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zurück. Sollte man in dieser Stimmung der Geister nicht ein Zeichen der Vorschung erblicken? Ohne Zweifel, man muß versuchen, dieses Vorurtheil zu beseitigen, doch wäre es unklug, ihm nicht Rechnung zu tragen. ...“
Rußland und Polen.
St. Petersburg, 28. September. Die Leiche der Groß⸗ fürstin Alexandra ist gestern von Iljinskoje nach Moskau gebracht worden und trifft morgen hier ein. Am Bahn hofe wird, dem „W. T. B.“ zufolge, die Leiche feierlich eingeholt und sodann nach der Peter-Pauls-Festungskirche überführt werden, in welcher am Mittwoch Vormittag die Beisetzung erfolgt.
Italien.
Die „Opinione“ bestätigt, daß der Premier⸗Minister Marchese di Rudini in Mailand zu einem ihm zweck mäßig erscheinenden Zeitpunkte sprechen werde. Der Finanz⸗ Minister, als Deputirter der Stadt Mailand, ist ermächtigt worden, dies dem Bürgermeister schriftlich mitzutheilen.
Wie die „Tribuna“ meldet, haben die Minister und Unter-Staatssekretäre die durch den französischen Bot⸗ schafter Billot übermittelte Einladung zur Theilnahme an der Enthüllungsfeier des Garibaldi⸗-Denkmals in Nizza dahin beantwortet, daß sie wegen Geschäftsüberbürdung an der Feier nicht theilnehmen können und als Stell vertreter den italienischen Konsul in Nizza delegirt hätten.
Die „Italia militare“ meldet, der Avisodampfer „Staffetta“ werde sich voraussichtlich nach den chinesi⸗ schen Gewässern begeben und sich daselbst mit dem Kanonenboote „Volterno“ vereinigen. Dasselbe Blatt theilt ferner mit, die bei den letzten Artillerieschießübungen mit dem rauchlosen Pulver gemachten Erfahrungen be⸗ stätigten vollauf die anfänglich gehegten günstigen Er—⸗ wartungen.
Mehrere römische Blätter versichern, das Gerücht von einer bevorstehenden Abschließung der Märkte der Ver⸗ einigten Staaten für die italien ischen Pro dukte als Repressalie für die Nichtaufhebung des Verbots, betreffend die Einführung von amerikanischen Schweinefleischsorten, sei un⸗ begründet. Die Blätter fügen hinzu, das Verbot dürfte auf⸗ gehoben werden, sobald die Staaten, mit denen Italien die Fleischsorten ausgetauscht habe, gleiche Maßregeln träfen.
Syanien.
San Sebastian, 25. September. Gestern Abend 9 Uhr reisten der Groß fürst Wladimir von Rußland und Gemahlin wegen Ablebens ihrer Schwägerin, der Groß— fürstin Alexandra, nach Moskau. Ihre Kaiserlichen Hoheiten kehren, der „K. Ztg.“ zufolge, am 4. Oktober nach San Sebastian zurück; die Kinder sind hier geblieben. Die Kön igin⸗ Reg en tin verabschiedete sich von dem Großfürstlichen Paar am Bahnhofe. Die Festlichkeiten sind abgesagt worden.
Schweiz.
Der Bundesrath hat, wie man der „Frkf. Ztg.“ meldet, den Bau einer zweiten staatlichen Waffenfabrik be⸗ schlossen, um die Fabrikation des neuen Infanteriegewehrs zu beschleunigen.
In der Bundeskanzlei waren, laut Nachricht des W. T. B.“, bis heute ungefähr 35 000 Referendum s⸗Unterschriften gegen den Ankauf der Centralbahn eingetroffen. Es muß demnach die Volks ab stimm ung, stattfinden. Man nimmt an, daß die Zahl der Unterschriften noch bis auf 100 000 steigen werde.
Niederlande.
Im Wahlkreise Horn, wo in Folge der Ernennung des liberalen Abgeordneten van Dedem zum Kolonial⸗Minister ein neuer Abgeordneter gewählt werden mußte, siegte, wie der „Köln. Itg.“ berichtet wird, bei der Stichwahl der liberale Kandidat Ferf mit 1811 Stimmen gegen den Führer der radikalen Partei Dr. jur. Treub, der 1516 Stimmen erhielt. Die Zweite Kammer besteht nunmehr endgültig aus 54 Liberalen, 1 Radikalen, 260 Anti⸗Revolutionären und
25 Katholiken. Rumänien.
Der Gesundheitszustand der Königin ist, wie aus Pallanza gemeldet wird, fortdauernd ein zufriedenstellender, doch schreitet die Besserung nur langsam fort. Das milde Klima übt einen wohlthuenden Einfluß.
Nach Schluß der Redaktion eingegangene Deve chen.
Kie l, 28. September. (W. T. B.) In den Städten Haders⸗ leben, Flensburg, Schleswig, Rendsburg, Itzehoe, Neumünster und Kiel wurde, wie die „Kieler Zeitung“ meldet, die 25jährige Jubelfeier der dort garnisonirenden Truppentheile auf das Fest⸗ lichste begangen. Von den Gemeinden, den Reserve— Offizieren und besreundeten Personen wurden werthvolle Ge⸗ schenke für die Truppentheile gestiftet. Die Bevölkerung be⸗ wies die größte patriotische Theilnahme. In Kiel wohnte der General der Infanterie Freiherr von Wrangel als Ehrengast des 85. Infanterie⸗Regiments der Feier bei.
