Verkehrõ⸗Austalten.
Laut Telegramm aus Venloo ist die erste en lisch e Post über Vlissingen vom 18. d. M. ausgeblieben. Grund: Sturm im Kanal.
Laut Telegramm aus Köln hat die U,. englische Post über Ostende vom 18. d. M. in Köln den Ans zluß an Zug 31 nach Berlin über Hildesheim nicht erreicht. Grund: Betriebsstörung bei Buir.
Bremen, 18. Februar. (W. T. B. Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Tra ven, nach Nem- Vork bestimmt, hat am I7. Februar Vormittags Dover passirt. Der Postdampfer Stutt⸗
art hat am 17. * ruar Vormittags die Reise von Genua nach
outhampton fortgesetzt. Der Postdampfer Hannover“, vom La Plata kommend, f am 17. Februar Nachmittags in Antwerpen angekommen. Der Schnelldampfer Saaler ist am 16. Februar Vormittags von New-JYJork vig Southampton nach der Weser ab⸗ egangen. Der Postdampfer Braunschw i. von Baltimore . ist am 17. Februar Morgens auf der Weser angekommen.
— 19. Februar. (W. T. B. Vorddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer Spree“, am 9. Februar von Bremen und am J0. Februar von Southampton abgegangen, ist am 17. Februar Nachmittags in Rew-⸗York angekommen. Der Schnelldampfer Trave“ hat am 27. Februar Abends die Reise von Southampton nach New⸗Vork fortgesetzt. Der Reichs⸗Postdampfer Stettin ist am 18. Februar . ens mit der für Ost-Asien bestimmten
ost von Brindisi nach Port Said abgegangen. Der Reichs . „Habs burg, von Australien kommend ist am 18. Fe— ruar Nachmittags in Colombo angekommen. Der Postdampfer Darmstadt Hat am 18. Februar Vormittags die Reise von Vigo nach Antwerpen fortgesetzt. Der Schnelldampfer Lahn é, von New-⸗YJork kommend, ist am 18. Februar Nachmittags auf der Weser angekommen. ;
Ham burg, 18. Februar. (W. T. B7) Hambur Ameri⸗ kan ische Packetfahrt⸗Actien gesellschaft. Der Postdampfer „Rugia“ ist, von New-⸗Vork kommend, heute Nachmittag auf der Elbe eingetroffen. Der Postdampfer . Moravia“ ist, von Hamburg kommend, heute Morgen in New-NVoxrk angekommen. Der Schnelldampfer „Augusta Victoria“ ist heute Morgen in Nizza angekommen. .
. n, 18. Februar. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Mexican“ ist gestern auf der Heimreise von Cape tow n. ah⸗
egangen. Der Castle⸗Dampfer „Grantully GCastle! ist 53 auf der Ausreise in Capetęwn angekommen. —
— 19. Februar. (W. T. B.) Der Uniondampfer German ist gestern auf der Heimreise von den Canarischen Inseln ab— gegangen.
Theater und Mufik.
Sing⸗Akademie.
Die junge Violinvirtuosin Fräulein Betty Schwabe, unter Leitung des Herrn Professors Joachim ausgebildet, gab gestern ihr erstes eigenes Concert, welches ungemein zahlreich besucht war. Wahr⸗ haft staunenswerth ist die große technische Fertigkeit, mit der ihr die rapidesten Läufe, die Doppelgriffe, die Töne des Flageolets und die Triller gelingen. Ihr piano ist von bezaubernder Wirkung, während sie im forte jede Rauheit des Bogenstrichs vermeidet. Hierzu kommt eine Reife der Auffassung, wie wir sie in solchem noch fast kindlichem Alter — die junge Dame ist erst fünfzehn Jahre alt — nicht erwarteten, und die besonders in den durch Gedankentiefe sich auszeichnenden Andantesätzen der goncerte von Joachim und Mendelssohn sehr wirksam hervortrat. Außer in diesen beiden Concerten hatte die junge Künstlerin noch in einer
den Vortra
Ballade und Polonaise von Vieurtempg Gelegenheit, ihre Virtuesität ins glänzendste Licht zu setzen. Stürmischer e , folgte allen ihren Vorträgen. Die iel Königlich österreichische Hof⸗ernsängerin Fräulein Josefine von Artner unterstützte das Concert durch der Arie aus Haydn's Schöpfung Auf starkem Fittiche, und einiger Lieder von Goldmark, Mascagni und Bruch. Die sehr kräftige und umfangreiche Sopranstimme würde noch schöner wirken, wenn die Künstlerin das Uebermaß im Tremoliren vermeiden könnte, durch welches z. B. die Schöpfungs— arie bei dieser erregten Art des Vortrags, wie eine Opernarie er= klang. Die Lieder gelangen der Künstlerin besser, doch zeigten sich auch hierin manche zu scharfe Cinsätze der höchsten Töne. Durch leb. haften Beifall bewogen, fügte Fräulein von Artner noch Schumann's „Frühlingsnacht! hinzu. Das Philharmonische Srchester leistete unter der energischen Führung des Herrn Professors Joachim wiederum höchst lobenswerthes.
Im Königlichen Schauspielhause ist seitens des General⸗ Intendanten folgender Aushang bekannt gegeben worden. Den Mitgliedern des Königlichen Schauspielhauses theile ich hierdurch mit, daß Seine Majestät der Kaiser und König mich zu beauftragen geruht haben, sämmtlichen in der, Varstellung Das heilige Lachen; am 185. d. M. Beschäftigten die Allerhöchste Zu⸗ friedenheit auszusprechen, namentlich aber den Damen Conrad, Lindner, Poppe und von Hochenburger..
Am Sonntag geht im Königlichen Opernhause „Ca- valleria rusticana?“ mit den Damen Pierson. Dietrich und Lammert, den Herren Sylva und Fränkel in Scene. Außerdem gelangen die mythologische Tanzdichtung „Prometheus“ und ein Ballet⸗Divertissement aus der Oper Gioconda“ zur ,, w :
Seine Rajestät der Kaiser, Seine Königliche Hoheit der . Heinrich, 6 Hoheit der Erbprinz und Ihre Königliche
oheit die Erbprinzessin von Sachsen-Meiningen, sowie Seine oheit der Prinz Max von Baden wohnten der REstrigen Vorstellung des Othello im Berliner Theater bei. Seine Majestät der Kaiser ließ Herrn Director Barnay die Allerhöchste Zufriedenheit mit
der Aufführung ausdrücken.
