1891 / 269 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 14 Nov 1891 18:00:01 GMT) scan diff

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berührt geblieben. Wenn auch die zahlreichen und oft geringwerthigen Chroniken dieser Zeit nur in engerer Auswahl aufzunehmen wären, würden sich 20 bis 30 Bände leicht mit ihnen füllen lassen, ohne den Stoff zu erschöpfen.

III. Leges. a. Die Volksrechte, d. h. die Gesetzgebung der germanischen Reiche der Völkerwanderung bis auf Karl den Großen herab, erfordern noch vier und einen halben Band, von denen einer (Leges Burgundionum) sich im Druck, einer sich in Vorbereitung befindet. b. Die Gesetzgebung der fränkischen Könige (Kapitularien) unter Anschluß der Synoden und mit Einschluß der Faälschungen des sogenannten Benedictus Levita erfordert noch drei und einen halben Band, von denen zwei, von Dr. Bretholj und Krause bearbeitet, im Druck sind. C. Die Gesetzgebung des Deutschen Reichs bis auf die goldene Bulle Karl's IV. (1356) drei Bände in Bearbeitung durch Professor Weiland. d. Placita, d. h. Gerichts⸗ verhandlungen von der merowingischen Zeit an, ein bis zwei Bände durch Dr. Hübner vorbereitet. . Die deutschen Stadtrechte bis 1300, von Professor Frensdorff vorbereitet, der Umfang schwer zu bestimmen, doch wird man mindestens fünf bis sechs Bände rechnen dürfen.

IV. Diplomata (d. h. Kaiser⸗ und Königsurkunden mit Ausschluß aller anderen): a Die Zeit der Karolinger (751 bis 911), auf drei Bände zu veranschlagen, vorläufig übergangen und ganz besonders dringend. b. Für das von Professor von Sickel bearbeitete zehnte Jahrhundert (bis 1002) fehlt noch ein Halbband, bis 1892 zu erwarten. c. Der Zeitraum von Heinrich II. bis Hein rich VI, d. h. bis gegen Ende des zwölften Jahrhunderts, von Professor Breßlau übernommen, dürfte etwa acht Bände füllen. 4d. Das dreizehnte Jahrhundert wird allein fast denselben Umfang beanspruchen, wie das elfte und zwölfte zusammen.

V. Epistolag a. Das Registrum Gregori, d h. die Briefe und Erlasse des Papstes Gregor I (590— 604), durch den Tod des Dr. Ewald, der nur einen Halbband vollendet hatte, unterbrochen, von Dr. Hartmann in Wien fortgesetzt und wieder im Druck, er“ fordert noch anderthalb Bände. b. Die Zeit der Merowinger, ein Band, zum großen Theil von Dr. Gundlach bearbeitet, wird noch 1891 erscheinen. . Die Zeit der Karolinger, in Vorbereitung, er⸗ fordert mindestens drei Bände. d. Von 91! bis 1100 werden etwa zwei Bände gebraucht. . Regesta pontificum Romanorum des dreizehnten Jahrhunderts, aus besonderen Gründen vorweg genommen und von Dr. Rodenberg herausgegeben, gelangen mit dem dritten Bande bis 1892 zum Ende. f. Sest dem dreizehnten Jahr hundert ist die Zahl der Briefsammlungen und Briefsteller eine so erdrückend große, daß selbst bei strenger Auswahl eine Reihe von Bänden zu erheblichem Nutzen für die Wissenschast damit zu füllen wäre.

VI. Antiquitatés. a. Poëtae Latini avi Carolini erfordern zu- nächst noch einen starken Halbband durch Dr. Harster und Traube bearbeitet, der im Druck befindlich ist. Sehr wünschenswerth wären dann noch zwei weitere Bände, um mindestens bis 1100 zu gelangen. b. Necrologia Germaniae, Todtenbücher mit Einschluß der Ver— brüderungsbücher, die zweite Hälfte des zweiten Bandes durch Dr. Herzberg⸗Fränkel in Wien im Druck. Mit etwa fünf Bänden ließe sich diese besonders für die Germanisten wichtige Sammlung zum Ab— schluß führen. . Kataloge der Bibliotheken und Schatzverzeichnisse des Mittelalters, ein Band wäre sehr willkommen, nicht minder eine Sammlung der Inschriften, geographischen Aufzeichnungen u. s. w.

VII. Handausgaben (Scriptores rerum Germanicarum) einzelner besonders wichtiger und gangbarer Quellen, sowie das Neue Archiv . der Gesellschaft werden ihren ungestörten Fortgang haben müssen.

Dritte ordentliche Generalsynode.

Im weiteren Verlauf der gestrigen Sitzung nahm bei Berathung des Kirchengesetzes über die Verlegung des Bußtags der Staats⸗Minister Graf von Zedlitz das Wort, um zunächst zu er— klären, daß er sehr wohl die schmerzlichen Gefühle zu würdigen ver— stehe, von denen manche Kreise im Hinblick auf das Scheiden von dem alten liebgewordenen preußischen Bußtage erfüllt seien; allein er könne doch nicht unterlassen, darauf hinzuweisen, daß es sich hier ja nicht um ein plötzliches Vorgehen handle, mit dem das Kirchenregiment an die Generalsynode herantrete. Vielmehr hätten doch die beiden Vorgängerinnen der gegenwärtigen Synode nach umfangreicher und eingehender Berathung in bündigster Form diejenigen Beschluͤsse gefaßt, welche die Königliche Staatsregierung veranlaßt haben, mit einer Vorlage an den Landtag vorzugehen. Wenn nun in diesem Stadium, in welchem die Königliche Staatsregierung mit den Landesregierungen der übrigen in Betracht kommenden Staaten sich in Verbindung ge setzt und gleichzeitig im Beariff stehe, eine eben solche Verbindung mit den Bischöfen der katholischen Kirche anzuknüpfen, die Generalsynode durch Ablehnung der Vorlage, die den kirchlichen Interessen in weitestem Maße entgegenkomme und die Möglichkeit gewähre, auch die Brüder jenseits des Mains für einen einheitlichen deutschen Buß“ und Bettag zu gewinnen, sich in einen schroffen Gegensatz zu den nach reiflicher Erwägung gefaßten Beschlüssen der beiden ersten Generalsynoden stellen würde, so müßte das in der That als ein höchst verwunderlicher Schritt erscheinen. (Lebhaft er Beifall.)

