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der Ausführung werden nur die Schattenseiten des Jahres 1806 in einer abschreckenden Gestalt uns nabe geführt, während die patrio⸗ tische Erhebung und der Aufschwung des Jahres 1813 nur im Hinter grund, nicht in den Handelnden, zum Vorschein kommt.
Ueber die rein ästhetischen Mängel und Schwächen können wir binweggehen; ihrer giebt es nicht wenige; aber sie verblassen gegen den Inbalt. Daß einzelne schöne, dichterisch empfundene und wirk⸗ same Stellen vorhanden sind, versteht sich bei Ernst von Wildenbruch von selbst; auch die Sprache ist eine gewählte; doch hätten der Ber= liner Jargon und die Witze des Hausdieners Rikebusch obne Schaden feblen können. Im Ganzen jedenfalls gilt von Wildenbruch's Väter und Söhne“ das: Quandoque bonus dormitat Homerus!
Um die Darsteüung machten sich die Hrrn. Kraußneck, Stock⸗ hausen, Suske und die Damen Baumgart und Bauer verdient.
Im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater geht am Sonnabend nach sorgfältigfter Vorbereitung die angelündigte neue Der, n,. von Audran (Text von Ordonneau und Kéroul, deutsch von Richard Gense) zum ersten Mal in Scene. Die nen engagirte Operettensängerin Sarolta Seredy aus Budapest debütirt in der weiblichen Hauptpartie. Hr. Direktor 6 sche hat die Regie, Kapellmeister Federmann die Leitung des musikalischen Theils.
„Der große Prophet! begeht morgen im Adolph Ernst⸗ Theater das Jubiläum der 25. Aufführung, nachdem er bislang an allen Abenden ein überaus zahlreiches Publikum erheitert hat. Die
artitur ist noch durch ein neues Couplet vermehrt worden, welches ei der morgigen Jubiläumsvorstellung zum Vortrag gelangen wird.
Im Thomaß⸗Theater gelangt morgen die Novität. Mädchen⸗ schule⸗ zur ersten Aufführung; Direktor Thomas hat die Novität in Scene gesetzt. Für die Darstellung ist fast das gesammte Personal aufgeboten, und selbst kleinere Rollen sind mit den ersten Kräften des Theaters besetzt.
Im Concerthause veranstaltet Kapellmeister Meyder morgen, Freitag, zur Einweihung des neuen „Richard Wagner ⸗Saales- den ersten Wagner Abend!. Zar Aufführung kommen; der Tannhänser⸗ Marsch', „Ein Albumblait“, ‚Huldigungs-⸗Marsch“, Stücke aus den Musikdramen Das Rheingold“, ‚Die Walküre und. Götter däm me⸗ rung‘ sowie die Vorspiele zu „Die Meistersinger von Nürnberg“, Lohengrin“, „Parsifal', ‚Tristan und Isolde nebst „Isoldens Liebestod“ u. s. w.
Mannigfaltiges.
Eine würdige Körner feier hatte gestern die hiesige Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Verbandes“ im Viktorigsaal in der Leipzigerstraße veranstaltet. An der Hauptwand des mit Laub gewinden reich geschmückten Festraumes stand die bekränzte Körnerbüste und dahinter sah man eine wirkungsvolle Draperie mit der goldenen Leier. An weiß gedeckten Tischen hatten die Mitglieder mit ibren Damen und zahlreichen Gästen Platz genommen. Reichetags ⸗Abgeordneter Dr. Böttcher trug das dem Verbande von Felix Dahn gewidmete Festgedicht vor, in dem es heißt: „Heil ihm! von Doppelruhm ge— ehrt, trug er die Leier und das Schwert in unbefleckter Hand; und als er trat in Walhalls Glanz, wars Schiller, der den eignen Kranz ihm um die Schläfe wand!“ In der Festrede feierte Otto von Leixner den Dichter und Helden und seine Zeit. Der Gesang von Körner⸗ liedern und verschiedene Vorträge erhöhten die Stimmung des fest⸗ lichen Abends.
Aus allen Theilen Deutschlands, irsbesondere aus den größeren Städten, liegen telegraphische Berichte vor über die festliche Be⸗ , der 100. Wiederkehr des Geburtstages Theodor
örner' s. Insbesondere sind aus Städten des Königreichs Sachsen solche Meldungen zahlreich eingegangen, ferner aus Königsberg, Schleswig ꝛc. ꝛc.
Die gestrlge Gontardfeier im Architektenhause hatte den . Saal mit einer ebenso zahlreichen, wie hochansehnlichen Fest—⸗ versammlung gefüllt. Unter Anderen waren erschienen die Geheimen Ober ⸗Bauraͤthe Jungnickel und Adler aus dem Ministerium der öffentlichen Arbeiten, der Geheime Baurath Appelius aus dem Kriegs ⸗Ministerium, sowie Stadtrath Friedel als Vertreter des Vereins für die Geschickte Berlins. Von der Familie des Gefeierten war der Oberst von Gontard aus Berleburg mit seinem Sohn, dem Premier Lieutenant von Gontard, und dessen Gattin zugegen. Die
Wetterbericht vom 24. September, Morgens 8 Uhr.
Stationen.
Meeressp red. in Millim
Wind. Wetter.
Temperatur in O Celsius
& ο S, Do G. = 40 R.
Bar. auf 0 Gr.
u. d.
7 Uhr.
Mullaghmore
deen .. Christiansund Kopenhagen. Stockholm.
4 halb bed.
4 bedeckt
2 wollig
1 woltenlos
2 wollenlos randa. 2 bedeckt
t. Petersburg 1 wolkenlos Moßkau ... 2 bedeckt
Cort, Queens;
—— —— — S O — —— 1 — do
Maskenball.
— O
Anfang 7 Uhr.
768 769 770 771 772 Neufahrwasser 769 Memel ... 767
aris .... 770
ünster... 770 Karlsruhe 770 Wiesbaden 770 München. 771 Chemnitz .. 772 Berlin.... 772 Wien... 770 Breslau 1 Ile d Ax. . 1768 Nizza ...
