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fü chemischer, vbysiologischer und maschin entechnischer — Züchtung von reinen Heferasfen und Ertbeilung von
Unterricht.
4 Kiel. Die Bauten am Nord⸗Ostsee⸗ Kanal schreiten in der bisberigen Weife fort. Wegebau ten find in nicht unbe · trächtlicher Zahl entweder in der Ausführung begriffen oder doch vor. bereitet. Den Anstoß dazn bat der Beschluß des rovintial-Landtages gegeben, wonach die Provinz sich bereit erklärt, für Nebenwege, die in*rie Klaffe der wichtigeren Nebenwege erhoben und ausgebaut wer
den, Zuschüsse zu leisten. .
Koblenz, 3. November. Einen Ritt von bier über Bingen, Rüdesheim nach Wiesbaden und zurück über Nassau, Ems und den Asterstein unternabm, wie die. Rb. Westf. Ztg. berichtet, der hier zur Dienftleistung beim Feld⸗Artillerie⸗ Regiment Nr 23 eingezogene Tientenant der Reservẽ des Husaren- Regiments König Wilbelm J. [j. Rbeinisckes) Nr. 7, Referendar Dr. Brandes auf seinem ost preußischen Schimmelwallach. Die in zwei Tagen zurückgelegte Strecke beträgt etwa 184 km und hat viele bedeutende Steigungen und Ab⸗ fälle des Weges aufzuweisen. Das Pferd und der Reiter kefanden sich so wohlauf, daß sie sich am dritten Tage noch an einer Schnitzeljagd der Garnison betheiligen konnten.
Aus der Pfalz, 3. November. Zu den pfälzischen Stãdten, die elektriscke Straßenbeleuchtung eingeführt baben. zahlt. wie die „Fikf. Ztg. mittheilt, seit gestern Abend auch das Städtchen Wachenheim am Haardtgebirge Bei Herstellung der Beleuchtungè⸗ anlage ist darauf Rücksicht genommen worden, daß auch an Private elektrisckes Licht abgegeben werden kann. Die Pfalz zählt nunmehr drei Gemeinden, die elektrisches Licht eingeführt haben.
Bremen, 4 November. Die Rettungsstation. Kolberger⸗ münde telegraphirt: Am 4 November von der hier gestrandeten deutschen Galeas Jobann Carl', Kapitän Piver, mit Koblen von Swinemünde nach Königsberg bestimmt, die aus vier Personen be⸗ ftehende Besatzung durch den Raketenapparat gerettet.
Bremen, 5. November. Die Rettungsstation Swine⸗ münde telegrapbirt: Am 4. November, Nachts 11 Uhr, von. der auf dem Westergrund gestrandeten norwegischen Jacht . Perthina . Kapitän Paulsen, mit Heringen von Lybster nach Stettin bestimmt, bier Personen unter sehr schwierigen Umständen durch das Lootsen · Rettungsboot gerettet. Nordoststurm mit schweren Hagelböen.
Bremerhaven, 4. November. Heute ist das er ste Schiff direkt von Bremerhaven nach der deutsch / ostafrikanishen Kolonie abgegangen, und zwar das bisher einer biesigen Rhederei angehörige Vollschiff Favorita“, mit einer Ladung deutscher Koblen nach Dar⸗eg. Salam bestimmt. Die Favorita' ist der. Wes Ztg. zufolge für das deutsch,ostafrikanische Gouvernement angekauft und wird, im Hafen von Dar es⸗Salam angekommen, abgetakelt und als fogenannte Hulk Verwendung finden. Das übrigens noch sebr gut erhaltene und als Schnellsegler bekannte Schiff geht unter Führung des Kapitäns Schacht, welcher schon seit 20 Jahren in der ostafrikani⸗ schen Fahrt beschäftigt gewesen ist, hinaus.
Triest, 4 November. Aus Mittelitalien werden der „Voss. 3. Schneefälle gemeldet; in Venedig, Mailand Turin. Vicenza schneite es heftig; in Vicenza fiel das Thermometer auf fünf Grad unter Null. Aus Sizilien werden heftige Gewitter mit Hagelschlägen gemeldet, die namentlich die Olivenpflanzungen stark
schädigten. . Beauvais, 5. November. Durch einen gestern bei Conty
zuge wurden laut Meldung des. W. T B sechs Personen ver⸗ wundet.
Madrid. Ans Madrid vom 28. Oktober wird dem Hamb. Corr. geschrieben: Der berühmte schiefe Thurm von Saragossa, der mit denen von Bologna und Pisa den dritten im Bunde bildet, flößt seit einiger Zeit den Bewohnern der aragonischen Hauptstadt ernstliche Bedenken ein. Im oberen Theile des merkwürdigen Ge⸗ käudes baben sich Ziegel und Steine losgelöst und mehrere Risse ge⸗ bildet Schon vor Awg dreißig Jahren wurde ein Unterbau von starkem Mauerwerk am Thurm errichtet. Im Jahre 1868 wollte man ibn abreißen. 1874 ließ die Stadtverwaltung, um die Möglichkeit eines Sturzes zu verhindern, die ungeheuere Steinkrönung des obersten Stockwerkes abnebmen, eine schwierige und gefährliche Arbeit. Der schlefe Thurm von Saragossa ist im 15 Jahrbundert erbaut, nach den Urkunden von drei Architekten, einem Christen, einem Muselman und einem Israeliten An der Bauart des Thurmes erkennt man in der That die Vermischung der drei diesen Religionen eigenen Stile.
