1891 / 281 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 28 Nov 1891 18:00:01 GMT) scan diff

waren thätig: Präsidenten 13,

Wohlthätigkeit.

Der Rentier Karl Tröger in Plauen i. V.,, der am 25. November vor 50 Jahren das Meisterrecht als Gerber erwarb und damit den Grundstein zu der Lederfabrik von Karl Tröger da— selbst legte, stiftete dem „Chemn. Tabl.“ zufolge an seinem Jubiläumstage ein Vermächtniß von 10 000 4 für alte würdige Arme dieser Stadt, deren Zinsenerträgniß in Summen von nicht unter 20 M alljährlich zur Vertheilung gebracht werden soll. Ferner stiftete die Firma Karl Tröger 390000 ½n zur Unterstützung ihrer Arbeiter, auch brachte sie am Jubiläumstage 5500 M an das Comptoir⸗ und Arbeiterpersonal zur Vertheilung.

Oldenburg, 21. November. Ein Fräulein Christine Schultze, die kürzlich hier starb, hat, wie der „Köln. Zig“ gemeldet wird, der Stadt zur Verwendung für wohlthätige Zwecke ein Ver— mächtniß von 300000 M hinterlassen.

Zur Arbeiterbewegung.

Ueber zwei am letzten Mittwoch in Dudweiler (Saar⸗ revier) abgehaltene Bergmanns⸗Versammlungen berichtet die „Dudw. Ztg.“:

In beiden Versammlungen sprach der Bergmann Schröder, der von den Bergarbeitern Wesffalens zum Deputirten gewäblt wurde, um ihre Beschwerden Seiner Majestaͤt dem Kaiser vorzutragen. Dieser Schröder, der seinen Kaiser belog (kein Sozialdemokrat zu sein), redete in beiden Versammlungen und machte in bekannter Weise Propaganda für die Sozialdemokraten. Auch Hellbrück und War ken sprachen. In der Abendversammlung trat, dann noch jum Schluß Peter Braun auf. Die Redner hatten dann die Versammelten so weit aufgewie gelt, daß vor dem Auseinandergehen aus Ter Mitte ein Hoch auf die Sozialdemokraten ausgebracht wurde. In das Hoch wurde von den Versammelten (es mögen immerhin über 3600 Mann gewesen sein) freudigst eingestimmt. Diese Versammlung war von dem Vertrauensmann der Abtheilung Dudweiler des Rechts- schutzyereinz, Hellbrück, einberufen, der noch am vorbergehenden Sonntag in einer Versammlung zu Jägersfrende sagte: ‚Ich bin kein Sozialdemokrat und will auch mit ihnen nichts zu thun haben.“

Aus Boch um wird, wie wir dem „Vorwärts“ entnehmen, gemeldet, daß am Sonntag in den Kohlenreyvieren Ver⸗ sammlungen stattfinden, die die Frage zu entscheiden haben, ob der Versandt deutscher Kohlen nach dem fran⸗ zösischen Ausstandsgebiet nicht verhindert werden könne. Der Vorstand des Bergarbeiter-Verbandes forderte die deutschen Bergleute auf, die ausständigen französischen Kameraden zu unterstützen. Die Sammlungen sollen demnächst eröffnet werden. Der Strike der franzöfischen Bergleute dauert fort, nachdem sich dieselben mit den Gru engesellschaften über die Zusammensetzung des Schiedagerichts nichk einigen konnten.

Ein sozialdemokratischer Parteitag für die Distrikte Westfalen, LippveDetmold, Schaumburg-Lippe und Waldeck findet nach demselben Blatt am 5. Dezember in Dort mund statt. Regelung der Preßverbältnisse und Neuordnung der Partei-Agitation sollen als Hauptaufgaben den Parteitag beschäftigen. In Freiburg i. Br. findet morgen die Generalversammlung der sozialdemokratischen Landesorganisation Badens (bezw. der dritte badisch⸗ Arbeitertag) statt. Den Bericht des badischen Parteivorstandes wird Adolf Geck geben, während über das Pro⸗ gramm von Vollmar und über die soziale Lage der ländlichen Bevölkerung Dr. Rüdt referiren wird. /.

Zur Lohnbewegung unter den deut schen Buch—⸗ druckern liegt heute eine Mittheilung des „D. B. H.“ aus Düsseldorf vor, daß die Schriftsetzer der drei bedeutendsten Druckereien der Stadt gekündigt haben und eine neunstündige

Arbeitszeit verlangen. ö

Ferner berichtigt die Wes⸗Ztg.“ eine Mittheilung aus Geestemünde (vgl. Nr. 279 d. Bl.) folgendermaßen:

Der Verlag der ‚Nords.-Ztg. theilt mit, daß er die Forderung der neunstündigen Arbeitszeit dahin beantwortet habe, daß sie zur Zeit wegen mangelnder Räumlichkeiten abgelehnt werden wmüsse, daß er aber nach Beendigung des, neuen Druckereigebãudes verhandeln wolle, vorausgesetzt, daß bis dahin im All— gemeinen im Buchdruckergewerbe die Verkürzung der Arbeits⸗ zeit verwirklicht sei. Dle geforderte Erhöhung des Lohnes um 10 0 sei nicht bewilligt; es sei vielmehr nur den Leuten, die bisher das Minimum erhalten, und einigen anderen eine Lohnerböhung um 1 (gleich etwa 5H oso) gewährt. Der Verlag der „Prov. -Itg.' hat vom 1. Januar 1892 ab den neunstündigen Arbeitstag zugesagt, voraus— gesetzt, daß in der Tarifkommission kein anderer Tarif zu Stande komint und es der Gehülfenschaft gelingt, den neunstündigen Arbeits⸗ tog allgemein einzuführen. Daß der Verlag der sozialdemokratischen Norddeutschen Bolksstimme“ den neunstündigen Arbeitstag eingeführt hat (seit dem 20. Oktober), ist in diesem Zusammenhange be⸗ deutungslos.

Der Ausstand der Spitzenweber in der Spitzenweberez. zu Leipzig ⸗Lindenau ist, wie die Lpz. Ztg.“ berichtet, beendigt. r Er hatte vor 10 Wochen mit der Arbeitsniederltgung durch 35 Weber begonnen, die Ursache war eine Lobnkürzung von 15 bis 20. Di- Arbeiter haben in dieser Woche bis auf sieben die Arbeit wieder auf genommen, ohne ihre Forderungen durchgesetzt zu haben. Mangel an

eigenen Mitteln und an Unterstützung durch andere Gewerkschaften solle die Fortsetzung des Ausstands erschwert haben.

