lationen des Ober⸗Staatsanwalts Laue und des früheren hiesigen Ober⸗Staatsanwalts Dalcke; dann brachten ihre Glückwünsche dar die Deputationen der Land- und Amts⸗ gerichte sowie der Staatsanwaltschaften des Bezirks, eine Deputation der Rechtsanwälte und eine solche der Subaltern⸗ und Unter⸗Beamten. Die Subaltern⸗Beamten überreichten als Ehrengeschenk einen prachtvollen silbernen Tafelaufsatz, dessen Spitze eine Justitia krönt. Nachdem die Glückwünsche der Juslizbeamten beendet waren, folgten die Gratulationen von Seiten der Königlichen Regierung, der General-Landschaft, der Provinzialbehörden, der Offiziercorps der hiesigen Garnison und der Militärbehörden, der Geistlichen, der städtischen Be⸗ hörden, des Landraths, des Königlichen Gymnasiums und des Ober⸗Präsidenten der Provinz Westpreußen, Staats⸗Ministers Dr. von Goßler. Allen diesen dankte der Jubilar mit be— wegten Worten. Zum Theil wurden von den Herren kostbare Adressen überreicht. Die Stadt Marienwerder hat den Jubilar zu ihrem Ehrenbürger ernannt.
Mün ster, 5. Oktober. Der Direktor am hiesigen Land⸗ gericht, Geheime Justiz⸗Rath Dr. jur. Edu ard Plate, be⸗
geht, wie die „Köln. Ztg.“ mittheilt, heute die Feier seines
50(läbrigen Dien stju biläum s. Dasselbe Fest feiert morgen der Präsident der Königlichen General⸗Kommission, Geheime Regierungs⸗Rath Hermann Meyerhoff. Auf besonderen Wunsch der Jubilare wird von einer öffentlichen Feier ab— gesehen.
Köln, 6. Oktober. Die „Köln. Volksztg“ bringt aus Rom eine Mittheilung, wonach der Kardinal-Staatssekretär Rampolla auf direktes Befragen erklärt habe, daß er die viel besprochenen Artikel des, Osservatore Romano“ durchaus mißbilllge. Die Redaktion dieses Blattes sei ersucht worden, sich nicht weiter mit dem Dreibund zu beschäftigen.
Bayern.
München, 6. Oktober. In der heutigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten wurde, einem Bericht der „Köln. Ztg.“ zufolge, der Gesetzentwurf, betreffend die Er— gänzung des Polizeistrafgesetzbuches, wonach Agenten in Bayern nicht zugelassen werden und auswärtige Versicherungs⸗ gesellschaften Falls sie Anträge annehmen, mit Geld oder unter Umständen mit Haft bestraft werden können, zur Vorberathung an eine Kommission von sieben Mitgliedern verwiesen. Freiherr von Stauffenberg äußerte verschiedene Bedenken gegen den Entwurf und tadelte überhaupt die Verschiedenartigkeit bezüg⸗ lich der Gesetzgebung. Eine reichsrechtliche Regelung sei wünschenswerth. Walter (Centrum) sprach für den Entwurf. Der Minister Freiherr von Feilitzsch bemerkte, Preußen habe genau die gleiche Bestimmung. Ebenso verwies die Kammer den Gesetzentwurf Betreffs Abänderung des Heimaths— und Verehelichungsgesetzes in Bezug auf die bürgerliche Gültigteit einer im Ausland ohne distriktspolizei⸗ liches Zeugniß von bayerischen Unterthanen geschlossenen Ehe, zur Vorberathung an eine besondere Kommission von 21 Mit⸗ gliedern. Geiger (Centrum) begrüßte den Entwurf, da derselbe die Grundsätze der bayerischen Ehegesetzgebung möglichst schone. Bei Schluß der Sitzung gab der Präsident Freiherr von Ow die Nachricht von dem Tode des Königs von Württemberg bekannt. Die bayerischen Abgeordneten, äußerte der Präsident, nähmen lebhaften Antheil an der Trauer des württembergischen Königshauses und des ganzen Nachbarlandes. Zum Zeichen dessen erhob die Kammer sich von den Sitzen. Die nächste Sitzung ist unbestimmt.
Württemberg.
Der gestrige „Staats-Anzeiger für Württemberg“ ver⸗ öffentlicht in einer zweiten Ausgabe ein von Seiner Majestät dem Kbnig Wilhelm und sämmtlichen. Ministern unterzeichnetes Manifest, in welchem der König bekannt— giebt, daß er kraft des Erbfolgerechts die Regierung angetreten und das unverbrüchliche Festhalten an der Verfassung in einer feierlichen dem ständischen Ausschusse über⸗ gebenen Urkunde bei seinem Königlichen Worte zugesichert habe. Das Manifest schließt mit der Aufforderung, dem an⸗ gestammten Landesherrn die schuldige Dienstpflicht sowie Treue und Gehorsam willig und pflichtmäßig zu leisten und . die getreuen Unterthanen der Königlichen Huld und
nade.
Ferner bringt der „Staats⸗Anzeiger“ eine Ansprache Seiner Majestät des Königs an sein Volk. Der König beginnt mit einem Rückblick auf die gesegnete Regierung des Königs Karl und verheißt sodann, die Verfassung zu wahren, die Gottesfurcht zu pflegen, den Armen und Schwachen ein Freund und Helfer, dem Rechte ein eifriger Hüter zu sein, seine Stellung als deutscher Regent in uner— schütterlicher Treue zu den Verträgen, welche das große deutsche Vaterland begründeten, wahrzunehmen. Die Ansprache schließt mit den Worten: „Entschlossen, in der Förherung der Wohlfahrt Meines Landes das höchste Ziel Meines Lebens zu erblicken, zähle Ich auf das Vertrauen des württembergischen Volkes, welches allezeit treu zu dem angestammten Fürstenhause gestanden, in der Zuversicht, es werde Mir unter des Allmächtigen Beistand gelingen, Meines schweren Amtes zu walten zum Heil und Segen des engeren wie des großen deutschen Vaterlandes.“
Es folgen sodann Dekrete, betreffend die drei⸗ monatliche Landestrauer, und die Verordnung, durch welche der Zusammentritt der Stände auf den 22. Ok⸗ tober pe t wird.
