In der am 8. d. M. abgehaltenen Plenarsitzung des Bundesraths gab zunächst der Vorsitzende. Vize-Präfident des Staats ⸗Ministeriums, Staatssekretär des Innern Dr. von Boetticher Namens der Versammlung der Trauer über den am 6. d. M. erfolgten Hintritt Seiner Majestät des Königs Karl J. on Württemberg Ausdruck. Alsdann wurde in die Tagesordnung eingetreten. Der Vorsitzende theilte mit, daß während der stattgehabten Vertagung des Bundes- raths der Antrag Preußens, betreffend das neue Gesellschasts⸗ statut der Frankfurter Bank, die Vorlage, betreffend die zollfreie Ablassung ausländischer Fischnetze zur Ausrtstung von Seeschiffen, der Entwurf einer Verordnung über das Berufungsverfahren beim Reichsgericht in Patentsachen, die Vorlage, betreffend die zollfrese Ablassung auslandischer Dampf⸗Taucherpumpen bei der Verwendung zum Schiffsbau, der Entwurf eines Gesetzes über die Bekampfung des Miß⸗ brauchs geistiger Getränke und die Allgemeine Rech— nung über den Landeshaushalt von Elsaß-Lothringen für das Etatsjahr 1887188 den zuständigen Aus⸗ schüssen zur Vorberathung übergeben worden seien. Auf den Vorschlag des Vorsitzen gen wurden überwiesen: der Antrag der Buchdrucker⸗Berufsgenossenschaft auf Auflösung der Papier⸗ verarbeitungs-Berufsgenossenschaft und Zutheilung ihrer Be— triebe an die Papiermacher⸗ und Buchdrucker-Berufsgenossen—⸗ schaft an den Ausschuß für Handel und Verkehr, die Vorlage wegen Aenderung der Vorschriften über die Entwerthung der Marken bei der Invaliditäts- und Alters versicherung und die Vorlage, betreffend die Erstreckung der Ver— sicherungspflicht nach dem Invaliditäts- und Alters— versicherungsgesetz auf die Hausgewerbetreibenden der Taback-! und Cigarren⸗Industrie, an die Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Justizwesen, endlich der Antrag auf Dechargirung der Rechnung der Kasse des Rechnungshofs für 1889/96 an den Ausschuß für RNechnungswesen. Dem Entwurf eines Gesetzes für Elsaß-Lothringen, betreffend den Stempel für Rückversicherungs verträge, wurde die Zustimmung ertheilt. Endlich wurde über die Wiederbesetzung einer Mit—⸗
liedsstelle bei dem Disziplinarhof und von mehreren Mitglieds— tellen bei den Disziplinarkammern Beschluß gefaßt.
Nach einem gestern eingegangenen Telegramm des Kaiser⸗ lichen Gouverneurs Freiherrn von Soden ist der Lieutenant Prince, welcher, wie wir früher gemeldet haben, Behufs Rekognoscirung nach Kondoa marschirt war, von dort an die Küste zurückgekehrt. In Mpwapwa herrscht völlige Ruhe.
Der Reichskommissar für die Welt⸗Ausstellung in Chicago, Geheime Regierungs-Rath Wermuth, welcher sich, wie bekannt, vor Kurzem nach Amerika begeben, um die Interessen Deutschlands bei der Raumvertheilung und in sonstigen Beziehungen an Ort und Stelle rechtzeitig wahrzunehmen, befindet sich gegenwärtig bereits auf der Rückreise und dürfte etwa um den 20. d. M. hier wieder eintreffen. Wie wir hören, ist der Vertreter der Reichsregierung sowohl hinsichtlich seiner Auf— nahme in Chicago, als auch mit Bezug auf das Ergebniß der Verhandlungen mit den dortigen maßgebenden Persönlichkeiten in hohem Grade befriedigt. Unter diesen Umständen dürfte die Reise nicht ohne förderlichen Einfluß auf die Betheiligung Deutschlands an der Ausstellung bleiben; in Folge der An⸗ knüpfung persönlicher Beziehungen zu den Leitern des Unter— nehmens wird es dem Reichs⸗Kommissar unschwer gelingen, den berechtigten Wünschen der deutschen Aussteller Geltung u verschaffen, und auf Grund der an Ort und Stelle ge⸗ ,, Erfahrungen und gewonnenen Kenntniß der ört— lichen Verhältnisse wird er in der Lage sein, den sich be— theiligenden Firmen mit seinem Rath zur Seite zu stehen. Uebrigens beabsichtigt Hr. Wermuth, bald nach seiner Rück⸗ kehr eine Rundreise nach den wichtigsten Industriecentren des Reichs anzutreten, um die Wünsche der Aussteller im Ein⸗ zelnen kennen zu lernen und an der Hand des ihm zur Ver⸗ fügung stehenden thatsächlichen Materials die etwa erforderlich werdenden Aufklärungen zu geben.
Für die betheiligten Kreise dürfte es ferner von Interesse sein, zu erfahren, daß der Leiter der Kunstabtheilung auf der Ausstellung, Professor Ives, sich in den letzten Tagen in Berlin aufgehalten hat, um mit den Organen der Reichsregierung, sowie mit hervorragenden Vertretern der Kunst zu verhandeln. Bei dieser Gelegenheit hob der Genannte besonders hervor, daß das zur Aufnahme der Erzeugnisse der Kunst bestimmte Gebäude gegenüber dem ursprünglichen Entwurf eine wesentliche Erweiterung erfahren hat, sodaß allen Raum⸗ ansprüchen würde Rechnung getragen werden können.
u den Kunsterzeugnissen werden nach dem Programm auch riginalarbeiten und Zeichnungen kunstgewerblicher Art ge— rechnet. Die zur Aufnahme der Bilder und Statuen bestimm⸗ ten Räume erhalten durchweg reichliche Beleuchtung von oben. Die Gesammtansicht des inmitten von Gartenanlagen belegenen Kunstausstellungsgebäudes verspricht sehr gefällig zu werden.