2 .
1 Nachts Regen. 2) Nachts Regen. *) Nachts Regen. 9 Reif, Nebel.
Uebersicht der Witterung. Fast ganz Europa stebt unter dem Einflusse eines
wolkenlos wolkenlos heiter
halb bed. i) halb bed. halb bed.)
wolkenlos wolkenlos
— 2 Se — —
märchen.
wolkenloꝛ wolkenlos
halb bed.
n — — mem o e e = o , O0 O
liebe.
heiter 13
land liegt. Dementsprecheud ist das Wetter in unseren Gegenden ruhig, vorwiegend heiter und trocken. In Deutschland ist die Temperatur durch⸗
sie daselbst unter dem Mittelwerthe, in Kassel um
Theater⸗Anzeigen.
baus. 189. Vorstellung. Tann häunser und der GSängerkrieg auf der Wartburg. . tische Dyer in 3 Akten von Richard Wagner. Ballet von . ö. , 36. ö. i n . . S Zum ersten Male: nke yprian. Vaudeville Ten laff. Dirigent: Kapellmelster Sucher. Anfang Dperette in 3 Akten von Maurice Ordonneau und Auf Helgoland, oder: Ebbe und Flutbe, gr. inne ö . , . ,, ,, , ö 2 Abthei⸗ ö i i u on mond Audr ; lungen mit National Tãnzen amen), Aufzügen ꝛe. Drieß. Drawnatisches Hehitt, tn r bthe lungen von Julius ge g oe Die neuen Dekorationen von Dampfschiff ! und Segelbootfabrten. Wasserfällen.
ie neuen Kostüme vom Ober. Riefenfontänen mit allerlei Lichteffekten 2c. arrangirt Ober⸗Garderobiere und inscenirt vom Dir. E. Renz. Debut der
Emil Graeb. In Scene gesetzt vom Ober ⸗Regisseur
Schauspielhaus. 197. Vorstellung. Das goldene
3 a , nn, ö. , n Gch alt.
rauerspiel in ufzügen. In Scene gesetzt vom r
Ober ⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 ö. e, , . Ventzty und der Sonnabend: Opernhaus. 190. Vorstellung. Ein Frl. Springer.
Oper in 4 Aufzügen von Verdi.
Deutscher Text von Grünbaum. Tanz von E. Graeb.
Zeutsches Theater. Freitag: Das Winter
Sonnabend: Der blaue Brief. Sonntag: Die Stützen der Gesellschaft. Montag: Die Kinder der Excellenz.
Berliner Theater. Freitaz: 4. Abonnements-
Vorstellung. Väter und Söhne. Anfang 7 Uhr. Sonnabend: Die Neuvermählten. — Jugend ˖
wolkenlos 14 Abends 75 Uhr: Vater und Söhne.
Ausschmückung des Saaletz, die nach den Angaben des Bauraths allot erfolgt war, war eine überraschende. Auf rothem Untergrunde prangte das von goldenem Lorbeer umrahmte Reliefbild Gontard's, darüber lag man in Riesen ˖ leitern auf goldenem Grunde den Namen des Gefeierten; ein Wappen mit den Emblemen der Baukunst krönte das ganze Arrangement, das von hohen Taxug umrahmt war; die seitlichen Fortsetzungen der Ausschmückung bildeten Gebänge mit golddurchflochtenen Kränzen und üppige Gruppen exotischer Pflanzen. An den Langseiten des Saales waren Zeichnungen und Abbildungen der Werke Gontard's ausgestellt Daß Königliche Hofmarschallamt batte die Originalgrundriffe und Krnfichten des Marmor⸗Palais, der Commung und des Neuen Palais zur Verfügung gestellt, vom Hohenzollern ⸗Museum waren eine An⸗ sicht des Deutschen Domes und farbige Dekorationen aus dem Marmor · Palais und den Königin Mutter Kammern des Berliner Schlosses eingegangen; das Nupferstichkabinet der Königlichen Mufeen batte fich mit einer nach Gontard's Entwurf ausgeführten Federzeichnung der Paradeaufbahrung Friedrichs IJ. an der Ausstellung deibeiligt; aus dem Märkischen Provinzial ⸗Museum entstammten der Grund lein des ebemaligen Hauses Markgrafeystraße 44, die Original- grundrifse des Deutschen Domes und verschiedene Ansichten des Gendarmenmarktes und der Königekolonnaden; aus dem Archiv der Stadt Berlin waren u. A. eine Federjeichnung Friedrich's des Großen zum Stadtschloß in Potsdam und verschiedene An— sichten von Werken Gontard's eingeliefert; aus Bayreuth batte man Driginalgrundrisse und Lagepläne des dortigen Schlosses und des Gontard'schen Hauses eingeschickt, und auch viele Private hatten sich mit interefsanten Blättern an der Ausstellung betheiligt. Die Festsitzung selbst wurde vom Geheimen Ober⸗Baurgth Voigtel mit einer kurzen Ansprache eröffnet, welche die spezielle Be⸗ deutung der Feier hervorbob, die nicht nur den Gefeierten, sondern auch die Feiernden ehre, da sie einen Beleg dafür gebe, daß man sich den Sinn für das Ideale bewahrt habe und dem Verdienst seine Krone gebe. In eingehender Ausführung schilderte dann Architekt Walls dag Leben und künstlerische Wirken Gontard's. Endlich nahm noch Stadtrath Friedel das Wort, um offiziell Kunde davon zu geben, daß der Berliner Geschichtsverein Gontard's Wohnhaus, Zimmer—⸗ straße 25, mit einer Gedenktafel schmücken werde. Eine gesellige Feier im Tunnel des Hauses folgte dem Festakt.
