1892 / 48 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 24 Feb 1892 18:00:01 GMT) scan diff

wie sie sich daver schützen sellten. Man könne jetzt mit einer halben Linie von dem einen Punkt zu dem anderen die lektrischen Verbindungen herstellen, indem man es dem Streme überlasse, demnächst unter der Erde sich seinen Weg zu suchen. Sollten mehrere Ströme den gleichen Weg gehen, so störten sie sich in der Erde und hinderten ihr regelmäßiges Functioniren. Darum sage seine Partei es müßten Vorkehrungen getroffen werden, daß das Reichsmonopol so ausgeübt werde, daß die Benutzung des Erdweges anderen Leuten nicht unmöglich gemacht werde, daͤzu habe man einen technischen und legislatorischen Zwang, und weil der Zwang bestehe und eine so große Betriebskraft wie die Elektricität nicht ohne Aufsicht gelassen werden dürfe, wünsche seine Partei, daß diese Angelegenheit zugleich mit dem vorliegenden Gesetz erörtert werde, oder, daß wenigstens die noth⸗ wendigsten Bestimmungen darüber gleich in das Gesetz hineinkämen, und weil sie keine von diesen beiden Eventualitäten durchsetzen könne, habe sie als Drittes ihren Antrag. eingebracht, dessen Annahme sie empfehle.

Staatssecretär Dr. von Stephan:

Meine Herren! Auf den letzten Theil der Ausführungen des ge— ehrten Herrn Abgeordneten, der soeben gesprochen hat, gehe ich aus Geschäftsordnungsgründen nicht ein, weil alle diese Ausführungen zum § 7a gehören, auf den wir ja später kommen werden. Ich bleibe also bei dem eigentlichen Regalsparagraphen und kann dem Herrn Abgeord— neten die beruhigendste Versicherung darüber geben, daß die Telegraphen⸗ verwaltung nichts Anderes beabsichtigt v als den bestehenden Zustand zu er⸗ halten, mit dem sie zufrieden ist. Die Sache ist nur die und das hat der geehrte Herr Abgeordnete übersehen oder wenigstens vergessen zu sagen —, daß der bestehende Zustand überhaupt ein bestrittener . . 22 . . . . . ss. Taß die Gerichte ihn zum theil nicht anerkennen, daß wir wider— sprechende Erkenntnisse haben, allerdings auch vom Reichsgericht eine für uns wichtige und nützliche Entscheidung, worin dieser hohe Gerichtshof zunächst in einer Strafsache ausspricht, Telephonanlagen seien im wesentlichen identisch mit Telegraphenanlagen. Aber Un— sicherheit ist vorhanden. Darum eben wollen wir das Gesetz, denn daran knüpft sich die Rechtssicherheit, und darum wünschen wir, daß dieses Gesetz baldmöglichst zu stande gebracht wird.

Sodann einige beruhigende Erklärungen, die, wie ich hoffe, den Herrn Abg. Schrader befriedigen werden, im Anschluß! an das, was der Herr Abg. Hammacher gesagt hat. Der Ausdruck „er— richten im ersten Paragraphen wird von uns so aufgefaßt, wie es der Herr Abg. Hammacher vorhin ausgeführt hat. (Hört, hört! Wenn wir uns die Materialien für die Telegraphenlinien selber besorgen, also Werkstätten u. dgl. halten wollten, so müßten wir folgende Operationen machen. Wir müßten uns zunächst, da wir jährlich etwa 130 000 Stück Telegraphenstangen brauchen, einen großen Waldcomplex anschaffen, den wir für Rechnung des Reichs bewirthschaften müßten. Dann müßten wir ferner, da wir 1300000 kg Eisendraht, 35 000 Eg Gußstahldraht, 80 000 kg Bronzedraht und 10000 kg Compound— draht brauchen, uns auch ein großes Drahtziehwerk nach Art der Georg-⸗Marienhütte bei Osnabrück oder der großen Werke in Hamm oder Mülheim einrichten. Wir brauchen ferner 2500 Stück eiserne Stangen, 760 000 Stück Porzellan-Isolatoren; wir müßten also eine große Porzellanfabrik anlegen oder die Königliche Porzellan-⸗Manufactur erheblich erweitern.

Wir brauchen über eine hälbe Million Stück Schraubenstützen und müßten also ein Kleineisenwerk, ähnlich denen in Solingen, Rem— scheid, Haspe, Iserlohn einrichten. Wir bedürfen endlich an Erd- und Flußkabeln für mehrere Millionen Mark und würden nach den Be— sorgnissen, die Herr Abg. Schrader hegt, also auch eine eigene Kabel— fabrik wie etwa die von Felten u. Guilleͤume in Mülheim oder von Siemens u. Halske in Berlin anlegen müssen.

Meine Herren, daß das nicht Absicht sein kann, darüber kann doch wirklich kein Zweifel aufkommen, und ich kann auch die vollste Versicherung geben, daß wir nicht im entferntesten an solche Anlagen denken, und daß ich es auch für einen großen Rückschritt halte, wenn wir dies ebenso wie die Apparate, für welche wir etwa zwei bis drei Millionen ausgeben, der Privatindustrie entziehen würden. Sie können sich über diesen Punkt vollständig beruhigen, da das, was der Herr Abg. Dr. Hammacher in Bezug auf die Begriffsfeststellung des Wortes Errichtung“ gesagt hat, durchaus zutrifft.

Unter Ablehnung aller Anträge wird S1 darauf nach dem Vorschlage der Commission angenommen:

S 2 lautet;

Die Ausübung des im § 1 bezeichneten Rechts kann für

einzelne Strecken oder Bezirke an, Privatunternehmer und muß

an Gemeinden für den Verkehr innerhalb des Gemeindebezirks verliehen werden, wenn die nachsuchende Gemeinde die genügende

Sicherheit für einen ordnungsmäßigen Betrieb bietet und das

Reich eine solche Anlage weder errichtet hat, noch sich zur Errich⸗

, ,, , . . = d tung und zum Betriebe einer solchen bereit erklärt. Die Verleihung erfelgt durch den Reichskanzler oder die von ihm hierzu ermächtigten

Behoͤrden. Die Bedingungen der Verleihung sind in der Ver—

leihungsurkunde festzustellen. . ö

Abg. Klemm (cons.): Das Gesetz habe sich in wiederholter Be— rathung als nothwendig erwiesen, auch für den 82 habe sich die Commsssion einige Male ausgesprochen, es sei also die Annahme dieses Paragraphen zu empfehlen. Er möchte nur fragen, ob der Paragraph so ausgelegt werden solle, daß das Reich das Recht haben solle, die von Gemeinden eingerichteten Telegraphenlinien gegen eine zu vereinbarende Entschädigung oder auf Grund einer Concessions— bedingung zu übernehmen. . .