Mehrere Banlinstitute hatten an den Finanz⸗Minister eine Eingabe um Hinausschiebung der Frist zur Steuer⸗ erklärung für Aktiengesellschaften und Kommandit— gesellschaften auf Aküien bis Mitte April 1892 gerichtet. Hierauf hat der Finanz⸗Minister folgenden Bescheid ertheilt. Zwar seien die bisher überhaupt noch nicht zur Staats⸗-Einkommen— steuer veranlagten nicht physischen Personen bei der bevor⸗ stehenden Veranlagung nicht verpflichtet, Steuererklärungen ge⸗ mäß §. 24 a. a. O., d. h. auf Grund der öffentlichen Aufforde⸗ rung abzugeben; dieselben hätten aber nach den ergangenen Aug⸗ führungsbestimmungen besondere Aufforderungen zur Ab⸗ gabe der Steuererklärung in dem genannten Monat in Gemäßheit des 8 25 des Einkommensteuergesetzes zu gewär⸗ tigen. a,,. für die Bestimmung des Termins zur Abgabe der Steuererklärungen im Monat Januar sei vornehmlich die Nück⸗ ficht auf die geordnete Abwickelung und den rechtzeitigen Abschluß
des gesammten Veranlagungs geschäst. Mit dieser Rücksicht sei die beantragte Hinausschiebung der Frist zur Steuererklärung bis Mitte des Monats April 1892 nicht vereinbar. Anderer—⸗ seits verkenne der Minister nicht, daß für diejenigen Gesell— schaften, deren Geschäftsjahr mit dem Kalenderjahr zusammen⸗ fällt, und welche nicht in der Lage sind, ö. im Monat Januar 1892 ihre von der Generalversammlung zu geneh⸗ migenden Bilanzen für das Jahr 1891 festzustellen, eine vom ö. nicht beahsichtigte Härte eintreten kann, wenn dieselben in
Folge jener Terminsbestimmung genöthigt werden, ihren Steuererklärungen die Ergebnisse der Jahre 1889 und 1890 zu Grunde zu legen. Mit Rücksicht hierauf sind die Veran⸗ lagungsbehörden mit Anweisung dahin versehen worden, daß denjenigen Aktiengesellschaften und Kommanditgesellschaften auf Aktien, welche bei dem Vorsitzenden der Veranlagungskom⸗ mission einen entsprechenden Antrag anbringen, die Frist zur Abgabe der Steuererklärung bis zum 1. März 1892 zu ver— längern sei.
Der zweite Theil der Anweisung des Finanz-Ministers vom 5. August 1891 zur Ausführung des Einkommensteuer— gesetzes vom 24. Juni 1891 ist nunmehr veröffentlicht und den AÄmtsblättern als besondere Beilage beigefügt. Er bezieht sich auf das Veranlagungsverfahren. Der erste Abschnitt betrifft allgemeine Bestimmungen, der zweite die Vorbereitung der Veranlagung durch den Gemeinde- (Guts⸗) Vorstand, der dritte die Voreinschätzung, der sechste die Geschäftsordnung der Kommissionen. Weiter enthält er den Steuertarif und verschiedene Muster für die Aufstellung einer Einkommensliste, für das Personenverzeichniß einer Gemeinde (eines Guts oder einer Stadt), für das Verzeichniß derjenigen physischen Personen, welche aus einem Grundbesitze oder einem stehenden Gewerbe in der Gemeinde Einkommen beziehen, aber in einem anderen preußischen Orte zur Einkommensteuer zu veranlagen sind, für die Einkommensteuerrolle sowie für das Verzeichniß der Aktiengesellschaften, Kommanditgesellschaften auf Aktien, Berg—⸗ gewerkschaften, eingetragenen Genossenschaften und Konsumver⸗ eine mit einem offenen Laden.
Aus Anlaß eines Spezialfalles, in welchem eine Aufsichts⸗ behörde entschieden hatte, daß die für einen bestimmten Tag angemeldeten Versammlungen mit dem Ablauf dieses Tages — um 12 Uhr Nachts — enden müßten, hat der Minister des Innern in einer Verfügung an die Ober⸗ Präsidenten ausgeführl, daß, wenn auch die gemäß §. 1 des Vereinsgesetzes vom 11. März 1850 der Polizeibehörde zu erstattende Anzeige nicht nur die Stunde, sondern auch den Tag der abzuhaltenden Verfammlung enthalten muß, doch aus dem Umstande, daß in dieser Anzeige ein bestimmter End⸗ termin der Versammlung nicht angegeben ist, nicht gefolgert werden könne, daß unter allen Umständen der Ablauf des Kalendertages zugleich das Ende der Versammlung bilden müßte, und eine über diesen Zeitpunkt hinaus verlängerte Versammlung als eine neue — nicht angemeldete — Ver— sammlung zu betrachten sei.
Nachdem seit einiger Zeit die auf öffentlichen Straßen und Plätzen und an anderen allgemein zugänglichen Orten aufgestellten automatischen Verkaufsapparate vielfach zum Betriebe von kleinen Druckwerken, insbesondere von Jugendschriften, benutzt werden, ist an den Minister des . die Frage herangetreten, ob hiergegen mit po izeilichen Maßnahmen vorzugehen sein möchte. In einem Runderlaß an die Königlichen Regierungs-Präsidenten und an den König— lichen Polizei⸗Präsidenten in Berlin äußert sich in Folge dessen der Minister hierüber wie folgt: Es mag vorlaufig dahingestellt bleiben, ob es nach Lage der Gesetzgebung zulässig ist, die in Rede stehende Verwendung der Automaten von Polizeiwegen allgemein zu verhindern. Für nothwendig kann ich ein solches Einschreiten nicht ansehen, da, soviel mir be— kannt geworden ist, der Inhalt der bisher durch Automaten feilgebotenen Druckschriften im Allgemeinen zu Bedenken keinen Anlaß gegeben hat, manche dieser Druckschristen vielmehr nicht ungeeignet scheinen, zu erlaubter Unterhaltung zu dienen und zur Verbreitung nützlicher Kenntnisse beizutragen. Abgesehen hiervon ist aber dem fraglichen Verbote nur ein sehr heschränkter Werth beizulegen, da diejenigen Schriften, deren Vertrieb durch Automaten erfolgt, wohl ausnahmslos auch in den Läden der Buchhändler, Buchbinder und Schreibwaaren⸗ händler käuflich zu haben und dort von Jedermann zu den gleichen Preisen wie durch die Automaten zu erstehen sind. Es wird genügen, wenn die Polizeibehörden den automatischen Vertrieb von Drucksachen Überall aufmerk⸗ sam überwachen, dafür Sorge tragen, daß die Auto⸗ maten nicht zur Verbreitung von Schriften unzulässigen In—⸗ halts benutzt werden, und allen Zuwiderhandlungen in geeig⸗ neter Weise entgegentreten. Diese Ueberwachung wird mit besonderen Schwierigkeiten nicht verknüpst und sogar noch leichter als diejenige des heimlichen Vertriebes unzulässiger Druckwerke in Läden auszuführen sein, da die zum Vertriebe von Druckschriften verwendeten Automaten als buchhändlerische Verkaufctzstätten im Sinne des §. 14 der Gewerbeordnung zu betrachten sind und mithin der dort vorgesehenen Anzeigepflicht unterliegen.
