Wohlthuendes. Diese Vorzüge kamen in dem beliebten Concert von Grieg (op. 16), in dem schwierigen Concert von Tschaikowsky, der dem Pianisten oft einen harten Kampf mit den Orchestermassen zu⸗ muthet, und in der brillanten Wanderer-Phantasie von Schubert ⸗Liszt vorzüglich zur Geltung. Durch den Beifall ermuntert, fügte der un= ermüdliche Künstler noch eine Barcarole von Rubinstein hinzu. Das Philharmonische Orchester leistete unter Herfurth's Direction wiederum sehr Anerkennungswerthes.
Am Mittwoch geht im Königlichen Opernhause, Mignon“ mit den Damen Rothauser und Dietrich, den Herren Philipp, Betz, Schmidt, Lieban und Krasa in Scene. Der Donnerstag bringt „Cavalleria rusticana“ mit den Damen pieysson Dietrich und Lammert, den Herren Rothmühl und Fränkel, sowie „Die lustigen Weiber von Windsor“ mit den Damen Leisinger, Lammert und Weitz, den Jerren Ernst, Stammer, Betz, Lieban und Schmidt.
Aus dem Königlichen Schauspielhause wird gemeldet, daß Herr Eugen Müller bedauerlicherweise an einem Nervenleiden schwer erkrankt ist und sich zur Herstellung seiner Gesundheit nach Italien hat begeben müssen. ;
Im Deutschen Theater beginnt am Mittwoch die Hof— schauspielerin Therese Thönnissen aus Gotha ein auf Engagement ab— zielendes Gastspiel als Adelheid in Freytag's Journalisten ;.
Ein neues einactiges Lustspiel von Gustav von Moser „Fünf Dichter“ wird im Lessing-Theater morgen, am Fastnachtzabend, der Aufführung des bereits angekündigten Schwanks „Paragraph 330“ vorausgehen.
Director Engel ist mit den Vorbereitungen für die Winter— oper im Kroll'schen Theater beschäftigt, denn alle Vorbereitungen fur den Sommer sind derart getroffen, daß selbst schon das Repertoire vom Beginn der Vorstellungen am 17. April bis auf Monate hinaus planmäßig aufgestellt ist. Die oben erwähnten Vorarbeiten für die Winterspielzeit follen dagegen dem allgemeinen Wunsch nach einer „Volksoper“ entsprechen. Eine Anzahl hervorragender Kräfte ist bereits gewonnen, auch rühmlichst bekannte Gäste haben sich ver— pflichtet, im Winter vor den Berlinern zu erscheinen, und gugen⸗ blicklich bereist Herr Director Engel noch einige bedeutendere Städte, um sowohl gute Gesangskräfte persönlich kennen zu lernen, wie neue zur Aufführung gelangende Opern im Falle des Erfolges zu erwerben.
Im Wr e ar f ee, (et sr wird morgen die Gebirgs—⸗ posse „Der Protzenbauer von Tegernsee“ nach längerer Pause zum ersten Male wieder gegeben. .
Herr J. Albeniz; wird in seinem morgen in der Sing— Akademie stattfindenden Klavierabend von Chopin'schen Werken die Sonate B-moll, op. 35, Inmpromptu, Berceuse und Polonaise As- moll spielen, und u. A. auch folgende eigene Compositionen zu Gehör bringen: „Menuett du Coct, „En el Mar, „Sevillanas“, Scher- zino“, „Etude Impromptu“ und „Valse“. Bernhard Stavenhagen hat in das Programm seines am Mitt— woch in der Sing- Akademie, stattfindenden Klavier⸗ abends von Liszt'schen Werken die Variationen über ein Thema aus Bach's H-moll⸗Messe, den „Liebestraum“ Nr. J und die „Rhapsodie hongroise“ Nr. 13 (ungedruckte Ausgabe) aufgenommen. — Pablo de Sarasate wird in . letzten populären Concert am Donners⸗ tag in der Philharmonie unter anderem Mendelssohn's Violin— concert, seine eigenen „Zigeunerweisen“ und gemeinschaftlich mit der . Berthe Marr Beethoven's Kreutzer-⸗Sonate“ zu Gehör
ringen. — Zum Besten des unter dem Protectorat Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich stehenden „Feierabendhauses“ in Steglitz, das dazu bestimmt ist, bejahrten und dienstunfähigen Lehrerinnen ein sorgenloses Heim zu bieten, findet am Donnerstag, 10. März, im großen Festsaal und den angrenzenden Sälen des Rathhauses ein großes Concert mit darauffolgendem Thee⸗-Abend statt. Eine gr Zahl von hervorragenden Künstlern und von Dilettanten hat ihre Mitwirkung zugesagt, darunter Frau von Keudell,
ohn, der Violinvirtuose Herr Johann Kruse, der Damenchor des „Liederkranz!“ u. s. w. Einlaßkarten sind schon jetzt bei Herrn General⸗Director Heyl (Voßstraße 2, sowie bei Herrn Emil Jacob (Fichhornstraße 5) zu haben. — Der Pianist Herr Alexander Säütori aus Moskau veranstaltet am 10. März in der Sing⸗ Akademie ein zweites Concert, wofür der Kartenverkauf heute bei Bote u. Bock beginnt.