Der Bergarbeiter-Ausstand im Norden Frank⸗ reichs scheint durch die Arbeiten des Schiedsgerichts einer nahen Beendigung entgegen zu gehen. Ueber die gestrige Versammlung der Schiedsrichter wird aus Arras telegra— phisch Folgendes berichtet:

Die Swiedsrichter der Arbeiter- und der Bergwerksgesellschaften sind über alle bestehenden Streitfragen zu einer Verständigung ge— langt, mit Ausnahme derjenigen über die Entlassung von Arbeitern wegen Ausstandshandlungen. Diese Frage wurde einstweilen zurück estellt.

; Ueber die Verhandlungen wird im Einzelnen mitgetheilt: Die Ausständigen verlangten einen Durchschnittslohn von 5 Fr. h0 ECts. mit einem Zuschlag von 20 o. Der von den Gesellschaften gewählte Schiedsrichter Vuillemin erwiderte, daß die von der Bergwerks Verwaltung veröffentlichten Ziffern für die ersten Monate des Jahres I8S90 einen' Vurchschnittslobn von 5 Fr. 26 Cts. ergäben, wozu noch 41 Cts. für verfchiedene Vergütungen hinzuträten. Seit dem Monat August bezögen die Bergleute einen Zuschlag von 1000, der neue Lohn belaufe sich also auf 5 Fr. 78 Ets. Der Arbeiter ⸗Schieds richter Basly verlangte darauf 5 Fr. 78 Cts. als Durch“ schnittslohn. Vuillemin erwiderte darauf, es sei unmöglich, einen allgemeinen Durchschnittslohn festzusetzen. Die Arbeit sei je nach den Bedingungen und der Lage verschieden, auch müsse die Vermögenslage der Gesellschaft in Rechnung gezogen werden. Schließlich wurde beschlossen. den Durch schnittslohn festzustellen nach dem Durchschnitt der Löhne vom Jahre 1889 mit einem Zuschlag von 200,0. In Betreff der Frage der Hülfs⸗ und Pensionskassen beschlossen die Schiedsrichter einstimmig,

der Genehmigung des Comitss der Bergwerksbesitzer und der Ausstãndigen gefaßt. Man glaubt, daß diese Comité? dem Uebereinkommen zustimmen werden und daß die Arbeit am Montag oder Dienstag wieder aufgenommen werden würde. Die Schieds⸗ richter werden sich Sonntag Abend auf der Präfektur wieder ver sammeln zur Ratifizirung und Unterzeichnung der getroffenen Vereinbarungen und um Über die einstweilen zurückgestellte Frage, betreffend die Entlassung von Arbeitern wegen Ausstandshandlungen nochmals zu berathen. .

Außerdem liegen noch folgende Wolff 'sche Meldungen über den Ausstand vor:

Aus Lens wird herichtet, daß die Nacht zum Freitag im Aus— standsgebiet des Departements Pas de Calais ruhig verlaufen sei; der Ausstand dauert jedoch in vollem Umfange fort. Ausständige Kohlenarbeiter, die sich geweigert hatten, an den nächtlichen Patrouillen⸗ gängen theilzunehmen, erhielten anonyme Drohbriefe, worin ihnen angezeigt wird, daß man, wenn sie auf ihrer Weigerung beharrten, ihre Wobnungen mit Dynamit in die Luft spreggen würde

Nach einer Mittheilung aus Paris sollen seit einigen Tagen ausländische Agitatoren das Kohlenbassin des Nord⸗Departe⸗ ments bereisen und zum Ausstand aufferdern. Die Mebrheit der Arbeiter verhält sich jedoch gegen jede Arbeitseinstellung abgeneigt. Das 16. Dragoner ⸗Regiment ist aus dem Lager von Chalons ein— getroffen, um an der ÄÜlufrechthaltung der Ordnung mitzuwirken.

Aus Zürich wird der ‚Mgdb. Ztg. telegraphirt: Der Central⸗ ausschuß der Züricher Grütli« und Arbeitervereine be— schloß die Ucbernahme des nächsten internationalen Arbeiter- kongrefses im Jahre 1893 und des demnächst stattfindenden sozialdemokratischen Parteitages in Olten. Demgemäß wird voraussichtlich Zürich als Kongreßort bestimmt werden.

Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom I5. bis inkl. 21. November cr. zur Anmeldung gekommen: 303 Ehr— schliesungen. 1028 Lebendgeborene, 29 Todtgeborene, 790 Sterbefälle.

Kunft und Wißssenschaft.

Sp. Ueber die Verflüssigung der permanenten Gase.

In der Urania hatte sich am Donnerstag Abend ein zahlreiches Publikum eingefunden, um einen Vortrag des Professors Raoul Pietet anzuhören. Bekanntlich hat dieser verdienstvolle Forscher den größten Theil der Arbeit seines Lebens darauf verwendet, die in dem Thema bezeichnete Aufgabe zu lösen. Der Vortrag, den der Redner in seiner Mattersprache der französischen und mit der ganzen Lebendigkeit und Eleganz der Rede hielt, die dieser Sprache eigen ist, führte die Zuhörer über die Grenzen des Themas hinaus zu einer Betrachtung der Wärmeerscheinungen überhaupt. Die Ausdehnung durch Erwärmung wurde an einfachen Apparaten und an empfindlichen Meßinstrumenten gezeigt und ersäutert. Die Erscheinungen der spezifischen und latenten Wärme wurden von dem Redner dargestellt als eine Art Widerstand, welchen die Körper einer Erwärmung entgegensetzen. Wie ein solcher Wideistand siebt es z. B. aus, wenn im Winter bei einem jähen Temperaturabfall bis weit unter den Gefrierpunkt sich auf den Gewässern doch nur ganz all mählich eine Eisdecke bildet. Das Wasser enthält eben eine gewisse Wärmemenge insofern aufgespeichert, als es flüssig ist. Diese muß erst aufgezehrt werden, bevor ein Erstarren stattfindet. Recht auf— fallend zeigte sich die Erscheinung der latenten Wärme bei dem Ver suche, eine größere Menge geschmolzener Substanz, welche vorsichtig unter den Erstarrungspunkt abgeküblt war, plötzlich in den festen Zustand überzuführen. Eine erhebliche Steigerung der Temperatur begleitete die Kryfstallisation. Die Wärme⸗ durch den bekannten Versuch demonstrirt, bei

