1891 / 241 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 13 Oct 1891 18:00:01 GMT) scan diff

niederländischen wissenschaftlichen Archivs, das speziell dem besten und ausgezeichnetften Redacteur Virchow gewidmet war. Bereits gestern war dem Jubilar eine Adresse der Universitãt Groningen zugegangen. Professor Sklifossowsty verlas hierauf die in russischer Sprache abgefaßte Adresse der Kaiserlichen medizinischen Fakultät zu Moskau und überreichte die goldene Medaille der Kaiser⸗ lichen Gesellschaft für Naturwissenschaft, Anthropologie und Ethno⸗ graphie zu Moskau sowie eine Adresse der archäologischen Gesellschaft derselben Stadt. Auch sonst waren aus Rußland Depeschen und Adressen in großer Zahl eingegangen. Professor Potkin jun. war der Neberbringer der Adressen der Kaiserlichen militär medizinischen Akademie und der Aerzte St. Peter burgß.

Den Glückwünschen des preußischen Sanitäts⸗Offiziereorps gab in Vertretung des Generalstabs⸗Arztes Dr. von Coler der General⸗Arzt Groppiug, denen der Marine⸗Aerzte der General-Arzt Wenzel, denen der militärärztlichen Bildungsanstalten General ⸗Arzt Grasnick Ausdruck.

ür die Charits erschienen General Arzt Mehlhausen und Geheimer Ober⸗

egierungs⸗Rath Spinola mit einer Adresse. Nachdem noch Sanitäͤts⸗ Rath Bartels mitgetheilt, daß von den medizinischen Fakultäten aus Bern, Upsala, Tokio, Tomsk, Moskau, Kasan und Königsberg sowie von 365 in⸗ und ausländischen medizinischen Gesellschaften Depeschen eingegangen seien, trat eine kurze Frühstückspause ein.

Nach der Pause sprach zunächst Professor Meynert⸗Wien für die dortige Universität, indem er vor Allem in Virchow den Förderer der Biologischen Wissenschaft feierte. Als Abgesandte der ältesten deutschen Universität Prag erschienen Professor Chiari und der Schwiegersohn des Jubilars, Professor Rabl. Die anderen Depu⸗ tationen der deutschen Universitäten reihten sich in langer Folge an. Nachdem diese ihre Glückwünsche ausgesprochen, erfolgte nunmehr die feierliche Ueberreichung der von der wissenschaftlichen Welt als hervor⸗ ragendste Jubelgabe dargebrgchten großen Virchow ⸗Medaille durch den Geheimen Medtzinal Rath Professor Waldeyer.

Die Medaille selbst ist l30 mm groß und ungefähr 5 Pfund schwer. Die Vorderseite zeigt das Brustbild des Jubilars und zu den Seiten: RIAL: LXX. Die Umschrift lautet RVDOLPHVsS VIRCGHOo W. P0MMERANVS. CIVIS. BEROLINENSISG. Die Rück- seite ist heraldisch gestaltet. Man sieht das Bild der Isis, von welchem der geflügelte Genius der k der in der Linken eine brennende . hält, mit seiner Rechten den Schleier lüftet. Unten am

uße der Isissäule lehnt eine Tafel mit Ansicht des pathologischen

nstituts in Berlin. Weiter links erblickt man die Idealgestalt der Wissenschaft, die rechte Hand auf das auf dem Schoß ruhende Buch gelegt, mit der auf dem Tisch gestützten Linken einen Schädel haltend, an dem der Frontalfortsatz der Schläfenschuppe deutlich sichtbar ist. Auf einem Gestell im Hintergrunde erblickt man eine Gesichts⸗ und eine Hauturne sowie drei deformirte Schädel. An und auf dem Tisch stehen und liegen ein Mikroskop, eine Präparatentafel, Bücher, ein Präpa⸗ ratenglas mit der Aufschrift ‚„EMBoLIAc, der in Görlitz aufbewahrte . g. Lausitzer Wagen und ein offenes Etui mit pathologischem Besteck. Den Abschluß links bildet eine egyptische Mumie. Unten liest man MIS CKLLVLA A CEILVILA. Die Medaille liegt in einem Etui mit Lederbezug und Goldbeschlägen. Der Verfertiger der Me— daille ist der Kammer⸗Medailleur A. Scharff in Wien, der persönlich zugegen war.

Profrssor Waldeyer theilte zugleich mit, daß ein silberner Abdruck der Medaille für die Gemahlin, bronzene Abdrücke für die übrigen J Virchow's und für die bei der Stiftung betheiligten

niversitäten und wissenschaftlichen Institute bestimmt seien. Außer⸗ dem kann noch eine namhafte Summe zur freien Verfügung des Jubilars gestellt werden, der tiefgerührt dankte. An der Spitze der früheren AÄssistenten überreichte sodann Geheimer Medizinal⸗Rath Liebreich die aus Beiträgen der Assistenten gebildete Festschrift. Auch

die alten Schüler widmeten eine Festschrift, die Professor Acker⸗ mann · Halle überbrachte.

Wir fügen hieran noch folgende Mittbeilungen:

Die Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnographie und Urgeschichte hat, wie die Post“ mittheilt, den Professor Rudolf Virchow aus Anlaß seines 70. Geburtzs⸗ tages zum Ehren ⸗Präsidenten ernannt.

Der Kongreß für innere Medizin ernannte den Jubilar zu seinem Ehrenmitglied und widmete ibm eine künstlerisch ausgeführte Adresse; ebenso der Verein für innere Medizin. Auch das Museum für deutsche Volkstrachten, dessen Begründer Virchow ist, beglückwünschte den Jubilar mit einem Kunstblatt, welches, besonders reich und originell , noch der kürzlich verstorbene Professor Albert Kretzschmer gemalt hat.

