Vaterliebe. Der freundliche Ernst, die geradsinnige Offenheit kenn⸗ zeichneten den ganzen Mann als den stets hilfsbereiten R Noth, auf den nicht nur die Familie, sondern auch das in der Gefahr rechnen kann. Dagegen erschien Fräulein Malten als Tells Gattin für die schlichte Gattin des freien zu zierlich in den Bewegungen und auch in der Sprache. übrigen war die Rollenbesetzung früheren Aufführungen auf dieser Durch reichen Beifall wurden alle
Darsteller, befonders aber Herr Kraußneck ausgezeichnet.
Bühne gegenüber unverändert.
Thomas⸗Theater.
Die erste Aufführung des neuen Volfsstückes Jägerblut“ von Benno Rauchenegger, Musik von Josef estern einen sehr bedeutenden unbestrittenen Heiter f Fonrad Dreher vom Theater am Gärtnerplatz in München fand in diesem scht baverischen harmlosen und humsristischen Volksstück Gelegenheit, fich mit mehreren anderen Schauspielern und Schau⸗ spielerinnen aus seiner Vaterstadt den Zuhörern, denen er bon seinem Haftsviel bor zwei Jahren bekannt war, auf das vortheilhafteste in Erinnerung zu bringen. Der Inhalt der unbedeutenden folgender: Der Sohn eines Forstwarts hat eine Neigung einer armen Bäuerin, deren Bruder ein Wilderer wart verfolgt in heftigstem Pflichteifer den Wilderer und um die Einwilligung zur Ehe mit dessen Schwester zu geben. Mutter des armen Mädchens findet jedoch Gelegenheit, siebten ihrer Tochter, auf den der Wilderer geschossen hatte, Leben zu retten, und erkennt in dem ihr dankbaren Forstwart ihren ⸗ ven dem sie durch traurige Schickfale getrennt war. Der dadurch gerührte Vater giebt d Der Erfolg des m Dorfbarbier, der inischen Brocken in
ehemaligen Bräutigam, den Vater ihres Sohnes,
nun die bisher versagte Einwilligung zur Ehe.
Stückes liegt ganz in einer Nebenfigur, eine als wissenschaftlicher Arzt auftritt und mit late e . erheiterndster Weise um fich wirft. Conrad Dreher verstand es, die Peron des Dorfbaders in vollkommenster Weise zur Geltung zu kringen und dadurch dem Stück ein Leben einzuhauchen, das es ohne eine fo hervorragende Darstellung nicht haben würde. Unter d Mitwirkenden sind noch Marie Neubauer und Valerie Schäfer As die arme Wittwe und ihre Tochter besonders zu nennen. ; Ober-Regisseur August Kurz gebührt das Verdienst, nicht nur das Stück gut inscenirt, sondern auch in der Rolle des Forstwarts, in treuem bayerischen Dialect, sein schauspielerisches Talent zur Unter—
—
stützung der Münchener Gäste voll eingesetzt zu haben.
Bernhard Stavenhagen wird in seinem morgen in der Sing-Akadem ie stattfindenden Klavierabend außer der ; fannt gegebenen Werken von Beethoven, Chopin und Liszt noch zwei Brahms ssche Compositionen und zwar das As-cdur Intermezzo und — Am Freitag findet in der Sing-Akademie das Concert der jugendlichen Pianistin Margarethe Eussert mit dem Philharmonischen . Klindworth der Kartenverkauf ist bei Bote. und Bock In dem nächsten vorletzten Philharmonischen unter Hans von Bülow's Leitung, am 14. März. l Bernhard Stavenhagen und die Großherzoglich hessische Cammer⸗ sangerin Fräulein Jettka Finkenstein als Solisten mit. — phonischen Theil des Programms bildet Berlioz „Harold⸗Symphonie“, an deren Aufführung sich Herr Prof. Emanuel Wirth (Viola) be⸗ theiligen wird. Der Kartenverkauf wird morgen bei Bote u. Bock
die Rhapsodie in E-moll zu Gehör bringen. —
unter Leitung des Herrn Professors Karl
eröffnet.
Im Concerthause veranstaltet Herr Kapellmeister Meyder 1 342 1 — * 8 33 . 5 morgen zur Feier des hundertjährigen Geburtstags Rossini's (29. Fe—
bruar) eine besondere musikalische Gedächtnißfeier.
—
Mannigfaltiges. ebäude ist b das Vaterland Der Qber⸗Bürgermeister Dr. von Forckenbeck ist gestern zur Kur nach Wiesbaden abgereist.
Bergbewohners kö . . . Die Stadtverordneten Mielenz und Genossen haben, wie der N. A. Z. berichtet wird, bei der Stadtverordneten-Ver⸗ amm lung beantragt, sie möge den Magistrat ersuchen, die im Etat in Einnahme miethsweise .s. w. der Gasmesser und der Wassermesser im Etats⸗ jahr 1892/93 ; . für ̃ die Gas- und Wassermesser den Consumenten miethsfrei zu liefern Dr. Langerhans hat bei der Stadtverord—⸗ „Den Magistrat zu
ta gel, errang
Heiterkeits erfolg. Shanghai,
von Swataln untergegangenen Dampfer , Namch op? sind 5809 Menfchen ertrunken. Der Dampfer hatte dem Ostasiat. Lloyd
Hongkong am Nachmittag des T. d. M. für Swatau verlassen; Mitternacht bekam das Schiff in der Nähe des Maschinen⸗ ck, die Pumpen wurden sofort in Bewegung gesetzt, en fie gegen vier Uhr Morgens, worguf man Segel setzte urs auf das Land nahm. Doch füllte sich das Schiff reißend schnell; fünf bis sechs Boote wurden heruntergelassen, in diese stürzten sich die chinesischen Fahrgäste, von denen 500 (sammtlich von den Straits Se
und zu unterhalten. neten⸗Versammlung den Beschluß beantragt: ersuchen, zur Festsetzung eines Statuts für die weitere Regelung der Sonntagsruhe an geeigneter Stelle dahin zu wirken, daß im Sinne der Gewerbe⸗Ordnungs⸗Novelle als Beginn des Hauptgottesdienstes in Berlin die Zeit um 11 Uhr Vormittags angesehen wird, um zu er⸗ möglichen, daß durch eine bis 11 Uhr ausgedehnte Arbeitszeit für einen großen Theil des Handelsgewerbes eine von diesem Zeitpunkte ab ununterbrochene Sonntagsruhe stattfinden kann“.
