Theater und Musik. Königliches Opernhaus.
Gestern wurde Wagner's Tannhäuser“ zum 300. Male ge⸗
Barbi, der am Dienstag in der Sing-Akademie stattsindet, sind die Eintrittskarten bei Bote u. Bock bereits erhältlich. lerin wird bei dieser Gelegenheit ein fast ganz neues, aus italienischen und deutschen Werken e n.
Die Künst⸗
rogramm zu Gehör bringen. (Mehl- und Vorko
Ein erweiterter Verkehr ist außer der bereits durch Gesetz vorgesehen . en
Zeit den Geschäften mit Bek vor Ostern und . sowie dem
idungsgegenständen an den Sonntagen r. mit geben n n
twaaren u. s. w. an Sonn- und Festtagen Nach⸗
mittags von 6 bis 8 Uhr zugestanden worden.
eben. Herr Sylva sang die Titelrolle, Frau Sucher die Venus, ö iedler die Elisabeth, Herr Stammer den Landgrafen,
rr Bulß den Wolfram, Frau Herzog den Hirtenknaben. Leider waltete kein günstiger Stern uber der Vorstellung, wenigstens nicht im ersten Act. Der Chor, sowohl der der Najaden wie der der Pilger, sang nicht mit der sonst üblichen Präcision, und Herrn Sylva's üppige, volltönende Stimme war zu unruhig und unstät, als daß der Hörer zu einem rechten Genusse kommen konnte. Dagegen wurden Frau Sucher, Fräulein Hiedler, Herr Stammer und Herr z allen Anforderungen ee gt insbesondere gilt dies von der erstgenannten Dame, deren Venus eine ihrer vorzüglichsten Rollen ist. Fr. ie etwas . . und doch dabei zierliche, feine und frische Stimme erwies sich für die Partie des Hirtenknaben als sehr gut geeignet. Die erwähnten Mängel brauchen umsoweniger verschwiegen zu werden., als dadurch das Gesammturtheil über die gerade in den letzten Jahren hervorragenden und außerordentlichen Leistungen der König⸗ lichen Bühne in keiner Weise beeinträchtigt werden kann; auch der Kunst spielt zuweilen der böse Zufall einen Streich, der aber nur dazu beitragen kann, die sonstigen Leistungen um so glänzender er⸗
scheinen zu lassen. . ; Sing⸗Akademie.
Eine junge sehr begabte Sängerin, Fräulein Marie Bluhm aus Lübben, Tochter des dortigen Musikdirectors, ließ sich gestern zum ersten Male hören. Ihre weiche, sehr wohlklingende Mezzosopran—⸗ stimme ist aufs sorgfältigste ausgebildet. Dies zeigt sich in der leichten Behandlung der Höhe, in der Reinheit der Intongtion und dem geschickten Verhüllen des Athemansatzes bei längeren Bindungen der Töne. Hierzu kommt eine seelenvolle Art des Vortrags, die besonders in den beiden, auch von Fräulein Barbi jüngst gesungenen altitalienischen Arien: „Morir voglio«“ von Astorga und „Star vicing“ von Sal⸗ vator Rosa vortrefflich zur Geltung kam. Ein gleiches Lob verdient die Ausführung von Schumann's „Mignon“, einiger Lieder von Schubert und Brahms und der originellen slavischen Volksweisen von Prochzka. Die Pianistin Fräulein Alice Reinshagen aus Moskau, die sich schon im vorigen Jahre hier hören ließ, unterstützte das Concert durch, einige Clavierstücke von Schumann, Schubert, Paderewski, Rubinstein, p'! Brahms und Liszt. Ihre gut geschulke Technik, sowie ihre meist sehr eingehende Vortragsweise würden den Inhalt noch klarer darstellen, wenn nicht mitunter ein Uebermaß des Pedalgebrauchs daran hinderte, wie dies zum Beispiel in den Allegrosätzen der Schumann'schen Phantasie und in der Staccato-Etude von Rubinstein der Fall war. Das zahlreich er⸗ schienene Publikum spendete beiden Künstlerinnen reichliche Beifalls—
bezeugungen.
Die „Münchener“ im Belle-A Alliance -Theatzer werden, da der „Herrgottschnitzer von Ammergau“ sich sehr zugkräftig erweist, die angekündigte Neuheit Der Nothhelfer, erst Mitte der nächsten Woche zur Aufführung bringen. In diesem Stück wird Fräulein Erna Grunert, die wieder in den Verband der, Münchener“ eingetreten ist, eine gesangliche Hauptrolle schaffen.
Die morgen im Thomas-Theater in Scene gehende Neu— heit ‚Rothköpfchen“ ist fehr reich mit Gesangs nummern ausgestattet, zu ö Richard Genée die Texte sowohl wie die Musik ver— aßt hat.
. Die öffentliche Hauptprobe zu dem nächsten VII. Philharmo— nischen Concert unter Hans von Bülow's Leitung und
solistischer Mitwirkung der Claviervirtuosin Fräulein Sophie von . findet am Sonntag, Vormittags 117 Uhr, in der
hr.
armonie statt. Das Programm lautet wie folgt: Concert⸗OQuverture in italienischem Stil (zum ersten Male). Mozart; Clavierconcert PD-moll, Rubinstein; zwei Orchesterstücke (Ouverture zu „Ruslan und Ludmilla?‘ und „Kamarinskaja“, von Glinka; Clavier— soli? ‚Du bist die Ruh“ von. Schubert⸗Listt, und
naise! von Liszt; C-dur-Symphonie von Schubert. Kartenverkauf (2 ) ist bei Bote und Bock, eröffnet. Liederabend von Fräulein Alice
Im Concerthause wird die Concertsängerin Frau Betty Waibel morgen die Arie der Mathilde aus „Wilhelm Tell“ von Rossini („Du schöner Wald“) und die Arie der Gräfin aus „Figaro's Hochzeit“ von Mozart („Und Susanna kommt nicht“) singen. Der Gornet - à- piston -Virtuose Herr Böhme wird „The Favorite“, Phantasie von Hartmann, vortragen.
