1891 / 256 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 30 Oct 1891 18:00:01 GMT) scan diff

Theater und Musik.

Friedrich Wil helmstädtisches Theater.

Gestern Abend wurde Die Ba soche“, komische Oper von Carré, deutsch von R. Gense, Musik von A Messager, zum ersten Male aufgeführt. Zum Verständniß des Textes ist eine Er—⸗ klärung der ‚Basoche“ erforderlich. Sie war zur Zeit der Regierung König Ludwig's TJ. von Frankreich, allo zu Beginn des 16. Jahrhunderts, eine Zunft der Pariser Parlaments ⸗Advokaten, die unter versckiedenen anderen Vorrechten auch das, batte, sich alljährlich ibren König zu wählen, der in feierlicher Audien; vom König von Frankreich empfangen wurde. Die Würde des Königs der Basoche erlangt, als Sieger gegen den Mitbewerber Roland, Clement Marot, der aber seine Ehe mit Colette verbeim lichen muß, weil zum König dieser Zunft nur ein Unvermählter ge wählt werden darf. Die junge Frau ist aus einem kleinen Orte ibrem Gatten heimlich nach Paris gefolgt, um ihn auf— zwsuchen, und findet ihn kurz vor der Stadt in dem Gasthof zur „Zinnernen Schüssel', von wo der feierliche Einzug des Königs der Vasoche beginnen soll. Gleichzeitig ist in der Nähe dieses Gaft hofes die jur Gemahlin des Königs Ludwin's TII. bestimmte Schwester des Königs Heinrich VIII. von England, Marie, in Begleitung des Herzogs von Longueville, dem sie in Vertretung des Königs angetraut war, angekommen, um von hier ihren feterlichen Einzug in Paris zu balten. Tas Zusammentreffen dieser beiden Paare in dem kleinen Gastbofe ist Veranlaffung zu einer ganzen Reibe der lustigsten Verwechselungen, die, wenn auch nicht immer geistreich erdacht, doch zumeist sehr komisch wilken und einen unterhaltenden Stoff für den Text der Oper bieten, Tie den Text begleitende Musik von Andts Messager ist zum Theil bervorragend und steht ganz auf dem Boden der Richard Wagner' ichen Richtung; ganz besonders im zweiten Akt beim Vortrag der von Colette gesungenen Pastourelle und eines Duetts von Colette und Marie fand sie die waärmste Anerkennung der zablreich versammelten Zuhörer. Unter den Darftellenn muß wegen des munteren humorvohen Spiels und wegen der guten gesanglichen Leistung Fräulein Collin in der Rolle der Colette in erster Reihe genannt werden, welcher Herr Steiner als König der Bafoche Clement Marot aleichwerthig zur Seite stand. Fräulein Offener als Marie von England war eine statt⸗ liche Königin von Frankreich und konnte wohl durch ibr Spiel, jedoch durch ihren Gefang weniger als sonst befriedigen Die Rollen des Herzogs von Longueville und des Guillot, des Wirths im Gafthaus zur, Zinnernen Schüssel', wurden von den Herren Hanno und Steinberger in erheiterndster Weise, die vom Dichter stief⸗ mütterlich bedachte Rolle des Königs Ludwig von Herrn Epstein so gut gegeben, wie es die Dichtung zuließ. Für die vortreffliche NAusstatfung und Einstudirung wurde nach dem zweiten und dritten Aft dem Birektor FZulius Fritsche der gebührende Tank in der üblichen Weise abgestattet.

Pbilbarmonie.

Die Ankündigung, daß Francesco d' Andrade in der Pbil⸗ harmonie ein Concert geben würde, batte die Erwartungen des Berliner Publikums auf das Höchste gespannt. Es war in der That von großem Interesse, dem als Sänger und Darsteller so bedentenden Rünstler im Corcertfaal zu begegnen und es bewundern zu können, wie er auch in deutschen Liedern von Schumann durch tiefe Empfindung der Vortragsweise und durch musterbaft deut⸗ liche Aussprache, die den Romanen bei deutschem Text bekanntlich sehr schwer wird, excellirte. Sein klangvoller, bis in die Tenorlage mit Leichtigkeit binaufgebender Bariton. der auch schnelle Passagen und Triller in allen Lagen mit der größten Klarheit auszuführen im Stande ist, kam in der Scene und Cavatine aus der Oper „Ernani“ von Verdi „Gran Dio!“ in dem Trinkliede aus Hamlet“ von Thomas fowie in dem Liede des Toreador aus Bijei's Oper Carmen“ ganz vorzüglich zur Geltung Die Schumann'sichen Lieder „Ich grolle nicht! und ‚Wanderlied', sowie das Vasto⸗

rale von daß der unermüdliche Künstler si

daß zahlreiche

ausgebildet ist, trug zwei mit Begleitung des Orchesters und und Moszkowski vor und Ausdrucksweise erkennen

H. Berlioz, der

Omphale

von Saint ⸗Sasns und in der Begleitung der Arien wiederum

sehr Tüchtiges.

Im Berliner Theater folgt der auf morgen angesetzten dies jãhrigen gleich am an Sonntag Nachmittag

ersten

Montjoye wãbrend

Montag z werden. Das Lustspiel von Michael Klapp und Adolf Gerstmann Die Komödie Seiner Durchlau am Hoftheater zu Dresden einen vom Königlichen Theate worden ist, wird am Ber

bolung, und am

bereitet.

Herr Gustav Kober hat von der Direktion des Lessing⸗ Thea. ters einen dreimonatigen Urlaub zu einem Gastspiel in New Jork

erhalten.

Im Residenz⸗

Josepbine Pagay (Estelle die Herren Reicher (Hornus),

(Sautecotur).

Im Belle ⸗Alliance Märchen „Die Heinzelmänncken wieder in Scene. Zur Vorftellung bleibt Fas Ausstattungsstück Jung ⸗Deutschland zur See“ auch ferner noch auf dem Spielplan.