raumes ein Le Handlung ist kurz zur Tochter Der Forst⸗ ist zu stolz,
Die alten Herren der Bonner Borussen feierten nach gestern im großen
K,, ö Seine Majestät der
Festsaale des
einem Berichte der sa Kaiser war
Kaiserhofs ihr Jahresdiner. durch die Trauerfeier für den Qberst-Lieutenant und Flügel⸗Adjutanten von Zitzewitz verhindert, dem Feste des Corps beizuwohnen. dagegen erschienen Ihre Hoheiten der Herzog Ernst Günther zu Schleswig— Holstein und der Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg-Schwerin. Der Saal trug reichsten Festschmuck:; an der Westwand prangte das Banner der Borussen, inmitten der Fensterwand hing das branden⸗ anner, zu Seiten der Kaiserbüste wallten riesige Kaiser— Die hufeisenförmige Tafel war für 124 Personen gedeckt. Vor dem Ehrenplatz Seiner Majestät des Kaisers lag ein kostbares Die Tafelmusik wurde von den Garde⸗Cürassieren Den Kaisertoast brachte als Senior der festlichen Versamm— lung der Landes-Director von Mever aus.
Blumenkissen.
s auf die inneren Einrichtungen vollendet, das erz⸗ ischöfliche Convictsgebäude nebst Kapelle im Rohbau fertig estellt. — In Godes berg ist die Anlage eines neuen Kurparks in der Ausfuhrung begriffen.
Hamburg, 29. Februar. Die am 29. Februar 1792 özu⸗ erst unter dem Namen „Hamburgische Adreß⸗Comtoir⸗Nachrichten erschienenen Hamburger Nachrichten“ feiern, wie der. Samb. Corr. berichtet, heute das Jubiläum ihres hundertjährigen Be⸗ Seit über vierzig Jahren ist der Besitzer und Leiter des Blattes Herr Dr. Emil Hartmeyer.
22. Januar. Mit dem am 8. d. M. in der Nähe
X
ttlements zurückkehrend) an Bord waren, mit einer daß fämmtliche Boote, mit Ausnahme eines einzigen, etwa dreißig Personen enthaltenden, kenterten. Den letzteren gelang es, an der nur wenige Seemeilen entfernten Küste zu landen; einige in der Nähe sich aufhaltende Fischerboote retteten ungefähr weitere zwanzig mit den Wellen kämpfende Chinesen, sodaß im ganzen gegen fünfzig Menschenleben gerettet wurden. Die Panik, die an Bord herrschte, muß entsetzlich gewesen sein; sämmtliche Europäer, — der Schiffs⸗ führer (Capitän Alex. Lee) und zwei Steuerleute, sowie die drei Maschinisten, ferner die Frau des ersten Maschinisten — sanken mit dem in die Tiefe. Das Schiff, das während der letzten Jahre ausschließlich die Beförderung von Kulis zwischen Swatau und den Straits Settlements besorgte, war für 12000 Pfd. Sterl.
Die nächste Hauptversammlung des Vereins ehemaliger Einjährig-Freiwilliger der Cavallerie“ den 2. März, Abends 8 Uhr, bei F. Wendeborn, Französischestr. 5 Gäste sind willkommen.
findet Mittwoch,
Als Platz für das in Köln zu errichtende Kaiser veröffentlichtes Wilhelm⸗Denkmal ist auf Vorschlag des Denkmal⸗Comités von der Stadtverordneten⸗Versammlung einstimmig die Stelle am Kaiser⸗ Wilhelmring ausersehen, wo sich gegenwärtig der Kaffee-Pavillon be— Das Denkmal ist von dem Künstler Anders vertragsmäßig
ißer den bereits be⸗
neuen Centralbahnhof sind bisher mit großem Eifer gefördert worden, so daß theilweise schon der Sockel zum Empfangsgebäude gesetzt und auch das fahrbare eiserne Gerüst zur Herstellung der Hauptperronhallen aufgestellt werden konnte. rungen sind fertig und dem Verkehr übergeben. gebäude ist bis auf den inneren Ausbau vollendet. Justizgebäude wurden neuerdings die Innenarbeiten ausgeführt. Am 1. Oktober wurde der Betrieb des städtischen Elektrieitäts⸗ j Zur Zeit sind 8000 Lampen angeschlossen, 12 000 angemeldet (auf 16 kerzige Glühlampen bezogen).
Die Eisenbahnüberfüh— Das neue Post⸗ Im neuen
werks zu Köln begonnen.
Der Neubau des Provinzial⸗-Museums geht seiner
Vollendung entgegen. Das neue Universitäts-Bibliotheks—
Nach Schluß der Redaction eingegangene
Depesch en.
St. Petersburg, 1. März. (W. T. B.) Ein heute Gesetz bestimmt, daß der Zoll für Materialien zu Baumwollfabrikaten bei der Ausfuhr der letzteren ins Ausland zurückerstattet wird. Ein weiteres Gesetz betrifft die Bildung der Gesellschaft für die Rjäsan— Ural-Eisenbahn, welche die Koslow Ssaratow-Kroneisen— bahn in Pacht erhält und mehrere Zweigbahnen errichten sowie deren Betrieb übernehmen soll.
Athen, 1. März. (W. T. B.) Im Königlichen Auf⸗ trage erschien gestern Abend ein Secretär des Königs bei dem Minister⸗Präsidenten Del yannis. Nach der Unter— redung fand ein Ministerrath statt, worauf alle regierungs— treuen Abgeordneten zu einer Berathung auf heute eingeladen Es wird vielfach angenommen, es handle sich um die Demission des Cabinets.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten
Beilage.)
mme , er, , , , m r
In Scene gesetzt vom
Tanz von Emil Graeb. ene Musikalische Diree⸗
Ober⸗Regisseur Max Grube. tion: Herr Steinmann. Anfang 7 Uhr.
Decorationen aus dem Atelier von Falk. Die neuen Costume vom Garderoben⸗Inspector Ventzky. fang 7 Uhr.
