1892 / 42 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 17 Feb 1892 18:00:01 GMT) scan diff

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m 2

Der Besitzer des Kroll'schen Theaters Herr Joseph Engel ittheilung, wonach er beabsichtigt, mit dem dies⸗ chen Opern-Saison“ eine Jahres-⸗Dper, d. h. eine das ganze Jahr hindurch dauernde zweite Oper zu schaffen. Die Grundsätze, nach, denen diese Jahres-Oper geleitet werden soll, sind die folgenden: Ein Ensemble von wirklich guten Gesangskräften soll in der Kroll'schen Oper wirken; Gäste hervor⸗ ragender Art sollen die Freunde der Kunst zeitweilig erfreuen; neue Qvern deutscher begabter Componisten sollen eine Heimstätte und künstlerische Interpretation auf der, Kroll'schen Opernbühne finden; die Preise der Plätze sollen so normirt werden, daß dem Mittelstande der Genuß einer guten Oper zugänglich gemacht werde. In dem morgigen Concert von Fräulein Schwabe in der Sing-Akademie (Dirigent Professor Joachim) wird Fräulein von

versendet eine jährigen Beginn der Kroll's

Artner, eine jugendliche dramatische mitwirken.

In der am Donnerstag Abend 8 Uhr im Sulzer'schen Musik— saale, Potsdamerstraße 27, stattfindenden Versammlung der Freien en Vereinigung werden Clavierstücke von Willy ieder von Bungert, Bohm, Rubinstein und Algernon

musikalis Kuntze und Ashton zum Vortrage gelangen.

Mannigfaltiges.

Heute Abend hält Herr Dr. Lubasch in dem wissenschaftlichen 0 Theater der Urania einen großen Experimentalvortrag, dessen Thema ließ. „Die chemischen Grundlagen der Heizung und Beleuchtung“ für

weitere Kreise von großem Interesse sein dürfte.

Das Wasserschauspiel „Auf Helgoland“ feiert heute im Cireus ibiläum : Aus diesem Anlaß hat der unermüdliche Director der Pantomime ein neues großartiges

Renz das Jubiläum seiner 150. Aufführung. pyrotechnisches Finale beigefügt.

Am 22. März d. J.

Sturmberichte. Tapiau (Ostpr.), 14. Februar.

Stadt recht bedeutende Schäden verursacht. abgebrochen wurde, auf das Dach der so ist der Schaden für die Stadt recht bedeutend.

artenstein (Sstpr.), 14. Februar. geschrieben:

Winter noch nicht gehabt.

*

icht vom 17. Februar, Morgens.

8

Sängerin von der Wiener Hofoper,

soll, wie die N. Pr. Z.“ mittheilt, in Schöneberg die Einweihung des neu erbauten Rathhauses und die Enthüllung des Denkmals weiland Seiner Majestät des Kaisers Wilhelm L erfolgen, dessen Grundsteinlegung, wie seiner⸗ zeit berichtet, am 22. März 1891 stattgefunden hat.

Die gestern nach der Nat-Ztg.' gebrachte Nachricht von dem Tode des Böttchergesellen Kullmann bestätigt si ö einer der Münchener „Allg. Ztg.“ aus Amberg zugegangenen Mittheilung nicht.

Der orkanartige Schnee⸗ sturm, welcher in der Nacht zum Sonnabend wüthete, hat, wie die K. H. Z. berichtet, nicht nur auf dem Lande, sondern auch in der n Mit welcher Hefti der Sturm dahinraste, geht daraus hervor, daß die Thurmspitze un Kirche in einer Länge von etwa sechs Fuß nebst Kreuz un f irche und von dort auf die Straße stürzte. Das Kirchendach wurde, da es nicht ganz getroffen wurde, nur wenig beschädigt, ebenso sind Personen, da die Straße menschenleer war, nicht zu Schaden gekommen. Da zur Aufsetzung der Spitze ein vollständiges Gerüst von unten auf erbaut werden muß,

10 . Demselben Blatt wird Ein so, schreckliches Unwetter, wie es von Freitag Abend bis gestern in die Nacht hier tobte, haben wir in diesem Ein orkanartiger Sturm, von Nordwest

ressp.

red. in Millim.

ke

Stationen. Wetter.

sius 40R.

Temperatur in o Cel

50C

3 8 3 8 S 3

K /

Mullaghmore 748 NW Regen

Aberdeen. 744 WNW 3 halb bed.

Christiansund 744 O 6 halb bed.

Kopenhagen. 743 WSW 4 Rebel!

Stockholm. 739 W Schnee randa. 759 QO 2 heiter

t. Peters bg. 745 bedeckt

Moskau ... 743 3 wolkig Cork, Queens⸗ ID53 We 3 wolkig 51 MMO 6bedeckt ö wolkenlos 3 wolkig heiter

Neufahrwasser 748 bedeckt 6 ö 4 Schnee hr ster⸗ 4 wolkig Karlsruhe.. 0 NW 2Schnee Wiesbaden . NQ Awolkige) München.. 738 SSW 3 bedeckt Chemnitz.. DVO 1 Schnee?) . NO 2 bedeckt h Breslau... SO 1 bedeckt N d bedeckt . SW . .

) Nachts Schnee. 2) Gestern Schnee. 3) Nebel. 4 Abends Schnee, Rauhreif. ;

Aebersicht der Witterung.

Auf, dem ganzen Gebiete ist der Luftdruck unge— wöhnlich niedrig. Flache Depression liegt über Süͤd— schweden und Süddeutschland. Bei schwacher Luft— bewegung ist das Wetter in Deutschland kalt und trübe, nur in den Küstengebieten heiter. Die Frost— grenze erstreckt sich im Westen bis nach Irland und der Biscgyasee. In Nordostdeutschland herrscht strenge Kälte; Königsberg meldet minus 16 Grad. In Süddeutschland ist vielfach Schnee gefallen. Schneehöhe in Swinemünde 11, Bamberg 19, Kaiserslautern 27, Karlsruhe 38 em.

Deutsche Seewarte.

