**
Isidoro Gonzales sei geschlagen, und die Insurgenten seien in der Stärke von etwa 5000 Mann aller Waffengattungen auf dem Vormarsche nach Norden begriffen. Der Gou⸗ verneur von Rio Grande, Castilho werde sich wahr— scheinlich der aufsständischen Bewegung anschließen. — Einer Depesche der ‚ Times“ aus Santiago vom 13. d. zufolge wären die inneren und nördlichen Pro vin zen Brasiliens im Begriff, sich zum Aufstande gegen Fonseca zu vereinigen. .
Dagegen erklärt die brasilianische Gesandtschaft in Paris nach Meldungen, die ihr von der heimischen Regierung zu— gegangen sind, nicht nur sämmtliche in Europa verbreiteten Gerüchte über eine dort geplante Wiederherstellung des Kaiser—⸗ thums für unbegründet, sondern behauptet ferner, die aus dem Innern eingetroffenen Nachrichten bestätigten, daß überall Ruhe herrsche. Die Regierung bereite die Wablen für den neuen Kongreß vor. An eine Verfolgung der Häupter der Monarchistenpartei werde nicht gedacht. Der Vicomte Ouro Preto, der Präsident des letzten Kaiserlichen Ministeriums, und Nabuco, der frühere monarchistische Deputirte, befänden sich in voller Freiheit. Die Regierung habe Maßnahmen getroffen, um den „rein lokalen Konflikt“, der in der Provinz Rio Grande do Sul zwischen den beiden um die Herrschast streitenden Parteien sich erhoben habe, zu beschwichtigen, und trete energisch der Meldung der „Times“ entgegen, wonach die Bewegung separatistischen Bestrebungen dienen solle. .
Dem „Reuter'schen Bureau“ wird ferner aus Rio de Janeiro vom 13. d. M. berichtet: Eine Depesche aus Porto Alegre melde die Absetzung Castilho's als Gouverneur von Rio Grande do Sul. Der Staat werde durch die provisorische Junta beherrscht. Der Telegraph stehe unter Kontrole der Regierung. Aus Para liege keine neue Nachricht vor. In Rio de Faneiro herrsche Ruhe, und die Regierung treffe Vorbereitungen zu einer öffentlichen Feier des 15. d. M., des 2. Jahrestages der Revolution.
Afrika.
Egypten. Der gemischte Gerichtshof in Alexan drien hat, dem „R. B.“ zufolge, in seiner Sitzung vom 13. d. M. die Abänderungen des Polizeireglements, ausgenommen diejenigen für Apothekerwaaren und für die Einfuhr und den Verkauf von Giften, genehmigt. Letztere verbleiben für Frankreich, Rußland und Griechenland zum Referendum.
Jagd.
Offizieller Strecken⸗Rapport.
Das Ergebniß der Strecke des ersten Jagdtages (13. d. M.) in der Letzlinger Haide beträgt: 72 Schaufler, 168 Stück Damwild, ? grobe und eine geringe Sauen. Hiervon erlegte Seine Majestät der Kaiser und König Allerhöchstselbst 20 Schaufler, 9 Stück Damwild und 1 geringe Sau.
Hof⸗Jagd-Amt.
— — — —
Mannigfaltiges.
Gestern Nachmittag 4 Uhr erschien, wie der Voss. 3. mit⸗ etheilt wird, Ihre Majestät die Kaiserin in der Chry⸗— , und wurde von den Herren des Vor— standes und den Ordnern in der Vorhalle der Ausstellung empfangen; der Vorsitzende des Gartenbauvereins, Geheimer Ober⸗Finanz Rath von Pommer ⸗Esche überreichte einen prächtigen Chrysantbemumstrauß. Der Genannte, sowie der Ordner, Herr R. Brandt ⸗Charlottenburg, Professor Dr. Wittmack und die übrigen Herren geleiteten nun die Kaiserin durch die Säle der Ausstellung, die hervorragendsten Stücke bezeichnend. In der Abtheilung für Binderei fesselte die Lyra von Carl Hosmann« Hamburg (die übrigens eine gol⸗ dene Preismünze erstritten hat) die Aufmerksamkeit der er— lauchten Besucherin, ebenso ein nachträglich von Chr. Drescher ⸗Berlin gebrachter Theaterkranz, mit wundervoller Farbenabstufung aus braunen bis bronzegelben Blumen wulstartig gebunden und mit einer Atlasschleife in entsprechenden Farben sowie einer Ranke von gelben Blumen mit Saumfarn und Frauenhaarfarn verziert. Verschiedene Aussteller wurden durch huldvolle Ansprachen geehrt; die Kaiserin äußerte Ihre lebhafte Anerkennung über das in jüngster Zeit von den deutschen Gärtnern in der Chrysanthemumzucht Geleistete und sprach beim Verlassen der Ausstellung die besten Wünsche für den Erfolg des Unternehmens aus.
Bei der heute Abend stattfindenden totalen Mondfinsterniß tritt der Mond um 11 Uhr 28 Minuten in den Schattenkegel der Erde und verläßt diesen um ? Uhr 57 Minuten. Die Totalität be. ginnt um 12 Uhr 31 Minuten, sie endet um 1 Uhr 24 Minuten und wird bei dem recht günstigen hohen Stande des Mondes, klares Wetter vorausgesetzt, weit größeres Interesse darbieten, als die letzten theilweisen Finsternisse, bei denen der Mond sich sehr nahe dem Horizonte befand und die Erscheinung durch die unteren Luftschichten beeinflußt wurde. Zur Beobachtung des Phänomens wird die Stern— warte der Urania um 105 Uhr Abends geöffnet werden und während der Dauer der Erscheinung dem Publikum gegen ein Eintritts geld von 50 3 zugänglich sein. Um 10 Uhr wird Herr Dr. F. Körber im Theaterraum des Instituts einen vorbereitenden Pro— jektions vortrag über die Mondfinsterniß halten.
Im Nordland ⸗Panorama“, Wilhelmstr. 10, beträgt der Eintrittepreis am Sonntag nur 30 .
