1891 / 222 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 21 Sep 1891 18:00:01 GMT) scan diff

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Vorübung waren fuͤt den ernsten Fall, in welchem dieselben berufen sein könnten, sich mit vollster Kraft in den Dienst des Heeres zu

stellen. Der Oberleitende: (gez) Prinz Leopold, General der Kavallerie, kommandirender General des J. Armee Corps.

Württemberg. Friedrichshafen, 19. September. Seine Majestät der Könlg ist heute Nachmittag mittelst Sonderzuges von hier nach Tubingen abgereist, um sch von da nach Bebenhausen zu begeben., wo Allerhöchstderselbe dem „St.: A. f. W.“ zufolge einige Wochen in aller Ruhe zubringen will.

Baden.

Karlsruhe, 20. September. Seine Königliche Hoheit der Großherzog ist, wie die „Karlsr. Ztg.“ meldet, aus dem Elsaß kommend, vorgestern Nachmittag über Karlsruhe, wo Höchstderselbe mit Ihrer Königlichen Hoheit der Groß⸗ herzogin zusammentraf, in Baden-Baden eingetroffen. Gestern Nachmittag kam Ihre Königliche Hoheit die Kron⸗ prinzessin von Schweden und Norwegen, Höchst— welche sich auf der Reise hierher einen Tag in Berlin auf⸗ gehalten hatte, zu längerem Aufenthalt in Baden-Baden an. Heute Mittag reist Seine Königliche Hoheit der Groß⸗ herzog nach Saarlouis, um daselbst den Corps-Manövern des XVI. Armee Corps beizuwohnen.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach.

Weimar, 19. September. Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin begiebt sich der „Th. C.“ zufolge in den ersten Tagen der nächsten Woche auf ihre Besitzungen in den Provinzen Posen und Schlesien. Ihre Königliche Hoheit die Erbgroßherzog in beabsichtigt, Ende der nächsten Woche eine Reise nach Unteritalien anzutreten.

Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.

Coburg, 20. September. Seine Hoheit der Herzog hat fich, wie die „Cob. Ztg.“ meldet, gestern früh von hier auf feine Besitzungen in Tyrel begeben. Seine Königliche Hoheit der Herzog von Edinburg ist nach England ab⸗

gereist. Reußz ä. L.

() Greiz, 19. September. Die 6 Ihrer Durchlaucht der Fürst in war durch vermehrten ustenreiz wiederholt unterbrochen. Die Schwäche ist noch groß, im Uebrigen das Allgemeinbefinden leidlich. Temperatur normal.

Dentsche Kolonien.

Die neueste Post aus Ost⸗Afrika hat einen Privatbrief von Br. Karl Peters an den Abg. Dr. Arendt gebracht, durch welchen die letzte Möglichkeit zerstört wird, daß die von anderer Seite gemeldete Nachricht von den „blutigen Kämpfen der Massais mit Dr. Peters. und seinem Rückzug nach Masinde auf Wahrheit beruhen könnte. Der Brief ist aus Moschi am Kilimandscharo vom 28. Juli datirt. Dr. Peters hatte mithin das Ziel seiner Expedition glücklich erreicht. Dr. Peters er⸗ wähnt mit keiner Silbe irgend eines feindlichen Zusammen⸗ stoßes auf dem Marsche, sein Brief zeigt vielmehr, daß die Verhältnißse in jenem Theil Deutsch-Ostafrikas durchaus friedliche siind. Dem Brief Dr. Peters entnehmen wir folgende Einzelheiten:

„Die Station Moschi liegt 4000 Fuß hoch, ist kühl und frisch, stärkt Rerven und Seele, und ich habe mich lange nicht so tadellos befunden, wie hier an den Grenzen der Massaigebiete. Ende der Woche setze ich mich in Bewegung, um um den Kilimandscharo herum zu marschtren . .. Der Kilimandscharo von der Steppe am Pangani aus gesehen, im Nordwesten von Ngueno ist groß, gewaltig, titanen baft? Er wirkt durch seine kolossale Maffe und Höhe. So ragt er empor über den Wolkenhimmel als ein Sinnbild un— berwüstlicher Kraft. So wirkt er auch auf die Seele: beruhigend und zu dem Sternenhimmel emporhebend. Von hier (Moschi) aus ist er mit feiner Schneekurpe zwar immer seltsam und befrem⸗ dend, gewährt indeß nickt den imponirenden Eindruck wie von der Steppe aus. Aber in seinen Tiefen zuckt heute noch von Zeit zu Jeit der Athemzug vulkanischer Gluth, um sein Eises haupt toben die Stürme des Nordpols. So umspannt er die Zonen des Eidballs mit seinen Massen. So soll er uns ein Symbol für die welt- umspannende Zukunft des Deutschthums sein... . Wie lange ich hier zu bleiben babe, weiß ich noch nicht. Vor Allem muß ich die Grenz⸗ regulirung gegen das britische Gebiet vornehmen. . . .“

Oesterreich⸗Ungarn.

Wien, 29. September. Seine Majestät der Kaiser und König ist, wie die „Wien. Ztg.“ meldet, gestern von Miramar wieder in Schönbrunn eingetroffen. Ihre Majestät die Kaise rin und Königin ist gestern Mittag nach Korfu abgereist.