K ·· —— Theater⸗Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Donnerstag: Opern— haus. 45. Vorstellung. Cavalleria rusti- Cana (Bauern⸗Ehre). Oper in 1 Aufzug von Pietro Mascagni. Text nach dem gleich— namigen Volksstück von Verga. In Scene ge— setzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: kusikdirector Wegener. Vorher: Das goldene Krenz. Oper in 2 Acten von Ignatz Brüll. Text nach dem Französischen von H. S von Mosenthal. Tanz von Paul aglioni. Dirigent: Musikdirector Wegener. Anfang 7 Uhr.

Gebäude noch

ich, da der alles durchdringende Danzig, 15. Februar.

ebildeten angerichtet.

schober vollständig Christiantia,

eingegangen, Bei Langesund wurde ein

In Lillesand mußte

Paris. Der „Wes.⸗Itg.“

im Jahre 1891 hier m Revuen gegründet.

Male erschienen waren.

in Tourcoing

eine Höhlung entdeckt, die Skeletten gefüllt war. Man

Theater erschoß

offener Bühne ein Statist.

. gerettet.

Gargano

Brüssel, 16. Februar.

Schauspielhaus. 47. Vorstellung. Das heilige Lachen. Märchen⸗Schwank in 6 Bildern von Ernst von Wildenbruch. . von Ferdinand Hummel. Tanz von Emil Graeb. In Scene gefetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Musikallsche Direc⸗ tion: Herr Steinmann. Anfang 7 Uhr.

Freitag: Opernhaus. 46. Vorstellung.

leria rusticana (Bauern⸗-Ehre). Oper in 1 Aufzug von Pietro Mascagni. Text nach dem . von Ver a. In Scene gesetzt vom Ober-Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Ile diner Wegener. 2 Die Tm h er des Regiments. Komische Oper in 2 Acten von G. Donizetti. Text nach dem Französischen des St. Georges. Dirigent: Musikdirector Wegener. An— fang? Uhr. Schauspielhaus. 50. Vorstellung. Das heilige Lachen. Märchen⸗Schwank in 6 Bildern von Ernst don Wildenbruch. Musik von Ferdinand Hummel. Tanz von Emil Graeb. In Scene gesetzt vom Ober-Regisseur Mar Grube. Musikalische Direc⸗ tion: Herr Steinmann. Anfang 7 Uhr.

Deutsches Theater. Anfang 7 Uhr.

Freitag: College Crampton. Sonnabend: Zum ersten Male: Glück. Lustspiel in Aufzügen von Karl Jaenicke.

Die nächste Aufführung von „Don Carlos“ findet am Montag statt.

Ca val-

Donnerstag: Faust.

Berliner Theater. Donnerstag: (Agnes Sorma, Nuscha Butze, Ludw. Ludw. Stahl.) Anfang 7 Uhr.

Freitag: 15. Abonnements⸗Vorstellung. Schlimme Saat.

Sonnabend: Der Hüttenbesitzer.

Othello. Barnay,

Lessing · Theater. Donnerstag: Die Grof⸗ stadtluft.

Freitag. Unter vier Augen. Frau. Der sechste Sinn. Sonnabend: Zum 1. Male Heute und gestern. Schauspiel in 4 Acten von Oscar Blumenthal.

Nächste Nachmittags⸗Vorstellung zu volksthümlichen Preisen (Parquet 2 M): Sodoms Ende. Vor— verkauf ohne Aufgeld täglich.

Fräulein

Wallner ˖ Theater. Donnerstag: Zum 9. Male:

Ein berühmter Mitbürger. Burleske in 1 Aet von C. Laufs und W. Jacobi. Musik von Victor Volländer. Zum 9. Male: Der Bärenführer. Schwank in 3 Acten von Franz Wallner und Sscar Teuscher. Anfang 74 Uhr.

Freitag: Der Bärenführer. Ein berühmter Mitbürger.

Sonnabend: Zum 1. Male: Yvette. Carnevals⸗

. in 3 Acten mit Gesang (nach einer franzö— sischen Idee von Carl, Laufs und Maximilian Kraemer. Musik von Victor Holländer. Senntag: Nachmittags⸗Vorstellung zu bedeutend ermäßigten Preisen, Ein toller Einfall. Schwank in 4 Acten von Carl Laufs. Parquet 1 Æ 2c. Anfang 4 Uhr.

kommend, wirbelte den auf den Fluren liegenden Schnee auf und it ihn vor sich her, die Luft derart mit feinem Schneestaube er⸗ füllend daß man auf fünfzig Schritte Entfernung thatsächlich weder Bäume erblicken konnte. Die den ganzen Himmel be⸗ deckenden grauen Wolken schütteten zudem noch immer neue Schnee⸗ massen auf die Erde, die dann vom Sturm ewirbelt wurden. Ein längerer Aufenthalt im

. Das österreichische Kriegsschiff Pe⸗ likan“, welches am Sonnabend seine Fahrt nach wollte, hat nach der D. 3. des stürmischen Wetters wegen seine Abfahrt verschoben und beabsichtigt, sie heute Nachmittag anzutreten. Arge Verwüstungen hat der Sturm in der Umgegend von Königsberg Windmühlen sind dort, wie die Königsberger Blätter berichten, zerstört, Scheunen theils umgerissen, theils von ihren Fundamenten verschoben, Dächer fortgerissen und mächtige Stroh— in die Lüfte gewirbelt worden.

? 16. Februat. D. B. H.“ zufolge, betrübende Berichte über die Verheerungen welche der jüngste Sturm angerichtet hat. Bei Jomfruland sanken zwei Fischerboote, ihre jsämmtlichen Insassen er⸗ tranken; viele andere Fischerboote retteten sich nur mit großer Mühe. x ischerboot von dem Sturm weit in die See getrieben; bei seiner Auffindung waren zwei al ch er er⸗ froren, während ein Dritter noch schwache Lebenszei

ließ. das deutsche Schiff „Marie“ aus Stettin anlaufen, weil es vom Sturme schwer gelitten hatte. Von der aus lebenden Aalen bestehenden, nach London bestimmten Ladung ist die Hälfte im Werthe von 10 000 M abgestorben.