Das Asphaltpflaster, welches in früheren Jahren von vielen Seiten als wenig geeignet für den Straßenverkehr erachtet und geradeju angefeindet wurde, findet immer mebr Anklang. So ist in neuerer Zeit wieder eine ganze Reibe von Petitionen beim Ma— gistrat eingegangen, welche in dem Wunsche gipfeln, es mögen die nachbenannten Straßen im nächsten Jahre mit Asphalt belegt werden: Bulewftraße, Magdeburger Platz, Kurfürsten und Friedrich Wilhelm⸗ straße, Zoffenerstraße, Matthieu, Jakobi⸗, Melchior⸗, Waldemar Oppelner, Josepb⸗ und Franzstraße, Alte Leipziger⸗, Georgenkirch⸗ strahe, Georgenkirchplatz, Katharinen Barnim , und Höchstestraße, ferner Lietzmanng-, Kleine Alexander,, Mulacstraße,. Ifflandstraße, Grüner Weg, Krauts-, Kleine Andreas. und Fuͤrstenwal derstraße. Inwieweit diesem Verlangen Rechnung getragen werden wird, hängt sediglich von der Nothwendigkeit der Straßenregulirung und der vor handenen Mittel ab. 3.
Im Lettehause wurden gestern in feierlichem Festakt 25 Schülerinnen der Handelsschule entlassen. In Vertretung des Kultus. Ministers, der fein Bedauern ausgedrückt hatte, nicht selbst kommen zu können, war der Wirkliche Geheime Ober · Regierungẽ · Rath Pr. Schneider erschienen. Die Schülerinnen wurden zunächst in allen Fächern der Handelswissenschaft eingehend geprüft. Die ven Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich gestiftete Medaille erhielt Frl. Fla Morawe⸗Berlin, die Tochter eines Hauptmanns a, D. Die Ent⸗ saffung volljog der Geheim ⸗Rath Schneider, der auch die festliche An sprache hielt. Ein Theil der Entlassenen tritt sofort in Stellung.
Chur, 20. September. Zu dem Unglück bei Ber gün schreibt der Freie Rhätier n Die Aldula Post beförderte an diesem Tage ungefaͤhr vierzig Personen. Um 10 Uhr Vormittags verließ sie, wie gewohnt, Bergün. Nicht viel mebr als fünf Minuten vom Dorf enffernt, noch vor Erreichung des Bergüner Steins, erfolgte das Unglück. Der betreffende Beiwagen war der zweitletzte Ein im Wege liegender Stein gab woenigstenz den indirekten Anlaß zum Unglück. Merkwürdig ist, daß die Pferde und der Postillon
Kapellmeister Karpa.
Henrv Ksroul. Deutsch von
BVelle Alliance · Theater. * See. Großes Ausstattungs⸗
73 Ubr
Adolph Erns.- Theater.
Thomas - Theater. Alte Direktion: Emil Thomas.
7 Grad. Eine Deyresston liegt auf dem Ocean Hierauf: Mufikalisch⸗derlamatorische Abend- Emil Thomas. Anfana 74 Ubr.
westlich von Schottland und scheint nordostwärts unterhaltung.
fortzuschreiten. D. Kalisch. Deutsche Seewarte. Anfang ö. Uhr.
Sonna
Neu bearbeitet von H. Graef.
4. end u. folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.
Friedrich Wilhelmslãdtisches Theater Freitag:! Pariser Leben. Komische Operette Am Landes ⸗Ausstellungs ⸗Park (Lebrter Bahnhof).
oönigliche Schauspiele. Freitag: Opern · n X Bildern von Carl Treumann. Musik von Geöffnet von 13 = 11 Uhr. Täglich Verstellung im se, J. Offenbach. Regie: Hr. Binder. Dirigent: Hr. ,,, Thtater. Näheres die Anschlag⸗
Sonnabend: Debüt des Frl. Seredy vom Volks⸗
siten, Beleuchtungaeff ecten ꝛc. 7
Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.
25. Male: Der große Prophet. Gesangsposse in Sonntag, Nachm, 23 Uhr; Wilhelm Tell. 4 Aften von 3. Treptow. eren von Gustav Posem). . Görß. Mußfik von Gustav Steffeng. Mit voll⸗ Verehelicht: Hr. Rittmeister Kurt von Arnim ern . 3 6 Dekorationen ; nd aus dem elier erren Tesstng⸗ Theater. Freitag: Francillon. Luft Hulach. In Scene gefetzt von Adolph Ernst. spiel in 5 Akten von A. Dumas Sohn. Anfang 74 Ub Sonnabend: Zum 1. Male: Der Präfident. ö. . 4 J een . E. ile, d. , . Hochdruckgebieteg. dessen Kern über Central-⸗-Deutsch⸗ von e e . n w *
Wallner ⸗ Theater. Freitag: Zum 16. Male:
. Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.
Jałobstrahe
Freitag: Zum 1. Male: Mädchenschule. (Novität.) Vaudeville Posse in 3 Akten (4 Bildern) von Alexander Bisson.
schnittlich etwat bgegangen; allenthalben liegt Der Mann mit hundert Köpfen. osse in Musik von Louis Gregh. Frei bearbeitet von . * n ,, ; . Akten von Henri Moulin und 2 . Rickard Genge. In Stene gesetzt vom Direktor Berlin:
auf der Straße blieben, während der Wagen rückwärts hinunter ⸗ stürzte. Es scheint, dieselben haben sich losgerifsen; ein Stangenpferd soll dies schon in Folge des durch den Stein verursachten Ruckes gethan haben. worauf wahrscheinlich der Wagen hinten über das Straßenbord hinausgetrieben wurde. Die r sen des nachfolgenden und des vorausgehenden Wagens, die das Unglück wahrnabmen, eilten nun zum Beistande berbei. Die Passagiere des hinuntergestür ten Wagens scheinen berausgeschleudert worden zu sein oder konnten sich selbst heraugarbeit en, denn der Wagen soll noch viel weiter hinunter⸗
gesturzt sein.
Nach Schluß der Redaktion eingegangene De ve schen.