Commissar des Reichs⸗Pestamts Wirklicher Geheimer Ober⸗Post⸗ rath Professor Dr. Dam bach: Nach der historischen Entwickelung der Sache könne es nicht zweifelhaft sein, daß die Auffassung des Abg. Klemm die richtige sei. Weil aber in jedem einzelnen Falle besondere Modalitäten eintreten würden, habe man diese Angelegenheit nicht ins Gesetz aufgenommen. Uebrigens glaube er, daß von der Vorschrift des 5 2 wohl wenig Gebrauch gemacht werde.

Abg. Schrader (dfr.): Auch er meine, daß der Paragraph nur selten Anwendung finden werde, bitte aber doch um Annahme der Vorschrift und hoffe, daß sie dahin ausgelegt werde, daß einer Gemeinde das Recht zu solchen Einrichtungen auch gegeben werde, wo die vorhandene fiskalische Einrichtung nicht ausreiche.

Abg. Dr. Hammacher nl): Es könnten Zeiten kommen, wo die Telegraphenverwaltung nicht in der Lage sei; das Telegraphennetz auszudehnen; für diesen Fall solle man das Eintreten der Privaten gestatten. ö . .

Nachdem sich der Graf von Arnim den Ausführungen des Abg. Dr. Hammacher angeschlossen, wird § 2 genehmigt.

. . wid mi

Gegen 5 Uhr wird darauf die weitere Berathung der

Vorlage vertagt.

Ttatistik und Volkswirthschaft.

Die Auswanderung im Jahre 1891.

. Nach der kürzlich veröffentlichten Zusammenstellung des Kaiser⸗ lichen Statistischen Amts verließen im Jahre 15891 über deutsche Häfen, Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam 115392 reichs—⸗

1890: 91925, im Jahre 1889: 90 259, im Jahre 1888: 28515, im Jahre 1887: 99717 und im Jahre 1885: 7987 Deutsche auswanderten. Dieses letztere Jahr weist die ge⸗ ringfte Auswanderungszahl seit dem Jahre 1880 auf. Den er unit in der Auswanderung bildete das Jahr 1881 mit 210547, wogegen das Jahr 1891 also noch sehr erheblich zurückbleibt, wenn⸗ leich es in der vom Jahre 1887 an wieder aufsteigenden Linie die öchste Stelle einnimmt. Nach Gruppen von fünf zu fünf Jahren geordnet, zeigte das Jahrfünft 1851/85 den stärksten Auswanderungs⸗ trieb mit durchschnittlich 164000, während das Jahrfünft 1836,90 eine Durchschnittsziffer von 2000 aufweist. Das Jahr 1891 bleibt also weit hinter dem erstgenannten Jahrfünft zurück, während es die Durchschnittsziffer des zweiten Jahrfünfts erheblich überragt.

Ueber die Ursachen dieser Erscheinung läßt sich schwer zu einem abschließenden Urtheil kommen; die, gleichviel ob begründete oder nicht begründete, Hoffnung, „drüben“ bessere Verhältnisse zu finden, und die Art, wie diese Hoffnung genährt wird, ist dabei wohl am meisten ausfchlaggebend, ebenso der Umstand, daß die Nähe des Meeres die Auswanderungslust begünstigt. Die Annahme, daß die Schwierigkeit der Erwerbung landwirthschaftlicher Grundstücke eine wesent⸗ liche Ursache für die Auswanderungslust bildet, läßt sich angesichts der Thatsache, daß im Jahre 1891 von sämmt⸗ lichen Provinzen die Provinz; Posen mit 18728 Aus⸗ wanderern die höchste Ziffer aufweist, während gerade dort der Erwerb solcher Grundstücke jetzt sehr wesentlich erleichtert ist, nicht aufrecht erhalten. Daß die Theuerung der ,, von Einfluß sein kann, läßt sich angesichts folgender Zahlen nicht ohne weiteres von der Hand weifen: die stärkste Auswanderung im Jahre 181 mit 210547 fällt mit der Thatsache zusammen, daß dieses Jahr sehr hohe Roggen- und Weizenpreise 195,2 66 bezw. As, 5 M hatte; das Jahr 1886 mit relativ niedriger Auswanderung hatte im letzten Jahrzehnt beinahe die niedrigsten Roggen- und Weizenpreise 130,5 bezw. 151.3 Die erhebliche Preissteigerung des Vorjahrs könnte somit auch das Anwachsen der Auswanderung erklären. Der durch die Handels— verträge geförderte Preisrückgang läßt vielleicht einen Rückgang der Auswanderung für dieses Jahr erwarten, obwohl der Januar no gegen denselben Monat des Vorjahrs eine Vermehrung von 2677 auf 3461 aufweist. . .

Jetzt liegt nun auch der Bericht des Reichscommissars für das Auswanderungswesen für das Jahr 1891 vor, der über alle und zwar nur aus deutschen Häfen ausgewanderten Per- sonen, sowohl Deutsche wie Ausländer, Rechenschaft ablegt. Hiernach ist auch die Gesammtauswanderung gegen das Vorjahr gestiegen, sie betrug 289 225 gegen 243 291 Personen im Jahre 1390, mithin 45 934 Personen mehr. Zu dieser Zunahme hat die Auswanderung der aus Rußland ausgewiesenen Israeliten bedeutend beigetragen. Für die Beförderung der Personen ist von dem Bremer Senat bestimmt worden, daß jedem erwachsenen Zwischendeckspassagier ebenso wie in Hamburg 2335 chm Raum bei höͤchstens 240 m Höhe des Zwischen— decks zu gewähren sind. Ferner wurde bestimmt, daß Auswanderer, die den Ueberfabrtspreis oder einen Theil abarbeiten wollen oder die sich Beschränkungen in der freien Bewegung im Ankunftslande unterwerfen müssen, von Bremen aus nicht befördert werden dürfen. Auch von Amerika aus ist der Kreis der Perfonen, welchen die Landung in den Vereinigten Staaten nicht gestattet wird, erweitert worden. Vielfach sind auch wieder gegen Auswanderungs-Agenten und deren Angestellte Klagen eingelaufen, in denen behauptet wird, daß diese einen Druck auf die Auswanderer ausüben, um sie zur Lösung von Fahrscheinen bei einer bestimmten Firma zu veranlassen; doch haben Ermittelungen fast stets die Grund— losigkeit der Klagen ergeben.