Im Verfolge der weiteren Diskussion über die Angelegenheit nahm auch der

Präsident des Evangelischen Ober⸗Kirchenrathes Dr. Bark hausen noch Veranlassung, die Annahme der Vorlage in warmer Weise zu befürworten. Er betonte, indem auch er die Berechtigung gewisser schmerzlicher Gefühle beim Eingehen des bisherigen preußischen Bußtages zugab, die entgegenkommende Haltung, die die⸗ jenigen Staaten bekundet, mit denen Verhandlungen zum Zwecke einer Einigung über den Zeitpunkt eines gemeinsamen Bußtages stattgefunden, und wies auf die Tragweite eines ablehnenden Beschlusses hin, der alle die gebrachten Opfer wieder in Frage stellen würde. Der Herbst erscheine auch in der That weit geeigneter als das Frühjahr, während dessen eine große Zahl namentlich jändlicher Gemeindeglieder sich in Folge von auswärtiger Arbeitsge legenheit gar nicht in ihrem Heimathzorte befinde. Die Vorlage in dem gegen— wärtigen, einer einheitlichen Vereinbarung so günstigen Stadium ab— lehnen heiße, sie auf Nimmerwiedersehen verabschieden. (Bravo )

Synodale Stöcker, der ebenso wie Synodale D. Beyschlag dem Prinzip der Vorlage anstandeslos zustimmte, beantragte eine Amendirung durch Annahme einer Resolution, nach welcher die faktische Verlegung des Bußtages erst nach erfolgter Verständigung mit den betheiligten norddeutschen Landeskirchen vorgenommen werden soll; andererseits befürwortet Synodale D. Erdmann neben dem neu einzuführenden Bußtage die Beibehaltung des alten preußischen Buß⸗ und Bettages. . - .

Nachdem der Kommissar des Evangelischen Ober-Kirchenraths Freiherr Dr. von der Goltz die Erklärung abgegeben, daß das Kirchenregiment ein Bedenken gegen die Resolution Stöcker nicht habe, lehnte die Synode das Amendement Erdmann ab, genehmigte da— gegen die Vorlage nebst der Resolution Stöcker mit großer Majoritãt. .

Darauf wurde die Mittheilung des Evangelischen Ober-Kirchen⸗ raths, betr. Mitwirkung bei Besetzung der theologischen Professuren, der Kommission für die Geschäftsordnung und Ver⸗— fassungsfragen überwiesen. Die nächste Sitzung findet Montag Nachmittag 1 Uhr statt.

Der Generalsynode ist von dem Evangelischen Ober⸗Kirchenrath eine Mittheilung über den Erfolg des am 13. Oktober 1885 von ihr in der Frage der Bekämpfung der Trunksucht gefaßten Be—⸗ schlusses gemacht, worin er auf den jetzt dem Bundesrath vorliegenden Gesetzentwurf, der mit jenem Beschluß in den Hauptpunkten übereinstimme, hinweist. Hieran anknüpfend bemerkt der Evangelische Ober⸗Kirchenrath: »Die Veröffentlichung des Gesetzentwurfs hat neben dankbarer Zu stimmung mehrfach auch lebhaften Widerspruch hervorgerufen. Besonders sind von juristischer Seite Bedenken gegen die in ihrer

Wirksamkeit bedeutsamsten Bestimmungen erhoben werden und haben in den zu Köln gefaßten Beschlüssen des diesjährigen Juristen⸗ tages ihren Ausdruck gefunden. Angesichts solcher Einwendungen, welche theils gegen den Erlaß eines besonderen Gesetzes über⸗ haupt, theils gegen einzelne Vorschriften in dem dem Bundesrath vorgelegten Entwurf sich richten, wird für die Generalsynode die Erwägung nahe liegen, ob sie sich veranlaßt sieht, unter Erneuerung ihres Zeugnisses über die Größe des Nothstandes für die Nothwendig⸗ keit energischer Gegenwehr auch durch den starken Arm des Staats einzutreten und die Staatsregierung auf dem betretenen Wege, ein 9er. gegen den Mißbrauch geistiger Getränke herbeizuführen, zu ärken.“

Nr. 44 der Veröffentlichungen des Kaiserlichen Ge⸗ sundheitsamts vom 3. November hat folgenden Inhalt: Personalnachricht. Gesundheitsstand. Mittheilungen über Volks krankheiten. Sterbefälle in deutschen Städten mit 40 000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandeg. Erkrankungen in Berliner Krankenhäusern. Desgl. in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. Gesundheitszustand und Sterbefälle im September. Gesundheitsverhältnisse im österreichisch'ungarischen Heere 1891, 1. Halbjahr. Aus dem statistischen Jahrbuche der Stadt Wien 1889. Witterung. Zeitweilige Maßregeln gegen Volkskrankheiten. (Oesterreich, Rußland, Türkei,. Griechenland, Egypten.) Thierseuchen in Frankreich, 2. Vierteljahr. Veterinãr⸗ polizeiliche Maßregeln (Preufsen. Reg. Bez. Oppeln, Lüneburg, Lippe, Schweiz, Niederlande). Medizinalgesetzgebung u. s w. (Preußen. Reg.“ Bez. Posen). Ansteckende Krankheiten Reg. Bez. Oppeln). Impfstoff⸗ gewinnungsanstalt. (Reg.-Bez. Merseburg) Berichte über Thier⸗ feuchen. (Mecklenburg ⸗Schwerin. Schulräume. (Lähöch. Todeszeugnisse. (Desterreich). Maul, und Klauenseuche, Vieb— beschau ze. Niederösterreich). Gemeindeärzte ꝛc. (Belgien). Tollwuth. (Großbritannien). Ansteckende Krankheiten. Ver⸗ handlungen von gesetzgebenden Körperschaften, Vereinen, Kon— gressen u. . w. (Oesterreich). Schulhäuser. Vermischtes (Preußen. Berlin). Weidemann'scher Brustthee. (Schlesien). Bäder 1890. (Baden. Karlsruhe). Geheimmittel. (Großbritannien). Be— richt des Gesundheitsbeamten für den Londoner Hafen 1890. Geschenkliste. Sterbefälle in deutschen Orten mit 15 000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Beilage. Gerichtl. Entscheidungen zum Nabrungsmittelgesetz (Wurst)