Kafsel, 28. September. (W. T. B.), Ihre Maje stät die Kaiferin Friedrich ist mit Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Victoria zu Schaumburg⸗Lippe und Ihrer König— lichen Hoheit der Prinzessin Margarethe heute Mittag 121 Uhr zum Besuche Ihrer Majestät der Kaiserin auf dem Bahnhof Wilhelmshöhe eingetroffen und von der Kaiserin sowie den Kaiserlichen Prinzen auf das Herzlichste begrüßt worden. Das zahlreich anwesende Publikum bereitete den Majestäten sympathische Kundgebungen.
Karlsruhe, 28. September. (W. T. B.) Nach dem heute übersehbaren Gesammtresultat der am Sonnabend abgeschlossenen Wahlmännerwahlen beträgt der bis jetzt sichere Gewinn für das Centrum fünf Sitze, für die Demokraten nach Abzug eines ver⸗ lorenen Bezirkes zwei Sitze, für die Soziglisten zwei Sitze und für die Konservativen einen Sitz. In vier Bezirken hängt das Ergebniß der Abgeordnetenwahl von der Stellung ab, 6 die bisher noch zweifelhaften Wahlmänner nehmen werden.
Wien, 28. September. (W. T. B) Heute Mittag fand
im neuen Universitätsgebäude die Eröffnung der dritten Session des Internationalen statistischen n⸗ stituts durch den Präsidenten Rawson statt. er Unterrichts ⸗Minister Dr. Freiherr von Gautsch hob uerst in deutscher und alsdann in französischer Sprache ie Bedeutung der Statistik hervor, legte die Entwickelung des statistiscen Siudiums in Jesterreich dar und sicherte dem Institut eine wohlwollende Förderung Seitens der Regierung zu. Nachdem der Bürgermeister Dr. Prix die Versammlung Namens der Stadt Wien und der Rektor der Universität Professor Dr. von Hartel Namens der Universität begrüßt hatte, dankte Präsident Rawson im Namen der Versammlung und erstattete alsdann den Rechen⸗ schaftsbericht. Bei der Versammlung. sind, offiziell vertreten:; Egypten, England, Belgien, Dänemark, Frankreich, Griechenland, Italien, Oesterreich, Ungarn, Portugal, Rußland, Schweden, Schweiz, Serbien, Spanien und die Vereinigten Staaten. Zum Vorsitzenden wurde Sektionschef von Inama⸗Sternegg gewählt.
London, 28. September. (W. T. B.) Die „Times“ ver⸗ öffentlicht einen Artikel über die ern ste Lage, in welcher sich die brit ische Ostafrika⸗Gesell schaft befinde. Dieselbe habe in Folge der energischen Konkurrenz der Deutschen auf dem Vickoria⸗Nyanza das Uganda⸗Gebiet, 500 engl. Meilen von der Küste entfernt, besetzen müssen und dadurch ihre Mittel erschöpft. Es müßten große Anstrengungen gemacht wer⸗ den, hauptsächlich um die Gesellschaft in den Stand zu setzen, ihre Positionen zu behaupten, ohne welche der Sklavenhandel sich alsbald wieder aufrichten würde. Die „Times“ schlägt deshalb vor, England solle der britischen Ostafrika⸗Gesellscha eine mäßige Zinsgarantie gewähren für die Erbauung einer Eisenbahn von der Küste bis Uganda. Für die Dring—= lichkeit eines dahin gehenden Antrages habe sich auch Lord Salisbury in seiner Glasgower Rede ausgesprochen. Nur der von den Liberalen herbeigeführte Schluß der Session habe die Erledigung desselben verhindert. .
Paris, 28. September. (W. T. B.) Die Morgen⸗ blätter besprechen die Rede Ribot's in Bapau me in äußerst anerkennen der Weise. (Vgl. Frankreich.) Sie schließe sich mit ihren friedlichen Versicherungen und dem Appell an die innere Eintracht würdig den jüuͤngsten Reden Carnot's, Freycinet's und Constans' an. Die „République française“ hebt den das französisch⸗russische Einvernehmen betreffenden Passus der Rede hervor, welcher dieser Thatsache einen neuen ganz offiziellen Charakter aufdrücke. Die konservativen Blätter sind sehr befriedigt über die Anerkennung, welche Ribot seinen Vorgängern spendete, da dieselbe namentlich eine Huldigung für die Verdienste des Herzogs von Décazes bedeute.
Kopenhagen, 28. September. (W. T. B.) Der Kronprinz von Italien ist heute von hier nach Fünen abgereist, wo er sich direkt nach Odense zum Kron⸗ prinzen von Dänemark begeben wird. Von hier reist der Kronprinz von Italien mit dem gewöhnlichen Nachtzuge nach Vamdrup.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)
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Wetterbericht vom 28. September,
Morgens 8 Uhr. Herr. Schauspiel in 7 Vorgängen von Ernst von sing, Wildenbruch. In Scene gesetzt vom Ober ⸗Regisseur
Max Grube. Anfang 7 Uhr. Mittwoch: Opernhaus. 194 Vorstellung. Zur Sigmund Lautenburg. Anfang 74 Uhr. Erinnerung an die vor 100 Jahren erfolgte erste — — Aufführung der Oper. Scenischer Prolog von Emil
Stationen. Wind. Wetter.
Meeressp
red. in Millim.
Temperatur in O Celsius
Taubert. Neu
Bar. auf 0 Gr.
u. d.
