1891 / 279 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 26 Nov 1891 18:00:01 GMT) scan diff

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Pilleis ausgegeben. Vormerkungen auf Billets für die Fest⸗ vorfiellung am Abend werden bereits jetzt im Theater bureau und an der Kasse entgegengenommen. Aus Anlaß des Tages ft eine Fumorisftische Revue in Vorbereitung, in welcher der Jubilar in fünf seiner Repertoirerollen auftreten wird.

Morgen Abend 8 Uhr findet in der Sing ⸗Akadem ie das Concert der Sängerin Fräulein Eleangr Burnett statt, in dem Fräulein Magdalene Voigt die pianistische Mitwirkung mit Beet. Fpoven's Cis-moll-Sonate und Chopin's Phantasie Impromptu und G-moll- Ballade übernimmt. Der gleichfalls mitwirkende jun e Geiger Herr Pick⸗Steiner wird zwei Sätze aus dem Wendelesobn' schen Biolinconcert und kleinere Stͤcke srielen. Das Programm des Klavierabends, den Felix Dreyschock am Sonnabend in der Sing ⸗Akademie veranstaltet, bringt u. A. auch eiae Reibe eigener Werke des Concertgebers, und jwar Intermezzo und Etude aus op. 20, Barcarole und Arietta aus op. 21 und Serenade und Waljer aus op. 22. Das Programm des Concerts, das die Sängerin Fräulein Adele Sennbausen unter Mitwirkung der Fianistin Fräulein Martha Hornig und des Concertmeisters Herin Beermann am Sonnabend im Saal des Hö5tel de Rome ver⸗ anstaltet, bringt von Vokalwerken eine Arie aus Herold s Zwei⸗ kampf‘, die Rosen⸗Arie aus „Figaro's Hochzeit“ sowie Lieder von Mozart, Gluck, Hildach, Bungert und Breslaur. Maxcella Sembrich ist nach ihrem kürzlich stattgebabten Auftreten im Hof— Eoncert in Wien von Seiner Majestät dem Kaiser von Oester⸗ reich zur K. K. österreichischen Kammersängerin ernannt worden.

Auf Befehl der Königin Victoria findet, wie die A. C= meldet, heute Nachmittag im Schlofse Windsor eine Prirat⸗ vorstellung von Mascagni's „Cavalleria rusticana“ vor Ihrer

Majestät ftatt. Jagd.

Morgen, Freitag, den 27. d. M., findet Königliche Parforcejag d statt. Stelldichein: Mittags 125, Uhr Jagd⸗ schloß Grune wald, 1 / Uhr am Saugarten.

Mannigfaltiges.

Die unter dem Protektorat Ihrer Majestät der Kgiserin stebende Segenskirche, deren Grundstein vor einigen Monaten in Reinickendorf gelegt wurde, erhebt sich, wie der N. Pr. Stg.“ gemeldet wird, bereits als stattlicher Bau. Man hofft, daß der erste Gottesdienst darin am 1. Oktober nächsten Jahres werde abgehalten werden können.

Das Privatmuseum des verstorbenen Geheimen Medizinal. Rathke, Professors Dr. Li man, das in einem besonderen Zimmer des Leichenschauhauses Aufstellung gefunden hat, ist, wie die N. A. 3. erfäbrt, nach den letztwilligen Bestimmungen des Verblichenen dem

lebenden und todten Inventar, sowie mit allen Vorräthen und Be⸗ fländen für den Preis von S00 900 M und ferner die Cewerbung ver. schiedener in den Gemeindebezirken Französisch Buchbolß; und Blankenfelde belegenen Parzellen mit einem Gesammtflãcheninhalt von 56 ka 54 a 70 qm für jusammen 101 537 M ju empfehlen.

Den fünften und vorletzten Vortrag im diessährigen, zum Besten des Heimatbbanfes für Töchter höherer Stände veranstalteten Cyklus hielt in der Aula deg Königlichen Real⸗ Gymnasiums geffern der Wirkliche Geheime Ober ⸗Regierunge Rath Br. Schneider über! Ein schlesischer Liederdichter (C. von Holtei) . Der Vortragende entwarf ein licht. und lebens⸗ volles Bild von Carl von Holtei, dem natürlichen Typus schlesischen Wesens, dem letzten Vertreter des fahrenden Sängerthumẽs. Seine Passion gebörte von Jugend an (er war geboren am 24. Ja⸗ nuar 1758 dem Theater, sein an Wecsel und Verirrungen reiches Leben schilderie der Dichter selber in seinem Vierzig Jabre aus meinem Leben'. Als 22 jäbriger Jüngling durchzieht er als Dekllamator die deutschen Städte; Ludwig Tieck hört ibn in Dresden lefen und redet ibm ins Gewissen, sodaß er seine Wander, schaft nach feiner Verlobung und Vermählung mit Luise Rocher auf kurze Zeit aufgiebt und einige Monate als Schauspieler, Theater. dichter und Theaterfekretär in Breslau seßbaft wird; aber nicht sange. Nach dem Tode seiner Gattin stürjt er sich in den Strudel der wildesten Zerstreuungen, er wandert wieder. In Weimar bei Goethe findet er erft wieder sittlich festen Boden. In Berlin, wo er im Ganzen fünf Mal gewesen, lernt er in der Mittwoch Hesellschaft Chamisso kennen, danach entstanden seine schlesischen Gedichte, 1830 in erster Auflage; jttzt auch beginnt seine dramatis cheTbätig keit. Nach dem Ab⸗ leben seiner zweiten Frau. Julie Holzbecher, fängt seine Vorꝛleserichaft der Shakespeare schen Werke an; 1844 kommt er wieder nach Breslau als Direktor des dortigen Theaters, jedoch nur auf ein balbes Jahr. Seine 1818 erschientnen „Stimmen des Waldes‘ dichtet er in Frachenberg beim Grafen Häßfeldt: 1860 kauft er sich, den ersten Schreibtisch', es beginnt feine Thätigkeit als Romanschriftsteller. Nachdem er eine Zeit lang in Glatz bei seiner an einen höheren Be⸗ amfen verheirateten Tockter gelebt, wird er im Jahre 1864 dauernd in Breslau wohnhaft, bis er am 12. , 1880 im Kloster der Barmberzigen Bräder fürbt. Unvergessen aber bleiben seine Lieder und feine Eigenart als schlesischer Dichter.