Am Sonntag Mittag 12 Uhr findet, wie bereits mitgetheilt, in nie die öffentliche Hauptvrobe zum ersten Concert des Pbilbarmonischen Chors (Dir. S. Ocht) statt; unter den Mitwirkenden befinden sich Fräulein Clotilde Kleeberg, die gemeinschaft⸗ sich mit Fräulein Emma Koch Mojart's Klavier concert für zwei Klatiere spielen wird, und Herr Eugen Gura, der den Baritonpart in Mendelssohn's Walpurgisnacht? und zudem Lieder am Klavier singt, verkauf findet bei Bote u Bock statt. Philbarmonisfchen Concert unter H von Bülow's Leitung,

der Phil barmo

Bi et

erregten

sympbonischen

Aufführung

Estber

in dem Professor Joachim zum Viclinconcert spielt,

Bruch sche

führung.

Der

Wirkliche

Mannigfaltiges.

Geheime Rath Professor war, wie Ffesige Blälter berichten. am Mittwoch Vormittag bei Beginn seiner Vorlesungen Gegenstand einer Huldigung, die ibm von

seinen Zabörern bereitet wurde.

Pbvsikallschen Institut der Univerität betrat, Kolleg über die matbematische Tbeorie ginnen, fand er Tisch und Demonstratignstafel mit Lorbeerguirlanden Bei seinem Eintritt erhob sich das Auditorium, in dessen Hartmann dem Jubilar nachträglich die Glückwünsche

umzogen.

Namen Herr

zum 70. Geburtstage darbrachte.

ch noch zu einigen Zugaben veranlaß füblte Die Begesfterung stieg bierauf zu einem solchen Höbepunkte, Damen ihm die Hände reichten. Die Pie Marie Wonfowska aus Warschau, die unter Rubinftein's Leitung tze aus dem dritten Concert ihres Lebrers zwei kleinere Klaviersoli von Gbopin ließ eine sebr sichere Technik und lebendige Das Orchester unter Leitung des Herrn Herfurth leistete in der Ausführung der Karneval ⸗Quverture“ von

Sonntag Abend die erste

cht bedeutenden Erfolg errungen hat und r zu Hannover liner Theater zur baldigen Darstellung vor—

Theater tritt morgen Abend in Daudet's Schdcuspiel „Das Hinderniß' Herr Rudolf Rittner zum ersten Male als Didier auf. In die übrigen Rollen theilen sich die Damen Moser⸗Sperner (Margquise von Alein), Emmy Neumann (Mandalene), de Castillony, Grete Risa (Noslie) und Lessing (Gerichtsrath) und Jarno

Theater geht morgen Nachmittag das

gelangt auch Raff s Symphonie Leonore. zum ersten Male im Rahmen dieser Concerte zur Auf⸗

einen solchen ge .

Pianiffin Fräulein und todt.

Schaden Gegenden

Dichtung Das Spinnrad der

pierdarena Schauspiels Wieder Julius Caesar“ Geizige! gegeben

des Feuillet'schen

und Der das bei seiner Erstaufführung

1

zur Aufführung erworben

in ihre

Abend⸗

Rom, 26. Oktober. von wolkenbruchartigen Regengüsfen bheimgesucht worden, die an vielen Orten zu Uebers geführt find nach einer Mittheilung der Köln 3. im Alpen- gebiet das Veltlin und die Ufer des Comersees, die Provinzen Brescia und Udine, in der Ebene die Ufer des Po und seiner Neben⸗ flüffe Adda, Ticino. Tanara, die Provinzen Mailand, Padoia und Äleffandria, an der Riviera die Umgebung von Savona und Sam Verlufte an Menschenleben sind nur in der Gegend von Lecco zu beklagen, wo das Dach einer im Bau begriffenen Villa in Folge des Regens einstürzte und zwei Maurer erschlug, mehrere andere verwundete. Der an Feldern. Bäumen und Gebäuden fowẽe an Wegen und Brücken angerichtete Schaden ist allentbalben, wo das Unwetter gehaust Fat, bedeutend. Am Meisten baben aber die Eisen⸗ babnkinden gelitten, auf denen durch Ueberschwemmung, Unterspülung Felsstürze und dergl. jum Theil andauernde Verkehrsstörungen ver- anlaßt worden sind, so u. A. auf den Strecken Savona San Giu⸗ ferpe, Aleffandria = Acqui, Novara Domodossola, Genua Visa und So ndrio Colies. Folge der Regengüsse hat neueren Nachrichten zufolge ungewöbnliche Vorsichtsmaßregein veranlaßt. In Ferrara, Robigo, Mantua werden noch gefährliche Ueberschwemmungen befürchtet.

Rom. 26. Oktober. leria versetzt war, beginnt sich, wie der. Köln. 3. berichtet wird, all mählich wieder zu beruhigen. in langeren Zwischenräumen verspürt werden und die Eruptionen an Stãrke 1 haben, kehren die Bewohner aus ihren Nothzelten

ãuser Sizillen berübergekommen war, um allenfalls erforderliche Sicher heitsmaßregeln anzuordnen, zwischen hat auch der von der meteoroloagischen Centralstelle in Rom nach Pantelleria entsandte Prefessor Rieco aus Palermo den neu⸗ gebildeten Krater in einem Boost besucht und theilt mit, daß auf der Meeretfläcke zablreiche Blöcke schwimmen, die innen weißalühend sind und von Zeit zu Zeit vlatzen. ̃ dem Senkblei ließ bei 326 m Tiefe noch keinen Grund finden.

Sosnowice, 29 Otltober. In Dombrowna ˖ Gornic a lst nach einer Meldung des D. B. OH. in der Koblengrube. Koblenschacht eingestürzt.

Paris) ein Fünf Bergleute sind verschüttet Ober⸗Italien ist in den letzten Tagen

chwemmunngen und schwerem haben. Die am Stärksten mitgenommenen

Das andauernde Steigen der Flüsse als

Die Bevölkerung der Insel Pantel! Da nur noch schwache Erschütterungen

zurück Der Präfekt von Trapani, der aus

kat die Insel wieder verlassen. In-

Eine Untersuchung des Kraters mit

Der Karten⸗ Im nächsteg (iweiren) das neue (dritte)

ersten Male

von Helm boltz

Als er den kleinen Hörsaal im um sein angekündigtes der Elektrodynamik zu be⸗

Wetterbericht vom 30. Oktober, Morgens 8 Uhr.