. schreibt man aus Paris: hier bereits eine Unzahl von Zeitungen existiren, vergeht fast kein Tag, wo nicht mehrere Tagesblätter oder Zeitschriften das Licht ; der Welt erblicken. Wie 1. amtlich constatitt worden ist, wurden war mit

icht weniger als 821 Zeitungen und v; r Freilich fristeten die meisten nur ein ganz kurzes Dasein und verschwanden schon in derselben Woche, wo sie zum ersten

Paris, U Gestern haben, der „Frkf. Ztg. zufolge, . : rbeiter, die in der Nähe der Kirche Saint-Christophe mit Erdarbeiten ,, waren, in einer Tiefe von ungefähr 50 em

J. gefüllt. laubt, daß dieses die Ueberreste der

am 17. Mai 1794 in der Schlacht bei Tourcoing Gefallenen sind. Paris, 16. Februar. Während der Vorstellung in einem hiesigen

ich, wie der ‚N. Pr. 3.“ gemeldet wird, auf

keit

. Marseille, 15. Februar. Der Dampfer „Jean Mathieu“

Blume der Gesellschaft Insulaire Morelli“ ist = untergegangen.

Neapel, 16. Februar. Aus der Basis des großen Kegels des Vesuvs ergießt sich laut Meldung des W. T. B. von neuem ein Lava strom gegen die Schlucht des Atrio del Cavallo.

. . uar. Im Bergwerk von Espérance“ stürzten, wie . H. T. B.“ meldet, gestern infolge des Zusammenbruchs einer Galerie vierzig Bergleute etwa 40 m

tief in den

erfaßt und wieder auf⸗ Freien war unmög— neestaub das Athmen erschwerte.

ola antreten

cht. Viele blieben auf der Stelle t andere wurden schwer verletzt. ö

Sofia, 16. Februar.

is zur

Durch das infolge plötzli Thau⸗ . , ,. 5 . 36. ser ist, wie ; gr lichen Tb isenbahnbrücke bei Dragoman weggerissen und Güterverkehr unterbrochen . ee, wd dad, de man abgegangen, um die ö der europäischen Post und Reisenden nach Dragoman bewerkstelligen.

t, die Ein Arbeiterzug ist nach Dahn iederherstellung der Brücke m

Von der Küste sind, dem Schnee

en bemerken Nachmittag

Obgleich

der russischen

Libau,

mit über 2000 menschlichen

nach einer Meldung der Die Mannschaft wurde

Bonne

Friedrich Wilhelmstädtisches Thenter. Donnerstag: Mit neuer Ausstattung zum 39. Male: Das Sonntagskind. Operette in 3 Acten von hig Wittmann und Julius Bauer. Musik von

url. Millöcker. In Scene gesetzt von Julius Hie e. Dirigent: Kapellmeister Federmann. Die

ecorationen aus dem Atelier von Falk. Die neuen Tostume vom Garderoben⸗-Inspector Ventz kn. An fang 7 Uhr.

Freitag: Das Sonntagskind.

Residenz · Theater. Direction: Sigmund Lauten⸗ burg. Donnerttag Zum 21. Male: Musotte. Sitten⸗ bild in 3 Acten von Guy de Maupassant. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Vorher: Modebazar Violet. Schwank in 1 Act von Benno Jacobson. In Scene gesetzt von Emil Lesstug. Anfang 77 Uhr.

Die Aufführung von, Musotte“ beginnt um 8 Uhr.

Freitag: Dieselbe Vorstellung.

Belle. Alliance. Theater. Donnerstag: 46. En⸗ semble⸗ Gastspiel der Münchener unter Leitung des Königlich bayerischen Hofschauspielers Herrn Max

Vspauer. Zum 7. Male: Der Nothhelfer.

ändlicher Schwank mit Gesang und Tanz in 4Acten von Amand Kolbe. Musik von Josef Krügel. Im ö , 6e e r, 78 Uhr.

Freitag: 49. Ensemble-Gastspiel der ;

Der Nothhelfer. .

3 Ernst . Theater. Donnerstag: Zum 5b. Male: Der Tanzteufel. Gesangsposse in 4 Acten von Ed. Jacobson und W. 6. tãdt. 5 theilweise von Gustav Görß. Musi von Gustav Steffens. In Scene gesetzt von Adolph Ernst. Anfang 73 Uhr.

Freitag: Der Tanzteufel.

ane n n, Alte Jakobstraße Nr. 30. irection: Emil Thomas. Donnerstag: Z. 6. Male: Reif⸗Reiflingen. Schwank 5 go ni m en von G. v. Moser. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur August Kurz. Anfang 73 Uhr.

Freitag: Dieselbe Vorstellung.

64670

Hohenzollern⸗ Galerie nahe der Moltke⸗Brücke und Lehrter Bahnhof. Größtes historisches Rundgemälde: Branden burg Preußen 4146810 48395. Besichtigung 9 Uhr früh bis 11 Uhr Abends. Eintritt 1 66 Kinder unter 10 Jahren 50 5.

‚. Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Im Landes⸗Ausstellungs-Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet ven 12 11 Uhr. Täglich 2 6 wissenschaftlichen Theater. Näherez die Anf lag⸗

. 17. Februar. alls haben sämmtliche spätun gen erfahren.

Wien, 17. Februar. (W. T. B. Bei der Er Marie Valexie sind, nachdem d 12.8. M. ungestört geblieben war gen mit Fieber aufgetreten. 566 Entzündungsherde auf dem rech Lungenlappen. unruhigend, die Nahrungsau

St. Petersburg, 17. Februar.

fand unter äußerst zahlreicher der hauptstädtischen z des Afrikaforschers Dr. rische Katherinen⸗Kirche, wo der Sarg aufgeba Palmen und

der Verstorbene war, Blumenspende nieder.

Nach Schluß der Redaction eingegangene

Depeschen. (W. T. B.)

nahme genügend. (W. T. B.)

ö statt. Die

Gelehrtenkrei Junker

tropischen

legten am Sarge eine

1I7. Februar. (W. T. B.)

nach Süden verspürt. Rom, 17. Februar. losen Arbeiter beabsichtigten heute Meeting abzuhalten; die Polizei hielt jed 39 Colosseum besetzt. Ruhe; der erwartet nicht ausgebrochen.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten, Zweiten und

Dritten Beilage.)