Die an 980 000 Seelen jählende Elisabeth⸗G eme ind ist durch die Arbeitslosigkeit vieler Armen genöthigt. ihren Beschãf˖ tigung s⸗Verein wieder zu empfehlen, um namentlich Wittwen und den Frauen, deren Männer krank liegen, einigen Verdienst zu verschaffen. Der Verein mußte wegen Mangels an Dülfskräften klein anfangen; er beschäftigt jedoch bereits 26 Arbeiterinnen und ka für Stoff und Löhne über 1209 M vrausgabt. Zum Verkauf der angefertigten Sachen soll, wie der N. Pr. 3.“ gemeldet wird, am Montag und Dienstag nächster Woche von 10 bis 4 Uhr im Pfarr-

baufe, Inbalidenstraße 4. II. ein Bazar stattfinden, für den eine

ein Dampfkefsel. Die Arbeiter vermochten sich noch rechtzeitig zu flüchten und versuchten die Flammen, die alsbald aus dem Ftessel⸗ haufe emporschlugen., zu löͤschen. Dies gelang ihnen jedoch nicht, vielmehr tbeilte fich der Brand den Fabrikräumen mit, sodaß, als die Spandauer Berufe feuerwehr ankam, sie bereits das Fabriketablifs. ment in Flammen stebend antraf. Erst mit Hälfe der telegraphisch benachrichtigten Berliner Feuerwebr, die einen Dampfspritzenzug gegen Uhr früh entsandte, gelang es, des Feuers gegen 1 Uhr Mittags Herr zu werden. Der Schaden soll wie die ‚Voff. Ztg.“ erfäs.t. durch Versicherung gedeckt sein.

4 Stade. Ja der Stadt Verden ist man mit den Vor- bereitungen für die Arlage einer Wasserleitung beschäftigt, die noch nicht zum Abschluß gekommen sind; dagegen ist die Vollendung der Anlagen zur Versorgung der Stadi Geestemünde mit Leitungswasser aus Tiefbrunnen noch vor dem Winter zu erwarten. Zur Gatwsse⸗ rung von Geestemünde und Lehe durch einbeitliche Kanalsytteme sind Projekte von einem mit derartigen Anlagen vertrauten Chrilingenient sbeils fertig gestellt, tbeils noch in der Vorbereitung begriffen.

Rom, 24. November. Während eines orkanartigen Sturmes ist nach einer Meldung der D. BH ein Luft Fallon obne Korb mit einigen, die Namen von französischen Kriegs- beamten tragenden, an eine Kordel angebundenen Visitenkarten nach Avroscia, Prorin; Porto Maurizio, verschlagen worden. Nach etwaigen Verunglückten wird gesucht.

Kopenhagen, 26 November. Auf dem vor dem kiesigen Hafen ankernden Schooner Theresen, mit Kokes von Bremen nach Königsberg bestimmt, wurde, wie der N. A. 3. telegraphirt wird, heute der Kapitän Namens Fritsch, in Barth wohnhaft, von dem Koch des Schiffes mit Arthieben niedergeschlagen und über Bord geworfen. Der verbaftete Koch gab im Verhör an, daß er nach einem entsiandenen Wortstreit im Notbwebrfalle gehandelt habe. Der Leichnam ist noch nicht gefunden worden. Das Schiff wird polizei⸗ licherseits nach Bremerhaven übergeführt.

Kalkutta, 21. November. Der indische Marinedampfer . Guide), welcher ausgesandt wurde, um nach dem seit dem letzten Cyclon ver= mißten Lootsendampfer Coleroon * zu fahnden, ist, wie dem R. B. gemeldet wird, nach Kalkutta zurückgekehrt, obne das Schiff gefunden zu haben. Der Kapitän des Guide“ berichtet aber, daß er so viele Schiffstrümmer auf dem Meere geseben habe, daß lein Zweifel mebr bestebt, daß der Lostsendampfer untergegangen ist Die Besatzung bestand aus fünf Europäern und achtunddreißig Eingeborenen.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

New⸗York, 26. November. (W. T. B.) Das Mitglied des republikanischen Nationalcomitss Hyde erklärte

forensischen Institut zugefallen.

Der wegen des Ankauf verschiedener Guts. und Bauernlände⸗ reien Zwecks Erweiterung und bezw. besserer Abrundung der st ã dt i · schen Rieselfelder von der Stadtverordneten lung niedergesetzte Ausschuß hat sich, nach einer Mittheilung der „Nat. 3.*, in feiner am Dienstag unter Vorsitz des Stadtverordneten

Geheimen Ober⸗Regierungs Raths Spinola und im Beisein der . ö Stadt Baurat

Magistrats⸗ Kommiffarien Stadtrath Marggraf, Pobrecht und Stadtrath Struve abgehaltenen Sitzung

gemacht, den Ankauf des Ritterguts Ruhlsdorf mit sämmtlichem

Wetterbericht vom 26. November, 8 Uhr Morgens.

5 8 * 3* 5373 2 Stationen. SFE Wind. Wetter. 261 35 * 823 8 88. 2 832 252 Mullaghmore 751 WSW 5 Regen 3 Aberdeen... 749 I halb bed. 0 Christiansund 757 O 4 wolkig 3 Kopenhagen. 759 OSO 4 Dunst 2 Stockholm. 766 SO 2bedeckt —1 aparanda. 771 ONO 40edeckt —10 t. Petersburg 774 SO 1Schnee —11 Moskau... 777 S 1I bedeckt —13 Tork, Queens ; town ... 755 W 3 beiter 1 Cherbourg. 757 WSW 3 halb bed. 5 elder ... 756 SSO 2 lalb bed. 0 J 1 Dunst 1 Hamburg.. 757 SO 2Nebel 2 Swinemünde 759 SSO 3 bedeckt 0 Neufahrwasser 762 SO 2Nebel 2 Memel I66 OSO 3 bedeckt 4 ars... 759 WSW 2 bedeckt 2 ünster . 757 RW 2pedeckt 2 Karltzruhe. 7656 NO Nebel 4 Wiesbaden. 756 NO 1' bedeckt 4 Härchen. 30 U 13k; 363 Chemnitz.. 757 SO 1Lhalb bed. 2 Gln. 758 8 2sbedeckt 2 Wien .... 756 SO 2 Nebel 7 Breslau 0 S8. 3 Nebel 2 Ile d Ax. . 759 ONO 2shalb bed. 1 . 7655 SW 1Nebel ö . still bedeckt 14

Uebersicht der Witterung.