Ohne Weiteres ergiebt sich aus dieser Theorie, ; mechanischer Energie und Wärme ein zahlenmäßiges Verhältniß

für etwaige Umwandlungen bestehen muß, ein Satz, der bekanntlich den wichtigsten Theil des Gesetzes von der Erhaltung der Energie ausmacht. Was speziell die luftförmigen Körper angeht, so wies der Ritdner auf die genetische Gastheorie hin, nach der sich die Erscheinungen des gasförmigen Zustandes, so z. B. der Druck, den ein Gas auf die Wände eines Behälters ausübt, durch die beftige Hin- und Herbtwegung und den schließlichen Anprall der Gas— moleküle an die Wände des Gefäßes erklären. Niemals ist diese Theorie und ebenso das Gesetz der Erhaltung der Energie mit solcher Lebbaftigkeit und Anschaulichkeit erläutert worden. Daß der Nach weis des Zusammenhaages zwischen den vorher betrachteten Er— scheinungen und diesen Anschauungen nicht vollständig dargelegt werden konnte, ist bei der Kürze der zu Gebote stehenden Zeit wohl selbst— rerständlich, und es ist durchaus anerkennenswerth, daß hier der Hauptpunkt wenigstens scharf hervorgehoben wurde: daß die Re⸗— sultate der experimentellen Forschungen der letzten Zeit sich durchaus in Uebereinstimmung befinden mit den Betrachtungen der Theoretiker, sodaß man fast sagen kann, die Wärmelebre komme der Astronomie an Exaktheit gleich

so wie jene die Bahn eines Sterns aus wenigen Elementen bestimme, so könne man das hier mit dem Zustande eines Körpers, wenn man nur wenige Konsianten kenne.

Die Frage nach der Verflüssigung der Gase wurde in der Weise in Angriff genommen, daß mittels einer großen hydraulischen Pumpe schweflige Säure, Cyan, Kohlensäure und atmospärische Luft kompri⸗ mirt wurden. Es zeigte sich bei den ersten drei Gasen der Reihe nach eine Kondensation, charakterisirt durch ein Beständigbleiben des Drucks von dem Augenblick der beginnenden Verdichtung an bis zu ihrem Schluß. Die atmospbärische Luft verdichtete sich nicht. Redner wies darauf hin, daß dies mit der Erscheinung der kritischen Temperatur zusammenhaͤnge, einer für jede Luftart bestimmten Temperatur, oberhalb deren eine Verflüssigung nicht möglich sei. Bei der atmosphärischen Luft liegt diese Grenze bei 127 Grad unter Null. Bei unseren gewöhnlichen Temperaturen wird also auch der stärkste Druck, betruge er selbst tausende von Atmosphären, nicht ausreichen, eine Verflüssigung herbeizuführen. Ein Versuch mit Koblensäure, die in einem kleinen Gefäß einge⸗ schlofssen projicirt wurde, zeigte das eigenthümliche Verhalten eines Stoff in der Nähe seines kritischen Punktes. Hier konnte man eine Nebelbildung., ja einen förmlichen Regen von Nohlensäure in dem kleinen Gefäße sehen. Das bekannt- Faraday'sche Experiment, bei dem aus einem glühenden Tiegel Eis und ge— schmolzenes Quecksilber herausgeholt werden kann, wenn er mit Kohlensäureschnee angefüllt ist, bildete den Schluß der Vorführung. Daß die Versuche einen ausgezeichneten Verlauf nahmen, versteht sich von selbst, und es ist deshalb zweifellos, daß die Zuhörer einen ebenso lehrreichen wie angenehmen Abend verbracht haben.

In der letzten Sitzung des Vereins für deutsches Kunst⸗ gewerbe am vorigen Mittwoch (der einbundertsten zwanglosen Ver⸗ sammlung seit Gründung des Vereins) fand eine lebhafte Besprechung statt über das Thema: Wie ist dem füblbaren Mangel an tüchtigen kunstgewerblichen Zeichnern abzuhelfen? Der Referent Herr Ed. Puls leitete die Besprechung ein und stellte eine Anzahl Thesen auf, die im Wesentlichen eine Abänderung verschiedener Bestimmungen der Unterrichtsanstalt des Königlichen Kunstgewerbe⸗Museums bezwecken. Von verschiedenen Rednern wurde beklagt, daß die jetzige

wie sie von den Fabrikanten gebraucht werden, sodaß die letzteren sich mebrfach genöthigt säben, ihre Gatwürfe von auswärts gebildeten Zeichnern machen zu lassen. Mehrseitig wurde auch darauf hingewiesen, daß es den Zeichnern an r en lg eit fehle, sich mit den Anforderungen der Werkstatt bekannt zu machen. Herr Geheimer Ober ⸗Regierunge⸗Rath Lüders beleuchtete die Angelegen⸗ heit in einer längeren Rede, in der er die Vor und Nachtheile der verschtedenen Mnterrichtsspsteme schilderte und die Hauptschuld an den beklagten Verhältnissen dem Umstande beimaß, daß dem deutschen Tunstgewerbe leider noch immer nicht die Mittel zur Verfügung stehen, wie z B. dem franjösischen. Der Verein beschloß die Einfetzungg einer Kommission von sieben Mit⸗ gliedern, um die Frage gründlich zu berathen, beziehungsweise eine dem Kunstgewerbe⸗ Museum zu überreichende Denkschrift aus zuarbeiten. Im Sitzungssaale war eine reichhaltige Sammlung bon Arbeiten des bekannten Zeichners Peter Geh (Inhahers des Berliner graphischen Instituts, Unter den Linden 20 aucsgestellt. Neben zahlreichen gelungenen Handzeichnungen für Illustrationen, ernsten wie humoristischen Charakters, welche die außerordentlich viel⸗ seitige Begabung des Künstlers darthaten, brachte die Ausstellung namentlich eine lange Reibe von Diplomen und Adressen in ver— schiedenster, zum Theil sehr werthvoller Ausführung zur Anschauung. Herr Geh hat sich auf dem Gebiete der Diplom ⸗Malerei seit Jahren besonders ausgezeichnet. Ein kürzlich von Karlsrube hierher übergesiedelter Glasmaler, Herr Paul Schmidt (Krausenstraße 6), der sich in den hiesigen kunstgewerblichen Kreisen einzuführen wünscht, hatte mehrere Glasgemälde ausgestellt, die von tüchtigem Können zeugten. Neben größeren figürlichen Sachen fielen mehrere kleine Scheiben in schweizer Manier vortheilhaft auf. Professor Hilde— brandt zeigte einige auswärtige Kunsterzeugnisse: zwei mit Wappen bemalte Majolikateller von sauberster, stilgerechter Ausführung aus der Fabrik von Gebr. Goedeke in Hannover sowie einen großen Glas— telle? mit reicher farbiger Dekoration, gemalt vom Glasmaler Schimpke in Tanneberg. Die Arbeiten zeichneten sich durch äußerst billige Preise aus. Der Sohn des Bürgermeisters zu St. Ingbert stieß laut „St. J. A.“ beim Umroden eines Gartenbeets auf einen vergrabenen irdenen Topf, der mit alten Silbermünzen angefüllt war. Es fanden sich 0 Stück von der Größe eines Merkstücks und eine große Anzabl, ungefähr 2000 Stück, welche in der Größe den heutigen silbernen 26Pfennigstücken gleichstehen. Die Münzen tragen ein Kreuz in der Mitte und am Rande eine lateinische Inschrift, die nach Beseitigung des Grünspanüberzuges erkennbar ist. Sie scheinen dem⸗ nach aus dem Anfang des Mittelalters zu stammen und vielleicht burgundischen Gepräges zu sein. Ueber die angebliche Entdeckung eines Bildes von Rubens wird der „‚Frkf. Ztg. aus Antwerpen geschrieben: Herr Hendrick, Sekretär des Kirchenraths von St. Willebrord, hat dieser Tage eine sebr interessante Entdeckung gemacht. Derselbe hat nämlich heraus gefunden, daß das große Altarbild in der St. Willibrordskerche, welches man bisher dem holländischen Maler Thomas Bosschaerdt zuschrieb, von keinem Geringeren als von Rubens gemalt worden ist, und zwar stützt sich diese Entdeckung auf Fol— gendes: Herrn Hendrickr, der sich viel mit kirchengeschict— lichen Studien beschäftigt, kam, als er vor einigen Tagen das Archiv der Willibrordskirche durchstöberte, ein großes und sehr altes Buch in die Hände in welches von den kirchlichen Be⸗ hörden neben verschiedenen, die Beurkundung des Personenstandes be— treffenden Angaben auch die Geschenke eingetragen waren, welche die Kirche feit dem Jahre 1622 erhalten hatte Aus der Jahre 1651 fand sich nun dort folgender Vermerk: „Item jouffroum de Clerck heeft gegeven zot een anders mans name, soo sy syde, een groot autaer stuck schilderye met l5ste, geschildert von myn heer Rubbens, die het selfde estimeert 700 gul— den- (Desgleichen gab Fräulein de Clerck in eines anderen Manns Namen, wie sie sagte, ein großes Altarstück, Gemälde mit Rabmen, gemalt von Herrn Rubens, der es selbst auf 700 Gulden schätzt) Man ist mit Rücksicht auf diesen Vermerk in biesigen kunst— verständigen Kreisen jetzt um so fester davon überzeugt, daz das Bild thatsächtlich von Rubens herrührt, als die Annahme, daß Bosschaerdt es gemalt haben sollte, sich nur auf eine Vermuthung des Kunst— kenners van Lerins stützte, und das Gemälde auch in Wirklich keit ein des großen Künstlers würdiges Meisterwerk ist. Das Bild, oelches den Bischof Willebrordus und die heilige Familie darstellt, J und eine Höhe von etwa zwei und einem halben eter. Der als Alterthumsforscher bekannte General-Vikar Kanonikus Straub ist laut Meldung des W. T. B.“ gestern in Straß⸗ burg im Elsaß gestorben.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Seeschlick.

