1892 / 31 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 04 Feb 1892 18:00:01 GMT) scan diff

legenheit wird Herr Meyder mehrere Compositionen aus der neuen Strauß'schen Oper Ritter Päzmän“ zum ersten Mal in Berlin zur Aufführung bringen.

Das Programm des am nächsten Montag stattfindenden XII. Philharmonischen Cong erts unter Leitung Hans von Bülow's und solistischer Mitwirkung der Claviervirtuosin Fräulein Sophie von Poznanski sowie des Tenoristen Herrn Raimund von Zur⸗Mühlen bringt die Ouverture zu Berlioz komischer Oper „Beatrice und Benedict“, das IV. Clavier⸗Concert von Rubinstein, eine Arie aus Rubinstein's Sulamith“, eine Reihe von Claviersoli, eine Arie aus Delibes' ‚Lakmé“ und Schubert's C-dur-Symphonie. Dienstag, den 9g9. Februar, giebt Alice Barbi in der Sing⸗ Akademie ihren zweiten Liederabend mit neuem Programm. Der III. Quartettabend der Herren Professor Josef Joachim und Genossen findet Dienstag, den 16. Februar, in der Sing⸗ Akademie statt. Der Kartenverkauf für alle drei Concerte ist bei Bote u. Bock eröffnet. ö

In der „Freien musikalischen Vereinigung“, welche sich heute Abend 8 Uhr im Sulzer'schen Musiksaale, Potsdamer⸗ straße 27. versammelt, werden Lieder von Max Loewengard, Max Puchat, Johann S. Svendsen, Gräfin Schlieffen und Hedwig Rosen— feld und Violoncellstücke von Otto Dorn und Wilhelm Popper zum

Vortrage gelangen.

Mannigfaltiges.

In der gestrigen Magistratssitzung wurde die Berathung des Stadthaushalts-Etats fortgesetzt. Der Etat der Bau—⸗ waltung. Straßen- und Brücken bau, schließt, wie wir der Voss. Ztg.“ entnehmen, in Einnahme ab mit 4 6535 795 und in Ausgabe mit 12126431 „, der erforderliche Zuschuß beträgt somit 7 472 636 M. Der Etat der Hochbau⸗Verwaltung schließt ab in Einnahme mit 3 600 000 S6, und in Ausgabe mit 8 099 008 6, der Zuschuß beträgt, mithin 4499 008 . In Einnahme gestellt sind für den Neubau einer Irrenanstalt bei Lichtenberg und zum Neubau der Pflege⸗Anstalt auf der Feldmark Biesdorf 1400000 *. bezw. 2 0600 000 M, zum Ausbau der beiden Dammmühlen und ihre Vereinigung durch einen Vorbau am Mühlendamm zu einem einheit— lichen Gebäude 124 500 S606. In Ausgabe 566 sind außer beträcht⸗ lichen Summen für Schulbauten die Rest-⸗Baurate für die Erbauung einer Volks⸗Badeanstalt mit 118 000 6 Der Etat der Verwaltung der städtischen Wasserwerke für das Betriebsjahr 1892,ñ93 schließt ab in Einnahme im Ordinarium mit 6746316 6, im Extraordinarium mit 4 8290 869 , zusammen also mit 11 367 185 4. In Ausgabe gestellt sind an Verwaltungskosten 182788 , Betriebskosten 1 397 627 6, Amortisgtion und Zinsen 2892 559 „, . 175 0090 AM, für die Werkstatt 83 539 ½ für das Bauamt 34440 , Pensionen und Unterstützungen 11 000 6, zum Reserve⸗ und Erneuerungsfonds 190 000 6. u. s. w.; der an die Stadthauptkasse zu zahlende Ueberschuß zur Verwendung für allgemeine Communalzwecke beträgt 1 893 703 60 Der Etat, betreffend die Ge⸗ meindeschulen, schließt ab in Einnahme mit 87 077 S6, in Ausgabe mit 9297 997 M, der von der Stadthauptkasse zu leistende Zuschuß beträgt also 9210 920 46.

Die Ausstellung lebender Blumen in der japanischen Aus— stellung im Kunstgewerbe⸗Museum hat an Glanz noch zugenommen. Die älteren Gewinde werden durch neue ersetzt, weitere Aussteller sind hinzugetreten. Commerzien⸗Rath Spindler hat eine besondere Merkwürdigkeit eingeschickt: drei Zwergbäume, einer Cypressenart angehörig, gegen 200 Jahre alt. Der Besuch der Ausstellung ist ein glãnzender Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Albrecht haben sie gestern besucht; die Hofgesellschaft, Künstler- und

Gelehrtenkreise bilden einen festen Stamm der Besucher, deren Liste jetzt täglich auf über 1200 steigt.

Rosenberg, 1. Februar. Aus Forsthaus Sobisch bei Sausen⸗ berg im hiesigen Kreise wird dem „Oberschlesischen Anzeiger“ be⸗ richtet: Am 351. Januar Mittags entlud sich über unserem Forst⸗ hause ein arges Hagelwetter mit Sturm, Blitz und Donner⸗

schlägen.

Helgoland. Die Befestigungsarbeiten auf der Insel schreiten rüstig vorwärts. Der Bau eines Conversationshauses und einer Badeanstalt ist vorbereitet. Die Kirchengemeinde hat den Anschluß der Insel an die evangelisch-lutherische Kirche der Provinz Schleswig⸗ Holstein beschlossen.

