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Das „Fremdenblatt“ meldet, daß in der Angelegenheit der Decentralisation der Staatsbahnen in Galizien die Polen selbst von ihrer ursprünglichen Forderung, die Krakauer Betriebs⸗-Direktion aufzuheben, abstehen, und daß die ganze Aktion mit einer von Neujahr ab eintretensen Erweite⸗ rung der administrativen Befugnisse sämmtlicher österreichischen Betriebs⸗-Direktionen endigen werde.
Im Finanzausschuß des ungarischen Unter— haufes konstatirle der Minister für Landesvertheidigung, Freiherr von Fejervary, aus den Berichten seiner Organe, die Arbeit der neuen ungarischen Waffenfabrik schreite so günstig vor, daß in kurzer Zeit Mustergewehre vorgelegt würden und die Fabrik den vertragsmäßigen Verpflichtungen werde nachkommen können.
Frankreich.
Paris, 29. Oktober. Vorgestern legte nach einem Bericht der „Köln. Ztg.“ der Deputirte Marusjouls dem Arbeiterausschuß den Gesetzentwurr über die Vermehrung der Sicherheits-Bürgschaften für die Eisenbahn⸗Reisenden vor. Der Ausschuß verwarf die Bestimmung, welche die Oberbeamten sür den Fall, daß das Personal ungenügend sei, verantwortlich macht, hielt aber die drei anderen Punkte des Entwurfs, die Unabhängigkeit der Ueberwachungs-Ingenieure von den Ingenieuren der Gesellschaften, die Einsetzung von Sicherheits Controleuten und die Regulirung der Aus⸗ bildung der Mechaniker, Heizer und der Weichen— steler, aufrecht. Die Erregung über die Vermehrung der Unglücksfälle dauert fort. Seit der Katastrophe von St. Mandé (27. Juli), diese mit eingerechnet, bis zum 26. d. M. ausschließ lich, wurden auf den französischen Bahnen 54 Personen getödtet und 200 verwundet, während für das gesammte übrige Europa und Amerika die Zahl der Getödteten 109 und die der Verwundeten 319 betrug.
Der Erzbischof von Aix hat, wie der „Schw. Merk.“ erfährt, Zustimmungsschreiben der Erzbischöfe von Paris und Toulouse erhalten. Der Bischof von Arras ist laut Meldung des „W. T. B.“ gestorben. .
Das russische Panzerschiff „Dmitri Donskoi“ ist gestern in Brest eingetroffen. Eine zahlreiche Menschenmenge hatte sich auf den Molen eingefunden. Abends fand aus Ver— anlassung der Anwesenheit der russischen Schiffe ein Fackelzug statt. Die Stadt war festlich erleuchtet.
Rußland und Polen.
Prinz Dambronga, der Bruder des Königs von Siam, wird Anfang November in St. Petersburg eintreffen. Wie die „Now. Wr.“ erfährt, wird der Prinz einen Monat in der Newa-Residenz weilen und im Winterpalais wohnen. Auch der Sahn des Chans von Chiwa wird demselben Blatt zufol 9 demnächst in St. Petersburg eintreffen, um dort erzogen zu werden.
Die Gouverneure in den Nothstandsbezirken haben den Dorfältesten mitiheilen lassen, daß sie 1) zur strengsten Rechenschaft gezogen werden würden, wenn sie in die Listen der Nothleidenden solche Bauern aufnehmen, die auch ohne fremde Hülfe durchkommen können; daß sie 2) ihre ganze vom Gesetz ihnen eingeräumte Gewalt einzusetzen haben, wenn die Bauern nach Eintreffen der Unterstützungssummen sich dem Trunk ergeben, und daß sie 3) aufs Strengste bestraft werden würden, wenn sie sich an solchen Trinkgelagen be— theiligen wollten. — .
Zur Regelung des Aktiengesellschaftswesens soll eine besondere Kommission niedergesetzt werden, zu der auch Vertreter von Aktiengesellschaften gehören. Diese Kom— misfion hat dann ein besonderes Gesetz auszuarbeiten, in dem namentlich die Regierungskontrole über Aktiengesellschaften eine Hauptrolle spielt.
Im Jahre 1892 soll ein direkter Telegraphen— verkehr zwischen St. Petersburg, Kiew und Odessa her— gestellt werden. .
Zur Hebung der Hausindustrie sind von dem Domänen-Ministerium in das Budget des Jahres 1892 30 000 Rubel eingestellt, die der Unterw isung der Volkeschul⸗ lehrer in den Hausfleißarbeiten, der Beihülfe für Einrichtung von Werkgätten bei den Volksschulen, dem Unterhalt des Central-Hausfleiß Museums und anderer derartiger örtlicher Museen und Niederlagen, der Verbreitung praktischer Kenntnisse unter den Hausfleißarbeitern durch Herausgabe verschiedener Handbücher, Zeichnungen 2c dienen sollen. —
Der „Now. Wr.“ wird aus Kabul gemeldet, daß der Emir von Afghanistan Behufs Abschlusses eines Handels⸗ vertrages eine außerordentliche Gesandtschaft nach Ruß— land entsandt habe.
Italien.
Das parlamentagrische Comité für den Friedens kongreß in Rom giebt offiziell bekannt, daß an dem Beschluß fest— gehalten werde, e — Konferenz zwischen dem 3. und 8. November und der Friedenskongreß selbst zwischen dem 9g. und 16. November tagen sollen. Diese interparlamentarischen Konferenzen ver⸗ danken, wie man der „Magdb. Zig.“ aus Rom schreibt, ihre Entstehung einer Anregung englücher Volksvertreter. Am 29. und 30 Juni 1889 tagte in Paris die erste dieser Kon⸗ ferenzen. Es nahmen 99 Senatoren und Deputirte an ihr Theil; Deuischland und Oesterreich waren auf ihr nicht ver⸗ treten. Die zweite Konferenz fand am 22. und 23. Juli 1890 in London statt. Die Theilnehmerzahl betrug 116, Deutschland hatte 4, Oesterreich 1 Vertreter enisandt. Die italienische Kammer hatte sich durch ein Votum vom 11. Juli 1890 in besonders feierlicher Weise den Bestrebungen der Konferenz angeschlossen und dies gab wohl den Anlaß, Rom zum Otte der nächsten Konferenz zu wählen. In London wurde ein Comité aus italienischen Parlamentsmitgliedern gewählt, das die Vorbereitungen zur dritten Konferenz treffen sollte. Die Seele dieses Comités ist sein Sekretär, der Abgeordnete Pandolfi, während sein ursprünglicher Prãäsident der bekannte Herr Bonghi war. Die Ergebnisse der dritten Konferenz dürften zunachst in einer Reihe von Resolutionen bestehen, die alle auf die Einrichtung von Schiedagerichten als Mittel der Schlichtung internationaler Streitigkeiten Bezug haben. Ferner beantragen die italienischen Theilnehmer die Einrichtung eines beständigen interparlamen⸗ tarischen Comités, das bei auftauchenden Streitfällen auf die Einrichlung cines Schiedsgerichts hinzuwirken habe. Für die interparlamentarische Konferenz sind sechs Sitzungen vor⸗ gesehen. Nicht mit ihr zu verwechseln ist der sogenannte „Friedenskongreß der vom 9. bis zum 16. November währen wird. An diesem kann jedes Mitglied
wonach die interparlamentarische!
