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Anlage befindlichen Gnadenbeweise und Beförderungen zur Kenntniß des Armee ⸗Corps zu bringen und auch den Unteroffizieren und Mann⸗ schaften Meine Anerkennung ihrer Haltung und Leiflungen zu erkennen zu geben. Besonders haben Sie den Offizieren, Unteroffizieren und Mann⸗ schaften der unter Ihrem Befehl zusammengezogenen Reserve ⸗Division auszusprechen, daß dieselbe in ihren Leistungen nach allen Richtungen hin Meinen Erwartungen voll entsprochen bat. Ihnen selbst wünsche Ich Meine Anerkennung und Meinen Königlichen Dank dadurch zu bethätigen, daß Ich Ihnen das beifolgende Großkreuz des Rothen Adler ⸗Ordens mit Eichenlaub und Schwertern am Ringe verleihe. Ich scheide von dem Armee ⸗Corps mit der Zuversicht, daß dasselbe unter so bewährter Führung den Standpunkt der gewonnenen Aus bildung festhalten wird. Mühlhausen i. Th., den 19. September 1891. Wilbelm.
Zugleich veröffentlicht der Ober-Präsident der Provinz Sachsen von Pommer⸗Esche das nachstehende Allerhöchste Dankschreiben:
Am heutigen Tage, an welchem Ich nach Beendigung der dies jährigen großen Herbstübungen aus der Provinz scheide, will Ich Mir die Genugthuung nicht versagen, Meine Freude über den Empfang auszusprechen, der Mir und der Kaiserin und Königin, Meiner Gemahlin, hier bereitet worden ist. Erfurt und Mühlhausen haben gewetteifert, ihrer alten königstreuen Gesinnung in dem Schmuck ihrer Straßen und Plätze und in allen Veranstaltungen, die zu Meiner Begrüßung getroffen worden sind, einen Ausdruck zu geben, der Mich ebenso wie die sympathische Hal⸗ tung der Bevölktrung in Stadt und Land überaus wohlthuend be— rübrt hat. Hierfür und für die herzliche Aufnahme, welche, wie Ich gern erfahren habe, den Truppen zu Theil geworden ist, beauftrage Ich Sie, der Provinz Meinen Königlichen Dank bekannt zu geben.
Mühl hausen, den 19. September 1891.
Wilhelm R. An den Ober ⸗Präsidenten der Provinz Sachsen.
In den bisher über die Katastrophe der Zelews ki⸗ schen Expedition durch die Presse veröffentlichten Mit— theilungen sind die Namen der als gerettet bezw. vermißt oder getödtet bezeichneten Personen vielfach verstümmelt wieder⸗ gegeben. Die folgende Liste enthält die richtigen Namen der⸗ jenigen Deutschen, welche, soweit die bisher eingetroffenen amtlichen Telegramme ergeben, an der Expedition betheiligt waren:
I) Commandeur von Zelewski,
3 Lieutenant von Tettenborn,
3) Lieutenant von 3itzewitz,
4) Lieutenant von Pirch,
5) Lieutenant von Heydebreck, 6 . Dr. Buschow,
7) Feldwebel Kay,
3) Unterbüchsenmacher Hengelhaupt, 9) Unteroffizier Herrich,
10) Unteroffizier von Tiedewitz, 11) Unteroffizier Wutzer,
12) Unteroffizier Schmidt,
13) Unteroffizier Thiedemann, 14) Lazarethgehülfe Hemprich.
Das Auswärtige Amt hat ein neues Verzeichniß der Kaiserlich deutschen Konsulate (im August 1891), welches bei E. S. Mittler und Sohn erschienen ist, heraus— gegeben; gleichzeitig ist ein Verzeichniß der Konsuln im Deutschen Reich erschienen.
Seine Hoheit der Herzog Ernst Günther zu Schleswig-Holstein, Hauptmann im Großen Generalstabe, hat sich mit längerem Urlaub nach Ungarn begeben.
Der General-Lieutenant von Holleben, Commandeur . 1. Garde⸗Infanterie⸗Division, hat mit Urlaub Berlin ver— assen.
Nachdem der zur interimistischen Führung der Geschäfte der hiesigen Königlich württembergischen Gesandtschaft nach Berlin entsandte württembergische Legations⸗-Rath, Kammerherr Freiherr von Linden sich nach Stuttgart zurückbegeben hat, a. bis auf Weiteres der württembergische Militärbevoll⸗ mächtigte, Oberst-Lieutenant und Flügel-Adjutant von Neid—⸗ hardt als Geschäftsträger.
Königsberg, 20. September. Der Minister für Land⸗ wirthschaft 2c. von Heyden traf, wie die „Ostpr. Ztg“ be⸗ richtet, gestern in Begleitung des Ober-Präsidenten Grafen zu Stolberg⸗Wernigerode und des Regierungs⸗Präsidenten von Heydebrandt und der Lasa in Cranz ein. Bei dem dem Minister zu Ehren veranstalteten Diner brachte der stellvertretende Landrath des Kreises Fisch⸗ hausen, Regierungs⸗Assesor Graf von Finckenstein ein Hoch auf den Minister aus, wobei er schließlich dem Wunsche und der Hoffnung Ausdruck gab, daß die Eindrücke, welche der Herr Minister von seiner Reise in der Provinz Ostpreußen empfangen habe und noch empfangen werde, auch diesem Kreise zum Segen gereichen möchten. Der Minister von Heyden antwortete, nach Mittheilung der erwähnten Blattes, in längerer, ausführlicher Rede ungefähr Folgendes: Seine gegenwärtige Reise in der Provinz Ostpreußen sei leichsam die zweite Auflage der im Juli stattgefundenen
inisterreise; sie sei der unmittelbare Ausfluß der Willens— meinung an Allerhöchster Stelle; Seine Majestät der Kaiser und die Organe der Königlichen Staatsregierung wendeten ihre größte Aufmerksamkeit dieser Provinz zu, in welcher er, Gott sei Dank, von einem Nothstande nichts wahrgenommen habe. Wohl aber sei überall ein eifriges Streben in der Landwirthschaft vorhanden, um die gerade 6 die Provinz Ostpreußen vielfach mißlichen wirth⸗ chaftlichen und anderen Verhältnisse zu überwinden, und bei dem Wohlwollen der Königlichen Staatsreglerun werde ein Erfolg dieses Strebens, unterstützt dur organische Maßnahmen und eventuelle Gesetze sicher nicht aus—
bleiben. Die wohlwollenden Worte des Ministers gipfelten schließlich in einem Hoch auf Seine Majestät den Kaiser, von welchem die Fürsorge 33 die Provinz Ostpreußen aus eigenster ö hervorgehe. Die Versammelten und mit ihnen auch die draußen vor dem Saale dicht geschaarte Menge der Badegäste und Einwohner stimmten begeistert in das drei⸗ malige Hoch ein.
