Dampfers ist dem Lande etwas näher gebracht worden, doch schwimmt es noch nicht; mit dem Hochbringen des Vordertheiles ist man gegen
wärtig beschãftigt.
44 Meran. Die Kurliste Nr. 20 vom 7. November ver ⸗ zeichnet 1818 Parteien mit 3296 Personen. Das Wetter ist wunder voll. Den Hauptsammelpunkt der Furgesellschaft bildet die neue, schößne Wandelballe, in der täglich des Vormittags Concert des
Streichorchesters stattfindet.
London, In Sandringham, dem Landsitze des Prüinze nvon Wales, sind die Bauleute emsig an der Arbeit, den durch die Feuers brunst der letzten Woche verursachten Schaden wieder gutzumachen. Die Zimmer des dritten Stockwerkes, die vom Wasser viel gelitten haben, werden neu gebaut. Zum Glück sind die Hauptgemäger un- versehrt geblieben, sodaß die Prinzliche Familie sich trotzdem heimisch in dem Landhause fühlen kann.
London, 9. November. Bei dem diesjährigen Umzug des neuen Lord Mayors fiel, wie die A C.“ berichtet, vom frühen Morgen an ununterbrochen ein feiner Regen hernieder, sodaß sich die Straßen bald in einem kaum gangbaren Zustande befanden. Das hielt jedoch die schaulustigen Londoner keineswegs ab, sich zu dem Festzua zu Hunderttausenden einzustellen Der Umzug trug, da der neue Lord⸗ Mayor Dabid Evans ein Sohn des kleinen Fürsten⸗ tbums Wales ist, einen ganz wallisischen Charakter. Be⸗ fonders gelungen war der Festwagen, der, eine, getreue Nachabmung des Königsthors des Schlofses Carnarvon, die Scene wiedergab, wie Edward L' den wallisischen Häuptlingen den noch in der Wiege liegenden ersten Prinzen von Wales vorstellt. Ein zweiter Festwagen versinnbildlichte die wallisische Industrie. Während des Umzuges fertigte eine kleine fortwährend in Thätigkeit befindliche Maschine etwa 000 Denkmünzen aus dem allein in Wales erzeugten Zinnblech an, die das Wappen des neuen Lord⸗Mayois sowie sein Familienmotto: . rhinwedd ac onestridd“, d. i. . Aus dauernd und ehrlich! als Inschtift emhielten. Auf einem dritten Wagen, der das Fürstentbum Darfstellte, befanden sich wegen ihrer eigenartigen Schönheit berübme Walliserinnen in zeitgemäßen Anzügen, wie in den Schaf, und Bären⸗ peljzen der Vorzeit sowie ehrwürdige Barden und Druiden mit Leier und Harfe Mit lebhaftem Beifall wude das Ramẽegater Rettungsboot begrüßt., dessen Kapitän und Mannschaft in den letzten 26 Jahren 1065 Schiffe vor dem Untergang bewahrt und 377 Menschen das Leben gerettet haben. Eine lange Reihe von Wagen mit dem Lord Mayor und den städtischen Behörden Truppen⸗ abtheilungen, die zahllosen prachtvollen Banner der Londoner Gilden, ein außerordentlich starkes Aufgebot von Schutzleuten zu Faß und zu Pferde, dazu rauschende Musik und das Hurrahrufen und Gejohl der Menge vervollständigten das bunte Bild des Festzuges.
London, 10. November. Wie der Berichterstatter der . Times“ in Rangun mittheilt, würden auch in Ober- Birma gegenwärtig Ver suche angestellt, künstlich Regen zu erzeugen. Man lasse mit heißer Luft gefüllte Ballons in die Höhe steigen, ag denen sich Dynamit oder Schießbaumwolle befinde. Der Sprengstoff werde dann mittels Zeitzünder in der Luft zur Explosion gebracht Die Versuche ständen unter der Leitung der britischen Ingenieur Offiziere
Paris, 10. November. In Nevers wurden nach einer Mel⸗ dung des W. T. B. in einer dortigen Koblengrube Lurch das Herabstürzen des Förderkorbes drei Arbeiter getödtet und
fünf schwer verletzt.
Madrid, 8. November. Die letzten Nachrichten der K. Ztg.“ melden aus Granada, daß die durch die hestigen Regengůsse angerichteten Beschädigungen größer sind, als man bisher annahm. Auch fürchtet man, daß das zum Theil noch im Gebirge weilende Vieh erfrieren werde, da eä wegen der Ueberschwemmungen abge schnitten ist und nicht heruntergeholt werden kann. Es ist nämlich
mittlerweile recht kalt geworden, und aus einzelnen Sierren wird be⸗ reits Schneefall berichtet.
Rom, 10 November. Während der heutigen Vorstellung im Circus von Castellamare stürzte, wie. W T. B. mittheilt, die Estrade ein und riß gegen 500 Zuschauer mit. 100 Personen sollen verwundet sein, darunter zwanzig gefährlich.
Genf. Der Gemeinderath von Genf bat durch eine Kommission das Denkmal des Herzogs von Braunschweig untersuchen lassen, und diese kam, wie Schweizer Zeitungen berichten, zu dem Schluß, es sei der obere Theil des Denkmals abzutragen und die Reiter-Statue auf einem anderen Pletze aufjuslellen. Die Kosten der Abtragung belaufen sich auf 15 006 Francs. Der Gemein derath bat in Folge dieses Antrages die Abtragung beschlossen. Wohin die Reiter. Statue gebracht werden soll. ist noch eine offene Frage. Der Ver⸗ waltungsrath wurde beauftragt, Voꝛschläge zu machen. Aus der Ver⸗ handlung geht hervor, daß der üble Zustand des Denkmals von dem dabel verwendeten schlechten Material herrührt. Für die Folgen kann die Stadtbehörde nicht verantwortlich gemacht werden, denn die Her ⸗ stellung des Denkmals geschah auf. Anordnung der Testaments, exckutoren, und der Architekt, den die Verantwortlichkeit trifft, ist todt, ohne Vermögen hinterlassen zu haben.