Der Kaiser hat folgenden von Bistritz, den 15. Sep⸗ tember datirten Armeebefehl erlassen:

Indem ich alljährlich größeren Waffenäbungen meines Heeres und der beiden Landwehren anwohne, überzeuge ich mich von der stetig fortschreitenden Kriegstüchtigkeit meiner gesammten Wehrkraft. Die diesjährigen, eben abgeschlossenen Manser, zum Theil umfassender angelegt als bislang, ließen mich zu meiner hohen Befriedigung ersehen, daß meine Wehrmacht mit den den Forderungen der Gegen⸗ wart entsprechenden Kriegsmitteln einheitlich geschult, gestählt in ziel= bewußter Thätigkeit, in all ihren Theilen durch echte Kameradschaft verbunden und von jenem Geiste der Gemeinsamkeit erfüllt, welcher ihr Erbe von Jabrbunderten ist, alle Bürgschaften bietet für eine bin gebungsvolle Erfüllung der Aufgaben, die der Webrmackt im Frieden und in Tagen der Gefahr gestellt sind. Ich spreche meinem Heere und meinen beiden Landwehren für die beihätigten Leistungen aller Führer und aller Theile meinen wärmsten Dank und meine vollste Anerkennung aus? ;

Die nächste Session des Reichsraths wird, wie das „Fremdenblatt“ erfährt, zu Anfang Oktober, wahrscheinlich zwischen dem 6. und 9. dieses Monats, eröffnet werden. Gleich nach der Eröffnung wird der Finanz-Minister das Budget für 1892 vorlegen. In dem Sitzungsabschnitte, welcher mit den Weihnachtsferien abschließt, dürften nur zwei Vorlagen aus den Agenden des Handels⸗Ministeriums, nämlich die über die Subventionirung der Donau-⸗Dampfschiff⸗ fahr ts-Gesellschaft durch den Staat und jene über die Verstaatlichung der Karl Ludwig-Bahn, den Gegenstand der Verhandlungen des Reichsraths bilden. Die erstere ist bekanntlich bereits eingebracht und ihre Vorbe⸗ rathung auch schon so weit gediehen, daß sie vom Aus⸗ schlusse erledigt und an das Plenum geleitet werden kann. Der Gesetzentwurf, betreffend die Erwerbung der Karl Ludwig-⸗Bahn durch den Staat, wird ehestens nach dem Wiederbeginn des Reichraths vorgelegt werden. Nach den Weihnachtsferien werden vermuthlich die im Laufe dieses

Jahres abgeschlossenen Handelsverträge dem Parlamente zur legislativen Berathung unterbreitet werden.

5 den Handel gsvertragsverhandlungen mit Serbien schreibt das „Fremdenblatt“:

Da die Vorarbeiten für den Abschluß eines nenen Handels⸗ vertrages mit Serbien im Handels⸗Ministerium beendet sind. wurde, um die Vertragsver handlungen mit Italien ungehindert fortsetzen zu können, Seitens der beiden Re⸗

serungen der Beschluß gefaßt, diese Verhandlungen in München hn zu pflegen, und ift für den Beginn derselben der 25. September in Aussicht genommen. Um diese . werden die Vertreter Serbiens in München eintreffen und die Vertragéverhand⸗ lungen in Kooperation mit Deutschland geführt werden. Zur Cinbolung der nöthigen Instruktion wird einer unserer Kommiffäre in München (Freiherr von Kalchberg oder Dr. Stibral) in den nächsten Tagen hier eintreffen, während Ministerial⸗Rath Baron Lipthay, der Vertreter des ungarischen Ackerbau ⸗Ministeriums, nach Budapest zu dem gleichen Zweck entfendet wurde, um bezüglich der veterinär⸗ polizeilichen Angelegenheiten die nöthigen Instruktionen ein juholen. Der Zusammentritt der österreichischungarischen ZollaC.& konferenz? zur Formulirung der den Delegirten zu erthei⸗ lenden Instruktionen dürfte wohl in München stattfinden. da sich ja dort als Vertreter des Auswärtigen Amts Sektionschef Freiberr von Glanz befindet, dessen kürzliche Anwesenheit in Wien mit dieser ganzen Angelegenheit in Verbindung steht. Der mit Serbien am 6. Mai 1881 abgef chloffene Handels vertrag endet erst am 16. September 1892.

Das Infanterie-Regiment Kaiser Wilhelm, welches am 10. Oktober 1841 dem damaligen Prinzen Wilhelm von Preußen verliehen wurde, wird, nach der Köln. Ztg.“ in Leutschau ein großes, dreitägiges Ge⸗ dächtnißfest veranstalten.

Das czechische Blatt „Hlas Naroda; weist auf das glanz⸗ volle Ergebniß der letzten Manöper hin, ob⸗ gleich die Honvebs magyarisch, die kroatische Land⸗ wehr kroatisch kommandirt werde. Dies drücke nun⸗ mehr den Czechen ausgiebige Waffen für ihre Forderungen in die Hand. Könne die operirende Feldarmee gleichzeitig deutsch, magyarisch und kroatisch geführt werden, so gebe es keinen vernünftigen und gerechten Grund, den übrigen Nationalitäten die sprachlichen Rechte vor⸗ zuenthalten.

Großbritannien und Irland.

London, 20. September. Seit einer Woche weilt der Herzog von Genua, Vetter des Königs Humbert und Vize⸗Admiral, in der englischen Hauptstadt. Sein Besuch gilt der Besichtigung der Marine⸗Ausstellung. Der Herzog be⸗ wahrt strenges Incognito und wohnt in einem Hotel im Westend. Am Freitag besichtigte er das Marine⸗Arsenal in Ports mouth. .

Der britische Delegirte auf dem Berliner Arbeitskongreß und Unter⸗Staatssekretär für Indien Sir John Gorst be— reist gegenwärtig Irland, um die Verhältnisse der irischen landwirthschaftlichen Arbeiter zu studiren.