Im Circus Renz geht die glanzvolle Wasseipantomime Auf Helgoland bei regelmäßig vollen Häusern ihrer 100. Aufführung entgegen. Für morgen, Sonntag, Nachmittag ist das hübsche Aus- stattungsstück Leben und Treiben auf dem Eise“ auf das Programm
gesetzt
Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.
Hannover, 14. November. (W. T. B.) Zur Feier des Jubiläums des Königs-Ulanen-Regiments (1. Hannoversches) Nr. 13 fand heute ein Regiments⸗ appell statt, dem frühere Angehörige des Regiments, u. A. der Fürst von Schwarzburg-Rudolstadt, beide Grafen
von Waldersee, die Generale von Bomsdorff, von Heßberg, von Wurmb, von Barby und Oberst von Rosenberg bei⸗ wohnten. Der Commandeur Oberst⸗Lieutenant von Bülsw hielt eine Ansprache, in welcher er mittheilte, daß Seine Majestät der Kaiser ein Glückwunsch⸗ Telegramm gesandt und dem Verein der ehemaligen Königs-Ulanen eine Standarte verliehen habe. Die Anjprache schloß mit einem Hoch auf Seine Majestät den Kaiser. Nach⸗= mittag findet ein Festmahl des Offiziercorps statt.
München, 14. November. (W. T. B.) Gestern Nach⸗ mittag ist, wie die „Allgemeine Zeitung?“ meldet, der Ab⸗ schluß der österreichisch-italienischen Handels⸗ vertrags-Verhandlungen erfolgt; nunmehr erübrigt nur noch die redaktionelle Festsetzung des Vertragstextes und der Tarife, sodaß in den ersten Tagen der nächsten Woche die Paraphirung erfolgen kann. Auch die „Münchener Neuesten Nachrichten“ enthalten eine übereinstimmende Meldung.
Der heutigen Festsitzung der Akademie der Wissenschaf ten wohnte der Kultus-Minister von Müller bei. Präsident von Pettenkofer eröffnete die Sitzung mit einer Rede, in der er der Gelehrsamkeit? des früheren Kaisers von Brasilien Dom Pedro lebhafte Anerkennung zollte. Die Festrede hielt Gymnasial-Rektor Wecklein über altgriechische Tragödienstoffe. Die Akademie der Wissen⸗ schaften hat Dom Pedro zum Ehrenmitglied und folgende Gelehrten zu ordentlichen Mitgliedern erwählt: den hiesigen Professor der Physik Boltzmann, die Geheimen Justiz⸗ Räthe Professor Brunner und Professor Pernice in Berlin, den Geheimen Rath Wachsmuth, Professor der Geschichte in Leipzig, den Professor der Zoologie Haeckel in Jena sowie die Hofräthe Professor der Rechts- und Staatswissenschaft Maaßen Und Professor der Philologie Jagig in Wien. .
Paris, 14. November. (W. T. B.) Das Comits der Kohlengrubenbesitzer des Departements Pas de Calais, welches alle Kohlengruben-Gesellschaften des Departements, mit Ausnahme der Gesellschaft in Lens, vertritt, beschloß einstimmig, die Forderungen der Bergarbeiter zutückzuweisen. Dem Vernehmen nach wird die Gesellschaft in Lens sich ebendahin entscheiden. In Folge dessen wird wahrscheinlich am nächsten Montag auf sämmtlichen Kohlengruben des Departements ein Strike aus⸗
brechen. ö Rom, 14. November. (W. T. B.) Bei der Eisen⸗ dem Bahnhof Pontegalera
bahnkatastrophe auf sind, neueren Feststellungen zufolge, vier Personen Angestellte
todt geblieben, ein Soldat und derei
der Eisenbahn. Der Unter-Staatssekretär der öffent⸗ lichen Arbeiten hat sich an den Ort der Katastrophe begeben. Die letztere hat in der Bevölkerung Roms lebhafte Erregung hervorgerufen. Eine zahlreiche Menschenmenge strömt nach der Unglücksstätte. Der Verkehr auf der Eisen⸗ bahnlinie ist wiederhergestellt.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
—— — — — — ——— — —— — —
Wetterbericht vom 14 November, Morgens 8 Uhr.
/ Wind.
Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeressp
Anfang 7 Uhr.
Stationen. Wetter.
in O Celsius
2
red. in Millim Temperatur
2 halb bed. 2 bedeckt heiter
6 bedeckt 2Regen
2 Schnee
2 bedeckt 1IUwolkenlos
Mullaghmore Aberdeen... Cbhristiansund Kopenhagen. Stockholm. Haparanda . St. Petersburg Moskau . ..
Cort, Queens
,, Cherbourg Helder Sylt .. Damburg . Swinemünde Neufahrwasser Memel .
Paris.... Münfster / Karlsruhe.. Wiesbaden . München .. Chemnitz.. Berlin..
8
Regisseur Max
GGG Gd S GGGce 65 S866
1
O
Verga. Musik
3 8 n — 0
3 balb bed. 3 halb bed. 1Nebel 1Nehel Nebel Regen Dunst bedeckt wolkenlo wolkig bedeckt bedeckt bedeckt wol kig Regen halb bed. bedeckt
wolkig
& 8
.
* — —
GGsg GGG & O oe C & α .
GG 889
Anfang 7 Uhr.
.
* 2 Teo e —— Q — ‚— d
Serzen.
6 3 GG 8 568
,, Breslau..
Ile d' ⸗ix .. , Regen J,, 1 bedeckt
Uebersicht der Witterung.
Ein tiefes barometrisches Minimum liegt vorm liebe. Kanal, einen Ausläufer ostwärts nach Frankreich ent sendend. Am Höchsten ist der Luftdruck über Ruß land. Die Luftbewegung ist im Allgemeinen schwach, nur am Skagerrak stürmt es aus östlicher Richtung.
—— S do oo & e O Oo , O, o , . 1
Geizige.
Schauspiel haus. frau von Orleans. in 1 Vorspiel und 5 Aufzügen von Friedrich v. Schiller. In Scene gesetzt vom Sber ⸗Regisseur Max Grube.
Montag: Dpernhaus. Diavolo. Oper in 3 Akten von Auher. Text von Scribe, bearbeitet von C. Blum. Anfang 7 Uhr, purg.