Bregenz, 7. November. Das Bregenzer Trogendock, das nunmehr in allen seinen Theilen vollständig fertiggestellt ist und das einzige an Bianengewässern auf dem Kontinent sein dürfte, wurde, wie die Münch. „Allg. Ztg.“ bericktet, am 3. d. M. eröffnet und feiner Bestimmung übergeben. Das Dampfboot „Kaiser Franz Joseph“ ist das erste Schiff, das zur Reinigung und Aushesserung in das Dock einfuhr. Das Entleeren des Bassins soll zwei Stunden in Ansprych nehmen, und man sah am Gröffnungstage zur Mittags stunde schon das stattliche Schiff auf dem Trockenen sitzen.
Nem- Pork, 9. November. In der Kohlenzeche der Susque- banna⸗Kohlengesellsckaft in Nanticoke im Staat Pennsylvanien bat sich nach einem Telegramm des „B R. eine schreckliche Explo⸗ ion schlagender Wetter zugetragen, bei der zehn Personen ge— tödtet und acht andere gefährlich verletzt wurden.
Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.
Wiesbaden, 11. November. (W. T. B.) Der Bot⸗ schafter Graf Schuwaloff und der Legations-Sekretär von Giers sind aus Paris hier eingetroffen. Der Minister von Giers reist mit seinem Sohne nach Stuttgart, um ihn beim Hofe vorzustellen, und begiebt sich von da nach Paris zum Besuche seiner Enkelin.
Wien, 11. November. (W. T. B) . Der Kaiser Franz Josef, welcher heute früh aus Gödöllö eingetroffen war, empfing heute Mittag die Mitglieder der ungarischen Delegation. Die Rede, mit welcher der Kaiser die An— sprache des Delegations-Präsidenten beantwortete, lautet in den Hauptsätzen, wie folgt: .
Mit Befriedigung kann Ich es aussprechen, daß wir mit allen Mächten in durchaus freundlichen Beziehungen steben. In vollem Einklange mit unseren Verbündeten erblicke Ich in der Erhaltung des europäischen Friedens die sicherste Gewähr für das Glück und dos Gedeihen der Völker. Meine dieses Ziel nicht aus dem Auge, und es kommen uns auch von allen Kabineten Versicherungen gleich friedlicher Beftrebungen zu. Zwar hat dieß bisher noch nicht dazu geführt, die Gefahren der politischen Lage Europas zu beseitigen oder die allgemeinen militärischen Rüstungen zum Stillstande zu bringen,
Regierung verliert
da aber das Frieden ebedũrfniß sich so allgemein und einmüthig be⸗ kundet, so erscheint die Hoffnung auf eine endliche Erreichung Jenes Zieles nicht ausgeschlessen. Möge es Mir beschieden sein. Meinen Völkern die frohe Botschaft verkünden zu können, daß die gegen ⸗ wärtigen Sorgen und Lasten des bedrohten Friedens ihr Ende er ⸗
reicht haben.
Die Ihnen zur verfassungk mäßigen Behandlung zugehenden Vor⸗ lagen geben Zeusniß davon, daß Meine Regierungen mit größter Gewiffenhaftigkeit die finanzielle Lage der Monarchie in Betracht gejogen und im Voranschlage für das stehende Heer und die Marine fich fär das nächste Jahr auf die unaufschiebbaren und dringendsteg Be⸗ duͤrfnisse beschränkt haben, wobei sebr wichtige Anforderungen der Heeres ⸗ leitung vertagt werden mußten. In Bosnien und der Herzegowina zeigt sich in allen Zweigen des wirtbschaftlichen Lebens eine stetig fortschreitende Entwickelung. Die eigenen Cinnabmen dieser Länder werden somit auch im nächsten Jahre zur Deckung der Verwaltungs kosten vollkommen ausreichen. Ich bin überzeugt, daß Sie Ihrer Aufgabe Ihre volle Einsicht und Hingebung entgegenbringen und wünsche Ihrer Thätigkeit einen gedeihlichen Erfolg und heiße Sie von Herzen willkommen!“ J ⸗
Dem Präsidenten der Reichsraths-Delegation, welche um 1 Uhr empfangen wurde, wurde auf seine Ansprache vom Kaiser eine analoge Antwort ertheilt. .
Paris, 11. November. (W. T. B.) Das in der gestrigen Sitzung der Kammer mit einer Mehrheit von 32 Stimmen angenommene Vertrauensvotum für den Finanz-Minister Rouvier findet in der Presse eine ver—⸗ schiedene Aufnahme. Die opportunistischen Blätter betonen, daß die Majorität ausschließlich aus Republikanern bestanden habe, welche fest entschlossen seien, die Regierung gegen die Koalition der Radikalen, Konservativen und der Boulangisten zu vertheidigen. Die konservativen Organe meinen, das Votum beweise, daß das Kabinet seine Festigkeit verloren habe. Die zwei verschiedenen Strömungen innerhalb des Ministeriums, in welchem Constans die gemäßigte, Freycinet die radikale Richtung vertrete, müßten eine Kabinetskrise herbeiführen. Die radikalen Blätter schließen aus dem Zwischenfalle, daß die Krise, wenn auch bisher nur latent, bereits vorhanden sei.
St. Petersburg, 11. November. (W. T. B.). Nach einer Meldung aus Sebastopol entgleiste vorgestern bei der Station Melitopol ein Güterzug der Eisenbahn Losowo⸗ Sebastopol. Die Waggons geriethen in Brand, acht davon wurden durch das Feuer zerslört. Das Zugpersonal erhielt tödtliche Brandwunden. .
Mos kau, 11. November. (W. T. B.) Gestern hat hier die Taufe des Großfürsten Dmitry Pawlowitsch, Sohnes des Großfürsten Paul und der am 24 September verstorbenen Großfürstin Alexandra Georgiewna, stattgefunden. Der Feier wohnte auch die Urgroßmutter des Täuflings, die Großfürstin Alexandra Josephowna, bei. . ö
Madrid, 11. November. (W. T. B.) Es finden hier augenblicklich zwischen Spanien, Portugal und England Verhandlungen über Handels vertragsfragen statt.
