1892 / 52 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 29 Feb 1892 18:00:01 GMT) scan diff

der Eisenbahntruppen und der Luftschiffer⸗Abtheilung an die Armee⸗Abtheilung,

der Fuß⸗Artillerie, der Schießplätze derselben, der Prü⸗ fungscommission für Hauptleute und Premier- Lieutenants der Fuß⸗-Artillerie, der Vereinigten Artillerie und Ingenieur⸗ schule und der Ober⸗-Feuerwerkerschule an die Geschütz⸗Abthei— lung, sowie

des Garnisondienstes 2c. an die Cavallerie-Abtheilung.

Die Bearbeitung der Angelegenheiten der Halbinvaliden und der Fahrräder erfolgt bei der Armee⸗-Abtheilung.

Im Verfolg der Allerhöchsten Cabinetsordre vom 5. No⸗ vember 1891 bringt der Kriegs⸗Minister zur Kenntniß der Armee, daß Offiziere und Mannschaften des Infanterie⸗ Regiments Kaiser. Wilhelm (2. Großherzoglich Hessisches) Nr. 116 auf den Achselstücken 2. den Aller— höchsten Namenszug Seiner Majestät des Kaisers mit Kaiserkrone darüber führen. .

Am Sonnabend Vormittag verstarb der Königliche Oberst⸗ Lieutenant und Flügel-Adjutant Seiner Majestät des Kagisers und Königs von Zitzewitz nach schweren Leiden im Alter von 144 Jahren. Dem Verstorbenen widmet im Namen des Haupt— quartiers Seiner Majestät des Kaisers und Königs der Com⸗ mandant, General-Lieutenant und General⸗-Adjutant von Wittich folgenden Nachruf:

„Der Entschlafene war ausgezeichnet durch hervorragende Eigenschaften des Geistes und Charakters, in seinem Berufe im Kriege wie im Frieden bewährt durch glänzende Leistungen, durch Pflichttreue und Hingebung, als Freund und Kamerad unerschütterlich in Treue und Zuverlässigkeit, im Umgange ein Mann von herzgewinnender Liebenswürdigkeit. Die Ver— ehrung und Liebe Aller, die im Leben ihn schaͤtzten und, durch seinen Verlust tief erschüttert, jetzt um ihn trauern, wird über das Grab hinaus bestehen.“

Die Beerdigung sollte heute Nachmittag um Uhr auf dem Matthäikirchhofe stattfinden. Die Trauerparade hat das 2. Garde⸗Regiment z. F. (1. Bataillon mit Fahne, Spiel— leuten und der Regimentsmusik) zu stellen.

Der Berollmächtigte zum Bundesrath, Königlich bayerische Ministerial-Rath Freiherr von Stengel ist nach mehrtägiger Abwesenheit in Berlin wieder eingetroffen.

S. M. S. „Prinzeß Wilhelm“, Commandant Capitän zur See Boeters, ist am 27. Februar von Ports— mouth in See gegangen und am 28. Februar in Plymouth angekommen.

S. M. Kanonenboot „Iltis“, Commandant Capitän— Lieutenant Müller, beabsichtigt am 1. März von Hongkong aus nach Swatau in See zu gehen.

In der Ersten und Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staats⸗-⸗Anzeigers“ werden die im Kaiserlichen Gesundheitsamt bearbeiteten Technischen Erläuterungen zu dem Entwurf eines Gesetzes, betreffend den Verkehr mit Wein, weinhaltigen und weinähnlichen Ge— tränken, veröffentlicht.

Schleswig, 28. Februar. Heute Mittag wurde in der Stadt Schleswig, nach zuvor in der Domkirche stattgehabter kirchlicher Feier, der 26. Schleswig-Holsteinische Pro—⸗ vinzial-Landtag in Gegenwart von 55. Abgeordneten von dem Ober⸗Präsidenten, Wirklichen Geheimen Rath von Steinmann mit nachstehender Ansprache eröffnet:

Hochgeehrte Herren!

Bei Ihrem Zufammentreten zum 26. Schleswig⸗Holsteinischen Provinzial Tandtagé bringe ich Ihnen den Willkommensgruß der Königlichen Staatsregierung entgegen.

Das letztverflossene Jahr nimmt in unserem Wirthschaftsleben eine besonders günstige Stelle nicht ein. Durch Unbilden der Wit⸗ terung im Sommer wurde das Einbringen des Getreides vielfach auf— gehallen und der Körnerertrag beeinträchtigt. In verschiedenen Districten kamen zum Nachtheil und zur Belästigung der Landwirthe Seuchen unter dem Rindvieh durch Einschleppung zum Ausbruche. Nur die Preise der landwirthschaftlichen Er— zeugnisse erhielten sich auf lohnender Höhe. Handel und In⸗ dustrie der Provinz blieben von der Ungunst politischer und finanzieller Vorgänge in einigen überseeischen Ländern nicht unberührt. Namentlich gilt dies von der Textilindustrie, bei welcher sich aller— dings in jüngster Zeit wieder eine Wendung zum Besseren kundgiebt. Die so bedeutende und sonst so blühende Cementindustrie steht augen⸗ blicklich unter dem Drucke einer ungünstigen Conjunctur, welche indeß, wie mit Sicherheit anzunehmen, nur ganz vor— übergehend sein wird. Ebenso ist in dem Schiffbau ein ge— wisser Stillstend wahrnehmbar, wogegen die Fabrikation von Sprengstoffen und Pulver einen außerordentlichen Aufschwung aufweift. Daß trotz mancher Störungen des Verkehrslebens im einzelnen der Wohlstand im ganzen nicht zurückgeht, beweist er— freulicherweise das fortgesetzte Anwachsen der Sparkasseneinlagen, welche zur Zeit bereits den Betrag von 368 Millionen, oder auf den Kopf der Bevölkerung von mehr als 300 erreichen.