Wetterbericht vom 1. März, 8 Uhr Morgens. . 5835 33* 2883 2862 . 337 Stationen. S383 Wind. Wetter. 286 1 *. B LE5 885 / . 83 * ö
Donnerstag: Opernhaus. 57. Vorstellung. Caval- Donnerstag: Das Sonntagskind. leria rusticana (Bauern⸗Ehre). Oper in 1 Aufzug von Pietro Mascagni. gleichnamigen Volksstück von Verga. gesetzt vom Ober-Regisseur Tetzlaff. Kapellmeister Weingartner.
Re sidenz · Theater. Direction: Sigmund Lauten Mittwoch: Zum 5. Male: Riquette. Lust⸗ 3 Acten von Henry Meilhaec.
Text nach dem
In Scene
Vorher: Di sti Vorher: Die lustigen In Scene
Mullaghmore 766 ONO 3 heiter 2 Aberdeen. I68 Q. 3 bedegt 2 Fhristiansund 769 SSO 1 wolkenlos —3
V
Komisch-⸗Phantastische Tert von H. S. von Mosenthal, nach Shakespeare's gleichnamigem Lustspiel. Tanz von Hoguet. Dirigent: Kapellmeister Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. Lachen. Märchen-Schwank in 6 Bildern von Ernst Musik von Ferdinand Hummel. In Scene gesetzt vom Musikalische Diree⸗ Anfang 7 Uhr.
Windsor. Komi O. Nicolai.
Weiber von
n Anf 73 Uhr. 3 Acten von Anfang 75 Uhr
gesetzt von Sigmund Lautenburg. Donnerstag: Riquette.
Belle · Alliance . Theater. Woche des Ensemble⸗Gastspiels der Münchener unter Leitung des Königlich bayerischen Hofschau⸗ Max Hofpauer).
63. Vorstellung. Das heilige Der Protzen⸗
spielers Herrn der Pr Bauern-Posse mit Ge—
bauer von Tegernsee. sang und Tanz in 4 Aufzügen von Hartl⸗Mitius. Musik von H. Müller. Anfang 77 Uhr.
Donnerstag und folg. Tage: Der Protzenbaner von Tegernsee.
von Wildenbruch.
Ober⸗Regisseur Max Grube.
tion: Herr Steinmann. 3. Act: „Schuhplattl⸗
Dentsches Theater. Mittwoch: Die Jour— (Adelheid: Therese Thönnissen, vom Hof⸗
Circus Renz. Karlstraße. Mittwoch, Abends 7H Uhr: Mit Allerhöchster Genehmigung Ihrer Majestät der Kaiserin. Fest⸗ und Gala⸗Vorstellung zum Besten des Baufonds der Kaiser Wilhelm⸗ Gedächtnißkirche. RR Auf Helgoland oder: Ebbe und Fluth Große hydrol. Ausstattungs⸗ Pantomime in 2 Akltheilungen vom Director E. Renz. Nationaltänze von (65 Damen) ꝛc. Ein⸗ lagen: „Garde⸗Husaren und „Ulanen“. Dampf⸗ schiff und Bootfahrten, neue überraschende Licht⸗ und Feuereffecte. 80 Fuß hohe Riesenfontäne. Zum Schluß: Großes Kunst- und Pracht⸗Feuerwerk — Im Reiche der Blumen, fantasie gsquestre von
Frl. Clotilde Hager. — „Elimar“ (Strickspringer), vorgeführt von Frl. Oceana Renz. — „Cyd“, ge—
ritten von dem Schulreiter Herrn Gaberel. — Walküren⸗Manöver, geritten von 16 Damen. — 4 Gebrüder Briatore, Akrobaten. — Mlle. Theresina auf dem 20 Fuß hohen Drahtseil. — Auftreten der Reitkünstler Herren Alexander Briatore und Lion Dastie. — Komische Entrées und Intermezzos von sämmtl. Clowns 2c. Täglich: Auf Helgoland.
Mittwoch: Zum
Adolph Ernst⸗ Theater. Der Tanzteufel. e 4 Acten von Ed. Jacobson und W. Mannstädt. Couplets theilweise von Gustav Görß. Musik von In Scene gesetzt von
Theater in Gotha, a. G.) Donnerstag: College Crampton. Freitag: Der Pfarrer von Kirchfeld. „Romeo und
Anfang 7 Uhr.
69. Male: Gesangsposse
Inlia“ findet am Sonnabend statt. Gustav Steffens. Anfang 75 Uhr.
Donnerstag: Der Tanzteufel.
Berliner Theater. Mittwoch: (Agnes Sorma, Nuscha Butze, Ludw. Barnay, Ludw.
ee, gn ng * hr Thomas Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30.
Kopenhagen. 766 NO 6 bedeckt — Stockholm. 771 NO 4 halb bed. — 10 Haparanda. 776 still wolkenlos — 26 St. Peterssg. 770 NO 1Schnee — 14 Moskau. .. 762 NO 1Schnee —8 Cork, Queens⸗
. 764 ONO 3 wolkig . Cherburg .. 759 N 5 bedeckt 1
1 82 3 wollig 1 Sylt.... 763 ONO q4wolkig —1 Hamburg.. 761 ONO 61edeckt ö Swinemünde 763 NO 6 bedeckt —1 Neufahrwasser 767 NO 4 bedeckt —3 Memel ... 763 NO 4 bedeckt —6 . . bedeckt 1
arlsruhe. . 756 still wolkig ö Wiesbaden. 7565 W bedeckt ö München.. 755 S bedeckt kö Chemnitz.. 757 O 2 bedeckt 1 11 4 bedeckt 0 Wien .. öl still bedeckt ö Breslau... 759 NO 2 bedeckt —1 Ile dAx.. 759 ONO 4 woltig 4 Nizza .... 755 OJO 2MNebel 6 J 757 still wolkig 7
Uebersicht der Witterung.
Unter der Wechselwirkung eines barometrischen Maximums über dem Bottnischen Busen und einer Depression über dem nordwestlichen Deutschland wehen an der deutschen Küste vielfach starke östliche und nordöstliche Winde, unter deren Einfluß die Temperatur allenthalben etwas herabgegangen ist. In Deutschland ist das Wetter andauernd trübe, im Süden ist allgemein, im Norden stellenweise Nieder⸗ schlag gefallen, jedoch fast überall nur in geringer Menge. Die Frostgrenze verläuft von Hamburg
9 Ungarn hin. In Finnland ist wieder strenge Kälte eingetreten, welche sich mit den Nordostwinden südwestwärts fortpflanzen und sich
südostwärts na
auch in unsern Gegenden fühlbar machen dürfte.