2
8 8 6
Regen
Oper in 2 Akten von Mozart Text von Schikaneder.
Belle · Alliance · Theater.
Schauspielhaus. 241. Vorstellung. Der neue Labiche und Edmund Gondinet. Regie: Emil Les⸗ Tableau: Grande Fontaine Lumineuse, in einer Hierauf, zum 1. Male: Besuch nach der Höhe von mihr denn 80 Fuß augstrahlend. Außer⸗ Hochzeit. Lustspiel in 1 Akt von Alexander Dumas. dem: The gold bird, geritten von . Clotilde Hager. Deutsch von Paul Block. In Scene gesetzt von — Ifagar (Blumenvferd) vorgefü
tt von Frl. Oeeana Renz. — Auftreten der amerikanischen Künstlerinnen Sisters Lawrence. — Novität: Alaskas (großer
Dienstag: Zum chinesischer Ringkamph. — Cine Quadrille aus der
Zeit Friedrich's d. Großen, geritten von 8 Damen urd
einstudirt; Die Zauberflöte. g Male mit durchweg neuer glänzender Ausstattung Fg Lerner fin mer, , crit in' einen HoF, und
In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. . e ,,, Rückwärts ⸗Saltomortales auf dem gesp. Seil. —
Mullaghmore Aberdeen. Christiansund Kopenhagen. Stockholm.
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Petersburg Moßkau ...
Cork Queens
bedeckt Regen wolkig halh bed. Nebel Nebel bedeckt
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Regen heiter wolkig wolkig Nebel heiter halb bed. Regen wolkenlos bedeckt wolkig bedecki) heiter?)
amburg .. winemünde Neufahrwasser Memel
. K ünster. .. Karlsruhe .. Wiesbaden. München .. Chemnitz .. wolkig Berlin. ... balb bed. Wien .... 3 bedeckt Breslau.. 4 bedeckt le d'Aix .. better ö. V still heiter K A wolkig
) Gestern Regen. ) Nachts Regen. Nebersicht der Witterung.
Das Minimum, welches gestern über dem nor— wegischen Meere lag, ist ostwärts nach dem Bott⸗ nischen Busen fortgeschritten, an der deutschen Küste ziemlich lebhafte westliche Winde hervorrufend. Ein neues Minimum liegt nordwestlich von Schottland und veranlaßt auf den Hebriden steife, zu Valeneia stürmische Südwestwinde, deren Ausbreitung ost⸗ wärts zu erwarten ist. Am höchsten ist der Luft⸗ druck über Central⸗Frankreich und über der Alpen gegend. In Deutschland ist bei westlicher und süd⸗ westlicher Luftbewegung und durchschnittlich nahezu normalen Wärmeverhältnissen das Wetter träbe und vielfach regnerisch; fast überall ist Regen gefallen, am meisten in Süddeutschland. Nachtfröste werden aus Siebenbürgen gemeldet. Kassel und Kaisers⸗ lautern melden Gewitter
Deutsche Seewarte a a Q 2 2 2 22 , Theater⸗Anzeigen.
Königliche Schauspiele. Dienstag: Opern ⸗ haus. 193 Vorstellun Der Waffenschmied. Komische Oper in 3 Atten von Albert r e . Dirigent: Musik⸗Direktor Wegener. Anfang 7 Uhr
S — —Nĩd K L — M —— —— C 0 R
Anfang 7 Uhr.
Schauspiel haus. 202 Vorstellung. Was ihr wollt. Lustspiel in 4 Aufzügen von Sbakespeare, nach Schlegel's Uebersetzung. Anfang 7 Uhr.
Deutsches Theater. Dienstag: Zum 1. Male:
236 Sonne. Schauspiel in 3 Aufzügen von Paul indau.
Mittwoch: Der blaue Brief.
Donnerstag: Die Sonne.
Die nächste Aufführung von Des Meeres und der Liebe Wellen findet am Freitag statt.
Berliner Theater. Dienstag: Die Neuver⸗
mählten. — Jugendliebe. Anfang 7 Uhr. Mittwoch: Väter und Söhne. Donnerstag: Der Hüttenbesitzer.
Tessing Theater. Dienstag: Der Präsideut. Drama in 4 Akten von Carl Emil Frarzos.
Mittwoch: Der Präfident.
Donnerstag: Sodoms Ende. Drama in 5 Akten von Hermann Sudermann. (Erstes Wiederauftreten von Jenny Groß nach ihrem Urlaub.)
Wallner ⸗ Theater. Dienstag (letzte Woche) Zum 20. Male: Der Mann mit hundert Köpfen. Posse in 3 Akten von Henri Moulin und Edmond Delavigne. Hierauf: Musikalisch⸗deklamatsrische Abendunterhaltung. Gesangs⸗Burleske in 1 Alt von D. Kalisch. Neu bearbeitet von H. Graef. Anfgng 74 Uhr.
Mittwoch u, folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.
Triedrich · Wilhelmstãdtisches Theater. Dienstag und folgende Tage: Onkel Cyprian. Vaudeyllle⸗Operette in 3 Akten von Ordonneau und Henry Ksroul. Deutsch von Richard Gense. Musik von Edmond Audran. In Seene gesetzt von Julius Fritzsche. Dirigent: Hr. Kapellmeister Federmann. Anfang 73 Ubr.
Nesidenz Theater. Direktion: Sigmund Lauten ˖ burg. Dienstag, zum letzten Male: Georgette. Schauspiel in 4 Akten von Vietorien Sardou. Deutsch von Hermann von Löhner. Anfang 74 Uhr.