Eine Depression liegt nordwestlich von Schottland und entsendet südwärts nach dem Kanal hin einen Ausläufer, welcher ostwärts fortschreitet. Am böch⸗ sten ist der Luftdruck über dem Innern Rußlands, wo ziemlich strenge Kälte herrscht. Bei schwacher südöstlicher bis nordöstlicher Luftströmung und durch schnittlich nahezu normalen Wärmexerhältnissen ist das Wetter in Deutschland vorwiegend trübe und pielfach neblig, stellenweise sind sebr geringe Regen oder Schneemengen gefallen. Im nortwestlichen Deutschland sowie in der Gegend von Paris berrscht Frostwetter. Nizza meldet 24, Triest 39 mm Regen; an letzterer Station fanden auch Gewitterscheinungen

statt. Deutsche Seewarte. nm ᷣᷣ¶Qu2ꝛrꝝx anfK/raännrrmmrr'ermmmn ' Theater⸗Anzeigen.

Nönigliche Schauspiele. Freitag: Opern- haus. 248. Vorstellung. Neu einstudirt: Cos! fan tutte. (So machen es Alle) Komische Dper in 2 Akten von W. A. Mojart, In Scene gesetzt vom Ober - Regifseur 2 Dirigent: Kapell⸗ meister Sucher. Anfang 7 Uhr.

Schauspielbaus. 269. Vorstellung. Der Sturm. Zauber Komödie in 5 Aufzügen von Sbakespeare.

Nach A. W. von Schlegels Uebersetzung. Musik von Wilhelm Taubert. Tanz von Emil Graeb. Musilalische Direktion: Or. Steinmann. Anfang

jablreiche Theilnahme erwünscht ist.

Spandau, 25. November. Versamm⸗

richtet die N. A. 3.5: bundert Perfonen beschäftigt, t Anlagen und ist in der

dahin schlüssig

Sonnabend: Opernhaus. 249. Vorstellung. Ca- vallerin rusticama (Gauern · Ehre). Oper in 1 Aufzug, nach dem gleichnamigen Volksstück von

Verga. Musik von ir Masecagni. In Scene gefetzt vom Ober · Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapell. meister Weingartner. Vorher; Prometheus. Musik von Beethoven. Nach einer mythologischen Tanz dichtang E. Taubert's in 2 Akten von Emil Graeb. Dirigent: Musikdirektor Hertel. Anfang 7 Uhr.

Schausptelhaus. 260. Vorstellung. Wohlthätige

Franen. Lustsplel in 4 Aufzügen von Adolpb RöäArronge. In Seene gesetzt bom Ober ⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.

Deutsches Theater. Freitag: Der blaue

Brief. J Sonnabend: Goethe Cyclus. 6. Iphigenie auf Tauris.

Sonntag; Doctor Klaus.

Abend.

Berliner Theater. Freitag: 13. Abonn. Vorst. Die Jungfrau von Orleans. Anfang 7 Ubr. Sonnabend: Esther. Der Geizige. Sonntag: Nachmittags 2. Ubr: Esther. Der Geizige. Abends 7. Uhr: Der Hüttenbesitzer.

Tessing - Theater. Freitag: Die Großs⸗ stadtluft. Schwank in 4 Akten von Oscar Blumen⸗ thal und Guffav Kadelburg. Anfang 7 Uhr. Sonnabend: Die Grosfstadtlust. Sonntag: Die Großstadtluft. Montag: Die Ehre. Schauspiel Hermann Sudermann.

Wallner Theater. Fieitag: Zum 11. Male: Immer zerstrent! Posse in 3 Akten von Barriere nd Gondinet. Bearbeitet von Franz Wallner Hierauf. neu einstudirt: Die Hanni weint der Hanni lacht. Komisches Singspiel in 1 Akt von Jacques Offenbach. Anfang 74 Ühr.

Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

in 4 Akten

Triedrich - Wilhelmslãdtisches Theater. Freitag: Mit neuer Ausstattung: Zum 2. Male: Polnische Wirthschaft. Operette in 3 Akten von H. West und Rich. Gene. Musik von Hermann Zumpe (Komponist des Farinelli⸗'). Für das Friedrich ⸗Wilhelmstädtische Theater be= arbeitet von Louis Herrmann. In Scene gesetzt von Jul. Fritzsche. Dirigent: Kapellmeister Federmenn. Die neuen Dekorationen aus dem Atelier Falk. Die neuen Kostüme vom Garderobe ⸗Inspektor Venzky. Anfang 7 Uhr.

Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

RNesidenz Theater. Direktion: Sigmund Lauten ˖ burg. Freitag: Dr. Jojo. Schwank in 3 Akten von Albert Carrs. Veuisch von Karl Lindau.

Regie: Emil Lessing. Anfang 73 Ubr. Sonnabend: Zum 1. Male: Madame Mongodin.

Ueber den in Nr. 278 des . R.“ u. Sr. A. kur; gemeldeten Brand der Stearinlichtern Olein⸗ und Glyjzerinfabrik von Motar? u. Co. in Paulsstern be⸗ : Das große Gtablissement, das mehrere zäblt zu den bedeutendsten derartigen he der Pulver⸗ . fabrik von Spandau gelegen. Gestern Morgen gegen 3 Uhr explodirte in dem unweit von den Vorrathsspeichern

und Gewebr⸗

gelegenen Maschinenhause (Fortsetzung

elle Alliance Theater. Freitag: Er⸗ mäßigte Eintrittspreise! Nur noch? Aufführungen. Zum 119. Male: Mit durchweg neuer glaͤniender NUusstattung von Dekorationen, Kostümen, Ballets, Waffen, Requisiten, Beleuchtungseffekten ꝛc. Inng⸗ Deutschland zur See. Großes Ausstattungs Zeit. bild mit Gesang und Tanz in 4 Akten (6 Bildern) , Niedt. Musik vam Kapellmeister G. R. ruse.

Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

Nachmittags 35 Uhr: Kinder ⸗Vorstellung zu be deutend ermãßigten Preisen. Zum 121. Male: Jung ⸗˖ Dentschland zur See.

Adolph Ernst-⸗ Theater. Freitag: Zum s88 Male: Der große Prophet. Gesangsposse in 2 Akten von Leon Treptow. Couplets von Gustav GSörß. Mußk von Gustav Steffens. Mit vollftändig neuen Kostũümen. Die neuen Dekorationen sind aus dem Atelier der Herren Wagner „und Buklacz. In Scene gesetzt von Adolph Ernst. An fang 73 Ubr. . ;

Sonnabend: Dit selbe Vorstellung.

Alte Jakobstraße 30.

Direktion: Emil Thomas. Sensationserfolg dieser Saison. Freitag: Zum 22. Male: Der Tun st⸗ Bacillus. Nobität! Posse in 4 Akten von Rudolf Kneisel. In Scene geseßt vom Ober-Regisseur Adolf Kurz. (Igelfisch: Emil Thomas,) Anfang 76 Uhr. Sonnabend: Dieselbe Vorftellung.

Thomas - Theater.

Concerte.

Sing Akademie. Freitag, Anfang 8 Ubr: Concert der Concertsängerin Eleanor Burnett.

Concert Jaus. Freitag: Karl Mevder Concert. Anfang 7 Uhr.

DOuv. „Leonore II. von Beethoven. . Das Nacht- lager in Granada“ von Kreutzer. Ungarische Tänze 5H u 6 von Brabms. Pbantasie a. d. Op. Don Juan“ von Mozart. Phantasie a. d. Dp. „Cavallleria rustieana“ von Makcagni. „Le Desir“ für Cello von Servais (Herr Smit). ‚Stieublumen“, Waljer (nen) von Hoyer.

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde Am Landes ⸗Ausstellung? Park Cebrter Bahnhof) Geöffnet von 12 11 Uhr. . Vorstellung im ö Theater. Näberet die Anschlag⸗ zettel.

Circus Renz. Karlstraße. Freitag, Abend 71 Uhr: Große Kemiker Vorstellung. Auftreten der Clowns 3 Gebrüder Briatore, Gebrüder Dianta u. Warne, Paul und William, C Godlewsly, Gebr. Kronemann, Veldemann und Rosche, Misco ꝛc in ihren höchst komischen Entrées und Intermejzjos. Außerdem: Prinz Carneval und sein Gefolge, kom. equestr. Arrangement mit 12 Freiheitspferden, vorgeführt von Herin Franz Renz. Beautiful, geritten ron Frl. Clonllte Hager. Kandelaber, geritten von Hertn Ernst Renz (Enkel). Eine Vergnügungefahrt mit Hindernissen von der neu

bei Gelegenheit Minneapolis ; n ver ; ohne jede Bedeutung, da vollkommenes Einverständniß darüber herrsche, daß Blaine als Präsidentschaftskandidat ernannt werde, falls er nicht vorher die . ablehne. In diesem letzteren Fall werde Harrison wieder zum Präsidentschaftskandidaten ernannt werden.

eines Interviews, die Wahl der Stadt für die Abhaltung der Konvention sei

andidatur entschieden

des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

känstler Zum Schluß der Vorstellung: we Auf Delgoland eg eder: Ebbe und Fluthb* große bydrologische Ausftattungs · Pantomime in 3 Abtbeilungen mit National-Tänzen (60 Damen), Aufjügen 2c, Dampfschisf und Bootfabrten, Wasser fällen, Riefenfontänen mit allerlei Lichteffekten 20. arrangirt und inscenirt vom Dir. E. Renz. Kun ft⸗ schwimmerinnen drei Geschwister Jobnson. Schluß Tableau: Grande Fontaine Luminense, Riesen- Fontaine, in einet Höhe von mehr denn 80 Fuß ausstrablend.

Täglich: ‚Auf Helgoland“.

Senntag: 2 Vorstellungen. Nachmittags 4 Uhr: Auf vielsestiges Verlangen: Die lustigen Heidel⸗ berger. Abends 77 Uhr: ‚Auf Helgoland“.

Familien⸗Nachrichten. 49396

Heute Vormittag verschied nach längerem schwerem Leiden der Königliche General Major, Remonte Inspekteur und Cbef der Remontirunge Abtheilung im Kriegs⸗Ministerium, Ritter vieler Orden Herr Senning von Arnim.

Die vortrefflichen Dienste, welche der Entschlafene der Armee und ins besondere dem Krieg? ⸗Ministerium Dank seiner unermüdlichen erfolgreichen Thätigkeit geleistet bat, werden ibm ebenso wie die hervor⸗= ragenden Cigenschaften des Charakters, welche ihn auszeichneten, ein dauerndes ehrenvolles Andenken sichern. Berlin, den 25. November 1891.

Der Kriegs⸗Minister:

von Kaltenborn.

Verlobt: Frl. Cläre John mit Hrn. Gerichts Assessor Fritz Bennbold (Breslau).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Karl von Scharfenberg (Berlin) Hrn. Hauptmann Kurt Kreuzwendedich von dem Borne (Magdeburg)]

Hrn Major Weste (Göttingen) Eine Tochter: Hrn. Kreis ⸗Schulinspektor Heisig (Hultschin).

Gestorben:; Hr. Rechtsanwalt Hermann Bolten (Rostoch Hr. Kronanwalt a4. D. Fromme (Hameln). Fr. Sophie von Qualen, geb. Gräfin von Reventlow (8übeckf Hr. Geh. Ober ⸗-Re⸗ gierungs Rath a. D. Br. jur. Friedrich Wilhelm Leopold von Gerlach (Rohrbeck). Fr. Amtsgerichts · Rath Bertha von Dassel, geb. Freiin von Minni⸗ gerode (Bremen) Hr. Sterer⸗Raib Hartmann (Liegnitz). Fr. Kanzlei⸗Rath Marie Strähler, geb. Müller (Striegau) Hr. Rittergutsbesitzer Julius Meyen (Brodek per Sohrau). Fr Wanda . . geb. Brader (Dom. Jacobsdorf bei

in ig).

Redacteur: Dr. H. Klee, Direktor.