Von den ausgewanderten 289 225 Personen gingen über Bremen 139 821, über Hamburg 144 239 und über Stettin 5165 Personen. Zurückbefördert wurden nach Bremen 33974 Personen, worunter 130, denen in den Vereinigten Staaten wegen mangelnder Mittel und aus anderen Gründen die Landung verweigert wurde. Nach Hamburg wurden 20 345 zurückbefördert, worunter 175, die in Amerika nicht landen durften; nach Stettin 1094 bezw. 9 Personen. ö

Von den ausgewanderten 93 145 Deutschen diese Zahl betrifft nur die aus deutschen Häfen ausgewanderten Personen, während die oben mitgetheilte Zahl 115 392 diejenigen Deutschen mit ein— schließt, welche über holländische Häfen auswanderten ist in dem Bericht des Reichscommissars auch der Beruf ermittelt worden. Es gehörten nämlich

der Landwirthschaft 14 681 Persone , ö dem Handel und Verkehr... 5172

dem Arbeiterstanddee . . 28703 anderen Berufsarten (freien Be⸗

rufen, öffentlichen Diensten) 1130

ohne Berufs angabe... . 26 698 . 28,7 0 o.

Von diesen deut schen Auswanderern wandte sich wieder der größte Theil 88470 nach den Vereinigten Staaten Nord⸗ Amerikas (46 470 Männer und 42000 weibliche Personen). 474 Männer und 123 weibliche Personen gingen nach Afrika, 1133 bezw. 519 nach Brasilien.

Aus nichtdeutschen Staaten stammten 196 080 Auswanderer, wovon 174 664 nach Nord-Amerika gingen. Von den nichtdeutschen Auswanderern stammten 55 196 aus Desterreich-Ungarn, 1069 515 aus Rußland.

1 o/o an,

I

Der Congreß deutscher Landwirthe, welcher gestern im Architektenhause tagte, überwies nachfolgende Resolutionen über den Unterstützungswohnsitz und das Frei⸗— zügigkeitsgesetz mit zwei dazu eingebrachten Abänderungsanträgen zur weiteren Veranlassung dem Vorstand:

. J. Durch den Abschluß der Handelsverträge, insbesondere des— jenigen mit Oesterreich⸗Ungarn ist die deutsche Landwirthschaft un zweifelhaft schwer gefährdet; demzufolge wird es Verpflichtung der ver— bündeten Regierungen sein, durch die Gesetzgebung Maßnahmen zu treffen, welche geeignet sind, die Lebensinteressen der Landwirthschaft wirksam zu fördern. II. Zu den Lebensinteressen der Landwirth⸗ schaft gehört unbedingt die Arbeiterfrage. Auf diese haben die Ge— setze über die Freizügigkeit vom 1. November 1867“ und über den UnterstützungsZswohnsitz vom 6. Juni 1870 ganz besonders nachtheilig gewirkt. Es erscheint daher dringend geboten, bezüglich dieser Gesetze Wandel eintreten zu lassen. III. Die Freizügigkeit, das Recht eines jeden unbescholtenen Deutschen (Reichsangehörigen), innerhalb des Deutschen Reichs seinen Wohnsitz nach Belieben zu wählen und zu verändern, kann nicht wesentlich beschränkt werden. IV. Dagegen sind die Grundsätze über die Pflicht der Gemeinden zur Unterstützung verarmter Personen dahin zu ändern, daß fortan: a. die städtischen und solche ländlichen Gemeinden, welche als Fabrikscentren einen städtischen Charakter angenommen haben, verpflichtet sind, von Neuanziehenden Einzugsgeld zu erheben; b. der Gemeinde das Recht zu geben, Neuanziehende abzuweisen, wenn der Nachweis nicht erbracht ist, daß der Neuanziehende in der Lage ist, für sich und seine Familie eine den sanitätspolizeilichen Vor— schriften entsprechende Wohnung zu beschaffen; c. die Rechte und Pflichten zum Erwerb eines selbständigen Wohnsitzes schon mit dem vollendeten 18. Lebensjahre beginnen. Die Herren von Bredow und Gontard beantragten, den Passus 1IV b folgendermaßen zu fassen: „den Gemeinden das Recht zu ertheilen, Neuanziehende abzu⸗ weisen, wenn der Nachweis nicht erbracht ist, daß der Neuanziehende in der Lage ist, für sich und seine Familie die nöthigen Subsistenzmittel, vor allem aber eine den ortsüblichen Ansprüchen entsprechende Woh—⸗ nung zu beschaffen. Landrath von Tschoppe beantragte, der Resolution sub IVa, b und c folgende Fassung zu geben: daß fortan: a. die Gemeinden befugt sind, von Neuanziehenden wegen des Anzugs eine Abgabe zu erheben; b. die Beweislast der S8 4 und 5 des Freizügigkeitsgesetzes den Neuanziehenden auferlegt wird; (. die

Ferner wurde 4 folgende Resolution über die versönliche Inanspruchnahme der Bewohner des platten Landes durch die Gesetzgebung der letzten Jahre angenommen:

In Erwägung. daß die Gesetzgebung der beiden letzten Jahr zehnte an die Bewohner des platten Landes so hohe Anforderungen stellt, daß unter diesen entweder die Ausübung des Berufs oder die sachgemäße Handhabung jener Gesetze leiden muß, beschließt der Congreỹ: 1) Es ist Pflicht jedes Bewohners des platten Landes soweit er zur Annahme eines aus der Gesetzgebung resultixenden, ibm angetragenen Amts seinen Zeit- und Vermoögensverhältnissen nach im Stande ist dieses Amt anzunehmen, und zwar um: a. dasselbe nicht ungeeigneten Händen zu überlassen, b. seine Berufsgenossen zu entlasten. I) Als die Aufgabe der gesetzgebenden Körperschaften aber muß es angesehen werden, dahin zu wirken, daß die Bewohner des platten Landes mit neuen Aemtern, insonderheit Ehrenämtern, weiter- hin nicht belastet werden.“

Die Vereinigung der Steuer- und Wirthschafts— ref ormer

trat heute zu ihrer diesjährigen Generalversammlung zusammen. Graf Mirbach leitete die Sitzung mit einem Hinweis auf die durch die Aufhebung der Zuckererportprämien und durch die Handelsverträge veränderte Lage der Landwirthschaft ein, forderte aber die Versamm— lung auf, nicht mißmuthig zu sein und für eine starke Vertretung der Interessen der Landwirthschaft in Parlament und Presse zu sorgen. Redner schloß seine Ansprache mit einem Hoch auf Seine Ma jestät den Kaiser.

