1891 / 277 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 24 Nov 1891 18:00:01 GMT) scan diff

Aichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 24 November.

eute Vormittag von 11 Uhr ab fand in Gegenwart . Yen s oer Kaisers und Königs die Ver— eidigung der Rekruten der Garnisonen Berlin, Spandau, Charlottenburg und Lichterfelde im Exerzierhause des 2. Garde⸗ Regiments z. F. in der Karlstraße statt. Hierzu waren durch je eine Compagnie des? Garde⸗Regiments z. F. und des Kaiser Alexander Garde⸗Grenadier⸗Regiments Nr. 1 die Fahnen und Standarten aus dem Königlichen Schloß in das Exerzierhaus gebracht worden. Vor dem Exerzierhause erwarteten die Generale und die fremdherrlichen Militärbevollmächtigten Seine Majestät den Kaiser und König und folgten Allerhöchstdemselben in das Exerzierhaus. Der Vereidigung ging eine kurze Ansprache der Divisionsgeistlichen beider Konfessionen über die Bedeutung des Eides voran, daran unmittelbar anschließend erfolgte die Vereidigung der preußischen evangelischen und der katholischen Nektuten durch einen Offizier, wobei am Schluß durch den Divisions⸗Commandeur ein Hurrah auf Seine Majestät den Kaiser und König ausgebracht wurde. Nach der Vereidigung wurden die Fahnen und Standarten durch die⸗ selben Compagnien wieder in das Königliche Schloß zurück— gebracht.

Die auf Anregung des Reichskanzlers für das Reichs⸗ ebiet angesrdneten Erhebungen über die diesjährige k— sind bezüglich des Weizens und Rogg ens beendet. Das Ergebniß ist aus der in der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reicha- und Staats Anzeigers“ veröffentlichten Nachweisung 1 ersichtlich. Die Zahlen beruhen auf Schätzungen sachverständiger Körperschaften und Behörden. 4 In der gleichfalls dort veröffentlichten Nach weisung sind die Zahlen über die Ein- und Ausfuhr von Roggen, Weizen, Gerste, Mehl und sonstigen Mühlen⸗ erzeug nissen, wie sie sich aus den von den Hauptzoll- und Hauptfteuerämtern eingereichten Uebersichten ergeben, zusammen⸗

gestellt.

Der russische Minister des Auswärtigen von Giers ist gestern Abend aus Paris hier eingetroffen.

Der General-Lieutenant von Lignitz, Commandeur der 11. Division, ist zur Abstattung persönlicher Meldungen hier eingetroffen. . !

Der Jaspecteur der 1. Kavallerie-Inspektion, General— . Krosigk ist aus Hannover hierher zurück— gekehrt.

General⸗Lieutenant Edler von der Planitz, Com- ö der Garde⸗-Kavallerie-⸗Division, hat sich mit kurzem Urlaub zur Jarb nach Schlesien begeben.

r Königlich sächsische Gesandte am hiesigen Allerhöchsten Hofe ir ö Hohenthals und Bergen hat Berlin mit kurzem Urlaub verlassen. Während seiner Abwesenheit fungirt der Legations-Sekretär Graf Vitzthum von Eckstädt als

Geschäftsträger.

ittenberg, 23. November. Seine Majestät der wird 3. der „Magd. Ztg.“ gelegentlich der Reise nach Torgau am 25. d. M. kurze Zeit hier verweilen. Allerhöchst⸗ derselbe wird um 10 Uhr 25 Minuten hier eintreffen, den Hofzug bei dem kleinen Exerzierplatz vor dem Schloßthor verlassen und hier die Parade über die hiesige Garnison abnehmen. Alsdann wird Seine Majestät Sich nach der im Wiederher stell un gs bau begriffenen Schloßkirche begeben und um 11 Uhr 55 Minuten die Fahrt nach Torgau fortsetzen.

Bayern.

München, 23. November. Seine Königliche Hoheit der 6 ist nach der „Allg. Ztg.“ gestern Morgen mit seinen beiden Söhnen, den Prinzen Ludwig und Leopold, nach Luitpoldshöhe im Spessart abgereist.

Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich traf laut Mel⸗ dung des „W. T. B.“ heute, von Trient kommend, hier ein und wurde am Bahnhofe von den Gesandten Preußens und Großbritanniens a n, Ihre Majestät ist im Hotel Bayerischer Hof abgestiegen. . . . Südwest-Afrika gefallenen Hauptmann Frei—⸗ herrn von Gravenreuth fand heute in Augsburg ein feierlicher Trauergottesdienst statt, dem die Generalität, die DOffizier⸗Corpz der Garnison und das Regiment, welchem Frei⸗ herr von Gravenreuth früher angehörte, beiwohnten.

Sachsen.

Dresden, 24. November. Seine Königliche Hoheit der Prinz und Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Prinzessin Friedrich August trafen gestern Mittag um 12 Uhr, von Prag kommend, hier ein. Von der Landesgrenze ab waren Höchstdenselben in allen Stationen, namentlich in Bodenbach und Pirna, von der trotz ungünstigen Wetters herbeigeströmten , , enthusiastische Kundgebungen be⸗ reitet worden. Von der Festung Königstein wurden beim Herannahen des Zuges Salutschüsse abgegeben. In Dresden waren die Gebäude festlich geschmückt und in den Straßen prächtige Ehrenpforten errichtet, während der Markt und die andern Plätze mit Masten, Flaggenschmuck und Bekränzungen versehen waren. Auf dem Platze vor dem böhmischen Bahn⸗ ofe var gegenüber dem Ausgange des Königlichen Warte⸗ 2 eine Ehren-Compagnie des Schützen- (Füsilier⸗ Regiments „Prinz Georg? Nr. 108 unter Hauptmann von Haugk aufgestellt. 30 Schritt dahinter hatten die berittenen Offiziere, welche an dem festlichen Einzuge Theil zu nehmen hatten, Aufhellung genommen. Auf der Carolastraße stand ein

ug berittener Gendarmen, dahinter ein Zug des Garde Reiter⸗ nnr, die Königlichen Equipagen und endlich ein Zug des Königs- Hujaren⸗ Regiments Nr. 18. Innerhalb. des Bahnhofs hatten sich die Generalität und die Stabsoffiziere der hiesigen Garnison, sowie der Polizei-Präsident ein⸗ gefunden und auf dem Perron zu beiden Seiten des für die hohen Neuvermählten freizulassenden Durchgangs nach dem