Ne w⸗Hork, 11. November. (W. T. B.) Ein Telegramm des „New-Nork Herald“ aus Guayaquil besagt, bei den Munizipälwahlen sei es zwischen den gegnerischen Parteien zu Straßenkämpfen gekommen; die Polizei habe beim Einschreiten von den Schußwaffen Gebrauch gemacht und mehrere Personen seien verwundet. Durch die herrschende allgemeine Beunruhigung sei auch der geschäftliche Verkehr ins Stocken gerathen.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
Wetterbericht vom 11. November, =. Morgens 8 Uhr.
illim
Stationen. Wetter.
in O Celsius
Bar. auf 0 Gr
u. d. Meeressp
red. in Mill Temperatur
bedeckt bedeckt beiter
Mullaghmore ‚ 4 1Dunfst 2 6 1
Aberdeen .. Ghristiansund Kopenhagen. Stockholm.
ö ; t. Petersburg
Cort, Queens town ... 8 wolkig Gherbourg. 8 Regen S Regen 3 Dunst 3 halb bed.) 3 halb bed *) 1 bedeckt) 3 bedegt 6 wolkig 6 bedeckt 2 Regen still bedeckt 3 bedeckt
Regen wolkig bedeckt
& & O ] 56 C. — 40 R.
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1
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2 halb bed.)
3 heiter) SSO 2pedegt SO 1wollenlos W 7 Regen still halb bed.
SSO Scl 28
. .
3) Reif. Uebersicht der Witterung.
Ein außerordentlich tiefes Minimum von etwa
720 mm liegt über West⸗England, in seiner Um⸗ ⸗ Seilly
meldet orkanartigen Wind aus Nordwest, Hurst⸗ castle schweren Sturm aus Südwest und Aberdeen Auch an der deutschen Nordsee Südostwinde. In Deutsch⸗ land ift das Wetter im Westen trübe und kälter,
gebung stürmische Winde hervorrufend.
Sturm aus Südost. wehen vielfach starke
Theater⸗Anzeigen.
Königliche Schauspiele. Donnerstag: Dpern⸗ baus. 233. Vorstellung. Die Zauberflöte. Oyer in? Akten von Mojart. Text von Schikaneder. In
Scene gesetzt vom Ober ⸗Regisseur Tetzlaff. Diri⸗ gent: Kapellmeister Weingartner.
frau von Orleans. in 1 Vorspiel und 5 Aufzügen von Friedrich v Schiller. In Scene gesetzt vom Ober ⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.
Trompeter von Säkkingen. nebst einem Vorspiel von Vietor E. Neßler. Ballet
von Charles Guillemin. Wegener. Anfang 7 Uhr. Franen. Lustspiel in 4 Auftügen von Atolph
X'Arronge. Max Grube.
von Berlichingen.
Cyclus kann jedesmal schon 2 Tage vor der betr.
h Reif. Nactts Reif. 3 Glatteis. ) Rei.
Anfang 7 Uhr. 244. Vorstellung. Die Jung
Schauspielkaus. . Eine romantische Tragödie
234. Vorstellung. Der
Opernhaus. Oper in 4 Akten
Freitag:
Dirigent: Musikdirektor Schauspielhaus. 245. Vorstellung. Wohlthätige
In Seene gesetzt vom Ober ⸗Regiss eur
Anfang 7 Uhr. Deutsches Theater. Donnerstag: Die Sklavin. Freitag: Goethe ⸗ Cyelus. 2. Abend. Götz
Sonnabend: Die Sklavin. Sonntag: Der Weg zum Herzen. Der Umtausch der Abonnemente karten zum Goethe
Vorstellung bewirkt werden.
Berliner Theater. Donnerstag: Esther. —
Der Geizige. Anfang 7 Ubr. Freitag: 11. Abonn. Vorst. Der Hüttenbesitzer. Sonnabend: Esther. — Der Geizige. Tessing - Theater. Donnerstag: Die Grof stadtluft. Schwank in 4 Akten von Oscar Blumen- thal und Gustav Kadelburg. Anfang 7 Ubr. Freitag bis Sonntag: Die Großfstadtluft. Schwank in 4 Akten von Oscar Blumenthal und Gustav Kadelburg.
Wallner Theater. Donnerstag: Zum 8. Male: Der stille Afsocis. Posse in 4 Akten ron Carl Laufs und Wilbelm Jacoby. Anfang 74 ÜUbr.
Freitag: Dieselbe Vorstellung.
Friedrich - Wilhelmslädtisches Theater. Donnerstag: Mit neuer Augstattung und verstärktem Orchefter: Zum 14. Male: Die Basoche. Komische Oper in J Akten von Carrs. Deutsch von R. Genese. Mosik von Andrés Messager. In Scene gesetzt von Julius 5 Dirigent: Kapellmeister Federmann. Anfang 7 Uhr,
Freitag: Dieselbe Vorstellung.
RNesidenz Theater. Direktion: Sigmund vauten · burg. Donnerstag: Zum 13. Male: Das Hinderniß (LiGöbstacle). Schauspiel in 4 Akten von Alxhonse Dauret. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Anfang 76 Uhr.
Freitag: Dieselbe Vorstellung.
Muray von Bernh. Buchbinder. Vorher, zum 1. Male: Syrechstunde von 1 bis 3 Uhr Nachmittags.
Lustspiel in 1 Akt von Abrah. Dreyfuß.
Zelle Alliance Theater. Donnerstag: Zum 105. Male: Jung⸗Deutschlaud zur See. Großes Ausstattungs-Zeitbild in 4 Akten von Ernst Niedt. 1 77 6. eutschland ö.
teitag: Jung ˖ Deutschland zur See. . Sonnabend, Nachmittags 34 Uhr: Letzte Kinder-Nachmittags. Vorstellung zu bedeutend ermäßigten Preisen. Die Heinzelmännchen. Märchen ⸗Komödie mit Gesang und Tanz in 7 Bil—⸗ dern von O. Klein.
