1891 / 251 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 24 Oct 1891 18:00:01 GMT) scan diff

Bei Versetzung eines pferzegeldberechtigten Offiziers sind nach einer Verfügung des Kriegs-Ministers die Pferde⸗ gelder von dem neuen Truppentheil 2c. schon für den Monat, in welchem die Versetzung ausgesprochen ist, zu zahlen und zu liguidiren, und zwar auch dann, wenn der Be— treffende das Gehalt noch aus der alten Stelle bezieht.

Nachdem der Kolonialrath, wie wir bereits be⸗ richtet, am Mittwoch zu einer ersten Plenarsitzung zu⸗ sammengetreten war, fand am Donnerstag die Sitzung der Kommission statt, welche zur Berathung des Entwurfs einer Zollordnung für Ost⸗-A1frika und der den Missionen zu gewährenden Zollermäßigungen eingesetzt worden war. Die Berathungen nahmen lange Zeit in Anspruch. Hinsichtlich der Vergünstigung der Missionsgesellschaften stellte die Kommission ver— schiedene Anträge. Der Entwurf der Zollordnung wurde umfassenden Aenderungen unterzogen. Die Kommission befürwortete ferner eine Resolution, wonach es sich zur Be⸗ lebung des Handelsverkehrs der Schutzgebiete mit dem Mutter⸗ lande empfehle, die Einfuhr von Erzeugnissen aus den deut— schen Kolonien nach Deutschland durch Befreiung dieser Er⸗ zeugnisse vom Eingangszoll oder doch durch Ermäßigung des Eingangezolles zu erleichtern. .

In der zweiten Plenarsitzung am Freitag wurde in kürzerer Sitzung die Berathung des Etats zu Ende geführt, während in der heutigen dritten Plenarsitzung die von der Kommission vorbereiteten Vorlagen auf der Tagesordnung standen.

Dienstag, den 20. d. M., Abends 10 Uhr, starb hier⸗ selbst nach kurzem Krankenlager der Geheime Ober⸗-Regierungs⸗ Rath und vortragende Rath im Ministerium der geistlichen, Unterrichts, und Medizinal-Angelegenheiten Dr. Philipp Esser im vollendeten 60. Lebensjahre.

Esser, 1831 zu Kerpen bei Köln a. Rh. geboren, legte nach beendeten Universitätsstudien die Prüfung für das höhere Lehramt mit sehr günsligem Erfolge ab und wurde bald darauf mit der Einrichtung und Leitung einer höheren Schule in Dormagen bei Neuß betraut und nach dreijähriger Thätigkeit

in diesem Amt zu Michgelis 1864 in das Rektorat der höheren Stadtschule zu Boppard! berufen, die sich unter seiner Leitung zu einem vollstän—

digen Progymnasium entwickelt hat. Durch Allerhöchste Bestallung vom 10. März 1873 zum Regierungs- und Schul— rath ernannt und in dieser Eigenschaft der Regierung zu Wiesbaden überwiesen, wurde er von hier aus im Jahre 1880 in das Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal— Angelegenheiten berufen, bei welchem er noch in demselben Jahre als Geheimer Regierungs-Rath und vortragender Rath angestellt und im Jahre 1885 zum Geheimen Ober-Regierungs⸗ Rath befördert wurde.

Von reicher Begabung, biedern Sinnes und nie wanken— der Treue im Dienst, unterstützt durch die in seinen früheren Stellungen gewonnene Erfahrung, hat der Geheime Rath Esser im Ministerium, ina besondere auf dem ihm zugewiesenen Ge— biete des Volkeschulwesens, sehr nützliche Dienste geleistet und sich die Achtung und Liebe Aller, mit denen er amtliche Be— ziehungen zu pflegen hatte, in reichstem Maße zu erwerben verstanden.

Sein Andenken wird in Ehren bleiben.

. . Frieden.

Er ruhe in

Bahern.

München, 24. Oktober. Das Befinden Seiner König— lichen Hoheit des Prinzen Georg von Preußen ist der „Allg. Stg.“ zufolge, durchaus, zufriedenstellend Der katarrbalische Zustand in Folge einer Erkältung verhindert den Prinzen nicht, außer Bett zu sein, und auch der Appetit stellt sich wieder ein. .

Die Königin Isabella von Spanien ist mit den Kindern des Herzogs und der Herzogin von Montpensier nach Paris abgereist. =

Das Staats-Ministerium des Königlichen Hauses und des Aeußern hat im Einverständniß mit den sämmt— lichen Civilstaats-Ministerien und dem Kriegs⸗ Ministerium beschlossen, die zufolge Beschlusses des Vereins deutscher Eisenbahnverwaltungen für den inneren Eisenbahn⸗ dienst einzuführende Einheitszeit Zeit des 15. Meridians östlich von Greenwich vom 1. April 1892 an sür den inneren und äußeren Dienst der Königlichen Staatseisenbahnen, wie auch für den gesammten Dienst der Königlichen Post— und Telegraphenverwaltung zur Einführung zu bringen. Die gleiche Maßnahme wird vom 1. April 1892 an auch im inneren und äußeren Dienst der pfälzischen Eisenbahnen durchgeführt werden. In Folge dessen werden von dem genannten Tage an nicht nur die Dienst⸗ sondern auch die für den Gebrauch des Publikums veröffentlichten Fahrpläne in der neuen Zeitrechnung, welche der zur Zeit in Bayern rechts des Rheins angewendeten mittleren Münchener Ortszeit um 13 Minuten und der in der Pfalz angewendeten mittleren Ortszeit von Ludwigshafen a. Rh. um 26 Minuten vorgeht, aufgestellt, und wird diese Zeitrechnung auch hinsichtlich aller Zeitbestimmungen der für die Benutzung der genannten Verkehrsanstalten bestehenden Reglements und Ordnungen zur Anwendung gebracht werden.