. Professor Anna . Asten, Herr Robert von Mendels⸗
Unter dem Vorsitz des General-Intendanten der Königlichen Schauspiele Grafen von Hochberg trat gestern Mittag im Apollo⸗ saale des Königlichen Schauspielhauses der Deutsche Reichs⸗ ausschuß der Internationalen Ausstellung für Mußjsik und Theaterwesen zu einer Generalversammlung zusammen. Er⸗ schienen waren Dr. von Hase⸗Leipzig, Professor Karl Becker⸗Berlin, Wirk⸗ licher Geheimer Rath Dr. von . Geheimer Ober⸗Regierungs⸗ Rath Dr. Jordan, der Großherzogliche Intendant Freiherr von Ledebur⸗Schwerin, General⸗Intendant Dr. Bürklin⸗Karlsruhe, Frei⸗ herr Karl von Stengel⸗Mannheim u. A. m. Der General⸗Secretär der deutschen den che g eisurn, Herman, Hillger erstattete den Be⸗ richt über die bisherige Thätigkeit des Geschäftsausschusses, der die Grundlage für eine würdige Beschickung der Ausstellung festgestellt hat. An allen u t ge ih een sind namhafte Personen kun die Sache gewonnen, an sämmtliche deutschen Bundes⸗ fürsten sind Immedigtgesuche um Unterstützung der Sache gerichtet worden. Das preußische Kriegs-Ministerium hat eine Summe be— willigt, die es ermöglicht, ein umfass⸗ ndes Bild der Entwickelung der Militärmusik zu geben, die hiesige Königliche Sammlung der Musik— instrumente wird ihre hervorragendsten Gegenstände als geschlossene Gruppe ausstellen, aus Weimar wird fast das gesammte Goethe- und Schiller⸗-Archix nach Wien geschickt werden. Mechanische Musik⸗ instrumente sind allein von fünf Leipziger Firmen angemeldet. Im übrigen werden beinahe sämmtliche Gewerbe vertreten sein, die für Musik⸗ und Theaterwesen in Betracht kommen. Der Staatsfecretär Dr. von Boetticher hat fracht. und zollfreien Rücktransport in Aussicht gestellt, Oesterreich hat sich bereit erklärt, sämmtliche Ausstellungsobjecke zollfrei ein, und ausführen zu lassen, foweit sie nicht verkauft sind. An den Bericht schloß sich eine kurze Besprechung über die letzte Frist zur Anmeldung, wobei für wünschens⸗ werth erklärt wurde, daß umgehend Mittheilung darüber erfolge, wie viel Platz von den einzelnen Ausstellern beansprucht wird. Die Ein⸗ sendung der genauen Anmeldungen wird spätestens bis zum 15. März erwartet; am 1. April hat die Einsendung zu erfolgen, am 7. Mai wird die Ausstellung eröffnet.
Mannigfaltiges.
Der Fürstbischof von Breslau, Dr. Kopp, besichtigte, wie die „Germania“ mittheilt, am Freitag Vormittag in Begleitung des Delegaten Propst Dr. Jahnel und der beiden Geistlichen der Pius⸗ emeinde den Bauplatz für die neue Piuskirche, mit deren Bau im Herbst dieses Jahres voraussichtlich begonnen werden wird.
Im städtischen Obdach befanden sich am 1. Januar e. 60 Familien mit 197 Personen, darunter 14 Säuglinge. Am 1. Fe⸗ bruar war der Bestand 77 Familien mit 269 Personen, darunter 31 Säuglinge. Das Asyl für nächtliche Obdachlose daselbst benutzten im Laufe des Monats Januar 51 967 Personen, und zwar 50 235 Männer, 1732 Frauen. Von diesen Personen wurden. 32 dem Krankenhause Friedrichshain, 67 dem Krankenhause Moabit, 16 der Charité überwiesen, 1457 (1385 Männer, 72 Frauen) der Polizei vorgeführt.
Nach Schluß der Reda ction eingegangene Depeschen.
London, 29. Februar. (W. T. B.). „Reuter 's Bureau“ meldet aus Auckland von heute: Nachrichten aus Samoa halo haben sich die Aussichten auf eine gütliche Beilegung er Streitigkeiten zwischen Malietga und Mataafa gebessert. Bei dem Abgang der letzten Post von dort hätte eine starke Meinungsverschiedenheit zwischen dem Oberrichter und den Landcommissären geherrscht, welche vielleicht die De— mission des Oberrichters zur Relg⸗ haben könnte.
Paris, 29. Februar, T. B.) Auch heute sprechen sich zahlreiche Blätter über die Ausschließ ung Constang' aus dem neuen Cabinet mehr oder minder he tadelnd aus. Selbst der „Temps“, welcher Loubet sympathisch be— grüßt, bemerkt, die öffentliche Meinung, welche den Rücktritt Constans! mit Bedauern begleite, setze ihre Hoffnungen auf ihn, falls gewisse Eventualitäten eintreten sollten. —
Das Cabinet wird, wie verschiedene Blätter melden, in der
Deputirtenkammer sofort ch,, Erklärungen üher die Verhandlungen mit dem Vatican abgeben und ist bereit, jede auf die Kirchenpolitik bezügliche Inter— pellation sofort anzunehmen; diese werde, der „Liberté“ zu⸗ folge, eine streng dem Concordate entsprechende sein. — Als Nachfolger des ebenfalls zurückgetretenen Unter— Staatssecretärs der Colonien, Etienne, wird mehr— fach der Abg. Jam ais genannt. — Die „France“ theilt die Demission des Directors des Polizei-Departements im Ministerium des Innern Cazelles mit und erwähnt das Gerücht, daß auch der Polizei-Präfect Losse zurückzutreten beabsichtige.
Paris, 29. Februar. (W. T. B.) Als der Portier des Hötels der Prinzessin von Sagan im Faubourg St. Germain heute früh mit der Reinigung des Vorflurs beschäftigt war, explodirten zwei im Kehricht befindliche, mit einer Explosivmasse gefüllte Hülsen, welche während der Nacht unter dem Eingang des Hotels niedergelegt worden waren. Die Ferster des Hotels wurden zertrümmert. Personen wurden nicht verletzt.
. 29. Februar. (W. T. B.). Bei der gestrigen Stichwahl in Poitiers wurde Touchimhert (conservatiy) an Stelle von Denizot (Republikaner) gewählt.
Washington, 29. Februar. (W. T. B.) In dem Bericht der Majorität der Finanzeommission des Repräsentantenhauses über die freie Wolleneinfuhr heißt es, ein stichhaltiger Grund für Aufrechterhaltung der überaus hohen Dalsä des Mac Kinley⸗Tarxifs auf Waaren, welche zur Gesundheit und zum Wohl⸗ sein der Bevölkerung der Vereinigten Staaten erforderlich wären, liege nicht vor; die sehr starken Schutzzölle auf Wollen nöthigten die Fabrikanten, sich billigerer Stoffe als Wollen zu bedlenen; es seien daher weit eher die Shoddy— k der Vereinigten Staaten als die Wollproducenten
ustraliens und Süd⸗-Amerikas, die den einheimischen Woll— producenten Concurrenz machten.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten, Zweiten, und Dritten Beilage.)