Die „Deutsche Medizinische Wochenschrift' hat eine Festnummer veranstaltet, in welcher Professor E. Klebs (Zürich) ein Lebensbild Virchow's giebt und der Herausgeber, Geheime Medizinal⸗Rath Guttmann, die Summe der wissenschaftlichen Thaten und Forschungen des Jubilars zusammenfaßt. Die anderen Beiträge enthalten Arbeiten hervorragender Autoritäten auf dem pathologisch anatomischen Forschungs⸗ gebiet, das dem Jubilar so außerordentliche Förderung verdankt.

Aus Wien wird gemeldet: In der heute (Montag) stattgehabten ersten diesjährigen wissenschaftlichen Sitzung des Wiener medi—⸗ zinischen Doktorenkollegiums gedachte Professor Stricker an⸗ läßlich des siebzigsten Geburtstages Virchow's der Ver— dienste des Jubilars auf dem Gebiete der Anatomie und Pathologie. Die Versammlung beschloß einstimmig die Absendung eines Gratulationstelegramms und entsandte außerdem zur persön⸗ lichen Beglückwünschung den Professor Meynert nach Berlin.

Die Nicolai⸗« und Mariengemeinde haben jetzt das von dem Stadtbaurath Blankenstein ausgearbeitete Projekt jur Re staura⸗ tion des Innern der Marienkirche dem Magistrat zur patrongtlichen Genehmigung überreicht und gleichzeitig gebeten, daß nunmehr der Magistrat sich auch über die Restauration des Aeußern der Marienkirche schlüssig machen möchte, damit die beiden Restau— rationen gleichzeitig im kommenden Frühjahr in Angriff genommen werden können. Sollte dies nicht zu ermöglichen sein, so wollen die Gemeinden allein mit der Restauration des Innern im Frühjahr vorgehen, da sie in Rücksicht auf den überaus schlechtes Zustand der Kirche einen weitern Aufschub nicht mehr zugestehen wollen.

Das Glockenspiel an der Uhr der Parochialkirche, welches länger als Jahresfrist versagt hatte, ist, wie die Germania“ meldet, durch holländische Meister, welche eigens zu diesem Zwecke hierher be rufen worden waren, wieder hergestellt worden. Schon seit einigen Tagen hörte man, daß das Glockenspiel gewissermaßen Uebungen an— stellte, ohne indeß etwas Ganzetz zu bringen. Gestern Nachmittag um 3 Uhr nun erscholl zuerst das Lied Lobe den Herrn“, welchem dann das „Heil Dir im Siegerkranz' und zuletzt noch die Wacht am Rhein“ folgten.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Wien, 13. Oktober. 8. T. B.) Die Poliklinik und die freiwillige Rettungsgesellschaft sandten Glückwunschdepeschen an Professor Virchow.

London, 13. Oktober. (W. T. 3. Zu der vom „Daily Telegraph“ gemeldeten Entdeckung einer Ver— schwörung gegen das Leben des Zaren liegt keine weitere

Bestätigung vor.

Paris, 13. Oktober. (W. T. B.) Die „Gaceta de Havanna“ veröffentlicht eine Note, in welcher es heißt, alle Staaten, deren Handelsverträge mit Spanien die Klausel von der meistbegünstigten Nation enthalten, würden bis Ablauf der Geltungsdauer der Verträge die den Vereinigten Staaten eingeräumten Zollerleichtẽrungen ge— nießen. Da jedoch sämmtliche Verträge mit Ausnahme det zwischen Spanien und Schweden bestehenden, der bis Ende Juni gilt, bereits Ende Februar 1892 ablaufen, so würde daraus hervorgehen, daß vom 1. Juli 1892 ab die den Ver⸗ einigten Staaten zugestandenen Zollerleichterungen auch nur den Vereinigten Staaten zu Gute kommen könnten.

St. Petersburg, 13. Oktober. (W. T. B.) Die hiesige Gesellschaft zur Beschützung der Gesundheit des Volks erwählte Professor Virchow zum Ehrenmitglied.

Die „Börsenzeitung“ hört, der Finanz-Minister habe gestattet, daß noch diejenigen Vorräthe an Oelkuchen ver—⸗ laden würden, von denen nachgewiesen werden könne, daß ihr Verkauf ins Ausland vor dem Ausfuhrverbot vom 8. Oktober neuen Stils stattgefunden habe.

Mailand, 13. Ottober, früh. (W. T. B.) Der russische Minister des Auswärtigen von Giers und der Minister— Präsident di Ru dini tauschten im „Hotel Cavour“ Besuche aus. Um 10 / Uhr begeben sich dieselben nach Monza.

Konstantinopel, 13. Oktober. (W. T. B) Die „Agence de Constantinople“ erklärt, die Nachrichten von Ver— handlungen der Pforte und des englischen Bot— schafters Betreffs der Meerengen oder des Ab— schlussses eines Uebereinkommens zwischen beiden über die Durchfahrt der Schiffe der freiwilligen russischen Flotte unter der Flagge einer Handelsflotte seien vollständig unrichtig. Der englische Botschafter habe am 8. 8. M. der Pforte die Abschrift einer Depesche überreicht, in welcher Lord Salishury für die Mittheilungen der Pforte Betreffs des in dieser Hinsicht mit Rußland getroffenen Ueberein— kommens seinen Dank ausspricht, dieselben zur Kenntniß nimmt und erklärt, England sei überzeugt, das Uebereinkommen ent⸗ halte keine Aenderung der bestehenden Verträge; von Seiten Englands werde der Zwischenfall als geschlossen betrachtet. Die Antwort der französischen Regierung bewege sich in einem gleichen Ideengange. Der franzbsische Botschafter Cambon wurde heute zum ersten Male vom Sultan in feierlicher Audienz empfangen.