Aus dem Regierungsbezirk Stade wird geschrieben: Die Ein fuhr von Seeschlick vermittelst der Eisenbahn hat sich über Erwarten günstig gestaltet, einmal dadurch, daß die Königliche Eisenbahn⸗ Direktion zu Hannover den Ausnahmetarif für Seeschlick auch auf denjenigen Strecken, auf welchen er bisher nicht galt, eingeführt hat; sodann dadurch, daß die nicht unerheblichen Abladekosten auf einigen Stationen erspart werden konnten, weil die Empfänger den See— schlick direkt aus den Eisenbahnwagen entnabmen. So ist es in diesem Jahre möglich geworden, anstait der 400 ebm, die ursprünglich vorgesehen waren, etwa 270 Wagenladungen zu je 7,50 ebm, also über 2066 cbm, auf den einzelnen Eisenbahnstationen zur Verfügung zu stellen. Trotzdem haben die Anträge auf Abgabe von Seeschlick, welche noch fortwährend gestellt werden, nur zum Theil befriedigt werden können.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Köslin, 26. November. Die Influenza hat auch in unsere Stadt ihren Einzug gehalten; im Kadettenbause liegen der „Kösl. Itg. zufolge etwa 129 Zöglinge daran darnieder, auch in der Stadt sst eine größere Anzahl von Personen von der Krankheit ergriffen,

Paris, 27. November. Die Influenza ist, wie „H. T. B. meldet, stark unter der Besatzung des Mittelmeer ⸗Geschwader

aufgetrelen.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Kohls an der Ruhr und in Oberschlesien An der Ruhr sind am 27. November gestellt 10 583, nicht recht zeitig gestellt keine Wagen. ; In DOberseleflen sind am 26. d. M. gestellt 4225, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

Subhastations⸗Resultate.

Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin standen aw 27. November 1891 folgende Grundstücke zur Versteigerung: Urbanftraße 5, dem Maurermeister Karl Schultze gebörig; Rutzungswerth 20 520 M; das geringste Gebot wurde auf 254 900 festgesetzt; für das Meisigebot von 328 000 66 wurde die Handelt⸗ gesellschaft in Firma Gebrüder Schultze, Chausseestraße 2. Ersteberin. Fidieinstraße 11. dem Gürtlermeister Oermann Becker gehörig; Vutzungswerth 10 200 4A; das geringste Gebot wurde auf 138 300 S é festgesetzt; für das Meistgebot von 166 500 M wurden der Kaufmann Siegfried Wollstein, Friedrichstraße 234, zu Vis Antheilen und die Frau Ottilie Froner hier zu */is Antheilen Ersteher.

Vom oberschlesischen Eisen⸗ und Retallmarkt berichtet die ‚Schles. Itg.“: Die Lage des oberschlesischen Eisen

daß hierin genau nach dem betreffenden Beschlusse des Senats zu verfahren sei. Die Beschlüsse wurden unter Vorbehalt

Art und Weise der Ausbildung nicht solche Zeichner schaffe,

marktes ist keine günstige zu nennen. Bas Vertrauen zu einer festeren

Tendenz; ist bei den Großhändlern noch immer nicht zurückgekehrt; die alten Ordres finden ihre Erledigung., während neue Aufträge von Tag zu Tag spärlicher eingehen, da die Bausaison vorüber und der Eisen⸗ bedarf somit wesentlich geringer geworden ist. Die Seitens der Kon- sumenten und auch der Händler aufgegebenen Ordres lauten zumeist auf sofortige Lieferung, der von den Werken pünktlich nachgekommen wird, ein Beweis, daß die Läger der Händler leer sind und ältere, dringende Aufträge den Hätten nicht mehr vorliegen. Das Roh⸗ eisengeschäft verblieb in der bisherigen Lage; eine Aufbesserung durch erhöhten Absatz ist vorläufig um so weniger zu erwarten, als englisches Roheisen mit 38 Sh., Warrants sogar mit 37 Sh. ab Bord angeboten wird, mithin die Preise wiederum stark zurückgegangen sind. Bisher sind die Roheisenbestände nicht an— gewachsen, weil das frisch erblasene Roheisen von den Werken auf⸗ enommen und verbraucht wird. Da nun die Werke möglichst viel

