1892 / 61 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 10 Mar 1892 18:00:01 GMT) scan diff

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aus demselben Anlaß mit Laubgewinden und Kränzen geschmäckt. Die Photographische Gesellschaft Luisenstadt von Hugo Strube u. Comp. hat zum Andenken an den Geburts⸗ tag der Königin Luise für heute eine Feier veranstaltet, bei der einige Zeitgenossen der Königin, die an der Befreiung Deutsch⸗ lands von der Fremdherrschaft hervorragend mitgewirkt haben, ver⸗ herrlicht werden sollen. An einem der Fenster des mit Fahnen reich geschmückten Hauses wird ein Bildniß der Königin Luise, an einem anderen werden Wandelbilder in folgender Reihenfolge erscheinen: I König Friedrich Wilhelm III.. 2) General von Scharnhorst, 3 General Graf von Gneisenau, 4) Feldmarschall Fürst Blücher von Wahlstatt, 5) General Graf Jork von Wartenburg, 6) Staats⸗ Minister vom Stein, 7) Staats-Minister von Hardenberg, 8) Theodor Körner, 9) Schill, 10) Major von Lützow, 11) Jahn. Vor dem jedesmaligen Erscheinen eines Bildnisses wird der Name desjenigen, den es darstellt, sichtbar gemacht werden. Die künstlerisch ausge⸗ führten vergrößerten Photographien werden durch elektrisches Licht * leuchtet sein.

Wie die ‚Tägl. Rdsch. erfährt, hat das Betriebs amt der Stadt⸗ und Ringbahn sich entschlossen, den Fahrkarten-Verkauf an den Schaltern durch Aufstellung von automatischen Apparaten zu entlasten. Von morgen ab wird auf dem Schlesischen Bahnhof ein solcher Automat, vorerst allerdings nur versuchsweise, in Thätig⸗ keit treten. Es ist dies ein elektrischer Verkaufsapparat. Der Er⸗ finder, ein Elektrotechniker, ist in der Telegraphen⸗Bauanstalt von F. Schuchardt, Wassergasse 9, angestellt. Durch Ein⸗ wurf des Geldstücks wird eine elektrische Batterie in Thätig⸗ keit gesetzt, die alsdann den Mechanismus in Kraft treten läßt. Die Fahrkarte fällt ohne Zuthun des Kaufenden in eine große Schale, aus der sie bequem herauszunehmen ist. Der Automat verkauft vierzig Karten in der Minute. Der erste Apparat ist für eine Füllung mit fünfhundert Fahrkarten eingerichtet, kann aber leicht vergrößert werden. Auf Anweisung des Betriebsamts wird der Automat zunächst Stadtbahnkarten dritter Klasse verkaufen, die zwischen den Stationen Schlesischer Bahnhof und Lehrter Bahn⸗— hof gültig sind.

Herr Dr. R. von Hanstein wird morgen Abend in der Urania über „Bauten und Kunstfertigkeiten der Thiere“ sprechen und seinen Vortrag durch eine außergewöhnlich große Anzahl der interessantesten Projectionsbilder illustriren.

Das Friedrichsstift in Steglitz feierte am heutigen Lui sen⸗ tag in Gegenwart Ihrer Majestät der Kagiserin Friedrich sein Stiftungsfest. In dem reich geschmückten Festsaal fand ein Act statt, bei dem Pastor Hagenau die Ansprache hielt und Präsident Kayser, der Vorsitzende des Curatoriums, Prämien an die fleißigen Zöglinge vertheilte. Die Kaiserin besichtigte dann die Räume des neuen Stiftshauses und schied mit Ausdrücken voller Anerkennung.

4 Dirscha u. Der Umbau der alten Weichselbrücke bei Dirschau für den Wagenverkehr unter Beseitigung der bisherigen Schienen ist gegenwärtig nahezu beendet. Es ist dadurch die dringend wünschenswerthe, beständig bequeme Verbindung der Stadt Dirschau mit den Niederungsortschaften hergestellt.

44 Posen. Die am 9. November 1891 hierselbst eröffnete, staatlicherseits ins Leben gerufene neue Baugewerksschule ist für die Provinz Posen von außerordentlicher Bedeutung, einerseits weil hier das Baugewerbe darnieder liegt, andererseits weil die Bezirks⸗ eingesessenen nicht mehr gezwungen sind, ihre Angehörigen auf weit entfernte Schulen dieser Art zu senden. Der unerwar—⸗ tete Zudrang von Schülern hat dazu genöthigt, drei parallele

vierte Klassen einzurichten, die erste Klasse wird erst mit

Beginn des Sommer-Semesters gebildet werden. Gegenwärtig bestehen fünf Klassen mit einer Gesammtzahl von 109 Schülern Die Schule ist vorläufig in einem städtischen früheren Elementar⸗-Schul⸗ gebäude untergebracht. Die Stadtgemeinde Posen hat sich verpflichtet, ein für 230 Schüler und zehn Klassen ausreichendes Schulgebäude zu errichten, in welchem später auch der Zeichenunterricht der neu zu be— gründenden Fortbildungsschule ertheilt werden soll. Die Stadt trägt ferner die Kosten der Unterhaltung des Hauses, die Heizung und Be⸗ leuchtung der Schulräume, alle übrigen Kosten der Staat.

