kann ich aber nur wiederholen, ist es die Pflicht und Schuldigkeit der Finanzverwaltung, bei allen diesen Reformprojecten auch. nach der finanziellen Seite zu sehen. Meine Herren, ich Schwankungen in den
vorhin gesagt, große Einnahmen des Staats sind für den Finanz⸗-Minister, wenn er seine Aufgabe richtig erkannt, sehr unangenehm und bedenklich. Ich selbst habe schon als Abgeordneter, als die erste Frage der Verstaatlichung auftauchte, immer nach Mitteln gesucht, die aus der Uebernahme einer so gewaltigen Betriebsverwaltung nothwendig resultirenden Schwankungen in der allgemeinen Finanzverwaltung zu vermindern. Ich habe nach— her bei Berathung des Gesetzes im Jahre 1882 nicht mitwirken können, aber ich glaube, daß heute allerdings die Erfahrung gemacht ist, daß wir in diesem Gesetz von 1882 nach dieser Richtung genügende Garantien nicht gehabt haben. Aber ich finde doch das Urtheil viel zu hart, welches über dieses Gesetz jetzt nachträglich aus gesprochen wird; ich finde es auch ungerecht gegen die Männer, die dieses Gesetz gehand— habt haben und innerhalb dieses Gesetzes geblieben sind, welches mit allseitiger Zustimmung emanirt wurde. Ich möchte Sie daran er— innern, daß die Eisenbahnverwaltung und folgeweise auch die Finanz- verwaltung in den letzten zehn Jahren eigentlich noch gar nicht zur Ruhe gekommen sind. Es wurden jahraus, jahrein neue Verstaatlichungen vorgenommen, die immer wesentliche Verschiebungen und Veränderungen in der ganzen Finanzgebahrung der Eisenbahnverwaltung hervorrufen mußten. Heute sind wir allerdings zu einem gewissen Ruhepunkt gekommen. Wir haben die Erfahrungen der guten Jahre und beginnen jetzt leider auch, die Erfahrungen der ungünstigen Jahre zu bekommen, und ich glaube, es ist heute allerdings an der Zeit, ernstlich zu erwägen, wie wir in dieser Beziehung Wandel schaffen können, wie dies anderen Staaten, z. B. Baden, von Anfang an mit großer Voraussicht gethan haben. Welcher Weg da nun der richtigste ist, wird einer eingehenden Erwägung unterzogen werden müssen. Es giebt hier verschiedene Möglichkeiten, welche man auch miteinander combiniren kann. Wir können einen Fonds bilden, der gewissermaßen als Reservefonds dient, zum Zwecke der Deckung außerordentlicher Ausgaben oder zur Ausgleichung der schwankenden Ueberschüsse in den einzelnen Jahren. Man kann aber auch, wie die Herren gestern vorgeschlagen haben, eine bestimmte Summe, als nur für allgemeine Etatszwecke zurück— bestimmt, aus den Vorschüssen gesetzlich festlegen, sodaß, wenn mehr Ueberschüsse kommen, dieselben zur außerordentlichen Schuldentilgung zu verwenden sind. Es giebt, wie gesagt, verschiedene Wege, man kann aber auch in der Verwaltung viel thun, und da kann ich viel— leicht zugeben, daß man in der Vergangenheit vielleicht etwas mehr hätte thun können. Man kann die Grenzscheide zwischen denjenigen extraordinären Ausgaben, welche durch die laufenden Einnahmen auf— gebracht werden müssen, und denjenigen, welche durch Anleihen zu decken sind, vielleicht noch mehr erweitern zu gunsten der ersteren, d. h. den Betrieb mehr belasten als die Anleihefonds.
Nach allen diesen Richtungen hin haben wir, glaube ich, jetzt genügende Erfahrung, um zu einem bestimmten Ergebniß zu kommen, und es wird allerdings die Aufgabe der Staatsregierung und des Landtages sein, vielleicht schon im nächsten Jahre dieser Frage näher zu treten. Ich hoffe, wir werden uns alle die Erfahrungen der Ver— gangenheit erfolgreich für die Zukunft zu nutze machen. (Bravo)
Abg. von Oppen (cons.) weist darauf hin, daß die östlichen
Abg. von 1 Cen ? L daß die ö Provinzen in ihrer Bevölkerung abnähmen. Daran sei die geo— graphische Lage schuld, für welche aber die Bevölkerung nicht ver— antwortlich sei. Die Hoffnungen, die man auf die Ministerreisen gesetzt habe, hätten bis jetzt noch keine greifbaren Ergebnisse erzielt. Die Gesetz⸗ gebung habe dazu beigetragen, die Ungunst der Verhältnisse zu ver— stärken. Eine Erhöhung der Eisenbahntarife habe der Abg. von Puttkamer nicht verlangt, sondern nur eine weitere Ermäßigung ver— hindern wollen. Diese sei nicht nothwendig. Auch die reicheren Leute, welche in den höheren Klassen führen, könnten das Reisen bezahlen. Noch besser würde es aber sein, wenn sie in ihrer Hei⸗ math blieben und in den kleinen Städten die Handwerker beschäftigten, als daß sie die Zahl der Millionäre in Berlin vermehrten. Die moderne Völkerwanderung werde durch die Ermäßigung der Personentarife nur unterstützt. Die Landwirthschaft im Osten habe dafür gesergt, daß die Arbeiter zuverlässig und königstreu seien. Die Industrie⸗ arbeiter im Westen seien aber ein Gegenstand der Beunruhigung für die Regierung. (Z;ustimmung rechts. Man solle deshalb den Osten stärken, damit er im Augenblick der Gefahr im. stande sei, seine Aufgabe zu erfüllen, wie er sie im Umfange dieses Jahr— hunderts erfüllt habe. (Beifall rechtsꝰ —⸗
Abg. Broemel (dfr. bleibt dabei, daß die Veranschlagung der Einnahmen aus dem Personenverkehr ganz ausnahmsweise ge— steigert worden sei; er bedauere, daß das Maybach'sche Reform⸗ prosect vom Ministertische als ein durchaus unreifes bezeichnet werde. Die Frage der Reform der Personentarife werde nicht von der Tagesordnung verschwinden, auch wenn man davon spreche, daß in zu 6ekem Maße eine Beweglichkeit der Bevölkerung eingetreten fei Da müsse ber Mitte ie ie wirt Mf, welche von, der ärmsten Bevölkerung benutzt werde, ab— schaffen. Die Grundbesitzer des Ostens müßten sich ihre Ar— beiter besorgen, sie ordentlich bezahlen und richtig behandeln. Die Bezahlung müsse natürlich mit Geld erfolgen, nicht mit Schulden. Wer Schulden habe und nicht leistungsfähig sei, sollte überhaupt nicht Leiter eines Betriebes sein. Es fehle an Arbeitern und dabei werde gerühmt, daß die Arbeiter zuverlässig und königstreu seien. Die moderne Völkerwanderung werde man nicht aus der Welt schaffen, oder man müßte die Leute durch Gesetz an die Schelle fesseln. Der Minister wolle von dem Ausschluß der Erhöhungen nichts wissen. Er (Redner) könne sich demgegenüber auf den bayerischen Vorschlag berufen, welcher nur für die Rundreisekarten eine kleine Erhöhung enthalten habe, sonst aber nur Ermäßigungen. Er würde sich damit begnügen können. In Bayern habe man sich keine finanziellen Schreckgespinste vormalen lassen. Man habe in der dortigen Kammer den Antrag einstimmig angenemmen. Die Bevölkerung werde über die Regierung, welche sich so sehr gegen eine Reform sträube, und über die Volksvertretung, die über diese wichtige Frage zur Tagesordnung übergehe, das richtige Urtheil fällen. .