Mittwoch: Zum 1. Male: Von Dreien der Glücklichste. Schwank in 3 Akten von Eugone
zur See. Großes Ausstattungs Jeitbild in 4 Akten C Bildern) von Ernst Niedt. Im 6. Bilde; Wirk kliches Rennen auf der Buͤhne von lebenden Pferden.
Anfang 75 Uhr.
Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.
Adolzh Ernst⸗Theater. Dienstag: Zum 29. Male: Der große Prophet. Gesangsposse in 4 Akten von Leon Treptow. Couplets von Gustav Görß. Musik von Gustav Steffens. Mit voll⸗ ständig neuen Kostümen. Die neuen Dekorationen sind aus dem Atelier der Herren Wagner und Bukacz. In Seene gesetzt von Adolph Ernst Anfang 79 Uhr.
Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.
Thomas - Theater. Alte Jakobstraße 30. Direktion; Gmil Thomas. Dienstag: Zum 8. Male, mit vollständig neuer Ausstattung: Mädchenschule. Vaudeville Posse in 3 Akten (4 Bildern) von Alexander Bisson. Musik von Louis Gregh. Frei bearbeitet von Richard Gense. In Scene geseßz! vom Direktor Emil Thomas. Anfang 77 Ubr.
Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.
Conceerte.
Concert Jaus. Dienstag: Karl Meyder⸗
Concert. Ouvertüre „La gazza ladra“, Rossini.
Mignon“, Thomas. „Die Felsenmühle“‘, Reissiger.
Wiener Blut“, Walzer von Strauß. Fantasie aus
Carmen“, f. d. Violine v. Sarasare (Hr. Concert⸗
ö, Ave Maria (mit Orgel) v. Bach⸗ ounod.
Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes ⸗Ausstellungs ⸗Park (Lehrter Bahnhof). Geöff net von 12—11 Uhr. Täglich Vorstellung im , , nn, Theater. Näheres die Anschlag⸗ zettel.
Circus Renz. Dienstag, Abends 746 Uhr: Auf Helgoland, oder: Ebbe und Fluth“, gr. hydrologische Ausstattungs⸗Pantomime in 2 Abthei⸗ lungen mit National⸗Tänzen (60 Damen), Aufzügen ꝛe. Dampfschis ⸗ und Bootfahrten, 53 Riesenfontänen mit allerlei Lichteffekten 26, arrangirt und inscenirt vom Dir. GE. Renz. Kunst⸗ schwimmerinnen drei Geschwister Janson. Schluß⸗
Auftreten der Reitkünstlerin Mlle. Marie Chiarini,
sowie der Reitkünstler Herren Pierre u. Franks ꝛe.
. Entrérs und Intermezzos von sämmtlichen owns.
Mittwoch: „Auf Helgoland“.
Familien⸗Nachrichten.
656 al
Hiermit zeigen wir den am 19. Sept. dss. J. plötzlich erfolgten Tod unseres inniggeliebten Gatten, Bruders und Schwager des Königlichen Polizei ⸗ DistriktzKommissarius und Lieutenant a. D.
Hans Frhr. von Stein⸗Liebenstein
im Alter von 29 Jahren, an.
Mit der Bitte un stille Theilnahme
Die tiefbetrübten Hinterbliebenen.
Martha Freifrau von Stein ⸗Liebenstein, geb. Wer nekinck, Gollantsch.
Frieda von Brozowski, geb. Freiin von Stein ⸗Liebenstein, Kassel.
Alexis Freiherr von Stein-Liebenstein, Heidelberg.
Paul Wernekinck, Stockholm.
Walther Wernekinck, Berlin.
Verlobt: Frl. Marie Jobaentgen mit Hrn. Refe⸗ rendar Curt Saling (Berlin).
Verehelicht: Hr. Regierungs⸗Baumeister Albert Rischboth mit Frl. Else Untucht n — Hr. Pastor Müller mit Frl. Marie Stahn (Giersdorf, Kreis Löwenberg). — Hr. Otto von k mit Frl. Hedwig von der Decken
annover).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Pastor Drewes (Kaiserswaldau bei Petersdorf i. K). — Eine Tochter: Hrn. Arthur von der Heyde (Anger⸗ burger Wassermühle). — Hrn. Professor Dr. G. von Below (Münster i. W).
Ge storben: Hr. Oberst a. D. Arwed von Prittwitz und Gaffron (Göppingen). — Hr. General Major z. D. Gustav von Wedell , ,, — Fr. Clara von Sancken, geb. Linden (Königsberg).
Redacteur: Dr. H. Klee, Direktor. Berlin:
Verlag der Expedition (Schol y.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlag Anstalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32.
Sieben Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).
M 22S.
Königreich Preußen.