Im Lesfsing-Theater kommt, wie bereits angekündigt, morgen Oscar Blumenthal's neues vieractiges Schauspiel „Heute und gestern. zur ersten Aufführung. Die erste Wiederholung des Schauspiels findet am Sonntag⸗-Abend statt, während am Sonntag-Nachmittag „Sodoms Ende“ zur Darstellung kommt. .
Die morgige Vorstellung im Wallner-Theater, in der die große Gesangsposse ‚Bvette‘ zur ersten Aufführung gelangt, beginnt ausnahmswelse um 7 Uhr. . : .
Millöcker's „Sonntagskind', das erfolgreiche Repertoirestück des hiesigen Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theaters, hat auch in Hamburg einen durchschlagenden Erfolg gehabt. .
Die Wohlthätigkeits Matinée im Residenz-Theater, in der Conrad Alberti's neues Bühnenwerk Ein Vorurtheil. zur Aufführung gelangen soll. beginnt am Sonntag um 12 Uhr Mittags,
Im Thomas-Theater wird „Reif-Reiflingen! in Folge seiner günstigen Aufnahme vorläufig auf dem Spielplan bleiben. Conrad Dreher beginnt sein Gastspiel mit dem für Berlin neuen Rauchenegger'schen Volksstück ‚Jägerblut“ in der Rolle des Dorfbaders
angerl. ö Heulen Sophie von Poznanska spielt in ihrem morgigen dritten und letzten hiesigen Concert in der Sing-Akademie, für das, wie schon mitgetheilt, Herr Anton Ru binstein seine Mit— wirkung zugesagt hat, u. a. eine größere Reihe von Chepin'schen Stücken, und zwar die Pröludes in Bdur und Es-dur, die Etudes in As-dur, Es-moll und Acmoll, die Ballade in FEdur und Valse in ASs-dur. — Herr T. Naval, der gelegentlich seiner Mitwirkung in dem Concert des Frankfurter Vocalquartetts so großen Beifall erntete, wird demnächst wieder hier auftreten. Herr Naval hat die Tenorsoli
in dem Concert des Philhgrmonischen Chores am Mon
übernommen. — Für das Concert der jungen Sängerin ln
Minnie Fish, das am Dienstag in der Sin g⸗Akadem ie statt.
findet, haben außer dem Königlichen 5 sten Herrn Heinri
Barth noch die Damen Heineberg und Moore ihre Mitwirkung zu⸗
ker; der Ertrag des Concerts ist für die hiesige amerikanische Kirche immt.
Mannigfaltiges.
Das Kolossal⸗Rundgemälde in der e den ene, ,. am Lehrter Bahnhof, das bekanntlich die Ruhmesgeschichte dez preußischen Staates und der Hohenzollern in großen, vom Professor Fleischer ausgeführten Gruppenbildern veranschaulicht, erfreut sich einer von Tag zu Tag wachsenden Theilnahme aller Kreise unserer Reichshauptstadt. Auch das Fremdenpublikum bringt ihm ein überaus warmes Interesse entgegen. Besonders stark ist der Andrang seitens des Militärs. Vor wenigen Tagen noch erschienen mehrere Compagnien hiesiger Regimenter, sowie Cadetten aus Lichterfelde, unter Führung ihrer Vorgesetzten, um an dem Rundgemälde vaterländische Geschichte zu studiren. Gleiches Interesse giebt sich dafür auch in Vereinskreisen kund. 20 099 Billetz wurden an die Vorstände von Vereinen bereits abgegeben. Der Ein⸗ trittspreis beträgt 1 1 für Erwachsene und 50 3 für Kinder unter zehn Jahren.
Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.
Köln, 19. Februar. (W. T. B.) Von dem heute früh
5 Uhr 19 Min. hier fälligen . Schnellzuge ent—
leisten, wie die „Kölnische Zeitung meldet, um K Uhr üh auf dem Bahnhofe Buir bei Düren vier Wagen; Personen wurden nicht verletzt.
Paris, 19. Februar. (W. T. B.) Der boulangistische Deputirte Laur hat als Civilpartei bei dem Zuchtpolizei— gericht eine Klage gegen den Minister Constans wegen dry hd Mißhandlung angestrengt und verlangt, . von dem Strafantrage des Staatsanwalts, einen Franc Schmerzensgeld. Laur hat die Ermächtigung des Senats zur Verfolgung des Ministers nicht nach 3. ;
Rom, 19. Februar. (W. T. B.) An verschiedenen Orten haben die Arbeiter die Arbeiten wieder aufgenommen; die Stadt hat ihr gewöhnliches Aussehen, die Läden sind ge— öffnet, die Fiaker und die Wagen der Omnibusgesellschaft ver—⸗ kehren wieder. Die Brücken sind militärisch besetzt; man glaubt, der Tag werde ruhig verlaufen.
Athen, 19. Februar. (W. T. B.) Die Commission der Kammer stellte in der Angelegenheit der Versetzung des früheren Cabinets Trikupis in den Anklagezustand den Antrag, daß die Kammer wegen Verwendung des Eisen— bahn⸗Anlehens Piräus⸗Larissa und wegen Nichtausführung richterlicher Erkenntnisse Anklage erhebe. Die Verhandlung hierüber findet am Montag statt. Die Opposition hielt sich von der ersten Lesung der Finanzvorschläge des Cabinets fern.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)
t vom 19. Februar, r Morgens.
* ** S
Wetter
O0 p. 32. m. **
von Gri
Stationen. Wind. Wetter.