Abg. von Puttkamer-Plauth seons.) verwahrt sich dagegen, daß er sich einer Herabsetzung der Personentarife aus eigennutzigen Gründen widersetze. Was würde der Abg. Broemel sagen, wenn man behaupte, er wolle die Personentarife ermäßigen, um für die be—⸗ sitzenden Klassen in der Stadt, Leute, die er vertrete, billige Arbeits— kräfte zu schaffen. Es sei nothwendig, daß die Volksvertretung solche unreifen Pröjecte abweise. Daß die Staatsbahnen besser seien als die Privatbahnen, beweise der Vergleich z. B. mit der, Privat— bahn Marienburg⸗Mlawka, welche sehr erheblich in allen Beziehungen hinter den Staatsbahnen zurückstehe. Sie befinde sich allerdings in einer schwierigen Lage, den Staatsbahnen übertrügen sich die schlechten Strecken durch die guten Strecken. Die Leute aus dem Osten gingen infolge künstlicher Anregungen in die Städte; das Agententhum, der Reiz der städtischen Vergnügungen, die höheren, Löhne u. s. w., alles dies trage dazu bei, die Leute zu verlocken. Die große Zahl der Arbeitslosen in den Städten sei eine Gefahr für das Land, die Leute würden besser in ihrer Heimath geblieben sein. Aber dafür habe der . Broemel kein Verständniß. (Hustimmung rechts.) Der Abg. Broemel mahne die Gutsbesitzer, sie sollten nicht bankero
habe schon
werden. Sie kämpften vergeblich gegen die Ungunst der Verhältnisse Alle Arbest bleibe vergebens, wenn ihnen nicht die Staatsgewalt entgegenkomme. Eine Ermäßigung der Personentarife würden sie beklagen müssen, weil sie jetzt schon nicht mehr wüßten, wo sie die Arbeiter herbekommen sollten. (Beifall rechts.) J Abg. Dr. Hamm acher (nl): Der Abg. von Puttkamer sollte sich doch vor Uebertreibungen hüten, der Abg. Broemel wolle doch wohl nicht die Tarife in übermäßiger Weise herabgesetzt wissen; er werde die staatswirthschaftlichen und socialpolitischen ohen wohl überdacht haben. Er empfehle ja nur die Maybach schen Vorschläge. Der Abg. von Puttkamer treffe also auch den Minister von Mavbach. Er (Redner) möchte bitten, den Antrag nicht ohne weiteres abzulehnen; man müsse die Frage gründlich prüfen, auch wenn sie jetzt noch nicht ganz spruchreif sei. Der Minister habe erklärt, daß in Ungarn der Fern⸗ verkehr nicht erheblich zugenommen habe; eine Notiz aus Ungarn besage, daß der Verkehr sich in der letzten Zone in das Vierfache ge⸗ steigert habe, während die Mehrausgaben nur die Hälfte der Mehr— einnahmen ausmachten. Sei der Einnahmeausfall von 29 Millionen Mark wirklich zu erwarten? Das müsse erst, aufgeklärt werden. Er beantrage deshalb, den Antrag Broemel an die verstärkte Budget commission zu verweisen. Was er bezüglich der Mißwirthschaft bei der Verwendung der Ueberschüsse der Fisenbahnen für allgemeine Staatszwecke gesagt habe, habe er in früheren Reden, als die dafür verantwortlichen Minister noch im Amte gewesen seien, ebenso aus= gesprochen. Er habe von einer objectiven Mißwirthschaft gesprochen, weil das Garantiegesetz nur auf dem Papier stehe. Die Mißwirth⸗ schaft, daß die Eisenbahnüberschüsse für dauernde Ausgaben des Staats verwendet seien, liege jetzt vor aller Augen. Er habe von seinen Ausführungen nichts zurückzunehmen.
Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen:
Ich möchte mir gestatten, an drei Punkten kurz Mißverständnisse zu berichtigen.
Der Herr Abg. Broemel hat es auffallend gefunden, daß ich das Project als ein unreifes bezeichnet habe, welches seiner Zeit von meinem
Herrn Amtsvorgänger aufgestellt ist. Mein Herr Amtsvorgänger hat, glaube ich, in dieser Beziehung genau dieselbe Meinung gehabt. Er hat das Project selbst noch nicht als ein reifes angesehen; denn er hat dasselbe nnächst der öffentlichen Beurtheilung durch die Publication im „Stäats-Anzeiger“ unterbreitet, under hat zweitens die Bezirks⸗-Eisen— bahnräthe zur Begutachtung desselben aufgefordert. Erst wenn diese sich geäußert und der Landes-Eisenbahnrath gehört und die sich er— gebenden Abänderungsvorschläge geprüft, beabsichtigte damals mein Herr Amtsvorgänger, dieses Project den übrigen Bundesregierungen mitzutheilen. Daß es bereits mitgetheilt worden wäre, ist ein Irrthum seitens des Abg. Broemel. Verhandelt ist allerdings früher mit den Bundesregierungen über eine ganze Reihe Projecte, nicht aber auf Grund dieses Projectes.