Privileg i um
wegen Ausgabe von auf den Inhaber lautenden Anleihe ⸗ fcheinen der Stadt Wandsbek zum Betrage von h 000 000 A
Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen ꝛe. Nachdem die städtischen Kollegien der Stadt Wan ds bek unterm 31. Sftober 1890 beschlossen haben, die zur Anlage einer Wasser⸗ leitung, zur Durchführung einer allgemeinen Entwãässerung, zur Aus fübrung verschiedener Hoch und Straßenbauten, zur Erweiterung der Gaganstalt und zu anderen gemeinnützigen Einrichtungen erforderlichen Mittel im Wege einer Anleihe zu beschaffen, so wollen Wir auf den Antrag der Stadt Wandsbek. zu * diefem Zweck auf jeden Inhaber lautende, mit Zins⸗ scheinen verschene, Seitens der Gläubiger unkündbare Anleihe⸗ scheine im Betrage von 5 000 O90 A, in Buchstaben „Fünf Millionen Mark-, autstellen ju dürfen, da sich hiergegen weder im Interesse der Glaͤubiger noch der Schuldnerin Giwas zu erinnern gefunden hat, in Gemäßheit des §. 2 des Gesetzes pom 17. Juni 1833 wegen AÄusstellung von Papieren, welche eine Zahlung verpflichtung an jeden Inhaber enthalten, sowie des Artikels der Königlichen . 9. 6 , e ,. die inführung des vorgenannten Gesetzes in den neuen Landestheilen, in,, der Stadtgemeinde Wandsbek durch gegenwärtiges Privilegium Unsere landesherrliche Genehmigung ertheilen: auf jeden Inhaber lautende, mit Zinsscheinen versehene, Seitens der Gläubiger unkündbare, nach dem anliegenden Muster aus⸗ zufertigende Schuldscheine im Gesammtbetrage, von 5 000 000 M in Buchstaben: „Fünf Millionen Mark‘, auszustellen, welche in fünf Serien, jede Serie enthaltend eine Million Mark und in den ein zelnen Serien in folgenden Abschnitten: 200 Stück à 2000 M6 — 400 900 . 66 . 23 1560 . — 23600 0660 400 , A» 500 200 000 1600 . à 200 200 000 .
1800 Stück Summa 1000 000 A,
mithin für 5 Serien à 1 000 900 M in Summa 5 900 000 M zur Ausgabe gelangen dürfen, mit 35 o oder A0 jährlich zu verzinsen und mitteks Verloosung oder freihändigen Ankaufs jährlich von dem jenigen Ctatssahre ab, welches auf die Ausgabe der einzelnen Serie folg, mit wenigstens Einem Prozent des Kapitals, sowie außerdem mit einem halben Prozent von denjenigen Kapitalbeträgen, welche für die Erweiterung der Gasanstalt und die Anlage einer Wasserleitung verwendet werden, unter Zuwachs der Zinsen von den getilgten An⸗ leihescheinen zu tilgen sind. . .
Die Ertheilung dieses Privilegiums erfolgt mit der rechtlichen Wirkung, daß ein jeder Inhaber dieser Anleihescheine die daraus sich ergebenden Rechte geltend zu machen befugt ist, ohne zu dem Nachweife der Uebertragung des Eigenthums verpflichtet zu sein,
Durch vorstehendes Privilegium, welches Wir vorbehaltlich der Rechte Dritter ertheilen, wird für die Befriedigung der Inhaber der Anleihescheine eine Gewährleistung Seitens des Staats nicht über- nommen.
Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Insiegel.
Gegeben Schwarzenau, den 7. September 1891.
(LL. 8.) Wilhelm R. Zugleich für den Finanz ⸗Minister: Herrfurth.
Provinz Regierungsbezirk Schleswig-⸗Holstein. Schleswig. Anleiheschein der Stadt Wandsbek n ere, Buchstabe ... Nr.... über .... Mark Reichs währung. Ausgefertigt in Gemäßheit des landesherrlichen Privilegiums (Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Schleswig 1891 Nr. . . Seite... und Gesetz ˖ Sammlung
Auf Grund des von dem Bezirksausschusse zu Schleswig ge— nehmigten Beschlusses der städtischen Kollegien zu Wandsbek vom 31. Oktober 1890 wegen Aufnahme einer Anleihe von 5 000 000 6 in fünf Serien, jede Serie enthaltend 1 000 009 „S, bekennt sich hierdurch die Vertretung der Stadt Wandsbek Namens der Stadt durch diesen, für jeden Inhaber gültigen, Seitens des Gläubigers un⸗ kündbaren Anleiheschein zu einer Darlehnsschuld von Mark, welche an die Stadt baar gezahlt worden und mit . . . . Prozent jährlich zu verzinsen ist.
Die Rückzahlung der ganzen Schuld von 5 0900 god A erfolgt nach Maßgabe des genehmigten Tilgungsplans mittelst Verloosung oder freihändigen Ankaufs der Anleihescheine von demjenigen Etatsjahre ab, welches auf die Ausgabe dieser Serie folgt, aus einem Tilgungsstocke, welcher mit wenigstens Einem Prozent des Kapitals, sowie außerdem mit einem halben Prozent von denjenigen Kapitalbeträgen, welche für die Erweiterung der Gasanstalt und die Anlage einer Wasserleitung verwendet werden, jährlich unter Zuwachs der Zinsen von den ge— tilgten Anleihescheinen gebildet wird.
Die Ausloosung geschieht in dem Monat September jeden Jahres, zuerst im September des auf die Ausgabe dieser Serie . Jahres zur Rückjahlung am Schluß des betreffenden
ats jahres.
Der Stadt bleibt jedoch das Recht vorbehalten, den Tilgungsstock zu verstärken oder auch saͤmmtliche noch im Umlauf befindliche Anleihescheine auf einmal zu kündigen.
Die durch die verstärkte Tilgung ersparten Zinsen wachsen eben⸗ falls dem Tilgungsstocke zu.
Die ausgeloosten, sowie die gekündigten Anleihescheine werden unter Bezeichnung ihrer Serie, Buchstaben, Nummern und Beträge, sowie des Terming, an welchem die Rückzahlung erfolgen soll, öffent ˖ lich bekannt gemacht.