Deutsche Seewarte.
Mittwoch: 3. Gastspiel lJ. bayerischen Hofschauspielers Conrad Dreher chen, der Damen Schäfer, Neubauer und ᷣ Brandtner (Schuhplattler), sämmtlich vom Gärtnerpla Novpität! Zum 3. Male: J Volksstück in 4 Acten (6 Bildern) von Musik von Josef Krägel. gesetzt vom Ober⸗Regisseur A. Kurz. Ort der Hand⸗ lung: Ein Dorf im Chiengau an der Tyroler Grenze. (Zangerl, Dorfbader: Herr Dreher.) Anfang 79 Uhr. Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.
Donnerstag: Der Hüttenbesitzer. Direction; Emil. Themgs.
Freitag: 25. Abonnements⸗Vorstellung. Schlimme
Cessing Theater. in München.
3220 (Fiaker 117). Donnerstag: Fräulein Frau. —
Freitag: Die Großstadtluft.
Nächste Nachmittags⸗Vorstellung zu volksthümlichen Preisen (Parquet 2 M): Die Ehre. ohne Aufgeld täglich.
Mittwech: Fünf Dichter.
Paragraph
er sechste Rauchenegger.
Vorverkauf
Hohenzollern⸗Galerie am Lehrter Bahnhof. — Gr. histor. Rundgemälde 1640 — 1890. — 9 Vorm. 11 Ab. I S Kinder 50 4.
Wallner Theater. Mittwoch: Zum 10. Male: . Carnevalsposse in 3 Acten mit Gesang nach einer französischen Idee) von Carl Laufs und Maximilian Kraemer. Musik von Victor Holländer.
Familien ⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Margarete Schmidthals mit Hrn. Lieut, Ludwig von Grolman (Schweidnitz). — l. Tina von Lieres und Willkau mit Hrn. von Dazur (Tschachawe). — Frl. Else Schuͤler mit Hrn. Rechtsanwalt Gustav Blümel (Ottmachau⸗ Frankenstein). — Frl. Marie von Rieff mit Hrn. Lieut. Hoff meister (Berlin⸗Oranienstein).
Verehelicht: Hr. Rechtsanwalt und Notar Hans Ziemann mit Frl. Marie Joscht (LoslauJ. — Hr. Pastor Albert Krause mit Frl. Marie Knop (Treppeln, Kr. Krossen a. O.).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. von Bredow⸗Ihlow (Berlin). — Hrn. Hauptmann Curt von Gallwitz gen. Dreyling (Gumbinnen). — Eine Tochter: Srn. Marine⸗Baumeister Plehn (Kiel). — Hrn.
Prem.⸗Lieut. Erdmann (Münsterberg). — Hrn.
Ober⸗Regierungs Rath Dr. Fornet (Arnsberg). Gestorben Fr. Superintendent Antonie Strauß, geb. von Randow (Mühlwitz). — Hrn. Gymnasial⸗
Oberlehrer Dr. Kirsch Tochter Helene (Königs⸗ hütte). — Hr. Geh. Sanitäts⸗Rath Dr. Wilhelm
Hintze (Kaiserswerth). — Hrn. Hauptmann Carl
von Laffert Sohn Gebhard (Dresden). — Verw. Fr. Ober⸗Amtmann Ida Fischer, geb. Reisner (Schöneberg bei Berlin). — Verw. Fr. Oberst Elise Mebes, geb. von Froreich (Berlin).
Der berühmte Mitbürger. Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde.
Theater ⸗Anzeigen.
Königliche Schauspiele. Mittwoch: Opern— haus. 56. Vorstellung. Mignon. Oper in 3 Acten von Ambroise Thomas. Tert mit Benutzung des Goethe'schen Romans: „Wilhelm Meister's Lehr⸗ jahre“ von Michel Carré und Jules Barbier, deutsch von Ferdinand Gumbert. Ballet von Paul Taglioni.
Dirigent: Kapellmeister Kahl. Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. S2. Vorstellung Das heilige Lachen. Märchen⸗Schwank in 6 Bildern von Ernst von Wildenbruch. Musik von Ferdinand Hummel.
Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 12—11 Uhr. wissenschaftlichen Theater. Anfang 75 Uhr.
Donnerstag: Yvette. Vorher: Der berühmte Mitbürger. ᷣ Sonntag: Nachmittags ⸗Vorstellung.
Parquet 1 M.
Täglich Vorstellun Näheres die Anschlag⸗
Berlin:
Anfang 4 Uhr.
Concerte.
Sing- Ahademie. Mittwoch, Anfang 77 Uhr. Klavierabend von Bernhard Stavenhagen.
Friedrich Wilhelmstädtisches Theater. Mittwoch: Mit neuer Ausstattung zum 42. Male: Operette in 3 Acten von Hugo Wittmann und Julius Bauer. Musik von ; gesetzt von Julius Fritzsche. Dirigent: Kapellmeister Federmann. Die
Das Sonntagskind.
Concert · ans. Mittwoch: Karl
Carl Millöcker. Anfang 7 Uhr.
In Seene
Rossini⸗Feier.
Redacteur: Dr. H. Klee, Director.
Verlag der Expedition (Scholz).
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗
Anstalt, Berlin 8sW., Wilhelmstraße Nr. 32. Acht Beilagen leinschließlich Börsen⸗Beilage),
sowie Inhaltsangabe zu Nr. G des öffent- lichen Anzeigers (Commanditgesellschaften auf Actien und Actiengesellschaften) für die Woche
vom 22. bis 27. Februar 1892.
Erste Beilage
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
M 53.
Berlin, Dienstag, den 1. März
1892.
Deutscher Reichstag. 183. Sitzung vom Montag, 29. Februar. 1 Uhr.
Am Tische des Bundesraths der Reichskanzler Graf von Caprivi und die Staatssecretäre Dr. von Stephan, Freiherr von 3 und Holl mann sowie der König—
inister an en,. In der Hof⸗
lich preußische Staats⸗ — loge Seine Königliche Hoheit der
Haus ist schwach besetzt.
Präsident von Levetzow: Es sei wiederum eine größere Zahl von n n. 6 Er möchte dem Hause vorschlagen,
daß es nur solche Urlau ige, x — andere besonders dringende Verhältnisse begründet seien.