Wartesalon aufgestellt. Während die Prinzessin eine Deputation der Mädchenschule empfing, schritt der Prinz Friedrich August die Front der Ehren-Compagnie des Schützen⸗Regiments ab. Dann erfolgte unter Glockengeläute die Fahrt durch die Stadt, wo Pereine Spalier bildeten und Tausende das hohe Paar jubelnd begrüßten und ihm Blumenspenden darbrachten. Vor dem Rathhause war eine imposante Empfangshalle errichtet, in welcher die Spitzen der Behörden die Neuvermählten empfingen und Ober⸗Bürgermeister Dr. Stuebel eine Ansprache an sie richtete. Hierauf ging die Fahrt nach dem Schlosse, wo die hohen Neuvermählten im Vestibül von den versammelten Königlichen Prinzen auf das Herzlichste begrüßt wurden. Auf dem Vorplatz der zweiten Etage begrüßte Seine Majestät der König das neuvermählte Paar und geleitete es durch die Galerie, wohin Ihre Majestät die Königin, begleitet von Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Mathilde und umgeben von Allerhöchst- und Höchstihren Damen sowie dem Oberhofmeister, Kammerherrn von Watzdorf, entgegengegangen war nach dem rothen Saal. Hier erfolgte sodann die Vorstellung der Staats-Minister, des Ministers des König— lichen Hauses, der Präsidien beider Kammern der Ständever⸗ sammlung und des Königlichen großen Dienstes, sowie später im anstoßenden kleinen Ballsaal die Vorstellung der Hof⸗ und Zutritts damen. Nachmittags fand, wie „W. T. B.

berichtet, im Schlosse Galatafel statt, an welcher außer Ihren Majestäten und den Prinzen des Königlichen Hauses auch die Herzoge Heinrich und Adolf von Mecklenburg-Schwerin Theil nahmen. Die Hofstaaten nahmen Aufstellung vor der Höftafel. Der König brachte, aus einem goldenen Pokale trinkend, einen Trinkspruch auf die Hohen Ven ver⸗ mählten aus. Hierauf verließ der Hofstaat den Saal und begab sich zur Marschalltafel nach dem angrenzenden Banket— saal. Zu der Marschalltafel waren gegen 160 Gäste geladen, darunter die obersten Staatswürdenträger, Vertreter der Stadt, die Präsidenten des Landtages, das diplomatische Corps sowie andere hervorragende Persönlichkeiten. Um acht Uhr fand Gratulationscour bei dem Prinzen und der Prin⸗ zessin Friedrich August statt, an welcher die Miniler mit ihren Gemahlinnen, die Herren und Damen vom diplomatischen Corps, die Mitglieder der Fürstlichen Häuser Schönburg und Solms, die Präsidenten beider Kammern, die Herren und Damen der ersten und zweiten Hofrangordnung und viele Offiziere Theil nahmen. Viele Häuser waren illuminirt, die Plätze festlich beleuchtet.

Baden

Karlsruhe, 23. November. Nach hierher gelangten brieflichen Mittheilungen wurde Ihre Königliche Hoheit die Kronprinzessin von Schweden und Norwegen bei ihrer am 15. 8d. erfolgten Ankunft in Kairo vom Khedipe auf dem Bahnhof herzlich empfangen. Das Klima erweist sich von sehr günstiger Wirkung auf das Befinden Ihrer Königlichen Hoheit. Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. . Weimar, 23. November. Ihre Königliche Hoheit die Erbgroßherzogin ist, der „Weim. Ztg. zufolge, heute, nach längerem Aufenthalt in Italien, aus Stuttgart wieder hierher zurückgekehrt.

Mecklenburg⸗Strelitz.

Neu⸗Strelitz, 24. November. Seine Königliche Hoheit der Großherzog ist, von Paris kommend, nach längerer Abwesenheit hier wieder eingetroffen.

Sachsen⸗Altenburg. . h ikunft Seiner Majestät des Kaisers in ,,, 9. „M. 3.“ zufolge am 26. November, Abends gegen 5 Uhr, erfolgen. Vom Bahnhof aus wird Seine Majestät im offenen Wagen durch die Stadt nach Hummels⸗ hain fahren. Wenn der Sonderzug sich der alten⸗ burgischen Landesgrenze werden an geeigneten Stellen größere Freudenfeuer angezündet werden; der Thurm der auf viele Meilen hin sichtbaren Leuchtenburg wied durch Pechkränze erleuchtet sein. Von der Saale her wird die loßgemeinde von Kahla Seine Najestãt von einem ge— chmuͤckten und mit Rothfeuer beleuchteten Floß begrüßen.

Reuß ä. L. . ö

Greiz, 22. November. Auf Befehl Seiner Durchlau t

des Fürsten sind der „Lelpz. Ztg.“ zufolge die Landtagẽ—

Abgeordneten des Fürstenihums zu dem 9. ordentlichen Land—

tage einberufen, und es ist die Eröffnung auf Donnerstag,

26. d. M., Vormittags 10 Uhr, in der Fürstlichen neuen Burg anberaumt worden.

nähert,

Oefsterreich⸗Ungarn.

