1892 / 58 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 07 Mar 1892 18:00:01 GMT) scan diff

Eine eingehendere Verhandlung fand wegen des südwest⸗ afrikanischen Schutzgebietes statt, dessen gänzliche Aufgabe die Gegner der deutschen Colonialpolitik zu 3 pflegen, wäh⸗ 26 ihre Freunde auch dieses Schutzgebiet unter allen Um⸗ ständen festhalten wollen. Der Vortrag des Berichterstatters gab diesem Gegensatz Ausdruck und schloß mit der Empfeh⸗ lung, den Reichszuschuß von 292 309 966 zu bewilligen, wäh⸗ rend der Abg. Pr. Bamber ger (dfr) alle Ausgaben für dieses Schutzgebiet als verloren darstellte,

Bel Schluß des Blattes antwortete der Dirigent der

E ben Schule in Hörde, wo auf Anordnung der Regierung

elbst früher die evangelische und

judische

Schule

zu einer Simultanschule verschmolzen seien, wären ein bedenk⸗ licher Vorgeschmack für die Behandlung der Simultanschulen

nach Zustandekommen des Schulgesetzes. alle Kräfte gegen dieses Gesetz einse

Seine Partei werde

en.

Der Minister der geistlichen ,,, Graf von Zedlitz erklärte sich damit einverstanden, daß die Lehrer in ihren staatsbürgerlichen Rechten nicht beschränkt würden, aber als Staatsbeamte müßten sich die Lehrer dieselben Beschrän⸗

jeder andere

Staatsbeamte.

E

*

Freiherr von uene (Centr.) das Wort. Auch sei e n ide. bereit, möchten die ul ausgehen, von wem sie wollten. Mißtrausch mache ihn der Umstand, daß der Antrag, nicht eine einzige Unter— schrift von Mitgliedern der Cann trage, welche die grund— legenden Principien der Confessionalität anerkennten. An diefen rüttele der Antrag. Er könne sich nicht damit einverstanden erklären ö. die Kreis-Schuldeputatien nur im Hauptamt verwaltet werden solle, das werde den Ausschluß der Geistlichen, die doch auch die Fähigkeit dazu hätten, herbeiführen. Ebenso sei er gegen den Saz im Antrage, der dem Geistlichen nicht den Vorsitz im Schulvorstand einräumen wolle. Er sei gegen die Ueberweisung des Abschnittes

Abg. Fre Partei sei zu einer

Colonialabtheilun . i heime Legations⸗-Rath Dr. Kayser.

In der heutigen (26 Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Justiz-Minisser Dr. von Schel⸗

der Finanz-Minister Hr. Miguel und

ling, Angelegenheiten Graf von

der geistlichen ꝛc.

wohnten, wurden zunächst in dritter Berathung die

entwürfe, betreffend die Führung der bei dem Amtsgericht JI und dem in Berlin, sowie die Handhabung ,, bei dem erseren wegen Abänderung des Gesetzes

1886, betreffend die Heranziehung von

personen zu Abgaben für Gemeindezwecke; Helgoland an

die evangelisch-lutherische Kirche der Provinz Schleswig-Holstein ohne Debatte angenommen

den Anschluß der Kirchengemeinde

Darauf wurde die zweite Berathung d haushalts-Etats für 1892/93 mit dem Ministeriums der geistlichen, Medizinal⸗-Angelegenheiten fortgesetzt.

Bei dem ersten Ti

Westpreußen gelte. Religionsunterricht in der

gehöre. Abg. Rickert (ofr.)

verbiete, den Erlaß der Arnsberger Regierung,

Lehrern das Schreiben für Zeitungen ohne. Genehmigung der untersage, und das an verschiedenen Stellen er⸗ Betheiligung der Lehrer an öffent⸗

Volksschulgesetz. verfassungswidrigen Ein⸗

Regierun lassene Verbot einer lichen Erörterungen über, das diese Verbote enthielten einen

griff in die staatsbürgerlichen Rechte

Jebner bemängelte ferner die nach Gerüchten bestehende Absicht der Einfuhrung eines staatlich monopolisirten Normallesebuchs und beklagte die Verstümmelungen von Volksliedern und Dichtungen wegen angeblicher anstößiger Stellen in den Lese— Die Umwandlung der Simultanschulen in Neuteich gegen den Widerspruch von Magistrat und Stadtverordneten and das Verlangen der Regierung nach einer besonderen

büchern.

im Auswärtigen Amt Wirkliche Ge—

Landgericht 1

vom

Unterrichts—⸗

Titel der dauernden Ausgaben, dem Gehalt des Ministers, beschwerte sich Abg. Neu bauer (Pole) darüber, daß der Ministerialerlaß, welcher den Privatunterricht der polnischen Sprache in den Schulen gestatte, nicht auch für

Muttersprache, gele r Redner klagte ferner darüber, daß in vorwiegend katholischen Kreisen der Kreis-Schulinspector der evangelischen Kirche an—

tadelte den Erlaß der Danziger Bezirksregierung, welcher den Lehrern die Stellung von Straf⸗ anträgen wegen Beleidigung ohne Genehmigung der Regierung

kungen auferlegen, wie

Anlaß gehabt, sei aber darin Die sreß f)) teil an sich sei die Arnsberger Regierung habe

der Minister Betheiligung an der Presse gew

Zezlit bei⸗ esetz⸗ Aufsicht die Lehrer nur vor Unbeque Lesebuch zu verstaatlichen, sei Veränderung des Textes von

der Dis⸗ Gerichte; 29. Juni Militär⸗

o etwas nicht zutrauen. betreffend . .

einfordern. Die Errichtung ein

Abg. von Cheimicki

es Staats⸗

Etat des und Ministerial⸗Director Dr. K

zu. (Schluß des Blattes.)

rt werden. gangen.