Abg. Dr. Bamberger (dfr.) zur Seschãfts ordnung: Sei es nicht bei dieser Gelegenheit angezeigt, wieder einmal die Frage anzu⸗ regen, ob das unerträgliche Zusammentagen des Reichstags und Land- tags nicht zu überwinden sei? Aus diesem Zustand erkläre sich
die so häufig wiederkehrende Beschlußunfähigkeit des Hauses.
Präsident von Levetzow: Er würde in dieser Beziehung eine Anregung aus der Mitte des Hauses erwarten müssen, als Präsident
würde er aus eigener Initiative die Sache nicht unternehmen können.
Abg. Rickert (öfr): Man habe ja bereits wiederholt solche Anregungen gegeben, sie seien aber wirkungslos abgeprallt an den Mitgliedern des Bundesraths. Der Reichstag werde alle Veranlassung haben, die früheren Verhandlungen wieder aufzunehmen und nochmals die verbündeten Regierungen zu bitten, die Sache zu erwägen, vielleicht finde man dann mehr Gehör wie früher. . —
Abg. Dr. Bamberger (Sfr. ): Er habe bereits seit einiger Zeit mit verschiedenen Mitgliedern, auch mit Herren von den verbündeten Regierungen darüber gesprochen, ob die Sache nicht von neuem zu prüfen sei. Es sei denkbar, daß der neue Reichskanzler eine, andere Stellung zu der Frage einnehme als der frühere, und vielleicht eine der Sache günstigere. In einer ähnlichen Situation wie in Deutschland, wo zwei Häuser neben einander tagten und in dem einen so wichtige Commissionen, wäre es in keinem Lande der Welt möglich, zwei Häuser beschlußfähig zu erhalten.
Abg. Freiherr von Stumm (Rp.): Auch er sehe in dem Zu⸗ sammentagen beider Häuser einen großen Uebelstand. Es tage ja nicht nur der preuhische, sondern auch der bayerische Landtag neben dem Reichstag. Jedenfalls sei aber die jetzige Sachlage den verbündeten Regierungen nicht zum Vorwurf zu machen. Da Deutschland kein Einheitsstaat sei, so müßten eben die einzelnen Landtage ihre Rechte neben einander geltend machen. Wollte man jedem der beiden Häuser eine besondere Zeit überlassen, so würde man der Beschlußunfähigkeit auch nicht abhelfen. Er wisse überhaupt nicht, wie man das Uebel beseitigen wolle, und er müsse abwarten, welche Anträge die Herren stellten.
Abg. Graf Ballestrem (Centr.): Seine Partei habe unter dem jetzigen Zustande am meisten zu leiden. Viel störender als der preußische Landtag seien die Landtage der süddeutschen Staaten, die auch gleichzeitig mit dem Reichstag tagten und räumlich entfernter seien als der preußische Landtag. Seine politischen Freunde würden es mit Freude begrüßen, wenn man mit den verbündeten Regierungen das chronische Uebel der Beschlußunfähigkeit beseitigen könnte.
Abg. Richter (dr): Er könne dem Abg. Freiherrn von Stumm nicht zugeben, daß die Regierungen selbst an diesem Mißstande schuldlos seien. Reichstag und Landtage träten doch nicht von selbst zusammen, sondern sie würden von den Regierungen zu einer bestimmten Zeit berufen. Wäre der Reichstag entsprechend einer früher vom Reichstag beschlossenen Resolutien schon im Oktober ein— berufen worden, so hätte er bis Weihnachten einen erheblichen Theil seiner Arbeiten abwickeln können. Das Uebel sitze aber haupt— sächlich in der Diätenlosigkeit, die namentlich für die süddeutschen Ab— geordneten doppelt ins Gewicht falle. Dazu komme, daß eine große UÜngewißheit über das Ende der Session bestehe. Wenn man sicher wüßte, daß bis spätestens Palmsonntag der Reichstag geschlossen werden wurde, so würden viele Abgeordnete demnach ihre Disposi⸗ tionen treffen und eine größere Zahl sich hier einfinden können. Er halte es nicht für möglich, einen diätenlosen Reichstag über vier Monate zusammenzuhalten.
Abg. Graf von Preysing (Centr.): Der weitaus größte Theil der Bayern, welche Mitglieder des Reichstags seien, seien zugleich Mitglieder der bayerischen Kammer und die Verhältnisse, die daraus resultirten, daß man bald hier, bald dort sein müsse, seien
eradezu unangenehm. Im Jahre 1373 habe eine ähnliche Besprechung . die aber erfolglos verlaufen sei. ;
Abg. Dr. Bamberger (dfr.: Er habe der Regierung absolut keinen Vorwurf gemacht, sondern im Gegentheil darauf hingedeutet, daß, nachdem das Reich seit zwei Jahren einen anderen Reichskanzler habe, es vielleicht die Schwierigkeiten eher beseitigen könnte, als früher, wo der Fürst Bismarck vielleicht mit der Frietion der Interessen der beiden Häuser nicht ganz unzufrieden gewesen sei. Er hoffe, daß die verbündeten Regierungen und der. Reichskanzler mit dem Reichstag eine Lösung dieser allerdings nicht leichten Aufgabe finden würden. Der Präsident werde allerdings die Initiative nicht ergreifen können, seine (des Redners) Partei würde es aber dankbar anerkennen, wenn der Präsident im außergeschäftlichen Wege die Sache in die Wege leiten wolle; denn er sei überzeugt, niemand leide moralisch mehr unter dem gegenwärtigen Zustand, als der Präsident.
Abg. von Hekldorff (con): Ein Tagen vom Oktober an würde für einen großen Theil der Mitglieder dieses Hauses geradezu unmöglich sein, nämlich für diejenigen, welche in der Landwirthschaft beschäftigt seien. Darin könnte allerdings die Regierung etwas thun, daß man rechtzeitig und regelmäßig ein Arbeitsprogramm für jede Session feststelle. Eine große Zahl von Gesetzesvorlagen gelange an den Reichstag, die vielleicht noch ein Jahr Zeit hätten. Die Be— schlußunfähigkeit resultire viel weniger aus dem Zusammentagen beider Häuser, als daraus, daß ein großer Theil ihrer Mitglieder nicht das gehörige Pflichtbewußtsein habe. Das einzige Mittel der Abhilfe liege in der umgestaltung der Behandlung der Geschäfte: der Reichs—
tag müsse selbst lernen, mit seiner Zeit ökonomischer umzugehen; wenn man drei bis vier Tage über Dinge rede, die vielleicht an einem Tage abgemacht werden könnten, dann komme man nicht weiter. Man könnte geschäftszordnungsmäßig die Berathungen in solche theilen, in denen Beschlüsse gefaßt, und in solche, in denen bloß Reden gehalten würden. Wenn man die englischen Verhältnisse genauer studirte, so könnte man wohl einen Weg finden, um die Sitzungen fruchtbarer und wirksamer zu machen.