Weingartner. dem Serail. von Bretzner.

Temperatur

Stationen. Wind. Wetter.

GSerr.

in O Celsius

M O OC t ho C. 40 R.

Bar. auf 06r. u. d. Meeressp red. in Millim

Max Grube. Mullaghmore Sonntag: Aberdeen .. Christiansund Kopenhagen. Stockbolm. aparanda t. Petersburg Moßkau ... 764 Cork. Queens · tommn Cherbourg

4 Nebel 1 wolkig 6 bedeckt 2 halb bed. 2 wolkig 2 wolkig 771 2 wolkig 7 1 bedeckt

von Schikaneder.

gartner. Anfang

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Frauen. 8 'Arronge. Max Grube.

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1wolkenl.)

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166 OJO 6wollenlot c n, J L' wolkenlos Trlest .... 166 ONO 1wolkenlos

1 Reif. 2) Nachm. u. Nachts Schnee. Y) Nachts Schnee. ) Mittags Graupeln und Schnee.

üebersicht der Witterung.

Fast ganz Europa steht unter dem Einflusse eines Hochdruckgebiets, dessen Kern über dem südlichen Rordseegebiet liegt. Ueber Central. Europa dauert die vorwiegend nördliche und nordöstliche Luftströmung bei kalter beiterer Witterung fort, nur an der ost— deutschen Küste sowie in Sachsen fällt stellenweise Schnee. Die Temperatur liegt in Deutschland er⸗ heblich unter dem Mittelwerthe, in Münster, Han— nober, Karlsruhe und München um 8 Grad. Fast Überall fanden Nachtfröst: statt, im Binnenlande und an der ostpreußischen Küste herrscht meist noch Frost⸗ wetter. Dagegen ist es in Bodöé um 124 Grad wärmer als in München, und um 2 Grad wärmer als in Lesina. Aussichten auf waͤrmeres Wetter sind zunächst nicht vorhanden.

Deutsche Seewarte.

Die Sklavin. wig Fulda.

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6 ö ünster... Karlsruhe .. Wiesbaden. München.. Chemnitz.. Berlin. ... Wien.... Breslau ...

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burg.

Francis Stabl.

Oper in 35 Gene.

Federmann.

VUbstaecle).

Theater Anzeige: .

Rönigliche Schauspiele. Sonnabend: Opern baus. 222. Borstellung. Cavalleria rusti-

Anfang 73 Uhr.

dem gleicht amigen Vostestäck von Verga. Musik

von Pietro Masecagni. Ober Regisseur Tetzlaff Dirigent: Kapellmeister Vorher: Die Entführung aus Oper in 3 Akten von Mozart. Anfang 7 Ubr.

Schauspielhaus. 232. Vorftellung. Schauspiel in? Vorgängen von Ernst von Wildenbruch. In Scene gefetzt vom Ober⸗Regisseur Anfang 7 Uhr. Opernhaus.

7 Uhr.

Sonntag: Die Sklavin. Montag: Das Wintermärchen.

In Scene

223. Vorstellung. Zauberflöte. Oper in 2 Akten von Mozart. Text In Scene gesetzt vom Ober- Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Wein⸗

Schauspielhaus. 233. Vorstellung. Lustspiel in 4 Aufjügen r In Scene gesetzt vom Ober ⸗Regisseur

Anfang 7 Uhr.

Zeutsches Theater. Sonnabend: Zum 1. Male: Schauspiel in 4 Aufzügen von Lud—⸗

Berliner Theater. Sonnabend: Neu einstudirt. Anfang 7 Ubr. J Sonntag: Nackm. 26 Ubr: Julius Cäsar. Abends 75 Uhr: Montjoye. Menteg: Efther. Der Geizige.

Tessing - Theater. Sonnabend: Die Groff⸗ sftadtiuft. Schwank in 4 Akten von Ogcar Blumen thal und Gustav Kadel burg.

Sonntag: Die Großstadtluft. Schwank in 4 Vkten von Oscar Blumenthal und Gustav Kadel—⸗

Anfang 7 Uhr.

Hierauf,

Wallner Theater. Sonnabend: Zum 12 Male: Gewagte Mittel. Lastspiel in auf allgemeines Ver⸗ langen: Cavalleria Rerolina. Infang 7 Ubr.

Sonntag u. die folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.

Friedrich Wil helmstãdtisches Sonnabend: Mit neuer Ausstattung und verstärktem Srchester: Zum 3. Male: Die Basoche. Komische Akten von Carrs. Musik von Andrs Messager. gefetzt von Julius Fritzsche. Dirigent: Kapellmeister Anfang 7 Uhr. Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

Nesidenz Theater. Direktion: Sigmund Lauten; burg. Sonnabend: Zum 1 Male; Das Hinderniß ö Schauspiel in 4 Akten von Alphonse

Daudet. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg.

Sonntag und die folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.

Zelle Alliance- Theater. Sonnabend: Zum

ana (Gauern Ehre). Oper in 1 Auftug vac 93. Male mit durchweg neuer glänzender Ausstattung stẽ an Dekorationen, Koftümen, Ballets, Waffen ⸗Requi˖

Deutsch von R.

gesetzt vom

Text

Der neue

Die

æohlthätige von Adolph

3 Akten von

Theater.

In Scene

siten, Beleuchtungseffecten ꝛ. Jung⸗Deutschlaud zur See. Großes Ausstattunge-Jeitbild in 4 Akten [7 Bildern) von Ernst Niedt. Im 6. Bilde: Wirk⸗ liches Rennen auf der lebenden Pferden. Anfang 73 Ubr.

Sonntag: Jung ⸗Deuischland zur See. Rachmittags 37 Ubr: Kinder ⸗Nachmittags⸗Vor⸗ stellung zu bedeutend ermäßigten Preisen. Zum vor— letzten Male; Die Heinzelmännchen. Märchen ˖ Kömödie mit Gesang und Tanz von Oscar Klein. Fauteuil und Parquet 1 ; Die näckfte Volks. Vorstellung ju Volkepreisen (ämmtliche Plätze des Theaters 1 M findet Sonn tag, den 8. November, statt. Zur Auffühtung ge—⸗ langt: Der Verschwender.

Vorverkauf von heute ab an der Kasse.