eines der zahlreichen n,, theilnehmeu, die bisher in England, Frankreich, Italien und der Schweiz ein mehr oder weniger verborgenes Dasein führten. Die Mehr⸗ zahl dieser Vereine sind in der „Association de la Paix“ mit dem Sitze in Genf vereinigt. An ihrer Entstehung ist in her⸗ vorragendem Maße Garibaldi betheiligt gewesen, der auch auf dem ersten Friedenskongreß, welcher 1867 zu Genf stattfand, den Vorsitz führte. In den letzten Jahren machten die Friedens⸗ vereine nur wenig von sich reden.
Der „Osservatore Romano“ erklärt, der Papst habe niemals zugegeben, daß das Cirkular des französischen Justiz-Ministers Fallieres an die Bischöfe durch die Um⸗ stände gerechtfertigt gewesen sei. Der Papst habe die Noth⸗ wendigkeit einer Aufhebung der Vilgerzüge zugeben müssen, aber nicht umhin gekonnt, das Cirkular des Ministers zu be— klagen.
h Der Papst hatte, wie die „Pol. Corr.“ erfährt, ursprünglich die Absicht, die Note, die der heilige Stuhl an die bei ihm vertretenen katholischen Mächte wegen der Vorgänge vom 2. Oktober gerichtet hat, der Oeffentlichkeit zu übergeben. Er sei jedoch davon abgekommen, da er s im gegenwärtigen Zeitpunkte vermeiden wolle, eine weitere Erörterung der Aus— schreitungen gegen die französischen Pilger herbeizuführen, durch die den Antiklerikalen ein Vorwand zur Verschärfung ihrer Agitation und zur abermaligen Erregung der Leiden⸗ schaften hätte geboten werden können. Die Kundgebungen des Papstes über jene Ausschreitungen seien aber deswegen mit jener Note keineswegs als abgesch ossen anzusehen. Seine Heilig—⸗ keit werde vielmehr in dem Konsistorium, das für die erste Woche des November anberaumt ist, über diesen Gegenstand eine bedeutsame Ansprache halten und dabei betonen: aus dem Verlaufe der Vorgänge am 2. Oktober gehe in über⸗ zeugendster Weise hervor, daß die gegenwärtige Lage des Vatikans, namentlich im Hinblick auf gewisse Möglichkeiten, dem heiligen Stuhl vollständige materielle Sicherheit nicht ge— währleisté Der Papst werde sodann Andeutungen über Ent⸗ schlüsse machen, zu denen er sich möglicherweise veranlaßt fühlen könnte, um für den wirksameren Schutz seiner Freiheit und Würde zu sorgen.
In Massovah hat laut Meldung der „Agencia Ste⸗ fani“ gestern vor dem Militärgericht der Prozeß gegen Cagnassi, Livraghi und Genossen begonnen. In der ersten Sitzung wurde die Anklageschrift verlesen und das Verhör Cagnassi's zu Ende geführt. Die Anzahl der Zeugen beträgt 93.
Niederlande.
Die Regierung hat bis zur Einführung eines Gesetzes, betreffend die obligatörische Dienstpflicht, einen Gesetzentwurf eingebracht, durch den der Dienst in der Miliz auf 10 Jahre, davon 4 Jahre in der Reserve, festgesetzt wird.
Belgien.
Die Regierung hat, wie dem „Hamb. Corr.“ aus Brüssel telegraphirt wird, für die Erweiterung der Ostender Hafenanlagen die unentgeltliche Abtretung aller Terrains und einen Staatszuschuß von 3 Millionen Franes bewilligt.
Griechenland.
Durch die Einstellung des von einer Privatgesellschaft unternommenen Baues der Eisenbahnlinie Myli-Kala—⸗ mata sind zahlreiche auswärtige Arbeiter brodlos ge— worden. Die griechische Regierung hat nun, wie W. T. B.“ aus Athen erfährt, ohne sich sonst in die Angelegenheit ein⸗ zumischen, doch aus Humanitätsrücichten einen Kredit gewährt, um dem größten Mangel abzuhelfen. Inzwischen dauern die Bemühungen fort, ein Arrangement zur Weiterführung der Abbeiten zu treffen.
Bulgarien.
Sofia, 28. Oktober. Die „Agence Balcanique“ de— mentirt auf Grund authentischer Informationen die Mel⸗ hung auswärtiger Blätter, daß bei Plewna und Nikopolis Befestigungsarbeiten vorgenommen würden.
Montenegro.
Cetinje, 28. Oktober. Der Minister des Aeußern Vu kowic überreichte nach einer Meldung des „W. T. B.“ dem türkischen Gesandten Tewfik-Bey eine Note, in welcher wegen des letzten Ueberfalles durch die Arnauten die Bestrafung der Räuber und anderweitige Genugthuung ver— langt wird.
Anterita.
