1891 / 233 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 03 Oct 1891 18:00:01 GMT) scan diff

Berlin ist von der Gewerbe-Deputation des Magistrats der Entwurf eines Ortsstatuts für daeselbe ausgearbeitet worden, welchen vor endgültiger Beschlußfafsung der Magistrat einer aus seiner Mitte ewählten Kommission zur Vorberathung überwiesen hatte. Die agistrats Kommission hat nun nach Vornahme einiger Veränderungen an dem Entwurf dem Magistrats. Kollegium über ihre Beschlüsse Be⸗ richt erstattet. Die einschneidendste Aenderung des Entwurfs bezieht sich auf den §. 8, welcher von den Beisitzern handelt. Die Kommission beantragt, daß der Absatz 2 des angezogenen Para⸗ graphen, welcher nach dem Entwurf der Gewerbe⸗Deputation lautet: „Die Berufsstellung der Beisitzer muß den im Gerichtsbezirke ver fretenen Gewerbszweigen und Betriebsarten möglichst entsprechen. Der Magistrat setzt die Zahl der Beisitzer fest, welche bestimmten einzelnen Gewerbszweigen und Betriebtzarten angehören müssen Diese Zabl muß bei einzelnen Gewerbszweigen und Betriebsarten für Ärbeitgeber und Arbeiter die gleiche sein, ganz gestrichen werde, da er eine ungemeine Erschwerung der Wahl selbst herbei führen würde, indem 420 Beisitzer, und zwar 210 Arbeit- geber und 216 Arbeitnehmer erforderlich würden, sodaß also jeder Wähler einen Wahlzettel mit 210 Kandidaten auszufüllen hätte, woran die Wahl leicht scheitern könnte. Das Magistrats⸗Kollegium hat diesem Antrage zuge stimmt. Demnach wird bestimmt, daß die Beisitzer zur Hälfte aus Arbeitgebern, zur Hälfte aus Arbeitnehmern entnom-⸗ men werden. Die Beisitzer aus dem Kreise der Arbeitgeber werden mittelst Wahl der Arbeitgeber, die Beisitzer aus dem Kreise der Arbeiter mittelst Wahl der Arbeiter auf die Dauer von sechs Jahren bestellt. Alle zwei Jahre scheidet ein Drittel der Beisitzer jeder Kategorie aus und wird durch neue Wahlen ersetzt. Wiederwahl ist zulässig. Die Wahl der Beisitzer ist unmittelbar und geheim, nach Wahlbezirken, welche mit den zur Wahl der Stadtverordneten Versammlung gebildeten Wahlbezirken der 1II. Abtheilung zusammenfallen und zwar in getrennten Räumen für Arbeitgeber und Arbeiter unter Leitung je eines Wahlausschusses. Der Magiftrat bestimmt, wie viele Beisitzer in jedem Wahlbezirk von Arbeitgebern und Arbeitern zu wählen sind. Das Statut soll in

nächster Zeit ausgelegt werden. Zur Arbeiterbewegung. .

Die Buchdruckereibesitzer Berlins äußern sich in einer Darlegung über die bevorstehende Lohnhewegung in dem Sinne des gestern an dieser Stelle mitgetheilten Cirkulars der Leipziger Prinzipalität. Die Berliner Arbeitgeber führen noch im Besonderen Folgendes aus:

Die Sachlage im Buchdruckergewerbe ist heute folgende; Die Arbeitszeit ist jetzt eine 35 stündige, bei englischer Arbeitszeit eine gz stündige. Die Arbeitszeit wird eine 10 stündige genannt, während diefelbe nach Abzug der Pausen thatsächlich nur der obengenannten Zeit entspricht. Der Mindestlohn eines nicht im Akkord arbeitenden Setzers beträgt für Berlin mit einem Umkreise von 10 Kilometern 25,65 MÆ, während der Durchschnittslohn eines solchen Setzers auf 27 „, eines Maschinenmeisters auf 31 . zu berechnen ist. Der im Akkord arbeitende Setzer verdient bei obiger Arbeitszeit einen Durchschnittslohn von 30 S6, der sich in Zeitunge⸗ druckereien noch erheblich steigert, und sich im Durchschnitt auf 35— 45 S6 berechnen läßt. Die in den e'inzelnen Be trieben nöthigen Ueberstunden werden mit höheren Lohn— sätzen besonders entschädigt, und zwar die ersten beiden Stunden mit 18 83, die nächstfolgenden beiden Stunden mit 314 , die nächste Stunde mit 434 3 und von da ah mit 50 Z pro Stunde. Alle diese Sätze werden außer dem tarifmäßigen Verdienst extra gezahlt. Eine Berechnung nach Stundenlohn, wie in anderen Gewerben, ist ausgeschlofsfen, und die im Wochenlohn stehenden Gehülfen erbalten demgemäß auch Bezahlung für sämmtliche in die Woche fallenden Feiertage. Daß die Prinzipale trotz der ob⸗ waltenden Theuerungsverhältnisse eine Herabsetzung der jetzt gültigen Lohnfätze beabsichtigen, entspricht nicht den That fachen. Von den Berliner Gehülfen wird aber eine. Ver- kürzung der Arbeitszeit von 9 resp. 93 Stunden auf 8t resp. 83 Stunden gefordert und eine Lohnerhöhung von ca. 200 ½, welche Forderungen zusammen also für die Berliner Prinzipale mindestens I0 c austragen würden. Dies kann Seitentz der Prinzipalität Angesichts der augenblicklichen Lage des Buchdruckgewerbes in Berlin nicht zugestanden werden, wohl aber will man in bescheidenen Grenzen sich bewegenden Forderungen entgegenkommen. Die Berliner Prinzipalität wird äußersten Falles nur einer Verkürzung der Arbeits- zeit auf 9 Stunden unter Gewährleistung des jetzigen Verdienstes zustimmen können. Die Berliner Prinzipalität hat sich in einem Bunde, welcher bereits über 120 Firmen zählt, organisirt und seine Mitglieder verpflichtet, in dem bevorstehenden Lohnkan pf. den un⸗ erfüllbaren und unberechtigten Forderungen der Gehülfenschaft ge⸗ schlossen entgegenzutreten. ö .

In Iser lohn findet, wie der „Vorwärts“ mitiheilt, einem Beschluffe des Arnsberger Nadelarbeiter Vereins zufolge am 1. No= vember ein Kongreß der Nadelgrbeiter statt. .