Die Kammer der Abgeordneten erledigte gestern, wie der „K. Z.“ gemeldet wird, eine Reihe von Rechnungs⸗ nachweisen. Der Finanz-Minister von Riedel nahm dabei Anlaß, sich gegen den Vorwurf der Ueberschußwirthschaft auf Kosten der Steuerzahler zu verwahren. Die Ueberschüsse rührten bis auf rund 15 Millionen von den Eisenbahnen und Zöllen her, Einnahmeposten, auf welche der bayerische Finanz Minister keinen Einfluß habe. An den übrigen 15 Millionen sei vor Allem die Besitzveränderungsgebühr in großen Städten beiheiligt, woran München allein mit einem Grundwerthumsatz von 192 Millionen Mark im Jahre 1889 ein Viertel des Anfalls im ganzen Lande zahle. Im Laufe der Berathung forderten die iliberalen Abgeordneten Joseph Wagner und Stöcker Ermäßigung ge⸗ wisser Gebühren, die hauptsächlich den kleinen Mann trafen. Der Finanz⸗Minister behielt sich die Stellungnahme hierzu für ein späteres Stadium der Flat: berathung vor und ließ durch⸗ blicken, daß er noch nachträglich eine Vorlage betreffs Auf⸗— besserung der Beamtengehälter beabsichtige. Die Klerikalen

Walter und Daller erklärten sich gegen eine allgemeine Herab⸗ setzung der Besitzveränderungsgebühr im Interesse einer Ein⸗ schränkung der großstädtischen Häuserspekulation und der länd— lichen Güterzertrümmerungen.

Der Finanzausschuß der Kammer der Abgeord⸗ neten hat beschlossen, die Berathung über den Nachtrag. zum Haupt⸗Etat der Militärverwaltung für das Etatsjahr 1890 91 und den Bericht des Abg. Wolf hierzu auszusetzen bis nach Erstattung des Berichts zum Haupt Etat 1891/92, und dann die beiden Etats nebst Berichten in Ver⸗ bindung zu behandeln; es empfehle sich dies um so mehr, als in dem Nachtrage 5 509 0090 6 für künftige ö vor⸗ behalten seien, welche den Haupt-⸗Etat mehr oder weniger alterirten.

In der vorgestrigen Sitzung des Ausschusses für Ab⸗ änderung des Heimaths- und Verehelichungsge— setzes bemerkte der Vorsitzende Dr., von Schauß, daß der Referent von Fischer die Vorbesprechung einiger wich— tiger Bestimmungen des Gesetzes gewünscht habe, um die Stimmung der Ausschußmitglieder kennen zu lernen. Der Be— stimmung des Art. 1 über die Heimath der Notare wünsche er keine rückwirkende Kraft auf die Hinterbliebenen ver— storbener Notare zu geben, gegen Art. 2 habe er nichts zu erinnern, im Ar'ikel 3 aber scheine ihm die allgemeine Rück. wirksamkeit des Gesetzes bedenklich. Der Korreferent Dr. von Hauck hatte gegen die Anschauung des Referenten wegen der Heimath der Notare nichts zu erinnern, hielt es aber für nöthig, daß die Rückwirksamkeit des Gesetzes nach Art. 3 ausgesprochen werde, da sonst die Hauptwirkung des Gesetzes wegfalle. Abg. Dr. Schuh wollte die Bestimmung im Art. 1 um so mehr angenommen wissen, weil sie nicht nur die Streitig⸗ keiten über die Heimath der Relikten verstorbener Notare schlichte, sondern durch die Eiklärung der Notare als Staats⸗ beamten denselben gegenüber der Rechtsprechung eine ihnen schuldige Genugthuung gebe. Auch wünschte er eine Bestim— mung, nach welcher nach hayerischem Gesetz ebenso wie nach dem Reichsgesetze über den Personenstand in dringendem Falle bei schwerer Krankheit vom Aufgebote dispensirt werden könne. Die Ahgg. Keßler und Geiger hatten gegen die allgemeine Rückwirksamkeit des Gesetz's große Bedenken, und es schloß sich letzterer der Anschauung Gunzenhäuser's an, welcher die Rückwirkung auf die zur Zeit bestehenden Ehen beschränkt wünschte. Der Referent bemerkte am Schlusse, daß er üher die geäußeren Anschauungen in seinem Referat sich näher äußern und für die in nächster Woche stattfindende Sitzung dieses Ausschusses bestimmte Anträge formuliren werde.

Mecklenburg⸗ Schwerin.

Schwerin, 23. Oktober. Das Befinden Seiner König— lichen Hoheit des Großherzogs hat sich nach einem heute in Cannes ausgegebenen Bulletin soweit gebessert, daß Höchst⸗ derselbe den Tag über außer Bett ist und gestern eine längere Spazierfahrt unternehmen konnte.

Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.

Coburg, 23. Oktober. Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Herzogin von Edinburg ist, wie die „Cob. Itg.“ meldet, mit Höchstihren Töchtern, den Prinzessinnen Maria und Victoria heute aus Rußland wieder hier ein— getroffen.

Anhalt.

Dessau, 23. Oktober. Ihre Hoheiten der Herzog und die Herzogin, sowie Ihre Durchlauchten der Fürst und die Fürstin von Schwarzburg-Sondershausen, der Prinz Eduard, der Prinz Aribert mit Gemahlin und die Prinzessin Alexäandra sind dem „A. St.⸗-A.“ zufolge gestern von Ballenstedt hier eingetroffen.

Oesterreich⸗Ungarn.

Wien, 23. Oktober. Die Erzherzogin Margaxretha Sophia, Tochter des Eizherzogs Carl Ludwig, ist seit einigen Tagen am gastrischen Fieber erkrankt. Nach dem heute ausgegebenen Bulletin ist hoher Fieberzustand vorhanden. Abends soll eine zweite Berathung der Aerzte stattfinden.