Nr. 9 des Ministerial-Blatts für die gesammte nnere Verwaltung in den Königlich preußischen Staaten, her— ausgegeben im Bureau des Ministeriums des Innern, vom 31. Oktober hat folgenden Inhalt: J. Allgemeine Verwaltungs sachen. Erlaß, betr. Abänderung des Regulatips bezüglich der Befähigung für den höheren Verwaltungkdienst. II. Organisationssachen. Behörden und Beamte. Bekanntmachung, betr. die Grundsätze für die Be⸗ setzung der Subaltern⸗ und Unter beamtenstellen. Verfügung, betr. die Annahme von Nebenbeschäftigungen Seitens der Kreissckretäre. Verfügung, betr die Uebertragung der Stellvertretung des Kreis sekretärs an eine Person, die nicht Beamter ist. III. Medizinalwesen. Cirkular, betr die Censurstufen, welche in die Hebammen ⸗Prüfungszeugnisse aufzunehmen sind. IV. Verwaltung der Kommunen, Korporationen und Institute. Cirkular, betr. die Tragung der Kosten der öffent lichen Armenpflege, welche die Uebernahme für Geistes kranke, Sieche ꝛe. verursacht, Seitens der Landarmenverbän de. Bekanntmachung daß die Stadt Halberstadt einen eigenen Stadtkreis bildet. V. Polizei- verwaltung. A. Gewerbepolizei. Verfügung, betr. die Verbindung des Betriebes von Gast ꝛc. Wirthschaften oder Kleinhandlungen mit Branntwein und Spiritus mit anderweitigen kaufmännischen Ge— schäften. B. Sicherheitspolizei. Verfügung betr. die Kosten der Anschaffung der für den polizeilichen Nachrichtenverkebr erforderlichen Formulare. C. Gefängnißwesen, Straf⸗ und Besserungsanstalten. Verfügung, betr. die Kosten der ersten Ausstattung und Einlieferung landarmer Zwangkzöglinge. D. Medizinal-⸗Polizei. Cirkular, betr. die Ausstellung der Bescheinigungen über die Todesursache für die Nachsuchung von Leichenpässen. E. Paß und Fremden ⸗Polizei.

Cirkular, betr. den Paßverkehr an den rumänischen Grenjen.

Bescheid, betr. das gegenseitige Verhältniß der Polizei⸗ und Gemeinde behörden bei Ausweisungen. Eirkular, betr. Naturalisirunasgesuche von früheren Reichsangebörigen und Reichsausländern. F. Presse und Buchhandel. Cirkular, betr. den Buchhändler Rabatt beim An— kaufe von Büchern für die behördlichen Bibliotheken. VI. Ver- waltung der öffentlichen Arbeiten. Cin kular, betr., die Untersuchungen der Brücken mit eisernem Unterbau im Zuge öffentlicher Wege. VII. Verwaltung für Handel und Gewerbe. Verfügung, betr. Er—⸗ läuterung der Bestimmungen über die Anlegung von Dampfkesseln. Verfügung, betr. die Abnahme⸗Untersuchungen beweglicher Dampf⸗ kessel. VIII. Verwaltung der Staats steuern und Ab—˖ gaben. Cirkulgr, betr. das Kriterium einer stempelpflichtigen Voll⸗ macht. 1X. Verwaltung für Landwirthschaft, Domänen und Forsten. Ordnung für die pädagogische Ausbildung der Kandidaten des land— wirthschaftlichen Lehramts. Cirkular, betr. die den zur Verwendung im Forstdienst beurlaubten Jägern 2c. und Forsthülfsaufsehern zu be— willigenden Diäten. Cirkular, betr. die Deckung des Lokalbedarfs an Brennholz aus den Staatssorsten. Cirkular, betr. den Nach— weis genügender Vorbildung, bezüglich der Anstellung als Meliorations⸗ techniker c. Cirkular, betr. die Verwendung der Forst . Assessoren als Landmesser. X. Militär- und Marine Angelegenbeiten. Cir⸗ kular, betr. die Verhängung von Disziplinarstrafen gegen Militär— Probisten bei Civilbehörden Seitens der Militärbehörden. XI. Ver- hältnisse zu fremden Staaten. Cirkular, betr. die Erstattung der Anzeigen über die Entweichung eines Ausländers aus dem polizeilichen Gewahrsam.

Nr. 45 des „Centralblatts der Bauverwaltung“, herausgegeben im Ministerium deröffentlichen Arbeiten, vom 7. Nobember bat folgenden Inhalt: Amtliches: Rund⸗Erlaß vom 30. Oktober d. J, betr. die Revision der Lokal ⸗Bauinspektionen. Nichtamtliches: Fachwerkhauten im Werrathal (Schluß). Das Holjpflaster in Paris. Schleusungsdauer bei Trogschleusen. Hall's selbstthätiges Blocksignal. Vermischtes: A. von Essenwein's Uebertritt in den Ruhestand. Architekten- und Ingenieur ⸗Verein in Breslau. Internationale Versammlung von Ingenieuren und Architekten in Palermo 1892. Zur Frage der Schienenbeanspruchung. Wirkungen bewegter Lasten auf eiserne Brücken.