Die Beisetzung der Leiche Seiner Majestät König Karl's JI. erfolgt am Freitag, Vormittags 11 Uhr, in der Kapelle des alten Schlosses. Vorher findet ein Trauer⸗ gottesdienst im Marmorsaale des Residenzschlosses statt, wo die Leiche am Donnerstag in geschlossenem Sarge auf⸗ gestellt wird.
Ihre Majestät die Königin Charlotte wird heute Mittag aus Nachod hier eintreffen.
Die Residenz hat Trauergewand angelegt, allenthal ben wehen schwarze umflorte Fahnen. Die Schulen sind ge⸗ schlossen, die Gerichts verhandlungen vertagt. Für die Thürme der städtischen Kirchen, sowie für die städtischen Gebäude ist Trauerbeflaggung angeordnet, von dem Stiftskirchen⸗ Johanniskirchen⸗ und Hospitalkirchenthurm erfolgt das Abblasen von Trauerchorälen.
Der „Staats⸗Anzeiger für Württemberg“ widmet ten, , nnn n Monarchen einen Nekrolog, in welchem es heißt:
3 inhealtsvolle, für Württemberg nach Außen wie nach Innen überaus wichtige Regierung ist heute egi one Der Anfang der⸗ selben fiel in die ö des deutschen Bundes. Die Aufgabe des Königs war, in dem neuzugestaltenden Deutschland Württemberg die
gebührende Stellung zu sichern. Er löste die Aufgabe als wabrbaft deutscher Fürst im nationalen Sinne und patriotischer Hingebung, stets bestrebt, die Einheit der deutschen Fürsten und Stämme innig und unauflöslich zu gestalten. Indem König Karl, dem tiefen Drang Deutschlands nach Einigung selbstlos in patriotischem Sinne gerecht wurde, setzte er sich in den Herzen des deutschen Volkes ein Denkmal der Dankbarkeit und Verehrung. — Der Artikel hebt sodann die Treue des Königs gegen die Verfassung hervor, sowie das schöne Verhältniß ungetrübter Eintracht mit der Volksvertretung und sein unablässiges Bemüben um die Erhaltung des kirchlichen Friedens und schließt: Der König war ein Fürst mit edlen Herrschertugenden, wie sie einen Friedensfürsten zieren. Seine Milde, seine wahrhaft Königliche, vornehme Gesinnung erwarben ihm allgemeine Verehrung. Das württembergische Volk steht tief trauernd an dem Sarge des edlen Fürsten und blickt in Liebe und Vertrauen auf den Nachfolger. Das Volk kennt und liebt ihn schon längst. Möge der Allmächtige ihm eine lange und gesegnete Regierung schenken zum Heile unseres geliebten Vaterlandes!
Der „Schwäbische Merkur“ sagt am Schlusse seines Nekrologs:
König Karl bat die Herrschaft, des Landes Württemberg über 27 Jahre lang geführt. Seine Regierungsjahre fielen zusammen mit der großen Zeit der neueren deutschen Geschichte. König Karl hat sich als treuer deutscher Fürst in die glückliche Begründung des Deut schen Reichs eingereiht und eingelebt Und ebenso unvergessen wird ihm bleiben, was er für die innere Entwickelung und Wohlfahrt seines Landes in dieser langen Zeit gethan: In der Fürsorge für alle An— gehörigen desselben, insbesondere auch für die minder glücklich gestellten unter ihnen, für Kirche und Schule; für Bildung, Kunst und Wissenschaft und die staatliche Fürsorge für diese Zweige, für die Entwickelung des Rechts und der Gesetzgebung auf allen Gebieten, für Handel und Verkehr. Im Verfassungsleben des Landes bezeichnet die Regierung des Königs nach Ueberwindung der in den ersten Jahren noch herrschenden Partergegensätze und nach Eintritt Württem⸗ bergs in das Deuische Reich eine lange Periode der erfreulichsten Uebereinstimmung von König, Regierung und Volksvertretung und in Folge davon ruhiger, gedeihlicher Entwickelung unserer öffentlichen Zustände.
Auch die übrigen deutschen, insonderheit die Berliner Blätter widmen dem Dahingeschiedenen warme Nachrufe. Sämmtliche Wiener Blätter von gestern Abend heben hervor, das württemberger Volk werde das Hinscheiden seines Königs aufrichtig betrauern: auch in Oesterreich habe der Tod des Königs lebhafte Theilnahme hervorgerufen.
HGBaden. Karlsruhe, 5§. Oktober. Seine Königliche Hoheit der Großherzog empfing, wie die „Karlsr. Ztg.“ meldet, heute den spanischen Gesandten Grafen Bañnuelos in Audienz und nahm dessen Kreditive entgegen.
Braunschweig.
(E) Braunschweig, 7. Oktober. Das Befinden Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Albrecht von Preußen ist, wie das heute erschienene Bulletin meldet, nach Rückgang aller Krankheitserscheinungen ein sehr gutes, und werden daher weitere Tagesberichte nicht mehr ausgegeben werden.
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.
Gotha, 6. Oktober. Der gemeinschaftliche Land—⸗ tags-⸗Ausschuß beider Herzogthümer ist nach der „Goth. Ztg.“ auf den 19. 8d. M. hierher einberufen worden, um die Jahresrechnung über die gemeinschaftlichen Einnahmen und Ausgaben auf die Zeit vom 1. Juli 1889 bis 30. Juni 1890 zu prüfen. Hieran dürfte sich eine Sitzung des Land⸗ tags-Ausschusses für das Herzogthum Gotha zu gleichem Behufe anschließen.
Schwarzburg⸗Sondershausen. Sondershausen, 5. Oktober. Seine Durchlaucht der Für st hat sich heute, wie die „Magd. Ztg.“ erfährt, zu einer mehrwöchigen Massagekur nach Wiesbaden begeben.
Renusz ä. L.