Wien, 24 November. Im weiteren Verlauf der gestrigen Sitzung des Budgetausschusses der z sterreichischen Delegation erklärte, wie W. T. B.“ bexichtet, der Minister des Auswärtigen Graf Kälnoky auf eine Anfrage, die Regierung wende der Frage, der Bestellung von technischen Ättachés die größtmöglichste Aufmerksamkeit zu; bei der Realisirung der Idꝛe würden betreffs der Wirksamkeit und der Stellung der technischen Attachész die in Deutschland maß— gebenden Gesichtspunkte auch für Oesterreich⸗ Ungarn die ge⸗ eignete Grundlage bilden. Hierauf folgte die Berathung des Okkupationskredits. Der Referent Bilins ki konstalirte den steten erfreulichen Aufschwung der okkupirten Pro⸗ vinzen, deren Verwaltung ein großes civilisatorisches Werk vollbringe. Der Minister Kallay trat den maßlosen Uebertreibungen der serbischen Presse be⸗ züglich der mohamedanischen Auswanderung entgegen und erklärte, er habe der Frage der Verbindung Bosniens mit einem Seehafen schon seit längerer Zeit seine Aufmerksamkeit zugewendet; die Studien zum Aus⸗ bau einer Bahn vom Tentrum Bosniens nach Spalato seien bereits vollendet. Ueber die . des Baues ständen die beiderseitigen Regierungen in Verhandlung, über deren Stand könne er nichks mittheilen. Die Ausführungen des Ministers wurden beifälligtt aufgenommen und das Okkupationsbudget unverändert genehmigt. Der Budgetausschuß nahm ferner das Extraordinarium des Heeresbudgets an. Im Laufe der Debatte bemerkte der Krieg s-Minister, Rußland habe das 7.5 und Rumänien das 6,5 mm- Kaliber angenommen; er erachte es nicht für nothwendig, das Kaliber weiter zu ver⸗ mindern, da das S mm⸗Gewehr vollkommen genüge und die

eeresausschuß der unggrischen Dele— . dnn gestern der Kriegs⸗Minister Freiherr von Bauer, die von der Kommission festgesetzten Maßnahmen Behufs Erhaltung der Widerstands fähigkeit der galizischen 2 erforderten eine allmähliche, den Zeitumständen und den vorhandenen Mitteln angepaßte Durchführung. Die gegenwärtig verlangte Million stelle die jährlich zu ver⸗ bauende Summe dar. Der Zeitpunkt für die Beendigung der Umgestaltungsarbeiten sei nicht zu bestimmen, weil die⸗ selben das Resultat eines fortwährenden Kampfes zwischen den Fortschritten der Artillerie und der Fortifikation seien.

Frankreich. aris, 23. November. Der russische Minister des Aus⸗ ,. von Giers stattete, wie W. T. B. meldet, gestern vor seiner Abreise um 5! Uhr Nachmittags dem Präsidenten der Republik Carnot nochmals einen halbstündigen Besuch ab.

Der Senat setzte heute die Berathung des Zolltarifs fort. Der Präsident der Tarifkommission Jules Ferry rechtfertigte die vorgeschlagenen Tarife, welche durch den wirth⸗ schaftlichen Zustand Frankreichs sowohl, wie durch denjenigen aller anderen Staaten bedingt seien. Alle anderen aus—⸗ wärtigen Mächte, insbesondere Italien, Deutschland und Desterreich, hätten Frankreich das Beispiel zum Schutz oll gegeben. Frankreich könne, gegenwärtig mit keiner Macht Handelsverträge abschließen. Die vor⸗ geschlagenen Tarife seien niedriger als diejenigen der meisten anderen Staaten. Die wirthschaftliche Veränderung werde Frankreich nicht isoliren, denn alle Nationen würden den Minimaltarif acceptiren. Repressalien seien nicht zu fürchten. Spanien werde allerdings unter dem neuen Zoll⸗ system leiden, aber der deutsche Alkohol, welcher in den spa—⸗ nischen Weinen nach Frankreich eingeführt werde, verxursache eine Schädigung von mehr als 80 Millionen. Der Vertrag mit Italien habe letzteres nicht gehindert, die, Tripel⸗ alliance zu schließen. Politisch sei man niemals isolirt, wenn man wirthschaftlich stark sei, man sei niemals isolirt, wenn man reich sei. (Lebhafter Beifall. Im weiteren Verlauf der Sitzung verlangte Poirrier mehrere Abänderungen, viele Zollsäͤtze seien Übertrieben und willkürlich. Ein gemäßigter Schutz oll allein könne Frankreich von Nutzen sein. ie weitere Berathung wurde sodann auf morgen vertagt.

Die Deputirten kammer berieth heute das Budget des Min isteriums des Innern. Einer der Boulangistischen Deputirten beantragte die Streichung der Position: Geheime Fonds. Der Minister des Innern Constans erklärte, er betrachte die Bmwilligung dieser Fonds als ein Vertrauens⸗

eichen Die Kammer bewilligte den Posten „Geheime 6 mit 218 gegen 158 Stimmen. Der Deputirte

Fousset trat für den Antrag ein, die Verwendung der Ge⸗ ö Fonds . durch eine Spezialkommission kontroliren u lassen. Nachdem der Minister⸗Präsident de Freycinet den Rent als verfassungswidrig bekämpft hatte, wurde er von der Kammer mit 286 gegen 162 Stimmen verworfen. Auf eine Anfrage über die Angelegenheit des ehemaligen Direklors der Strafanstalten Herbette erklärte der Minister des Innern Constans, die Bravheit und Rechtschaffenheit Herbette's brauche nicht vertheidigt zu werden, Herbette hätte einzig und allein aus Gesundheitsrücksichten seine Entlassung gegeben. Dierguf 6 6 5 des i. sowie mehrere Kapitel des Finanz-⸗Budgets angenommen. .

mn, Denen 1 benachrichtigte den Minister des Auswärtigen Ribot, daß er ihn darüber zu interpelliren be— absichtige, ob ein schriftlicher Vertrag zwischen Frank⸗ reich und Rußland bestehe. Ribot erklärte, er werde die Beantwortung der Interpellation ablehnen.