Statistik und Volkswirthschaft. Zur JJ

(Vgl. die Nrn. 261, 264 und 266)

Nachdem im vorhergehenden Artikel darauf aufmerksam gemacht worden ist, welches amtliche Material bereits zur Arbeiterstatistik für das Reich im Ganzen vorhanden sei, soll nun darauf hingewiesen werden, wie weit solches Material sich bereits für die einzelnen deutschen Staaten vorfindet. Bei der Mannigfaltigkeit der Stellen, von denen dieses veröffentlicht sein kann, ist jedoch keine Garantie der Voll— ständigkeit der nachfolgenden Uebersicht zu geben.

In Pxeußen ist insbesondere, die Lohnstatistik der Bergarbeiter schon seit längerer Zeit gepflegt worden. In der amtlichen Zeitschrift für Berg-, Hütten- und Salinenwesen wurden Arbeiterlöhne in den wichtigeren Bergbaubezirken Preußens schon seit einer Reihe von Jahren veröffentlicht, aber nicht . einheitlichem Plane. Erst durch, den Ministerial-⸗ Erlaß vom 25. November 1887 wurde hierin Wandel geschaffen. Nach diesem finden seitdem viertel⸗

jährliche Erhebungen statt; bei der Ermittelung der im technischen Betriebe durchschnittlich beschäftigten Belegschaft wird dieser Durchschnitt erst für jeden Monat, daraus der für die Vierteljahre und aus diesem der Durch- schnitt für das Kalenderjahr gebildet. Die Belegschaft wird durchweg in 6 Klassen getheilt: 1) eigentliche Bergarbeiter, Hauer und Schlepper, 2) sonstige unterirdisch beschästigte Ar⸗= beiter, 3) über Tage beschäftigte männliche erwachsene Arbeiter, 4 jugendliche, 5) weibliche Arbeiter, 6) Gruben⸗ beamte. Als Arbeitsschichten werden nur wirklich ver— fahrene Tagewerke gerechnet; die Schichtdauer umfaßt die Ein- und Ausfahrt; nur der Lohn abzüglich aller Kosten für Lampenöl und Gezähe, der Knappschafta⸗ und Krankenkassen⸗ beiträge (diese Beiträge abzuziehen, dürfte vom statistischen Gesichtspunkte aus nicht gerechtfertigt sein, kommt zur Be⸗ rechnung; es wird die Gesammthöhe der Löhne, der Betrag auf die einzelne Schicht, der Jahreslohn auf einen Arbeiter fest⸗ gestellt. In jedem Jahrgange der angeführten Zeitschrift seit 18858 wird eine vergleichende Uebersicht, auch werden manche werthvolle speziellere Untersuchungen als Beigaben geliefert.

Ferner giebt es eine amtliche Statistik über Tagelohnsätze der männlichen Forst arbeiter bei Frühjahrs-Kulturen, wozu in Folge Auftrags des Landwirthschafts-Ministers vom 24. November 1879 von den Oberförstern das Material bei⸗ gebracht worden ist, und zwar für die Jahre 1800 bis 1870, veröffentlicht im Jahrgange 1883 der Zeitschrift des preußischen Statistischen Bureaus. . .

Außerdem sind durch Erlasse des preußischen Handels— Ministers aus den Jahren 1875 und 1882 Eimittelungen über Stand, Steigen und Fallen der Arbeitslöhne in bedeutenderen Industrie⸗ und Gewerheplätzen angeordnet, von denen jedoch keine Ergebnisse in die Oeffentlichkeit gekommen sind.

In Bayern haben zu wiederholten Malen amtliche Er— hebungen über die Löhne landwirthschaftlicher Arbeiter stattgefunden. Das auf Grund der im Jahre 1853 bestandenen Bodenbenutzung ausgearbeitete Tabellenwerk zur landwirth— schaftlichen Statistik bringt in seinen vier letzten Spalten den Taglohn beim Landbau, wie Geldanschlag aller Bezüge, und den Gesindelohn für männliche und weibliche Personen; solche Erhebung ist im Jahre 1863 wiederholt worden. Dann beziehen sich auf den Stand von 1878 die durch das Finanz-Ministerium veranlaßten, durch die landwirthschaftlichen Vereine ins Werk gesetzten Erhebungen. Sie erstrecken sich 1) auf die Geldlöhne männlicher und weiblicher, von einem und demselben Arbeit geber ständig beschäftigter Taglöhner pro Tag, im Winter für 172, im Sommer für 128 Tage, und insgesammt pro Jahr; 2) auf das veranschlagte durchschnittliche Jahres-Ein⸗ kommen einer Tagelöhner-Familie mit und ohne Grundbesitz. Ferner ist der Lohn der verschiedenen Dienstboten Kategorien erhoben worden.

In Sachsen scheinen umfassendere amtliche Aufnahmen, die hier zu erwähnen wären, nicht vorhanden zu sein; der gegenwärtige Direktor des Statistischen Bureaus des Königlich sächsischen Staats-Ministeriums Professor Dr. Böhmert hat aber eine Anzahl statistischer Monographien zur Lohnstatistik geliefert, insbesondere über Arbeitslbhne auf den fiskalischen Steinkohlenbergwerken und über Weberlöhne einer Fabrik in Meerane.

Für Württemberg werden in den „Forststatistischen Mittheilungen“, die seit 1882 als besondere Druckschrift ver⸗ öfftstlicht werden, statistische Nachrichten über die Holzhausc— löhne in den Staatswaldungen gebracht, und in Baden wird der entsprechende Zweig der Lohnstatistik gleichfalls schon seit längerer Zeit amtlich gepflegt., Daneben wollen wir für letzteres Land nicht unerwähnt lassen die im amtlichen Auftrage bearbei— teten Spezialstatistiken über die soziale Lage der Cigarren— arbeiter in Baden (1889) und über die soziale Lage der Fabrik⸗ arbeiter in Mannheim und Umgegend (1891), die von dem Vorstande der badischen Fabrik-Inspektion SOber⸗-Regierungs—⸗ Rath Wörishoffer geliefert worden sind.