Athen, 13. Oktober. (W. T. B.) Die letzten Nach—= richten aus Kreta konstatiren ein weiteres Fortschreiten der Beruhigung; 500 Flüchtlinge hätten neuerdings Amnestie verlangt, der Gouverneur sei geneigt, dieselbe zu bewilligen.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

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Wetterbericht vom 13. Oktober, Morgens 8 Uhr.

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Stationen. Wind. Wetter.

laff. Dirigent: fang 7 Uhr.

Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeres

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bedeckt

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Mullaghmore Aberdeen. Christiansund Kopenhagen. Stockholm.

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Cork, Queens⸗ town... Cherburg .. elder .... Sil . amburg .. Swinem unde Neufahrwasser Memel ... e . nster . .. Rarlsruhe Wiesbaden. J6ö5h ö . . emnitz. Berlin.... 752 Wien.... 754 Breslau... 754

Ile d'Aix. . 753 Nizza .... 750 wolkig 1 . bedeckt Uebersicht der Witterung. Während die Zone niedrigen Luftdruckes, welche gestern über Frankreich lagerte, ostwärts nach Deutsch⸗ land fortgeschritten ist, hat sich die trübe Witterung mit Regenfällen über West⸗Deutschland ausgebreitet. Im Osten dagegen dauert die heitere, trockene Witterung noch fort. Ein tiefes barometrisches Minimum ist südwestlich von Irland erschienen, an der Westküste der britischen Inseln starke südliche bis östliche Winde verursachend. Die Temperatur liegt in Deutschland fast überall über dem Mittel werthe. Da die Zone niedrigen Luftdruckes sich weiter ostwärts fortzupflanzen scheint, so dürfte Ausbreitung des trüben Wetters mit Regenfällen auch über Ost: Deutschland zu erwarten sein. Süd- Rußland hat leichten Frost.

Deutsche Seewarte.

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märchen.

Regen bedeckt wolkig Regen Regen wolkenlos wolkig wolkenlos Regen bedeckt Regen Regen bedeckt halb bed.

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Anfang 7 Uhr.

wolkenlos

bedeckt

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Serpette. Amt VII.

C. Millöcker.

meister Karpa.

C. Zeller.

Theater⸗Anzeigen.

Nönigliche Schauspiele. Mittwoch: Opern haus. 207. . Die Meisterfinger von Nürnberg. Große Oper in 3 Akten von Richard 64 Dirigent: Kapellmeister Sucher. Anfang

r. Schauspielhautz. 216. Vorstellung. Der nene Herr. Schauspiel in? Vorgängen von Ernst von

Wildenbruch. In Seene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 Ühr. ,, . . ,, . men. Oper in en von eorges zet. ex 8 ö don Henrz Meilkac und Ludovie Päaleph, cch ciier siten, Beleuchtungeeff ten ze. Novelle des Prosper Merimse. Graeb. In Seene gesetzt vom Ober ⸗Regisseur Tetz⸗ liche Kapell meister Weingartner. An⸗

Schauspielhaus. stifter. Drama in 4 Aufzügen von Hans Olden. In Seene gesetzt vom Ober ⸗Regisseur Max Grube.

Deutsches Theater. Mittwoch: Das Wiuter⸗

Donnerstag: Die Kinder der Exxcellenz.

Freitag: Nathan der Weise.

Die erste Aufführung von „Das goldene Buch“, Schauspiel in 3 Aufzügen von Franz v. Schönthan, findet am Sonnabend statt.

; P Görß. Musik ron Gustary Steffens. Berliner Theater. Mittwoch: Wilhelm Tell. ständig neuen Kostümen.

Vonnerstag: Die Neuvermählten. Ter Bu kacz. Garnisonsteufel. Freitag: 7. Abonn. Vorst. Schuldig.

Tessing - Theater. Heilige. Lustspiel in 4 Akten nach A. W. Pinero beiter von Oscar Blumenthal. Anfang 73 Uhr.

Donnerstag: Die Ehre. Schauspiel in 4 Akten 2. Male: Herr und Fran Doktor. heiter von Hermann Sundermann.

ö. Die nächste Aufführung von „Der Fall Clé⸗ mencean“ findet Sonnabend statt.

Wallner · Theater. Mittwoch: Zum 7. Male:

Telephon ˖ Amt VII. 3 Akten von Antony Marß und Maurice Desvallieres. Deutsch von Herm. Hirschel. Anfang 73 Uhr.

Donnerstag und die folgende Tage:

Friedrich - Wilhelmstãdtisches Theater. . Mittwoch: Der arme Jonathan. Operette in Concert unter gef. Mitwirkung der Frau v. Richter

3 Äkter von Wittmann und Bauer. Muff von (Altistin) und des Qpernsängerts Herrn

In Seene Op. Samson und Delila“ v Saint⸗

, Binder. Dirigent: Hr. Kapell⸗ nfang 7 Uhr.

Donnerstag:; Zum Benefiz für Frl. Elise Schmidt. Der Vogelhändler.

Fritzsche. Regie:

NResidenz Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗

berg. Mittwoch: Zum 15. Male: Besuch nach der Hochzeit. Lustspiel in 1 Akt von Alexander Dumas. Deutsch von Paul Block. Sigmund Lautenburg. Hierauf, zum 15. Male: Von zettel. Dreien der Glücklichste. Schwank in 3 Akten von Labiche und Gondinet. Regie: Emil Lessing. Anfang 73 Uhr. . Donnerstag u. folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.