Grimma, 24. September. (W. T. B.) Heute fand die Einweihung des Neubaues der Fürstenschule durch eine Feierlichkeit in der Aula statt, welcher Seine Majestät der Kön ig, der Kultus⸗-Minister von Gerber sowie der Präsident der Zweiten Kammer Dr. Haberkorn beiwohnten. Der König, welcher mittels Sonderzuges eingetroffen war und zurückreiste, wurde von den Vereinen und der Schuljugend, welche in den festlich 6 Straßen Spalier bildeten, auf das Herzlichste
egrüßt.
Rom, 24. September. (W. T. B.) Von den italieni⸗ schen Senatoren und Deputirten haben bisher 370 sich bereit erklärt, an der hierher einberufenen interparlamenta⸗ rüschen Konferenz über die Friedensfrage und die Einsetzung eines internationalen Schiedsgerichts theilzunehmen. Auch von etwa 710 Deputirten und Senatoren des Aus⸗ landes sind Beitrittserklärungen eingelangt; etwa 250 der⸗ selben haben zugesagt, persönlich an den Berathungen theil⸗ zunehmen.
Konstantinopel, 24. September. (W. T. B.) Die „Agence de Constantinople“ meldet, die Pforte habe an die Vertreter der auswärtigen Mächte in Betreff der Dardanellenfrage ein Rundschreiben gerichtet, in welchem darauf hingewiesen wird, daß die russische Frei⸗ willigen⸗Flotte seit Jahren den Verkehr zwischen Odessa und Wladiwostot besorge und daß ihre unter der Handelsflagge segelnden Fahrzeuge die Meerengen frei passiren. Da dieselben aber zuweilen Soldaten und Sträflinge an Bord hätten, sei es vorgekommen, daß sie irrthümlicher Weise an der Ein⸗ fahrt zu den Dardanellen angehalten worden seien. Um der⸗ artigen Mißverständnissen vorzubeugen, habe die Pforte dem Kommandanten der Dardanellen die im Wesentlichen bekannten formellen Weisungen ertheilt. Gegenüber den Klagen der Blätter über die angebliche Verletzung der Ver⸗ träge stellt das Rundschreiben fest, daß sich Nichts geändert habe und daß nur die alte Gepflogenheit auch fernerhin be⸗ folgt werde. .
So fia, 24. September. (W. T. B.) Die „Swoboda“ stellt nochmals fest, daß der Be sjuch Grekow's in Konstan⸗ ninopel lediglich Privatangelegenheiten gegolten habe, und bezeichnet es als selbstverständlich, daß der Minister des Vasallenstaates sich dem Sultan und dem Großvezier vorstellen ließ. Es sei jedoch sicher, daß in Ren Unterredungen die Anerkennung des Prinzen Ferdinand durch die Pforte nicht zur Sprache gekommen sei. Die bulgarischen Staats⸗ männer seien Angesichts der Schwierigkeiten der Frage ent⸗ schlossen, nicht an derselben zu iühren. Das Wichtigste für Bulgarien sei, sich die Freundschaft der Türkei und das Wohl⸗ wollen des Sultans zu sichern. ;
Kopenhagen, 24. September. (W. T. B.) Wie aus
redensborg verlautet, dürfte der Kaiser von Ru ß⸗2 and wahrscheinlich bereits morgen die Rückreise nach Ruß⸗ land antreten.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
2
Arania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde.
zetlel.
Circus Renz. Freitag, Abends 76 Uhr:
berühmten Kunstschwimmerinnen drei Geschwister Janson. Schluß ⸗Tableau: Grande Fontaine
Residenz Theater. Direktion: Sigmund Lauten · Tuminenses in Einer Höhe von mebt deng So Fuß
burg. Freitag: Zum 7. Male. bedeckt Schauspielbaus. 198. Vorstellung. Was ihr wollt. Schauspiel in 4 Akten von Victorien Sardou. wolkig dustspiel in Aufzügen von Sbakespegre, nach Schlegel's Uebersetzung. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.
ausstrablend. Außerdem: 5 irländ. Jagdpferde , . (Original · Dressur) zusammen dress. und vorgef. von Schnlp ferd Emperor, ger. von-
Deutsch von Hermann von Löbner. Anfang 74 Uhr. Hrn. Franz Renz. ) Di rn. Haberel. Alaska. Miß Aida mit ihren 8 solg Tage. Dhelte a n e. 5 dressirten Miniatur Hunden. Auttretea der ameri⸗
kanischen Künftlerinnen Sisters Lawrence am fl
Freitag: Zum Trap? j ; .
z. Mr. Faccio, Voltigeur. Mr. Pierre, Par⸗ 57. Male mit durchweg neuer glänzender Ausstattung . I. Ranges. Auftceten der Reitkünstlerinnen an Delgrationen, Kostuͤmen, Ballets, Waffen Requi- Mile. Theresa und Frl. Marie Chiarini ꝛc. Komische nng⸗Dentschlaud Gntrees und Intermezzos von sämmtlichen Clowns. J itbild in 4 Akten 7 Bildern) von Ernst Niedt. Im 6. Bilde: Zum ersten Male in Deutschland: Großes Pferderennen auf der Bühne von lebenden Pferden. Anfang .
Sonnabend: Auf Helgoland“. Sonntag, Abends 7 Ubr: . Auf Helgoland“.
Familien⸗Nachrichten.
Freitag: Zum Verlobt: Frl. Gertrude von Bülow mit Hrn.
Regierungs- Assessor Richard Lucke (Merseburg —
mit Frl. Jeanne von der Burg (Stettin — Pasewalk).
Geboren:; Ein Sohn: Hrn. Pfarrer Seifart (Gumpelstadt). — Hrn. Professor Ernst Mäller (Hannover. — Hrn. Garnison · Bauinspektor E A. Roßteuscher (Westend ⸗Cbarlottenburg).
30. Gestorben: Frau Hedwig von Olszewska, geb. ; Freiin von Uitenboven (Cichholy.
Wagner und
Redacteur: Dr. H. Klee, Direktor.
Verlag der Expedition (Scholy.
Gesangs ⸗·Burleske in 1 Akt von Contert-Jaus. Freitag:
neuen Richard Wagner ⸗Saales.