Berlin: Verlag der Expedition (Scholy.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagz⸗ Anstalt, Berlin 8sW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Fünf Beilagen (einschließlich Böͤrsen · Beilage),

und ein Prospekt des Verlags von Jul. Hoff- mann in Stuttgart, betreffend Goffmann 8

Schwank in 3 Äkten von Ernst Blum und Raoul Toch è. .

7 Ubr.

engagirten Elten Troupe s5 Personen). Auftreten der vrorzüglichsten Reitkünstlerinnen und Reit

Hanshaltungäbnch für das Jahr 1892.

. die Aufhebung der Karenzzeit vorzunehmen.

M 279.

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Dentscher Reichstag. 126. Sitzung vom Mittwoch, 25. November, 1 Uhr.

Am Tische des Bundesraths der Staatssekretär Dr. von Boetticher.

Die zweite Berathung des Gesetzentwurfs, 1 die g rg der Krankenversiche rung, wird sortgesetzt

ei 8. 21.

Nach §. 21 können die Ortskrankenkassen eine Erhöhung und Erweilerung ihrer Leistungen beschließen; zu den zulässi⸗ gen Erweiterungen gehört u. A., daß das Krankengeld schon vom ersten Tage ab und auch für die Sonn- und Festtage

ezahlt werden kann. Die Regierungsvorlage wollte eine

. olche Erweiterung abhängig machen von der Zustimmung der ö Vertreter der Arbeitgeber und der Arbeiter; die Kommission ö. hat nur die Bedingung aufgenommen, daß der Reservefonds ö den gesetzlich vorgeschriebenen Betrag erreicht haben muß.

r Die Abgg. Hitze und Spahn beantragen, die Zustim⸗

mung der Vertreter der Arbeitgeber alternativ neben der Vorschrift bezüglich des Reservefonds einzufügen, während Abg. Möller die Vorlage wieder herstellen will.

Abg. Dr. Höffel will nur in dem Falle, daß die Krank— heit länger als vier Wochen dauert, das Krankengeld für die drei ersten Tage und für die Sonn- und Festtage zahlen lassen.

Nach §. 21 kann ferner die Leistung der Krankenkasse ausgedehnt werden dahin, daß die Unterstützung statt 13 Wochen 52 Wochen lang gewährt wird, daß das Krankengeld und das Sterbegeld erhöht wird, daß die freie ärztliche Be⸗ handlung auch den Familiengliedern gewährt wird ohne oder mit Zahlung eines besonderen Beitrags.

Abg. von Strom beck will genau feststellen, was unter Familienangehörigen zu verstehen ist, nämlich die Ehefrau und die nicht erwerbsfähigen Kinder.

Abg. Dr. Höffel: Durch die Befugniß der Kassenvorstände, das Krankengeld auch für die ersten drei Tage der Krankheit zu bewilligen, würde der Simulation Thür und Thor geöffnet werden. Der beste Arzt sei nicht im Stande, während der ersten drei Tage in jweifel⸗ haften Fällen er erinnere nur an den chronischen Rbeumatis mus die Krankheit genau zu erkennen. So würde denn schließlich die dreitägige Karennzeit mit der Zeit ganz verschwinden. In manchen Fällen möze die Zablung des Krankengeldes für die ersten drei Tage notbwerdig sein. Diese Fälle müßten aber genau festgeftellt werden. Er base desbalb beantragt, daß die Karenzzeit nur dann fortfalle, wenn die, Krankbeit länger als vier Wochen dauere und wenn eine äußere Verlegung vorliege.

Abg. Hiße: Die Gefahr der Simulation sei nicht so groß, daß man es nickt der satzungsmäßigen Regelung überlassen könnte, von der Karenzzeit abjuseben. Zahlreiche Kassen hätten keine Karenzzeit und führen gut dabei. Gerade der Antrag Höffel könnte die Simulation befördern. Ein Kranker, der nur 35 Wochen krank gewesen sei, werde sich noch einige Tage drücken, um für die ersten drei Tage das Krankengeld zu bekommen.

Abg. Möller: Er möchte nach Möglichkeit die Karenzzeit auf recht erhalten und dafür anderweitige Erleichterungen gewãhren. Für beute möchte er die Wiederberstellung der Regierungs vorlage empfehlen, welche die Möglichkeit der dreitägigen Karenzzeit an die Zustim⸗ mung der Arbeitgeber und Arbeitnehmer knüpfe. Die mechanische

Grenze, welche die Kommission setze, halte er nicht für zweckmäßig. Bei der großen Mehrjahl der Kassen werde der Reservefonds in einigen Jahren gefüllt sein. Dann trete das politiscke Bedenken ein, daß eine Agitation für den Fortfall der drei Karenztage eintrete. Er befürchte dies namentlich für die großen Städte, wo die Sozialdemokratie in den Kassen das absolute Regiment babe. Die Beseitigung der dreitägigen Karenzzeit müsse von der Zustimmung der Arbeitgeber abbängig gemacht werden, damit nicht die in der Mehrheit befindlichen Arbeiter obne Weiteres einen Beschluß faßten, der erhebliche finanzielle Folgen habe.

Staatssekretär Dr. von Boetticher:

Ich habe mich selbstverständlich in erfter Linie für die Wieder⸗ berftellung der Regierungs vorlage zu interefsiren und stimme demgemäß dem Antrage des Herrn Abg. Möller zu; aber ich würde auch glauben, daß, wenn das Haus geneigt sein sollte, den Beschluß seiner Kom mission binsichtlich des letzten Passus in der Ziffer La aufrecht zu erhalten, dann kein Bedenken vorliegt, dem Antrage der Herren Hitze und Spahn zuzustimmen. Meine Herren, ich habe aus den Ausfüh⸗ rungen des Herrn Vorredners entnommen, daß es wesentlich volitische Bedenken sind, welche ihn hindern, die Abschaffung der Karenzzeit auch dann zuzulassen, wenn der vorgeschriebene Reservefonds bei der Kasse er⸗ reicht ist. Ich möchte glauben, daß dieses politische Bedenken, welches darin gipfelt, daß, wenn der Reservefonds die vorgeschriebene Höbe erlangt hat, eine Agitation auf Abschaffung der Karenzzeit sich in un⸗ angenehmer Weise füblbar machen könnte, ebenso auch den in der Regierungsvorlage enthaltenen Vorschlag und den von den Herren Hitze und Spabn gemachten Vorschlag trifft. Es wird in jedem Falle wöglich sein, die Agitation gegen die Arbeitgeber darauf zu . richten, daß man die Karenzzeit abschaffen möge, und ich sehe darin . gar keine veränderte Lage dieser Frage, daß auch dann, wenn der Reservefonds die vorgeschriebene Höhe erreicht bat, die Agitation möglich wird. Unter allen Umständen ist ja ein Beschluß der Kassen⸗ vertretung nothwendig, um überhaupt zur Abschaffung der Karenzzeit überzugehen, und dieser Beschluß oder die Hinwirkung auf denselben unterliegt naturgemäß der Agitation. Ich möchte aber glauben, daß es sich unter allen Umständen empfiehlt, das, was die Regierungs- vorlage vorgesehen hat, und was von der Kommission gestrichen ist, wieder berzustellen. Denn, meine Herren, diese Vorschrift des §. 21 gilt auch für Betriebskrankenkassen, und es würde, wenn die Vor⸗ schrift so stehen bleibt, wie Ihre Kommission sie proponirt, unmöglich sein, von vorn herein bei der Errichtung einer Betriebskrankenkasse Man würde vielmehr erst dann dazu übergehen können, wenn der Reservefonds die vor⸗ schriftsmäßige Höhe erreicht hat. Dies würde ich als einen Uebel⸗ stand betrachten und zwar umsomehr, als die Ansammlung des Re⸗ servefonds doch nicht so schnell sich vollzieht, wie der Herr Vorredner in seinen Ausführungen annimmt. Nach der uns vorliegenden Statistik für das Jahr 1889 haben sich damals erst 33 o aller Krankenkassen im Besitze des vorgeschriebenen Reservefonds befunden, und die ver⸗ gleichende Uebersicht mit den Vorjahren, die in dieser Statistik ent⸗ balten ist, ergiebt, daß die Zunahme derjenigen Kassen, die den vollen

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Erste Beilage

Berlin, Donnerstag, den 26. November

Reservefonds angesammelt baben, doch eine verhältnißmäßig geringe ist. Also ich resümire mich. Primipaliter bin ich für die Wieder herstellung der Regierung vorlage, die ich ja zu vertreten habe, und eventuell würde ich auch nichts dagegen zu erinnern baben, wenn nach dem Vorschlage der Herren Hitze und Spahn die Regierungsvorlage und der Zusatz der Kommission alternativ in die Ziffer 12 ein—⸗ gefügt werden.

Für den Artrag Höffel kann auch ich mich nicht aussprechen, denn, meine Herren, ich sehe es als eine nicht gebotene Härte an, wenn man die Karenzjeit nur denjenigen Personen gegenüber auf— heben will, welche mindestens eine Krankheit von vierwöchentlicher Dauer erleiden. Ich exemplificire da wieder auf die Betriebskrankenkassen. Ich kann mir denken, daß in einem Betriebe die Arbeiterschaft eine so zuverlässige, ehrliche und aufrichtige ist, daß eine Simulation der⸗ selben nicht vorkommt. Weshalb man nun diesen Leuten auch bei kürzerer Krankheitsdauer, wenn die Arbeitgeber und Arbeitnehmer in der Aufhebung der Karenzzeit übereinstimmen, die Zuweisung des Krankengeldes für die ersten drei Tage versagen will, ist in der That nicht abzusehen. Ich möchte Sie deshalb bitten, den Antrag Höffel abzulehnen.

Was nun endlich die Anfrage des Herrn Abg. von Strombeck anlangt, so ist mir außer Zweifel, daß die Kassen nach §. 21 unter Nr. 5 auch die Befugniß haben, die Für⸗ sorge auf solche Familienangehörigen auszudehnen, welche nicht unter die Kategorie der Ehefrauen und nicht erwerbsfähigen Kinder fallen; denn darüber kann meines Erachtens kein Zweifel sein, daß, wenn von Familienangebhörigen im Allgemeinen gesprochen wird, damit der ganze Kreis der Familie hegriffen wird. Aber es wird natürlich Sache einer vorsichtigen Kassenverwaltung sein, dafür zu sorgen, daß in dem Beschluß selbst kein Zweifel darüber offen gelassen wird, welche Familienangehörigen von der Fürsorge betroffen werden und welche nicht.

Abg. von der Schulenburg: Er sei auch dafür, gierungsvorlage alternativ mit dem Kommissionsporschlag anzunehmen, doch halte er dann eine redaktionelle Aenderung in dem Sinn für nötbig, daß diese Bestimmung sich auf den ganzen Paragraphen ausdehne; wenn Niemand sonst, werde er zur dritten Lesung einen dahingehenden Antrag einbringen. Außerdem meine er, daß eine Be stimmung doppelt im S 20 entkalten sei, nämlich die, daß die Kassen⸗ leistungen auch auf die selbst nicht versicherten Familienangehörigen ausgedehnt werden könne, .

Abg. Dr. Hirsch: Er empfeble die Aufrechterhaltung der Kom—⸗ missioneborschläge. Ueber die Karenzjeit gingen die Ansichten der Arbeiter selbst auseinander, aber da es unter gewissen Umständen wünschenswerth sei, die Karenzzeit zu beseitigen, sollte man dies nicht von anderen als finanziellen Rücksichten abhängig machen, und in dieser Beziehung sei die Erreichung der gesetzlichen Reservefondshöhe keine bloß mechanische Grenze. Die Zustimmung der Arbeitgeber zur Ab⸗ schaffung der Karenzzeit, wie sie der Abg. Dr. Hitze beantrage, be—⸗ kämpfe er deswegen, weil dadurch eine itio in partss, eine Schaffung von Gegensätzen jzwischen den Bestrebungen der Arbeitgeber und Arbeit⸗ nehmer, bewirkt würde, die er vermieden sehen möchte.