Greiz, 5. Oktober. Das „Amts- und Verordnungsblatt“ , folgende Danksagung Seiner Durchlaucht des Fürsten:
In der trüben Zeit der Prüfung, welche Gott der Allmächtige durch die langen schweren Leiden und den tiefschmerzlichen Heimgang der Fürstin, Meiner heiß und innigstgeliebten Gemahlin Mir und Meinem Fürstlichen Hause auferlegt hat, auch ganz besonders aus Anlaß der heutigen feierlichen Beisetzung der selig Entschlafenen sind Mir von den lieben Bewohnern in Stadt und Land die vielfachsten Beweise treuer Liebe und Anrhänglichkeit in Wort und Schrift, durch sinnige und großartige Veranstaltungen, durch den am Sarge der thiuren Verewigten niedergelegten überaus reichen Blumenschmuck, sowie durch persönlicke Betheiligung an der Beisetzungefeierlichkeit entgegengebracht worden. Diese wohl⸗ thuenden Kundgebungen allgemeinster Theilnahme an dem unersetz⸗ lichen Verlust, der Mich und Mein Haus betroffen hat, haben Mich auf das Tiefste bewegt, aber auch aufs Neue offenbart, wie Fürst und Volk in Freud und Leid in Treue eng verbunden sind. Gerührten Herzens spreche Ich allen Betheiligten Meinen innigsten Dank für ihre Theilnahme aus.
Bremen.
Bremen, J. Oktober. Der Allgemeine evangelisch⸗ protestantische Missionsverein eröffnete laut Meldung des „W. T. B.“ heute seine siebente Jahresversammlung mit einem Festgottesdienst im Dom, bei welchem Prediger Lic. Dr. Kirmß aus Berlin vor einer äußerst zahl⸗ reichen Gemeinde die Predigt hielt. Anwesend sind der jüngst aus Tokio heimgekehrte Pfarrer Dr. Spinner, welcher sechs Jahre als erster deutscher evangelischer Missionar in Japan thätig war, die Mitglieder des Centralvorstandes und viele Abgeordnete der Zweigvereine aus allen Theilen Deutsch⸗ lands und der Schweiz.
Elsaß⸗Lothringen.
Der Pariser „Gaulois“ hatte einen Artikel über eine Unterredung gebracht, welche dessen Berichterstatter mit dem Reichstags Abgeerdneten Dr. Petri gevflogen hatte. Da die Ausführungen des betreffenden Korrespondenten zwar im Allgemeinen dem entsprechen, was Dr. Petri ge⸗ sagt hatte, aber nur einen Theil davon wiedergeben, so hat dieser der „Straßb. Post“ ausführlich mitgetheilt, was er dem französischen Journalisten auf die Frage, wie es sich mit der Stimmung der Elsaß-Lothringer verhalte, geantwortet hat. Diese Erklärung lautet:
„Die Nachricht von der Milderung des Paßzwanges hat in ganz Elsaß⸗Lothringen sehr lebhafte Befriedigung hervorgerufen. Diese Mahßregel, welche wir seit Jahren lebhast ersehnten, wird eine große Tragweite haben, sowohl nach der politischen, als nach der volkswirthschaftlichen Seite hin. Offenbar strebt die deutsche Re⸗ gierung darnach, in Elsaß Lothringen die französischen Sympathien zu unterdrücken, wohlverstanden diejenigen, welche einen politischen
Charakter annehmen und, mittelbar oder unmittelbar, dahin zielen die Bande zu lösen, welche uns mit dem Deutscken Reich vereinigen Dagegen würde es nicht richtig sein, auch diejenigen Sympathien zu bekämpfen, welche in Folge einer mehr als hundertjährigen Ver einigung ohne jeden politischen Beigeschmack in Elsaß Lothringen für Frankreich bestehen. Ich glaube, und viele meiner Mitbürger mit mir, daß unsere Eigenschaft als deutsche Staatsbürger diese Empfindungen nicht ausschließt. Wir würden freudig, als den Be— ginn besserer Zeiten für die ganze Welt, den Tag begrüßen, an welchem Frankreich sich Deutschland als befreundete Nation anschließen wollte und eine dauerhafte Annäherung beider großen Völker stattfinden würde, deren vorzügliche Eigenschaften sich gegenseitig er. gänzen
Wir haben den berechtigten Wunsch, unsere verwandtschaftlichen und freundschaftlichen Beziehungen in Frankreich aufrecht zu halten Aber im Interesse des Weltfriedens ist es nothwendig, daß wir keinen Zweifel und keiner zweideutigen Auffassung darüber Raum lassen wie wir die internationale Lage auffassen. ö.
Die unlösbare Verbindung Eifaß-Lothringens mit dem Deutschen Reich ist eine geschichtliche Thatsache, von der man nur wünschen muß, daß von keingt Seite mehr daran gerüttelt werde. Nur unter dieser Bedingung ist Europa der Fortdauer des Friedens sicher und der Waffenrüstung ledig, welche es zu erdrücken droht.
Man täuscht sich käufig in Frankreich über die Stimmung, welche hier in Elsaß⸗Lothringen berrscht. Gewiß giebt es unter uns noch Leute, welche ihren Blick mehr auf die Vergangegheit als auf di Gegenwart richten und sich nicht dazu entscheiden können, die poli— tische Lage anzuerkennen, welche wir haben. Es ist dies eine Ge— sinnung, welcher man die Achtung nicht versagen darf und welche unter manchen Verhältnissen, sehr begreiflich ist. Aber selbst unter denj:inigen Leuten, welche so denken, giebt es nur sehr wenige, welche einen politischen Wechsel mit allen seinen Wirkungen ersehnen wüc— den Denn Jeder, der sich nicht geflissentlich selbst täuscht, ist über— zeugt davon, daß eine Veränderung der politischen Karte Elsaß⸗ Lothringens nur im Gefolge eines blutigen Krieges bewirkt werden könnte, dessen Schauplatz wiederum E saß Lothringen sein würde. Wir kennen aber nur zu gut die Schrecknisse des Krieges diefer entsetzlichsten aller Geißeln. Wer den Frankfurter Friedensvertrag zu zerreißen sucht, der treibt, ob mit bewußter Absicht oder nicht dem Kriege zu. Nun wohl; die weit überwiegende Mehrzahl auch derjenigen Leute in Elsaß Lothringen, welche sich mit dem neuen Stande der Dinge noch nicht abgefunden haben, sagt — die Einen laut, die Anderen leise — mit Bestimmtheit: Vor Allem nur keinen Krieg! Bleiben wir lieber, was wir sind!“ Und die es nicht fagen die ö 9 ö
ie Beziehungen der Bevölkerung zu den Behörden sind i Allgemeinen höchst zufriedenstellend. Wenn sich einmal . 6 eine Spannung geltend macht, so rührt sie meistens nur von einem Uebermaß von Beflissenheit niederer oder mittlerer Beamten her. Die Gemeinsamkeit der Interessen bringt, sowohl zwischen der Regie⸗ ö. und, , ,,, . . ö und Gingewan⸗ erten, eine Annäherung herbei, welche durch die Macht der Di selbst sich fortdauernd lebhafter betont. 1.
