⸗Klassensteuer 34 308,09 „S (1.11 ς), im Ganien . S (O, 33 G) gegen das Votjahr mit 11400989 60

. o).

Nach der N. Pr. 3. sind für die gemischte Deputation zur Berathung darüber, welche Mittel anzuwenden sind, um der wachsenden Noth in Berlin wirksam zu begegnen, bezw. vorzubeugen“, agestern aus der Stadtverordneten Ver sammlung die Stadtv. Pr. Stryck, Haß, Bailleu,. Singer Cassel, Wohlgemuth, Dr Langer⸗ hans. Dr. Horwitz, Bauke und Namelau gewählt worden. Ebenso bildete sich der Ausschuß zur Vorberathung der Vorlage, betreffend die Erhöhung der Hundesteuer, und wählte den Stadto. Nicolai zum Borsitzenden, Stadtv. Reichnow zum Stellvertreter.

Die bei dem Neptunbrunnen auf dem Schloßplatz einge troffene vierte der Stromfiguren aus Friedrichshagen verkörpert den Rhein in einer weiblichen Kolossalgestalt und soll zugleich auf die rheinisch · westfälische Industrie hindeuten. Die Figur wurde, wie die ‚Voss. 3. mittheilt, gestern bereits durch Winden auf den Becken

rand geboben, sodas nun die Aufstellung der vier sinnbildlichen

Frauengestalten im Wesentlichen vollendet ist. Nach der Breitenstraße

zu stehen Rhein und Elbe, auf der Schloßseite Oder und Weichsel.

Es bleibt noch die Stufenanlage herzustellen, die den Brunnen um⸗ geben soll. Zu diesem Zweck langten gestern graue Granitplatten auf dem Bauplatz an.

Aus der Mitte der Bürgerschaft heraus ist der städtischen Park⸗Deputation gegenüber der Wunsch ausgesprochen worden,

die nach dem Blücherplatz zu gerichtete Spitze des vor der „Heiligen Kreuzkirche“ liegenden Dreiecks abrunden zu lassen, damit den Wagen

das Einbiegen von der Blücherstraße nach dem Plan ˖ Ufer bequemer und gefahrloser gemacht werde. Gleichzeitig ist sie gebeten worden, in dem vor der Kirche angelegten Rondel einen Springbrunnen her zustellen. Die städtische Park Deputation ist gewillt, diesen Wünschen zu ntsprechen, urd hat degbalb die Bau ⸗Derutation um Aufstellung des Projektes und eines Kostinanschlages ersucht.

Vom Königlichen Eisenbabn⸗Betriebsamt Berlin Magdeburg wird Folgendes veröffentlicht: Berlin, 17 Sep- tenber. Heute Morgen 12 Uhr 7 Minuten entgleisten bei Ein⸗ fahrt des Lokal ⸗Personenzuges P 75a in das dritte Hallengeleise des hiesigen Potsdamer Bahnhofes die Maschine und die beiden derselben zunächst folgenden Wagen derart, daß die östlichen drei Hallengeleisi für den Betrieb, gesperrt waren. Bei dem Unfalle sind Beschädigungen an Personen überhaupt nicht, an Fahrzeugen nur unwesentlicher Art vorgekommen. Ein zuverlässiges Urtbeil über den Grund der Entgleisung hat sich noch nicht gewinnen lassen und muß eingehenderer Untersud ung vorbehalten bleiben. Der Betrieb hat bis heute Vormittag auf den beiden frei⸗ gebliebenen Geleisen Abwicklung gefunden und ist inzwiichen auch das fünfte Hallengeleise für die Fabrt wieder frei gemacht. Die Räumung des dritten und vierten Geleises ist noch in der Ausführung begriffen.“

Die öffentliche Konditioniranstalt zu Berlin ist, wie die N. A. 3 * mittbeilt, in den Räumen Wilbelmstraße 54 eröffnet worden. Sie steht nunmehr, nachdem alle Apparate aufgestellt und das mit allen Hülfsmitteln ausgestattete, mit der Anstalt verbundene chemische Laboratorium völlig eingerichtet ist, den Interessenten für alle mechanischen und chemischen Untersuchungen zur Verfügung.

Dem Berliner Zoologischen Garten steht nach dem Gut- achten der zu Rathe gezogenen Hrin. Professor Dieckerhoff und Dr. Schmaltz das interessante, in der Gefangenschaft noch nie da—⸗ gewesene Ereigniß der Geburt eines jungen Elepbanten bevor.

Am Sonnabend, 26. September, begeht der Verein ehe⸗ maliger Einjährig Freiwilliger der Kavalwlerie sein dies jähriges Stiftungsfest, welches in den Festsälen des Hotel Monopol mit einem Abendessen und darauf folgendem Ball gefeiert werden soll. Hervorragende Künstler Berlins. sowie Vereint mitglieder und deren Angehörige haben Borträge musikalischen und komischen Inhalts zugesagt. Für die Tafel! und Tanzmusik ist die Kapelle des Garde⸗ Fuͤrassier. Regiments gewonnen worden, welche ein gewähltes Pnrogramm zur Ausführung bringen wird. Als Gäste sind willkommen aktive und ehemalig: Einjährig⸗Freiwillige aller Truppengattungen und deren Angehörige. Melgungen nehmen entgegen Or. Verlagsbuchbändler Victor Laverrenz, Steinmttzstraße 33, und Hr. Zahnarzt Labaschin, Spandauerbrücke La

Nach Schluß der Kedaktion eingegangene Deveschen.