Siklos (Ungarn). Am 27. Januar traf Ober⸗Lieutenant Franz Kozma vom Husaren-Regiment Friedrich Wilhelm III. König von Preußen Nr. 10 mit einer aus fünf Mann bestehenden Veld nf des vorgenannten Regiments in Sarajevo ein. Diese Patrouille hat den Weg von Siklos bis Sarajevo (etwa 400 km) in fünf Tagen zurückgelegt, was als eine außerordentliche Leistung: betrachtet werden muß, umsomehr, da während des ganzen Rittes eine durchschnittliche Temperatur von zehn bis zwölf Grad Kälte herrschte, die Straßen mit tiefem Schnee bedeckt waren und die Reiter wiederholt mit heftigen Schneestürmen zu kämpfen hatten. Wenn man bedenkt, daß diese Patrouille fünf Tage hinter⸗ einander durchschnittlich 80 km täglich zurückgelegt hat, muß der Zu⸗ stand, in dem sämmtliche Pferde in Sarajevo angekommen sind, ein vorzüglicher genannt werden. Die Reiter sind, wie die „Bosn. Post“ berichtet, sämmtlich vollkommen gesund und in bester Stimmung angelangt. Der commandirende General Baron Appel hat die Patrouille gleich nach ihrem Eintreffen besichtigt und sich sehr lobend über den Zustand von Mann und Pferd ausgesprochen. Da der Hufbeschlag erneuert werden mußte, konnte nicht, wie beabsichtigt war, die Rückkehr am Tage nach der Ankunft also ohne Rasttag angetreten werden, sondern Ober⸗ Lieutenant Kozma ritt, begleitet von allen Kameraden seiner Waffe, bei denen er während seines Aufenthaltes die herzlichste Aufnahme ge⸗ funden hatte, am 29. Januar um 8 Uhr früh wieder ab.

London, 2. Februar. Nach London hat jetzt auch Liverpool eine Marine-Ausstellung. Seit einigen Monaten unter Bei⸗ hilfe der städtischen Behörden vorbereitet, wurde sie von dem Ersten Lord der Admiralität, Lord George Hamilton gestern formell eröffnet. Die weiten Räumlichkeiten der Walker'schen Kunstgalerie umfassen, der ‚A. C.‘ zufolge, die gesammten Ausstellungsobjecte, ein Umstand, welcher die Besucher zwar der Annehmlichkeit einer Promenade im Freien beraubt, sie auf der! andern Seite jedoch auch vor den Unbilden der Witterung schützt. Die Sammlung der Kriegs- schiffsmodelle, welche im vergangenen Sommer so lebhafte Bewunde⸗ rung in Chelsea erregte, Modelle der zahlreichen Liverpooler Schnell⸗ dampfer, Erinnerungen an die großen britischen Seesiege, Marine⸗ bilder und zahllose andere Gegenstände, u. a. auch zwei Statuetten Middie“ und „Eddien“, Schöpfungen des verstorbenen Prinzen Victor von Hohenlohe-Langenburg, sind ausgestellt.

London, 3. Februar. Während eines heftigen Süd⸗ Weststurmes wurde der große englische Dampfer Meath“ aus Sunderland auf die nicht weit von Holyhead befindlichen Clepart—⸗ felsen getrieben und daselbst allmählich von der wüthenden See zer⸗ trümmert. Zum Glück hatte die Küstenwache den Unfall bemerkt und, ein Rettungsboot entsandt, dem es unter großen. Schwierigkeiten gelang, die Mannschaft des Dampfers in Sicherheit zu bringen. Unter dem Sturm hatte auch der bei Runcorn in der Ausführung begriffene

Schiffskanal zu leiden. Eine mächtige Springwelle durchbrach am Sonntag Nachmittag den Schutzwall und schuf eine 200 Fuß breite Bresche, durch welche sich die Fluthen mit wildem Ungestüm ergossen. Dreißig bis vierzig 2 die sich nicht rechtzeitig in Sicherheit zu bringen vermochten, mußten ein unfreiwilliges kaltes Bad nehmen und zufrieden sein, daß sie mit dem Leben davonkamen. Es heißt, daß drei Männer ertrunken sind. Der angerichtete Schaden beläuft sich auf 4000 bis 6000 Pfd. Sterl.

London, 3. Februar. Von dem Ober⸗Befehlshaber des britischen Mittelmeer⸗Geschwaders, Sir George Tryon, traf, der .A. C. zu⸗ folge, gestern die telegraphische Mittheilung ein, daß der Admiral lh eher den Versuch machen werde, das bei Platagea gestrandete britische Panzerschiff „Victoria“ abzubringen, bis die Pumpen in Ordnung wären und der größte Theil der Ladung heraus—

geschafft sei.

Paris, 3. Februar. Wegen Veröffentlichung anstößiger Artikel wurden, wie der Frkf. 3.“ telegraphirt wird, der Gerant und ein Mitarbeiter des Echo de Paris“ zu je 3000, und der Gerant des „Gil Bas“ zu 1000 Fr. Geld sstrafe verurtheilt.

Marseille, 30. Januar. Auf dem Mittelmeere herrschten, wie der ‚N. Pr. Z.“ berichtet wird, die ganze Woche hindurch schreck— liche Stürme. Der Dampfer „Languedoc“ der Compagnie Transports Maritimes war von Algier nach Marseille, welche Fahrt er in dreißig Stunden auszuführen pflegt, fünf Tage und fünf Nächte unterwegs, trotzdem das Schiff in jeder Beziehung in bestem Zustande sich befindet. Nach den Erzählungen der Reisenden war die Schiffs⸗ mannschaft entschlossen, infolge der ,. Anstrengungen den Dampfer seinem Schicksal zu überlassen und lieber mit ihm unterzu— gehen als eine weitere Nacht durchzuarbeiten, wenn Marseille nicht erreicht würde.

Epinal, 3. F Hi iner . T. B.“, gestern sechs Personen gelegentlich einer Ueberfahrt

H * über die Mosel ertrunken. .

Mailand, 1. Februar. Telegramme der „Mgdb. 3.“ aus Turin melden, daß gestern Nachmittag in dem Dorfe Sam buco eine gewaltige Feuersbrunst vierzig Häuser in Asche gelegt habe. Sambuco liegt im Thal des Alpenflusses Stura und zählt etwa 1009 Einwohner. Der Herd des Feuers war das Armenhaus. Ein heftig wehender Sturm übertrug Flammen auf die Nachbarhäuser und setzte binnen wenigen Minuten alle Gebäude in Brand, die in der Richtung des Sturmes lagen. An ein Retten war nicht zu denken. Alles Hausgeräth und viel Vieh ist mitverbrannt. Ob auch der Verlust von Menschenleben zu beklagen ist, ließ sich noch nicht feststellen. Der angerichtete Schaden ist aber jedenfalls außerordentlich groß und viele Familien sind mitten im Winter ihres Obdaches beraubt worden.

Februar. Hier sind, nach einer Meldung des

Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.

St. Petersburg, 3. Februar. (W. T. B) In unter⸗ richteten Kreisen wird der frühere Militär-Oberprocureor, General-Adjutant Fürst JImeritinsky als der wahrschein— ft. Nachfolger des Verkehrs-Ministers von Hübbenet be— zeichnet.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

t vom 4. Februar, Morgens.