Dem Herrenhause ist neten angenommene Entwurf die Kosten Königlicher welcher den 22. März, statt.

Alle baufrage zu berathen. der Lehrer, Angelegenheiten Graf Zedlitz.

Abgeordneten nahm nach den gestri im weiteren Verlaufe der Debatte ü

Nationalli

Die Danziger Regierung habe zu ihrer Verfügung über die Stellung von Strafanträgen seitens der Lehrer begründeten

furter Regierung bezüglich der Volksschulgesetz wolle aus patriarchali

sei reiner Blödsinn und der Unterrichtsverwaltung solle man Wegen Neuteichs wollte er Bericht

jüdischen Schüler in Hörde habe er bereits inhibirt. (Pole) schloß sich den Aus— führungen des Abg. Neubauer an. .

Abg. von Strombeck (Cent,) erbat Auskunft über Ver— mögen, Ausgaben und rechtliche Natur verschiedener Stiftungs⸗ fonds, worüber der Etat keine genügende Erklärung gebe.

Berücksichtigung des Wunsches bei späteren Etatsaufstellungen

iu Dem Reichstage ist vom Reichs kanzher die allgemeine Wenigstens in der Unterstufe müsse der Rechnung über den Reichshaus halt für das Etatsjahr 1888/8]

nebst den dazu gehörigen Specialrechnungen, einem Vorberichte und den! Bemerkungen des Rechnungshofes behufs der Entlastung zuge—

Polizeiverwaltungen in

Stadtgemeinden, zugegangen. . . Die nächste Sitzung des Her renhauses findet Dienstag,

Der Senioren-Convent des Hauses der Abgeordneten war heute Vormittag wieder zusammengetreten, um über die, Do m= An der Besprechung betheiligten sich auch der Finanz-Minister r. Miquel und der Minister der geistlichen ꝛc.

In der Volksswulagesetzeommission des Hauses der

schulangelegenheitenj, bezw. zu dem Antrage der Freiconservativen, ö und Freisinnigen, auf Einsetzung sion, behufs Umarbeitung des dritten Abschnitts der Vorlage der

etwas zu weit gegangen. den Lehrern nicht verboten, nur vor der aggitatorischen arnt. Der Erlaß der Frank⸗ Kundgebungen gegen das

. Herzen heraus mlichkeiten bewahren. Das keineswegs beabsichtigt. Die Liedern in den Lesebüchern

an eine Subcommission, es sei schwerlich auf dem ihr vorgeschrie— benen Wege eine Majorität zu erzielen. Abg. Dr. von brand (eons) bestritt, daß eine solche Vereinfachung, wie der Antrag sie erstrebe, stattfinden könne, wenn der principielle Standpunkt der Vorlage aufrecht erhalten werden solle. Der Geheime Ober⸗-Finanz= Rath Germar erklärte im Namen des Finanz⸗-Ministers, daß der Vorschlag, wonach die Kreis⸗-Schulinspectoren nur aus den 36 fachkundiger Männer genommen werden sollten, finanziell unmöglich erscheine, weil dann Geistliche im Nebenamt nicht zu haben sein würden, denn nur wenige seien in einem Lehramt thätig gewesen. Nachdem noch Abg. Weber (nl. für den Antrag eingetreten war, wurde die weitere Berathung auf heute Abend vertagt.

Heyde⸗

hen

er besonderen Klasse für die

ügler sagte eine möglichste

Urtheil des

Bei einem Kauf in Pausch Urtheil des Reichsgerichts, V. Civilsenats, vom 9. Dezember 1891, im Gebiete des Preuß. Allg. Landrechts zwar die Gewährleistungs— pflicht des Verkäufers für die Normalbeschaffenheit jedes einzelnen Stücks ausgeschlossen, wohl aber hat Verkäufer für die fehler⸗ hafte Beschaffenheit einzelner Stücke einzustehen, wenn dadurch der vertragsmäßige Gebrauch des ganzen Kaufobjects beeinträchtigt ist.

Das gesetzliche Recht des kaufmännischen Agent en auf J fuͤr seine Geschäftsbesorgungen auch ohne vorhergehende Vereinbarung (Art. 290 des Handelsgesetzbuchs) fällt, nach einem

hꝛelch t erichtz III. Civilsenats, vom 29. Dezember 1891, fort, wenn der AÄgent in das von ihm vermittelte Geschäft als Selbsteontrahent mit eintritt.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

und Bogen ist, nach einem

der vom Hause der Abgeord⸗ ines Gesetzes, betreffend

mittag in der

aus Nizza hier

n Morgenblättern am Sonnabend angekündigt.

er 5 51 (Verwaltung der Volks⸗

einer Subcomis—

Aachen, 7

fürstin Sergius

Nach Schluß der Redaction eingegangene

Depeschen. März. (W. T. B.) Bei einer gestern Nach—⸗ Rudolfstraße ausgebrochenen Feuersbrunst

fanden zwei der in den oberen Stockwerken der brennenden Gebäude wohnenden Personen durch Herabspringen auf die Straße den Tod, fünf andere wurden schwer verletzt. Darmstadt, 7. März. (W. T. B.) Laut eingegangener Meldung wird der Erbgroßherzog heute Nachmittag 3 Uhr

eintreffen. Der Größfürst und die Groß— haben ihre Ankunft hier für Mittwoch

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten

Beilage.)

—— .

icht vom 7. März, r Morgens.

d * 8 8

Wind. Wetter.

Stationen.