Die vom canadischen Parlament eingesetzte Unter⸗ suchungs⸗Kommission bezüglich der von Mr. Tarte gegen den Bauten⸗Minister Sir Hector Langevin und Mr. Thomas MGreevy erhobenen Beschuldigung, daß sie bei der Vergebung von öffentlichen Arbeiten sich von den Unternehmern hätten be⸗ stechen lassen, hat soeben einen Majoritäts- und Minoritäts⸗ bericht über das Ergebniß der Untersuchung erstattet. Der Majoritätsbericht findet, wie die „A. C.“ mittheilt, die An⸗ klage gegen Mr. Thomas M'Greevy im Wesentlichen für be— gruͤndet, spricht dagegen Sir Hector Langevin von ber Beschuldigung, um die Bestechereien gewußt oder an denselben wissentlich theilgenommen oder gewisse Kontrahenten bevorzugt zu haben, frei, erklärt jedoch das Benehmen gewisser Beamten in seinem Ressort für sehr tadelnswerth. Der Minoritätsbericht dagegen findet beide Angeklagten der ihnen zur Last gelegten Vergehen schuldig, erklärt jedoch die Behauptung, daß Langevin von Hwen E. Murphy mit 10 900 Dollars bestochen worden sei, für nicht erwiesen. Beide Berichte sind dem Unterhause zugegangen. Es kam dort zu einer Debatte darüber, in welcher David Mills, Mitglied eines früheren liberalen Kabinets, auch den Finanz⸗ Minister . beschuldigte, den Kontrahenten für den west⸗ indischen Postdampferdienst höhere Subfidien bezahlt zu haben, als kontraktlich stipulirt worden sei, welche Beschuldigung der Minister entrüstet zurückwies, indem er die Opposition aufforderte, dem Hause bestimmte Anklagen gegen ihn vor⸗ Lelegen, damit dieses eine Untersuchung darüber anstellen önne.

Frankreich.

Paris, 20. September. Die von dem Präsidenten der Republik Carnot am 17. d. M. bei dem Dejeuner in Vitry⸗ le⸗Frangois gehaltene Ansprache, welche bereits in Nr. 220 des „R. u. St. A.“ kurz erwähnt wurde, hatte nach der „Köln. Ztg.“ folgenden Wortlaut:

„Die schönen Manöver von 1891, deren Ziel und Tragweite der

err Kriegs⸗Minister vor einigen Tagen in beredten Worten auf dem Dperationsfelde selbst ausführte, fanden heute in einer Truppenschau ihren würdigen Abschluß. Das Heer hat abermals gezeigt, was Frankreich von ihm erwarten darf., und das ganze Land, das seinen Bewegungen während dieser Probezeit mit leidenschaftlichem Interesse folgte, ist ihm dankbar dafür, daß es sein Vertrauen und seine Liebe rechtfertigte. Das Volk hat mit seinem Scharfblick er⸗ kannt, was es in dieser herrlichen Schule der Hingebung, der Selbst⸗ verleugnung, der Mannszucht und der Vaterlandsliebe schuldet, welche die Schule Aller geworden ist Es weiß, daß wenn bewußte Festigkeit, Mäßigung, internationale Aufrichtigkeit dem Lande warme Freundschaften sichern, ein berechtigtes Vertrauen in seine Hülfs ˖ mittel ein Pfand jenes Friedens ist, den es nicht getrübt sehen will. Vom schlichten Soldaten, so tüchtig, so flink, bis hinauf zu den obersten Führern, die unter eingnder an Hingebung und Thätigkeit wetteifern, flößt das Heer uns Vertrauen ein. Im Namen der Re gierung der Republik drücke ich die Gesinnung ganz Frankreichs aus, indem ich ihm danke und ihm zu Ebren mein Glas erhebe.“

Am 19. d. M. traf der Präsident Carnot, nachdem er noch in Epernay verschiedene Anstalten besucht hatte, wieder in Fontainebleau ein.

Der Kaiser Dom Pedro ist laut Meldung des „W. T. B.“ heute aus Vichy in Versailles eingetroffen.

Als der Großfürst Alexis gestern Abend ein Boulevard⸗Restaurant verließ, trat ihm ein Individuum ent⸗ gegen, laut ausrufend; „Vive l'a Eologneli“,. Der Mann, welcher polnischer Abstammung und naturalisirter Franzose ist, wurde verhaftet. Der Vorfall rief lebhafte Bewegung unter den Passanten hervor, welche dem Großfürsten eine Ovation bereiteten.

Von fachmännischer Seite wird, wie „W. T. B.“ meldet, betreffs der jüngsten Manöver im Osten ,, g,, bemerkt, sie hätten gezeigt, daß die französische Armee im großen Ganzen recht ansehnliche, theilweise sogar überraschende Fortschritte gemacht habe. Ferner wird nicht

ohne 6 en hingewiesen, daß die Manöver, trotz der durch sie, wie auch durch die Vorkommnisse auf dem Gebiete der äußeren Politik hervorgerufenen selbstbewußten Stimmung der Bevölkerung, von keinerlei irgendwie bedenk⸗ lichen demonstrativen Kundgebungen begleitet waren.

Nußland und Polen.

St. Petersburg, 20. September. Durch einen heute veröffentlichten Kaiserlichen Ukas wird der Export von Roggen, Roggenmehl und Kleie auch aus den Häfen des Gouvernements Arch an gels k verboten. Für das Gouverne⸗ ment Simbirsk ist ein Haferausfuhrverbot erlassen worden; ein allgemeines Haserausfuhrverhot ist nicht erfolgt.

Die Großfür stin Paul, Prinzessin Alexandra von Griechenland, erkrankte laut Meldung des W. T. B. am 18. d. M. an einem Anfall von Eklampsie während der letzten Periode der Schwangerschaft. Es wurde eine Operation nöthig. Die Großfürstin wurde von einem Sohne entbunden. Später wurden indessen die Anfälle heftiger, und nach den letzten Nachrichten aus Illin? koje 91 der Nähe von Moskau) ist der Zustand der Großfürstin gefährlich und die Kranke be⸗ sinnungslos.

Nach authentischen Mittheilungen herrscht an der rus⸗ sisch'afghanischen Grenze vollkommene Ruhe,

Der hiesige serbische Gesandte Petroniewitsch wird, wie nach dem „W. T. B.“ verlautet, demnächst durch den der⸗ , . serbischen Minister⸗Präsidenten Paschitsch ersetzt werden.

Der heilige Synod hat wegen der Sammlung von Gaben für die Nothleidenden und in Betreff der Ver⸗ theilung dieser Gaben nähere Bestimmungen erlassen. Die Unterstützungen sollen demnach an alle Nothleidenden ohne Unterschied der Konfession vertheilt werden; in der Regel soll jedoch die Unterstützung durch Ver⸗ abreichung von Nahrungsmitteln und nur in dringenden Fällen durch Geld erfolgen. Die Unterstützungscomitss haben dem heiligen Synod über ihre Wirksamkeit sowie über den Eingang der Spenden Bericht zu erstatten. Das Gouverne⸗ ment Saratow, in welchem zahlreiche Deutsche angesiedelt sind, ist ebenfalls von der Mißernte betroffen worden.