Concerte. Karl Meyder⸗ Concert. I. Wagner Abend zur Einweihung des
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagk⸗ Anstalt, . Wilhelmstraße Nr. 32.
Vier Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).
Erste Beilage
8
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
M 225.
Königreich Preußen.
Privileg i um
wegen Ausfertigung auf den Inhaber lautender Kreis
ankeihescheine des Kreises Oels im Betrage von 450 000 4A
Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen rc.
Nachdem die Vertretung des Kreises Oels, Regierungsbezirks Breslau, auf dem Kreistage am 14. März v. J. beschlossen hat, die zur Augführung der in Aussicht genommenen Chausseebauten erforder · lichen Mistel im Wege einer Anleihe zu beschaffen, wollen Wir auf den Antrag der Kreisvertretung, : zu? diefem Zweck auf jeden Inhaber lautende, mit Zins⸗ scheinen verschene, Seitens der Gläubiger unkündbare Anleihe scheine im Betrage von 450 000 M ausstellen ju dürfen, da sich hiergegen weder im Interesse der Gläubiger noch der Schuldner Etwas ju erinnern gefunden hat, in Gemäßbeit des 5. 2 des Gesetzes vom J7 Juni 1853 zur Ausftellung von Anleihescheinen zum Betrage von 450 600 , in Buchstaben: Vier Hundert Fünfiig Tausend Mark, welche in folgenden Abschnitten: 190 000 M zu 1000 160 000 AÆ zu 500 100 000 M zu 200 4
zusammen 450 000 M
nach dem anliegenden Muster auszufertigen, mit drei ein halb vom Hundert jährlich ju verzinsen und nach dem festgestellten Tilgungsplane mittels Verloosung jährlich vom 1. Oktober 15392 ab mit wenigstens Eins vom Hundert des Kapitals, unter Zuwachs der Zinsen von den getilgten Schuldverschreibungen, zu tilgen sind, durch gegenwärtiges Privileglum Unfere landesherrliche Genehmigung mit der rechtlichen Wirkung ertheilen, daß ein jeder Inhaber dieser Anleihescheine die daraus hervorgegangenen Rechte geltend zu machen befugt ist, ohne zu dem Nachweise der Uebertragung des Eigenthums verpflichtet zu sein.
Durch vorflehendes Privilegium, welches Wir vorbehaltlich der Rechte Dritter ertheilen, wird für die Befriedigung der Inhaber der Anleihescheine eine Gewährleistung Seitens des Staats nicht über⸗ nommen.
Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Insiegel.
D. ö Palais, den 26. August 1891.
8.
Wilhelm R. Zugleich für den Finanz ⸗Minister: hiel en.
Provinz Schlesien. Regierungsbezirk Breslau.
Anleiheschein des Kreises Oels xte Ausgabe Buchstabe .. Nr.... über... Mark Reichs währung.
Ausgefertigt in Gemäßheit des landesherrlichen Privilegiums vom . (Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Breslau vom. ten 189. Nr. . . Seite... und Gesetz ˖ Sammlung für 189. Seite ... laufende Nr )
Auf Grund des von dem Bezirksausschusse des Regierungsbezirks Breslau genebmigten Kreistagsbeschlusses vom 14. März 1890 wegen Aufnahme einer Schuld von 450 000 MS bekennt sich der Kreisaus schuß des Kreises Oels Namens des Freises durch diese für jeden Inhaber gültige, Seitens des Gläubigers unkündbare Verschreibung zu einer Darlehnsschuld von Mark, welche an den Kreis baar gezahlt worden und mit drei ein halb vom Hundert jährlich zu verzinsen ist.
Die Rückzahlung der ganzen Schuld von 450 000 M erfolgt nach Maßgabe des genehmigten Tilgungsplans mittels Verloosung der Anleihescheine in den Jahren 1892 bis spätestens 1939 einschließ⸗ lich aus einem Tilgungsstocke, welcher mit wenigstens Eins vom Hundert des Kapitals jährlich unter Zuwachs der Zinsen von den getilgten Schuldverschreibungen gebildet wird.
Die Ausloosung geschieht in dem Monat Oktober jeden Jahres. Dem Kreise bleibt jedoch das Recht vorbehalten, den Tilgungsstock zu verstärken oder auch sämmtliche noch im Umlauf befindliche Anleibescheine auf einmal zu kündigen.
Die durch die verstärkte Tilgung ersparten Zinsen wachsen eben⸗ falls dem Tilgungsstocke zu.
Die ausgeloosten, sowie die gekündigten Schuldverschreibungen werden unter Bezeichnung ihrer Buchstaben, Nummern und Betrage, sowie des Termins, an welchem die Rückzahlung erfolgen soll, öffentlich bekannt gemacht. Diese Bekanntmachung 3 sechs, drei, zwei und einen Monat vor dem Zahlungstermine in dem „Dentschen Reichs- und Preustischen Staats-Anzeiger“, dem Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Breslau und einer in Breslau erscheinenden Zeitung. Geht eines dieser Blätter ein, so wird an dessen Statt bon der Kreisvertretung mit Genehmigung des Königlichen Regierungs ⸗ Präsidenten in Breslau ein anderes Blatt bestimmt.
Bis zu dem Tage, wo solchergestalt das Fapital zu entrichten ist, wird es in halbjährlichen Terminen, am 2. Januar und am 1. Juli, von heute an gerechnet, mit drei ein halb vom Hundert jährlich verzinst.
Die Auszahlung der Zinsen und des Kapitals erfolgt gegen bloße Rückgabe der fällig gewordenen Zinsscheine beziehungsweise dieser Schuldverschreibung bei der Kreis⸗Kommunalkasse zu Oels, und jwar auch in der nach dem Eintritte des Fälligkeits termins folgenden Zeit. Mit. der zur Empfangnahme, des Kapitals eingereichten Schuldverlchreibung sind auch die dazu ge . hörigen Zinsscheine der späteren Fälligkeitstermine zurückzuliefern.