Die mit der letzten Post aus Französisch⸗Ointer⸗ indien eingetroffenen Berichte melden, wie der „Köln. Ztg. geschrieben wird, daß 50 eingeborene Milizen in der Provinz Thai-Nguyan ihren europäischen Sergeanten getödtet haben und dann geflüchtet seien. Es ist das erste Vorkommniß dieser Art in Tongking. Am 12. November scheiterte an den Felsen von Dutahs bei der Mündung des Gabun der franzbsische Kriegs-Aviso „Albatros“. Die Nannschaft (67 Mann) wurde gerettet, aber der Aviso (635 Tonnen und zwei Ka⸗ nonen) ist verloren.

Rußland und Polen.

Die zur Begrüßung des Kgisers vom Sultan ab— geordnete E 26 chaft ist gestern in Jalta eingetroffen. Sie besteht dem „W. T. B.“ zufolge aus, dem Marschall Fuad Pascha, dem Sekretär des Sultans Kiafim Bey jowie drei Adjutanten. Die , 5 sich noch im Laufe

igen Tages in Livadia vorstellen. 19 ir 5 ( St. Petersburg eingetroffene turkestanische Zeitung enthält einen Tag esbefehl des General-Gouver⸗ neurs Wrewski aus Taschkent vom 12. Oktober, wonach am 21. Juli die Jäger⸗Kommandos von fünf turkestanischen Bataulonen und orenburgische Kosaken, die unter Leitung des Obersten Jonow in das Pamirgebiet entsandt waren, 1900 kin zurückgelegt haben und nach zwei Monaten wohl⸗ behalten zurückgekehrt sind. Italien. .

ie „Gazzetta ufficiale“ veröffentlicht ein Königliches ver 6 4 Abänderung des bestehenden Gesetzes die fiskalischen Abgaben auf. Zucker, Kaffee, Alkohol, Bier und Oeisamen, sowie auch die Steuersätze auf mehrere Fabrikationsartikel erhöht werden sollen. Man hofft daraus, wie dem „W. T. B.“ aus Rom berichtet wird, in dem Budget eine den Betrag von 11 Millionen übersteigende Einnahme zu er— zielen, und beginnt damit die Ausführung des Programms der Vermehrung der Einnahmen, welches in Verbindung mit fortgesetzten Ersparnissen schen im Budget des , . Finanzjahres das Gleichgewicht herstellen und zum Absch ß des näͤchsten Finanzjahres mit einem Ueberschusse führen so Es gelte für nicht zweifelhaft, daß das Parlament das König⸗ liche Dekret in ein Gesetz umwandeln werde. un

In der Verwaltung der eritreischen Kolonie i durch zwei Verfügungen, welche die amtliche Zeitung am 18. November veröffentlicht hat, ein bedeutender Schritt nach vorwärts gethan worden. Die erste dieser Ver⸗ fügungen theilt die Kolonie in vier Distrikte Samhar, Kheren, Asmara und Decgtes fa. Die zweite Verfügung stellt fest, daß jeder Distrikt einen jahrlichen 3 zu entrichten habe, und zwar Samhar 37 560 Lire, Kheren 106 600 Lire, Asmara 1479 Lire, Decatesfa 1580 Lire. Inggesammt soll also die einheimische Be völkerung an direkten Steuern jährlich 160 640 Lire auf⸗ bringen. Der Tribut kann in Gels oder Waaren entrichtet

Ausrüstung der Armee damit nahezu beendet sei.

werden.

ö ö.

. zur sofor tigen Beantwortung der Interpellation eit.

Hinweis a über das S icksal des vom Reichstage beschlossenen Gesetzes über den Befähigungsnachweis.

wesens, eine bessere Gestastung des Verhaͤltnifses der Gesellen und Lehrlinge u. s. w. müßten erreicht werden und das Centrum werde sich von diesem Ziel nicht abbringen lassen.

verbündeten Regierungen

Vertretern des Handwerkerstandes behandelten Fragen noch keine Stellung genommen

et daß die Ergebniffe dieser Konferenz nicht fruchtbar werden

sodann näher auf die Wunsche bes Hand werkerstandes bezüglich

Spanien.

In Folge der Weigerung Villaverde's, das Justiz— Vortefeuille zu übernehmen, ist Cos⸗-Gayon zum In stiz⸗ Minister ernannt worden. Dem Pariser Temps“ wird über das Programm des neuen Ministeriums aus Madrid gemeldet: Das neue Kabinet werde die äußere, innere und wirthschaftliche Politik des vorigen Kabinets fortsetzen, Budget⸗ Ersparnisse zu realisiren versuchen, 259 Millionen amortisir⸗ barer Schuld emittiren und die cubanische Schuld, falls es die Lage des Geldmarktes erlaube, konvertiren. Wirthschaftlich werde das neue Kabinet protektionistisch, in der inneren Politik aber entschieden konservativ und weniger tolerant gegenüber den Republikanern sein.

Echweiz.

Bundesrath hat bei der Bundesversammlung den . eingebracht, für die Verwaltung und die Auf— bewahrung der Werthtitel aus den Anlagen der eid⸗ genössischen Staatsgelder und der Spezialfonds, sowie für die Aufbewahrung von Hinterlegungen aller Art einen be⸗ sonderen Verwaltungs zweig unter der Bezeichnung „Eid— genössische Werthschriften verwaltung“ zu schaffen, welche dem Finanzdepartement zu unterstellen sein würde. Dieser, Werthschriftenverwaltung soll vorstehen; ein Chef mit einer jährlichen Besoldung von 6000 bis 7000 Fri, ein Ge⸗ hülfe als Stellvertreter mit einer jährlichen Besoldung von 000 bis 5000 Fr.