1Aufzug von gleichnamigen
Temperatur in O Celsius 50 C. — 40R
Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeress red. in Milli
2 8 de
Mullaghmore ONO 5heiter Aberdeen. 747 WNW 2 halb bed. Christiansund 751 OSO 39heiter Kopenhugen. 744 W. 3 Dunst Stockholm. I50 NO 3Schnee aranda . 754 still bedeckt t. Petersbg. 752 l bedeckt Moskau... 757 l bedeckt Cork, Queens town... 41 ONO 8 bededct Gherburg. 742 4 bedeckt 1 1 bedeckt , . mburg .. wolkenlo winemünde 748 6 heiter Neufahrwasser 748 2Schnee Memel ... 749 3 halb bed. Mũunster . 7560 L halb bed. Karlsruhe. 748 2bedeckt *) Wiesbaden. 749 * . 3 München.. 48 O 3 halb bed. Chemnitz.. 753 still wolkig Berlin... 751 W heiter Wien.... 755 SO bedeckt Breslau... 753 S 2 bedeckt K ill bedeckt Triest 175665 still bedeck
) Nachts Schnee. 3 Schnee. ) Gestern Schnee Uebersicht der Witterung.
Graeb.
Grube.
Male: Jaenicke.
Sonntag: besitzer.
fleichmaßig vertheilt. Barometrische Depressionen iegen vorm Kanal und südlich von Skandinavien. Die Luftbewegung ist schwach und aus variabler ,, nur im Südwesten der britischen Inseln wehen starke bis stürmische östliche, an der Oder— 1 südwestliche Winde. In Deutschland ist das Wetter vielfach heiter, andauernd kalt, wenn auch die Temperatur meistens ziemlich erheblich ge— stiegen ist. Stellenweise ist etwas Schnee gefallen. Die Temperatur liegt in Deutschland um 2 bis 13 Grad unter dem Gefrierpunkt. Auf den britischen Inseln herrscht allenthalben Frostwetter. Shields meldet Minus 10 Grad. Schneehöhe Hamburg 2, Kiel 4, Wiesbaden 16 em. Deutsche Seewarte.
— — —— 1 Theater ⸗Anzeigen.
Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern- haus. 47. Vorstellung. Neu einstudirt: Die Meistersinger von Nürnberg. Große Oper in 3 Aceten von Richard vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapell⸗ meister Weingarkner. Anfang 61 Uhr.
Montag:
Sonntag:
in 4
Schauspielhaus. Diener . Herrn. Trauerspiel in 5 Aufzügen arzer.
Regisseur Max Grube. Sonntag: Opernhaus. 48. Vorstellung. Ca val- leria rusticana (Bauern⸗Ehre). Oper in Pietro Mascagni. olksstück von Verga. Sie vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. usikdirector Wegener.
Musik von Beethoben. Nach einer mythologischen Tanzdichtung E. Taubert's in 2 Acten von Emil Dirigent: Schluß: Tanz⸗Divertissement von Emil Graeb. Musik von. A. Ponchielli. Schauspielhaus. brochene Krug. Lustspiel in 1 Aufzug von H. von Kleist. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max — Der eingebildete Kranke. in 3 Aufzügen von Moliere, mit Benutzung der Baudissin'schen Uebersetzung. In Scene Ober⸗Regisseur Max Grube.
Deutsches Theater. Sonnabend: Zum ersten
Glück. Lustspiel in 3 Aufzügen von Karl Anfang 7 Uhr.
Sonntag: Glück.
Montag: Don Carlos.
Berliner Theater. Sonnabend: Der Hütten⸗ besitzer. (Nuscha Butze, Agnes Sorma, Barnay, Ludw. Stahl. Anfang 7 Uhr. Nachmittags 25 Uhr: Abends 75 Uhr: Schlimme Saat. Montag: Othello.
4 . . . . ) nnabend: m I. ö
Der Luftdruck ist überall niedrig und ziemlich ,,, 9 ; 5 , 8 Blumenthal.
Sonntag: Nachmittags 23 Uhr: Sodoms Ende.
Abends 75 Uhr: Heute und e. G. v. Moser.
Unter vier
Frau. Der sechste Sinn.
Wallner ·˖ Theater. Sonnabend: Zum J. Male: Yvette. Carnevalsposse in 3 Acten mit Gesang nach einer französischen Idee) von Carl Laufs und Maximilian Kraemer. Musik von Victor Holländer. Anfang 7 Uhr.
Sonntag: Mvette. Anfang 75 Uhr. on Nachmittags⸗Vorstellung zu bedeutend fuel , Preisen. Ein toller Einfall. Schwank eten von Carl Laufs.
Anfang 4 Uhr.
51. Vorstellung. Ein treuer
In Scene eit vom Ober⸗ fang 7 Uhr. Anfang
Text nach dem In Seene Dirigent:
Vorher: Prometheus.
Modebazar Violet.
Musikdirerctor Zum Anfang 7 Uhr.
Hertel. Anfang 7 Uhr.
52. Vorstellung. Der zer⸗ Sonntag,
Vorurtheil. Alberti.
Lustspiel
esetzt vom 3
ö Anfang 7 f Königlich bayerischen
ofpauer. um 9. ale:
Der Nothhelfer.
Ludw. 58. Male:
nnn, Ernst. fn 77 Uhr. Sonntag:
ugen. Fräulein August Kurz. Anfang 78 Uhr.
Decorationen aus dem Atelier von Falk. Die neuen Costume vom Garderoben⸗Inspector Ventzy. An⸗
Uhr. Sonntag: Das Sonntagskind.
Residenz · Theater. Direction: Sigmund Lauten burg. Sonnabend: Zum 24. Male: Musotte. Sitten bild in 3 Aeten von Guy de Maupassant. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Schwank in 1 Act von Benno Jacobson. In Scene gesetzt von Emil Lessing.
Die Aufführung von, Musotte“ beginnt um 8 Uhr. Sonntag: D feld. Vorstellung.
Mittags 12 Uhr: Schauspiel in 4 Acten von Carl
Belle · Alliance . Theater. Sonnabend: 50. En⸗ semble⸗Gastspiel der Münchener unter Leitung des ofschauspielers Herrn Max ofpa . Der Nothhelfer.
ändlicher Schwank mit Gesang und Tanz in 4 Acten von Amand Kolbe. Musik von Josef Krügel. Im 1. Aufzuge: „Schuhplattl⸗Tanz“.
Sonntag: 51. Ensemble⸗Gastspiel der Münchener.
Adolph Ernst Theater. Sonnabend: Zum Der Tanzteufel. 4 Acten von Ed. Jacobson und Touplets theilweise von Gustav Görß. Musik von In Seene gesetzt von
er Tanzteufel.
Thomas · Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30.