Die Arbeiten zu Zwecken der Landesmelioratlon sind auch im letzten Jahre lebhaft gefördert worden. Nicht minder schreitet der Bau des Nord ⸗Ostsee⸗- Kanals rüstig bor. Der Gemeinde— wegebau verspricht einen bedeutenden Aufschwung infolge der von Ihnen im Vorjahre beschlossenen Aenderung der Unterstützungsbedingungen zu nehmen. Auch eine Erweiterung des Netzes der Nebenlandstraßen und deren. Ausbau wird aus mehreren Kreisen angeregt. Endlich gehen die Eisenbahnen Tondern Hoyerschleuse, Wilster Kanalmündung und Tönning Garding der Vollendung entgegen, während für eine directe Linie Kiel Rendsburg die Vorarbeiten kürzlich angeordnet worden sind. Für Altona und Kiel find große Bahnhofsbauten theils bereits im Gange, theils in der Vorbereitung.

An Vorlagen der Staatsregierung geht Ihnen für die bevor— stehende Tagung nur der Entwurf eines Gesetzes wegen Einführung der Landgemeindeordnung vom 3. Juli 1891 in die hiesige Provinz zu, für welchen Ihre begutachtende Aeußerung erbeten wird.

Die Vorlegung der Bauordnung fuͤr das platte Land bleibt für eine spätere Tagung vorbehalten, da, der Gegenstand zunächst noch weiterer Erwägung in den Regierungsinstanzen bedarf.

Um so reicheren Stoff für Ihre Berathungen werden die Vor⸗ lagen des Propinzial⸗-Ausschusses bieten, namentlich nachdem durch das Gefetz vom 11. Juli v. J. über die außerordentlichen Lasten der Armenpflege der Kreis der provinziellen . und Verpflichtungen eine so wefentliche Erweiterung erfahren hat.

Den Vorschlag des Provinzial⸗Ausschusses wegen Einsetzung einer besonderen Commission zur Förderung von Kunst. und Kunstgewerbe in der Provinz heißt die Staatsregierung aufrichtig willkommen, namentlich in der Voraussicht, daß der Commission auch der wichtige Zweig der provinziellen Denkmalspflege zufallen und daß derselben in der Folge nach dem Vorgange anderer Provinzen ein besonderer technischer Beirath als Provinzial⸗Conservator beigegeben werden wird.

Indem ich der Hoffnung auf einen der Provinz förderlichen Ver— lauf Ihrer Verhandlungen Ausdruck gebe, erkläre ich nunmehr im Namen Seiner Majestät des Kaisers und Königs den 26. Schleswig-Holsteinischen P—rovinzial-Landtag für eröffnet.

Unter dem Vorsitze des an Jahren ältesten Mitgliedes der Versammlung, des Landes⸗-Directors von Ahlefeld⸗Kiel, wurde mittels Acclamation der Klosterpropst Graf von Reventlou⸗Preetz wiederum zum Vorsitzenden des Provinzial⸗ Landtags und der Landespfennigmeister Nie nand-Heide zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt.

Der Vorsitzende begrüßte darauf die Versammlung und brachte auf Seine Majestät den Kaiser und König ein dreimaliges Hoch aus, in welches die Versammlung begeistert einstimmte.

Bayern.

München, 28. Februar. Mit Zustimmung Seiner Königlichen Hoheit des Prinz-Regenten wird, wie die „Allg. Ztg.“ mittheilt, in diesem Jahre die in der Pfalz und den Reichslanden stehende 5. Division an den Kaisermanövern nordöstlich von Metz theilnehmen; die Infanterie und Feld⸗ Artillerie wird in ihren Verbänden bleiben. Die 5. Cavallerie— Brigade (General-Major Schmidt) wird mit ihren beiden Regimentern (3. und 5. Chevauleger⸗Regiment) zu je vier Escadrons zwei anderen preußischen Brigaden zur Formirung einer Cavallerie-Division zugewiesen werden.

Das socialdemokratische Blatt „Vorwärts“ hatte vor

einiger Zeit einen Erlaß des bayerischen Kriegs— Ministeriums über Soldatenmißhandlungen ver—⸗ öffentlicht. Von Seiten der zuständigen Militärbehörde ist sofort eine Untersuchung eingeleitet worden, um zu ermitteln, auf welche Weise der erwähnte Erlaß in die Hände der Socialdemokraten gelangte. Wie die „Allg. Ztg.“ hört, soll diese Untersuchung nicht ohne Erfolg geblieben sein, sodaß berechtigt Hoffnung besteht, daß der Thäter seiner Bestrafung nicht entgehen werde. Die Möglichkeit, daß derartiges vorkommen konnte, hat selbst— verständlich im Publikum eine gewisse Beunruhigung her— vorgerufen; es sind aber, wie das genannte Blatt mittheilen kann, die nöthigen Vorkehrungen getroffen worden, um in Zukunft einen solchen Vertrauensmißbrauch zu verhindern.

Die Kammer der Abgeordneten setzte am Sonn— abend die Berathung des Cultus-Etats fort. Dem Abg. Böhm (ib.) gegenüber betonte nach einem Bericht der Köln. Ztg.“ der Eultus-Minister, daß die Lehrerbildungs— anstalten in Bayern von jeher nach dem Normativ confessionell getrennt gewesen seien; die Simultan-Anstalt in Bamberg sei lediglich Nothstand gewesen. Schließlich nahm der Minister gegenüber einer Aeußerung des Abg. Böhm, man solle einen Theil der Kosten den oberfränkischen Lehrern zu— weisen, Anlaß zu der allgemeinen Aeußerung, die Agi— tation, wie sie da und dort in Lehrerkreisen gegen die Auf— besserungsvorlage zu Tage trete, besonders in der Stadt Würzburg, sei durch die Sachlage nicht veranlaßt und liege nicht im Interesse der Lehrer und ihrer Stellung. Sie gebe übrigens auch bie Stimmung der Mehrheit der Lehrerschaft nicht wieder und sei unter Umständen geeignet, den unbe— gründeten Verdacht zu erwecken, als ob sich unter den Lehrern Elemente befänden, die nirgends weniger hingehörten als in diesen Stand. Der Finanz-Minister habe, ausdrücklich erklärt, „zur Zeit“ könne für die Lehrer nicht mehr ge— schehen. Im Ausschuß hätten beide Parteien ihr Wohlwollen für die Lehrer kundgegeben und nach dem jetzigen Stand der

