1892 / 54 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 02 Mar 1892 18:00:01 GMT) scan diff

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Serms rr Professor Dr. Ernst Jedliczka (Klavier), der KRönigli ammervirtuos Herr Felix Meyer (Violine) und der Königliche Kammermusiker Herr Eugen Sandow (Cello) haben sich zu einem Concert vereinigt, das am Dienstag, 16. März, in der Sin g⸗Akadem ie stattfinden wird; der Kartenverkauf ist be⸗ reits bei Bote u. Bol eröf—lnet. Das zum Besten des unter dem Protektorat Ihrer Majestät der. Kaiserin Friedrich stehenden Feierabendhauses in Steglitz veranstaltete große Concert mit darauffolgendem Theeabend ist auf Mittwoch, 16. März, angesetzt und findet im großen Festsaal des Rathhauses statt. z

Wie W. T. B. aus Wien meldet, habe der Erzherzog Karl Ludwig als Protector der internationalen Musik⸗Ausstellung von Seiner Majestät dem Deutschen Kaiser ein eigenhandiges Schreiben erhalten, worin Allerhöchstderselbe Sein lebhaftes Interesse an dem Unternehmen ausspreche und dessen thatkräftige Förderung zusage. Ein ähnliches Schreiben sei dem Erzherzog von dem Kaiser von Rußland zugegangen.

In Marseille ist am 26. Februar zum ersten Male Richard Wagner's Lohengrin“ zur Aufführung gekommen und hat, wie man der Frkf. Ztg.“ schreibt, unter Mitwirkung von Frau Fierens von der Pariser Oper, Herrn Muratet und Fräulein Tanesy, von einem ziemlich ausgebildeten Orchester unterstützt, seitens der Zuschauer einen ungetheilt lebhaften Beifall gefunden. Das Haus war bis auf den letzten Platz gefüllt.

Mannigfaltiges.

Die Berliner Sanitätswachen haben im Jahre 1891 wieder eine sehr segensreiche Thätigkeit entwickelt. Es fanden von ihnen in der angegebenen Zeit 4407 Hilfeleistungen gegen Entgelt voll oder theilweise) und 3608 Hilfeleistungen unentgeltlich statt. Im Laufe des Jahres sind vier neue Wachen hinzugekommen, nämlich in der Lessingstraße 51, Perlebergerstraße 36, Mauerstraße 23 und Annen⸗ straße 22, die sofort der Vereinigung der Berliner Sanitätswachen beitraten, sodaß insgesammt neunzehn dieser Wachen bestehen. J

Der hohe Wasserstand Ter Spree macht, wie die „N. Pr. 3. schreibt, es den größeren Dampfschiffen sehr schwer, ja unter Ümständen unmöglich, die alten Brücken im Innern der Stadt, wie beispielsweise die Weidendammerbrücke, zu passiren. Die mit Ladung eintreffenden Dampfer und großen Elbkähne müssen somit vorläufig auf der Unterspree liegen bleiben, um ein Rückgehen des Wasser— standes abzuwarten.

Der theoretiiche Unterrichtsursus in der vereinfachten Stolze'schen Stenographie unter Leitung des Herrn L. Loepert der letzte vor der Sommerpause beginnt Freitag, den 1 März d. J. Abends 83 Uhr. Der Unterricht findet Dienstag und Freitag, Abends von 83 bis r Uhr, im Hörsaalg der 6 Akademie der Künste, am Schinkelplatz 61 (Bau⸗Akademie) statt und umfaßt 12 Lehrstunden. Eintrittskarten zu 6 „M. sind für Herren Damen und Schüler vorher beim Hauswart der Bau⸗Akademie, im Preußischen Abgeordnetenhause, Leipzigerstraße 75, beim Portier und vor Beginn des Unterrichts im Hörsaal zu entnehmen.

Köln, 1. März. Ueber den diesjährigen Carneval berichtet die Köln. 3. Folgendes: Gestern Vormittag, als die e, freundliches Antlitz zeigte, belebten sich die Straßen, und frohes

Treiben herrschte an allen Enden. In den Pulsadern des Verkehrs⸗ lebens strömte bald das 359 Carnevalsblut, und gegen Mittag fluthete die rosenfarbene Welle dem Neumarkt zu, dem Stelldichein der Wagen und Masken des Zuges. Auf dem Neumarkt selbst sammelten sich bald die Schaulustigen von Fern und Nah in großer Menge an, um die bunte Pracht, die sich in den Straßen entfalten sollte. in nächster Nähe in Augenschein zu nehmen. Wenngleich die Sonne sich bald wieder hinter grauem Gewölk ver—⸗ barg, so blieb das Wetter dem Fest doch recht günstig, und die Menschenmenge, die auf dem großen Paradeplatz zusammenkam, wuchs von Minute zu Minute. Als der Zug vollständig Aufstellung ge⸗ nommen hatte, trafen auch Seine Durchlaucht der Prinz und ker Königliche Hoheit die Prinzessin zu Schaumburg-Lippe ein, um sich bei einem Rundgange an der glänzenden Darbietung unseres Carnevals zu erfreuen; später genossen sie von den Fenstern im ersten Stock des Boisserée'schen Hauses am Neumarkt aus auch den Anblick des närrischen Lebens und Webens, sowie des Zuges, als er sich in Be— wegung setzte. Das Gedränge in der Nähe des Boisserée'schen Hauses war ein sehr bedeutendes; Militär- und Schutzmanns⸗

posten mußten hier, für den Verkehr den nöthigen Raum schaffen. Die beiden Präsidenten Wilcke . Prior