Sigmaringen, 20. September. Seine Königliche Hohert der Fürst von Hohenzollern hat sich, wie die „Allg. Ztg.“ meldet, heute nach Heiligendamm begeben, wo übermorgen die Taufe der am 30. v. M. geborenen beiden Prinzen statt⸗ finden wird. Auch der Peinz Ferdinand von Rumänien ist dorthin abgereist. ⸗
Württemberg.
Stuttgart, 21. September. In der letzten Zeit des Aufenthalts in Friedrichshafen hat das Befinden Seiner Majestät des Königs dem „St. A. f. W.“ zufolge insofern wieder zu wünschen übrig gelassen, als während einiger Tage die Erscheinungen der Unterleibsstörung etwas mehr hervor⸗ getreten sind. Dagegen hat sich glücklicherweise bisher kein Fieber gezeigt, und es ist zu hoffen, daß bei andauernder
uhe und sorgsamer Pflege die Störung sich bald wieder ausgleichen und die erfreulicher Weise zu konstatirende Er⸗ holung des Allerhöchsten Patienten nicht weiter beeinträchtigt werden wird. Die Fahrt nach Bebenhausen hat auf das Befinden Seiner Majestät keinen nachtheiligen Einfluß gehabt.
Baden.
Karlsruhe, 21. September. Das Befinden Ihrer Königlichen Hoheit der Kronprinzessin von Schweden und Norwegen hat sich, wie die „Karlsr. Ztg.“ erfährt, seit der letzten Erkrankung wesentlich gebessert, sodaß nur noch fuͤr Höchstihre Stärkung Sorge zu tragen ist. Ueber die Zeit des Aufenthalts Ihrer Königlichen Hoheit in Baden ⸗Baden ist noch keine feste Bestimmung getroffen.
Dasselbe Blatt erklärt die Blättermeldung über den bevorstehenden Rücktritt des Minister⸗Präsidenten Dr. Turban sammt den daran geknüpften Kombinationen über die Bildung eines neuen Ministeriums für un— begründet.
Mecklenburg⸗Echwerin.
Schwerin, 21. September. Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin-Mutter ist dem „Rost. Anz.“ zufolge am 19. d. M. in Gelben sande eingetroffen. Ueber den Gesund⸗ heitszustand Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs ist nach den „Meckl. Nachr.“ nur Gutes zu berichten. Appetit, Zunahme der Kräfte, Schlaf, Stimmung ließen in den letzten 24 Stunden nichts zu wünschen übrig. Die Anfälle nervöser Unruhe und Athemnoth sind weder häufig noch heftig. Daß die diphtheritischen Lähmungserscheinungen an den Händen und Füßen sich nur langsam zurückbilden und daher die Gebrauchsfähigkeit der Extremitäten noch eine äußerst beschränkte, vom Gehen oder Schreiben z. B. noch keine Rede ist, liegt in der Natur dieser Erkrankung.
Hessen.
Darm stadt, 20. September. Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und der Prinz Heinrich von Preußen, sowie Seine Großherzogliche Hoheit der Prinz Heinrich von Hessen trafen nach der „Darmst. Ztg.“ gestern Abend von Gotha hier ein.
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.
Coburg, 21. September. Ihre Hoheit die Herzogin ist nach der „Cob. Ztg.“ gestern Abend von hier abgereist, um sich zu Seiner Hoheit dem Herzog nach Schloß Hinterriß in Tirol zu begeben. Seine Hoheit der Erbprinz von Sachsen-Meiningen ist gestern hier eingetroffen.
Anhalt.
Ballenste dt, 21. September. Ihre Hoheiten der Herzog und die Herzogin, Ihre Durchlauchten der Prinz und die Prinzessin Aribert, sowie die Prinzessin Alexandra sind nach dem „A. St.⸗A.“ gestern hier eingetroffen.
Elsaß⸗Lothringen.