In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenh auses erklärte nach Erledigung mehrerer Budgetkapitel bei dem Titel „Dis po sition sfonds“ der Minister⸗Präsident Graf Ta affe, er müsse seine schon zwölf Mal abgegebene Erklärung erneuern, er betrachte den Dispositionsfonds als einen gewöhnlichen Budgetposten, nicht als ein Vertrauens votum. Der Dispo— sitionsfonds finde sich in den Budgets aller Regierungen vor, er glaube aber, daß eine Erhöhung der Ziffer sich als noth—⸗ wendig erweisen werde. Zur iderlegung oppositigneller Blätter genügten nicht parlamentarische Erklärungen der Regie⸗ rung, hierzu sei vielmehr eine offiziöse Presse nothwendig. Der Minister⸗Präsident erklärte, er fühle sich verpflichtet, für die bestehende Verfassung und das staate rechtliche Verhältniß zu Ungarn immer und überall Namens der Gesammtregierung einzustehen. (Beifall. Den Vorwurf, die Regierung sei cenäralistisch, werde die Linke kaum bestätigen. (Heiterkeit) Gegenüber der Anempfehlung zur Beruhigung der Gemüther, Militär nach Reichenberg zu entsenden, außert der Minister⸗ Präsident seinen Zweifel, ob diese Maßregel zur Beruhigung beitragen werde. (Heiterkeit Nach Kuchelbad habe man zur Zeit des Excesses einen Militär geschickk. (Lebhafter Bei⸗ fall links. Eine Bestätigung der Drohung, der Rassenhaß werde in Böhmen Orgien feiern, würde der Minister⸗Präsident tief beklagen; aber neu wäre dies leider nicht. Er schloß unter lebhafter Heiterkeit und Beifall mit dem Ersuchen, den Dispositionsfonds auch ohne Vertrauen zu votiren. Der Abg. von Plener erklärte, seine Partei bewillige den Dis⸗

positionsfonds nicht als politisches Vertrauensvotum, sondern zur Feststellung der veränderten parlamenta⸗ rischen Konstellation. In der Frage des böhmischen

Ausgleiches müsse die Regierung zu einer entschiedenen Stellungnahme gelangen; gegen die Jungezechen polemisirend, hob der Redner hervor, die Regierung solle dem böhmischen Volk ohne Provokation, aber deutlich sagen, es gebe Dinge, welche keine österreichische Regierung gewähren könne. Die Sachlage in Böhmen erheische dringend, daß eine Form der Verständigung gefunden werde. Die zuwartende Haltung der deutschliberalen Partei möge nicht als ein Nachlassen im Prinzip gedeutet werden. Der Jungczeche Herold bezeichnete die Lage in Böhmen als ernst und geeignet, den Landesfrie⸗ den und Reichafrieden zu gefährden. Redner schloß mit der Versicherung loyaler, dynastischer und österreichischer Gesinnung

des böhmischen Volkes. Hierauf wurde der Dis positionsfonds mit bedeutender Majorität angenommen.

Das ungarische Abgeordnetenhaus genehmigte den

für das Landesvertheidigungs⸗Ministerium geforderten Nach⸗

tragekredit von fünf Millionen Gulden. Auf die Inter⸗ pellationen der AbgDs. Ugron und Horanszky Be⸗ treff der Vorgänge in Fiume und der Uzelac— Affaire antwortete der Minister-Präsident Graf Szapary, die von dem Hauptmann Uzelac laut dessen Zugeständniß gemachte Aeußerung, „es werde früher keine Ordnung sein, als bis man einmal in den Pöbel hineinschieße“, sei vom Kriegs-Minister als ungehörig erklärt und dem erwähnten Hauptmann diese Aeußerung sowie seine unberechtigte Ein⸗ mischung in die Polizeiaktion dienstlich gerügt worden. Die⸗ selbe Rüge erfuhr das Regimentskommando wegen der regle⸗ mentswidrigen Benutzung der Militärmusik Seitens des kroa⸗ tischen Kasinos. Das Regiments kommando sei auch deshalb getadelt worden, weil es die Verhältnisse von Fium- nicht genügend berücksichtigt und Reibungen nicht vorgebeugt habe. Die Bekränzung des Grabes Jellacic's in Novidvore würde Angesichts des kurzen, seit den Fiumaner Vorgängen verflossenen Zeitraums besser unterblieben sein, dem

Regiments-Kommandanten sei Seitens der Heeres— leitung auch Mangel an Voraussicht, Vorsicht sowie Nichtberücksichtigung der Lage und der rorausge⸗

gangenen Ereignisse vorgehalten worden. Bezüglich des staats—⸗ rechtlichen Verhältnisses von Fiume betonte der Minister⸗ Präsident, daß es inopportun sei, die definitive Regelung des⸗ selben jetzt auf die Tagesordnung zu stellen. Die Antwort wurde mit großer Mehrheit zur Kenntniß genommen.

Großzbritannien und Irland. . Der 50. Geburtstag des Prinzen von Wardes (9. November) wird englischen Blättern zufolge in Mare. borough House, dem Palast des Prinzen in London, aufs Glänzendste gefeiert werden. Sämmtliche Mitglieder der Königlichen k sich ,, ö. auch einige auswärtige Herrscherhäuser werden vertreten lein. Botschafter in Berlin Sir Edward Malet hat dem britischen Auswärtigen Amt den Bericht über ben Stand der Arbeiterfrage in Deutschland, dessen

Ausarbeitung Lord Salisbury ihm aufgetragen. hatte, übersandt. Der Verfasser des Berichts ist. Mr.

Whitehead. Es werden darin die Ansichten der verschiedenen Arbeiterparteien und der Arbeitgeber, ihre Bestrebungen und das Eingreifen der Reichsgesetzgebung in die soziale Frage geschildert. In allen Punkten wird ein Vergleich zwischen den deutschen und englischen Verhältnissen gezogen. Wie die „A. C.“ bemerkt, lese man darin zwischen den Zeilen manchen Vorschlag zu Reformen in England. . .

Das aus den Schiffen „Kronprinz“, „Deutschland“, „Friedrich Karl“ und „Pfeil“ bestehende deutsche Uebungs⸗ geschwader langte am 21. d. M. wie die „A. C. meldet, vor Kirkwall auf den Orkney⸗Inseln an und feierte dort den Geburtstag der Deutschen Kaiserin.