Budgetberathung würden noch weitere erhebliche Mittel ver— fügbar sein, womit weiteren Wünschen der Lehrer entsprochen werden könne. (Beifall) Eine längere Erörterung veranlaßte noch die Frage der Verstagtlichung der Realschulen. Der Cultus-Minister erklärte sich vorerst, wenn nicht der Land— tag ihn direct dazu auffordere, außer stande, hierin vorzu— gehen. Baden.

Karlsruhe, 28. Februar. In der vorgestrigen und gestrigen Sitzung der Zweiten Kammer wurde die Be— rathung des Budgets des Ministeriums des Innern fort— gesetzt. Bei dem Titel „Polizei“ brachte der Abg. Dreesbach (Soc.) die Beschwerden der Socialisten vor. Er meinte, man brauche keine Vermehrung der Polizeimannschaften, wenn man letztere auf ihre eigentlichen Geschäfte be⸗ schränke. Rüdt (ebenfalls Soc.) befürchtete von dieser Vermehrung ein Wettrennen nach Strafanzeigen. Der Staatsrath Eisenlohr wollte Privataufträge. (etwa, von Großfabrikanten) an Schutzleute hinsichtlich socialisti⸗ scher Ermittelungen nicht zulassen. Beschwerden seien seit Aufhebung des Socialistengesetzes in drei Fällen an das Ministerium gelangt. Die Beschuldigung, daß die Polizeibehörde auf das Verbot des Besuchs von socialistischen Wirthschaften durch Militärpersonen einwirke, sei unrichtig. Die Polizeibehörden ertheilen vielmehr lediglich den. Militärbehörden die von diesen letzteren erbetenen thatsächlichen Aufklärungen. In Ermange⸗ lung bestimmter, genau formulirter Beschwerden müsse die Regierung mit aller Entschiedenheit sich dagegen verwahren, daß von Polizeimannschaften Spitzeldienste als agents provocatenrs geleistet würden. Der ordentliche Etat des Ministeriums des Innern wurde schließlich genchmigt. Der außerordentliche Etat beträgt für die beiden Jahre 771 580 , darunter 200 000 M für Kreisstraßen und Gemeindewege, 250 000 MS 6 für Wasserversorgung verschiedener Landestheile, 120 000 Sυι Zuschuß zu den Naturalleistungen im Frieden, 10000 „„ für Arbeitercolonien.

Die früher im Budget festgesetzten Zuschüsse im Betrage von 5640 c für die gewerblichen Fortbildungs— schulen sollen nach der „Bad. Corresp.“ für die Jahre 1892/93 auf je 22 1400 S6 erhöht werden. Infolge der Neu— ordnung des gewerblichen Fortbildungsunterrichts dürfte nicht nur die Zahl der fraglichen Schulen einen bedeutenden Zu— wachs erfahren, sondern es dürfte sich auch der Aufwand der einzelnen Schulen, insbesondere der kleineren, nicht uner— heblich steigern. Am 1. Juli 1891 betrug die Zahl der ge— werblichen Fortbildungsschulen bereits 26; hierzu werden im Laufe der nächsten Budgetperiode noch etwa dreißig Schulen kommen. Der durchschnittliche Zuschuß ist auf 409 S an— genommen; hiernach werden im ganzen 22 400 6 fürs Jahr

angefordert. Zur Einrichtung von Unterrichtscur i Hand 3 wurden im Jahre 1890 6 e. willigt. An 14 Frauenarbeitsschu len, sowie an die Lunst st ickereischule des badischen Frauenvereins wurden im Jahre 189) im ganzen 6509 „6, im Jahre 1891 7000 be⸗ willigt. Für die Gewerbeschulen wird anstatt des bisherigen Budgetsahes von 77 708 6 für die Jahre 1802,93 82 65 fürs Jahr angefordert. Die Beihilfe des Staats zu 9 Gewerbeschulen umfaßt dieselben Leistungen, wie bei den Real= WMittelschulen. Ebenfo gelten hinsichtlich der Sterbegehalte, der Ruhe⸗ und Unterstützungsgehalte sowie der Zuschüͤsse zu der Beamte nwittwenkasse bei den Gewerbeschulen dieselben Be— stimmungen wie bei den Real-Mittelschulen. ;

Deutsche Colonien. Der Afrika⸗Reisende Oskar Borchert hat, nach ei . iner Drahtmeldung, des W. T. B.“ aus k J. gestern, mit seiner Expedition den Abmarsch in das Innere angetreten. 4

Oesterreich⸗ Ungarn.

Die „Wiener Zeitung“ von gestern veröffentlicht ei w ein Kaiserliches Patent, wodurch der Landtag der Bucowing aufgelöst wird und Neuwahlen angeordnet werden.

Großbritannien und Irland.

Dem Londoner Correspondenten des „Irish Independent“ zufolge beabsichtigt die Regierung, die von 94 r nin so heftig befehdeten , Schutzwehren“ der irischen Local— verwaltungs vorlage ö. Nr. 45 d. Bl.) aus taktischen Gründen fallen zu lassen, zumal auch die Abgeordneten der Grafschaft Ulster, in deren Interesse die beanstandeten Be— stimmungen hauptsächlich in die Bill aufgenommen worden waren, wenig Werth darauf legen.