Das polizeiliche Verbot des Entrollens und der Führung einer rothen Fahne bei öffentlichen Aufzügen oder Ver⸗ sammlungen ist, nach einem Erkenntniß des Königlichen Ober⸗ Verwaltungsgerichts vom 13. Juni, nur dann rechtlich zu⸗ lässig, wenn aus Thatsachen die Annahme der Wahrscheinlich⸗ keit sich ergiebt, daß die öffentliche Sicherheit oder Ordnung durch den Gebrauch der rothen Fahne unmittelbar ge⸗ fährdet wird.
Der General⸗Lieutenant von Brauchitsch, Direktor der Kriegs-Akademie, hat sich mit Urlaub nach Tirol begeben.
Nachdem der mit der interimistischen Führung der Ge⸗ schäfte der hiesigen Königlich württembergischen Gesandtschaft betraute württembergische Militär Bevollmächtigte, Oberst⸗ Lieutenant und Flügel⸗Adjutant von Neidhardt Behufs Theilnahme an den Feierlichkeiten der Beisetzung weiland Seiner Majestät des Königs Karl von Württemberg sich am J. d. Abends nach Stuttgart begeben hat, fungirt während der Abwesenheit desselben von Berlin der hiesige Königlich württembergische Bevollmächtigte zum Bundesrath, Direktor Dr. von Stieglitz als Geschäftsträger der Gesandtschaft. Der hiesige Herzoglich braunschweigische Gesandte, Wirk—= liche Geheime Rath Freiherr von Cramm-Burgdorf ist voin Urlaub nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäste der Gesandtschaft wieder übernommen.
Der bisherige Spezial-Kommissar in Brilon, Vegierungz⸗ Rath Pommer ist dem Kollegium der General-Kommission in Münster als außeretatsmäßiges Mitglied überwiesen worden.
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Württemberg.
Stuttgart, 10. Oktober. Ueber den Verlauf der gestrigen Trauerfeierlichkeiten berichte „W. T. B.“ Folgendes: Der Gottesdienst fand im Marmorsaal stati wo Y der Sarg des Königs prachtvoll aufgebahrt und mit Hunderten von Kränzen und kostbaren Blumenspenden ge— schmückt war. Bei dem Gang nach dem Marmorsaale hatte Seine Majestät der Kaiser Ihrer Majestät der Königin Charlotte, Seine Majestät der König seiner Mutter, Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Catharine, den Arm geboten, auch die übrigen Fürstlichkeiten folgten paarweise. Ihre Majestät die Königin-Wittwe wohnte dem Gottesdienste nicht bei. Beim Herabtragen des Sarges spielte die Regimentsmusik des Geenadier-Regiments König Karl (. Württembergisches) Nr. 123 den Choral „Jesus meine Zuversicht“ Der Kaiser trug die Obersten-Uniform des Infanterie⸗Regiments Kaiser Wilhelm, König von Preußen (2. Württembergisches) Nr. 120, der König Wilhelm trug, Generals Uniform. Der Kaiser ging zur Rechten des Königs. Es folgten der Großfürst Michael Nicolajewitsch, rer Erzherzog Friedrich und der Großherzog von Baden, sodann Prinz Heinrich von Preußen, Prinz Philipp von Württemberg, Prinz Ludwig von Bayern. Die Trauer— musik während des Leichenzuges wurde von der Kapelle des Ulanen-Regiments König Karl (1. Württembergisches) Nr. 19 ausgeführt. Die Ankunft des Trauerzuges in der Schloßkapelle erfolgte um 11 Uhr. Der daselbst abgehaltene Gottesdienst wurde durch einen Trauergesang, bei welchem die Mitglieder der Hofoper mitwirkten, eingeleitet und nach der Predigt, welcher als Text die Bibelstelle Zephanja Kap. 3, Vers 17: „Denn der Herr, dein Gott, ist bei dir, ein starker Heiland“, zu Grunde lag, mit abermaligem Trauergesang ge— schlossen./ Den Altar umgaben in erster Reihe der Kaiser, der König Wilhelm, die Königin Charlotte, die Prinzessinnen Wera, Catharine und Pauline, in zweiter Reihe Großfürst Michael, Prinzessin Maria Theresia, Prinzessin Auguste von Sachsen⸗Weimar. Beim Hinablassen des Sarges in die Gruft konnten sich der König und die Königin der Thränen nicht erwehren. Der Kaiser drückle dem König bewegt die Hand. Sämmtliche Fürstlichkeiten begaben sich dann hinab in die Gruft, um dort Abschied von dem Dahingeschiedenen zu nehmen; so dann beendigte ein Gebet des Hospredigers die Feier. Während der ganzen Feier hatte sich auf der Straße eine überaus große Volksmenge angesammelt, welche eine musterhafte Haltung bewahrte. Um 1 Uhr besuchte die Königin Olga die Gruft.
Baden.