Belle Alliance Theater.

Rennen auf der

Pferden. Anfang 74 Ubr.

217. Vorstellung. Der Glück⸗ Voranzeige:

Klein.

Tages kasse.

Adolph Ernst- Theater. 4 Akten von Leor Treptow.

Anfang 75 Uhr.

Thomas - Theater. Alte Direktion: Emil Thomas.

Mittwoch: Zvalsche

in 4 Akten von H. Heinemann.

Anfang 73 Uhr.

Mittwoch: Zum 44. Male: Der große Prophet. Gesangsposse in Couplets von Gustav Die neuen Dekorationen sind aus dem Atelier der Herren Wagner und zeigen hocherfreut an In Scene gesetzt von Avolph Ernst.

Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

Jakobstraße 30. Mittwoch: Zum Verehel icht: Hr.

Präsident. Lustspiel in 1 Akt von W. Klüger. Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

Mittwoch: Zum lungen mit Itational-⸗Tänzen (60 Damen), Aufzügen re.

Dampfschiff⸗ und Bootfahrten, Wasserfällen

76. Male mit durchweg neuer glänzender Ausstattung J ö = an Serora klonen, Kost men, Ballets Waffen Reg u Riesenfontäͤnen mit allerlei Lichteffekten ꝛc, arrangirt

inseenirt vom Dir. C. Renz. Kunst⸗

ö. und Jung.; Deutschlgud schwimmerinnen drei Geschwister Johnson. Schluß—

ur See. Großes Ausstattungs⸗Jeitbild in 4 Akren ; ; ; . K , K

Buͤhne Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

Sonnabend, Nachmittags 33 Uhr: . Drient. Man ,, Mlle. Theresina Orient. Manöver, geritten von

von lebenden Ein; Clima (Strickspringer), vorgeführt von Frl. Oceana Renz. Cyd, geritten von Hrn. Gaberel. Jeu de la rose, ger. v. Frl Clot. Hager und

Erste Kinder! iz Damen. Sisters Lawrence am fl. Trapez.

Nachmittags ⸗Vorstellung „Die Heinzelmännchen.“ J f Rẽeltkünstleri Ulle. Bei d Märchen Komödie mit Gesang und Tanz von Oscar . . , ,, .

der Reitkünstler Mrs. Alex. Briatore, Franks u. Pierre ꝛ. Komische Entröes

Bestellungen auf Billets von heute ab an der von faͤmintl. Clownz.

Täglich: ‚Auf Helgoland“.

Familien⸗Nachrichten.

Mit voll Iaool4] Die glückliche Geburt eines kräftigen Knaben Chemnitz, den 12. Oktober 1891.

Civil⸗Ingenieur u Patent Anwalt Paul Fabian

und Frau Lucie, geb. Puppe.

Verlobt: Frl. Erna Witt mit Hrn. Ritterguts⸗ besitzer P Ad. Rodde (Wismar Beidendorf). Pfarrer Friedrich Boit mit Frl. Maria von Budritzki (Berlin). Hr Haupt⸗ mann Siegfried Frhr. bon der Borch mit Clara Freiin Quadt · Hüchtenbruck (Bodelschwingb). Hr. Pfarrer Felix Schollmeyer mit Frl. Elisabeth von Jagow (Pollit). Hr. Major Hermann von Leipziger mit Frl. Elsbeth von Unger (Laxdoyen

bei Rastenburg).

Lust spiel Hierauf: Der

Posse mit Gesang in Concerte.

Musik von Gaston Hausmann.

Concert- haus.

gefetzt von Juliuß Arie a. 2.

Operette in 3 Akten von v. Herrn Hansen.

Sing- Akademie. Mittwoch, Abends 73 Uhr: Telephon⸗ L. Quartett · Abend. Joachim, de Ahna, Wirth,

Mittwoch: Karl Meyder-

Sans, gesungen von Fr. v. Richter. Achilleus“ v. Bruch, gesungen von Fr. v. Richter. Arie a. d. Op. „Si 5étais roi“ v. Adam, gesungen „Bolero Seguidella“ v. Bourgoies, gesungen von Herrn Hansen. Abends 75 Uhr.

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Landrath Wallraf (Malmedy). Hrn. Amtsverwalter von Heyden⸗ Bredenfelde (Wismar). Hrn. Prem. Lieut. von Carnap Quernheimb (Danzig. - Eine Tochter: Hrn. Kammerherrn von Goeben (München). Hrn. Reichstags. Abg. Bernhard Frhr. von Min⸗ nigerode (Silkerode). .

Ge storben: Hr. Regierungs⸗ und Medizinal⸗Rath Pr. Ludwig Vieterich (Posen). Louise Clara Freifrau von Koenneritz, geb. Freiin und Herrin von Werthern⸗Beichlingen. Fr. Therese von Blankenburg, geb. von Below Simmerhausen) an, Steuerrath Krumhauer, geb. Bonte (Darm⸗

adt).

Hansen.

Arie] aus

Redacteur: Dr. H. Klee, Direktor.

In Scene gesetzt von wissenschaftlichen Theater.

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde

Am Landes ⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 17—11 Uhr. Täglich Vorstellung im Näheres die Anschlag⸗

Berlin: Verlag der Expedition (Scholy).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagẽ⸗ Anstalt, Berlin SM., Wülhelmftraße Nr. 32.