Straßburg, 21. September. Das „Central- und Bezirks⸗Amtsblatt“ bringt folgende Verordnung: „Der Paß⸗ zwangpflicht-Verordnung vom 22. Mai 1888 unter⸗ liegen vom 1. Oktober nur noch aktive Militärpersonen, ehemalige Offiziere sowie Zöglinge von Militär⸗ schulen des Auslandes, ferner Per sonen, welche die deutsche Staatsangehörigkeit vor Erfüllung ihrer Militärpflicht verloren und das 45. Lebensjahr nicht überschritten haben. Die Ertheilung der Paßvisa erfolgt kostenfrei. Ausländer, welche sich im Reichslande über 24 Stunden aufhalten, sind zur Meldung bei der Polizei ver⸗ pflichtet, widrigenfalls sie ausgewiesen werden.“ Die „Straßb. Correspondenz!/ bemerkt hierzu: Die Einführung des Paßzwanges im Jahre 1888 sei eine politische Nothwendigkeit gewesen. Nach⸗ dem eine mehr als dreijährige Durchführung die Erwartung rechtfertige, der Eindruck werde ein nachhaltiger sein, halte die Regierung, vertrauend dem gesunden Sinne des über⸗ wiegenden Theiles der Bevölkerung, den Zeitpunkt sür ge— kommen, ohne Beeinträchtigung der eigenen Interessen gegen⸗ über der Mehrzahl der das Land betretenden Fremden auf den Paßzwang verzichten zu können. Alle Vernünftigen, auch die Einheimischen, billigten die Aufrechterhaltung der Paß—⸗ maßregeln gegenüber fremden Militärpersonen und solchen, welche sich der Wehrpflicht entzogen hätten.
Oesterreich⸗Ungarn.
Wien, 22. September. Der Prinz Leopold von Bayern traf gestein Abend in Penzing ein, wurde vom Kaiser am Bahnhofe erwartet und nach Schönbrunn geleitet. Die Kronprinzessin⸗Wittwe Erzherzogin Stefanie hat fich gestern nach Schloß Solza in Schlesien begeben. .
Die gemeinsamen Berathung en über das Reichs— budget, die seit vorgestern unter dem Vorsitze des Grafen Kälnoky stattfinden, wurden vorgestern Vormittag in mehr⸗ stündiger Sitzung fortgesetzt und , , gestern unter dem ö. des Kaisers ö. Abschlusse. Das End⸗ ergebniß entspricht, wie W. T. B.“ mittheilt, dem von beiden Regierungen ausgesprochenen Wunsche, daß durch die erhöhten
Anforderungen der Kriegsverwaltung keine Störung der von beiden Fin anz Ministern vorzulegenden Budgets hervorgerufen werde. Der Reichs⸗Kriegs⸗Minister Freiherr von Bauer hat dem Wunsche sowohl des österreichischen wie des ungarischen Finanz⸗Ministers Rechnung getragen und so wird der, Budapester Corresp.“ zufolge der Voranschlag beider Länder pro 1892 ein kaum nennenswerthes Defizit aufzuweisen haben.
Nach der „A. R. C.“ hatte Freiherr von Bauer seine . um mehr als ein Drittel der ursprünglich ge⸗ orderten Summe herabgemindert, an diesem Betrage aber mit aller Energie festgehalten. Der Reichs-Kriegs⸗Minister ging hierbei lediglich von militärischen Gesichtspunkten aus, wurde jedoch von dem Minister des Aeußern Grafen Kälnoky durch den nachdrücklichen Hinweis auf die politische Lage unterstützt. Die Befürchtung, daß eine neuerliche Steige⸗ rung der Ausgabe für die Armee dem Ministerium Szapary in Ungarn gefährlich werden könnte, dürfte nicht zu⸗ treffend sein, da die Heeresverwaltung ihre diesjährigen An⸗ sprüche keineswegs durch etwaige Neuorganisation, sondern lediglich durch die Vertheuerung der Lebensmittel, die Her⸗ stellung der nothwendigen Mengen rauchlosen Pulvers und die unerläßliche Vermehrung der Munition begründet, Dinge, welche für die volle und sofortige Kriegsbereitschaft der Armee unentbehrlich sind.
Großbritannien und Irland.
Ein Telegramm des „R. B.“ aus Bombay meldet: Der Hauptmann Younghusband habe, während er im Gebiet von f, . war, den Lieutenant Davison nach Alichar⸗ Pamir gesandt, um sich über das Vorgehen der russischen Forscher zu injormiren. Die Russen, welche die Herrschaft über die Gebiete Klein⸗Pamir und Alichar⸗Pamir beanspruchten, hätten Jounghusband und Davison diese Gebiete nicht be⸗ treten lassen.
Frankreich.
Der General Saussier hat nach der „Fr. C. an die Truppen, die er bei den großen Manövern befehligte, folgenden Tagesbefehl erlassen:
Im Augenblick der Dislokation der Truppen, die zu befehligen er die Ehre hatte, schätzt sich der oberste Leiter der Manöver glücklich, laut Zeugniß abzulegen für ibren Eifer und ihre Bemühungen. Der Große Generalstab des Heeres hat die Gewißheit geliefert, daß er unter der geschickten Leitung eines ganz hervorragenden Führers bereit ist, in allen Kriegseventualitaͤten seine Aufgabe zu erfüllen. Die Infanterie hat die oft nicht geringen Strapazen mit einer Ausdauer und einer Widerstands⸗ kraft überwältigt, welche beweisen, daß sie an Marschfähigkeit ihren Vorgängern der Republik und des Kaiserreichs nicht nachsteht. Der Marine⸗Infanterie gebührt ein Antheil an diesen Lobsprüchen. Die Kavallerie hat gezeigt, daß sie, Dank der lebhaften Fassungs⸗ kraft unserer Soldaten, alle erforderlichen Anlagen besitzt, um bei unseren Armeen auf dem Marsche den Aufklärungsdienst zu versehen und sie zu schützen. Die Artillerie hat sich bei jeder Gelegenheit durch ihre schöne Haltung, durch ihre Beweglichkeit und im Allgemeinen durch die geeignete Wahl ihrer Stellungen hervor⸗ gethan. Die rasche Organisirung der Vertheidigungswerke, die Ab⸗ leitung der Schienenwege und die Anlegung der Metallbrücke bei Mathaux, die nützlichen Auskünfte, die man durch den gebundenen Luftballon erlangte, gestatteten dem Genie, sich als vierte Waffen gattung auf dem Schlachtfelde zu behaupten. Der Santtätsdien st stand jeder Zeit auf der Höhe der oft schwierigen Situation. Das Telegraphenwesen, die Zahlmeisterei und die Po sten walteten ibres Amtz mit vollständiger Regelmäßigkeit. Mit einem Worte, man überbot einander an Munterkeit und Eifer während der ganzen Zeit der Manöver. Was die Intendantur anbelangt, so wilt der leitende General ganz besonders betonen und feststellen, daß sie, Dank den keine Mühe scheuenden Anstrengungen, Dank dem welsen Prinzip, das die Verwaltung und den Oberbefehl in die gleiche Hand legte, immer im Stande war, alle Be⸗ därfnisse des Soldaten zu befriedigen. Ferner darf der Eisenbahndienst nicht übersehen werden, welcher heutzutage so eng mit all unseren Militärzweigen verknüpft ist, und die Große Ostbahn ⸗Gesellschaft hat ein Anrecht auf unsere volle Dankbar⸗ keit für diese werthrolle Unterstützung und die verständige Mit⸗ wirkung, die sie uns lieh. Endlich will der Generalissimus diesen Generalbefehl nicht schließen, ohne den Bevölkerungen der Departements zu danken, welche die Truppen zu durchziehen hatten. Indem sie mit dem besten Willen die ihnen aufgebürdeten schweren . trugen, legten sie den lobenswerthesten Patriotismus an en Tag.