Der zweite Punkt ist ein Mißverständniß, von dem ich glaube, daß auch Herr Broemel selbst es als solches zugeben wird. Es ist mir nicht in den Sinn gekommen, im allgemeinen die Bemerkung zu machen, daß es social bedenklich sei, den Personenverkehr zu steigern. Meine Bemerkung, daß es in mancher Beziehung üble Wirkungen habe, die Reiselust zu sehr zu steigern, bezog sich nur auf diejenigen Reformprojecte, welche dahin zielen, den Fernverkehr in radicaler Weise zu ermäßigen. Weiter habe ich nichts gesagt und weiter auch nichts im Sinne haben können.
Meine dritte Bemerkung bezieht sich auf Herrn Abg. Dr. Ham— macher. Er hat verstanden, daß das finanzielle Risico des Reform⸗ projectes des vorigen Jahres 51 Mill. betrüge. Ich habe gesagt, das durch die rechnungsmäßigen Ausfälle an den Personenverkehrseinnahmen sich berechnende finanzielle Risico beträgt 51 Mill.; davon gehen aber zunächst ab, je nachdem man die Sätze des Gepäcktarifs greift, 7 bis 10 Millionen Mehreinnahmen aus dem Gepäckverkehr. Es blieben also dann ungefähr 40 Millionen Mark übrig. Von diesen 40 Millionen müßte man aber noch diejenigen Summen abziehen, von denen man glaubt, daß sie sofort oder im Laufe der Zeit durch Vermehrung des Verkehrs sich ergeben werden. Eine weitere Be— merkung habe ich nicht gemacht. Es reducirt sich ja immerhin, je nachdem man individuell glaubt, daß die Verkehrsvermehrung eintreten wird, dieses Risiko um irgend einen entsprechenden Factor. Immerhin aber bleibt eine Summe übrig, die für die Staatsfinanzverwaltung doch eine sehr ernstliche Erwägung zur unbedingten Pflicht macht. (Bravo!) Abg. Broemęel (dfr) verwahrt sich dagegen, daß er specielle Interessen seiner Wähler vertrete; das sei eine beleidigende Unter— nn,, . .
Abg. Steffens fr.: Der Angriff des Abg. von Puttkamer auf die Marienburg⸗Mlawkaer Bahn sei durchaus ungerechtfertigt. Salonwagen verkehrten dort nicht, der Verkehr bewege sich haupt— sächlich in der dritten Klasse. Aber die Wagen der staatlichen Ost⸗ bahn seien auch nicht viel besser als die der Marienburger Bahn.
Abg. Gerlich (freicons. : Die Marienburger Bahn sei nur des halb leistungsfähig für den Getreidetransport von Rußland nach Danzig, weil die Staatsbahn ihr die Wagen zur Verfügung stelle. Der Abg. Broemel solle einmal die Landwirthschaft im Osten sich ansehen. Die Leute würden besser bezahlt, wenn auch nicht immer in Geld, sondern zum theil in Naturalien. Dazu trügen die Gutsbesitzer die Kosten der Armenpflege und diese ruinire sie vollständig. Der Abg. Broemel habe bei der Vergleichung die Leistung der vierten Klasse und namentlich die unentgeltlich. Gepäckbeförderung vergessen. Für die vierte Klasse sollte der Minister generell verfügen, daß das Freigepäck eine Grenze habe. Ebenso sollte es nicht gestattet sein daß die Agenten fuͤr eine geringe Summe einen Wagen vierter Klasse miethen und mit Menschen vollpfropfen könnten, denen sie den vollen Fahrpreis ab— nähmen. Er bitte, den Antrag gleich abzulehnen.
Abg. Sperlich (Centr.) erklärt sich dagegen, daß die Benutzung der vierten Wagenklasse irgendwie eingeschränkt werde. Den Antrag bitte er ohne weiteres abzulehnen, weil die Frage jetzt doch nicht gründlich erörtert werden könne.
Damit schließt die Debatte. Personenverkehr werden bewilligt.
Die Einnahmen aus dem sonen — r Gegen die Stimmen der Freisin nigen und Nationalliberalen wird die Ueberweisung des Antrages an die Budgetcommission abgelehnt, der Antrag selber erhält nur die Stimmen der Freisinnigen und wird ebenfalls abgelehnt.
Die weitere Berathung wird darauf vertagt.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Stand der Saaten.
Die Herbstbestellung und die Vorarbeiten zur Frühjahrsbestellung waren im Reg.-Bez. Potsdam durch die Witterung sehr begünstigt Und sind ungewöhnlich weit vorgeschritten. Die Wintersaat zeigt eine sehr gute Entwickelung. Die Kälte im Dezember hat ein zu üppiges Wachsthum verhindert, während die Saaten vor Frestschaden durch den Schnee geschützt sind. Vereinzelt ist die Saat durch Mäuse⸗ und Schneckenfraß beschädigt.
Auch im Reg.-Bez. Osnabrück hat sich der Stand der Winter— saaten günstig gestaltet. Weizen, Raps und namentlich Roggen, die Hauptwinterfrucht des Regierungsbezirks, sind gleichmäßig kräftig ent⸗ wickelt, stellenweise sogar, wo früh und dicht geüet war, fast zu üppig. Indeß ist schon durch den gelinden schneefreien Frost im De—
zember dem Ueberwuchern vorgebeugt, und da auch der Grundwasserstand verhältnißmäßig niedrig geblieben ist, so sieht man in Ansehung der Roggensaaten beruhigt dem ferneren Verlaufe des Winters entgegen Maͤuse⸗ und Schneckenfraß haben in diesem Winter den Saaten nn ganz vereinzelt geringen Schaden gebracht. ;
Bekämpfung der Hochwassergefahren.
Die Erfahrung, daß trotz kostspieliger Deichbauten die besonderz der Landwirthschaft so nachtheiligen Ueberschwemmungen nicht zu ver hindern sind, hat zu Zweifeln an der Richtigkeit des bis jetzt befolgten Grundsatzes geführt, die Ströme von den sie be— gleitenden Niederungen durch Dämme völlig abzuschließen. Man ist auf manchen Seiten zu der Annahme geneigt, daß, wenn das Hochwasser planmäßig in die Niederungen geleitet und letztere dann rechtzeitig entwässert würden, die bone n verringert bedeutende Deichbaukosten erspart und durch die fruchtbaren Ab- lagerungen des Hechwassers eine bedeutende Ertragssteigerung der Niederungen — welche durchweg zum Wiesenbau übergehen müßten — herbeigeführt werden könnte. Ein nach diesen Gesichtspunkten aufge— stellter Entwurf bildet die Grundlage für die Thätigkeit der Kriemwe— ner Wassergenosfenschaft, welche eine Anzahl von Ortschaften des Oderbruchs im Angermünder Kreise umfaßt und für welche Aller— höchsten Orts unter dem 13. Mai v. J. ein Statut erlassen worden ist. Gleiche Zwecke verfolgt ein Entwurf zur Bewässerung der rechts. seitigen Elbniederung jwischen Wittenberge und Dömitz, welches voraussichtlich wenigstens bezüglich des sogenannten Lenzener Polders zur Ausführung kommen wird. Gelingen diese Versuche, so eröffnet sich auch für andere Niederungen die Aussicht auf eine be⸗ deutende Verbesserung.