Concerte.

Sing Akademie. Donnerstag, Anfang 75 Uhr: Concert der Violinvirtuosin Betty Schwabe mit dem Berliner Philharmonischen Orchester unter gütiger Leitung des Herrn ö. Dr. Jos. Joachim, sowie unter Mitwirkung der K. Hof-Opernsängerin Frl. Josefine von Artner aus Wien.

Concert · gans. Donnerstag: Karl Meyder⸗ Concert. Gesellschafts⸗Abend. Anfang 7 Uhr. Dienstag, 1. März (Fastnacht), letztes Familien Ballfest. Billets à 3 M im Bureau des Hauses.

Circus Renz. Karlstraße. Donnerstag: Zwei Vorstellungen. Nachmittags 35 Uhr: Auf Aller— höchsten Befehl Seiner Maj slat des Kaisers und Königs Extra⸗Gala⸗Vorstellung mit besonders ge— wähltem Programm. Zum Schluß: n Helgoland w oder: Ebbe und Fluth. Große hydrol. Ausstattungs- Pantomime in 2 Ab— theilungen mit Nationaltãnzen (60. Damen), Aufzügen. Neue Einlage: „Die , und Ulanen'. Dampfschiff und Bootfahrten, Wasser= fälle, Riesenfontänen mit allerlei Lichteffecten und neuen Ueberraschungen ꝛc., arrangirt und inscenirt vom Director EC. Renz. Abends 77 Uhr: Wieder⸗ holung obiger Verstellung. Auf Helgoland rc.

Täglich: Auf Helgoland. .

Sonnahend: Benefiz für die Schulreiterin Fräul. Clotilde Hager.

Senntag: 2 Vorstellungen. Nachmittags 4 Uhr Kind freih. Mazeppa's Verbannung. Abends 73 Uhr: Auf Helgoland.

k —— —m —— —. Familien ⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Charlotte von Dunker mit Hrn. Lieut. Ulrich Hoffmann (Salle a. S.). Frl. Anni Krieg mit Hrn. Lieut. Otté Weisbach Liegnitz =-Straßburg i. E.) Frl. Louise von Heister mit Hrn. Lieut. von Bernuth (Hannober). Frl. Adelheid Sethe mit Hrn. Referendar Victor Kramer (Naumburg a. S5. ö

Verehelicht: Hr. Fritz von Michael, Groß⸗-Plasten mit Frl. Else Haniel (Berlim).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Bau⸗Inspector Echternach (Breslau). Eine Tochter: Hrn. Geh. Regierungs⸗Rath Dr. Hermes (Berlin). Hrn. Prein. Lieut. Henning von Arnim (Dresdem. Hrn. Lieut. von Gusnar (Stolp i. P.)

Gestorben: Hr. Oberst-Lieut. a. D. Friedrich von Kurowski (Danzig). Hr. Prediger Carl Horn (Dammen .

m

Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin: . Verlag der Expedition (Schol).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags; Anstalt, Berlin 8sWw., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sieben Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).

3) Infolge sehr starken Züge mehrstündige Ver—

zherzogin as Wochenbett bis . Bronchitis⸗-Erscheinun— Hierauf zeigten sich mäßig aus⸗ uf echten unter

Das J ist keineswegs J.

Gestern the ele, Beerdigung t . rt stan Gewa ich geschmückt und vermochte die Menge der zur 3 der Leichenfeier Erschienenen kaum zu fassen. Die Vertreter geographischen Gesellschaft, deren Ehrenmitglied prachtvolle

, Da Reval und Baltischport wegen der Sperrung der Dagerorter durch Eis unerreichbar sind, mußte ein dort englischer Dampfer in den hiesigen Hafen einlau des . . it

om, 17. Februar. (W. T. B.) In Zafferana am Aetna wurde gestern fruͤh 4 Uhr 20 Minuten eine starke wellengrtige Erderschütterung in der Richtung von Norden

(W. T. B.) Die beschä ftigungs⸗ im . ein zolizei o ie Zugänge In der Stadt herrscht vollkommene e Ausstand der Droschkenkutscher ist

Christiagnia, 17. Februar. (W. T. B.) Der ehemali Minister-Präsident Johann Sverdrup ; ö

assage in if er e. fen, der trotz

ist heute gestorben.

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

M 42.

Berlin, Mittwoch, den 17. Februar

1892.

Per sonalveränderungen.

Königlich Preußische Armee.

Offiziere, Portepee-Fähnriche ꝛc. Ernennungen, Be⸗ förds rungen und Versetzungen. Im activen Heere. Berlin, s3. Februar. Langer Comp. Verwalter vom Cadetten⸗ hause in Bensberg, unter Beförderung zum Feldw. Lt. (mit dem Range eines Sec. ts. in der Armee) und unter Ernennung zum

Hausverwalter. mit dem 1. März d. J. zum Cadettenhause in Farlsruhe verseßt. 4 Abfchiedsbewilligungen. Im activen Heere. Berlin,

1I. Februar. v. Mantey, Gen. Lt, und Commandeur der 29. Dip,

in Genehmigung seines Abschiedsgesuches mit Pension zur Disp. gestellt.

Berlin, 13. Februar. Le Tanneux v. .

Oberfl⸗Lt. 4. D., zuletzt Bats. Commandeur im Inf. Regt. Nr. 96,

die Erlaubniß zum Tragen der Uniform des Garde⸗-Füs. Regts. ertheilt. Königlich Bayerische Armee.

Offiziere, Portepee⸗Fähnricheꝛe. Ernennungen, Be⸗ förderungen und Versetzungen. Im activen Heere. g. Februar. Fischl, Ober⸗Feuerwerker vom 2. Fuß⸗Art. Regt. um Feuerwerks⸗Lt. bei der Geschützgießerei und Geschoßfabrik befördert.

12. Februar. Ott, Hauptm. à la suite des Ingen. Corps, unter Enthebung von der Function als Lehrer an der Kriegsschule, in den etatsmäß. Stand des Ingen. Corps versetzt. Müller, Hauptm. von der Fortification Ingolstadt, unter Versetzung in das Verhältniß à la suite des Ingen. Corps, zum Lehrer an der Kriegs— schule ernannt. . .