Bern. Ueber die, wie schon gemeldet, am 30. Oktober erõff nete Bergbabn von Brienz auf das Rothhorn entnehmen wir dem Bund“ folgende Angaben:; Die ganze Bahnlinie hat eine Länge von 76 Km. Die Bergfahrt wird genau 13 Stunden in Anspruch nebmen— Die erstiegene Höhe beträgt 1682 m also genau 67 m mehr als bei der Pilatusbabn; es ist somit die Rotbhornlinie die böchste Alpenbahn. Die Spurweite beträgt 0, m. Die Bahn ist als schmalspurige reine Zahnschienenbahn nach dem System Abt in gleicher Weise wie die Monte Generosobabn ausgeführt worden. Bie böchste Steigung beträgt 25 9ͤ, also weniger als bei der
ilatusbabn. Es ist geradezu erstaunlich, in wie kurzer Zeit die Linie ile worden ist; am 1. Oktober 1890 begannen die Arbeiten. Richt weniger als zehn Tunnels mußten durchgeschlagen, zablreiche Bachuübergänge hergestellt und gewaltige Steindämme errichtet werden. Heute nach wenig mehr denn einem Jahre sind alle Hauptschwierig˖ feiten überwunden, und die von der Lokomotivfabrik Winterthur her⸗· gestellten Maschmen durchfahren sicher das Geleise bis hmauf zur Höhe.
Zürich, 4. November. Die gegenwärtig bier tagende Haupt⸗ versammlung des schweizerischen Vereins zum Rothen Kreuz nahm ein Regulatio über die Vereinigung des Vereins mit dem Samariterbund als Abtbeilung mit selbständiger Organisation an.
Hiogo, 2. November. Ueber das Erdbeben in Japan werden der Times“ folgende weiteren Einzelheiten telegraphirt: Die Wir⸗ kungen des Erdbebens vom vorigen Mittwoch waren so weitreichende, daß man noch am Montag keine zuverlässigen Mittbeilungen über den Lebensversust und den Schaden an Eigenthum erhalten konnte. Tie wildesten Gerüchte waren über die Zahl der Todten verbreitet, doch beläuft sich ibre Zahl wabrscheinlich nicht auf mehr als 3000 In Ogakit wurden 1009 Personen getödtet, bauptsachlich durch zusammenstürzende Gebäude, und dort wie in Gifu folgten dem Erdbeben große Brände, wodurch Viele ibr Leben verloren. Der Hauptstoß war sehr heftig und wãhrte weniger als zwei Minuten. Die folgenden Stöße wären unter ge⸗ wöhnlichen Umständen nicht stark genug gewesen, um großen Schaden arzurichten, aber sie genügten, um die bereits erschütterten Gebäude zum Einsturz zu bringen. Auch wurden dadurch die Schregten der Nacht vermehrt. Die Gisenbabnen und Brücken sind auf weite Strecken zerstört, wodurch es schwer geworden ist, zuverlãssige Nachrichten zu erhalten. An vielen Punkten haben sich breite Risse in der Erde ge⸗ zeigt, in Folge dessen die Wege ungangbar oder gefährlich geworden sind Auf weiten Strecken hat sich das Land gesenkt. Der Vulkan Nakusan schleuderte große Massen Steine und ununter⸗ brochene Ströme Sand und Schlamm aus. Die Form des Berges hat sich in Folge des Ausbruchs vollständig geändert, In den be⸗
troffenen Städten herrscht große Noth und die Regierung wird in
* ibren ne,, Härch die Panik und die schlechte Verbindung
ebr gehindert. ur sehr wenige Europäer sind umgekommen, 982 ö Geschaftshäuser haben große Verluste erlitten.
Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.
München, 5. November. (W. T. B) Die Kammer der Abgeordneten genehmigte ohne Debatte den Etat des Ministeriums der Auswärtigen Angelegen⸗ heiten. Gegenüber den Anregungen der Abgeordneten Frei⸗ herrn von Stauffenberg und von Schauß, betreffnd die Sicherung der Vortheile des amerikanischen Urhebergesetzes für Deutschland, sprach der Minister des Aeußern Frei⸗ herr von Crailsheim die Hoffnung aus, daß die Reichsregie⸗ rung eine für die Interessenten günstige Erledigung der Sache bewirken werde. .
Stuttgart, 5. November. (W. T. B) Bei Ihren Maje täten fand gestern eine Hoftafel statt, zu der die Mit⸗ glieder der Ständeversammlung geladen waren. Der Präsident der Kammer der Standesherren Fürst von Waldburg⸗ Zeil brachte den Toast auf den König aus. Der Präsident der Kamnier der Abgeordneten von Hohl toastete auf die Königin. Der Köni ⸗ erwiderte mit einem Trink⸗ spruch auf die Stände und brachte ein Hoch auf Württemberg aus. — Der Landtag wurde heute durch den Präsidenten des Staats-Ministeriums Freiherrn von Mittnacht im Namen des Königs geschlossen. *
St. Petersburg, 5. November. (W. T. B.) Der gegenwärtig bier tagende Kongreß von Vertretern der Ver⸗ waltungen russischer Eisenbahnen beschloß die Einführung eines allgemeinen, für alle Bahnen geltenden Beförde⸗ rungstarifs, von dem nur mit Genehmigung des Finanz— Ministeriums Abweichungen gestattet sein sollen.
Belgrad, 5. November. (W. T. In unter⸗ richteten Kreisen verlautet, daß der bisherige Finanz⸗ Minister Vuic in den Staatsrath berufen werden würde. Die Meldungen, daß Tau schanovic mit einem Gesandtschafts⸗ posten betraut werden solle, haben noch keine Bestätigung erfahren.
kJ 5. November. (W. T. B.) Dem „New⸗ York Herald“ wird über ein in Santiago gegen den General Canto entdecktes Kom plot aus Valparaiso gemeldet: Juan Mackenna, der sich in den Schutz der amerikanischen Gesandt⸗ schaft in Chile geflüchtet hätte, werde beschuldigt, der Führer der Bewegung zu sein; Theilnehmer seien frühere Offiziere Bal⸗ maceda's; man habe beabsichtigt, Canto, den Commandeur der Landtruppen, zu ermorden. Oberst Gandarillas sei durch das Loos zur Ausführung des Mordes bestimmt gewesen und bereits verhaftet. In das Komplot sei eine Anzahl hervor⸗ ragender Persönlichkeiten verwickelt, auch sei Alles vorbereitet gewesen, um mit den Anhängern Balmaceda's, welche sich in Buenos-Aires befänden, in Verbindung zu treten. Der amerikanische Gesandte Egan stelle jede Verbindung mit Mackenna in Abrede.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
erfolten Zufammenstoß eines Personen⸗ mit einem Güter⸗
Wetterbericht vom 5. November Morgens 8 Uhr.