Diese Bekanntmachung erfolgt sechs, drei, zwei und einen Monat vor dem Zahlungstermine in dem „Dentschen Reichs⸗ und Preusischen Staats- Anzeiger“, dem Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Schlegzwig, der Hamburger Börsenhalle' und dem Wandsbeker Boten)
Geht eines dieser Blätter ein, so wird an dessen Statt von der Stadtvertretung mit Genehmigung des Königlichen Regierungs⸗Präst.⸗ denten zu Schleswig ein anderes Blatt bestimmt.
is zu dem Tage, wo solchergestalt das Kapital zu entrichten ist, wird es in halbjährlichen Terminen, am L. April und am é Oktober mit ... . Prozent jährlich verzinst. Die Auszahlung der Zinsen und des Kapitals erfolgt gegen Rückgabe der fällig ge—⸗ wordenen Zinsscheine, beziehungsweise dieses Anleihescheines bei der Stadtkasse zu Wandsber, und zwar auch in der nach dem Eintritte des Fälligkeitstermins folgenden Zeit. Mit dem zur Empfangnahme des Kapitals eingereichten Anteihefcheine sind auch die dazu ge= hörigen Zinzscheine der späteren Fälligkeltstermine zurüchzuliefern.
Erste Beilage zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
Berlin, Mantag. den 28. September
Für die fehlenden Zinsscheine wird der Betrag vom Kapital ab⸗ gezogen. ;
Die gekündigten Kapitalbeträge, welche innerhalb dreißig Jahren nach dem Rückzahlungstermine nicht erhoben werden, sowie die inner⸗ halb vier Jahren, nach Ablauf des Etatsjahres, in welchem sie . geworden, nicht erhobenen Zinsen verjähren zu Gunsten der
adt.
Das Aufgebot und die Kraftloserklärung verlorener oder ver⸗ nichteter Anleihescheine erfolgt nach Vorschrift der 85. 838 ff. der Civilprozeßordnung für das Deutsche Reich vom 30. Januar 1877 (R. -G. -Bl. S. 85) beziehungsweise nach §. 20 des Ausführungs⸗ ö. 9 Deutschen Civilprozeßordnung vom 24. März 1879 (G. S.
Zinsscheine können weder aufgeboten noch für kraftlos erklärt werden. Doch soll Demjenigen, welcher den Verlust von Zins⸗ scheinen vor Ablauf der vierjährigen Verjährungsfrist bei dem Magülstrat der Stadt Wandbek anmeldet und den stattgehabten Besitz der . heine durch Vorzeigung des Anleihescheines oder sonst in glaubhafter Weise darthut, nach Ablauf der Verjährungsfrist der Betrag der ange meldeten und bis dahin nicht vorgekommenen Zinsscheine gegen Quittung ausgezahlt werden. .
Mit diesem Anleihescheine sind halbjährige Zinsscheine bis zum Schlusse des Jahres ⸗ ausgegeben; die ferneren Zinsscheine werden für zebnjährige Zeiträume ausgegeben werden. Die Ausgabe einer neuen Reihe von Zinsscheinen erfolgt bei der Stadtkasse zu Wandsbek gegen Ablieferung der der älteren Zinsscheinreihe bei⸗ gedruckten Anweisung.
Beim Verluste der Anweisung erfolgt die Aushändigung der neuen Zinsscheinreihe an den Inhaber des Anleihescheines, sofern dessen Vorzeigung rechtzeitig geschehen ist.
Zur Sicherheit der hierdurch eingegangenen Verpflichtungen haftet die Stadt mit ihrem Vermögen, ihren saͤmmtlichen Einnahmen und mit ibrer Steuerkraft.
Dessen zur Urkunde haben wir diese Ausfertigung unter unserer Unterschrift ertheilt.
Wandsbek, den .. ten 189.
23 . Die Stadtverordneten ˖ Versammlung.
Provinz Regierungsbezirk Schleswig-⸗Holstein. Schleswig. Zinsschein .... Reihe
über Mar Vfg. . zu dem Anleihescheine der Stadt Wandsbek . . . te Serie, Buch⸗
w über Mark zu . . . Prozent Zinsen.
Der Inhaber dieses Zinsscheines empfängt gegen dessen Rückgabe am 189 . und späterhin die Zinsen des vorbenannten Anleihescheines für das Halbjahr vom .. te bis... ten
mit Mark .. Pf. sse zu
Wandsbek, den ..
Der Magistrat.
Dieser Zinsschein ist ungültig, wenn dessen Geldbetrag nicht inner halb vier Jahren nach Ablauf des Etatsjahres der Fälligkeit er⸗ hoben wird.
Anmerkung. Die Namensunterschriften der Mitglieder der Stadtvertretung können mit Lettern oder Facsimile ⸗ Stempeln gedruckt werden, doch muß jeder Zinsschein mit der eigenhändigen Namens—⸗ unterschrift des Stadtbuchhalters versehen werden.
Die Stadtverordneten ⸗Versammlung.
Provinz Regierungsbezirk Schleswig⸗Holstein. Schleswig. Anweisung zu dem Anleihescheine der Stadt Wandsbek.
te Serie Buchstabe . . Nr. . . . über 4 Mark.
Der Magistrat.
Anmerkung. Die Namentunterschriften der Mitglieder der Stadtvertretung können mit Lettern oder Facsimile⸗Stempeln gedruckt werden, doch muß jede Anweisung mit der eigenhändigen Namens⸗ unterschrift eines Kontrolbeamten versehen werden.