Der Portsmouther Correspondent der „Daily News“ weiß zu berichten, daß die diesjährigen Manöver der unter dem Commando des Herzogs von Connaught stehenden Truppen des Südpistrirets, der regulären sowohl, wie der freiwilligen und Milizen, unter Mitwirkung der Flotte zwischen dem 4. und 11. Juni stattfinden werden.

Dem Parlament ist eine Den kschrift über die in Britisch-Ostafrika geplante Eisenb ahn zwischen Mom— bassa und dem Victoria-Nyanza vorgelegt worden. Wie daraus ersichtlich, haben die zwischen dem Schatzamts-Kanzler, dem ginanz Secretär des Schatzamts und Sir William Mackinnon als Vertreter der britischen Ost-Afrika-Gesellschaft geführten Verhandlungen zu folgenden Abmachungen gefüht: 1) Falls die Expedition zur Vermessung, der vorgeschlagenen Strecke 25 000 Pfd. Sterl. kostet, wie Sir W. Mackinnon veranschlagt, so trägt die Regierung 20 900 Pfd. Sterl. und die Ost-Afrika⸗Gesellschaft 59000 Pfd. Sterl, 2) Falls die Expedition 20 900 Pfd. Sterl. kostet, so zahlt die Regierung 15 000 Pfd. Sterl. und die Gesellschaft 5009 Pfd. Sterl. Der weitere Inhalt der Denkschrift betrifft die Ernennung des Capitäns Macdonald zum Chef der Expedition, die ihm er— theilten Instructionen sowie die Berichte über den Fortschritt des Werks.

Aus Birma wird über Rangun vom 25. Februar be— richtet, daß, nachdem Capitän Davis bei Sadone zu der Irawaddy⸗Colonne des Majors Yule gestoßen ist, weitere Kämpfe nicht stattgefunden haben. Der Befehlshaber der bir⸗ manischen Division ist nach Myithyina aufgebrochen, um eine Hängebrücke über den Fluß Namei zu schlagen und so eine , zwischen Sadone und Mngyithyina herstellen zu assen.

Frankreich.

Das Ministerium ist nach einer Meldung des W. T. B.“ endgültig, wie folgt, zusammengesetzt: Loubet Präsidium und Inneres, Ricard Justiz, Viette öffentliche Arbeiten, Cavaignac Marine, Freycinet, Ribot, Roche, Develle, Rouvier und Bourgeois behalten ihre bisherigen Porte feuilles. Das Ministerium trat noch am Sonnabend Abend m Elysée zu einem Ministerrath zusammen.

In der Sitzung der Deputirtenkam mer vom Sonn— abend brachte der conservative Abgeordnete Baudry⸗d' Asson den Entwurf einer Resolution ein, worin erklärt wird, daß die Ernennung der Minister dem Präsidenten der Republik entzogen werden solle. Der Antragsteller verlangte sofortige Berathung der Resolution. Nachdem. mehrere Redner das Wort ergriffen hatten, wurde die Be— rathung vertagt. Für die Vertagung stimmten 289, dagegen 2014 Abgeordnete. Nach lebhafter Discussion wurde die nächste Sitzung auf Donnerstag festgesetzt.

In einer von etwa 25 Deputirten der constitutio⸗ nellen Rechten abgehaltenen Versammlung wurde eine Er— klärung angenommen, wonach die Schaffung einer auf dem Boden der Republik stehenden conservativen Partei . werden soll, die für die liberalen Ideen sowie für den socialen und religiösen Frieden und für demo— kratische Reformen eintreten würde.

Rußland und Polen.

Für das Portefeuille des Verkehrs-Ministeriums soll, wie ‚W. T. B.“ aus St. Petersburg erfährt, der jetzige Director des Departements für das Eisenbahnwesen im Finanz— Ministerium, Witte, ausersehen sein.

Italien.

In einer am Sonnabend in Rom abgehaltenen Con— ferenz der zustaͤndigen Minister mit den italienisch— schweizerischen Handelsvertrags⸗ Unterhändlern wären, wie man dem „W. T. B.“ berichtet, die Gesichts⸗ punkte für den Abschluß eines Vertrags nunmehr festgestell worden! Die Mittheilung dieser Gesichtspunkte an den schweizerischen Gesandten solle im Laufe dieser Woche erfolgen

Die Deputirtenkammer setzte in ihrer vorgestrigen Sitzung die Berathung des. Antrages Perrone wegen Herbeiführung von Ersparnissen im Militär⸗Etat fort. Die Deputirten Arbib, Marazzi und Cavallotti sprachen sich gegen den Antrag aus, und Perrone zog ihn hieran zurück, indem er erklärte, er nehme die Ausführungen des Kriegs e--Ministers in der Freitagssitzung, wonach der Minister einer Verringerung der Armee⸗Corps nicht zil⸗ stimmen könne, zur Kennkniß. Menotti Garibaldi brachte nunmehr eine Tagesordnung ein, die dahin lautete die Kammer nehme die Erklärungen des Kriegs⸗Ministers zur Kenntniß. Der Minister Pelloux führte im Laufe der iich darüber erhebenden Debatte aus, er könne die Begründung.

Perrone s für die Zurückziehung seines Antrags nicht an—

sliehmen, acceptire aber die von Garibaldi eingebrachte Tages⸗ ordnung. Garibaldi legte dar, welches Unglück für Italien in einem Kriege der Verlust der ersten Schlacht sein würde. Auch der Minister-Präsident Marchese di Rudini erklärte sich namens der Regierung mit der Tagesordnung Garibaldi's einverstanden. Diese wurde schließlich mit sehr großer Majorität angenommen; dagegen stimmten nur die äußerste Winke und einige andere Deputirte. Schweiz.