machten vor Beginn des Zuges den hohen Herrschaften ihr Lufwartung. dankten für die 2h. des Besuchs der te n, Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin einen herrlichen Blumen⸗ strauß. Als beim Herannahen des ersten Musikcorps das hohe Paar am offenen Fenster erschien, brachte das Publikum der Schwester Seiner Naiestãt des Kaisers ein begeistertes Hoch aus, wofür die herzlich Begrüßte huldvollst dankte. Während der Zug vorbeizog, er— schienen noch besondere Abordnungen von der Funken-Infanterie und der Funken Artillerie und überbrachten der Prinzessin ebenfalls pracht⸗ volle Blumensträuße. Bei und nach der Ueberreichung eines Straußes mit dem farbenprächtigen Kölner Wappen und einer Prachtschleife in den Kölner Farben spielte die Musik den Präsentirmarsch und die hilligen Knechte und Mägde führten ihren Reigen auf. Nach Empfang⸗ nahme der Blumen erschien die Prinzessin jedesmal mit der duftigen Spende am Fenster, worauf die Volksmenge durch stürmische Hoch— rufe ihren Beifall zu der sinnigen Huldigung zu erkennen gab. Die einzelnen Gruppenführer und alles im Zuge widmete der Prinzessin fortgesetzt ehrfurchtsvolle Grüße. Als nach dem Vorbeimarsch des Zuges der Prinz und die Prinzessin in offenem Wagen vom Neumarkt weg uhren. brachte ihnen, nochmals die Volksmenge vor dem Boisserée'schen Haufe stürmische Hochrufe. Gegen 2 Uhr wurde das Zeichen zur Abfahrt des Zuges gegeben; die Musikeorps, die bis dahin auf dem Neumarkt gespielt hatten, stimmten ihre lustigen Märsche an, und der Zug verließ, geführt von den Herolden des Prinzen Carneval, den Neumarkt. ö . Ba den- Ba den, 29. Februar. Für das von der Stadtgemei Baden zu errichtend Denkmal der Hochseligen * . Au gu stg bewilligte, wie der Frkf. 3. mitgetheilt wird, der Bürger⸗ ausschuß heute den Betrag von 2 000.66 Das Denkmal wird in einer Büste der Kaiserin aus weißem Marmor auf Marmorsockel bestehen und von dem Bildhauer Professor Kopf in Rom ausgeführt werden. Es wird in der Lichtenthaler Allee, in der Nähe des Gebäudes des Inter nationalen Clubs, Aufstellung finden.

Odessa. 1. März. Auf dem Schwarzen Meere herrsche wie der N. Pr. Z. telegraphirt wird, starke Stürme, ee n, Linien⸗-Dampfer verspätet in Odessa einlaufen und viele Beschädi⸗

gungen der Schiffe vorgekommen sind. Von wirkli iffbrũch liegt bisher jedoch noch keine . k ichen Schiffbrüch

Gadix, 1. März. Der italienische Dam pfer . Co lum bus ist, wie „H. T. B. meldet, bei Gibraltar gescheitert, doch 3. Mannschaft gerettet.

Aus Tirol, 27. Februar. Das bereits telegraphisch ge Wagestück die Erkletterung der 2 ö . durch den Wiener Touristen Rob. Hans Schmitt (. Nr. 52 d. Bl), war wie man der Frkf. Ztg.“ schreibt ein um so verwegeneres, als gerade jetzt das Gestein leicht abbröckelt und dann ein Sturz in die Tiefe an der senkrecht aufsteigenden Wand unvermeidlich erscheint. Schmitt wollte am Tage zubor mit dem Innsbrucker Universitäts⸗Professor Lendenfeld, dessen Gemahlin und noch einem Herrn den Solstein be— steigen; da sie in ziemlicher Höhe die Partie wegen des vielen Schnees aufgeben mußten, beschloß Schmitt, am nächsten Tag, um doch irgend— wie seine touristische Bravour zu zeigen, trotz vielseitigen Abrathens, die Martinswand bis zur Grotte, die durch die bekannte an aiser Maximilian . Sage berühmt geworden ist, zu erklettern, Nach! Uhr Vormittag begann er die Kletterpartie an der ganz senkrecht aufsteigenden Wand Auf der Hälfte des Weges rastete er, machte sich eine, Cigarrette und ang den unten stehenden zahlreichen Neugierigen ein Liedchen vor In drei Stunden hatte er die Grotte ohne Unfall erreicht, die sich in der senkrecht abstürzenden Wand in einer Höhe von 260 m be— findet. Von hier aus kehrte Schmitt auf dem schmalen, dem Felsen abgerungenen, mit eisernen Stangen gesicherten Steig, den man sonst zum Besuch der Grotte benutzt, in das Dorf Zirl zurück. Es ist dies übrigens nicht das erste Mal, daß die Grotte von der Straße aus erklettert wurde. In früheren Jahren (allerdings ist es schon ziemlich lange her) haben übermüthige Burschen das Wagestück auch unter— nommen. .

New⸗NJYork, 1. März. In Brooklyn ist, nach ei ö

New Nor k, 1. März In B ; einer Meldung des SH. T. B.“ eine furchtbare Feuers brunst ausgebrochen. Vie große Häusercomplexe wurden vollständig zerstört, einige andere be— f ih Ein 196 i hgher Glockenturm stürzte ein und durch— schlug den angrenzenden Viaduct der Hochbahn. rei sone wurden getödtet, sechs verletzt. 6. .

Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.

Dresden, 7. März. (B. T. B.) Die 3weit Kammer beschloß heute mit 64 gegen 10 Dum i Ungültigkeit der Wahl Liebknecht's.

Athen, 2. März. (W. T. B.) Der König hat an den Inspecteur der Garnison von Athen, Brigade⸗General Mavrxo— michalis ein Schreiben gerichtet, in welchem er dem General wegen der Aufrechterhaltung der Ordnung sowie ee me. ,., . . ,. des gestrigen Tages w nerkennung ausspricht. Die Kammer ist bi 6. April d. J. vertagt worden. k