oheisen und möglichst wenig Alteisen iu verarbeiten suchen, so liegt das Alteisengeschäft ungemein darnieder, sodaß selbst beste Waare u außergewöhnlich billigen Preisen nur schwer unterzubringen ist. Im Betriebe der Walzwerke macht sich der schwächere Eingang von Spenifikationen bereits bemerkbar; nur einzelne größere Werke bringen noch ihre ganze Produktion frisch zur Abfuhr und sind mit Auf— trägen noch für einige Wochen gesichert. Bei den Stablwerken ist die Lage eine günstigere, da dieselben in Gisenbahnmaterial ge— nügend beschäftigt sind. Was das Blechgeschäft anlangt, so waren in der Berichtswoche Feinbleche wiederum begehrter als Grobblech. Der bisher ziemlich rege Betrieb in den Eisengießereien hat eben⸗ falls eine Abschwächung erfahren, da die Ordres auf Bau. und Maschinenguß spärlicher eingehen und sich die Werke bei Lieferungen von Röhren und besonders Handelsguß in den Preisen gegenseitig unterbieten. Maschinen und Kesselfabriken haben eine Ab' schwächung in ihrem Betriebe bis jetzt noch nicht erfahren und ist deren Betrieb auf Monate hinaus gesichert. Im Zinkgeschäft ist wiederum ein Preisrückgang zu verzeichnen, indem Wal zink' auf 47 M per 100 kg ab Hüttenstation festgesetzt wurde.

In der gestrigen Generalversammlung der Dortmunder Unjon waren 12287 Aktien mit 2452 Stimmen vertreten. Der von der Direktion erstättete Bericht sowie die Bilanz wurden einstimmig genebmigt. Die auf 2 o festgesetzte Dicidende ist vom 1. Dezember ab zablbar. Die ausscheidenden Mitglieder wurden einstimmig wieder . gewäblt, für das verstorbene Mitglied Gutsbesitzer Loeb wurde Justtj— Rath Melchior in Dortmund neugewählt. j

zerpzig, 27. November. (W. T. B.) Kammzug⸗ Termin handel. La Plata. Grundmuster B. der Dezember 3, 45 per Januar 3,50 A, per Februar 3,523 ** wer März 3,55 K, pt April 3,60 „*, per Mai 3.626 „, per Jun 3,65 MS, per Inli 3.65 M, per August 3,57 *, per September 3,57 Æ Umsatz 115 090 kg. Rukig.

Wien, 27. November. (W. T. B.) Dem „‚Fremdenblatt“ zu⸗ folge wurde zwischen der Regierung und den Vertretern der Buschtehrader Ban eine Einigung erzielt über die einzelnen Punkte, betreffend die Konversion der Prioritäten der Gesellschaft

Eine Anzahl größerer Banken und industrieller Unter nehmungen beabsichtigt, ihren Beamten den Besuch der Wett rennen bei Strafe der Entlassung zu untersagen.

London, 27. November. (W. T. B.) Wollau tion. Leb—⸗ hafte Betheiligung; Preise unverändert.

. . Füste J angeboten.

NManchester, 27. November. W. T. B.) 121 Water Taylor? 30 Water Tavlor 8, 20 Water 3 63, 30r . Clayton 78 532r Mock Brooke 71, 40r Mavoll 8, 40er Medis Wilkinson St. 3r Warpcopt Lees 73, stzr Warpcops Rowland 71, 40Or Double Weston 83, 80r Double Courante Qualität 13, 32“ 115 vards 16 X 16 grev Printers aus 32r/46r 159. Ruhig.

Glasgow, 27. November. (W. T. B.). Die Vorräthe von Roherszn in den Stores belaufen sich auf 499 728 Tons gegen 608 577 Tons im vorigen Jahre. Die Zahl der im Betriebe be— findlichen Hochöfen beträgt 77 gegen 6 im vorigen Jabre.

Mailand, 27. November (W. T. B.) Die Einnahmen des italienischen Mittelmeer-Eisenbahnnetzes während der zweiten Dekade des November 1891 betrugen nach provisorischer Er— mittelung im Personenverkehr 1332474 Lire, im Güterverkehr 2098 802 Lire, zusammen 3 341 276 Lire, im Vorjahre 3291 076 Lire mithin mehr bo 2. 6 Lire,

New Vork, 28. November. (W. T. B.) Nach fester Er⸗ öffnung der Börfe trat Ermattung ein. Der Schluß erschien schwach. Der Umsatz der Aktien betrug 214 000 Stück. Der Silber“ vorrath wird auf 3 400 000 Unzen geschätzt. Die Silberver⸗ kãu fe betrugen 38 000 Unzen. Baumwollen⸗WoHenbexricht. Zufuhren in allen Unions⸗ häfen 314 000 Ballen, Ausfuhr nach u nm rn, 145 000 ö. . nach dim Kontinent 110 060 Ballen. Vorrath 1 266066

allen.

Man meldet das Fallissement der Getreidefirma Field Lindley Weichers Compagnie. Die Passiva e. . etwa eine Million Dollars geschätzt.

Theater und Musik.

Königliches Opernhaus.

Die nahende hundertjährige Wiederkehr von Mozart's Todesta (6. Dezember 1791) hat die General. Intendantur ,, 3 diefznigen Werke des Meisters, die sich bieher nicht dauernd auf der Buͤhne halten konnten, wiederzuerwecken. Se ist außer ‚Titus“, der vor etwa vierzehn Tagen wieder zum ersten Male gegeben wurde, die im Jahre 1790 komponirte komische Dper „Cosi tan tutte“ gestern neu einstudirt in Scene ge⸗ gangen. Das Werk war sehr sorgfältig vorbereitet, und das Orchester unter Kapell meister Sucher's Leitung führte den in— strumentalen Theil mit großer Sauberkeit, voller Hingebung und feinem Verständniß für den freilich nicht völlig mehr mit dem modernen musikalischen Empfinden im Einklang stebenden Stil des luftigen Werks aus, das auf alle Zuhörer einen wohlthuenden, ja,. belebenden Eindruck machte. Von den darstellenden Künstlern sei vorweg Fräulein Dietrich genannt, die in der Rolle des Kammermaͤdchens Despina nicht nur sehr viel gute Laune und schauspielerisches Geschick entwickelte, sondern den Anforderungen ihrer Rolle auch in musikalischer Beziehung in hervorragender Weise gerecht wurde; die deutliche Aussprache verdient noch ein besonderes Lob Die beiden Schwestern Leonore und Dorabella waren in den Händen der Damen Fräulein Leisinger und Fräulein Rothauser, die in der Koloratur wie in dem einfach natürlichen Stil sich vortrefflich bewährten. Herr Krolopv als Alfonso und die Herren Schmidt und Pbilipp als Guiglelmo und Ferrando konnten sich den Damen völlig ebenbürtig zur Seite stellen; insbesondere zeigte der Letztere in dem Vortrag der Arien eine ebenso sorgfältige Ausbildung seiner Kunst wie eine angenehme wohl— lautende Stimme. Die Gesammtaufführung war eine in jeder Hin— sicht vortreffliche, sodaß die Hoffnung berechtigt erscheint, diese Sper werde sich in der neuen Besetzung längere Zeit auf der Bühne halten.