Durch Verfügung der Inspec tion des Ingenizeur— Corps und der Festungen. Karpf, Sec. Lt., beim 1. Pion. Bat. eingetheilt. . - 3

—Abschiedsbewilligungen. Im activen Heere. 9. Fe⸗ bruar. Leik, Feuerwerks-Lt. von der Geschützgießerei und Geschoß— fabrik, mit Pension der Abschied bewilligt.

II. Februar. Frhr. v. Fal kenhausen, Major und Com— mandeur des 1. Chev. Regts. Kaiser Alexander von Rußland, unter Verleihung des Charakters als Oberst⸗Lt., mit Pension und mit der Erlaubniß zum Tragen der Uniform der Abschied bewilligt. Frhr. v. Esebeck, Pr. Lt. 4. D., die Aussicht auf Anstellung im Civildienste ausnahmsweise nachträglich verliehen.

Im Sanitäts⸗Corps. 5. Februar. Dr. Zenker (Weil— heim, Dr. Bodenstein (Würzburg), Unterärzte in der Res., p. Frangus (J. München), Unterarzt in der Landw. 1. Aufgebots, zu Assist. Aerzten 2. Kl. befördert. .

12. Februar. Gößel, Unterarzt des 15. Inf. Regts. König Albert von Sachsen, Kemmler, Unterarzt des 17. Inf. Regts. Orff, zu Assist. Aerzten 2. Kl. in den genannten Truppen— theilen befördert.

Beamte der Militär-Verwaltung.

6. Februar. Göbel, Unter⸗Veterinär des 3. Feld-Art. Regts. Königin Mutter, Hiller, Unter⸗Veterinär des 1. Chev. Regts. Kaiser Alexander von Rußland, Günther, Unter⸗Veterinär des 9. Chev. Regts. Taxis, Baumgart, Unter⸗-Veterinär des 2. Ulan. Regts. König, zu Veterinären 2. Kl. in den genannten Truppentheilen befördert.

Durch Verfügung des General Cemmandos J. Armee⸗Corps. Bauer, Zahlmstr., beim 12. Inf. Regt. Arnulf eingetheilt.

XIII. (Königlich Württembergisches) Armee⸗Corys.

Offiziere, Portepee-Fähnriche ꝛc. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im activen Heere. 12. Februar. Tafel, Port. Unteroff., Ober⸗Primaner der Haupt⸗ Cadettenanstalt zu Lichterfelde, im Armee⸗Corps als Port. Fähnr. im Inf. Regt. Kaiser Wilhelm König von Preußen Nr. 120 angestellt.

Im Sanitäts-Eorps. 12. Februar. Dr. Buttersack, Assist. Arzt 1. Kl. im 8. Inf. Regt. Nr. 126 Großherzog Friedrich von Baden, commandirt zum Kaiserlichen Gesundheitsamt in Berlin, auf ein weiteres Jahr in diesem Commandoverhältniß belassen.

Hessen. Darmstadt, 10. Februar. Prinz Ludwig von Batten⸗ berg Durchlaucht, Oberst⸗Lt. à la suite der Art., zum Obersten à la suite der Art. befördert.

ö Kaiserliche Marine.

Offiziere ꝛc. Ernennungen, Beförderungen, Ver⸗ setzungen. Berlin, 15. Februar. Brinkmann J., Capitän⸗-Lt., zum Corvetten⸗Capitän, v. Krosigk, v. Dassel, Lts. zur See, zu Capitän tz. Ahlert, Hollweg, Unter⸗Lts. zur See, zu Lts. zur See befördert. Hübsch, Pr. Lt. vom 1. See⸗Bat., zum Adju⸗ tanten der Insp. der Marine⸗Inf. ernannt.

m-Abschteds bewilligungen. Berlin, 15. Februar. van Nissen, Lt. zur See, auf sein Gefuch der Abschied mit dem Charakter als Capitan⸗Lt., der gesetzlichen Pension nebst Aussicht auf Anstellung im Civildienst und der Erlaubniß zum Tragen seiner bisherigen Uniform mit den für Verabschiedete vorgeschriebenen Abzeichen be— willigt. Ehrenkoenig, Maschinen⸗Ober⸗Ingen. auf sein Gesuch dmit der 6 Pension nebst Aussicht auf Anstellung im Civil⸗ ienst und der Erlaubniß zum Tragen seiner bisherigen Uniform mit den. für Verabschiedete vorgeschriebenen Abzeichen bewilligt. Gleich— kitig ist demselben aus dieser Veranlassung der Charakter als Stabs⸗ Ingen. verliehen.

Deutscher Reichstag. 173. Sitzung vom Dienstag, 16. Februar. 1 Uhr.

Am Tische des Bundesraths der Reichskanzler Graf von Caprivi sowie die Staatssecretäre Dr. von Boetticher und Freiherr von Maltzahn.

ie Specialberathung über den Etat der Heeres⸗ derwaltung des Reichs, speciell über Cap. 18 Militär⸗ Justizverwaltüng und die dazu vorliegenden gestern mit— getheilten Resolutionen der Budgetcommission und der Abgg. Dr. Bu hl und Richter, wird fortgesetz,. Von den Abgg. Freiherr von Gag ern, Reindl und M. Schaedler noch der Antrag eingebracht, den ersten een der Resolution der Budgetcommission folgendermaßen zu

Zum Zweck sichernder Fürsorge für eine angemessene Be⸗ handlung der Soldaten die verbündeten Regierungen zu ersuchen: die Militär ⸗-Strafproceßordnung baldigst einer Reform, namentlich in der Richtung einer größeren Oeffentlichkeit des Verfahrens, zu ire, n mn befcha dei der in Bayern bereits bestehen⸗ en Regelung.