Belgien.

Die Deputirtenkammer hat der „K. Ztg.“ zufolge einen von Woeste eingebrachten Gesetz a ntrag angenommen, welcher die Wohnungs⸗ und Fristförmlichkeiten bei Heirathe— abschlüssen vereinfacht.

Dänemark.

Kopenhagen, 23. November. Der König und die Königin werden nach hier eingegangener Nachricht am 25. November von Livadia abreisen und am 28. d. M. in Stettin eintreffen, wo ein dänisches Postschiff das Königs⸗ pagr erwartet. Die Ankunft in Kopenhagen erfolgt, dem W. T. B.“ zufolge, voraussichtlich am 30. November, Vormittags.

Amerika.

Brasilign. Ein Telegramm des „Reuter'schen Bureaus“ aus Rio de Janeiro von gestern Vormittag 11 Uhr meldet: In der Stadt Rio de Janeiro wären die von dem Diktator Deo doro da Fonseca jüngst ergriffenen Maßregeln einem ernsten Widerstande begegnet und es sei ein Aufstand gegen die Regierung Fonseca'z ausgebrochen. Die aufständische Bewegung sei zuerst am Sonnabend Abend durch die (bereits gemeldeten) Zerstörungen an den Eisen⸗ bahnen zu Tage getreten. In Rio de Janeiro sei sie am Montag Morgen zum Ausbruch gekommen. Die Marine habe revoltirt und die Demission Fonseca's verlangt. Fonseca habe die Unmöglichkeit, Widerstand zu leisten, eingesehen und ein Manifest veröffentlicht, wonach er, um einen Bürgerkrieg zu vermeiden, seine Gewalt in die Hände des früheren Kriegs⸗ Ministers Generals Floriano Peixoto niederlege. Es herrsche gro Erregung, die Bureaus zweier der Partei der bisherigen

egierung ergebenen Journale seien von Pöbelhaufen zerftört und die bisher an den Telegrammen geübte Censur theilweise aufgehoben worden. Wie dem selben Bureau weiter berichtet wird, griffen die Aufständischen am Montag Vermittag zunächst das Marine⸗Arsenal an, das sie nach kurzem Kampfe besetzten. Dabei sei ein Arbeiter getödtet und die Candellariakirche von einer Kugel getroffen worden; im Ganzen habe man jedoch nur wenige Schüsse gewechselt. In Folge der entstandenen Panik seien Läden und Bureaus von den Besitzern Anfangs geschlossen worden, jetzt herrsche aber allgemeine Befriedigung Über den Erfolg des Aufstandes. Das Kabinet habe de⸗ missionirt, und der Belagerungszustand sei aufgehoben. Man glaube, daß der durch Fonseca aufgelbste Kongreß wieder werde einberufen werden.

Afrika.

Aus der Kapstadt meldet „R. B.“, daß die Verbin⸗ dung zwischen den östlichen und westlichen Eifenbahnen der Kapkolonie in Steynsburg am 26. d. M. mit großen Festlichkeiten gefeiert worden ist.

Parlamentarische Nachrichten.

n der heutigen (125.) Sitzung des Reichstags, welcher der Staatssekretär Dr. von Boctticher und der Königlich preußische Minister für Handel und Gewerbe Freiherr von Ber⸗ lep sch beiwohnten, stand auf der Tagesordnung als erster Gegenstand die Interpellation der Abgg. Hitze, Haber⸗ land, Letocha, Metzner (Neustadt5,. Rintelen und Dr. Schaedler:

Ist der Herr Reichskanzler in der Lage, dem Reichstage mit⸗ zutbeilen, ob und welche gesetzgeberische Maßnahmen auf Grund der Berbandlungen mit Vertretern des Centralausschusses der ver⸗ einigten Innungsverbände Deutschlandz und dez Allgemeinen Deutschen Handwerkerbundes in München von den verbündeten Regierungen zur Hebung des Handwerkerstandes beabsichtigt sind?

Nach der Verlesung der k durch den Prä—⸗ sidenten von Levetzow erklärte ich der Staatssekretär Dr. von

Abg. ö begründete die Interpellation unter dem uf, die im Handwerkerstande herrschende Spannung

Eine Hebung des Innungs—

Staatssekretär Dr. von Boetticher erklärte, daß die zu den in der Konferenz mit den

hätten. Damit sei aber nicht ge⸗ önnten. Die Konfereng habe zum mindesten eine Material zur

Beurtheilung der geliefert.

Der Staatssekretaͤr ging

= an n n n , 9. n. ge e, Einschränkung des Hausir⸗ . Verleihung 8 Korporationgrechte an Innungen

Kronen und drei gekreuzte

Jesus, Maria. Joseph. PAX IBI SIP PECTOokR FPACOIFHlIos GARNBIbbos mit dir, der du Christi Heiligthum mit frie reinem Sinne betrittst). D des dem Griechischen entstammenden Wortes

und der lateinischen Endung. theile enthält Engelfigürchen, die Spruchbänder halten. Die 53 In⸗ schriften geben auf der Thur links bas Credo, rechts die 8 Se g⸗· keiten und 8 Anweisungen für das christliche Leben. Die Ausführung der Gußarbeiten für die im Laufe der letzten drei Monate eingesetzten sechs Thüren wurde von Professor Schneider der Firma C. L. Becker Die Fertigstellung der be⸗ zeichneten Arbeiten ist in der Zeit von nicht gan; neun Monaten bewerkstelligt wor den.

Maßnahmen auf den

Ueber das bezüglich des habe der Bundesrath sich noch

Handwerks.

von .