Vereinigte Staaten. Eine in New-Nork eingetroffene Depesche des „W. T. B.“ aus Santiago meldet, die chibenische Regierung habe in Beantwortung der von dem Unions⸗Gesandten Eg an gestellten Forderungen jede Ver⸗ antwortlichkeit für den kürzlich in Valparaiso auf die Matrosen des amerikanischen Schiffes „Baltimore“ unternommenen Angriff abgelehnt. Egan, sowie der Kapitän des „Baltimore“ und der Konsul der Vereinigten Staaten berathen, wie es weiter heißt, gemeinschastlich, welche entscheidenden Maß— nahmen zu treffen seien. Der Intendant von Valparaiso habe sich geweigert, den Lootsen des „Baltimore“ oder den Offizieren, die Nachts landen wollen, Schutz zu gewähren, und habe die Landung der amerikanischen Matrosen verboten. — Wie der Washingtoner Correspondent des „New-Hork Herald“ berichtet, wird in etwa zwanzig Tagen ein weiteres Kriegs— schisf den Kreuzern „Yorktown“ und „Boston“ folgen. Zu gleicher Zeit wird die „Newark“ sich nach der süd⸗ amerikanischen Station einschiffen, von wo aus sie im Nothfalle sich schnell nach RHalparai so zu begeben vermag. Der in Callao befindliche Kreuzer „San Francisco“ gat Befehl erhalten, nach San Francisco zurückzukommen und sich einer Reparatur zu unterziehen. Zu demselben Zweck wird auch die „Baltimore“ sich nach der kalifornischen Haupt⸗ stadt einschiffen, sobald die „Yorktown“ in den chilenischen Gewässern eingetroffen ist. — Dem Herald wird ferner aus Santiago depeschirt: Der spanische Gesandte habe fünf Flüchtlinge von der alten nach der neuen spanischen Gesandt⸗ schaft übergeführt und auf dem Wege dorthin selbst begleitet, um sie vor einer plötzlichen Verhaftung zu schützen. Er stehe hinsichtlich der Flüchtlinge völlig auf demselben Stand⸗ punkt wie der amerikanische Gesandte Egan.
Asien.
China. Die zwischen der deutschen katholischen Mission in Tsi-ning-tsan und den chinesischen Be⸗ hörden über den Besitz eines Missiensgrundstücks bestehende Differenz ist, wie „W. T. B.“ aus Peking meldet, zur Be— friedigung der Mission beigelegt worden.
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. dem Grenzstreit wegen des Pamirlandes erhält die Münchener „Allg. Ztg.“ von einem Kenner dieser Gegenden Mittheilungen, die zu erklären suchen, inwiefern China an dieser Frage betheiligt ist. Es heißt in der Zuschrift:
„Ten Streitpunkt zwischen Rußland und Cbina wegen der Pamir ⸗Hochthäler bildet die Zugehörigkeit des Gebirge landes zwischen dem 38. und 39. Grad nördlicher Breite Rußland nimmt hier die Kisilvart Kette mit Gipfeln von 7800 m Höhe in Anspruch, an deren Westfuß unterm 75. Grad östlicher Länge von Greenwich der kleine Karakul⸗See liegt, während China die Grenze zwischen den Seen Groß- Karakul und Rang ⸗Kul oder genau längs dem 74. Lãngengrade zieht. Nach den Berichten der englisch indischen Kundschafter hat China über diese Hoch⸗ thälet keine unmittelbare Verwaltung geführt; seine Gouverneure rflegten den Häuptlingen der hier wohnenden und südlich angrenzenden Stämme Gelder zu bewilligen unter der Bedingung, daß sie die Wege offen balten und die Kaufleute in Ruhe ziehen lassen. So erhält der Fürst über Schignan 10 Jambus — eine Silberbarre von länglicher Form im Werthe von 345 * —, Sarikol 6, die Kandschudis 4 umd der Mir von Wakban jährlich 3 Jambus. Früber waren die Tagharma⸗ Pamir von fleißigen Ackerbauern, Tadschik, bevölkert; vor jetzt siebzig Jahren machten Andidschanis — heute russische Unterthanen — einen Einfall und schleppten die Mehrzahl der Bewohner in die Sklaverei. Die Kandschusis hielten unter den Zurückgebliebenen eine Nachlese; erst seit zwanzig Jahren kehrten Kolonisten dahin wieder zurück, veranlaßt darch den damaligen Herrscher über Kaschgar. Die Kirgisen halfen den Ankömm⸗ lirgen, sich Häiser zu bauen und die Felder in Ordnung zu bringen. Diese Bauern sind die einzigen, die ih den Grunzochsen (Jak) vor den Pflug spannen sab. Es fehlt nicht an gutem Ackerland. und es ist zu erwarten, daß Getreidebau in größerem Maße getrieben wird. Die Chinesen hatteg nicht die Macht, Räuber zu züchtigen, wenn sie bier einfielen; der Atalik, ihr Nachfolger in der Herrschaft von Kaschgar, sorgte für Sicherheit und bat das Verdienst der Besiedelung dieset Thäler.“
Afrika.
In Sansibar sind, laut Meldung der „Times“, Briefe eingetroffen, die Ende Juli in Uganda aufgegeben waren und denen zufolge die dortige Lage zu ernsten Besorgnissen Anlaß gab. Kapitän Lugard und die Streitmächte der britischen ostafrikanischen Gesellschaft seien nicht stark genug, um den Ausschlag in dem Kampfe der Parteien zu geben, und Protestanten und seien Katholiken mehr als je von einer Einigung entfernt, Die Muhamedaner ständen im Begriff, zur Offensive überzugehen, und schon die nächste Zeit dürfte weitere Kämpfe bringen. Die Nachricht von der Abberufung der Truppen der Gesellschaft war noch nicht in Uganda ein— getroffen.
Kunft und Wissenschaft.
Die, wie gestern gemeldet, auf der Königlichen Stern—⸗ warte in der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch um 11 Uhr 21 Minuten 9 Sekunden gemachte Beobachtung von der Wirkung eines entfernten Erdbebens scheint ihre Bestätigung durch die heute vorliegende telegraphische Meldung von einem Erdbeben in Japan zu erhalten. Es liegt darüber folgende Mittheilung des „W. T. B.“ vor:
London, 28. Oktober. Nach einer Privat⸗ meldung aus Japan hat heute Vormittag in Hiogo und Osaka ein starkes Erdbeben stattgefunden, das erheblichen Schaden angerichtet hat. Zahl— reiche Personen haben das Leben eingebüßt, die telegraphischen Verbindungen sind unterbrochen.