se Abg. Freiherr von Manteuffel (Ccons. : Der Abg. Bebel und ö. Irtunde müßten von ihrem Standpunkte aus in der Resolution cter ul ein so schmähliches Machwerk erblicken, de . ihm . unverständlich sei, wie sie dafür stimmen wollten. Ueberdies

och die Refolution von nationalliberaler Seite mit eingebracht

worden! 1 Seite sehr freudig berührt seien, wisse er nicht. selbst habe die Resolution mit keinem Worte begründet. Die Resolution enthalte auch den Satz, daß jedermann, der irgendwie eine körperliche Mißhandlung erfahre, verpflichtet sein solle, dies anzuzeigen. Der Abg. Bebel habe durch nichts bewiesen, daß durch die Oeffentlichkeit des militärischen Strafverfahrens die Mißstände, die er in unzähligen Einzelbildern vorgeführt habe, beseitigt würden. Es sei weder von dem Abg. D noch von dem nationalliberalen Redner nachgewiesen worden, daß in Bayern trotz der Mündlichkeit des Verfahrens weniger Mißhandlungen stattfänden als in Preußen, und namentlich nicht, daß die Strafen in Bayern strenger ausfielen als in Preußen und in Sachsen. Der Abg. Bebel habe gemeint, dieser schreckliche Geist herrsche deshalb in der Armee, weil die Offizierkreise sich zum großen Theil aus dem Adel und Grundbesitz rekrutirten. Böses Beispiel verderbe gute Sitten, und so würden schließlich auch die bürgerlichen Offiziere inficirt. Den Beweis dafuüͤr sei er schuldig geblieben, wie er denn keine seiner Behauptungen unter Beweis gestellt habe. Er (Redner) behaupte, daß die jungen Leute, die auf dem Lande roß geworden seien, vor Allem, wenn der Besitz schon längere y in der Familie sei, viel besser in der Lage seien, die Bedürfnisse der einzelnen Soldaten kennen zu lernen, mit ihnen umzugehen und in ein kameradschaftliches Verhältniß zu treten, wie diejenigen, welche aus einer Schule oder aus einer sonstigen weniger glücklichen Vor— bildung in diese Verhältnisse hineinträten. Diesen unbegründeten Angriff auf die Großgrundbesitzer und den preußischen Adel müsse er mit aller Entschiedenheit zurückweisen. Wenn der Abg. Bebel immer von dem System spreche, das in der ganzen Art und Weise der Behandlung in der Armee herrsche, möchte er (Redner) von dem System sprechen, das in seinen Reden, namentlich der neueren Zeit, enthalten sei. Die Soeialdemokraten hätten die Parole ausgegeben, ihre Lehren auch auf das platte Land zu tragen. Da passe es ihnen trefflich, bei jeder Gelegenheit gegen die Groß⸗ grundbesitzer aufzuregen. Dieses System verdiene hier öffentlich gebrand⸗ markt zu werden. Der Kanzler des Deutschen Reichs werde aus der Rede des Abg. Bebel die Ueberzeugung gewonnen haben, daß der preußische Minister-Präsident vollständig in seinem Recht gewesen sei, als er be⸗ hauptet habe, daß die Quintessenz des Kampfes, der sich jetzt entspinne, ein Kampf des Atheismus gegen das Christenthum sei. Die letzten Ausführungen des Abg. Bebel hätten in dem Versuch einer Beweis— führung gegipfelt, daß das Christenthum mit der Wissenschaft un— vereinbar sei. Diesen Gegensatz zwischen Christenthum und Wissen— schaft bestreite er auf das allerentschiedenste. Die Militär⸗Straf⸗ proceßordnung halte auch er für verbesserungsbedürftig und sei mit jener Seite des Hauses vollständig einverstanden darin, daß die Stellung des Auditeurs, wie sie jetzt sei, nicht zu halten sei. Gegen eine Vermehrung der Oeffentlichkeit habe er ebenfalls nichts einzuwenden. Aber auf das allerentschiedenste bekämpfe er jeden Versuch, durch die Aenderung der Militärgerichtsverfassung irgend etwas in der Disciplin des deutschen Heeres zu ändern. Man möge bedenken, daß die großen Kriege 1864, 1866 und 1870/71 mit diesem Heere und diesen Grundsätzen in dem Heere geschlagen seien. Der Disciplin habe man es verdankt, daß das Deutsche Reich ent⸗ standen sei, und diesen Schatz der Disciplin dürfe das Reich sich nicht rauben lassen! . Abg. Richter (dfr.): Der Reichskanzler habe in seiner gestrigen Rede gemeint, daß dem Antrag ein gewisses Quantum Parteipolitik zu Grunde liege, und daß derselbe weit schroffer gefaßt sei, als ein ähnlicher Antrag Marquardsen, der vor drei Monaten hier eingebracht sei. Obwohl die Vorwürfe zunächst