Die Anweisung ist zum Unterschiede auf der ganzen Blatt- breite unter den beiden letzten Zinsscheinen mit davon abweichenden Lettern in nachstehender Art abzudrucken:
J. .ter Zinsschein.
. .ter Zinsschein.
Anweisung.
P. 8. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in Halle a. S.
Die beiden letzten allgemeinen Vorträge wurden gehalten von Professor Dr. Acker mann 5 „Ueber Edward Jenner und die Frage der Immnnität“ und von Dr. Karl Ruß „Ueber nationalen und internationalen Vogelschutz“.
Der erstere Redner begann damit, die Bedeutung der drei größten Thaten, welche auf dem Gebiete der Heilkunde im Laufe der letzten hundert Jahre ausgeführt worden sind, darzulegen. Es sind dies die vor nunmehr etwa 50 Jahren von J. Simpson vollzogene Einführung des Chloroforms in die Medizin, durch welche der Chi⸗ rurg von dem so äußerlichen Ideale, möglichst geschwind zu arbeiten, befreit wurde, sodaß das Verständniß des causalen Zusammenhangs nunmehr in den Vordergrund trat, und ferner die List er sche Erfindung der antiseptischen Methode, deren in diesen Berichten bereits gedacht worden ist. Der Dritte in diesem Bunde, oder vielmehr der Zeit nach der Erste, ist eben Jenner, der am 14. Mai 1796 zum ersten Male die Uebertragung der Kuhpocken von einem Menschen auf den anderen vornahm.
Nur in Folge seiner ausgesprochenen Neigung zur Naturbetrach⸗ tung gelang ez Jenner, von seinen Angehörigen, die fast ausnahmslos dem geistlichen Stande angehörten, die Erlaubniß zum Studium der Heilkunde zu erlangen. Sein Lehrer war vornehmlich der berühmte Londoner Arzt J. Hunter, mit welchem J. trotz des bedeutenden Altergunterschiedes bald durch die innigste Freundschaft verknüpft war. Jenner blieb nicht in London; sein einfaches und bescheidenes Wesen ließ ihm den Beruf eines Landarztes als besonders erstrebenswerth
1891.
erscheinen — ein Umstand, ohne welchen er seine Erfindung vielleicht niemals gemacht hätte — und so finden wir ihn bald in einem Dörfchen seiner Heimath Glocestershire ansässig.
Um jene Zeit (ca. 1795) war in England die sog. Inokulation der Menschenblattern oder die Variolation bereits üblich. Der beab⸗ sich gte Schutz gegen die Blattern wurde durch sie im Allgemeinen erreicht, allerdings weder in vollständiger noch in ungefährlicher Weise. Indirekt hat die Variolation einen großen Nachtheil im Gefolge ge⸗ habt, indem sie der Ausbreitung von Jenner's Erfindung noch bis zum Jahre 1849 hinderlich gewesen ist⸗
Die erste Beobachtung, welche J. auf dem Gebiete machte, wel ches nachher zu seiner Lebensaufgabe wurde, bezog sich auf die That sache, daß diejenigen Personen, welche gegen die Variolation immun blieben, meist in Milchwirthschaften beschäftigt gewesen waren. Diese Erscheinung gab ihm so viel Stoff, zum Nachdenken, daß ihm seine Freunde einst scherzhafter Weise die Entfernung aus einem Verein von Aerzten androhten, wenn er immer wieder über diesen Gegen⸗ stand sprechen würde. Jenner ließ sich nicht irre machen, und bald gelang es ihm, auch die Fälle, in welchen sein obiger Erfahrungssatz eine Ausnahme erlitten hatte, richtig zu erklären. Sein Vertrauen war dadurch in solchem Grade gestiegen, daß er es an dem oben erwähnten Tage wagte, zum ersten Mal auf einen Knaben Namens James Fip Impfstoff zu übertragen, welcher den Kuhpocken an der Hand einer Melkerin entnommen wurde. Die Resultate seiner Untersuchungen wollte er im „Philosophical Magazine niederlegen; als man ihm aber hiervon abrieth und ihn bat, doch nicht seinen bereits erworbenen Namen durch derartige Dinge zu gefährden, entschloß er sich zur Herausgabe eines besonderen Werkes, welches im Jahre 1801 unter dem Titel erschien „An Inquiry into the Causes and Effects of the Variola Vaceinae“. Auf die Ansichten Jenner's über das eigentliche Wesen der Kuhblattern und der durch sie erzielten Immunisirung möge hier nicht näher eingegangen werden, zumal sich hier, wie in so vielen ähnlichen Fällen, später die leicht erklärliche Thatsache herausgestellt hat, daß die theoretischen Begründungen des. Erfinders minder werthvoll waren, als die yrat— tischen Ergebnisse; auch die Heilkunde bleibt in erster Linie eine Erfahrungswissenschaft. Sind wir doch trotz der zahlreichen Immunisirungen, welche man seitdem bei anderen Krankheiten erzielt hat, selbst heutzutage noch nicht im Stande, jene letzterwähnte Frage, die nach dem Wesen der Immunisirung, völlig zu beantworten. Aeußerlich genommen besteht die letztere offenbar darin, daß nach einer Krankheit oder dem ihr entsprechenden künstlichen Impf— prozeß den betreffenden Krankheitsstoffen — man wird in erster Linie an Mikroorganismen zu denken haben — die Möglichteit genommen ist, späterhin dauernd im Körper zu existiren. Ob diese Unmöglichkeit zu Stande kommt da— durch, daß gewissermaßen Gegengifte gebildet. oder dadurch, daß Vährstoffe solcher Krankheitserreger zerstört werden, wissen wir nicht, Ja, die Hauptschwierigkeit liegt in dem Umstande, daß gerade bei einer Reihe von Krankheiten, welche wie Scharlach notorisch Immunität im Gefolge haben, Mikroorganismen als Krankheits« erreger noch nicht mit Sicherheit nachgewiesen sind. Indeß steht ja zu hoffen, daß die Medizin gerade bei der Entwickelung, welche sie gegenwärtig nimmt, in dieser Richtung Fortschritte machen werde.