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

Wetterbericht vom 2. März, 8 Uhr Morgens 2 Anfang 7 Uhr. . Schauspielhaus. 52 * 25 a, . . 333 SSS von Wildenbruch. Stationen. 8365 Wind. Wetter. S I . 33 228 Ober⸗Regisseur Max Grube. 533 . tion: Herr Steinmann. 22 , me 4. . 5 wolkig . J erdeen.. 773 S 4bede . 2 ͤ ö J . . 1 Aufzug von Pietro Mascagni. openhugen. 770 NO 5 wolkig —5 esetzt vom Ober⸗Regiss T Stockholn, 49 R. 3 Schnee —17 1 . Tetz HVaparanda. 779 SSO 2Schnee —23 Dper in 3 Acten Moskau.. 768 NO 2 bedeckt 13 bearbeitet von C. Blum, Cort Queens. . Schauspielhaus. town... 7165 ONO 4 bedeckt Lach en. Cherburg .. 759 RO. 5 Regen 3 don Wildenbruch. r nf Qn don g Emil vlt.... 769 NO Hswollenloßz —4 amburg . 765 NO 4 wolki —6 winemünde 767 ONO 4 halb bed. —5 Neufahrwasser 767 O 3 bedeckt —6 Memel 769 NO 3 wolkenlos 13 he, , ,, K. ünster. . 763 O 6 heiter Farlöruhe ;. 3 F680 Schnee . Sonnabend: Romeo und Julia. Wiesbaden. I60 NO 3 bedeckt München!. 34 368 3 Schnee ö Zalamea“ findet am Sonntag statt. Chemnitz.. 762 ONO 5 wolkig —' K Berlin... 765 NO 4 wolkig —6 . 2 bedeckt Breslau... 761 NO 3 bedeckt 6 besitzer een, , s , e 1wolke ft 76 . ö ch

Uebersicht der Witterung.

Nördlich vom 50. Breitengrade ist der Luftdruck allgemein ein hoher, südlich von ö ein Frau. niedriger. Das Maximum in Höhe über 775 mm i hat sich etwas südostwärts nach Finland verlagert, Hahrend ein bereit, gestern über den italienischen Meeren lagerndes Minimum bis unter 750 mm zu— ö . Demzufolge

wurçha, eine besonders am Kanal und an der west— deutschen Küste lebhafte nordöstliche idee ü, unter deren Einfluß die Temperatur allenthalben er— heblich gesunken ist, sodaß heute Morgen nur West⸗ und Süd-Europa frostfrei sind. Ueber Deutschland

Fünf Dichter.

Lustspiel. Tanz von Hoguet. Dirigent: Kapellmeister

Märchen-Schwank in 6

Tanz von Emil Graeb. In Scene gesetzt vom

leria rusticana (Bauern⸗-Ehre). Oper in

gleichnamigen Volksstück von n. In Scene aff.

Märchen⸗Schwank in 6 Bildern von Ernst

Sb Regissenn 1 Mar 1 Grube Mn sifalisshteß Dre, tion: Herr Steinmann. Anfang 7 fi sche Diree

Deutsches Theater. Donnerstag: College ram Anfang 7 Uhr. Freitag: Der Pfarrer von Kirchfeld.

Die nächste Aufführung von „Der Richter von

Berliner Theater. Donnerstag: Der Hütten Schu er. Anfang 7 Uhr. in . Freitag: 25. Abonnements-⸗Vorstellung. Schlimme

Sonnabend: Zum 1. Male: Die Königsbrüder.

Lessing · Theater. r Der sechfte Sinn. Freitag: Die Grosstadtluft. Sonnabend: Paragraph 330 (Fiaker 117).

Nãächste Nachmittags⸗Vorstellung zu volksthümlich herrscht über ganz Preisen Parquct 8 M: Die G ,, ohne Aufgeld täglich. ) hre. Vorverkauf

n Wallner ·˖ Theater. Donnerstag: Z. 11. Male: ist das Wetter veränderlich, im nördlichen Theil des Yvette. Carnevalsposse in 3 Acten mit Gesang

63. Vorstellung. Das heilige Hilneꝰ d. 2

Musik von Ferdinand Hummel. gesctzt von Sigmund Lautenburg.

Freitag: Riquette.

Musikalische Direc⸗ i Theater. sihliche Diet. gelle Alliance Theater.

Anfang 7 Uhr. 58. Vorstellung. Caval-

spielers Herrn Max Hofpauer).

Text nach dem bauer von Tegernsee.

—ͤ Dirigent: Verher: Fra Diavolo. von Auber. Text von Seribe, Anfang 7 Uhr.

64. Vorstellung. Das heilige

Musik von 6 Müller. Tanz“, Anfang 74 Uhr.

Freitag und folg. Tage: von Tegernsee.

Musik von Ferdinand Hummel.

Graeb. In Scene gesetzt vom

70. Male: 4 Acten von Ed. Jacobson un

Gustav Steffens. Ernst. Anfang 77 Uhr. Freitag: Der Tanzteufel.

der Herren Jäger, Terufal, Novität! Zum 4. M Volksstü ö Rauchenegger. ehr vom . seur A. Kurz. ung: Ein Dorf im

Donnerstag:

Fräulein Freitag: Dieselbe Vorstellung.

Residenz . Theater. Direction: Sigmund Lauten burg. Donnerstag: Zum 6. Male; Riquette. Lust⸗ spiel in 3 Acten von Henry Meilhac. In Scene Anfang 74 Uhr.

Donnerstag lletzte Woche des Ensemble⸗Gastspiels der Münchener unter Leitung des Königlich bayerischen Hofschau— Der Protzen⸗ Bauern⸗Posse mit. Ge— sang und Tanz in 4 Aufzügen von Hartl-Mitius. Im 3. Act: „Schuhplattl⸗

Der Protzenbauer

Adolph Ernst Theater. Donnerstag: Zum Der Tan , n, . in

Couplets theilweise von Gustav Görß. Musik von In Seene gesetzt von

,, Alte Jakobstraße Nr. 30. irection; Emil Thomas. Donnerstag; 4. Gastspiel des Kgl., baverischen Hofschauspiclers Conrad . aus München, der Damen ö. . und er Jäge ; töhr, (Schuhplattler), sämmtlich vom .

. ale: Jägerblut. in 4 Acten (6 Bildern) . . Musik von Josef Krägel. In Scene

hiengau an der Tyroler G ; (Zangerl, Dorfbader: Herr Dreher.) Anfang er fh.