Verkehrs⸗Anstalten.
Laut Telegramm aus Herbesthal ist die erste englische Post über Ostende vom 19. d. M. wegen ver— späteter Abfahrt des Dampfers von Dover und die zweite englische Post über Ostende wegen verspäteter Landung des Dampfers infolge heftigen Schneesturms ausgeblieben.
Auch die drikte englische Post über Ostende ist ausgeblieben. Grund: Zugverspätung in England und stür— misches Wetter im Kanal.
Zur beguemen Einlieferung von Packeten ist in Berlin abgesehen von den zahlreichen Stadtpostanstalten, auch durch die Packetbestelleinrichtungen und Packetwagen der Post Gelegenheit geboten.
Sämmtliche im Dienst befindlichen Packetbesteller sind zur Ent— gegennahme gewöhnlicher Packete behufs Weiterbesorgung zur Post verpflichtet. Diese nehmen die Packete entweder innerhalb der Haäͤuser selbst, welche sie zum Zwecke der Bestellung bez. Abholung betreten, oder an denjenigen Stellen entgegen, wo ihr Fuhrwerk jeweilig hält.
Auf schriftliche Bestellung — mittels Bestellschreibens oder Be— stellkarte an das Kaiserliche Packet⸗Postamt in Berlin N. (Oranien—⸗ burgerstraße 70) — findet die Abholung von Packeten durch die Packetbesteller auch aus den in den Verlangschreiben bezeichneten Wohnungen statt. Die Bestellschreiben bezw. Bestellkarten werden unentgeltlich befördert; für die von den Packetbestellern auf ihren Bestellfahrten eingesammelten gewöhnlichen Packete kommt außer dem Porto allgemein eine Gebühr von 10 3 zur Erhebung.
Der Oder-Spree⸗Kanal ist dem Verkehr in seiner ganzen Ausdehnung übergeben und hat eine bedeutende Vermehrung des Schiffsperkehrs zur Folge gehabt. Während auf dem alten Friedrich-⸗Wilhelms⸗Kanal die Schleuse bei Fürstenwalde im Jahre 1888 von 4900 Fahrzeugen durchfahren wurde, stieg diese Zahl im Jahre 1889 auf 5330, 890 auf 7200 und 1891, nach vollstandiger Eröffnung des neuen Kanals, auf 13 300 Fahrzeuge. Die Menge der beförderten Güter bat in noch höherem Maße zugenommen, da die höchste Tragfähigkeit der Fahrzeuge von früher 20609 Ctr. auf 8060 Ctr. erhöht worden ist. Neue Schleusen sind im Werbelliner Kanal bei Rosenbeck und im Oranienburger Kanal bei Pinnow im Bau.
8
Konstantinopel, 19. Februar. (W. T. B.) In Folge des Austritts der Maritza bei Adrianopel hat der Gienbeh⸗ und telegraphische Verkehr zwischen Sofia und Konstantinopel eine Unterbrechung erlitten. Sofia, 19. Februar. (W. T. B.) bindung mit Serbien ist wiederhergestellt.
Die Eisenbahnver⸗
Mannigfaltiges.
Zum Stadt syndikus, an Stelle des zum Bürgermeister ge wählten früheren Stadtsyndicus Zelle, ist in der vorgestrigen Stadt— verordneten-Versammlung mit 92 gegen 18 Stimmen der Stadtrath Weise gewählt worden.
Im Cirkus Renz findet heute das Benefiz für die Schul reiterin Fräulein Clotilde Hager statt. Morgen Nachmittag gelangt wieder die Pantomime, Mazebpa's Verbannung“ und Abends „m Helgoland“ zur Darstellung.
München, 19. Februar. Das Krieger Den kmal. welche Seine Königliche Hoheit der Prinz⸗Regent Lurch den Bildhauer und Erzgießer Ferdinand von Miller in der Feldherren balle errichten läßt, soll, der M. ‚Allg. Ztg.“ zufolge, am 12. März ent— hüllt werden.
London, 17. Februar. Ueber den Unfall welcher dem deutichen Dampfer Marie“ aus Apenrade in der Nähe von Chefoo der ostchinesischen Küste zugestoßen ist, und der den Tod von zs Menschen zur Folge hatte, sind jetzt brieflich nähere Mittheilungen
bei der . N. Pr. J. eingegangen. Darnach stieß der Dampfel am 35. Dezember v. J., Abends ühr, während einer heftigen Brandung auf ein Felsenriff und erhielt dadurch ein großes Loch im Maschinen. raum. Man verfuchte zwar, das Schiff auf Grund zu sehen jedoch gelang dies nicht; vielmehr trieb es später von dem Telsen und gerieth in tiefes Wasser. Da ein plötzliches Sinken des Damp etẽ zu befürchten stand, so verließ die Mannschaft in zwei Booten Fahrzeug. Hierbei fanden zwölf Mann und zwar zwei. Surobät? und zebn Chinesen ihren Tod, jedoch nicht, wie man frũber 4 Grund einer telegraphischen Meldung angenommen hatte. 4. Meere, sondern infolge der starken Kälte. Erst in der Frübe de nächsten Tages erreichten die Boote das Land, alle Insassen jwar mn lebend aber derart erftarrt und erschöpft, daß bald darauf di wähnten Zwölf starben. Die Ueberlebenden hatten noch einen * seligen Marsch von mehreren Stunden zurückzulegen, beryor en ersten chinesischen Wohnungen erreichten, wo sie gut aufgen oinm⸗ und verpflegt wurden. Der Dampfer ist später an den. Strand f worfen worden und sitzt im harten Sand fest. Was weiter aus geworden ist oder werden wird, ist bisher nicht bekannt geworden.
London, 17. Februar. Die Versuche, die Eider 1 bringen, mußten, wie der K. 3. gemeldet wird, bis zur nach Woche verscheben werden. Gapltän Heinete theilte dem Comm danten der Corvette Prinzeß Wilhelm, als dieser die; im. fuchte, mit, die Bergungsgefellschaften hätten zu wenig Mannscha
— — * 2 7 au London, 17. Februar. Nach einer Meldung der K. 3 zer Sebast opol ist der mit Hol; beladene Dampfer Cossa strandet.
