1892 / 12 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 15 Jan 1892 18:00:01 GMT) scan diff

Theater und Mufik.

Königliches K w

Farl Gutzkow's Trauerspiel Uriel Acgst a. das Fete . einstudirt in Scene ging, wurde mit stürmis em Beifall aufgenommen. In diesem wirksamsten unter den Gutzkow'schen Dramen hat'der Dichter ein Stück geschaffen, das den S auspielet und das . gleichmäßig befriedigt und fesselt; es bietet den Darstellern gute

** 2 i ollen und den Zuschauern reicht es eine volle Schale dramatisch

sfender und erschütternder Momente; außerdem aber erfreut den ö klare, wohlgebildete und sentenzenreiche Sprache stets von neuem. Dore Tie Titelrolle gab Herr Matkowsky ühberraschend klar, ein. heitlich und mit weiser Zurückhaltung. Das starke leidenj chaftliche Gepräge des Schwärmers, das schr leicht zum übermäßigen Gebrauch der Stimm⸗ kraft und zu außergewohnlicher Lebendigkeit der esten verleitet. wurde von dem Künstler zwar in allen Zügen festge galten, bewegte sich aber ö. , halb der künstlerisch gebotenen Grenzen. Die heiße Innig . ö Empfindung konnte kaum rührender Erscheinung gebrach werden, als durch den unterdrückten Wehlaut, mit dem der Darsteller das Haupt in der Mutter Schoß barg; das innere Grntfctzen' mit dem er in die flehenden Augen der Geliebten und der Mutter blickt, als er fühlt, daß der Geist in dem schweren Rampe der Liebe unterliegt, gewann Gestalt in dem abmesenden lid des Auges, in dem zitternden, ungewissen Tasten der Hände. Die großen Reden des zweiten und des vierten Aetes waren. von slammender Begeisterung und vom. Adel des Gedankens getragen. Cine treffliche Judith“ bot Fräulein Lindner in, dem anmuthigen, keuschen Ernst der Erscheinung und des Spiels. Für den fanatischen „‚De Santos“ fehlte es Herrn Plaschke an der nachhaltigen Kraft und Schärfe des Organs. Die übrigen Rollen waren gut besetzt, sodaß von einer . im Zusammenspiel wohlgelungenen Vorstellung

ö Hof- und Dom kirche. 3

Der Königliche Domchor gab gestern unter Leitung des Herrn Professors Albert Becker ein Concert, das ein höchst erfreu⸗ liches Zeugniß von den vortrefflichen Leistungen des Chors ablegte. Mit dem herrlichen tief, ergreifenden. Kyrie on Palestrina (6stimmig), dem das „Requiem desselben Meisters fur; Männerchor) folgte, begann das Concert. Kamen schon in diesen beiden Chorgesängen der edle Stimmenklang sowie die große Präcision in der Ausführung aufs wirksamste zur Geltung, so war dies in der Bach'schen Motetke „Singet dem Herrn“, die beson⸗ ders an die Soprane viel höhere Anforderungen stellt noch mehr der Fall. Die Sicherheit und Klarheit, mit der die Sopranstimmen oft . in das zweigestrichene B hinaufstiegen, war zu bewundern und läßt in der That die sorgfältigste Pflege des Chors erkennen. Diese Vorzüge, die auch mit musterhafter Uebereinstimmung in der Schattirungsweise des Vortrags vereinigt sind, bewährten sich zugleich in dem wundervollen 23. Psalm für Chor, Orgel, und Harfe ven A. Becker, in dem „Ave Maria“ von Platania und in drei geist⸗ lichen Gesängen ven Becker zu den Texten: „Mache mich selig, o Jesu“ (für Sopran⸗Solo, Orgel, Harfe und Knabenchor), „Alfo hat Gott die Welt geliebt. und Zions Stille, Compositionen, die bei ihrer Andacht erweckenden Wirkung zugleich die Meisterschaft in Beherrschung der Klangmittel bethätigen. Unterstützt wurde das Concert durch die Sopranistin Fräulein Meta Geyer, deren klangvolle Stimme in Händel's Arie „Ich weiß, daß mein Erlöser . sich ganz besonders geltend machte. Der König⸗ liche Concertmeister Herr St ruß erfreute durch den sehr gelungenen Vortrag einer Cigeonna für Violine von Bach. Gleiches Lob verdienen die k und Penning⸗ ton (Orgel, welche durch die sichere und diserete Begleitung der Chöre zu dem Gelingen des Concerts wesentlich beitrugen. K

Ihre Rajestät die Kaiserin hatte Ihre Anwesenheit in Aussicht gestellt, war jedoch wegen des Ablebens des Herzogs von Clarence nicht erschienen. .

zur

In der Vorstellung des „Oberon! am Sonntag im Köni g⸗ lichen Opernhause sind die Damen Pierson, Leisinger, Rot⸗

hauser, e, und Kopka, die Herren Sylva, Lieban, Krasa und l beschaftigt

Frãnke . . .

der Vorstellung der Medea“ im Königlichen Scha u⸗ s pied e gf. 567 .. Grube für den erkrankten Herrn Kahle den König Kreon übernommen, auch wird Herr Grube am Sonntag den

de Silva in dem neueinstudirten Uriel Acosta ; spielen.

; In Gerhart Hauptmann's Lustspiel Hein e Crampton“, das im Seutfchen Theater morgen zum ersten Mal in Scene geht, wird die Titelrolle von Georg Engels ,

Die Münchener“ werden im Belle⸗Alliance⸗Theater Anzengruber's Volksschauspiel „Der ledige Hof“ nur 66 an drei Abenden zur Aufführung bringen, da Montag bereits „Der Noth⸗ helfer in Scene gehen soll.