Wallner · Theater.

Im Anschluß an die übermüthige Posse Immer zerstreut“ kelngte gestern Abend das alte komische Singspiel Die Hanni . der Hansi lacht“, von Nuitter und Treffeu 6389 ufführung. Die Musik des Singspiels, die von Fend f fen ach herrührt, ist der bessere und origineller- Theil des enen. Werks; denn die Handlung selbst mit ihren derben, ö,. 33 chr tzen und Späßen muthet unsern Geschmack 3 . erfunden an. Schon die hübsch vorgetragene ,. . zte einen lebendigen Eindruck auf die Zuhörer, der sich ß e kund gah. Man war überrascht, heiter angeregt hmm 6 den ländlichen Weisen glücklich entsprechenden 6 2 e zierlich und lebensfrendig in fröhlichem Reigen

von den begleitenden und nuancirenden Or qesterstimmen ab

angewendet hat, erscheinen überaus einfach und geri

glüglichen Effekt, den er damit 64 in Hen e ng mg , weist nichts von dem prickelnden Reiz, der koketten Galanteri⸗ und und Lüsternheit auf, die in feinen größeren und bikannteren Oreretten beinahe zur Alleinberrschaft gelangten; es ist Alles ländliche, zierliche

Ausdruck kommt

Fräulein Glöckner sang und spielte die weinende Hanni und den lachenden Hansi keck und kaunig. und da sie im Mittes vunkt der Handlung steht und ihr der größte Theil des gesangsichen Vortrages Uufällt, fo kamen auch die? hübschen Lie Geng fhie isser egen 2: Üübschen Lieder des Singspiels gut zum Vortrage Die Vertreter er männlichen Rollen wirkten mehr durch hr drastischts Spiel als durch die Fertigkeit ihrer gesanglichen Leistungen. Unter ihnen erwarb sich das größte Berk lenst⸗ Derr Worlttzsch, der, als Müllerin verkleidet, in fo vielem Humor sang, spielte und zanzte, daß das Publikum feine Hauptnummer durch⸗ aus wiederholt haben woll te. Die Darstellung wirkte auf das Publitum anregend und erheiternd, so daß man die Wiederbelebun dieses alten Singspiels eine glückliche Idee nennen darf. 5

. Sing ⸗Akademte.

Miß Elean or Burnett erwits sich in ihrem gestrigen Concert als eine MMeziosopransängerin von umfänglichem und aus— giebigem Stimmmaterial, das in der Mittellage und nach der Tiefe angenehm voll, in der Höhe scharf und von Schwebungen nicht frei erklang. Die gute deutsche Schule, welche die junge Dame genoffer dũrfte auch ihrer weiteren Ausbildung bei fleißigem Studium förderlich sein; vielleicht entwickelt fie sich später zu einer tüchtigen Altistin, worauf der Charakter ihres Organ schon jetzt, hinzuweisen scheint. Wenn die Aussprache in' der sta— lieniscken Arie von Händel und den deutschen Liedern von Schumann, Fraaz, Brahms, Sucher u. A. an Deutlichkeit zu wänschen ließ so darf dies bei einer Ausländerin nicht allzu streng gerügt werden. Die mitwirkende Pianistin Fräulein Magdalena' Voigt überraschte in dem Vortrage der . Mondschein‘⸗ Sonate von Beethoben durch einen mit ihrer zarten Erscheinung eigenthümlich kontrastirenden männlich kräftigen Anschlag und schönen, allerdings von einem prächtig klingenden Vuysen'schen Flügel vortheilbaft unterstützten Vortrag, der auch gute musikalische Schule verrieth Dan ihr brillante Fertigkeit nicht mangelt, bewies sie in Chopin's Fantaisie⸗Fmpromptu un? G-mo]i. Ballade Herr Soma Pick Steiner bekundete im Vortrage der beiden ersten. Sätze des Mendeltz ahn'schen Violin⸗Concerts eine echtbare technische Fertigkeit, die sich jedocs vorläufig manchmal noch auf Kosten der Reinheit allzu vordringlich breit macht; der talentvoll— junge Künstler wird durch grösere Sorgsamkeit gewiß auch in dieser Beziehung noch Abhülfe schaffen. Herr Otto Bake verdient als Begleiter, namentlich für die Art. vie er die undankbare Aufgabe löste, den für Klavier übertragenen Orchesterpart den Mendelssoha'schen Concerts auszuführen, alle Anerkennung. ö

Römischer Hof.

Frau Agnes Szarka⸗Ahlers, eine als Concerisängerin und Zesanglehrerin wohlbekannte Sopranistin, gab Donnerstag ein Concert in dem sie außer der großen Arie der Donna Elvira aus, Don Juan von Mozart Mich verlaͤßt der Undankbaren mehrere Lieder bon Schumann Kleffel, Rubinstein, Leßmann, W. Taubert und die Walzer⸗-Ärse aus Hof mann's „Aennchen von Tharau- vortrug. Abre umfangreiche und febr klangvolle Stimme ist zugleich aufs Sorgfältigste ausgebildet und läßt eine nicht unbedeutende Koloraturgewandtbeit erkennen, Vorzüge die sie der bewährten Leitung der Frau Büry zu verdanren that und die in dem Liede von Taubert: „Ich muß nun einmal singen⸗ und in Hofmann's Walzer ⸗Arie gaz besonders wirkfam her vortraten. Unterstützt wurde das Concert durch die Cello— Virtuosin Fräulein A. Metzdorf und darch den bisher noch uanbekannten Pianisten Herrn Ugo Afferni. Erstere erfreute durch ibr, souheres und sehr ausdrucksvolles Spiel, das sie in Schumann's Schlummerlied und einer Gavotte von Popper vortreff⸗ lich zur Geltung brachte, während der Pianist mit fehr fchönem Än— schlag und bedeutend entwickelter technischer Fertigkeit mebrere Stücke nn in een 4 . vortrug. Das wenig zahlreich erschienene

ublikum fchenkte allen Vorträgen 28 die günstigsten Be⸗ kJ gen des Abends die günstigsten Be

In der Vorstellung der Oper „Die lustigen Weiber‘ am 30d. Königlichen Opernhause sind die . deisinger, . Lammert, die Herren Betz, Mödlinger, Rothmübl, Lieban, Schmidt und Krasa beschäftigt. Am Dienstag gehen die Oper „Cavalleria“ mit dem Ballet Coppelia‘ in Scene. Am Sonnabend 5. Dezember, dem hundertsten Todestage Mozart's, beginnt zer Mozartevklus mit Der durch Herrn Kapellmelfter Kahl neu ein- studirten, durch Herrn Ober,Regisseur Tetzlaff neu in Scene gesttzten Oper Idomsneus ?. Dem Werke geht das, Ave verum von Mozart und ein von Professor Taubert gedichteter Prolog voran.