Den ersten Gegenstand der Tagesordnung bildeten Die Forde— rungen der deutschen Landwirthschaft in Consegquenz der jüngsten wirthschaftspolitischen Maßnahmen“. Der Referent Landrath von Karderff (Wabnitz) bean— tragte in Gemeinschaft mit dem Rittergutsbesitzer Grafen von Schwerin Eäwitz! folgende Resolution⸗ Die General⸗ versammlung der Vereinigung der Steuer- und Wirthschafts⸗ Reformer beschließt: Mit Rücksicht auf die am 1. Februar d. J. in Kraft getretenen Handelsverträge und das hiermit der deutschen Land— wirthschaft auf lange Jahre hinaus auferlegte neue Opfer muß dieselbe, neben unbedingter Erhaltung ihres Zollschutzes in der jetzigen Höhe, auf eine beschleunigte Durchführung der nach— stehenden Forderungen dringen: I) Initiative des Deutschen Reichs zur internationalen Wiederherstellung des Silbers zum Münzmekall; 2) Besserung der ländlichen Arbeiterverhältnisse durch: 2. Revision des Gesetzes über den Unterstützungswohnsitz vom 6. Juni 1870 und des Gesetzes über die Freizügigkeit vom 1. No⸗ vember 1857; b. Seßhaftmachung ländlicher Arbeiter speciell in Preußen durch Begünstigung der Errichtung kleiner Rentengüter von Seiten der Generalcommissionen auf Grund der Gesetze vom 27. Juni 1890 und 7. Juli 1391; (. unbeschränkte Zulassung von Arbeitern aus Nachbarstaaten; d. Stellung des Contractbruches unter das Strafgesetzbuch; 3) Erleich⸗ terung des Verkehrs durch a. Ermäßigung der Frachtsätze auf den bestehenden Staatsbahnen für Massentransporte auf weite Entfernung; b. Ausbau des Eisenbahn⸗ und Straßennetzes besonders in den vorwiegend ackerbautreibenden bisher vernachlässigten Landestheilen; c. Erleichterung des Grunderwerbs und der Concessionserlangung für öffentliche Tertiärbahnen; 4) Beseitigung der Doppelbesteuerung in Preußen durch Suspension der Grund- und Gebäudesteuer.“

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Bielefeld berichtet ein Telegramm des D. B. O. vom gestrigen Tage: In der Nähmaschinenfabrik von Baer u. Rempel sind Lohndifferenzen ausgebrochen. Eine Metallarbeiterversammlung erklärte sich mit den Arbeitern dieser Fabrik solidarisch und beschloß, sie mit allen Kräften zu unterstützen.

In Leipzig wurde am letzten Sonntag und Montag ein socialdemokratisches Flugblatt vertheilt, in dem, wie das ‚Chemn. Tgbl.“ mittheilt, die Einwohner zur Erwerbung des Bürger— rechts und der sächsischen Staatsangehörigkeit aufgefordert werden, damit sie sich an den Wahlen zur Gemeindevertretung und zum Landtag betheiligen können.

In Zwickau fand nach demselben Blatt am Sonnabend und Sonntag eine zahlreich besuchte Conferenz der socialdem okrati— schen Partei Sachsens statt, zu der acht Mitglieder der sorial⸗ demokratischen Landtagsfraction, gegen fünfzig Delegirte aus Burgstädt, Chemnitz, Crimmitschau, Dres den, Leipzig, Meißen, Plauen, Wurzen, Zwickau ꝛc. ferner mehrere Reichstags⸗Abgeordnete und gegen zweihundert auftraglose Socialisten erschienen waren. Am Sonnabend fand eine fünfstündige Debatte über die socialdemokratische Parteipresse statt. Im Laufe der Discufsion wurden von letzterer die privaten Preßunternehmungen ausgeschlossen. Schließlich wurde eine Commission zur weiteren Vorberathung der Sache niedergesetzz. Auf Grund des Berichts dieser Commission wurde in der Sonntagsversammlung beschlossen, der social— demokratischen Landesversammlung zu empfehlen, für den 18., 22. und 23. , ein neues Parteiblatt, das in Zwickau erscheinen soll, zu gründen und eine Verschmelzung der in Chemnitz und Burgstädt erscheinenden Parteiblätter „Beobachter und „‚Volksstimme“ anzubahnen. Sodann fand eine Discussion über Organisation und Agitation statt, wobei eine schärfere Organisation und Verbindung der für Sachsen geordneten vier Organisations⸗ bezirke empfohlen wurde.

Aus Mülhausen i. E. wird der „Frkf. Ztg.“ geschrieben⸗ Unter den Spinnerei- und Webereibesitzern des Ober⸗-Elsaß ist eine Vereinbarung wegen Verkürzung der Arbeitszeit um 10069, trotz der Bemühungen der eingesetzten Commission, nicht zu stande gekommen. In Bühl, wo man den Arbeitslohn um 100 verkürzen wollte, striken S00 Arbeiter bereits seit mehr als acht Tagen. Sie verlangen den vollen Lohn, sind aber damit einverstanden, einen Tag in der Woche ganz zu feiern, da sie alsdann sich ander⸗ weitig beschäftigen könnten. Das spätere Anerbieten des Arbeitgebers, nur einen Lohnabzug von 5, zu machen, haben die Arbeiter nicht angenommen. Die Arbeiter unterstützen ich gegenseitig, sollen auch noch von den Arbeitern der Fabrik Rogelet Unterstützung erhalten.