Man würde in Frankreich die Elsaß Lothringer überaus unge— recht beurtheilen, wenn man von ihnen annehmen sollte, daß sie auf unbestimmte Fortdauer eine Existenz der Trauer und der Er— wartung führen und auf dem Gebiete des öffentlichen Lebens einen Zustand der Entsagung andauern lassen wollten. Eine Bevölke— rung, die sich der Berheiligung an den Lebensbedingungen entzieht, unter welche die Entwickelung ihrer Geschichte sie gestellt bat, ver— urtheilt sich dadurch selbst zu einer Unthätigkeit, welche dem Nieder⸗ gang zuführt, und opfert ihre Interessen und diejenigen der kommenden Generationen nutzlos auf.
Man darf Übrigens auch nicht vergessen, daß Elsaß Lothringen durch den Krieg von 1870 in eine Lage gebracht worden ist, welche es weder gesucht, noch geschaffen hatte. Elsaß Lothringen hat den Frankfurter Vertrag nicht abgeschlossen, und Elsaß - Lothriagen hat die Greignisse, deren Abschluß dieser Vertrag war, auf Frankreich nicht herausbeschworen.“
Das „Gesetzblatt für El saß-Lothringen“ vom 3. d. M. veröffentlicht eine Verordnung des Kaiserlichen Statthalters, betreffend die Zuständigkeit der Behörden in dem Verfahren bei Neueintheilung des Grundeigen— thums Behufs Regelung von Feldwegen u. f. w. durch ermächtigte Genossenschaften. Die durch das Gesetz vom 30. Juli d. J. der Verwaltungsbehörde übertragenen Ge— schäfte werden durch das Ministerium, Abtheilung für Finanzen, Landwirthschaft und Domänen wahrgenommen und zur Leitung und Beaufsichtigung des Verfahrens, sofern dasselbe nicht in Verbindung mit Katastererneuerungsarbeiten zur Ausführung . wird eine besondereKommission für Flurbereinigung“ erusen.
Oesterreich⸗ Ungarn.
Wien, 7. Oktober. Seine Majestät der Kaiser und König ist gestern Nachmittag, wie „W. T. B.“ berichtet, zu den . nach Steiermark abgereist.
ie in Nr. 234 des „R. u. St.-A.“ unter den nach Schluß der Redaktion eingetroffenen Telegrammen bereits er— wähnte Kundgebung des Bürgermeisters Dr. Prix an die Bevölkerung lautete: Mitbürger!
Seine Kaiserliche und Königliche Apostolische Majestät hatten die Gnade, mich heute in Privat⸗Audienz zu empfangen und mich ju beauftragen, der Wiener Bevölkerung für den Allerhöchstihm bereiteten überaus herzlichen Empfang anläßlich Seiner Rückkehr nach Wien Seinen Kaiserlichen Dank auszusprechen.
Es gereicht mir zur besonderen Freude, diesen unsere Stadt so sehr auszeichnenden Willengakt unfereg Allergnädigsten Kaisers und Herrn zur allgemeinen Kenntniß zu bringen.
Wien, am H. Oltober 1891.
Der Bürgermeister Dr. J. N. Prix—
Die Delegationen werden zum 9. Novem ber nach Wien einberufen.
Prager Blätter von gestern Abend melden, daß der Großindustrielle Baron Leitenberger die auf die Ergreifung des Thäters des bei Rosenthal verübten Attentats, aus, gesetzte Prämie von 10 000 Fi. aus eigenen Mitteln um weitere 2000 Fl. erhöht habe. .
In der gestrigen Sitzung des ungarischen Unter- hauses wurde der Gesetzentwurf, betreffend Deckung . Mangels an Offizieren bei der ungarischen Land— wehr. einstimmig' angenommen. Im Laufe der Debatte erklärte der Minister für anden pertheibi gun Freiherr von Fejervary, die Absicht des Gesetzentwurf sei die og gli j Einschränkung in der Heranzichung von Offizieren der gemeinsamen Armee zur ungarischen i. wehr. Der jährliche Abgang an Offizieren bei der ungarisch . Landwehr betrage etwa 00; derselbe werde aus den bs mn ⸗ der Ludovika-Akademie in Pest zum größten Theil ge werden können.
Großßbritannien und Irland. len
Der Erste Lord des Schatzes und Führer der min iter fi
Partei im Unterhause W. H. Smith i laut tel graph, eh,
NMelbung aus London, nach längerem Leiden gesers zu mittag verschieden. Der Verstorbene, am 24. Juni
don geboren, war, der „Nat. tg.“ zufolge, der Sohn 3 Buchhändlers, in dessen Geschäft er eintrat. Erst mit 3 Jahren begann er die parlamentarische Laufbahn, und zwar alsbald mit einem großen Erfolg, indem er Stuart Mill aus der Vertretung Westminsters verdrängte und diesen Sitz für die konservative Partei errang. Schon unter Disraeli von 1874 an Mitglied des Kabinets als Sekretär des Schatzamts und später Erster Lord der Admiralität, er— hielt er 1885 im Salisbury'schen Kabinet zunächst das Kriegs⸗ Ministerium, um Ende 1886 auf den Eingangs erwähnten Posten überzugehen und zugleich die Führung der konserva— fiven Partei im Unterhause zu übernehmen.