Es fehlt hier zunächst noch die genaue Zeitbestimmung; indeß ist die Meldung „heute Vormittag“, also Mittwoch Vormittag, vollständig mit der hier gemachten Beobachtung vereinbar. Der Zeitunterschied von Osaka und Berlin be⸗ trägt 8 Stunden und 6 Minuten, die der Berliner Zeit hinzuzurechnen sind. Hiernach würde das Erdbeben, dessen Beginn nach der Beobachtung in Berlin nicht vor 11 Uhr 13 Minuten Nachts zu setzen ist, in Japan am Mittwoch Morgen dortiger Ortszeit begonnen haben und zwar um so viel vor 7 Uhr 19 Minuten, als die Erdbebenwelle gebraucht hat, um die große Strecke bis nach Berlin zurückzulegen.
Das Journal des arts, ein zu Paris erscheinendes Blatt, hat in seiner Nummer vom 2. Oktober d. J., Seite 2 Spalte III, eine Nachricht des Inhalts gebracht, daß 17 der im hiesigen Alten Museum befindlichen Mumien sich letzthin als ge⸗ fälscht und in Alexandrien fabrizirt erwiesen hätten. Für falsche egyptische Alterthümer gleichen Ursprungs sei in den letzten Jahren eine Summe von S0 000 6 verausgabt worden.
Da diese Nachricht auch in deutsche Blätter übergegangen ist, so wird uns zur Richtigstellung von informirter Seite mitgetheilt, daß sie durchweg auf Erfindung beruht. Ein Mumienkauf hat während der letzten zehn Jahre überhaupt nur einmal und zwar 1884 stattgefunden; die damals für nicht ganz 2000 MS erworbenen zwölf Särge nebst Inhalt entstammten dem großen Funde in der Nekropole von Achmim und sind von dem Vizeköniglichen Museum zu Bulak als Dubletten abgegeben worden. Auch sonst hat keines der seit längeren Jahren für die egyptische Sammlung erworbenen Alterthümer zu Zweiseln an seiner Echtheit Anlaß gegeben.
— Vor einigen Tagen ist, wie die ‚Mgdb. Ztg.“ berichtet, in Magdeburg beim Hafenbau, und zwar bei den Felsarbeiten im nördlichen Theile des Bassins, unter dem angeschwemmten Boden ein etwa 5e m langer, aus einem Baumstamm ausgeböblter Kahn, ein sogenannter Einbaum“ in ziemlich gut erbaltenem Zustande vor gesunden worden. Vorläufig wird der feltene Fund auf dem Hafen⸗ terrain aufbewahrt; roraussithtlich wird er später den dortigen Museumssammlungen überwiesen werden.
— In Gießen ist der ausgezeichnete Botaniker, Geheime Hof— rath Professor Hermann Hoffmann im Aiter von 72 Jahren gestorben. Sein Haaptforschungsgebiet waren rie bielonischen Ver⸗ hältnisse der Pilze und ibre Bestehungen zu Gährung, Fäulniß und Krankheltsprozessen Außerdem machte er langjährige Studien über den Einfluß des Klimas auf die Pflanzen. In neuerer Zeit hatte Hoffmann namentlich die Pbänologie, d. i die Wissenschaft von der Abbängigkeit der verschiedenen Entwickelungsstufen im Pflanzen und Tbierleben von den klimatischen Verhältnissen, durch eingehende Unter⸗ suchungen gefördert.
— Aus Frankfurt a. M. wird gemeldet, daß die dortige Stadtverordneten Versammlung die Erneuerung der Vorderseite des Römers nach dem preisgekrönten Entwurf des Baumeisters Meckel abgelehnt bat. Der „Köln. Ztg.‘ wird hierüber geschrieben: Die Wicherberstellung des Römers war ein Lieblingsgedanke des früheren Ober ⸗Bürgermeisters, jetzigen Finanz⸗Ministers Miquel. und lanasam aber zielbewußt hat er diesen Gedanken zur Verwirklichung gebracht. Da der Römer kein einbeitliches Bauwerk, sondern ein Gemenge von Häusern ist, welche im Laufe der Jahrhunderte für städtische Zwecke erworben wurden, so konne die Erneuerang ganz allmählich vor sich gehen. So wurden denn zunächst das . Salihaus“ mit seinen eigenartigen Holjschnitzereien, das „Haus Frauenstein“ mit
seinen Malereien und nach einlgem Kampfe in der Stadtortordneten Versammlung auch das nach dem Paulsplatze zu gelegene Haus Wanebach“' mit seinem alterthümlichen Höfchen erneuert. Aber die Hauptsache blieb noch zu thun, die Erneuerung der drei Giebel häuser nach dem Römerberg ju, des eigentlichen Römers, mit dem
Hause Limpurg zur Linken, Haus Löwenstein zur Rechten. Für.
ihre Wiederherstellung erließ man ein beschränktes Ausschreiben, aus dem der Gntwurf des Baumeisters Meckel als Sieger hervor⸗ ging Als im Dezember 1889 Seine Majestät der Kaiser der Stadt Frankfurt seinen ersten Besuch abstattete, konnte man einen Begriff davon erhalten. wie prächtig sich die Vorderseite des Römers nach dem Meckei'schen Plane ausnehmen würde; denn der Bilder und Wappen⸗ schmuck war durch Bemalung angedeutet und die Vorhalle, die sich wie zu alten Zeiten vor dem Römereingang erdeben soll, in Holz ausgeführt. Was man allenfalls an dem Meckel'schen Entwurf tadeln konnte, war der bohe Dachreiter mit dem Frankfurter Adler auf dem mittelsten Giebel und die Zerstörung der althergebrachten Fünffenstereintheilung am Kaisersaal des Römers. Im Allzemeinen aber fand der Entwurf ungetheilte Anerkennung, und die Mehrheit der Stadtverordneten genehmigte die Ausführung. Herr Meckel wurde mit der Ausarbeitung der Einzelpläne beauftragt und sollte für die Ausfübrung 6 0νG der Bausumme erhalten. Hiernach würden sich die Gesammikosten auf 373 000 Æ belaufen, und der Magistrat beantragte nunmehr, den Bau in Angriff zu nehmen und die erste Rate von 50 0090 S, die bereits im Haushaltsplan für 1891/92 stebt, zur Verwendung kommen zu lassen. Dagegen erhob sich nun aber in der Stadtverordneten⸗Versammlung ein ganz unerwarteter Widerspruch. Der Stadtverordnete Drill, der Führer der demokra⸗ tischen Partei, der die Umbauten am Römer stets bekämpft bat, erklärte, er habe nicht den Muib, eine halbe Million für ein Kunst— wer? zu bewilligen, das ijwar wanderschön, aber nicht mehr der Frankfarter Römer sei, und dieser Einsrruch, ver⸗— bunden mit dem Hinweise, daß die Stadt Frankfurt über kurz oder lang doch zum Bau eines neuen Rathbhauses schreiten müsse, fand auf den verschiedensten Seiten des Hauses zustimmenden Widerhall. Vergebens wies Ober ⸗Bürgermeister Adickes darauf bin, daß der Vertrag mit Herrn Meckel mit Zu— stimmung der stärtischen Bebörden abgeschlossen und eine Summe von 340 000 M bereits grundsätzlich bewilliat sei; das Endergebniß der Berathung war, daß die Vorlage mit der oben angegebenen Mebrheit dem Magistrat zurückgegeben und dieser ersucht wurde, einen weniger kostspieligen Entwurf vorzulegen.