Georges. fang 7 Uhr.

*

40R.

sius

Wetter.

Stationen. Wind.

fang 7 Uhr.

Temperatur in O Cel 506.

5 einstudirt:

5 Regen

2 wolkig

3 Schnee

3 bedeckt

2 halb bed. still bedeckt

1 Nebel

1 bedeckt

Mullaghmore Aberdeen .. Christiansund Kopenhagen. Stockholm. , g t. Petersbg. Moskau.. Cork, Queens⸗ . Cherburg .. K

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Frauen.

Max Grube.

8

A bedeckt 2 bedeckt halb bed.

Crampton.

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F CO NM - ON O C. QM ο.

Vorstellung.

Sonntag: besitzer.

Wien .... Breslau... Nizza .... 6 wolkenlos Trlest ... stil halb bed.

Uebersicht der Witterung.

Das barometrische Minimum, welches gestern über der Nordsee lag, ist mit rasch abnehmender Tiefe ostwärts nach der Odermündung Fortgeschritten; ein anderes Minimum liegt über Galizien, eine neue Depression naht vom Ocean, nordwestlich von Schottland und veranlaßt auf den Hebriden stür— mische Südwestwinde. Am höchsten ist der Luft⸗ druck über Südwest-⸗Europa. In Deutschland ist das Wetter vorwiegend trübe und durchschnittlich etwas kälter; vielfach sind daselbst Niederschläge ge— fallen. Im Innern Rußlands herrscht verhältniß⸗ mäßig milde Witterung. Regen. . in 4

Deutsche Seewarte. fang 1 Üühr.

menceau. Sonnabend:

Robert Misch. Sonntag: pfeil. sechste Sinn.

von Wolzogen.

Theater ⸗Anzeigen. Königliche Schauspiele. Freitag:

haus. 33. Vorstellung. Cavalleria rusti- n Cana (Bauern Ehrez, Dper in 1 Aufzug Hit ch von Pietro Mascagni. ext nach dem gleich⸗

namigen Volksstück von Verga. In Scene gesetzt vom Ober ⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Musik⸗ director Wegener. Vorher: Die Tochter des Regiments. Komische Oper in 2 Acten von G.

fang 7 Uhr.

Donizetti. Tert nach dem Französischen des St. Dirigent: Musikdirector Wegener. An⸗

Schauspielhaus. 36. Vorstellung. Zriny. Trauer⸗ spiel in 5 Aufzügen von Theodor Körner. In Scene gesetzt vom Ober⸗-Regisseur Max Grube. An⸗

Sonnabend: Opernhaus. Merlin. 6 Rüfer.

allet von Emil Graeb.

Schauspielhaus. Lustspiel in 4 Aufzügen von Adolph Scene gesetzt vom Ober⸗-Regisseur

LArronge. In S k Anfang 7 Uhr.

Deutsches Theater.

Sonnabend: Don Carlos.

Sonntag: College Crampton.

Die nächste Aufführung von „Das Käthchen von Heilbronn“ findet am Montag statt.

Berliner Theater. Freitag: 21. Abonnements⸗ Der Hüttenbesitzer. Anfang 7 Uhr. Sonnabend: Esther. Der Geizige. (Ludw. Barnay, Agnes Sorma.) Nachmittags 25 Uhr: Abends 71 Uhr: Kean.

Lessing Theater. Freitag: Der Fall Cls⸗

Zum 1. Male: und Der sechste Sinn von Gustab von Moser und

Nachmittags 23 Uhr: Abends 7 Uhr: Fräulein Frau und Der

Wallner ·˖ Theater. Lumpengesindel. Komödie in 4 Acten von Ernst . 73 Uhr. Sonnabend u. folg. r, Sonntag: Nachmittags⸗-Vorstellung zu bedeutend Biarritz meldet 25 mm ,,. Preisen. Ein toller Einfall. Schwank i eten von Carl Laufs.

Friedrich Wilhelmstüdtisches Theater. Freitag: Mit neuer Ausstattung zum 16. Male: as Sonntagskind. Operette in 3 Aeten von . Opern⸗ ug Wittmann und Julius Bauer. Musik von rl Millöcker. Dirigent: Kapellmeister ecorationen aus dem Atelier von Costume vom Garderoben⸗Inspector Ventzky. An⸗

Sonnabend: Das Sonntagskind.

burg. Freitag: Zum 8. Male:

Modebazar Violet.

Anfang 743 Uhr. 34. Vorstellung. Neu , Große Oper in 3 Acten von Text von Dr. Ludwig Hoffmann. Anfang 7 Uhr.

37. Vorstellung. Wohlthätige

von Ammergau.

Freitag: College

Anfang 79 Uhr

anz“. . , m m, Sonnabend 37. Ensemble⸗Gastspiel der Münchener. Der Herrgottschnitzer von Ammergau.

Adolph Ernst . Theater. 45. Male: Der Tanzteufel.

Gustav Steffens. Ernst. Anfang 74 Uhr.

Der Hütten⸗

Direction: Emil Thomas. Heinemann. Anfang 74 Uhr.

Fräulein Frau Sonnabend:

Der Probe. Musik von Richard Gene.

Residenz · Theater. Direction: Sigmund Lauten. Musotte. Sitten⸗ bild in 3 Acten von Guy de Maupassant. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Schwank in 1 . Benno Jacobson. In Seene gesetzt von Emil Lessing.

Die Aufführung von, Musotte“ beginnt um 8 Uhr. Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

Belle Alliance Theater. Freitag: 36. En arrg semble⸗ Gastspiel der Münchener unter Leitung des . Königlich bayerifchen Hofschaufpielers Herrn Max dress Hofpauer. Zum 8. Male: Der Herrgottschnitzer Oberbayerisches Volksstuͤck mit ,, . n . 5 Au gn . * ., 3

ofer und Hans Neuert. Act: „Schuh = Sister

,,,, ö. n hhlann 1 ö Briatore, Akrobaten. Auftreten der

er n e, in 4 Acten von Ed. Jacobson und W.

Couplets theilweise von Gustav Görß. Musik von In Seene gesetzt von Adolph

Sonnabend: Der Tanztenfel.