Aus Braunschweig wird der „‚Mgdb. Itg.“ uber die Be wegung unter den dortigen Arbeits losen berichtet: Nachdem auf Veranlassung der socialdemokratischen Parteileitung in Brannschweig wiederholt Versammlungen von Arbeitslosen stattgefunden und letztere ohne Erfolg Deputationen an den Stadt⸗ magistrat wie an das Staats⸗-Ministerium entsandt hatten, fanden am Montag Vormittag auf den öffentlichen Plätzen im Innern der Stadt, vornehmlich in der Gegend des Stadthauses, dem on⸗ strative Ansammlungen der Feiernden statt, die offenbar damit einer ausgegebenen r ole zur , , einer Massen⸗ demonstration folgten. Zahlreiche Polizei⸗Patrouillen durchzogen die Straßenzüge und zerstreuten durch ruhiges aber bestimmtes Auftreten die Gruppen. Vormittags 11 Uhr war von den Ansammlungen nichts mehr zu bemerken. Vom gestrigen Tage wird dem Blatt telegraphisch weiter gemeldet: Heuté Nachmittag fand hier eine ,, ng statt, die stürmisch erregt war. Sie wurde polizeilich aüfgelöst. Auf der Straße schlossen sich tumul⸗ tuarische Scenen an, die Polizisten wurden mit Steinwürfen miß— handelt; durch ein großes Polizeiaufgebot wurde die Ordnung wieder hergestellt. Sieben Verhaftungen haben stattgefunden. J

Hier in Berlin beschäftigte sich eine Tapezirerversamm⸗ lung am Montag mit dem focialdemokratischen Gewerkscafts⸗ congreß in Halberstadt und nahm eine Resolution an in der die Versammlung erklärt, nach wie vor die locale Organisation mit dem Vertrauensmänner-System für das Richtige zu halten. Der gewählte Vertreter auf dem Congreß wurde, wie der Vorwãrtẽ 2 verpflichtet, für solche Srganisationen einzutreten und zu wirken.

Wie die Londoner „Allg. Corr.“ berichtet, dauert der Maschinistenansstand am Tyne und Wear fort. Einige Tausend Maschinisten und eine noch größere Zahl von Handwerkern

Rechte zum Erwerb eines selbständigen Unterstützungswohnsitzes schon

deutsche Auswanderer das Deutsche Reich, wogegen im Jahre

mit dem vollendeten sechzehnten Lebensjahre beginnen.“

und Arbeitern sind infolgedessen gegenwärtig ohne Beschäftigung.

Zweite Beilage

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

M 48.

Berlin, Mittwoch, den 24 Fehruar

1892.

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Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Ueber den Stand der Influenza berichtet N.. 8 der „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheits— mts im Folgenden:

Die Epidemie ist im Auslande fast durchweg weiter zurückgegangen. Todesfalle an Influenza sind aus London 183 zegen C A in der Vorwoche, aus , . 13: 19 gemeldet worden. In Brüssel ist die Gesammtsterblichkeit mit 38,1 auf je 1000 Einwohner gegen 36,9 in der Vorwoche zwar etwas gestiegen, doch hat sich die Zahl der Todesfälle an acuten Erkrankungen der Athmungsorgane (A mit 41: 44 auch dort verringert. In Paris betrug die Zahl der Todesfälle an Influenza 256: 58 in der Vorwoche. In Lyon war die Sterblichkeit, wenn auch niedriger als in der Vorwoche, doch verhältnißmãßig hoch St. 35,6: 42,ů5 Co, A. 127: 159). Das gleiche gilt von Venedig St. 39,7: 50,7 osoo, A. 33: 54). Lemberg wies unter Abnahme der Gesammtsterblichkeit (St. 36, 1: 42,1 C) eine Zunahme der Todes⸗ falle an acuten Erkrankungen der Athmungsorgane . 19) auf. In Wien kamen 263 Erkrankungen an Infl.: 300 zur Meldung, während die Sterblichkeit allerdings gleichzeitig ein wenig stieg. In Prag haben sich die Gesundheitsperhältnisse etwas verschlechtert Todesf. 1. Erkrank. an Infl. H u. 181: 4 u. 174, St. 34,9: 34,5 o/œo, A. 40: 32). In Kroatien soll die Influenza Zeitungs— nachrichten zufolge eine sehr hohe Sterblichkeit hervorrufen. n⸗ zänstiger lauten die Nachrichten auch aus Kopenhagen, wo die Er— krankungen an Infl. (224: 282) zwar ab⸗, die Jahl der Todes⸗ fälle (16: 15), wie die Sterblichkeit überhaupt (St. 23,1: 20, 90 /oo, L. 42: 36) aber zugenommen hat. In Stockholm erlagen der Seuche g Personen: 21 und erkrankten an derselben 70: 119.

In den Städten Norwegens kamen nach den nunmehr ein— gegangenen Monatsausweisen im Dezember v. J. 5917 Erkrankungen und 57 Todesfälle) an der Influenza zur Anzeige,

Die Gesammtzahl der Sterbefälle in den 61 norwegis stieg von 191 im Nobember auf 322 im Dezember und erreichte d das Maximum des Jahres 1891.

Aus den Städten Norwegens sind übrigens während des ver—⸗ flossenen Jahres all monatlich zahlreiche Erkrankungen an Influenza gemeldet worden, z. B. im April 11 640 und im Mai 4588, von denen 64 bezw. 70 tödtlich geendet hatten. In den Monaten August bis Oktober waren 372 Erkrankungen, aber kein Todesfall an Influenza zur Anzeige gelangt, im November 659 Er— trankungen mit vier Todesfällen. Das nachträglich festgestellte Herrschen der Influenza in Norwegen zu Beginn des Sommers 89, namentlich während der Monate April und Mai, entspricht dem gleichzeitigen, s. Z. erwähnten, Auftreten der Influenza in Kopen— bagen und London. Aus Kopenhagen wurden damals innerhalb eines Vierteljahres (12. April bis 11. Juli 1891) 6243 Erkrankungen n Influenza gemeldet, in London verursachte die Influenza zu gleicher Zeit nicht weniger als 2046 Todesfälle (vgl. Veröff. 1891, r. 17 —– 29); ihre Höhe erreichte die Krankheit in beiden Orten Ende Nai (innerh. 14 Tagen 2077 Erkr. bezw. 629 Todesf.).