So ausführlich und fein ausgearbeitete statistische Miniatur⸗ bilder, wie sie von Böhmert und Wörishoffer für eng be— grenzte Gebiete geliefert worden sind, für das ganze Reich zu geben, wäre ein nach Mitteln und Zeit unabsehbares und un— praklisches Unternehmen; man muß sich für die Darstellung der Arbeiter-Statistik eines so großen Gebiets natürlich mit groben Strichen begnügen.

Von amtlichen statistischen Veröffentlichungen anderer deutscher Staaten, die in dieses Gebiet fallen, sind noch anzu— führen die für Elsaß-Lothringen regelmäßig gelieferten Mit⸗ theilungen über Löhne der Waldarbeiter. In Hessen sind Nachrichten über die gleiche Kategorie von Arbeitern für die erste Hälfte des vorigen Jahrzehnts, und für Oldenburg ist ein Beitrag zur Statistik der ländlichen Tagelöhner aus den 70 er Jahren vorhanden.

Damit sind unsere Lesefrüchte aus der amtlichen Arbeiter⸗ Statistik der deutschen Staaten zusammengetragen. Wenn, was wir glauben, diese Sammlung einigermaßen vollständig ist, so sieht man, daß eben noch sehr wenig geschehen und noch sehr viel zu thun ist. Mancherlei Material, namentlich zur Lohnstatistik, würde in den zahlreichen industriellen Betrieben des Reichs und der Staaten Post, Eisenbahnen, Bergwerke, Forsten u. . w. verhältnißmäßig leicht, ohne Inanspruch— nahme des Publikums, zu erlangen sein; das Meiste ist immer— hin nur von der verständnißvollen Mitwirkung der Arbeit⸗ k Arbeiter bei sozialstatistischen Untersuchungen zu erwarten. .

. Fürsorge für Arbeiter.

In Apolda haite der Inhaber der Firma Chr. Zimmermann u, Sohn, Kommerzien⸗Rath Wiedemann, gelegentlich des 100 jährigen Geschäftsjubiläums 50 090 M gestiftet. Er gedachte diese Summe für Zwecke der Alters, und Invaliditätsversicherung zu verwenden und behielt sich nähere Bestimmung bis nach Erlaß des betreffenden Gesetzes vor. Die Summe ist nunmehr einer Hülfskasse für Noth-⸗ fälle zugewiesen worden, aus welcher Arbeiter und Arbeiterinnen in geeigneten Fällen unterstützt werden sollen.

Arbeiter wohnungen. Die Spiegelmanufaktur Waldhof in Baden giebt allen Arbeitern, mit Ausnahme der Handwerker, Handpolierer und Handlanger, freie Wohnungen, von denen 325 vorhanden sind.

Zur Arbeiterbewegung.

Ueber die Lohnbewegung unter den deutschen Buch— druckern bemerkt die „Zeitschr. f. Deutschl. Buchdrucker“, das Organ der Arbeitgeber, daß von den in Deutschland vor⸗ handenen 34 0090 Buchdruckergehülfen 9651 gekündigt haben. Die Zahl der Setzer, die wirklich die Arbeit eingestellt haben, dürfte nach demselben Blatt noch geringer sein. Diese Be⸗ rechnung stützt sich auf eine tabellarische Uebersicht der Kün— digungen und Bewilligungen im Klimsch'schen „Allgemeinen An⸗

zeiger“. Der „Voss. Ztg.“ wird aus Stutt gart geschrieben, daß die dortigen Verleger und Buchhändler, die keine eigene Druckerei besitzen, eine Erklärung veröffentlichten, in der sie sich rückhaltlos auf Seite der Prinzipale stellen, die sie nach Kräften unterstützen werden. Ingbesondere werden sie die Produktion während des Ausstandes auf das äußerst mögliche Maß einschränken und Druckaufträge zurückhalten, um den Druckereien ihr Ausharren im Widerstand zu ermöglichen.

Ueber den Stand des Ausstandes der Handschuh— macher wird dem „Vorwärts“ geschrieben:

Die Handschuhmacher Friedrichshagens traten am 28. August mit 90 Mann in den Ausstand ein, davon sind untergebracht 44 Mann. Dresseure stehen noch 13 Mann aus. Insgesammt stehen noch 59 Mann aus, die fast Alle verheirathet sind und 160 Kinder zu ernaͤhren haben. Die Handschubmgcher in Burg traten am 29. August mit 51 Mann in den Ausstand ein, davon sind untergebracht 28 Mann; es sind noch 19 Handschuhmacher und 4 Dresseure, zusammen 23 Mann ausständig, die 36 Kinder haben. In Osterwieck haben am 31. August die Arbeit nieder gelegt 208 Mann, davon befinden sich noch im Ausstand 94 ver— heirathete mit 221 Kindern und 88 ledige Handschuhmacher. Für die im Ausstand befindlichen Fabriken soll in Hameln, Halber stadt und Liegnitz gearbeitet werden; aus diesem Grunde werden am 21. November in Hameln 14 Mann, in Halberstadt 36 Mann und in Liegnitz 49 Mann die Arbeit niederlegen.

Aus Zwickau schreibt man dem „Chemn. Tgbl.“ unter dem 12. d. M.; Unter den Bergleuten des hiesigen Beckens ist jetzt eine auffallende Ruhe zu bemerken. Während in anderen Jahren bei Beginn des Winters mit steigender Abnahme von Kohlen stets ein erhöbtes Selbstbewußtsein eintrat, das sich manchmal gegen das Frühjahr bis zum Ausstande steigerte, ist es jetzt den eifrigsten Agitatoren kaum möglich, eine ansehnliche Versammlung zu Stande zu bringen. Es ist eben eine Uebersättigung der Bergleute eingetreten, die es dahin gebracht hat, daß sie jetzt lieber ihrer ge— wohnten Lebensweise nachgehen, als stundenlangen Reden lauschen. Außerdem aber hat die jetzige Geschäftsstockung das Ihre dazu bei⸗ getragen, die Bergleute vorsichtig zu machen, denn eine Auflehnung gegenwärtig würde den Verlust der Arbeit bald nach sich ziehen, weil das Arbeiterangebot den Bedarf weit übersteigt. Wie es aber bei besseren Zeiten werden wird, läßt sich voraussehen, da die Waffen nur aufgehoben worden sind.