Der neuernannte Unter⸗Staatssekretär des Auswärtigen James William Lowther hat am 5. d. M. seinen Posten angetreten.
Frankreich.
Paris, T. Oktober. Die Senatskommission für die Vorberathung des Zolltarifs hat, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern ihre Sitzungen wieder aufgenommen. Der Präsident Jules Ferry machte die Mittheilung, daß der Handels⸗Minister die von der Kammer genehmigten Tarife aufrecht erhalten und alle Zölle auf Rohstoffe sowie überhaupt alle von der Senatskommission vorgeschlagenen Aenderungen bekämpfen werde.
Am 5. d. M. fand der „Köln. Ztg.“ zufolge in Nizza unter dem Vorsitze des Generals Türr eine von etwa 5000 Per— sonen besuchte internationale Versammlung“ statt. Reden hielten Cavallotti, Hubbard, Delonele, Tichon, Türr und Santini, dann genehmigte die Versammlung auf Vorschlag Tichons folgende Tagesordnung:
„Die im Nizzaer Circus versammelten Franjosen und Italiener senden bei Gelegenheit der Enthüllung des Garihaldi⸗Denkmals den Parlamenten beider Länder ihren brüderlichen Gruß und versichern sie nochmals der unlöslichen Vereinigung beider Nationen im Frieden und in der Freiheit Sie bekräftigen ihren Glauben an die liberale Bestimmung beider Länder, an die gegenseitige Achtang ihrer Einheit, die auf natürlichen Grundlagen, dem Völkerrecht und den geschicht lichen Gesetzen gemäß vollzogen ist.“
In Folge der von marokkanischer Seite hervorgetretenen Bestrebungen, die im centralen Theile der Sahara belegenen Distrikte von Tuat, Tidikelt und Gurara zu annektiren, wäre, wie verschiedene Blätter melden, die Regierung entschlossen, im Laufe des Winters eine militärische Expedition Behufs Besetzung der Oase Insalah zu unternehmen.
Nußland und Polen.
Nach den Hinweisen des Reichsraths ist das Projekt über die Un veräußerlichkeit des bäuerlichen Landantheils im Ministerium des Innern von Neuem umgearbeitet worden. Nach diesem Projekt sollen der den Bauern auf Grund des Gesstzes vom 19. Februar 1861 zukommende Landbesitz, ferner Familien⸗Walddistrikte, die sich in der Nutznießung ehe—
maliger Kronsbauern befinden, und endlich mit Hülfe der
Bauernlandbank erworbene Ländereien — sobald das Dar⸗ lehen dieser Bank getilgt ist — nicht aus dem Besitz der Dorfgemeinden oder der einzelnen Besitzer bäuerlichen Standes zu Gunsten von Personen nicht bäuerlichen Standes, auf welchem Wege es auch sei, enteignet werden können. Auf alle diese Ländereien können weder von Personen bäuerlichen noch anderen Standes Forderungen geltend gemacht werden, wie auch diese Ländereien zu keinerlei Art von kommerziellen oder Darlehns⸗Operationen benutzt werden können, auch nicht als Kaution bei Verpflichtungen gegen die Krone, Kommunal⸗ institutionen und Privatleute. (Es würde sich also hierbei um die Errichtung von „Heimstätten“ ähnlich der Einrichtung in den Vereinigten Staaten Nord Amerikas handeln D. R.)
Die „Now. Wr.“ berichtet, daß dem Reichsraͤth demnächst das Projekt neu ausgearbeiteter Bestimmungen Betreffs der Beziehungen zwischen dem Katholikos und der Re— gierung vorgelegt werden würde.
Nach einer Meldung des Pariser „Journal des Dobats“ aus St. Petersburg soll der Fin anz-Minister in Folge der Mißernte eine Reduktion der ordentlichen Ausgaben um 24 Millionen Rubel und eine solche der außerordentlichen Aus⸗ gaben um 14 Millionen Rubel vorgeschlagen haben.
Die französischen Zwiebäcke für Verprovian— tirungszwecke, welche in der militärischen Abtheilung der Moskauer französischen Ausstellung ausgestellt waren, werden der „St. Pet. Zig.“ zufolge demnächst auf Antrag ihrer Fabrikanten und Aussteller von einer besonderen Kommission des Kriegs-Ministeriums untersucht werden, da das Projekt in Anregung gebracht wurde, die Fabrikation solcher Zwiebäcke nach französischem Muster auch in Rußland für die russische Armee⸗Verproviantirung einzuführen.
Die Lage des russischen Handels nimmt sich nach einer St. Petersburger Correspondenz des „R. W.“ recht trübe aus. Die Regierungs⸗Institutionen — so heißt es in der Lorrespondenz — melden von vielen Punkten einen bedeutenden Rückgang des Handels; auch sollen sogar viele Städte die Absicht hegen, darum nachzufuchen, daß sie in Bezug auf die Handelssteuer in eine niedere Kategorie gesetzt werden. In den Punkten, die durch die Mißernte gelitten (besonders in solchen Gouvernements, wo die Mißernte bereits mehrere Jahre sich wiederholt), wird sich die Zahl der Gudezahler und Handelshäuser in sehr hohem Maße verringern. Diesem Umstand wird vom Finanz⸗Ministerium sehr ernste Aufmerksamkeit geschenkt, welches den Börsencomités, den Kaufmanns vorständen und den Stadtverwaltungen anräth energische Maßregeln zu ergreifen, um einer eventuell si entwickelnden Handelskrise vorzubeugen.
Der Minister des Innern hat, wie die „Düna⸗Ztg.“ aus lampetenter Quelle erfahrt, durch das evangelisch⸗lutherische Generalkonsistorium dem Livländischen Konsistorium auf⸗ getragen, den Pastoren des livländischen Gouverne— ment z vorzuschreiben, bei en geschäftlichen Verkehr mit Riechisch- orthodoxen Priestern sich ausfchließlich der russischen
prache zu bedienen. Italien.