Mannigfaltiges.
.Die Verwaltung der Berliner Feuerwehr hat, wie die „N. A. 3.“ erfährt, neuerdings die Bedingungen der Aufnahme in das Corps insofern verschärft, als die sich Meldenden das 25. Lebens⸗ jahr noch nicht überschritten haben dürfen. Bisher war die Alters—
grenze auf 28 Jahre normirt.
Die immer mehr sich erweiternde Ausdehnung des elektrischen Lichtes in Berlin fängt an, empfindlich einzuwirken auf die Zunahme des Gasverbrauchs. Dies macht sich auch fühlbar bei den städtischen Gasanstalten; denn für die Befriedigung des Bedarfs der Privat— abnehmer ist bei diesen Anstalten im Betriebsjahre 1890/91 nur ein Mehrverbrauch von etwas mehr als 23 Millionen Cubikmeter, gegen nahezu 5 Millionen Cubikmeter im Vorjahre eingetreten. Im Laufe des Jahres 1890/91 haben die elektrischen Lampen eine Vermehrung erfahren um 35 113 Flammen oder um 3179 0/9, während im Vorjahre die Vermehrung nur 29,120 betragen hatte. Während am Schlusse des Jahres 1889/90 der Werth der sämmtlichen vor—⸗ handenen elektrischen Lampen, auf Gasflammen umgerechnet, 1391 00 der gesammten von den städtischen Gasanstalten versorgten öffentlichen und Privatflammen ausmachte, stellt sich am Schlusse des Jahres 1890,91 der Werth der vorhandenen elektrischen Lampen auf 16,83 /o der sämmtlichen Gasflammen der städtischen Gasanstalten.
Morgen, am 6. Februar, findet am Himmel eine eigenartige Erscheinung statt, die wegen ihrer Seltenheit Aufmerksamkeit verdient. Die beiden hellsten Planeten Jupiter und Venus, die man gegen⸗ wärtig beim Eintritt der Dämmerung am südwestlichen Abendhimmel stehen sieht, nähern sich mehr und mehr und treten an dem genannten Tage in Conjunetion. Wir erblicken f. dann so nah zusammen⸗ stehend, daß ihr Lichtschein für das unbewaffnete Auge, ähnlich wie bei einem Doppelsterne, zu einem einzigen starkleuchtenden Punkte zu⸗ sammenfließt. Der Augenblick größter Annäherung findet aber für unsere Gegenden schon am Vormittag statt, sodaß bei der Tageshelle die vereinigte Leuchtkraft beider Weltkugeln nicht zur Geltung kommen kann. Bei klarem Himmel wird indeß die Erscheinung in den frühen Abendstunden immerhin beachtenswerth sein, da sich beide Gestirne alsdann kaum um Vollmondsbreite von einander entfernt haben werden. Ihr Abstand ist noch so gering, daß beide Planeten als Scheibchen im Gesichtsfelde gleichzeitig wahrgenommen werden können. Auf der Sternwarte der Urania, wo die bevorstehende Er— scheinung am besten wird beobachtet werden können, ist auch Gelegen— heit geboten, den großen Nebelfleck im Orion zu betrachten, der sich bekanntlich nicht in einzelne Sterne auflösen läßt, sondern aus selbstleuchtenden Gasmassen besteht. Auch Saturn mit seinem wunderbaren Ringsystem und acht Monden wird Ende dieses Monats gegen 8 Uhr Abends aufgehen und von da ab auf der Uranig-Stern— warte bei klarem Himmel gezeigt werden können. Für die Besucher des Instituts, welche die Gebirgslandschaften der Mondoberfläche im ih Refractor betrachten wollen, sei noch einmal ausdrücklich er⸗ wähnt, daß die passendste Zeit hierfür die des ersten Mondviertels ist. Der Vollmond ist für die Beobachtung wenig geeignet und wegen der großen Lichtfülle, die er am Himmel verbreitet, werden auch Sternhaufen und Nebelflecke nicht gezeigt werden können.
Die fünfstündige Geschäftszeit für das Handels gewerbe an Sonntagen wird nach Angabe des „Gewerkvereins“ vom hiesigen Polizei⸗Präsidium dahin bemessen werden, daß die Ge—
Herr Capitän Jobst von Gun dlach einen Vortrag ha
Auf dem Montag, den 8. Februar, Abends 8 Uhr, im Architekten⸗ haus, ilhelmstraße 92/93, stattfindenden Herren⸗Abend der Ab⸗ theilung Berlin der Deutschen ö wird
n ten über das Thema: Das europäische Völkerrecht in der Anwendung egen Eingeborene“. Gästen ist der Zutritt zu dieser Ver— ammlung gestattet.
Kesselsdorf (Schlesien), 2. Februar. Neue Kartoffeln aus dem freien Lande, im evangelischen Pfarrgarten hierselbst gezogen, werden jetzt geerntet. Die Saat war Anfang September gelegt, das Kraut bei Eintritt des Winters behutsam umgelegt und mit einer zehn Zoll starken Strohdecke geschützt und der Rand der Beete mit Laub eingedeckt worden. Die neuen Früchte sind nach der N. Görl. Z.“ völlig reif, gesund und wohlschmeckend und von der Größe der Malta⸗Frühkartoffeln. Das Kraut ist, jedenfalls weil es zu warm gehalten wurde, abgestorben.