Chur, 18. September. (W. T. B.) Bei dem gestern erfolgten Absturz eines Beiwagens der eidgenössischen Post auf der Albulastraße bei Bergün blieben zwei Per⸗ sonen todt, vier wurden verwundet. Unter den Ver⸗ unglückten befindet sich ein Engländer, die Uebrigen sind Schweizer. New⸗JYork, 18. September. (W. T. B.) Nach einer Meldung des ‚New⸗Nork Herald“ aus Valparaiso vom gestrigen Tage ist die Ernennung von August in Edwardes zum Minister des Auswärtigen offiziell bestätigt worden. Gestern hegann ein dreitägiges Volks fest zur Feier des Sieges der Kongressisten. Die Geschäfte find anläßlich des Festes geschlossen.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

c —— —————————

Wetterbericht vom 18. September, Morgens 8 Uhr.

1

baus. kkin gen.

Temperatur —— in O Celsius

0 - 2 0 0 S0 G6. = 460 R.

Stationen. Wind. Wetter.

Bar. auf 0 Gr u. d. Meeressp red. in Millim

Lieder aus J. Rudolf Bunge.

Mullaghmore SW 5 bedeckt Aberdeen. I52 WSW 2 halb bed. Christiansund 7 W 6 Regen Kopenhagen W 2 halb bed. Stockholm. 4 wolkenlos

aparanda .- 2 bedeckt

t. Petersburg 2 bedeckt Moskau... 1I bedeckt

Weise.

ö

.

Regen

2 bedeckt

3 Regen

5 Regen

4 bedecki)

2 wolkig?

5 wolkig?)

2 bedech

d bedeckt

4 bedeckt

2 bedeckt 2bedeckt

4 halb bed.

4 Regen)

3.

e e *

2 hette⸗ e

2 heiter

I heiter

und Iulia.

I Nachts Regen. “*) Nachts Regen. Regen. 9 Nachts Regen.

Uebersicht der Witterung.

Das Hochdruckgebiet über Süd ⸗Europa hat sich wenig verändert, während die Deypression, welche gestern an der mittleren norwegischen Küste lag, südostwärts nach dem Finnischen Busen fortgeschritten ist. Unter dem Einfluß mäßiger südwestlicher und westlicher Luf strömung ist das Wetter in Deutsch⸗ land trübe und fast üllerall etwas wärmer; an der Küste ist allentbalben, im Binnenlande vereinzelt Regen gefallen. Der Luftdruck ist in West⸗Europa in Abnahme begriffen, und so dürfte Fortdauer der trüben Witterung und Regenfall zu erwarten sein.

Deutsche Seewarte.

) Nachts

unterhaltung. Anfang 74 Uhr

in 35 B

Theater ⸗Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern- 183. Vorstellung. e Oper in 4 Akten nebst einem Vor⸗ spiel von Victor E. Neßler. tbeilweiser Benutzung der Idee und einiger Original⸗ ictor von Scheffel's Dichtung von Ballet von Charles Guillemin. Dirigent; Musikdirektor Wegener. Schauspielhaus. Dramatisches Gedicht in 5 Aunzügen von G. Lessing. Anfang 7 Uhr. burg.

Sonntag: Opern hausz. JInan. Oper in 2 Akten mit Tanz von Mozart. Text von Daponte.

Schauspielbaus. 192. Vo Lustspiel in 4 Aufzügen von Shakespeare, nach Schlegel's Uebersetzung. Anfang 7 Uhr.

Deutsches Theater.

Sonntag: Der blaue Brief. Montag: Wildfeuer.

Berliner Theater.

vermählten. Ingendliebe. Anfang 7 Uhr. Sonntag, Rachm. 2 Uhr. Inlins

Abends 7! ur: Ein Tropfen ift. Montag: Wilhelm Tell.

ssing · Theater. Heilige. Lustspiel in 4 Akten nach A. W. Pinero von DOsfar Blumenthal.

Sonntag: Falsche Heilige.

Montag: Francillon. Alexandre Dumas fils

Wallner · Theater. Sonnabend: Zum 10. Male: Der Mann mit hundert Köpfen. 3 Akten von Henri Moulin und Edmond Delaviane. Hierauf: Musikalisch⸗deklamatsrische Abend · Mustk Gesangs · Burleske in 1 Akt von D. Kalisch. Nen

Sonntag u. folg.

Friedrich - Wilhelmslãdtisches Theater. Sonnabend: Pariser Leben. ildern von Carl Treumann. J. Offenbach. Regie: Hr. Binder. Dirigent: Hr. Kavellmeister Karpa.

Sonntag: Pariser Leben.

Ausstattung Zum 1. Male:

Der Trompeter von dennegu und Henry Köroul— Gens e. gesetzt von Julius Fritzsche. tionen von Gebr. . Ober Garderobier

biere Frl. Springer.

Text mit autorisirter

Anfang 7 Uhr. 191. Vorstellung. Nathan der

Sonnabend: Schauspiel Deutsch von Hermann von Löhner.

184. Vorstellung. Don

Anfang 7 Uhr. ellung. Was ihr wollt.

Sonnabend: Romeo * See. Großes Ausstattungs.

7 Bildern) von Ernst Niedt.

Im prachtvollen Sommergarten:

Sonnabend: Die Nen .

H Uhr Sonntag: Dieselbe Vorstellung. Caesar. .