Direction: Emil Thomas. Sonnabend: Zum 8. Male: Reif⸗Reiflingen. Schwank in 5 Auf ʒũ en von In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur
Sonntag: Dieselbe Vorstellung.
rois von Adam. Polonaise von Stöhr. Phantasie aus „Cavalleria rusticana“ von Mascagni. „Sou— venir de Bade“ für die Violine von Léonard (Herr Carnier). Dienstag, 1. März (Fastnacht), letztes Familien⸗Ballfest. Billets à 3 M im Bureau des Hauses.
Vorher: ; ; Circus Renz. Karlstraße. Sonnabend, Abends t Uhr: Parade-Gala⸗Vorstellung zum Benefi für die beliebte Schulreiterin Fräulein Clotilde Hager. Zum 154. Male: Gen Auf Helgo—⸗ land a oder: Ebbe und Fluth. Große hydrol. Ausstattungs Pantomime in 2 Abtheilungen mit Nationaltänzen (60 Damen), Aufzügen. Neue Einlage: Die Garde⸗Husaren'. Dampsschiff⸗ und Beotfahrten, Wasserfälle, Riesenfontänen mit allerle Lichteffecten und neuen Ueberraschungen ꝛc. arrangirt und inseenirt vom Director E. Renz. — Zum ersten Male: Im Reiche der Blumen, equestr. Phantasie von der Benefiziantin Frl. Clotilde Hager. — Col mar“, hierauf, Solon“, geritten von der Benefiziantin Frl. Clotilde Hager. — Jeu de la rose, geritten von der Benefiziantin Frl. Clotilde Hager und Mlle. Theresing. — Elimar“ (Strickspringer), vor⸗ geht von Frl. Oceana Renz. — 4 Gebrüder Briatore, Akrobaten. — Sisters Lawrence, am . Trapez. — Auftreten der vorzüglichsten eitkünstlerinnen und Reitkünstler. — Komische Entrées und Intermezzos von sämmtl. Clowns z, ⸗ Sonntag: T Vorstellungen. Nachmittags 4 Uhr annstädt. J Kind frei). Mazeppais Verbannung. Große istor. Pantomime mit Ballet (Polnischer Kational— tanz vom gesammten Corps de Ballét). Abends 75 Uhr: Auf Helgoland.
ame e 2 ux QiQeQi—uiͥäi,, mi,
Familien⸗Nachrichten.
Verehelicht: Hr. Rittmeister Curt von Sydow mit Frl. Emma Benkeep (Hannover). — St. Lieut. Adolf von Wilke mit Frl. Marie bon Selesnef. (Dresden). — * Paitor Wilhelm Boit mit Frl. Malwine Pohst (Havelberg)
Matinée. Ein
Anfang 77 Uhr.
4 . in dolph
zettel. Anfang 75 Uhr.
Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes ⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet ven 1211 Uhr. Täglich Vorstellung im wissenschaftlichen Theater. Näheres die Anschlag⸗
Br. Johannes Graf Wengersky mit Frl. Cecola von Waltier (Ratibor). j Geboren: Eine Tochter: Hrn. Alfred bon Gusnar (Berlin). ö . . 3 . n ,. 8 i, Leopo Braf von Hohenthal⸗Püchau 2 Wolfgang Ton Puttkamer Tochter Gisela Clsbetk
Parquet 1 M ꝛc.
in 3 Aeten von Musik von gesetzt von Julius
In Seene Concert. Anfang?? Uhr.
Conceerte.
Sing ⸗Ahademie. Sonnabend, Anfang 73 Uhr: . , , . von n von ,, J sriedri ch ö wilhelmsiadtis ches The ater. ir gütiger Mitwirkung des Herrn Anton Rubin⸗ Sonnabend: Mit neuer Ausstattung zum 31. Male: — 5. r Das Sonntagskind. Operette Wagner. In Seene gesetzt ag , . und Julius Bauer.
r illöcker. Fritzsche. Dirigent: Kapellmeister Federmann. Die
Concert · aus. Sonnabend: Karl Meyder·
Duv. „Triomphale“ von Rubinstein.
(Schickerwitz).
m,
Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin:
Verlag der Expedition (Schol).
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Be en Anstalt, Berlin SM., Wil helmstraße Nr. 3
Sechs Beilagen (einschließlich Börsen Beilage).
Si j ᷣtais
Erste Beilage
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
M 44.
Berlin, Freitag, den 19. Februar
1892.
Deutscher Reichstag. 176. Sitzung vom Donnerstag, 18. Februar. 2 Uhr.
Am Tische des Bundesraths der Staatssecretär Dr. von Boetticher und der General⸗Major von Goßler.
Die Berathung des Militär⸗Etats wird fortgesetzt.
Bei Capitel A (Geldverpflegung der Truppen) findet sich eine Mehrforderung von 556 343 S6, um sämmtliche Mannschaften des Beurlaubtenstandes zu einer Uebung von vierzehntägiger Dauer heranziehen zu können.
Referent Abg. von Keudel l (Rp.): Die Mehrforderung, durch welche es ermöglicht werden solle, daß jeder Reservist und Landwehr— mann zu je einer vierzehntägigen Uebung eingezogen werde, sei in der Commission stark angegriffen worden. s sei hervorgehoben worden, daß die Uebung überflüssig, für die Mannschaften lästig und drückend sei und in ihrem finanziellen, Effect bei der Rückwirkung dieser Forde⸗ rung auf andere Etatstitel eine Mehrbelastung von etwa 4 Millionen in , werde, und zwar dauernd, denn diese Forderung würde in den nächsten Jahren wiederhelt werden. Von Seiten der Militär— verwaltung sei geltend gemacht, daß nach dem Kriegsdienstgesetz von 1867 jeder Soldat während der neunjährigen Reservisten- resp. Landwehrzeit zwanzig Wochen im Maximum üben müsse. Was jetzt ins Auge gefaßt sei, betrage nur ein Fünftel dieses Maximums. An diesem Minimum müsse aber im Interesse der Schlagfertigkeit der Armee festgehalten werden. Die Uebungen des vorigen Jahres — es seien eigentlich nur sieben Tage gewesen — hätten nicht hin⸗ gereicht, um die Mannschaften mit der neuen Tactik, welche durch die Einführung des rauchlosen Pulvers gegeben sei, bekannt zu machen. Beanstandet ö. eine Forderung für eine besondere Kategorie von Uebungen worden. Die Mannschaften, welche für die Kaisermanöver einberufen würden, recrutirten sich fast ausschließlich aus den Dis⸗ positionsurlaubern. Es sei bemerkt werden, daß eine zu große Zahl dieser einberufenen Mannschaften der Etatsberechnung zu Grunde ge— legt sei, da von den vier Kaisermanöpern des laufenden Jahres eines auf Württemberg falle. Es sei deshalb beantragt worden, den vierten Theil der Kosten mit 55 377 6 abzusetzen, und demgemäß mit 18 gegen 6 Stimmen beschlossen. Dadurch werde auch bei anderen Titeln im ganzen eine Ersparniß von über 209 000 6 bewirkt.