Thomas Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Freitag: Frau Doctor. Schwank in 4 Acten von Heinrich

Zum 1. Male: (Novität! Roth⸗ köpfchen. Vaudeville⸗Posse in 3 Acten von Meilhac und Halévpy, frei bearbeitet von Richard Gense. Dr. Mauve (Berlin)]. Hrn. Prem. Lieut. von

Päsmän . Eva⸗Walzer aus „Ritter Päsmän'“. Große Phantasie aus „Ritter Pasman“.

Vorher: —⸗ ; ö Act . Circus Renz. Karlstraße. Freitag, Abends R Uhr; Auf Helgoland oder: Ebbe und 8. Große hydrol. Ausstattungs⸗ Pantomime in 2 Ab- theilungen mit Nationaltänzen (60 Damen), Auf— zügen. Neue Einlage; „Die Garde- Husaren“ und Tscherkessen'. Dampfschiff⸗ u. Bootfahrten, Wasser⸗ fälle, Riesenfontänen mit allerlei Lichteffecten ꝛc. arrangirt und inscenirt vom Director E. Renz. 6 Trakehner Rapphengste, zusammen irt und vorgeführt von Herrn Franz Renz. Eine Schulquadrille, geritten von 8 Herren. Elimar“ (Strickspringer), vorgeführt von Frl. Oceana Renz. „Solon“, geritten von Frl. Clotilde

Sisters Lawrence am fliegenden Trapez.

vorzüglichsten Reitkünstlerinnen und Reitkünstler.! Komische Entrées und Intermezzos von sämmtlichen Clowns ꝛc.

Täglich: Anf Helgoland.

Sonntag: 2 Vorstellungen. Nachmittags 4 Uhr (1 Kind freih. Aschenbrödel. (Ballet Einlage; Frühlingsreigen⸗Walzer.) Abends 77 Uhr: Auf Helgoland.

—— ——— Familien⸗Nachrichten.

Verloabt: Frl. Marie Kattner mit Hrn. Gerichts= Assessor Anton Croce (Mogwitz Breslau).

Verehelicht: Hr. Oberförster Wilde mit Fil. Marie Duttenhofer (Carlsruhe i. Schl.). HG. Prediger Ernst Nauck mit Frl. Johanna Fffland Berlin).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Regierungs⸗A1ssessor

Zum

Freitag:

annstädt.

Herr und

Kalckreuth (Rawitsch). 2, Pastor M. Hart⸗ mann (Hermersdorf b. Trebnitz, M.). Eine

Freitag: Zum 6. . . . Geöffnet von 12 —11 Uhr.

wissenschaftlichen Theater.

age: Vumpengesindel. zettel. Anfang 73 Uhr.

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes ⸗A usstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof. Täglich Vorstellung im

Näheres die 5

Tochter: Hrn. Stabsarzt Dr. Schian (Glatz! Hrn. Prem. Lieut. Graf Conrad Moltke

Berlin). ö Gestorben: Hr. e nn, , Carl Raake

(Oels). Hr. Major z. D. Robert Schneider ag⸗ (Wohlau). Hrn. Regierungs⸗Baumeister Friedrich Maillard Sohn Fritz (Rathenow). Hr. Hauptmann Johannes Busse (Zwickau).

Parquet 1 6 2c. An⸗

gesetzt von Julius edermann. Die alk. Die neuen

Concert · aus.

Concert. 7 Uhr. Zum 1. Male in Berlin:

In Seene

aus „Ritter Pasmän“.

Concerte.

Saal der Gesellschast der Freunde. Frei⸗ tag, Anfang 7 Uhr: Populärer Liederabend von Frau Elisabeth Feininger unter Mitwirkung der Pianistin Frl. Doris Kretschmann.

Freitag: Strauß⸗Suppé⸗Offenbach⸗Abend.

Ritter Päsmän“ von Strauß. Czardas aus „Ritter Pasman“. Päsmän⸗Polka aus „Ritter

Hr. Pastor em. Fr. Richter (Stettin).

m.

Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin:

Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagt⸗ Anstalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32. Sechs Beilagen seinschließlich Börsen⸗Beilage),

sowie das Sachregister des Deutschen Reichs= nzeigers nnd Königlich Preußifchen Staats Anzeigers für 1891.

Karl Meyder⸗

Anfang

Päsman⸗-⸗Walzer

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

A6 31.

Deutscher Reichstag. 162. Sitzung vom Mittwoch, 3. Februar. 1 Uhr.

Am Tische des Bundesraths die Staatssecretäre Dr. von Boetticher, Freiherr von Marschall und Dr. Bosse.

Ohne Debatte genehmigt der Reichstag in erster und weiter Berathung die Declaration, betreffend die theilweise Verlãngerung des zwischen dem Deutschen Reich und Spanken unter dem 12. Juli 1883 abgeschlossenen Handel s— vertrags und tritt alsdann in die erste Berathung des von den Abgg. Grafen Dönhoff, Douglas, Gehlert, Lutz, Menzer und dem verstorbenen Grafen Moltke eingebrachten Entwurfs eines Heim stätten gesetz es.

Nach dem Antrage hat jeder Angehörige des Reichs nach vollendetem 24. Lebensjahre das Recht zur Errichtung einer Heimstätte. Die Größe derselben darf die eines Bauernhofes nicht übersteigen und muß wenigstens einer Arbeiter- oder Bauernfamilie Wohnung und Production der nothwendigen Nahrungsmittel gewähren. Der zur Heimstätte festzulegende Besitz darf nur bis zur ö des Ertragswerthes mit amor— tisirbaren Renten verschuldet sein. Schulden dürfen auf Heim— stätten nicht eingetragen werden. Die Heimstätte ist un— theilbar.