Sonnabend: ) ständig neuen Kostümen.

Bukacz. Anfang 76 Ubr

Luftspiel in 3 Akten von Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

Thomas Theater. Alte

e: Direktion: Emil Thomas. Posse in

von Johannes Doebber. vom Direktor Emil Thomas.

bearbeitet von H. Graef. Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

Sonnabend, den 26. September: Debüt des Frl. Seredy vom Volkstheater in Buadapest. Onkel Cyprian. Vaudeville ˖ Operette in 3 Akten von Maurice Or⸗ Deutsch von Richard Musik von Edmund Audran. Die neuen Dekora⸗ Die neuen Kostüme vom entzky und der Ober⸗Gardero⸗

Nesidenz Theater. Direktion: Sigmund Lauten ˖

Zum 1. Male. in 4 Akten von Victorien Sardou. Anfang 74 Uhr.

Belle Alliance · Theater. Sonnabend: Zum Anfang pränse 74. Uhr. 51. Male mit durchweg neuer glãnzender Ausstattung an Dekorationen, Kostümen. Ballets, Waff en⸗Requi- jj. laß Galerie siten. Belenchtungseff eeten ꝛc , kaffe ift am Eröffnungstage von Morgens 10 Uhr eitbild in 4 Akten ab geoͤffnel

Im 6. Bilde: Zum ; ersten Male in Deutschland: Großes Pferderennen auf der Bühne von lebenden Pferden.

Vor der Vor⸗ stellung: Großes Promenaden ⸗Concert. . Anfang des Concerts 6 Uhr. Anfang des Theater

Adolph Ernst-⸗ Theater. Sonnabend: Zum

19. Male: Der große Prophet. Gesangsposse in 4 Akten von Leon Treptow. Couplets von Gustav Falsche Görz. Musik von Gustar Steffens.

Jakobstraße 30.

Sonnabend: Zum 51. Male: Im siebenten Himmel. Posse mit Gesang in 3 Akten (4 Bildern) von Jean Kren In Scene Anfang 74 Uhr.

AHrania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde.

Mit neuer Am Landes Ausstellungs Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 12— 11 Uhr. Täglich Vorstellung im wissenschaftlichen Theater. Näheres die Anschlag⸗

In cen zetiel.

Circus Renz. Sonnabend, Abends 76 Uhr.

Eröffunungs⸗ Gala ⸗Vorstellung. Debut sämmt⸗ licher neuengagirter Künstler und Künstlerinnen, so⸗ wie „Auf Helgoland, oder:; Ebbe und Fluth⸗, gr. bydrologische Ausstattungs⸗Pantomime in 2 Abthei⸗ lungen mit National⸗Tänzen (60 Damen), Aufzũgen ꝛc. Dampfschisf und Segelbootfahrten, Wasserfällen, Riesenfontänen mit allerlei Lichteffekten z, arrangirt und inseenirt vom Dir. E. Renz. Einlaß 6z5 Uhr. Preise der Plätze: Logen platz M, Sperrsitz u. Tribünenplatz 3 , J. Rang⸗ Balkon 2 , J. 34 1450 3, II. Platz 1 4,

tehplatz ) 50 3. Die Circus

Georgette.

Sonntag, Abends 76 Uhr; Gr. Festvorstellung mit neuem Programm und „Auf Helgoland“.

Familien⸗Nachrichten.

Verehelicht: Hr. Regierungs Rath Kunckel mit Frl. Else Foitzick (Breslau).

Gedvoren: Ein Sohn: Hrn. Stabsarzt Dr. Heinrici (Rawitsch) Hrn. Rittergutsbesitzer Neumann (Dom. Werndorf, Ber Trebnitz i. Schl). Hrn Forst⸗Assessor von Müller (Malitow).

Mit voll. Hrn. Grid von Witzleben (Medrow).

, , , , . Gestorben: Hin. Pastor G. Röchling Tochter

In Scene gesetzt von Adolph Ernst.

Dora ( Jackschönau). Verw. Fr. Wirkl. Geh. Ober · Reg. Rath und Ministerial⸗Direktor Bertha von Wolf, geb. von Arnim (Teplis). Verw. Fr. . Lanabeld, geb. Cornelius (Kassel). Vr. Landgerichts ⸗Direktor a. D., Geh. Justiz ˖ Rath Emil Reich (Templin U.⸗M. ). Hr. Pastor em. Bernhard Hertel (Stettin).

efetzi Redacteur: Dr. H. Klee, Direktor. Berlin:

Verlag der Expedition (Scholz.

Tage: Dieselbe Vorstellung. Concerte.

Komische Operette Saison.

stehenden Kapelle. Sonntag: Karl Meyder ˖ Concert.

Concert Jaus. Leipzigerstr. 48. 265. Concert⸗

Eröffnung mit dem neu erbauten Richard Musik von Wagner ⸗Saal. Sonnabend, Abends 7 Uhr.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verla Anstalt, Berlin h, Wilhelmstraße Nr. 32. .

Vier Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage), III. Karl und die Winter Fahrpläne für die Bezirke

Meyder ˖ Concert mit seiner aus 70 Mitgliedern be⸗ der Königlichen Eisenbahn⸗Direktionen Erfurt Anfang 6 Uhr.

(östliche und weftliche Linie), Elberfeld und Magdeburg.

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

M 22O.

Ausbildungskursus für Bewegungsspiele.