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Mittwoch: Karl Meyder Concert. Gesellschafts—
t vom 29. Februar, r Morgens.
Wind. Wetter.
K 28.
p.
red. in Millim.
Stationen.
Temperatur
2 heiter
2 wolkig wolkenlos bedeckt halb bed. wolkig bedeckt bedeckt
Mullaghmore Aberdeen .. Christiansund . ; Stockholm ne. ; Petersbg. Moskau ... Cork, Queens⸗ town ... N t halb bed. Cherburg .. 53 No bedeckt V 56 1Schnee aß . . mburg .. Nebe winemünde I bedeckt e, men, er ; 3 ö emel ... 2bede ais 66 MMOG Regen üunster .. N wolkig Karlsruhe.. 566 NO Regen 58 O l bedeckt 3 wolkig 2 bedeckt J bedeckt ö. k 4 bede ö ö. ö heiter 2 57 still bedeckt
Uebersicht der Witterung.
Das Maximum des Luftdrucks liegt über Nord⸗ schweden, während flache Depressionen mit schwacher Luftbewegung über Süd⸗Europa lagern. Bei schwacher Luftbewegung aus vorwiegend öoͤstlicher und südöstlicher Richtung und wenig veränderten Wärme⸗ verhältnissen ist das Wetter in Central- Europa trübe; in Westdeutschland fanden stellenweise leichte Schneefälle statt, hauptsächlich unter dem Einflusse einer flachen Depression, deren Kern über Elsaß⸗ Lothringen liegt. Die Frostgrenze verläuft von Kiel füdostwärts nach Lemberg.
Deutsche Seewarte.
1
SOS CC — — — — t M ON DNN — — OM
Theater ⸗Anzeigen.
Königliche Schauspiele. Dienstag: Opern⸗ haugz. 55. , , Cavalleria rusti- cana (Banern⸗ Ehre). Oper in 1 Aufzug von Pietro Mascagni. Text nach dem gleich⸗ namigen Volksstück von Verga. In Scene ge⸗ setzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Rapellmeister Weingartner Hierauf: Alefsandro Stradella. Romantische Oper in 3 Acten mit
Tanz von Fr. von Flotow. Text von W. Friedrich. Dirigent: Musikdirector Wegener. Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. 61. Vorstellung. Der zer⸗ brochene Krug. Lustspiel in 1 Aufzug von H. von Kleist. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. — Der eingebildete Kranke. Lustspiel in 3. Aufzügen von olisre, mit Benutzung der k en Uebersetzung. In Scene ff etzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.
Mittwoch: Opernhaus. 56. Vorstellung. Mignon. Dper in 3 Acten von Ambroise Thomas. Tert mit Benutzung des Goethe'schen Romans; „Wilhelm ᷓ Lehrjahre“ von Michel Carré und Jules Barbier, deutsch von Ferdinand Gumbert. Ballet von Paul Taglioni. Dirigent: Kapellmeister Kahl. Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. 62. Vorstellung. Das heilige Lachen. i chen g nt in 5 Bildern von Ernst von Wildenbruch. Musik von Ferdinand Hummel. Tanz von Emil Graeb. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. . Direre⸗ tion: Herr Steinmann. Anfang 7 Uhr.
Deutsches Theater. Dienstag: Der Richter von Zalamea. Anfang 7 Uhr.
Mittwoch: Die Journalisten. (Adelheid; Therese Thönnissen, vom Hof⸗Theater in Gotha, a. G.)
Donnerstag: College Crampton.
Freitag: Der Pfarrer von Kirchfeld.
ie nächste Aufführung ven „Romeo und
Inlia“ findet am Sonnabend statt.
Berliner Theater. Dienstag: Schlimme Saat. Anfang 7 Uhr.
Mittwoch: Othello. (Nuscha Butze, Agnes Sorma, Ludw. Barnay, Ludw. Stahl.)
Donnerstag: Der Hüttenbesitzer.
CLessing ˖ Theater. Dienstag: Zum 1. Male: Paragraph 230 (Fiaker 117). Fünf Dichter.
Mittwoch: Paragraph 330 (Fiaker 117). Fünf Dichter. kö Fräulein Frau. — Der sechste
nn.
3 Die Großstadtluft.
ächste Nachmittags⸗Vorstellung zu volksthümlichen
Preisen (Parquet 2 M): Die Ehre. Vorverkauf ohne Aufgeld täglich.
Wallner ˖ Theater. Dienstag: Zum 9. Male: Yvette. Carnevalsposse in 3 Acten mit Gesang . einer französischen Idee) von Carl Laufs und
aximilian Kraemer. Musik von Victor Holländer. . Der berühmte Mitbürger. Anfang
r.
Mittwoch: Yvette. Vorher: Der berühmte Mitbürger.
Sonntag: Nachmittags-Vorstellung. Gewagte Mittel. Parquet 1 M Anfang 4 Uhr. -
Friedrich · Wilhelmstädtisches Theater. Dienstag: Mit neuer Ausstattung zum 41. Male: Das Sonntagskind. Operette in 3 Acten von . Wittmann und Julius Bauer. Musik von
arl Millöcker. In Scene gesetzt von Julius ir . Dirigent: Kapellmeister Federmann. Die
ecorationen aus dem Atelier von Falk. Die neuen Costume vom Garderoben⸗Inspector Ventzky. An⸗ fang 7 Uhr.
Mittwoch: Das Sonntagskind.
Residenz · Theater. Direction: Sigmund Lauten. burg. Dienstag: Zum 4. Male: Riquette. Lust⸗ spiel in 3 Acten von Henry Meilhac. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Anfang 76 Uhr.