247. Vorstellung. Die Jung« Oper in 3 Akten von Carrs,
Federmann. Anfang 75 Ubr. Montag: Dieselbe Vorstellung.
237. Vorstellung. Fra Sonntaz: Zum 2. Male:
Deutsch von R.
Eine romantische Tragödie Gense. Musik von Andrs Messager. , , gesetzt von Julius Fritzsche. Dirigent: Kapellmeister
Nesidenz Theater. Direktion: Sigmund Lauten · 43561
43641] . me Mlerdland;. a .. ur no rze geöffnet! , 30 Pf.
In Seene
Schauspielhaus. 248. Vorstellung. Zum L. Male: Der kommende Tag. Schauspiel in 4 Aufzügen von Hugo Lubliner. In Scene gesetzt vom Ober
Grube. Anfang 7 Uhr.
Dienstag: Opernhaus. 238. Vorstellung. Ca- valleri;k rusticana (Bauern Ehre). Oper in 1 Aufzug, nach dem gleichnamigen Volksstück von
von Pietro Maßcagni. In Scene
gesetzt vom Ober · Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapell. meister Weingartner. Vorher? Prometheus. Musik von Beethoven. ) dichtung E. Taubert's in 2 Akten von Emil Graeb. Dirigent: Musikdirektor Hertel. Anfang?? Uhr. Schauspielbaus. frau von Orleans. Eine romantische Tragödie in 1 Vorspiel und 5 Aufzügen von Friedrich v. Schiller. In Scene gefetzt vom Ober⸗Reglsseur Max Grube.
Nach einer mythologischen Tanz⸗
249. Vorstellung. Die Jung
Deutsches Theater. Sonntag: Der Weg zum
Montag (außerbalb des Abonnements): Stella. — Hierauf: Die Mitschuldigen.
Dienstag: Der blaue Brief.
Mittwoch: Goethe Cyelus. III. Abend. Die Geschwifter. — Hierauf: Clavigo.
Berliner Theater. Sonntag: Nachm. 26 Uhr: Montjoye. Abends 73 Ubr: Esther. — Der
Plontag: Die Nenvermählten. — Jugend ⸗˖ . 7 Uhr. Dienstag: Esther. — Der Geizige.
Tessting - Theater. Sonntag: Die Groff⸗
Muray von Bernhard Buchbinder. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Vorher: Sprechstunde von 1 bis 3 Uhr Nachmittags (de 1h. à 3). Lustspiel in 1 Akt von Abraham Dreyfuß. Deutsch von Schelcher. Anfang 73 Ubr.
Montag: Dieselbe Vorstellung.
Belle ⸗ Alliance - Theater. Sonntag: Zum 108. Male: Mit durchweg neuer glänzender Aus stattung von Dekorationen, Kostumen, Ballets, Waffen, Requisiten, Beleuchtungseffekten 2c. Jung⸗ Deutschlaud zur See. Großes Ausstattungs Zeit. bild mit Gesang und Tanz in 4 Akten (6 Bildern) von Ernst Niedt. Musik vom Kapellmeister G. R. Kruse. Anfang 74 Ubr.
Montag: Jung ˖ Deutschland zur See.
Adolph Ernst⸗Theater. Sonntag: Zum 76. Male: Der große Prophet. Gesangsposse in 4 Akten von Leon Treptow. Couplets von Gustav Görß. Musik von Gustav Steffens. Mit voll⸗ ständig neuen Kostümen. Die neuen Dekorationen sind aus dem Atelier der Herren Wagner und Bukacz. In Scene gesetzt von Adolph Ernst. Anfang 75 Ubr.
Montag: Dieselbe Vorstellung.
Thomas-Theater. Alte Jakobstraße 30 Direktion: Emil Thomas. Sensationserfolg dieser Saison. Sonntag: Zum 10. Male: Der Kunst⸗ Bacillus. Novbität! Posse in 4Akten von Rudolf Kneisel. In Scene geseßzt vom Ober⸗Regisseur Adolf Kuri. (Igelfisch: Emil Thomat.) Anfang 75 Uhr.
Snsarenliebe. 8 Lustspiel in 2 Akten nach dem Ungarischen des Karl —
Herwarthstraße 4. am Königsplatz. — „Das alte Rom“ mit dem Triumphzuge Kaiser Constantins. v. Morg. 9 Uh⸗ bis zur Dunkelheit.
Nur noch kurze Zeit. — National ⸗ Panorama Eintr. tägl. 50 5. Soldaten u. Kinder 25 8.
Circus Renz. Sonntag: 2 Vorstellungen. Nach⸗
mittags 4 Uhr (1 Kind frei)h: Leben und Treiben auf dem Eise “ Großtzes Ausstattungsstück mit Ballet, neu arrangirt und inscenirt vom Dir. E. Renz. Abends 75 Uhr „Auf Helgoland, oder: Ebbe und Fluth“, große hydrologische Ausstattungs ⸗ Pantomime in 2 Abtheilungen mit National-Tänzen (69 Damen), Aufzügen 2c. Dampfschisf⸗ und Bootfahrten, Wasser⸗ fällen, Riesenfontänen mit allerlei Lichteffekten ꝛc., arrangirt und inscenirt vom Dir. E. Renz. Kunst⸗ schwimmerinnen drei Geschwister Jobnson. Schluß Tableau: Grande Fontaine Lumineuse, Riesen- Fontaine, in eine Höhe von mehr denn 80 Fuß ausstrahlend.
In beiden Vorstellungen Auftreten der vorzüg⸗ lichsten Künstlerinnen und Künstler, sowie Reiten und Vorführen der bestdressirten Schul⸗ und Freiheits- pferde. Komische Intermezzos von sämmtl. Clowns.
Täglich: „Auf Helgoland“.
Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Anng von Schierstaedt mit Hrn. Grafen Reinhardt Finck von Finckenstein (Tre= bichow = Prittag).