Circus Renz. Karlstraße. Donnerstag, Abends

t Uhr: Außerordentliche Vorstellung. RP An Helgoland Meg oder: Ebbe und Fluth. 80 hydrol. Ausstattungsz⸗ Pantomime in 2 Abtheilungen dom Director. C. Renz. Nationaltänze (65 Damen) ꝛc. Einlage: „Garde⸗Husaren '. Dampf⸗ schiff⸗ und Bootfahrten, neue überraschende Licht⸗ und Feuereffecte. 89 Fuß hohe Riesenfontäne. 1. Auftreten der Original 3 Gebrüder Basso. Zum ersten Male in Berlin: 1) Heben eines We ters bon 12 Mann. 2) Trägt. Ferdinand Basso ein Klavier sammt Pianist, tif und Violinist, welche hiebend eine Concertpiece vortragen. Erstes Auftreten der Reitkünstlerinnen Miß Edith und Mlle. Rosa. „Mohamed“ (Apporteur) vorge⸗ führt von Herrn Ernst Renz (Enkel ‚Trepido“, geritten von der Schulreiterin Frl. Oceana Renz. Jeu de la rose, geritten von Frl. Clotilde Hager und lle. Theresina. Auftreten des Jockeyreiters Mr. Jules, des Grotesquereiters Mr. Franks, sowie . k ; Gebrüder 6 Komische ntrées und Intermezzos von sämmtl. Clowns 2c. Täglich: Auf Helgoland. ö. Sonntag: 2 Vorstellungen. Nachmittags 4 Uhr (1 Kind feei): Mazeppa's Verbannung. ö 7 Uhr: Auf Helgoland. .

annstädt. dolph

Familien⸗Nachrichten. Verlobt: . Helene Gruhn mit

Brandtner Reai s rn. Regie⸗

rungs⸗Rath Oswald Hoerner (Bres J furt a. J. Jenny Gräfin von der Schulen— burg mit rn. Lieut. Albrecht von Krosigk (Han⸗ oder) Frl. Sophie von Uslar⸗Gleichen mit Drn. Lieut. Detlof von Oertzen (Mils bei Hall, . 9 . ö von Borkowski rn. Rittergutsbesitzer Erich S d 8 ng, sit ch Schulz (Kottbus

Ort der Hand⸗

703791

Hohenzollern⸗Galerie am Lehrter Bahnhof. Gr. histor. Rundgemälde 1640 1890. 9 Vorm. 11 Ab. I Kinder 50 5.

Verehelicht: Hr. Oberförster Hugo Kars i Frl. Olga Büttner (Guttentag Ce(6 * .

Gebo ren Ein S ohn: Hrn. Kammerherrn, Geh. Qber⸗Rechnungs⸗Rath Grafen von Geldern⸗Egmont

(Potsdam). Hrn. Major Hans Voysen r agdehurg). d Srh, vn n, zn . (Lüderitz. Hrn. Rittmeister von

it Jagor (Frankfurt a. O.). Eine w

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes⸗ ,,. Park (Lehrter Bahnhof. ö

rofessor Hr., Schmarsow (Breslau). Hrn. Najor Schubert. (Berlin). . ö Rath von Schuckmann (Charlottenburg). Hrn.

selben fer stellenweise Schnee in geringen Mengen, hach, einer französischen Ideg) von Carl Laufs und Geöffnet agli t J ö ö . en, imili 8 3 von 12 —11 ö Drem.⸗Lieut. Wois zn; 1 , land fanden ergiebiger de dr re, , Kraemer. Musik von Victor Holländer. wissenschaftlichen Theater. 51 in Viet lan . rn The n, Hrn. —ĩ . . Ir ge ssssichbe Winde und . er berühmte Mitbürger. Anfang zettel. Anfang 795 Uhr. 9 Gest or ben: Hrn. he n, e gm, D inlich. z. . i Rat 8. ,, , ,, , ln. . Coneerte. ,

ü Mittel. Theater ⸗Anzeigen.

Rönigliche Schuuspiele. Donnerstag: Opern⸗ haus. 57. Vorstellung.

von Pietro Mascagni. Text nach dem gleich

, ee ,. . . . rl. Millöcker. er⸗Re t iri t i

Musikdireetor , a, ,,

Dper in 3 Aeten von O. Nicolai. Text von H.

5 ; . fang 7 Uhr. S. von Mosenthal, nach Shakespeare's gleichnamigem

Sonntag: Nachmittags⸗Vorstellung. Gewagte Parquet 1 S6 Anfang 4 ich. ö

Friedrich Wilhelmstädtisches Theater ö l aner räasti- Donnerstag: Mit neuer ,, zum . Malc (Banern⸗Ehre). Oper in 1 Aufzug Das Sonntagskind. ugo Wittmann und Julius Bauer. Musik von . ne it ele, ö. 36 ; ; Vorher: Die lustigen Decorationen aus d t ö Weiber von Windsor. Komisch⸗ ha r fr Costume vom . end 56

Freitag: Das Sountagskind.

Hildach.

Dperette in 3 Acten von

Berthe Marx.

Sing · Akademie. Donnerstag, Anfang 8 Uhr. Letzter Populärer Liederabend von Anna und Eugen

Philharmonie. Donnerstag, Anfang 748 Uhr: opuläres Concert von Pablo de Sarasate und

Contert · Gaus. Donnerstag: Karl Meyder⸗ Concert. Gesellschafts⸗Abend. Anfang 7 Uhr.

Graf von Schwerin Tochter Ida (BerlinJ. Ir Regierungs⸗Rath und Kammerherr . von Arnim auf Lieblingshof (Neu⸗-Strelitz).

Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin:

Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei ; Anstalt, Berlin 8sW., . 21

Sieben Beilagen leinschließlich Börsen⸗ Beilage).

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

4 54.

Erste Beilage

Berlin, Mittwoch, den 2. März

Deutscher Reichstag. 181. Sitzung vom Dienstag, 1. März. 1 Uhr.