Die Verwandten des verstorbenen Parnell richten Einer nach dem Andern Schreiben an die Presse, aus welchen die Bitterkeit ihrer Empfindungen spricht. Diese Schreiben erhalten ihre Bedeutung dadurch, daß sie als politisches Material für den Wahlfeldzug zu wirken bestimmt sind. Ihren Zweck haben sie schon theilweise erreicht, indem die Erbitterung zwischen den beiden irischen Parteien täglich größer wird. Parnell's Grab auf dem Glasnevin Friedhofe wird noch täglich von Dubliner Damen frisch geschmückt. Auch die Denkmalsfrage tritt schon in den' Vordergrund. Man will dem großen politischen Führer einen riesigen Granitblock aus dem Devils Glen nach Art der Denkmäler der alten irischen Häuptlinge auf seine letzte Ruhestätte wälzen. Die Anhänger Parnell's wollen auch eine Denkmünze schlagen lassen. Dem Londoner. Berichterstatter des „Manchester Courier“ zufolge steht die Veröffentlichung eines Theils der Papiere des verstorbenen Parnell demnächst bevor. Ein her⸗ vorragender Parnellitischer Abgeordneter habe sie schon durch⸗ gesehen und werde sie gemeinsam mit einem erfahrenen Journalisten zur Abfassung einer authentischen Biographie be⸗ nutzen.

Frankreich.

Paris, 24. Oktober. Der Handels-Minister Jules Roche wird nach einer Meldung des „W. T. B.“ demnächst einen Gesetzentwurf Betreffs Einsetzung eines Schieds⸗ gerichtes zwischen Arbeitgebern und. Arbeitern Behufs möglichster Verhinderung von Strikes einbringen.

Nach einer Meldung des „Siscle“ hätte die Regierung beschlossen, wegen des kritischen Standes der Angelegenheit betreffs der spanischen Weine im Senate bei der Abstim⸗ mung über die den Wein betreffenden Zollpositionen die Vertrauensfrage zu stellen.

Rußland und Polen.

Der Finanz-Minister Wischnegradsky hat, wie man der „Magdb. Itg.“ aus St. Petersburg telegraphirt, dem Reichs⸗ rath einen Gesetzentwurf vorgelegt, wonach während des Jahres 1892 den sämmtlichen Staatsbeamten das Gehalt um 1 Prozent zu Gunsten der nothleidenden Provinzen gekürzt werden soll.

Die Marineleitung fährt, wie die „N. Fr. Pr.“ meldet, fort, die Schiffs werften zu verstaatlichen. Demnãchst geht die französische Werft in den Besitz des Staats über. In Marinekreisen verlautet über das Programm der Marine⸗ leitung, sie beabsichtige, eine starke Panzerflotte für das offene Meer zu schaffen und den Grund zu einer Flotte von gepanzerten Kreuzern zu legen. Für solche Iwecke sei Kronstabt ungenügend. Die Panzerflotte bedürfe eines offenen unblockirbaren 3 Einen solchen habe man im Auge. Erhalte dann Rußland freie Durchfahrt durch die Meerengen, was nur eine Frage der Zeit sei, so sei es ge⸗

sichert. Italien.

Nach einer Meldung der „Agenzia Stefani“ aus Venti⸗ miglia hat sich der Präsident der Deputirtenkammer Biancheri nunmehr bereit erklärt, das Präsidium des Comités für den interparlamentarischen Friedenskongreß zu über— nehmen.

Trotz aller Abmahnungen gedenken die Radikalen die Agitation für die Abschaffung des Garantiegesetzes energisch aufzunehmen. Menotti Garibaldi hat, wie schon kurz gemeldet, an die liberalen Blätter und an sämmt⸗ liche Parlamentsmitglieder ein Rundschreiben gesandt, worin er zu einer Versammlung einladet, die gegen das Ga⸗ rantiegesetz und den Artikel l der Verfassung Stellung nehmen

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angenommen und ausgesprochen, daß, was zu einem „ganzen oder thellweisen Umgeben! des Hofe gehört, in einem jeden einzelnen

soll. Diese Versammlung soll am 7. November stattfinden. Die Hauptstelle des erwähnten Rundschreibens lautet nach der „Mgdb. Ztg.“: „Da wir den Grundsatz der Gewissensfreiheit hochhalten, so können und wollen wir nicht Krieg gegen die Religion führen; aber wir verlangen und wollen, daß das Papstthum dem gemeinen Recht untergeordnet und ihm von der weltlichen Macht jede Möglichkeit zur ungestraften Schädigung des Vaterlandes genommen werde. Das Garantie— gesetz und der erste Artikel der Verfassung stehen dem ent— gegen, deshalb verlangen wir ihre Abschaffung.“

Schweiz. Am 20. d. hat im Bundespalais in Bern die erste Sitzung des eidgenössischen Schuldbetreibungs- und Konkurs— raths unter dem Vorsitz des Vorstandes des Justiz⸗ und Polizei⸗ Departements, Bundes Raths Ruchonnet, stattgefunden. Es ĩᷓ sich, der „Köln. Zig.“ zufolge, zunächst um die Konstituirung des Raths und um Festsetzung der Formulare der Register für das Betreibungsverfahren mit Berück— sichtigung der von den Kantonsregierungen eingegangenen Antworten. Die Betreibungskommission wird wöchentlich zwei Sitzungen halten: am Mittwoch und am Donnerstag. Das endgültige Ergebniß der Volksabstimmung vom 18. Oktober ist nunmehr: Banknoten⸗Monopol 229 709 Ja, 154293 Nein; Zelltarif 218 121 Ja, 156 817 Nein.

Türkei.

Der Sultan empfing, wie dem „W. T. B.“ aus Kon—⸗ stantinopel gemeldet wird, gestern nach dem Selamlik den deutschen Botschafter von Rado witz, hierauf dessen Gemahlin, Töchter und Söhne, sowie den bayerischen Gesandten von Lerchenfeld.