Mannheim, 9. Oktober. Bei der hier vorgenommenen Wahl eines Abgeordneten des grundherrlichen Adels unterhalb der Murg für die Erste Kammer wurde dem „W. T. B.“ zufolge der Führer der badischen gemäßigt Konservativen Freiherr von Goeler-Lichtenthal ein— stimmig gewählt.
Mectlenburg⸗ Schwerin.
Schwerin, 9. Oktober. Der Landtag ist zum 18. November nach Sternberg einberufen worden. Landes⸗ herrliche Vorlagen sind nach den „Meckl. Nachr.“ nur die ordentliche und außerordentliche Kontribution.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach.
Weimar, 9. Oktober. Seine Königliche Hoheit der Großherzog ist, wie die „Th. C.“ meldet, am 6. d. M. aus München in Schloß Heinrichsau in Schlesien eingetroffen.
Gachsen⸗Coburg⸗Gotha.
Gotha, 9. Oktober. Seine Hoheit der Erbprinz und Ihre Königliche Hoheit die Erbprinzessin von Sachsen— Meinigen sind mit der Prinzessin Feodora, wie die „Cob. Ztg.“ meldet, gestern zum Besuch am Herzoglich Edinburg'schen Hofe hier eingetroffen.
Anhalt.
Dessau, 9. Oktober. Am heutigen Tage feierte auf Schloß Ballenstedt Ihre Hoheit die verwittwete Herzogin Friederike zu Anhalt-Bernburg, geborene Prinzessin zu Schleswig-Holstein-⸗Sonderburg⸗ Glücksburg, ihren 80. Geburtstag. Ihre Hoheit, die ältere Schwester des Königs von Dänemark, vermählte sich am 30. Oktober 1834 zu Louisenlund mit dem damals soeben zur Regierung gekommenen Herzog Alexander Carl zu Anhalt⸗Bernburg. Wegen des andauernden Krankheits⸗ zustandes des Herzogas wurde Ihre Hoheit unter dem 8. Oktober 1855 zur Mitregentin bestellt und hat, wie der „Anh. St. A.“ herborhebt, als solche den maßgebenden Einfluß auf die Regierung des Landes geübt zu einer Zeit, wo die Verwaltung desselben von den besten Erfolgen be⸗ gleitet gewesen ist. Viel hat die Herzogin auch auf dem Gebiete der Barmherzigkeit — . geleistet. Das Friederikenstist in Ballenstedt für verwaiste oder sittlich verwahrloste Mädchen, das Friederikenhaus in Waldau für in gleicher Lage befindliche Knaben, das St. Jo⸗ hannis-⸗Afyl in Bernburg für aus dem Gefängnisse entlassene oder sonst gefallene weibliche Personen sind im Wesentlichen Werke Ihrer Hoheit und stehen noch heute unter derem Protektorat.
Elsasz⸗Lothringen. . Straßburg, 9. Oktober. Der Statthalter Fürst zu Hohenlohe, welcher morgen Abend 6 Uhr von . Sommerurkaube zurückkehrt, wird am Bahnhof von den . Straßburg wohnenden Abgeordneten zum indes · us chin empfangen werden, welche ihm ihren Dank für die e leichterung des Grenzverkehrs zum Ausdruck bringen won
Oesterreich⸗ Ungarn.
. ten⸗ Wien, 10. Oktober. In dem dem Abgeordne hause vorgelegten Budget beträgt nach einer . ö „W. T. B.“ das Gesammterforderniß 584 620 378 jon Gesammtbedeckung 585 238 262 Fl. Der eber e en in 617 884 Fl. Die Einnahmen weisen gegen das Vorj ;
Plus Von 6 S6? 716 Fl. die Ausgaben eine Zunahme
und Menschenliebe
19 767 361 Fl. auf. Die gemeinsamen Ausgaben sind um 3035 734 Fl. gestiegen, ebenso sind höhere Beträge eingestellt für die Subvention des Lloyd und der Donau⸗Dampsschiff⸗ sahrts Gesellschaft .
Der gesammte Rei nertrag an Steuern vom 1. Ja⸗ nuar bis J. September betrug 221 533 487 Fl. 8. i. 4319 410 81. mehr als in der gleichen Periode des Vorjahres, der Ertrag der Zolleinnahmen belief sich auf 29 938 5(8 Fl., was einen Aussall gegen das Vorjahr von 34 339 Fl. bedeutet. Von der Mehreinnahme an Steuern entfallen auf die direkten Steuern 2131 817 Fl., auf die indirek en 2 187 593 Fl. Stei⸗ gerungen weisen hauptsächlich die Einkommensteuer, ferner die Steuern auf Bier, Mineralöl, Salz, Taback, Taxen und . auf, einen Rückgang zeigen die Steuern auf Zucker und Lotto.
Bei der von dem Handels-Minister angeordneten Be— rathung über die Frage der Betheiligung Oesterreichs an der Weltausstellung in Chicago theilte der Ver— treter der Regierung mit, letztere wolle als Beitrag des Staats 150 000 Fl. gewähren. Sämmtliche Theilnehmer an der Be⸗ rathung eiklärten diese Summe für unzureichend und stimmten dem Antrage auf Einsetzung einer Regierungskommission zu.
Großbritannien und Irland.
Das Leichenbegängniß des verstorbenen Ersten Lords des Schatzamts W. H. Smith sollte heute, Sonnabend, in Henley on⸗Thames stattfinden, und zwar auf den besonderen Wunsch des Verstorbenen ohne jeden Prunk. Auf dem schmuck⸗ losen Friedhofe der Kirche des Dorfes Hambledon wird Smith seine letzte Ruhestätte finden. .