Am Tische des Bundesraths der Staatssecretãr . mann, in der Hofloge Seine Königliche Hoheit der Prinz inrich. ; J He fl der Tagesordnung steht zunächst die Fortsetzung der gestern nicht zum Abschluß gelangten Verhandlung über hie Titel 14 -= 19 des Extraordinariums des Marine⸗Etats, speciell über die von der Budgetcommission empfohlene Ab⸗ etzung der ersten Rate von 2 Millionen Mark zum Bau der Kreuzer⸗Corvette ö Abg. Freiherr von Stumm (Rp): Während der Abg. Richter den Kreuzerschiffen nur eine tertiäre Bedeutung beilege, habe der Abg. Rickert an dem Beispiel der Alabama“ zu zeigen gesucht, daß dieses eine Schiff den ganzen Handel der Vereinigten Staaten des ordens in Schrecken . habe; man könne es deshalb bei dem Kreuzer— schif J bewenden lassen, weil es einen ähnlichen Eindruck machen kenne., Diefer Vergleich treffe nicht zu denn bei einem Krieg? handele es sich nicht nur darum, daß die Schiffe den Handel der Feinde in Schrecken setzten, sondern auch darum, daß die feindlichen Schiffe nicht den eigenen Handel in Schrecken setzten, was bei den. südame⸗ rikanifchen Föderafionsstagten nicht zugetroffen sei, weil diese so gut wie gar keinen Handel gehabt hätten. Im Gegensatz zur Alabama werde die deutsche Ilotte überlegenen Streitkräften gegenüberstehen. Trotzdem habe die Alabama. vor, den Kriegsschiffen des Nordens die Flagge streichen müssen. Das Beispiel zeige also. gerade die Noth— wendigkeit eines zweiten Kreuzerschiffes. Daß die deutsche Flotte in fernen Meeren keinen Offensivkrieg führen könne, sei klar; wie man aber die Sstseeküste rein defensiv schützen wolle, sei ihm unerfind⸗ lich. Man sage, bei der Wegnahme von Handelsschiffen komme es nicht darauf an, ob der eine der Gegner das augenblickliche Ueber⸗ ewicht habe oder nicht; nach dem Friedensschluß habe ja doch der . Theil für die ganzen Kosten aufzukommen. Könnten aber nicht beide Theile sich erschöpfen und die heati possidentes nach dem Friedensschluß einfach im Besitz des Weggenommenen bleiben? Es mme viel darauf an, welche Nation es fingnziell am längsten aus⸗ halten könne. Der Abg. Richter sollte doch wissen, daß der deut⸗ schen Marine nicht nur die englische und französische, sondern auch Lie talienssche und russische Marine überlegen seien. Deutschland müsse seine Flotte vermehren, wenn es auf der Ostsee der russischen die Stirn bieten wolle. Der Abg. . habe gegen den Abg. Jebfen gesagt: man könne, auf, der See Jahre lang gefahren sein und doch von der Marine nichts verstehen. Gan; richtig; aber man könne auf der See gar nicht gefahren sein und doch von der Marine etwas verstehen. Der Abg. Richter meine, der „Vulkan“ mit feinen paar hundert Arbeitern habe nur eine untergeordnete Be⸗ deutung für die Beschäftigung der Arbeiter. Es komme aber das Fünf. und. Sechsfache solcher Arbeiter, hinzu. die im Binnenlande bon den Lieferanten für den „Vulkan“ beschäftigt würden. Seine Partei sei allerdings nicht für die Ansammlung der Arbeiter in den großen Städten, deswegen brauche sie aber doch nicht die Augen por dem Rothstande in den großen Städten zu verschließen. Man müsse gesetzliche Maßregeln treffen, um das Zuströmen der länd⸗ lichen Bepolkerung zu den Städten zu verhindern. Eine Aufhebung der Getreldezölle würde das Uebel nur noch verschlimmern. Seine politischen Freunde, er hoffe alle, würden schon in zweiter Lesung für die Corvette „K“ stimmen, weil sie auch ohne die Bel n i gr lh die Forderung für nützlich und nothwendig hielten. Abg. vE'n Vollmar (Soc.: Das Eingreifen des Reichskanzlers in die Besprechung nöthige seine Partei, ihr beabsichtigtes Schweigen zu brechen. Nachdem der Militarismus zu Lande bereits eine schwin⸗ delnde Höhe erreicht habe, habe man in den letzten Jahren auch für die Marine immer steigende Mittel verwendet. Der Nord⸗Ostsee⸗ Kanal habe eine Ersparniß bei der Marine sein sollen, weil man dann in beiden Megren nur noch eine Flotte brauche. Trotzdem höre man von einer Flotte zum Schutz des Nord ⸗Ostsee⸗Kanals. Der Besitz Helgolands habe eine Ersparung an Schiffen bedeuten sollen jetzt sei dahon keine Rede mehr. In einem unbewachten Augenblick sei am Regierungstische das Wort von einer Schlachtflotte gefallen, und diefes Wort fei nicht zurückgenommen worden. Dabei eschehe Alles sprungweise. Seine ¶̃, könne alle diese n . nicht mit⸗ machen, sie krete dieser Ausdehnung des Militarismus zur See entgegen. Ein erheblicher Theil der laufenden Ausgaben für das Kriegswesen werde fortgefetzt in das außerordentliche K. gestellt. Daher immer nene Anleihen,? mit deren schlechtem Ausfall bei der leßzten Anleihe der Abg. Dr. von Bennigsen freilich sehr zufrieden sei im Vergleich mit der ruffischen. Der Handel eines Landes und seine Entwickelung seien nicht ab⸗ hängig pon der Zahl der Schiffe und Kangnen, die jeweilig in den Häfen, in denen die Schiffe verkehrten, erschienen, sondern von der allgemeinen materiellen und 3 Machtstellung des Landes, von dem Ansehen und der Beliebtheit, deren es sich erfreue. Die deutsche Handelsflotte fei groß geworden ohne Kriegsschiffe. Dasselbe gelte von Schweden-Norwegen. Frankreich habe eine weit größere Kriegs= aber viel kleinere Handelsflotte als Deutschland Schließlich sei der Reichskanzler mit einem ganz neuen Grund gekommen: der , möge die Corvette bewilligen weil sonst die Noth unter den Stertiner Arbeitern noch größer werden würde. Derselben Regie- rung, die bisher fortgesetzt geleugnet habe, daß ein Nothstand vorhan—⸗ den fei, gingen plötzlich die Augen auf. Jetzt plötzlich komme ein Bericht des Dr lei hide ten don Puttkamer, und dieser Bericht bringe die Nachricht an die Regierung, daß ein Nothstand vorliege! Nebenbei liege für Ye ft t und Stadtverordnete Berlins ein Rothstand offiziell auch heute noch nicht vor. Es fei natürlich sehr bedauerlich, daß Arbeiter in Stettin schon jetzt beschäftigungslos seien und andere es noch wärden, wenn nicht Neubewilliqungen gemacht würden. Aber zu welchen Folgen führe das? Sobald, die Anfertigung der neuen Gewehre, Geschütze u. s. w. beendet sei, würden. e enfalls tausende pon Arbeitern aus der Arbeit entlassen. Der Vulkan! werde, wie jedes derartige Werk, nach privatkapitalistischen Grundsätzen betrieben, er nehme jeden Gewinn mit und müsse die Verluste tragen. Die HSauptsache ö. für ihn 19 das Wohl der Arbeiter, sondern eine möglichst ho enn die Regierung zu der Ueberzeugung ekömmen sei, daß ein Nothstand vorhanden sei, so sei das ein ortschritt. Möge sie nun aber auch auf die richtigen Mittel zur Abhilfe finnen. Die Bewilligung einer Corvette sei e. nicht. Der Nothstand der Arbeiter werde durch eine Erhöhung der Militär⸗ ausgaben nicht vermindert, sondern! vermehrt. Seine, Partei lege . dagegen ein, daß man die Noth der Arbeiter zu mili⸗ taristischen Zwecken benutze, um Forderungen durchzubringen, die anders nicht durchzubringen seien. Selbstve tändlich werde sie gegen