Abg. Richter (dfr. : In diesem Etat trete zum ersten Male für diese Zwecke eine ganz erhebliche Mehrforderung hervor. Es handele sich um eine Ausdehnung der Uebungen gegen den bisherigen Umfang um S3 0so. 53 0 mehr Mannschaften sollten herangezogen werden und die durchschnittliche Uebungsdauer solle sich ebenfalls um drei Tage erhöhen. Eine so starke Erweiterung der Uebungen finde seine Partei nicht gerechtfertigt. Allerdings bleibe die jetzt vorgeschlagene Uebungs— zeit hinter dem Maximum zurück, welches in dem Kriegsdienstgefetz von 1867 festgestellt sei. Aus den Motiven dieses Gesetzes gehe aber hervor, daß man bei Festsetzung dieses Gesetzes durchaus nicht die Ab— sicht gehabt habe, eine gewisse Norm für den Umfang der Uebungen hinzustellen. Das Maximum habe nur in besonderen Fällen geltend gemacht werden sollen. Man verlange diese Ausdehnung der Uebungen als dauernde, organische Einrichtung neben allen Uebungen der besonderen Klasse der y und der sonstigen be⸗ sonderen Uebungsklassen. Man habe früher immer gegen die Forderung der Verkürzung der Dienstzeit geltend gemacht, daß sle eine Verlängerung der Dienstzeit der Reserve und Landwehr zur Folge haben müßte. Jetzt würden die Uebungen j ohne daß von einer Verkürzung der Dienstzeit auch nur die Rede sei. Eine solche Belastung scheine seiner Partei gerade in diesem Augenblicke nicht angezeigt, wo eine Vorlage von organischer Bedeutung vom Reichskanzler für die nächste Session angekündigt sei. Selbst wenn vierzehntägige lebungen , seien, sei nicht abzusehen, warum gerade in diesen Jahre diese Ausdehnung stattfinden solle; denn erst 1890 ien 14 Mill. Mark bewilligt worden, mit welchen sämmtliche Reservisten und Landwehrleute zu einer zwölftägigen Uebung mit dem neuen Gewehr herangezogen worden seien, die letzten erst in diesen Tagen. Alle diese würden jetzt, sofort wieder eine neue allgemeine Uebung zu machen. haben. Auf jeden Fall sei die Forderung in diefem Jahre nicht berechtigt. Dazu kämen die hohen Naturaspreise, durch welche gerade in diesem Jahre die Reichsfinanzen außerordentlich belastet würden; ferner die ungün⸗ stigen grwerbsverhältnisse dieses Jahres, welche es dem eingezo— genen Reserve⸗ und Landwehrmann sehr erschweren würden, nach der Uebung wieder Stellung zu finden. Aus diesen Gründen beantrage seine Partei die Streichung der gesammten Mehrforderung für diese Uebungen.
Der Commissar des Königlich preußischen Kriegs-⸗Ministeriums Major Gaede: Die Mehrforderung für die Uebungen der Mann— schaften des Beurlaubtenstandes fei die einzige größere Forderung des vorliegenden Etats, über die auch in der Fommisfion schon in sehr eingehender Weise discutirt und ausführliche Tabellen vor— gelegt worden seien. Dabei habe Abg. Richter schon im wesentlichen denselben Standpunkt vertreten, den er heute bei Begründung feines Antrages eingenommen habe. Demgegenüber sei zunächst zu bemerken, daß der bisherige Etatsansatz für diese Uebungen seit 1877178 der— selbe geblieben Ei. Zwischendurch hätten Vermehrungen der Armee tattgefunden, wodurch der Beurlaubtenstand aller Waffengattungen angewachsen sei. Dazu seien erhebliche Aenderungen in der Be— Hf u. s. w. eingetreten, die eine bessere Ausbildung der eur lanten zur dringenden Pflicht der Verwaltung machten. Seit em Gesetz über die Wehrpflicht von 1585 würden im Kriegsfall e, Formationen gebildet, wodurch es nöthig werde, die Pann— Kalt der Reserve und der Landwehr 1. Aufgebots bald an 6. Feind beranzubringen. Das alles seien neue Momente, die den ett bon 1877/8 längst nicht mehr als ausreichend erscheinen 2 Daß die Erhöhung diefer Mittel erst in diefem Etat erbeten 6. e habe seinen Grund darin, daß in den letzten Jahren die vom nr. Richter erwähnten Uebungen besonderer Art stattgefunden hätten, el che die Ausbildung der Mannschaften der Infanterie und der 36 mit dem Gewehr S8 bezweckt hätten. Diese Uebungen hätten de, , 12 sondern nur 10 Tage gedauert, und seien zu kur; * esen, als dag h Mannschaften mehr von dem neuen Gewehr ee, gelernt ätten wie die mechanische Zusammenstellung, und 6. Male daraus geschossen hätten. Es auch im Gefecht und im e n nnhang der ganzen tactischen Entwickelung zu führen, das i g en Teuten in der kurzen Zeit nicht beigebracht werden. Der . ö anzler habe schon darauf hingewiesen, daß die Selbständigkeit ö. usttetens des einzelnen Mannes die Stärke der deutschen Armee
1 . und werde: aber sie müsse natürlich anerzogen werden.