Mittwoch: Riquette.
Belle Alliance Theater. Dienstag (letzte Woche des Ensemble⸗Gastspiels der Münchener unter Leitung des Königlich bayerischen Hofschau— spielers Herrn Max Hofpauer).: Der Protzen⸗ bauer von Tegernsee. Bauern⸗Posse mit. Ge⸗ kan und Tanz in 4 Aufzügen von Hartl⸗Mitius.
usik von H. Müller. Im 3. Act: „Schuhplattl⸗ Tanz“. Anfang 73 Uhr.
Mittwoch und folg. Tage: Der Protzenbaner von Tegernsee.
Adolph Ernst Theater. Dienstag: Zum 68. Male: Der Tanzteufel. Gesangsposse in 4 Acten von Ed. Jacobson und W. Mannstädt. Couplets theilweise von Gustav Görß. Musik von Gustav Steffens. In Scene gesetzt von Adolph Ernst. en, 75 Uhr.
Mittwoch: Der Tanzteufel.
Thomas · Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Direction; Emil Thomas. Dienstag; 2. Gastspiel des 3 bayerischen Hofschauspielers Conrad Dreher aus München, der Damen Schäfer, Neubauer und der Herren Jäger, Terufal, Stöhr, Brandtner (Schuhplattler sämmtlich vom Gärtnerplatz⸗Theagter in . Nopität! Zum 2. Male: Jägerblut. Volksstück in 4 Acten (6 Bildern) von Benno Rauchenegger. Musik von Josef Krägel. In Scene esetzt vom Ober⸗Regisseur A. Kurz. Ort der Hand⸗ ung: Ein 3 im Chiengau an der Tyroler Grenze. (Zangerl, Dorfbader: Herr Dreher.) Anfang 77 Uhr.
Mittwoch: Dieselbe Vorstelluüg.
Arxania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde.
Am Landes⸗A Ausstellungs⸗Park . Bahnhof. Geöffnet von 12—11 Uhr. Täglich Vorstellung im wissenschaftlichen Theater. Näheres die Anschlag zettel. Anfang 7 Uhr.
Conceerte.
Concert · Gaus. Dienstag (Fastnacht): Familien⸗Ballfest.
Abend. Anfang 7 Uhr.
Circus Renz. Karlstraße. Dienstag, Abend 74 Uhr: Brillante Vorstellung. Zum 163. Male: Auf Helgoland oder: Ebbe und Fluth. Große hydrol. Ausstattungs⸗ Pantomime in 2 Abtheilungen vom Director E. Renz. Nationaltänze von 66 Damen ze. Neue Einlagen: „Garde⸗Husaren“ ꝛc. Dampfschiff⸗ und Bootfahrten, Wasserfälle, nene überraschende Licht- und Feuereffecte 2c. 0 Fuß hohe Rlesenfontäne. Außerdem: Plastische Stellun— gen von 6 Gladiatoren. — Die 4 Orientalen, dar— gestellt von 4 Herren mit arabischen Vollblut⸗Schul⸗ pferden. — Römische Spiele. — Mlle, Theresinn in ihren vorzüglichen Trabtoureu.« Das Schulypferd Solon“, geritten von Frl. Clotilde Hager; das, selbe wird ice . die schwierigsten Gaͤnge auf den . ausführen. — Pas de deux gracienx auf 2 Pferden von Frls. Adele und Govanni. = Horaz“ und „Mercur“, Vollblut⸗ , , in Freiheit vorgeführt von Herrn Ernst Renz Enkel — Komische Entrées und Intermezzos von sämmtl. Clowns c.
Täglich: Auf Helgoland.
r Q Q Q Q Q m,! Familien⸗Nachrichten.
Verlobt; . Olga Otto mit Hrn. Staatevien Paul Seiler (Kauder⸗-Kottbus). — Frl. Kathe Moser mit Hrn. Lieut. Arthur Schrötter (Berlin ⸗ S Frl. Elisabeth Jacobi mit Hrn. Prem. ⸗Lieut. Otts Havenstein (Schwerin i. M.). — Itl Martha Redlich mit Hrn. Oberförster Rude pf Paetsch (UUmt Beeskow. Jaenschwalde bei Peitz .)
Verehelicht: Sr. Pastor Lie. theol. J. Junger
mit Frl. Magdalene Anderson (Bunzlau. dt.
Pastor Ernst Lückhoff mit Frl. Gertrud Ander on
Sttendorf, Kreis Sprottau). — Hr. Referendar
Hanz von Jacobs mit Frl. Marie Schirme Hamburg⸗New⸗ Vork). — Hr. Capitän z. Ser Friedrich von Wietersheim mit Frl. Hedwig ben Knobelsdorff⸗Brenkenhoff (Mansfelde). ö
Geboren: Ein Sohn; Hrn. Senator Gro (Hannover). — Hrn. Prem. Lieut. von Dang HRiendsburg). — Eine Tocht er: Hrn. Baren Alexander von Rahden (Mitau, Kurland). m
Gestorben: Hr. He hr Hermann Rickel (Meß = Hr. Capitün J. S. vön Rofen Vareh) Hr. Pastor em. Friedrich Ideler (Berlim.
.
Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin:
Verlag der Expedition (Scholy. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlag Anstalt, Berlin SM., Wil helmstraße Nr. 32
Acht Beilagen
Billets à 3 S6 im Bureau des Hauses.
seinschließlich Börsen. Beilage). G63) .
3 52.
Deutscher Reichstag. 182. Sitzung vom Sonnabend, 2. Februar. 1 Uhr.
Am Tische des Bundesraths der Reichskanzler Graf von Caprivi und der Staatssecretär Hollmann, in der doflgg Seine , Hoheit der Prinz Heinrich.