Temperatur o Celsius

in

1

Bar. auf 0O Gr. 0. u. d. Meeressp. red. in Millim

1 bedeckt bedeckt 2 wolkig Schnee Y heiter still bedeckt bedeckt wolkig

Mullaghmore Aberdeen. Ghristiansund Kopenhagen. Stockholm. 6 . ; t. Petersbg. Moskau . .. Cork, Queens⸗ on, Cherburg .. elder vlt ; amburg .. 2 heiter winemünde ĩ 57 Neufahrwasser 2 68 35 nee Memel ... 3 2 bedeckt Paris .. wolkenlos Münster .. bedeckt Karlsruhe .. wolkenlos Wiesbaden . wolkenl. 1) München.. 4 halb bed. Chemnitz .. 8 Berlin 3 Schnee Wien.... 2 1 wolkenlos Breslau.. . 756 still bedeckt

Ile d'Aix. . 753 .

2A 38882 t M

K 2Thalb bed. 2 halb bed.

D

ro N -

OSO I heiter dtiza .... 755 ONO Ywollig 6 2 wolkenlos

) Nachts Reif.

Uebersicht der Witterung. Die Abnahme des Luftdrucks hat über dem ganzen Gebiet fortgedauert, am meisten ist das Barometer efallen an den Nordwestküsten Europas, wo wieder re und südwestliche Winde eingetreten sind, deren langsame Ausbreitung nach Si ofen hin wahr⸗ enn ist. Das barometrische Maximum erstreckt ich von der Nordsee nordostwärts über Mittel⸗ Schweden nach Finnland hin, während über Südwest⸗ und Südost⸗-Europa ziemlich tiefe Minima lagern. Ueber Mittel-Europa dauert die strenge Kälte fort, im Westen bei heiterer, im Osten bei trüber Witte⸗ rung mit stellenweise leichten Schneefällen. Ueber Munchen ziehen die oberen Wolken aus West, fast

entgegengesetzt dem Unterwinde. Deutsche Seewarte.

ee / r 2 Theater ⸗Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Dienstag: Opern— haus. 67. Vorstellung. Carmen. Oper in 4 Acten von Georges Bizet. Tert von H. Meilhac und T. Halépy, nach einer Novelle des Prosper Méörimée.

Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Weingartner. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 68. Vorstellung. Uriel Acosta. Trauerspiel in 5 Aufzügen von Carl Gutzkow. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.

Mittwoch: Opernhaus. Keine Vorstellung.

5. Symphonie - Abend der Königlichen Kapelle. Anfang 74 Uhr.

Schauspielhaus. Geschlossen.

Deutsches Theater. Dienstag: Die Welt, in der man sich langweilt. Anfang 7 Uhr. Mittwoch: Des Meeres und der Liebe Wellen, Donnerstag: Zum 1. Male: Haus Lonei. Lust⸗ spiel in 4 Aufzügen von Adolph XArronge.

Die nächste Aufführung von „Das Winter⸗ märchen“ findet am Freitag statt.

Berliner Theater. Dienstag: Maria Stuart.

Anfang 7 Uhr. Mittwoch: Die Königsbrüder. Donnerstag: Wilhelm Tell.

Lessing Theater. Dienstag: Die Grofstadt⸗ luft. Mittwoch: Paragraph 30 (Fiaker 117). Fünf Dichter.

Donnerstag: Die Großstadtluft.

. Gleiches Recht.

Nãächste Nachmittags⸗Vorstellung (Parquet 2 620: Gleiches Recht. Vorverkauf ohne Aufgeld täglich.

Wallner Theater. Dienstag (letzte Woche der Aufführungen von): Yvette. Carnevalsposse in 3 Acten mit Gesang (nach einer französischen Idee) von Carl Laufs und Maximilian Kraemer. Mufik von Victor Holländer. Vorher: Der be—⸗ rühmte Mitbürger. Anfang 74 Uhr.

Mittwoch: Yvette. Vorher: Der berühmte Mitbürger. Anfang 75 Uhr. ö.

Sonntag: Nachmittags⸗Vorstellung zu ermäßigten Preisen. Gewagte Mittel. Lustspiel in 3 Acten don Francis Stahl. Parquet 116 Anfang 4 Uhr.

Criedrich Wilhelmstädtisches Theater. Dienstag: Mit neuer Ausstattung zum 48. Male: Das Sonntagskind. Operette in 3 Acten von ir Wittmann und Julius Bauer. Musik von

arl Millöcker. In Scene gesetzt von Julius . Dirigent: Kapell meister Tedermann. Die

ecorationen aus dem Atelier von Falk. Die neuen Fostume vom Garderoben⸗Inspector Ventzky. An⸗ fang 7 Uhr.

Mittwoch: Das Sonntagskind.

Residenz · Theater. Direction: Sigmund Lauten. burg. Dienstag: Zum 11. Male: Riguette (Ma Gousine). Lustpiel in 3Acten von Henry Meilhac. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. An—

Belle Alliance Theater. Dienstag: Letzte Abschieds) Vorstellung der Münchener unter Leitung des Königlich bayerischen Hofschauspielers Herrn Mar ö Der . von Tegernsee. Bauern-Posse mit Gesang und Tanz in 4 Auf⸗ zügen von Hartl-Mitius. Musik von H. Müller. Im 3. Act: „Schuhplattl⸗Tanz“. Anfang 73 Uhr. Mittwoch: J. Gaftspiel des Hofschauspiel ers August Junckermann. „Reuter⸗Cyelus“. Erster Abend: Onkel Bräsig. Lebensbild in 5 Acten nach der gleichnamigen Erzählung von Fritz Reuter.

Adolnh Ernst Theater. Dienstag: Zum 75. Male: Der Tanzteufel. Gesangsposse in 4 Acten von Ed. Jaeobson und W. Mannstädt. Couplets theilweise von Gustav Görß. Musil von Gustav Steffens. In Scene gesetzt von Adolph Ernst. Anfang 7 Uhr.

Mittwoch: Der Tanzteufel.