Dritte Beilage
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Käniglich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
M 45.
Berlin, Sonnabend, den 20. Februar
1892.
—— ————— —— rr — t
Etatistik und Volkswirthschaft.
Arbeitermangel.
Im e er bern Potsdam wird fortdauernd über Arbeiter⸗ aul. geklagt. An einzelnen Orten sind, außer Arbeitern aus West⸗ rreußen und n,. solche aus Russisch⸗Polen verwendet worden. In Leute follen bescheiden sein, aber nicht so viel leisten, wie die nbeimischen Arbeiter.
Zur Arbeiterbewegung.
Aus Bild st ock wird der Dudw. Ztg.“ eschrieben, daß in der Verstandssitzung des Rechtsichutzr' grins für das Saar, rler, die am 9. Februar in Wldstock stattfand, Herr Anwalt Heider aus Metz zum besoldeten Vertreter des Vereins auf sechs Nenate gewählt wurde. Zur Fertigstellung des zu Versammlungen nd anderen Zwecken des Vereins bestimmten Saalbau eg wurden un verschiedene Meister Arbeiten vergeben, so die Schlosser⸗, Schreiner- nd Gyhferarbeiten. Die Arbeiten sollen, sobald es die Witterung erlaubt, in Angriff gengmmen werden. . . .
Wie der Rhein. Westf. Ztg. aus Nassau mitgetheilt wird, ind Tie ausständigen Bergleute in Biber (Nassau) zum heil aus dem Verbande Deutscher Bergleute ausgetreten. Der Grubenbesitzer Dr. Pfabl hat diese sofort wieder angenommen. Das Berbands-Organ drückt seine Unzufriedenheit mit diesem Schritt aus. ; -
ci dem Verbandstage der Textilarbeiter Deutsch⸗ lands, der in Elbexfeld stattfinden soll, wird, wie der Frkf. Itg. aus Berlin geschrieben wird, an demselben Ort und zu gleicher zeit ein Verbandstag der Posamenten⸗Arbeiter und Lrbeite rinnen Deutschlands tagen. Auf dem letzteren dürfte kesonders Süddeutschland durch zahlreiche Abgesandte vertreten sein.
In Hanau strebt der conservative Verein nach einer Mitthei⸗ lung dessẽlben Blattes die Bildung eines christlichen Arbeiter— rereins an. Die erforderlichen Vorbereitungen sind schon größten— theils getroffen. Angeregt wurde das Unternehmen durch Herrn Landrath von Oertzen. . ö
Aus Wien wird der „Voss. Ztg.‘ telegraphisch gemeldet: Gestern hielten die beschäftigungslosen Arbeiter Wiens eine Protestversammlung ab gegen die Vertagung der Wiener Verkehrsanlagen. Anwesend waren gegen 300900 Personen. Seftige Vorwürfe wurden gegen das Abgeordnetenhaus laut, das den, Hesetzettwurf über die Wiener Verkehrsanlagen erst nach Ostern er— ledigen will. Die Versammlung selbst verlief ohne Unordnung.
Aus Reichenberg i. B. wird der Berliner ‚Volksztg.' be— richtet, daß die Glaßperlenarbeiter des Isargebirges be— schlossen haben, im Falle noch weiterer Herabsetzung der Arbeits löhne die Arbeit einzustellen. ; . .
Für den internationalen socialistischen Arbeiter⸗ congreß, der 1893 in Zürich stattfinden wird, erläßt, wie der Berner „Bund“ mittheilt, das Organisationscomité, bestehend aus den Herren Cantons-Rath Karl Bürkli als Präsident, Robert Seidel als Actuar und A. Merk als Cassier, einen ersten Ein— ladungsaufruf an die Arbeiter aller Länder zum Besuch des Congresses. — Der Centralvorstand der schweizerischen socialdemokra— tischen Partei hat der „Köln. Ztg. zufolge einstimmig beschlossen, die Volksabstimmung über das Auslieferungsgesetz zu verlangen.
Aus Rom wird der „Voss. Ztg.“ vom gestrigen Tage berichtet: Der für heute angekündigte allgemeine Ausstand behufs Nöthi⸗ zung der Regierung zur Abstellung der Arbeitsnoth ist gescheitert. Weder Arbeiter noch Unternehmer oder Geschäftsleute leisteten dem Delegirtenbeschlusse Folge. Alle Läden sind offen, Nur kleine Gruppen Arbeltsloser ziehen wie gewöhnlich zwischen den Haupt⸗ rlätzen umher, hier und da einige Arbeitende zum Anschluß bewegend. — In Uebereinstimmung mit dieser Nachricht meldet ein Wolff sches Telegramm: Mit Ausnahme einiger im Justizpalaste beschäftigter Marmorarbeiter waren auf jämmtlichen Arbeitsplätzen die tbeiter erschienen. In der letzten Nacht wurden einige notorische Agitatoren verhaftet.
* Bigmin gham geht man, wie die Londoner Allg. Corr.“ mittheilt, mit der Absicht um, ein städtisches Versöhnungsamt für Arbeiterstreitigkeiten zu gründen. Der Gewerkrath hat die Initiative ergriffen. Gelingt der Plan, so werden 70 00 Arbeiter sich der Entscheidung des Versöhnungsamts zu fügen haben.
Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standes-Aemtern in der Weche vom ö Februar bis incl. 13. Februar er. zur Anmeldung gekommen: A8 , nnen. 1084 Lebendgeborene, 34 Todtgeborene, 625
Sterbefälle.
Literatur.
; Unterhaltung.