Gebeimer Ober ⸗Regierungs Rath von Woedtke: Die Ab⸗ schaffung der Karenzzeit von der Erreichung des vollen Reservefonds abhängig zu machen, sei darum unthunlich, weil viele Krankenkassen auch schon vor dieser Zeit die vermehrte Leistung finanziell ertragen könnten, und weil manche Kassen, . B. Bau. und Betriebskranken⸗ lassen, einen solchen Reservefonds überhaupt niemals erreichten. Eine itio in partes zwischen Arbeitern und Arbeitgebern werde, wo die Neigung dazu vorhanden sei, auch obne den vorliegenden Paragraphen nicht vermieden werden können, weil § 31 die Er— böhung der Beiträge von der Zustimmung der Arbeitgeber abhängig mache, Die scheinbare Doppelbestimmung im §. 21 sei eben nur eine scheinbare, weil einmal von den statutarisch zu gewährenden Leistungen die Rede sei, das andere Mal von den gegen einen besonderen Beitrag zu gewährenden.

Abg. Dr. Hirsch: Wenn die Karenzzeit auch ohne die Erreichung des vollen Reservefonds zulässig sei, brauchte man ja überhaupt keine finanzielle Grenze zu schaffen, andernfalls aber könnte man für die Bau- und Betriebekassen eine Sonderbestimmung treffen. Die Ab— hängigkeit der Erhöhung der Beiträge von der Zustimmung der Arbeitgeber dürfte darum keine itio in partes veranlassen, weil eine etwaige Versagung dieser Erböhung immer den Beifall der Arbeiter haben dürfte.

Abg. Molkenbubr: Er stelle fest, daß die Beseitigung der Karenz eit nicht allein ron den Sozialdemokraten angestrebt werde. Er sei seit den sech ziger Jahren Mitglied von Krankenkassen, aber nirgend sei diese Karenzzeit vorhanden gewesen. Wo die Karenzzeit wegen finanziell ungünftiger Lage der Kasse eingeführt werden solle, da würde es doch besser sein, die Kassenverhältnisse durch Beitrags erhöhung zu verbessern und so die Lasten auf Alle gleichmäßig zu vertheilen, statt gerade die Kranken allein, also die wirthschaftlich Schwächsten, die durch die finanziellen Kassenschwierigkeiten entstan“ denen Lasten tragen zu lassen. Wenn man die Karenneit beibebalten wolle, um Simulationen zu vermeiden, dann sollte man sie doch in solchen Fällen, wo keine Simulation vorliegen könne, z. B. bei einem gebrochenen Bein, ausschließen.

Abg. Freiherr von Münch: Er sei für Annahme des Kommis⸗ sionsvorschlages mit dem Antrag Hitze.

Abg. Dr. Höffel zieht seinen Antrag zurück, der Antrag Möller wird abgelehnt, die Kommissionsfassung mit dem Antrgg Hwitze angenommen.

§. 24 bestimmt, daß das Kassenstatut der Genehmigung der höheren Verwaltungsbehörde bedarf.

Abg. von Strom beck beantragt, daß bei Errichtung einer neuen Kasse, in welche Mitglieder bestehender Ortskrankenkassen oder einer Gemeindekrankenversicherung übertreten müßten, der Vorstand der be⸗ theiligten Kassen und die Verwaltung der Gemeindekrankenversicherung vorher gehört werden müssen. In den Kommissionsverhandlungen sei zwar von den Regierungsvertretern bemerkt worden, daß die betbei⸗ ligten Kassenvorstände selbstverständlich gehört werden würden, aber es sei doch besser, dies ausdrücklich im Gesetz auszusprechen.

Abg. Dr. Hirsch: Für den Fall der Annahme dieses Antrages halte er es für gut, die Bestimmung nicht auf die Gemeindekranken kassen anzuwenden, denn die Tendenz des Gesetzes gehe doch dahin, an Stelle der Gemeindektankenversicherung möglichft die Ortskassen 2 . laffen, und dies sollte man nicht erschweren.

die Re⸗

0 eck: Diefen Cinwand balte er für richtig und ziehe a f . foweit er sich auf Gemeindekranken kassen beziehe, zurück. .

Staats sekretär Dr. von Boetticher: Ich hatte nur die Absicht, meine Freude darüber ausjzusprechen, daß ich mit dem Herrn Abg. Dr. Hirsch durchaus einde rstanden bin,

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

1891.

und meine noch größere Freude darüber, daß der Herr Abg. von Strombeck den Anstand, den Herr Abg. Dr. Hirsch gefunden hat, nun mehr beseitigt hat. Ich kann für meine Person das Einverständniß zur Annahme des nunmehr modifizirten Antrags von Strombeck aussprechen.

5 24 wird mit dem Antrag von Strombeck angenommen. eim 5. 26, der u. A, die Bestimmung enthält, daß das Kassenstatut für gewisse Kategorien von Versicherten eine Karenzzeit von längstens sechs Wochen festsetzen kann, ehe ein Recht auf Unterstützung aus der Kasse erworben wird, bemerkt

Abg. DO Buhl: Man babe im 8§. Al die Leistungen der Kasse auch dabin erweitert, daß auf die Dauer eines Jabres nach Beendi⸗ gung der Krankenunterstützung eine Fürsorge für Rekonvalesjenten gewäbrt werden könne. Aus Interessenten kreisen werde er darauf auf⸗ merksam gemacht, daß diese Mehrleistung für die Kassen ein uner— trägliches Risiko mit sich bringen würde, wenn man hierfür die Ka— renzzeit dieses Paragraphen nicht verlängern wolle. Er kebalte sich vor, nach genauerer Prüfung dieser Frage einen Antrag in der dritten Lesung zu stellen.

§. 26 wird angenommen.

Nach 5. 26 a soll den Kassenmitgliedern, die auch ander— weitig gegen Krankheit versfichert find, das Krankengeld soweit gekürzt werden, als es mit der anderweiten Entschädigung zusammen den durchschnittlichen Tagelohn der Versicherten übersteigt.

Diese Vorschrift wollen die Sozialdemokraten streichen.

Das Kassenstatut soll ferner (ebenso wie bei der Gemeinde— krankenversicherung) bestimmen können, daß das Krankengeld 86 werden kann bei selbstverschuldeter Krankheit.