Abg. Graf von Dönhoff (eons.): Er gebe zunächst dem Gefühle der Trauer Ausdruck, daß es dem von Allen so hoch ver— ehrten Grafen und Feldmarschall Moltke nicht mehr vergönnt nen sei, diesen Gesetzentwurf zu befürworten, wie es seine Absicht gewesen. Dieser große Mann, welcher in der Erhaltung des Bauernstandes im Inkeresse, der nationalen Wehrkraft die erste und wichtigste Aufgabe des Patrioten erkannt habe, sei auch der Erste gewesen, der mit banger Sorge die Entwickelung verfolgt habe, daß die Majorität der ländlichen Bevölkerung sich aus den ländlichen Be— zirken in die industriellen und städtischen zurückgezogen habe. Er habe auch die Einbuße an Selbstvertrauen und Zuverficht erkannt, welche sich des Bauernstandes bemächtigt habe. Man begegne in der Bauern⸗ schaft mehr und mehr dem Gefühl der w Der Bauer könne . auf seiner Scholle nicht mehr erhalten. Keiner Partei, mit Ausnahme der socialdemokratischen, könne es gleichgültig sein, ob dieser Zustand fortdauere, und darum habe seine Partei es für ihre Pflicht gehalten, in dieser Richtung Vorschläge zu machen, welche neben dem Höferecht und Rentenrecht gut hergingen. Andere Länder seien auf. diesem Wege vorangegangen; es handele sich darum, ihre Vorzüge sich anzueignen und ihre Mißgriffe zu vermeiden. Zu den letzteren zäble seine Partei, wenn die Heimstätten nicht von vorn— herein gesichert und ö ausgestaltet würden. Das werde der Landesgesetzgebung vorbehalten bleiben müssen, damit locale, klimatische und geographische Verhältnisse gebührende Berücksichtigung fänden. Deswegen habe seine Partei auch nur ein Rechtssystem geschaffen, und man werde dem Entwurf vielleicht mit Recht den Vorwurf machen, daß er etwas mager ausgefallen sei. Das Nähere werde man in der Commission besprechen können, welche er hiermit beantrage. Die Bedürfnißfrage stehe außer Zweifel. Wenn einmal das Reichsgefetz erlassen sein werde, so würden sicher die Landesgesetzgebungen nicht die Hände in den Schoß legen, um einen zu— friedenen, stabilen Bauernstand zu schaffen. Das sei nicht nur für den Staatz sondern auch für die Gemeinden von Wichtigkeit. Im Osten wenigstens fehlten für die zahlreichen Verwaltungsehrenstellen der neuen Gesetze die Elemente, welche dieses Gefetz, vermöge der Stetigkeit, welche es in die Verhältnisse bringe, mit sich bringen werde. Wenn Deutschland mit einem Netz solcher Heimstätten über⸗ zogen werde, werde es unbesiegbar für seine inneren und äußeren Feinde werden und bleiben. Man spreche von einem freien Spiel der Täfte; der Bauer sei aber diesem freien Spiel, von dem nur der Stärkere Vortheil habe, nicht gewachsen, er sei dabei zu kurz gekommen, und es müsse etwas für ihn geschehen. Die letzten Jahr' zehnte hätten in Bezug auf die politische Gesetzgebung sehr viel für Tagelöhner, Handarbeiter und andere Klassen gethan; frühere Decennien hätten viel, vielleicht viel zu viel, für die Kapitalkräfte gethan; es sei hohe Zeit, auch für die mittleren Existenzen, speciell für den Bauer, etwas zu thun. Alle, welche für die Bedeutung des Bauern— standes im Staat ein Verständniß hätten, sollten auch durch Rath und That dazu mitwirken, daß in der Commission etwas gutes und brauchbares zu stande komme.

Abg. Dr. von Bar (oft): Es sei ,, daß dieser Antrag diele Sympathie gefunden habe. Wer wollte nicht der Familie eine gesicherte Heimstätte gönnen, in der sie eine „gesättigte Exiftenz' habe? Der Antragsteller habe nur in entfernter Weise die Glückfeligkeiten gestteift. welche nach der Schilderung gewisser im Lande verbreiteter Hroschüren über das Deutsche Reich kommen würden, wenn dieser Entwurf Gesetz werden sollte. Man sehe da die Familie des Armen bor der Thür in einem Garten sitzen, die . gebe der Familie das Abendbrot, ein leiser Wind umfächele die rosigen Wangen der Kinder, und die untergehende Sonne vergolde das Ganze. Menschen, die fo gestellt seien, heiße es dann, würden nicht Socigl— demokraten. Andererseits werde das Elend der Arbeiter geschildert: die blassen Wangen der Kinder, der Executor führe das nothwendige Hausgeräth fort, und da wundere man fich nicht, wenn solche Arbeiter die Beute der Socialdemokratie würden. Diese und ähn⸗ liche Vortrefflichkeiten, welche man dem Entwurf nachrühme, könnten seine Partei doch nicht hindern, das Ganze einer sorgfältigen und nüchternen Prüfung zu unterwerfen. Lese man den § 1: Jeder Angehörige des Deutschen Reichs hat nach vollendetem 21. Lebensjahre das Recht zur Errichtung einer Heimstätte“, so sollte nan meinen, es handle sich um eine Art von Bodenvertheilung. Eine Bodenvertheilung scheine hier aber nicht angedeutet zu sein. Juristisch solle der Satz nur besagen, daß jeder Grundbesitzer unter den Be⸗ dingungen des Gesetzentwurfs seinen Besitz in eine Heimstätte verwandeln oͤnne. Wenn das so ausgedrückt wäre, würde allerdings der agita⸗ torische Werth erheblich gesunken und der Erfolg jener Broschüren entsprechend. geringer sein. Wenn bemerkt werde, man habe es hier zu thun mit einer Einrichtung der Deutschen, das deutsche Recht sei don jeher viel mehr geneigt gewesen, den 4 zu schützen, 6 das böse römische Recht, welches der Herrschaft des Fapitals und damit der Sklaberei der Schwachen HVorschuh leiste, 8 sei es ihm eigentlich ganz neu, daß das deutsche Recht zum cuz der Schwachen gewirkt habe. Nein, es sei sehr hart gewefen, wie überhaupt das, alte Recht immer sehr hart gegen die Schwachen gewesen sei. Das böse römische Recht sei seiner Zeit . ein noth⸗ ne digg Culture h ment gewesen, welches wesentlich dazu geholfen habe, feen ie Schwachen zu emancipiren. Das deutsche Recht habe mit iesem Antrag viel weniger zu thun, als das amerikanische. Nach amerikanischem Recht sei das In glam dem Angriff der ge⸗ hahn li en, nicht der Hypothekengläubiger, entzogen, über diesch ut könne der Mann nur verfügen mit Justimmung . Frau. Nun fehle es dem Gesetz nicht an Lobrednern. Es sei Vber nicht verborgen geblieben, daß das Gesetz die Zerstörung der armen nicht habe verhindern können. Die Verschuldung, der 86 in Rord-⸗Amerika gehe anscheinend viel weiter, als die in h eutschland. Das Gesetz habe auch die Sicherung des Uebergangs es rundeigenthums vom Vater auf den Sohn nicht erzielt.