Wie der „‚Köln. Ztg. aus Rom telegraphirt wird, ist in Seriate bei Bergams ein Theilgusstand der Weber zum Ausbruch gekommen, welche eine Verkürzung der Arbeitszeit fordern.

Handel und Gewerbe.

Fondsbörse, Geld- und Kapitalsmarkt.

Berlin, 2. Oktober. Die Ultimoregulirung des September vollzog sich unter der Gunst eines ungewöhnlich flüssigen Geldstandes, nament— lich wenn man berücksichtigt, daß die Quartals wende den großen Gelddarleihern doch auch eine . a , auf⸗ erlegte. Die leichte Abwicklung des Prolongationsge chäfts war die Folge nicht nur dieser Erscheinung, sondern wohl auch des Umfiandes, daß der Umfang der Verbindlichkeiten kleiner gewesen sein dürfte, als im vorhergehenden Monat, wie denn überhaupt das gesammte Börsengeschäft sich in ruhigeren Bahnen bewegte. Auch, die Er⸗ gebnisse des diesmaligen ,, lassen erkennen, daß die Baisse⸗ Engagements sich ortdauernd in starkem Uebergewicht befinden, und in den hohen Leihgeldern . den Stückebedarf tritt ein der Hausse durchaus günstiges oment zu Tage. Neben dieser Wirkung der Position offen⸗ barte sich auch in den letzten Tagen eine zuversichtlichere Stimmung der Spekulation, bie einer Befestigung des ge⸗ sammten Marktes Vorschuh leistete. Politische Erwägungen sind wieder mehr in den Hintergrund getreten, und die Nach⸗ richten aus allen Gebieten der Industrie und des Handels haben größere Beachtung gefunden. Es ist da vor Allem das fest⸗ zustellen, daß Melbungen über eine Verschlechterung der Konjunktur in letzter Zeit nicht bekannt geworden sind. Die Textilindustrie zwar führt unverändert Klage über den Ge— schaftsgang. aber im Ganzen und namentlich die für das Börsengeschäft wichtigste Bergwerks-, Hütten- und Metall— industrie ist im Osten und Westen theilweise voll be⸗ chäftigt, theilweise erhält sie sich auf dem früheren Stand, odaß eine Verschlechterung des Geschäfts nicht vorliegt. n Betracht kom mt in diesem Zusammenhange auch die ituation an den fremden Börsenplätzen, und da ist zunächst die Festigkeit an dem Pariser und Londoner Platze nur gan vorübergehend unterbrochen worden. London wird immer no wesentlich von der Hausse in New⸗York stark beeinflußt, wie denn auch das Gesammtgeschäft in den Vereinigten Staaten nach den vorliegenden Nachrichten eine Belebung zeigt, die auf den Import nicht ohne Einfluß bleiben kann und eine

erfreuliche Rückwirkung auf die europäischen Märkte sicherlich gewinnen wird. Die Wiener Börse aher hat sich in ihrer Bewegung zumeist der Berliner angeschlossen und hat nur in einzelnen Papieren hier zuweilen eine bemerkens⸗ werthe Anregung geboten. Endlich hat auch die Lage des Getreidemarktes nicht aufgehört, die Aufmerksamkeit der Spe⸗ kulation an der Fondsbörse zu fesseln, und der fortgesetzten Ver⸗ billigung des Brotkornes entspricht natürlich wiederum eine Befeftigung der Stimmung im Effeltenmarkte. Man notirte in Berlin ult. August 15. September 30. September Weizen lieferbar 240 Msib 231 Mie 228 Mh Roggen J 337 235 228 , Die 'letzten Wochen haben denn auch in der That in ihrem Gesammtanblick eine Befestigung der Tendenz erkennen lassen. An! den einzelnen Tagen allerdings blieb ein starkes Schwanken des Eoursniveaus vorherrschend, welches, zumeist durch die Tagesnachrichten bedingt, den Kampf der Hausse gegen die Contremine kennzeichnet. . Man darf annehmen, daß die Aufwärtsbewegung bereits eine stärkere gewefen wäre, wenn nicht das Privatpublikum sich dem Börfengeschäft fortdauernd fern hielte, Hierdurch aber wird das reguläre Bankgeschäft sehr beeinträchtigt, und es kann die Meinung nicht Wunder men eh daß die Profperität der Aktienbanken hierunter wesentlich leide; für die Rentabilität dieser Institute im laufenden Jahre wird aher auch die Verringerung der Emissionsthätigkeit, die von allen mehr oder weniger gepflegt wurde, nicht ohne Einfluß bleiben. Diese Erwägungen konnten aber nicht verhindern, daß unter dem Einfluß der vorher gekennzeichneten, die Hal⸗ tung des Gesammtmarktes bestimmenden Faktoren auch die der Spekulation dienenden Bankaktien eine Tourssteigerung namentlich auch am letzten Donnerstag erfuhren. Man

notirte an der Berliner Börse: . ult. Juli ult. August 15. Sept. 1. Okt.

Disconto⸗Commandit⸗ 170,9 170,0 172,00 177,50

ö i T et el:

erliner Handelsgesell⸗

schaftz⸗Antheile. 130,25 129,25 132,50 139,50

Aktien d. Deutschen Bank 141,00 14400 14450 14940 Im Uehrigen wurde die Börsentendenz wesentlich be—