S8. Vor dem Dresdener Hoftheater steben als einziger Rest der Werke Rietschel's von dem älteren Semper'schen Bau noch die beiden Sitzbilder Goethe's und Schiller's. Die einfach würfel förmigen Sockel aus Sandstein, die bisher ganz schmucklos waren, haben jetzt einen Schmuck in iwei bronzenen Reliefs von Jobannes Schilling erhalten. Das eine veranschaulicht Goetbe's Gedicht: „Zueignung“. Man sieht den Dichter und die in der Luft schwebende Gestalt der Poesie, dahinter die Sonne als blank geputzte Scheibe, während das Relief sonft in mattem Bronzeton gehalten ist Diese Darstellung erscheint indeß weder dem Ge— dichte angemessen, da die soöonnige Klarheit in diesem von der Gestalt selbst ausgeht, noch auch den Gesetzen der Plastik entsprechend, da die Plastik im Gegensatz zur Malerei unter allen Umständen darauf ange viesen ist, ihr Licht von außen zu empfangen. Die blank geputzte Sonne leuchtet denn auch nicht den beiden Gstalten im Relief, sondern lediglich dem Bescauer. Die Dar⸗ stellung wirkt darum befremdlich. Das andere Relief unter der Ge— stalt Schiller's veranschaulicht dessen Gedicht „Die Theilung der Erde“. Man siebt hier den tbronenden Zeus, vor ihm den Dichter (Schiller?) mit der Leyer, im Hintergrunde aber einige Darstellungen des Thier⸗ kreises, und zwar als wirkliche Gestalten gebildet, die von einzelnen Sternen umgeben sind Die Durchbildung dieser Reliefs ist leider als sehr nachlässig zu bezeichnen; wir baben es also offenbar mit Werkstattarbeiten zu thun, die der Meister nur flüchtig angelegt hat.
S8. Die Albrechtsburg in Meißen, das reijend gelegene Schloß des sächsischen Königshauses an der Elbe, ist bekanntlich in den letzten Jahrzebnten in prächtiger Weise wiederhergestellt und künftlerisch ausgestattet worden. Eines der damals neu angebrachten Schmuckstücke hat indeß jüngst bereits wieder erneuert werden müssen, nämlich die in Sgraffitomalerei bergestellten Bilder des den Drachen tödtenden eiligen Georg und des Evangelisten St. Johannes. Sie befanden sich am Thorthurme, wo sie der Witterung stark ausgesetzt und zuletzt fast ganz versckwunden waren. Man hat sie daher jetzt in farbigem Terracotta. ⸗Mosaik wiederherstellen lassen, einem Stoffe, der weit geeigneter ist, unserem nordischen Klima Stand zu halten. Es waren zu diesem Werk gegen 18 000 farbige Steinchen nothwendig; aus— gefübrt wurde das Werk von der bekannten Firma Villeroy und Boch in Dresden. Auch sonst ist in letzter Zeit mancherlei zur Verschöne⸗ rung der Burg geschehen. Die Gartenanlagen am Bergabbange sind erweitert, eine neue Treppe zum sogenannten Ausfalls thurme empor— geführt worden Endlich wurde auch ein zweiter Bogen der Schloß brücke freigelegt, wodurch dieses Bauwerk jetzt einen mächtigeren Eindruck macht als vorher.
„ — Der .‚Gazeta Lwowela“ zufolge hat der Kaiser von Oester⸗ reich mit dem Beginn des Jahres 1894ñ95 die Errichtung einer medizinischen Fakultät an der Universität zu Lemberg unter der Voraussetzung der verfassungs mäßigen Bewilligung der er⸗ forderlichen Mittel genebmigt.
— In Vienne (Iserc) ist, wie der ‚Voss. Ztg.“ unter dem 26. d. M. aus Paris berichtet wird, ein merkwürdiger Fund ge— macht worden. Männtr, welche mit der Umgrabung des Bodens in der Taufkapelle der uralten ramanischen Kirche Saint-Maurice be— schäftigt waren, sind auf die Gruft des Königs der Provence, Boson, des Sohnes Theodorich's J. und Schwagers des Franken— Königs Karl's des Kahlen, gestoßen und haben fein Skelett wobl— erhalten aufgefunden. König Boson starb in Vienne im Jabre 888 und wurde, wie auch sein Epithah bezeugt, in dieser Kirche beigesetzt.
— Wie W. T. B.‘ aus Rom meldet, ist der Senator Pro⸗ fessor Blaserng gestern Abend von dort nach Berlin abgereist, um die Universitäten Rom und Turin bei der Helmholtz Feier am 2. November zu vertreten und dem Jubilar eine Glück— wunschadresse und den ihm von dem König Humbert verliebenen , n des Heiligen Mauritius. und Lazarus-Ordens zu über ringen.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Griechenland.
Zufolge neuerer Anordnung der Königlich griechischen Regierung haben sich auch die Fahrzeuge, welche von der Küstenstrecke zwischen Sidon und Joppeé lletzteres nicht inbegriffen) nach Griechenland kommen, vom 12. Oftober ab einer elftaͤgigen Quarantäne in der Station der Insel Delos zu unterzieben. (Vergl. RA. Nr. 252 vom 26. Oktober 1891) ?