Verehelicht: Hr. Hauptmann George von Einem
In Deutschland ist das Wetter ruhig, mild, trübe und stellenweife neblig. Da das barometrische Maximum nach Nord-⸗Europa sich zu verlagern scheint, so dürfte demnächst westwärts fortschreitende Abkühlung zu erwarten sein. Mühlhausen meldet
5 ö Deutsche Seewarte. Theater⸗Alnzeigen.
Rönigliche Schauspiele. Sonntag: Opern haus. 236 Vorstellung. Cavalleria xrusti- enna (Bauern Ehre). Oper in 1 Aufzug, nach dem aleichnamigen Volksstück von Verga Musik von Pietro Mascagni. In Scene gesetzt vom Qber- Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kayell meister Wein ˖ garkner. Vorher, neu einstudirt; Titus. Oper in 3 Akten von Mozart. Text frei nach La (lemenza di Tito-. In Scene gesetzt vom Ober ⸗Regisseur Igel Virigent: Kapellmeister Sucher. Anfang
Uhr.
stadtiuft. Schwank in 4 Akten von Ogear Blumen . thal und Gustav Kadelburg. Anfang 7 Ubr. Montag und Dienstag: Die Großstadtluft. Schwank in 4 Akten von Oscar Blumenthal und Gustav Kadelburg. ; Mittwoch:; Zum 1. Male: Satisfaktion. Schauspiel in 4 Akten von Alexander Baron von
Roberts.
Wallner -⸗Theater. Sonntag: Zum vorletzten
Male: Der stille Afsoci . Posse in 4 Akten von Farl Laufs und Wilbelm Jacoby. Anfang 74 Ubr.
Montag: Zum letzten Male: Der stille Associs,
Dienstag: Zum J. Male: Immer zerftreut! Poffe in 3 Akten von Barriere und Gondinet. Neu bearbeitet von Franz Wallner. Vorher zum 1. Male: Nur drei Worte. Lustspiel in 1 Akt von Leopold Adler.
Friedrich Wilhelmstãdtisches Theater. Sonntag: Mit neuer Ausftattung und verstärktem
Srchester: Zum 16. Male: Die Basoche. Komische
Montag: Dieselbe Vorstellung.
mit Frl. Frieda von Sydow (Frankfurt a. M.. Geboren: Ein Sohn: Hrn. Bürgermeister Stein
Coneerte.
und E. Sandow (Cello).
Anfang 6 Ubr.
Sing- Akademie. Sonntag, Anfang 74 Uhr: Concert von Clara Nittschalk unter gefälliger Mit⸗ wirkung von Frl. E. Grunwald (Sopr.) sowie der Herren Jul. Zarneckow (Ten), E.
Concert Jaus. Sonntag: Karl Meder · Coneert.
Montag fällt das Karl Meyder⸗Concert aus. Dienstag, Abends 7 Uhr: Gesellschafts ⸗Abend.
berg (Detmold).
Gest or ben; Hr. Prinzl. Forstmeister a. D. Dr. August Cogho (Schreckendorf) — Fr. Oberst ˖LZieut. Emmy Roether geb. Knebel (Gießen). — Hrn, Ober förster Drömer Sobn Helmut (Garanowitz, O. S.). — Hr. Major a. D. Oskar Hell (Kasselh. — Hr.
Severin (Baß) Landesskonomie Rath Korn (Breslauj.
Redacteur: Dr. H. Klee, Direktor. Berlin:
Verlag der Expedition (Scholy. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagtz⸗
wissenschaftlichen Theater.
zettel.
Urania, Anstalt für volkesthümliche Naturkunde
Am Landes ⸗Ausstellungs ⸗Park (Lebrter Bahnhof! Geöffnet von 12 —11 Uhr. Täglich Vorstellung im Näheretz die Anschlag⸗
Anstalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32.
Sechs Beilagen seinschließlich Börsen ⸗ Beilage).
Erst e Beilage
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
Per son alver änderungen.
Königlich Preußische Armee.
Offiziere, Portepee⸗Fähnriche ꝛc. Ernennungen, Befsrderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Reues Palals, 10. November. Girs ner, General⸗Major u. Tommandeur der 58. Inf. Brig., zu den Offizieren von der Armee versetzt Leopold Graf u. Edler Herr zur Lippe -Siester ˖ feld, in der Armee, und zwar als Ser. Lt. à la suite des 1. Garde Ulan. Regts., unter Vorbehalt der Patentirung, angestellt.
Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Neues Palais, 10. Nevember. Mänchmeyer, Sec. Lt, vom Inf. Regt. Markgraf Karl (7. Brandenburg.) Nr. 60, mit Pension der Abschied bewillfgt. Hüttenhain, Port. Fähnr. vom 2. Großherzogl. Hess. Inf. Regt. (Großherzog) Nr. 116, zur Res. entlassen.
Königlich Bayerische Armee.
Offiziere, Portepee⸗Fähnriche 2c. Ernennungen Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. 26. Oktober. Rutz, Major und Abtheil Commandeur vom 3. Feld⸗Art. Königin Mutter, zum etatsmäß. Stabsoffizier im 1. Feld⸗Art. Regt. Prinz⸗Regent Luitpold, Endres, Major vom Generalstabe (Centralstelle, zum Abtheil. Commandeur im 3. Feld—⸗ Art Regt. Königin⸗Mutter, — ernannt.
5. November. Wilcke, Port. Fähnr. vom 7. Inf. Regt. Prinz Leopold, zum 5. Feld⸗Art. Regt. versetzt. Trendel, Unteroff. des 2. Feld Art. Regts. Horn, Foltz, Untéroff. des 17. Inf. Regts. Orff, — zu Port. Fähnr. in diesen Truppentheilen befördert.
7. November. Habel, Sec. Lt. des 2. Ulan. Rgts. König, unter Versetzung in das Verhältniß à la suite dieses Truppentheils, auf die Dauer eines Jahres beurlaubt. ‚.
Durch Verfügung des Kriegs ⸗Ministeriums. Stöckler, Pr. Lt, des 18. Inf. Regts. Prinz Ludwig Ferdinand, bisher Adjutant beim Bezirkéskommando Aschaffenburg, vorerst auf die Dauer eines Jahres zur Dienstleistung zur Intend. II. Armee ⸗-Corps, Tandern, Sec. Lt. des 19. Inf. Regts., auf die Dauer von sechs Monaten für probeweise Dienstleistung zum 1. Train. Batt., —
kommandirt.
Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. 26. Ok tober. Gündter, Oberst-Lt. und etatsmäß. Stabsoffizier im 1. Feld Art. Regt. Prinz⸗Regent Luitpold, mit Pension und mit der Erlaubniß zum Tragen der Uniform der Abschied bewilligt Sean zoni v. Lichtenfels, Sec. Lt. des 3. Chev. Regts. vakant Herzog Maximilian, zu den Res. Offizieren dieses Regts rversetzt.
28. Oktober. Vietl J., Hauptmann a. D., in die Kategorie der zur Disp stehenden Offiziere eingereiht.
5. November. Ebner, Pr. Lt. a. D., vormals im 17. Jaf. Regt. Orff, die Erlaubniß zum Tragen der Uniform ertheilt. Her⸗— berger, Port. Fähnr. des 4. Inf. Regt. König Wilhelm von Württemberg, zur Res. beurlaubt.
Im Sanitäts⸗ Corps. 3. November. Tettenhamer, Assist. Arzt 2. Kl. vom Inf. Läb⸗Regt., zur Res. des Sanitäts⸗ Corps verfetzt. ;
7. November. Dr. Krause (Landau), Assist. Arzt 1. Kl. in der Res, Dr. Kronacer (J. München), Dr. Krämer (Erlangem, Dr. Bauer (Ingolstadt). Dr. Müller (Würzburg), Dr. Stein⸗ huber (Vilshofen), Assist. Aerzte 1. Kl. in der Landw. 1. Auf⸗ gebots, — zu Stabsärzten, Dr,. v. Franqus (Würzburg), Dr. Fischer, Dr. Roy, Dr. Bauer, Dr. Bünting, Dr. Wörpel, Br. Götz, Gutermann (J. München), Dr. Hager (Hof), Rall (Amberg), Dr. Lupprian, Piper, Dr. Stapf (Würz⸗ burg). Hohenberger (Aschaffenhurg, Dr. Stawitz (Würzburg), Dr. Clessin (Bamberg), Port, Dr. Rindfleisch (Würzburg), Unter ⸗Aerzte in der Res., Steitz (J. München), Unter⸗Arzt in der Landw. 1. Aufgebots, — zu Assist. Aerzten 2. Kl, — befördert.
Beamte der Militär⸗Verwaltung.
7. No vember. Stauder (Mindelbeim), Unter ⸗Apotheker der Res., zum Ober ⸗Apotheker befördert.
Durch Verfügung des General Kommandos Il. Armee⸗Corps. Zeller, Zahlmstr. vom 138. Inf. Regt. Prinz Ludwig Ferdinand, zum 6. Chev. Regt. Großfürst Konstantin Nikola jewitsch versetzt.
Stand der Arbeiten der Monumenta Germaniae.
Die den Monumenta Germaniae gleich bei der ersten Gründung der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde im Jabre 1819 durch den Minister Freiherrn vom Stein gestellte Aufgabe ist, alle Quellen zur deutschen Geschichte vom Beginn bis zum Ende des Mittelalters, von 500 bis 1500 nach Christi Geburt, möglichst voll⸗ ständig zu sammeln und kritisch herauszugeben. Die Sammlung soll nach dem unter der Leitung von Pertz im Jahre 1824 endgültig festgestellten Plane in fünf Abtheilungen zerfallen: in die eigentlichen Geschichtsschreiber im weitesten Sinne des Wortes (Seriptores), in die weltlichen und kirchlichen Gesetze (Leges), in die Urkunden der Könige und Kaiser des fränkischen und Deutschen Reichs (Diplomata), in die Briefe (Epistolae) und endlich in vermischte Denkmäler klei⸗ nerer Art, wohin namentlich die sogenannten Todtenbücher, Inschriften, Gedichte von kulturgeschichtlichem Interesse, Verzeichnisse u. s. w. zu rechnen sind (Antiquitates). Abgesehen davon, daß schließlich alle Erzeugnisse der Litteratur eine Art von geschichtlichem Werth be— anspruchen können, so leuchtet ein, daß bei obiger Aufzählung von eigentlich geschichtlichem Material fast nur die Privaturkunden fehlen, theils wegen ihrer unerschöpflichen Menge, theils und besonders, weil sie besser der landschaftlichen Forschung überlassen bleiben.
Gesammelt wurde von Anfang an für alle diese fünf ungleichen Gebiete, aber es lag in der Natur der Sache, daß die Geschichts⸗ schreiber, deren erster Band im Jahre 1826 erschien, als Kern des Ganzen in den Vordergrund traten und daß somit kein gleichmäßiger
Anbau aller Felder stattfand; aber es wurde auch im Laufe der Arbeit;
nach mancherlei Rücksichten öfter von der Zeitfolge abgewichen, und namentlich geschah dies gleich zu Anfang dadurch, daß man in jenem ersten Bande mit der Zeit Karl's des Großen die Reihe eröffnete und die drei vorangehenden Jahrhunderte wegen ihrer besonderen Schwie⸗ rigkeiten der Zukunft vorbehielt.