Stationen. Wind.
Bar. auf 0ᷓGr. u. d. Meeressp. red. in Millim.
Temperatur
SSO W 8M NW
Mullaghmore Aberdeen. Christiansund
1 — 22 — —⸗—— 8 — — 2
Kopenhagen. Stockholm. W 86. SW t. Petersburg NW Moskau... 7 NW
83⸗ Gork,. Queen Dns P 2 O
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3 wofkenl. ) still Schnee?)
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Scene gesetzt vom Ober ⸗Regisseur Tetzlaff Dirigent: Daudet. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Prometheus. Musik von Anfang 77 Ubr
Kapellmeister Sucher. Beethoven. Nach einer mythologischen Tanꝛdichtang CG. Taubert's in 2 Akten von Emil Graeb. Dirigent: Musikdirektor Hertel. Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. 238. Vorstellung. Der neue
Wildenbruch. In Scene gesetzt vom Ober ⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.
Zauberflöte. Oper in? Akten von Mozart. Text don Schikaneder. In Scene geseßzt vom Ober- Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Wein gartner. Anfang ? Uhr. ö . Schauspiel haus. 2359. Vorstellung. Die Augen des Herzens. Familienbild in 1 Aufzug von G. Gallina. Aus dem Italienischen von J. Stinde. In Scene gesetzt vom Ober ⸗Regisseur M. Grube. Am Fenster. Lustspiel in 1 Aufzug von Felix Philippi. In Scene gesetzt vom Regisseur Plaschke, Herrn Kaudel's Gardlnenpredigten. Lustspiel in 1 Aufiug von G. v. Moser. Regie: Hr. Krause. Anfang 7 Ühr.
Beutsches Theater.
der Exceellenz. Sonnabend: Nathan der Weise.
Sorntag: Die Sklavin.
Freitag: Die Kinder
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7167 ON do ü Reif. y Nachts Schnee und Hagelböen. 3) Nachts Regen und Hagelböen. 9 Nachts Schnee. ) Gestern Abend und heute Schnee.
nebersicht der Witterung.
Das Hochdruck ebiet im Nordwesten hat sich weiler südwärts ausgebreitet und bat feinen Wir⸗ kungskreis über ganz Mittel und Sũd: Europa aus⸗ gedebnt, wäbrend eine Depression im hohen Norden lagert. In Deutfchland berrscht bei schwacher Lnft. bewegung meist aus nördlicher und nordöstlicher Richtung kaltes und vorwiegend heiteres Wetter, dessen Fortdauer demnächst wahrscheinlich ist; stellen · weise ist Regen oder Schnee gefallen. Die Tem⸗ pervtur liegt daselbst 2 bis 5 Grad. unter dem Mittel wertke, fast allent balben berrscht leichter Frost
Deutsche Seewarte.
Theater⸗Anzeigen. Königliche Schauspiele. Freitag: Opern— baus. 227. Vorstellung. Orpheus und Eurydike.
Dver in 3 Akten von Gluck. Text nach dem Fran⸗ Ffischen des Moline. Ballet von G. Graeb. In
Derliner Theater. Freitag: 10. Abonn.Vorst. Montjoye. Anfang 7 Uhr. ;
Sonnabend: Either. — Der Geizige. Sonntag: Nachm. 23 Uhr. Zur Vorfeier von Schiller's Geburtstag: Die Jungfran von Orleans. Abends 71 Ubr: Esther. — Der
Geizige. w
Tessing — Theater. Freitag: Die Grof stadtluft. Sckwank in 4 Akten von Ogcar Blumen thal und Gastar Kadelburg. Anfang 7 Uhr.
Sonnabend und Sonntag: Die Großftadtluft. Schwank in 4 Akten von Oscar Blumenthal und Gustav Kadelburg.
Wallner Theater. Freitag: Zum 2. Male: Der flille Afsocis. Posse in 4 Akten von Carl Laufs und Wilhelm Jacoby. Anfang 76 Uhr.
Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.
Friedrich - VMWilhelmstãdtisches Theater. Freitag: Mit neuer Ausstattung und verstärktem Drchester: Zum 3. Male: Die Basoche. Komische Sper in 3 Akten von Carrs. Deutsch von R Gense. Mosik von Andrs Messager. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Dirigent: Kapellmeister Federmann. Anfang 7 Uhr.
Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.
Nesidenz Theater. Direktion: Sigmund Lauten ·
S ĩ ü on Ernst von 99. Male mit durchweg neuer glänzender Ausstattung 5 an Dekorationen, Kostümen, Ballets, Waffen Requi⸗ siten, Beleuchtungseffecten ꝛc. .
5 f j ur See. Großes Ausstattungs⸗ Senne bend: Qpern baus. 23. Votstellung. Dis * Bildern) von Ernst Niedt. Im 6. Bilde; Wirk
Sonnabend u. die folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.
Belle Alliance Theater. Freitag: Zum
eitbild in 4 Akten
liches Rennen auf der Bühne von lebenden
Pferden. Anfang 71 Ubr.
Sonnabend: Jung ˖ Deutschland zur See. Die nächste Volks. Vorstellung zu Volkspreisen (sämmtliche Plätze des Theaters 1 Æ) findet Sonn⸗ tag statt. Zur Aufführung gelangt: Der Ver— schwender.
Vorverkauf von beute ab an der Kasse.
Adolph Ernst⸗ Theater. Freitag: Zum 67. Male: Der große Prophet. Gesangsposse in 4 Akten von Leon Treptow. Couplets von Gustav Görz. Musik von Gustav Steffens. Mit voll⸗ ständig neuen Kostümen. Die neuen Dekorationen sind aus dem Atelier der Herren Wagner und Bukacz. In Scene gesetzt von Adolph Ernft. Anfang 73 Ubr.
Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.
Thomas - Theater. Alte Jakobstraße 30. Direktion: Emil Thomas. Freitag: Zum 1. Male: Der Ftunst⸗-Bacillus. Novität! Posse in 4 Alten von Rudolf Kneisel. In Scene gesetzt vom Ober Regisseur Adolf Kurz. Anfang 77 Uhr. Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.
Coneerte.
Sing Akademie. Freitag, Anfang 73 Uhr: Concert des Pianisten Alberto Jonas mit dem Philbarmonischen Orchester.
Saal der Königl. Jochschule für Musik. Freitag, Anfang 8 Ubr: Concert der Pianistin Fanny Davies unter gütiger Mitwirkung des Herrn Prof. Dr. Jos. Joachim.
Saal der Gesellschaft der Freunde. Freitag, Anfang 8 Uör: Concert von Helene Frank unter gef. Mitwirkung von Frau Hedwig Alberti (Alt) und Herrn Günther Freudenberg (Klav).
Concert aus. Freitag: Karl Meyder · Coneert. II. Virtuosen ˖ Abend. Anfang 7 Ubr.
Hrania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde Am Landes ⸗Ausstellungs ⸗ Park (Lebrter Bahnbof). Geöffnet von 12 — 11 Uhr. Täglich Vorstellung im wissenschaftlichen Theater. Näheres die Anschlag⸗
Circus Renz. Karlstraße. Freitag: Abends 76H Uhr. Große Komiker ⸗Vorstellung. Auftreten der Clowns C. Godlewsky, Herrmann, Gebr. Dianta und Warne. Paul und William, Gebr. Kronemann, 3 Gebr. Briatore, Adolf u. Alfred Delbosq (Pudel), Mieco ꝛc. — Auftreten der Original ⸗Ansleigh⸗ Com vagnie (1 Dame u. 3 Herren), sowie der vorzüglichften Reitkünstlerinnen und Reitkünstler. — Außerdem: Bal et Concert hippique von 8 Schimmelhengsten, dargestellt, dressirt und vorgefübrt von Herrn Franz Renz — Schulpferd Negro, geritten von Mlle. Vidal ꝛc. — Zum Schluß der Vorstellung: Zum 49. Male: Auf Helgoland, oder: Ebbe und Fluth“. roße bydrologische Ausstattungs⸗Pantomime in 2 btbeilungen mit National-Tänzen (60 Damen), Auf⸗ zügen 2c. leine neue Einlage: „Die Ulanen“, dar⸗ gestellt von 4 Damen), Dampfschisf⸗ und Boot- fahrten, Wasserfällen, Riesenfontänen mit allerlei Lichteffekten 2c, arrangirt und inseenirt vom Dir. E. Renz. Kunsischwimmerinnen drei Geschwister Jobnson Schluß ⸗ Tableau: Grande Fontaine Lumi- neuse, Riesen Fontaine, in einet Höhe von mehr denn 80 Fuß ausstrablend.
Sonnabend: Jubiläums ˖ Vorstellung. Zum 50. M.: Auf Helgoland“. ;
An Wochentagen blelbt die Kasse von 2 bis 4 Ubr Nachmittags geschlossen.
Sonntaz: 2 Vorstellungen. Nachmittags 4 Uhr (1 Kind freih: Auf mebrfachen Wunsch Leben und Treiben auf dem Eise.“ Abends 77 Uhr „Auf Helgoland.“
mes Q Q mr. Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Marie Zöckler mit Orn Kandidat der Theologie Friedrich Saul (Greiffwald — Greven bei Lübz).
Verebelicht: Hr. Berg Assesior Tschersich mit Frl. Hedwig Hellich (Neu ⸗Weißstein — Hr Prem ⸗ Lient. Gustav von Tungeln mit Frl. Clara von Treitschke (Lüneburg — Berlin).
Geboren: Zwei Söhne: Hrn. Pastor Iskraut (Bielefeld. — Gin Sohn: Hrn. Gerichts Assessor Dr. Franz (Kantb). — Hrn. Edgar von Knebel Doeberitz (Friedrichsdorf). — Hrn. Land⸗ tath Burchhard (Schrimm).
Gestorben: Verw. Fr. Oberförster Anna Elias, geb. Franke (Rauden O. S.). — Hr. Senior ats⸗ besitzer Maximilian vom Berge iu Herrndorf (Berlin) — Hr Kreis Physikus, Sanitäts Rath Dr. med. Bernhard Koehler (Marienwerder). — Fr. Geb Regierungsrath Eugenie Wittgenstein, geb. Falcke (Leipzig).
Redacteur: Dr. H. Klee, Direktor. Berlin:
Verlag der Expedition (Scholgz).
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagg= Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.
Sechs Beilagen
burg. Feeitag? Zum 7 Male: Das Hinderniß (FEiöhbstacle). Schauspiel in 4 Akten von Alphonse
zetlel.
seinschließlich Börsen⸗ Beilage).
Erste Beilage
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
M 261.
Statistik und Volkswirthschaft.
Bureaus für Arbeitsstatistik.
Die Sozialgesetzgebung, welche die Lohnarbeiter vor der zermalmenden Gewalt der „Naturgesetze“ der modernen Volks⸗ wirthschaft schützen will, bedarf theils zu ihrer Ausführung, theils zur Beobachtung der Objekte, auf die sie sich richtet oder richten soll, Spezialorgane. Solche sind die Gewerbe⸗(Fabrik⸗) Inspektoren, die sich auch bei uns eingebürgert haben, die Bureaus für Arbeitsstatistik, die in einer Anzahl auswärtiger Staaten eingerichtet sind, und die Arbeitsämter, die sowohl der statistischen Beobachtung als der Aufsicht dienen sollen, die wohl zuerst ron G. ron Schönberg in seiner 1871 erschienenen Schrift: „Arbeitsämter eine Aufgabe des Deutschen Reichs“ und seitdem auch von anderen Seiten gefordert, aber bisher nirgends ins Leben getreten sind. Wie weit letztere wünschens⸗ werth und überhaupt möglich, bleibe dahingestellt; auch über die zuerst erwähnte Einrichtung, bie Gewerbe-Inspektion, soll hier nicht gesprochen werden; wir wollen nur die zweit— genannte Art von Spezialorganen, die für die statistische Beobachtung der Arbeiterverhältnisse in verschiedenen Staaten bestehenden Anstalten, stizziren.