Rom, J. Oktober. Die letzt en hier weilenden fran—⸗ zösischen Pil ger, etwa S(o0M an der Zahl sind gestern bei agesanbruch mit einem auf dem Bahnhof von Trastevere sußerhalb der Stadt bereit gestellten Zuge abgereist. Der inter⸗Staatssekretär des Ministeriums des Innern Lucca und ein Polizeikommissar wohnten der Abfahrt bei, welche ohne wischenfall vor sich ging. h Die „Agenzia. Stefania“ stellt gegenüber den Be— auptungen des „Ssservatore Romano“ sest, daß der a ral golize il in misfar zu den von ihren Ausflügen . kehrenden Pilgern nacht äußerte, sie müßten e Abend abreisen, weil er bis morgen Abend für
ihre Sicherheit nicht einstehen könne, sondern der Kommissar habe nur den Führern des französischen Pilgerzuges erklärt, das Kommissariat möchte erfahren, wer abreise und wer bleibe, es stelle aber den Pilgern frei zu bleiben oder abzureisen, wann sie wollten.
Seit dem 1. Oktober hat, wie die „Köln. Ztg.“ meldet, das Crispi'sche Blatt „Capitan Fracassa“ sein Erscheinen eingestellt.
Schweiz.
Auf das Gesuch der Regierung des Kantons Tessin hat der Bundesrath bei der Bundes versammlung beantragt, den in der nächsten Zeit vor den Bundes-Assisen in Luzern zur Verhandlung kommenden Prozeß wegen Wahlver⸗ gehen bei den tessinischen Großrathswahlen im Jahre 1889 durch Ertheilung einer Am nestie zu erledigen.
Die bisherigen Zolleinnahmen ergeben laut Meldung des „W. T. B.“ denjenigen in dem gleichen Zeitraum des Vorjahres gegenüber einen Ausfall von 902 000 Fr.
Türkei.
Der österreichische Botschafter Freiherr von Calico überreichte, wie „W. T. B.“ aus Konstantinopel meldet, gestern dem Sultan in Privataudienz ein von L'Allemand gemaltes Porträt des Kaisers Franz Joseph.
Gegenüber den Gerüchten von einer aufrührerischen Be⸗ wegung unter der ländlichen Bevölkerung Persiens wegen der Einführung der Tabackregie kann die „Agence de Constantinople“ auf Grund bester Information versichern, daß die Tabackregie den Einkauf der neuen Taback— ernte in den Provinzen Kerman und Ispahan mit gutem Er— folge begonnen habe; die Landleute zögen die von der Taback— regie geleistete Bagrzahlung den früheren Transaktionen mit den eingeborenen Händlern vor.
Griechenland.
Athen, 6. Oktober. Nach einer Meldung der „Ephimeris“ aus Korfu hat die Untersuchung Betreffs der daselbst stattgehabten antisemitischen Unruhen ergeben, daß das Kind, dessen To die Unruhen veranlaßt haben sollte, jüdischer Abstammung war und sich bis zu seinem Tode bei jüdischen Verwandten aufhielt.
Amerika.
Mexico. Wie aus Mexico über New⸗Hork vom 5. d. M. der „A. C.“ berichtet wird, hat die Besiedelung von indianischen Ländereien in Tulamago durch deutsche Kolonisten zu einem Ueberfall Veranlassung gegeben. Die Indianer hätten sich in der Nacht gesammelt, die deutsche Ansiedlung angegriffen und 200 Männer, Frauen und Kinder ermordet. Es seien Truppen zur Verfolgung der Indianer ausgesandt worden.
Chile. Eine am 5. d. M. von Santiago in Washington eingegangene Depesche meldet, daß die chilenische Regie— rung noch immer auf ihrem Rechte besteht, Personen ver⸗ haften zu lassen, welche in das Gesandtschaftsgebäude der Vereinigten Staaten hineinwollen oder herauskommen. Der Gesandte Egan hat in Folge dessen der chilenischen Regierung mitgetheilt, daß ein Beharren auf diesem Stand— punkte eine Unterbrechung der freundschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Republiken zur Folge haben könnte.
Wie der „New⸗-Hork Herald“ aus Valparai so berichtet, hat der Erzbischof Cafandva der Geistlichke it! jede Ein mischung in den Wahlkampf untersagt. Es gelte als sicher, daß die Mehrheit der Juntaführer für die Kandidatur Senor Jorge Montt's als Präsidenten der Republik sei. Die Rückkehr des amerikanischen Kreuzers „San Francisco“ nach den chilenischen Gewässern habe in Valparaiso offenen Anstoß erregt.
Asten.
Ueber die Unruhen in China hringt das Oktoberheft der „Marine-Rundschau“ einen Bericht des Komman— danten S. M. Kbt. „Ihtis“, Korvetten-Kapitäns Ascher, dem wir Folgendes entnehmen:
Nachdem die erste Zerstörung katholischen Eigenthums Anfang Mai in YJaagchow, zwischen Chinkiang (äußerster Jangtse ⸗Vertrags⸗ hafen, 177 Sm. von der Mündung) und Shanghai belegen, ohne besonderes Aufsehen zu erregen, vor sich gegangen war, folgte der Zeit nach am 12. und 13 Mai der Aufruhr in Wuhu, dem zweit aäußersten Vertragshafen, 272 Sm. von der Mündung; den äußeren Anlaß dazu gaben zwei chinesische katholische Nonnen, die zwei Kinder aus einem infizirten Hause in das Hospital der Jesuitenmission mit sich nehmen wollten, um sie vor Ansteckung zu bewahren. ĩ voraussichtlich in dem überall verbreiteten Aberglauben, wonach die Priester aus den Eingewelden, besonders aber aus den Augen chinesischer Kinder Medizin bereiteten; als die Kinder den Nonnen aber freiwillig folgten, hieß es, sie wären durch dieselben bebext, wie den Missions⸗ angehörigen denn auch dit Fähigkeit zugesprochen wird, Kinder durch Handauflegen taubstumm und zu Allem gefügig zu machen. Es entstand nun ein Auflauf und ein in chinesischen Sinne von dem Vorgefallenen benachrichtigter Polizist verhaftete die beiden Nonnen, die dann zum Hsien, dem höchsten Distriktsbeamten, gebracht wurden. — Nach einer Version wurden sie dann auf Ansuchen der Patres freigelassen, nach der anderen, nach welcher dieser Vorfall sich früher ereignet hatte, erst dann, als die Kinder ihre Sprache wiedererlangt hatten“, d. h. als es ihnen zu langweilig geworden war, noch länger den ihnen zuge—⸗ raunten Befehl, bis auf Weiteres zu schweigen, zu befolgen.