Adolph Ernst⸗ Theater. Donnerstag: Zum 73. Male: Der große Prophet. Gesangsposse in 4 Akten von Leon Treptom. Gouplets von Gustav Görß. Musik von Gustav Steffens. Mit voll—⸗ ständig neuen Kostümen. Die neuen Dekorationen sind aus dem Atelier der Herren Wagner und Bukacz. In Scene gesetzt von Adolph Ernst. Anfang 73 Uhr. Freitag: Dieselbe Vorstellung.
Thomas - Theater. Alte Jakobstraße 30 Direktion: Emil Thomas. Sensationserfolg dieser Saison. Donnerstag: Zum 7. Male: Der Kunst⸗ Bacillus. Nobität! Posse in 4 Akten von Rudolf Kneisel. In Scene gesetzt vom Ober ⸗Regisseur Adolf Kurz. Anfang 75 Uhr.
Freitag: Dieselbe Vorstellung.
Concerte.
Philharmonie. Donnerstag, Anfang 7 Uhr: Concert vom Sängerbunde des Berliner Lehrer⸗ vereins (Leiter: Prof. Felix Schmidt) unter gütiger Mitwirkung der Damen Frau Prof. Schmidt ⸗Köbne, Frl. Brämer, Frl. Scotta, der Herren van Eweyk, Grahl und des Phil barmonischen Orchesters.
Concert Haus. Donnerstag: Karl Meyder . Foncert. Gesellschafts⸗Abend unter Benutzung der Orgel. Anfang 7 Uhr.
Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde
Am Landes ⸗Ausstellungs Park (Lehrter Bahnhof) GHeöffnet von 12 —11 Uhr. Täglich Vorstellung im 2 Theater. Näberes die Anschlag⸗ zettel. . ö
(43561
Herwarthstraße 4 am Königsplatz. mit dem Triumphjuge Kaiser Constantinzg. v. Morg. 9 Uhr bis zur Dunkelheit.
Sonnabend: Zum 1 Male: Snusarenliebe. Last⸗
spiel in 2? Akten nach dem Ungarischen des Karl!
E Nur noch kurze Zeit. —— National ⸗Panorama „Das alte Rom“ Eintr. tãgl. 0 . Soldaten u. Kinder 25 5.
Circus Nenz. Karlstraße. Donnerstag, Abends
7K Ubr: „Auf Helgoland, oder: Ebbe und Fluth“. große hydrologische Ausstattungs⸗ Pantomime in 2 Abtheilungen mit National-Tänzen (60 Damen), Aufzügen z, Dampfschiss⸗ und Bootfahrten. Wasser⸗ fällen, Riesenfontänen mit allerlei Lichteffekten 3e, arrangirt und inscenirt vom Dir. C. Renz. Kunst⸗ schwimmerinnen drei Geschwister Johnson. Schluß Tableau: Grande Fontaine Lumineuse, Riesen- Fontaine, in einer Höhe von mehr denn 80 Fuß ansstrablend. — Außerdem: Ein mittelalterliches Caropssel, geritten von Damen und Herren, mit einer Quadrille endigend. — Schulpferd Johanniter, geritten von Fil. Oceana Renz. — Emir (Apporteur), dressirt und vorgefübrt von Herrn Franz Ren. — Sisters Lawrence am fl. Travez. — Mr. Fr. Chiarini, Jockeyreiter — Mr. Alex. Briatore, Saltomortales⸗ reiter ꝛ. ꝛc. — Komische Entises und Intermezzos von sämmtlichen Clowns.
Täglich: ‚Auf Helgoland.“
Sonntag: 2 Vorstellungen. Nachmittags 4 Uhr (1 Kind freih: Leben und Treiben auf dem GEiseę. Abends 7 Uhr: Auf Helgoland“.
Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Meta Nowak mit Hrn. Ritter⸗ gutebesitzer Eduard Babel (Nendza —Rosenbach). — Frl. Helene von Gerlach mit Hrn. Friedrich von Woedlke (Hannover = Bolkow).
Verehelicht: Hr. Rentmeister Fritz Selle mit Frl. Maria Schulte (Meinerzhagen)
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Kapitän ⸗Lieut., von Heeringen (Berlin) — Hrn. Lieut. Ernst von Kunowski (Hirschberg). — Hrn. Hauptmann Ernst von Doemming (Neu Ruppin). — Eine Tochter: Hrn. Rechtsanwalt und Notar Floris (Lüben). — Hra. Lieut. Freiherrn von Friesen (Hannover).
Gestor ben: Hrn. Alexander Frhrn. Speck von Sternberg sen Sohn Max (Lutzschena). — Hr. Kanlei Rath Josef Joschko (Münsterberg). — Hrn Diakonus Konrad Sohn Wilhelm (Breslau). — Fr. Kanzlei⸗Rath Olga Equart, geb. Schneider (Breslau). — Hr. General ⸗Lieutenant j. D. Friedrich von Keßler (Stettin). — Hr. Stabsarzt ö gr Richard Theodor Adolz Schuchardt
tlitz).
Redacteur: Dr. H. Klee, Direktor. Berlin:
Verlag der Expedition (Scholz). Drugd der Norddeutschen Buchdruckeret und Verlags Anstalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32. ; Vier Beilagen (einschließlich Börsen · Beilage), und eine Geschäfts ˖ Anzeige der Norddentschen
Brauerei Actien Geseüschaft zu Berlin.
Erste Beilage
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
M 266.
Per son alveränder ungen.
söniglich Preußische Armee.
Portepee⸗Fähnriche ꝛc. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Reues Palaig, H. November. v. Spalding, Major und Escadr. Chef vom Kür. Regt. Kaiser Nikolaus J. von Rußland (Brandenburg.) Nr. 6, unter Stellung à la suite dieses Regts., zum Präses einer Remonte ⸗Ankaufskommission ernannt.
Durch Verfügung des Kriegs ⸗Ministerium 8. 2. No- vember. Plastwich, See Lt. à la snite des Rhein. Fuß⸗Art. Regts. Nr. 8 und Direktion -Assistent bei den technischen Instituten der Artillerie, der Pulverfabrik bei Hanau zugetheilt.