Der Bundesrath hat in seiner Sitzung vom 26. d. M. den bereits erwähnten Vorschlag der spanischen Regierung, Delegirte zu ernennen, welche mit den Delegirten der spanischen Regierung in Madrid über einen neuen Handelsvertrag, der vor Ende des nächsten Juni den beiderseitigen Parlamenten zur Genehmigung vorzulegen wäre, zu unterhandeln haben wurden, angenommen und wird der Einladung nächstens Folge geben. Ueber ein Gesuch um Herabsetzung des Zollansatzes auf Modeartikel (Generaltarif 200 Frs., früherer Con— ventionaltarif mit 30 Frs. per 100 kg), eventuell auf Ver— zollung nach dem Nettogewicht, wurde zur Tagesordnung über⸗ gegangen. In der Sitzung vom 23. . M. wurde angezeigt, daß Bosnien und die Herzegowina zum 1. Juli dem Welt— postverein beitreten.

Wie der Berner „Bund“ meldet, beschäftigen sich zur Zeit die Herren Nationalrath Forrer und Dr. Kaufmann mit der Ausarbeitung eines Gesetzentwurfs für Unfall- und Krankenversicherung. Nach Aufstellung des Entwurfs soll eine . unter dem Vorsitz des Bundes⸗ raths Deucher die Vorlage durchberathen und der Bundesrath wird sie endgültig feststellen. Die Bundesversammlung dürfte dann, wie das Blatt meint, wohl schon in der Dezember— Session über den Gegenstand verhandeln.

Luxemburg. Wie die „Luxb. Ztg.“ vernimmt, würde der Groß⸗ herzog in nächster Zeit auf einige Tage in Schloß Wal— ferdingen eintreffen.

Belgien.

Die Commission der Kammer zur Berathung der Verfassungs-Revision berieth in ihrer Freitags⸗-Sitzung über die Regierungsvorschläge. Sie will nach der „Köln. Ztg.“ Aenderungen beantragen zu Artikel 1, der die Gebietseintheilung wegen moglichen Colonialerwerbs betrifft, sowie zu Artikel 48 über die Wahlkreisbildung. Zu Artikel 54 wird sie die Er— nennung aller Königlichen Prinzen mit Ausnahme der Gemahle der Königlichen Prinzessinnen zu Sengtoren vorschlagen; zu Artikel 60 und 61 die Bezeichnung des Thronfolgers durch den König beim Erlöschen des Mannesstammes. Die Anträge zu Artikel 32 über die Diäten sind von der Commission ver— worfen. Das Referendum soll erst nach den Fastnachts—

ferien berathen werden.

Türkei.

Einer Meldung der „Polit. Corresp.“ aus Konstanti— nopel zufolge ist der Conflict zwischen der Pforte und dem zkumenischen Patriarchat wegen der Zusammensetzung der heiligen Synode in freundschaftlicher Weise beigelegt worden. Der Patriarch Neophytos VIII. wurde unlängst vom Sultan in ÄUudienz empfangen, bei welcher Gelegenheit er eine kostbare Dose zum Geschenk erhielt. Wenige. Tage darauf übersandte ihm der Sultan durch einen seiner Adjutanten einen hohen Orden.

Serbien.

In der Sitzung der Skupschting vom Sonnabend richteken die radicalken Dissidenten erneut heftige Angriffe gegen die Regierung, im besonderen gegen den Minister des Innern Gjaja. Der Abgeordnete Ka ties erklärte, die Un⸗ sicherheit im Lande sei begreiflich, wenn der Minister des Innern das Vorgehen des einer Veruntreuung beschuldigten Kreisvorstandes Stankovic schütze.

Bulgarien.

Der Ministerrath hat beschlossen, die Leichenfeier für den verstorbenen diplomatischen Agenten in Konstantinopel Dr. Wulkowitsch auf Staatskosten zu veranstalten. Die Leiche wird dem Wunsche des Verstorbenen entsprechend in der Familiengruft zu Philippopel beigesetzt werden. Wie W. T. B.“ meldet, wird eine nach Koönstantinopel entsandte Beamten-Deputation die Leiche nach Philippopel geleiten. Der Beisetzung werden der Prinz Ferdinand, die Minister und hohen Würdenträger, sowie aus verschiedenen Städten Bulgariens entsandte Deputationen beiwohnen.

Der „Agence de Constantinople“ zufolge ist ein Indi⸗ viduum verhaftet worden, welches verdächtig ist, Wulko—⸗ witsch ermordet zu haben.

Schweden und Norwegen.

(FE) Christia nia, 26. Februar. Nach Bestimmung des Vertheidigungsdepartements sollen vor Beginn der diesjährigen Waffenübungen an alle Corps der Christianssandschen In⸗ fanterie⸗Brigade je 10090 Stück 10,15 mm Magazingewehre ausgeliefert werden. Damit sind dann sämmtliche Infanterie⸗ Corps der norwegischen Armee mit dem genannten Gewehre versehen. Die bisher benutzten Remingtongewehre verbleiben als Reserve für die Landwehr in den Depots der Brigaden.

Das Bureau des Storthings hat beschlossen, daß auch während der jetzigen Tagung den Zeitungen . Be⸗ richte über die Verhandlungen des Storthings geliefert werden sollen.

Amerika.

Der Präsident Harrison wollte sich, nach einem Reuter schen Telegramm aus Washington, in diesen Tagen zu seiner Erholung auf eine Woche nach einem Seebade in. der Nähe von . in Virginien begeben und während dieser Zeit sich von allen Amtsgeschäften fernhalten.

Asien. . .

Das Ergebniß der Wahlen in Japan ist nach einem Telegramm des „R. B.“ aus Yokohama vom 25. Februar noch unentschieden, auch war das Resultat aus einigen Wahl⸗ kreisen noch nicht ö Bisher nehmen beide Parteien den Sieg für sich in Anspruch. .

Aus en . ö. „A. C.“ berichtet; Am 6. d. M. nahm in Hankow eine zahlreich besuchte Versammlung von britischen Unterthanen den Beschluß an, den Mar⸗ quis von Salisbury in einer etition zu ersuchen, daß die englische Regierung die chinesischen Behörden zur Unter⸗ drückung der wider die Ausländer gerichteten Hetzschriften

veranlassen möge. In der Petition heißt es, daß die Ver⸗ fasser und Drucker zahlreicher Schmähschriften gegen die Europäer wohl bekannt seien, sich jedoch völliger Straffreiheit erfreuten. Afrika.