(Hamm) eingegangen:

der Gerichte, sowie der Oeffentlichkeit

wirth Hartmann (Demokrat) gewählt.

macht, er werde es jedoch wahrscheinlich ablehnen. seien die Wünsche bezüglich der 3 im wesen und des Mangels einer wirkfamen Vertretung des ; An einer Abhülfe dieser Uebelstände wolle die Regierung mitwirken. Das könne vielleicht durch Errichtung oder Gewerbekammern geschehen.

Interessen aller Stände müßten sorgsam gegeneinander abge⸗ wogen werden. Hoffentlich werde man aber zu einer zweck⸗ mäßigen Organisation des Handwerks kommen können, sodaß es seinen früheren goldenen Boden wiedergewinne. Auf Antrag des Abg. Biehl fand eine Besprechung der Interpellation statt, zu der bei Schluß des Blattes zunächst der Abg. Dr. Hartmann das Wort nahm.

Beim Reichstage ist folgender Antrag der Abgg. Dr. von Marquardsen, Br. von Cuny und Schneider

Der Reichsfag wolle beschließen: die Erwartung aus usprechen, daß bei der Ausarbeitung eines für das Deutsche Reich gemeinsamen Gesetzes, betreffend die Militärgerichtsverfaffung und die Militär strafprozeß ordnung, die Grundsätze der Ständigkeit und Mündlichkeit des Haupt⸗ verfahrens zur Geltung gelangen, soweit nicht befondere militãrdienst⸗· liche Interessen Ausnahmen nothwendig erscheinen laffen.

Bei der gestern im I. württembergischen Wahl— bezirk (Hall⸗Oehringen⸗Weinsberg) stattgehabten tags-Ersatzwahl wurde, wie „W. T. B.“ meldet, Land⸗

schongeschehenen Schritte, theils die noch in Aus sicht stehenden

au Verwaltungs bezw. gesetzlichen Gebieten. Nahezu unmöglich sei dagegen die Einführung obligatorischer Innungen und die Einführung des Befähigungsnachweises. letzteren beschloffene

G nicht schlüssig 3.

Reich s⸗

In der gestrigen Sitzung wurde ein Antr auf Gewährung von Provinzialsynoden sowie der Mitglieder der kommissionen der Finanzkommission überwiesen

Ober ⸗Kirchenrath angenommen war.

gleichzeitig ein Stellvertreter gewählt.“ Auch der Gesetzentwurf,

der Bibelrevision. zu Ende geführt und wird Ende dieses oder

eine, welche der gewöhnlichen Schulbibel en von 20 000 Exemplaren, und eine 6000 Exemplaren. Die Revisionskommision genommen. Die Synode sprach der Ko Dank für das Werk aus.

Adolf⸗Verein, der Syn. Dr. N

synode Bochum wegen Umgestaltung des Fo wesen s. Im Anschluß hieran wurde der

der Jugend bedrohen,

also der Unterricht in der Religion Geschichte und im Gesange, schule angemessene Berücksichtigung

ecignete Persönlichkeiten zu bezeichnen.“

gegangen sei, wonach dem KaltusMinister gesprochen werden soll, daß mit der Aufbefferu dollgültige Vertretung im Schulvorstande

baldigst befreit werden mögen.

Dritte ordentliche Generalsynode. Diäten für die Mitglieder der Kreis, und

Synodalen Dr. Nebe auf Vorlegung der Lehrbläne für den Religions⸗ unterricht an den höheren Lehranstalten zur Begutachtung durch den

In zweiter Berathung gelangte sodann, wie wir dem Bericht der Nordd. Allg. Ztg.“ entnehmen, der Gesetzentwurf zur Abänderung des §. 3 der Generalsynodalordnung zur Annahme, wonach folgende neue Bestimmung aufgenommen wird: „‚Für jeden Abgeordneten wird

bett, die Vermögensverwaltung der Kirchengemeinden, wurde in zweiter Berathung angenommen.

Es folgte der Bericht des Synodalen Dr. Frick über die Lage Danach ist das schwierige Werk thatsächlich

erscheinen. Es werden zwei Ausgaben der ganzen Bibel veranstaltet: feinere

von Aenderungen auf theologischem und sprachlichem Gebiete vor—

Syn. Rogge erstattete darauf Bericht über den Gustav— ebe über den Antrag der Kreis—

angenommen; „den Evangelischen Ober ⸗Kirchenrath zu ersuchen, dahin zu wirken, 1) daß Angesichts der finsteren Mächte, welche die Scele die religiös sittlichen Fächer, insbesondere

im Lehrplan der r,. ; ene finden, und

evangelischen Geistlichen des Bezirks der Fortbildungsschule veranlaßt werden, selbst in der Fortbildungsschule zu helfen oder dafür besonderz

? 3. Schließlich theilte der Vor⸗ itzende mit, daß von dem Synodalen Zislesf

gehälter baldigst vorgegangen werde, daß die Volksschullehrer eine Volksschullehrer von der Verpflichtung zum niederen Küsterdienst

ag des Synodalen Rogge

theologischen Prüfungs⸗ nachdem der Antrag des

Anfang rächsten Jahres tspricht, in einer Anzahl

in einer Anzahl von hat eine erhebliche Zahl

mmission den wärmsten

rtbil dungs ⸗Schul⸗ Antrag der Kommission

der vaterländischen

) daß die

sen ein Antrag ein⸗ die Erwartung auß ng der Volksschullehrer⸗

erhalten und daß die

Anstalt für die Staats Arzneikunde, ist, wie d

dem Berliner Landgericht bekannt gemacht. namentlich denen der juristifchen Fakultät, erfr liebtheit wegen seiner Medizin.