Abg. Dr. bon Marquardsen (nl. ): Der baverische Landtag trete nur alle zwei Jahre zusammen; die Collision sei also nicht so stark. Auch er glaube, daß eine große Anzahl Mitglieder hier nicht ihre Pflicht erfülle, welche durch Landtagsarbeiten gar nicht abgehalten seien. Vielleicht sammele man darüber einmal statistisches Material. Man habe alle Ursache, dem Präsidenten in dieser Sache zu Hilfe zu kommen; hoffentlich finde man einen Ausweg. Er sehe gar nicht ein, warum nicht die Landwirthe schon in der zweiten Hälfte des Oktober hier sein könnten.
Abg. Singer (Soc.): Der Abg. von Helldorff beklage sich
über das viele Reden, aber gerade seine Freunde hätten durch lange Reden das Zustandekommen der Handelsverträge in unnöthiger Weise aufgehalten. Außerdem aber lebe man in Deutschland unter Ver⸗
rinz Heinrich. Das
e bewillige, welche durch Krankheitsfälle oder
die es sich hier handele, und die gegen die Stimmen seiner Fraction
90
Monate tagen solle.
Volksvertreters sei, gegen ihm nicht zusagende Vorlagen zu polemi—⸗
gethan. Man werde in Preußen so in Anspruch genommen, daß man fast an der Grenze seiner Krafte angelangt sei. Man werde seiner Partei vielleicht die Doppelmandate vorwerfen, es liege aber nicht in ihrem Willen, wenn das Volk die Mitglieder an einen bestimmten Posten hinstelle. Auch die Minister zersplitterten ihre Kräfte und ihnen müsse an der Aenderung des bisherigen Zustandes liegen. Am 13. Juni 1873 sei ein Antrag Lasker mit großer Majorität angenommen worden, worln der Reichskanzler aufgefordert worden sei, darauf hinzuwirken, daß der Reichstag künftig im Oktober ein⸗ berufen werde. Sämmtliche Bundesregierungen seien um eine Aeuße⸗ rung ihrer Ansicht in dieser Sache ersucht worden, der Reichstag habe aber niemals eine Mittheilung über die Ansichten der Bundesregierungen erhalten. Er möchte vorschlagen, daß derselbe Antrag wie damals wieder eingebracht werde. .
Abg. Dr. von Bennigsen (nl. ): So groß sei die Zahl der Landwirthe hier im Hause nicht, daß die Rechte dauernd abgehalten sein würde, im Oktober den Sitzungen beizuwohnen. Er möchte aber dem Präsidenten und dem Hause einmal die Frage nahelegen, ob die jetzt zur Beschlußfähigkeit erforderliche Zahl für Ale Formen der Berathung erforderlich sei. Er verlange nicht, daß bei definitiven Entscheidungen über Gesetze oder über Geldbewilligungen die jetzige Beschlußfähigkeitsziffer heruntergesetzt werde, obgleich in anderen Staaten, namentlich in England, eine niedrigere Ziffer existire. Aber was stehe denn im Wege, für die zweiten Be⸗ rathungen, die den größten Theil der Zeit beanspruchten, vielleicht die Ziffer Hundert festzustellen? In der dritten Lesung könnte der Beschluß zweiter Lesung politisch und „sachlich immer noch revidirt werden. Dabei sei vorauszusetzen, daß man bei Beginn des Reichs— tags den Arbeitsstoff des Reichstags einigermaßen übersehen könne. Auf Grund eines Arbeitsprogramms würde es dem Präsidenten und der Mehrheit des Reichstags sehr leicht sein, die Geschäfte so einzu— theilen, daß der Reichstag früher damit fertig werde, als es jetzt der Fall sei. (
Präsident von Levetzow: Wenn die Beschlußfähigkeit des Reichstags von der Geschäftsordnung abhinge, dann würde er schon längst einen Vorschlag gebracht haben in der Richtung, wie es der Abg. Dr. von Bennigsen angedeutet habe. Die Beschlußfähigkeitsziffer sei aber festgelegt durch Art. 28 der Verfassung. Es würde sich um eine Verfassungsänderung handeln, und in dieser Beziehung die Initiative zu ergreifen, sei nicht Sache des Präsidenten.
Abg. Freiherr von Stumm (Rp.): Es werde Zeit sein, die Sache zu verhandeln, wenn ein Antrag vorliege. Jedenfalls würde nach einem solchen Vorschlag die zweite Lesung nur eine vorberathende Handlung sein und das Schwergewicht in die dritte Lesung fallen.
Ag. Richt er (dfr.): Einer Herabsetzung der Beschlußfähigkeits—⸗ ziffer habe man aus guten Gründen niemals eine weitere Folge ge— geben, und es würde schon an sich sicher nicht zur Hebung des Ansehens des Reichstags nach außen hin beitragen, wenn die Beschlußfähigkeitsziffer herabgesetzt würde. In diesem Falle würde die zweite Lesung, in die jetzt die Haupt⸗ entscheidung falle, nur die Bedeutung einer Commissionsberathung haben und das Schwergewicht in die dritte Lesung fallen, die jetzt in der That nur sehr kurz verlaufe. Man würde erweiterte dritte Berathungen bekommen und keine Zeit gewinnen. Die heutige Ver⸗ handlung habe ergeben, daß die Mehrzahl eine Einberufung des Reichstags im Oktober mit einem möglichst festgestellten Arbeitsplane wünsche. Vor allen Dingen müßten Diäten bewilligt werden.
Damit schließt diese Geschäftsordnungsdebatte ab.
Es folgt die weitere Berathung des Etats der Marine— verwaltung, und zwar der ein maligen Ausgaben. Referent Abg. Fritzen (Centr.) führt aus, daß die Budget⸗ commission überall da Abstriche gemacht habe, wo die Bestände aus den früheren Jahren noch nicht vollständig verwendet seien.