Aus Kreta wird der „Pol. Corr.“ über Athen berichtet:

In Folge der Aufnahme zahlreicher Christen in dea öffentlichen Dienst und namentlich der Anstellung solcher in der Gendarmerie, sowie der gewährten Amnestien hat seit der Ankunft Mahmud Dschellaledin Paschas auf der Insel die Hoffnung Platz ge— griffen, daß die Pforte sich ernstlich mit der Abfickt trage, auf Kreta eine wohlwollende und versöhnliche Politik zu be— obachten Dem kretensischen Amishlatt zufolge haben gegen 500 unter gerichtlicher Verfolgung stebende Personen an den General⸗ Gouperneur schriftlich die Bitte um Ainnestie gerichtet. Mabmud Pascha soll auch geneigt sein, jene, welche wegen volitischer Morde oder Eigenthums verbrechen verfolgt werden, unbedingt zu be— gnadigen, solche jedoch, welche Rachemorde oder ähnliche Gewalt- akte begangen haben, nur in dem Falle, wenn die Ver— wandten ihrer Opfer von der Verfolgung abstehen. Bezeich nend sei es auch, daß Mahmud Pascha, als er sich auf seiner Insxeftionsreise während welcher er gerade in den un ruhigsten Bezirken eine wesentliche Beruhigung konstatiren konnte nach Sphakia begab, dort von zahlreichen Flüchtlingen umringt wurde, welche Unterwerfung anboten, Amnestie erbaten und sich bereit er— klärten, in der Gendarmerie Dienste zu nehmen. Mahmud Pascha befahl, daß einstweilen jede Verfolgung eingestellt werde.

Schweden und Normegem.

Stockholm, 23. Oktober. Der Kultus-Minister Dr. Wennerberg hat laut Meldung des „W. T. B.“ seine Entlassung genommen.

Amerika.

Vereinigte Staaten. Ein Telegramm des „New⸗ York Herald“ aus Washington will wissen, Präsident Harrison habe von der chilenischen Regierung wegen der gegen eine Anzahl. Matrosen des Ver⸗St.-Kreuzers „Baltimore“ in Valparaiso vorgekommenen Ausschreitungen Genugthuung verlangt. Es handelt sich dabei . um einen von demselben Blatt u. d. 16. Oktober gemeldeten blutigen Zusammenstoß zwischen Mannschaften des genannten Kriegsschiffz und chilenischen Marine-Matrosen, wobei drei oder vier Amerikaner getödtet und verschiedene verwundet sein und auch von den Chilenen Viele ernstliche Verwundungen davongetragen haben sollen.

Das Staatsdepartement hat von dem amerikanischen Geschäftsträger in Rom eine Depesche erhalten, welche an⸗ kündigt, daß die italie nische Regierung die Beschränkung der Einfuhr amerikanischer Schweineprodukte unter der Bedingung aufgehoben hat, daß Besichtigungsscheine über ämmtliche in Italien ankommende Artikel vorhanden sind. Das Verbot der Einfuhr lebender Schweine bleibt indessen bestehen.

Argentinien. Nach Meldungen aus Buenos Aires, die dem W. T. B.“ über Paris zugehen, ist Zeballöos zum Viinister des Aeußeren und Ba lest ka zum Fustiz Minister' er= nannt worden.

Añten.

China. In San Francisco ist, dem „R. B.“ zufolge . M. B. . aus Shanghai nachstehender Bericht über einen Au fstand, der in Thema in der Provinz Fukien stattgefunden hat, ein⸗ k— 1 ; „„ Ver Führer der Aufständischen hieß Chen. Er schaarte z3obo0 Mann um sich und entfaltete eine Flagge mit der 3 e, Fegt die Tsaitien. Doönastie fort und bringt das Volk zur Ruhe!“ Der erste Beamte der Siadt, Chow, hatte seinen Fosten zwei Tage borher seinem Nachfolger Shao übergeben, war aber noch nicht abgereist, als die Auftührer ankamen. Sie umzingelten zen Ort und suchten einmal um das andere den Wall zu Fürmen, aber vergeblich; jedes Mal wurden sie zurückgetrieben. Nach 3 Tagen endlich mußte sich die Stadt ergeben. Der Verlust war auf beiden Seiten groß Es heißt, daß die Aufständischen ihre Gefangenen niedergemeßzelt haben. Nachdem sie die Sträflinge in ,, z 3 g bt ö og sie ab und bezogen ger auf einem Berge der Umgegend. ie Provinzialbehörden haben jetzt 10600 Mann Militär hingeschickt. ö .

frika.

. Egypten. Nach in Paris eingegangenen Meldungen aus Kairo hätte die egyptische Regierung beschlossen, die Polizei-Reglements, gegen welche die franzöfische Regierung protestirt hatte, auf Frankreich vorläufig nicht anzuwenden. Der Minister des Auswärtigen Tigrane sei vom Ministerrath beauftragt worden, zur Prüfung der streitigen Punkte mit dem französischen Gesandlen in Kairo de Re serveaux Verhandlungen einzuleiten.

Entscheidungen des Ober⸗Verwaltungsgerichts.

8 Nach S. 5 des Jagdpolizeigesetzes vom 7. März 18650 sind die gr lee if lr belegener Höfe berechtigt, sich mit denjenigen

un mnchen, welche zusammenhängend den Hof ganz oder theilweise umgeben, von dem gemeinschaftlichen Jagdbezirk auszuschließen. Es a. bächer zweifel aft, ob für die Äusschließung genügt, daß die frag= ichen Grundstücke mit dem Hof und unter sich bloß zu sammenhängen der ob sie auch außerdem den Hof um ge ben müssen. Das letztere hat das

V. -G. in einer Entscheidung vom 21. Septbr. 1891 III. 809)

Falle nach den thatsächlichen Verhältnissen unter Zugrunde— (. . gewöhnlichen Wortsinnes jenes Ausdrucks zu ent—⸗ heiden sei.