Sofort wurde verbreitet, der betreffende Beamte sei von den Patres bestochen, und es erschienen einige Weiber vor dem Grund⸗ stück der Jesuiten mit der Behauptung, ihnen seien Kinder gestohlen und in die Mission geschleppt, dort ständen auch schon die Särge, in denen sie, nachdem ihnen die Augen ausgenommen wären, be— graben werden sollten. (Zufällig standen wirklich einige, für verstorbene. Missionare bestimmte Särge dort) Inzwischen hatten sich etwa 2000, nach Anderen Hog0 Chinesen um die Mission gesammelt, und nach kurzer Zeit wurde zum Angriff ge⸗ schritten; während die Missionare sich durch Hinterthüren retteten, wurden die Missionsgebäude gestürmt und einschließlich des Waisen⸗ hauses und der ganz neuen Kathedrale in Brand gesteckt, während gleich⸗ zeitig, theilweise unter Lebensgefahr der Plünderer, mit dem Wegschleppen der Möbel ꝛe. begonnen wurde. Zwanzig zum Schutze abgesandte Soldaten wurden nur so lange respektirt, als bis sie die wenigen ihnen mit- gegebenen , . verfeuert hatten. Bald stürzte die Mauer ein, welche Missions⸗ und Konsulargebäude trennte, und auf die letzteren wurde mit Steinen geworfen, ohne, daß indeß, an⸗ scheinend dank der einschränkenden Leitung durch einige Führer, größerer Schaden angerichtet wurde. Der englische Konsul hatte sich inzwischen mit seiner Frau flüchten können. Erst als der Pöbel sich nun⸗ mehr gegen die benachbarten Gebäude des . wandte, die auf der Mission gehörigem Grund und Boden stehen, fanden sie Wider⸗ stand, und zwar an den gut bewaffneten Zollbeamten, die trotz ihrer geringen Anzahl und ohne scharf zu feuern nur durch Bajonettangriffe und einige Säbelhiebe die Menge mehrfach zurüdtrieben; da inzwischen auch der Tautai selbst mit Soldaten erschien, so wurde für diesen Tag von weiteren Angriffen Abstand genommen.
Eine Verwandte der Kinder wollte dies nicht dulden,
Am Nachmittag des nächsten Tages, des 13, begann der Angriff an derselben Stelle, blieb aber ebenso erfolglos und wurde endgültig aufgegeben, als der Gouverneur der Anhui, bis vor Kurzem stell vertretender Vize⸗ König in Nanking, Shen-⸗Pingcheng, auf dem Wege von dort nach seiner nunmehrigen Hauptstadt Naankin mit drei Ka⸗ nonenbooten Wuhu passirte und, von den Vorgängen in Kenntniß gesetzt, die Kanonenboote dicht unter Land ankern und mit Salut⸗ kartuschen nach dem Pöbelhaufen hin feuern ließ.
Am 15. erschien dann das französische Kanonenboot, Inconstant“, am 16 d. Mts. das englische Liönnet“, und die Ruhe wurde weiter nicht gestört.
Daß die Bewegung von hier aus nach dem 104 Seemeilen strom⸗ aufwärts gelegenen Ngankin übersprang und zwar, mindestens zum Theil, durch die Schuld des Tautai von Wuhu, daß dort am 16. und 17. Unruhen stattfanden und wie dieselben verliefen, habe ich seiner Zeit berichtet.
Es folgten dann die Ruhestörungen (1.) Nanking, 20 Sm. von der Mündung, am 25. Mai. (2.) Tanyang, etwa 20 Sm. SO. von Chinkiang, am 1. Juni,. 6) Wusueh am 5, Juni (4) Chinkiang am 6. Juni. (5.) Kiukiang am 7. Juni. (6.) Wusieh, am Großen Kanal zwischen Tanyang und Shanghai, am 8. Juni. (7) Shast und Ichang, 287 und 370 Sm. oberhalb Hankau, also Ss93 und 976 Sm. von der Mündung, am 12. Juni und den darauf folgenden Tagen. (8.) Hankau am 19. Juni.
Waß die inneren Gründe anbelangt. so gehen die Ansichten darüber ziemlich übereinstimmend dahin, daß die eigentlichen Unruhe⸗ stifter, die Angehörigen einer sich Kolgo-Hui nennenden, in der Vangtse- Niederung besonders stark verbreiteten geheimen Gesell⸗ schaft., sich theilweise mit der Absicht tragen, durch Ruhestörungen die Regierung in Krieg mit den fremden Mächten zu verwickeln und dann die jetzt regierende Mandschu⸗Dynastie zu stürzen und durch eine chinesische zu ersetzen; zum größten Theil mögen ihre Ziele nicht so weit gesteckt, sondern entweder, wie besonders in den drei zum Bereich des Vize⸗Königs Lin-Kun⸗yi in Nanking gehörigen Vangtse-⸗Provinzen, nur auf den Sturz dieses ihnen aus sehr ge— wichtigen Gründen verhaßten Beamten oder, noch näher liegend, auf Bereicherung beim Plündern der Missionsanstalten gerichtet sein.
Afrika.