Aus Riesa wird dem Chemn. Tabl.“ berichtet: Der Aus stand der beim Kasernenbau beschäftigten Maurer ist bereits wieder beigelegt, ohne daß die Ausständigen etwas erreicht haben.

Aus Lille wird der „Köln. Ztg.” geschrieben: Die Bergleute des Departements Nord richteten an das allgemeine Syndikat der franzoͤsischen Grubenarbeiter die telegraphische Anfrage, wie es sich im Falle einer Ausstandserklärung in Nord- Frankreich verhalten werde. Die Ar— beiter des Loire⸗Beckens, die sich von dem letzten Ausstand, der ihnen nichts eingebracht, noch nicht erholt haben, wollen sich der neuen Be— wegung nicht anschließen und einen günstigeren Zeitpunkt zur Er— reichung ihrer Forderungen abwarten. Dagegen haben sie sich bereit erklärt, die Bergleute des Departements Nord im Ausstandsfall zu unterstützen.

Kunst und Wissenschaft.

Ausstellung deutscher Meisterzeichnungen des XVI. Jahrhunderts im Königlichen Kupferstichkabinet.

Pt Der liebenswürdige Sittenschilderer des achtzehnten Jahrhunderts Daniel Chodowiecki hat seinen künstlerischen Ahnen, den deutschen Meistern des sechzehnten Jahrhunderts, im Ausstellungssaale des Berliner Kupferstichkabinets den Platz räumen müssen. Aus den reichen Schätzen der König— lichen Sammlung sind die hervorragendsten Handzeichnungen der deutschen Schule zu einem fesselnden Bilde der Kunst— entwickelung im sechzehnten Jahrhundert vereinigt und in d, . Aufstellung dem Publikum zugänglich gemacht worden.

Die Berliner Zeichnungssammlung hat ihre werthvollste Bereicherung auf diesem Gebiet erst im Laufe der letzten Jahr⸗ zehnte erfahren. An den immerhin werthvollen Grunbstock, den die Sammlung Friedrich Wilhelm's bildete, schloß sich bald nach Gründung der Museen die Sammlung des General⸗-Postmeisters von Nagler, später dann diejenige des Herrn von Radowitz an. Besonders glücklich, insbesondere für die Vermehrung der Dürer'schen Handzeichnungen, deren das Kabinet bei seiner Gründung nur sehr wenige besaß, während es jetzt mit seinen siebenundachtig Dürer⸗ zeich ungen nach der Albertina in Wien die erste Stelle auf dem Kontinent einnimmt und auch den alten Samm— lungen von Paris und London überlegen ist war im Jahre 1877 der Ankauf der überaus reichhaltigen und erlesenen Dürersammlung Posonyi, die von dem Pariser Sammler Hulot erworben wurde. Auch in den folgenden Jahren wurden reiche Schätze für die Abtheilung der deutschen Handzeichnungen gehoben, so aus den Sammlungen Drugulin, Chennevires und Robinson, und noch im vergangenen Jahre bereicherte die Samm— lung ihr Dürerwerk, dessen Inhalt inzwischen durch die Publikation Lippmann's weiteren Kreisen bekannt gemacht war, durch werthvolle Ankäufe aus den Sammlungen Klinkosch und Mitchell. Neben den Zeichnungen Dürer's, welche eine ganze Wand des Ausstellungssaales in Anspruch nehmen, obwohl nur die Hälfte der vorhandenen Schätze den Mappen für diesen Zweck entnommen wurde, sind es insbesondere die Silberstiftzeichnungen Hans Holb e in's d. Ae, die durch ihre stattliche Zahl schon äußerlich besondere Aufmerksamkeit und Inter⸗ esse erregen. Bekanntlich besitzt Berlin den größten Theil eines jener Skizzenbücher, in denen der Vater Holbein's die Züge seiner Augsburger Mitbürger mit seltener Meisterschaft und psycho— logischem Feingefühl verewigte. Diese schlichten Bildniß— zeichnungen gestatten uns einen intimeren Einblick in die Augsburger Welt um die Wende des sechzehnten Jahrhunderts, als die gleichzeitigen Schilderungen der Chroniken und Annalen es vermögen. Da begegnen uns das Jugendporträt des juüngeren Hans Holbein neben demjenigen seines älteren Bruders Ambrosius, der „grosz kayser maximilian“, wie er im Reiseanzug durch die Straßen der Reichsstadt geritten sein mag, daneben in mehreren Wendungen des wunder⸗ lichen Charakterkopfes sein „lustiger Rath“ Kunz von der Rosen, ferner die vornehmen Züge von Raymund und Jacob Fugger und die gesammte Clerisey des St. Ulrichklosters, die den Künstler zu besonders schalkhaften Leistungen reizte. Unter den Zeichnungen des jüngeren Holbein hat seit jeher der sonnverbrannte Kopf eines Engländers, der aus der Sammlung Suermondt stammt, als, Haupt— blatt gegolten. Aus der Basler Zeit des Meisters rührt der assadenentwurf des „Hauses zum Tanz“ her; die freie Be— andlung der Scheinarchitektur und ihres naturalistischen Figurenschmucks zeigt unsern Meister bereits im Vollbesitz des Renaissancestils, nicht minder das Wappen mit den Lands— knechten als Schildhalter, das den Entwurf für ein Glas— fenster darstellt. Der ausgebildete vornehme Farbensinn Holbein's und sein Geschick für Schmuckformen kommen in

gleich bewundernswerther Weise in diesen aquarellirten Zeich— nungen zur Geltung. Historisches Interesse beansprucht der Entwurf für die Festdekoration bei dem Einzug der Anna Boleyn in London, die Holbein im Auftrage der Kaufherren des Stahlhofes 1533 anordnete.