Italien.

Rom, 20. September. Anläßlich der heutigen zwanzigsten Wiederkehr des Jahrestages der Einnahme von Rom hatte der Bürgermeister von Rom an den König ein Glück⸗ wunschtelegramm gerichtet, worauf Seine Majestät, wie W. T. B. mittheilt, telegraphisch antwortete; Er sei glücklich, daß die Feier dieses geweihten Tages für jeden Vaterlandsfreund eine Tradition nicht nur der Stadt Rom, sondern ganz Italiens geworden sei. Der König gedenkt in dem Antworttelegramm ferner des Heldenmuths aller Derjenigen, die sich für die Ein⸗ heit Italiens geopfert haben, und giebt der Ueberzeugung Ausdruck, daß die Vorsehung den Ausdauernden beistehen werde. In dem Bewußtsein seiner Würde und bei seiner muthvollen Zuversicht werde Italien stets bereit sein, seine Rechte zu schützen. Eine unerschütterliche Ver⸗ folgung seiner Ziele und ein hohes Pflichtbewußtsein werde Italien zur Ueberwindung der Schwierigkeiten verhelfen, die sich seinem wirthschaftlichen Fortschritte entgegenstellen. Die Erinnerungsfejer selbst verlief troß des regnerischen Wetters sehr imposant, Eine große Menschenmenge besuchte die Stelle der Bresche in der Porta pig. Unter den Besuchern befanden sich zahlreiche fremde Pilger. Die Ordnung wurde nirgends gestört. Die städtischen Behörden und eine Deputation der Offiziere der hiesigen Garnison legte einen Kranz auf die Gruft des Königs Victor Emanuel im Pantheon nieder und begab sich um 3 Uhr an die Bresche, woselbst die römischen Deputirten, eine Abordnung des Provinzialraths und gegen fünfzig römische Vereine versammelt waren. Der Bürgermeister verlas dabei das oben mitgetheilte Telegramm des Königs und hielt sodann eine Ansprache, welche, er unter lebhaftem Beifall mit einem Hoch auf den König schloß. Hierauf hielt Hector Socci Namens der Arbeiter⸗ vereine eine beifällig aufgenommene Rede. Am Schluß wurden von den Vertretern der Munizipalität und der Vereine Kränze mit Inschriften an die Bresche gehängt. In allen größeren Städten des Königreichs wurde der Jahrestag ebenfalls feierlich begangen.

Nach dem „Fanfulla“ entbehren die in Umlauf gesetzten Gerüchte, daß die Handel svertragsverhandlungen in München neuerdings auf Schwierigkeiten gestoßen seien, jeder Begründung. Es handele sich lediglich noch um geringe Meinungsverschiedenheiten, die jedoch bei dem allseitig be⸗ zeigten Entgegenkommen keinerlei Hinderniß am Zustande⸗ kommen des Vertrags mehr bilden. Die Regierung hoffe, schon binnen Kurzem in der Lage zu sein, befriedigende Mit⸗ theilungen veröffentlichen zu können.

Die „Agenzia Stefani“ meldet, die Nachricht der Pariser Blätter, daß das italienische Geschwader in Salonichi die Salutschüsse des französischen Da mpfers AM m r ique“ nicht erwidert habe, finde in Rom keinerlei Glauhen. Im Gegentheil seien Nachrichten eingetroffen, daß noch jüngst zwischen den Offizieren der französischen und italienischen Schiffe in Salonicht gegenseitige Höflichkeitsbezeugungen stattgefunden hätten und daß der Kommandant des französischen Kreuzers „Fronde“ zum Diner an Bord eines italienischen Schiffes geladen worden sei. Das i. italienische Geschwader habe jederzeit den Salut aller Schiffe durch Senken der Admiralflagge erwidert. Auch der Flaggensalut dez fran⸗ . Schiffes „Amérique“ sei mit der Kommandanten

agge in der bei Admiralschiffen üblichen Weise beantwortet worben. Den Pariser Blättern ist übrigens, wie W. T. B.“ meldet, inzwischen eine halbamtliche Mittheilung zugegangen, welche bemerkt, die aus Salonichi gemeldete Salutyerweigerung durch italienische Schiffe werde keinerlei diplomatischen Schrift⸗ wechsel herbeiführen, da es Kriegsschiffen allerdings freistehe, die Salutschüsse von Handelsschiffen zu erwidern oder nicht.

Nach einer Mittheilung der Riforma“ gestattete der Minister des Innern auf Ansuchen der Klerikalen, daß die dem internationalen Verein der katholischen Jugend angehörenden Pilger am 30. d. M. im Dantesaale in Rom einen Kongreß abhalten.

Seit einigen Tagen hat die Ankunft der langen Reihe von Pilgerzügen begonnen. Den Anfang machten nach der „Köln. Zig.“ am 16. d. M. die Spanier unter Anfüh⸗ rung des Bischofs von Tolosa. Sie kamen, in Stärke von über 500, meist Priester, Frauen in geringer Zahl, um 6 Uhr 20 Minuten Abends an und wurden von der Gioventü Cattolico Italiana nach ihren Quartieren eleitet. Am nächsten Tage wurden sie vom a. empfangen, dem sie einen prächtigen Kandelaber für den Altar des heiligen