BPrivatnachrichten, die der, Times“ aus Massowah über Kairo zugingen, melden, daß der neue mahdistische Gou— verneur von Kassalg sich bemühe, den Handel wieder zu heben, und zu diesem Zweck einen Beamten ernannt habe, welcher für die Sicherheit der Landstraßen zwischen den beiden Städten sorgen soll. Er habe ferner an die Händler in Massowah geschrieben, ihnen seinen Schutz zugesagt und sie nach Kassala eingeladen, wo es den Händlern an Geld zum Kauf von Waaren fehle. Der Khalifah Abdullah bemühe sich in Omdurman gleichfalls, den Handel zu beleben, und habe Osman Digma mit einigen hundert Bewaffneten zum . der Karawanen zwischen Omdurman und Berber aus— gesandt.

Parlamentarische Nachrichten.

In der heutigen (183.) Sitzung des Reichstags, der wiederum Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich in der Hofloge, der Reichskanzler Graf von Caprivi, der Staatssecretär des Reichs⸗Marineamts Hollmann, der Staats⸗ secretär des Reichs-Schatzamts Freiherr von Maltzahn und der Staatssecretär des Auswärtigen Amts Freiherr Mar⸗ schall von Bieberstein beiwohnten, schlug der Präsident von Levetzow vor, mit den Urlaubsgesuchen in Zukunft nicht mehr so freigebig zu sein, wie bisher, damit der Beschluß— unfähigkeit des Reichstags abgeholfen werde,

Im Anschluß daran fand eine längere Geschäftsordnungs— debatte darüber statt, ob nicht der Uebelstand des Zusammen— tagens des Reichstags mit den Einzel-Landtagen, namentlich dem preußischen, vermieden werden könne.

Es betheiligten sich daran die Abgg. Dr. Bamberger, Rickert, Freiherr von Stumm, Graf Ballestrem, Richter, Graf-Preysing, von Helldorff, von Mar— quardsen, Singer, Freiherr von Manteuffel und Dr. von Bennigfen. Es wurden verschiedene Vorschläge zur Abhilfe gemacht, wie Einberufung, des Reichstags im Oktober, Beseitigung der Diätenlosigkeit, Herabsetzung der Beschlußfähigkeitsziffer des Reichstags, Veränderung der Ge— schäftsdispositionen des Reichstags.

Darauf wurde die J des Etats für die Verwaltung der Kaiserlichen Marine bei dem Extra— ordinarium fortgesetzt. ;

Berichterstatter Abg. Fritzen⸗Düsseldorf (Centr) referirte über die Mehrforderungen des Extraordinariums und über die Commissionsanträge. (Schluß des Blattes)

In der Volks schulgesetzeommission des Hauses der Abgeordneten wurde am Sonnabend, wie die Nat. Jtg.“ be⸗ richtet, im weiteren Verlaufe der Sitzung Abs. 4 des S 22 in. fol⸗ gender Fassung angenommen; „Soweit die örtlichen Verhältnisse es zweckentsprechend erscheinen lassen, ist thunlichst mit sstatt in / der Vor⸗ lage) jedem Schulhause in den Stäpten Line Lehrer⸗Dienstwohnung, auf dem Lande wenigst ens eine Lehrer⸗Dienstwohnung einzurichten.“ Die §§ 24, 25 und 26 (Turnplatz, Lehrmittel, Beleuchtung und Reiniguͤng betreffend? wurden unverändert angenommen. Mit S 27 beginnt der zweite Abschnitt des Gesetzentwurfs, der die „Träger der Rechtsverhältnisse der öffentlichen Volksschule“ behandelt. S 27 lautet:

en. ö in,. n, , ,. 6 „Träger der Rechtsperhältnisse der öffentlichen Volksschulen sind die bürgerlichen Gemeinden, die selbständigen Gutsbezirke und die Schulverbände.!“ Die Abgg. Dr. Brüel (Centr.) und Frei⸗ herr von Huene (Cent) erkannten an, daß die Vorlage bezuglich der Rechtsverhältnisse in schonender Weise vorgegangen sei, insbesondere bezüglich des Schulvermögens. Es sei jedoch zweifelhaft, ob die Verfaffung unter „Gemeinde“, welche die Schullasten auf⸗ zubringen habe, die bürgerliche Gemeinde gemeint. habe. Die Abgg. Freiherr von Zedlitz (freicons.) und Rickert (dfr.) stellten dies als zweifellos hin. 5 27 wurde darauf einstimmig angenommen. 8 28 lautet in Abs. 1: „Jede Stadt bildet in der Regel ihren eigenen Schulbezirk. Eine Anfrage des Abg. Grimm (nl), weshalb der diesjährige Entwurf die Worte „in der Regel“ eingeschoben habe, beantwortete Geheimer Ober Regierungs-Rath von Brem en dahin, daß manche bestehenden Verhältnisse diese Einschaltung nöthig machten; nach 8 6h erstrecke sich die Zuständigkeit der Stadt⸗Schulbehörde auch auf die Schulen der mit der Stadt zu. einem Verband vereinigten Landgemeinden oder Gutsbezirke. Ein nationalliberaler Antrag auf Streichung der Worte zin der Regel“ wurde darauf ab— gelehnt und Abs. 1 unverändert angenommen. Auch die Ab⸗ sätze 2, 3 und 4 wurden a. Ablehnung verschiedener Anträge in der Fassung der Regierungsvorlage wie folgt angenommen: „Aus erheblichen Gründen können Landgemeinden und Gutsbezirke, in deren Bezirk eine eigene Volksschule nicht vorhanden ist, einem städtischen Schulbezirke von dem Regierungs⸗Präsidenten gastweise zugewiesen werden. Die Vergütung für die gastweise Be⸗ nutzung wird mangels einer Einigung der Betheiligten von dem Bezirksausschuß festgesetzt. Es ist dabei auf die Steuerverhãältuisse der Betheiligten, auf die Zahl der gastweise überwiesenen Kinder, sowie auf die Kosten Rücksicht zu nehmen, welche den Landgemeinden (Guts⸗ bezirken) bei einer anderweiten Beschulung der Kinder erwachsen wuͤrden, und auf die etwaigen Mehrkosten, welche für die Stadt aus der gastweisen Zuweisung entstehen. 29, V. und 31 (ELändliche Schulbezirke und gastweise Zuweisung von Schulkindern) wurden ebenfalls unverändert angenommen und alsdann die weitere Berathung auf heute Vormittag vertagt.