Für die fehlenden Zinsscheine wird der Betrag vom Kapital abgezogen. Die gekündigten Kapitalbeträge, welche innerhalb dreißig Jahren nach dem Rückzahlungstermine nicht erhoben werden, sowie die innerhalb vier Jahren nach Ablauf des Kalenderjahres, in welchem sie fällig geworden, nicht erhobenen Zinsen verjähren zu Gunsten des Kreiseß. Das Aufgebot und die Kraftloserklärung ver. lorener oder vernichteter Schuldrerschreibungen erfolgt nach Vorschrift der S5§. 838 und ff. der Civilprozeßerdnung für das Deutsche Reich vom 30. Januar 1877 (Reichs ⸗Gesetzblatt Seite 83) beziehungsweise nach §. 26 des Ausführungsgesetzes zur Deutschen Civilprozeßordnung vom 34. März 1875 (Gesetz⸗Samml. Seite 281).
Zinsscheine können weder aufgeboten noch für kraftlos erklärt werdẽn. Soch solUl Demjenigen, welcher den Perlust von Zins ⸗ scheinen vor Ablauf der vierjährigen Verjährungsfrist bei der Kreis,. verwaltung anmeldet und den stattgehabten Besitz der er durch Vorzeigung der Schuldverschreibung oder Fonst in laubhafter Weise darthut, nach Ablauf der Verjährungsfrist der Betrag der ange⸗ . . dahin nicht vorgekommenen Zinsscheine gegen Quittung ausgezahlt werden. . ; ;
Mit diefer Schuldverschreibung sind halbjkhrige Zinsschein. bis zum Schluffe des Jahres... ausgegeben; die ferneren Zinsscheine werden fuͤr fünfsährige Zeitabschnitte ausgegeben werden. Die Aus⸗
abe einer neuen Reiße von Zinsscheinen erfolgt bei, der Kreig⸗ ommunalkaffe in Oels gegen Ablleferung der der älteren Zinb⸗ scheinreihe beigedruckten Anweifung. Beim Verluste der Anweisung
Berlin, Donnerstag, den 24. September
erfolgt die Aushändigung der neuen Zinsscheinreihe an den Inhaber der Schuldverschreibung, sofern deren Vorieigung rechtzeitig geschehen ist.
Zur Sicherheit der hierdurch eingegangenen Verpflichtungen haftet der Kreis mit seinem Vermögen und mit seiner Steuerkraft.
Dessen zur Urkunde haben wir diese Ausfertigung unter unserer Unterschrift ertheilt.
Oels, den. ten
Der Kreisgusschuß des Kreises Oels.
Anmerkung: Die Anleibescheine sind außer mit den Unter- schriften des Landraths und zweier Mitglieder des Kreisausschusses mit dem Siegel des Landraths zu verseben. Provinz Schlesien. Regierungsbezirk Breslau. Zinsschenrn 4 zu der Schuldverschreibung des Kreises Oels te Ausgabe, Buchstabe Nr. über Mark zu drei ein halb
vom Hundert Zinsen über.... Mark... Pfennig.
Der Inhaber dieses Zinsscheines empfängt gegen dessen Rückgabe in der Zeit vom 2. Januar (bezw.) 1. Juli 18... ab die Zinsen der vorbenannten Schuldverschreibung für das Halbjahr vom . . ten
. t Mark .. Pf. bei der Kreis ⸗Kommunalkasse zu Oels. Oels, den. ten Der Kreisausschuß des Kreises Oels. . (Unterschriften.)
Dieser Zinsschein ist ungültig, wenn dessen Geldbetrag nicht inner⸗ eb vier Sr bt nach Ablauf des Kalenderjahres der Fälligkeit er⸗
oben wird.
Anmerkung. Die Namensunterschriften der Mitglieder des Kreisausschusses koͤnnen mit Lettern oder Faesimile ⸗ Stempeln gedruckt werden, doch muß jeder Zinsschein mit der eigenbändigen Namengz⸗ unterschrift eines Kontrolbeamten versehen werden.
Regierungsbezirk Breslau.
Provinz Schlesien. Anweisung
zum Kreisanleiheschein des Kreises Oels... te Ausgabe. Buchstabe .. Nr. . . . über ... Mark.
Der Inhaber dieser Anweisung empfängt gegen deren Rückgabe zu der obigen Schuldverschreibung die , te Reihe von Zinsscheinen für die fünf Jahre 18. . bis 18... bei der Kreis kommunalkasse zu Oels, sofern nicht rechtzeitig von dem als solchen sich ausweisenden Inhaber der Schuldverschreibung dagegen Widerspruch erhoben wird.
Oels, den. ten .
Der Kreisausschuß des Kreises Oels. Anterschriften.
Anmerkung. Die Namensunterschriften der Mitglieder des Kreisausschusses konnen mit Lettern oder Faesimile Stempeln gedruckt werden, doch muß jede Anweisung mit der eigenhändigen Namens unterschrift eines Kontrolbeamten versehen werden.
Die Anweisung ist zum Unterschiede auf der ganzen Blatt- breite unter den beiden letzten Zinsscheinen mit davon abweichenden Lettern in nachstehender Art abzudrucken:
.. ter Zinsschein. ter Zinsschein.
Anweisung.