Die ältesten und bekanntesten Institute für Arbeitsstatistik sind die in den Staaten der amerikanischen Union seit 1869 — das älteste in Massachusets — geschaffenen. Sie führen den Namen „bureau of labor-statisties“ oder einen ähnlichen, und es giebt deren jetzt in 21 Einzelstaaten. Zum Theil geht ihr Zweck weiter als auf Sammlung von Statistiken über die Verhältnisse der Lohnarbeiter, und sowohl die Mittel, die ihnen zu Gebote stehen, wie die Art, in der sie ihre Aufgaben erfüllen, sind recht ungleich. Da diese einzelstaatlichen Einrichtungen eine gleichmäßige Ausbreitung über die Union nicht gewinnen und ein Zusammenwirken nicht erzielen konnten, wurde im Jahre 1885 von der Bundesregie— rung in Washington ein Arbeitsbureau für die Vereinigten Staaten gegründet, das im Jahre 18838 zu einer Central— behörde auch dem Range nach, dem Department of Labor, erhoben wurde. Dieses hat nach dem Gesetz vom 13. Juni 1888 die Aufgabe: „unter der Bevölkerung der Vereinigten Staaten nützliche Erkundigungen einzuziehen und zu ver— breiten, die mit der Arbeit, im allgemeinsten und umfassendsten Sinne des Worts, in Zusammenhang stehen, insbesondere aber in deren Beziehung zu Kapital, Arbeitszeit, Verdienst der männlichen und weiblichen Arbeiter und über die Mittel der materiellen, sozialen, geistigen und sittlichen Wohlfahrt der letzteren“. Die Vorstände des Labor⸗-Department und der Bureaus der einzelnen Staaten halten Jahreskonferenzen zu gegenseitiger Anregung und Förderung ab.
In Eng land ist im Jahre 1885 ein Labour Bureau als Zweig des Board of Trade (Handelsamts) errichtet worden, und ihm wurden folgende Aufgaben zugewiesen: 1) Darstellung der Arbeitslöhne in den letzten 50 oder 60 Jahren auf Grund von Parlaments-Blaubüchern und anderen Quellen, 2) Er— gänzung dieser Statistik durch eine ähnliche fremdländische Lohnstatistik aus den zu Gebote stehenden Materialien, 3) Zu— sammenstellung einer Statistik über die Lebenslage der arbei— tenden Klassen, 4) weitere genauere Erhebungen über Lohn, Arbeitszeit, Arbeits gelegenheit und das Verhältniß, in welchem die Arbeiter an den verschiedenen Lohnsätzen partizipiren, 5) Statistik der Preise und der Lebenskosten in- und außer— halb Englands.
Eine eigenthümliche Entwickelung hat in der Schweiz die Organisation der Arbeitsstatistik genommen. Dort ist im Jahre 1887 vom Schweizerischen Arbeiterbunde ein „Arbeiter— Sekretariat“ errichtet worden, für das aus der Kasse der Eidgenossenschaft ein Geldzuschuß geleistet wird und dem gewisse öffentliche Befugnisse beigelegt sind. Als seine Aufgabe ist „die Untersuchung der Arbeiterverhältnisse und die amt— liche Vertretung der Arbeiterinteressen bei Gesetzgebungs- und Verwaltungsfragen“ bezeichnet; es ist also hier schon ein Schritt nach der Richtung eines „Arbeits-Amts“ hin gemacht.
Die jüngste Einrichtung auf diesem Gebiete ist das Oftice du travail in Frankreich, das durch das Gesetz vom 21. Juli dieses Jahres ins Leben gerufen ist. Seine Aufgabe ist folgendermaßen umschrieben: Informationen Betreffs der Arbeit zu sammeln und zu verbffentlichen, namentlich in Betreff der Lage und Entwicklung der Produktion, der Arbeits— organisation, der Entlohnung der Arbeit, ihrer Beziehung zum Kapital, der Lage der Arbeiter; Vergleichung des Standes der Arbeit in Frankteich und im Auslande; ferner, alle ihm vom Minister für Handel und Gewerbe aufgetragenen, in dieses Gebiet einschlagenden Arbeiten auszuführen. Das Amt hat einen „Service central und einen „service extérieur, letzteren, um durch Kommissare Erhebungen an Ort und Stelle zu machen. .
Neuerdings ist in Italien der Deputirtenkammer von dem Abg. Pugliese ein Antrag auf Schaffung eines Bureaus für Arbeitsstatistik eingereicht worden, in dem auch die For— derung enthalten ist, daß lokale, gemeindliche Unterämter einzurichten seien, die für das Centralamt die erforderlichen Daten zu sammeln haben.
In einem folgenden Artikel soll über Ausstattung und , der hier genannten Stellen Einiges gesagt werden.
Invaliditäts und Altersversicherung.
In der Zeit vom J. Janngr bis Ende Oktober 1891 sind bei der Invaliditäts⸗ und Altersversicherungeanstalt Berlin 1715 Altere⸗ tentenansprüche erhoben worden. Davon sind anerkannt 1141, abgelehnt Z30, auf andere Weise erledigt 20, während 24 unerledigt auf den November übernommen worden sind.
Zur Arbeiterbewegung.