Die Mise en-scène des ‚Narciß“, die Über bundertundfünfzig Mal ihre Schuldigkeit gethan hat, ift nun in deu woblverdienten Ruhestand versetzt worden. Die nene Inscenirung ist bestrebt, allem Glanz des Rococo⸗ Zeitalters gerecht zu werden. Das Königliche Schauspiel haus tit in der glücklichen Loge, gerade aus dieser Periode einen großen Schatz von stilgerechten Dekorationen und zum Theil fogar 'echken Rostũ nen zu besitzen. Der Montag gehört wieder dem Neuen Herrn. Im Dien stag Aht „Roderich Heller⸗ mit Herrn Vollmer in der Titelpartie in. Scene Für die folgenden Tage zeigt der Spielplan Was ihr wollt. Die Jungfrau“ und den „Kommenden Tag“ von Lubliner. Am Sonnabend tritt Herr Weiser vom Meininger Hof⸗ Irrag 69 . auf.

er Spielplan der Königlichen Oper für die Zeit vo

28. November bis 5. Dezember lautet: . Wer drr, schmied. 3Cavalleris rusticana-. Montag: „Die lustigen Weiber den Windsor⸗?. Dienstag: ‚Coppelia. „Ca valleria rusticana“. Mittwoch: Carmen! Donnerstag: ‚Der Barbier von Sevilla‘ Ca alleʒia rusticana“. Freitag: 4. Symphonie der Königlichen Kapelle. Anfang 75 Uhr. Sonnabend: Mozart-Eyklus. Erster Abend. Reu ö . Für das Schauspiel: Sonntag: Neu einstudirt: Narziß. Montag; „Der neue Herr‘. Dienstag: . Roderich ir n. fl eig, Was ihr wollt.“ Donnerstag: „Die Jungfrau von Orleans“ Freitag: Der kommende Tag!“. Sonnabend: „Narziß. (Narziß: Herr Weiser, vom Hof ⸗Theater in Meiningen, als Ga. Im Deutschen Theater bringt der Goethe- Cyklus am Montag Faast , 1 Theil, und Mittwoch ‚Faust's Tod. Sodann beginnt am Freitag der II. Goethe⸗Cyklus mit der Aufführung von * tella und Die Mitschuldigen“, worauf am Sonntag Götz von Berlichingen folgt. Morgen, sowie Sonnabend wird. Doctor Klaus“ gegeben Für Dienstag sind die „Kinder der Excellenz“, für Donnerstag Der klaue Brief angesetzt.

Ohnet's Schauspiel Der Hüttenbesitzer' wird im Berliner heater morgen Abend, am Montag, Mittwoch und Sonnabend gegeben. „Esther' und . Der Geizige gehen morgen Nachmittag, am Dienstag und Donnerstag Abend in Scene. Der Freitag (14. Abonne—⸗ ments · VorrNe:ͤune) ist einer Aufführung des „Hamlet“ mit Ludwig Barnay in der Titelrolle gewidmet.

Das Lessing⸗Theater bringt am Freitag einen aus drei ein- aktigen Stücken zusammengesetzten Novitäten Abend, dessen Mittelpunkt Giovanni Verga's mehretwähntes sicilianisches Volkeschauspiel 3Cavalleria rusticana? bildet. Eröffnet wird der Abend mit der Plauderei „Eine Bekehrung“ von Charles de Courey, während am Schluß in neuer Einstudirung der Schwank Ritterdienste! von Eugen Labiche gegeben wird. Am Montag findet eine Wieder aufführung von -Die Ehren statt, während an allen übrigen Tagen der Woche der Schwank „Die Großstadtluft“ wiederholt wird.

Der „Kunst Bacillus“ erlebt im Thomas -⸗Theater am

Empfindung, derber, burlesker Humor, der frisch und geistvoll zum

mehr Montag, den letzten Tage, 30 3 herabgesez. gewiesen, daß die Ausstellungen ohne elektriscge Beleuchtung und n= bis 4 Uhr zu besichtigen find. ö 1.

Norgen ist im Beltle-AlIIianee. Theater die letzte Sonn tage Aufführung des Ausstattun gactückes „Jung- Deutschland jur Ser“, * 14 Mittwoch geht das Stück Üüberbaupt zum letzten Male in Im Concerthause gelangt am Montag. dem dritten Abend Raff Cyclus“, die Symphonie Nr. 3 „Im Walde“ zur uff hrung.

Morgen Mittag 12 Uhr findet in der Sing⸗Akademie das

angekündigte, von der Königlichen Sorcpernsängerin Frau milie Herzog zum Besten der durch Brand eingeäscherten Alp—

fer beranstastete Wohlthätigkeits⸗ Concert statt. n , . Voges ird in ibrem Concert in der Sing⸗ . , k die Deean⸗ Arie aus „Oberon“, die der von n ,, dichberg, Dermann Klose und eine Reihe ausgewählter ,. 2 . zum ortrag⸗ bringen. Das zweite Stern schen Gesangrereins am Montag in der Philharmonie bringt außer den Mozart'schen Reguiem Brahms' herrliches C 2 ., JJ lickes Chorwerk „Nänie“, das in Desllun Kit ein mz! zur, Auffüßrung, gelangte. Als Instrum rtl k hät. eine Sc ülerin Clara mit. Fränleir ene Leubuscher spielt im Concert der Sangerin Hezwig Müller im Römiscen Hof am Dienstag Chopin's Terzen-Etude, Bizet's Retour“ und als Neuheit Trau mvision vom Freiherrn R Prödräszka. ö

Am 10. Dezember findet in der Philbarmonie ein großes Concert statt, dessen Programm von Frau Lillian Sanderson der belannten Altistin, der Kammervirtuosin Frau Annette Efsi⸗ off aus Wien. dem Violinvirtuosen Charletz Gregorowitsch und dem belgischen Bacitonisten Henri Fontaine aus Antwerpen bestritten wird; die Begleitung hat Herr Hans Brüning. übernommen. Das Känstler⸗Fnsemble be= findet sich zur Zeit auf einer großen. von außerordentlichen Erfolgen begleiteten Kunstreise durch Deutschland, die mit diefem Berliner Concert ihren Abschluß findet. .