Möller (nl. vor der Tagesordnung? Am 11. d. M. habe er wegen der een Baare erhobenen Anschuldigungen bemerkt, daß sie sich auf die Angaben eines Redacteurs in Bochum stützten, der bereits dreißig Mal, darunter wegen Verleumdung, bestraft sei. J Fusangel reclamire; er sei nicht ein einziges Mal wegen Ver— eumdung verurtheilt. Er (Redner) habe damals lediglich aus dem Gedächtni esprochen, gestitzt auf Preßmittheilungen und sonstige gelegentliche Acußerungen, und habe sich inzwischen den Wortlaut der Erkenntnisse mehrerer Gerichte verschafft. Daraus müsse, wenn man, die ö der Umgangssprache in Betracht ziehe, der Eindruck entstehen, daß ein verleumderisches Vorgehen des Fusangel erwiesen sei, in technischjuristischem Sinne sei jedoch eine Verur⸗ theilung wegen Verleumdung nicht erfolgt. Er habe sich Mühe gegeben, ein Verzeichniß der Vorstrafen des Herrn Fusangel zu erhalten. Redner schickt sich an, sie zu verlesen. Präsident von Levetzow: Eine Aufzählung derselben gehört nicht hierher) Seine Behauptung sei also nur in le i rifle Sinne unrichtig.
Hierauf tritt das Haus in die Berathung des Etats der Marineverwaltung ein.
Die Ausgaben für das Marinecabinet, das Ober-⸗Commando, das Reichs-Marineamt, die Seewarte und Stations-Inten— danturen werden bewilligt.
Bei den Ausgaben für die Rechtspflege hat die Com— mission die neugeforderte Stelle eines Auditeurs gestrichen.
Abg. Metzger (Soc.); Wegen der Mißhandlungen stehe es in der Marine nicht viel anders als im Landheer, im Gegentheil es scheine fast, als wenn sie dort in ein gewisses System gebracht würden. Der Fall in Wilhelmshaven an Bord des „Mars“ beweise, daß man in der Marine Strafarten habe, von denen das große Publikum nichts wisse. Am 11. September in den Nachmittagsstunden hätten Vorübergehende in der Nähe des Hafens an der Außenseite des Schiffes einen Mann an einem fingerdicken Tau herunterhängen, und zwar in sitzender Stellung, das Tau um die Beine geschlungen, bemerkt. In dieser schmerzhaften Lage habe der Mann zwei volle Stunden verharren müssen, alle seine Versuche, sich Erleichterung zu verschaffen, seien von dem, die Aufsicht führenden Unteroffizier ver— eitelt worden. Die Offiziere hätten sich unter dem Sonnensegel auf Deck befunden und ab und zu einen Blick über Bord ge⸗ worfen, um zu sehen, ob der Mann sich noch in der Stellung ö finde. Als der Mann abgenommen sei, sei er in dem Raume, in den er hineingebracht worden, ohnmächtig zusammengebrochen. Die bar— barische Strafe sei über ihn verhängt worden, weil er sich von der Arbeit gedrückt habe. Er wisse nicht, ob nach dem Strafeoder der Marine eine solche Strafe zulässig sei, und wünsche, daß der Staats— secretär Auskunft darüber gebe, ob diese Strafart allgemein in Ge—⸗ brauch sei. Eine andere Strafart werde von den Mannschaften selbst ausgeübt und sei darauf zurückzuführen, daß man, wie bei dem Landheer, so auch bei der Marine durch gewisse . Gesammtheit für das Vergehen eines einzelnen, leiden lasse. Es entstehe, dadurch bei den unschuldigen Kameraden ein gewisses Gefühl der Erbitterung, sie rotteten sich zusammen und übten an den Schuldigen eine recht barbgrische Lynchjustiz. Auf dem Schiffe Oldenburg“ seien kürzlich ein Matrose und zwei Heizer auf diese Weise mißhandelt worden. Man habe sie über eine Kanone gezogen und von beiden Seiten mit einem 25 . dicken Tau bearbeitet. Das geschehe oft in solcher Weise, daß die Fetzen Fleisch am Leibe herunterhingen. Nach der Aussage mehrerèr an Bord beschäftigter Civilarbeiter habe in dem erwähnten ö. der zweite der, Mißhandelten gebeten, man möchte ihn doch lieber todtschlagen. Die Mißhandlung sei noch dazu in fo ausgesucht grausamer Weise vollstreckt worden, daß bei der Mißhandlung des ersten die anderen beiden Verurtheilten hätten zu⸗ sehen müssen. Dabei sei das bei derartigen Vorgängen übliche Lied ne, worden: „Wir winden Dir den Jungfernkranz“, um den Schmerzensschrei des Gequälten zu übertönen. Der erwähnte Fall stehe f vereinzelt da, solche .. seien allgemein üblich. Ein klassischer Zeuge dafür sei des Abg. von Henk illustrirtes Werk über das Leben und Treiben zur See. In Abschnitt 5 dieses Werks habe der Vice⸗Admiral Werner mit Humor geschildert, wie dem Faullenzer an Bord von seinen Kameraden, die für ihn die Arbeit machen müßten, der Jungfernkranz gewunden werde, gewöhnlich dann, wenn die Offiziere (. Tafel säßen. Die Execution gehe ungemein schnell vor sich, sodaß der Betreffende nicht Zeit habe, sich in den Bereich des Deckoffiziers zu flüchten. Die Unteroffiziere befänden sich bei derartigen Gelegenheiten merkwürdiger Weise regelmäßig nicht an Bord, sodaß sie von dem ganzen Vorgang nichts gewahr würden. Auf Seite 258 des Werkes sei die Rede davon, daß der Betreffende vierzehn Tage lang nicht ordentlich sitzen könne und daß durch die braufenden Töne des Liedes auch die lautesten Schmerzensschreie erstickt würden. Darnach he. die geschilderte Strafe eine ganz renne zu sein. Es müsse eine 1 abgegeben werden, ob diese, Strafart so üblich sei, wie sie der Vice⸗Admiral Werner schildere. Wenn es. der Fall sei, so sei es an der Zeit, daß diese Grausamkeit beseitigt werde.
Staatssecretär Hollmann:
Von den beiden Fällen, die der Herr Vorredner hier erörtert hat, ist mir nur der zweite bekannt; der erste ist nicht zu meiner Kenntniß gelangt.