Thomas Theater. Alte Jakobstraße Nr. zo. Direction: Emil Thomas. Dienstag: 6. Gastspiel des Königlich bayerischen Hofschauspielers Conrad Dreher aus München. Zum 1. Male; Die Hoch⸗ zeit des Reservisten. Posse mit Gesang in Auf⸗ zuͤgen (nach dem Französischen der Hexren Duru und Ghivot) von F. Zell. Musik von Julius Stern. Gefangsterte von Isidor Fuchs. Anfang 77 Uhr.

Mittwoch: Conrad Breher als Gast. Zum 2. Male: Die Hochzeit des Reservisten.

70379 . Hohenzollern⸗Galerie

am Lehrter Bahnhof. Gr. histor. Rundgemälde 1640 1890. 9 Vorm. 11 Ab. I M Kinder 50 .

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes⸗ nn,, Park (Lehrter Bahnhof. Geöffnet von 12—= 11 Uhr. Täglich Vorstellung im wissenschaftlichen Theater. Näheres die 2 zettel. Anfang 74 Uhr.

Concerte.

Sing -Akademie. Dienstag, Anfang 3 Uhr. III. Kammermusik⸗Abend. Joh. Kruse, Carl Markees, Ad. Müller, H. Dechert, unter gefälliger Mitwirkung der Concertsängerin Frl. Jacoba Elling.

Hotel de Rome. Dienstag, Anfang 735 Uhr: Concert der Sopranistin Hedwig Ribbeck unter ge⸗ fälliger Mitwirkung von Frl. Marie Schwecht (Kl.) und Herrn Concertmeister Theodor Krelle (Viol).

Concert · gaus. Dienstag, Abends 70 Uhr: Concert des Erk'schen Männer⸗Gesangvereins (Diri⸗ gent: Theodor Hauptstein), unter gütiger Mitwirkung der Karl Meyder'schen Kapelle unter Leitung ihres

Dirigenten. w Die Wüste“, Symphonie⸗Ode in drei Abtheilungen

Circus Renz. Karlstraße. Dienstag, Anfang 76 Uhr: Fer Auf Helgoland Deaf oder: Ebbe und Fluth. Große hydrol. Ausstattunge⸗ . in 2 Abtheilungen vom Director stenz. Nationaltänze (65. Damen) ze, Einlage: „Tscherkeffen“. Dampfschiff⸗ und. Bootfahrten, neue überrafchende Licht- und Feuereffecte. 80 Fuß hohe Riesenfontane. Außerdem: Auftreten der Gebr. Rasso. Jum ersten Male in Berlin: ) Heben eines Orchesters von 12 Mann. 2) Trägt Ferdinand Raffo ein Klavier sammt Pianist, Floöͤtist und Violinist, welche schwebend eine Concertpiece vor— tragen. Bal et Concert hippiqus, dargestellt von 8 Schimmelhengsten, dressirt und vorgeführt von Herrn Franz Renz. Solon“, geritten von der beliebten Schulreiterin Frl. Clotilde Hager. Auftreten des Schulreiters Herrn Gaberel mit dem Schulpferde „Emperor“. Jeu de barre, ge— ritten von 3 Damen. Sisters Lawrence am fliegenden Trapez. Auftreten der Reitkünstlerin Miß Edith fowie des Saltomortalesreiters Mr. Alen. Briatore und A. Delbosq. Komische Entrées und Intermezzos von sämmtl. Clowns ꝛe.

Täglich: Auf Helgoland.

ö Familien⸗Nachrichten.

72676 Statt jeder besonderen Meldung.

Die glückliche Entbindung meiner Frau Marga⸗ rete, geborenen Rosenow, von einem Knaben zeige ergebenst an.

Berlin, den 6. März 1892. ;

Dr. Dieren, Reg.⸗Rath.

Verlobt: Frl. Anna von der Wense mit Hrn. Ingenieur Adolf Frhrn. von Hodenberg (Celle Aurich). Frl. Margarete Guthmann mit Hrn. Prem. Lieut. Hans Gramsch Marklissa. Frank furt a. S). Frl. Minna von Richter mit ö. Rittergutsbesitzer Ernst von Werdeck (Gr. Rosainen Schorbus, Kreis Kottbus). .

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Forstmeister Hammer (Burgstall). Hrn. Prem, Lieut. von Goldfus (Merfeburg). Eine Tochter: Hrn. Prem. Lieut. von Hake Koblenz).

Gestorben: Hr. Sanitäts⸗Rath Dr. B. Langer (Breslau. = Hr. Baurath Knorr (Breslau) Or. Sber-Landesgerichts Rath Adolf. Rachner Breslau). Srn. C. von Hertell Tochter Ulla (Rostoch.

Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin:

Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sieben Beilagen

fang 75 Uhr.

Tanz von Emil Graeb. In Seene gesetzt vom

Mittwoch: Riquette.

von Fölicin David.

leinschließlich Börsen⸗ Beilage). (1063)

neue für den

Villen mit 13 Millionen ebenso gut wirthschaften wie in früheren

der Wadigres angegriffen worden sei. ö6Bönnten. Was die weitere Entwickelung der ,, der Ost⸗

dem Westen * 2 dem Westen, fondern von Tanga oder Bogamoyd nach dem Süden

Rede pon J ide von Tanga aus w

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußeischen Staats⸗Anzeiger.

3 58.

Berlin, Montag, den 7. März

Deutscher Reichstag. 188. Sitzung vom Sonnabend, 5. März. 1 Uhr.