Die Große Pariser Oper hat, wie man der „Tägl, Rdsch.“ mittheilt, im Monat Dezember, dem letzten unter der Leitung der Herren Ritt und Gailhard, eine Gesammteinnahme von Yo 00 Fr. erzielt. Die höchsten Durchschnittseinnahmen ergaben die Lohengrin = Aufführungen; die überhaupt höchste Einnahme, 170 O00. Fr hatte die hundertfte Vorstellung von Ernest Reyer's Oper „Sigurd“ auf⸗

zuweisen. Jagd.

Seine Majestät der Kaiser und König hat in der gestrigen Jagd am Bückeberge im ersten Jagen auf der Virsch 10 jagdbare Hirsche, darunter einen Achtzehnender, im zweiten Jagen 3 jagdbare Hirsche und 25 Stück Wild erlegt.

Mannigfaltiges.

Die Jury der großen Sing- und Schmuckvogel-Aus⸗ stel lung des Vereins Berliner Kanaxienzüchter ist zu folgendem Ergebniß gekommen: Sechs erste Preise erhielt Hoflieferant Voß⸗Köln, der Aussteller der sehr seltenen Ledervögel, der kostbaren Brasilianspechte, der als trefflichen Sänger erkannten südamerikanischen Rothbauchdrossel, der bisher nur in England . australischen Kupferrachentaube und jener schwarzköpfigen Zeisige, die bisher noch nie beschrieben sind. Die zoologischen Handlungen von Gustav Reiß⸗ Berlin, Schulze⸗-Altenburg, Brauer-Berlin, Bauer-Berlin, Jahn-Berlin und Michow⸗-Berlin erhielten je zwei Preise; für Ranarien wurden zuerkannt zwei erste Preise Herrn Vetter— Berlin und je ein erster Preis den Herren Faber und Hummel-Berlin. Außerdem erhielten in Anerkennung der für die Ausstellung aufge⸗ wendeten Mühen erste Preise und Ehrenpreise der Aguarienhändler Gazzolo, der Klempner Kaldenbach und der Tapezierer Siehe. Zweite und dritte Preise wurden in großer Zahl vertheilt. Vom Preis- gericht der „Fortuna“ erhielten erste Preise für Hühner Jeadon— Wittenberge (3), Simon-Perleberg, Rosenhain⸗Oranienburg. (2), Maaß -Schöneberg in Mecklenburg, A. Munden-Sanssouci und Schlenzig-⸗ Krumbach. Für Silberfasanen wurden Herrn Fehrer⸗ Kitzingen, für Enten Herrn Hähling-Weißensee und Labarre⸗ Aschersleben und für Gänse Herrn Radetz ly Würzburg erste zuerkannt. Als beste Züchter und Aussteller von Tauben er⸗ sielten Nowka⸗Frankfurt 9. O. fünf. Erbe-Berlin, Rediner⸗Char⸗ lottenburg und Richet-Berlin je drei, Huwe-Berlin, Syring-Zwenkau, Lademann⸗Berlin, Ploen⸗Hamburg und Wolter⸗Rosengarten je zwei und Borchardt-Berlin, Bruckhaus-Cassel, Dahlmann Zehlendorf, Drenske⸗Berlin. Kayser⸗Berlin, Koppe⸗Berlin, Meder⸗Berlin, von Kozwadowski, Schreiber⸗Prenzlau, Schröder⸗-Berlin, Schwabe⸗Steglitz und Gebr. Jobel-Berlin erste Preise. Unter den Kangrienzüchtern wurden F. Schulz-Berlin und Dörr⸗Berlin mit ersten Preisen aus⸗ gezeichnet. Außerdem kamen zahlreiche andere Preise zur Vertheilung.

Stralsund, 13. Januar. Der ‚N.IZtg.“ wird geschrieben: Trotz des ziemlich starken Schlemmeises wagten sich gestern Morgen 4 Uhr zwei Fifcher aus Vitte, auf der Insel Hiddens oe auf die See hinaus. Im Prohner Wiek kamen sie jedoch nicht weiter

und das Boot fror schließlich ein. Weit, vom Lande entfernt, ohne

jede Hilfe, zogen sie schließlich die Nothflagge, die man

*

t heute Mittag vom hiesigen Lootsenamte bei einer ülligen . bes Fernrohrs entdeckte. Da andere il das Eis nicht zu durchbrechen vermögen, mußte eins der großen Trajektdampfschiffe, welche den Eisenbahnvertehr mit Rügen vermitteln, zur Hilfe gesandt werden, das heute Nachmittag mit dem Boot und den nahezu erfrorenen Fischern anlangte. Zwei Tage und eine Nacht hatten die Unglücklichen ohne Nahrung und Decken oder dergleichen im offenen Boote zugebracht und sie wären sicher umge⸗ kommen, wenn man sie nicht entdeckt hätte. Da eine Verbindung mit Hiddensoe zur Zeit unmöglich ist, müssen die beiden Fischer vorlãufig hier untergebracht werden; ja sie vermögen nicht einmal den um ihr Schicksal besorgten Angehörigen Nachricht zu geben.