diese Fo immen.

M. Dr. . (df): Die Ausführungen dez Abg. Freiherrn von Stumm seien von den Abgg. Richter und Rickert völlig wider⸗ legt worden. Das Beispiel der Alabama“ zeige, daß der Schaden, den die Handelsflotte erleide, auf die eigentliche Entwickelung des Krieges keinen Einfiuß habe; dasselbe folge aus dem, deutsch⸗fran⸗ zöͤfifchen Kriege von 1870, 71. wo die französische Kriegsflotte dem

Entschädigungssumme vergrößert worden sei. Zu diesem Zweck sollte man alfo keine Kriegsschiffe erbauen. Wenn behauptet werde, es sei für den Wohlstand des Feindes von Bedeutung, möglichst viel Privat⸗ eigenthum auf See zu zerstören, so müßte man auch das Privat⸗ eigenthum des feindlichen Volkes auf dem Lande nach Möglichkeit jerstsren. Der Abg. von Vollmar irre, wenn er meine, die Gemeinde Berlin habe den Nothstand nicht anerkannt, sie habe sogar etwa eine Million zu feiner Bekämpfung hergegeben. Diesen Nothstand aber durch künstliche Beschaffung von Arbeitsgelegenheit beseitigen wollen, wie die Regierung hier vorschlage, sei unrichtig. Die Behauptung des Abg. Freiherrn von Stumm, die Aufhebung der Getreidezölle würde den' Nothstand nur noch steigern, indem dadurch die ländlichen Arbeiter in die Stadt gedrängt würden, entbehre jedes Grundes. Die Statistik lehre, daß mit der Höhe der Getreidepreise die Unbaufläche nicht zunehme, während des Bestehens der Zölle sei die Getreideerzeugung dieselbe geblieben; von den Zöllen hätten eben nur die Besitzer, also die größeren Landwirthe, Vortheil. Die Zölle belasteten das Volk mit mindestens 200 Millionen Mark, und das habe den durch die Mißernte hervorgerufenen Nothstand so wesentlich gesteigert. Angesichts des vom Reichskanzler selbst jetzt zugestan denen Rothstandes müsse man sich wiederum ernstlich die Frage vorlegen, ob nicht die Getreidezölle völlig aufzuheben seien.

Abg. Rickert (dfr): Dem Abg. Hahn seien gegenüber seiner Rede mindestens vier Irrthümer unterlaufen; er, wolle nur den einen berichtigen, daß er gesagt haben solle, die Privatwerften gingen den Reichstag nichts an. Nach dem stenographischen Bericht ö. er nur gesagt: bei aller Liebe und allem Interesse für die Privatindustrie könnte man eine Bewilligung aus Reichsmitteln nicht im Interesse einer Privatindustrie gutheißen; er würde sich freuen, wenn der Reichskanzler die Versicherung geben könnte, für die ausreichende Beschäftigung der auf den Kaiserlichen Werften angestellten Leute sei Sorge getragen, denn die anderen Werften ständen für seine Partei nur in zweiter Linie. Er hoffe, daß auch mit den 32 Millionen, die für Schiffsbauten bewilligt würden, in erster Linie den auf den Kaiserlichen Werften angestellten Leuten Beschäfti⸗ gung geschaffen sei. . Abg. Jebsen (ul.): Wenn er von alten Kasten“ gesprochen habe, so wolle man ihin als altem Seemann diesen wenig par— lamentarischen Ausdruck nicht verübeln; das Material, aus dem der Abg. Richter seine Mittheilungen über den Schiffsbestand her⸗ genommen habe, sei auch ihm nicht unbekannt. Der „alte FKasten, . sich wesentlich auf die als Admiralschiff verwendete . Leipzig bezogen, und in der That seien die Besatzungsoffiziere dieses Schiffes nicht sehr darüber erfreut, namentlich wenn sie im Auslande fremden Admiralschiffen begegneten. Auch die besten deutschen Schiffe seien nicht so gut, wie die „J und „K“ werden sollten, und er stimme deshalb für diese beiden Schiffe. Abg. Hahn (eons.): Nach den heutigen Worten des Abg. Rickert gebe er zu, daß der Abg. Rickert nicht wörtlich gesagt habe, die Privatwerften gingen ihn nichts an; aber er habe doch gemeint, die Privatwerften gingen den Reichstag so wenig an, daß er sich jetzt nicht um sie kümmern solle. Mehr habe er auch nicht sagen wollen, und der Lapsus, der in seinen Worten untergelaufen sein möge, habe doch wohl nicht das Aufheben verdient, das der Abg. Rickert davon gemacht habe. Auf die vom Abg. Dr. Barth be— onnene Kornzolldebatte ausführlich einzugehen, sei heute nicht am Fin. zumal die Ausführungen des Abg. Dr. Barth schon Dutzende von Malen widerlegt seien.