Beruf. wir di. R e die Kölnische Ztg‘ meldet,

aus Kassel gegenwärtig damit beschäftigt, die

ihm entworfenen und für den Dom gelieferten einzusetzen. Es sind dies die Thuͤren der Mar den Thürmen liegenden Hauptportales. weichen sie nicht ab von den Thüren, zeigen indeffen oinamentalen. und n ,. werks der Flügel. ie Horizontalstreifen füllungen sind in derselben Anordnung wie an und der St. Peterspforte,

früher

Wappenschildchen belebt.

den beiden ersten Buckhstaben Das Rahmenwe

n Iserlohn und Hamburg übertragen. Sämmtliche Modelle

die in dieser Beziehung theils

Schneider angefertigt. Die kleinen quadratischen Füllungen, figürliche

Kunft und Wißssenschaft.

Der Geheime Medizinal / Rath Dr. Karl Liman, Professor an der hiesigen Universität und Direktor der Königlichen Unterrichts-

Sonntag in seinem 74. Lebensjahre plötzlich gestorben. blichene hat sich in den weitesten Kreisen der Reichs · Sauptstadt durch seine langjährige Thätigkeit als medizinischer Sachverständiger bei Unter den Studirenden,

interessanten Vorlesungen über gerichtliche Das Amt als Gerichtzarzt Fatte er* bereits vor einigen Jahren niedergelegt und widmete sich nur noch dem akademischen

In der Gesammtanordnung

mannigfache Verschiedenheiten in Den Ausschmückungen

die an den entsprechenden Stellen drei Schlüssel zeigen, durch je drei bekrönte Diese Schildchen tragen die Namenszüge: Die das Feld einfassende Inschrift lautet: QMIobNobE DE PENEFRAEHI3 XEPI. INGREDERIS (Friede sei

ie auf penetralia folgende Abkürzung in griechischer Schreibweise T und P

ie Post“ berichtet, am Der Ver⸗

eute er sich großer Be⸗

ist Professor Schneider beiden letzten der von acht Bronzethüren ienpforte des zwischen

eingesetzten westlichen des Rahmen⸗

der großen Flügel- der Dreikönigenpforte

dfertigem Herzen und Christi besteht aus

rk der obern Flügel⸗

sind von Professor

Theodor Hauptstein ein Concert des Erk'schen Männer unter Mitwirkung der Karl Meyder'schen Kapelle statt.

Darstellungen enthaltend, wurden für sämmtliche vier Thüren des Westportals schon im Anschluß an die in Kaffe ausgeführten ** '. für die westliche Dreikönigenpforte von Fr. Hesse in Kassel gegossen.

In der letzten Sitzung der Historischen Gesellschaft zu London hielt, wie die * C.“ berichtet, Mr. C. W. Oman einen

h Vortrag über die mehrerwähnte, neuerdings aufgefundene Hand“ Berechtigt schrift. entbaltend die dem Aristotel es zugeschriebene Lehrlings⸗ᷣ athenische Verfassun srevision“. Oman zweifelt daran, daß

Aristoteles wirklich der Berfaffer des Buches fei. gz sei, wie man ?llgemein annehme, nicht vor dem Jahre 329 vor Beginn der christ— lichen Zeitrechnung geschrieben worden, enthalte jedoch merkwürdiger⸗

Die weise keinen Hinweis auf die Verfaffungsreformen in dem Zeitraum

jwischen den. Jahren 4090 und 329. Die politischen Ansicten des Verfassers seien nicht frei von Widersprüchen. Er trete offen für die Oligarchie ein und spreche von Drakon als einem konstitutionellen Reformator, obwohl Ariftoteles in feiner Politik ausdrücklich rlär habe, daß Drakon die Verfassung nicht geändert hat.

Aus Paris wird dem . H. CG. berichtet? Die Acad sm ie fran Laise hielt am Donnerstaz ihre große öffentliche Jahressitzung ab, in welcher sie Tugendpreise austheilt und gute Schriftwerke be⸗ lohnt. Es wurden als solche ausgezeichnet: die Dichtung „Le Jongleur“ des Vicomte de Borrelli, die den Grand-Prix d'eloquenee erhielt, wäbrend der zweite dem Dichter Camond Darancoutt für seine „Mort 4e Wieking; verliehen wurde. Der Prix Fitet (6100 Fr.) fiel den Poetischen Werken des im Taufe des Jahres verstorbenen Dichters Josephin Soulary, also feiner Wittwe Die Amerikaner wollen eine neue Bibelüůbersetzung veranstalten Die neue Bibel soll, der .A. C. zufolge, nicht nur sämmtliche Bücher des Alten und Reuen Testaments enthalten, fondern auch die Apokryphen, die Pseudoepigrapha, die 4 Gsdras und die Psalmen des Salomo. Jedes der 365 Bücher wird von einem beson⸗ deren Uebersetzer bearbeitet werden. Ein ausführlicher Kommentar, der so vollständig sein soll, wie kein bisheriger, wird das gesammte Werk begleiten. Das Alte Testament wird zwei Bände von je 1000 Sesten umfassen. Das ganze Werk ist auf sechs Bände angelegt. Professor Paul Haupt von der John Hopkins . Universität befindet sich igenwärtig in England, um Mitarbeiter für das großartige Unternehmen zu suchen.

Theater und Mufik.