Ne w-⸗JYork. In der Kadettenanstalt der Vereinigten Staaten von Amerika zu Westpoint fand nach einer dem „Hann. Cour. zugegangenen Mittheilung, kürzlich eine sehr inter⸗ essante Vorlesung statt. Edmund Hudson, der als Correspondent des „Boston Herald“ im vergangenen Sommer den Kaisermanövern in der Provinz Sachsen beiwohnte, hat darüber nun im Zusammen— hang gelesen und seine Ausführungen durch Kolossalbilder illustrirt, die nach auf dem Manöverterrain gemachten Momentaufnahmen in vergrößertem Maßstabe auf die Leinwand geworfen wurden. Außer= dem führte er in vortrefflichen Aufnahmen den Kaiser, seinen Stab und alle bedeutenden Heerführer vor und ließ den Vortrag schließlich durch das Spielen der von den einzelnen Regimentern bevorzugten Märsche lebendig gestalten. Nach dem Beifall, den er in Westpoöint erzielte, wird Herr Hudson den Vortrag nun auf alle großen Städte der Union ausdehnen.

Nach Schluß der Redaction eingegangene Depesch en.

Kiel, 15. Januar. (W. T. B.) Die auf der hiesigen Germaniawerft neu gebaute Kreuzercorvette H wurde heute vom Stapel gelassen. Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich vollzog den Taufact mit eien, Gerth! Im Namen deines Kriegsherrn heiße ich dich will— kommen als jüngstes Mitglied unserer Marine. Auch du bist ein lebendiger Beweis menschlicher geistiger Schaffenskraft und das Product treuer Pflichterfüllung Hunderter von Arbeitern! Wenngleich du der Gegenwart wie der Zukunft geweiht bist, so sollst du doch der Ver— gangenheit ein bleibendes Denkmal sein. „Treue bis in den Tod“ gelobt ein jeder waffenfähige Mann seinem obersten Kriegsherrn! „Treu bis in den Tod“ war jene hohe unvergeßliche Frau, die in dem Herzen eines jeden Deutschen weiter lebt und deren Namen du von jetzt an führen sollst. „Treu bis in den Tod“ waren jene Männer auch, die im schweren Kampf mit den Elementen unterlagen und somit ihren Eid der Treue bewiesen. Auf Allerhöchsten Befehl Seiner Majestät des Kaisers und Königs taufe ich dich auf den Namen „Kaiserin Augusta“! .

Glückstadt, 15. Januar. (W. T. B.) Das hiesige Eisenbahn-Betriebsamt macht bekannt: Infolge Eis⸗ gangs ist die Fahrverbindung von Karolinenkoog nach Tönning und umgekehrt bis auf Weiteres unsicher.

Paris, 15. Januar. (W. T. B.) Nach einer Meldung aus Bueno s-Aires hat der Minister des Innern beschlossen, von den Eisenbahngesellschaften, welche Staatsgarantie ge⸗ nießen, die Zahlung der Hälfte ihrer Einnahmen und zwar in Morgan-⸗Bons zu verlangen.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten, Zweiten und Dritten Beilage.)

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Wetterbe Schauspielhaus.

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16. Vorstellung. Das goldene

Sonntag u. folg. Tage: König Krause. Sonntag: Nachmittags ⸗Vorstellung zu bedeutend

Concerte.

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icht vom 15. Januar, r Morgens.

Stationen.

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Chemnitz. . 750 Berlin.. 753 Wien .. 750 Breslau .=. I62 , i 763 744

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Uebersicht der Witterung.

Am höchsten ist der Luftdruck über Mittelschweden, barometrische Minima lagern jenseits der Alpen und Ueber Central⸗Europg. wehen im Norden meist schwache, vorwiegend südliche bis östliche Winde bei aufklarendem Wetter, im Süden schwache meist südliche bis westliche Winde bei trüber Witterung mit Schneefällen. In Deuschland dauert das Frostwetter fort, am kältesten ist es im östlichen Deutschland, wo die Temperatur bis zu 12 Grad unter dem Gefrierpunkt liegt; im t Binnenlande fanden fast überall Schneefälle statt. Schneehöhe zu Hamburg 23, Wiesbaden 8, Bam⸗

Deutsche Seewarte.

westlich von Irland.

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westdeutschen

Theater ⸗Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern⸗

; Lohengrin. Oper in 3 Akten von Richard Wagner. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff.

haus. 14. Vorstellung.

Kapellmeister Weingartner.

Romantische Dirigent:

Vlies. Dramatisches Gedicht in 3 Abtheilungen von Franz Grillparzer. Dritte Abtheilung: Medea. Trauerspiel in 4 Aufzügen. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr. Sonntag: Opernhaus. 15. Vorstellung. Oberon. Romantische Oper in 3 Aufzügen. Musik von C. M. von Weber. Die Recitative von F. Wüllner. Ballet von Emil Graeb. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Sucher. Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. 17. Vorstellung. Uriel Acosta. Trauerspie!l in 5 Aufzügen von Carl Gutzkow. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr. Auf Allerhöchsten Befehl findet am 11. Februar er. in den Räumen des Königlichen Opernhauses ein Subscriptions-Ball statt. Gesuche um Ballkarten werden bis zum 28. d. M. entgegengenommen. Die⸗ selben müssen schriftlich bestellt, die genaue Bezeich⸗ nung (Name, Stand, Wohnung) derjenigen Per⸗ sonen enthalten, für welche die Ballkarten gewünscht werden. Meldungen um Zuschauerbillets (III. Rang und Amrhitheater) sind bereits so zahlreich einge⸗ gangen, daß davon nur ein kleiner Theil wird be⸗ rücksichtigt werden können. Weitere Gesuche um Zuschauerbillets werden deshalb nicht mehr ange⸗ nommen. Alle den Subscriptions⸗Ball betreffenden Schreiben wolle man unter der Adresse: General— Intendantur der Königlichen Schauspiele, Franzö— sische Straße 36, einreichen und mit der Aufsschrift: Ball⸗Angelegenheit versehen. Eine besondere Beant⸗ wortung derselben kann bei der umfangreichen Arbeit unter keinen Umständen stattfinden. General-Intendant der Königlichen Schauspiele. Graf von Hochberg.