Der Wochen spielplan der Congertdirektion Hermann Bol ff lautet: Sonntag. 12 Uhr: Sing ˖⸗ Akademie, Wohlthätig⸗ leite. Concert von gran Em lie Perzog; 114 Uhr: Philharmonie, n,, General. Probe, Montag 7. Uhr: J. Concert. Stern'scher Verein, Dir: J Fernsheim; 8 Ubrr Sing Akademie, Eoncert, Anna Voges (Gef) und &. Kiofe (lab. J; Dien tag. 3 Uhr: Römischer Pof Foncert Hebwig Müller (ef ); Jzeitswoch. , Kibt; Sins stadcka!, Tongert⸗ Adeline Herms (Alt) und Ella Stark (Klas.s, 8 Ühr: Se⸗ sellsch der Freunde Concert, Elisab. Feininger (Gef); Donnerstag 8 Uhr: Sing · Akademie, Concert, Esperanza Kisch (Klav.) und lar Streve (Alt); Freitag, 8 Uhr: Sing Akademie, Lieder- und Balladen⸗ Abend, Eugen Gurg; Sonnabend, z Uhr: II. Musikal. Abend der Klis d worth schen Mustkschu le ö

Das U Concert des Vereins zur Veranstaltung von Muster - Militär-Concerten wird am Montag, 7. Dezember in der Sing, Aka demie stattfinden. Nächst dem Mufsikcorps des Königlichen Eisenbahn Regiments Nr 1 (Dirigent J. Lebede) wird der Gesangschor des Mohbr'schen Konservatoriums (Dirigent Otto Schmidt) mitwirken. Einlaßkirten zu 3, 2 und 1 4 sind im Bureau der Deutschen Militär Musiker⸗Zeitung‘, Deffauerstr. 32, und in der Sing ⸗Akademie zu haben. .

Nannigfaltiges.

Heute Nachmittag 2 Uhr fand von der Leichenhalle des Augusta— Sospitals aus auf dem Invaliden⸗Kirchhofe in der Scharnhorststraße die Beerdigung des verstorbenen Remonte. Inspecteurs, General- Majors von Arnim mit militärischen Ehren staätt. Die Trauerparade hffehtigte der Commandeur der Garze Feld Artillerie Brigade, General⸗ Major Freiherr Neuhronn von Eisenburg Sie bestand aus einem Bataillon des Sarde-Füsilier⸗Regiments mit Fahne, Spielleuten und Regiments— musik, einer Ezcadron des Garde -Klrafsier⸗Regiments mit Trompeter— Corps und einer Batterie zu vier Geschützen des 2. Garde⸗Fel d- Artillerie Regiments mit Trompeter Corps. Zur Theilnahme an ber Beerdi ungs⸗ feier war eine Deputation des Kürasster⸗Regiments Herzog Friedrich Eugen von Württemberg (Westpreußisches) Nr. 5, dem der Verstorbene biz zu seiner Beförderung zum General-Major angehörte, hier angekommen.

Die Trauerfeier für den verstorbenen Konsistorial⸗Präͤsidenten Hegel wird, wie die Stats Itg“ ert, an' Me wie Staatsb. Ztg. am Montag um 10 Uhr in der Matthäi⸗Kirche stattfinden. ö .

Für den im 72. Lebensjahre von einem plötzlichen Tode erei Gebel nen Obel zi cen e r n,. zr deb mer ,n, . . wie wir einem Bericht der . N. Pr. Ztg.“ entnehmen, geftern Nach mirtag im Sterbehause, Burggrafenstraße Nr. 22, eine Trauerfeier statt. Die Zahl der Kränze und Palmen war eine so große, daß nur ein kleiner Theil bei der Aufbahrung selbst Verwendung finden konnte. Vor dem Sarg lagen die Orden des Verewig⸗ ten. Zu. Seiten sah man die kostbaren Blumenspenden, die das Direktorium der Reichsbank, die Hauptbuchhalterei und die Hauptkasse gespendet hatten. Das Reichsbank Direktorium war voll— zählig erschienen. Der Central ⸗Ausschuß der Reichsbank war durch den Geheimen Kommerzien⸗Rath Veit und Bankier von Bleichröder ver— t Fast alle größeren Bankbäuser hatten Vertreter entsendet. Auf dem Zwol fapostel· Circhhof spielte ein aus Bankbeamten gebildeter Bläserchor Trauerchoraͤle.

Der Beschluß des Magistrats und der Stadtverordneten, das Unter st ü y ung hudget um ein Drittel zu erhöhen, ist bereits, wie die Neuesten Nachr. erfahren, dadurch verwirklicht worden, daß sämmtliche Armenkommissionen eine Verfügung der Armendirektion erhalten haben, worin diese angewiesen werden, für die Wintermonate Dezember bis März die bisher gewährten Untersti f

3 abe Marz die bisher g-währten Unterstützungen an Almosen und Pflegegeldern u. s. w. ohne Weiteres um 333 do zu erhöhen.

Der Verein zur Unterstützung armer Wöchnerinnen der schon über fünfzig Jahre besteht, bat befanntlich den Zweck, die augenhlichliche Noth, die darch das Wochenbett entsteht, zu lindern und die Frauen durch zweckmäßige Nahrung und Grleichterung ihrer Sorgen durch Beschaffung von Kinderzeug baldmöglichst wieder in arbeitsfähigen Zustand zu versetzen. Zum Besten des Vereins findet, wie die N. A. 3.“ meldet, am Dienstag und Mittwoch, Mauer—⸗ straße 61/62, 2 Treypen, bei Frau Delbrück ein Bazar statt, um dessen Besuch herzlich gebeten wird.

Zum Besten des Berliner Kinderschuß vereins ist beute in den Parterresälen des Kultus- Ministeriums ein Bazar eröffnet worden, der von den zahlreichen Gönnern des Bereins mit reichen Gaben ausgestattet ist. Der Bazar bleibt bis zum Montag geöffnet.

An dem, Montag, den 30. November, Abends 8 Uhr, im Archi⸗ tekten haus, Wilhelmstraße 91/92, stattfindenden Herrenabend der Abtheilung Berlin der Deutschen Kolonial-⸗Gesellschaft

wird Herr Sellin über . Rio Grande do Sull und Süd-⸗Brasilien“ sprechen. stattet.

Gästen ist der Zutritt gern ge—

Das Nordland ⸗Panorama, Wilbelmstraße 1, wird nun⸗ . 530. d. M., geschlossern. Für die beiden Sonntag und Montag, ist der Eintrittspreis! auf Es wird im Interesse der Besucher darauf hin-

Montag seine 25. Aufführung. Voraussichtlich wird die Posse noch

heben und loslösen. Die musikalischen Mittel, die Offenbach

längere Zeit auf dem Spielplan bleiben.