Louis in der Kirche St. Ignazio mitbrachten. Den Spaniern folgen die Franzosen, die in verschiedenen Gruppen hier ankommen. Im Ganzen sind 2200 Betten bereitgestellt, entsprechend der muthmaßlichen Zahl der Theilnenmer jedes einzelnen Pilgerzuges. Am gestrigen Sonnabend empfing der Papst die ersten zweitausend französischen Pilger. Seine

eiligkeit erschien, auf der Sedia gestatoria getragen, in vollem

ohlbefinden und wurde lebhaft begrüßt. Der Erzbischof von Reims Kardinal Langénieur und der Graf Mun verlasen Adressen. Der Papst verlas, während 25 Minuten aufrecht stehend, die Antwort in französischer Sprache und gab dem „J. T. B.“ zufolge seiner Freude über den Eifer des christlichen Frankreichs Ausdruck. Die Franzosen seien die erste Nation, welche seit Erlaß der päpstlichen Encyelica „Rerum novaruin“ Männer der Arbeit an den Papst ent⸗ sende. Die . der sozialen Frage könne niemals durch rein bürgerliche Gesetze erfolgen; diese Lösung falle in den Ressort des Gewissens. Die Religion allein mit ihren geoffenbarten Dogmen der göttlichen Lehren besitze das Recht, dem Gewissen vollkommene Gerechtigkeit und Nächstenliebe aufzuerlegen. Man müsse somit das Geheimniß jedes sozialen Problems in der Aktion der Kirche, kombinirt mit den Hülfs⸗ quellen und Bemühungen der öffentlichen Gewalten und der mensch⸗ lichen Weisheit, suchen. Der Papst warnte sodann die Arbeiter vor jenen Gottlosen, welche insbesondere unter dem Namen „Songialisten“ auftreten, um der sozialen Ordnung zu schaden und die Arbeiter zu verderblichen Tendenzen zu bewegen. Der Papst forderte schließlich die Arbeiter auf, zur Hebung ihrer geistigen und materiellen Stellung unter dem Patronat der Bischöfe Vereine zu bilden, und empfahl ihnen Sparsamkeit im Interesse ihrer Kinder. Die Führer der Pilger brachten dem Papst ihre Huldigung durch Fußkuß dar, worauf sich der Papst unter erneuten Zurufen auf der Sedia gestatoria wieder in seine Appartements begab. Zwölf Kardinäle wohnten der Audienz bei.

Türkei.

Nachrichten des „W. T B.“ aus Konstantinopel vom 20. September zufolge ist der Minister der Finanzen und der Tivilliste Agop Pascha am Sonnabend Abend mit dem Pferde gestürzt und eine halbe Stunde später verstorben

Die „Agence de Constantinople“ dementirt die Meldung des Parifer „Times“ Correspondenten, daß Rußland der Türkei bedeutende Nachlässe an der Kriegsentschädigungs⸗ schuld bewilligt habe. Der russische Botschafter Nelidow fahre fort, nach jedem versäumten Ratenzahlungstermin der Pforte eine dringende Mahnung zugehen zu lassen, wie dies erst kürzlich geschehen sei.

In Konstantinopel sind dem W. T. B:“ zufolge Gerüchte verbreitet, daß der türkische Botschafter in London Rustem Pascha durch den Botschafter in Wien Zia Bey ersetzt werden solle. An Stelle des Letzteren solle Aarifi Pafcha, der frühere Präsident des Staatzraths, treten,

Nach einem Telegramm des „Standard / aus Konstantinopel vom 20. d. M. sind dort Berichte eingegangen, denen zufolge die Hauptstadt von hemen, Sana, von den Insurgenten genommen worden sei; die armenischen Kurden hätten ein allgemeines Blutbad unter den Christen angerichtet.

Griechenland.

Athen, 20. September. Die Nachricht von der gefähr⸗ lichen Erkrankung der Groß fürstin Pa ul (vgl. „Rußland“) rief hier eine große Bewegung hervor. In allen Kirchen werden Bittgebete veranstaltet. Die Regierung, die Stadt⸗ behörden sowie viele Private drückten in Telegrammen an den Großfürsten Paul demselben ihre Theilnahme aus.

Rumänien.

Bukarest, 19. September. (W. T. B.) Der Minister⸗ rath berieth gestern über die Paßfrage. Den getroffenen Beschlüssen zufolge bleiben die Paßvisa bestehen; jedoch sollen zur Erleichterung des Grenzverkehrs die Militärkommanvanten befugt sein, den Bewohnern der Grenzbistrikte auf die Person laufende und mit Signalement versehene, auf drei Tage gültige Passirscheine auszustellen, soweit es sich um Reprozität Üübende Nachbarländer handelt. Unter derselben Voraussetzung wird es den in den Grenzgebieten seßhaften Fremden gestattet sein, mit vorher von den rumänischen Präfekten visirten Pässen über die Grenze ein⸗ und auszugehen.

Hiesigen Blättern zufolge würde der rumänische Gesandte bei , ,. Regierung Vacarescu seinen Posten verlassen.

Bulgarien.

Sofia, 20. September. Der Jahrestag des An⸗ schlusses Ostrumeliens an Bulgarien ist gestern in Philippopel festlich begangen. An den Prinzen Ferdinand, an den Minister-Präsidenten Stambulow, an den ehemaligen Minister Stranski als Förderer der Union, sowie an die Wittwe Zacharias Stojanow's wurden Begrüßungs⸗Telegramme abgesandt. Am Abend wurden in der festlich beleuchteten Stadt Volksbelustigungen veranstaltet. Auch in anderen Städten Ostrumeliens wurde der Jahrestag gefeiert.

Schweden und Norwegen.