Ueber die Ursache des Todes Parnell's, die Vor— bereitungen für die Leichenfeier in Dublin, sowie über die durch sein Hinscheiden innerhalb der irischen Partei ge— schaffene Lage berichtet die „A. C.“:
Den letzten Zweifeln über die Ursache des To des Parnell's ist nunmehr durch die Sektion der Leiche ein Ziel gesetzt worden, die der Haut arzt des Verstorbenen, Dr. Powers, im Beisein zroeier anderer Aerzte am Donnerstog vorgenommen hat. Parnell ist danach wirklich an rheumatischem Fieber gestorben, welches eine Herzlähmung zur Folge hatte. Den Sektionsbefund theilte Or Powers den in Brighton persammelten parnellitischen Abgeordneten mit. Ein vertrauter Freund des Verblichenen sagt allerdings, daß Parnell schon seit mehreren Jahren am Magenkrebs gelitten hat. Doch stand dieses Leiden in keinem ursächlichen Zusammenhang mit seinem jähen Hinscheiden. Nach langem Sträuben hat die Wittwe endlich eingewilligt, daß die Gebeine des irischen Patrioten in irischer Erde ruhen jollen. Auf dem Glatvenin Friedhof bei Dublin soll die Leiche beigesetzt werden. Die irische Nantonalliga trifft die Vorbe⸗ reitungen für die Beerdigung, welche die großartigste werden dürfte, welche Irland seit dem Tode Daniel O'Connell's gesehen. Nach ihrer Ankunft am Sonntag Morgen wird dee Leiche anf einige Sinnden im Dubliner Stadthause ausgestellt werden. Um Mittag setzt sich dann der Trauerzug in Bewegung. Die letzten Worte Parnell's waren an seine Fran gerichtet. Sie lauteten: Sende meine liebevollen Grüße an meine Kollegen und das Volk Irlands. d ö. daß man für sie, wenn sie krank sind, ebenso sorgt, wie ür mich.“
Nach den Worten des parnellitischen United Ireland“ zu schließen, wird der Tod Parnell's die Spaltung in der irischen Partei nicht heilen: Die Stimmung des Volkes, heißt es dort, ist „„Keine Ergebung. Vorwärts!“ Leute, welche sich bemüht haben, Parnell an die Wand zu drücken, haben kein Recht, an seinem Grabe sentimental zu werden. Mögen sie ihre Thraͤnen für Gladstone behalten. Die Männer, welche ihm die letzten zehn Monate gefolgt, sind, werden ihre Ansichten nicht ändern, weil ihr Führer fort ist, im Gegentheil werden sie seine Sache nur noch hartnäckiger weiterverfechten und den Leuten entge gen treten, welche Parnell an seine Feinde verkauft und die dreißig Generationen alte Sache Irlands in die Hände eines englischen Staats mannes gelegt haben.“
Dagegen predigt der zur Zeit in Amerika weilende irische Land agitator Michael Davitt, der energischste Gegner Parnell's seit dessen Schwenkung, die Versöhnung; er schreibt: ‚Ueber Parnell's Grab sollte kein hartes Wort fallen und aller Zwist im irischen Volke sollte mit Parnell begraben werden. Irland darf niemals wieder solche Gewalt in die Hände eines einzelnen Mannes legen. Nach meiner Meinung wird entweder Dillon oder Sexton nunmehr zum Leiter der Partei gewählt werden. Persönlich glaube ich, daß es Sexton sein wird. Er wird aber niemals dieselbe Macht erlangen, wie Parnell. Ich wünsche von ganzem Herzen, daß Alles, was ich Parnell verdammend gesagt habe, vergessen werde. Gestern ist nicht heute
Eine sehr praktische Frage für die irische parlamentarische Partei ertsteht durch das Ableben Parnell's, nämlich was aus dem nach Tausenden Pfunden Sterling zählenden Pariser Fonds werden soll. Das bei einem Pgriser Banquier hinterlegte Geld steht auf den Namen Parnell's und M'Carthy's eingetragen. Nach französischem Rechte fann ohne die Genehmigung der Gerichte keine Uebertragung und Vertheilung des Fonds stattfinden, was nach englischem Gesetz nicht nöthig ist. Es wird daher immerhin eine Zeit danern, bis das Geld angerührt werden darf.
Ja Cork, dem Wahlkreise Parnell's, hat die Nachricht den
tiefen Eindruck, welchen man erwartet hatte, nicht gemacht. Es hat
eine Zeit gegeben, wo ganz Cork getrauert hätte und kein Laden offen geblieben wäre bei der Nachricht des Hinscheidens des bis zum Starr⸗ sinn charakterfesien Mannes. Diese Zeit ist vorbei. Aeußerlich be—⸗ merkt man in Cork kein Zeichen der Trauer. .
Unter den Nachrufen, welche die englische Presse dem dahingeschiedenen irischen Agitator Parn ell widmet, fällt derjenige der Times“ über den Todten ein besonders strenges und kaltes Urtheil. Es heißt in dem Artikel:
Als He. Parnell die von ihm erstrebte Stellung erlangt hatte, keichnete er sich sofort vor früheren Führern dadurch aus, daß er gagrarische und politische Unzufriedenheit miteinander verband und sich dadurch eine Waffe von unerhörter Macht schuf. Er appellirte in geschicktester Weise an die Habsucht und den mißleiteten Patriotigßmusz der Menge, ohne jedoch in seinem Herzen wirkliche Theil nahme für die Armuth oder Enthusiasmus für ein Ideal zu empfinden. Er war, einerlei, ob in Irland oder im Unterhause, stzts schnell zur Hand, um mit den Schwächen, und Lastern der Menschheit Kandel zu treiben, und hatte für Männer und Frauen, mochten sie nun seine eigenen nächsten Kollegen oder die Bauern fein, welche. ihm als Spielmarken bei seinem Spiele dienten, nur die kalte Gleichgültigkeit und Verachtung, lh ein Handel mit den niederen Leidenschaften des 9 enschen hervorruft. Daß es ihm bei einem so abstoßenden Sbaral er gelang, wirklichen Enthusiasmus hervorzurufen, ist vielleicht der denkhar höchste Bewels für die Größe feiner lntellekiuellen Faͤhig. keiten. Die enge Begrenzurg dieser Fäbigkeiten läßt seine Erfolge in um so bemerkentzwertherem Licht erfcheinen. Er befaß keine schöpfe⸗ zischen Ideen und keine versöhnende Originalität, kurz, nichts von den
. die aus den moralischen Eigenschaften eines Mannetz hervor- 9. en. Dagegen. waren ihm in hohem Grade Willenskraft, Aus- ar und die Fähigkeit, vulgäre Werkzeuge praktisch zu verwenden,
W. T. B. meldet ferner aus Dublin: bah Vie große Centralhalle des Rathhauses wird für die Auf n , der Leiche Parnel 's hergerichtet. Alle augenblicklich hier 9 esenden parnellitischen Beputirten fahren der Leiche bis Holyhead gegen. Mehrere An hänger Mae Carthy's erhielten Zuschriften,
in denen ihnen Beschimpfung angedroht wird, Falls sie der Leichenfeier beiwohnen würden.