Deutsches Theater. Sonnabend: Zum 1. Male: College Crampton. Lustspiel in 5 Auf⸗ zügen von Gerhart Hauptmann. Anfang 7 Uhr.

Sonntag: College Crampton. ;

Montag: Dritter Goethe⸗Cyelus. 5. Abend. Egmont.

Berliner Theater. Madrid! Anfang 7 Uhr. (

Sonntag: Nachmittags 2 Uhr: Nach Madrid! Abends 75 Uhr: Der Hüttenbesitzer. (Nuscha Butze, Agnes Sorma, Ludw. Barnay, Ludw. Stahl.)

Montag: Der Hüttenbesitzer.

Lessing · Theater. Sonnabend: Die Großßz⸗

stadtluft. . ü Sonntag: Nachmittags 25 Uhr: Die Ehre. Abends 7 Uhr: Helga.

Montag: Die Großstadtluft.

Wallner ·˖ Theater. Sonnabend: Zum 7. Male: König Krause. Posse mit Gesang in 4 Acten von

Nach

Sonnabend:

ermäßigten Preisen. Ein toller Einfall. Schwank in 4 Akten von Carl Laufs. Anfang 4 Uhr.

Friedrich Wilhelmstädtisches Theater. Sonnabend: Der Mikado. Burleske⸗Qperette in 2 Acten von W. S. Gilbert. Deutsch von J. Fritzsche. Musik von Arthur Sullivan. Regie: Herr Binder. Dirigent: Herr Kapellmeister Karpa. Anfang 7 Uhr. Sonntag u. folg. Tage: Der Mikado.

Donnerstag, 21. Januar: Mit neuer Ausstattung zum 1. Male: Das Sonntagskind. Operette in 3 Aeten von Hugo Wittmann und Julius Bauer. Musik von Carl Millöcker. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Dirigent: Kapellmeister Federmann.

Residenz · Theater. Direction: Sigmund Lauten⸗ burg. Sonnabend: Madame Mongodin. Schwank in 3 Acten von Ernest Blum und Raoul Tochs, Deutsch von Emil Neumann. In Seene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Vorher: Zum 9. Male: Modebazar Violet. Schwank in 1 Act von Benno Jacobson. In Scene gesetzt von Emil Lessing. Anfang 74 Uhr. Sonntag: Madame Mongodin. Modebazar Violet.

Belle Alliance Theater. Sonnabend: 16. En⸗ semble⸗Gastspiel der Münchener unter Leitung des Königlich bayerischen Hofschauspielers Herrn Max Hofpauer. Zum 5. Male: Der ledige Hof. Volks⸗ schauspiel mit Gesang in 5 Acten von Ludwig Anzengruber. Anfang 78 Uhr,.

Sonntag: 17. Ensemble⸗Gastspiel der Münchener. Der ledige Hof.

Adolph Ernst Theater. Sonnabend: Zum 23. Male: Der Tanzteufel. Gesangzposse in 4 Acten von Ed. Jacobson und W. Mannstädt. Couplets theilweise von Gustav Görß. Musik von Gustav Steffens. In Scene gesetzt von Adolph Ernst. Anfang 77 Uhr.

Sonntag: Der Tanzteufel.

Thomas Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Direction: Emil Thomas. Sonnabend: Z. 8. Male: Luftschlöfser. Posse mit Gesang in 3 Acten (5 Bildern) von W. Mannstädt und A. Weller. Musik von Adolph Mohr. In Scene gesetzt vom Director Thomas. Anfang 74 Uhr.

Sonntag: Luftschlösser.

In Vorbereitung. Zum 1. Male: Cacao. (Novität! Posse in 4 Acten von Fritz Berend.

Vorher:

Aranig, Anstalt für volksthümliche Naturkunde.

Am Landes⸗Ausstellungs-Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 12—11 Uhr. Täglich Vorstellung im

Conrert · Gaus. Sonnabend: Karl Meyder⸗ Concert. Anfang 7 Uhr.

DOuv. „Der fliegende Holländer! von Wagner. . von Stöhr. „Valse caprice“ von Rubin⸗ tein. Nord und Süd“, Walzer (neu) von Warmke. Phantasie aus der Oper „Cavalleria rusticana“ von Mascagni. Air f

̃ ; varie * die Violine von Vieuxtemps (Herr Concertmeister Carnier).

Circus Renz. Karlstraße. Sonnabend, Abends 7h Uhr: Gala⸗Vorstellung. Auf Helgoland oder: Ebbe und Fluth. Große hydrol. Ausstattungs⸗ Pantomime in 2 Abtheilungen mit Nationaltänzen (Einlage: „Die Tscherkessen) (60 Damen),, Auf zügen u. s. w. Ferner Dampfschiff und Boot- fahrten, Wasserfälle, Riesenfontänen mit allerlei Lichteffecten u. s. w. sowie neuen Arrangements vom Director E. Renz. Außerdem: 1 hohe Schulen, geritten von den Damen Frls. Clotilde Hager, Oceana Renz, Vidal und Helga Hager. Elimar“ (Strickspringer), vorgeführt von Frl., Oceana Renz. Gigerl⸗Manöver, geritten von 16 Damen. 4 Gebrüder Briatore, Akrobaten. Mlle. Theresina auf dem 20 Fuß hohen Drahtseil Auftreten der vorzüglichsten Reitkünstlerinnen und Reitkünstler. Komische Entrées und Intermezzos von sämmtlichen Clowns.