Der Gesundheitsstand in Berlin blieb auch in der Woche vom 11. bis 17. Oktober ein günstiger und die Sterblichkeit eine mäßig hohe (von je 1000 Einwohnern starben 1965 aufs Jahr berechnet). — Das Vorkommen von akuten Varmkrankheiten, blieb noch immer ein ziem— lich hãufiger und führte in 139 Fällen (gegen 137 der Vorwoche) zum Tode. Die Betbheiligung des Säuglingsälters an der Sterblichkeit war eine gegen die Vorwoche nur wenig gesteigerte; von je 10000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, 91 Säuglinge. Dagegen zeigten sich akute Entzündungen der Athmungkorgane seltener und nahmen auch in der überwiegenden Mehrjahl der Fälle einen günstigen Verlauf. — Die Infektionsktankbeiten zeigten meist ein etwas häufigere Vorkommen, namentlich haben Erkrankungen an Diphtherie, die aus Moabit, dem Wedding und dem Stralauer Viertel am zablreichsten zur Anzeige kamen, größere Verbreitung ge—⸗ funden; Erkrankungen an Unterleibstyphus wurden gleichfalls mehr bekannt, sowie auch Erkrankungen an Masern und Scharlach, welche
erster im Stralauer Viertel am bäufigften, etwas mehr Erkrankungen als in der Vorwoche hervorriefen. Erkrankungen an Kindbettfieber wurden 5. berichtet. Auch Erkrankungen an Pocken kamen zum Vorschein. Seltener kamen Erkrankungen an rosenartigen Entzündungen des Zellgewebes der Haut zur ärztlichen Beobachtung. Erkrankungen an Keuchbusten haben etwas abgenommen, die Zabl der Todesfälle ftieg jedoch auf 9. Ein wenig gesteigert gelangten akute G lenkrheumatismen, erheblicher rbeumatische Erkrankungen der Muskeln zur ärztlichen Behandlung.
Verkehrõ⸗Anftalten.
Vom Königlichen Eisenbahn-Betriebsamt Berlin (Di⸗ rektionsbezirk Erfurt) Anhalter Bahnhof erhalten wir heute nachstehende Mittheilung: Heute Donnerstag, den 29. Oktober, Morgens um Ti Uhr, wurden auf der Station Marien⸗ felde der Berlin-Dresdener Linie durch den heftigen Wind zwei in die Nebengeleise abgestoßene Wagen auf den in dem Hauptgeleise rangirenden Theil eines Güterzuges getrieben und entgleisten in Folge des Stoßes. Hierdurch war die eingeleisige Bahn nach Dresden ungefähr eine Stunde lang gesperrt. Der um 8 Uhr von Berlin fällige Schnellzug nach Dresden sowie der um 8 Uhr 45 Minuten hier fällige Personenzug von Dresden erlitten je eine Verspätung von 42 Minuten. Der Vorortzug von Marien— felde, welcher hier um 7 Uhr 34 Minuten eintreffen soll, verjpätete sich um eine Stunde und 43 Minuten. Die An⸗ schlüsse des Schnellzuges in Bodenbach werden voraussichtlich erreicht werden. Bei der Entgleisung sind die beiden Wagen nur unbedeutend, die Geleise gar nicht beschädigt. Personen sind nicht verletzt worden. Ob ein Verschulden eines Beamten vorliegt, wird die weitere Untersuchung ergeben.
Laut Telegramm aus Herbesthal ist die erste englische Post über Ostende vom 28. d. M. ausgeblieben. Grund: Verspätete Landung des Dampfers wegen Sturm.
Laut Telegramm aus Aachen ist die dritte englische Post über Ostende vom 28. d. M. ausgeblieben. Grund: unbekannt.
Bremen, 28. Oktober (W T. B) Norddentscher Llovd. Der Schnelldampfer Spree“, ist gestern Nachmittag von Southampton abgegangen. Der Schnelldampfer Labn“ hat gestern Nachmittag die Heimreise angetreten. Der Schnelldampfer Ems * ist gestern Morgen in NewYork angetommen.
— 29. Oktober. (W T B.) Der Schnelldampfer Elbe“, nach New Jork bestimmt, hat am 28. Oltober Vormittags Dodser passitt. Der Postdampfer Darmstadt“ hat am 28 Oktober Morgens die Reise von Genua nach Southampton und der Reichs— Postdampfer Br aunschweig am 28. Oktober Mittags die Reise von Southampton nach Antwerpen fortg setzt. Der Reichs⸗ Postdampfer Preußen“ hat am 28. Oktober Morgens die Reise von Genua nach Port Said fortgesetzt. Der Schnelldampfer „Spree von New ⸗York kommend, und der Postdampser Straß⸗ burg“, vom La Plata kommend, sind am 28. Oktober Nachmittags auf der Weser angekommen.
Ham bura, 29 Oktober. (W. T. B) Ham burg ⸗Ameri⸗ kanische Packetfahrr⸗ Aktiengesellschaft. Der Poft⸗ dampfer Markomannia“ hat, von New ⸗Vork kommend, gestern Abend Lizard passirt.
London, 28. Oktober. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer Roslin Castle“ hat auf der Ausreise beute Plymouth passirt. Der Castle⸗Dampfer „ Drummond Castle“ ist auf der Heimreise heute in Madeira angekommen. Der Union Dampfer Mexican“ ist auf der Heimreise gestern von Capetown abge⸗ gangen.
— 29. Oktober. (W. TB.) Der Union⸗Dampfer Scott“ ist auf der Heimreise gestern von Capetown abgegangen Der Uniondampfer Dane ist auf der Ausreise gestern von Madeira abgegangen.
Theater und Mufik.
In der Vorstellung der „Cavalleria rusticana“ am Sonnabend im Königlichen Overnhaufe sind die Damen Sucher, Rothauser und Staudigl, sowie die Herren Sylva und Betz beschäftigt. In der dem Werke vorausgehenden Vorstellung der Oper Die Entfübrung aus dem Serail“ treten die Damen Heriog und Dietrich, die Herren Schmidt, Rothmübl, Mödlinger und Lieban auf. — In der Sonntagkvorstellung der Zauberflöte! wird Fräulein Dietrich die Königin der Nacht singen, Fräulein Weitz die Pamina, Fräulein Hellmuth ⸗Bräm die Papagena, Herr Schmidt den Papageno, Herr Stammer den Sarastro, Herr Fränkel den Sprecher; die Besetzung der übrigen Rollen ist die bisherige.
Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Mecklenburg Schwerin hat dem Königlichen Opernsäager Herrn Theodor Schmidt die goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft verliehen.
Herr Graf von Hochberg, General⸗Intendant der Königlichen Schauspiele, hat sich nach Kom begeben, um dort der Aufführung der Oper Freund Fritz von Pietro Mascagni beijuwobnen.