Gegeben im Hauptquartier zu Vitry⸗le⸗Frangois,
18. September 1891. General Saussier.“
Auf dem in Lyon am 19. d. M. versammelten General⸗ kapitei des Dom inikaner-Ordens ist, wie die „Germ.“ erfährt, der Provinzial der österreichischen Provinz, Pater ,,, Frühwirth zum General des Ordens erwählt worden.
Einer aus Washington in Paris eingegangenen Depesche zufolge hätte der neue amerikanische Konsul für Madagaskar Wahler, indem er das Exequatur direkt bei der Howas⸗Regierung nachgesucht, die ihm von der Unions⸗ regierung ertheilte Instruktion überschritten.
Rußland und Polen.
St. Peters burg, 21. September. Die Gemahlin des Großfürsten Paul, Großfürstin Alexandra, hat, wie aus Moskau berichtet wird, das Bewußtsein noch nicht wieder erlangt; das Befinden Ihrer Kaiserlichen Hoheit ist, trotz der äußerst starken Form der Ellampsie, gleichwohl ein verhältniß⸗ mäßig nicht ungünstiges. Die Eltern, der König und die Königin von Griechenland, sind heute im Schlosse Iljinskoje eingetroffen.
Der Minister des Auswärtigen von Giers tritt, dem „W. T. B.“ zufolge, morgen eine Reise nach Venedig und den italienischen Seen an und wird daselbst bis Ende Oktober verweilen.
Der Emir von Bucharg hatte dem dortigen russischen politischen Agenten den Wunsch geäußert, sein Gesuch um Erlaubniß zu einer Reise nach Rußland zu befürworten. Dieses Gesuch ist nunmehr berücksichtigt worden; der Emir wird, wie der „Praw. Westn.“ mittheilt, im Oktober dieses * mit einem zahlreichen Gefolge in St. Petersburg eintreffen.
Italien.
Rom, 21. September. Der Papst hat, wie „W. T. B.“ meldet, heute bei der österreichischen Botschaft und bei der preußischen Gesandtschaft beim Vatikan die Kopie eines Schreibens, welches an den Kardinal Schoenborn in Prag, den Erzbischof Kremenz in Köln und an andere Er biscii⸗ und. Bischöfe Desterreich⸗ Ungarns und. Deutschlands gerichtet ist und von der un⸗ sittlichen Gepflogenheit des Duells handelt, über⸗
en. In diesem Schreiben, welches die Een ng f Blätter heute Abend veröffentlichen werden, weist der Papst darauf hin, daß das Duell dem Naturgesetz ebenso wie dem göttlichen en entgegen sei, ermahnt den Episkopat und den Klerus, diese Gepflogenheit auszurotten, und erinnert an die gegen das Duell gerichteten Ver⸗ urtheilungen seiner Vorgänger, der Päpste Alexander III Benedict TIV. und Pius LX. ö . Heute Vormittag las der Papst für die französischen Pil ger im Petersdom eine stille Messe, welcher 1800 Pilger und zahlreiche mit Eintrittskarten versehene Gläubige aug der Stadt beiwohnten; für das übrige Publikum war die Kirche geschlossen. Die Pilger hielten mit wehenden Bannern ihren Einzug. Der Payst schien sich vollkommen wohl zu befinden. Nach Schluß der Messe stimmten alle afsistirenden Geistlichen, darunter mehrere Kardinäle und hohe Prälaten, das „oremus ro pontifice“ an. Der Papst eriheilte schließlich mit ziemlich äftiger Stimme den Andächtigen den Segen und kehrte fodann unter lebhaften Zurufen der Menge nach dem Vatikan
zurück. Türkei.
Konst antinopel, 21. September. Heute fand das feierliche Leichen begängniß des früheren ar, n. Agob Pascha unter großer Theilnahme der Bevölkerung statt; auch zahlreiche Vertreter der inländischen und ausländi— schen Finanzwelt nahmen daran Theil. Der Sultan ließ der Familie seine lebhafte Theilnahme aussprechen. .
Zum Minister der Civilliste ist Mikal Effendi Portugal, General-Direktor der Landwirthschaftskasse, er⸗ nannt worden.
Rumänien.
Bukarest, 21. September. Der Minister des Aus⸗ wärtigen Esarco traf, wie W. T. B. berichtet, gestern in Sulinag ein, begab sich sofort an Bord eines Schiffes der europäischen Donaukommission und besichtigte die in der Aus⸗ führung begriffenen großen Arbeiten. Abends fand ein von der Donaukommission gegebenes Banket statt.