günstigt durch die erwähnte glückliche Entwickelung des lokalen

Geldmarktes. Der letzte Status der Reichsbank zeigte keine

ungewöhnlichen Veränderungen, und die billigen Zinssätze im

offenen Markte der Privatbiekont hat auch während der Ultimotage niemals über Zo / z o betragen lassen erwarten, daß auch der am Sonnabend zu erwartende Ultimo⸗Ausweis des Instituts“) nur ein normales Anwachsen der An⸗ lagen erkennen lassen wird; vor Allem wirkte die günstige Gesammtposition der Reichsbank, die bis zu dem zuletzt veröffentlichten dritten Septemberausweis noch eine er⸗ hebliche Ueberdeckung des Notenumlaufs ergah, beruhigend für die Zukunft. Auf dem internationalen Geldmarkte be⸗ ginnen die früher hier erörterten Goldbewegungen sich be⸗ merkbar zu machen. Am 24. September erhöhte bereits die Bank von England ihre Zinsrate um 1/2 Proz. nachdem sie in der vorangegangenen Woche ihren Goldvorrath um 1069090 Pfd. Sterl. hatte schwinden sehen, wovon der größere Theil nach Nord⸗Amerika, aber ein nicht unbedeutender auch nach Deutschland, gegangen war. Die Goldausfuhr nach Nord⸗ Amerika und in kleinerem Betrage wiederum nach Deutschland dauerte auch in der letzten September⸗ woche fort. Die Vereinigten Staaten ziehen jetzt die Gegen⸗ werthe für ihren Weizen und ihre Baumwolle an sich, was an dem Sinken des Niveaus in den großen Goldreservoirs mehr und mehr bemerkbar wird. In den letzten Tagen ist freilich der New-Yorker Wechselcours gestiegen, so daß der Goldexport nach den Vereinigten Staaten ins Stocken gerieth. In der letzten Septemberwoche ist der Baarvorrath der Bank von England weiter um 513 000 Pfd. Sterl. zurückgegangen, was bei einer gleich⸗ zeitigen Zunahme des Notenumlaufs um 934 900 Pfd. Sterl. eine Verlingerung der Totalreserve um 1 447 000 Pfd. Sterl, herbeiführte. Immerhin ist auch gegenwärtig der Goldvorrath der Bank im Betrage von 26,09 Millionen Pfund, ein vergleichs— weise günstiger, denn es waren in den Vorjahren vorhanden am 2. Oktober 1850: 20 081000 Pfd. Sterl, 3. Oktober 1882: 10 742 0600 Pfd. Sterl., 27. September 1888; 20 805 000 Pfd. Sterl. und 4. Oktober 13383 19 999 000 Pfd, Sterl, Der Diskont im offenen Markt in London läßt ein ver— hältnißmäßig stärkeres Anziehen erkennen und hat sich jetzt bis auf 235 Proz. erhöht. Die weitere Diskont⸗ politik der Englischen Bank wird naturgemäß von dem Umfang der weiteren Goldverschiffungen nach Amerika und von dem Umstande abhängen, ob die Bank von andern Seiten Gold an sich ziehen kann. Auch bei dem französischen centralen Bankinstitut sinkt der Goldbestand kontinuirlich. In der dritten Septemberwoche ergab sich eine Abnahme um 664 Mill. Fr. und in der letzten Woche um 17,96 Mill. Fr., sodaß nun⸗ mehr seit der dritten Augustwoche überhaupt sich eine Ver⸗ minderung des Goldvorraths bei der Bank von Frankreich ergiebt von 53,8 Mill. Fr. bei einem gegenwärtigen Bestande von 1320,56 Mill. Fr.

*) Der heute erschienene Ausweiß der Reichsbank vem 30. Sep— tember zeigt zwar erhebliche Veränderungen gegenüber der Vorwoche, die sich aber günstiger als in den Vorjahren erweisen. Die Anlagen in Wechseln und Lombardforderungen haben sich bei einem gegen⸗ wärtigen Gesammtbetrage von 676 505 000 um 8b 820 000 M gegen den Stand vom 23. September vermehrt; im vorigen Jahre bekrug die Bermehrung dieser Anlagen in der letzten Septemberwoche 144 933 000 M bei einem Bestande von 780 566 000 *, im Jahre 13839 138 434 000 bei einem Bestande von 792 847 000 M und 1888 169 872 000 S6 bei einem Bestande von 56l 964 000 6. Der Raff enbestand einschließlich der fremden Noten hat sich in der letzten Septemberwoche 189J um 39 563 009 MS, der Meiall, befand im Besonderen um 37 166 000 ½ vermindert, bei einem gegenwärtigen Betrage des letzteren von 896 227 060 ; im Jahre 1890 verminderte sick der Gesammtkassenbestand um PI 317 000 , der Metallbestand um bo 427 000 0 bei einem Betrage von 724 721 000 ½ιαà; im Jahre 1889 nahm der gefammte Kassenbestand um b3 962 0960 S, der Metallbestand um 506 842 000 S ab, nach welcher Abnahme der letztere 770 889 000 M betrug; im Jahre 1888 verminderte sich der Gesammtkassenbestand um 19 904 000 M, der Metallbestand um 44 882 000 ½, wonach der letztere sich auf 882 465 000 166 belief. Der Notenumlauf hat sich in 1591 um 145 238 000 MS, auf 1094137 000 SP vermehrt, 1890 um 140 170 000 M auf 1131733000 , 1889 um 163 442 000 auf 1 150 527 000 M, 1888 um 130710009 ½ auf 1 070 199 000 Die sonstigen täglich fälligen Verbindlichkeiten (Giroguthaben) sind in der letzten September⸗Woche 1891 um rund 93 Millionen Mark auf 389 514 000 zurückgegangen, 1890 um 40,7 Millionen auf Ih ol3 000 M, 1889 um S4, 38 Millionen auf 327 157 000 S und 18838 um 69 867 000 M auf 290 680 000 Æ

Die erfreulichere Gesammtentwickelung des Börsenmarktes hat auch für die soliden Anlagepapiere eine langsame Aufwärts bewegung in den letzten Tagen zur Folge gehabt; auch gegen⸗ wärtig bleibt die Tendenz, wie übrigens erfahrungsmäßig in den ersten Quartalstagen, eine sehr feste. Von ihrem tiessten Standpunkt im August sind die dreiprozentigen Reich- und Preußischen konsolidirten Anleihen schon über ein Prozent entfernt. Eine dauernde Befestigung des Preises dieser Papiere und die Hebung auf ein normales Niveau darf gleich⸗ zeitig mit der Hebung der industriellen Thätigkeit, durch welche die Ersparnisse des Volkes wachsen, erwartet werden.

Die Lage des Wechselmarktes hat sich in den letzten Wochen nicht wesentlich verändert. In Berlin notirte man

Wechsel auf . ult. August 12. Septbr. 22. Septbr. 1. Oktober 20,31 20,325

26 355 2535 419 560 115,75

i875 A956 172 85 173. 55 17296 1753, 6

Bei den Abrechnungsstellen der Reichsbank sind im September 1891 1387 099 400 S6 abgerechnet worden gegen 1 3. . M im August d. J. und 1 424 081 100 ½ im Sep⸗ tember -

Tägliche Wagengestellung für Koblen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 2. d. M. gestellt 9675, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 1. d. M. gestellt 3737, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

Subhastations⸗Resultate

Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin standen am 2. Oktober 1891 die nachverzeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Lübeckerstraße 27, den Tischlermeistern Heinrich Gring und Gustav Krause gehörig; Nutzungswerth 11 900 Mn; das geringste Gebot wurde auf 12606 festgesetzt; für das Meistgebot von 22 000 Æυ wurde der Fabrikant C. Leiser hierselbst Ersteher. Ferner Koppen und Friedenstraße, dem Staakermeister Wilhelm Walter gehörig; das geringste Gebot wurde auf 101 618 fest—⸗ gesetzt; für das Meistgebset von 102 000 M wurde der Kaufmann M. Priester hierselbst Ersteher.