Wenn ich zunächst im allgemeinen sprechen darf, so ist es in der Marine genau so wie in der Armee, d. h. es giebt ganz bestimmte Arten von Strafen, die durch das Gesetz festgelegt sind. Es ist den Vorgesetzten nicht freigestellt, eine Strafe nach eigenem Gutdünken zu bilden, beziehungsweise eine Strafe zur Vollstreckung zu bringen. Darüber sind ganz bestimmte Vorschriften.
Was nun den ersten Fall anbetrifft, so kann ich constatiren — ich brauche es vielleicht nicht einmal, weil es selbstverständlich — daß eine solche Strafart, wo ein Mann an einem Tau aufgehängt wird, nicht existirt. Ich kann mir nur vorstellen, daß, wenn es sich so zu— getragen hat, wie es hier berichtet ist, ein Mann zum Zwecke der Reinigung des Schiffes außenbords an einem Tau heruntergelassen worden ist, und das ist eine Art der Schiffsreinigung, die stattfinden muß da, wo die betreffende Stelle von keinem Ort zu erreichen ist, beispielsweise eine Schiffspforte. Da wird also ein Mann von der Reeling an einem Tau heruntergelassen, in welches eine Schleife ge⸗ macht ist, und der Mann reinigt dann das Schiff. Ich weiß nicht, ob dieser Fall hier zur Anwendung gekommen ist; jedenfalls constatire ich, daß eine solche Strafart in der Marine nicht besteht. Der Fall ist, wie gesagt, nicht zu meiner Kenntniß gekommen.
Was den zweiten Fall betrifft, so ist in der That an Bord Seiner Majestät Schiffes „Oldenburg', wie auch durch die Zeitungen
ö Erste Beilage zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
Berlin, Montag, den 29. Februar
bekannt geworden ist, eine Strafvollstreckung an drei Leuten vollzogen worden (hört! hört! bei den Socialdemokraten), das heißt: im Sinne dieser Mannschaft, eine gebotene, erlaubte Strafe. Ich will den Fall näher erörtern. Es befanden sich an Bord Seiner Majestät Schiffes „Oldenburg“ mehrere Leute, die den Urlaub überschritten, gewohnheits— mäßig den Urlaub überschritten. Das Commando des Schiffes hatte diesen Fall der Mannschaft vorgehalten, hatte ihr gesagt, daß eine solche Urlaubsüberschreitung zurückfiele auf die ganze Mannschaft, und daß natürlich, wenn solche Fälle sich wiederholten, der Urlaub ent— sprechend gehandhabt werden müßte. Diese drei Leute überschritten den Urlaub wiederum und sie wurden erst in der Nacht an Bord ge— bracht. Die Mannschaft hat dann am Morgen diesen Leuten das vorgehalten und hat ihnen gesagt, sie möchten doch sich selbst und die anderen nicht in Ungelegenheiten bringen und sich entsprechend den Vorschriften aufführen. Da haben die Leute, wie von dem Commando berichtet wird, höhnisch erwidert, sie würden trotzdem den Urlaub über— schreiten, wo es ihnen nur immer möglich wäre; sie haben gewisser— maßen einen Trumpf auf ihre Urlaubsüberschreitungen gesetzt, und da haben denn die Mannschaften diese Leute durchgeprügelt auf dem Verdeck. Zeuge dieses Falles sind mehrere Arbeiter gewesen, die zum Zweck von Reparaturen sich an Bord aufgehalten haben. Durch diese Leute ist der Fall wahrscheinlich bekannt geworden; es ist aber der Verlauf nicht ein so grausamer gewesen, wie er hier geschildert ist. Die Leute sind ärztlich untersucht worden, nachdem es zur Anzeige ge— bracht worden ist, und den Leuten ist nichts geschehen, keine Wunde, keine blauen Flecke! (Heiterkeit, Kurz, es ist aus diesem Befund des Mannes constatirt, daß von einer grausamen Behandlung durch seine Kameraden nicht die Rede ist. Natürlich mußte der Mann untersucht werden, um zu constatiren, wie weit die Leute sich strafbar gemacht hatten durch eine rohe Behandlung ihrer Kameraden. Selbst— verständlich ist eine Untersuchung eingeleitet worden und es werden die Schuldigen bestraft werden.
Dann, meine Herren, wenn auch in einem Buch, welches hier erwähnt worden ist, derartige mögliche Fälle — ich habe das Buch nicht gelesen — dargestellt sein sollten, daß derartige Strafen an Bord gang und gäbe sind, so ist doch diese Thatsache den augenblick⸗ lichen Verhältnissen nicht entsprechend. Solche Fälle gehören jeden— falls zu den größten Seltenheiten. Daß es schon mal in der Welt vorgekommen ist, davon bin ich überzeugt, daß es aber als Regel an— gewandt wird von den Leuten gegen ihre Kameraden, das, kann ich einfach constatiren, ist nicht wahr. Natürlich werden Ausschreitungen dieser Art von den Vorgesetzten jedesmal geahndet; es wird nicht, wie es hier darzustellen beliebt wurde, von den Vorgesetzten übersehen, die sich nicht etwa die Ohren zuhalten oder sich entfernen. Wenn sie ein solches Durchprügeln einmal beobachten, so werden sie einschreiten, denn es liegt in ihrem eigensten Interesse; wenn eine solche, wie hier gesagt wird „Lynchjustiz! an Bord einreißen wollte, so könnte das nur zum Schaden der Disciplin geschehen, und es würde die Autorität des Commandos darunter leiden. Es wird sich der Vorgesetzte nie⸗ mals von anderen aus der Hand nehmen lassen, Fälle, die strafbar sind, zu ahnden, er wird sich das nicht gefallen lassen, daß die Leute Fälle, die strafbar sind, selbst aburtheilen. Das würde ja dem mili⸗— tärischen Gefühl durchaus nicht entsprechen.