Beamte der Militär ⸗Verwaltung.
Durch Verfügung des Kriegs Ministerium s. 2 Okto- ber. Baumann, Hülfschemiker bei der Pulverfabrik in Spandau, zum Chemiker 2. Klasse ernannt.
30 Oktober. Gebhardt, Zahlmstr. von der Reit. Abtheil. Hess. Feld-Art. Regts. Nr. 11, auf seinen Antrag mit Pension, Sparwaldt, Zahlmstr. vom 3. Bat. 1. Nassau. Inf. Regts. Nr. 87, auf seinen Antrag mit Pension, — in den Ruhestand versetzt.
XIII. (Rtöuiglich Württembergisches) Armee ⸗ Corps.
Offiztere, Port epee⸗ Fähnriche . Eraennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. sé. November. Herzog Wilbelm von Urgch Graf von Württemberg Durchlaucht, Rittm. im Ulan. Regt. König Karl Nr. 19, zum Etcadr. Chef ernannt. v. Mühlwberg, Königl. preuß. Major à Ila suite des Hus. Regts. König Wilhelm J. (J. Rhein.) Vr. 7, kommandirt nach Württemberg, die Stelle des etatsmäßigen Stabsoffiziers im Ulan. Regt. König Wilhelm Nr. 20 übertragen. Frhr. v. Hügel, Major im Inf. Regt. Kaiser Friedrich König von Preußen Nr. 125. dem Regt. aggregirt. Zobel, Major im Inf. Regt. König Wilhelm Nr. 124, Frhr. v. Gemmingen Hornberg, Major im 4. Infant. Regt. Nr. 122, — ein Patent ihrer Charge vom 18. Oktober 1891 verliehen. Frhr. v,. Starkloff, Hauptmann im Generalstabe der 27. Di⸗ vision (2. Königlich Württemberg; zum Major befördert. Bayer, Hauptm. z. D. und Bezirks ⸗ Offizier bei dem Landw. Bezirk Eßlingen, Wagner, Hauptm. im Inf. Regt. Alt Württemberg Nr. 121, — der Charakter als Major verlieben. Haag, Hauptm. und Comp. Chef im Gren. Regt. Königin Olga Nr. 119, in die erste Hauptmannsstelle des Inf. Regts Kaiser Friedrich König von Preußen Nr. 125 versetzt. Pohl, Rittm. und Escadr. Chef im Ulan. Regt. König Karl Nr. 19, àz Ia saite des Regts. gestellt und nach Preußen kommandirt Behufs Verwendung als Escadr. Chef im Schleswig- Holstein. Drag. Regt. Nr. 13, Martin, Hauptm. und Comp. Chef im Inf. Regt. Alt⸗Württemberg Nr. 121, in gleicher Cigenschaft in das 8. Jaf. Regt. Nr. 1258 Großherzog Friedrich von Baden versetzt. Hertz ler, Pr. Lt, im 4. Inf Regt. Nr. 122, unter Versetzung in das Inf. Regt. Alt Württemberg Nr. 121, zum Hauptm. und Comp. Chef, Cleß,. Pr. Lt. im Inf. Regt. König Wilhelm Nr. 124, zum überzähl. Dauptm., Frhr. v. Buttlar ⸗Ziegenberg, Pr. Lt. im Inf. Regt. Kaiser Friedrich König von Preußen Nr. 126, unter Versetzung in das Gren. Regt. Königin Olga Nr. 119, zum Hauptm. und Comp. Chef, — befördert. Breyer, Pr. Lt. im Gren. Regt. König Karl Nr. 123, in das Inf. Regt. Kaiser Friedrich König von Preußen Nr. 125, Hofmann, Pr. Lt. im Drag. Regt. Prinz Wilhelm Nr. 26, in das Ulan. Regt. König Wilbelm Nr. 20, — versetzt. Kapff, Pr. Lt. im Drag. Regt. Prinz Wilhelm Nr. 26, ein Patent seiner Charge verliehen.
Abschiedsbewiligungen. Im aktiven Heere. 30. Ok tober. Frhr. . Gültlingen, Oberst, zugetheilt der 13. Feld Art. Brig. (Königl. Württemberg.), unter Ertheilung eines Patents seiner Charge, sowie der Erlaubniß zum Tragen der Uniform des Drag. Regt. Königin Olga Nr. 25 mit Pension der Abschied bewilligt. Im Beurlaubtenstande. 6. November. Adorno, Ste Lt. von der Inf. J. Aufgebots des Landw. Bezirks Ravensburg, der Abschied ertheilt. .
Im Sanitäts⸗ Corps. 6. No vember. Dr. Hof— meist er, Unterarzt der Res. vom Landw. Bezirk Reutlingen, zum Assist. Arzt 2 Klasse ernannt. Dr. Hu bbauer, Stabs und Bats. Arzt im Fuß Art. Bat. Nr. 13, als Ober-Stabktarzt 2. Klasse mit Pension und seiner bisherigen Uniform, Kappes, Stabsarzt der . Aufgebots vom Landw. Bezirk Heilbronn, — der Abschied bewilligt.
Offiziere,
Beamte der Militär⸗Verwaltung.
s. No vember. Die Unter Apotheker der Res.! Bonz vom Landw. Bezirk Leonberg,C Wieland vom Landw. Bezirk Calw, Hole vom Landw. Bezirk Stuttgart, Frion, Wünsch vom Landw. Bezirk Eßlingen, Becker vom Landw. Bezirk Hall, Bauer vom Landw. Bezirk Mergentheim, — zu Ober⸗-A Apothekern ernannt.
Parlamentarische Nachrichten.
. Der dem Reichstage vorgelegte Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Vereinsthaler öster— reichischen Gepräges, lautet:
S. 1. Der Bundesrath wird ermächtigt, die Außereourssetzung der in Oesterreich bis zum Schlusse des Jahres 18657 geprägten Ver— einsthaler und Vereins ⸗Doppeltbaler unter Einlösung derselben auf Rechnung des Reichs zu dem Werthverhältnisse von drei Mark gleich einem Thaler anzuordnen und die hierfür erforderlichen Vorschriften festzustellen.