Nr. Isgaes. Eine Erzählung aus dem heutigen Indien don Z. Marien Crawford. Autorisirte Uebersetzung aus dem Englischen don Therese Höpfner. Berlin, Verlag von Georg Reimer. Der lalentvolle amerikanische Schriftsteller, mit dessen Lebensgange uns zie Einleitung der deutschen Uebersetzung bekannt macht, hat in diesem grstlin ger dem er seinen Ruf verdankt, und das schon 1882 in New⸗York erschienen ist, einen glücklichen Griff gethan, als er das moderne englische Leben in Indien zum farbenprächtigen Hinter⸗ rund seiner spannenden Erzählung wahlte. Markig und lebenspoll sind die Vertreter des Abendlandes, Engländer und Amerikaner, gejeichnet, während der Held des Romans Mr. Ilaack, ein vornehmer Perser, und die geheimnißvolle Gestalt des duddhistischen Adepten der Welt des Drients angehören. In der geschickten Vermischung des Geheimnißvollen und Wunder— aten orientalischer Religion und Weltanschauung mit den Lehren und Gebräuchen der Cultur des 19. Jahrhunderts liegt der eigen dei hei des Werkes, das die geistvolle Art der Erzählung, wie ce . Beobachtungs gabe des Verfassers erlennen läßt. Mit end unten Bildern prachtvoller Naturschilderungen und . er Abenteuer verknüpft sich das anmuthig geschilderte Wbesberhältniß des pornehmen DOrientalen zu der schönen Engländerin. 3 . Gang dieser Handlung verflochtenen Unterhaltungen über n g n ische Speculatignen, und die mystischsreligiösen Lehren und . J. üer die Bestimmung des Menschen geben dem Leser a . . Bewußtsein, sich nicht nur gut unterhalten zu haben, un h . 'inem geistreichen und ernsthaften 863 . gefolgt gelungen e enders anzuerkennen ist, wie gut es der Uebersetzerin . zit die dem Werke eigenthümlichen Vorzüge wiederzugeben. Schwall td vm on von Werner von Heidenstam. Aus dem n M. Den von —h — Leipzig, Verlag von Peter Hobbing. Wie und re, , m , auch in diesem Werke abendlindisch Cultur wi ö ? indische Weltanschauung einander gegenübergestellt. nur grientalisch er Berfasser die Unhaltbarkeit und Lebenzunfähigkeit des . egen Gn ö und Wesens zur Anschauung bringen. Das dreit z uscn . wie er fagt, dem Endvmien, der ohne zu Iltern das an 6 mehr Jahre geschlafen, der da stirbt, ohne de wir dne deln i Echlas merken; wir werden bald nur noch, eine lich lebens w , Der Erzählung liegt eine feine und sicher⸗ rakters zu 83 Beobachtung des orientäalischen Lebens und Cha⸗ runde. Der religisse Fanatismus und die durch
den ᷓ . Glauben an das Fatum gelähmte Thatkraft des muhamedanischen
Helden contrastiren wirksam mit der Gestalt des europäischen Aben⸗ teurers, der mit zäher Ausdauer und weltkundiger Schlauheit seinen Vortheil im Auge behält und schließlich den Sieg davonträgt. In der Einleitung bringt der Verfasser sein Werk in beabsichtigten Gegen⸗ satz zu den Pessimistischen Producten der modernen Literatur, die er als die schädliche Nachwirkung eines schlecht verstandenen Chriften⸗ thums auffaßt, und er hebt den Zustand unbefangener Freude und Sorglosigkeit des Orientalen, der ihm die glückliche Kindheit des Menschengeschlechts versinnbildlicht, der greisenhaften Weltanschauung der Culturvölker der Gegenwart gegenüber anerkennend hervor. Aber die junge Amerikanerin des neunzehnten Jahrhunderts kann trotz ihres 2 Enthusiasmus für den Orient, der sich für sie in der Gestalt des sie liebenden Enim verkörpert, nicht zu diesem Kindheits— zustand des Menschengeschlechtes zurückkehren, indem der Keim für jede Weiterentwickelung erstickt ist; ihr bleibt immer das Bewußtsein ihrer Cultur und somit noch die Fähigkeit des Leidens. Mit außer⸗ ordentlicher Seelengröße faßt sie in dem Augenblick, wo ihr Geliebter hingerichtet wird, den Entschluß, in ihre Heimath zurückzukehren, um dort, trotz des erfahrenen Leides, mit aller Kraft für den Ueberrest von Freuden des Alterthums, der in der Welt noch fortlebt, einzutreten.
— „Aus fremden Zungen“, eine Halbmonatsschrift, heraus—
gegeben von Joseph Kürschner. Deutsche Verlagsanstalt Stutt⸗ art, Leipzig. Berlin, Wien. Heft 2 dieser Zeitschrift enthält als Neuheit: Demjans Fischsuppe', eine Begebenheit aus dem Rus⸗ sischen von E. L. Markoff, worin die Uebertreibungen eines russischen ristokraten in der Gastfreundschaft auf seinem Landsitz geschildert werden. Unter Diesem und Jenem“ werden einige Mit⸗ theilungen über das beklagenswerthe Schicksal des französischen Schriftstellers Guy de Maupassant, des Verfassers des gegen⸗ wärtig im hiesigen Residenz-Theater gegebenen Sittenbildes Musotte“, gebracht, der, erst im Alter von R Jahren stehend, einer anscheinend unheilbaren Geisteskrankheit verfallen ist. Außerdem werden in diesem Heft die Romane Der amerikanische Prätendent“ aus dem Amerikanischen von Mark Twain und „Schicksal⸗ aus dem Holländischen von Louis Couperus fortgesetzt, sowie die Novelle Nantas“' aus dem Französischen von Emile Zola beschlossen. — Dies Blatt gehört der Hausfrau“, Wochenzeitschrift für die Angelegenheiten des Haushalts, redigirt von Ir anz Neu⸗ gebauer. Verlag von Friedrich Schirmer. Berlin, Linkstraße 42. — Nr. 19 dieser Zeitschrift bringt außer den Fortsetzungen der Tagebuchnovelle Hanno“ von R. Litten, des Romans „Um's Geld“ von P. E. von Areg und einigen Rathschlägen für die Küche, den Haus- und Zimmergarten, die Gesundheitspflege und die Kunst im Hause, sowie mehreren Mustern für Hand— arbeiten, u. a. cinen Aufsatz Holländische Dienstboten in dem die Mißstände in den holländischen Dienstbotenverhältnissen zum Trost für die mit den hiesigen weit günstigeren Dienstbotenverhältnissen unzufriedenen deutschen Hausfrauen geschildert werden, und unter der Ueberschrist Die Drossel und die Uhr‘ ein humoristisch und an⸗ ziehend geschriebenes Gespräch zwischen einer Drossel und einer Thurm— uhr über die Verschiedenartigkeit, mit welcher der Werth der Zeit von den Menschen beurtheilt wird. Verschiedenes.