Abg. Richter (dfr.): Der Abg. Hahn wolle dem Abg. Dr. Barth, der heute eine Kornzolldebatte begonnen haben solle, nichts er⸗ widern diefe Kornzolldebatte sei aber thatsächlich vom Abg. Frei— herrn von Stumm hervorgerufen; wie unrichtig die Behauptung sei, daß die Erklärungen . Partei Dutzende bon Malen widerlegt feien, werde schon durch die Leichtigkeit erwiesen, mit der der Abg. Br. Barth die Bemerkungen der Gegner widerlegt habe.

Abg. Freiherr von Stumm (R. P): Da er gestern gar nicht gesprochen habe, könne er auch die Kornzölle nicht berührt haben; aber nachdem der Abg. Rickert davon gesprochen habe, habe er bemerkt, wenn man den Arbeiterstrom nach den Städten hintanhalten wolle, dürfe man die Kornzölle nicht beseitigen; er habe also die Sache nicht an⸗ gefangen, gebe aber dem Abg. Hahn darin recht, daß die Behaup⸗ kungen des Abg. Dr. Barth Dutzende von Malen widerlegt seien. Der Abg. Dr. Barth habe ihn heute nicht widerlegt. Der Hin⸗ TDeis auf den Krieg von 1870/71 passe schon darum nicht, weil damals nach kurzer Dauer des Krieges die französischen Matrosen als Landsoldaten?' hätten verwandt werden müssen, eine solche radikale Entscheidung wie damals aber doch nicht in jedem Kriege zu erwarten sei. enn Abg. Dr. Barth meine, die Folge seiner (des Redners Ausführungen führe dahin, daß auch das Privat⸗ eigenthum der Feinde zu Lande zerstört werden müsse, so erinnere er

Redner) ihn daran, daß er gesagt habe, man müsse dahin streben, : 8 im Kriege ebenso sicher sei,

daß das Privateigenthum zur. See . e wie das auf dem Lande; da dies aber leider noch nicht erreicht sei,

müsse man Kriegsschiffe zum Schutze der Handelsmarine haben. ö Abg. Dr. if . . Abg! Freiherr von Stumm habe vergessen, ah (Redner) die „Alabama erwähnt und wesentlich damit seine Behauptungen widerlegt habe. Was die dutzendfache Widerlegung der Behauptungen seiner Partei über die Kornzölle an—⸗ lange, so . den Gegnern die Objectibität, die zur Würdigung ihrer Gründe nöthig fei. Auf diesem Gebiet nehme er jeden Kampf an, seine Beweismittel seien auch nicht im geringsten erschüttert,

Die Besprechung wird geschlossen. Von den persönlichen Bemerkungen, die sich hieran knüpfen, heben wir diejenige des Abg. von Ben nigsen hervor, daß er die deutschen Finanzen nicht mit den nach mn verglichen, sondern nur ein Beispiel dafür habe anführen wollen, daß ein vielfaches Ueberzeichnen einer Anleihe kein Ürtheil auf die Finanzen eines Landes ge⸗ statte; zu diesem Beispiel habe er die russische Anleihe ge⸗ wählt und daraus geschlossen, daß eine mäßige, aber pol Anleiheüberzeichnung keinen ungünstigen Rückschluß auf die Finanzen zulasse.

Die orderung für die Kreuzer⸗-Corvette „He wird ab⸗ gelehnt, ebenso die Forderung von 1500000 , erste Rate, für das Panzerfahrzeug „V“. . ;

ei der i licn. Erste Rate von 750000 6 für den

Kreuzer „F“ (von der Commission gleichfalls abgelehnt) ergreift das Wort

Staatssecretär Hollmann:

Meine Herren! Als Vertreter der verbündeten Regierungen ver⸗ mag ich die Ablehnung dieses Kreuzers J“, die in der Commission be— schlossen worden ist, nicht stillschweigend hingehen zu lassen. Ich habe die Pflicht, die Dringlichkeit dieser Forderung hier hervorzuheben. Sie ist gewissermaßen schon dadurch gekennzeichnet, daß dieser Kreuzer auch schon im vorigen Jahre seine Aufnahme im Etat gefunden hat.

Ich will mich beschränken auf thatsächliche Mittheilungen. Zum politischen Dienst hat die Marine nöthig, für vier auswär— tige Stationen je 2 Kreuzer, im ganzen also 8 Kreuzer.

Dienst der Sta—⸗ haben die Kreuzer zu thun

Marine hat im Bestande übrig für diesen tionäre denn diesen Dienst augenblicklich 3 Kanonenboote und g Kreuzer, im ganzen also 12 Schiffe. Da naturgemäß 50 0 Zuschlag nothwendig ist für die⸗ jenigen Schiffe, welche in Dienst gehalten werden müssen, so würden 12 ausreichen, d. h. eben für 8 Schiffe 12 zur Verfügung erforderlich sein: nämlich 8 für Stationen, die übrkgen auf dem Wege hin und zurück zur Ablösung oder auf den Werften, zur Vornahme von Reparaturen unterzogen zu werden, bezw. einschließlich der Reserve. Dies ist nach den Erfahrungen der Marine der nothwendige Zu⸗ schlag. Aber von diesen eben gekennzeichneten 12 Schiffen sind 3 Kanonenboote gewissermaßen auf dem Aussterbe⸗Etat. Das sind Schiffe, die in den siebziger Jahren gebaut sind, von denen sich 2 auf der ost-asiatischen Station befinden, und zwar das eine bereits 6 Jahre, das andere 5 Jahre hintereinander. Das eine von diesen Schiffen muß wahrscheinlich noch in diesem Jahre zurück—⸗

gerufen werden, ein zweites vielleicht im nächsten Jahre. Diese Schiffe sind dann nicht mehr brauchbar für diese Art Dienst, sie müßten dann eine Grundrepararatur erfahren,

eine sehr kostspielige Grundreparatur, welche auf diese Schiffe nicht mehr zu verwenden sein wird. Ich mache darauf aufmerksam, daß hier der Ausdruck des Herrn Abg. Jebsen ungefähr zur Anwendung kommen kann. Diese Schiffe sind nicht im Stande, mehr als acht Seemeilen zu laufen, sie haben eine verhältnißmäßig untergeordnete Armirung und keinerlei Gefechtswerth mehr unter den heutigen Ver⸗ hältnissen. Das wollte ich hier nur constatirt haben.