Zum Bau einer Kreuzer-Corvette „H“ werden 10000090 406 als fuͤnfte Rate bewilligt.
Bei der Forderung von 3300000 S6 zum Bau des Panzerschiffs „Brandenburg“ erklärt
Abg. v. Henk (cons.): Es sei von manchen Seiten darauf hin⸗ gewiesen worden, seine am 6. März v. J. hier über die Geschwindig⸗ keit von Panzerschiffen abgegebene Erklärung eontrastire mit dem, was er in der Commission über dieselbe Materie geäußert habe. Die Sache hänge so zusammen. Nach Schluß der betreffenden Com— missionssitzung sei ihm privatim von einem Regierungs-Commissar — nicht, wie er irrthümlich am 6. März hier gesagt habe, vom Staats⸗ secretär des Marineamts — bemerkt, die Prüfung der Geschwindigkei der Panzerschiffe finde in fremden Marinen, namentlich in der fran⸗ zösischen, im Gegensatz zu den deutschen Probefahrten bei nicht voller Belastung statt, sodaß man die Ergebnisse nicht ohne weiteres den ungünstigeren Resultaten der mit voller Schiffsbelastung vorgenom⸗ menen Probefahrten an die Seite setzen dürfe; die Verschiedenheit in seinen beiden vorjährigen Auslassungen sei eben darauf zurückzu— führen, daß er die erwähnten Thatsachen das eine Mal nicht gekannt habe, das andere Mal aber von ihnen Kenntniß genommen habe. Das Schiff sei die Waffe und trage die Waffe, mit der der Feind getroffen werden solle, darum sei ein Schiff um so vollwerthiger, je vorzüglicher es an Schnelligkeit, Panzerung, Manövrirfähigteit sei. Der Titel wird bewilligt.
Bei den Panzerschiffen B, C und D beantragt die Budget⸗ commission, statt 1 800 000 S6. bezw. 1 500 000 M und 2 000000 6 nur je 1000000 M zu bewilligen.
Abg. Rickert (dfr.): Bei der Bewilligung der Fahrzeuge, um
erfolgt sei, habe er darauf hingewiesen, daß diese Bewilligung wahr⸗ scheinlich große finanzielle . für Trockendocks und Hafen⸗ 9
machten, die Reichstagsverhandlungen zu benutzen, um alles das, was in der Presse nicht gesagt werden könne, im Reichstag zur Sprache zu bringen. Es sei weit und breit anerkannt, daß nur noch im Reichs— tag ein wahres, freies und kräftiges Wort gesprochen werden könne.
Abg. Freiherr von Manteuffel (cons. ): Diese letzten Aeuße⸗ rungen seien äußerst lehrreich. Er denke, die Meinungsäußerungen der socialistischen Presse seien doch unverblümt und frei genug und er halte es nicht für eine des Reichstags würdige Stellung, wenn man dieses Haus bloß dazu benutze, um aus dem Fenster heraus zu sprechen. Daß seine Partei die Verhandlungen verschleppe, bestreite er auf das Allerentschiedenste. Die Handelsverträge seien schnell genug erledigt worden, das österreichische, das italienische Parlament habe sie viel länger berathen. Im übrigen müßten die Regierungen doch auch Zeit haben, ihre Vorlagen auszuarbeiten und könnten den Reichstag nicht früher einberufen, als bis sie damit fertig seien. Er erinnere nur an die Landgemeindeordnung und die Einkommensteuer im vorigen Jahre. Ein diätenloser Reichstag habe bereits bis Mitte Juli gesessen, er sehe nicht ein, warum er nicht auch jetzt über vier
Abg. Rickert (defr.: Seine Partei meine nicht, daß die Con⸗ servativen Unrecht gethan hätten, Tage lang über die Handelsverträge zu sprechen. Das sei ihre Pflicht gewesen, wie es Pflicht jedes
siren. Er mache auch niemandem einen Vorwurf daraus, wenn er zum Fenster hinaus spreche. Das habe auch der frühere Reichskanzler
auf 25 Millionen an einmaligen und 2 Millionen an dauernden Aus⸗ gaben beschränken. Im Januar 1890 sei ihm auf die wiederholte Frage vom damaligen Staatssecretär des Marineamts erwidert, er könne sich nicht für alle Zukunft dafür verbürgen, daß für Trocken⸗ docks keine größeren Ausgaben nöthig würden; den augenblick⸗ lichen Bedürfnissen sei Rechnung getragen, auch für die Fertigstellung der neuen großen Schlachtschiffe. Hier liege aber der wundeste Punkt der Marineverwaltung. Seine Fraction sei für die Forderungen der Marine schon zu einer Zeit eingetreten, als die rechte Seite des Hauses sie deshalb verspottet habe, und der Graf Herbert Bismarck gemeint habe, sie wolle kostspielige Schiffe bauen, die g das Interesse des Landes seien. Seine Partei schätze die
eine andere Route geführt werde. Der in der Denkschrift von 1885 enthaltene Plan für die Entwickelung der Marine sei durch die Denkschrift vom Jahre 1889,ũ90 völlig geändert worden, und jetzt wie⸗ der würden für die vor kurzer Zeit für nicht nöthig erklärten Trocken⸗ docks 15 Millionen verlangt. Man müsse einen bestimmten Plan, namentlich in finanzieller Hinsicht, haben, denn die finanziellen Inter⸗ essen des Reichs und seiner Bewohner solle man hier vertreten. Er mache aus der bestehenden Unstetigkeit dem Staatssecretär Holl⸗ mann keinen Vorwurf, denn bei den früheren Erklärungen sei er noch nicht im Amt gewesen; aber fragen möchte er, ob die Marine⸗ verwaltung erst ganz kürzlich sich von der Nothwendigkeit der neuen Docks überzeugt habe. Würden ferner diese Docks das Ende der Be⸗ willigungen bilden? Würden nicht für Einrichtungen von Häfen, namentlich in Wilhelmshaven, Dutzende von Millionen aus Anlaß der Schiffsbauten, die die große Mehrheit des Hauses in dem Ver— trauen bewilligt habe, daß danach keine wesentlichen Mehrforderungen kommen würden, doch noch nachkommen? Hierüber brauche der Reichstag, brauche das Land Klarheit. ö ;
Staatssecretär Hollmann: .