an die Adresse der National⸗ liberalen gerichtet seien, so halte er sich doch auch verpflichtet, denselben entgegenzutreten. Der Reichskanzler stütze seine Behauptun⸗ gen darauf, daß in diesem Antrag der Schlußsatz fehle: soweit nicht befondere militärdienstliche Interessen Ausnahmen nothwendig erscheinen lassen. Statt dessen finde sich aber in dem Antrag der Satz, daß bezüglich der Oeffentlichkeit und Mündlichkeit des Militärstrafverfahrens Einrichtungen getroffen werden sollten, „wie sie sich im Königreich Bayern bewährt haben“. Zu dem in Bayern geltenden Strafproceßrecht gehöre aber auch die Bestimmung, daß in besonderem militärdienstlichen Interesse Ausnahmen von dem Grundsatz der Oeffentlichkeit statthaft seien. Der Reichskanzler habe bei der Be— kämpfung der Resolution wieder das Gespenst von der großen liberalen Partei hervorgeholt und betont, daß seine (des Redners) Partei mit ihrem Vorgehen lediglich die Geschäfte der Social demokraten besorge; dem sei aber nicht so. Die Soecialdemokratie habe bisher das Fiurm tlꝰ ihrer Agitation in der Behauptung ge⸗ funden, daß in der von ihr zu errichtenden Weltordnung alles aufs beste geordnet sein würde. Diese Seite der Agitation ließen die Herren jetzt mehr zurücktreten, um desto klarer die jetzt herrschenden Mißstände zu schildern und den Glauben zu erwecken, daß eine Ab— hilfe dagegen nur in dem soeialdemokratischen Staat möglich sei; wenn seine Partei aber nachweise, daß auch unter der gegenwärtigen Gesellschaftsordnung Abhilfe eintreten könne, so wirke sie gerade der Socialdemokratie entgegen. Der Reichskanzler habe dann von dem Mißtrauen, das . die Behandlung dieser Frage hier und in der Presse erregt würde, gesprochen. Von einem Mißtrauen gegen die leitenden Stellen könne hier überhaupt nicht die Rede sein, der Erlaß des Prinzen Georg gäbe eher zu einem Vertrauensvotum für diesen Commandeur Anlaß. Durch die Verhandlungen werde auch kein Mißtrauen bei den Soldaten erregt, sondern durch die Mißhand— lungen und die Art, wie man gegen solche einschreite. Das Miß⸗ trauen der Soldaten werde durch nach Haus gesandte Briefe weiter verbreitet und führe schließlich zu einem Mißtrauen gegen die ganze Armee und die ganzen Staatseinrichtungen. Was die Besprechungen in der Presse uke! Entlassungen von Generalen und daran geknüpfte Kritiken anlange, so sei das ja nicht hübsch, aber solche Dinge ständen meist in Blättern, die in der Armee und ihr nahe stehenden Treisen vornehmlich gelesen würden; im übrigen sei die Presse der Spiegel der öffentlichen Meinung, und wenn dem Reichskanzler das, was er in diesem Spiegel erblicke, nicht mehr so gefalle, wie im Anfang seiner Amtsthätigkeit, dann möge das entweder daran liegen, daß der Reichskanzler jetzt reizbarer geworden sei, oder daß die öffentliche Meinung seinen Amtshandlungen jetzt nicht mehr denselben Beifall schenke, wie früher. Die Presse sei mt Nachrichten über militärische Dinge und namentlich über Soldatenmißhandlungen sehr vorsichtig, weil jede nicht erwiesene Behauptung strenge Strafen für den Redacteur zur Folge habe. Bei dem Mangel der Oeffentlichkeit im Militär⸗ krafverfahren müsse die Presse gleichsam vicarirend eintreten. Der Kanzler habe sich dann gegen die freisinnigen Anträge gewandt. Seine (des Redners) Partei wolle zuerst das ganze militärische Be— schwerdeverfahren ändern; jetzt werde der Soldat über das Beschwerde⸗ wesen so mangelhaft unterrichtet, daß er nur den allgemeinen Eindruck erhalte: wenn er sich beschwere, so habe er davon nur Nachtheile zu . wärtigen. Abg. Freiherr von Manteuffel wende gegen die Be⸗ schwerdepflicht ein, sie collidire mit der sonst immer verlangten in⸗ dibiduellen Freiheit des Willens; von einer solchen Freiheit könne aber nur bei privaten Interessen des Individuums die Rede sein, bei einem öffentlichen allgemeinen Interesse, wie es hier vorliege, müsse eine Verpflichtung den Einzelnen ,, werden, und darum solle der Soldat sich beschweren müssen, selbst wenn er persönlich sich die Mißhandlung vielleicht ruhig gefallen ließe. Daß ein öffentliches Interesse vorliege, folge schon aus den Worten des Reichs