— Internationaler Sprachführer. Wörterbuch der englischen und deutschen Umgangssprache von Dr. Martin Krummacher. Berlin, Verlag von Emil Goldschmidt. — Das porliegende, in compendioser Form herausgegebene englisch⸗-deutsche und deutsch⸗-englische Wörterbuch ist sowohl zum Gebrauch für An—⸗ fänger in dem Erlernen der englischen bezw. deutschen Sprache vorzüg— lich geeignet, als auch seines bequemen Formats und geringen Um⸗ fangs wegen Reisenden ganz besonders zu empfehlen. Es enthält die Ausdrücke der heutigen Schrift. und Umgangssprache, da—⸗ neben die technischen Ausdrücke, besonders des Handels und der Schiffahrt, sowie die wichtigsten Amerikanismen und einige Wörter der Vulgärsprache und des Slang. Die Eigennamen, deren Schreibung oder Aussprache Schwierigkeiten macht, sind gleichfalls berücksichtigt. Dem Werk ist ferner eine, soweit dies schriftlich überhaupt möglich ist, genaue Angabe der Aussprache und das nothwendigste aus der
Grammatik, sowie eine Reihe von Gesprächen für den Reiseverkehr beigefügt. Letztere sind auch, verbunden mit einem Nothwörterbuch für Reisende, unter dem Titel „Der Reisebegleiter“ besonders erschienen.
— Nr. 3 der von Dr. A. Swoboda redigirten, im Verlage von Carl Grüninger in Stuttgart-Leipzig erscheinenden Neuen Musik-Zeitung“ enthält u. a. einen Aufsatz , Goethe, Mozart und Beethoven“ von A. von Winterfeld, der sich mit dem Verhältniß beschäftigt, in welchem der größte Wortdichter, Goethe, zu den beiden größten Tondichtern, Mozart und Beethoven, gestanden hat, und von ganz besonderem Interesse ist, weil die Urtheile Goethe's über Mozart und Beethoven's über Goethe mit ihren eigenen Worten angeführt sind. Von dem, wie bekannt, im Alter von 36 Jahren verstorbenen Mozart, der ganz nur für die Musik gelebt hat, ist, sopiel man weiß, eine Ansicht über Goethe niemals ausge— sprochen worden. Die den „Gesprächen mit Eckermann“ und den Briefen an Bettina von Arnim entnommenen Urtheile des Dichter— fürsten über Mozart zeugen von der höchsten Bewunderung für seinen Genius, die er nicht in demselben Maße empfand für die Werke Beethoven's, weil er sie in Weimar nicht in würdiger Aufführung zu hören bekam und auch durch Zelter's Urtheil, der nicht das richtige Verständniß für Beethoven hatte, ungünstig beeinflußt war. Beethoven dagegen hat stets, besonders, nachdem er seine persönliche Bekannt⸗ schaft 1812 in Teplitz gemacht hatte, mit der größten Begeisterung und hingebendsten Fteundschaft über Goethe und seine Werke ge— sprochen.
— Die ‚„Deutsche Chemiker-Zeitung“' hat in der Nr. 5 des VII. Jahrgangs vom 2. Februar folgenden Inhalt: Die Elek— tricität in der Sodaindustrie; Meyer, zur Kenntniß der Knallgase; Lunge⸗Marschlewstki, Veränderung von Salpetersäure; Ganelin—⸗ v. Kostanecki, Constitution der ö Wimmer, Unter⸗ suchung von Schweinefett; Gripper, Bestimmung von Schmierölen; Seger, Unterfuchung japanischer Porzellanfarben; Bücherschau; Per⸗ sonalien; Patente; Marken und Musterschutz: Zeichenregister; Handelsregister.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
London, 18. Februar. Das landwirthschaftliche Amt macht bekannt, daß der Viehmarkt von Islington Eondon) am 20. Februar wieder eröffnet werden darf und das dortige Vieh nicht mehr auf dem Markte selbst geschlachtet werden muß. Eine andere Verordnung beflimmt, daß Rindvieh, Schafe, Ziegen und Schweine nicht aus dem östlichen und westlichen Theil von 8. einschließlich Brighton, Eastbourne, Hastings, Lewes und Worthing, von einem Srt zum anderen befördert werden dürfen. Mit der Eisenbahn darf jedoch Vieh durch den Distriet befördert werden. .
Dttawa, 17. Februar. Ein aus den Nordweststaaten Canddas eingetroffener Reisender theilt nach der A. C. mit. daß eine Seuche, die alle Zeichen der Rin derpest trägt, schreckliche Verheerungen unter den Viehheerden des Peace⸗Districts anrichtet. Die Heerdenbesitzer haben die Regierung ersuͤcht, ihnen Thierärzte zu senden, um mit diesen über Maßregeln wider das Umsichgreifen der Seuche zu berathen.
Handel und Gewerbe.
Nr. 3 des russischen Finanz⸗Anzeigers vom 19./31. Januar d. J. veröffentlicht das nachstehende amt liche Verze ichn iß derjenigen Getreidearten und Producte, deren Ausfuhr verboten ist:
1) Getreide in Korn: Roggen, Weizen, Hafer, Gerste, Buch⸗ weizen, Hirse, Spel zweizen, Ssiopolba“, Mais aller Arten, Sorgho, kaukasische Hirse (Gani), Dshugara, Sonnenthau, Reis.
2) Die aus diesen. Rohstoffen hergestellten Producte: Mebl, Gries (unter allen Benennungen), Hafermehl, Teig, gebackenes Brot, Zwiebacke (und Galetten), Maccaroni und Vermicelli.
3) Kleie und verschiedene Streu.
4) Malz in ganzem und zerkleinertem Zustande.
5) Kartoffeln und Kartoffelmehl.
Dagegen sind zur Ausfuhr gestattet:
1I) Samen von Schotenpflanzen: Bohnen, Linsen und Erdnüsse.
2) Delsãmereien: Leinsaat, Raps, Turnigé. Senf, Mohn, Hanf, Sonnenblumen, Chinarüben, Dotterkraut, Sesam, Baumwollen⸗ staude und Lallemantia.
3) Samen und Cocospreßlinge.
4) Mehl aus den unter 1, 2 und 3 benannten Producten.
5) Stärke, Dertrin, Sago und Malzkeime.
6) Samen von Futtergräsern, von Gemüse⸗ und Blumen und Holzarten.
7) Abfälle: Spreu, Kaff, Hülsen, Mohnköpfe, Sonnenblumen⸗ köpfe u. a. m.
Erbsen, türkische Bohnen,
Zierpflanzen,
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks
an der Ruhr und in Oberschlesien.
An der Ruhr sind am 19. d. M. gestellt 9742, nicht rechtzeitig zestellt keine Wagen.
In Oberschlesien sind am 18. d. M. gestellt 2926, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.
Zwangs⸗Versteigerungen.