Adolph Ernst-Theater. Sonnabend: Zum 61. Male: Der große Prophet. Gesangsposse in 4 Aften von Leon Treptow. Couplets von Gustav Görß. Mußtk von Gustav Steffens. Mit voll⸗ ständig neuen Kostümen. Die neuen Dekorationen find aus dem Atelier der Herren Wagner und Bukache. In Scene gesetzt von Adolph Ernst. Anfang 71 Uhr. Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

Buübne von

Alte Jakobstraße 30.

Direktion: Emil Thomas. Sonnabend: 3. 10 M.: Unruhige Zeiten, oder: Lietze's Memoiren. Posse mit Gesang in 3 Akten (8 Bildern) von Emil Pohl für das Thomas Theater neu bearbeitet. Die neuen Couplets von A. Bender. Musik von A Conradi und J. Doebber. In Scene gesetzt von Emil Thomas. Anfang 74 Uhr.

Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

Thomas - Theater.

Concerte.

Sing Akademie. Sonnabend, Abends 76 Uhr: Lieder-Abend von Josef Waldner, Bariton.

Concert Jaus. Sonnabend: Karl Mewyder . Concert unter freundlicher Mitwirkung des Königl. Domsängers Herrn Wilh. Rieke. Anfang 7 Uhr.

Arie a. d. Dy. . Johann von Paris. v. Boil zieu, gesungen von Herrn Rieke. Phantasie a. d. Oper „Cavalleria rusticana“ von Mascagni. Am Rbein und beim Wein“ von Ries, gesungen v. Herrn Rieke.

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde.

Am Landes ⸗Ausstellungs Park (Lehrter Babnhof). Geöffnet von 12 —11 Ubr. Täglich Vorstellung im ,, Theater. Nähereä die Anschlag⸗ zetlel.

Circus Renz. Sonnabend: Abends 76 Uhr: Gala Vorstellung. Auf Helgoland, oder; Ebbe und Flutb;, gr hoydrologische Ausstattungs · Pantomime in 2 Abthei⸗ lungen mit National- Tänzen (60 Damen), Aufzügen ꝛc.

Stuttgart, 30. Oktober. der Abgeordneten nahm den Gesetzentwurf, betreffend die Erhöhung der Civilkiste um 200 900 „e, mit 83 gegen 3 Stimmen an. der Antwortadresse auf die Thronrede.

Bern, 30. Oktober. (W. T. B.) Der Bundes rath hat die vier erledigten Divisions-Kommandos durch die Dbersten Techtermann in Freiburg (2. Division), Schweizer in Zürich (4. Divifion), Meister in Zürich (6. Division) und Fahrländer in Aarau (8. Division) besetzt.

Kopenhagen, 360. Oktober. (W. T. B) Bestimmungen zufolge wird der Kaiser von Rußland den Jandweg nehmen und morgen mit der Kaiserlichen Familie über Fuͤnen nach Fridericia, wohin der russische Hofzug dirigirt worden ist, abreisen.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Nach Schluß der Redaktion eingegangene

Depeschen. (W. T. B.) Die Kammer

Die Kammer begann sodann die Berathung

Den letzten

und infeenirt vom Dir. G. Renz. Kunst⸗ schwimmerinnen drei Geschwister Jobnson. Schluß Tableau: Grande Fontaine Lumineuse, in einer Söße von mebr denn 80 Fuß ausstrablend. Außerdem: Konkurrenz Reiten von Frl. Clot. Hager und Erl. Deeana Rerz. Jeu de la rose, geritten von Frl. Glof. Dager und Mlle Tberesa. 6 Trakehner Rappbengste, zusamm. dressirt und vorgef. von Hrn. Franz Renz Walküren Manöver, geritten von [5 Bamen. 3 Athleten zu Pferde, von den Gebr. Briatore. Mlle. Theresa auf dem 20 Fuß boben Drabtseil. Mlle. Adele, Parforcereiterin Mr. F Chiarini, Jockeyreiter. Mr. Adolf Delbotg, Saltomortalesreiter ꝛ.. Komische Intermezzos von sämmtlichen Clowns.

Sonntag: 7 Vorstellungen Nachmittags 4 Uhr (1 Kind frei); Die lustigen Heidelberger“. Abends 73 Uhr: . Auf Helgoland“.

Von beute ab bleibt die Circus ⸗Kasse an Wochen⸗ tagen von 2 bis 4 Uhr Nachmittags geschlossen.

.

Familien⸗Nachrichten. Verlobt: Frl. Mathilde Freund mit Hrn. Qber Bergrath Ziemann (Breslau). Frl. Jerta Maurer mst Hrn. Prem. Lient. Karl von Gilsa (Berlin = Jüterbog). Frl. Anna Oldenkott mit Hrn. Rechlsanwalt Wilkelm Altenberg (Ahaus Essen, Ruhr). Biͤl. Elisabeth von Sodenstern mit Hen. Hauptmann von Festenberg · Pachisch (Köln —=Tropitten bei Königsberg), Frl. Carla von Bredow mit Hrn. Pastor Heinrich Stollbrock (Buchow · Carpꝛow = Fürstlich Drebna). rl. Emily Göbell mit Hrn. Pastor Friedrich Andrae (Stettin Neutorney = Ribbe kardt bei Greifenberg

i. P..

Verebelicht: Hr. Realgymnasiallebrer Georg Schulz mit Frl. Margareihe Bach (Berlin). Fr. Rittmeister Frhr. von Milkau mit Frl. Sophie Jenny (Dresden).

Geboren? Gine Tochter: Hrn. Rechtsanwalt Peyser (Wreschen). Hrn. Gerichts · Assessor Wertheim (Brandenburg a. O.) :

Gestorben: Hr. Sanitäts⸗ Rath Dr. Wilbelm Moellendorff (Berlin) He. Regierungs⸗Bau⸗ meister Carl Adam (Berlin). Fr. Marie von

Colmar, geb. Lüdecke (3ützen) Hrn. Rittmeister

Frhrn. GC Grote Sohn Eberhard (Trier

Verw Fr. Pastor Mathilde Boetticher, geb Ollen˖

roth (Berlin). Hr. Landrath a. D Richard

. von Buddenbrock Hetterszdorff (Ossen) rn. Oberfl-Lieut. z. D. von Hellvoiff Sohn

Leopold (Naumburg, Saal⸗). Hr. Sanitäts⸗

Rath, Stabsarzt 4. D. Dr. Ferdinand Webse

(Bad Landeck i. Schl.).