Was das Schicksal der Jenner'schen Erfindung angeht, so ist dasselbe im Allgemeinen bekannt. An Einwendungen und Bekämpfungen hat es, wie ja auch aus den obigen Andeutungen hervorgeht, nicht gefehlt. Welch, wunderbare Blüthen der Baum der Kritik manchmal zu treiben pflegt, kann man bei dieser Gelegenheit an dem von einem englischen Arzte ausgesprochenen Bedenken sehen, daß durch eine solche Uebertragung thierischer Stoffe das menschliche Geschlecht allmählich einer Brutalisirung entgegengeführt werden könnte! — Schon nach wenigen Jahren hatte, sich die Vaccination außerordentlich verbreitet; in England freilich am wenigsten. Aber in diesem Falle bewährte sich das Sprichwort, daß der Prophet in seinem Vaterlande nichts gilt, wenigstens nicht fuͤr lange Zeit. So erhielt Jenner, der durch, seine Versuche, sowie durch unentgeltliche Abgabe von Impfstoff seine Vermögensverhältnisse sehr wenig ge⸗ fördert hatte, von seinem dankbaren Vaterlande Dotationen im Betrage von 30 000 Pfund.
Jenner starb am 20. Januor 1823, Seine Erfindung ist nun beinahe 100 Jahre alt; aber nur verhältnißmäßig Wenige unter all den Millionen, welche während dieser Zeit von dem einst so fürchter⸗ lichen Würgengel der Menschheit verschont geblieben sind, wissen, wem sie dieses Glück zu verdanken haben.
In dem zweiten Vortrage, dessen Gegenstand nach der Meinung des Redners ein wesentlich praktisches und fast noch mehr ein ästhetisches Interesse beansprucht, trat derselbe warm dafür ein, daß es die Pflicht jedes gebildeten Menschen sei, sich den Bestrebungen auf dem Gebiete des Vogelschutzes anzu⸗ schließen. Die knappen Ausführungen gipfelten in drei Sätzen, welche als Grundlage einer internationalen Vogelschutzkonvention an⸗ zusehen seien, und welche wir hier anführen wollen: Im iagter— nationalen Interesse liegt es, für alle nützlichen Vögel die Zeit der Brut als Schonzeit festzusetzen. Jeder Massenfang von kleinen nützlichen Vögeln ist zu verbieten. Geschossene oder auf andere Weise erlegte kleine und nützliche Vögel dürfen nicht zu Putz⸗ und Nahrungs⸗ zwecken verkauft werden.
Nr. 38 der Versffentlichungen des Kaiserlichen Ge⸗ sundheitsamts vom 22. September hat folgenden Jghalt: Gesundheitsstand. Mittheilungen über Volkskrankheiten. — Fleisch⸗ vergiftung in Löbtau. — Sterbefälle in deutschen Städten mit 40 660 und mehr Ginwohnern. — Deggl. in größeren Städten des Auslandes. — Erkrankungen in Berliner Krankenhäusern. — 6 in deutschen Stadt und Landbezirken. — Gesundheitsstand in Mähren. — Witterung. — Zeitweilige Maßregeln gegen Volks krankheiten. (Oesterreich⸗Ungarn. — Thierseuchen in Bulgarien, 2. Vierteljahr. — Veterinärpolizeiliche Maßregeln. (Reg. Bezirke Oppeln, Merseburg) — Medizinalgesetzgebung u. s. w. (Preußen.) Einfuhr amerikanischer Schweine 2c. — (Provinz Pommern.) Gifte. — (Reg. Bej. Wiesbaden.) Geheimmittel. — (Bayern. Ansteckende Krankheiten. — (Sachsen.) Tuberkulöse ꝛc. Theile von Schlacht- thieren. — Milzbrandkadaver. — (Württemberg.) Wildhäute. — (Hessen) Rotz ⸗ und Lungenseuche. — Schafräude, — (Groß⸗ britannien.) Lungenseuche. — Beilage. Gerichtliche Entscheidungen zum Nahrungsmittel gesetz. (Finnen. )
Nr. 39 des Eentralblatts der Bauverwaltung“, herausgegeben im Ministerium deröffentlichen Arbeiten, hat folgenden Inhalt: Markthalle in Dresden. — Einheitszeit für Deutschland. — Die neue Wannseebahn. — Leben und Wirken Karl von Gontard's. — Berechnung freitragender Steintreppen. — Ver⸗ mischtes: Gedächtnißfeier für Karl von Gontard. — Brandschaden durch eine elektrische Leitung. — Bramahventilkloset. — Kori'z Deflector. — Ausbildung von eisernen Brücken über Eisenbahnen. — Schiffsschraube mit umstellbaren Flügeln.