Budapest, 3. Februar. Wegen starken, andauernden Regens und Schmelzens des Schnees wuchs, wie der „Frkft. Itg.“ gemeldet wird, das Don auwasser so stark, daß mehrere gore! des Pete Comitats in größter Gefahr stehen. Vajka und Dombori ind bereits überschwemmt, Bogyiszlo, Fajsz und Batyg stehen in Gefahr. Die Dämme sind durch die Regengüsse arg gefährdet.
London, 3. Februar. Monat Januar die Anzeige 56 englischen Segelschiffen Tonnengehalt der Segelschiffe war 15783, Bei diesen Schiffsunfällen kamen zusammen ums Leben.
Das britische Handelsamt empfing im von dem Untergang von und 10 Dampfern. Der der der Dampfer 8097. 148 Personen
London, 5. Februar. Nach einer Meldung des ‚W. T. B.“ ausz Malta ist das englische Panzerschiff „Victoria“, das am 29. v. M. in der Nähe von Missolonghi aufgefahren war, nun— mehr wieder flott gemacht worden. stadrid, 3. Februar. In Malaga überfielen nach einer Mittheilung der „N. Pr. 3.“ heute am hellen Tage acht bewaffnete Männer das Haus des Engländers William Cornwall, des Directors der Bergwerke von Ojen. Die Räuber entführten, nachdem sie das ganze Haus geplündert hatten, die Frau und drei Töchter Cornwall's und fordern jetzt 20 0090 Lstrl. Lösegeld. Drei Bergleute, die sich den Räubern entgegenstellten, wurden von ihnen niedergeschossen.
Madrid, 4. Februar. Ein furchtbarer Sturm richtete nach einer Meldung des „H. T. B.“ große Verwüstungen an und warf zahlreiche Schornsteine, Mauern, Veranden und Kioske um. Zehn Menschen wurden schwer und sehr viele leicht verwundet.
Nach Schluß der Redaction eingegangene Depesch en.
Posen, 5. Februar. (W. T. B.) Seit heute früh ist hier Eisgang. Die Warthe steigt rapid. Einzelne Straßen der unteren Stadt sind bereits über schwemmt.
Bromberg, 5. Februar. (W. T. B.) Auf der Weichsel bei Schulitz und Fordon herrscht seit heute früh starker Eisgang.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)
5 schäftszeit von 63 bis 9 und von 12 bis 24 Uhr , ist.
Auch für den zweiten mn, mmm m mn mr me erer mn mmm , e e m r m m r - e 2 2 Q - - m r m,, mmm,
icht vom 5. Februar,
Wetter Morgens.
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haus.
Wind. Wetter.
Stationen.
Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeressp. red. in Millim.
Frauen.
6 halb bed. 5 heiter 738 4 wolkenlos 743 2 I bedeckt ß Nebel 748 741
749
Mullaghmore 740
Aberdeen .. Christiansund w ; Stockholm. e ; Petersbg. Moskau ... Cork, Queens⸗ town ... 755 Cherburg .. 755 1 1 . mburg .. 744 winemünde 745 Neufahrwasser 7I47 XV Memel ö 746 N . r 64 MM W ünster
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Max Grube. Oper in 4
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Anfang 7 Sonntag: besitzer.
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Theater ⸗Anzeigen. Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern—
34. Vorstellung. Große Oper in 3 Acten von Philipp Rüfer. von Dr. Ludwig Hoffmann. Ballet von Emil Graeb. Dirigent: Kapellmeister Kahl. Schauspielhaus. Lustspiel in 4 Aufzügen von Adolph VArronge. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Anfang 7 Uhr.
Sonntag: Opernhaus. 35. Vorstellung. Carmen. Acten von Georges Bizet. H. Meilhae und L. Halévy, nach einer Novelle des Prosper Mörimée.
148 ln. Schau spielhaus. 38. Vorstellung. Die Quitzow's, Vaterländisches Drama in 5 Aufzügen von Ernst von Wildenbruch.
Deutsches Theater. Anfang 7 Uhr. Sonntag: College Crampton. .
Montag: Das Käthchen von Heilbronn.
Berliner Theater. Sonnabend: Esther. — Der . (Ludw. Barnay, Agnes Sorma.) hr.
Nachmittags 25 Uhr: Abends 795 Uhr: Kean. Montag: Der Hüttenbesitzer.
Lessing · Theater. Sonnabend: Zum 1. Male: Fräulein Frau und Der tte Sinn von Gustav von Moser und Robert Misch Nachmittags 23 Uhr: Abends 7 Uhr: Fräulein Frau und Der
Montag: Die Großstadtluft.
fang 7 Uhr.
Neu einstudirt: Merlin. Text Anfang 7 Uhr..
37. Vorstellung. Wohlthätige Modebazar Violet.
Anfang 795 Uhr. Text von
Tanz von Emil Graeb. An—
Anfang 7 Uhr. J von Ammergau.
Sonnabend: Don
hofer und Hans Neuert. Tanz“. Anfang 75 Uhr.
Der Hütten! 44. Male:
Gustav Steffens. Ernst. 3 7 Uhr. Sonntag: Der Tanzteufel.
Der Probe⸗
(Novität!) Rothköpfchen.
von Richard Genée. In Scene gesetzt von
Costume vom Garderoben-Inspector Ventzky. An⸗ Sonntag: Das Sonntagskind.