Sechs Beilagen leinschließlich Börsen⸗Beilage),

Circus enz. Mittwoch, Abends 7s Uhr: Gala—⸗

Vorstellung. Auf Helgoland, oder: Ebbe und gr. hydrologische Ausstattungs⸗Pantomime in 2Ubthei⸗

2 * t⸗ sowie die Inhaltsangabe zu Nr. G des öffen lichen Auzeigers lar n it fe ce e! luth. Aktien nud Aktien gesellschaften) für die vom 5. bis 10. Oktober 1891.

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Käniglich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

M 241.

der in den deutschen Münzstätten bis Ende

Berlin, Dienstag, den 13. Oktober

Deutsches Reich. Uebersicht

1891.

September 1891 stattgehabten Ausprägungen von Reichsmünzen.

Goldmünzen

Silber münzen

Nickelmünzen Kupfer münzen

Il) Im Monat Septbr. 1891 sind geprägt worden in:

Doppel Halbe kronen

A6. 6 460. 4

Kronen

ö J rivatrech⸗ Kronen nung

Fünf · Zwei⸗ Ein⸗ Fünftig· Zwan ig⸗

markstiete morhstlcte markftücke Fin, fei.

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pfennigstũcke pfennigstücke pfennigstücke pfennigstücke 16 6 94 3 6 J 6.

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. 96 239 638

. . 9 939 . 10901 3

Summe 1.

Y Vorher waren geprägt?) 2029 405 ososbos 82 79027 969 25 124200791074 104 195 104 964 606 178 990 334 71 486 552

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2359 638

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9 Dod - . ö. . Md 5d 29 243 435 60 14 345 13705 6213 207 44 5288 60952

3) Gesammt Ausprägung 2 O29 4065 GGου obs 682 S do 3 iSο e IG s i iᷓ) TD d R s 5s

4 Hiervon sind wieder

eingezogen 1161 560 1711540 10 040

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2 28 2453 520 b04 971 260127 909 885 2 561 174 6060 A.

) Bleiben

T d d e , . Fs s n ö d d, d n d , ss d M Ts R d Ts 8 d

452 471 205, 10

) Vergl. den „Reichs⸗Anzeiger vom 11. September 1891 Nr. 214.

Berlin, den 12. Oktober 1891.

Haupt · Buchhalterei des Reichs ⸗Schatzamt. Biester.

11511700, 84 S

47 608 159, So S

Statiftik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Der „Voss. Ztg.“ geht aus Schlesien eine Mittheilung zu, der zufolge die Grubenarbeiter in Zabrze unter Hinweis auf die Lebensmitteltheuerung höhere Löhne erbeten, und als ihnen dieselben, abgeschlagen waren, die Arbeit eingestellt haben. Es werden die Königin Luisengrube (Südfeld) und die Guido grube als betheiligt genannt. (Vgl. die Mittheilung aus Gleiwitz nach der „Mgdb,. Ztg. in der gestrigen Nr. 240 d. Bl.) Dem gegenüber theilt ein Wolff'sches Telegramm aus Breslau mit, der dortige „Generalanzeiger“ habe von bestunterrichteter Seite erfahren, daß ein Ausstand auf der Guidogrube nicht ausgebrochen sei, daß vielmehr nur einzelne Bergleute eine Lohnerhöhung ge— fordert hätten. ;

Die „JZeitschr. für Deutschlands Buchdrucker“ faßt nach Abschluß der Verhandlungen der Tarifkommission in Leipzig die Lage dahin zusammen, daß man im Buchdruckergewerbe vor einer Strikezeit stehe und gewärtigen müsse, daß die Versuche, die neunstündige Arbeitszeit durchzudrücken, jeden Tag gemacht werden und einen größeren Umfang annehmen könnten. Der Gehülfen verband habe den jetzigen Tarif nur als „Grundlage ber Entlohnung“ anerkannt. Daß die Gehülfen— schaft den Tarif auch hinsichtlich der Arbeitszeit anerkennen wolle, sei ebenso wenig gesagt, als daß sie ihn schlechthin hinsichtlich der Entlohnung anerkenne. Da die Gehülfenvertreter in der Tarifkommission mehrfach die Erklärung abgegeben haben, daß die Gehülfenschaft ihre Forderungen mit größter Energie durchsetzen werde, so stehe zu erwarten, daß fie, heziehentlich der Unterstützungsverein Deutscher Buchdrucker, sowohl die neunstündige Arbeitszeit als auch die Lohnerhöhungsforde⸗ rungen „auf der Grundlage des jetzigen Tarifs“ aus eigener Machtvollkommenheit durchzusetzen verfuchen werde.

In Hamburg fand am Sonntag eine Versammlung der Schrift fetzer, Drucker und des Druckerei⸗Hülfspersonals statt, um den Bericht des Hamburger Gehülfen⸗Delegirten zu den Leipziger Tarifverhandlungen im Buchdruckergtwerbe entgegen zunehmen. Anwesend waren nach dem Bericht des „Hamb. Cerresp. . etwa. 900 Personen. Die Versammlung er⸗ llärte sich mit dem Vorgehen der Gehülfenvertreter in Leipzig einverstanden. Die Gehülfenschaft lege den Hauptwerth auf eine Herabsetzung der Arbeitszeit von 10 auf 9 Stun den, wobei den berechnenden, d. h. in Zeilenalkord arbeitenden Setzern ein Zuschlag von 10 υά auf den bisherigen Tarif gewährt werden müsse, damit sie denselben Betrag wie bei zehnstündiger Arheit verdienten, während der feste Wochenlohn nicht geschmälert werden dürfe. Die Versammlung beschloß, vorläufig eine abwartende Haltung zu bewahren und von einem Strike abzusehen, dagegen zu Neujahr, den Prinzipalen eine auf neunstündige Ärbeits— zeit unter den erwähnten Modalitäten gerichtete definitive Forderung vorzulegen.