99 Stockholm, 17. September. Behufs Entwerfung von Plänen zu Befestigungsanlagen auf der Insel Gothland haben sich der Ingenieur⸗Major Munthe, der Hauptmann Ahlmann und Lieutenant Odeistjerna nebst der erforderlichen Mannschaft gegen sechs Wochen in der Gegend von Tingstäde auf Gothland aufgehalten und sind diese Offiziere nunmehr nach Carla borg zurückgekehrt. Es galt, zu ermitteln, auf welche Weise bei einer drohenden Kriegsgefahr in kürzester Zeit und für die geringsten Kosten ein befestigter Platz auf Goth⸗ land zu errichten sein würde. Nachdem mehrere Stellen auf der Insel untersucht worden waren, fand man, daß die Gegend von Tingstäde nicht nur bezüglich der Kosten, sondern auch wegen der natürlichen Beschaffenheit und der Lage, welche den ganzen nördlichen Theil von Gothland beherrscht, die einzige geeignete Stelle für Befestigungs anlagen sei. Der nördliche Theil der Insel, werde bei einem feindlichen Angriff am meisten bedroht sein, weil die Operationen eines e , mit der größten Wahrscheinlichkeit fich auf den vorzüglichen Kriegs⸗

hafen auf Farösund richten würden. Unter diesen Voraus setzungen

sind die nun vorliegenden Pläne entworfen. Das Terrain für die Befestigungs anlagen erstreckt sich von Tingstäde⸗Kirche ein Stück längs Myrväller; die Anlagen sollen, derartig werden, daß die Besatzung selbst eine längere Belagerung aushalten kann. Ein festes Fort, das auf der Höhe bei Tingstäde⸗Kirche projektirt ist, soll den Kern der Stellung bilden. Da der auf der Insel vorhandene Bestand an Artillerie für eine wirksame

/

Vertheidigung der Befestigungsanlagen durchaus unzureichend ist, so soll die Kriegsverwaltung um die Absendung noch einer Batterie (der dritten) schwerer Festungsgeschütze nach Gothlar⸗ ersucht werden.

Amerika.

Vereinigte Staaten. Washington, 18. September. Eine Proklamation des Präsidenten Harrison hat die kürzlich von den For Kiowa⸗ uud Pottowattamie⸗Indianern abge⸗ tretenen Ländereien in dem östlichen Oklahoma für Ansiede⸗ kung unter dem Heimstättengesetz freigegeben. Die Verfügun soll am 22. d. M. in Kraft treten, und schon jetzt haben 16 nahezu 20 000 Personen an der Grenze eingefunden, um sich im ersten Moment in das neue Gebiet zu begeben. Viele Männer sind mit Rassepferden versehen, und es wird sich vor⸗ aussichtlich ein sehr heißer Wettbewerb um das am Besten zu Heimstätten geeignete Land erheben.

Das Staatsdepartement hat die amtliche Mittheilung empfangen, daß sich an der Grenze von Texas eine Bande Mißvergnügter angesammelt hat, um in Mexiko einzufallen. Die Nachricht wurde, wie „R. B.“ meldet, sofort an den , . und den Gouverneur von Texas weiter⸗

efördert.

Brasilien. Dem „R. B.“ wird aus Rio de Janeiro vom 20. d. M. gemeldet: Der Finanz⸗Minister empfiehlt in einem Spezialbericht, das Recht der Banknoten— Ausgabe ausschließlich der Bank der Republik vorzu⸗ behalten und das Maximum der durch die Bank zu emittirenden Banknoten auf 600 Millionen Milreis festzusetzen, welche durch Obligationen gedeckt werden sollen. Zu diesem Zweck solle der gegenwärtige Goldfonds durch die neuen Obligationen im Betrage von 450 Millionen Milreis ersetzt werden.

Chile. Nach übereinstimmenden Meldungen des „Reuter'schen Burcaus“ aus Buenog-Aires und des „New— Hhork Herald“ aus Valpargiso hat sich Balmaceda am J9. d. M. früh 8 / Uhr auf der argentinischen Gesandtschaft in Santiago durch einen Revolverschuß getödtet. Die Nachricht rief in Valparaiso große Bewegung hervor. Am Sonnabend Abend war Valparaiso festlich beleuchtet. Der „New⸗Jork Herald“ berichtet aus Valparaiso vom 19. d. M. ferner: Balmaceda habe am 29. August Santiago in der Hoffnung verlassen, aus Chile entkommen zu können. Da er jedoch alle Wege bewacht gefunden habe, sei er am 2. Sep⸗ tember nach Santiago zurückgekehrt und habe sich seitdem da⸗ selbst in der argentinischen Gesandtschaft verborgen gehalten. Von dem von Balmaceda verübten Selbstmord habe der argentinische Gesandte Uriburu die Kongreßjuntg sofort in Kenntniß et, welche eine Kommission zur Besichtigung der Leiche Balmaceda's und zur Aufnahme des Protofolls nach dem Thatorte entsandte. In einem Brief an seine Mutter betont Balmaceda, er habe in dem Bewußtsein ge⸗ handelt, daß das Recht auf seiner Seite sei. Seine Generale hätten ihn verrathen. Wenn man seine Befehle ausgeführt hälte, wären die Kongressisten geschlagen worden. Balmaceda vertheidigt sich sodann gegen den Vorwurf der Grausamkeit. Von mehreren Akten, welche ihm zugeschrieben würden, habe er erst nach deren Verübung erfahren. Den Rathschlägen des amerikanischen Konsuls Egan, mit den Kongressisten Frieden zu schließen, habe er kein Gehör geschenkt, weil er ge⸗ glaubt habe, daß Egan unter ihrem Einflusse stehe. Der Korrespondent des „New-Hork Herald“ betont, daß er seine Rachricht vom 14. d. M., wonach Balmaceda in der Ver⸗ kleidung eines amerikanischen Matrosen von einem amerika— nischen Admiral an Bord seines Schiffes genommen worden sein sollte, von einer Seite erhalten habe, die er bis dahin für vertrauenswürdig . durfte.