S. 2. Der Reichekanzler wird ermächtigt, den Bedarf zur Deckung des durch die CFinziehung dieser Münzen entstehenden Verlustes aus den bereiten Mitteln der Reichs Hauptkasse zu entnehmen.
S. 3. Die im 5. 3 des Gefetzes, betreffend die Feststellung des Reichshaushalté⸗Etats für das Etatsjahr 1891592, vom 22. März 1891 (Reicht-Gesetzblatt Seite 260) dem Reichskanzler ertheilte Er⸗ mãchtigung, Schatzanweisungen zur vorübergehenden Verstärkung des ordentlichen Betriebgfonds der Reichs ⸗Hauptkasse auszugeben, wird bis zum Betrage von 175 Millionen Mark ausgedehnt.
In der Begrün dung wird ausgeführt:
Während der Bundegrath nach Artikel 8 des Münzgesetzeß vom 2. Juli 1873 (Reichs Gesetzblatt Seite 233) ermächtigt ist, die Außercourt setzung der Thaler deutschen Gepräges anzuordnen, kann die Außercourssetzung der in Desterreich bis zum Schluß des Jahres 1867 geprägten Vereinsthaler und Vereins ⸗Doppelthaler nur noch im Wege der Gesetzgebung herbeigeführt werden, nachdem durch das Gesetz vom 20. April 1874 (Reichs Gesetzblatt Seite 35) zwar der — die Verpflichtung zur Annahme bei allen Zahlungen bis zur Außereourssetzung feststellende — Artikel 15 Ziffer ỹ des Münzgesetzes, nicht aber zugleich auch der Eingangs gedachte — die Befugniß des Bundesraths zur Außercourssetzung begründende — Artikel 8 auf dieselben für anwendbar erklart worden ist.
Wie die Motive des Gesetzes vom 20. April 1874 erkennen lassen, war hierfür die Erwägung bestimmend daß die Lösung der Frage, auf welchem Wege in Zukunft die zsterreschischen Vereinsthaler aus dem deutschen Verkehr entfernt werden sollen, durch die künftige Ge⸗ staltung des Silbermarktes und durch die weitere Entwickelung der
Berlin, Mittwoch, den 11. November
Münzgesetzgebung und der Valutenverhältnisse in Oesterreich in maß— gebender Weise beeinflußt werde und daß es sich deshalb empfehle, diese ieh vorläufig offen zu halten.
Neuerdings wird die Regulirung der Valuta Seitens der öster⸗ reichischen und ungarischen Regierung in Erwägung gezogen und vorbereitet
Sobald sie zur Verwirklichung gelangt, würde die — im Interesse der Einheitlichkeit unseres Münzsystems obnehin in hohem Grade wünschenswerthe — Entfernung der Vereinsthaler österreichischen Ge⸗ präges aus dem deutschen Münzumlauf sich als unerläßlich heraus stellen. Denn im Zusammenhange mit einer Neuordnung der Währung würde vorautsichtlich auch die Außergourtzsetzung der bezeichneten Stücke in Oesterreich⸗Ungarn erfolgen. Eine Münze fremden Gepräges, welcke innerhalb ihres Peimathlandes keine Gültigkeit mehr besitzt, nichtsdestoweniger in Deutschland als gesetz⸗ liches Zahlungsmittel beizubehalten, könnte münzpolitisch nicht wohl für angängig erachtet werden.
In Anbetracht dessen erscheint es geboten, auf die rechtzeitige Ab⸗ stoßung der österreichischen Vereinsthaler Bedacht zu nehmen.
Dabei wird davon auszugehen sein, daß es nicht in Frage kommen kann, diesseits die Thaler ohne gleichzeitige Einlösung zu ihrem jetzigen Nennwerthe (1 Thaler = 3 ½ ) außer Cours zu setzen und hierdurch den gutgläubigen deutschen Inhabern einer bisher als gesetzliches Zahlungs mittel anerkannten Münze einen erheblichen Verlust zuzufügen.
Dennoch hätte in Verbindung mit einer Außerecourssetzung die anderweite Verwerthung der zur Einlösung gelangenden Thaler⸗ bezw. Doppelthalerstücke durch das Reich zu erfolgen.
Abgesehen von der Eventualität der Verwendung eines Theilbetrages zur Herstellung von Reichs ⸗ Silbermünzen, ließe sich) diese Verwerthung auf einem doppelten Wege bewirken; einerseits durch die Eigschmelzung der Münzen und durch die Veräußerung derselben als Barrensilber, andererseits durch ihre Zurückführung nach Oesterreich Ungarn, woselbst die Thaler bemw. Doppelthaler gemäß Artikel 8 des Wiener Münzvertrages vom 24. Januar 1857 zum Werthe von 14 bezw. 3 Gulden österreichischer Währung gesetzliches Zahlungsmittel sind.
Welcher dieser beiden Wege demnächst zu beschreiten sein wird, hängt von der weiteren Entwickelung der Verhältnisse ab und kann im Voraus nickt bestimmt werden. Zur Zeit würde die Abschiebung der Münzen in ihre Heimath gegenüber der Veräußerung als Barren silker in finanzieller Hinsicht nicht unerhebliche Vortbeile bieten, welche in dem gegenwärtigen, den Silberwerth übersteigenden Stand der österreichischen Valuta und in dem Wegfall des bei Ein— schmeljzungen sich ergebenden, erfahrungsgemäß auf etwa 3,1 per Mille zu schätzenden Verlustes in Folge von Abnutzung der Münzen be—⸗ ruhen. Naturgemäß wäre ein derartiger Verwerthungs modus aus geschlossen, falls die Thaler in Oesterreich selbst außer Cours gesetzt . bevor ihre Außercourssetzung in Deutschland hätte erfolgen önnen.