Hannover, 7. März. Von einem Unglücksfall ist, wie der Hann. Cour.“ meldet, vor einigen Tagen der General⸗Superintendent in Aurich D. Bartels und dessen Gattin betroffen worden. Sie waren auf Besuch zu Verwandten nach dem Lüneburgischen gereist. Bei einer Ausfahrt daselbst in einem offenen Wagen, dessen Pferde scheu wurden, haben beide durch einen Sturz von dem Gefährt sich erhebliche Verletzungen zugezogen, und hat infolge dessen dem General⸗Superintendenten die linke Hand abgenommen werden müssen.

München, 8. März. Der verstorbene Präsident Staatsrath don Braun hat, wie der N. Pr. Z. berichtet wird, den größten

Theil seines Vermögens wohlthätigen und gemeinnützigen Anstalten überwiesen. U. a. ist das auf Anregung von Braun's errichtete pfälzische Gewerbe⸗Museum in Kaiserslautern mit 100 000 AM bedacht.

Mannheim, 9. März. Auf der Station Goddelau der Riedbahn stieß laut Meldung des W. T. B.“ ein von Mannheim kommender Güterzug auf einen rangirenden Güterzug. Sechs Personen wurden verletzt, zum theil schwer. Die Ursache des Unfalls ist unbekannt, der Schaden an Material bedeutend.

Ham burg, 8. März. Ein Lehrerinnen-Heim“ in großem Stil wird, wie man der -N. Pr. Z. schreibt, hier, dank der Füͤrsorge eines wohlthätigen Erblassers, errichtet werden. Der Rentier Schmi— lins ky, Begründer der bedeutenden Schiffsbaufirma Jansen und Schmilinsky, hinterließ bei seinem Tode ein nach mehreren Millionen Mark zählendes Vermögen mit der Bestimmung, den größten Theil des Geldes für die Erbauung eines Lehrerinnen -Heims zu verwenden. Das Testament wurde von den Schmilinsky'schen Erben angefochten. Jetzt ist indeß ein Vergleich in der Weise zu stande gekommen, daß die Erben einen Theil der hinterlassenen Gelder ausbezahlt erhalten, während der größere Theil für den obenerwähnten Zweck verwandt werden wird. Vollstrecker des Testaments ist der Hamburger Senat, der nunmehr das Erbschaftsamt mit den weiteren Maßnahmen betraut hat. Dieses Ergebniß ist um so freudiger zu begrüßen, als Hamburg, wo mehr als siebzig wohlthätige Stiftungen bestehen, ein eigentliches Lehrerinnen-Heim, wo hilfsbedürftige unverheirathete Lehrerinnen oder dem Lehrerstande angehörende bedürftige Wittwen ein Unterkommen finden, noch nicht besitzt.

Madrid, 9. März. Nachrichten des W. T. B. zufolge haben in ganz Spanien Ueberschwemmungen stattgefunden und beträchtlichen Schaden angerichtet. Namentlich sind der Guadal— quivir und der Tajo in beunruhigender Weise gestiegen. Nach einem der ‚Mgdb. Ztg.‘ zugegangenen Telegramm . die Ueber⸗ schwemmungen in Südspanien den Charakter einer furchtbaren Kata— strouhhe an. In Sevilla ertranken zwölf Personen, mehrere hundert Familien sind brotlos. In Cordova stuͤrzte eine Brücke ein, und fanden mehrere Personen dadurch in den Fluthen den Tod.

9

New-⸗JYork, 8. März. In New-Hork ist dem R. B.“ zufolge die Nachricht eingetroffen, daß die Bark „Invertrossachs“ auf der Fahrt von Philadelphia nach Kalkutta von ihrer Besatzung ver— lassen worden ist. Es gelang dem Dampfer ‚„Mendelssohn“ auf der

Fahrt von Baltimore nach Rotterdam, 26 Matrosen; sollen zehn ertrunken sein. 2

New⸗Vork, 9. März. Unweit St. Louis, einer Stati . . Y arz. * . Statio Pacifichahn, stießen, wie .S. T. B. meldet, zwei n Fünf Passagiere blieben auf der Stelle todt und eine große An. zahl von ihnen wurde verletzt. ;

Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.

München, 10. März. (W. T. B.) Die Kammer der Abgeordneten genehmigte den Etat der directen Steuern mit 29 7901 009 M in den Einnahmen und mit 982 600 S in den Ausgaben ohne erhebliche Debatte.