Am Tische des Bundesraths der Reichskanzler Graf von

Caprivi, die Staatssecretäre Dr. von Boetticher und Frclhert von Marschall. . rer gluf der Tagesordnung steht die Bergthung des Etats Auswärtigen Amts, und zwar die ö im Ertraordinarium von 2500 900 M für Maßregeln zur Interdrückung des Sklavenhan dels und zum Schutz der deutschen Interessen in Ost⸗Afrika. Nach den Erläuterungen im Etat war es, da die Civilverwaltung ers mit dem 1. April 1891 hat begonnen werden können, bis cht unmöglich, einen Voranschlag für die Verwendung der Näsgaben im einzelnen zu machen. Auf Einnahmen an Jsälen und Steuern wird bis zum Betrage von zwei Mil⸗ snen gerechnet; die Summe der Ausgaben ist wie im Vor—⸗ fahre auf AM Millionen veranschlagt,

Berichterffatter Abg. Prinz von Arenberg (Centr.): Nach der Auskunft des Vertreters der Colonialabtheilung in der Com⸗ . seien die Verhältnisse in Ost-Afrika wohlgeordnet. Die Ver⸗ waltung sei aufgebaut worden nach Maßgabe deg Programms, das man im vorigen Jahre hier, vernommen habe. An die Spitze der Districte seien ältere Offiziere gesetzt worden. Strafzüge ele nicht mehr unternommen, Streitigkeiten auf dem Wege der Ver⸗ handlung mit den Eingeborenen vermieden werden. Die Finanz— perwaltung entwickele 1 günstig. Die Zolleinnahmen hätten vom Januar bis September 18951 900 009 M betragen. Auf eine Anfrage wegen der Zelewski⸗Unternehmung sei von der Regierung erwidert, daß der Gouverneur die Unternehmung nur unter sehr schweren Be⸗ denken genehmigt habe; von der Colonialabtheilung sei keinerlei Befehl zu der Unternehmung gegeben worden. Der ̃ Major von Wissmann gebaute Dampfer solle

nicht nach dem Nyanza⸗, sondern nach dem Tanganika⸗See gebracht werden. Emin Pascha habe man ein einjähriges Commissorium übertragen und beabsichtigt, es zu verlängern. Eine Anfrage an ihn sei aber unbeantwortet geblieben. Er sei unter Zurücklassung des Gros seiner Unternehmung in das Innere Afrikas borgedrungen, und man habe nichts mehr von ihm gehört. Gegen— über verschiedenen Angriffen auf, die Colonialverwaltung sei darauf zingewiesen worden, daß darauf hingearbeitet werde, möglichst wenig Schreibwerk, zu treiben. Die, Ausbeute der Tabacksplantagen sei keineswegs eine geringe. Verständige Kaufleute mäßen diesen Erzeug— nissen einen großen Werth bei. Bei der Abstimmung sei ein Antrag uf Herabsetzung des Reichszuschusses von 23 auf 13 Millionen abge— lehnt und die volle Summe bewilligt worden.

ö Abg. Dr. Bamberger (dfr.): Er habe seinen Ausführungen vom Dejember v. J. über diese Frage wenig hinzuzufügen. Ueberhaupt säen die Colonialberathungen bei einem Zustand der Beharrung an— ztemmen. Bei den Colonialanhängern bestehe kein lebhafte Be— zisterung mehr für die Ausdehnung der colonialen Thätigkeit, und die Gegner der Colonialpolitik müßten sich mit den einmal gegebenen Verhältnissen abfinden. Seine Partei habe in der Commission be— antragt, statt 27 nur 15 Millionen Reichszuschuß zu bewilligen. Sie sei der Ansicht, zu der auch die Aeußerungen der Reichsregierung bei den letzten Verhandlungen Anlaß gegeben hätten, daß die Ver— beserung der colonialen Einnahmen in Ost-Afrika sie betrage eine Villion zu einer Herabsetzung des Reichszuschusses um dieselbe Summe auffordere. Die Nothwendigkeit und Dringlichkeit der ein zeln Posten könne man hier nicht einmal nach dem Gefühl beurtheilen, das könnten nur die Herren da draußen. Des— hall. lönne man auch gar nicht darüber berathen, wo und wie Abstriche gemacht werden könnten. Indessen könne man dort bei gutem

des

uhren. Neues habe sich seit dem Dezember nicht viel in Ost-Afrika eignet. Es habe inzwischen noch eine Friedensstörung stattgefunden, indem eine Karawane aus dem Innern des Landes von dem Stamme digber Er nehme die Sache nicht hwer schliee aber daraus, daß auch mitten in dem befestigtsten Be⸗ sitz und bei sonst friedlichen Zuftänden dergleichen Dinge vorkommen

afrikanischen Gesellschaft betreffe,

; . . so sei vor einem Jahre der Bau liner Cisenbahn in Aussicht genommen worden.