Residenz · Thenter. Direction: Sigmund Lauten. burg. Sonnabend: Zum 9. Male: Musotte. Sitten⸗ bild in 3 Aeten von Guy de Maupassant.
Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Schwank in 1 Act von
Benno Jacobson. In Scene gesetzt von Emil Lessing.
Die Aufführung von, Musotte“ beginnt um 8 Uhr. Sonntag: Dieselbe Vorstellung.
Belle. Alliante · Theater. Sonnabend: 37. En⸗ semble⸗Gastspiel der Münchener unter Leitung des
. . tan, Außerdem: 4 Orientalen, dargestellt von 4 Herren Oberbayerisches . mit
Gesang und Tanz in 5 Aufzügen von Ludwig Gang— Im 3. Act: „Schuhplattl⸗
Sonntag: 38. Ensemble⸗Gastspiel der Münchener. Der Herrgottschnitzer von Ammergan.
Adolph Ernst Theater. Sonnabend: Zum Der Tanzteufel.
4 Acten von Ed. Jacobson und r Couplets theilweise von Gustav Görß. Musit von In Seene gesetzt von
Thomas Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Direction: Emil Thomas. Sonnabend: Vaudeville ⸗Posse in 3 Acten von Meilhae und Halsvy,
Musik von Emil Thomas.
Contert ·HJaus. Sonnabend: Karl Meyder. Concert unter freundlicher Mitwirkung der Concert⸗= län, , Frau Betty Waibel. . 7 Uhr. Arie der Mathilde aus „Wilhelm Tell! von Rossini (Frau Waibel). Arie der Gräfin aus, Figaros e von Mozart (Frau Waibeh, „Phe Favorit“ ür Piston von Hartmann (Herr Böhme.
In Vorher:
Circus Renz. Karlstraße. Sonnabend, Abends 74 Uhr: Gala⸗Vorstellung. RV Auf Helgo⸗ land Min oder: Ebbe und 'luth. Große hydrol. Ausstattungs⸗ Pantomime in 2 Ab theilungen mit Nationaltänzen (69 Damen), Auf— zügen. Neue Einlage: „Die Garde ⸗Husaren“ und Tscherkessen“. Dampfschiff⸗ u. Bootfahrten, Wasser⸗ fälle, ger font, mit allerlei Lichteffeeten ꝛc, arrangirt und inscenirt vom Director E. Renz. —
auf arabischen Vollblut⸗Schulpferden in Pracht. costumen. — „Elimar“ (Strickspringer), vorgeführt von Frl. Oceana Renz. — Fahnenquadrille, geritten von 16 Damen. — „Colmar“, geritten von der Schulreiterin ö. Clotilde Hager. — 4 Gebrüder Briatore, Akrobaten. — Sisters Lawrence am fliegen⸗ den Trapez. — Auftreten der Parforcereiterin Mlle, statalie, sowie des Saltomortalesreiters Mr. Adolf Delbosg und des Jockeyreiters Mr. Jules ze. en Entrées und Intermezzos von sämmtlichen owns. ;
Sonntag; 2 Vorstellungen. Nachmittags 4 Uhr (1 Kind frei). Aschenbrödel. (Ballet ⸗Einlage; Frühlingsreigen⸗Walzer.) Abends 79 Uhr: Auf Helgoland.
Familien ⸗Nachrichten.
Verehelicht: j Otto Graf Bothmer auf Hoofe mit Frl. Elisabeth Edle von der Planitz. — Mt. Lieut. Hugo von Walther-Croneck mit rl. Erna von Weltzien (Schwerin i. M..
Geboren? Ein Sohn: Hrn. Hauptmann Eber— hard Frhrn. von Rheinbaben. Eine Tochter:
Gesangsposse in W. r tab
Adolph
um 1. Male:
ei bearbeitet ichard Genése. Anfang
Staaten Amerikas sich zusammengeschlossen hatten,
die Naturgesetze der
Uebersicht der Witterung.
Ein tiefes barometrisches Minimum liegt n von den Shetlands, einen Ausläufer südostwärts na dem Skagerak hin entsendend. Das barometrische Maximum befindet sich über Südwest⸗Europa. Bei durchschnittlich mäßiger, vorwiegend südlicher bis westlicher Luftströmung ist das Wetter in Deutsch⸗ land trübe, ohne wesentliche Aenderung der Tempe⸗ ratur; stellenweise ist etwas Niederschlag gefallen. Im nordöstlichen Deutschland sowie in Bayern herrscht leichter Frost; am Bottnischen Busen strenge Kälte, dagegen im innern und südlichen Rußland
Thauwetter. . . Deutsche Seewarte.
Lumpengesindel. Komödie in 4 Acten von Ernst von Woljogen. Anfang 73 Uhr. Sonntag u. folg. Tage: Lumpengesindel. Sonntag: Nachmittags ⸗Vorstellung zu bedeutend ,,. Preisen. Ein toller Einfall. Schwank in 4 Acten von Carl Laufs. Parquet 1 16 ꝛ2c. An⸗
fang 4 Uhr.
Friedrich Wilhelmstüdtisches Theater. Sonnabend: Mit neuer Ausstattung zum 17. Male: Das Sonntagskind. Operette in 3 Acten von 3 Wittmann und Julius Bauer. Musik von
rl. Millöcker. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Dirigent: Kapellmeister Jedermann. Die
Wallner ˖ Theater. Sonnabend: Zum 7. Male: J Uhr
Sonntag: Dieselbe Vorstellung.