Die folgende Wand führt uns in bunter Reihe Kohlen— zeichnungen des durch außerordentliche Feinheit der Beobach— tung ausgezeichneten, seinem vollen Namen nach unbekannten Meisters mit dem Zeichen B. B., sowie eine Studie des phantastischen Mathäus Grunewald, eine beträchtliche An⸗ zahl weißgehöhter Zeichnungen von Hans Baldung Grien, den prächtigen Entwurf Burgkmair's für das Helldunkel⸗ bildniß Julius' II., Arbeiten der Schweizer Nicolaus Manuel Deut sch und Urs Graf und zwei Skizzen Lu cas Cranach's vor. Die naiv stilisirte und besonders zart ausgeführte Silber⸗ stiftzeichnung des Letzteren, die uns Nymphen und Satyrn am Rande eines Gehölzes in anmuthigem Spiel zeigt, ge— wissermaßen eine Uebersetzung eines antiken Idylls in den sächsischen Formendialekt des sechzehnten Jahrhunderts, entstammt der berühmten englischen Sammlung von Th. Lawrence; der weit weniger sorgfältig gezeichnete Entwurf eines Flügelaltars, dem sogar die Seitenflügel beweglich angesetzt sind, gestattet uns einen interessanten Einblick in die Werkstatt des viel⸗ beschäftigten Wittenberger Meisters, aus der eine Unzahl malerischer Arbeiten nach seinen Entwürfen, von Schülerhand gefertigt, hervorgingen.

Sachsens Kunstschule gehört auch Hans Brosamer an, dessen Zeichnungen die Reihe der nächsten Ausstellungswand eröffnen, auf der mit den merkwürdig zwischen Phantastik und Realismus schwankenden, besonders für die Entwickelung des landschaftlichen Naturstudiums bedeutsamen Schöpfungen der Regensburger Schule Albert Altdorfer's und Wolf— gang Huber's einige Arbeiten aus dem Kreise der deutschen Kleinmeister, wie Bart hel's und Hans Sebald Beham's, Georg Pencz', eines Dürerschülers, des Ornamentstechers Peter Floetner und A. Hirschvogel's, vereinigt sind.

Den allmählichen Uebergang in den Manierismus der deutschen Spätrengissance in der zweiten Hälfte des Jahr— hunderts schildern in der folgenden Abtheilung die Zeichnungen Lautensack's, Virgil Solis', Jost Amman's, Tobias Stimmer's, Paul Flynt's und Daniel Lindmeyer's, der mit einigen seiner tüchtigsten Glasgemäldevisirungen ver— treten ist. Hart an der Grenze des Jahrhunderts steht schon die Bauernkirmeß eines Danziger Malers Anton Möller, während Hans Hoffmann's ungemein subtil ausgeführtes Aquarell, ein Kaninchen dar— stellend, die ähnlichen Thierstudien Dürer's uns in die Erinnerung ruft, dem die folgende Längswand eingeräumt ist. Von einer der frühesten unter den bezeichneten Schöpfungen seiner Hand, der noch völlig in den eckigen Formen des fünf— zehnten Jahrhunderts fich bewegenden kleinen Federzeichnung einer Madonna mit Engeln, bis zu den in breitester Manier und größtem Formensinn gegebenen Studienköpfen für das bekannte Münchener Apostelbild läßt sich hier die Entwickelung des gewaltigen Nürnberger Meisters in einer fast ununter— brochenen Reihe von Studien und Entwürfen verfolgen. Wenn R. Weigel in dem auch heute noch schätzenswerthen Buche über die „Werke der Maler in ihren Handzeichnungen“ sagt, daß der Genuß der Zeichnungen zu den schönsten und reinsten im gesammten Gebiet der bildenden Künste zu zählen ist, wo wir „an der Quelle der Einbildungskraft stehen, der Sprache der Maler lauschen und eine Galerie großer Gedanken, gepaart mit erhabener Gesinnung und gereifter Lebenserfahrung, durchwan— dern“ so gilt dies in besonderem Maße von den Handzeichnungen Albrecht Dürer's. Hier öffnet sich uns ein tiefer Einblick in die Schaffenswelt des größten deutschen Malers, bis in die einzelnen Stimmungen und Seelenzustände hinein, die er im Laufe seines reichbewegten Lebens durchzumachen hatte, in die Art seiner Naturauffassung, in das unmittelbare Studium der ihn umgebenden Welt, wie in die an den ver— schiedenartigsten Quellen genährte Geistesbildung, wie kaum irgendwo sonst. Wir müssen es uns an dieser Stelle ver— sagen, diesen Werdeprozeß Dürerischer Kunst in seinen einzelnen