Die Gesammtsumme der in Oesterreich bis Ende 1867 geprägten Vereins ⸗Silbermünzen beläuft sich auf:
31060 321 Thaler in Einthalerstücken und 55 528 Thaler in 27 764 Doppelthalerstücken
zusammen: 31 115 849 Thaler — 93 347 547 A
Nach den bei der Einziehung sonstiger grober Silbermünzen in Deutschland gemachten Erfahrungen wird angenommen werden können, daß etwa 20 ,υί des ursprünglich ausgeprägten Betrages durch Einschmelzung anderweite Verwendung, Verlust u. s. w. ausgeschieden sind. Unter Zugrundelegung dieses Prozentsatzes wäre der Gesammt⸗ betrag der noch vorhandenen und nach Lage der Valutaverhältnisse wohl ausschließlich in Deutschland befindlichen Vereinsthaler öster⸗ reichischen Gepräges auf etwa 75 Millionen Mark zu veranschlagen.
„Der Gesetzentwurf beabsichtigt, die rechtzeitige Entfernung dieser Stücke aus dem deutschen Münzumlauf zu ermöglichen und vor— zubereiten, indem er:
in § 1 den Bundesrath ermächtigt, ihre Außercourssetzung unter gleichzeitiger Einlösung zum Werthe von 3 6 — 1 Thlr. anzuordnen. Um die schleunige Ausnutzung etwg sich ergebender Konjunkturen offen zu halten, ist davon abgesehen, diese Außercourssetzung bezw. Einlösung an die bezüglich der deutschen Vereinsthaler in Artikel 8 des Münz— gesetzes vom 9. Juli 1873 festgesetzten Fristen zu binden.
. Durch 5. 2 soll der Rächskanzler zur Deckung des in Folge der Einziehung sich ergebenden Verlustes ermächtigt werden. Dabei ist von der Bezifferung eines Maximalbetrages nach Analogie der Vor schrift in 5. 11 Alinea 2 des Gesetzes, betreffend die Ausprägung von Reicht ⸗ Goldmünzen, vom 4. Dezember 1871 (Reichs ˖ Gesetzblatt Seite 404) mit Rücicht auf die Unmöglichkeit einer genaueren Schätzung des erforderlichen Bedarfs Abstand genommen worden. Die spätere Uebernahme des thatsächlich erwachsenden Verlustes auf Anleihemittel t vorbehalten und würde im Wege der Gesetzgebung zu erfolgen
aben.
CW 3 bezweckt, den Betriebsfonds der Reichs⸗Hauptkasse in dem zur Durchführung der geplanten Operation eventuell erforderlichen Umfange zu verstärken.
Statistik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterstatistik.
Im Anschluß an die Uebersicht, die in den Nummern 261 und 264 über die Einrichtung der Bureaus für Arbeiterstatistik im Auslande gegeben worden ist, wird nun ein Blick darauf zu werfen sein, was die amtliche Statistik bei uns in dieser Beziehung bietet. Besondere statistische Bureaus für diesen Zweig der Statistik giebt es in Deutschland bekanntlich nicht; die Errichtung von solchen in anderen Staaten ist zumeist wohl deshalb geschehen, weil es noch keine statistischen Stellen gab, denen diese Aufgaben überwiesen werden konnten, während bei uns in Deutschland die statistischen Centralstellen des Reichs und der Staaten, die sich nicht auf spezielle Gebiete der statistischen Ferschung beschränken, sondern denen schon jetzt sehr mannig— saltige Aufgaben zugewiesen sind, die Angliederung auch der neuen Aufgaben wohl vertragen könnten. Der Umstand, daß bei uns noch keine besonderen Stellen dieser Art vorhanden waren, hat nicht verhindert, daß doch schon mancherlei in die Arbeiterstatistik gehörige Aufnahmen gemacht und deren Er⸗ gebnisse verarbeitet wurden. e
Die Grundlage aller Arbeiterstatistik wird immer eine Berufs- und gewerbliche Betriebs statistik hleiben, die freilich beide von vornherein aus dem Gesichtspunkte angelegt und durchgearbeitet sein müssen, daß man daran weitere sozial= statistische Forschungen anzuknüpfen im Stande sei Wir haben im Dentschen Reich bekanntlich schon im Jahre 1383 solche Auf⸗ nahmen gemacht, die im Hinblick auf die beabsichtigte Arbeiter⸗ versicherung unternommen worden sind und hierfür auch sehr gute Dienste geleistet haben, Die betreffenden Gesetze wären ohne diese statsstische Grundiage kaum möglich gz worden, und es ist mit diesen Aufnahmen schon ein gutes Stück Arbeiter-
unzureichenden . bütung von. Krankbeit in armen Familien gemacht und hat auch den
Kochkursen und dem Haushaltungs Unterricht eine Unterstützung aus der Ärmenkasse (als vorbeugend wirkend) gewährt. Man hat ferner im letzten Jahr bei bisher unterstützten Altersrenten⸗Empfängern die , Ünterstützung nach einiger Zeit, wenn auch ermäßigt, wieder gewährt. in Berlin gemacht worden; wenn sich schließlich auch keine ziffermäßige Entlastung ergeben hat, so ist doch als Gewinn eine größere und intensivere Fürsorge für die Armen eingetreten.
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statistik geleistet. Natürlich bedürfen diese, da die Ergeb⸗ nisse bald veralten, der Wiederholung und wohl auch einer etwas veränderten Gestaltung, wenn sie anderen Forschungen zur Grundlage dienen sollen.