Sonntag: 2 Vorstellungen. Nachmittags 4 Uhr (1 Kind frei). Auf vielseitiges Verlangen: Amor in der Küche. Abends 77 Uhr: Auf Helgoland.

Familien⸗Nachrichten.

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Amtsgerichts-Rath Bamberger (Berlin). Eine Tochter: Hrn. Erwin von Zastrow (Schadewalde). Hrn. Regierungs⸗Rath Bechmeier (Frankfurt a. O.). Hrn. Major a. D. von Seel (Berlin). Hrn. Hauptmann Zimmer (Thorm. ;

Gestorben: Hr. Leo Graf Henckel von Donners⸗ marck (Monte-Carlo). Hr. Oberförster g. D. Ernst Frhr. ven Lüttwitz (Stettin). Verw. Fr. Justiz⸗Rath Massow, geb. Starke Gir berg Nin. . Srn. Professor A. Koffel Tochter Hedwig (Berlin). Hr. Gymnasial⸗Director a. D. Professor Hermann Schütz (Potsdam).

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Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin:

Verlag der Erpedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags Anstalt, Berlin 8sW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sieben Beilagen

J. Keller und L. Herrmann. Mt von V. Hollän⸗

Anfang 7 Uhr.

der. Anfang 741 Uhr.

wissenschaftlichen Theater. Näheres die Anschlag⸗ zettel. Anfang 75 Uhr.

(einschließlich Börsen⸗Beilage).

M 12.

Deutsches Reich.

6 r st e 3 e ilag e zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

Berlin, Freitag, den 15. Januar

Nachweisung

der Cinnahme an Wechselstempelsteuer im Deutschen Reich für die Zeit vom 1. April 1891 bis

1. 2.

3.

4.

zum Schluß des Monats Dezember 1891.

.

Einnahme im Monat Dezember 1891

6 13

Ober⸗Postdirections⸗ Bezirke

in den

2

Hierzu Einnahme

Vormonaten

3

Zusammen.

ell.

Einnahme in dem⸗ selben Zeitraum des Vorjahres

(Spalte 4)

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weniger

In 1891 mehr

10 CT.

1. Im Reichs-Postgebiet. w 12031 2 Gumbinnen JJ 4015 J i 8 323 5 Berlin. JJ 79755 5) Potsdam . 3540 6) Frankfurt a. O. 6 598 7 Stettin 8 844 8 Köslin. 1897 M) Posen . 5585

10) Bromberg. 3172 11) Breslau 15 881 12 Liegnitz. 9394 13 Oppeln. 6 859 14 r. ö 16466 15) Halle a. S. . 9376 16 Frfurt .. 135275

17 Kiel 56557 18) Hannover. 8439

19 Münster 294

26) Minden 5 565

21) Arnsberg 16383 5 862 23) 5 a. M. 31050 . 15 404 25) Aachen.

26 Koblenz 27) Düsseldorf. 28 Trier 1868 29) Dresden J 13 491 30) ifi d 46219 II) Karlsruhe. JJ 21 241 32) Konstanz. 6972 33) Darmstadt 13 184 34) Schwerin i. M. 3058 35) Aldenburg . 3162 36) Braunschweig 6 880 37) Bremen 21 584 38 Samburg .. S1 739 39) Straßburg i. E. 16761 40 Metz . 3876

1

4917 4097 53 272

90 959 28 858 70 721

24 6565 Il oi? 2 975

63 735 12958 40 932 21 307

114 5509 75 387 83 818

127 808 74531

101 360

54836

71 958 24347 46799 132277 48 451 277 626 128 752

54 842 1 34036

344919

13 753 120 680 373 823

178 057 54 782 102 446

23 0771

29919 48126 168 878

6h60 755

133 256 27 506

102991 32873 79 044

S03 739 35 453 59 568 72580 14 856 45 617 24 479

130 412 S4 782 59 677

144275 83 908

114537 60 824 80 397 27290 53 359

148 661 54 314

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144156 59 759 38 133

398191 15 622

134 172

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115630 26129 70 33 082 60 55 006 80

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21 616 45 898 149 554 50 425 282 186 144 837 64 962 37008 381 838

16751

134279 392819 184 536

109135 25 666 30 871 48 615

177793

689 487

152 849 29 643

2 8 70 29277 20

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60 136 257 78 302 16216 70 74 009

10 40 20

50 50 50 70 60 80 50 90 40 70 80 90 30

65 6 150

6388 5674 7460

893 3888 26 489

681 5203 1125 16353 1129

107 27 223 14762 5625 6494

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og göꝛ 1 o8 168 22 610

Summe 1 JI III. Württemberg.

827 701

468 038 *

181 036

30 2s 206 70 203 6a6 70

5149 025 508 947

203 760

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Ueberhaupt 680 731 5

Berlin, im Januar 1892.

476776

5 8S6l 732

6 157 507 70

Haupt⸗Buchhalterei des Reichs⸗Schatzamts.

Biester.

wahrscheinli nmalereien g 6 werden solle. Aber au

Deutscher Reichstag. 147. Sitzung vom Donnerstag, 14. Januar. 1 Uhr.

Am Tische des Bundesraths der Staatssecretär Dr. von Boetticher.