ehe exungen des Beurlaubtenstandes zu vermehren sei seit einer lckeagron, Jahren ein. Crforderniß, und die außerordentliche nn e der beiden letzten Jahre hätten die Gelegenheit . ve gn em . die Lücken in der n, r, der Mannschaften diesen J. Abg. Richter sage, dieselben Leute würden in . Jahre wieder eingezogen werden. Das sei zum theil enn aber er bedenke nicht, wie lange alle diese Leute ann rather zu Haufe gewesen feien, ohne eingezogen worden zu
; letztjährigen Manöver habe man eine Reservedivision
Die Mannschaften hätten sich in der ö wohl aber sei eine gewisse Schwerfälligkeit
Fi en. und ein Mangel an derjenigen Selbstãndigkeit,
en modernen Infanteriften die Hauptsache bilde. Nunmehr
trachte man nach einer Neuregelung dieser Verhältnisse und nach einer festen Grundlage dessen, was man als Minimum der Uebungen für den Mann ansehen müsse. Die bestehenden Vorschriften verlangten, daß in einem Zeitraum von neun Jahren der Mann vier Uebungen von zusammen zwanzig Wochen machen solle. Das sei das Maximum. Wie verhalte sich nun dazu das, was die Regierung wolle? Ihre Forderung sei wirklich recht bescheiden, so bescheiden, wie es nur angegangen sei mit Rücksicht auf die Mittel. Die bisherigen Mittel hätten nur für zwei Uebungen von zusammen vier Wochen ausgereicht, also für den siebenten Theil dessen, was man hätte fordern können. Die jetzige Forderung reiche ungefähr für ein Drittel jenes Maximums aus. Nun habe der Abg. Richter auch in der Commission die vorliegende Etatsforderung dadurch aufgebauscht, daß er sie mit den bevorstehenden Uebungsplänen verbunden und den Dingen ein etwas anderes Ansehen gegeben habe, als sie in der Militärverwaltung hätten. Für die Militärverwaltung handele es sich lediglich darum, die Mittel zu bekommen, um die nöthigen Ausbildungen des Beurlaubtenstandes durchführen zu können. Also er möchte bitten, diese Forderung in diesem Sinne aufzufassen; es stecke weiter nichts dahinter, sondern sie sei lediglich begründet durch die Entwickelung der Verhältnisse und den gegenwärtigen Stand der Sache. Dann habe der Abg. Richter gesagt, es würden dieselben Leute in diesem Jahre wieder ein— berufen werden. Indessen, die Sache liege doch anders, als er meine.
se,. seien nur Mannschaften der Infanterie und der Jäger ein⸗ erufen; die übrigen, die etwa ein Drittel ausmachten, seien an den beson⸗
—
deren Uebungen nicht betheiligt gewesen. . werde die Militär-
verwaltung künftig so viel Mittel haben, daß sie je einen Jahrgang der Reserve und der Landwehr zu Uebungen einziehen könne. Sie habe nun das Interesse, die jüngsten Jahrgänge am besten zu üben, und es werde sich so entwickeln, daß man den Jahrgang, der jetzt entlassen werde, im nächsten Jahre einziehe; und die, die im nächsten an in der Landwehr übten, hätten vielleicht das Jahr vorher in der Reserve geübt. So sehr einschneidend seien also die Ver—⸗ hältnisse in der That nicht, wie Abg. Richter meine. Er könne nur bitten, daß das hohe Haus sich auch davon überzeugen wolle, daß dies eine Frage von großer Bedeutung für die Kriegstüchtigkeit sei. Man müsse die Leute aus der Werkstatt und vom Pfluge holen, und müsse von ihnen verlangen, daß sie unmittelbar in das Gefecht träten und sich da zu benehmen wüßten. Sie müßten also vor allen Dingen ihr Gewehr kennen und richtig gebrauchen. Und es werde der beste Schutz für den Mann sein, wenn er möglichst gut ausgebildet und geübt dem Feinde gegenüber trete.
Abg. von Schöning (cons.): Im Interesse der Landwirth⸗ schaft möchte er die Verwaltung fragen und bitten, ob es nicht möglich sei, die Ersatzreserve zweiter Klasse, die jetzt Mitte August eingezogen werde, künftig zu einer späteren Jahreszeit einzuziehen. In den letzten Jahren sei man Mitte August nie mit der Ernte fertig gewesen und habe durch die neuen Handelsverträge so bedeutende Einbußen zu erwarten, daß ein Mangel an Arbeitskräften während der Ernte um so empfindlicher sein würde.
Der Commissar des Königlich preußischen Kriegs-Ministeriums General⸗Major von Goßler: Er könne nur kurz die Versicherung abgeben, daß bei der nächsten diesjährigen Uebung diese Anregung in Erwägung gezogen werden solle.
Abg. Richter (dfr.): Wenn die Argumentation des Majors Gaede, daß mit Rücksicht auf den Wunsch, die Leute möglichst geübt an den Feind zu bringen, die Uebungen möglichst verlängert werden , . überhaupt anzuerkennen waͤre, so würde sie auch für eine mehrmonatige oder jährliche Dauer derselben ausschlaggebend sein. Damit komme man nicht weiter. Dagegen sei einzuräumen, daß seit 187778 eine Erhöhung dieser Position im Ordinarium nicht stattgefunden habe. Um so mehr dürfe der Reichstag aber, wenn nun plötzlich eine so starke Forderung an ihn herantrete, nicht verschweigen, daß das Extraordinarium in diesem Jahr ganz besonders hochgespannt sei, und daß allein die Zinsen dafür vier Millionen im Jahr aus— machten. Major Gaede hch⸗ diese Mehrforderung als eine Consequenz des Gesetzes von 1888 hingestellt. Bei der Berathung desselben sei aber ausdrücklich constatirt worden, daß es eine Erhöhung der Friedensbelastung in keiner Weise zur Folge haben würde. Dann
abe es Major Gaede so dargestellt, als ob die Dauer von
20 Wochen die Maximaldauer der regelmäßigen Uebungen hätte sein sollen. Dagegen hätten sich aber die Motive des Gesetzes damals ausdrücklich verwahrt; es habe dies nur eine Begrenzung der Uebungen für den einzelnen Mann gegen ber außergewöhnlichen Anforderungen sein sollen. Auch die Ausbildung mit dem neuen Gewehr solle eine längere Dauer der Uebungen bedingen. Als der Reichstag das Geld dafür bewilligt habe, habe es geheißen, die neue Waffe sei viel weniger complicirt und die Einübung damit Tfordere weniger Zeit. In⸗ , und Jäger machten doch das allergrößte Contingent der Mannschaften des Beurlaubtenstandes aus, sodaß eine stärkere Heran⸗ ziehung in der That fast die Gesammtheit treffe. Daß die Ein— ziehung von sehr großer wirthschaftlicher Bedeutung sei, werde nie— mand leugnen. Ein Argument aber des Majors Gaede müsse er ganz und gar zurückweisen, daß er nämlich meine, die Leute würden weniger schwer getroffen, weil sie längere Zeit ungeübt zu Hause gewesen seien. Nun sei doch klar, daß, wenn die zwei Uebungen auf eine längere Zeit vertheilt würden, dies viel erträglicher sei, als wenn die Leute in kurzer Zwischenzeit wiederholt aus den bürger— lichen Verhältnissen herausgerissen würden. Dann habe der Major Gaede gesagt, sie übten jetzt als Reserve und im nächsten Jahr als Landwehrmänner. Er denke, auf den Titel, unter welchem der Mann übe, komme es nicht an. Die Militärverwaltung sei sehr rasch bei der Hand, wenn Gründe zu Neueinrichtungen vorlägen, die Belastungen mit sich führten, aus diesen Gründen die vollen Consequenzen zu ziehen. Um so mehr sei es zu bedauern, daß man solange zögere, eine wirk⸗ same Entlastung herbeizuführen, wie sie bei der Einführung der zwei⸗ jährigen Dienstpflicht gegeben sein würde. Seine Partei sei daher nicht in der Lage, diese Mehrforderung zu bewilligen, bevor diese Frage der zweijährigen Dienstpflicht geregelt sei. .