In dem ersten großen Abschnitt unseres Nationalunternehmens, in welchem die Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde in Frankfurt am Main ihren Sitz hatte und aus einer bloßen Privat— stiftung allmählich ein Pflegling des Deutschen Bundes wurde, erschienen in einem Zeitraum von rund 50 Jahren 25 Foliobände, von denen 20 (naͤmlich die Bände 1 bis 12 und 16 bis 23) auf die Geschichtsschreiber entfielen. Diese. umfaßten die
eit der Karolinger, des sächsischen, fränkischen und zum
heil auch schon des staufischen Kaiserhauses zunächst nach einem etwas engeren Maßstabe, als man nachmals anzulegen für gut fand, sodaß gerade für diese Partien später viele Nachträge er⸗ forderlich wurden. Die vier Bände Leges, die wir demselben Zeit raum verdanken, umfaßten die Gesetzgebung des fränkischen und Deutschen Reichs bis auf Heinrich Vil. (1313), sodann einen großen Theil der Volksrechte (leges barbarorum). Dazu kam endlich ein Band der Diplomata: die Ürkunden der Merowingischen Könige, nach⸗ dem Joh. Friedr. Böhmer, der neben Pertz an der Spitze der Gesell⸗
Berlin, Sonnabend, den 14. November
schaft stand, durch seine berühmten Regesten (d. h. chronologisch ge—⸗ ordneten Verzeichnisse aller vorhandenen Königs⸗ und Kaiserurkunden) über⸗ haupt erst einen Ueberblick über das ganze Gebiet möglich gemacht hatte. Von den beiden übrigen geplanten Abtheilungen, den Briefen und Alterthümern, trat trop‚z mancher Vorarbeiten noch nichts ans Licht. Diese Leistungen, die vor Allem der Thatkraft von G. O Pertz verdankt wurden, fanden und verdienten allgemeine Anerkennung im In⸗ und Auslande, das dadurch vielfach zur Nacheiferung angespornt wurde: ein Lob, dem der Umstand keinen Abbruch thut, daß uns jetzt nach einer Fülle neuerer Forschungen in jenen Ausgaben, von denen sie ausgingen, vieles veraltet und verbesserungsfähig vorkommt.
In dem zweiten Abschnitt seines Bestehens, in welchem der Sitz des Unternehmens nach Berlin verlegt und dieses vom Deutschen Reich sicherer und würdiger ausgestattet wurde, ward in einer Frist von 15 Jahren zunächst die ursprüngliche Folioausgabe ergänzt, theils durch Nachträge zu den schon erschienenen Bänden, für die früher der 13. bis 15. in der Zählung der Seriptores übersprungen worden waren, theils durch Fortführung der staufischen Geschichtsschreiber vom 24. Bande an. Hierbei wurde nicht der Ausgang des schwäbischen Kaiserhauses, sondern aus Gründen der Zweckmäßigkeit viel mehr gleich das Jahr 1300 als Endpunkt in das Auge gefaßt. Die Abtheilung der Leges wurde ebenfalls noch durch einen fünften Band mit Volksrechten vervollständigt.
Im Uebrigen beschloß die neue Centraldirektion, die unter dem Vorsitz von Georg Waitz auch zu der Königlichen Akademie der Wissenschaften in ein festes Verhältniß trat, für alle ihre weiteren Veröffentlichungen an die Stelle des unbequemen Folioformates das bandlichere Quartformat zu setzen, sodaß einerseits alle weiteren Fortsetzungen in diesem Formate erschienen, andererseits, sobald ein Neudruck der Foliobände erforderlich würde, diese ebenfalls dem Quartformat sich anschlössen. Sodann sollten zur Beschleunigung der Arbeit fortan Leiter mit selbständiger Befugniß an die Spitze der ein zelnen Abtheilungen treten. Indem vor Allem die früher übergangenen drei älteren Jahrhunderte des Mittelalters (500 bis 800) nachgeholt werden mußten, wurde für diejenigen Schriftsteller, die noch ganz im Boden des Römischen Reichs oder der daraus hervorgehenden germanischen Reiche wurzelten, unter der Bezeichnung: Auctores antiquissimi eine eigene Abtheilung unter der Leitung des Professors Mommsen von den Seriptores abgezweigt.
Von den Auetores antiquissimi erschienen acht und ein halber Band, von den übrigen Seriptores drei der Seriptores rerum Langobardicarum und Merowingicarum, die mit jenen zusammen die leer gebliebene Lücke zum guten Theil aussüllten. Gbenfalls mit be— sonderer Zählung und mit deutschen Einleitungen folgten die deutschen Chroniken des späteren Mittelalters, bisher zwei und ein halber Band, ferner die Schriften zum Investiturstreit, von denen der erste Band vorliegt. In der Abtheilung der Leges wurde, abgesehen von der Sammlung der Formellücher des Fränkischen Reichs in einem Bande, wieder von vorn begonnen und das früher Unzuläng— liche verbessert. Ein ganzer und zwei halbe Bände sind hiervon fertig, die zuerst unter der Verantwortung von Waitz selbst, dann unter der des Professors Brunner zu Stande kamen.
Ganz besonders mühselige und umfassende Vorarbeiten erheischten die Urkunden der deutschen Könige, welche unter vorläufiger Uebergehung der Karolinger mit Konrad J. (911) anhoben. Die Fortschritte, welche die Diplomatik dem Leiter gerade dieser Abthei⸗ lung, dem Hofrath von Sickel in Wien, verdankte, waren so erhebliche, die Ansprüche an die Bearbeitung batten sich so gesteigert, daß die früher für die Monumenta Germaniae angefertigten Abschriften von Urkunden sich gutentheils als ungenügend erwiesen und bei der Zer— streuung des Materials mit großen Kosten überall gleichsam von vorn begonnen werden mußten. Dennoch sind in musterhafter Weise anderthalb Bände mit den Urkunden Konrad's L, Heinrich's L., Otto's J. und II. zum Druck gelangt.