Egypten. Aus Kairo vom 5. Oktober meldet ein Telegramm des „Bureau Reuter“:
Es ist jetzt endgültig beschloffen worden, daß eine nationale ngenieur⸗. sammeln soll, um der Regierung eines Wasser ⸗Ansammlungs ⸗ Behälters zu soll nördlich von Wady Halfa oder innerhalb des jetzigen egyptischen Gebiets zu liegen kommen. Fünf verschiedene Plane werden der Kommission zur Begutachtung vorgelegt werden. Der eine Plan stammt von dem verstorbenen M. de la Motte und schlägt Gebel Silieleh vor, der zweite ist von Willeocks und spricht siw für Assuan aus, ein dritter ist von dem Verwalter der egyptischen Eisen—⸗ bahnen, dem Franzosen Prompt, und will das Reservoir zwischen Assuan und Wady Halfa anlegen. Willcocks befürwortet die An⸗ lage weiterer Reservoirs im Delta am Saume der Wüste. Ein anderes Projekt von Mr. Cape Whitehouse will das Rayon-Bajsin des Moeris⸗Sees wieder herstellen. Die Zusammensetzung der Kom⸗ mission wird erst nach der Rückkehr Sir C. Scott Monerieff's er⸗ folgen, welcher in vierzehn Tagen in Egypten erwartet wird.
en in ter⸗ Kommission sich in Kairo ver— ihren Rath über den Bau ertheilen. Er
Entscheidungen des Reichsgerichts.
Offiziere, welche mit der Erlaubniß zum Tragen der Militäruniform verabschiedet worden sind — gleichviel ob mit oder ohne Pension — stehen in Preußen nach einem Urtheil des Reichsgerichts, IV. Strafsenats, vom 5. Juni d. J., hinsichtlich des Vergehens des Zweikampfes nicht mehr unter der Militär- gerichtsbarkeit, vielmehr sind für die Vergeben dieser, gleichwie der nicht mit der Erlaubniß zum Tragen der Militäruniform verabschie⸗ deten Offiziere allein die Civilgerichte zuständig.
— In Bezug auf Art. 2349 des Handelsgesttzbuchs (. wer in der Generalversammlung die Aktien eines Anderen, zu dessen Ver⸗ tretung er nicht befugt ist, ohne dessen Einwilligung zur Ausübung des Stimmrechts benutzt, wird mit einer Geldstrafe ꝛe. bestraft“) hat das Reichsgericht, J. Civilsenat, durch Urtheil vom 20 Juni 1891, über die Frage, ob die Ausübung eines Stimmrechts auf Grund einer nach Art. 249f verbotswidrigen Handlung den Generalver— sammlungsbeschluß zu einem gesetzwidrigen und deshalb an⸗ fechtbaren mache, sich in verneinendem Sinne ausgesprochen, ohne jedoch die Entscheidung des Rechtsstreits daran zu knüpfen, da für diese andere Momente in Betracht kamen.
Theater und Musik.
Königliches Schauspielhaus.
Im Königlichen Schauspielhause ging gestern Abend Hans DOlden's vieraktiges Drama Der Glücstifter“ zum ersten Male in Scene. Obwohl sich das Stück als die immerhin beachtens⸗ werthe Arbeit eines bühnengewandten Autors kennzeichnet und obwohl der Letztere am Schluß der letzten drei Akte jedesmal durch Hervorruf ausgezeichnet wurde, leidet das Stück doch an nicht unwesentlichen Mängeln. Die Entwickelung der Konflikte entbehrt der Schärfe und tieferen Begründung; keiner der Hauptcharaktere nimmt ein wirkliches Interesse in Anspruch, am Allerwenigsten der Träger der Titelrolle, der Glückstifter', der, um freie Bahn zu schaffen für eine Ehe zwischen seinem Bruder und der Frau eines herzlosen Börsenspekulanten, diesen hinterrücks niederschießt und dann, als er sich von einem schlauen Kriminalpraktiker der That überführt sieht und außerdem erkennen muß, daß die durch die Mordthat ermöglichte Ehe den Liebenden das er— hoffte Glück nicht gebracht hat, seinem Leben ein Ende macht, ohne vorher das Geringste zu thun, um einen unschulhig als den Mörder Verurtheilten aus dem Zuchthause zu hefreien. Dunkel ist, zu welchem Zeitpunkte und auf welche Weise der „Glück⸗ stifter⸗ zu dem Entschlusse gelangt, den Börsenspekulanten zu ermorden, obwohl eine Klarstellung nach dieser Seite hin von psychologischem Interesse gewesen wäre. Ebenso wenig erhellt, welches das wahre Motiv seines Selbstmordes ist, ob die Thatsache, daß er sich über ⸗ führt jah, oder der Umstand, daß er sich von der Zwecklosigkeit der auf sich geladenen Blutschuld uͤberzeugen mußte. Weshal h die Ehe zwischen der Gattin des Börsenspekulanten und dem Bruder des Glückstifters eine unglückliche wurde, wird gleichfalls nicht hinlänglich begreiflich. Die Darstellung verdient alles Lob. Hr. Matkowski spielte den „Glückstifter: mit ergreifender Leidenschaftlichkeit und Naturwärme; namentlich war seine Darstellung des von Gewissensbissen gefolterten Mördertz meisterhaft. Besondere Anerkennung verdient auch Frl. Poppe, deren Spiel die kühle Ueberlegenheit der Dume von Welt gegenüber dem haltlosen, weichherzigen, unentschlossenen Charakter ihres zweiten Gatten in treffenden Gegensatz brachte. Hr. Ludwig spielte den Letzteren mit viel, vielleicht etwas zu gleichmäßiger Wärme. Abgesehen von einer durch Fr. Kahle vorzüglich gespielten Episode, n namentlich auch die Scene leb⸗ haften Beifall, in welcher Hr. Grube als alter Kriminalpraktikus den Glückstifter' durch einen spannenden Indizienbeweis seiner Blutthat über führt. Es wäre ein Gewinn, wenn unsere dramatischen Autoren künftig etwas seltener ihre Stoffe dem kriminalistischen Gebiet entlehnten und darauf verzichteten, Erfolge durch Verwerthung einer ,,,, zu er⸗ zielen, wie sie die Verhandlung eines interessanten Kriminalprozesses
bei den Besuchern der Schwurgerichtssäle hervorzurufen pflegt.