Am Landes⸗ ö Park (Lehrter Bahnhof. Geöffnet von 1211 Uhr. Täglich Vorstellung im wissenschaftlichen Theater. eh , die r
zettel. Anfang 75 Uhr.
lag⸗
Concerte. Sing ˖ Akademie. Sonnabend, Anfang 77 Uhr:
Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde.
Hrn. Rittmeister z. D. Horst von Saucken Garlẽ⸗ ruhe i. B.). . Gestorben: Fr. Bertha Freifrau von Richthofen, geb. Schröder (Berlin). — Hr. Hugo von Schmer= feld (Haina).
me,
Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin:
Verlag der Expedition (Scholy. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagt⸗ Anstalt, Berlin 8SW., Wilhelmstraße Nr. 32.
Sechs Beilagen
Klavier⸗Abend von Alice Dessauer.
Decorationen aus dem Atelier von Falk. Die neuen
leinschließl ich Börsen⸗Beilage).
Erste Beilage
zum Deutschen Reichs⸗-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Auzeiger.
M 32.
—
Deutscher Reichstag. 163. Sitzung vom Donnerstag, 4. Februar. 2 Uhr.
Am Tische des Bundesraths die Staatssecretäre Dr. von oefticher, Dr. von Stephan, Frei fchal 9 i . ph . Freiherr von Marschall
In dritter Berathung werden die Declarati ĩ heile Verlängerung des. R 9 und der zweite Nachtrag zum Etat für 18951792 definitiv ohne Debatte genehmigt, worauf das Haus in die erste und event zweite Berathung des Weltpostvertrags nebst den fünf dazu gehörigen Uebereinkommen eintritt.
Staatssecretär Dr. von Stephan:
Meine Herren! Wenn die Ihnen zur Beschlußfassung und even— tuellen Genehmigung vorgelegten Verträge bis zum J. Juni die Rati⸗ fiegtion der betreffenden Staatsoberhäupter erlangen, wozu allerdings in einer Anzahl von Fällen die vorherige Genehmigung der Volks— vertretungen erforderlich ist: dann wird vom 1. Juli 1892 ab, nach⸗ dem in Wien der letzte dem Postverein noch nicht angehörig gewesene Velttheil, Australien, demselben beigetreten ist, auf dem ganzen be⸗ wohnten Erdenrund die Niederlegung aller Grenzen der Staaten und der Welttheile erfolgt und auf diesem Gebiete die völlige Verkehrs— freiheit hergestellt sein. (Lebhaftes Bravo.)
Was diese Umwälzung besagen will, das brauche ich Ihnen nicht erst zu schildern; es charakterisirt sich am besten durch die Thatsache daß der Minister eines kleineren deutschen Staats vor noch nicht 50 Jahren den souveränen Ausspruch thun konnte: unsere Landes⸗ grenzen sind nicht dazu da, um von dem Auslandsverkehr niedergetreten zu werden. (Heiterkeit.)
Nun, meine Herren, die Zeiten und die Ansichten und die Men— schen wechseln, wie schon ein altes Wort sagt; und wenn der Wechsel sich immer in so erfreulicher Weise vollzieht, so werden wir gewiß alle damit einverstanden sein.
Is ist Ihnen bekannt, geehrte Herren, daß der Anfang des Welt— postvereins in Bern liegt, wo im Jahre 1874 der allgemeine Post⸗ verein, wie er damals hieß, begründet wurde. Er bestand aus 22 Staaten, im Verhältniß zu den 52 Staaten der Erde der kleinere Theil der Zahl nach, aber ein sehr gewichtiger. Es waren sämmtliche Länder Europas und die Vereinigten Staaten von Amerika, sowie das Vice Königreich Egypten, welches damals noch den Sudan be— herrschte, mithin waren schon Bruchstücke von den beiden anderen
Welttheilen mit dem allgemeinen Verein verbunden. Es war aber
dadurch, daß die sämmtlichen Staaten Europas und die Vereinigten ein wichti
Krystalisationskern, ein Centralkörper hergestellt, J Masse und Festigkeit es wohl unzweifelhaft war, daß d Gravitation bei den anderen Körpern sich sehr bald äußern mußten. Und das geschah denn auch. Bereits in der Zwischenzeit bis zum zweiten Congreß, der in Paris 1878 stattfand, hatten eine ganze Anzahl von Staaten, dem Zuge der Idee und Zeitströmung folgend, auf dem schriftlichen Wege in der vor— geschriebenen diplomatischen Form ihren Beitritt zum Verein erklärt,
und es konnte daher in Paris, wo der neue Vertrag von 1878 unter—
eichnet wurde, dazu übergegangen werden, den Namen des Weltpost⸗ dereins als Firma darüberzuschreiben. Schon damals wurden An— sctze gemacht, auch Australien mit in den Verein zu nehmen. In— dessen sie gelangten noch nicht zum Ziele, und der auf dem Lissaboner Post. congreß im Jahre 1885, — ein Congreß, der sich allerdings wesentlich mit dem inneren Ausbau des Vereins zu beschäftigen hatte —, cbenfalls gemachte Versuch, diesen Beitritt des fünften Welttheils herbeizuführen, scheiterte. Wir ließen uns aber nicht entmuthigen, und wenn wir den einen Bolzen abgeschossen hatten, der zunächst sein Ziel nicht erreichte, so verfuhren wir nach dem Princip des Bassanio, und schossen einen zweiten Bolzen desselben Wegs entlang. Das ist geschehen und diesmal ist das Ziel