Im Staate New⸗York hat die Influenza, wie der jüngst ein⸗ gegangene Jahresausweis ergiebt, im Dezember v. J. 2000 Todesfälle rerursacht, während in den Monaten März, April und Mai 1891 nicht weniger als 8000 Personen der Influenza erlegen waren. (Vgl. auch Veröffentl. 1891 S. 317.)

Die Thatsache, daß während des Sommers 1891 die Influenza . a. im Staate New-⸗HYork stark verbreitet war, läßt vermuthen, daß die neuerliche Einschlepypung der Seuche nach Deutschland z. Th. dorther uf dem Seewege erfolgt ist. Diese Vermuthung gewinnt dadurch an Wahrscheinlichkeit, daß die Städte Bremen, Altona. Ham burg schon

im Monat Ok tober (welcher sich im Deutschen Reiche sonst durch zie Mindestzahl der täglichen Sterbefälle auszeichnet; ein deutliches wrachsen der Sterbeziffer, namentlich an gcuten Erkrankungen der lthmungsorgane, zeigten, und daß diese Städte besonders früh, schon in Nopember den Höhepunkt der Sterblichkeit erreichten, mithin fuerst von der Influenza⸗Epidemie betroffen zu sein scheinen.

In den meisten anderen von der Seuche betroffenen größeren tadten des Deutschen Reichs ist der Höhepunkt der auffallend ge— iegenen Sterbeziffer erst im Monat Dezember beobachtet worden. lusgenommen namentlich noch Kiel, Breslau, Posen.)

Wenig betroffen von der Seuche scheinen die Städte der Schweiz U sein. Innerhalb der sechs Wochen vom 27. Dezember bis 6. Fe⸗ haun lamen daselbst unter einer städtischen Bevölkerung von mehr 6 Million Einwohnern nur 19 Todesfälle infolge der Influenza ur Anzeige, und sowohl die Gesammtzahl der Sterbefälle (1130), nie auch besonders die Zahl der Todesfälle an acuten Erkrankungen Lunge (159) waren, erstere um 306 bezw. 784, letztere um 39 . üs, geringer als in dem entsprechenden Zeitraume der beiden Dotjahre. (Vgl. die Wochenbulletins.)

In der Capcolonie soll die Influenza nach Zeitungsmitthei— ungen noch immer stark herrschen und sich neuerdings auch auf dem kchen Lande ausbreiten.

dea Das ö. nland anlangend, scheint die Seuche im Regierungsbezirk üseldorf mit. 10 Todesfällen und 1261 Erkrankungen; 5 und ö erheblich nachgelassen zu haben. Auch in den ngen. Landestheilen sind die Gesundheitsverhältnisse, so— . der Gesammtsterblichkeit die Zahl der acuten Er— e, . der Athmungsorgane in Betracht kommt, im all- 1 einen besser geworden. Eine Ausnahme hiervon machten drm er tnun St. 296, 245, A. 15 6, Todesfälle an Infl. 2: 1), um . 161: 10, 30/00, A. 8: I, Mannheim (St. 23,63: 17,20 / oo, eres i s(Mrülhgu en i. E. (St., 25,6: 19.7 osο, 21. 5: 3 Straßburg ga e fa le lan Infl. 4: 2, St. 31,5: 23 40/5, Plauen (Todesfälle an . , St. 3344: 21,5 oo, A. 7: 2), Frankfurt a. O. (46 Erkrank. ö an. Ig, St. 25,1: 2153 ½ο)), Braunschweig (St. 19,5: 18,50, Een 12, Todesf. an Infl. je 35), Lübeck (St. 244: 18,9 0 oo, )und Danzig (St. 31,1: 23,9, A. 11: 9, Todesfälle an

2 8 J

11

4 8.

,

ii 3 ünchen gelangten in den drei Wochen vom 17. Januar

kein irg n chemngnde⸗ 2120, 1800, 1106 Influenzafälle zur An⸗

unn , Münch, med. Wochenschr.“ S. 118, auch hat die Ge—⸗

auen h SGiffer in dieser Zeit abgenommen, nur die Todesfälle an n Erkrankungen der Athmungsorgane stiegen von 40 auf 48.

unter ö Ita lien. . und Klo dem Viehstande der Stadt Neapel sind Fälle von Maul—

uenseuche beobachtet worden.

Die Reni Süd⸗Amerika. ö ilk vom 6 von Uruguay hat den Hafen von Rio de Janeiro dom 39 Klben Fieber verseucht“ erklärt. (Vergl. R. -A. Nr. 306

. TVejember 1891.)

Handel und Gewerbe.

Jom ; dreiprocentige Reichsanleihe im seninglberr Hill

Auf die neue ' Drage von 160 ionen Mark sind

bereits rund 1650 Millionen Mark vollgezahlte In— terimsscheine, also fast der ganze Anleihebetrag ab— enommen. Dem entspricht die außerordentlich guͤnstige ursentwickelung. Die fragliche Anleihe, welche bekanntlich um Curse von S360 aufgelegt war, notirte gestern an der iesigen Börse 84,10 Geld; per Ultimo wurde dieselbe 83,90 bis 4,40, ebenso wie die neue preußische dreiprocentige con⸗ olidirte Anleihe, gehandelt. Diese Vorgänge rechen dafür, die Anleihe sich weitaus zum größten Theil in festen Händen befindet.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 23. d. M. gestellt 9931, ni zeiti gestellt keine Wagen. 6 ö In Oberschlesien sind am 22. d. M. gestellt 3473, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. . ö

. Der, Aufsichtsrath der Berliner Spar- und Depo— siten⸗Bank hat beschlosfen, der auf den 18. März einzuberufenden Generalversammlung die Vertheilung von 6 o Dividende (Vorjahr 66 oo) nach Reservestellung vorzuschlagen.