Nach manchen Schwierigkeiten ist es endlich seit 1883 auch ge— lungen, die Abtheilung der Briefe, dieser unmittelbarsten und echtesten Stimmen ihrer Zeit, in Gang zu bringen. Unter der Leitung des Professorz Wattenbach erschien einerseits die erste Abthei⸗ lung des ersten Bandes, der Anfang des Registrum Gregorii J. zugleich der Anfang der ganzen Sammlung, andererseits zwei Bände Regesta pontificum des 13. Jahrhunderts,
eren Druck besonders lange schon vermißt wurde. An die Heraus—⸗ gabe der Antiquitates, welche für die heutzutage so beliebte Kultur geschichte namentlich bedeutsam zu werden versprechen, hat der Unter⸗ zeichnete selbst zuerst Hand angelegt, indem er zwei und einen halben Band mit lateinischen Gedichten der Karolingerzeit zum Druck be— förderte, außerdem einen Band mit schwäbischen Verbrünerungsbüchern und anderthalb Bände mit schwäbischen und bayerischen Todtenbüchern. . Ein im Jahre 1890 ausgegebenes ausföhrliches Inhaltsverzeichniß, Indices gorum quae tomis hac usque editis continentur, in einem eigenen Quartbande gewährt die beste Gelegenheit, die außerordent⸗ liche Fülle von Quellen in Kürze zu überblicken, die seit Stiftung der Gesellschaft ans Tageslicht getteten sind. Von den im Druck befindlichen Bänden sind mehrere der Vollendung ganz nahe. Nicht näher eingehen will ich hier auf die, zumal für historische Seminare und Gymnasialbibliotheken, mit Recht sehr geschätzten Dandausgaben einzelner Schiiftsteller in Oetavo, deren Zahl jetzt auf 42 angewachsen ist. Wir haben ihnen ebenfalls eine erhöhte Aufmerksamkeit zugewendet, sodaß sie von bloßen Wiederabdrücken mehr und mehr zu selbständigen Rezensionen sich erhoben haben. Neben der Quellensammlung selbst giebt die Centraldirektion als ihr Organ das Arch iv für ältere deutsche Geschichtskunde heraus, das in ent prechendem Maße sich gesteigert hat, denn auf die unter Pertz publizirten zwölf Bände sind seit 1875 sechzehn gefolgt, die eine Reihe der wichtigsten Voruntersuchungen und namentlich Mittheilungen über die uns angehenden Bibliotheken und Handschriften enthalten.
Erwägt man, daß unter der früheren Leitung von Pertz durch— schnittlich nur alle zwei Jahre ein Folioband erschienen ist, seit 1875 dagegen jährlich mindestens zwei Ongribände, daß ferner nunmehr alle fünf von Hause aus geplanten Abtheilungen in Betrieb gesetzt worden sind, so wird man eine den gesteigerten Mitteln entsprechende Steigerung der Arbeiten anerkennen müssen. Daneben mag noch bemerkt werden, daß durch den schon angedeuteten Fortschritt der Wissenschaft stetig auch die Ansvrüche an ihre Güte, an die streng philologische Methode sich erhöhen.
Es darf hier noch daran erinnert werden, daß der Gesellschaft von anderen Seiten einige Unterstützung und Erleichterung in ihren Bestrebungen zu Theil geworden ist. Bie von der historischen Kom mission in München vortrefflich herausgegebenen deutschen Reichstags akten seit König Wenzel, die Urkunden der Hansatage und die deutschen Städtechroniken haben sie in dankenswerthester Weise für das spätere Mittelalter entlastet. Die von der preußischen Archivverwaltung veröffentlichten Kaiserurkunden in Abbildungen gestatten, in den Diplomata der Monumenta Germaniae von allen bild⸗ lichen Darstellungen der Urkunden abzusehen und in den Einleitungen vieles kürzer ju fassen. Endlich sind von den vielen landschaftlichen Quellenfammlungen, die dem Vorbilde der Monumenta nachgefolgt sind, manche, wie z. B. die Seriptores rerum Prussicarum oder Silesiacarum, fo gediegen in ihrer Ausführung, daß man für die beiden letzten Jahrhunderte des Mittelalters, in denen das Reich so ganz zurücktritt, ihnen vielleicht manckes wird überlassen können.
Wenn ich hiermit kurz angedeutet habe, was bisher geschaffen worden ist, so erscheint die Summe davon, so
1891.
stattlich sie auch an sich sein mag, doch als unzulänglich gegenüber dem Vielen, was noch weiter geschehen muß, um den Arbeiteplan in allen seinen Theilen zu verwirklichen. Hiervon habe ich durch die Beilage (siebe unten) ein übersichtliches Bild zu geben versucht. Zur Erläuterung der ungemeinen Fülle, welche die Quellen unseres Mittelalters aufzuweisen haben, möge darauf hin— gewiesen werden, daß das deutsche Königthum in seiner höchsten Macht⸗ entfaltung sick über Burgund und Italien erstreckte und vorübergehend auch Polen und Ungarn in Arhängigkeit hielt. Von einer nationalen Abschließung im Gebiete der Quellen, wie etwa in England oder Spanien, kann daher bei uns nicht die Rede sein, und die Welt⸗ stellung des Römischen Reichs muß sich nothwendig auch in den Monumenta Germaniae widerspiegeln, anderen Völkern zu Nutze, unserer Vergangenheit zur Ehre.
Wenn das Deutsche Reich es als seine Aufgabe und Ehrenpflicht anerkannt hat, die großartige Schöpfung des Freiherrrn vom Stein, die lange Jahre gleichsam um ihren Bestand zu kämpfen hatte, endlich auf eine feste und gesicherte Grundlage zu stellen und sie zu⸗ gleich mit ihrer Verlegung in die Reichsbauptstadt reichlicher auszu— statten, so hat der Erfolg, der vornehmlich der einsichtsvollen Leitung von Georg Waitz (5 1886) verdankt wird, diese Masregel vollauf gerechtfertigt und die vorher aufgeführten Ziffern zeigen deutlich, welchen Aufschwung das Unternehmen seit 1875 genommen bat.
Indessen so überaus dankenswerth die Fürsorge der hohen Reichsregierung erscheint, zumal auch in dem Sinne, daß die Bewilli— gung unserer Mittel nicht an eine bestimmte Zeindauer gebunden ist, sondern der gewaltigen Arbeit für lange Jahre freien Spielraum läßt, so müssen wir dennoch eine Erhöhung unserer Geldmittel für nothwendig erklären. Es sei die allgemeine Bemerkung gestattet, daß bei dem Sinken des Geldwerths die scheinbar gleiche Summe nach einer Reihe von Jahren nicht mehr die gleiche ist, daß die Besol⸗ dungen der Mitarbeiter, zumal der älteren, sich beständig etwas steigern, daß der Aufenthalt in manchen Städten, deren Handschriften, weil sie nie versandt werden, nur durch Reisende zu benutzen sind, wie London und Rom , sich gleichfalls vertheuert hat. Hatte schon der letzte Voranschlag er⸗ geben, daß das Gleichgewicht zwischen Einnahmen und Ausgaben nur durch Aufschub von zwei früher oder später unentbehrlichen Reisen und durch Verkürzung der Forderungen für die auctores antiquissimi erreicht werden konnte, die auf die nächsten Fahre gewäl;jt werden mußteu, so zeigt jetzt der Bericht über das letzte Jahr die unvermeidliche Gefahr eines Fehlbetrages für das laufende, die wir durch Entlassung von Mitarbeitern und Hemmung begonnener Arbeiten verringern mußten. Die nämlichen Gründe aber, die unsere jetzige Verlegenheit hervorgerufen haben, nämlich daß einerseits die Ueberschüsse der ersten Jahre vollständig verbraucht sind, andererseits von den früher in Auftrag gegebenen Arbeiten mehrere gleichzeitig fertig geworden sind, wirken auch für die nächsten Jahre noch fort und drohen, unsere Bedrängniß zu steigern, ohne daß dies in Verwunderung setzen könnte.