Das Recht der Polizeibebörden, auf Grund des §. 10 Tit 17 Thl. II. A. L. R. die nötbigen Anstalten zur . der dem Publikum oder einzelnen Mitgliedern desselben bevorstehenden Gefahr zu treffen, wird durch die Gewerbeordnung nicht berührt. Eine Ausnahmestellung nehmen nach einer Emscheidung des Ober⸗Verwal⸗ tungsgerichts vom 17. September 1891 II. 798) die gemäß der 16 fgö. der Gewerbeordnung genehmigten Anlagen ein, für welche das Maß der voliyellich zu erfüllenden Verpflichtungen und demgemäß die Grenze des polizeilichen Einschreitens durch die Ge nehmigungsurkunde geregelt ist. Diese Anlagen find durch den §. 51 der Gewerbeordnung infoweit geschützt, als ihre fernere Be— nutzung nur von der höheren Verwaltungsbehörde (Bezirksausschuß §. 112 des Zust. Ges) und nur gegen Entschädigung untersagt werden darf, wenn den mit ihrem Betriebe verbundenen überwiegenden Nach— theilen und Gefahren für das Gemeinwohl unter Einhaltung der dem

Ein Amtsvorsteher hatte einer Fabrik die fernere Ablassung von schmutzigen Gewässern in einen Bach verboten und „für jeden Tag oder Fall des Zuwiderhandelns“ eine Geldstrafe von 60 A angedroht. Nach 8 132 des Gesetzes über die allgemeine Landesverwaltung find die Amtsvorsteher berechtigt, ihre Anordnungen auch durch die An— drohung von Geldstrafen bis zur Höhe von 60 M durchzufetzen. Sie dürfen aber die letzteren nicht nach der Zahl der Tage, an welchen Zuwider⸗ bandlungen vorkommen, androhen, weil dann die Strafe für eine einzelne Uebertretung, wenn sie sich über mehrere Tage erstreckt, die gesetzliche Cöhe von 60 K überschreiten könnte. Aus diesem Grunde bat das Or-Ve G. in seiner Entscheidung vom 17. Sept. 1891 (III. 796) die Worte der mit Klage angegriffenen Verfügung Tag oder“ aufgehoben.

Kunst und Wissenschaft.

. Der Geheime Regierungs-Rath Professor Or Kekuls, Direktor bei den Königlichen Maseen in Berlin, befindet sich, wie die ‚Voss. Ztg. schreibt, gegenwärtig auf einer höchst beachtens— werthen Entdeckungsreise in Kleinasien. In Begleitung des Direktors des Kaiserlichen ottomanischen Mufeums zu Konstan- tinopel Hamdi Bey, sowie zweier Mitglieder des deutschen archäologischen Instituts zu Athen ist Professor Kekuls zu Anfang der vorigen Woche von Smyrna aus nach den Ruinen des alten Magnesia am Mäander aufgebrochen. um hier die Stätten zu bestimmen, an denen auf Kosten der deutschen Regierung Ausgrabungen in größerem Maßstabe begonnen werden sollen. Der Sultan hat hierzu bereitwilligst die weitgehendsten Voll machten ertheilt, und man giebt sich in deutschen archäologischen Kreisen der Hoffnung hin, an dieser Stelle ganz bedeutende Ergebnisse zu Tage zu fördern. Prof. Kekuls wird allerdings in diesen Tagen nur die vorbereitenden Arbeiten vornehmen und darauf mit Hamdi Bey nach Milet weiterreifen, wo ebenfalls Nachforschungen veranstaltet werden sollen.

Land⸗ und Forftwirthschaft.

Saatenstand und Ernte in Oesterreich.

Das Ackerbau! Ministerium veröffentlicht nachstehenden Saaten stands und Erntebericht vom 15. d.: Vie Hafer-⸗Ernte wurde liemlich allgemein und in den Gebirgsgegenden auch oft die Getreide Ernte überhaupt beendet. Die Drusch-Ergebnisse bestätigen im Allgemeinen die bereits bekannten Schätzungen. Der Mais, dessen Ernte bereits zum größten Theile beendet, zum kleineren noch im Zuge war, ist mit Ausnahme einiger Gegenden von Nordtirol übecaus gut aus— gereift und liefert zumeist recht gute und nicht selten namentlich in der Bukowina auch vorzügliche Ernte⸗Ergebnisse. Die noch nicht überall beendete Ernte der Spätkartoffeln liefert in Rieder⸗ und Ober Oesterrtich vorwiegend recht gute, in Böhmen. Mähren, Salzburg, Tirol, Krain und dem Küßftenlande, theils gute, theils schlechte, in Steiermark, Kärnten, Schlesien, befonders aber in Galizien und der Bukowina zumeist schlechte Ergebnisse. Die Zucker— rüben, deren Cente im Zuge und durch die Trockenheit des Bodens sehr erschwert ist, bieten nach Verschiedenheit der Lage und des Bodens theils sehr gute, theils auch ganz schlechte Ernteaussichten; doch sind die guten bei weitem überwiegend und kann im Durchschnitte gewiß eine gut mittlere Ernte angenommen werden. Ezenso wie die Menge variirt auch der Zuckergehalt sehr, derselbe hat sich jedenfalls bedeutend gepessert, dürfte aber der Mehrzabl der Nachrichten zufolge im Durchschnitt gegen jenen im Vorjahr etwas zurückstehen. Der Wein ist in Folge der günstigen Witterung der Berichtsperiode gut zur Reife gediehen. Die Weinlese hat ziemlich allgemein zu Anfang des Oktober begonnen. Dieselbe warde auch in vielen Lagen bald beendet, da das quantitative Ergebnik, mit Ausnahme der Südländer, fast überall sehr gering war. Für Italienisch· Südtirol dürfte eine schwache Mittelernte anzunehmen sein. Aus Dalmatien liegen gute Nachrichten vor. Die übrigen weinbau—« treibenden Länder aber haben jedenfalls nur schlechte oder höchstens sckwachmittlere Weinernten aufzuweisen. Die Qualität des Produkts bingegen wird vorauksichtlich ziemlich allgemein befriedigen; ein Zuckergehalt von 200,90 und darüber nach der Klofterneuburger Wage bei einzelnen Traubensorten kommt ziemlich häufig vor; aus Bozen wird. über 2490 Zuckergebalt bei manchen Rothweinforten berichtet. Der Anbau der Wintersaaten war zwar Anfangs durch das schöne Weiter sehr begünstigt, später aber in der nöcdlichen Zone durch die fortwährende Treckenbeit ungemein erschwert und konnte desbalb in manchen Gegenden nicht fortgesetzt werden; wenn nicht bald ausgiebige Regen eintreten, wird der Anbau nicht in dem gewöhnlichen Umfang ausgeführt werden können. In der mittleren und südlichen Zone hingegen war der Anbau fortwährend von der Witterung sehr begünstigt und machte rasche Fortschritte. Demnach ist auch der Stand der Saaten überhaupt in der mittleren und süd= lichen Zone und jeder der zeitlich gebauten Saaten in der nördlichen Zone ein sehr erfreulicher, während in der letzteren die später ge⸗ bauten Saaten schwach und ungleich, viele auch bisher überhaupt noch nicht aufgegangen sind.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Münsterberg, 23. Oktober. Die Influenza tritt nach einer Meldung des D. B. H. hier sehr heftig auf; es sind bereits mehrere Todesfälle eingetreten.