Berlin, 2. Oktober. (Amtliche Preisfeststellung für Butter, Käse und Schmal) Butter: Pof⸗ und Genossen⸗ schaftsbutter Ia. 111 - 113 S, Ila. 108-110 AM, IIIa. 104-1097, do. abfallende 97 102 S6, Land, Preußische 85 95 „ν, Netz brücher 78 88 S, Pommersche 80—–- 90 n, Polnische 73 78 , Bayer. Sennbuiter 100 105 ½, do. Londbutter 80 85 AM, Schlesische S6 = 93 1M, Galizische 70 73 S Margarine 45 75 AM. Kase: Schweizer, EGmmenthaler 93— 98 S, Bayerischer 60 70 4M, do. Ost⸗ und Westpreußischer Ia. 60 65 MS, do. Ia 50 60 S, Holländer 80 85 MS, Limburger 38— 42 ½, Quadratmagerkäse Ia 24 28 M, do Ila 18—- 20 ½ Schmalz: Prima Western 17 9 Ta. 43,50 4A, reines, in Deutschland raffinirt 44,00 = 46,00 , Berliner Braten⸗ schmalz 46-60 6. Fett, in Amerika raffinirt 38, 900 M, in Deutschland raffinirt 42, 96 43,00 M4 Tendenz Butter: Leb⸗ hafterer Bedarf veranlaßte eine Preissteigerung. Schmalz: fester.

Vom oberschlesischen Eisen⸗ und Metallmarkt berichtet die Schl. Ztg.“: Der Hochofenbetrieb eröffnete das neue Quartal, nachdem gegen Ende des verflossenen Monats auf Friedenshütte ein neuer Ofen in Betrieb gesetzt worden, mit 27 Hochöfen, von welchen auf Königshütte 5, Julienhütte 4, Laurahütte, Donnersmarckhütte, Friedenshütte je 3, Hubertus hütte und Borsigwerk je 2, Gleiwitzer, Tarnowitzer und Redenhütte je 1 im Feuer stehen. Bie Roheisenprodbuktion hat durch das Anblasen des dritten Hochofens auf Friedenshütte eine wesentliche Erweiterung erfahren; immerhin bleibt jedoch, obwohl der Absatz von Roheisen behufs Verarbeitung auf den Puddelwerken wie zu den Konvertern und Gießereien bisher einen guten Fortgang hielt, die Hütten tbatsächlich auch ihre Bestände zum größten Theile auf— gebraucht haben und nur die zur Deckung der etwaigen Betriebs störungen üblichen Vorräthe halten, abzuwarten, ob der Konsum der- selben nachhaltig ein solcher bleibt, um die Produktionsvermehrung zu rechtfertigen, zumal, der augenblicklichen Lage entsprechend, auf Export, welcher ein Wiederanwachsen der reduzirten Roheisenbestände verhindern könnte, nicht zu rechnen ist. In der geschäftlichen Lage des Eisenmarktes ist eine wesentliche Aenderung nicht ein getreten; die vorhandenen Bedingungen lassen auch für die nächste Zukunft günstigere Aussichten nicht Platz greifen, da eine Erhöhung der durch Verbandsbeschluß beibehaltenen bisherigen Eisenpreise der aus ländischen und westfälischen Konkurrenz wegen zunächst ausgeschlossen erscheit. In Walzeisen ist das Geschäft noch immer ein ziemlich flottes, und gehen Spezifikationen auf Handels und Baukonstruktionseisen auch jetzt noch so zahlreich ein, daß der Betrieb der Walzwerke in dem bisherigen Umfang auf Wochen hinaus gesichert ist. Auch in Blechen besteht ein lebhaftes Geschäft; besonders Feinbleche sind in letzter Zeit stark begehrt. Nach Draht und Drahtnägeln ist die Nachfrage so stark, daß die Werke selbst bei angestrengtestem Betriebe nicht in der Lage sind, die massenhaft eingehenden Aufträge prompt zu erledigen, sondern sich mehrwöchige Lieferungsfristen ausbedingen müssen. Ganz ebenso verhält es sich bei den Röhren⸗Walzwerken. Eisengießereien, Maschinen und Kesselfabriken sowie Eisenkonstruktions ⸗Werkstätten sind fürs In⸗ und Ausland gut beschäftigt und mit Aufträgen ge— nügend versehen. Auf dem Zinkmarkt ist die Tendenz bei un— veränderten Preisen fest

Aus Buenos Aires meldet W. T. B.“ daß durch die Dekretirung des Zwangseourses von 250 den Gläubigern frei⸗ gestellt wird, ihre Engagements auf dieser Basis zu liguidiren oder auf 2 Jahre ein Moratorium zu bewilligen. Von den neu zu emittirenden 45 Millionen Papiergeld sind 5 Millionen für die Nationalhypothekenbank zur Zahlung der Pagpiercedulas und zur Sicherung des Dienstes der Goldcedulas auf fünf Jahre bestimmt. Diese Zinsen der Goldcedulas sollen in 5 υ Goldverpflichtungen der Regierung fundirt werden. Der Rest der Summe soll zur Creirung der neuen Nationalbank dienen. Die „‚Hamb. Börsenh.“ be⸗ richtet, diese Meldungen über die beiden, dem argen“ tinifchen Kongreß in Buenos Aires am 1. Oltober zugegangenen Gesetzentwürfe bestätigend, Folgendes: Der eine Gesetz— entwurf gewähre ein Moratorium für alle auf Gold lautenden pri— vaten Verpflichtungen auf zwei Jahre; später müsse in Gold gezahlt werden; wer hierauf nicht warten wolle, solle vom Schuldner kein höheres Agio fordern dürfen, als 150 000. Die zweite Vorlage ber wecke die Liquidirung der alten Nationalbank auf bekannter Grundlage und die Errichtung einer neuen Nationalbank mit 50 Millionen Pesetas Kapital, wopon 45 Millionen durch eine Papiergeld ⸗Emisston beschafft werden dürfen. Wie dem W. T. B.“ weiter aus Buenos Aires vom heutigen Tage telegraphirt wird, genehmigte die Deputirten kam m er die Ausgabe von 45 Millionen Piafter Papiergeld, welche kj Gründung einer argentinischen Nationalbank dienen ollen.