Redacteur: Dr. H. Klee, Direktor. Berlin: Verlag der Expedition (Scholy.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags Anstalt, Berlin 8w., Wilhelmstraße Nr. 32.

Fünf Beilagen

Dampfschif⸗ und Bootfabrten, Wasserfällen,

Riesenfontänen mit allerlei Lichteffekten ꝛc, arrangirt

(einschließlich Börsen⸗Beilage).

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs⸗1Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

M 256.

Bescheide und Beschlüsse des Reichs⸗Versicherungsamts, Abtheilung für Invaliditäts- und Altersversicherung.

59) Nach 5 156 des Invaliditäts- und Altergversicherunge gesetzes ist die Geltendmachung von Ansprüchen auf Invalidenrente während der Uebergangsteit von der Voraussetzung abbängig, daß mindestens für die Dauer eines Beitragsjabres auf Grund der Ver— sicerungepflicht die gesetzlichen Beiträge entrichtet worden sind. Auf eine Anfrage, ob auf die biernach erforderliche Zeit eines Beitrags jahres auch Krankheiten und Zeiten militärischer Dienstleistungen gemäß §. 17 Absatz 2 a. a. O. anzurechnen seien, hat das Reichs · Ver⸗ sicherungs amt. vorbehaltlich seiner instanziellen Entscheidung, unter dem 14 Mai 1891 beja hend geantwortet. Schon der Umstand daß der 8. 17 Ab= satz? 4. a. O für die Zeit nach dem Inkrafttreten des Gesetzes die be⸗

scheinigten Krankheiten und die Zeiten militärischer Dienstleistungen.

unter bestimmten Voraussetzungen der Beitragszeit allgemein gleich stellt, führt dazu, diesen Grundsatz auch auf die im §. 156 a. a. O. vorgeschriebene Pflichtzeit anzuwenden. Hierfür spricht aber auch die Entstehungszeschichte des Gesetzes. Der dem jetzigen 5. 156 ent sprechende frübere 8. 1472 enthielt nach der in der ersten Lesung der Reichstags kommission beschlossenen Fassung die ausdrädliche Be⸗ stimmung, daß für die Erlangung der Inralidenrente die Versicherten während eines Beitraasjahres die gesetzlichen Beiträge leisten oder auf Grund des 5.13 Absatz 2 (das ist der jetzige 5 17 Absatz 2) von der Leistung befreit‘ sein müßten. Obgleich nun bei der von der Kom⸗ mifsion in zweiter Lesung angenommenen Fassung die hervorgehobenen Worte geslrichen worden sind, so geht doch ebensowohl aus dem Kom— missionsbericht wie aus den Originalprotokollen der Kommission her⸗ vor, daß mit jener Streichung eine sachliche Aenderung der früheren Bestimmung nicht bejweckt war, sondern daß die neuere, in das Gesetz übergegangene Fassung nur aus redakticnellen Gründen gewählt wor⸗ den ist (u vergleichen Stenographische Berichte über die Verhand— lungen des Reichstages“ J. Legislaturperiode IV. Session 1888 / 89 5. Band Seite 941, 985).

80) Hinsichtlich der Ausübung der den Vorständen der Ver— sicherungsanstalten nach §S§. 142 ff. des Invaliditäts. und Alters⸗ versicherungsgesetzes zustebenden Strafbefugniß hat das Reichs ⸗Ver⸗ sicherungsamt mirtelst Verfügung vom 1. August 1891 sich dahin ge— äußert, daß der Erlaß von Strafverfügungen gegen diejenigen Arbeit- geber, welche es unterlassen, die Beitrags marken nach §. 103 Absatz 2 a. a. O. „in fortlaufender Reihe“ einzukleben, weder für zulässig noch für zweckmäßig erachtet werden könne Unzulässig erscheint die Fest⸗ setzung einer Strafe deswegen, weil der Thaibestand der in den 55 19 ff. a. a. bezeichneten Handlungen und Unter— lassungen ein anderer ist, als in dem hier in Rede stehenden Falle. Insbesondere ist es nicht angängig, den §. 143 a. a. O. zur Anwendung zu bringen, da nach dieser Bestimmung nur die unterlassene rechtzeitige! Ver⸗ wendung von Marken in zureichender Höbe und in vorschrifts mäßiger Bescheffenheit?' mit Strafe bedroht wird, wäbrend die im § 109 Abfetz 2 a a. O. getroffene Bestimmung über die Art der Einklebung der Marken lediglich eine Ordnungtvorschrift ist, deren Verletzung im Gesetz weder ausdrücklich unter Strafe gestellt ist, nech auch im Wege einer ausdebnenden Interpretation nach den im Gesetz gegebe⸗ nen Strafvorschriften beurtheilt werden kann. Eine solche aus— debnende Anwendung ron Strafvorschriften würde allgemeinen Rechts grundsätzen widersprechen Dazu kommt, daß, wie die Motive zum Gesetz Gu rergleichen „Stenographische Berichte über die Verband⸗ lungen des Reichstages?“ 7. Legie lalutperiode IV. Sessien 1888/89 4. Band Seite 99) hervorbeben, eine Bestrafung der Arbeit geber nur dann einzutreten haben wird, wenn denselben eine böswillige Absicht oder eine grobe Fahrlässigkeit nachzuweisen ist; eine Fest⸗ stellung in ditser Beziehung wird sich aber gegen denjenigen kaum jemals treffen lassen, welcher rechtzeitig Marken in zureichender Zabl und in vorschriftsmäßiger Beschaffenheit verwendet, es aber unterläßt, sie in fortlaufender Reihe einzukleben. Ucberdies stellt sich auch die Verhängung von Strafen in dem vorliegenten Falle keineswegs als ein zweckmäßiges und wirksames Mittel dar, um die Befolgung des §. 109 Abfatz 2 a. a. O. zu sichern. Mehr empfehlen würde es sich, wenn die Versiände, sei es durch Vermittelung der Ortsbehörden, sei es in der Form einer selbst zu erlassenden Bekanntmachung, die Arbeitgeber auf die in Nede stehende Vorschrift des Gesetzes in be— eörender Weise aufmerksam machen wollten.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