Das Capitel wird nach dem Antrage der Commission an— enommen. Die Absetzung der 55 377 6 hat entsprechende Herabsetzung bei 11 weiteren Titeln zur Vlg Im übrigen wird Capitel 25 „Naturalverpflegung der Truppen“ ohne De⸗
batte bewilligt. —
Bei Capitel 265 „Bekleidung und Ausrüstung der Truppen“ bemerkt
Abg. Schmidt⸗Elberf eld (dfr. : Man habe früher angeregt, ob die Hr min er rm, die Bekleidungsgegenstände nicht in größe⸗ rem Umfang in Gefängnissen herstellen lassen wolle; einzelne Regi⸗ menter ließen ihre Stiefel dort anfertigen und die Urtheile darüber lauteten verschieden. Die Sache sei auch in der vorjährigen Gewerbe⸗ ordnungscommission besprochen worden, und man habe dort beantragt, daß Gefängnisse u. s. w. nur für das Reich, die Einzelstaaten und die Communen sollten arbeiten dürfen. Es wäre ihm lieb, wenn er von der Militärverwaltung hörte, daß die vorerwähnten Versuche vermehrt und wie sie ausgefallen seien. Falle das Urtheil gut aus, — wãre
damit bewiesen, daß die freien Gewerbe jetzt durch die Gefängnisse geschädigt würden; falle das Urtheil un ?! aus, so wäre damit er⸗ wiesen, daß die von dem deutschen Gewerbe abgeschüttelte billige und schlechte Arbeit hier wieder eingeführt werde — in jedem Falle
wäre also das Ergebniß ein für das freie Gewerbe unbefriedigendes. Das Recht der Herstellung der Bekleidungsgegenstände in eigenen Werkstätten könne man der Militärverwaltung nicht bestreiten, aber sie habe selbst anerkannt, daß sie auf das freie Gewerbe Räcksicht zu nehmen habe. Nun sei ihm ein Specialfall bekannt ge⸗ worden, in dem es sich um die in den Kreisen Remscheid und Solingen, angefertigten Stiefeleisen — die halb⸗ runden, unter die Stiẽfelabsätze zu schlagenden Eisen — handele. Der Bedarf für diese Eisen sei ziemlich bedeutend, und seit mehr denn hundert Jahren sei diese Industrie dort zu Haus. Der ursprüng— lichen Handarbeit habe die Maschinenfabrikation schwere Concurrenz gemacht, aber da die Militärverwaltung die mit der Hand hergestellten Eisen als die besseren vorziehe, habe sich dort in den letzten sechs Jahren diese Industrie so gehoben, daß sehr viele kleine Leute ihre Existenz darin fänden. Nun höre er, die Verwaltung wolle die von ihr gebrauchten Stiefeleisen selbst und zwar wieder mit Maschinen herstellen, sodaß also die betreffenden Industriellen brotlos würden. Handelte es sich um die Herstellung von Gewehren oder Geschossen, wo es auf die Sicherheit der Güte ankomme, so könnte man es der Militärverwaltung nicht verdenken, wenn sie die Herstellung selbst be⸗ sorge; aber bei einem so untergeordneten Gegenstand erscheine ihm diese Nichtberücksichtigung der freien Industrie, die gewissermaßen von der Militärverwaltung erst großgezogen sei, doch bedenklich, und er bitte sowohl im allgemeinen als auch in diesem Specialfalle, dem freien Gewerbe nicht solche Concurrenz zu machen.