Seitens der rumänischen Regierung dürfte, wie das Wiener „Fremdenblatt“ erfährt, kaum vor Mitte Januar ein ernstlicher Schritt erfolgen, der als eine handelspolitische Aktion zwischen Oesterreich⸗Ungarn und Rumänien aufzufassen wäre, da erst die Wirkungen des neuen rumänischen Zolltarifs abgewartet werden sollten.
Serbien.
Belgrad, 21. September. Die Regentschaft unter⸗ zeichnete laut Meldung des W. T. B.“ die Ukasse, durch welche der Gesandte in St. Petersburg Petroniewic und der Gesandte in Paris Gruic in den Ruhestand, der Gesandte in Konstantinopel Norakowie in Disponibilität versetzt, sowie General Sava Gruic zum Gesandten in Konstantinopel, Staatsrath Borkowic zum Gesandten in Bukarest und der frühere Unterrichts-Minister Vladan Georgewic zum Gesandten in Athen ernannt werden.
Dänemark.
Kopenhagen, 22. September. Die Rückreise des Kaisers von Rußland nach St. Petersburg ist, wie , T. B.“ vernimmt, bis zum 12. Oktober verschoben worden.
Amerika.
Vereinigte Staaten. New-⸗York, 19. September. Der Commandeur der Truppen in Texas, General Stanley, hat an das Kriegs⸗Ministerium berichtet, daß er alle Vor— bereitungen getroffen habe, um einen etwaigen Einfall der, wie gemeldet, an der Grenze von Texas versammelten Marodeure in mexikanisches Gebiet zu verhindern. Wie ein in St. Louis eingetroffenes Telegramm besagt, nimmt man übrigens in Mexiko die sogenannte revolutionäre Be⸗ wegung, welche von Texas ausgehen soll, wenig ernst.
San Salvador. Dem „New-⸗York Herald“ wird aus San Salvador depeschirt:
„Die Gerüchte über einen bevorstehenden Konflikt zwischen Sal—⸗ vador und Guatemala sind auf die Mittheilungen zurückzuführen, daß Guatemala Einwanderer aus Salvador aufgenommen habe, um sie, mit Waffen ausgerüstet, nach Salvador zurückzusenden und dort eine Revolution anzuzetteln. Die Entlassung des Generals Amayas aus dem Kriegs ⸗Ministerium und die Ausweisung des Generals Plaza bestätigen die von der Grenze empfangenen Nachrichten, daß Präͤsident Barillas Truppen ansammelt und sich zum Kriege rüstet. Die Re⸗ gierung von Guatemala hat alle telegraphischen Verbindungen mit San Salvador unterbrochen.“
Afrika. Marokko. Nach einem Briefe der „Pol. Corr.“ bestätigt sich die Besetzung von Tuat durch Marokko. Man be⸗ fürchtet, daß die Arbeiten für die transsaharische Eisenbahn 54 die Bewohner von Tuat oder Gurara gestört werden önnten.
Ftunst und Wissenschaft.
Mit dem 100jährigen Geburtstage Theodor Körner's zu—⸗ sammen fällt morgen der des berühmten Astronomen Encke. Ein ein⸗ faches Denkmal bezeichnet seine Ruhestätte auf dem alten hiesigen Jerusa⸗ lemer Kirchhof an der Barutherstraße, ein gußeisernes Kreuz mit den Worten:; „Johann Franz Encke, geboren 23. September 1791, ge⸗ storben 26. August 1865.
— Ein Me teorstein im Gewicht von etwa 180 Pfund ist, wie die „‚Voss. Ztg. mittheilt, dem Professor R. Weber hier zur Begut⸗ achtung zugegantzen. Der Stein wurde im Fundament eines alten
auses in Neustadt in Medlenburg gefunden; er ist so hart, daß er
las schneidet und ähnelt dem von Pallas 1771 in Sibirien ent ⸗ Neckten, nur ist er nicht schwammig und hat keine Beimischung von Dlivin. zeigt aber die sogenannten Midmanstätt'schen Figuren, die durch Anätzen entstanden sind.
— Ein unerwarteter Fund wurde bei der Sichtung des J. V. von Scheffel ichen Nachlasses gemacht. In demselben be sanden sich die HManustripte einer qrößeren Reihe werthvoller, zum Tbeil noch gänzlich unbekannter Gedichte, darunter 21 urfpränglich für den Trompeter von Säkkingen ' bestimmte Lieder. Vie ganze , . . ö ge fe ,. . Aus
remde, Lieder und Gedichte, bei Adolf Bon omp. in Stuttgart erscheinen. g. 6e , ;
Sandel und Gewerbe.