P. 8. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in Halle a. S.
Von den gestern gebaltenen allgemeinen Vorträgen bat besonders
der Vortrag des Hrn. Professors Dr. Kraus
Ueber die Bevölkerung Europas mit fremden Pflanzen
allgemeineres Interesse erregt; bezog er sich doch auf einen Gegen stand, welcher Jedermann lieb und werth ist, auf den Pflanzenschmuck, mit dem wir Garten, Park und Haus verschönern. Selten macht man sich wohl klar, wie öde und unwirthlich es bei uns aussehen würde, wenn eine gigantische Hand unserer traulichen Umgebung alles das rauben würde, was nicht seit Menschengedenken bei uns von selbst zu gedeihen pflegt. Thatsächlich stammt das Meiste von dem, was uns an Pflanzen erfreut, aus Asien und Amerika. An Massen—⸗ haftigkeit und Zahl freilich überwiegen nach wie vor die ein— beimischen Gewächse; bei weitem uͤbertroffsn werden sie erst, wenn man die Mannigfaltigkeit der Arten in Betracht zieht. Einige Tausend Blüthenpflanzen etwa. können wir für ein Land Guropas als einheimisch ansehen, für England
z. B. nach einer neueren Zählung 1500; dieser Zahl stehen aber 37 000 eingeführte Pflanzen gegenüber. Man könnte also sagen. daß sich auf botanischem Gebiete der umgekehrte Vorgang vollzogen hat wie bei der Bewegung der Bevölkerung: Europa ist von den Wilden kolonisirt.
Einzelne Fälle solcher Verpflanzungen sind allgemein bekannt, so die Ginführung der Rebe und Kirsche durch die Römer, die der Kar—⸗ toffel durch Drake; aber das ist nur verschwindend gegenüber den Tausenden von fremden Einwanderern, welche wir besonders unter den Park ⸗ und Gartenpflanzen antreffen. Dieses mächtige Eindringen auslãndischer Pflanzen beginnt mit dem Ausgange des 15. Jahrhunderts, jener Periode, in welcher überhaupt das geistige Leben der Völker Guropas einen so mächtigen Aufschwung nahm. Aus dem Jahre 1545 stammen die ersten Urkunden über den Bestand an einheimischen und fremden Gartenpflanzen; ihre Zahl beträgt etwa 1500. Wollen wir uns ein Bild der damaligen Flora machen, so werfen wir einen Blick in den Garten eines Landmanns. Da sehen wir neben den Veilchen, Fingerhüten, Malven und Kornblumen, welche bloß aus dem Freien in den Garten verpflanzt zu werden brauchten, Fruchtgewächse, die in nicht genau bestimm barer Zeit aber die Alpen zu uns gekommen sind, so die Gurken und Kür— Fißse, ferner Lavendel, Rosmarin, Lavkoven. Einwanderer aus dem Osten sind Schneeball, Flieder und Jasmin. Bald tritt auch eine kleine Flora amerikanischen Ursprungs auf, deren Angebörige zum Theil das Beiwort indifch' erhielten (Canna indica) oder nach dem Lande, über welches sie den Weg nahmen, die Bezeichnung spanisch“, wie die Kresse oder der Pfeffer. Auch die Sonnenblume und der Lebensbaum gehören hierher, sowie vor Allem die Kartoffel — welche in jener Zeit als eine Zierpflanze gepflegt wurde.
Ein ungemein wichtiges Element für die Einführung fremder Pflanzen trat in Wirkfamkeit, als man im Jahre 1559 zuerst die Blumenzwiebel importirte. Die Tulpen, Hyazintben und ähnliche Blumen stellten durch ihren berauschenden Duft und ihre Farben⸗ pracht alle anderen Blüthen in den Hintergrund. Ein ekstatischer Enthusiasmus ergriff Deutschland und Frankreich, kein Land aber heftiger als Holland, wo Mancher thatsächlich Haus und Hof ver- pfändete, um die schönen Pflanzen zu erlangen. päter hat bekannt lich in diesem Lande jener krankhafte Zug eine schöne Weiterentwicke⸗ lung in der Blumenmalerei gefunden.
Eine neue Aera begann im Anfange des siebzebnten Jahrbunderts dadurch, daß in dem Robin'schen Garten in Paris canadische Pflanzen
1891.
gepflegt wurden. Mit Ehrfurcht betrachtet der Botaniker noch heute im Jardin des plantes ein sorgsam gepflegtes Exemplar der Stein akazie, von Robin selbst gepflanzt und nach seinem Namen benannt. In jener Zeit zierte der wilde Wein zum ersten Male durch seine herbfstlich rothen Blätter die Gärten Europas.
Noch einmal ging von den Holländern eine mächtige Anregunz aus, nachdem sie sich in den Gegenden Süd Afrikas festgesetzt. Um die Mitte des 17. Jahrhunderts wurden Kappflanzen in die botanischen Gärten von Amsterdam und Leyden versetzt. Hier begegnen wir zuerst den schönen und mannigfaltigen Geranien, ferner der Aloe und den sueculenten Eupborbien, welche besonders den Botaniker interessiren und erfreuen. 6000 Pflanzenarten zählt das Verzeichniß des damals so berühmt gewordenen botanischen Gartens von Leyden auf, und in Amsterdam wurde um dieselbe Zeit ein prächtiger Kupferdtuck, der reichhaltigste und schönste vielleicht, welchen die Botanik aufzuweisen hat, herausgegeben.
wei Umstände förderten nunmehr die weitere Entwickelung. Die Kappflanzen machten die Frage nach guter Ueberwinterung empfind⸗ licher Gewächse zu einer brennenden; die Glashäuser wurden nach wissenschaftlichen Prinzipien angelegt und auf der zweckmäßigen Temperatur gehalten. Eine völlige Umgestaltung der Gartenbaukunst aber kam dadurch zu Stande, daß der unter Ludwig dem Vierjehnten herrschend gewordene Geschmack, welcher die Gärten gewiffermaßen als architektonische Anbängsel der Schlösser behandelte, durch den freieren Stil verdrängt wurde, der sich in England ausgebildet hatte, nicht ohne Beziehung zu den landschaft⸗ lichen Schönheiten dieses Landes. Es genügten nun nicht mehr wenige Laubhöl zer, die in viele Formen gepreßt werden konnten, son⸗ dern eine natürliche Mannigfaltigkeit in Bau und Verjweigung der Bäume und Strãucher wurde nöthig. Man erreichte sie ein mal durch weitere Berücksichtigung nordamerikanischer Arten, besonders aber auch durch die Einführung von Pflanzen aus den gemäßhigten Gegenden des Ostens, so aus Sibirien. Alles, was wir unter dem Namen der feineren Parkgebölze zu be= greifen pflegen, gtwann bei diesem Umschwung an Bedeutung, z. B. die eleganten amerikanischen Poppeln und Ahorne, der virginische Wachholder, die rothblühenden Kastanien u. s. w.