Leipzig, 2. Oktober. (W. T. B.) Kam mzug ⸗Termin⸗ bandel. La Plata. Grundmuster B. per September S, per Oktober 3, 55 , per November 3.65 M, per Dezember 3, B26 H, er Januar 3,55 A, per Februar z, 26 M, per März 3,23 „, uf

pri 3f3z *, per Mah 375 M6, ver Jün F, , per Ju 3. 56 M, per Auguft 3,50 6 Umsatz 260 600 kg. Behauptet.

Lübeck, 7. Sktober. (W. T. B) Serienzie hung 26 Lübecker o Thaler Loofe: 5a 165 174 186 203 395 6 144 4587 667 733 771 783 853 898 924 981 1043 1988 1261 .. 1350 1418 1461 1500 1545 1616 1643 1673 1676 1743 1794 18

London New⸗York. Wien ...

1891 19802 1915 1983 1993 2136 2254 2311 2314 2360 2507 2528 z5b? 3075 2597 26463 2650 2668 2716 2842 2844 2874 2878 2882 z936 2927 298, 2998 3060 z098 3134 3183 3200 32659 3322 3412

,, 2. Oktober. (W. T. B) Wollauktion. Tendenz fest sebhafte Nachfrage, ordinäre Merinowollen mitunter theurer. An der Küste 7 Weizenladung en angeboten. Ranchester, 2 Oktober. (W. T. B.) 121 Water Taylor 6, zor Water Tavlor st, 20r Water Leigh It, 30r Water Flavton 76. 32 Moc Brooke 73, 40r Mayoll 8, 40er Medio KVilkinson 8, 32r Warpcops Lees 73, 36r Warpeops Rowland 72. z0r Double. Weston 93, Gor Double Courante Qualität 121, z7* 115 vards 16 X 16 grey Printers aus 32r /46r 164. Fest. Glasgow, 7. Oktober. (W. T. B) Die Vorrärhe von Roheifen in den Stores belaufen sich auf 500 113 Tons gegen 547 55 Tons im vorigen Jahre. . ; Die Zahl der im Betriebe befindlichen Hochöfen beträgt 76 gegen 9 im vorigen Jahre. ö Paris, 2. Oktober. (W. T. B.) Lissaboner Meldungen aus dortigen Regierungskreisen lassen die Zahlung, des Januar⸗ Coupons der portugie sischen Anleihen vollkommen gesichert einen. ald g; Petersburg, 2. Oltober. (W. T. B) . Der Ukgs, betreffend die Emission der russischen 3protentigen Gold⸗ Anleihe im Betrage von 125 Millionen Rubeln, soll morgen er⸗ scheinen. Die Subfkriptien wird gleichzeitig in Rußland, Frankreich, Dänemark, Holland und England erfolgen. . New Fork, 2. Oktober. (W. T. B.) Nach ruhiger Eröffnung gestaltete sich die Tendenz der Börse fest; der Schluß zeigte bei siemlich lebhaften Umfätzen höchste Tageteourse. Der Umsatz der Attien betrug 552 00 Stück. Der Silber vorrath wird auf 600 000 Unzen geschäßt. Die Silberverkäufe betrugen 74 000 Unzen, . J für den Staatsschatz 799 000 Unzen zu gr, 56 2 v7, 65. Baumwollen⸗Wochenbericht. Zufuhren in allen Unions hafen 228 000 Ballen, Ausfuhr nach Großbritannien 65 000 Ballen, Autzfuhr nach dem Kontinent 38 000 Ballen. Vorrath 616000 Ballen.

Submissionen im Auslande.

Oesterreich⸗Ungarn. 20. Oktober, 12 Uhr Mittags. K. K. Generaldirektion der öster⸗ reichischen Staatsbahnen, Wien, Westbahnhof. A Kesselbleche aus 12 steirischen Schweißeisen. Cirea 150 000 kg Kesselbleche, . 200 kg pr. Tafel schwer,

vpas' nu

31 000 802 pu & 006 uammv in?

300 000 von 200—- 400 .. ( . 26 060 , . über 400. J 20 000 , Rund⸗ u. Schablonen bleche, bis 200 kg pr. Tafel schwer, 30 000 von 200-400 . ' 3 000 . über 400), B. Tyre s. Cirea 300 Stück Tiegel gußstahl ⸗Tvres für Schnellzugs⸗ maschinen bo ö. Personenzugs⸗ maschinen 100 ö Lastzʒugg⸗ maschinen 1000 , ö Tender mit ea. 275 000 g, „4000 , Mattinstahl ˖ Tyres für Wagen mit ca. 1000 000g. C. Achsen. Circa 170 Stück Lokomotiv⸗Achsen aus Tiegelgußstahl mit eirca 78 200 kg, Tender⸗A Achsen aus Tiegel zusammen gußstahl 3b0 Stück mit . aus Martin⸗ eirea stahl 101 500 kg, 72500 Wagen ⸗Achsen aus Martinstahl mit cirea ho oo g. D. Metallabgüsse. Circa 20 000 kg weicher Rothguß, . 20000 , harter ‚. ö 21 000 . Phosphorbronze. RE. Eisenabgüsse. Circa 60 000 kg Kolbenring ⸗Cylinder, 1 600 000 . Bremsklötze, ö 550 0000, sonstige Abgüsse nach Modellen. Näheres bei der Unter ⸗Abtheilung 3 der genannten Behörde.

!. Verkehrs⸗Anstalten.

Bremen, 2. Oktober. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Dampfer Gera“ ist auf der Reise nach dem La Plata heute in Corunna angekommen. Der Schnelldampfer Fulda“ ist von New⸗York gestern Nachmittag in Southampton eingetroffen und hat die Heimreise nach der Weser fortgeseßt. Der Dampfer Frank⸗ furt hat auf der Rückreise vom La Plata gestern Las Palmas passirr. Der Dampfer Bayern“ ist heute in Hongkong an⸗ gekommen.

Ham burg, 2. Oktober. (W. T. B) Hamburg -⸗ÄAmeri⸗ kanische Packetfahrt⸗Aktiengesellschaft. Der Schnell⸗ dampfer Normannia“ ist, von NewYork kommend, gestern Nachmittag auf der Elbe eingetroffen.