Kunst und Wissenschaft.

Ueber die von Professor Raschdorff vollzogene Um arbeitung des Pkanes zum neuen Dom hau giebt das Centralbl. der Bauverw.“ nach der für die Verhandlungen, des Abgeordnetenhauses in der Reichsdruckerei veranstalteten Vervielfältigung der Entwürfe eine überfichtliche Darstellung. Es galt, den früheren Plan, dessen Ausführung 20 Millionen Mark being ff hätte, derart zu andern, daß eine Ausführung für die Hälfte der vorgenannten Dumnie möglich wird. Das ist geschehen durch Verkleinerung der Ab— messungen, ohne daß die Gesammt, n ,, ware und der Aufbau nennenswerthe Verwandlungen erlitten hätte. In der Mitte des Baues liegt die für 1960 Sitzplätze berechnete Predigtkirche, ein Kuppelraum Über ungleichseitig achteckigem Grundriß, dem in der Richtung nach dem Schlosse die Traukirche und in jener nach der Nationalgalerie die chorartig gestaltete Gruftkirche angeschlossen sind. Die Verkleinerung der Abmessungen besteht darin, daß die Gesammt⸗ länge des Gebäudes von 137 m auf 1066 m und die Tiefe um den Halbmesser der jetzt frei hinausgebauten Chornische verringert worden rn Der innere Kuppeldurchmesser ist um- etwa 3 m und auch die Breite des quadratischen Kuppelunterbaues dementsprechend vermindert worden. Einschränkungen ihrer Grundflächen haben ferner die Gruft⸗ und die Traukirche sowie die sämmtlichen Nebenräume erfahren; die Traukirche hat dabei ebenso wie die Predigtkirche, an Jer früheren Zahl der Sitzplätze eingebüßt. Die Decoration der Vorhalle am

Lustgarten ist in ihrer Länge nur unbedeutend verkürzt, hingegen in der früheren Breite von 26 i und der ehemaligen Höhe von 30 m beibehalten worden. Diese Höhe entspricht also noch immer jener des Königlichen Schlosses. Herabgemindert ist jedoch, und zwar ent—⸗ sprechend ihrer Durchmesserverkleinerung, die Höhe der Kuppel. Weitere Einschränkungen sind erzielt worden durch Fortlassen neben⸗ sächlicherer Bautheile, wie des früheren Vorbaues vor der Traukirche, und durch eine Vereinfachung der Fassadengestaltung in deren orna⸗ mentalem' und figürlichem Schmuck, sowie durch Vereinfachung der architektonischen Gliederung, beispielsweise des Ersatzes voller Säulen durch Dreiviertelsäulen oder Wandpfeiler.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Wien, 27. Februar. Die Verwaltung des österreichischen Lloyd hat laut Meldung des W. T. B.“ festgestellt, daß auf dem aus Brasilien in Triest eingetroffenen Lloyddampfer Pollu ge der Capitän, ein Lieutenant und drei Matrosen dem gelben Fieber erlegen find; vier Mann seien in Brasilien krank ausgeschifft worden. Die Verwaltung fügt hinzu, der Lloyd werde trotzdem nicht die Ein⸗ stellung der vertragsmäßigen Fahrten nach Brasilien verlangen,

London, 26. Februar. Wegen Auftretens der Maul- und Klauenfeuche im Nordwesten Londons sind, wie die „A. C. be— richtet, auf Befehl des landwirthschaftlichen Amts 120 Stück Vieh getödtet worden. 50 Stück Vieh mußten isolirt werden. Die Seuche hat sich in den letzten Tagen in dem Distriet jedoch nicht weiter aus— gebreitet.

Verkehrs⸗Anstalten.

Bremen, 27. Februar. (W. T. B. Norddeutscher Lloyd. Der Dampfer „Stuttgart“ ist heute Mittag in Antwerpen an⸗ gekommen. Der Dampfer „Neckar“ ist gestern in Shanghai und die Dampfer „Habsburg“ und „Sachsen“ sind gestern in Aden angekommen.

25. Februar. (W. T. B.) Norddeutjcher Lloyd. Der Schnelldampfer „Fulda“ hat am 26. Februar Abends die Reise von Gibraltar nach Genua fortgesetzt. Der Postdampfer, Weimar“ ist am 26. Februar Nachmittags von Baltimore nach Europa in See gegangen. Der Postdampfer „Stuttgart“, von Ost⸗-A1sien kommend, ist am 27. Februar Mittags in Antwerpen angekommen. Der Postdampfer „Straßburg“, nach Brasilien bestimmt, ist am 27. Februar Nachmittags in Antwerpen angekommen.

Hamburg, 27. Februar. (W. T. B.) Ham burg-⸗Ame—⸗ rikanische Packetfahrt-Actiengesellschaft. Der Post dampfer „Bohemia“ hat, von New-Pork kommend, heute Vor— mittag Lizard passirt. Der Postdampfer „Rhaetia“ ist, von Ham— burg kommend, heute Vormittag in New-Pork eingetroffen.

Triest, 27. Februar. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Thalia“ ist heute Nachmittag hier eingetroffen.