In Dauder's vieraktigem Schauspiel „Das Hinderniß“ (lobstacle) das, wie bereits angezeigt, am Sonnabend im Re sidenz⸗ Theater zum ersten Mal in Scene geht, sind die Damen Marie von Moser - Sperner Grete Risa, Emmy Neumann, und die Herren Emanuel Reicher. Emil Lessing und Josef Jarno bervortagend be—⸗ schäftigt. Auch Fräulein Josephine Pagay, die von Herrn Direktor Lautenburg wieder verpflichtet ist, tritt in dieser Vorstellung als Estelle de Castillon zum ersten Mal wieder auf
Kapellmeister Meyder veranstaltet morgen im Conecerthause den dritten Wagner ⸗Abend“ in dieser Saison. Das Programm wird die Ouverturen zum Fliegenden Holländer? und . Tannbäuser-. sowie den „Kaiser⸗Marsch“, den ‚Charfreitagszauber' aus dem Musikdrama Parsifal“, das Vorspiel zur Oper ‚Lohengtin“ u. s. w. enthalten.
Für das erste Concert des Philharmonischen Chors (Dirigent S. Ochs) findet am Sonntag, Mittags 12 Uhr, eine öffent—⸗ liche Hauptprobe statt. Das Programm bringt Werke von Mozart, Mendelssohn und Bruch, in welchen u. A. die Herren Eugen Gura und Raimund von Zur Mühlen, sowie die Damen Fräuleins Clotilde Kleeberg und Emma Koch als Solisten auftreten. Der Kartenverkauf (2 „) ist bereits bei Bote u Bock eröffnet. — Im ersten dieswinterlichen Concert des Liszt Vereins in Leipzig, am 23. d. M., errang Kapellmeister Emil Paur mit seiner Gattin darch den Vortrag des Concert pathétique von Liszt einen stürmischen Erfolg. Das Künstler— paar wird diese Komposition nächstens auch in Berlin und zwar in dem für den 3. November in der Sing⸗Akademie angesetzten Concert des Kammersängers Carl Perron und des Herrn Paur zu Gehör bringen. — Felix Dreysschock wird Ende November in der Sing ⸗Akademie einen Klavierabend veranstalten.
Sport.
Das vereinigte Direktorium des österreichischen und des ungarischen Jockey⸗Klubs katte am Montag Abend, wie die „Sportswelt mittheilt, eine gemeinsame Sitzung, um Gericht zu halten über betrügerische Vorgänge auf leinen Rennbahnen, die darin gipfelten, daß verschie dene Jockeys wiederbolt absichtlich falsche Refultate berbeigeführt haben, um in Verbindung mit stãndigen Rennbahnbesuchern große Wettcoups durchjubringen. Welchen Um⸗ fang der Schwindel gehabt haben muß, geht daraus hervor, daß den
Jockeys Busby und R. Coates die Licenz gänzlich entzogen ist, während die Jockeys Smitb, Warne, Bell, Fred Sharne, C. Martin und Chandler streng verwarnt worden sind. Außerdem werden zwölf Personen, fünf Wiener und sieben Budapester, von allen Bahnen ver⸗ wiesen werden.
Nannigfaltiges.
Ueber den in Nr. 254 des R. u. St. A. erwähnten Plan einer elektrischen Untergrundbabn tbeilt die ‚Nat.Ztg.“ weiter Folgendes mit: Der Plan ist von der Allgemeinen Elektricitäts gesellschaft ausgearbeitet worden. Die Untergrundlinie Wedding — Kreuzberg ist nur ein Theil eines umfassenderen für die Zukunft in Aussicht genommenen Planes. Soweit er bis jetzt der Bebörde unterbreitet worden, umfaßt er die folgenden drei Linien: 1) die Linie Kreuz— berg — Wedding im Zuge der Belle⸗Alliance⸗, Friedrich und Chausseestraße, 2) die Linie Schöneberg — Viebhkof im Zuge der Potsdamer⸗, Leipziger, Gertraudtenstraße, des Molkenmarktes, Alexanderplatzes und der Landsbergerstraße, 3) eine innere Ringlinie, die am Halleschen Thbor bezinnt und im Zuge der Königgrätzerstraße das Potsdamer und Branden burger Thor berübrt, den Schiffbauerdamm entlang zum Babnbof Friedrichstraße fübrt, dann zum Alexanderplatz, von dort zum Moritzplatz und wieder zum Halleschen Thor fübren soll. Es handelt sich also um eine gerade Linie von Norden nach Süden, eine Linie von Westen nach Osten und eine Ring— linie. Alle drei schneiden sich und die vorhandenen Babnböfe der Stadtbahn. Die drei Untergrundlinien sollen verschiedene Höbenlagen bekommen, um jeden Zusammenstoß auszuschließen; aber sie sollen an den Kreuzungspunkten durch Treppen mit einander in Verbindung gebracht werden. In der Denkschtift wird zunächst um Prüfung der Nord-Süd ⸗Linte gebeten. Dieselbe ist zwei geleisig projektirt mit sogenannten Scoleifen an den beiden Endpunkten, der Bergmannstraße und der Fennstraße. Ein Zusammen⸗ stoß von Zügen würde dadurch vollständig ausgeschlossen sein. Diese Linie, welche von allen projekticten Linien die geriragste Tieflage haben soll. würde immer noch neun Meter unter der Erd oberfläche und selbst nach erfolgter Tieferlegung der Spree noch jwei Meter unter der Flußsohle geführt werden. Das Grundwasser würde nach dim bentigen Stande der Technik keinerlei Schwierigkeiten bereiten. Der Bahntunnel wird aus mächtigen zusammengeschraubten und von außen mit einem Cementüberijug versebenen eisernen Röhren besteh'n. Für den Bau selbst sind zwei Jahre in Aussicht genommen. Wie man versichert, würde die Berliner Berölkerung von dem gesammten Bau mit Ausnabme der Anfangsstelle nicht das Mindefte merken, bis er vollendet ist. Die Stationen auf der Nord — Südlinie sind wie folgt geplant Bergmannstraße, G neisenau⸗ straße, Belle⸗Alianceplatz, Markthalle II. Friedrichstraße, Kochstraße, Leipzigerstrase, Jägerstraße, Unter den Linden, Bahnbof Friedrichstraße, Karlstraße, Oranienburger Thor, Invalidenstraße, Eiskeller, Wedding Fennsraße. Diese Stationen sollen zweifacher Art sein. Auf freien Plätzen, wo der Raum es gestattet, sollen architektonisch ansprechende eiserne Wartehallen auf Inselperrons errichtet werden, von denen sowohl Aufjüge wie Treppen hinabführen. An Straßenkreuzungen würde man in dem geeignetsten Hause die Erdgeschosse mietben und von dort aus den Abstieg in derselben Weise bewirken. Da die Bahn in ihrem ganzen Umfange in der Mitte des Fahrdammes gedacht ist. würden dann von den Häusern aus kurze Zugangstunnel nothwendig sein. Die Betriebskraft wird die elektrische Kabelleitung liefern, von der der Strom durch die Lokomotive abgeboben wird. Es sollen sich die Züge in beiden Richtungen in Zwischen räumen von 3 Minuten folgen. Jeder Zug wird aus Lokomotive und 3 Wagen ' 40 Personen besteben, also 20 Personen befördern können. Die Geschwindigkeit der Züge soll 25 km per Stunde sein. Man würde also von dem Halleschen Thor nach den Linden in etwa 5 Minuten gelangen. Für die ganze Strecke, wie überhaupt den ganzen unterirdischen Betrieb, in welchem nach Vollendung weiterer Linien Kombinations— billete eingeführt werden sollen, ist den Behörden der Einheitspreis von 19 * in Vorschlag gebracht worden Der Kostenanschlag für die Nord — Südlinie schließt mit 12 Millionen Mark ab. Das Kapital ist bereits vorhanden.