Aus Ottawa (Canada) meldet „R. B.“, daß in einem am 6. d. abgehaltenen Kabinetsrath der Justiz-Minister Sir John Thompson autorisirt wurde, das strafgerichtliche Verfahren gegen alle Lieferanten einzuleiten, deren gegen die Regierung verübte Betrügereien während der Untersuchung der Anklagen gegen Sir Hector Langevin und Mr. M'Greevy an den Tag gekommen sind.
Der „Times“ wird aus Calcutta unter dem J. Oktober berichtet:
Amtliche und nichtamtliche Berichte aus Madras lassen es als nothwendig erscheinen, der Lage des Volkes in nächster Zeit die größte Aufmerksamkeit zu schenken. Der Regenfall in den Nothstands⸗ distrikten war allzu unbedeutend, um irgend welche Aenderung zum Besseren herbeizuführen. Seit Monaten war der Vorrath an Lebens- mitteln ein ungenügender. Alles kommt jetzt auf den erwarteten Monsum an. Setzt dieser zur rechten Zit ein und ist der Regenfall ein reichlicher, so wird zwar keine Hungersnoth eintreten, dafür jedoch noch in den nächsten vier Monaten großes Elend herrschen.
Frankreich.
Paris, 10. Oktober. Der Minister⸗Präsident de Frey⸗ cinet machte gestern früh, eine Umfahrt durch die Straßen von Marseille und wurde, wie, W. T. B.“ berichtet, von der Be⸗ völkerung aufs Wärmste begrüßt. Bei dem Fe stmahl, welches von der Handelskammer von Marseille zu Ehren der Minister veranstaltet wurde, betonte der Handels⸗Minister Jules Roche in einer Rede über den Zolltarif, die Regierung sei be—⸗ strebt gewesen, den Interessen der verschiedenen Industrie⸗ zweige Rechnung zu tragen; sie habe jedoch die Inter— essen des auswärtigen Handels Frankreichs, der französischen Handelsflotte und der für die Ausfuhr arbeitenden Industrie⸗ zweige nicht vernachlässigt, vielmehr werde sie diese im Senat thatkräftig vertreten. Die freie Einfuhr der Rohstoffe sei im Interesse der Industrie nothwendig. Der Minister fügte hinzu, der neue Zolltarif solle keineswegs zur Unter— brechung der Kontinuität der internationalen Handelsbeziehungen Frankreichs führen, welche sicher zu stellen und weiter zu ent— wickeln die Regierung bestrebt sein werde. Der Minister schloß mit der Ankündigung eines demnächst vorzulegenden Gesetzentwurfs, betreffend die Handelsflotte.
Der Minister des Auswärtigen Ribot erklärte vor⸗ gestern bei einem ihm zu Ehren von seinen Wählern in Aires-sur-la-Lys veranstalteten Bankett, daß die gegen⸗ wärtig von Frankreich wiedererlangte Situation der Weisheit des Parlaments und des Landes zu verdanken sei. Frank— reich werde heute wieder als Faktor im europäischen Gleich⸗ gewicht betrachtet. Der Minister deutete sodann auf die zwischen Frankreich und Rußland bestehenden Sympathien hin.
Mußland und Polen.
Durch eine gestern veröffentlichte Verfügung des Finanz— Ministers ist, wie „W. T. B.“ aus St. Petersburg meldet, die Ausfuhr von Oelkuchen ebenfalls verboten worden.
Schweiz.
Der Bundesrath hat, laut Telegramm der „Köln. Ztg.“, das Budget der Alkoholverwaltung für 1892 mit einem muthmaßlichen Ueberschuß der Betriebsverwaltung von 5 630 000 Fr. genehmigt. Auch wurde für das Justiz— Departement die Errichtung einer Abtheilung für Schuldbeitreibung und Konkurs bewilligt. .
Wie der „Bund“ vernimmt, wird das schweizerische Eisen— bahn-Departement die Bahngesellschaften zu einer Konferenz nach Bern einladen, um mit ihnen die zu treffenden Sicher— heitsvorkehrungen im Bahnbetriebe za vereinbaren.
Amerika.
Brasilien. Nach in Lissabon eingegangenen Privat— nachrichten fanden in Rio de Janeiro am 8. d. M. Abends Ruhestörungen statt, die ihren Ausgangspunkt im italie—⸗ nischen Theater hatten. Die Veranlassung derselben ist noch unbekannt. Die Polizei nahm zahlreiche Verhaftungen vor. Die herbeigeeilte Kavallerie mußte von den Waffen Ge— brauch machen und angriffsweise vorgehen, da in mehreren Straßen Barrikaden errichtet waren. Wie es heißt, sollen mehrere Personen getödtet und eine An— zahl verwundet sein. Nach den letzten Nachrichten war die Ruhe wieder hergestellt. — Dem „Reuter'schen Bureau“ wird aus Rio de Janeiro gemeldet, daß der Gesundheitszustand des Präsidenten da Fonseca zweifelhaft sei. Eine leichte Besserung habe sich zwar eingestellt; indessen zeige sich große Schwäche bei dem Kranken. Auch hätten sich bereits Bestrebungen geltend gemacht, den Präsidenten durch eine geeignete andere Persönlichkeit zu ersetzen.