—s In dem bereits erwähnten Vortrage über die ethische und phoöfiologische Bedeutung der Bewegungsspiele, welchen nach Eröffnung des Ausbildunggkursus für ewegungsspiele in der Königlichen Turnlebrerbildungs⸗-Anstalt in der Friedrichstraße am Montag Hr. Profefsor Dr. Angerstein hielt, führte derselbe etwa Folgendes aus: Das Spiel erscheint als eine Thätigkeit, welche eine angenehme Wirkung ausübt. Während sich die Arbeit als eine Thätigkeit darstellt, die ftets ein greisbares Resultat zum Zwede hat, will das Spiel kein anderes Ergebniß, als in ihm selber liegt. Die Ärbeit kann eine langweilige, läftige und aufreihende Wirkung äußern, das Spiel gewährt Befriedigung. Freude, Erholung, Wenn nun die Spielthätigkeit auch keinen realen Zweck ins Auge faßt, so bat sie dennoch einen objektiven Inhalt; sie wird durch eine bestimmte Drdnung geregelt, und die nun in die Erscheinung tretende Spielregel schließt sich ihrerseitz gewifsenhaft an das Reale an, Ein Spiel ohne Reger gewährt keine Befriedigung; wer die vorgeschriebene Regel verletzt, erscheint als Spielverderber gleich Demjenigen, der aus dem Spiel bitteren Ernst macht. Die Spiele theilt man in Bewegungs⸗ spiele und in Sitz und Ruhespiele ein, welche letzteren die Auf. merksamkeit, das Gedächtniß, den Witz und die Beurtheilungekraft anregen und schärfen follen. Die Bewegung spiele, mit denen wir es hier zu thun haben, sind nicht allein für den Körper von Bedeutung, sie nehmen auch fast in demfelben Grade den Geist und das Gemüth, in An⸗ spruch; sie sind als eine Vorschule für das spätere Leben und Streben anzuseben, da fie einen Lebenszustand nachzuahmen suchen. Wenn dabei ein Wettstreit der Kräfte entfesselt wird, so ist dersel be kein zuügelloser, denn er erfolgt unter den Bestimmungen des Gesetzes. Die Thatfache, daß hier Niemand ausgeschlossen ist, hat eine große Bedeutung für das Kind; die sonst auf dem Gebiete der Erziehung ohne Beispiel erscheinende Beobachtung, daß sich auch der Lehrer der Regel zu fügen hat, steigert die Hochachtung vor dem Gesetze. Die Sxiel⸗ regel bringt dem Kinde die Nothwendigkest einer bestimmten Ordnung zum Bewußtfein, sie erfteht zu einem gewissen Gemeinsinn. Das Gefühl, daß der Einzelne stören könnte, fördert den Trieb, zum Ganzen zu streben und zeitigt allmählich den rechten Gemeinsinn und die Vaterlandsliebe. Das Spiel wirkt aber auch insofern bessernd, als eg, den Körper erfrischend, auch das Gemüth froh macht, und der 6 auch das Bestreben hat, seine Mitmenschen froh zu machen,