Soweit die Aeußerungen des Herrn Vorredners sich auf die Dockbauten beziehen, werde ich mir gestatten, darauf Antwort zu geben, wenn über diesen Titel berathen wird. Ich möchte nur vorausschicken, daß diese Bauten nicht ganz überraschend kommen; schon im vorigen Jahre ist ein Titel im Extraordinarium von 386 000 6 für Projectarbeiten diefer Docks eingestellt. Ich habe auch, wenn ich mich nicht irre, schon damals mich in der Commission über die Nothwendigkeit dieser Bauten geäußert.
Was im übrigen die von dem Herrn Vorredner hier zur Sprache gebrachte außerordentliche Entwickelung der Marine anbelangt, so möchte ich mich auf die Erklärungen berufen, welche im vorigen Jahre von den verbündeten Regierungen von diesem Tische aus ab⸗ gegeben worden sind. Es ist damals gesagt worden, die verbündeten Regierungen stehen auf dem Programm des Jahres 1889,90, und in diesem Programm ist dem hohen Reichstag dargelegt worden, welche Entwickelung die Marine in den nächsten Jahren nehmen solle. Alle diese Schiffe, die hier dem Etat einverleibt sind, gehören diesem Programm an. Ich möchte aber hier gleich bemerken, daß infolge der Abstriche des hohen Reichstags die Marineverwaltung sehr weit zurückgeblieben ist in ihrem Programm.
Abg. Rickert (8dfr.): Er eonstatire, daß seine zweite Frage über die Hafenbauten gar keine Beantwortung gefunden habe. Lieber sei ihm das freilich schon, als wenn eine Antwort gegeben werde, die man dann nach zwei Jahren wieder umstoße. Er constatire ferner, daß die Nothwendigkeit der Docks der Regierung nicht als etwas Ueber—⸗ raschendes erschienen sei. Dann hätte man dem Reichstage im vorigen Jahre anderen Bescheid geben müssen. ö Der Titel wird bewilligt. Titel 12 (3280 000 M zur Herstellung von Torpedobooten zweite, bezw. erste Rate, für e 8 Torpedoboote bestimmt) wird in zwei Titel zerlegt: Titel 12 zur Herstellung von 8 Torpedobooten, zweite und Schlußrate 1 (080 000 6, Titel 12a zur Herstellung von 8 Torpedobooten, erste Rate 2 200 000 M Die Commission beantragt ferner folgende erste Raten (Titel 14—19) zu streichen: 2000 000 S6 zum Bau der Kreuzer-Corvette Ka; 1 500 000 6 zum Bau des Panzer⸗ fahrzeuges Wer; 750 000 6 zum Bau des Kreuzers „F und 1200 0090 1 zum Bau des Avisos, H; gestrichen werden sollen auch die Ausgaben für die artilleristische und Torpedo— Armirung dieser Schiffe.
Referent Abg. Fritzen⸗Düsseldorf (Centr.): Nach einer in der Commission abgegebenen Erklärung des Staatssecretärs hätten sieben
Panzer⸗Corpetten gefordert werden sollen von dem Typus, der auch
für das Schlachtschisf „J“ intendirt gewesen sei, und welche den
Zweck hätten, in einem Kriege der feindlichen Handelsmarine
Schaden zuzufügen, die deutsche zu schützen. Das Fahrzeug
„J. sei aber im vorigen Jahre nicht in Angriff genommen worden,
weil die neueste Entwickelung der Schiffsbautechnik neue Erwägungen
nöthig gemacht habe. Man sei schließlich dahin gekommen, daß die
beiden genannten Zwecke der Defensive und der Offensive nicht
von denselben Schiffen erreicht werden könnten, und die Regierung
habe für den einen Zweck drei größere Fahrzeuge, für den anderen
Zweck vier kleinere gefordert. In der Commission hätten sich nun
drei Gruppen gebildet: die erste habe gar keine neuen Schiffe bewilligen
wollen, bis genauere Erfahrungen gemacht seien; auch habe diese
Gruppe gemeint, Deutschland könne seinen ganzen Seehandel doch
nicht schützen, dazu sei nicht einmal England im stande, dazu bedürfe
es internationaler Vereinbarungen. Kaperbriefe auszugeben, sei auch
bedenklich, weil beim Friedensschluß dem unterliegenden Theil der
Ersatz des angerichteten Schadens würde auferlegt werden auch eine
weitere Verwendung von Kreuzern für den politischen Dienst habe
man nicht für gut gehalten und schließlich habe man auch die mit
der Vermehrung von Schiffen nothwendige Mannschaftsvermehrung
vermeiden wollen. Die zweite Gruppe habe jene drei Fahrzeuge be⸗
willigen wollen, bezüglich deren keine Meinungsaänderung bei
der Marineverwaltung eingetreten sei, und welche zum
Schutz der deutschen Küstenschiffahrt und der deutschen.
Häfen bestimmt gewesen seien. Freilich seien auch damit große
Mehrbelastungen verbunden gewesen, denn zu der Herstellung der dem
jetzigen Stande der Dinge entsprechenden Panzerung seien für jedes Schiff
220 0090 S mehr nöthig, für Armirung jedes Schiffes 320 000 M mehr,
als man früher veranschlagt habe. Die dritte Gruppe habe außer den
von der zweiten Gruppe bewilligten Fahrzeugen noch eimen Kreuzer
für den politischen Dienst, oder einen Aviso für directe Kriegs- zwecke bewilligen wollen. In der Abstimmung seien schließlich die, ersten Raten für die Panzerfahrzeuge „P“ und „VM“ gegen sin , Stimmen bewilligt worden. — Reichskanzler Graf von Caprivi:
Ich bitte um die Erlaubniß, für die Kreuzer Corvette K- Wort einlegen zu dürfen und dem hohen Hause die Frage nochmals
—
ans Herz zu legen, ob die Vortbeile, die duch eine Verschiebung
hältnissen in Bezug auf die Preßfreiheit, die es geradezu nothwendig
. nach sich ziehen werde; im Jahre 1889 sei ihm auf eine hier⸗ auf bezügliche Anfrage bemerkt, die zukünftigen Mehrkosten würden sich
dieses Baues auf das nächste Jahr eintreten — denn um mehr als