getroffen. Auf dem Posteongreß der sich im vorigen Sommer in Wien versammelt hatte, haben lummtliche Staaten Australiens ihren Beitritt erklärt. Es sind das die fünf festländischen Staaten und Colonien von Australien, ferner 3 und Neu⸗ Seeland mit dem gesammten pacifischen Archipel. ö nuines gehört schon seit der deutschen Colonisation zum Verein. Alle diese Staaten und Länder und Inseln sind unter dem jetzt gang—⸗ baren Namen „Austral-Asien! dem Verein beigetreten und derselbe umfaßt also den ganzen Erdball. Sein Umfang fällt mit der Peripherie des Globus zusammen und er reicht bis zu unseren Gegen— füßlern in Neu⸗Seeland. . kann sagen, es war ein eindrucksvoller Moment, als nach jähriger Arbeit, — 1878 hatten wir mit Australien angefangen; es
waren viele Schwierigkeiten zu überwinden, die ich nicht einzeln auf⸗
, brauche, — als nach dieser langen Arbeit endlich das Ziel . war, und nun der Senior der australischen Abgesandten — ö waren deren fünf in Wien anwesend — im versammelten Congreß, er aus etwa 130 Mitgliedern aller Länder der Erde bestand, sich erhob und folgendes sagte: q a, sehen in dem Anschluß unserer Kolonien ein historisch J ch iges Ereigniß. Fürwahr, es ist ein glücklicher Tag, an welchem sese jungen Staaten mit den größten Nationen der Erde zu einem hett ichen Postwesen sich verbinden, zu einer Verkehrsorganisation, . dazu ausersehen ist, die commerziellen, politischen, ethischen und drialen Beziehungen des ganzen Universums zu pflegen und zu erweitern. Nun, meine Herren, wenn man bedenkt, daß noch im Jahre 1872
allein von Deutschland nach Australien 25 verschiedene Portosätze be⸗
. bis zur Höhe von 156 Sgr. für den Brief, wenn Sie h vergegenwärtigen, daß jetzt ein Satz von 2 Sgr. zu zahlen ist, . außerdem eine einheitliche Gewichtsprogression erreicht ist, was . auch nicht der Fall war, so illustrirt das am besten den Fort— 6 itt, der auf diesem Gebiet gemacht worden ist. Die Union, welche
ihrer Begründung in Bern im Jahre 1874 40 000 0690 qkm
umfaßte und 350 000 000 Einwohner zählte, zählt jetzt, falls dieser
Berlin, Freitag, den 5. Fehruar
Vertrag die Ratification erhält, also vom 1. Juli ab. 96 0 qk und 946 000 000 . // 3
Abgesehen von dieser Ausdehnung des äußeren Umfangs des Vereins, hat derselbe auch in intensiver Beziehung, was seinen Inhalt betrifft, die Gebiete der Thätigkeit, auf welche sich seine debensãußerungen erstrecken, ebenfalls eine erhebliche Nehrung er⸗ kö Während noch in Bern und in Paris man die allgemeine Bereinigung nur auf die Briefpost: Briefe, Postkarten, Zeitungen Kreuzbandsendungen, Waarenproben beschränkt hatte, begann all. mãhlich auch das Einheitsbedürfniß weiter zu greifen auf die . Zweige der postalischen Thätigkeit, und es gelang auf einer . conferenz in Paris im Jahre 1880 — eigentlich damals wider unser offen und Erwarten, weil eben eine große Anzahl Staaten in Europa keinen Fahrpostdienst hatte, namentlich England, Frankreich Italien dolland, Spanien, Portugal 2c. — doch bereits 17 Staaten in per einigen für die Herstellung eines Packetpostdienstes. Es wurde dann weiter gegangen und der Verein ausgedehnt auf die Beförderung von Geldbriefen, Packeten mit Werthangabe, kleine Behalter mit Pretiosen, Juwelen, was für diese Geschäfte und Fabrikations— zweige, deren Import und Export von erheblicher Wichtigkeit is Dem schloß sich an der Austausch von internationalen Post- An⸗ weisungen über einen sehr großen Theil der Erde, sodann der Post-Auftragsverkehr: die Einziehung von Forderungen bis in die fernen Gegenden, und endlich ein Novum auf den Wiener Kongreß, der Entwurf eines Vertrags zur Herstellung eines einheitlichen Betriebes für das Zeitungswesen, und zwar nach dem Muster des in Deutschland bestehenden Zeitungsabonnements⸗ wesens, Die Zahl der in unserer Postzeitungsliste aufgeführten aus— ländischen Blätter hat sich in 30 Jahren von 739 auf 2549 und bie Zahl, der mit dem Auslande gewechselten Zeitungsexemplare von jährlich 30 Millionen auf 70 Millionen vermehrt. Das waren die intensiven Verbesserungen, die eingetreten sind. Es erstrecken sich natürlich diese Zweige noch nicht auf den ganzen Umfang des Ver— eins; aber es ist doch hocherfreulich, wie nach und nach das Weiter— umsichgreifen des Einheitsbedürfnisses doch so stark und die Gravitation so bedeutend ist gegen den Centralkern, daß beispielsweise die Packet⸗ beförderung, welche, wie ich schon die Ehre hatte, zu erwähnen, 1880 sich auf 17 Staaten beschränkte, heute schon ausgedehnt ist auf 34 von den 52 Staaten, die die Erde enthält und die in Wien vertreten waren.