Jagd. Bekanntmachung. Die erste der diesjährigen Königlichen ,,, jagden findet Dienstag, den 6. d. M., statt. Stelldichein: Mittags 15 Uhr, Möosfenn an der alten Langerwischerftraße im Belauf Plantagenhaus. Königliches Hof⸗-Jagdamt.

Mannigfaltiges.

Die Verwaltung des städtischen Obdachs hat die Erweite⸗ rung der Anstalt für Obdachlose in Aussicht genommen, da bei der außergewöhnlich starken Freguenz, bedingt durch den letzten anhal⸗ tenden strengen Winter, die Räumlichkeiten sich als nicht ausreichend erwiesen haben. Die Einrichtung des städtischen Obdachs für nächt⸗ liche Obdachlose gestattet eine Unterbringung von 1200 Personen, es ist jedoch in einzelnen Fällen, allerdings unter, entsprechen⸗ der Einengung des Platzes und unter Zuhülfenahme von Strohsäcken, bis zu 2089 Personen (24. Januar er) Aufnahmen er möglicht worden. Auffällig ist die außerordentlich geringe Frequenz des städtischen Obdachs für nächtliche Obdachlose Seitens der Frauen. Auch in dem Betriebsjabre 1890 / 91 ist diese bemerkenswerthe That⸗ sache in Erscheinung getreten; denn im genannten Jahre haben daselbst genächtigt 275 777 Personen, worunter sich nur 14 585 Frauen be⸗ fanden, während das bei weitem größere Kontingent die Männer mit 261 192 Personen stellten.

Eine Anzahl Zeitungen hatten gemeldet, daß in dem neu eröffneten Vorortverkehr die strengste Kontrole bezüglich der Packetbeförderung herrsche und daß kein Packet zugelassen werde, auch vom kleinsten Umfange nicht, wenn nicht ein besonderer Fahrschein dafür gelöst worden. Um einer Beunruhigung vorzubeugen, hat die „Nat. Ztg. festgestellt, daß im Vorortverkebr nach wie vor Handgepäck jeder Art befördert wird, ohne daß dafür etwas zu hezahlen ist, und daß sich in den Wagen auch die Vorkehrungen für seine Unterbringung befinden. Daß großes Gepäck nicht angenommen wirg, ohne daß die begleitende Person einen Fahrschein gelöst hat, ist selbstverständlich.

Die gestern Nachmittag abgehaltene vierte Sitzung des 4. Inter⸗ nationalen Ste agographentages wurde vom Domvikar Alteneder⸗ Passau unter Beistand der Hrrn. Gurney⸗Salter ⸗London und Käding⸗ Berlin geleitet. Dr. Zuckertort⸗Berlin sprach zunächst über die Aus⸗ bildung zum praktischen Stenographen. Er führte aus, daß nicht Jeder das höchste Ziel der Stenographie erreichen könne, sondern daß zur höchsten Stufe der Praxis Talent, Geistesgegenwart und um—⸗ fasfende Bildung gehören. In die berufsmäßige Ausübung der Steno graphie solle man sich nur durch einen bewährten Praktiker einführen lassen. Hauxtlehrer Velten ⸗Essen trat sodann in warm— empfundenem Vortrage ür Toleranz in dem Verhalten der Systeme gegen einander ein und erwartet von dieser Toleranz eine wesentliche Förderung der Ausbreitung der Stenographie. Professor Faulmann— Wien endlich sprach über stenographischen Typendruck und schilderte die Versuche, die damit in der Wiener Staatsdruckerei gemacht sind. 3 J liegen in der schrägen Lage der stenographischen

rift.

In seiner fünften Sitzung, welche heute unter dem Vorsitz der Herren Geh Ober ⸗Regierungs⸗Rath Blenck, Dr. Grosse Heiligenbeil, Dr. Mitzschke⸗Weimar und Senator Eggers⸗Berlin stattfand, beschloß der „Stenographentag die Einsetzung eines Arbeitsausschusses aus Ver— tretern aller stenographischen Schulen zur Feststellung der Häufigkeit der Buchstaben, Laute, Wortstämme, Wörter und Wortverbindungen in der deutschen Sprache. Man verspricht sich von dieser Arbeit, deren Anregung vom Stolzetag ausgegangen ist, einen hohen 1

nicht nur für die Stenographie, sondern auch für die Sprachwissen⸗ schaft. Vorarbeiten, die schon vorliegen, haben bereits ergeben, daß ein verhältnißmäßig kleiner Wortschatz erforderlich ist, um sich in einer Sprache vollkommen verständlich zu machen. So verfügt ein Engländer von hoher Bildung über einen Schatz von nur 4000 Wörtern, während ein englisches Dienstmädchen mit 2000 Wörtern bequem auskommt. Man kann von den Arbeiten der Kommission eine bedeutende Erleichterung in der Spracherlernung erwarten, indem sie die wirklich häufigen Wörter feststellt und die Lehrbücher von un— nöthigem Ballast befreit. Es folgte sodann ein kurzer Bericht, be— treffend den handschriftlich vorliegenden Vortrag des Mr. Pocknell⸗ London über eine neue Theorie der graphischen Kurzschrift, die zunächst für die englische Sprache durchgeführt, dann aber auf den internationalen Verkehr ausgedehnt werben soll. Vorgelesen wurde sodann der Vortrag des Mr. Richter ⸗London über graphische oder matbematische Kurzschrift. Unter einem mathematischen oder geometrischen System versteht man ein solches, dessen Schriftzeichen aus geraden Strichen, dem Kreise, der Ellipse und Theiljügen der beiden letzteren, mit oder ohne Ver⸗ wendung kleiner Haken, bestehen, die in allen Richtungen geschrieben werden, sich direkt ohne Vermittelung eines Haar⸗ oder Bindestriches aneinandersetzen und somit Winkel bilden, während die aus Theilzügen der gewöhnlichen Schrift bestehenden graphischen Systeme der ver⸗ bindenden Haarstriche bedürfen. Der Redner trat für graphische Systeme ein, die in Deutschland überhaupt nur in Frage kommen. An sich haben sich in England die geometrischen Systeme in der Praxis sehr gut bewährt.