Das sozialdemokratische Centralblatt „Vorwärts / berichtet weiter über zahlreiche sozialdemokratische Versammlungen in deutschen Städten, die ihre Uebereinstimmung mit den Be⸗ schlüssen des Erfurter Parteit ages in Resolutionen aus— gedrückt haben. Bemerkenswerth ist aber folgende Mittheilung des Blattes über eine Versammlung deutscher Sozialdemokraten,
Berlin, Donnerstag, den 5. November
die sich in der Schweiz aufhalten. In Zürich fand am 31. v. M. eine von etwa 150 Personen besuchte öffentliche Versammlung deutscher Sozialisten statt, in der die Vorkommnisse auf dem Erfurter Parteitag besprochen wurden. Nach lebhafter Debatte wurde folgende von dem „Genossen“ Hans Müller eingebrachte Resolution mit 77 Stimmen an⸗ genommen:
In Erwägung, daß das Reckt der freien Meinungsäußerung jedem Parteigenossen ohne Unterschied zustebt, in Erwägung, daß der Parteitag die Befugniß nicht hat. Beschlüsse zu fassen welche die Ausübung des Rechts der freien Meinungsäußerung verhindern und gesäbrden in Erwägung, daß in der Form der Kritik nicht allein von der Oprosition, sondern ebenso sehr von den Mitgliedern des Parteivorstandes und der Fraktion gefeblt wurde, in endlicher Er— wägung, daß der Nachweis nicht erbracht wurde, daß die Oppo—= sition eine Schädigung der Partei beabsichtigte und aus verwerf— lichen Motiven zu ihrer Kritik und Haltung veranlaßt wurde, erklärt die Versammlung: Die Sozialdemokraten in Zürich wollen das Recht der freien Meinungsäußerung obne Einschränkung jedem Genossen ge⸗ wahrt wissen und sind daher mit dem Ausschluß der Opposition nicht einderstanden. Sie erklären, daß sie die Ausgeschlossenen wie Aus—⸗ geschiedenen, solange sie auf dem Boden der rerolutlonären Sozial demokratie steben, als Genossen betrachten und behandeln wollen. Sie drücken endlich den Wunsch aus, der nächste Parteitag möge den Aas— schließungsbeschluß für ungültig erklären und damit zeigen, daß in der Partei Raum ist für Sozialdemokraten aller Schatürungen.
Aus Essen wird der „Dortm. Ztg.“ berichtet, daß eine
am Sonntag abgehaltene Vorstandssitzung des Bergarbeiter⸗ Verbandes „Glückauf“ den Beschluß gefaßt hat, auf Kosten des Verbandes wieder ein eigenes Organ zu schaffen, das den Mitgliedern gegen Erhöhung des monatlichen Bei— trags von 20 auf 30 8 kostenfrei zugestellt werden soll. Das Blatt wird in Essen, Bochum oder Dortmund gedruckt und von Herrn Friedr. Becker redigirt werden. An alle Ortsvereine wird die Aufforderung ergehen, binnen vierzehn Tagen Ver⸗ sammlungen abzuhalten, in denen der Vorstandsbeschluß einer Besprechung unterzogen werden soll. Von den Berliner Arbeitern der Nahrungsmittelgewerbe, be—⸗ sonders von den Bäcker und Schlächtergesellen wird der Voss. Ztg.“ zufolge ein engeres Zusammengehen nach Art des Kartells der Bauhandwerker geplant. Eine große öffentliche Ver— sammlung der Schlächter⸗ und Bäckergesellen Berlins, zu der auch die Müller, Brauer, Pfefferküchler und Konditoren eingeladen sind, ist auf nächsten Sonntag einberufen worden. In dieser Ver— sammlung soll nach einem Vortrage des sozialdemokratischen Reichs— tags Abgeordneten Bebel die Frage erörtert werden, wie eine engere Verbindung zwischen den Arbeitern der verwandten Berufe anzubahnen sei.
Die Zahl der im Ausstand befindlichen Glacshandschuh— macher wird im ‚Vorwärts“ angegeben auf überhaupt 177 Ver⸗ heirathete mit 357 Kindern und 103 ledige Arbeiter; davon entfallen auf Friedrichshagen (bei Berlin) 61 Verheirathete mit l01 Kindern und 2 Ledige, auf Burg 22 Verheirathete mit 35 Kindern und 7 Ledige und auf Osterwieck 94 Verheirathete mit 221 Kindern und 94 Ledige. Die Handschuhmacher in Zeitz haben die Arbeit seit Montag wieder aufgenommen.
Zur Kennzeichnung der weiteren Entwicklung und des
gegenwärtigen Standes der Lohnbewegung unter den deutschen Buchdruckern stellen wir folgende neueren Nach— richten zusammen: In Berlin betrug nach einer Mittheilung der ‚Voss. Ztg.“ die Zahl der im Ausstande befindlichen Setzer uns Drucker gestern etwa 1309, doch waren diese Aueständigen fast insgesammt durch Zu— zügler ersttzt worden. Am 7. d. M. soll der allgemeine Aus stanmd eintreten. — Bis gestern Mittag soll, nach Angabe der Kommission der Berliner Buchdruckergehülfen, bei 47 Firmen, die zusammen 926 Gehülfen beschäftigen, die Bewilligung der Gehüͤlfen⸗ forderung oder doch eine derartige Einigung erfolgt sein, daß die Gehülfen ihre Kündigung zurücknebmen konnten. — Wie der Vorwärts“ mittheilt, haben gestern wieder mehrere Berliner Firmen die Forderungen der Buchdrucker bewilligt, darunter die Hof-Buch— druckerei von Möser und die Hof ⸗Buchdruckerei von Gebr. Ra detzk i. In den letzten Tagen sollen über 70 Vereinsmitglieder in Druckereien, welche die Forderungen bewilligt haben, neu eingestellt worden sein. In Dortmund fand am Dienstag eine Buchdruckerver⸗ sammlung statt, in der nach der ‚Westf Fr. Pr‘ mit großer Mehrheit, nach anderen Berichten mit knapper Mehrbeit beschlossen wurde, den Arbeitgebern die allgemeinen Gehülfenforderungen zu unterbreiten; wenn eine Einigung nicht stattfindet, soll am nächsten Sonnabend die Kündigung erfolgen
In Halle a. S. sind der ‚Köln. Ztg.“ zufolge die Forderungen an 49 Gehülfen bewilligt, während 65 Gehülfen ihre Kündigung ein⸗ gereicht haben, 10 Gehülfen haben in Folge der Kündigung eines Prinzipals die Arbeit niedergelegt.