Phasen zu verfolgen, nur einzelne Marksteine der Entwickelung wollen wir aus der reichen Fülle von Anregungen, welche die Berliner Sammlung dem Beschauer darbietet, hervorheben. Zwölf Jahre später als die kleine Federzeichnung, die der vierzehnjährige Knabe, emsig strichelnd, vielleicht nach einer Kupferstichvorlage entwarf, ist die auf blaugrauem Papier mit Silberstift gezeichnete Gestalt des lautenspielenden Engels entstanden, die erst im vergangenen Jahre aus der Sammlung Mitchell in das Berliner Kabinet Über— gegangen ist, herb in den Formen, aber von einem gereiften Ernst und einer Sicherheit der Haltung, wie sie bei einem jugendlichen Künstler doppelt überraschen, wenn wir daneben seine heiteren, liebenswürdigen Landschaftsbilder betrachten, die, auf seinen Wanderungen in der reizvollen Umgebung der Vaterstadt entstanden, für die Geschichte der Landschastsmalerei geradezu einen Wendepunkt bezeichnen. Das kluge Antlitz seiner Gattin, jener früher mit Unrecht so übelbeleumdeten Agnes Frey, dürfen wir vielleicht in jener malerisch breiten Kohlenzeichnung aus dem Jahre 1593 erkennen, die zu dem alten Besitz des Kabinets gehört; daneben begegnen uns geistreich hingeworfene Federzeichnungen, meist Holzschnitt— entwürfe, wie die reizende Scene der Geburt Mariä, die er später in seinem „Marienleben“ wiederum modifüzirte. Mit ausgeführten Gemälden, dem Rosenkranzfest in Prag und dem Heller'schen Altarbild, lassen sich sodann das Bildniß des Augsburger Baumeisters Fondaco dei Tedeschi in Venedig und sein Selbstporträt aus dem Jahre 1509 in Ver— bindung bringen, während die überaus sauber durchgeführte weißgehöhte Zeichnung auf grünem Grunde, Simson im Kampf gegen die Philister, die ihr Gegenstück in der Auferstehung Christi im Louvre hat, für plastische Ausführung bestimmt' waren. Die Verzierungen eines Sattelzeugs erinnern in ihrer freien und geistreichen zeichnerischen Behandlung wiederum an die berühmten Handzeichnungen Dürer's für das Gebetbuch Kaiser Maximilian's und sind wohl in derselben Zeit wie diese entstanden. So sehen wir Dürer's Wirken nach allen Richtungen hin neue fördernde Anregung verbreiten, ohne daß seine Kraft sich irgendwie bei so vielseitiger Beschäftigung zersplitterte. Unablässig arbeitet er an seiner eigenen Weiterbildung; auf der niederländischen Reise im Jahre 1520 begleitet ihn, sein Skizzenbuch, aus dem einige Blätter, mit Silberstift gezeichnet, ebenfalls im Besitz der Berliner Sammlung uns begegnen. Seine Frau zeichnet er auf dieser Reise in flämischer Tracht und setzt auf das Blatt die Inschrift: „Das hat albrecht dürer nach seiner haus frawen conterfet zu antorff in der niderlendischen Kleidung im Jor 1521 da sy einander zw der e gehabt hettn 27 Jor.“ Aehnlich wie er die Kohlenzeichnung, welche die Züge seiner greisen Mutter festhielt, nach deren Tode mit der schlichten Mit— theilung versieht: „Dz ist albrecht dürers muter dy was alt 65 Jor. Vnd ist verschiden Im 1514 Jor am erchtag vor der crewtz wochen, um zwey genacht.“ Und doch wissen wir aus seinen Tagebuch-Aufzeichnungen, wie tief dieses Ereigniß sein Gemüth erschütterte. Den Schluß der Dürer⸗-Ausstellung bilden die beiden schon oben erwähnten Apostelköpfe des Paulus und Markus, deren markige Charak⸗ teristif in der scharf accentuirenden Zeichnung fast noch lebendiger wirkt, als in dem ausgeführten Gemälde in München.

Damit haben wir nur einige der bedeutendsten unter den ausgestellten Zeichnungen aufgezählt; das Bild, das fie in ihrer Gesammtheit von dem deutschen Kunstleben des sech⸗ zehnten Jahrhunderts geben, bietet eine werthvolle Ergänzung zu dem Studium der gleichzeitigen Gemälde und Kunstdrucke, die sicherlich jedem ernsten Kunstfreunde hochwillkommen sein wird.

Bei einem Ausbesserungsbau in der evangelischen Kirche zu Göllschau, Kreis Hayvnau, . dem Free r , g, ei nr eine bisher unbekannte Gruft aufgefunden, in der sieben Personen bestattet waren, sämmtlich in Ritterrüstungen, die zum Theil noch recht gut erhalten sind. Bis jetzt konnte, auch mit Hülfe der Kirchenbücher, noch nichts Näheres über das Grab und seine Todten

ermittelt werden.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗Maßregeln. Nachrichten über Verbreitung von Thierkrankheiten im Auslande im Jahre lsg91.

Oesterreich.

Kronland.

Maul und Klauenseuche . ö . x . 3 z zaul⸗ und Klauenseuche 59 Böhmen. . ; ĩ ö . 32 z Maul und FKlauenseuche 109 Mãbren . ; Lungenseuche. ö 30 Nieder · Oesterreich w 145 nnn, . K d 11 ö MJ 87 Tärnten. . , 3 , t Maul und Klauenseuche

Ober⸗Oesterreich

,, = Tirol Vorarlberg.. d 25 Schlesien w MJ 1 . J 88

24. September. 1. Oktober.

Komitate: Orte:

Maul und Klauenseuche ... 32 390 32 377 w 11 38 11 41

Lungenseuche.

Ruß laud. Rinderpest. Im Monat Juli. Gouvernements:

getödteten gefallenen Viehs: Stawropol (Kaukasus)j ... 479 Gebiete:

Kuban (Kaukasus) 7222 1049 Terek (Caukasu) ).. 1470 b7 9 6 Monat August.

ouvernements: tn. (Kauka sus) 1441 9

ebiete: . Kuban (Kaukasus) . ;. 4395 784 Terek (Kaukasus) 2321 74

30. September.

455

Komitate: Orte: Komitate: Orte:

7. Oktober. 14. Oktober. Zahl der verseuchten

Orte: Höfe: Orte: Höfe: Orte: 645 25 h

94 3

38

8h52

133

8. Oktober. Zahl der verseuchten

15. Oktober. 22. Oktober.

ö Komitate: Orte: Komitate: Orte: 32 407 33 437 37 473 11 48 11 56 11 64

Schweiz. Maul und Klauenseuche. 16.— 30. September. 1.— 15. Oktober.

Zahl der verseuchten . Orte: Ställe: Weiden: Orte: Ställe: Weiden

Kantone:

Zürich,.

, Appenzell a. Rh. Appenzell i. Rh. St. Gallen

Graubünden

Thurgau

; Belgien. Im Monat September.

Lungenseuche: in 7 Provinzen, 22 Gemeinden, 22 Ställen.