Dennoch drängt gerade der jetzige Zeitpunkt dazu, lange Ver⸗ säumtes nachzuholen. In der Abtheilung Diplomata sind die Ur kunden des karolingischen Hauses vorläufig übergangen worden, zum Theil wegen der dafür erforderlichen sehr kostspieligen Reisen in das Ausland, und bilden somit fortdauernd eine der empfindlichsten Lücken, da auf ihnen das Urkundenwesen der deutschen Könige ganz und gar beruht. Dazu kommt, daß für diese Aufgabe eben jetzt ein vorzüglicher Bearbeiter in Wien zu gewinnen wäre. Es wäre ewig zu beklagen, wenn wir uns die dort zur Verfügung stehende Kraft entgehen ließen, zumal da das von Sickel begründete Institut für österreichische Geschichts⸗ forschung in Wien der Ausgangspunkt und Sitz aller neueren Epoche machenden Forschungen auf diesem diplomatischen Gebiete ist, in dem Deutschland unbestritten den ersten Rang einnimmt. Mit einer jährlichen Erhöhung unserer Mittel um 5 bis 6000 „S könnten wir einen derartigen Auftrag ertheilen, ohne diese nicht.
Eine zweite Forderung aber tritt außerdem noch gebieterisch an uns heran, nämlich die Erneuerung der älteren vergriffenen Bände der Monumenta Germaniae Ebenso wie es bereits mit einigen Bänden der Leges geschehen ist, bedürfen auch die älteren Bände der Seriptores eines verbessernden Neudruckes, der, je weiter sie der Zeit nach zurückliegen, desto gründlicher um⸗ gestalten muß, theils weil nicht wenige wichtige Handschriften erst in den letzten Jahrzehnten entdeckt worden sind, theils und vor Allem, weil durch zahlreiche Untersuchungen die Forschung auf diesem Gebiete weit über jene ersten Ausgaben hinausgeschritten ist, die ihr den An⸗— trieb gaben. Hier liegt also ein großes, schwer zu übersehendes Arbeitsfeld vor uns, das, wenn es gleichzeitig mit den Karolinger— Urkunden bekaut werden sollte, eine Verdoppelung der vorerwähnten Zulage von 6 auf 12 bis 18 000 M erheischen würde.
Indem wir hiermit den obwaltenden Schwierigkeiten gegenüber unsere Wünsche auf das bescheidenste Maß herabgestimmt, unsere Be dürfnisse so niedrig wie möglich veranschlagt zu haben glauben, hoffe ich um so mehr, daß man die sachliche Nothwendigkeit dieser Anträge anerkennen werde. In einem Augenblick, in dem von Allerhöchster Stelle herab die Pflicht betont wird, mehr als je die deutsche Geschichte in das Fleisch und Blut der Jugend übergehen zu lassen, dürfte es nicht unpassend sein, für ihre Quellen und ihre von allen Nationen bewunderte Ausgabe eine etwas reichere Bewilligung zu er bitten. Wollte man die Leistungen und Erfolge der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde nur nach den stattlichen Bänden ab— schätzen, die sie in langer Reihe unter ihrem Namen bat drucken lassen, so würde man sie weit unterschätzen, denn mit diesen Bänden hängt alles zusammen, was die neuere Forschung im deutschen Mittel alter Staunenswerthes erarbeitet hat. Sind sie doch die granitenen Grundlagen, auf denen alle Bauwerke neuerer Darstellung beruhen und sich bisweilen zu vielbewunderter Höhe erheben.
Berlin, im Juni 1891.
E. Dümmler.
n . über die weiteren noch ausstehenden Aufgaben der Monumenta Germaniae.
J. Auctores antiquissimi in 4. Uebergang aus der römischen in die germanische Zeit, noch drei und einen halben Band. nämlich Claudiani opera ed Birt (fast vollendet), Cassiodori Varia ed. Mommsen (schon weit fortgeschritten). Chronica minora, älteste Chro⸗ niken von Profzer an ed Mommsen noch anderthalb Bände (im Druck). .
If. Scriptores. a Seriptores rerum Merowingicarum ed. Krusch, . zwei Bände mit merowingischem Heiligenleben in Vor⸗ bereitung. b. Gesta pontifieum Romangrum nebst, den übrigen Duellen zur Gefchichte der Päpfte bis 1300, ungefähr vier Bände, vorläufig zurück⸗ gestellt. c. Libelli de lite imperatorum et pontitiqum, Schriften Über den Inveftiturstreit, noch ein zweiter abschließender Band unter der Presse. d. Scriptores rerum Sicularum, Geschichtsschreiber des Normannen ⸗ reichs in Sizilien, ein Band. e. Geschichtsschreiber der staufischen Zeit, namentlich italienische Quellen und kleinere deutsche PBVenkmäler bis 1300, zur Vollendung der Folioausgabe, fünf bis sechs Bände zum Theil im Druck oder in Vor⸗ bereitung durch Professor Holder⸗Egger. f. Deutsche Chroniken des späteren Mittelalters, davon jetzt drei Bände von Germanisten bearbeitet im Druck, wozu noch acht bis zehn kommen könnten. g. Geschichtschreiber der beiden letzten Jahrhunderte des Mittelalters, 1300 bis 1500, sind mit Ausnahme weniger Fortsetzungen noch un⸗