Joss Manuel Balmaceda entstammte, wie die Frkf. Ztg.“ schreibt, einer angesehenen und begüterten chilenischen Familie. Er war im Jahre 1840 geboren, wurde im Jesuitenseminar in Santiago erzogen. ffudirte die Rechte und war ein vielbeschäftigter Anwalt. Trotz feiner kirchlichen Erziehung verfocht er freisinnige Prinzipien, gründete 18658 mit gleichgesinnten Männern den Reformklub und wurde 1876 zum Abgeordneten gewählt. Als solcher that er sich bald hervor, denn er war ein vortrefflicher Redner. Nachdem er als Gesandter Chiles in Buenos Aires viel dazu beigetragen hatte, daß Argentinien während des Krieges zwischen Chile und Peru eine wohlwollende Neutralität bewahrte, wurde Balmaceda am 12. April 1882 vom Präsidenten Santa Maria zum Minister des Innern ernannt. Als solcher arbeitete er mit Entichiedenheit auf die Trennung von Staat und Kirche hin und fetzte 1884 die Einführung der Civilehe und die Konfesstonslofigkeit der Kirchhöfe durch. Die Liberalen stellten ibn in Folge deffen als Kandidaten für die Präsidentschaft auf. Am 18. Ja⸗ nuar 1385 wurde Balmaceda zum Präsidenten der Republik gewählt, und am 18. September 1886 trat er sein Amt an.

Verkehrs⸗ ⸗Anstalten.

Die Land⸗Telegraphenlinie von Accra nach Addah in der Goldküste West⸗ÄAfrika ist bis nach Quittah verlängert ö. ) ö. Worttaxe für Telegramme nach Quittah beträgt

Die coreanische Telegraphenlinie ist von Seoul bis Genzan verlängert worden; die Worttaxe für Tele⸗ . Genzan beträgt für den Weg uͤber Sibirien

Durch die unterseeische Telegraphenverbindung zwischen Cayenne und Vizeu in Brasilien ist für den Verkehr mit Brasilien, Uruguay, Paraguay und Argentinien ein neuer Wen erschlossen worden. Die auf diesem Wege zu befördern⸗ den Telegramme müssen den Vermerk „via Hafti“ tragen. Die Worttaxe ist um 2 M 30 3 bis 3 6 20 theurer als diejenige für die Wege über Galveston (Texas) oder Lissabon, Pernambuco.

Die spanische Telegraphen⸗Verwaltung hat Melilla an

der nordafrikanischen Küste sowie die Inseln Chafarinas

und Alboran durch ein unterseeisches Kabel mit dem spanischen Telegraphennetz verbunden. Die Gebühr für Telegramme nach diesen Orten ist gleich derjenigen für Spanien, also 20 3 für jedes Taxwort. t

Am Sonntag, 27. September d. Ig,', wird ein Senderzug zum Besuch der Leipsiger Messe von Berlin nach Leipzig befördert. Derfelbe fäbrt 6 Üühr 365 Minuten Vormittags von hier Anhalt⸗ Brebbener Bahnhof ab und trifft in Leipßfig 10 Ubr 29 Minuten Vormittags ein. Rückfahrt von Leipzig erfolgt 9 Uhr 30 Minuten Abends mit Änkunft in Berlin 12 Uhr 50 Minuten Nachts. Die drei Tage gültigen Sonderzug Fahrkarten zu 9 80 3 für die If und 6 M 65 3 für die III. Klasse berechtigen am Sonntage zur Rückfahrt sowohl mit dem Sonderzuge, wie mit allen fahrplanmäßigen Personenzügen, und an den folgenden beiden Tagen mit allen fahrplanmäßigen Personenzügen. Die Be⸗ nutzung von Schnelljügen ist gänzlich ausgeschlossen, worauf noch be⸗

sonders aufmerksam gemacht wird. Freigepäck wird nicht gewäbrt. Der Fahrkarten ⸗Verkauf findet vorher bei dem Invalidendank, Mark⸗ grafenstraße 5 a, und am Sonntag, den 27. September früh, bei 65 , auf dem Anhalt ⸗Dresdener Bahn⸗ ofe statt.

Die Königliche Eisenbabndirektion zu Bromberg macht zugleich Namens der übrigen betheiligten Verwaltungen bekannt, daß dem am 1. September d. J eingeführten allgemeinen Au snahm e⸗ tarif für Getreide. Hülsenfrůͤchte und Mühlenfabrikate nachträglich die Ostpreußische Südbahn bezüglich der Stationen Grajewo, Lyck und Proftken beigetreten ist.

Bremen, 19. September. (W. T. B.) Norddenutscher Lloyd. Der Dampfer . ist heute auf der Fahrt nach Australien in Part Said, der Dampfer Leipzig!“ ist heute auf der Fahrt nach Brasilien in Oporto, der Dampfer . Nürn⸗ berg. gestern in Suez angekommen. Der Schnelldampfer Kaiser Wilhelm II. ist gestern Abend, der Dampfer Köln“ heute in Bremerhaven, der Dampfer „Stuttgart“ gestern in Do ver angekommen. Der Dampfer . Ohio“ ist gestern auf der Fahrt nach dem La Plata in CGorunna eingetroffen. Der Schnelldampfer Fulda!“ ist gestern Abend in Rew⸗NYork angekommen.

20 September. (W. T. B) Der Pcstdampfer Ohio? nach dem La Plata bestimmt, hat am 18. September Abends die Reise von Corunna fortgesetzt und ist am 19. September Vormittags in Vigo angekommen.

Ham burg, 19. September, (W. T. B) Hamburg Amerikanische Packetfahrt- Aktiengesellschaft. Der Post- dampfer Colonia“ ist, von Hamburg kommend, heute in St. Thomas, der Schnelldampfer Normannia“ in New⸗York eingetroffen. Der Postdampfer Ascania“ ist heute Abend in Ga stbourne eingetroffen. Der Schnelldampfer Columbia ist heute Mittag von Southampton abgegangen.

21. September. (W. T. B.) Der Postdampfer Croatia“ hat, von New⸗York kommend, heute früb Lizard vassirt.

Trie st, 29. September, (W. T. B.) Der Lloyd dampfer Achille“ ist gestern, der Lloyddampfer Berenice“ heute, von Konstantinopel kommend, hier eingetroffen.

Theater und Musik.

Friedrich ⸗Wilbhelmstädtisches Theater.