Aus Landsberg a. W. wird der ‚Voss. Ztg.“ unter dem 11. d. M. geschrieben: Die Bewegung des Verbandes deutscher Buchdrucker für den neunstündigen Arbeitstag hat hier zu einer Maßsfenkündsigung geführt. Den in der Druckerei von Schneider u. Sohn (Verlag der Neumärk. Ztg.) beschaͤftigten Verbandsmitgliedern wurde gestern Abend ein Rederz vorgelegt, nach welchem sie sich bei Konventlonalstrafe von 300 M verpflichten sollten, ben der Bewegung für den neunstündigen Arbeitstag abzustehen. Da

iemand von den Verbandemitgliedern Unterschrift leistete, ist ihnen sämmtlich gekündigt worden. .

Aus Pari wird der Köln. Ztg.‘ berichtet: Die ausständi⸗ hen Glasarbeiter in St. Leger des Vignes zählen nur 150 Mann. Auf die Klage cines Meisters gegen 72 von ihnen wegen Vertragtbruchs und Verlaffens der Fabrik ohne vorher⸗ gegangene zweimonatliche Kündigung wurden die Bläser zu 230 Fr. Entschädigung und einer Strafe von 30 Fr. für jeden Tag Ausstand nach dem Spruch verurtheilt Die ngrands gargons“ genannten Arbeiter sollen 100 Franken Ent⸗ schadigung und 20 Fr. Strafe zahlen. Der Direktor der Glas⸗ sabriken in Reims Charbonneau hat seine Arbeiter wegen Ver trag e bruch verklagt; jeder wurde mit 50 Fr. Schadenersatz ö. 20 Fr. Strafe für jeden Tag weiteren Ausstandes nach Ver—⸗

ündigung des Urtheils bestraft. Der Ausstand nimmt an verfchiedenen rten zu, ist jedoch noch nicht allgemein. Bisher sind keine Ruhe. rungen vorgekommen.

In Havre befinden sich, wie der Vorwärts“ berichtet, die

ab act arh eiterin nen im Ausstande, um eine Aufbesserung

hres Lohnes zu erlangen.

ñ Aus Lon don schreibt man der Köln. Ztg.“: Trotz des Aus⸗

Fandes ihrer Ärbeiter gelingt es den Besitzern der Car ron

ö. erfte, mit freien Arbeitern ihren Betrieb ohne Unterbrechung die uuf ühr z. Der Ausschuß der Trade Unions beschloß gestern end, die Werfte mit der Sperre zu belegen. (Bgl. Rr. 239 d. Bl)

Literatur.

Rechts⸗ und Staatswissenschafi.

Mlr. Das Hamburgische Staatsrecht. Von Dr. Werner von Melle. Hamburg und Leipzig, Verlag von Leopold Voß. 1891. (Okt. 295 S. Pr. 6 „M). Der Verfasser ist durch sein im Jahre 1888 veröffentlichtes treffliches Lebensbild des Hamburger Staatsmannes und Bürgermeisters G. H. Kirchpauer bekannt gewor⸗ den. Die Studien, welche er hierzu machen mußte, befähigen ihn ganz besonders, das Staatsrecht Hamburgs zusammenhängend darzu⸗ stellen. Eine solche Arbeit ist nicht nur auf die Theilnahme seiner ngeren Landsleute berechnet. Ist es doch in hohem Grade auffallend, nicht sowohl, wie sich die Selbständigkeit der drei Hansestädte hat ent⸗ wickeln, als vielmehr, wie sie sich im Lauf der Jahrhunderte hat erhalten und befestigen können. Für die Perioden des Mittelalters mit seinem Verfall der Welfenherrschaft und den ewigen Kämpfen und der Anarchie im Janern Deutschlands wird dies immerhin noch verständlich. Daß aber die Hansestädie in den Zeiten der erstarkenden Macht der Einzelstaaten nicht dem damit zu— gleich erwachten Streben nach Machtausdehnung eines oder mehrerer derselhen zum Opfer gefallen sind, erscheint unter mehr als einem Gesichtspunkte wunderbar und der Erklärung bedürftig. Daß hierfür die Verfassung der Hansestädte diesen Begriff in weitest em Sinne genommen von großem Einfluß gewesen ist, bedarf keiner Be⸗ gründung, und so darf eine auf geschichtlicher Entwicklung sich auf⸗ bauende Varstellung des Staatsrecht der bedeutendsten Hansestadt sicher ein allgemeines Inreresse beanspruchen. Bei diesem Punkte aber kann, wie wir glauben, die Arbeit von Melle's einem Vorwurf nicht ganz entgehen. Es wäre u. E. sehr erwünscht gewesen, wenn der Verfasser die allmähliche Entwickelung Hamburgs zu einem Staat etwas breiter ausgeführt hätte. Die oben von uns aufgeworfenen Fragen werden von ihm nur durch Anoeutungen erledigt, die, so schätzenswerth sie sind, doch nicht genügendes Licht zu verbreiten vermögen. Insbesondere wäre es recht dankenswerth und durchaus im Rahmen der Aufgabe, die sich von Melle gestellt, gewesen, wenn er bezüglich der Verhandlungen auf dem Wiener Kongreß, auf welchem, wie er erwähnt, die Selbständigkeit der Hansestädte , still“ schweigend? anerkanut wurde, nicht bloß auf einige altere, schwer zugängliche Werke verwiesen hätte. Im Uebrigen verdient das vorliegende Werk volle Anerkennung. Es ist gründlich, fesselnd ge⸗ schrieben und übersichtlich angeordnet. Das Verhältniß des Ham— hurger Stgatsrechts zu dem der beiden anderen Hansestädte ist durch Gegenüberstellung der parallelen staatsrechtlichen Bestimmungen Bremens und Lübecks veranschaulicht. Auch die einschlagenden Materien des Reichs ⸗Staatsrechts sind ausreichend berücksichtigt worden. In der bekannten Streitfrage nach der Souveränetät der einzelnen Bundesstaaten macht der Verfasser die zuerst von Laband und nach ihm mit besonders scharfer Begründung von Zorn verfochtene Ansicht zu der seinigen, wonach die Einzelstaaten die Souveränetät gänzlich zu Gunsten der Reichsgewalt verloren haben. Die An sicht, daß als Mitinhaber der Reichssouveränetät für Hamburg der Hamburger Senat, nicht das Volk, anzusehen sei, dürfte indeß gegenüber der republikanischen Staatsform in Hamburg unhaltbar sein.