Deutsches Theater. Goethe's Trauerspiel „Egmont“, das den fünften Abend des Goethe⸗Cyklus füllte, gelangte in' der scenischen Anordnung und. Verkürzung, der Schiller das Drama für die Anrzesenbeil Iffland's in Weimar unterworfen hatte, zur Darstellung. Die Scene, deren Streichung damals zumeist bedauert und auch bei der gestrigen Darstellung wieder vermißt wurde, ist die zwischen der Regentin und ihrem Geheimschreiber. Wenn sie auch nicht durchaus unentbehrlich erscheint für die Bestimmung von Egmontis Schicksal, so

hilft sie doch in hohem Grade die dumpfe, ahnungsvolle Stimmung des im Drama esne bedeutsame Rolle spielenden Volks erklären, das nach der weichen Hand Margarethen's

plötzlich die eiserne Faust Alba'z fühlt. Man konnfe und wollte gern von der Darstellung des „Egmont“ eine weitgehende Wirkung erwarten; das Werk, daß Goethe in der größten Fülle feiner Kraft, in der sich die Jugendfrische mit der abgeklärten Freiheit des in sich gefesteten Gemuͤths verband, geschrieben und vollendet hat, sollte auch mächtig anregend auf die Zuschauer wirken, so meinte man. Diese Erwartungen wurden nur in geringem Maße erfüllt, da die Darstellung nicht überall den Anforderungen genügte und überaus ungleich war. Man hatte die Rolle des Egmont mit Herrn Nissen besetzt; so unentbehrlich der Künstler für die Wiedergabe moderner, kraftvoller Naturen, für deren geistvolle pfvchologifche Entwicklung ist, so wenig wollte er sich fuͤr den Egmont eignen; ihm fehlte, was dem Egmont vor Allem eigen sein soll, der Ausdruck der von dem Helden ausstrahlenden Lebensfreude und Jugendfrische. Herr Nissen gab den sich seiner Kraft und Macht bewußten Mann, der sich den leichten Freuden mehr ergiebt, um hierdurch die anstürmenden ernsten Fragen und. Mahnungen des Lebens zu Überkönen, als aus fnnerer natürlich freier Lust an Leben, an Jugend und Glück. Bie galante Ritterlichkeit, die unerschrockene Tapferkeit des geschichtlichen Helden waren vorhanden, aber es fehlte der sonnige Glanz, den der Dichter von der jugendlich schönen, frohsinnigen Gestalt Egmont ausstrahlen läßt; so floß der frische Strom der Gedanken oft nüchtern und flach, trotz der schönen Form, dahin. Herr Pittschau konnte die ernste Würde, den eisernen unentwegten Willen, die grübelnde Klugheit des Oraniers nur schwach zum Ausdruck bringen. Auch Herr Pohl, der sonst schatf und treffend charakterisirt, befand sich als Alba nicht auf der Höhe seines Könnens, In dem Streben, den ewöhnlichen Theatertyrannen zu vermeiden und seiner Sprechweise Ratürlichkeit und, Einfachheit zu verleihen, wurde aut dem eifernen Herzog ein übellauniger, grämlicher Heuchler. Herr Engels als Jetter belebte durch seinen Humor die Polksseenen, besonders die des Jersten Aktes, der überhaupt in seiner frischen Lebendigkeit, in seiner künstlerischen Gesammtwirkung der beste des Abend genannt werden muß. Zum Vansen fehlt Herrn Kadel urg der teuflische Galgenbumor, der tückische Spott des verschmitzten Lumpen. Am Besten' iöste seine Aufgabe Herr Sommer storff als Brackenburg; er gab ung den in hoff nungsloser Liebe dahinsiechenden und darüber unmännlich und kraftlos gewordenen jungen Bürger, dessen ruhige, klare Ueberlegung vor der verzehrenden Leidenschaft dabinschmilit, in deutlichen Zügen mit warmer, Theil nahme heischender Empfindung. Frau Geßner als Claͤrchen war gleich zum Beginn mehr holde Schwaͤrmerin als einfaches, liebendes Bürgermãdchen; sie wuchs aber um so leichter in die Heldenrolle hinein, und die Marktscene hätte der Glanzpunkt ihrer Leistung sein können, wenn die Stimme nicht gerade in diefem Moment eine sonst bei ibr ungewohnte Mattigkeit gezeigt hätte. Die Künstlerin ist in letzter Zeit einer sehr angestrengten Thätigkeit unterworfen gewesen, da sie den weiblichen Gestalten der klassischen Goethedramen mehr gerecht zu werden versteht, als irgend eine andere Darstellerin dieser Bühne; aber wenn die physischen Kräfte ermatten, kann die Psyche un, voll die glänzenden Schwingen entfalten. i

ie Darstellung fand nach jedem Äktschluß reichen und lebhaften Beifall.

Am Donnerstag geht im Königlichen Opernbhause vor der Wavalleria“ anstatt des angekündigten Barbier von Sevilla“ die Dper „Die Regimentstochter⸗ mit den Damen Herzog, Lammert und Bergmann, den Herren Ernst, Krolop und Krasa in Scene. Herr Kapellmeister Weingartner folgt zum Freifag einer Ein- ladung des Liszt Vereins nach Leipzig, um dafeibst an der Spitze des , Werke von Liszt, Wagner und Berlioz zu rigiren. - ; Im Königlichen Schauspielhause wird am Freitag nach längerer Unterbrechung Shakespeare's Zauber⸗-Kłomödie Der Sturm“ mit der Musik von Wilhelm Taubert aufs Neue zur Darstellung gelangen. Gestern las Ernst von Wildenbruch im Schauspielhause fein neueg Bühnenwerk vor und erzielte bei den zahlreichen uhörern (fast das ganje ersonal ist in dem Märchenschwank beschaͤftigt) eine tiefgehende irkung. Die Musik des Herrn Hummel, vom Komponiften am Klavier vorgetragen, enthält melodisse und ansprechende Nummern. Morgen Abend findet in der Sing Akademie (71 Uhr) das Concert von Fräulein Lydia Müller und Herrn Hofopernsänger Rob. Settekorn statt, und im Saal des Hotel de Rome wr das Concert der Sängerin Fräulein Anna Roeckner und der Pianistin Fräulein Lilt Scherzer. Der letzte Abend des Lieder—

cvelus, Das deutsche Liedꝰ von Amalie Joachim findet am Donnerstag in der

hilbarmonie statt.

Im Fongerthause findet morgen unter Leitung des Herrn

esangvereing Der Anfang

ist auf 76 Uhr festgesetzt.