In m der Reichsbank fand heute, Vormittags 11 Uhr, eine außerordentliche Plenarversammlung der hiesigen Ab— rechnungastelle (Clearing⸗Kouse) statt, in welcher die bean⸗ tragte Aufnahme der Berliner Filiale des A. Schaaff⸗
hausen'schen Bankoereins in Köln als Mitglied der Abrechnungsstelle einstimmig beschlossen wurde. Letztere zählt nunmehr einschließ ich der VNVeichsbank und der Seehandlung 23 Mitglieder. Vor Eintritt in die Tagesordnung machte der Vorsitzende, Reichsbank⸗Präsident Dr. Koch interessante Mittheilungen uber die Ergebnisse bei allen neun Abrechnungsstellen im Vergleich mit den Umsätzen der Clearing-Häuser in London und New⸗JYork. Während bei den letzteren in den ersten acht Monaten dieses Jahres sich eine sehr erhebliche Abnahme zeigt (in London 11,9 Proz., in New⸗YJork 149 Proz.), hat sich bei den deutschen Abrechnungs⸗ stellen die Stückzahl der abgerechneten Posten gegen das Vor⸗ jahr noch erhöht (1926 029 Stück gegen 1868982 im Jahre 1890), und die Summe der abgerechneten Be⸗ träge ist nicht wesentlich kleiner als im Vorjahre (11 768 314 800 MS gegen 11 845 508 000 S, also etwa nur s Proz.). In Berlin sind sogar 80 Millionen Mark mehr abgerechnet als 1890. Die ab soluten Ziffern stehen freilich weit hinter denen von London (Berlin 2 S835 492 600 S6, London 4 550 964 000 Pfd. Sterl. — l 19 280 009 ö. und New⸗YJork (21 045 604 977 Doll. — 89 443 821 152 6 zurück. Ueberdies wirkt die Abrechnung bei vielen deutschen Abrechnungsstellen weit weniger intensiv, insofern noch große Beträge auf Reichsbank⸗ Giro⸗Conto beim Schluß der ta n Abrechnungen übertragen werden müßten (in Berlin 52 Proz.). Nur Ham⸗ burg (64 Proz.), Bremen (13,9 Proz.) und Frankfurt a. M. 18,5 Proz) haben in dieser Hinsicht Vorzügliches geleistet. edenfalls heweisen aber die Zahlen, daß das Abrechnungs⸗ wesen im Anschluß an den Giroverkehr der Reichsbank voll— kommen eingebürgert ist.
Tägliche Wagengestellung für Koblen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 21. d. M. gestellt 10 466, nicht recht zeitig gestellt keine Wagen.
— Nach dem in der Aufsichtsratbssitzung vom 21. d. M. vor⸗ gelegten Status der Hypotheken⸗Bank in Hamburg betrug pr. Ende August d. J. der Hypothekenbestand 183 465 803 6 gegen 164 555 547 ½ Ende des Jahres 1890, der Pfandbriefumlauf belief sich auf 171 991 200 S gegen 157 253 300 „ Ende des Jahres 1890.
Verkehrs⸗An stalten.
Bremen, 21. September. (W. T. B) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer Ems ist gestern Nachmittag von Southampton nach NewYork weitergefahren. Der Schnell dampfer „Eider“ ist gestern von New ⸗Jork kommend in Sont⸗ hampton eingetroffen und weitergefahren. Der Schnelldampfer „Ems“ hat heute Morgen auf der Fahrt nach New York Lizard passirt. Der Schnelldampfer Saale“ hat vorgestern Vermittag die Heimreise von NewYork angetreten. Der Dampfer ‚Balti⸗ more“ hat gestern St. Vincent, der Dampfer Karls⸗ ruhe? hat Prawle Point passirt. Der Dampfer Leipzig“ ist gestern in Lissabon angekommen und heute nach Brasilien weitergefahren. Der Dampfer Kronprinz Friedrich Wil- helm ist vorgestern in Antwerpen angekommen und beute nach der Weser weitergefahren. Der Dampfer ‚Sachsen “ ist vorgestern in Ant werpen angekommen und heute nach Ostasien weitergefahren. Der Dampfer Ohio“ ist vorgestern von Vigo abgegangen. Der Dampfer Nürnberg“ ist vorgestern in Port Said angekommen und an demselben Tage wieder abgegangen. Der Dampfer Danzig“ ist vorgestern mit der australischen Post von Port Said ab— gegangen.
— 22. September. (W. T. B.) Der Postdampfer „Stettin“ ist am 21. September Mittags mit der für Australien bestimmten Post von Brindist in Port Said angekommen. Der Postdampfer „Oldenburg“ hat am 21. September Nachmittags nach Ueber⸗ nahme der für Australien bestimmten Post die Reise von Port Said nach Suez fortgesetzt. Der Schnelldampfer Eider“, von k kommend, hat am 21. September Vormittags Dover passirt.
London, 21. September. (W. T. B. Der Union ⸗Dampfer „Tartar“ ist am Sonnabend auf der Heimreise in Southamp⸗ ton, der Union⸗Dampfer „Durban heute auf der Autreise bei den Canarischen Inseln angekommen. Der Castle⸗ Dampfer „Doune Gastle“ hat heute auf der Heimreise die Canarischen Inseln passirt.
Theater und Mufik.
Berliner Theater.
Als Melchthal in Schiller's Tell“ debütirte gestern Abend Hr. Hans Schiffmann. Das Spiel des Darstellers und seine Deklamation machen den Eindruck, als ob ihm die einfachsten Vor⸗ schriften der Schauspielkunst noch nicht recht geläufig seien; der gigantische Schmerz, der aus dem Hirten einen Helden münzt, nimmt bei dem Darsteller nur wirkungslose Dimensionen anz anstatt eines tiefen, die innerste Seele aufwühlenden Wehs wurden die Thraͤnen und das Schluchzen eines verzärtelten trotzigen Knaben geboten, anstatt der von glühender Rachsucht entflammten Leidenschaft trat ohnmächtiger Groll und Aerger in die Erscheinung. Dieser unfertige Eindruck der Gesammtleistung wurde zum Theil verstärkt durch das hohe, dünne Organ. Wenn der junge Künstler der Stimme einen tieferen, volleren Klang zu geben vermöchte, würde die männliche Heldenhaftigkeit seiner nn vielleicht glaubbafter erscheinen können. Hr. Ullrich als Rudenz spielte im Stil seines Vorgängers in der Rolle; besser als ihre Vorgängerin war dagegen Frl. E. Lindner in der Partie der Bertha; die junge Dame verfügt über eine klare Aussprache, ein empfindungsvolles Spiel und ein schönes Organ. Frl. Hilm als Armgard konnte genügen, während sich Frl. Storm als Gertrud eine deutlichere Sprache angewöhnen muß; die Beiwörter blieben oft ganz unhörbar. Die übrigen Rollen waren wie früher besetzt; aus der Masse der im Tell“ gebotenen Einzelleistungen heben sich wiederum die der Hrrn. Barnay (Tell), Kraußneck (Attinghausen) und Nollet (Stauffacher) besonderß wohlthuend, hervor. Der Beifall erhielt sich während des ganzen Abends nach jedem Scenen⸗ und Akt⸗
schluß rege. Residenz Theater. .