as Spiel ist andererseits für das Kind von hoher Bedeutung, weil es den eigenen Willen anregt und so eine befriedigende Wirkung übt. Wäbrend das Kind sonst seiner eigenen Neigung nicht folgen kann, darf es nach eigener Wahl spielen, wenn auch nicht in unzweckmäßiger Weise, denn über dem Willen steht die Spielregel, das Gesetz; so wird durch An⸗ regung, das Willens vermögen zu üben, die Thatkraft und die Energie des Kindes gefördert. Nachdem der Vortragende noch auf die sinnes schärfende Wirkung der Bewegungsspiele, namentlich in Bezug auf das Auge, hingewiesen, betont er, daß die ethische und die physio⸗ logische Wirkung der Bewegungespiele sich vielfach mit einander berührten. Wenn sich bei dem durch die lebhafte Bewegung geförderten Blutumlauf und dem dadurch herbeigeführten regeren Stoffwech sel das Bedürfniß nach Ersatz durch Zuführung von Nahrungsmitteln geltend mache, so werde das Kind, da Hunger der. beste Koch sei, lernen, auch mit einem Stück Brot zufrieden zu sein, und indem das Spiel zur Abgewöhnung der Leckerhaftigkeit beitrage, übe es wiederum auch eine ethische Wirkung aus. Und wenn das Spiel eine das gesammte Nervensystem kräftigende Wirkung hat, so wird auch das Gemüth des Kindes froh und beiter sein können; ein Knabe, der sich täglich auf dem Spielplatz umhertummelt, wird wohl vor nervösen Kepfschmerzen bewahrt bleiben. Aber auch nach der geistigen Seite hin wirkt das gemeinsame Spiel segensreich, indem es zur Ablegung mannigfacher Fehler beiträgt. Der verweichlichte und leicht empfindliche Knabe wird bei längerer Anwesenheit auf dem Spielplatze durch die allgemeine Thätigkeit mit fortgerissen werden und fich allmählich abbärten, der Schüchterne wird mit der Zeit im Kreise der Genossfen Muth und Sicherheit gewinnen den Faulen, der fich Anfangs nur läßfsig betheiligt, wird die Lust der Kameraden anstecken, und der Ungeschickte, der anfänglich den Spott der Genoss en fürchtet, wird die Harmlosigkeit der geübten Kritit erkennen und bei fleißiger Uebung von Tag zu Tag gewandter werden. So wirkt, wie ber? Altmeister' der deutschen Turnkunst, Ludwig Jahn geschrieben, das Zusammenleben der Jugend als das beste Erziehungs · mittel, wie in jeder Turnkunst eine Schule liegt. Wir aber wünschen, daß die Spielthätigkeit eine allgemeine werde, daß dieselbe auch von der reiferen Jugend, ja auch von den Erwachsenen geübt werde; die aus der regelmäßigen Sxielübung er⸗ wachsende körperliche Tüchtigkeit muß auch der Arbeitskraft und der Wehrhaftigkeit unseres Volkes zu Gute kommen. Wenn wir hier einen Schritt gethan auf. dem Wege, die Förderung der Körperkraft und gesstigen Frische, sowie der sittlichen Bildung zu verallgemeinern, so hoffen wir, daß derselbe zum Segen des ganzen Volkes und des Vaterlandes gereichen werde; pro patria est, dum ludere videmur Den zweiten Vortrag des Ausbildungskursus für Bewegungẽs⸗ spiele hielt am Mittwoch Abend der städtische Turnwart Hr. Dorner. Derselbe sprach über das planmäßige Verfahren bei der Ginüäbung der Bewegungsspiele und betonte zunächst, daß, wenn auch zahlreiche Versuche, die Handhabung der Leibesübungen zu verbessern, gemacht worden seien, es dennoch zur Herstellung von Rormallehrplänen auf diesem Gebiete noch nickt gekommen sei. Jtachdem er sodann die Bemühungen Lemcke's gekennzeichnet, durch Wort und Schrift die Verbreitung des freien Spiels der Jugend zu fördern, wies er darauf hin, daß erst vom Jahre 1882 an eine all gemeine Erwärmung für die Sache der Jugendspiele Platz ge⸗ griffen habe. In einer größeren Anzahl von Schulen fanden bie Turnspiele Eingang und bald konnte das Spiel einen ebenbũůrtigen Plaß neben dem eigentlichen Turnen einnehmen; in manchen Orten wurden, abgesehen von den beiden obligatorischen Turnstunden, all⸗ wöchentliche Spielübungen eingeführt. Ein Lehrer, der von der segengreichen Wirkung des planmäßigen Spiels durchdrungen ist, kann getrost mit seinen Schülern zum Spiel hinaus ins Freie ziehen: er wird ohne Zweifel bei den Kindern das größte Ent- gegenkommen finden und, ist erst der Anfang gemacht, so mehrt sich die Theilnghme zusehends. Haben die Kollegen keine Neigung, sich an dieser. Thätigkeit zu betheiligen, so werden die olteren Schüler zu Gehülfen in der Spielleitung herangebil pet, und im zweilen Jabre befriedigt die Einrichtung dieser Spielthãtig⸗ keit meistens bereits alle gerechten Anforderungen. Die Handhabung des Spieles gewinnt sehr, wenn die Betheiligung eine freiwillige ist, denn die miütels Zwanges berangezogenen Kinder geben durch ihre Mißmutbigkeit nur Anlaß zu Hader und Streit. Es erscheint nun als erforderlich, für das Sommerhalbjahr oder für jeden Monat einen bestimmten Spielplan au fzustellen, durch welchen die Thätigkeit des Lehrers und der Schüler geregelt wird; dadurch erfcheinen alle Streitigkeiten, bei der Wabl der Spiele auggeschlossen. denn die Schüler wählen zu lassen, würde sich als falsche Maßregel erweisen. Derjenige, der den Entwurf der Sxielpläne übernimmt, muß mit den vorhandenen Spielsustemen der- traut fein und die Verwandtschaft und die methodische Bebandlung der einzelnen Spiele ganz genau kennen. Bei der Aufstellung des Planes muß besonders Rücksicht auf die Größe, Form und Beschaffen⸗