Ob die Antragsteller durch die Unterstützung von jener Der Abg. Bebel

Beseitigung der Mißstände ein größeres Interesse, als sonst irgend jemand. Mit welchen Clauseln man die Beschwerdepflicht umgeben müsse, um unbe⸗ gründete Beschwerden zu vermeiden, könne nicht in einer Resolution zum Ausdruck kommen, das sei Sache der späteren Formulirung. Wenn der Reichskanzler die Adresse, an die sich dieser Antrag richte, bemängele, so könne das nur von der von der Commission vorge⸗ schlagenen Resolution gelten; die von seiner (des Redners) Partei vorgeschlagene Resolution richte sich überhaupt an keine bestimmte Adresse, sie beschränke sich darauf, der Willensmeinung Ausdruck zu geben und überlasse es den betreffenden Instanzen, die Consequenzen daraus zu ziehen. Der größere Theil der gestrigen Ausführungen des Reichskanzlers habe sich auf die Reform der Militär⸗Straproceß⸗ ordnung bezogen. Nach seinen Ausführungen könnten manche zu der Ansicht kommen, daß dieser Theil der Resolution weiter nichts als eine Abstraction aus einem juristischen theoretischen Lehrbuch wäre, und gar keinen praktischen Untergrund hätte. Das sei durchaus nicht der Fall. Seine Partei verlange, daß das bestehende baperische Recht zum allgemeinen deutschen Recht erhoben werde. Die Aus—⸗ führungen des Reichskanzlers wendeten sich also mittelbar gegen das bayerische Recht. Es sei nicht wahr, daß dies die Disciplin untergrabe, daß in Bayern nur die Juristen Freude hätten an dem Militärstrafrecht; alle Militärs bis zum höchsten General seien dort einverstanden damit, daß das bayerische Recht ihnen erhalten bleibe. Wenn der Reichskanzler meine, man müsse die Einrichtungen im Frieden schon möglichst denen im Kriege annähern, so sei das ja richtig; aber es habe doch alles seine Grenzen. Man lasse doch beim Manöver die Truppen auch nicht mit scharfen Patronen auf einander schießen. Der Reichskanzler habe dann von den in der Armee herr— schenden Ansichten gesprochen; das seien doch nur Ansichten von Be⸗ rufssoldaten und auch nicht einmal aller, sondern nur der maßgebenden höchsten Personen, der Generalität im weitesten Sinne. Die Ansichten der Armee seien gleich wandelbar wie die der maßgebenden Personen. Wenn die commandirenden Generale ihre Gutachten abgeben sollten, wäre es vielleicht besser gewesen, der Reichskanzler hätte mit seinem Urtheil etwas zurückgehalten, denn die ersteren würden dann ihre etwaigen entgegengesetzten Ansichten nicht so leicht äußern; besonders da der Rea n g nur Lob für die preußischen, aber nicht für die abweichenden bayerischen Einrichtungen gehabt habe, wenn er auch formell erklärt habe, beiden objectiv gegenüberzustehen. Man habe sich lange beunruhigt über die Nachricht von der angeblichen kriegsgerichtlichen Erschießung eines Marinesoldaten in Köln. Der Reichskanzler meine, er könne nicht alle Lügen in der Presse dementiren lassen. Dagegen möchte er doch bemerken, daß beim Civilverfahren es garnicht möglich sei, daß irgendwelche falsche Nachrichten in die Presse ge⸗ langten; ob jemand zum Tode verurtheilt und hingerichtet sei oder nicht, das werde immer sofort amtlich bekannt gemacht. Wenn der Reichskanzler ferner rühme, daß beim Militärstrafverfahren selten jemand unschuldig verurtheilt werde, während das beim Civil⸗ verfahren häufiger vorkomme, so frage sich doch, ob es beim Militär mit dem Wiederaufnahmeverfahren so gut stehe. Die thatsächlichen Verhältnisse lägen da vielleicht ganz anders. Daß der Thatbestand beim Militär leichter eruirt werden konne, da die betreffenden Leute unter steter Controle ständen, während dem Cipvilrichter ganz fremde Personen vorgeführt würden, sei selbstverständlich; man tadele auch nur, daß oft die richtig festgestellten Thatsachen eine falsche Beur⸗ theilung erführen. Wenn ferner gesagt werde, Deutschland habe mit dem Heere, das unter diesen Einrichtungen groß geworden sei, die sieg⸗ reichen Kriege geführt, so erinnere er an die ruhmreichen Er⸗ folge Friedrich des Großen, die dennoch nicht Jena und Auer⸗ städt verhindert hätten. Weil eine Einrichtung sich früher bewährt habe, dürfe man doch nicht ewig an ihr festhalten; würden doch Jahr für Jahr Verbesserungen aller Art in der Armee eingeführt. Die fünfzig Jahre alte Militär⸗-Strafproceßordnung stamme noch aus einer Zeit, wo sich auch das Civilverfahren mehr damit gedeckt habe als heute. Während das letztere mit der Zeit fortgeschritten sei, habe sich das Militärverfahren nicht weiter entwickelt. Der Reichskanzler habe aus der Statistik der wegen Mißhandlungen vorgekommenen Bestrafungen den Schluß gezogen, daß die Zahl der Mißhandlungen abnehme; er (Redner) könne daraus nur schließen, daß die Zahl der zur Anzeige und Bestrafung gekommenen Mißhandlungen abnehme, während die der Mißhandlungen überhaupt vielleicht gar zunehme. Commissions⸗ mitglieder, frühere Offiziere, die nicht für seinen Antrag stimmten, meinten, solche Fälle, wie sie in dem Erlaß des Prinzen Georg ge⸗ schildert seien, wären früher nicht vorgekommen, danach sei es früher also nicht nur nicht schlimmer als jetzt, sondern sogar besser gewesen. Man müsse auch prüfen, ob nicht im letzten Menschenalter Einrichtungen Platz gegriffen hätten, die die Mißhandlungen mehr als früher erleichterten und dazu verführten. Früher seien die Unteroffiziere lange nicht so zahlreich aus Unteroffizierschulen hervorgegangen, wie jetzt, und Unteroffiziere, die niemals Recruten gewesen seien, könnten sich in den Recrutenzustand nur schwer hineindenken und wüßten auch nicht so gut, wie man Recruten behandeln müsse. Jetzt kämen viele Unteroffiziere schon als solche, also als Vorgesetzte zur Truppe und fänden da häufig auch junge Offiziere, die nicht aus der Truppe, sondern aus Kadettenhäusern hervorgegangen und gleich als Vorgesetzte zur Truppe gekommen seien. Eine österreichische Eorrespondenz eines süddeutschen Blattes habe vor kurzem darauf aufmerksam gemacht, daß man in Oesterreich die Unteroffizierschulen auch gehabt, sie aber neuerdings wieder abgeschafft habe. Seitdem das geschehen sei, habe die Zahl der Mißhandlungen anz ungeheuer abgenommen. Nach dem Sxpruche: Ich bitt. Dich, al Florian, beschütz? mein Haus, zünd' andre an! sage man jetzt- Mächtiger Reichskanzler, laß nur das bayerische Straf⸗ recht bestehen, und mach' mit dem norddeutschen, was Du willst! Aber es sei den Herren nicht nur um ihre bayerische Clausel zu thun, sondern wenn ihnen ihr Wille geschehen sei und sie durch eine Vorab⸗ stimmung diese Clausel hineingebracht hätten, dann würden sie sich zu den Gegnern der Resolution schlagen und verhindern wollen, daß das bayerische Recht auf Deutschland ausgedehnt werde. Man habe in Bayern sehr viele Einrichtungen, die schlechter seien, als die deutschen, und seine Partei bedauere es, daß die bayerischen Reservatrechte die Ausdehnung der Reichsbestimmungen auf Bavern verhinderten. Hier liege es eimnal anders, und da hindere die Mehrheit, dem bayerischen Recht die ihm zukommende Ehre zu geben. Weiterhin sei die Re—⸗ solution für die Regierung inannehmbar wegen des Passus von der Religion. Die Religion sei ein sittlicher Factor, dessen Bedeutung man auch anerkenne. Aber warum habe man nicht schon früher den Börsenanträgen z. B. einen

kanzlers. die Armee habe an der

Schluß angefügt, welcher die Pflege religiösen Sinnes im allgemeinen befürwortete? Er wisse nicht, was die Religiosität mit dieser ganzen Frage zu thun habe. Seiner Meinung nach hätten die armen Recruten in Sachsen, die so mißhandelt worden seien, eher zu viel, als zu weni christliche Ergebenheit gezeigt! Die Unteroffiziere gingen zumei aus den Unteroffizierschulen, die Offiziere aus den Cadetten häusern hervor. Diese staatlichen Musteranstalten seien zur eit noch simultan. Wenn man ihnen aber den simultanen harakter vorwerfe, dann habe vielleicht der Reichskanzler ein Einsehen, würde sie confessionell einrichten. Worte, die der Herr Reichskanzler gestern gesprochen: „Wir wollen in den Casernen-⸗ stuben keine Conventikel abhalten seien wahrbaft herz⸗ erfrischend, umsomehr, als in der Budgeteommission der General von Goßler jur Beruhigung der Centtumepartei gesagt babe, daß