Der Commissar des Königlich preußischen Kriegs-Ministeriums General-Major von Funck: Die Strafanstalten seien für Zwecke der Truppenökonomie in letzter Zeit in sehr erheblich gesteigertem Maße gegen früher in Anpruch genommen worden. Es sei dies geschehen, weil einmal die Zahl der Oekonomiehandwerker, absolut genommen, um 25 0½ vermindert sei trotz der in letzter Zeit eingetretenen Heeres— verstärkung, und zweitens weil die Bekleidungsämter zwar in großem Umfang für die Anfertigung von Schuhzeug eingerichtet seien, nicht aber für Schneiderarbeiten. Eine gewisse Schwierigkeit liege noch in den Preisverhältnissen der Strafanstalten, und zwar um deswillen, weil die Verwaltung ja auskommen müsse mit den Etatspreisen, die Strafanstalten aber nicht in der Lage seien, damit auskommen zu können. Diese Schwierigkeiten würden sich vermindern, wenn es ge⸗ linge, eine Abrede zu treffen, wonach die Strafanstalten sich ein⸗ richten könnten auf einen gewissen Umfang der Beschaffungen; sie würden sich dann mit Maschinen versehen können, sie würden die Preise billiger stellen können. Darüber schwebten noch Verhandlungen. Welches Resultat diese Verhandlungen haben würden, darüber Auskunft zu geben, sei er noch nicht in der Lage. Was den speciellen Fall anbelange, den der Abg. Schmidt er— wähnt habe, die Anfertigung der Stiefeleisen, so beruhe das Ganze nur auf einer Anregung des Bekleidungsamts des II. Armee-Corps, welches gebeten habe, wegen der unsauberen, ungenauen Anfertigung der Stiefeleisen, die ihm von Fabrikanten zugegangen seien, und wegen der verhältnißmäßig hohen Preise, die es habe zahlen müssen, versuchsweise eine eigene Anfertigung übernehmen zu dürfen. Diese Erlaubniß sei dem Bekleidungsamt ertheilt worden bis zur Höhe des halben Jahresbedarfs. Den übrigen Bekleidungsämtern sei es nun überlassen, ob sie gleiche Versuche machen wollten. Das Ganze sei also vorläufig nur ein Versuch. Sollte dieser Versuch dahin führen, daß wirklich überwiegende Vortheile auf der Seite der eigenen Her— stellung dieser Stiefeleisen sein sollten, dann werde die Militär⸗ verwaltung jedenfalls beflissen sein, den Uebergang mit möglichster Schonung zu bewerkstelligen.
Abg. Biehl (Centr.): Er schließe sich den Ausführungen des Abg. Schmidt völlig an und bitte, die Prüfung der Gefängnißarbeit recht objectiv . zu wollen. Auf eine ähnliche Anfrage sei ihm früher einmal erwidert, man könne nicht verlangen, daß des Königs Rock im Zuchthaus angefertigt werde; er sehe nicht ein, wie das des Königs Rock schänden könne, und mit ihm werde niemand zugeben, daß die Strafanstaltsarbeit dem freien Gewerbe Schaden bringen dürfe. Er freue sich, daß die Oekonomiehandwerker um 25 0 vermindert seien, er hätte sie gern ganz beseitigt, weil sie mehrfach Unterschleife verübt hätten; bor einigen Jahren habe in einer Arbeiterversammlung ein Handwerker behauptet: der Vorsteher einer solchen Oekonomiewerkstätte mache Unterschleiff — die Be⸗ hauptung habe Aufsehen erregt, und die angestellte Untersuchung die Richtigkeit der Behauptung ergeben. Auch lieferten Oekonomie⸗ handwerker Bekleidungsstücke fuͤr Leute, die nur dadurch mit dem Militär zusammenhingen, daß sie mit maßgebenden Personen verwandt seien. Dabei bestehe die Gefahr, daß von den Oekonomiehandwerkern dem Reich gehörige Materialien verwendet würden.
Der Commissar des Königlich preußischen Kriegs-Ministeriums General⸗Major von Funck: Die Militärverwaltung theile vollkommen den Wunsch des Abg. Biehl, die Oekonomiearbeiter soviel als möglich verringert zu sehen (Bravo!, denn je mehr sie verringert seien, desto mehr könne man Soldaten mit der Waffe einstellen. Das Wünschenswerthe liege vor allem darin, möglichst viel Soldaten kriegstüchtig auszubilden. Was die Ausführungen im einzelnen an⸗ lange, so habe die Verwaltung, wie er schon ausgeführt habe, die Oekonomiearbeiter ganz erheblich reducirt. Sie vollkommen zu beseitigen, sie in dem gegenwärtigen Stadium, in welchem man die Corpsbekleidungsämter, die Strafanstalten zur Bekleidung heranziehen könne, noch weiter zu vermindern, würde nicht möglich sein. Die Ver⸗ waltung brauche einen Stamm gut ausgebildeter Sekonomiehandwerker für den Krieg, um sofort umfassende Anfertigungen ins Werk setzen zu können, da sie sich hierbei auf ihre Oekonomiehandwerker zum großen Theil zu verlassen habe. Was den anderen Punkt anlange, daß die Oekonomiehandwerker in keiner Weise zum Privatvortheil Dritter benutzt werden dürften, so glaube er, wohl nicht versichern zu brauchen, daß die Militärverwaltung nicht Bedenken trage, diesem Wunsche vollkommen zuzustimmen. .
Abg. Richter (dfr.): Während er sonst in Handwerkerfragen mit dem Abg. Biehl nicht übereinstimme, könne er es diesmal voll⸗ kommen; er habe sich stets um eine Verringerung der Zahl der Oekonomiehandwerker bemüht, weil er diese Einrichtung finanziell für nicht vortheilhaft halte, und weil er darin eine besondere Belastung der Schneider und Schuhmacher mit Militärpflichten gegenüber anderen Handwerkern sehe; jene würden als Oekonomiehandwerker noch herangezogen, wenn sie zum 2 mit der Waffe nicht tauglich seien, und müßten dann volle drei Jahre dienen. Dabei lernten sie für ihren Beruf so gut wie nichts, denn die Beschäftigung beim Militär sei eine durchaus einseitige. Die eingetretene Verringerung erkenne er an. Beim Militär sei die Nähmaschine kaum irgendwo eingeführt gewesen, als fie sonst schen allerwegen festen Fuß gefaßt habe; bei der Einführung der Nähmaschine in den Militärwerk⸗ stätten habe die Zahl der Handwerker von vier auf drei reducirt werden können, später habe man die Corpsbekleidungsämter eingeführt, und heute scheine man die Dekonomiewerkstätten für Friedenszwecke ganz entbehren zu können. Das wäre schon ein großer Fortschritt; für Reparaturzwecke würden freilich die Dekonomiehandwerker nie entbehrt werden können. Sei es aber richtig, die Oekonomiewerkstätten, die für den krieg nicht nöthig seien, zu Kriegszwecken beizubehalten? Freilich müßten, trotz der Vorräthe, mit denen man in einen Krieg eintrete, im Kriege größere Anschaffungen gemacht werden; aber es gebe doch auch Civilisten, die die Kunst verständen, einen Rock her⸗ zustellen, und einen Militärrock herzustellen, sei doch keine so besondere
Kunst. Gewöhne man sich schon im Frieden daran, regelmãßige