Die zweite Berathung des Etats des Reichsamts des Innern wird bei den allgemeinen Fonds (Cap. 7a) fort— geen, Sie betrifft zunächst die Ausgaben zur Unterstützung

es Germanischen Museums in Nürnberg 48 000 6, der Her⸗ ausgabe der Monumenta Germaniae 60 000 Ss (im vorigen Etat 49 500 M6) u. a.

Abg. von Meyer-Arnswalde (cons.): Das Reich thue für Kunstzwecke unglaublich wenig, es gewähre im Ganzen 112590, und died0 O00. 1 im Extraordinarium für die Aufdeckung des römischen limes habe die Kommission aus übertriebener Sparsamkeit zur Streichung empfohlen. Diese geringe Summe könnte man für deutsche Alter⸗ thümer wohl gewähren, wenn man große Summen für Ausgrabungen in Kleinasien und Griechenland verwende. Er werde daher gegen die Kommission stimmen. Alle diese Ausgaben bezögen sich aber nur auf n n te und Archäologie, nicht auf die lebendige Kunst, für die nur 20 000 M als Unterstützung für die Betheiligung der deutschen Kunst an internationalen Ausstellungen des Auslandes aus⸗ gesetzt seien. Das Reich lehne also die Fürsorge für die Kunst nicht xundsaͤtzlich ab, es thue nur thatsächlich wenig genug für sie, die Summe sei weniger als kümmerlich. Dann standen noch im Etat von Elsaß⸗Lothringen 61 000 M fuͤr Kunst und Wissenschaft, auch eine sehr dürftige Summe, freilich werde für die Universität Straß⸗ burg mehr verwendet. Schon im vorigen Jahre habe er empfohlen, um diesem Mangel abzuhelfen, Seine Majestät den Kaiser zu bitten, einen Dispositionsfonds vom Reichstage anzunehmen, um darauß die monumentale Malerei und Plastik in ganz Deutsch⸗ land zu ö neben den drei Millionen, die Seine Majestaͤt ohnehin schon zu. Gnadenbewilligungen erhalte. Er sei damals von autoritativer Seite gewarnt worden: Lassen Sie das lieber, es würde die Bayern verletzen, die auf das Mäcenatenthum in allen Kunstsachen eifersüchtig sind. Aber er habe es doch gewagt, und Prade der . Dr. Freiherr von Stauffenberg, ein Bayer, sei ihm nicht nur beigetreten, sondern habe ihm für seine Anregung ge⸗ dankt. Ein solcher Fonds in der Hand des Kaisers sei nothwendi zur Repräsentation der Kaiserkrone, für die das Reich ien, nicht die Probe thue. Preußen repräsentire den Glanz der Kaiser⸗ krone enn allein nach dem Willen des hochseligen Kaisers. Sogar Penn deutsche Verdienste durch Auszeichnungen belohnt werden sollten, könnten nur preußische Orden verliehen werden. Allerdings seien von

vier Millionen zur Vollendung des Reichstagsgebäudes 900 000 4 zur Vollendung der Bildhauerarbeiten an den Außenfronten der

assade und zum Ueberarbeiten und Reinigen dieser Fassade immt, aber für Maler sei nichts ausgeworfen, ebwohl inlich das Innere des Gebäudes mit Fresko⸗

das für die Bildhauer Angewiefene cheine ihm von geringem Werth, da diese ihre Arbeiten , . in das Gebiet der höheren Kunst als in das des Kunst= .

elen. Denn nach seiner Erfahrung würden alle die am olcher Gebäude angebrachten Statuen wenig angesehen und

hätten insofern nur geringen Werth. Die beiden Kirchen auf dem Gendarmenmarkt seien mit zahllosen Statuen bedeckt, man sehe sie oft und immer, aber was sie darstellten, komme ihm wenigstens nicht zum Bewußtsein, und Niemand werde es ihm sagen. Das werde bei den Statuen am Reichstagsgebäude ebenso sein, 95 würden eben nur Ornamente sein. Wenn nun das deichstagsgebäude durch Werke der höheren Kunst geschmückt werden sollte, so erhöhe man dadurch immer noch ö,. den Glanz der Kaiser⸗ krone, sondern höchstens den Glanz des Reichstags.

also dieser seiner abermaligen Anregung zustimmen. Einen Antrag könne er allein ja nicht stellen, aber wenn dies von mehreren Seiten geschähe, so könnte man vielleicht für die dritte Lesung eine Re— solution vorbereiten, die dann auf den nächsten Etat von Einfluß sein könnte. Er komme nun noch auf einen Punkt, der gar nicht im Etat stehe, aber darin stehen müßte: das sei die Angelegenheit des Monuments für Seine Majestät den hochseligen Kaiser Wilhelm J. in Berlin. Er möchte den Staatssecretär fragen, wie diese Sache liege. Das Gesetz vom 253. Dezember 1885 abe bekanntlich für einen Wettbewerb um dieses Denkmal 100000 6 zur Verfügun