Sie habe nicht nach

führen sollen. Das ziemlich feststehende Project fei aber aufgegeben worden, weil sich die Kosten viel lte gestellt hätten, als . an⸗ . mngenommen habe. Auch, die Dampferangelegenheit habe ein mn, ö gehabt. Nach einem Mittagessen sei in einer Hanse— e, schlossen worden, dem Major von Wissmann einen Dampfer zu Suen Das sei denn auch mit Hilfe der Afrika⸗Lotterie geschehen. Der ener ie in seinen einzelnen Theilen bis an die Küste von Ost-Afrika . nafft, wor er einstweilen noch liege. Er, wolle darüber nicht ehm, sondern nur zeigen, wie man in dieser ganzen Colonial— 1 ö. Mo ßen und ganzen von einer Enttäuschung zur anderen ge— 1 31 . Man habe erst den Dampfer bis zum Victoria⸗Nyanza⸗See nn, beabsichtigt, Diese Absicht sei aber auf Schwierigkeiten ge— J gen; Von sachverständiger Seite würden Zweifel erhoben, ob nicht Tiefgang des Dampfers für den Victorig⸗Nyanza zu groß sei. n babe, daher auch daran gedacht, ihn nach dem Tanganita-See zu ngen. Außerdem sei jetzt wieder von einem Eisenbahnproject die n fen,. 56 nach dem Binnenlande. Wie es da—⸗ bur ee fg man noch nicht. Man habe hei der letzten Berathung . . tat titel auf Emin Pascha, Wissmann, Gravenreuth, n ö Peters als auf Männer hingewiesen, deren Unterstützung . . ein Gelingen sichere. Mit Ausnahme des Dr. Peters sei . on. diesen niemand mehr im Reichsdienst. Emin Pascha habe, engere stillschweigend verschwunden sei, zu errathen gegeben, daß in eh , estafritg etwas nicht ganz gesund sein müsse. Die Ersetzung 6 Riors von Wissmann durch den Gouverneur von Soden sei Gegen— e eng, heftigen Kritik gewesen. Seine Partei eihlicke in diesem ef gets mn, Anlaß zur Ünfriedenheit oder zur Mißbilligung. Er niht ö . sogar geneigt, zu glauben, daß im Sinne einer ge— h gte Politit die Ersetzung des Majors von Wissmann durch I e bernenr von Soden ein gexechtfertigter Zug sei. Er sei miß⸗ r d geworden gegen die phantastischen, abenteuerlustigen Afrika⸗ J n velche auf die Steuerzahler in der Heimath keine Rücksicht n K Gouverneur von Soden scheine ihm ein besonnener, ue en: Mann zu sein, wie man ihn, in Ost-Afrika brauche. Die ich tung des Herrn Eugen Wolf sei seines Erachtens juristisch . ir ar aber sachlich etwas auffällig. Er wolle in diesem . ini ht Partei ergreifen, halte es jedoch für wünschenswerth, daß ie . Fälle dieser Art Aufklärungen vom J 3 . Ueber die wirthschaftliche Entwickelung St Afrikas . kürzlich öschienene Jahresbericht des deutschen reichsstatistischen . genaue Aufschlüsse. Demnach habe im ergangenen Jahre n Tr ngusfuhn Lon Deutschland nach Ost⸗Afrika 320 000 A6, ahn n nach Deutschland 430 900 46 betragen. Was man Henn en icke, diene zum allergrößten Theile dem Bedürfniß der eigenen smten und Vertreter. Was seien diese Zahlen im Verhältniß zu dem

Tulturbedürfnisse zu gewöhnen. Der Handel bon Afrika nach anderen Gebieten beziehe sich auf wenige Handelserzeugnisse: Elfenbein, Sesam und andere Delerzeugnisse und betrage 4 bis 5 Milltonen im gänzen. Das einzig lohnende an der Colonialverwaltung sei das bas eigentlich der Ausbreitung des Handels im Wege stehe, nämlich die Einnahmen aus Ein- und Ausfuhrzöllen. Wegen der Dampferunter— stützung nach Afrika möchte er von den Vertretern der verbündeten Regierungen gern etwas Näheres erfahren. Die Aufklärungen, die man in letzter Zeit über den Norddeutschen Lloyd erhalten habe, hätten eg, daß die Wirklichkeit weit zurückbleibe hinter den Jukunftz⸗ ildern, die man sich von der Wirkung seiner Unterstützung gemacht habe. Wenn er richtig unterrichtet sei, spiele auch der Dampfer⸗ verkehr nach Afrika keine besondere Rolle, trotz der 900 000 , die der Reichstag jährlich dafür bewillige. Das englische Saus der Gemeinen habe in diesen Tagen 20 009 Pfd. Sterl. zu den Vor⸗ arbeiten für eine Eisenbahn bewilligt, welche die englisch-ostafrikanische Gesellschaft von Mombassa nach dem Victoria⸗Nyanza⸗See zu bauen beabsichtige. Das Wettlaufen der verschiedenen Völker in Afrika scheine dabei seine Rolle gesbielt zu haben. Wenn man diese Be— willigung des englischen Parlaments hier hineinziehen wolle, so möge man erst einmal nachrechnen, welche Interessen England in Oft. Afrika habe, wo es mit seinen Stationen bis an den Vietoria⸗-Nyanza und die südlichen Ausläufe des Nil komme, dessen Nordende mit Ghyrten festzuhalten eine seiner höchsten Lebensinteressen sei.

Reichskanzler Graf von Caprivi:

Die Aeußerung des Herrn Vorredners, daß von allem, was uns in Afrika interessirt, das wesentlichste die Männer seien, die in der Colonie thätig zu sein haben, kann ich mir vollkommen zu eigen machen, und ich werde mich in meiner Erwiderung auf diese Frage beschränken. .

Ich kann ihm zuerst berichtigend in Bezug auf Herrn von Wiss— mann bemerken, daß derselbe nicht ausgeschieden ist. Herr von Wissmann ist noch heute Beamter des Deutschen Reichs; er hat eine schwere Krankheit, die ihn auf dem Commando in Kairo befallen hatte, über— standen, und ist jetzt auf dem oberen Nil, um seiner Wiederherstellung zu leben. Wir geben uns der Hoffnung hin, daß er in nicht zu ferner Zeit auf die eine oder andere Weise für die Colonien wieder ver— wendbar werde. . In Bezug auf Emin Pascha sagte der Herr Vorredner, er hätte stillschweigend Ost-Afrika den Rücken gekehrt, und man könne daraus wohl schließen, daß etwas nicht ganz gesund in Ost-Afrika sei. Viel— leicht wäre auch der Schluß zulässig, daß etwas nicht ganz gesund in Emin Pascha ist. (Sehr richtig und Heiterkeit) Ich will darauf aber nicht näher eingehen. Der uns zur Zeit am meisten interessirende Mann in Ost-Afrika ist der Gouverneur von Soden, in dessen Händen alle Zweige des Dienstes zusammenlaufen, und von dem das Gedeihen der Colonie mehr wie von einem anderen Menschen abhängt. Herr von Soden ist seit Monaten der Gegenstand heftiger Angriffe der Correspondenzen einer hiesigen Zeitung, eines Herrn Eugen Wolf, geworden. Es ist mir bekannt, ich habe es gestern hier gehört, daß eine Petition dieses Herrn an den Reichstag vorliegt; ich will aber, da die Sache einmal heute hier berührt ist auch heute und hier schon antworten, um so mehr, als ich nicht weiß, wann die Petition zur Besprechung kommen wird, und ob ich dann in der Lage sein würde, gegenwärtig zu sein.