Bein Königlichen Amtsgericht 1 Berlin tand 19. Februar 1392 das Grundstück in der Oderbergerstraße 22, dem Rentier August Draber hier gehörig, zur Versteigerung. Nutzungs⸗ werth 11 816 ½ Das geringste Gebot wurde auf 1600 festgesetzt; für das Meistgebot von 174 000 ½ wurde der Maurer- und Zimmer— meister Paul Schröder hier Ersteher.
Berlin, 19. Februar. (Amtliche Preisfeststellung für Butter, Käse und Schmalz) Butter. (Im Großhandel franco Berlin an Producenten bezahlte Abrechnungspreise.) Hof⸗ und Genossen⸗ schafts⸗Butter La. 1I7 - 120 t, ILa. 112-116 66, IIIa. 108 — 111 6, do. abfallende 102 — 105 ½0, Land-, Preußische 99 — 93 6, Netzbrücher 88-93 6, Pommersche 90— 93 4, Polnische 85 — 90 S, Bayerische Sennbutter 99 — 105 66, do. Landbutter 83— 90 66, Schlesische 0. — 95 M, Galizische 809 —85 S, Margarine 40-70 9 — Käse: Schweizer, Emmenthaler 87 - 90 , Baverischer 60 — 70 S, Ost- und Westpreußischer La. 60 — 5 S, do. a. 50 — 60 S, Holländer 80 85 M, Limburger 40 45 , Quadrat⸗Mager⸗ kãäse La. 21 — 25 6, do. IIa. 13 - 15 M — Schmalz: Prima Western 179, Tara 42,00 „S, reines, in Deutschland raffinirt 43, 50 - 44,50 S, Berliner Bratenschmalz 45,50 — 48,50 M½ — Fett, in Amerika raffinirt 38,50 (6, in Deutschland raffinirt 38,50 — 41,50 416 (Alles pr. 50 kg). Tendenz: Butter: Bessere Nachfrage befestigte die Preise. Schmalz: fest.
— Dem Geschäftsbericht der Preußischen Hppotheken—⸗ Actien-Bank für das Jahr 1891 entnehmen wir folgende Mit— theilungen: Im Hppothekengeschäfte hat sich eine wesentliche Ver—⸗ ringerung des Capitalangebots fühlbar gemacht. Im Pfandbrief⸗ geschäft zeigte sich dagegen wachsende Nachfrage nach den eine sichere Rente gewährenden Pfandbriefen. Hppotheken wurden aus— reichend angeboten. Die Zahlung der Hvpothekenzinsen er⸗ folgte in befriedigender Weise. Die Zahl der Subhastationen hat im Jahre 1891 in vielen Städten und auch in Berlin zu⸗ genommen. In den Subbastationen, bei denen das Institut in 1891 ethätigt war, sind die Hppotheken der Bank stets herausgeboten worden. Die Umlaufssummen der Pfandbriefe der Bank haben sich am 31. Dezember 1891 gegenüber dem Stand am Schlusse des Jahres 1899 wie folgt gestaltet: am 31. Dez. am ö. Dez. 8 1891
( 33 00 Pari⸗Pfandbriefe. 26 690 4090 910 . w 123 986 500 4100 Pfandbriefe, rückzahlbar mit 209 Agio. ... 5 o Pfandbriefe, rückzahlbar m ,,, 722 500 702 100 Der Antrag, den Pfandbriefen der Preußischen Hppothefen⸗Aetienbank die Se ge rer fer bei der Reichsbank einzuräumen, wurde mit der Maßgabe genehmigt: daß die Pfandbriefe in erster Klasse, d. h. mit? des Curswerths kelieben werden dürfen. Der in 1891 erzielte Reingewinn beziffert sich auf 793 612 (Sε, der, wie folgt, vertheilt werden soll: Es er— halten der Reservefonds 1009 mit 79 361 „6, die Actionäre 400 Dividende mit 398 400 t, Curatorium, Direction an Tantième 63 170 S, ferner die Actionäre 23 00 Superdividende mit 249 000 6 und der Rest wird mit 3680 1 auf das Gewinn-Conto des laufenden Jahres vorgetragen. — Dem er chte, der Commandit⸗Gesellschaft auf Actien Ludw. Loewe u. Co. wurde heute die Bilanz und das Gewinn⸗ und Verlust⸗Conto vro 1891 vorgelegt. — Die Bilanz er⸗ ijebt bei vorsichtigster Aufnahme aller Werthe inel. des Gewinn⸗ Vortrages aus 1890 von 19936 669 einen Gewinn von 2197776 4 Von diesem werden zu Abschreibungen ver⸗ wendet: auf Grundstück! und Gebäude⸗Conto 94468 1, auf Betriebs-Inventarien⸗Conto 933 974 Mƽ, auf Utensilien⸗Eonte 2c. 47 407 69, Rückstellung des 2procentigen Amortisations-Zuschlages auf 7! Millionen Mark Anleihe 150 0090 1, insgesammt 1 225 850 1, fodaß ein vertheilbarer Ueberschuß von 971 926 verbleibt. Hier⸗ von sollen nach Absetzung der statutenmäßigen Tantiemen 189000 Dividende auf das Actiencapital von 43 Millionen Mark, wie im Vorjahre, zur Vertheilung gelangen und 19 127 6 auf das neue Jahr vor⸗ getragen werden. — Mit Rücksicht auf die in allen Betriebszweigen der Gefellschaft wesentlich erhöhte Thätigkeit des abgelaufenen Jahres sind die Abschreibungen entsprechend reichlicher als im Vorjahre bemessen worden, und zwar insgesammt auf 1225 850 ½ gegen S8 202 4 in 1890. Die Generalversammlung der Commanditisten wird auf den 16. März einberufen werden. — Vom oberschlesischen Eisen⸗ und Metallmarkt berichtet die Schl. Ztg.“ Trotz des auf 13250 0 herabgesetzten Grundpreises hat sich die Lage des oberschlesischen Eisenmarktes in keiner Weise geändert. Die Annahme, daß die Großhändler aus ihrer Zurückhaltung heraustreten und zur Ergänzung der geräumten Läger mit größeren Abschlüßsen und Bestellungen an die Werke herangehen werden, hat sich nicht bestätigt, da zunächst eine Nothwendigkeit hierzu wegen Mangels an Absatz nicht vorliegt, andererseits aber noch auf weitere Preisrückgänge U . zu werden scheint. Daß unter folchen Umständen die Werke trotz der nicht unbedeu⸗ tenden Betriebs -Einschränkungen noch einen großen Theil
3647 400 3565950
ihrer Fabrikate in Vorrath bringen müssen, zeigen die stetig an⸗