Nr. 40 der Veröffentlichungen des Kaiserlichen Ge— sundheitsamts vom 6. Oktober hat folgenden Inhalt: Gesundheitsstand. Mittheilungen über Volkskrankbeigen. — Gesund— heitsstand und Sterbefälle im August. — Sterbefälle in deutschen Städten mit 40 000 und mehr Einwohnern. — Deggl. in größeren Städten des Auslandes. — Erkrankungen in Berliner Krankenhäusern. — Desgl. in deutschen Stadt und Landbezirken. — Bewegung der Bevölkerung in Preußen 1889. — (Schwein) Trunksucht als Todes- ursache. — Witterung. — Zeitweilige Maßregeln gegen Volks⸗ krankheiten. (Egypten ) — Thierseuchen im Deutschen Reiche, 2. Vierteljahr. — Medizinalgesetzsebung u s w. (Preußen) Tuber⸗ kulose. — Krankenvertheilung in der Charits. — Censuren bei Debammenprüfungen. — (Reg?! Bez. Bromberg) Rotz. — (Reg ⸗ Bei. Münster.) Kindbettfieber. — (Oesterreich) Schulhygiene. — (Belgien) Fleisch. (Neu ˖ Süd Wales) Leprosy Act. — Vermischtes. (Deutsches Reich.) Krankenkassen ⸗Statistik 1383. — (Rumänien. Stadt Craicva)] Gemeinde · Medizinalpersonal. — Geschenkliste. — Beilage. Gericht ⸗˖ liche Entscheidungen zum Nahrungsmittelgesetz. (Finnen. Pferde⸗ fleisch. Wurst) — Sterbefälle in deutschen Orten mit 15 000 und mehr Einwohnern, August. — Desgl. in größeren Orten des Auslandes.
Nr. 40A. des ‚Centralblatts der Bauverwaltung“, herausgegeben im Ministerium deröffentlichen Arbeiten, hat folgenden Inhalt: XIV. Verzeichniß der Berichte der den Bot⸗ schaflen und Gesandtschaften beigegebenen Baubeamten. — Versuche mit der Verwendung von Flußeisen. — Vermischtes: Preis bewerbung um den Reubau einer evangelisch⸗reformirten Kirche in Osnabrück.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
In der Jahresversammlung des zur Zeit 58 890 Mitglieder zählenden Landwirthöchafrlichen Vereins in Baiern? am Montag bezeichnete der Vorsitzende Graf Lerchenfeld, wie der Köln. Itg.“ aus München geschrieben wird, die diesjährige Ernte als gut und tadelte unter allgemeiner Zustimmung die Aufhebung der Grenz
sperre, welche, da die Fleischpreise auf der gleichen Höhe geblieben seien, den gewünschten Erfolg nicht gehabt habe. Während Minister von Feilitzich erklärte, daß die Regierung sich nicht ent⸗ schließen könne, in den Vorschriften gegen die Seuchenver⸗ schleppung weiterzugehen als bisher, hielt die Mehrheit der Versammlung, ohne aber einen Beschluß zu feassen, an dem Standpunkt fest, daß sehr strenge Maßregeln gegen die Maul⸗ und Klauenseuche durchaus nothwendig selen. Es wurde dargelegt, daß, obwohl höchstens die Hälfte aller Fälle zur Anzeige gelange, der den bayerischen Landwirthen durch die Seuche angeblich erwachsende Schaden auf 4 Millionen Mark — der Gesammtwerth des bayerischen Rindviehs wurde 1887 auf 562 Millionen Mark geschätzt — berechnet werde. — Professor Wolley vom Polytechnikum empfahl, da Bayern nicht weniger als 20 Quadratmeilen Moorland, dort „Moose“ genannt, besigze, eine eingehendere Berücksichtigung der Moorkultur. In der Dienstags⸗Sitzung wurde be⸗ schlossen, der Königlichen Staatsregierung gegenüber den Wunsch auszusprechen, daß mit der Nutzbarmachung der bereits besiedelten, kulturfähigen Moore Bayerns nach den richtig erkannten wissenschaftlichen Grundsätzen unter Leitung und Aufsicht geeigneter Organe fortzufahren sei. Weiter wurde folgender Antrag angenommen: „Die Versammlung beschließt, die Königliche Staatsregierung zu er— fuchen, gegen Einschleppung der Maul- und Klauensenche aus dem Auslande und beim ersten Auftreten im Inlande insbesondere auf den Viehhöfen der großen Städte sehr strenge Maßregeln zu ergreifen. — Zur Frage des Kontraktbruchs der länd— lichen Arbeiter gelangte der Antrag zur Annahme, daß vom Standpunkte der landwirthschaftlichen Interessenvertretung für Bayern für die vom deutschen Landwirthschaftsrathe angeregte Herbeiführung reichsgesetzlicher Bestimmungen über den Arbeitsvertragsbruch länd⸗ licher Arbeiter, bezw. über die Bestrafung des Arbeitsvertragsbruches ein Bedürfniß nicht erkannt werden könne.
Theater und Musik.
Sing⸗Akademie.
Zwei hier noch unbekannte junge Künstlerinnen: Frl. Anna Kroymann (Sopran) und Frl. Harriet von Müthel (Klavier) gaben gestern gemeinschaftlich ein Concert. Die Pianistin begann mit Beetho zen's Sonate (Es-dur) op. 81 und fügte später noch zwei kleine Klavierstücke von Rubinstein und die Don-Juan ⸗Phantasie von Liszt hinzu, welche der Spielerin viel zu schwer war. Am Besten gelang ihr ein Impromptun von Schubert und eine Etude von Henselt: „Danklied nach Sturm.“ Die Sängerin hatte mit ihren Leistungen mehr Erfolg. Nicht nur die sehr wohlklingende und ausgiebige Stimme, sondern auch deren gründ⸗ liche Ausbildung und die sehr eingehende Vortragtweise erwarben ihr die günstigste Aufnahme von Seiten des zahlreich erschienenen Publi- kumß. Die erwähnten Vorzüge kamen in zwei Arien von Händel sowie in Liedern von Schubert, Schumann, Volkmann, Jensen u. A. ganz vortrefflich zur Geltung.
; Philharmonie. .