Berlin, Donnerstag, den 4. Februar

Umsomehr müsse man Bedenken tragen, ein Rechtsinstitut, welches auf ganz anderen Grundlagen beruhe, auf Deutschland zu übertragen. Wenn es im 54 heiße, daß mit Bewilligung der Heimstättenbehörde bis zur Hälfte des Er tragswerthes Rentenschulden mit einer dem Zweck entsprechenden Amortisationsperiode eingetragen werden könnten, so heiße das nichts Anderes, als der Eigenthümer werde unter die Vormundschaft der Behörde . Nur unkündbare Hypotheken sollten bestellt werden; eine Subhastation der Heimstätte könne nicht stattfinden, fondern nur eine Zwangsverwaltung. Diese und andere Bestimmungen erschienen juristisch in hohem Grade bedenklich, denn sie kämen? in Confliet mit anderen Rechtsvorschriften. Die Uebertragung eines solchen auf ganz anderen Grundlagen beruhenden Instituts nach Deutschland sei sehr bedenklich. Mit Bewilligung der Heimftätten behörde sollten allerdings bis zur Hälfte des Herr amortisable Rentenschulden eingetragen werden können im Falle einer Mißernte, zu, nothwendigen Meliorationen und zur Abfindung von Miterben. Die Ausschließlichkeit der Amortisationshypotheken würde aber nur den Zinsfuß steigern, denn ohne höhere 3 werde man kaum sein Capital auf. Nimmerwiedersehen hergeben wollen. Früher habe man die Sequestration im großen und ganzen sowohl vom juristischen wie vom national-6conomischen Standpunkt immer für ein Unglück gehalten. Hier werde sie auf einmal als eine Panacee hingestellt. Liefere das Gut keinen Ueberschuß, dann werde es von Staatswegen sequestrirt, und auf diese Weise, wie Schaeffle sage, die Indolenz groß gezogen. Das erinnere an die Fideicommiß— verwaltung, wenn der Besitzer seine Schulden nicht bezahlen könne. Am bedenklichsten sei, daß für alle übrigen Fragen, auch für das Erbrecht, die Landesgesetzgebung competent sein solle. Solche bäuer⸗ lichen Fideicommisse würden der socialistischen Propaganda, die man doch damit hauptsächlich bekämpfen wolle, schwerlich wirksam ent— gegenarbeiten. Die gute Absicht der Antragsteller sei auf diesem Wege also nicht zu verwirklichen. Der Ausdehnung des kleinen Bauernstandes stehe in weiten Gegenden des Deutschen Reiches am meisten die Geschlossenheit des Großgrundbesitzes und des Besitzes der todten Hand entgegen. h. ö ö Abg. Graf von Ballestrem (Centr.: Er habe nicht die Absicht, sich so eingehend mit dem Entwurf zu beschäftigen, wie der Vorredner, sondern wolle nur im Namen seiner politischen Freunde erklären, daß sie der Idee sympathisch gegenüberständen, und sie sachgemäß gesetzgeberisch ausgeführt für geeignet hielten, nicht nur den Bauernstand, sondern auch alle mit Land angesessenen Arbeiter, sei es in der Landwirthschaft, sei es in der Industrle, zu sichern und zu stärken in ihrem gesellschaftlichen und Erwerbsleben. Deshalb wünschten und beantragten sie, daß die Idee des Gesetzentwurfs weiter ausgeführt und berathen werde in einer Commission von 21 Mitgliedern. Ihre Arbeit würde ein schätzbares Material geben für die Commission, welche gegenwärtig das deutsche Civilgesetzbuch ausarbeite. Abg. Gamp (Rp.): Das amerikanische Gesetz stehe nur in einem sehr losen Zusammenhang mit dem vorliegenden Entwurf, dessen Grundgedanken, den Bauernstand zu erhalten und den indu⸗ striellen wie landwirthschaftlichen Arbeitern den Besitz eines kleinen Anwesens zu ermöglichen, seine politischen Freunde theilten. Aber sie hielten es nicht für richtig, beide Ziele in demselben Gesetz er⸗ reichen zu wollen, da die Verhältnisse des Bauernstandes und der Arbeiter viel zu verschieden seien. Die. Seßhaftmachung der Arbeiter sei ein Ziel von hoher soecialpolitischer Bedeutung, das alle Parteien mit Ausnahme der Sorcialdemokratie stets im Auge haben sollten; nur auf diesem Wege werde man zu einer Ver— söhnung der socialen Gegensätze kommen. Die Ansprüche der Arbeiter durch Lohnerhöhung zu befriedigen, wie die Socialdemokratie wolle, sei unmöglich. Eine dauernde Befriedigung sei weder mit einer partiellen noch mit einer allgemeinen Lohnerhöhung zu er— reichen. Die Illusion des Theilens werde in dem Gros der Socialdemokratie immer das Beliebtere sein. Wie hoch würde sich denn das Durchschnittseinkommen in Preußen stellen nach den Steuerlisten? Auf 759 S½½ und es erhöhe sich auf 890 (6, wenn man annehme, daß alle Steuerpflichtigen nur mit der Hälfte ihres Einkommens herangezogen würden. Unter den heutigen Verhältnissen sei in vielen Gegenden dem Arbeiter die Seßhaft— machung sehr erschwert. Im rheinisch-westfälischen Kohlenrevier, z. B. in der Dortmunder Gegend, steige der Preis der Pacht für einen Morgen bis auf 120 S6. Ebenso würden die Bestrebungen, in den Großstädten das Elend der Wohnungsnoth zu bekämpfen, so lobens- und anerkennswerth sie seien, doch keinen Erfolg haben, schon weil der Boden der Großstädte und ihrer Umgebung viel zu theuer sei und weil an Stelle der Arbeiter, für welche man soeben Wohnung geschaffen habe, sofort hunderttausend Andere träten. Bei den Vorschlägen, die Arbeiter in einiger Entfernung von den Industrie— centren , berücksichtige man den Zeitverlust nicht, der sich z. B. zwischen Berlin und Erkner des Morgens und Abends auf je eine Stunde stelle. Gegen die im Entwurf vor— geschlagenen Heimstätten werde eingewendet, daß sie den Arbeiter an die Scholle fesselten und die Gelegenheit zur, Ver— werthung seiner Arbeitskraft auf einen geringen Bezirk beschränkten. Die Industriellen wünschten es deshalb vielfach nicht, weil sie dann auf diese bestimmten, angesiedelten Arbeiter angewiesen seien. Beide Befürchtungen seien grundlos. Die Ansiedelung um die Fabrik herum werde in beiden Theilen die Ueberzeugung festigen, daß sie nur durch einträchtiges Zusammenleben ihre gemeinsamen Zwecke am besten verfolgen könnten. Er habe es persönlich beobachtet, daß die mit Wohnung und Acker angesessenen Arbeiter gegen die Lockungen zum Ausstand viel länger Widerstand geleistet hätten, als die anderen. Im übrigen werde dieses Gesetz allein nicht dazu führen, den Bauern- stand zu erhalten und die Arbeiter seßhaft zu machen. Andere Maß⸗ regeln müßten hinzukommen. Vor allen Dingen müsse der Staat als Arbeitgeber eine ö. Initiative ergreifen, z. B. als Besitzer der großen Eisenbahnwerkstätten einen Versuch der Kolonisation seiner Arbeiter auf diesem Wege in größerem Umfange machen. Dem ständen freilich vielfache Erschwerungen entgegen, so der schwerfällige Geschäftsgang der Behörden, die Ansprüche der Ge⸗ meinden bezüglich der Verpflichtung zu Schulbauten an die neuen Ansiedler u. s. w. Das von conservativer Seite vorgeschlagene Ein⸗ zugsgeld halte er nicht für angebracht. Dagegen könnte man den Minderjährigen sehr wohl den Zuzug in eine ö,. Stadt solange verwehren, bis sie nachwiesen, daß sie eine Arbeitsstätte bereits ge⸗ nden hätten. Das Wesentlichste aber 1 eine Aenderung der Ver⸗ icherungsgesetzgebung nach der Richtung hin, daß man den Renten— erechtigten gestatte, den . Betrag ihrer Rente zu beanspruchen, damit sie für denselben unter Mitwirkung der Behörden eine Heimstätte erwerben könnten. Ein ähnliches Verfahren müßte bei Pensionen der Soldaten u. s. w. gestattet werden. Er habe schon früher den Gedanken angeregt. Es sei ihm aber immer erwidert: ja aber; und doch wäre, wenn irgendwo, hier der Ort ewesen, zu sagen: ja also. Er beschränke sich auf diese Aus⸗ ührungen und gehe auf das Detail nicht näher ein, gegen das er zum Theil die erheblichsten Bedenken habe. Abg. Dr. von ennigsen (n.): Im Namen seiner poli⸗ tischen . erkläre er, daß sie dem Gedanken und den Absichten des Entwurfs sympathisch gegenüberständen und gern damit einver⸗ standen seien, daß er in einer Commission einer näheren Prüfung unterzogen werde. Das sei um so nothwendiger, da er eine ein⸗ seitige Gestalt habe. Er sei noch gar nicht fertig. Würde er Gesetz,