Auch diese Bestimmung wollen die Sozialdemokraten streichen, ebenso die Vorschrift, wonach die Orte kankenkassen . Kranken auf bestimmte Aerzte und Apotheken 2c. verweisen Onnen. ;

Abg. v. Strom beck meint, daß auch hier wieder die Bestim— mung, wonach nur denjenigen Kassenmitgliedern das Krankengeld entzogen werden könne, welche die Kasse durch Betrug geschädigt hätten, mit der Gerechtigkeit nicht vereinbar sei, denn danach würde . B. ein Mitglied, das die Kasse durch einen Diebstahl am Reserve⸗ fonds in großem Betrage geschädigt habe, noch Anspruch auf Krankengeld haben, während ein anderes, das die Fasse durch Betrug nur um 20 3 schädige, sein Anrecht verliere. Man solle den Ver⸗ lust des Anrechts in den Fällen aussprechen, wo nach dem Straf— gesetzbuch mit der Strafe eine Aberkennung der bürgerlichen Ebren— 94 verbunden sei, und möge diese Frage noch bis zur dritten Lesung prüfen

Abg. Dr Hirsch: In der Kommission babe er beantragt, die Kürzung des Krankengeldes im Falle der Ueberversicherung auf alle be⸗ tbeiligten Kassen zu vertheilen. Nach der Erklärung des Regierungs— kommissars, daß auch jede Hülfskasse das Krankengeld eines auch in einer Ortskasse versicherten Mitgliedes kürzen könne, habe er den Antrag zurückgezogen Der Kommentar zum Gesetz vom Geheimen Ober Regierungè-⸗Rath von Woedtke enthalte jedoch die gegentheilige Auffassung, wie die in der Kommission ausgesprochene. Eine authentische Erklärung der Regierung darüber würde wichtig sein, sonst könnten Kon— flikte über die Zahlung des Krankengeldes zwischen den Zwangs und den freien Hülfskassen hervortreten, indem die Zwangekassen die Zablung den Hülfskassen ganz überließen. Eventuell müsse er seinen Antrag aus der Kommission wiederholen. Was auch hier wieder das Verbot der freien Aerztewahl betreffe, so seien ihm seit der letzten Behandlung dieser Frage viele Zuschriften von Aerzten zugegangen, worin die Schädigung der Aerzte durch das Monopol der Kassenärzte nach gewiesen werde. Es sei wünschenswerth, bis zur dritten Lesung einen Weg zur Beseitigung dieser Mißstände zu finden. Von einer Zu— friedenheit der Aerzte könne sonst keine Rede sein.

Wirklicher Geheimer Ober -Regierungs Rath Lohmann weist nach, daß seine Erklärung in der Kommission derjenigen in dem Kom- mentar des Geheimen Ober ⸗Regierungs⸗ Raths von Woedtke nicht widerspreche

. Auf Antrag des Abg. Dr. von Dziem bows ki wird die Diskussion über die Aerztefrage, die sich bei den Bestimmungen über die anderen Krankenkassenarten wiederholt und im 5§. 56s ihren Abschluß findet, aufgeschoben bis zum S§. 55a.

Die Debatte über die übrigen Bestimmungen des 5§. 2642 wird fortgesetzt.

Abg. Grillenberger:! Der Staatssekretär Dr. von Boetticher babe neulich geäußert, daß das Krankenversicherungsgesetz die meiste Anerkennung im Volke gefunden habe. Seine (des Redners) Partei meine aber, daß gerade dieses Gesetz von allen Ver sicherungsgesetzen am Schlechtesten ausgefallen sei, bejonders wegen der Harten für solche Gegenden, wo die Krankenversicherung bisher weit besser geregelt gewesen sei. Gerade die Bestimmungen über die Ueberversicherung hätten eine allgemeine Anerkennung des Gesetzes verhindert, denn es sei darin der Grundsatz aufgestellt, daß in Krank⸗

beitsfällen der Arbeiter unter keinen Umständen eine höhere Unterstützung erbalten dürfe, als sein durchschnittlicher Tage lohn betrage. Man habe Front gemacht gegen die Ueber

versicherung und den Arbeitern das Mißtrauen ausgesprochen, daß sie damit Geschäfte machen und simuliren könnten. Die ärztliche Fürsorge sei von dem Staatssekretär als die eigentliche Grundlage des Gesetzes bezeichnet worden. Die Kranken lebten aber nicht allein von Medika⸗ menten und. Mixturen; vor allen Dingen müßten sie und ihre , n während der Arbeitsunfäbigkeit etwas zu essen haben.

erade während der Krankheit müsse der Erkrankte mehr baben,

als wenn er arbeitsfäbig sei, sonst gebe das ganze Hauswesen zurũck. Die Frau, die sonst in der Fabrik noch verdient habe, müsse darauf verzichten, um den kranken Mann

pflegen zu können. Zur Beseitigung dieser Ungerechtigkeit aus dem Gefetz genüge die Erklärung der Regierung nicht. Man weise zur Begründung auf die Simulation hin. Simulanten werde es jederzeit und in allen Bevölkerungsschichten geben. Aker in keinem anderen Gesetz sei so viel davon die Rede. Nur in den Arbeiter · gesetzen glaubße man befondere Schutzmaßregeln dagegen baben zu fen Redner verliest einen längeren Brief eines Magistrate= beamsen Aus einer großen Stadt des Otens, worin dicser sich gegen den § 26a und dessen unklare Fassung ausspricht und meint, daß man sich gegen Simulanten anderweitig schützen könne? Pesonders unangenebm fei der S 263 für den Süden und Sädwesten, wo das Krankenkassenwesen schon seit Jabr jebnten in Blütbe stebe, wie besonders in seiner Heimath bie Lokal- Krankenkaffen auf Grund der Landesgeseßgebung. Diese Kassen umfaßten nicht nur die Arbeiter, sondern auch das FRleinbürgertbum, die kleinen Beamten und selbständigen deute. Lange bor dem Reichs ⸗Krankenkassengesetz babe man dort dafür gesorgt. daß in Krankbeitsfällen möglichst für Fie Familie gesorgt werde. Dort gebe es sehr wenige Arbeiter, die nicht in zwei Lokalkassen ver⸗ sichert feien, und jwar sammt und sonders böber, als ihr durchschnitt licher Arbeitslobn betrage. Zur Versorgung mit ärztlicher Be-

bandlung und mit Medikamenten hätten außerdem noch besondere Nebenkassen gebildet. Alle diese Kassen seien durch das