Wien, 24. Oktober. In Folge des Ausbrechens der Cholera in Damaskus ordnete der Handels⸗Minister dem . W. T. B.“ zufolge an, daß die ärztliche Untersuchung der Provenienzen aus dem ganzen Küstenstrich zwischen Mersina exklusive bis Jaffa inklusive durch eine siebentägige Quarantäne ersetzt werden

solle.

Mährisch Ostrau, 23. Otftober. An der Grenze herrschen, wie der . N. Pr. 3. telegraphirt wird, die Pocken und der Fleck⸗ typhus; die Bebörde hat der Epidemie wegen die Abhaltung von Lustbarkeiten verboten.

Verkehr S⸗Anstalten.

Vrem en, 23. Oktober. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Dampfer , Dresden“ ist gestern in Baltimore angetommen. Der Dampfer „Bayern“ ist heute in Hongkong angekommen. Der Schnelldampfer . Lahn“ ist gestern Vormittag in New Vo rk angekommen.

24. Oktober. (W. T. B.) Der Schnelldampfer Elbe“, von New⸗NYork kommend, ist am 23. Oktober, 8 Uhr Nachmittags, auf der Weser angekommen. Der Postdampfer Weser“, am 25. September von Bremen abgegangen, ist am 22. Oktober in Bahia angekommen. Der Postdampfer Kronprinz Friedrich Wilhelm“, nach dem La Plata bestimmt, hat am 253. Oktober

polizeilichen Einschreiten gezogenen Grenzen nicht begegnet werden kann.

Ham burg, 24. Oktober. (W. T. B) Hamburg Ameri⸗ kanische Packetfabrt Aktiengesellschaft. Der Post⸗ da mpfer Valesig ist. von Hamburg kommend, gestern in St. Thom as eingetroffen. Der Schnelldampfer Augusta Vietoria? ist, von New Pork kommend, heute Morgen auf der Elbe ein—

, ond on, 24. Oktober. (W. T. B.) Der Castle⸗ Dampfer Roslin Castle' ist heute auf der Ausreife von London, der

Union⸗ Dampfer Dane“ von Southampton abgegangen.

Theater und Mufsik.

Lessing⸗Theater.

Die erste Aufführung des neuen Schwankes „Die Großstadt— luft“ von Oscar Blumenthal und Gustav Kadelburg, welche gestern Abend stattfand, hatte einen herzhaften Lacherfolg. Beide Verfasser finden den Schwerpunkt ihrer literarisch dramatischen Wirksamkeit weniger in der Erfindung einer straff geschlossenen Handlung und der sorgfältigen Klarlegung intimer Seelen vorgänge, als vielmehr in der geschickten Herbeiführung und Anordnung humoristischer Scenen und besonders Oscar Blumenthal in einem reichen Schatz witziger Einfälle und Scherze, die unwillkürlich durch ihre barocke Eigenart zum Lachen reizen; man erblickt hinter aller dargebotenen fröhlichen Laune einen spitzfindigen Geist, der scharf und keck die Schwächen der Gesellschaft persiflirt, dem jedoch zur Entfaltung voller Harmonie der warme belebende Strahl des Gemüths fehlt. Die Enreihung des Werkes in Lie anspruchsloseste Klasse des Lustspiels, nämlich in die des Schwanks, bringt alle ernsteren Bedenken zum Schweigen; man darf nur eine Antwort auf die Frage verlangen, ob gelacht wurde, und zwar herzlich und spontan; damit ist über den Erfolg oder Miß⸗ erfolg entschieden. .

Die beiden ersten Akte mit einem Kreuzfeuer komischer Einfälle und witziger Bemerkungen, mit treffenden satirischen Seitenhieben auf die ngturalistische Richtung und auf die lächerlichen Seiten des kleinstädtischen Selbstbewußtseins, erm weckten ungetheilte Heiterkeit. Die Sehnsucht des richtigen Groß— städtere, welchem das Brausen und Tosen der Weltstadt, der Duntt des Asphalts ein unentbehrliches Bedürfniß zum Wohlbefinden ist die beklemmende, beengende Art und Weife, wie sich in einer solchen Seele die Gewohnbeiten und die Lebensweise der Kleinstadt wider— spiegeln, bilden das Thema des Schwankes; eine ähnliche Idee ist zwar mit vielem Geist schon früher in einem reizvollen, französischen Lustspiel Der Pariser behandelt worden, aber auch vom Berlinischen Gesichtspunkte aus lassen sich aus dem Grundgedanken feine satirische Beobachtungen ableiten, und was das französische Stück vielleicht an Grazie mehr besitzt, wird hier durch Witz und beißende Jronie ersetzt. Der dritte Aft, in welchem ernstere Stimmungen be— rührt werden, und der vierte Aufzug, in welchem alle kleinen Streitig⸗ keiten zu einem versöhnenden Abschluß gebracht werden, treten an Wirksamkeit weit hinter den ersten beiden Akten zurück; die Erfindungsgabe und die Phantasie der Verfasser scheint Fonflikten gegenüber, die, zu ihrer befriedigenden Löfung einen tieferen Blick in die Menschenseele erfordern, beinahe gänzlich zu erlahmen. Eine etwas oberflächliche Sentimen“ talität mischte sich in die Scherze, aber dann trat, die fröhliche Stimmung rettend, eine für die Handlung wenig bedeutsame komische Figur, die eines ewig zu spät kommenden gutmüthigen Gimpels und Liebhabers, in den Vordergrund.