In den sozialdemokratischen Versammlungen beschaftigt man sich jetzt aller Orten mit der Berxichterstattung über den Erfurter Parteitag und fast überall werden Zu⸗— stimmungsresolutionen, namentlich auch zu den Beschlüssen des Parteitags über die „Berliner Opposition“ angenommen. In einer solchen Versammlung in Koln ließ sich, wie wir der „Köln. Ztg.“ entnehmen, der Berichterstatter über das Vorgehen des sozialdemokratischen Reichstags-Abgeordneten von Vollmar folgendermaßen aus:

Der Redner bedauerte, daß der Antrag Oertels (Vgl. N. 247 d. B. nicht angenemmen worden sei; zur Klarstellung innerbalb der Partei wäre es besser gewesen, über den Antrag Oertels abzustimmen, selbst auf die Gefahr hin, daß die Partei den Genossen Vollmar ver— loren hätte. Es wären dadurch Mißhelligkeiten vermieden worden, die sich nunmehr bis zum nächsten Parteitag ganz gewiß herausstellen würden. Der Vertreter des Landkreises Köln erklaͤrte den Voll mar'⸗ chen Fall als völlig auegeglichen und begt die Ueberzeugung, daß die Parteidisziplin und das Machlwort des Parteitages die Opposition bald verschwinden lassen werde.

Ueber die Lohnbewegung der deutschen Buch⸗ drucker ist aus Berlin nach dem „Vorwärts“ mitzutheilen, daß dem Beschlusse der allgemeinen Buchdruckerversammlung vom letzten Mittwoch, in allen Druckereien die Forderungen der Gehülfenschafst den Arbeitgebern am gestrigen Tage vor— zulegen, überall nachgekommen wurde. Folgende Firmen sollen die Forderungen bereits bewilligt haben.

8 1) Amelung. 3) Allgemeine Reichs ⸗Kortespondenz. 3) Bading 4 orwärts). 4) Bever u. Münch. 5) Venter u. Nicolas.

M Feister, 75 Gensch. 8) Grohmann. 9) Hartmann. 13 in Erben (Intelligenz Blatt). 11) Hecht, Robert.

o, 13) Horn u. Raasch. 14) Kerskes. 15) Küchen⸗ me /. W l6) Lange. 17) Maurer, Werner u. Co. 18) Pionier. 5) ne ettäht, delt. = 6 hl ein (Beriiner S itung3z =

stein Sport Zeitung und Die Welt). 22) Union (Borg—⸗ mann). 6. 23) Willmer.

Bei Vorlegung der Forderungen kam es zu drei Arbeits— niederlegungen und zwar bei L. H. Schumacher mit 43, Bernstein mit 33, und Cohn mit 5 Gehülfen.

Die Versammlung der Buchdruckereibesitzer, welche

Berlin, Freitag, den 30. Oktober

vorgestern hier in Berlin stattfand, nahm eine Resolution an, in der es Blättermeldungen zufolge heißt:

»Die Berliner Prinzipalität lehnt es ab, für Berlin gesonderte Vereinbarungen zu treffen, sondern hält solche nur durch die Bertreter der Allgemeinen Deutschen Prinzipalität und Gehülfenschaft für mög- lich. Unter allen Umständen lehnt sie die Erhöhung des Lokal zuschlages sowie die Einfübrung etwaiger Lokalabschläge von dem allgemeinen Tarif entschieden ab, wird aber sonst einem auf obige Weise entstandenen allgemeinen Tarif ibre Zustimmung nicht versagen.“

In Stettin scheint einer Zuschrift der „Köln. Ztg.“ zufolge ein Aus stand der Buchdrucker unvermeidlich zu sein. Am Sonnabend findet noch eine Buchdrucker ⸗Versammlung stait, zu der die Prinzipale eingeladen sind; doch dürfte es schwer zu einer Entscheidung kommen, da die Gehülfen von der Forderung der Neun⸗Stunden⸗Arbeit nicht abgehen wollen.

Aus Frankfurt a. M. meldet das D. B. H.“, daß drei dortige große Zeitungsverleger eine Theuerungszulage von 5. oso bewilligten bis nach Festsetzung des zu vereinbarenden neuen Tarifs. Die Verbandsmitglieder wollten hierauf nicht eingehen.

Aus Lerpzig berichtet die ‚Lpz. Ztg.“: Es vergeht jetzt kein Tag, an dem nicht Anzeigen über Ungebübrlichkeiten und Un— gesetzlichkeiten der in den Buchdruckerausstand schon einge⸗ tretenen oder noch eintretenden Arbeiter und Arbeiterinnen ein liefen. Die Zugänge zu den gesperrten Druckereien müssen bei Beginn und Schluß der Arbeitszeit polizeilich bewacht werden, um den Behelligungen der Arbeitenden nur einigermaßen zu steuern. Trotzdem feblt es nicht an Beschimpfung: n und Bedrohungen, die schon zu einer ziemlich hohen Zahl von Anzeigen geführt haben. Dies sind indessen nur bedauerliche Begleiterscheinungen jedes größeren Ausstandes. Neu dagegen ist wenigstens hier in Leipzig der Versuch, Maschinen und Arbeitsmaterial der gesperrten Druckereien zu be⸗ schadigen.