Mlr. Die Lehre von der Theilnahme und die Recht— sprechung des deutschen Reichsgerichts. Kritische Studien von Dr. Karl Birkmeyer, ordentlichem öffentlichen Professor der

Rechte an der Universität zu München. Berlin 1890, Verlag von

Otto Liebmann. In der Lehre von der Theilnahme an einem Verbrechen, d. h. der Lehre von der verschiedenen Straf— barkeit Mehrerer, die zu einem verbrecherischen Erfolge mitgewirkt haben, stehen sich in der Theorie zwei Ansichten unvermittelt gegen⸗ über: die objcktive und die subjektive Theilnahmetheorie. Der innere Unterschied Beider beruht zunächst auf einer verschiedenen Auffassung der Lehre von der Kausalität. Die objektive Theorie unterscheit et zwischen Ursache und Bedingungen des verbrecherischen Erfolgs. Jeder Theilnehmer an der strafbaren Handlung setzt nach ihr eine der Bedingungen des Erfolgs; aber nur die Gesammtheit aller Bedingungen wird zur Ursache des Erfolgs; letzterer selbst ist daher theilbar, und o scheidet diese Theorie die Theil nehmer eines Verbrechens in Thäter, Anstifter und Gehülfen begrifflich je nach der Bedeutung ihrer Thätigkeit für den Erfolg“, sucht also die unterscheidenden Merkmale auf der objektiven Seite des Ver⸗ brechens. Die subjektive Theorie dagegen geht davon aus, daß bei dem verbrecherischen Zusammenwirken Mehrerer die Handlungen der Einzelnen an sich völlig gleichwerthige seien, da bei dem Fehlen einer einzigen der verbrecherische Erfolg, jo wie er erzielt worden, nicht hätte hervorgerufen werden können. Demnach identifizirt sie Bedin⸗ gungen und Ursache des nach ihr untheilbaren Erfolgs und kann mithin die Theilnehmer nicht nach dem Maß ihrer Thatigkeit unter⸗ scheiden. Sie verlegt, um zu dem auch ihr erforderlich scheinenden juristischen Unterschied zu gelangen, denselben auf die subjekt ive Seite des Delikts, in die Willensrichtung des Theilnehmers, je nachdem er das Verbrechen als eigenes oder nur als fremdes wollte. Die objektive Theorie, welcher sich eine große Anzahl von Rechtslehrern angeschlossen hat, wird am Energischsten von dem Verfasser des vorliegenden Werk verfochten. Bie subjektive Theorie, welche u. A. auch von dem Professor Janka in Prag vertheidigt wird, ist in den zahlreichen Schriften des Reichsgerichts Raths von Buri am Konsequentesten ver— treten worden. Dieser Theorie hat sich in verschiedener Hinsicht auch das Reichsgericht angeschlossen. Es hat deswegen häufig, aber bisher ohne Erfolg, Widerspruch erfahren; die gegenwärtige Arbeit Birk⸗ meyer's bezweckt, wie er sagt, einen erneuten Anlauf gegen die Theil nahmejudikatur des höchsten Gerichtshofs. Sein Buch zerfällt nach einer den Gegensatz der beiden sich bekämpfenden Theorien charakteri⸗