Ich erwähnte, daß der Umfang des Weltpostvereins mit der Peripherie der bewohnten Erde zusammenfällt. Ich habe da aber noch zwei Einschränkungen zu machen: einmal, was Süd-Afrika betrifft. Das Capland, der Oranje⸗Freistaat, der mehr oder weniger in einem gewissen Abhängigkeitsverhältniß zu demselben steht, und die südafrikanische Republik Transvaal hatten bisher dem Verein nicht angehört. In Wien ist die südafrikanische Republik Transvaal vertreten gewesen und hat sich das Protokoll offen gehalten, indem der Bevollmächtigte sein volles Einverständniß mit dem Beitritte aussprach, das er aber noch nicht bekräftigen konnte, weil zuvor, ehe der Vertrag von ihm unterzeichnet werden kann, die Genehmigung des Volksraads einzuholen ist, der in Prätoria erst im Mai dieses Jahres zusammentritt. Es ist aber wohl nicht zu bezweifeln bei dem großen Interesse, das die afrikanische Republik hat, mit dem Verein mehr in Berührung zu kommen, und bei dem Um— stande, daß sie jetzt eine vom Kapland unabhängige Verbindung bekommt, nämlich durch die Linie über die Delagoabai, wo die deutschen Reichspostdampfer anlaufen, daß der definitive Beitritt ge⸗ schehen wird.
Was das Capland betrifft, so war dasselbe nicht vertreten, aber die britischen Bevollmächtigten hatten den besten Willen, ihre Ver— mittelung eintreten zu lassen. Es bedurfte vorher noch eines Einvernehmens mit der Capeolonie, und bei den weiten Ent— fernungen war es nicht möglich, dasselbe herzustellen bis zum Schluß des Wiener Congresses, der im ganzen nur 64 Wochen gedauert hat. Es ist aber wohl nicht zu bezweifeln, daß, nachdem diese Verhandlungen eingeleitet sind und auch die großbritannische Regierung sich dafür interessirt, auch der Beitritt des Caplandes erfolgen wird. .
Was dann endlich China betrifft, so ist dasselbe nach seinen staatlichen Traditionen und da es keine eigentliche Post hat, bisher dem Weltpostverein nicht beigetreten und wird das wohl auch nicht in einer absehbaren Zeit. Indessen hat das weiter nicht viel zu sagen für die Vermittelung des internationalen Verkehrs; denn die HSaupt⸗ mächte des Abendlandes haben in den Häfen, welche nach den politischen Verträgen dem Handel offen sind, europäische Postämter — es giebt daselbst auch amerikanische —, und diese vermitteln den Verkehr mit dem himmlischen Reiche und zu den Sätzen des Weltpostvereins. Wir haben selber ein Kaiserliches deutsches Postamt in Shanghai eingerichtet, und wie sehr sich der Verkehr auch dort hebt, geht daraus hervor, daß in dem Jahre 1891 bei unserem Postamt in Shanghai bereits 140 000 Stück Postsendungen zu behandeln gewesen sind, daß die Einnahmen 23 734 S, die Aus⸗ gaben 9436 6 betragen haben, und daß sich also ein Ueberschuß von 14298 4 ergiebt. Man kann sonach sagen, daß in der That die Action des Vereins sich über die ganze Erde erstreckt.
Abgesehen hiervon nun war die Aufgabe des Wiener Congresses, Verkehrserleichterungen und Verbesserun⸗ gen einzuführen, von denen ich nur die wichtigeren streifen will. Also einmal die Herstellung des schon erwähnten einheitlichen Zeitungspostdienstes, zweitens die Gründung eines allgemeinen Ab⸗ rechnungsbüueaus, welches in Bern eingerichtet werden soll — ein Clearinghouse — für die noch verbleibenden Abrechnungen der Staaten über die Postanweisungen und die Transite. Ueber das Porto findet ja, wie Sie wissen, keine Abrechnung mehr statt. Sodann namentlich eine directe Verbindung mit unseren Kriegsschiffen; bisher war es nicht thunlich, von der Heimath unter allen Umständen dire ct
Postkartenschlüsse auf die in fremden Häfen befindlichen deutschen Kriegsschiffe zu senden, sondern es mußte die Vermittelung
E892.