Der Aufsichtsrath der Bank für Handel und Industrie deschloñ in seiner gestrigen Sitzung, der Generalversammlung die Vertheilung einer Dividende von 54 oo für das abgelaufene Geschäfts- jahr vorzuschlagen. Die Bank erzielte einen Reingewinn von 1619580 * gegenüber 8 445370 6 im Jahre 1890. Das Gewinn⸗ und Verlust-Conto pro 1891 ergiebt folgende Ziffern Die correspondirenden Ziffern des Vorjahres sind in Klammern bei⸗ gefügt I) Gewinn aus Effecten, industriellen Unternehmungen und Operationen 411 831 6 (3 068 568), 2) Vereinnahmte Zinsen 5 452 976 1 (6 427 555). 3) Provisionen 1 137 667 ½ 1 3972379), 4 Erträgnisse der Commanditen über 400 Zinsen 219 202 (6 59 368, 5) Gewinn an Valuten 3 633 M (104 888), 6) Ge— schäftunkosten incl. Steuern und gezahlte Provisionen 1123 089 . (UL 135 982), 7) Verausgabte Zinsen 1489 346 ½ (1631 686), 8 ‚Abschreibung auf Bankgebäude 200 000 S (S600 606), 9) Gewinnvortrag auf 1392 146 157 46 (147 847]. Die Bilan; wird folgende Ziffern ergeben: Passiva. Aetiencapitat S0 000 000 (, S0 O00 C0 Reserven incl. Specialreserve für Commanditen und für diverse Risicen 17 6094 427 M (17579 115), DelcredereConto J. und II. 825 532 M (8265 015), Amortisations-Conto für die Bank— ebäude 1193 214 60 (993 214), Tratten 20 960 078 6M (22 684 469),

Apale 397927 0 (4 915 888), Greditoren 30 394 858 35 251 064), Creditoren mit Kündigungsfrist 11797 908 6. (10871 006), noch nicht fällige Hypotheken auf das neue Bankgrundstück 435 500 t (615 000). Activa. Disponible Fonds 66 436329 6 (66 108 975). nämlich:; Wechsel 23 175 197 4 (17904 493), Casse und Coupons 11 234 285 M (0 349 5459), Nostri⸗Guthaben 9 287 779 0 (1270489), Reports und Lombards 22 729 071 6 (27584 459), Börsengängige Effecten 3 S55 713 10 (6 674 493). Debitoren insgesammt 55 90 888 . (69 236113) hiervon Bedeckte Credite incl. Guthaben aus Consortial⸗ geschäften 48 631 68402 ƽ (60 749 951), theilweise bedeckte ECredite 3 835 548 66, hiervon nicht bedeckt: 1 352 654 6 (4075 361, hiervon nicht bedeckt: 1 309 5060), Unbedeckte Credite 3 523 555 Mn (44160800. Actienbetheiligungen bei industriellen Unternehmungen g90 111 60 (1 O35 081), Laufende Operationen 22724929 0 (25 433 387), Com man- diten 8 32 082 (8 763 786), Mobilien und Immobilien 6 844 573 s5 880 374 M). Die aus früheren Jahren vorhandene Cursreserve ist zur Deckung der namentlich aus dem Rückgange der portugiesischen Werthe entstandenen Verluste mit herangezogen worden. In portu— giesischen Werthen waren nach der Bilanz am 31. Dezember 1891 angelegt: 1) 3 634 000 M in 45 0,˖ portugiesischen Taback-Obligatio— nen, 2) 1442000 6 in sonstigen portugiesischen Werthen (Staats, Stadt- und Eisenbahn-Obligationen), sowie Vorschüssen und Engage⸗ ments irgend welcher Art. Bei der Inventarisirung dieser Werthe ist dem im neuen Jahre eingetretenen Cursrückgange Rechnung ge— tragen worden. == Die Rhein. Westf. Ztg. berichtet vom rheinisch-west⸗ fälischen Eisen-⸗ und Stahlmarkt: Wenn man vor einigen Wochen die Hoffnung hegen konnte, daß in einigen Artikeln sich bald eine Besserung geltend machen würde, so ist diese jedenfalls nur von kurzer Dauer gewesen. Fast in allen Zweigen des Eisenmarktes, wenige ausgenommen, herrscht Flaue, und die Preise sind sehr gedrückt. Was unser Erzgeschäft anbelangt, so ist im Siegerlande der Absatz ein beschränkter; man arbeitet trotz verminderter Förderung auf Lager. Luxemburg-Lothringer Minette hat nur schwachen Absatz bei schwankenden Preisen. In spanischen Erzen hat die geringere Besserung der letzten Woche angehalten. In Roheisen hält die frühere Flaue an. Der ungünstige Stand des ausländischen, namentlich englischen Roheifens hat den Roheisenverband veranlaßt, mit Rücksicht auf den Wettbewerb die Preise für Gießereiroheisen um 3 1 pro Tonne zu ermäßigen. Der Absatz ist für alle Sorten durchweg ein beschränkter. Für das erste Vierteljahr sind zwar die Hochofenbesitzer, namentlich auch im Sieger— lande, durch größere Aufträge in Spiegeleisen meist gedeckt, und es sind daselbst Lagervorräthe kaum vorhanden, dagegen sieht man mit um so größerer Besorgniß dem zweiten Vierteljahr entgegen, da es den bisherigen Abnehmern selbst an Aufträgen fehlt. Auf dem Walzeisenmarkte ist die Tendenz gleichfalls eine matte. Stab⸗ eisen wird trotz des offieiellen Verbandpreises sehr billig angeboten. In Bauträgern ist das Geschäft sehr flau; sowohl die inländische wie die ausländische Nachfrage sind schwach, und trotz der niedrigen Notirungen muß die Tendenz der Preise noch als weichend bezeichnet werden. Gerade in diesem Artikel ist der Wett— bewerb ein außerordentlich starker, und die Lagervorräthe sind vorläufig im Zunehmen begriffen. Man setzt seine ganze Hoffnung jetzt auf die nächste Bauperiode. In Band—⸗— eisen ist die Nachfrage fortgesetzt ziemlich lebhaft: trotzdem sind die Preise infolge des zunehmenden Wettbewerbs der Nichtverbandswerke rügt und wenig fest. In Blechen ist das Geschäft unverändert. Die Klagen, die vielfach in der Presse laut wurden, gelten keineswegs für sämmtliche, nicht gerade sehr zahlreiche Grobblechwalzwerke. Im Gegensatz hierzu wird nämlich von mehreren Werken berichtet, daß der lebhafte Eingang von Aufträgen in dem Maße anhält, daß bereits ausgedehntere gien fte verlangt werden müssen. Trotzdem sind die erzielten Preise höchst unbefriedigend. Feinbleche sind an— dauernd vernachlässigt und sehr billig angeboten. Walzdraht und gezogene Drähte finden nur ie, . Absaß zu sehr niedrigen und gedrückten Preisen. In der Geschäftslage der Hike gießereien und Maschinenfabriken ist eine nennenswerthe Aenderung nicht zu verzeichnen. Anhaltend gut ist der Betrieb der Bahnwagen⸗ anstalten.