Die stenograrhische Praktikerversammlung, welche im Anschluß an den 4. Internationalen Stenographentag gestern Abend im Reichstagsgebäude unter Vorsitz des Kanzlei ⸗Raths Schallopp tagte und der auch französische und schweizer Praktiker beiwohnten, hat folgende Thesen angenommen: 1) Als Grundlage für angemessene Honorirung stenographischer Arbeiten (Aufnahme von Vorträgen und Verhandlungen nebst alsbaldiger Uebertragung in gewöhnliche Schrift) ist der Satz von 40 M für die Stunde anzusetzen. 2) Bei besonders schwierigen Arbeiten (3. B. Aufnahme von Gerichtsverhandlungen u. dgl., Hinzuziehung mehrerer Stenographen zu einer Arbeit oder besonderJ schneller Uebertragung) ist dieser Satz bis zu 60 M. für die Stunde und in Ausnahmefällen noch mehr zu erhöhen. 3) Bei besonders leichten Arbeiten 6. B. langsamen Reden, längeren Pausen bei Verhandlungen, viel Zeit für die Uebertragung) ist der Satz bis zu 30 ½ zu ermäßigen. 4) Als Pauschquantum bei längeren Verhandlungen von durchschnittlicher Schwierigkeit ist als angemessener Satz für eine vorautsichtliche Dauer von ungefähr 4 BVerhandlungsstunden für den Tag ein Preis von 150 anzusetzen. Die Versammlung wählte sodann eine Kommission von 9 Herren, welche die Einsetzung eines Syndikats der deutschen stenographischen Praktiker vorberelten und über weitere Bestimmungen bergthen soll, . . bei Uebernahme stenographischer Arbeiten sich

empfiehlt.

. . S⸗Sachen.

ö . ote, Zustellungen u. 6.

AUnfall⸗ und Invalidltäts⸗ 3c. Versicherung. Verkäufe, Verpachtungen, Verdingungen ꝛc. Verloosung ꝛc. von Werthpapieren.

D E X R =.

ger.

an der

Deffentlicher Anzei

Die Redaktion des Berliner Adreßbuch“ hat die Hauslisten pro 1892 allen Hauseigenthümern bereits zugehen lassen und beginnt nunmehr mit dem Abholen dieser Listen. Man unterlasse daher nicht, die erforderlichen Angaben schleunigst einzuschreiben.

Die Kaufmännischen Fortbildungsschulen (Köllnisches Gymnasium und Friedrichs Werdersches Gymnasium) eröffneten am 1. Oktober ihr Winterhalbjahr mit einem feierlichen Schulakte, zu welchem sich außer dem vollzählig erschienenen Kuratorium eine große Anzahl von Kaufleuten und sonstigen Gönnern des Unternehmens in der Aula des Friedrichs ⸗Werderschen Gymnasiums, in der zwischen herrlichen Blumenarrangements die Büste Seiner Majestät des Kaisers aufgestellt war, eingefunden batte. Das Fest wurde eingeleitet durch einen von dem Schüler⸗Gesangschor der Anstalt, ausgeführten stimmungsvollen Gesang, Nachdem hierauf die Prämienvertheilung mit einer Ansprache des Schriftführers Herrn Simon erfolgt war, und ein Schüler dem Kuratorium Namens der Prämiirten seinen Dank ausgesprochen, hob der Leiter der Anstalt Herr Dr Eagelmann in einer Ansprache das besonders für die Schüler Wissenswerthe hervor, worauf der Vorsitzende des Kuratoriums, Herr Rechtßanwalt Dr. Haase, sich in längerer Rede über Zweck und Ziele des gemeinnützigen Unternehmens verbreitete, dessen Erhaltung in erster Reihe dem fördernden und wohlwollenden Entgegenkommen der hohen Behörden zu verdanken sei, dann aber durch die freigebige Unter⸗ stützung aller kaufmännischen Kreise Berlins ermöglicht werde. Zum Schluß brachte der Redner in zündenden Worten ein von den An⸗ wesenden mit Begeisterung aufgenommenes Hoch auf Seine Majestäãt den Kaiser aus. Hiermit hatte die Feier ihr Ende erreicht. Der Andrang zu allen Kursen war bereits am Eröffnungsabend ein der artiger, daß der größte Theil, derselben überfüllt ist und sich das Kuratorium entschlossen hat, für alle Fälle Parallelkurse einzurichten. In Folge dessen können Aufnahmen von Schülern noch bis zum 9. Oktober erfolgen.

Die Realkurse für Frauen, die Schwesteranstalt der Hum boldt⸗ Akademie, haben vor Kurzem ihre sehr befriedigenden Schluß⸗ prüfungen in Mathematik, Naturwissenschaften, Latein. Deutsch, Ge⸗ schichte und modernen Sprachen abgehalten. Es wäre sehr erwünscht, wenn noch mehr Gebrauch als bisher von der Ge— legenheit gemacht würde, eine solide, zusammenhängende Bil⸗ dung zu erwerben, wie sie in dieser Art den Frauen nicht leicht wieder geboten wird. Prospekte der neuen Kurse (UAnfang in der nächsten Woche) sind in den Buchhandlungen des Westens, im Central Bureau (Central ⸗Hotel, Zimmer 14), sowie bei der Leiterin der Kurse, Frl. Helene Lange (Schöneberger Ufer 35, Sprech— stunde 23 3 Uhr), zu haben, an die auch die Meldungen zu richten sind.

Im Circus Renz findet morgen (Sonntag) die erste Nach mittags ⸗Vorstellung statt, in welcher die reizende Kinder⸗Pantomime Aschenbrödel' in gänzlich neuer Inscenirung und Ausstattung zur Aufführung gelangt. Für die Abend⸗Vorstellung ist ein auserlesenes Programm aufgestellt, dessen Schluß wieder die großartige Wasser⸗ pantomime mit den gestern bereits erwähnten neuen glänzenden Effekten bildet.

Walden burg. 2. Oktober. Auf dem von der Heydt⸗Schacht hierselbst sind laut Telegramm der . Mgdb. Ztg.“, 15 Bergleute durch das Niedersausen eines Fahrkorbs schwer verletzt worden; es sind viele Armbrüche und Verstümmelungen vorgekommen.