Jaeques Offenbach's „Pariser Leben“ ging bei Gelegenheit des Debuts des Frl. Leopoldine Augustin am Sonnabend vor ziemlich gut besetztem Hause wieder in Scene Die Debütantin, welche schon in der letztverflossenen Saison am Wallner⸗ Theater ihr hübsches Soubrettentalent erkennen ließ, sang die Rolle der Gabriele, der kleinen Handschuhmacherin. Sie trug ge— schmackvoll vor, spielte anmutbig und temperamentvoll, sodaß die Gesammtleistung eine recht gefällige war, obgleich das Ausdrucks⸗ vermögen für den prickelnden, schäumenden Uebermuth, die graziöse Pikanterie dieser kleinen Offenbach'schen Heldin erst in der Ent— wickelung begriffen zu sein scheint. Frl. Offeney er— freute als Metella durch den Wohllaut ihres Organs; die größte Wirkung erzielte Hr. Klein als Schuster Jean Frick mit dem parodistischen Humor, der seine Spiel- und Gesangsweise durch⸗ zog. Die übrigen Darsteller vereinigten sich mit den genannten zu einem recht anerkennenswerthen Zusammenspiel, ohne daß bedeutende Einzelleistungen zu erwähnen sind.

Mit ganz besonderer Sorgfalt inseenirt und einstudirt geben im Berliner Theater Ernst von Wildenbruch's „Väter und Söhne“ am Körnertage, Mittwoch, den 25. 8. M, zum ersten Male in Scene. Martha Baumgart, Ida Bauer, Franz Jacobi, Arthur Kraußneck, Paul Nollet. Waldemar Robert, Ludwig Stahl, Emanuel Stock⸗ hausen, Ferdinand Suske stellen die Hauptrollen des von Ludwig Barnay in Scene gesetzten Werkes dar. Der Aufführung geht ein die festliche Bedeutung des Tages würdigender Prolog voran, der Ernst von Wildenbruch zum Verfasser hat und von Ludwig Barnay gesprochen werden wird.

Im Thomas-Theater werden die Aufführungen der Kren'schen Posse „Im siebenten Himmel“ nur noch bis inklusive Donnerstag stattfinden, da alle Vorbereitungen für die glänzend aus geftattete Rovität beendet sind, deren erste Aufführung auf Freitag, den 25. September, festgesetzt ist.

Die erste Lohengrin⸗Vorstellung in der Großen Oper zu Paris beschreibt der Berichterstatter des Journal des Débats“ folgendermaßen: Um 73 Uhr war das Theater nahezu gefüllt; Poli- tiker wie Clsmenceau, Le Myre de Vilers, Lissagaray, aber kein Minister (nur einer war in Paris anwesend), Musiker wie F. Chabrier, Faure, Pessard, Dupernoh, die ganze Presse und Kritik, die Abonnenten in ihren Logen und Sitzen. Das Drchester stimmt das Vorspiel an, und, seit den ersten Takten ist das Spiel offenbar gewonnen, es endigt unter be⸗ geisterten Bravorufen, und Lamourenx, der sich verneigt, empfängt wohl verdiente Haldigungen. Die Ausstattung des ersten Aktes ent sprach genau der Ueberlieferung: die Bühne füllt ein großer Eich- baum, im Hintergrunde fließt der Fluß, auf dem Lohengrin und sein Schwan erscheinen werden, eine großartige Landschaft, ein Gemälde, angemessen der Handlung, die sich vollziehen soll. Der König (Delmas) wird warm begrüßt und nach dem Vortrage von Elsa's Traum, den Fr. Caron vollendet singt und spielt, bricht ein wahrer Beifalls⸗ fkurm loß; die Darstellerin hat eine ganz neue Elsa geschaffen, eine Art Verjückte mit offenen Augen, und fand damit großen Anklang. Der fo mächtige, aber schwierige Chor bet der Ankunft des Schwans wurde mit einem Schwung und einer Genauigkeit ausgeführt, die zeigte, daß nur der Mann fehlte, um die vortrefflichen Elemente, welche die Oper besitzt, zu verwerthen. Van Dyck eroberte sich mit dem Mein lieber Schwan' das Haus; er war gestern der bewun⸗ dernswertheste Lohengrin, den man sich denken kann, ein vorzüglicher Spieler und vollendeter Sänger zugleich. Der Zwischenakt verlief durchaus ruhig; in den Wandelgaͤngen beglückwünschte man den Polizeipräfekten wegen der Maßregeln, mit denen er die Stören friede fern hielt. Dann hob der Vorhang sich wieder und zeigte den Schloßhof, eine entzückende Dekoration, welche die treffliche Be⸗ leuchfung der aufgehenden Sonne noch hob. Im Anfang des zweiten Aktez nehmen Fr. Fierens und Hr. Renaud das Interesse gefangen, sie füllen beide ihre , n Stellen (Ortrud und Telramund) gut aus, und auch die Aufrufe des Herolds (Or. Douaillier) ernten Beifall. Wir können den Beifallsäußerungen, welche die Chöre und das Orcheffer im Laufe des Abends auszeichneten, nicht im Ginzelnen folgen; während des großen Duos im dritten Akt fanden die . gungen für Fr. Caron und Hrn. van, Dyck kein Ende, ebenso wie nach' der letzten Erjählung Lohengrin's, die van Dyck mit ganz befonderem Keiz vortrug. Am Schluß jedes Aktes wurden die Dar steller mehrmals gerufen und Lamoureux wurde in ihren Triumph eingeschlossen. Der schöne Abend, den wir ihm und den Direktoren der Oper verdanken, wird den in der Erinnerung nicht auslöschen, den uns vor vier Jahren das Edentheater bot, wird aber sein wür. diges Gegenstück bleiben, und das ist zweifellos das schönste Lob, das ihm zu Theil werden kann.

Maunigfaltiges.

Aufruf!

Das grenzenlose Unglück, welches die Ortschaften Con⸗ uegra und Almeria in Spanien heimgesucht, indem urch beispiellose Ueberschwemmungen eine dieser Ortschaften fast ganz, die andere theilweise . wurde, und Tausende von Personen umgekom]men sind, hat in fast allen Haupt⸗ städten Europas die öffentliche Wohlthätigkeit wachgerufen, und die spanischen Vertreter haben sich an die Spitze von