Die Meldungen über eine beabsichtigte Auflösung des Westfälischen Kokssyndikats sind der Rhein. Westf. Ztg.“ zu⸗ folge unbegründet. Grund zu der falschen Nachricht gab nur der Um⸗ stand, daß in der am 29. Februar in Bochum stattfindenden Ver⸗ sammlung der Koksanstalten und Fettkohlenzechen des Oberbergamts⸗

t 2 mrubferlhtions, Bedingungen? bis zum .. D. (h! onen, also ein Viertel abzunehmen. Es sind jedoch

bezirks Dortmund über die Liquidation und Verwendung des

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tu (W. T. B.) Staatsbahn gen den entsprechenden

k⸗Vice⸗Gouverneur Kautz esterreich⸗ungarischen

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Confere Bond⸗ holder-Comités in London sowie des Niederländischen Comités the. nehmen werden.

New⸗JYJork, 23. Februar. (W. T. B.)) Weizen ⸗Ver— schiffungen der letzten Woche von den atlantischen Häfen der Vereinigten Staaten nach Großbritannien S5 000, do. nach Frankreich 40 000, do. nach anderen Häfen des Continents 35 6690) do. von Californien und Oregon nach Großbritannien 45 500, do— nach anderen Häfen des Continent3s Orts. Die Haltung der Fondsbösrse war mit vorübergehenden Ab— schwächungen sehr fest. Der Umsatz der Actien betrug 318 660 Stück. Der Silbervoxrrath wird auf 3 600 000 Unzen geschätzt. Die Silberverkäufe betrugen 15 00 Unzen. .

Der Dampfer des Norddeutschen Lloyvd „Spreen, welcher heute von hier abgegangen ist, hat eine Million Dollars Gold für QOesterreich an Bord.

Visible Supply an Weizen 41 474 000 Bushels, do. an Mais 10 33 000 Bushels.

Der Werth der in der vergangenen Woche ausgeführten ro dete betrug 7015 852 Doll. gegen 9 118 980 Doll. in der Vorwoche. J

Verdingungen im Auslande.

. . Dänemark.

ö März, 1 Uhr Nachmittags. Maskinchefen for Sjaelland, Bahnhof, Kopenhagen. Lieferung der für das Finanzjahr 1892,93 benöthigten Gußeisenwgaren. Bedingungen an Ort und Stelle.

7. März, 1 Uhr Nachmittags. Maskinchefen for Saelland, Bahnhof, Kopenhagen. Lieferung von Leinölfirniß, Terpentin. Soda, Blattgold. Farbstoffen u. a. m. Bedingungen an Ort und Stelle.

4 Mär, 1 Uhr Nachmittags. Masckincheten for Sjaelland, Bahnhof, Kopenhagen. Veferung einer Partie Bretter und Planken von Fichtenholz für das Finanzjahr 189793. Bedingungen an Ort und Stelle,

8. März, 1 Uhr Nachmittags. Maskinchefen tor Siaelland, Bahnhof, Kopenhagen. Lieferung einer Partie schmiedeeiserner Stangen und Platten für das Finanzjahr 1893/93. Bedingungen an Ort und Stelle. ̃

Serbien.

Wiederholte Ausschreibung (vergl. Reichs-Anzeiger vom 19. De— zember 15891 Nr. 299) auf den 15. März (neuen Stils) Ministerium für Volkswirthschaft, Belgrad. Lieferung von ,

1 1 Dampfer von 56 —55 m Länge und 300 indic. Pferdekräften;

2) 2 Dampfern von 55 60 m Länge und 500 indic. Pferde⸗ kräften; ;

3) 1 Remorqueur, auch zur Aufnahme von Passagieren ge von 50 —60 m Länge und 500 indie. Pferdekräften; .

1) 2 größeren Schleppschiffen von 3000 Dopvelcentnern Trag— fähigkeit; 5h. 4 größeren Schleppschiffen von 1500 Doppelcentnern Trag⸗ fähigkeit; 6). 6 größeren Schleppschiffen von 3000 Doppelcentnern Trag— fähigkeit,

zum Verladen von Steinen, Holz und Kohle;

7) 4 Schleppschiffen mit seichtem Tiefgang von 1000 Doppel⸗ centnern Tragfähigkeit;

8) 8 größeren Uferpontons von 30 m Länge,

für Rechnung der Serbischen Schiffahrtsgesellschaft.

Lieferungsfrist bis Ende März 1893. Näheres an Ort und

Stelle.

Verkehrs⸗Anftalten.

Bremen, 23. Februar. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer Aller“ ist gestern in New⸗York angekommen. Der Schnelldampfer „Elbe ist am 23. Februar, Nachmittags, in Southampton angekommen und hat die Reise nach Bremen fortgesetzt. Der Reichs-Postdampfer Salier“ ist heute Nachmittag wohlbehalten in Colom bo, der Postdampfer Berlin“ am 22. Fe⸗ bruar, Nachmittags, in Lissabon und der Postdampfer Balti⸗ more“ in Bahia angekommen. Der Reichs-Postdampfer Sachsen“ ist am 22. Februar, Nachmittags, in Suez angekommen.

London, 23. Februar. (W. T. B.) Der Uni on⸗Dampfer „Pretoria ist auf der Heimreise heute in Southampton an⸗ gekommen. Der Gast kẽ· a my fer Mel rose“ ist gestern auf der Ausreise in Durban (Natal) angekommen. Der Castle⸗Dampfer Drum mond Castle m ist gestern auf der Ausreise von Southamp⸗ ton abgegangen.

Theater und Musik.

Saal der Königlichen Hochschule.

Das Concert, welches gestern zum besten der Feriencolonien stattfand, war sehr r c besucht. Nachdem ein junges Mädchen in poetischen und rührenden Worten den Anwesenden den Dank ihrer Reisegefährten ausgedrückt hatte, erfreute der Violinvirtuss Herr Maxkees, der für seine plötzlich erkrankte Collegin y. Rosa Schindler eingetreten war, durch den sehr fediegenen und feinschattirten Vortrag einer Sonate von Tartini, der

er nachher noch eine Legende und zwei Mazurkas von

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