Aus Würzburg erfährt der Fränk. Kur.“, daß die Aussichten der Gehülfen dort sehr schlecht stehen; vielfach wurde die Kündigung bereits wieder zurückgenommen. Die Prinzipale haben sich dabin geeinigt, keinen bei diesem Anlaß Gehenden in ibre Geschäfte auf— zunehmen. Die Zeitungsdruckereien sind auf alle Fälle gedeckt, dagegen muß der Werk- und Aceidenzsatz manche Beschränkung erleiden.
In Wien hat, wie der ‚Verwärts“ berichtet, in der Porzellan malerei ⸗Anstalt von Franz Vörfl das gesammte Malerpersonal die Arbeit niedergelegt. — Die Wiener Hutmacher und ihre Hülfsarbeiter erklärten in einer Versammlung die Verbesserung ihrer Arbeitsverhält⸗ nisse für dringend nothwendig und beschlossen mit allen Kräften zur geeigneten Zeit für die Verkürzung des Arbeitstages einzutreten.
Aus Budapest wird der „Fikf Ztg.“ telegraphisch berichtet: In Oroshaza wurde ein Komplot entdeckt; der aufgelöste Arbeiterklub beabsichligte nach dem Muster des Rosenthaler Attentats ein Verbrechen auszuführen. Der Arbeiter Franz Mari war eigens nach Budapest gercist, wo er verhaftet wurde.
Ueber 20 000 Schuhmacher Londons ist, wie der Hamb. Corr, mittheilt, seit dem ersten November eine Arbeits sperre derhãngt worden, als Folge eines Theilausstandes bei zwei Firmen im Ostend Die Meister vereinigung antwortete darauf mit einem Ultimatum, das die Androhung eines allgemeinen Lock-ont für den Fall der Nichtwiederaufnahme der Arbeit bis zum 31. Oktober enthielt. Der Fall des Ultimatums ist nun eingetreten. — Die am Wear besckästigten Maschinenbauer begannen, wie wir der Londoner „Allg. Corr.“ entnehmen, am Sonnabend den seit lange drohenden Ausstand. Auch die Ma schinenbauer von Neweastle und Tyneside legten am Nach⸗ mittag die Arbeit nieder. Die Streitfrage bildet die Bezahlung für Reberzeit. Es besteht die Hoffnung einer schnellen Beendigung des Ausstandes. Die Ausstaͤndigen zählen 30 000 Mann. — Der Arbeiter= führer Tom Mann hat nach einer Mittheilung der Korrespondenz einen riesenhaften Plan für den Londoner Hafen den er auch der Arbeits kommission diefe Woche vorlegen will. Der Graf schaftgrath soll eine Reihe neuer Docks bauen, deren Verwaltung mit Nutzen
1891.
so eingerichtet werden kann. daß die Tonne (2000 Pfd.) Waare 3 4 weniger kostet, wie bisher, während die Arbeiter höhere Löhne das ganze Jahr bekommen können. Für die aus diefem Grunde zu ent lassenden Arbeiter will Mann gleichfalls sorgen Er bofft, daß sein Plan der richtige ist um Ordnung unter die 250 Werftbesitzer, die . Getreidespeicherei⸗Eigenthümer und die vier Dockgesellschaften zu ringen.
Aus Havre wird der Berliner Volksztg“ berichtet: Die Schieds⸗ männer in der Angelegenbeit der Bockarbeiter erkannten in ihrer Berathung an, daß der Direktor Dupont die bei der letzten Arbeits⸗ einstellung eingegangenen Bedingungen ausgeführt babe Diese sind: 1) Aafrechterhaltung der Klassifizirung unter den alten Bedingungen; Y) Gewã hrung einer Zulage von zehn Francs monatlich für die Arbeiterklassen; 3) eine Zulage von 15 Fr. monatlich für die Arbeits aufseber; 4 einen Tagelohn von sechs Francs für die Huülfsarbeiter. Die Schiedsmänner rathen den Arbeilern, die Arbeit wieder auf- zunehmen.
Aus Rom wird der ‚Voss. Ztg. telegraphisch mitgetheilt, daß der Pol tzei⸗Präsident die Erlaubniß einer öffentlichen Versammlung der beschäftigungslosen Arbeiter Roms verweigert hat.
. In Sy dn ey haben der Londoner ‚Allg. Corr. zufolge sämmt - liche Schneidergesellen die Arbeit niedergelegt, um höhere Löhne zu erzwingen. Der Gewerkverein der Näherinnen wird sich ihnen wahrscheinlich anschließen. Es würde dies der erste Frauenstrike in der Kolonie sein.
Die Lage der landwirtbschaftlichen Arbeiter in Enzland.