Ich kann nur nochmals erwähnen, daß der erste Fall mir un— bekannt ist, und daß eine Strafart, wie sie hier geschildert ist, mit dem Tau, selbstverständlich nicht existirt, und daß der zweite Fall theilweise auf Thatsachen beruht, daß aber die Untersuchung ein— geleitet ist, und daß diejenigen, die gefehlt haben, ihrer Strafe ent— gegensehen.
Abg. von Henk (eons.): Der Abg. Metzger habe in seinem
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Vortrage auch seinen Namen genannt als den des Verfassers eines von ihm erwähnten Werkes; was der Abg. Metzger aber aus diesem Werk hier angeführt habe, sei nicht von ihm (dem Redner) geschrieben, sondern vom Vice⸗Admiral Werner. Die Sache sei belletristisch geschrieben, und wenn man es nachkese, so werde man finden, daß die Schilderung nicht auf bestimmten Thatsachen beruhe. .
. Metzger (Soc.): Er habe ausdrücklich erklärt, daß der fünfte Abschnitk des betreffenden Werks der Feder des Vice-Admirals Werner entstamme. Wenn von dem Staatssecretär der erste Fall so dargestellt werde, als ob der in dem Tau herabgelassene Mann zur Arbeit commandirt gewesen sei, so müsse er dem widersprechen. Der ganze Vorgang sei am Tage darauf in einem Wilhelmshavener Blatte erzählt und ausdrücklich als eine Bestrafung bezeichnet worden. Warum habe man denn nicht gegen die betreffende Zeitung eine Strafverfolgung eintreten lassen? Bei der Arbeit sitze der Mann immer auf einem kleinen Brett, das in der Schlinge befestigt sei, nicht so, daß ihm das Tau einféch um die Beine zusammengezogen werde. Was den zweiten Fall, an Bord der, Oldenburg“ anbetreffe, so könne er es nicht recht verstehen, daß, wenn ein Mann mit einem 2tzölligen Tau zehn Minuten lang von zwei kräftigen Leuten erlag werde, sich nachher bei der r ger Untersuchung keine blauen Flecke . haben sollten. Da werde wohl erst nach drei oder vier ochen eine solche Untersuchung stattgefunden haben. Er müsse sich auch sehr wundern, daß kein Offizier gegen die Mißhandelnden einge⸗ schritten sei. Der Ober-Bootsmannsmaat, der von den an Bord anwesenden Arbeitern aufgefordert worden sei, dieser Rohheit Einhalt zu thun, habe ihnen sogar gedroht, wenn sie ihren Mund nicht halten würden, würde er sie wegen ihrer aufrührerischen Reden bei ihrem Meister melden. Wenn Leute ihren Urlaub überschritten oder wenn sie dies gar gewohnheitsmäßig thäten, so habe man doch ge— nügend strenge Strafvorschriften, um das zu verhindern.
Abg. von Vollmar (Soc.): Staatssecretär Hollmann habe mit Recht darauf hingewiesen, daß Offiziere eine solche Strafgewalt nicht einreißen lassen dürften; aber wenn die Offiziere den Leuten sagten: wenn noch einmal Der oder Jener seinen Urlaub über schreitet, dann bekommt Ihr Alle keine Erlaubniß mehr, an Land zu gehen, dann könne man sich nicht wundern, wenn die Mannschaft in diesen Worten gewissermaßen eine Aufforderung sehe, die den Urlaub überschreitenden Kameraden durchzuprügeln. So werde man dahin kommen, daß die Rohheit unter den Leuten zunehme. Er hätte übrigens erwartet, . der Staatsseeretär nun wenigstens un⸗ eingeschraͤnkt die That verurtheile, statt dessen gebe er eine ganze Reihe von Entschuldigungsgründen, z. B., der Mann wäre wohl durch⸗ eprügelt worden, aber es hätte ihm nichts weiter geschadet. Es kl keine Flecke zu sehen gewesen sein! Entweder habe der Arzt den Mann erst nach sechs Wochen untersucht, oder ihm sei ein ganz anderer vorgeführt worden. Die Dinge seien sofort in den Zeitungen ausführlich besprochen worden, ohne
1892.
daß irgend eine Behörde dagegen eingeschritten sei= Der Staatssecretär, sage, die Offiziere hätten von, diesen Miß⸗ handlungen nichts gewußt. In dem Erlaß ,, Georg von Sachsen werde nun aber gerade der man elhaften Aufsicht der Offiziere über ihre Untergebenen ein großer Theil der Schuld an solchen Vor⸗ kommnissen beigemessen; die Offiziere sollten und müßten von allen diesen Dingen unterrichtet sein. Hier werde gesagt⸗ die Offiziere wüßten nichts von den thatsächlich vorgekommenen Strafen, und in einem von zwei Admiralen geschriebenen Buch werde diese Art der Bestrafung als auf Schiffen allgemein üblich und selbstverständlich geschildert. In einer eonservativen Zeitung sei der Vorschlag gemacht worden, den Regiments⸗-Commandeur, in dessen Regiment solche Miß⸗ bandlungen vorkämen, sofort. zu entlassen. Wenn sämmtliche Offiziere persönlich verantwortlich gemacht würden, wenn ihnen klar gemacht würde, daß, sofern ihnen eine grobe Fahrlässigkeit nach⸗ gewiesen werden könne, sie nicht einen Tag länger Offizier bleiben dürften, dann würde man wohl nicht mehr so oft von Soldatenmiß⸗ handlungen hören. ; .