Herr Eugen Wolf ist aus Ost-Afrika ausgewiesen worden, aber nicht, wie Herr Dr. Bamberger annimmt, durch Herrn von Soden, sondern durch mich. Ich bin zum Eingreifen in diesem Falle dadurch veranlaßt worden, daß ich der Meinung war, es ist oft eine Wohl— that für den Untergebenen, wenn der Vorgesetzte ihm die Verant— wortung abnimmt, und ich meinte weiter, daß das Odium, welches mit dieser Maßregel verbunden sein könnte, leichter von mir getragen werden würde, als etwa von Herrn von Soden, vollends wenn in Ost— Afrika selbst verschiedene Meinungen über diese Maßregel unter den Deutschen auftauchen. Also ich ganz allein trage die Verantwortung. (Bravo! rechts.) Es hat kein Gesuch des Herrn von Soden vorgelegen; kein Wort hat er gesagt; Herr von Soden ist auch ein Mann, der vor der Verantwortung nicht zurückschreckt, der schließlich die Maßregel selbst wohl würde ergriffen haben, wenn er nicht anders gekonnt hätte. Ich ganz allein habe es aber gemacht.

Daß ich rechtlich dazu befugt war, steht außer allem Zweifel. Nach § 11 des Gesetzes, betreffend die Rechtsverhältnisse der deutschen Schutzgebiete, welcher besagt:

Der Reichskanzler ist befugt, für die Schutzgebiete oder für ein— zelne Theile derselben polizeiliche und sonstige, die Verwaltung be— treffende Vorschriften zu erlassen, hatte das Reichs-Justizamt, das mein berufener Rathgeber in diesen Dingen ist, nicht den mindesten Zweifel an meiner rechtlichen Be— fugniß. Ich könnte Ihnen die Gutachten von anderen anerkannten Rechtslehrern, die in derselben Richtung liegen, anführen, wenn das gewünscht werden sollte.

Berechtigt war ich also. Jetzt käme die zweite Frage: war es räthlich, den Herrn auszuweisen? Und da möchte ich mir nun in Entgegnung auf das, was der Herr Abg. Dr. Bamberger sagte, die Bemerkung erlauben: mir nichts, Dir nichts habe ich ihn auch nicht ausgewiesen, sondern ich habe mir das ganz reiflich und ernstlich überlegt; ich bin aber zu dem Schritt gekommen im wesentlichen aus folgenden Gründen. Unsere Colonie ist noch sehr jung, noch zu jung, um solche Erregungen, wie sie durch die Presse, durch Kritiken von Personen in Deutschland vorkommen, ohne Schaden ertragen zu können. Hier in den alten festgegründeten Verhältnissen ist manches angängig, was in Ost⸗Afrika schädlich sein würde. Die Colonie hat ja vor nicht langer Zeit einen Krieg, einen schweren Aufstand durch⸗ gemacht; sie ist noch jetzt in der Reconvalescenz begriffen, und ich war der Meinung, daß diese Reconvalescenz durch das agitatorische Auftreten eines zweifellos begabten Mannes, wie es Herr Eugen Wolf zu sein scheint, nur gestört werden konnte. Ost-Afrika lebt in gewissem Sinne in einer Art von Dictatur; diese Dictatur kann aber nur insoweit wohlthätig wirken, als der Dietator in seinen Maßregeln nicht gestört wird. Etablirt sich nun in

' nt gen onnde, der jährlich für 3 Milliarden Waare gusführe, nach ka allein für 300 bis 400 Millionen Mark. Die Negerbevölkerung in

Afrika befinde sich in einem ursprüngli 8 lfrika hi glichen Zustand und es werde vielleicht mehr als ein Menschenalter dazu gehören, ö an größere

sagen?

sie haben das gethan —,

nicht vortheilhaft sein kann.

folgen sehen, für die der Soldat den Ausdruck „Schlachtenbummler“ hatte: Leute, die es gut meinten, die auch mal theilnehmen wollten, sie waren sonst vielleicht aus dem einen oder anderen Grund ver— hindert die aber für die Truppe nicht immer bequem und angenehm waren. Sie waren oft sehr weise, namentlich post festum (Heiter— keit) sie trugen keine Verantwortung; die Verantwortung reichte nicht weiter, wie die eines Menschen, der sich hinsetzt, um für eine Zeitung einen geistvollen Artikel zu schreiben. (Heiterkeit) Diese Thaͤtigkeit des „Schlachtenbummlers“ ist der Armee nicht schädlich ge⸗ worden, zum großen Theil deshalb, weil eben alles immer gut ging, und weil für eine erbitterte Kritik kein Punkt da war, wo man einen Haken einschlagen konnte. Ob aber die Thätigkeit von Colonialbummlern (Heiterkeit) ebenso unschädlich bleiben könnte, ist mir zweifelhaft. Keinesfalls wird sie dann unschädlich bleiben, wenn in der Colonie Krisen und schwierige Verhältnisse eintreten. Der Herr Eugen Wolf war schon einige Zeit in der Colonie, seine Berichte über die Colonie waren nicht ohne Wohlwollen, bis der erste Unfall eintrat: die Katastrophe des Detachements Zelewski. Diese Katastrophe hatte am 17. August stattgefunden. Im „Berliner Tageblatt“ vom 8. Ok⸗ tober kommt der erste Bericht von Eugen Wolf darüber und ist datirt Sansibar vom 12. September. In diesem Bericht sagt Herr Wolf nach Auseinandersetzung der Verhältnisse:

Hier hilft es nichts, die Angelegenheit zu vertuschen oder in mil— derem Lichte zu schildern das Facit ist unumstößlich, daß Wissmann und seine braven Truppen 1889, 1890 und im Frühjahr 1891 umsonst gekämpft haben. All das ausgegebene Geld, all die Opfer an Menschenleben, an Gesundheit, die es gekostet hat, um die Küste wieder in unseren Besitz zu bringen, waren sozusagen umsonst. Hier muß schnell und energisch geholfen werden, und das kann meiner Ansicht nach nur durch zwei Dinge geschehen: Bewilligung von Geld, viel Geld, um die nöthige Anzahl von Truppen und Geschützen ins Feld bringen zu können, und die Stellung des richtigen Mannes an den richtigen Platz. Nur der offene Geldbeutel kann hier helfen. Ein erfahrener Führer wird sich wohl heute ohne sehr große Truppenmacht nicht ins Innere wagen. Bisher hat man gegen zusammengelaufene Banden gekämpft; jetzt wird man gegen ganze Völker kämpfen müssen.

Eugen Wolf.

P. S. Soeben habe ich Wissmann einen Moment gesprochen, er brach in Thränen aus und rief ein um das andere Mal: Meine tapfere Schutztruppe, meine braven Kameraden alle hin!

Dies war selbst der Redaction des „Berliner Tageblatts“ etwas zu stark (Heiterkeit); denn inzwischen waren eine Menge Telegramme hier angekommen, die ganz unwiderleglich darlegten, daß zwar der Untergang dieser Expedition und der wackern Männer, die sie geführt hatten, sehr beklagenswerth, daß aber eine Katastrophe, die weiter wirkte, nach keiner Richtung eingetreten war. Die Redaction des „Berliner Tageblatts“ sagt zu demselben Bericht in einer Anmerkung:

Das sind die ersten brieflichen Nachrichten, welche über den Untergang der Expedition Zelewski nach Deutschland gelangten. Die Briefe sind in der ersten Aufregung geschrieben und spiegeln Verstimmungen und Beklemmungen wieder, welche sich inzwischen glücklicherweise in manchen Dingen als übertrieben erwiesen haben.

Dafür, daß sie sich als übertrieben erwiesen haben, werde ich noch andere Zeugnisse anführen und zunächst den Bericht eines Mannes, der ihn an demselben Tage geschrieben hat, wo Herr Eugen Wolf seinen agitatorischen Bericht, der von Pessimismus kohlschwarz ist, herschickte. Dieser nach meinem Dafürhalten unverdächtige Zeuge ist der Commandant S. M. Kreuzer „Schwalbe“, der Corvetten⸗-Capitän Rüdiger, der in— zwischen zum Colonialdienst commandirt worden ist, der aber damals davon keine Ahnung hatte und vollkommen unabhängig von Herrn von Soden war; er war nicht sein Untergebener. Dieser Herr berichtete an seine vorgesetzte Behörde, an das Ober-Commando der Marine der Bericht ist wie alle solche Berichte, die das Aus— wärtige Amt interessiren könnten, diesem zugegangen der Corvetten— Capitän Rüdiger schreibt also am 12. September Folgendes:

Ueber den Ernst der Lage gehen die Ansichten auseinander, Major von Wissmann, auf seine Kenntniß der afrikanischen Völker— schaften nach seiner Erfahrung verweisend, sieht alles Erreichte für ver— loren an und ist der Ueberzeugung, daß diese ernste Schlappe Folgen nach sich ziehen muß, die das deutsche Ansehen in Ost-Afrika ohne die allergrößten Anstrengungen, durch zahlreiche Truppen unterstützt, dauernd vernichten müssen.

Von der Sicherung der Karawanenstraßen, womöglich Unter— nehmungen im Gebiete der Seen, kann gar keine Rede mehr sein. Nach seiner Meinung mußte Alles, was von Mpwapwa westlich ist, sofort zurückgerufen werden, ohne Rücksicht, ob dort etwas Erreichtes im Stich gelassen wird, oder nicht. Nur die Küste halten, kann die einzige Aufgabe sein.

Seine Excellenz der Gouverneur glaubt wohl die Sache sehr ernst nehmen zu müssen, will auch der Völkerkenntniß des Majors von Wissmann alle Rücksicht zu Theil werden lassen, meint aber nur,

Ost-Afrika neben dem Gouverneur unter den wenigen Deutschen, die

er könne nicht die Flinte ins Korn werfen, ohne thatsächliche Be⸗—

da sind, ein Mann, der die Mittel hat, täglich nach Berlin zu tele—

graphiren, eines unserer gelesensten Blätter und auf diesem Wege eine Menge anderer Organe mit Nachrichten zu versehen, so muß das ja zurückwirken. Einmal muß das zurückwirken auf die Colonie selbst. Es wird ja bekannt: hier ist ein Mann, der hat Verbindungen, der telegraphirt wieder, wer weiß was; was werden sie zu Hause dazu Es ist eine Thätigkeit, die unsere Beamten in Ost-Afrika in ihrer Pflichterfüllung und in ihrem Gehorsam gegen den Gouverneur, ic will nicht sagen erschüttern, aber doch vielleicht schwächen könnte. Hier bei uns in Deutschland aber müssen solche Telegramme und wenn sie eines auf das andere folgen und mit apodiktischer Sicherheit Nachrichten und Urtheile aussprechen, sie müssen einen Eindruck machen, der, wie mir scheint, der Colonie

Wir haben in den Kriegen militärische Amateurs unserer Truppe