Die Aufführung des Schauspiels Georgette“ von Vietorien Sardou, deutsch von Hermann von Löhner, errang bei der Wieder⸗ aufnahme am Sonnabend einen unbestrittenen Erfolg, der ebensosehr dem Stücke selbst wie den Darftellern und der glänzenden Aus stattung zu verdanken war. In der Heldin des Dramas, der Lady Carlington (Georgette) schildert der Dichter eine Frau, die nach tiefster Erniedrigung eine achtbare Stellung als Mutter und als Wohlthäterin ihrer Mitmenschen gewinnt. Trotz dieses durchaus sitt⸗ sichen Grundgedankens des durch den dramatischen Aufbau inter⸗ effanten und spannenden Schauspiels bleibt es zu bedauern, daß die dentsche Bühne sich immer wieder veranlaßt findet, auf Stücke fremdartigen Charakters zurückzugreifen, die unserer Jugend die Pforten des Theaters verschließen. Um den Erfolg des Abends machten sich in gleich hervorragender Weise ver⸗ dient Fr. von Moser⸗Sperner als Lady Carlington, Frl. Grete Rifa als ihre Tochter Paulg und Hr. Emanuel Reicher als Graf von Chabreuil. Das . des Frl. Emmy Neum ann als Aurore und des Hrn. Fofef Jarno als Gontran war ebenso wie das der übrigen Mitwirkenden anerkennenswerth. Die vortreffliche Inscenirung und das flotte Zusammenspiel müßsen als das Werk des
Regisfeurs Hrn. Lessing besonders hervorgehoben werden.
In der morgigen Aufführung der Hochzeit des Figaro⸗ im Königlichen OGpernbause sind die Damen Pierson, Leisinger, Deriog, Kopka und die Hrrn. Krolop und Bulß beschäftigt. — In der Vorstellung der Oper Fra Diavolo“ am Donnerstag treten die Damen Herzog und Rothauser, die Hrrn. Rothmübl, Schmidt, Krolox und Lieban auf. — Der Vorstellung des Körner schen Zriny am Mittwoch im Königlichen Schauspielhause geht die Quvertüre zu dem genannten Drama von Ludwig Deppe und ein scenischer Prolog von Emil Taubert voraus, der auch am Hoftheater zu . und Darmstadt und im Leipziger Stadt⸗ theater zur Darstellung gelangt. Die zugkräftige Nopität des Adolph Ernst⸗Theaters Der gi Prophet“ ist durch eine neue Gesangseinlage, ein Couplet von ustav Görß, bereichert worden, welches Hr. Carl Weiß zum Vor⸗ trag bringen wird.
. Im Coneerthause veranstaltet Kapellmeister Mevder morgen, Mittwoch, den ersten Komponisten ⸗Abend! in dieser Saison. as Programm wird Werke von Wagner, Liszt, Berlioz, Saint⸗Sasns und Raff enthalten. —
Die gestrige dritte Aufführung des Lohengrin in der Großen Oper zu Pgaris hatte nicht mehr unter den Skandalscenen, die sich vor und während der Vorstellung an den früheren Tagen auf dem Qvernplatz abspielten, jzu leiden. Es hatte sich nur eine Anzahl von Neugierigen in den Straßen angesammelt; eine wenig zahlreiche Schaar Lärmmacher trieb sich johlend und schreiend umher. Die Zahl der Verhaftungen betrug nur etwa 25. Zur Aufrechterhaltung der Ordnung waren nur zwei Munizipalgardisten zu Pferde und etwa ein Dutzend 6 zu Fuß aufgestellt. Dagegen kam es im Innern des vernhauses zu einigen Zwischenfällen. Beim Beginn erhob sich ein Mann im Drchesterraum und verlangte das Spielen der Marseillaise. Das gesammte Publikum wies ihn indeß zur Ruhe. Die Ouverture wurde alsdann obne Störung zu Ende gespielt und mit lebhaftem Beifall aufgenommen. Bei Beginn des ersten Aktes wurde die Aufführung durch den Ruf des Journalisten Marais: „Nieder mit der deutschen Musik!“ unterbrochen. Marais wurde sofort aus dem Theater entfernt, die Aufführung nahm darauf ihren Fortgang. Nach der Nat. Ztg.“ wurden während des ersten Akte s zwei Redacteure des „Intransigeant! wegen Ruhestörung verhaftet; außerdem wurden Kapseln mit übelriechender Flüssigkeit unter die Zuhörer geworfen. Der dritte Ukt der Oper wurde nur einmal durch Pfeifen unterbrochen und verlief im Uebrigen in der größten Ruhe. Zum Schluß der Vorstellung brach das Publikum in die leb— haftesten Beifallsbezeugungen aus. Die Räumung des Hauses vollzog sich in vollkommenster Ordnung und Ruhe.
Maunigfaltiges.