Die Forderung für den sechsten Auditeur wird ,,,
Es folgt das Kapitel „Militärpersonal“. Bei Tit. 1 „Admirale“ bemerkt
Abg. Metzger (Soc): In der dem Reichstag vorliegenden Denkschrift heiße es, der Mannschaftsbedarf im Sommer sei größer als der im Winter. Da möchte er den Staatssecretär doch fragen, ob ihm bekannt sei, daß in der Sommerzeit, wo also der Bedarf an Mannschaften größer sei, die Marinesoldaten zu Arbeiten angehalten würden, die mit der Marine nichts zu thun hätten, nämlich zum Kohlen⸗ abladen oder zur Erntearbeit. Nachdem in Kiel Kohlenarbeiter, denen man statt des früheren Lohnes von 5 „M einen solchen von 3 6 angeboten habe, die Arbeit abgelehnt hätten, sei bemerkt worden, daß Marine⸗ soldaten zum Kohlentragen commandirt worden seien, und zwar nicht im Interesse der Marineverwaltung, sondern in dem der Firma Jansen in Kiel. Alsdann seien um die Erntezeit auf verschiedenen Gütern in der Nähe von Friedrichsort Marinemannschaften gegen einen Tagelohn von 1,50. 44 zur Erntearbeit eommandirt worden. Er halte es nicht für richtig, den Arbeitern bei der schlechten Zeit noch durch Soldaten Wettbewerb machen zu lassen; zumal wenn ein Mehrbedürfniß von Mannschaften behauptet werde, sollten die Leute doch nur dazu verwandt werden, wozu sie eingezogen seien.
Staatssecretär Hollmann:
Mir ist von den vorgetragenen Fällen keiner bekannt. Es ist vollkommen ausgeschlossen, daß Marinemannschaften Verwendung zu Arbeiten im Interesse Privater finden. Infolge dessen kann ich ohne weiteres sagen, daß eine Benutzung von Marinemannschaften, um für den Kohlenhändler Janssen in Kiel Kohlen zu laden, nicht stattgefunden haben kann. Was die Arbeiter in der Nähe von Friedrichsort betrifft, so würde das zweifellos, wenn das der Fall ge⸗ wesen sein sollte, die Matrosen-Artillerie oder das See⸗Bataillon be⸗ treffen, von denen hier in dieser Denkschrift nicht die Rede ist. Hier ist nur die Rede von Mannschaften der Matrosen- und Werft-Division. Ich bin aber nicht in der Lage, auf diese Anfrage. irgend welche Aus⸗ kunft zu geben, weil ja nach dieser Richtung nichts zu meiner Kenntniß gekommen ist.
Der Titel wird bewilligt. ⸗ .
Im nächsten Titel (Secoffiziere) sind mehr gefordert die Ausgaben für: 3 Capitäne zur See, 3 Corvetten⸗Capitäne, 3 Capitän⸗Lieutenants, 1 erster und 2 zweiter Klasse, sowie 11 Lieutenants zur See. Die Commission will 3 Corvetten⸗ Tapitäne, 3 Capitän⸗-Lieutenants erster und 3 zweiter Klasse, sowie 3 Lieutenants zur See und 10 Unter⸗Lieutenants zur See bewilligen. Die dadurch erzielte Ersparniß ö 22080 6 Ferner werden mehr verlangt im Tit. 5 58 Deck= offiJioirtßwunrin Antrag des Abg. Richt er (oöfr) will nur 23 Stellen bewilligen
Für die Matrosen-Division Tit. 10) werden mehr verlangt 604 Stellen (darunter je 1 Feldwebel und Vice⸗Feldwebel, 15 Seecadetten, 20 Cadetten, 77 Ober⸗Maaten, 59 Maaten, 190 Ober⸗Matrosen und 241 Matrosen). Der Abg. Richter will nur die verlangten Personalvermehrungen an Seccadetten, Cadetten für die Torpedoabtheilungen, das sonstige Torpedo⸗ wesen und die Minendepots bewilligen. .
Bei den Werft-Divisionen (Tit. 11) werden 75 neue Stellen verlangt, wovon der Abg. Richter nur die für die Torpedoabtheilungen und die Torpedowerkstatt verlangten Ver⸗ mehrungen bewilligen will.
Staatssecretär Hollmann:
Meine Herren! Von Ihrer Commission sind an Stelle von 3 Capitänen zur See und 8 Lieutenants zur See eingestellt worden 1Capitän⸗-Lieutenant und 10 Unter⸗Lieutenants. Es ist also die Zahl der erbetenen Vermehrung innegehalten; es hat sich aber in den Chargen etwas verschoben.
In der Commission wurde hervorgehoben, daß die Beförderung in der Marine eine sehr rasche wäre, daß aus diesem Grunde also eine Stellendermehrung in den höheren Chargen nicht erforderlich wäre, und des weiteren wurde hervorgehoben, daß, wenn eine Ver⸗ mehrung nothwendig sein sollte, man doch bei den unteren Chargen anfangen müsse. .
Was nun das Erste anbelangt, die rasche Beförderung der See⸗ offiziere, so hat freilich die Marineverwaltung im allgemeinen zuzu⸗ gestehen, daß bisher diese Beförderung eine schnellere gewesen ist als in der Armee; aber, meine Herren, es sind diese Stellen auch nicht gefordert worden einer rascheren Beförderung halber, sondern sie sind als ein dringliches dienstliches Bedürfniß gefordert worden, um die⸗ jenigen Stellen, welche durch den Neubau von Schiffen entstehen, be⸗ setzen zu können. Es ist für die Marineverwaltung von hohem Werth, daß die Stellen auch dem Besatzungs-Etat entsprechend besetzt werden. Wenn auf einem größeren Schiff der Besatzungs⸗-Etat einen Capitän zur See fordert, so ist es natürlich erwünscht, auch einen Capitän zur See für diese Stelle zu wählen. Thut man dies nicht, so verschiebt man die Chargen. Man würde, wenn man einen Corvetten⸗Eapitän wählt, wahrscheinlich an Stelle eines Corvetten-Capitäns der Besatzung auf einen Capitän-Lieutenant zurückgreifen. Es würde dann der Capitän⸗-Lieutenant als erster Offizier und vorsitzender Offizier der Messe in gleicher Charge sein wie ein großer Theil der übrigen Offi⸗ ziere, und das ist für die Bordverhältnisse nicht erwünscht. ᷣ
Meine Herren, es kommt noch weiteres hinzu: Wenn solche Schiffe ins Ausland kommen, beziehungsweise wenn solche Schiffe in die Lage kommen, mit fremden Schiffen dienstlich und außerdienstlich ju ver⸗
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