Das Spiel enta ickelte sich flott und temperamentvoll, wie es bei der Wiedergabe eines übermüthigen Schwankes zum Erfolge noth⸗ wendig ist. Fräulein Groß als nachsichtige Ebefrau eines leicht— füßigen Gatten war voller Anmuth und. Schelmerei. In kleinen Episodenrollen, als klatschende Kleinstädterinnen, brachten die Damen von Pöllnitz und Marie Meyer ihr humoritisches Talent etwas derb aber lustig zur Geltung. Unter den Herren trat besonders Herr Höcker durch seine erfrischende Laune bervor; Herr Brandt als der sehnsüchtig nach der Rückkehr in die Groß— stadt seufiende Ehemann, Herr Schönfeld als der ewige Freier, der immer zu spät kommt, und Herr Sauer als treuer aber wandel“ barer Gatte trugen jeder an selnem Platze zum Erfolge des Schwankes bei. Die Darsteller wurden nach jedem Akte weederholt gerufen, ebenso die Verfasser, welche auch dankend auf der Bühne erschienen.

Sing Akademie.

Herr Jobann Kruse, Lehrer an der Königlichen Hochschule und Führer des bewährten Streichquartetts, gab gestern mit dem unter Litung des Professors Joachim mitwirkenden Philbarmonischen Orchester ein Concert, welches außerordentlich zahlreich besucht war. Das Violincongert von Beethoven eröffnete den Abend und bot dem Künstler die beste Gelegenheit, seine musterhaft geschulte Technik und

seine tief eingehende Vortragsweise ins glänzendste Licht zu stellen. Besondere Vorzüge seines Spiels sind die weiche,

edle Tonerjeugung, die zarte und und die tadellose Sauberkeit des Spiels auch im Gebrauch des Flageolet. Eine ausgeseichnet schöne Cremoneser Geige von Guarnerius begünstigte die Wirkung seines Spiels, das in der reizenden Cadenz von Joachim einen ganz besonderen Glanz entfaltete. Das sehr dankbar und melodiös gehaltene Notturno mit Orchester“ begleitung von Joachim, sowie der erste Satz des ersten Concerts von Paganini, waren jwei in jeder Beziehung vollendete Leistungen, die sich gleich dem Concert von Beethoven der günstigsten Aufnahme zu erfreuen hatten. Unter— stützt wurde das Concert durch die bereits sehr vortheilhaft bekannte Sängerin Frau Cornelia Schmitt-Csänyi, Gattin des Hof⸗ Kapellmeisterß A. Schmitt in Schwerin. Die Sängerin gebietet über eine sehr umfangreiche und kräftige Sopranstimme und gebt mit seltener Leichtigkeit und Klarbeit des Tons bis ins bohe G hinauf. Sorgfältige Bindung längerer Tongruppen ohne bemerkbaren Athem— umsatz, sehr deutliche Aussprache und vollkommene Reinheit der Ja— tonation kamen ihren Vorträgen, die stets von wärmster Empfindung befeelt sind, vortrefflich zu Statten. Außer der Arie mit Orchesterbegleitung Ah. perfido l“ von Beethoven brachte die Sängerin noch Die junge Nonne“ von Schubert, „Die Elfen von Rietz und einige ungarische Vationallieder, die sie auf. Wunsch wiederholte, zum Vortrag. Die Klavierbegleitung dieser Lieder batte der Pianist Herr O. Bake übernommen. Das Philharmonische Orchester war sichtlich bestrebt, sich seines ausgejeichneten Dirigenten würdig zu zeigen.

lautlose Bogenführung

In der Vorstellung der, Cavalleria rusticana“ am Montag und Dienstag im Königlichen Opernhause sind die Damen Pierfon, Dietrich und Lammer, die Herren Rothmühl und Bulß beschäͤftigt. Am Mittwoch findet aus Anlaß der Aswesenheit Seiner Majestät des Königs von Rumänien eine Festvorstellung statt.

Der Spielplan der Königlichen Oper für die Zeit vom 25. bis 31. Oktober lautet: Sonntag: „Der Prophet. Montag: Prometheus?. „Cavalleria rusticana“. Dienstag: „Prometheus? „Cavalleria rusticana“. Mittwoch: Fest ⸗Vorstellung. Donnerstag: Das Nachtlager in Granada“. „Cavalleria rusticana“. reitag: „Tannhäuser?“. Sonnabend: „Die Entführung aus dem Serail.“ Ca valleria rusticana-.

Für das Schauspiel: Sonntag: „Wilhelm Tell“. Montag: Wohlthaͤtige Dienstag: „Die Journalisten'. Mittwoch: Wohlthätige Frauen!. Donnerstag: Was ihr wollt“. Freitag: Wohlthätige Frauen“. Sonnabend: „Der neue Herr“.

Im Deutschen Theater gebt am Sonnabend „Die Sklavin“, Schauspiel in 4 Akten, von Ludwig Fulda, zum ersten Male in Scene. Morgen sowie am Freitag finden Aufführungen von „Die Kinder der Gxeellenz statt. Am Montag wird „Der Pfarrer von Kirchfeld', am Vienstag „Die Haubenlerche, Mittwoch „Der Weg zum Herzen‘ und Vonnerstag „Romeo und Julia“ gegeben. Grillparzer's Esther. und Moliste's Lustspiel . Der Geizige“, kommen im Berliner Theater morgen Abend, ani Dienstag und am Freitag (9. Abonnements⸗Vorstellung) zur Wiederholung. Die morgige Nachmittags ⸗Vorstellung bringt LZindner's Bluthochzeit“, die

Vormittags Las Palmas passirt.

auch am Mittwoch in Scene geht. Am Montag kommt Richard