Dir schau, 28. Oktober. Heute Nachmittag ? Ubr 40 Minuten wurde nach einer Meldung des . W. T. B.“ die alte Eisenbabn⸗ brücke zum letzten Male benutzt, indem um die angegebene Zeit der Personenzug Dirschgu⸗ Könizẽ'berg als letzter Zug sie befuhr. Um 3 Uhr 45 Minuten fuhr der eiste Zuz, der Per— sonenzug Königsberg⸗Dirschau, über die neue Brücke. Der Eröffnung der neuen Brücke wohnten Mitglieder der Eisenbabn—⸗ Direktion Bromberg und des Betriebsamts Danzig, sowie ein zahl— reichts Publikum bei, das den über die Brücke fahrenden ersten Zug mit Hurrabrufen und Tücherschwenken begrüßte. Die alte Brücke wird, nachdem die Schienen durch einen Bohlenbelag ersetzt worden sind, dem Privatverkehr übergeben werden.
Braunsberg, 28. Okteber. Im Dorfe Wilken bei Hoben⸗ stein sind, wie D B. H.“ meldet. sechzehn Gebäude niedergebrannt. Ein jweijäbriges Kind ist in den Flammen umgekommen. Schweidnitz, 26. Oktober. Der Schw. Taägl R wird über die in Nr. 253 des R u. St. A. nach Schluß der Redaktion kurz gemeldete Gedächtnißfeier in Kreisau von dort berichtet: Eine erhebende Gedächtnißfeier fand heute Nachmittag zwischen 5 und 6 Uhr, als am Geburtstage des verstorbenen General- Feldmarschalls Grafen von Moltke an seinem Sarge bei der Gruftkapelle statt, der die Anrerwandten des Verewigten sowie Ritterguts⸗ besitzer Dr. von Websky⸗Schwengfld u. A. beiwobnten. Unter dem Geläute der Kirchenglocken ron Gräditz, einem Geschenk des Verblichenen, begann die ernste und würdige Feier mit den von einem Schweidnitzer Männerquartett vorgetragenen Gesängen: „Da unten ist Friede im dunklen Haus! — Unter allen Wipfeln ift Rub! — und einem für diese Gedächtnißfeier von Herrn Neutert besonders gedichteten Liede. Hierauf folgte der Gesang der ersten zwei Strophen des Liedes ‚Jesus meine Zuversicht', vor⸗ getragen von dem Männergesangverein von Gräditz unter Leitung des Kantors Lampel. Die Gedächtnißrede sollte ein in Thüringen wohn hafter befreundeter Geistlicher des Verewigten halten; da dieser jedoch am Erscheinen verhindert war, wurde seine eingesandte Rede von Pastor Schier ⸗Gräditz nach kurzen einleitenden Worten zum Vortrag gebracht Ihr lag das Wort des Apostels: Philipper 1L. 3, Ich danke meinem Gott, so oft ich Eurer gedenke“ zu Grunde. Nach Gebet und Segen felgte der Gesang der Ring'schen Motette Selig sind des Himmels Erben“, vorgetragen vom Männer gesangverein von Gräditz. — Am Sarge waren zum heutigen Ge⸗ dächtnißtage zahlreiche und prachtoolle Kränze niedergeleat worden, auf die in dem engen Raume heller Kerzenglasz niederstrahlte. Der auf Befebl Seiner Majestät des Kaisers durch den Flügel⸗Adjutanten von Moltke niedergelegte Lorbeerkranz trug auf weißseidener mit goldenen Fransen besetzten Schleife den Anfangsbuckstaben des Kaiser⸗ lichen Namens und die Kaiserkrone. Prachtvolle Kränze mit Wid⸗ mungeschleifen batten ferner gespendet: das Offizier Cors des Schle⸗ sischen Füsilier⸗Regiments Nr. 538, die Stadt Schweidnitz, Ritter⸗
gutsbesitzer Dr. von Webskv⸗Schwengfeld u. A.
Kiel, 27. Olteber. Das 'stüärmische Wetter der letzten Tage bat bereits verschiedene Strandungen an der holsteinischen Ost⸗ füste zur Folge gebabt. Ein besonders trauriger Unfall. dem zwei Menschenleben jum Opfer fielen, ereignete sich, wie der V. Pr 3.“ berichtet wird, heute Morgen vor der Kieler Bucht. Der Segler Anna Margarethe“, Kapitän Peters aus Breibolz, mit einer Ladung stopffteinen von Halmstad (Schweden) nach Kiel unterwegkt, sprang unter Febmarn leck; trotzdem wurde die Fahrt nach Kiel bei dem stürmi⸗ schen Wetter unter anunterbrochenem Pumpen fortgesetzt Zwei Kilo⸗ meter von Laboe sank der Segler Morgens um 3 Uhr. Die Besatzung des Schiffes, der Kapitän Peters, der Steuermann