Berlin, Freitag, den 18. September

beit des Spielplatzes genommen und für die Vermeidung von Störungen und Beschädigungen, wie das Schleudern des Fußballes gegen die Köpfe anderer Spielgenossen u. A. Sorge getragen werden. Wie die verschiedenen Uebungen beim Turnunterricht, müssen auch die verschiedenen Spiele je nach der Schwierigkeit der Ausführung und nach den an die Leistungsfahigkeit des Körpers zu stellenden Anforderungen auf die einzelnen Alters und Klassenstufen vertheilt werden; die Schüler der böheren Klassen werden vorzugsweise in solchen Spielen Befriedigung finden, welche eine ausgiebige Bewegung erfordern. Bei Besprechung der einzelnen in Betracht zu ziehenden Spiele empfieblt der Vor⸗ tragende, die Hauptspiele im Laufe des Sommers drei bis vier Mal wiederkehren zu lassen, damit sich die Schüler in dieselben bineinleben konnten. Da fühlt sich dann Keiner vereinzelt, Jeder gebört als Glied dem Ganzen an, und es entwickelt sich ein dem Familienleben ähnliches Verhältniß. Die Spielgenossen thun sich zu Gruppen von Klassengenossen zusammen, um auch außer— halb der Spielunterrichtszeit jene Hauptspiele zu üben, und solche Spielgenossenschaft gestaltet sich häufig zu einem Bunde für das ganze Leben. Die für größere Gruppen bestimmten Spiele sind den für Einzelne berechneten vorzuziehen, und diejenigen Sriele, bei denen eine Anzahl Einzelner nach und nach ausgeschlossen wird, sind als minderwerthig zu betrachten. Vor Eröffnung eines neuen Spieles empfiehlt sich ein kurzer und klarer Vortrag üher die in Betracht kommenden Hauptpunkte Seitens des Spielleiters. Rachdem der Vortragende darauf hingewiesen, daß sich an den älteren deutfchen Turnspielen nur wenig geändert habe, daß aber die bei den englischen Spielen leicht zur Geltung kommende Verwilderung durch Beftimmungen bekämpft werden müßsse, wie sie die Pflicht der Spiel⸗ seiter erfordere, sich als Wächter der Gesundheit der ihnen anvertrauten Kinder zu betrachten, erörtert er die bei den Spielen im hiesigen Friedrichshain zu Grunde gelegten Spielregeln, die sich im Laufe einer längeren Beobachtungszeit sehr gut bewährt haben, und geht dann zur Besprechung einzelner Spiele über. Weit ver= (delnder als das aus England eingeführte Fußballsniel wirkt der deutsche Schlagball. Die erst nach Jahre langer Uebung zu erreichende Sscherheit, den Ball mit der „Kelle zu treffen, erfreut den Aus führenden und den Zuschauer in gleichem Maße, weßhalb die Förderung dieses schönen Spieles den Kursustheilnehmern lebhaft zu empfehlen sei. Auch der Barlauf, welchen man den „König“ der Spiele genannt, ist der eifrigen Förderung werth, denn er weckt Besonnen⸗ beit und Muth, Gewandtheit und Kraft, Tübnheit und Schnelligkeit. alle Tugenden, welche dereinst den Mann zieren. Spielt der Leiter mit, soweit die Kräfte reichen, so freuen sich die Schüler und lernen in dem Lehrer den väterlichen Freund verehren, dessen noch über die Schule hinausreichendes Vorbild sie zur Nachahmung reizt. Nachdem der Vortragende sodann noch als Anleitung für die Handhabung der Jugendspiele die betreffenden Werke von Gutsmuths, von Br. Ettner, von Lion und Wortmann, von Dr. Koblrausch und Marten empfohlen, schließt er mit einem wirksamen Axpell an die Kurfugtheilnehmer, mit dazu beitragen zu wollen, daß ein Geschlecht heranwachse, welches aus frischen und dem theueren Vaterlande ge⸗ treuen Bürgern gebildet sei. . ;

In dem dritten Vortrage des Ausbildungskursus für Bewegungs⸗— spiele beschäftigte sich Herr Gymnasiallehrer Heinrich am Mittwoch Äbend mit einer Vergleichung der in Deutschland und in anderen Ländern bevorzugten Spiele,. Redner zog bier nach einem kurzen Hinweise auf Schweden, Italien, Frankreich, wo in mannigfach wechselnder Form das schon den alten Griechen und Römern vertraute Ballspiel gepflegt wird, vorzugs veise England, das Hauptland der Spiele, in den Kreis feiner Befrachtungen und. besprach eine Anzabl englischer Spiele mit Rücksicht auf ibre eiwaige Verwerthbarkeit für Deutschland. Wenn zunächst das englische Rasenballspiel, das auch bei uns hin—⸗ reichend bekannt geworden, den Vorzug beanspruchen kann, weil es eine große Gewandtheit in der Bewegung, eine scharfe Beobachtung Seitens des Auges und eine bedeutende Beherrschung beim Zuschlagen erfordert, fo erscheint dasselbe doch bei uns, wenn es sich um Massentheilnahme handelt, nicht einführbar im Hinblick auf die geringe Zahl der Theil nehmer, die sich nur auf 4 bis 8 beläuft. Wenn es sich somit als Maffenspiel nicht verwenden läßt, so ist es doch für Pensionate und fleinere Spielgesellschaften geeignet; der Einführung des Rasenball⸗ spieles in größerem Umfange steht auch noch der hohe Preis der Ge—⸗ räthschaften (gegen 75 ) im Wege. Nach einer weiteren Be⸗ sprechung anderer in England üblicher Spiele, namentlich des Ericketfpieles, tritt der Vortragende der Behauptung, welche sich in einem „Philogymnastes“ unterzeichneten Artikel in dem J. Hefte der Monatsschrift für das Turnwesen! von diesem Jahre findet und welche dahin geht, für die oberen Klassen schienen vor allen anderen die englischen Spiele am besten geeignet zu sein, auf das Entschiedenste entgegen. Was insbesondere das Cricket anbetrifft, fo erfcheint das elbe doch dem deutschen Schlagball gegen über als minderwerthig da dasselbe gewöhnlich nur elf. Theil⸗ nehmer beschäftigt, während bei dem deutschen Schlagballspiel beide Theile, die Schlagenden und die Gegner, in Thätigkeit treten; letzteres ist auch bei unserem Kaiserballspiel der Fall. Bei uns in Deutschland ist die Betheiligung am Spiel auch für den schwächeren Spieler möglich, während ein folcher von den aus lediglich vollkommen geschulten Mitgliedern zusammengesetzten Spielgenossenschaften ausgeschlossen erscheint. Nachdem Redner sodann die fernere Behauptung, die englische Jugend sei der deuischen körperlich überlegen und die Schüler der köberen Unterrichtsanstalten in Deutschland sähen der frisch und fröhlich erscheinenden englischen Schülerschaft gegenüber gedrückt und hohläugig aus, auf Grund seiner persönlichen Beobachtungen als gänzlich unzutreffend gekennzeichnet schildert er die besonders hoch zu veranschlagenden Vorzüge des Barlaufspiels und empfiehlt an Stelle des bei stets zu gewärtigender Gefahr weniger Gewandtheit erfordernden englischen , . das deutsche, den Muth und die Kühnbeit in gleichem Maße wie die Gewandtheit weckende und fördernde Schleuderballspiel. Der Vortragende kommt zu dem Er⸗ gebniffe, daß es die Aufgabe des deutschen Lehrers sei, in erster Binie das deutsche Spiel zu pflegen und die Jugend mit fremden Spielen nur bekannt zu machen, nachdem sie sich die heimischen Spiele vollkommen zu eigen gemacht habe; er schließt mit dem Wunfche, daß die gegenwärtig so rege Bewegung zu Gunsten der Jugend und Volksspiele, deren Führung das mit den erforderlichen Rräften ausgestattete Berlin übernommen habe, dem gesammten Vaterlande zu Gute kommen möge.

Etatistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung. .

Wie der „Frkf. Ztg.“ aus Berlin geschrieben wird, sind in Folge der gelegentlich des Brüsseler internationalen Arbeiter⸗ Kongresses abgehaltenen in ter natio nalen Texti larb eite r⸗ Konferenz unter den Vertrauengmännern der verschiedenen Länder bereits Verbindungen angeknüpft worden. Es wurde der Beschluß gefaßt, im Jahre 1893 einen internationalen Textilarbeiter⸗Kongreß in der Schweiz abzuhalten.

Die Redaktion des Organs des Rechtsschußvereins im Saar⸗ reviers Schlägel und Eisen⸗ zeigt an, daß das Blatt vom J. Oktober nur noch einmal wöchentlich erscheinen wird.

1891.

Aus Brüssel wird der Berliner Volkesztg. berichtet, daß der nächste Kongreß des belgischen Bergarbeiter ⸗Ver bandes im Monat November in Seraing stattfinden wird. Bei zwei⸗ tagiger Vauer wird man sich bauptsächlich mit der Lage der Berg- arbeiter und dem allgemeinen Wahlrecht beschäftigen. Wie verlautet, wird der deutsche Bergarbeiter Verband einen Vertreter als Gast dorthin entsenden. .

Das „Prg. Abdbbl.“ berichtiat das gestrige Telegramm aus Gennuga, welches von einem Ausstand det Korrektoren der Druckereien Mistheilung macht, dahin, daß es sich um einen Gerbeer= ausstand handelt und theilt ferner mit, daß sich die Ausständigen rubig verhalten. Mehrere Arbeitgebet sind äuf die Forderungen ibrer Arbeiter eingegangen. Noch am Mittwoch Abend haben neugrliche Besprechungen zwifchen beiden Parteien stattzefunden. Man sieht der baldigen Beilegung des Ausstandes entgegen.

Aus London schreibt man der ‚Rh.⸗Westf. Ztg.“ unter dem 13. d. M.: Der Aus stand der Arbeiter der Rowley Gruben in Staffordshire, welcher wegen einer angekündigten Lohnerniedrigung um 1 8 2 4 ausgebrochen war, ist beigelegt. Auch die Arbeiter an den Milton⸗Eifenwer ken in den Atkam in ⸗Furneß Ironwoꝛrks haben vorläufig mit einer Lohnermäßigung von 5 ö ihre Arbeit wieder aufgenommen, unter der Bedingung jedoch, daß die Frage Ende des Jahres nochmals verhandelt werde. In West⸗Cumber-⸗ land sind die Löhne der Hochofenarbeiter um 25 G erniedrigt worden. In dem Berthaschacht der Gruben Broughton Moor haben 200 Arbeiter die Förderung eingestellt wegen einer Lohn⸗ erniedrigung um 2 d per Tonne und Abzüge wegen Steingehalt der Kohle.

Aus Havre meldet man der Berliner Volksztg.“: Der us⸗ stand der Schiffsauslader nimmt größere Dimensionen an. Die Strikenden verlangen eine Lohner höhung von einen Franken täglich und Entlassung des Generalsekretärs. Während am Montag erst einige Mann aasständig waren, haben sich jetzt fast sämmtliche Auslader dem Ausstande angeschlossen. Die Forderung eintr Lohn erhöhung wird durch übermäßig schwere Arbeit begründet, da die meisten Schiffe mit Roggen und Weizen beladen seien.

ck. Die Geburten, Eheschließungen und Sterbefälle im preußischen Staat während des Jahres 1889.

Nach dem amtlichen Quellenwerk Preußische Statistik= betrug die Zahl der Geborenen 1135 588; auf das Tausend der nach den Ergebnissen der letzten Volkszählung für 1889 berechneten Orts anwesenden kamen deren 38,4. Unter den Provinzen traten West— Preußen und Posen durch hohe, Hannover, Schleswig ⸗Holstein, Hessen⸗ Nassau und Hohenzollern durch niedrige Geburtsziffern hervor.

Von den Geborenen waren dem Geschlechte nach 51,3 Jo männlich und 48,7 , weiblich, der Lebensfähigkeit nach 96.4 , lebendgeboren und 3,5 G todtgeboren, dem Familienstand der Mutter nach 80, 8 o/o ehelich und 9,2 So unehelich.