Also, wenn diese drei Schiffe das dritte Schiff befindet sich in Kamerun, es ist das Kanonenboot „Hyäne“, und muß, da es fünf Jahre auf der Station ist, nach zwei Jahren spätestens zurück⸗ gezogen werden in der Heimath sind, so fallen sie von dem Augenblick an für diesen Dienst aus und es bleiben dann nur noch neun. Von diesen neun ist ein Schiff der Kreuzer „Möwe“, welcher Verwendung finden muß und schon findet als Ver⸗ messungsschiff auf auswärtigen Stationen. Die deutschen Regierungen können sich der Pflicht nicht entziehen, Theil zu nehmen an dieser Arbeit, welche der Seeschiffahrt im allgemeinen zu Gute kommt, eine Arbeit, die in der Hauptsache bisher die Engländer übernommen haben, die aber, soweit unsere Gewässer in den Colonien in Betracht kommen, nunmehr von Deutschland in die Hand genommen werden muß. Es bleiben also acht Schiffe. Diese acht Schiffe genügen nicht, um den politischen Dienst zu verrichten. Ich habe mich in der Commission hierüber genau so wie hier ausgesprochen. Binnen drei Jahren werden wir Vacanzen in den Schiffen haben und nicht mehr im Stande sein, den politischen Dienst mit diesen stationär zu ver⸗ sehen. Da er nun nicht ausfallen kann, so muß die Marine dafür sorgen, daß andere da sind. Zu dem Zwecke kann sie dann nur größere Schiffe verwenden, die sehr viel mehr an Diensthaltungskosten beanspruchen.

Also, meine Herren, ich wollte hier nur constatirt haben, daß dieser Kreuzer eine dringliche Forderung ist, die, wenn ihr nicht nach⸗ gegeben wird, Veranlassung geben wird, daß später größere Schiffe für den Dienst als Stationäre Verwendung finden werden.

Die Forderung wird entsprechend dem Commissionsantrage

abgelehnt. l ö Bei Titel 19: Erste Rate für den Aviso „HN“ ist von der

Commission ebenfalls Streichung beantragt.

Staatssecretär Hollmann:

Meine Herren! Ich muß um Entschuldigung bitten, daß ich mich nicht rechtzeitig zum Wort gemeldet habe. Ich kann auch die Ab— streichung dieses Titels nicht annehmen, ohne Erklärungen abgegeben zu haben. Das sind die Erklärungen, die ich ausführlicher schon in der Commission zum Ausdruck gebracht habe. Ich habe den Werth der Avisos für die Kriege dort dargestellt. Ich habe gesagt, daß eine der ersten Bedingungen für die erfolgreiche Durchführung von Ope⸗ rationen darin besteht, daß die Bewegungen der feindlichen Flotte uns bekannt werden. Bei der heutigen Geschwindigkeit der feindlichen Flotte infolge ihrer großen Dampfkraft kann man mit Sicherheit annehmen, daß sie schnelle Operationen vornehmen wird. Wenn wir nun die feind⸗ lichen Schiffe nicht zu verfolgen im stande sind, so werden wir sie unerwartet an einem Punkte erscheinen sehen, wo sie, wenn unsere Flotte nicht rechtzeitig benachrichtigt ist, großen Schaden anrichten kann. Es kann das sehr verhängnißvolle Folgen haben. Die Flotte bedarf also der Avisos, um Nachrichten vom Feinde einzuziehen und Fühlung mit dem Feinde zu gewinnen. Sie bedarf dieser Avisos, um rechtzeitig benachrichtigt zu werden, wie es mit den Operationen der feindlichen Flotte steht.

Ich habe in der Commission dargelegt, daß nach den heutigen Anschauungen nicht bloß in der deutschen Marine, sondern in allen Marinen das Verhältniß der Panzerschiffe zu den Avisos sein muß wie 1ü41. Wenn wir mit 14 Panzerschiffen in die See gehen, um zu schlagen, so müssen wir 14 Avisos haben, um den Späherdienst, den Recognoscirungsdienst, den Marschsicherungsdienst vorzunehmen. Wir haben zu 14 Panzerschiffen augenblicklich nur 6 kriegsdienstbrauch⸗ bare Avisos. Ich nenne einen Aviso nur kriegsdienstbrauchbar, wenn er schneller ist als die Schlachtschiffe, und von diesen haben wir augen⸗ blicklich nur sechs.

Die Forderung wird nach dem Antrage der Commission gestrichen.

In Titel 20 werden 150 000 MW „zu Vor⸗ und Pro⸗ jectirungsarbeiten für den Neubau von Schiffen“ gefordert. Die Einstellung hihi neuen Titels ist auf eine Anregung des Reichstags, füͤr die Bauprojecte ein n ,,, ein⸗ treten zu lassen, erfolgt.

Staatssecretär Hollmann:

Wie der Herr Referent schon hier ausgeführt hat, ist diese Position auf einen Wunsch des hohen Hauses aufgenommen.

Ich möchte bei dieser Gelegenheit, obgleich es vielleicht nicht ganz jur Sache gehört, erwähnen, in welcher Weise

deutfchen Sechandel großen Schaden nur mit dem Erfolg zugefügt habe, daß dadurch die ö. Frankreich beim Friedensschluß zu zahlende

Dabei rechne ich die Mittelmeerstationen nicht mit. Die

wir für diese Arbeiten späterhin unsere Kaiserlichen, be⸗