25. Februar. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Medu sa“ ist, von Konstantinopel kommend, gestern Nachmittag hier einge— troffen.

London, 27. Februar. (W. T. B.) Der Castle-⸗-Dampfer „Warwick Castle“ hat gestern auf der Heimreise die Cangri— fchen Inseln, der Castle⸗Dampfer „Drum mond Castle“ heute auf der Ausreise Madeira passirt. Der Castle⸗— Dampfer „Methven Castle“ ist gestern auf der Heimreise in London an— gekommen. Der Castle⸗Dampfer „Roslin Castle“ ist heute auf der Ausreise von Southampton abgegangen.

St. Petersburg, 28. Februar. W. T. B) Der Director des Cffenbahn-Departements, Wirkliche Staatsrath Sergius Witte hat heute die Ernennung zum Verweser der Verke hrsanstalten erhalten.

Theater und Musik.

Residenz⸗Theater.

Riguette (Ma cousine)“, ein Lustspiel von Henry Meilhac, ins Deutsche übertragen von Emil Neumann, gelangte am Sonn⸗ abend zur ersten Aufführung, die nicht ohne Erfolg, aber doch von ziemlich heftigem Widerspruche begleitet war. Man hat sich längst daran gewöhnt, daß die neueren und neuesten französischen Lustspiele sich in sittlicher Beziehung unter dem Niveau des Wohlanständigen und Schicklichen bewegen; für solchen Mangel, der den wahren und dauernden Werth jedes Kunstwerks naturgemäß herabsetzt, pflegen die französischen Autoren ihre Zeitgenossen durch den Aufwand an Geist und Witz, durch die feine Beobachtungsgabe der Schwächen der Mitlebenden, durch die fest gefügte Einheitlichkeit des scenischen Aufbaues zu entschädigen und so in gewissem Sinne durch die Ein⸗ drücke des Augenblicks zu befriedigen. Das Lustspiel Riquette“ weist von diesen Vorzügen wenig auf; ein desto größerer. Spielraum wird der nackten Frivolität eingerdumt. Der Einfall, eine in der Kunst Thaliens und der Venus gleich erfahrene Jüngerin der Musen zu veranlassen, den flatterhaften Gatten einer vornehmen Dame, die sich als Eousine der Helferin offenbart, zur ehelichen Treue zurückzuführen, giebt reichlich Gelegenheit zu. lüsternen und ehnischen An⸗ deutungen und Situationen; das angewendete Mittel erweist sich denn auch als äußerst gefährlich, und die Arzenei wirkt beinahe schädlicher als die Krankheit; denn als höchsten Trumpf, der das moralische Gleichgewicht in der Ehe des Barons Arnay⸗la⸗Hutte wiederherstellen soll, spielt die hilfreiche Riquette einen Tanz aus, der nur in den Pariser Balllokalen schlimmster Art ausgeführt wird und in einer vankomimischen Einlage bon der Bühne herab recht häßlich wirkt. Nichtsdestoweniger schien diese Leistung von den Zuschauern für den Glanzpunkt des Abends gehalten zu werden, denn der Beifall machte eine Wiederholung nöthig. Im übrigen schleppte sich die Handlung langsam vorwärts, selten einmal durch einen hübschen Einfall, durch ein witziges Wort, durch eine geistbolle Wendung des Dialogs unterbrochen. Inwiefern hier etwa die Schuld den Uebersetzer trifft, vermögen wir nicht zu entscheiden. Zu der im zweiten Act eingelegten Pantomime hat Jules Massenet eine sehr gefällige uud ausdrucksvolle musikalische Begleitung ge⸗ schrieben, die mehr wirklich künstlerischen Werth in sich birgt, als Henry Meilhac's ganzes Lustspiel. . . . ennie Folle der „Riquetteè“ spielte Fräulein Fisch er sehr ge— wandt, aber etwas derb in der Bewegung sowohl wie im Mienen spiel; die Neigung zu Uebertreibungen vermochte die Darstellerin jedoch noch nicht ganz zu zügeln. In einer komischen älteren Rolle trat Fräulein Ottilie Gensée auf und gewann die Theilnahme auch der ö die in ihr nicht mehr das Andenken an die berühmte jugendliche Soubrette feiern, sondern sich mit. den Eindrücken der Gegenwart begnügen müssen. Die Damen Riesa und. Gůstzin ger verntochten auch am Sonnabend in ihren Rollen keinen Beweis befonderer Begabung beizubringen; es fehlt ihrem Spiel stets die Beseelung, das geistige Durchdringen des Wortes, und, der Geste. Serr Jarno wußte aus seinem beschräntten deichtfuß nur eine Karikatur zu schaffen; das unbeanstandete Urtheil einer wirklich künst—⸗ lerischen Leistung kann, nur Herr Alexander erwarten, der durch seine Darstellung eine köstliche Satire auf jene Gattung selbstzufriedener Dichter schuf, die sich über ihre eigenen albernen und salzlosen Späße Dor Lachen winden möchten. Die Darsteller erschienen für den ge⸗ spendeten Beifall dankend nach jedem Actschluß.

Sing⸗Akade mie. .

Der bereits vortheishaft' bekannte Pignist Herr Alerqnder Silti aus Warschau, der noch einige Zeit hindurch Lißtzs Unter⸗ rscht genossen, gab vorgestern ein Concert, in welchem er sich als ein Vürtubs ersten Ranges documentirte. Sein schönen energischer An- schlag läßt im Fortè nie eine Härte erkennen, während sein Piano bon bejdubernder Zartheit ist. Hierzu kommt eine eminente tech⸗ nische Fertigkeit, mit der er die größten Schwierigkeiten, wie rapide DOetavengänge, Doppelgriffe und Intervallsprünge spielend überwindet. Bei seiner seelenvollen, lebendigen Vortrags⸗ weife haben die äußere Ruhe und der mäßige Pedalgebrauch etwas sehr

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