gestellt. Der Wettbewerb habe 32000 Mt oder vielleicht no

etwas mehr gekostet, denn in der Rechnung für 1891 ständen nur 61 70990 16 in Rest. Die zahlreichen Entwürfe hätten ihre Auf— gabe meistens verfehlt. Sie hätten das repräsentirt, was man auf dem Gebiete der Stilistik geschwollene Phrase“ zu nennen pflege. Der hochselige Kaiser sei in einer Weise dargestellt worden, die mit dem schlichten und bescheidenen Wesen, das einen Hauptfactor seiner Größe bilde, nicht im Einklang stehe. Der Reichstag habe nun am Z. Juni 1890 Seiner Majestät die Entscheidung anheim— gegeben über den Platz des Denkmals, seine Gestaltung und über die Art der Ausschreibung eines neuen Wettbewerbes. Darauf seien, so viel er erfahren habe, zehn bewährte Künstler zu diesem Wett—⸗ bewerb aufgefordert worden, bei dem der Rest der 100 000 M jeden⸗ falls verwendet sein werde. Es hätten sich aber leider nur vier Künstler betheiligt. Ihm sei gesagt, die anderen sechs Herren hätten abgelehnt, namentlich alle süddeutschen, weil ihnen die Wettbewerbungsbedingungen nicht gefallen hätten. Außer⸗ dem sei ein erücht durch die Welt und durch die Presse . daß der Sieger eigentlich schon von vorn herein bestimmt, sei. Dieses Gerücht sei leider amtlich nicht widerlegt worden. Dies solle ein zweiter Grund der Ablehnung gewesen sein. Bei so geringer Betheiligung sei der Wettbewerb nu ln e, denn vier Wettbewerber verträten die gesammte deutsche Kunst gewiß nicht. Da die Entwürfe öffentlich a gh t seien, so dürfe man wohl hier darüber reden und ein öffentliches Urtheil fällen. Diese Entwürfe, mißfielen vielfach. Der hochselige Kaiser trete z. B. in dramatischer Haltung auf, die mit seiner Persönlichkeit gar nicht zu vereinigen sei. Einen gemeinsamen Fehler hätten ferner alle vier Entwürfe: sämmtliche vier Kaiserbilder hätten einen lose umgeschla⸗ . Mantel an. Die Vorliebe der Künstler für die Mantel⸗ ekleidung könne er gar nicht fassen; sie sei ganz modern, denn die Statue Maximilign's J. von Thorwaldsen, die er für die vollendetste Reiterstatue halte, habe keinen Mantel, die komme auch ohne Mantel durch! Der Mantel verberge viel mehr, als er enthülle; er sei vor allem ganz uncavalleristisch; er könne sich einen Cavalleristen mit zugeknöͤpftem Mantel freilich denken, mit flatterndem Rock aber niemals. Man müsse es erlebt

Man möge.

1892.

haben, wie man damit reiten könne! Nun sei ferner die Temperatur neben diesen Denkmälern nicht kalt gedacht, sondern warm; das sehe man an den sie umgebenden allegorischen Figuren, wenigstens den weiblichen, die eine sehr leichte Bekleidung kari. Dann miß⸗ fielen dem Publikum die Allegorien, das architektonische Beiwerk und der architektonische Hintergrund. Er für seine Person könne Allegorieen nur dann gutheißen, wenn er sie sofort und ohne ge⸗ druckten Commentar verstehe. Rauch sei zwar in diesen Fehler auch verfallen, aber seine Allegorien an dem Denkmal Friedrich's des Großen seien so winzig, daß man sie neben den anderen Darstellungen stets übersehe. Ferner, die schönste Umgebung für eine Statue, für jedes Denkmal, seien nicht Gebäude, sondern Bäume; man sehe sich Goethe im Thiergarten an. Diese Statue sei geradezu ideal gestellt. Nun sei das allerdings Marmor, aber bei Bronze sei es ganz dasselbe. Die Statue Fried⸗ rich's des Großen stehe vor einem Baumhintergrund, die Statuen auf dem Wilhelmsplatz ebenso. Wie ein Hintergrund von Gebäuden den Statuen dagegen schade, das sehe man bei dem Denkmal Friedrich Wilhelm's IV. auf der Treppe der Nationalgalerie. Also womöglich die architektonischen Hintergründe auch bei dem Kaiser⸗ Denkmal ganz fortfallen zu lassen, das scheine ihm die Aufgabe zu sein. Auf dem Platz vor der Schloßfreiheit ließe sich vielleicht auch ein Baumhintergrund anbringen; der Platz sei ja sehr beschränkt; aber wenn man bei Zeiten beginne, lasse sich gewiß ein Tannendickicht erzielen, das die Statue gegen die scharfen Ecken der Bauakademie schützen würde, die eventuell den Hintergrund bilden werde. Nun werde jedenfalls wohl ein neuer Wettbewerb ausgeschrieben werden, aber das Geld dazu sei im Etat nirgends zu sehen. Billig werde er auch nicht sein. Weshalb sei ein solcher Posten fort⸗ geblieben? Denn die 190 000 M seien verwirthschaftet. In Künstler⸗ kreisen hoffe und wünsche man, daß wieder eine bestimmte Zahl be—⸗ währter Künstler, etwa zehn oder zwölf, aufgefordert und dabei die Süddeutschen nicht vergessen würden, und daß jedem Künstler eine angemessene Entschädigung für das Modell in Aussicht gestellt, aber keine Prämie für den Sieger ausgesetzt werden möge; die Aus— zeichnung des Siegers solle darin bestehen, daß ihm eine Mit⸗ betheiligung an der Ausführung des Denkmals zugesichert werde. Auch die genaue Bezeichnung des leres werde wieder gewünscht, denn es gehe das Gerücht, es sei nicht ganz sicher mehr, daß das Denkmal auf der Schloßfreiheit aufgestellt werde; endlich die Ernennung einer Jury und die e nn ln , der Namen ihrer Mitglieder. Das alles halte er für sehr billig, er wünsche nur, daß man der Jury ein Mitglied zuordnen, möge, das ein capalleristisch veranlagter Künstler oder ein künstlerisch veranlagter Cavallerist sei. Denn die allermeisten Statuen hätten cavalleristische Fehler. Abgesehen von dem uncavalleristischen losen Mantel hätten die meisten Statuen⸗ Pferde in Berlin; bei Schlüter's Großem Kurfürsten, Rauch's Großem Friedrich, Wolffs Friedrich Wilhelm 1II. einen Gang, der in der Natur gar nicht vorkomme. Ein Pferd, das natürlichen Schritt gehe, setze den Hinterfuß hin und hebe dann nicht den Vorderfuß der anderen Seite, sondern den Vorderfuß der⸗ selben Seite auf. Die Gangart, die jene drei Fürsten ritten, gebe es ja auch, aber nicht in der Natur, fondern nur im Circus Renz. er diese Bewegung geübt habe, wisse, daß sie die unbequemste Gangart für den Reiter sei, die man sich denken könne, die Cavalleristen hier im Hause würden das bestätigen. Ein Bildhauer, bei dem auch solch ein Modell mit falschem Gange gestanden habe, habe ihm auf seine Bedenken gesagt: „Wir wissen wohl, daß es unrichtig ist, aber können es nicht vermeiden, denn wenn wir den natürlichen Halt des Pferdes darstellen, verlieren wir die hohe Action der Vorderfüße.“ Das sei nicht wahr: die Reiterstatue Doratello's, deren Abgüsse im hiesigen Museum ständen, bewiesen es: seine Pferde gingen richtig und hätten doch Action. Auch das Pferd von Siemering's Washington und von Hilger's Modell im Zeughause gehe richtig, ohne daß die Action ver⸗ loren gehe. Die Künstler sollten doch gerade bei ihrem realistischen Streben auch ihre Pferde natürlich gehen lassen. Rauch's prachtvollen Friedrich II. verehre er, aber auf dem Postament bereite sich Zieten zur Attaque vor, das Pferd wolle zur Carrière anspringen und er ziehe den Säbel. Dabei habe er den Zügel weggeworfen, die Scheide in die linke Hand genommen und mit der Rechten ziehe er den