Die unter Direktion des Königlichen Musikdirektors Hrn. W. Freudenberg und des Hrn. C. Mengewein stehende „Deutsche Musikschule“ veranstaltete gestern ein Concert, in welchem mehrere Kompositionen von Beethoven, Chopin, Moszkowski und den beiden Direktoren ausgeführt wurden. Das Klavier⸗Concert (Es-dur) von Beethoven wurde von Hrn. G. Freu denherg (Sohn des Direktors) mit gewandter Technik und verständnißvollem Ausdruck vorgetragen, nur wäre dem Adagio mehr Zartheit des Spiels zu wünschen gewesen. Der junge Pianist übernahm außerdem noch die Klavierpartie in der Phantasie mit Chor und Orchester von Beethoven, sowie den Vortrag zweier Klavierstücke von Chopin und Moszkowski, die sehr günstig aufgenommen wurden. Die Kompositionen des Orn W. Freudenberg: eine Ouvertüre zur Oper „Der St. Katharinentag“, eine Scene „Meersturm“ nebst Baßarie, an welche sich noch ein Chor aus derselben Oper: Empfang des Fürstenꝰ und ein Zwischenspiel aus seiner Oper „Marins Falieri“ anschlossen, ließen glückliche Erfindungs⸗ gabe und geschickte Verwendung der gewählten Mittel erkennen. Ein Gleiches gilt von der Festmusik über den Choral Nun danket Alle Gott? von Mengewein, dessen. Gesangschor in letzter Zeit erfreuliche Fortschritte macht. Auch die Solisten des Abends: Fr. P. Freudenberg, Fil. Martha und Margarethe Neumann sowie die Herren Hintzelmann, Scheppang und Frauscher lösten ihre Aufgaben mit lobenswertber Hingebung für die Sache. Das Philharmonische Orchester bewährte sich wiederum vorzüglich; auch die Orgelbegleitung des Hrn. Dr. Reim ann muß lobend erwähnt werden.
In der Vorstellung der „Zauberflöte! am Montag im König⸗ lichen Opernhause sind die Damen Leisinger, Herzog, Hellmuth— Bräm, Kopka, Rothauser, Lammert, Staudigl, DPiedler und Weitz, sowie die Herren Mödlinger, Rothmühl, Krolop, Betz, Fränkel und Philipp beschäftigt. In der Dienstagte vorstellung von Zar und Zimmermann? treten die Damen Herzog, Lammert, die Herren Bulk, Krolop, Lieban. Mödlinger, Philipp und Krasa auf. — Die Proben zu „CaFalleria rusticana“ und „Prometheus“ sind im vollsten Gange. — In der Vorstellung ‚Der Trompeter von Säkkingen“ am Donnerstag wird Hr. Oberhauser zum lezten Male vor seinem Scheiden von der Königlichen Bühne in der Titelpartie der Oper auftreten.
Die nächste Neuheit des Königlichen Schauspielhauses wird das Lustspiel ‚Wohlthätige Frauen“ von L'Arronge sein. Am 109. November, dem Geburtstage Schiller's, geht in neuer Einstudirung und neuer Ausstattung „Die Jungfrau von Orleans‘ mit Frl. Lindner in der Titelrolle in Scene. — Die stimmliche Indisposition des Hrn Dr Wüllner hat sich ernstlicher gestaltet und dürfte derselbe voraussichtlich in den nächsten Tagen noch nicht im Vollbesitz seiner Mittel sein. Da in der nächsten Woche die Saison in Meiningen beginnt (wo Hr. Wüllner noch längeren Ver⸗ trag hat), so wird sein Gastspiel noch auf einige Zeit hinausgeschoben werden müssen.
Der Spielplan der Königlichen Oper für die Zeit vom 10. bis 13 Oktober lautet: Sonnabend: „Oberon“. Sonntag: ‚Tann⸗ häuser. n, Die Zauberflöte! Dienstag: Zar und Zimmermann“. Mittwoch: „Die Meistersinger von Nürnberg“. Donnerstag: Der Trompeter von Säktingen', Freitag: Carmen. Sonnabend: „Die Hochzeit des Figaro“. Sonntag: Zweite Symphonie
der Königlichen Kapelle. Sonnabend: „Der neue Herr“.
Für das Schauspiel:
Sonntag! „Zriny ?. Montag: „Der Kaufmann von Venedig“. Dienstag: ‚Dle Augen des Herzenz-. „Am Fenster“. „Herrn Kau⸗ del's Gardinenpredigten. Mittwoch: Der neue Herr. Donnerstag: Der Glückstifter“. Freitag: ‚„Maridg Stuart?“. Sonnabend: „Die Räuber. Sonntag: Geschlossen.
Im Deutschen Theater geht am nächsten Sonnabend, 17. 8. M, „Das goldene Buch“, Schauspiel in drei Aufzügen von Franz von Schönthan, zum ersten Mal in Scene; dieselbe Vorstellung wird am Sonntag, 18, wiederholt. Morgen, Sonntag, sowie Dienstag, 13. und Freitag. 16., finden Aufführungen von „Nathan der Weise⸗ statt. Im Uebrigen bringt der Spielplan der neuen Woche am Montag und Donnerstag Die Kinder der Excellenz! und Mint⸗ woch Das Wintermärchen“,
Außergewöhnlich vielseitig ist der neue Wochen-Spielplan des Berliner Theater gestaltet; er weist eine große Anzahl der populärsten Repertoirestuͤcke diefer Bühne auf, und zeigt für den Schluß der Woche die bereits erwähnte Erstaufführung von Lindner's Bluthochzeit! an. Der morgige Sonntag ⸗Nachmittag und der Mittwoch bringen Wiederholungen von „Wilhelm Tell“, der morgige Sonntag ⸗Abend den lustigen Militärschwank: „Der Garnisonsteufel⸗ und daß einaktlge Lustspiel „Sabbath des Herzens“. Auch am Donnerstag geht der ‚Garnisonsteufel' in Scene, dann aber ein⸗ geleitet von Björnson's effektvollem Schauspiel Die Neuvermaͤhlten“. Am Montag und am Freitag (7. Abonnements⸗Vorstellung) wird Richard Voß Schauspiel „Schuldig“ in der neuen ausgezeichneten
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