dort befind⸗
der betreffenden Landespostverwaltungen bezw. der lichen englischen, französischen Schiffe. u. s. w. in Anspruch genommen werden, und es ist das, oft von den Besatzungen in den fremden Gewässern nachtheilig empfunden worden, daß sie diese DHeimathspost dadurch öfter verspätet und mit manchen Umständen er— hielten. Es hatte die englische Regiérung bisher Anstand genommen den directen Verkehr auch auf die Kriegsschiffe allgemein auszudehnen Jetzt ist es aber auf dem Congreß infolge eines von Deutschland und Frankreich gemeinsam gestellten Antrags gelungen, schließlich mit Einstimmigkeit durchzusetzen, daß die Kriegsschiffe eben o behandelt werden, wie Theile des Heimathlandes, die von demselben augen⸗ blicklich getrennt sind, sodaß unter den Bestimmungen und Reglements der Heimath directe Briefpackete auf unsere Kriegsschiffe an—⸗ gefertigt werden können und daß dieselben von den betreffenden Landesverwaltungen und fremden Post⸗ und Kriegsschiffen unmittelbar an Bord unserer Orlogschiffe ausgehändigt werden müssen Endlich ist, um von den wichtigeren Verkehrserleichterungen zu sprechen die Postkarte mit Antwort für den Vereinsverkehr eingeführt ohr ben mit der Erweiterung, daß die Antwortkarte, welche ja die Marke der Heimath trägt, gleichwohl frei für die Rücksendung benutzt werden kann. Wenn wir uns also denken, daß eine Postkarte mit Antwort von hier nach Amerika geht, so trägt die Blankoseite ja auch den deutschen Freimarken⸗ stempel, und die Karte kann in Amerika verwendet werden zur Antwort sodaß der deutsche Stempel für die Bezahlung des Portos gilt ohn daß Amerika von uns etwas einzuziehen hat. Es würde das vom finanziellen Standpunkt vielleicht etwas bedenklich erscheinen. Indessen hat sich doch im Postverkehr ein allgemeines Gesetz herausgebildet wonach ziemlich gleichmäßig die Strömung des Verkehrs in ber Richtung von dem einen Staat nach dem anderen geht und umgekehrt also wenn wir 50 Millionen Briefe nach Amerika schicken, so kommen auch ungefähr so viel zurück. Darauf beruht das Princip daß über das Porto nicht mehr abgerechnet wird. Es walte also ein ähnliches Gesetz wie das hydraulische, z. B. in den communicirenden Röhren der Ausgleich zwischen den beiden Flüssigkeiten, die Herstellung des Niveaus. Man hat an den eben genannten Fortschritt schon große Hoffnung geknüpft und von einer allgemeinen Freizügigkeit der Postmarken gesprochen, von der Herstellung einer einheitlichen Marke für alle Länder der Welt. Indessen gehört das wohl noch in das Reich der Zukunftsideen; denn ehe wir dazu übergehen können, müssen zwei nothwendige Voraus⸗ setzungen erfüllt werden. Es muß das Münzsystem mehr vereln⸗ facht werden, und es muß die Papiervaluta abgeschafft werden in den Ländern, die damit noch, ich möchte sagen, behaftet sind; denn sonst würden die Marken in den Ländern mit der minderwerthigen Wahrung gekauft, von Speculanten in andern Ländern weiter verbreitet werden. Sodann muß die ganze Strafgesetzgebung in Betreff der Nach⸗ ahmung, Fälschung und Wiederverbrauch bereits entwertheter Marken in allen Ländern gleichmäßig und nicht minder das Strafverfahren geregelt werden. Das sind zwei große, erst zu erfüllende Voraus— setzungen, und deshalb kann jetzt nicht davon die Rede sein. Die Abrechnungen würden uns keine Schwierigkeiten machen: da giebt es ein Verfahren, um die gegenseitigen Ausgleichungen unter den Staaten auszuführen.
Die letzte Aufgabe, die dem Wiener Congreß oblag, war die Codifieation des gesammten Materials, welches in den drei vorhergehenden Congressen verarbeitet worden war, und das liegt Ihnen eben in diesen sechs Verträgen mit den Schlußprotokollen vor, zu denen auch die be⸗ treffenden Ausführungsreglements gehören. Es war das eine große, ungemein umfassende Arbeit, und wenn man sich vergegenwärtigt, daß 47 Staaten von den 52 persönlich in Wien vertreten waren, — die anderen hatten sich durch Substitution vertreten lassen — und daß 74 mit Vollmacht versehene Vertreter anwesend waren, nicht um einen der Congresse zu halten, wie sie jetzt vielleicht zu häufig vorkommen, wo Reden und Vorträge akademischer Art gehalten und mehr oder weniger vage Resolutionen gefaßt werden, sondern mit der Mission, positiv etwas auf dem Gebiete der Thatsachen zu schaffen, Verträge abzuschließen und zu verhandeln, so wird man zugeben, daß bei solcher bedeutenden Anzahl von Bevollmächtigten eine erhebliche Anstrengnng dazu gehörte, diesen Congreß zu leiten. Es waren abzugeben unter diesen Dokumenten, die Sie vor sich sehen, im ganzen von all den Bevollmächtigten, die anwesend waren, 25 366 Unterschriften. Da das unmöglich war — das würde den Congreß über Gebühr verlängert haben — so ist nur ein Exemplar von jedem dieser Verträge von sämmtlichen Bevoll— mächtigten unterschrieben worden. Das ist in der Wiener Staats kanzlei niedergelegt, und es sind die Abschriften davon gedruckt und an die einzelnen Regierungen vertheilt worden. Die Verhandlungen des Congresses nahmen 1920 Druckseiten in Folio ein, und diese mußten in 37000 Exemplaren gedruckt werden. Es gab das zusammen 71 000 000 Druckseiten, eine überaus respectable Leistung der kaiserlichen Staatsdruckerei in Wien. Ich muß hier ein Wort der wärmsten Anerkennung aussprechen für die
Kaiserlich österreichische Regierung und den Leiter des Kaiserlichen Handelsministeriums sowie den Präsidenten des Internationalen Post⸗ congresses, den Generaldirector der Posten und Telegraphen in Oester⸗ reich, welche mit Unterstützung dessen ausgezeichneter Räthe mit einer außerordentlichen Umsicht, namentlich auch in den Vorbereitungen für den Congreß, die bis auf das Einzelnste, wie bei einer Mobilmachung, voraus berechnet waren, sich der ganzen Leitung dieser großen Sache mit bewundernswerther Energie und zugleich im ver⸗ söhnlichsten Geiste unterzogen haben. Das will etwas besagen; denn mit den Seeretären waren es gewiß 130 Personen aller Rassen, Staaten, Nationen, Sprachen — es wurden 24 Sprachen auf dem Congreß gesprochen, obwohl die eigentliche diplomatische Sprache das Französische war. Es gehörte viel dazu, diese verschiedenen Eigen— schaften, und besonders die verschiedenen Temperamente unter einen Hut zu bringen und in gleichmäßiger, rascher undes doch besonnener
Arbeit zu erhalten, besonders bei der oft starken Lebhaftigkeit der Dis⸗