Der Engländer Sir John Gorst, der Vertreter der britischen Regierung auf dem Berliner Arbeitskongreß, bat neuerdings die Lage der landwirthschaftlichen Arbeiter studirt. Einem Berichterstatter des Dailv Chronicle gegenüber erklärte er, daß er in der Löfung der Frage der ländlichen Arbeit den Schlüssel zu dem großen Arbeits—⸗ problem erblicke Ueber die von ibm vergefundenen ländlichen Zustände bemerkt er im Wesentlichen u. . Folgendes: „Ich babe Erhebungen veranstaltet in den Grafschaften Essex und Suffolk, in Südwales und Somerset, wie auch im Süd westen Irlands, in West-Cork,. Kerry und Limerick. Ich habe mich mit Vertretern aus allen Klassen unterbalten, mit Arbeitern und ihren Frauen, mit Geistlichen und, wenn immer es angängig war, auch mit den Guteherren, und ein sehr schätzbares Material als Re⸗ sultat meiner Mübe erbalten. Man begegnet vielfach der Ansicht, daß der Verstand des englischen landwirtbschaftlichen Arbeiters beschränkt ist. Das ist nicht wahr. Der englische landwirtbschaftliche Arbeiter kann langsam sein er ift jedoch aufgeweckt und weiß genau, was er will... Eme Untersuchung, welche die Lösung der landwirthschaftlichen Frage zum Zweck hat, sollte zunächst feststellen, welcken Lohn der Landarbeiter verdient und wie groß seine sonstigen Einnahmen sind. Die meisten von ihnen verdienen, wern nicht viel, so doch immerhin eine Kleinigkeit nebenbei .. . Wir sollten ferner ermitteln, wie lange sie arbeiten, wie sie ihren Verdienst wieder ausgeben und aus welchen Gründen sie in die Städte kommen. . . . Ueberall unter den Landarbeitern wird der Schrei nach eigenem Erund und Boden laut. Haben sie nur ein eigenes Stück Land, so glauben sie, sehr gut fertig zu werden. Meine Ansicht ist, daß die Arbeiter nicht mit einem Mal, sondern nach und nach in den Besitz einer Kleinstelle kommen sollten. Um mit drei Morgen Landes und einer Kuh anzucfangen, braucht man Geld und Kenntnisse, die der Arbeiter häufig nicht besitzt. Man gebe ibm zum Anfang, während er noch seinen regelmäßigen Lohn bezieht, einen halben Morgen, dann einen ganjen und mehr im Verhältniß zu seinem steigenden Wohßlstand. . . . Auch die Langeweile des Land lebens treibt viele Arbeiter nach den Städten, und es wäre wünschens⸗ werth, daß die Geistlichkeit und die besser situirten Klassen etwas thäten, um diese Langeweile aus der Welt zu schaffen. In dieser Hinsicht haben die Concerte und Unterhaltungen der Primrose Liga bereits sebr viel Gutes gestiftet. . . . Die von Mr. Chamberlain geplante Altersversicherung ist in einzelnen Theilen des Landes bereits verwirklicht. Mir ist in Essex in einem kleinen Flecken von nur S909 Bewohnern ein Klub bekannt, der 60 Mitglieder zäblt und diesen im Krankheitsfall im ersten Jahr wöchentlich 10 Schilling und in den folgenden Jahren 5 Schilling Krankengelder zablt. Nach dem fünfundsechzigsten Jahre empfängt jedes Mitglied seine Pension, neben der noch eine gewisse Summe fur Begräbnißkosten vorgesehen ist. .. Wie in England ein Schrei, so existirt in Irland ein Hunger nach Land. Die Armuth, die ich im Südwesten Irlands gesehen habe, ist einfach entsetzlich und eine Schande für die Cixilisation. Wir befinden uns in einem Zustande, der mit Revolution endigen muß, wenn nichts inzwischen da jegen geschieht., Gorst bemerkt, daß er hinsichtlich der Arbeiterfrage ganz auf dem konser— vativen Standpunkte stehe, und schließt mit der Frage: ‚Will die konservative Politit nicht dieser Revolution vorbeugen?“
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Sterblichkeits⸗ und Gesundbeitsverhältnisse während des Monats September 1891.
Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts sind im Monat Sextember er. von je 1000 Einwohnern, auf das Jahr berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 22.2, in Breslau 33,83, in Königsberg 25,2, in Köln 32,7“, in Kassel 14,1, in Magde⸗ burg 2738, in Stettin z0,l, in Altona 23,l, in Hannover 190, in Frankfurt a. M. 18,l, in Wiesbaden 248, in München 29,1, in Nürnberg 24,l, in Augsburg 32,“ in Dresden 18,8, in Leipzig 26,0, in Stuttgart 15,5, in Karlsruhe 23,2, in Braunschweig 22.2, in Hamburg 25, in Metz 1538, in Straßburg 24,3, in Amsterdam 20,5, in Brüssel 15,2, in Budapest 25,5, in Christiania 15,6, in Dublin 23,0, in Edinburg 16,2, in Glasgow 19,8, in Kopenhagen 17335, in Krakau 29,l, in Liverpool 22,9, in London 15,öI, in Lyon 18,Ʒ, in Odessa 24.8, in Paris 19.9, in St. Petersburg — in Prag 223, in Rom (August) 18,7“, in Stockholm 16,2, in Triest 31.7, in Turin (August) 16,4, in Venedig —, in Warschau 27,4, in Wien 21,0. — (Für die außerdeutschen Städte ist der Zeitraum von fünf Wochen, vom 30. August bis 3. Oktober, zusammengefaßt worden),
Der Gefundheitsstand sowobl wie die Sterblichkeit im Monat September zeigten in der überwiegenden Mehrzahl der größeren deut · schen Orte dem vorhergegangenen Monat August äbnliche Verhãͤltnisse, während in den außerdeutschen Städten die Sterblichkeit last all gemein eine kleinere geworden ist Die Zahl der deutschen Orte mit sehr geringer Sterblichkeit (bis 15,0 pro Mille und Jahr), die im Vormonat 14 betrug, stieg auf 15 und zwar waren diese Orte: Eschweiler, Glogau, Iserlohn, Kassel, Merscheid⸗ Ohligs, Neunkirchen, Paderborn, Ratibor, Remscheid. Soest, Wesel, Wilhelmshaven. Rostock, Eisenach und Bremerhaven. Aber auch die Zahl der deutschen Orte mit boher Sterblichkeit (über 35,0 pro Mille und Jabr) bat zagenommen und stieg von 17 im Vormonat auf 15 und zwar in; Lichtenberg, Weißenser unh Rixdoif (bei Berlin). Burg, Eisleben, Eberswalde, Hirschberg, Königshütte, Langenbielau, Quedlinburg, Stendal, Weißenfels. Alten burg, Bernburg und Werdau, und erreichte die Sterblichkeit ihr Maximum mit 47,4 (Rixdorf). Eine günstige Sterblichkeit (bis 20,0 pro Mille und Jahr) melden von den deutschean Orten 59 Orte (im