solches

1892.

so wäre damit die Ausführung in den einzelnen deutschen Staaten noch nicht gesichert. Wichtige Einzelheiten, wirthschaftliche und recht- liche, seien in den Grundzügen noch nicht gegeben. Die juristischen Bedenken des Abg. Dr. von Bar könnten leicht beseitigt werden. Wenn er davon ausgegangen sei, daß der Akt der Errichtung einer Heimstätte ein freier Entschluß sei, daß die einmal errichtete einen sideicommissarischen Charakter haben würde, so überlaffe es ja der Entwurf ganz der Einzelgesetzgebung, was sie über die Erbfolge sest⸗ stellen wolle, wie es ja bei dem Höferecht auch ., sei. Der Gegensatz zwischen dem deutschen und römischen Recht durchziche vielfach diese Verhältnisse; dabei sei aber nicht zu ver— lennen, daß vielfach für die besseren Besitzrechte des Bauern⸗ standes da römischẽ Recht seiner Zeit von dem größten Vortheil gewesen sei. Im 16. Jahrhundert hätten die römisch⸗ rechtlich gebildeten Kanzler der braunsfchweigisch⸗lüneburgischen Fürsten dafür gesorgt, daß ersterer unter der Form der . und des Colonatz wieder ein wirkliches, dingliches, erbliches Recht an seinem Grundstück erhalten habe, welches vorher so weit ver⸗ lsoren gegangen sei, daß die Bauern nur noch als Zeitpächter auf ihren ütern gesessen hätten. Den Bauernstand erhalten und die Ansässigmachung von Bauern und Arbeitern nach Möglichkeit fördern wer im Rei n,, wäre nicht gern bereit, das zu unterstützen, wenn