Bie Schriftgießergehülfen Leipzigs baben am Mittwoch beschlossen, sich an dem Ausstande der Buchdrucker zu betheiligen. Es war zu diesem Bebufe eine Versammlung einberufen worden, zu der sich einschließlich der Hülfsarbeiter etwa 406 Personen eingefunden batten. Die letzte Ver sammlung der Schriftgießer batte beschloffen, die Antwort der Prinzipale auf den ron den Gehülfen ihnen vorgelegten neuen Tarif abzuwarten, ehe die Massenkündigung vor sich geben sollte. Die Antwort lag gestern vor und enthielt eine runde Ablebnung des Tarifs, der die neunstündige Arbeitszeit (einschließlich der Pausen) und die Entlohrung nach der Gewichtsberechnung an Stelle der bisherigen Tausendberechnung, auch für einzelne Arbeiten eine sehr erhebliche Lohnerhöhung (bis zu 100 o 0) gefordert hatte. Die Versammlung beschloß, am 30. Oktober die Kündigungen einzureichen und das Ergebniß an demselben Tage in einer neuen Veriammlung zusammerzustellen und bekannt zu geben. Eine von 500 Persenen befuchte Veisammlung der in den Druckereien und Schriftgießereien beschäftigten Arbeiterinnen und Hülfs⸗— arbeiter hatte am Dienstag denselben Verlauf wie die gleichzeitige Buchdruckerversammlung. (Vel. die gesttige Nr. 255 d. Bl..

Der Schuhmachertag für Hessen, Hessen;: Nassau und Frankfurt a. M., der am 25. d. M. in Frankfurt zusammentrat, nahm, wie der Vorwärts“ mittheilt, eine Resolution an, in der den Buchdruckergehälfen für den Fall, daß sie zum Ausstande schreiten, thatkräftige Unterstützung zugesagt wird.

Die Arbeiter -Kontrollmarken kommen, wie der „Frkf. Ztg.“ aus Berlin geschrieben wird, in der Textil— branche immer mehr als Kampfmittel der Arbeiter zur An⸗ wendung. Nachdem bereits seit längerer Zeit Arbeiter⸗-Kontroll— marken für Hüte und Wirkwaaren bestehen, soll nunmehr auch eine „Kontrollmarke deutscher Schneider und Schneiderinnen“ eingeführt werden.

Aus Bayreuth meldet ein Wolff'sches Telegramm, daß in dem Hofer Landesfriedens bruch Prozesse wegen der Revolte gegen die Siemens'schen Arbeiter bei der Kabellegung sieben Än: geklagte freigesprochen, die übrigen mit Freiheitsstrafen von drei Mondoten Gefängniß bis zu 21 Monaten Zuchthaus belegt wurden.

Wie aus Mons telegraphisch berichtet wird, sind wegen der Theilnahme an den im März d J. im Kohlenrevier „Belle et bonne“ bei Flenu ausgebrochenen Unruhen sieben Bergleute zu Strafen von acht Tagen bis drei Monaten Gefängniß veruriheilt worden.

In den Bergwerken von Auchel haben, wie W. T. B.“ aus Arras meldet, bereits 1800 Grubenarbeiter die Arbeit ein—⸗ gestellt.

Bergarbeiterlöhne in England.

. Ein Bericht über die Lobnbewegung unter den Arbeitern in den britischen Bergwerken und Steinbrüchen gelangte dieser Tage in London als Blaubuch an die Oeffentlichkeit. Die Angaben sind jedoch von wenig aktuellem Interesse, da sie sich nur auf die Jahre 1885 und 1856 erstrecken. Beachtenswerth sind indeß die Bemerkungen des Herausgebers, Mr. Giffen, zum Schluß seines Berichts. Er weist darauf bin, daß seit den genannten Jahren eine allgemeine Lohnerhöhung stattgefunden, die sich auch auf die Kahlen⸗ und Bergwerksindustrie erstreckt hat. Nach seiner Be⸗ rechnung betrugen die im Jahre 1885 in der Kohlen, und Bergwerks—⸗ industrie zur Auszahlung gelangten Löhne 27 00000 Pfd. Sterl., dagegen im Jahre 1890 43 000000 Pfd. Sterl. Der Durchschnitts⸗ jahreslobn des einzelnen Mannes betrug 1885 52 Pfd., Sterl., 1890 mehr als 66 Pfd. Sterl. 10 sh, was einer Aufbesserung von mehr als 28 0 gleichkommt.

Kunst und Wissenschaft.

44 Die Königliche National-Galerie bereitet eine Sonderausstellung von Werken des unlängst verstorbenen, vielseitig und hoch beanlagten Kar! Stauffer-Bern vor, die ein umfassendes Bild von dem Schaffen des allzu früh heimgegangenen Künstlers zu geben verspricht. Bekanntlich leistete Stauffer⸗Bern nicht nur auf dem Gebiet der Bildniß⸗ malerei und Radirung Hervorragendes, sondern wandte sich in den letzten Jahren seines Lebens, die er zumeist in Italien verlebte, auch mit vielem Erfolg der Bildnerei zu.

Die alljährliche Versammlung der Permanenten Kommisfion der Internationalen Erdmessung

fand diesmal in der Zeit vom 8. bis 17. Oktober in Florenz statt. Die Permanente Kommission hatte seit der letzten Ver⸗ einigung ihren langjährigen verdienten Präsidenten General Ibanez, Marquis von Mulhacen, durch den Tod verloren und sah sich daher zur Wahl eines neuen Präsidenten veranlaßt. Von ihren elf Mitgliedern waren acht erschienen. Außerdem waren noch achtzehn andere Delegirte verschiedener Länder der an sie ergangenen Einladung zur Theilnahme an den Sitzungen der Permanenten Kommission gefolgt, sodaß von den siebenund⸗

1891.

zwanzig dem Unternehmen angehörenden Staaten zwölf Ver⸗ tretung gefunden hatten, nämlich Baden, Belgien, Dänemark, Frankreich, Griechenland, Hamburg, Italien, die Nieder⸗ lande, Preußen, die Schweiz, Serbien und Spanien. Deutsch⸗ land hatte den. Direktor der Berliner Universitäts⸗ Sternwarte, Geheimen Regierungs-Rath Foerster, den Ab⸗ theilungs Chef der Königlich preußischen Landesaufnahme, Qbersten Morsbach, den Direktor des Königlich preußischen Geodätischen Instituts und Centralbureaus der Internationalen Erdmessung, Professor Helmert, den Direktor der Sternwarte in Hamburg G. Rümker und den Professor Haid aus Karls⸗ ruhe entsandt.