Uneheliche Geburten sind in den Städten nach langjährigen Be⸗ obachtungen erheblich um etwa 206 aller Geburten häufiger als auf dem platten Lande. In neuerer Zeit hat der Antheil der unebelichen Kinder an der Gesammtzahl der Geborenen zugenommen, doch bestehen in den einzelnen Landestheilen in Bezug hierauf sehr große Verschiedenheiten. So bezifferte sich der Prozentsatz der un- ehelich Geborenen in den Provinzen Westfalen und Rheinland auf 2,5 bezw. 3, o, während Berlin mit 12,9 90 alle anderen Provinzen weit überragte und nur von den Regierungsbezirken Stralsund mit 13,8 o, Breslau mit 13,5 o und Liegnitz mit 13,4 0 übertroffen wurde. Unter den Regierungsbezirken hatte Muünster mit 2, 1 96 die , Verhäͤltnißzahl unehelicher Geburten, demnächst Arnsberg mit 2,4 0 /o.

Die Zahl der Mehrlingsgeburten belief sich auf 14 509, darunter 14355 Zwillings-, 151 Drillings und 3 Vierlingsgeburten. .

Die meisten Geburten ereigneten sich im September, demnächst im März, die wenigsten im Juni, demnächst im Juli. .

Eheschließungen fanden W0 996 statt; es entfielen deren 8,1 auf tausend Einwohner. .

Die Eheschließenden gebörten an: in 61,3 0 der Fälle dem evangelischen, in 29,5 0/0 dem katholischen, in 0,1 ο einem sonst christ⸗ lichen Glaubensbekenntniß und in 1,60 oo der jüdischen Religion, so daß sich für die Mischehen ein Prozentsatz von 8, 1 ergiebt.

Dem Familienstande nach waren unter den Eheschließenden männlichen Geschlechts: 87,9 do Junggesellen, 113010 Wittwer und G, s o geschieden; von den Eheschließenden weiblichen Geschlechts: g2, 1 0, Jungfrauen, 7.1 0,υ, Wittwen und 0, 8 o geschieden. 3.

Von den eheschließenden Männern hatten nur G, 7 Ho das zwanzigste Lebensjahr noch nicht vollendet, während das bei den ebeschließenden Frauen mit 8, 14 Cο der Fall war; ferner heiratheten mehr Frauen von über 20 bis 30 Jahren als dergleichen Männer (73,5 Cο gegen 69,4 0 o), hingegen waren in allen weiteren Altersklassen die Manner weit stärker vertreten als die gleichaltrigen Frauen. Hieraus folgt, daß die Personen weiblichen Geschlechts bei der Eheschließung durch schniftlich jänger sind, als die des männlichen, jedoch ist der Alters. unterschied nicht so groß, wie man vielleicht annehmen könnte. Es betrug beispielsweise das durchschnittliche Heirathsalter nach einer be⸗ sonderen, für den ganzen Staat und die Jahre 1881 bis 1835 vor- genommenen Auszählung bei den Männern 29, 49, bei den Frauen 26, 27 Jahre,

De Zahl der Gestorbenen einschließlich der Todtgeborenen betrug 724 S553, darunter 52, männlichen und 47,3 0 weiblichen Geschlechts; auf taufend Einwohner kamen 24,5 Sterbefälle.

Schlesien, welches schon seit einer Reihe von Jahren eine hobe Sterblichkeit zu verzeichnen hat, stand mit allen drei Regierung bejirken, vornebmlich aber mit Breslau, obenan; demnãchst folgten Hohenzollern und Berlin, dajwischen die Regierungsbezirke Potsdam und Köln. Die kleinsten Sterbeziffern batten, wie früher, die Pro⸗ vinzen Schleswig ⸗Holstein, Hannover. Hessen. Nassau und Pommern, von den Regierungsbezirken Aurich, Osnabrück, Köslin und Lüneburg aufzuweisen. . ; .

Von den Sterbefällen mit Ausschluß der Todtgeburten betrafen 33,2 On oder fast genau ein Drittel Kinder im ersten Lebensjahre, und zwar war der Antheil derselben in den Städten mit 34.1 o/o wie früher größer als auf dem platten Lande mit 32,6 Ga. Die größte Ver⸗ hältnißzahl hatte unter den Provinzen Berlin mit 40,s o, demnãchst folgten Brandenburg mit 38, 8 Co, Westpreußen mit 39,6 Oo, Posen mit 37. MM und Schlesien mit 36,8 0. Die günstigsten Verbältniß zahlen bezüglich der Kindersterblichkeit hatten die Provinzen Hessen⸗ Raffau mit 22,3 o/o, Hannover mit 25, co und Westfalen mit 26, 3 oso. Im Allgemeinen war wie früber die Sterblichkeit der Säuglinge im Ssten des Staats größer als im Westen, ö

Nahebei die Hälfte (49,5 0/0) aller gestorbenen männlichen

ersonen waren Kinder im Alter bis zu 5 Jahren. Bei den Ge⸗ . weiblichen Geschlechts war dieses Verhältniß etwas geringer (46,2 ͤo), aber es starben hier aus den nächsten beiden Altersgruppen, von über 5 bis 15 Jahren, mehr als bei dem männlichen Geschlechte (5.8 Co: 5, O/o). Das maͤnnliche Geschlecht stellte zu den im Alter von über 15 bis 25 Jahren Gestorbenen verbältnißmäßig ein größeres Kontingent als das weibliche (42 0: 3,9 o). Die nun folgenden Altersklassen von über 25 bis 35 Jahren waren unter den Frauen mit 4,9 o stärker vertreten als unter den Männern mit 4,5 oo, während

letztere wiederum im Alter von über 35 bis 60 Jahren verhältnißmäßig