sirenden Einleitung in drei Abschnitte. In den beiden ersten er— fahren die subjektive Theilnahmetheorie, sowie diejenige Gestaltung dieser Lehre, wie sie sich nach des Verfassers Ansicht aus der Interpretation des deutschen Strafgesetzbuchs ergiebt. eine eingehende DVarstellung. Der dritte Abschnitt erörtert an der Hand der einzelnen Entscheidungen den Standpunkt des Reichsgerichts in dieser Materie. Birkmeyer wirft der subjektiven Theorie im Wesentlichen Folgendes vor. Sie fuße in der Lehre vom Kausalzusammenhang auf einem Standpunkt, der logisch nicht zwingend sei; dieser führe zudem zu dem praktisch gefährlichen Ergebniß, daß der Unterschied zwischen Thäterschaft und Beihülfe und damit die größere oder geringere Strafbarkeit der Theilnehmer lediglich von der Ermittlung ihrer Willensrichtung abhängig gemacht werde, also von einem Faktor, der mit Sicherheit nie festgestellt werden könne, sodaß man in dieser wichtigen Frage auf Indizien und Wahrscheinlichkeitsberechnungen angewiesen sei. Endlich aber habe auch die subsektive Theorie in den Bestimmungen des deutschen Strafgesetzbuchs keine Wurzel; dieses stehe viel mehr, was auch von den Gegnern anerkannt würde, auf dem Boden der objektiven Theorie; besonders auch darin, daß es die accessorische Natur der Theilnahme anerkenne, wonach die einzelnen Theil nahme⸗ handlungen nicht an sich strafbar seien, sondern dies erst durch die Ausführung des Verbrechens würden, während die subjektive Theorie in ihrer Annahme von der juristischen Selbständigkeit aller Hand⸗ lungen zur Leugnung der accessorischen Natur der Theilnahme gelange. Dem Reichsgericht endlich wirft Birkmeyer außer dem Gesagten noch vor, daß es in der Handhabung der von ihm scheinbar adboptirten subjektiven Theorie schwankend verfahre, indem es diese nur bezüglich des Unterschiedes zwischen Mitthäterschaft und Beihülfe durchführe, im Uebrigen aber und besonders hinsichtlich der Frage, „ob die Theilnahme ein selbständiges oder nur accessorisches ver⸗ brecherisches Verhalten sei', die Konsequenzen der objektiven Theorie ziehe Diese unsichere Praxis, die, wie Birkmeyer weiter ausführt, um so unbegreiflicher sei, als das Reichsgericht in seinem Mitgliede von Buri den anerkannt konscquentesten Vertreter der subjektiven Theorie besitze, zeige das höchste Gericht auf einem Standpunkt wissenschaftlicher Vereinsamung in dieser wichtigen Materie des Straf⸗ rechts. Wir vermögen diese Polemik nicht für begründet zu erachten. Zuzugeben ist allerdings, daß der Wortlaut der Bestim⸗ mungen des Strafgesetzbuchs sich nicht für die subjektive Theorie ver⸗ werthen läßt. Auch kann nicht geleugnet werden, daß diejenige Stelle der Motive zum Strafgesetzbuch, auf welche die Anhänger der sub⸗ jektiven Theorie sich stützen, abgesehen davon, daß die Motive für die Interpretation des Gesetzes nicht maßgebend sind, in ihrer Fassung nicht klar genug ist, um als Beweismittel herangezogen zu werden. So viel scheint uns jedoch aus einem Vergleich der Motive mit den Paragraphen des Gesetzes hervorzugehen, daß letzteres in dieser Frage eine definitive Stellung nicht hat nehmen, sondern dies der Wissenschaft und der Recht schaffenden Thätigkeit der Gerichte hat überlassen wollen. Und wenn das Reichsgericht in Erledigung bieser Aufgabe sich nicht mit den extremen Anschauungen einer der beiden streitenden Theorien identifizirt, vielmehr, was von den Führern der beiden wissenschaftlichen Richtungen mit Unrecht als unmöglich hingestellt wird, die gesunden Elemente beider Theorien in seiner Rechtsprechung zu vereinigen sfucht, so bethätigt es damit nicht ein unsicheres Hin! und Herschwanken, sondern eine über den Parteien stehende, dem ersten deutschen Gerichtshof zur Zierde gereichende Objektivität. j

Volks wirthschaft.

—r Eine neue Zeitschrift ist mit dem 1. Oktober ins Leben getreten. Sie nennt sich „Sozialpolitische Rundschau“, Monatsschrift für die Geschichte und Kritik der sozialen Bewegung, und kofstet viecteljährlich 4 50 A6. Herausgeber ist Or Karl Munding in Berlin⸗Friedenau, der Verleger Fr. Richter in Leipzig. Der Ge⸗ danke, welcher dieser in etwa sünf Bogen starken Monatz⸗ heften erscheinenden Zeitschrift zu Grunde liegt, ist ein sehr berech⸗ tigter: sie faßt Alles zusammen, was auf dem Gebiet der sozialen Bewegung in die Erscheinung tritt, und giebt so dem Fachmann wie dem gebildeten Laien und Politiker ein orientirendes Bild, welches heut zu Tage zur Beurtheilung der sozialpolitischen Entwickelung un⸗ erläßlich erscheint, zumal die Tagespresse mit nur sehr wenigen Aus—⸗ nahmen bei der starken Pflege des politischen und anderer Gebiete die Vorgänge auf sozialpolitischem Gebiete nur sehr unzusammenhäͤngend und unsystematisch behandelt, und da andererseits die größeren wissen⸗ schaftlichen Zeitschriften zu wenig Aufmerksamkeit den aktuellen Thatsachen widmen können. Die Sozialpolitische Rundschau“ ist aber nicht nur referirend, sondern behandelt sozialpolirische Fragen auch ratsonnirend, indem sie bestrebt ist, dabei sozial-⸗konservative An⸗ schauungen zu vertreten und zur Geltung zu bringen. Ohne von einer bestimmten Parteirichtung abhängig zu sein, will sie die sozialökonomischen Reformen fördern helfen, sfoweit diese dahin ab⸗ zielen, die entgliederten und bedrückten Volksgenossen in eine gesicherte wirtbschaftliche Stellung einzuordnen, sie mit Rechten und Pflichten auszustatten und ihre Arbeit zu adeln“; sie will ferner »der immer mehr zunehmenden Proletarisirung der Gesellschaft einen Damm entgegenstellen und erblickt die geeigneten Mittel hierzu in der Zurückführung des Volksgeistes zu erprobten deutsch⸗rechtlichen Institutionen, in der allmählichen Zurückdrängung überwuchernder inter⸗ nationaler Kapitals. und Kulturtendenzen, in der Herstellung des gestörten Gleichgewichts zwischen landwirthschaftlicher und industrieller Produktion, kurz in einer Organisation der Gesellschaft, welche an die Stelle der gegenwärtig herrschenden, auf Spekulation beruhenden Weltwirthschaft eine planmäßige Volkswirthschaft setzt', sie erstrebt die Herausbildung einer zeitgemäßen korporativen Gliederung der