Limburg, 1. Oktober. Ueber das bereits telegraphisch gemeldete Eisenbahnunglück berichtet der Rhein. Cour.“: Der Schnellzug, der gestern Abend um 63 Uhr hier einzutreffen hatte, erlitt unterhalb der Station Balduinstein vor dem Tunnel einen Bruch Maschine und mußte stehen bleiben. Der danach folgende Pilgerzug wurde von. Station Laurenburg von dem dienstthuenden Beamten abgelassen, obwohl das Durch⸗ fahrtssignal von Balduinstein noch nicht gegeben war, und fuhr mit voller Kraft auf den vor dem Tunnel haltenden Schnellzug, von welch letzterem die drei hintersten Wagen, welche glücklicher Weise leer waren, zertrümmert wurden. Von dem stark mit Personen besetzten Pilgerzuge sind die Maschine und einige Personenwagen stark beschädigt, die meisten Wagen blieben noch im Tunnel. Während Personal und Fahrgäste des Schnellzuges nur mit dem Schrecken davon, kamen, blieb von dem Pilgerzuge der Hülfsheizer Bopp von hier todt, Er,. wurde von der Maschine ge, schleudert und kam unter die Räder zu liegen, wo er stark verstümmelt wurde. Der Lokomotivführer Höhn von hier erlitt eine nicht unbedeutende Verletzung am Kopfe. Bopp hinterläßt Frau und sieben Kinder. Einige Pilger kamen mit Hautabschürfungen, im Uebrigen aber Alle wunderbarer Weise mit dem bloßen Schrecken davon. Die Ausbesserung an der Maschine des Schnellzuges war vollendet und dieser eben im Begriff, wieder weiter zu fahren, als der Zusammenstoß erfolgte. Nach kurjem Aufenthalt fubr der Schnellzug weiter. Ein von hier alsbald nach dem Unglücksort mit. Hülfspersonal abgelafsener Zug brachte die vor Schrecken bleichen Pilger nach 10 Uhr hierher. Eine nach vielen Hunderten zählende Menschenmenge erwartete mit Spannung die Ankunft des Hülfszuges, in dem man Todte und Verwundete ver muthete, da mit Blitzesschnelle sich die Kunde von einem bei Balduin = stein stattgehabten schweren Eisenbahnunglück verbreitet hatte. Glück⸗ licher Weise bestätigte sich die Kunde nicht. Da beide Geleise an der Unfallstelle abgesperrt waren, traf der Zug nach Gießen erst nach U Uhr hier ein. Jetzt ist in Folge der Aufräumungsarbeiten der Verkehr wieder ungestört.

London. Am 14. Oktober wird, der .A. C.“ zufolge, in London die erste Generalversammlung der jüdischen Kolonisirungs⸗ Gesellschaft abgehalten werden. Zur Berathung werde ein mit Baron Hirsch zu treffendes Abkommen gelangen, worauf derselbe der Gesellschaft gewisse Gelder bedingungsweise zur Förderung ihrer Pläne übergeben werde. Zugleich soll nach der Wahl der Beamten der Kreis der Wirksamkeit der neuen Gesellschaft festgestellt werden.

Kommandit⸗Gesellschaften auf Aktien u. Aktien⸗Gesellsch. Erwerbs- und Wirthschafts ⸗Genossenschaften. Niederlassung 2c. von Rechtsanwälten. Bank⸗Ausweise.

„Verschiedene Bekanntmachungen.

) Untersuchungs⸗Sachen.

o nz Eteckbrief.

Gegen den unten beschriebenen Tischlergesellen Wladislaus Preust, welcher sich verborgen hält, ber) ist in den Akten V. R. J. 361. 91. die Unter⸗ suchungshaft wegen vorsätzlicher Brandstiftung ver⸗ äͤngt. Es wird ersucht, den E. Preuß zu verhaften und in das Untersuchungs⸗Gefängniß zu Alt⸗ Mebit 122. abzuliefern.

Berlin, den 36. September 1891.

Der Untersuchungsrichter

bei dem Königlichen Landgerichte. J. 1 Beschreibung: Älter 25 Jahre, geboren am Ge e eme 1865 in Brattian, Größe 1 m 68 em, tatur schlank, Haare dunkei, Stirn gewöhnlich, Hart: Schnurrbart, Augenbrauen dunkel, Augen raun, Nase spitz, Mund spitz, Zähne vollständig,

Kinn spitz,

37740]

zuliefern.

Bes n n . Statur schlank,

Gesicht länglich, Sprache deutsch und volnisch.

Gegen den unten beschriebenen Kaufmann (Schrei⸗

23. August 1868 zu Frankfurt a. O, welcher flüchtig ist und sich verborgen hält, ist die Untersuchungshaft in den Akten 89 B. 777. 91 wegen Unterschlagung, Diebstahls und Betruges verhängt. Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das Königliche Unter⸗ suchungsgefängniß zu Berlin, Alt Moabit 122, ab⸗

Berlin, den 26. September 1891. Königliches Amtsgericht J. Abtheilung 889.

Schnurrbart, Augenbrauen dunkel, Augen braun, Nase gewöhnlich, Mund gewöhnlich, Zähne gesund,

Gesichtsfarbe blaß,

(37969 Steckbrief.

Steckbrief.

Beschreibung: geb. Berlin. Alter 23 Jahre, Größe 1,B76 m, Haare dunkel, Stirn hoch, Bart

Kinn spitz, Gesicht länglich, Gesichtsfarbe blaß, mehr gelb, Sprache deutsch. Besondere Kennzeichen fehlen.

Gegen den unten beschriebenen Tischlermeister Karl Ludwig Alfred Gürcke, geboren am en Otto Unger, welcher flüchtig ist, ist in den kten L. R. II. 416. 91. die Untersuchungshaft wegen betrügerischen Bankerutts verhängt. Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das Untersuchungs⸗ gefängniß hierselbst, Alt Moabit 122, abzuliefern. Berlin, den 28. September 1891. Der Untersuchungsrichter bei dem Königlichen Landgerichte J. am 5. Dezember 18654 zu Alter 36 Jahre, Größe 1,74 m, Statur breit, Haare dunkelblond, Stirn hoch, Bart dunkel⸗ blonder Schnurrbart, Augenbrauen blond i braun, Nase gewöhnlich, Mund gewöhnlich, q vollstaͤndig, Kinn gewöhnlich, Gesicht länglich, Gesichts ˖

farhe frisch, Sprache deutsch. Kleidung: dunkler

Stoffanzug, dunkler Ueberzieher, Schlapphut. Be⸗

. Kennzeichen: Stößt beim Sprechen mit der unge an.

Steckbrieferledigung.

37738 Der unterm 265. Juli 1891 hinter den Schreiber Albert Kiesom in den Akten J. 807/91 erlassene Steckbrief ist erledigt. Potsdam, den 30. September 1891. Königliche Staatsanwaltschaft.

37970 Steckbriefe Erledigung.

Der unter dem 14. September 1851 hinter den Arbeiter Albert Heise aus Brandenburg a. /H. er⸗ lassene Steckbrief ist erledigt.

Potsdam, den 1. Oktober 1891. ne Königliche Staatsanwaltschaft.