Säbel heraus. Das sei nicht nur ein Fehler gegen das cavalleristische Reglement, sondern gegen alles, was Reiterei heiße. Wer sein Pferd in Carrièsre setzen wolle, der nehme es zusammen

und werfe nicht den Zügel fort; er greife mit der rechten Hand über die Zügelfaust fort zum Säbel. Wenn wirklich der Platz für die

Statue wieder fraglich geworden sei, so möchte er für den Pariser

Platz stimmen. Die architektonische Umgebung sei hier besonders

schön, gerade weil sie nicht im Hintergrunde der Statue stehe, er

nehme an, daß sie an den Ausgang der Linden gestellt werde, dem

Denkmal Friedrich's des Großen entsprechend. Dieser Platz sei

in Berlin vorzugsweise geeignet, weil der Kaiser dem Triumph—

wagen der Siegesgöttin entgegenreite. Dagegen werde ein⸗

ewendet, die Statue würde den Verkehr dort sehr stören. Sie

ö. jedoch geradezu in einem todten Winkel. Der Ver⸗

kehr gehe stets an beiden Seiten vorbei, und er empfehle sich

ganz besenders. Die Herren, die über die Schloßfreibeit gingen,

nähmen ihren Weg von der Bank zur Börse und von der Börse zur Bank,

hätten also den Curszettel im Kepf und nicht künstlerische Gedanken.

Der Berliner dagegen, der durch das Brandenburger Thor komme,

gehe in den Thiergarten, um sich zu erholen, oder er komme aus ihm

zurück. In beiden Fällen befinde er sich in lrischer Stimmung,

die ganz besonders geeignet sei für künstlerische Eindrücke.

Er bitte schließlich die Herren, namentlich die aus den nichtpreußi⸗

schen Landestheilen, sich zu äußern, ob man nicht Seine Majestät den

Taiser in irgend einer Form bitten solle, einen Dispositionsfonds zur

Förderung der monumentalen Kunst in Deutschland vom er n

anzunehmen.

Staatssecretaͤr Dr. von Boetticher:

Meine Herren! Ich kann zwar nicht erkennen, was die Aus— führungen des Herrn Vorredners mit dem Germanischen Museum in Nürnberg zu thun haben, und das um so weniger, als er über die Concurrenzentwürfe des Kaiser Wilhelm-Denkmals eine Kritik gefällt hat, welche mich zu dem Schluß berechtigt, daß es nicht seine Absicht ist, diese Entwürfe in das Germanische Museum aufzunehmen. Ich bin gleichwohl sehr gern bereit, auf die Fragen, die er an uns gestellt hat, zu antworten. Die Betheiligung des Reiches an den Unter⸗ nehmungen zur Förderung der Kunst ist doch nicht eine so ganz geringe, wie der Herr Vorredner dies darzustellen gesucht hat.

Meine Herren, die Kunst ist nach unserer Auffassung keine Reichs⸗ aufgabe. Der Herr Vorredner verweist mich zwar auf Tit. 4a; das ist eben eine Ausnahme von der Regel, daß das Reich mit der Kunst nichts zu thun hat, und diese Ausnahme bestätigt die Regel. Im Bundesrath wird gerade im Hinblick auf die Verfassung in der Regel darauf hingewiesen, daß, wenn es sich um Ausgaben für Kunst bandelt, das den Einzelstaaten überlassen werden müßte. Inzwischen ist das Reich dazu übergegangen, für verschiedene Kunstzwecke Aus⸗ gaben zu machen, und zwar Ausgaben, die sich nicht bloß

im Etat darstellen, sondern auch aus dem Ditpositionsfonds