. Die Sitzungen fanden im Stadthause, dem Palazzo della Signoria (P. vecchioh, in dem durch seinen Gobelins schmuck ausgezeichneten Gemeinderathssaale statt. Die erste Sitzung wurde durch den Minister des öffentlichen Unterrichts Villari mit einer warmen Begrüßungsrede eröffnet, worauf der Vize—⸗ Sindaco Dainelli den Willkommen der Stadt Florenz aus⸗ sprach. Dankende Erwiderungen erfolgten durch den General⸗ Lieutenant Ferrero aus Florenz, Präsidenten der italienischen Gradmessungskommission, und den ständigen Sekretär der Permanenten Kommission, Direktor Hirsch aus Neuchatel.

Das Andenken des Generals Ibanez wurde durch einen längeren Nekrolog, den der ständige Sekretär zum Vortrag brachte, geehrt. Als neuer Präsident ging aus der Wahl Herr H. Faye zu Paris, Mitglied des Instituts von Frank⸗ reich, hervor, der seinerseits den General Ferrero zum Vize⸗

zrasidenten ernannte.

Die folgenden Sitzungen waren den Berichten des stän⸗ digen Sekretärs, des Direktors des Centralbureaus, der Finanzkommission, der Delegirten über ihre letzten Arbeiten, sowie den Berathungen über die weiteren Arbeiten der Per⸗ manenten Kommission gewidmet. Es zeigte sich wiederum ein erfreulicher Fortschritt auf allen Gebieten.

Der Direktor des Centralbureaus konnte u. A. berichten, daß die von der Permanenten Kommission nach Honolulu im April d. J. ausgesandte Expedition (Dr. Marcuse) Behufs Breitenbestimmung und Kooperation mit verschiedenen deutschen und anderen Sternwarten seit Anfang Juni in Thätigkeit sei und bereits für drei Monate befriedigende Nesultgte in seine Hände hahe gelangen lassen. In Folge dessen wurde einer Spezialkommission die Aufgabe zugetheilt, bis zur nächsten Versammlung einen Plan zur ständigen Ueberwachung der Breitenänderungen mit den erforderlichen Kostenanschlägen auszuarbeiten. Bis dahin wird auch das Centralbuxreau voraussichtlich in der Lage sein, die entscheidenden Ergebnisse der auf ein Jahr bemessenen Beob⸗ achtungsreihe zu Honolulu und die gleichzeitigen Ergebnisse von Berlin (Dr. Battermann) und anderen Sternwarten vor—⸗ zulegen.

ö. Die nächstjährige Versammlung wird auch der Frage der Wahl eines einheitlichen Nullpunktes der Höhen für Europa, die seit längerer Zeit die internationale Erd⸗ messung beschäftigt hat, näher zu treten haben. In Bezug hierauf legte der Direktor des Centralbureaus eine größere Arbeit des Centralbureaus (ins besondere des Herrn Dr. Börsch) vor, welche die gegenseitige Höhenlage der Mittelwasser der Meere in Centtal-Europa und Frankreich auf Grund der in den letzten sünfundzwanzig Jahren ausgeführten Nivellements untersucht und Aufschlüsse über die Genauigkeit der letzteren giebt. Das Ergebniß dieser Arbeit ist der Annahme eines gemeinsamen Nullpunltes nicht günstig, weil die Nivellements trotz ihres hohen Genauigkeitsgrades doch nicht genau genug sind, um ein ganz Europa umfassendes einheitliches Höhensystem befriedigend herzustellen. Man wird es vielmehr bei den Einzelsystemen der ver⸗ schiedenen Länder bewenden lassen müssen. Da sich auch herausgestellt hat, daß die gutbestimmten Mittel— wasser der deutschen Oßseeküste und der Küstenlinie von Cux⸗ haven bis zum biskayischen Meerbusen sowohl unter sich wie gegen die Mittelwasser zu Marseille, Genua, Triest und an verschiedenen benachbarten Orten nur um 1 bis 2 Dezimeter in der Höhenlage von einander abweichen, während man früher u. A. nach Maßgabe älterer Nivellements glaubte, das Mittelwasser zu Marseille läge nahezu 1 m tiefer als dasjenige bei Brest, so wird man alle Angaben über starke Abweichungen in der Höhenlage der Mittelwasser mit Vorsicht aufzunehmen haben und der unentbehrlichen Grund⸗ lage der Höhenangaben, die das Meeresniveau für die Erde im Ganzen genommen liefert, auch innerhalb des europäischen Kontinents einen nicht geringen Werth neben den Nivellements beizumessen sich veranlaßt fühlen.

Eine interessante Mittheilung konnte der ständige Sekretär, der das gleiche Amt auch bei der internationalen Maß⸗ und Gewichtskommission verwaltet, über die Ergebnisse der Ver⸗ gleichung der Toise von Bessel mit dem Internationalen Meter zu Breteuil machen. Der erstgenannte Maßstab wurde vor mehr als einem halben Jahrhundert von dem berühmten Königsberger Astronomen in die Erdmessung eingeführt und auf ihm beruhen daher eine ganze Reihe wissenschaftlicher Angaben von Bedeutung. Zur Reduktion auf Meter bediente man sich des vor⸗ geschriebenen, sogenannten legalen Verhältnisses. Die neue Ver⸗ gleichung zeigt, daß dieses Verhältniß um 1174 009 seines Betrages zu vergrößern ist. Da sich annähernd dieselbe Zahl auch bereits aus dem Zusammenschluß der neuen französischen, auf dem Metermaß veruhenden Meridiankette mit Dreiecks⸗ ketten der Nachbarstaaten, die auf der Toise beruhen, ergeben hat, so wurde das Centralbureau beauftragt, die den Landesgrenzen naheliegenden Grundlinien der Dreiecksnetze benachbarter Länder durch die vorhan⸗ denen direkten Dreiecks verbindungen auf ihre Ueberein⸗ stimmung zu prüfen. Es ist dies ebenso wie die gewünschte, aber noch vielfach ausstehende Vergleichung der Basisapparate und Längeneinheiten zu Breteuil eine geeignete Maßnahme, die Erdmessungsarbeiten der einzelnen Länder zu einem Ganzen zu verschmelzen.

Dem gleichen Zwecke und zwar in Bezug auf die Schweremessungen wird die angeregte Ausführung des Vor⸗ schlages dienen, in Breteuil eine centrale Station für solche

Messungen und die Vergleichung der Pendel⸗