Noch ein Gebiet schließt sich den aufgezählten an, nämlich Neu holland, dessen Eucalyptusarten in Gegenden wie Oberitalien viel⸗ leicht dieselbe Rolle zu spielen berufen sind, wie bei uns die ameri⸗ kanischen und sibirischen Gewächse.
Was hat denn, so fragen wir zum Schluß, die jüngste Zeit auf diesem Gebiet geleistet? Mit viel wirksameren Mitteln zu arbeiten, war ihr ja vergönnt. Das Reisen in entlegene Gegenden ist weniger selten und gefährlich geworden. Die Einrichtung regel mäßiger Dampfer⸗ linien und zweckmäßiger Pflanzentransporteinrichtungen hat die Ueber ⸗ führung auch der empfindlichsten Gewächse möglich gemacht. Die Vor⸗ richtungen zur Ueberwinterung sind in entsprechendem Maße besser geworden. Die Folge ist gewesen, daß seit etwa einem Menschenalter die Nachfrage nach fremden Pflanzen eine enorme Steigerung erfahren hat; das Interesse ist allgemeiner geworden, und man kann fast sagen, daß die botanischen Gärten die Führung verloren haben. Die Tropen, die einzige Gegend, welche wir oben nicht erwähnt haben, mußten ebenfalls ihre farben⸗ prãchtigen Schätze hergeben, seit der Blumenluxus mit immer größeren Anforderungen hervortrat. Wir wollen diesen Zug der Neuzeit, obwohl er zuweilen ausgeartet ist, nicht tadeln. Verdanken wir ihm doch eine Verschönerung unserer Um⸗ gebung, welche die Kunstwerke der Architektur allein niemals zu erzielen fähig sein würden. Der vergängliche Schmuck der Blumen übt nun einmal auf, unser Gemüth einen tieferen Eindruck aus als der schönste Stein. Nur darauf möge noch hin⸗ gewiesen werden, daß die Thätigkeit der botanischen Gärten vielfach nicht genügend gewürdigt worden ist. Nicht umsonst hat man einmal gesagt, daß das natürliche System nirgends anders als in Frankreich erfunden werden konnte, welches allein über bo tanische Gärten mit ge— nügendem Material verfügte. Nur an lebenden Pflamen lassen sich eben Lebensverhältnisse studiren. Merkwürdiger Weise sind es gerade die ausländischen Pflanzen, welche uns das Studium des anatomischen Baues der Pflanze leicht machen. Es er, füllen also diese Fremdlinge einen doppelten Zweck: Architekt und Maler zugleich, verschönt die Natur durch sie unser Dasein, und sie bereichert andererseits mit ihrer Hülfe unser Erkennen. Im Glanze dieses doppelten Vorzuges verdient die Pflanz enkunde die schöne Be⸗ zeichnung einer seientia amabilis.
Nach, dem Vortrag des Professors Dr. Kraus sprach Professor Dr. Ebstein (Göttingen) über „die Kunst, das menschliche Leben zu verlängern‘. Zum nächsten Versammlungsort wurde Nürnberg ge⸗ wählt. Gestern Nachmittag war im Schützenhause Festmahl, an welchem sich 1230 Mitglieder der Versammlung und 330 Damen betheiligten.
Statistik und Volkswirthschaft.
Konferenz für Unfall versicherung.
In der gestrigen Sitzung der in Bern tagenden internationalen Konferenz für Unfallversicherung verwahrte sich Veyssier, der Ver⸗ treter der französischen Arbeitersyndikate, gegen die von belgischer und auch französischer Seite befürwortete Ansicht, daß grobe Fahrlässigkeit von dem Empfange der Rente ausschließen solle. Der Präsident des deutschen Reichs ⸗Versicherungs mts Bödiker unterstützte Veyssier: ein solches Vorgehen würde die vergiftenden Prozesse verewigen, viel schaden und nichts nützen; man müsse der menschlichen Schwäche Rechnung tragen. Die Ausführungen Bödiker's fanden, wie W. T. B.“ meldet, allgemeinen Beifall.
Tiefbau⸗Berufsgenossenschaft.
Gestern tagte eine außerordentliche Genossenschafts⸗ versammlung der Tiefbau⸗Berufsgenossenschaft im Architektenhause. Sie war von 48 Mitgliedern aus den ver⸗ schiedensten Gegenden des Deutschen Reichs besucht, die im Ganzen 2157 Stimmen vertraten. Leiter derselben war der Berufsgenossen⸗ schafts⸗Vorsitzende Bandtke. Der erste Gegenstand der Tagesordnung war die Pensionirung der Genossenschaftsbeamten, über welche neuestens in fast allen Genossenschaften Deutschlands ver⸗ handelt wird. Der Vorsitzende bezeichnete die unverzügliche Inangriff⸗ nahme dieser Angelegenheit als unabweisbare Nothwendigkeit und bemerkte, daß das Reichs ⸗Versicherungsamt sehr sympathisch dieser Bestrebung gegenüberstehe. An der Debatte betheiligten sich etwa 20 Redner, welche alle darin übereinstimmten, daß die Genossen⸗ schaften fich tüchtige Beamte nur erhalten können, wenn sie ihre Zukunft und die Zukunft ihrer Familien sicherstellen, und daß die Regelung der Angelegenheit keinen Aufschub erleiden dürfe, vielmehr zum eigenen Vortheil der Genossenschaft ohne Verzug ins Werk gesctzt werden müsse. Dementsprechend wurde eine Kommission von siehen Mitgliedern damit betraut, im Einvernehmen mit dem Reichs⸗Versicherungsamt die Grundsätze für die Pensionirung der gr fen g n g nn, aufzustellen und dies Ergebniß der nächsten GenossenschaftsVersammlung vorzulegen. Die nun folgenden weiteren