Es ist aber auch noch eine Anzahl anderer amtlicher Er⸗ hebungen aus neuester Zeit zu nennen, die Beiträge zur Arbeiter⸗ statistik in Deutschland geliefert haben, wenn auch freilich nur nebenbei und nicht in systematischer Weise. Es ist da zu er— innern an die Reichs-Engueten, die im Jahre 1878 über Tabackbau,⸗Fabrikation und ⸗Handel, über die Eisenindustrie und über die Baumwollen- und Leinenindustrie angestellt worden sind, sowie besonders an die Enquete vom Jahre 1887 über die Lohnverhältnisse der Arbeiterinnen in der Wäschefabrikation und in der Konfektionsbranche. Von diesen Enqueten lieferten die über Taback und Eisen allerdings nur spärliches, und die Letztere nur ein auf einzelne größere Betriebe beschränktes Material zur Arbeiterstatistik, und zwar zur Lohnstatistik; die⸗ jenige über die Textilindustrie gab dagegen in den an sie an— geschlossenen statistischen Ermittelungen zwar keine vollständige Darstellung der Lohnverhältnisse, aber immerhin einge wohl— geordnete Uebersicht auf Grund der brauchbaren Angaben einer nicht unbedeutenden Anzahl Industrieller. Außer nach Arbeiter— zahl und Arbeitszeit war nach den durchschnittlichen, für zwölf— stündige Arbeitszeit berechneten Tagesverdiensten von Männern und von Frauen, ferner von jugendlichen Arbeitern, berechnet für zehnstündige Arbeitszeit, und von Kindern (unter 14 Jahren), berechnet für sechsstündige Arbeitszeit, gefragt worden. In den Tabellen dieses umfangreichen Enquetewerkes finden sich sta⸗ tistische Ermittelungen über Löhne in Spinnereien und Webe— reien, die sich auf die Jahre 1859, 67, 77 und N beziehen. Die erwähnte Enquete über die Wäschefabrikation ist im Jahre 1887 durch die Fabrikinspeknren ausgeführt worden und da— durch bemerkenswerth, daß sie sich auch über die wirthschaftliche und soziale Lage der in diesem Industriezweige und in der Konfektionsbranche thätigen Arbeiterinnen ausdehnt; aber nur zu einem kleinen Theil ist das Material in übersichtliche tabellarische Form gebracht, und es hat überhaupt bei diesen Enqueten, mit Ausnahme derjenigen über die Tabackfabrikation, die statistische Durcharbeitung des Materials und seine literarische Verwerthung für weitere Kreise gefehlt.
Ferner besitzen wir Stücke von Arbeiterstatistik in den Jahresberichten der mit der Beaussichtigung der Fabriken be— trauten Beamten, aus denen für das Reich jährlich Zusammen— stellungen gemacht werden. Diese Berichte der Fabrik— inspektoren bieten eine große Menge von Beobachtungen über die wirthschaftliche und soziale Lage der in Fabriken be—⸗ schäftigten Lohnarbeiter, und vermuthlich werden sie in Zukunft noch viel werthvoller werden, da neuerdings das Inspektions⸗ personal eine bedeutende Vermehrung erfahren hat und noch erfahren soll. Aber gerade der Theil der Arbeiterstatistik, an den man zunächst denkt, nämlich die Lohnstatistik, gehört nicht in das Gebiet der Fabrikinspektion und hat demgemäß durch diese Berichte auch nur geringe Förderung erfahren können. Wenn man eine solche erzielen will, so werden also noch andere Organe eintreten müssen.
Als Stücke einer Arbeiterstatistik sür Deutschland müssen ferner auch diejenigen statistischen Berichte angesehen werden, die über die Wirksamkeit der Arbeiter-Versicherungs⸗ gesetze veranstaltet werden, nämlich über die Krankenversiche— rung vom Kaiserlichen Statistischen Amt und über die Unfall— versicherung vom Reichs-Versicherungsamt. Ueber die Invali— ditäts- und Altersversicherung, die erst in diesem Jahre begonnen kat, kann natürlich noch nichts vorliegen. Freilich sind diese Statistiken bis jetzt vorwiegend solche über die Orga⸗
nisation der Versicherung (Zahl der Versicherten, finanzielle
Ergebnisse c., und insbesondere sind die Materialien zur Loh— statistik, die in den Lohnlisten der Berufsgenossenschaften
vorhanden sind, noch so gut wie unbenutzt — eine bemerkens— werthe derartige Statistik ist die der deutschen Buchdrucker—
genossenschaft für 1387 — ; indessen ist doch eben auch diese Statistik der Fürsorge für die Lohnarbeiter ein Theil der Arbeiterstatistik.
So ist also dieses Feld der Statistik, trotzdem nicht, wie in verschiedenen fremden Staaten, besondere Bureaus dafür bestimmt sind, bei uns keineswegs mehr ganz unangebaut, auch wenn wir von dem absehen, was von der amtlichen Statistik der einzelnen Staaten und was von Privatleuten schon darin . worden ist, worüber wir wohl ein anderes Mal sprechen werden.
Armenpflege und Sozialgesetz gebung. Wir hatten in Nr. 254 des R- u. St. A.“ an der Hand der jüngsten Publikation des „Deutschen Vereins für Armenpflege und Wohlthätigkeit? über die von dem Magistrats ⸗Assessor Dr. Freund mitgetheilten Einzelheiten aus der Berliner Stadtverwaltung be⸗ richtet, die einen Einblick in die Einwirkung der Sozialgesetz⸗ gebung auf die Armenpflege gestatten. Jetzt liegt nun auch der neueste Jahresbericht des Heidelberger Armenraths vor, der sich mit derselben Frage befaßt. Hiernach betrugen die städtischen Zuschüsse für Armenjwecke neben den Erträgnissen der Stiftungen 1881: 53 782 S, 1882: 56 g82 S, 1883: 56 223 6, 1884: 59 724 S Mit dem Jahre 1885 gebt der Betrag zurück auf 52 000 M und 1886 auf 46 009 16, obgleich die Einwohnerzahl stetig im Wachsen war. Von 1887 beginnt allerdings dann wieder eine Steigerung der städtischen Zuschüsse. Diese betrugen 1887 48 480 ƽ, 1888: 49ę 240 A, 18889: 52 325 M und 1899: 54 S39 A Diese Steigerung hat ihre Ursache nicht nur in einer Verminderung der durch Zurücgehen, des Zinsfußes verminderten Stiftungs⸗ erträgnisse und der Steigerung der Preise für Lebensmittel und Koblen und in dem Anwachsen der Bebolkerungtzahl, sondern zum guten Theil auch in Erhöhung der Unterstütz ungen, Man hat in diesen Jahren, also unter Leitung des dermaltgen Vorsitzenden, die Unterstützungen erböht, hat größere Ausgaben zur Ver⸗
Es sind also in Heidelberg ganz dieselben Erfahrungen wie