Werth für den deutschen Staat nach der ganzen

er bedenke, wie vie Natur des Deutschen und seinem Charakter die Erhaltung und Be— festigung des Grundbesitzes in seinen mittleren und unteren Klassen habe? Wenn irgendwo, so sei sie in Deutschland wichtig, dessen Existenz auf die Wehrhaftmachung des ganzen Volkes begründet fei. Und eben nur in der Landwirthschaft könne man sich das kräftige Material erhalten, das man brauche. Daher sei seit vielen Jahren die gesetzgeberische und private Thätigkeit dahin gerichtet, nicht nur einen besseren hypothekarischen und persönlichen Credit für den kleinen Frundbesitz zu beschaffen, sondern es seien bereits ähnliche directe Versuche mit den Höferollen und den Rentengütern gemacht worden. Dabei sei nicht ausgeschlossen, daß dieses Gesetz in den ver— schiedenen Ländern und Provinzen in berschiedener Weise wirken werde, daher denn auch die Verfasser des Entwurfs die Ausführung des— selben in die Landesgesetzgebung verlegen wollten. Im ganzen würde mit diesem Gesetz den ungünstigen wirthschaftlichen und politischen Erscheinungen H entgegengearbeitet werden können, besonders der Strömung, welche jetzt vom platten Lande in die großen Städte, die Industriebezirke und uber das Meer dränge. Wenn man es den Arbeitern ermögliche, Grundbesitz zu erwerben, so werde dieser Zug zum grohen Theil seine Kraft verlieren. Der Heißhunger nach einem eigenen Besitz sei in der Brust der Deutschen von uralten Zeiten so groß, daß die Berücksichtigung desselben große Gefahren abwenden werde. Man brauche gar nicht zurückzugehen bis in die Zeiten der Völkerwanderung, wo die deutschen Stämme an den Grenzen des Römerreichs keine weitere Forderung erhoben hätten als die nach Ackerland für sie und nach Weiden für ihr Vieh. Es genüge, sich in der Gegenwart umzusehen. Jeder, der von wirthschaftlichen Verhältnissen etwas . habe, der wisse, welchen Werth der Arbeiter darauf lege, Grundbesitz zu erwerben und ihn sich und den Seinigen zu sichern. Leider würden aber, um Grundbesitz zu erwerben, oft ganz unvernünftige Preise gezahlt, sodaß es dann gar nicht mög— lich sei, eine Verzinsung herauszubringen. Wenn es in dieser Richtung durch dieses und andere ö und durch das Zusammen⸗ wirken von Verwaltungs- und privater Thätigkeit gelinge, diese wirth— schaftlichen Bedingungen und diese Neigungen der Menschen zu er⸗ füllen, so sei viel gewonnen. Auch die Staatsverwaltung könne auf diesem Gebiet erheblich viel thun. Er halte es für wünschenswerth, daß die Staatsverwaltung dafür sorge, daß ihre Arbeiter nicht nur zur Miethe untergebracht würden, sondern daß sie es ebenso wie Pri⸗ vate als ihr nobile officium auffasse, eine größere Zahl ihrer Ar— beiter und Angestellten seßhaft zu machen. Mi. brauche ja nicht in der unmittelbarsten Nähe der Industriecentren die Arbeiter anzusiedeln. Bei weiterer Ausbildung des Tramway und Tertiärbahnwesens wäre es sehr wohl denkbar, daß ein größerer Theil der Arbeiter in einiger Entfernung von den Centralpunkten auf dem Lande angesiedelt werde. Tür den Staat wäre es ja sehr leicht, wenn er einen Theil der Dominial⸗Grundstücke dazu zur Verfügung stellen wollte. Der Ent— wurf sei noch sehr unfertig, das Verhältniß zur Landesgesetzgebung be⸗ dürfe einer genaueren Festsetzung. Er könne dazu beitragen, daß hier und da in einzelnen Theilen von Deutschland in der Richtung der Sicherung des kleineren und mittleren Besitzes und in der Ansaͤssig— machung von Bauern und Arbeitern etwas geschehe.

Abg. Menzer (eons.): Seine Partei habe diese Vorlage, die, zum Gesetz geworden, dem socialen Frieden dienen solle, als ein theueres Erbe des Grafen Moltke übernommen, das sie treu verwalten wolle. Er selbst habe gegen die Vorlage den Einwand zu erheben, daß sie die Mindestgröße der r e sfatt⸗ so hoch fixire. Von Juristen seien dagegen schwerwiegende Einwendungen erhoben worden, z. B. daß sie Eingriffe in das bestehende römische Recht enthalte, und daß das darin Gewollte rechtlich nicht erreichbar sei; aber andere Juristen hätten diametral entgegengesetzte Gutachten ver⸗ öffentlicht. „Es erben sich Gesetz und Rechte wie eine ew'ge Krankheit fort? und „Vernunft wird Unsinn, Wohlthat Plage!“ Welches Recht sei dem Menschen mehr angeboren als das Anrecht auf die Mutter Erde, als der Anspruch auf Luft, Licht und Sonne? Hier wolle die Vorlage berechtigten Ansprüchen entgegenkommen, sie stehe ganz auf dem Boden der Kaiser⸗ lichen Botschaft von 1881, ja sei eigentlich ihr Abschluß, die Krönung des Gebäudes. Man habe in den bisher er⸗ lassenen socialpolitischen Gesetzen so viel zum Ausgleich der wirthschaftlichen Gegensätze gethan, daß man sagen dürfe: keine Nation hat mehr guten Willen an den Tag gelegt, den wirth⸗ schaftlich Schwächeren zu helfen, als die deutsche. Der Gedanke der Heimstätten habe nach mehreren Richtungen hin eine ganz bedeutende wirthschaftliche Kraft. Wenn er zur 5 nach Berlin komme, sage er sich immer; wie viel Elend verbirgt sich in den langen Reihen dieser fünfstöckigen Häuser! Die Entwickelung der . Städte sei eine ungesunde, und das Bedürfniß nach Aenderung dieser Verhältnisse werde in den weitesten Kreisen anerkannt; schon hätten ja private Bestrebungen zur Schaffung eigener Heimstätten kleiner Leute viele und schöne Erfolge gezeitigt, aber noch müsse für viele Hunderttausende gesorgt werden; denn jetzt müßten die Leute ihre Kinder in Hinterhäusern aufwachsen lassen, wo ihnen Luft und Licht fehle. Man müsse den Gemeinden, in denen sich kreuzspinnenartig die Der , n. vollziehe, das Expropriationsrecht geben zu Gunsten der Be chaffung kleiner Heim⸗ stätten; jetzt seien die Verhältnisse so, daß die Socialdemokraten in diesen Kreisen große Verbreitung gewönnen. Der Entwurf sei in seinen wesentlichen Bestimmungen durchaus nicht undurchführbar, wenn man das Großeapital in die Wege leite, den wirthschaftli Schwächeren die Schaffung eigener Heimstätten im Wege der Amortisation zu er⸗ möglichen. ö den Amortisationszwang werde freilich ein aus⸗ reichender Credit nicht gewährt werden können. Schon jetzt seien von den 73 Millionen deutscher Haushaltungen 4 Millionen in der Lage, sich eigene Heimstätten zu erwerben. Dies wolle seine Partei ver⸗ allgemeinern ohne gewaltsamen Umsturz, ohne große Schwankungen, aber sie wolle auch dem Bauernstand die Erlösung von seiner Schulden⸗ last und ihm etwas von der Abundanz des . zukommen lassen. Den Uebelständen in den großen Städten

önne der Gesetzentwurf Abhilfe bringen, anderen Nationen ein Vorbild