Ein sehr beftiges Gewitter entlud sich gestern Nachmittag über Berlin. Gegen 4 Uhr begann sich der Himmel plötzlich zu ver⸗ dunkeln, und die Finsterniß war bald eine so intensive, daß man genöthigt war, Licht anzuzünden. Die mit großkörnigem Hagel ver mischten Regengüsse, welche von zahlreichen Blitzen und gewaltigem Donner begleitet waren, verursachten in den niedriger gelegenen Stadttheilen Ueberschwemmungen und Verkehrestörungen. Auch einige durch Blitzschläge entstandene Brände waren zu bewältigen, sodaß die 3 viel Arbeit erhielt. Die erste Hülfe wurde, wie iesige Blätter melden, in der Ruheplatzstrase 13 rer langt, wo ein Blitzschlag in das Wobnhaus gefahren war, obne namhaften Schaden anzurichten und ohne zu zünden. Die gleiche Ursache veranlaßte eine Alarmitung aus der Ackerstraße 115; in beiden Fällen fanden die dorthin entsandten Züge keine Löscharbeit, sondern konnten nur bei der Aufräumung helfen. An letzterer Stelle fuhr der Blitz in das Dach und durch das ganze Treppenhaus, wo der Wandputz herabgerissen und der Treppenpodest zerstört wurde. Ein dritter kalter Schlag fuhr in die Telephonleitungen auf der Feuerwache in der Memelerstraße. Auf dem Hof der Wache zerriß der Blitz einen Draht; an dem Blitzableiter des Telephonapparats der Feuerwache, deren Leitungen unterirdisch sind, wurde zu gleicher Zeit eine Entladung bemerkt, ohne daß der Apparat auch nur einen Augenblick den Dienst versagte. Endlich traf ein kalter Schlag noch das Haus Pücklerstr. 6, wo der Schornstein geringen Schaden erlitt und das Schieferdach aufgeschlagen wurde. Ein zündender Blitzschlag fuhr in das Arndt'sche Haus in der Straße 1 auf dem HGesundbrunnen. Diese Straße ist eine Ver⸗ längerung der Grünthalerstraße nach der Pankower Chaussee zu. Der Blitz schlug in das freistehende Haus ein, zerstörte einen Theil des überstehenden Giebels, ging dann durchs Pappdach und entzündete die Deckenschalung des Zimmers. Der Brand war schon vor Eintreffen der Feuerwehr durch den Hausbesitzer gelöscht. Wasser⸗ schaden rief die Löschzüge nach vier Stellen. In der Rheinsberger straße 28 war ein Materialwaarenkeller in Ueberschwemmungsgefahr, und in der Lindenstraße 51 und 53 waren in den Kellern Papier vorräthe und Drechslerwaaren durch eindringendes Wasser zerstört. In einem Keller des Hauses der Hollmannstraße 10 gexieth eine kranke Frau durch das eindringende Wasser in Lebensgefahr. Bei dem andauernden Regen wurde noch von mehreren anderen Stellen Rettung vor eindringenden Wassermassen verlangt und, wo es möglich war, auch geleistet. — Eine große Verkehrsstörung erlitt ferner die Pferde- bahn. Auf dem Mühlenwege, dem mit dem Mühlendamm parallel belegenen, von der Poststraße nach der Breitestraße führenden Verkehrswege, über welchen die großen Durchgangslinien der Pferde bahn Gesundbrunnen — Kreuiberg, Alexanderplatz — Schöneberg, Alexanderplatz — Nollendorfplatz und andere auf der Fahrt vom Norden, beziehungsweise Osten nach dem Südwesten und Westen ihren Weg nehmen müssen, hatte der wolkenbruchartig berniederströmende Regen an einzelnen Stellen, dicht an dem Pferdebahngeleise, das Pflaster derartig unterspült, daß der Pferdebahnbetrieb, der bisher allein auf diesem Wege zugelassen war, aus sicherheitspolizeilichen Gründen sofort gesperrt werden mußte. Die Linie Alexanderplatz Nollendorfplatz mußte ihre Haltestelle in der Breitestraße, an der Scharrenstraße, nehmen. Die großen Durch⸗ gangelinien Gesundbrunnen — Kreuzberg und Alexanderplatz —Schöne⸗ berg mußten zeitweise um die Breitestraße, über den Werderschen Markt und durch die Oberwall ; und Jerusalemerstraße den Anschluß am Dönhoffplatz zu erreichen suchen, weil auch der Spittelmarkt unter Waffer stand und die Schwierigkeit der Pafsage ein Ausweichen erforderlich machte.
Zum Besten des Mädchenhortes der Bartholomäus-⸗ Gemeinde wird für Mittwoch und Donnerstag, den 23, und 74. September C, von 3 bis 7 Uhr Nachmittags in der Wohnung der Fr. Direktor Dr. Hertwig, Saarbrückerstraße 5, ein Bazar er- öffnet. Es wird dringend gebeten um Zusendung von Verkaufs gegenstãnden: als Handarbeiten, Konserven, ebensmitteln, Spiel und Rippessachen u. dergl., welche Fr. Dr. Hertwig und die andern Vorstandsdamen mit Dank entgegennehmen werden.
Bei dem diesjährigen Kaisermanöver ist es den Pbotographen Tellgmann, Mühlhaufen j. Thür. und Eschwege, gelungen, prachtvolle, scharfe MoCmentaufnahmen von Ihren Majestäten dem Kaiser, der Kaiferin und dem König von Sachfen, sowie Seiner Königlichen felt dem Prinzen Albrecht, den fremdberrlichen Offijieren c. zu ertigen. Die Bilder werden im Verlage von G. Danner in Mühl baufen i. Thür. erscheinen und ju dem Preise von 1 A pro Stück in den Handel gebracht werden.
Königsberg i. Pr., 19. September. 6 Feier der 90ojährigen
Wiederkehr des Tages, an dem der erste Verkünder des Christenthums in Preußen, Bischof Adalbert, seinen Märtyrertod gefunden haben soll, hat sich hier ein Comits Behufs Gründung eines
Denkmals gebildet. Dasselbe soll, in en,. bereits im Jahre 1612 zwischen Herzog Johann Sigigmund von Preußen und