London, 10. März. (W. T. B.) Reuter's Bureau“

meldet aus Sydney vom 9. März: Depeschen aus Samoa zufolge wird die Agitation für eine Verbesserung des Ver— trages von 1889 fortgesetzt. Zur Beseitigung der Streitigkeiten zwischen den Anhängern Malie toams 7und Mataafa's sind Ausgleichsverhandlungen im Gange. WBest, 106 März. (W. T. B; Das Unterhaus beschloß in geheimer Sitzung, zu Gunsten der Nothleidenden in Ober-Ungarn auf die den Abgeordneten zustehenden Diäten für einen Tag zu verzichten.

St Petersburg, 10. März. (W. T. B.) Aus Mittel— und Süd-⸗Rußland werden starke Schneestürme ge— meldet. Auf der Koslow-Woronesh-Eisenbahn mußten infolge der Schneeverwehungen ahlreiche Züge, auf der Strecke liegen bleiben. Das Verkehrs— Ministerium hat die erforderlichen Maßnahmen getroffen, um die Reisenden und die Arbeiter mit Lebensmitteln zu versehen.

Konstantinopel, 10. März. (W. T. B.) Meldungen der „Agence de Constantinople“) Die Abreise Achmed Ejub Pascha's nach Kairo zur Uebermittelung des In vestitur— Fermans für den Khedive verzögert sich. Wie verlautet, beabsichtigte der Sultan, das bereits fertig— gestellte Document dahin abzuändern, daß der Ausdruck „egyptisches Territorium durch „afrikanisches Territo—⸗ rium“ ersetzt werde. Dadurch würde die von der Türkei als unmittelbares Besitzthum betrachtete Halbinsel Sinai aus— geschlossen. Die türkischen Behörden verhafteten am ver— gangenen Sonnabend den hiesigen Agenten der russischen Post Schischmanoff, welcher der intellectuellen Mitwissenschaft bei der Ermordung des bulgarischen Agenten Wulko— vitsch verdächtig ist. Schischmanoff wurde auf Reclamation des russischen General(Konsuls diesem ausgeliefert.

Chicago, 10. März. (W. T. B.) Nach hier ein— egangenen Meldungen wüthet auf der ganzen Strecke vom Michigansee bis Montana ein furchtbarer Schnee— sturm. Von allen Seiten wird, obschon bisher nur unvoll— ständige Berichte vorliegen, Zerstörung von Eigenthum und Verlust. von. Menschenleben gemeldet. Der Telegraphendienst ist gestört.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

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* dir. 758 izza . still wolkig ö . n . 6Hegen WVDVorstellung Die Königsbrüder. Anfang 7 Uhr. ; ,, ,, Saat. 6 Sonntag: Nachmittags 27 Uhr: Kabale und Reif. Liebe. Abends 7J Übr: Der Hüttenbesitzer.

Nord-England, einen Ausläufer südwärts näch den Alpen entsendend, welch letzterer schwache südliche Fünf Dichter.

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1) Schnee.

Uebersicht der Witterung. Ein tiefes barometrisches Minimum liegt über

und südöstliche Winde über Deutschland verursacht,

sodaß die oceanische Luftströmung zu unseren Gegen⸗ Abends 7 . si

den noch keinen Zutritt hat. Das Wetter 9 in Fünf ö V Deutschland vorwiegend trübe und durchschnittlich wärmer, in den westlichen, und centralen Gebiets— theilen herrscht nur noch leichter Frost, in den süd— M westlichen Thauwetter. Stellenweise haben in Deutsch— Male Yvette. land leichte Schneefälle stattgefunden.

Deutsche Seewarte. . n sch Victor Holländer.

nam, bürger. Anfang 77 Uhr.

Theater ⸗Anzeigen. Königliche Schauspiele. Freitag: Opern—

Tell heim.

Morgens. Lortzing. Dirigent: Musikdirector Wegsner. An— fang 7 Uhr.

Schauspielhaus. brochene Krug. Kleist. In Scene gesetzt vom Ober-Regisseur Max fang 7 Uhr.

Grube. Der eingebildete Kranke. Lustspiel in 3 Aufzüägen von MoliZre, mit Benutzung der . - Baudissin schen Uebersetzung. In Scene gesetzt vom 5 wellig Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 Ühr—

heiter Sonnabend: Opernhaus. 65. Vorstellung. Caval-

3 wolkig ? von Paul Taglioni.

Wegener. Anfang 7 Uhr. 1 wolkig Schauspiel haus. Schnee) 3 Lachen. Märchen-Schwank in z Bildern von Ernst gerichtet von August Junckermann. 2 bedeckt von Wildenbruch. 1 wolkig Tanz von Emil Graeb. In Seene gesetzt vom IL bedeckt Ober⸗Regisseur Max Grube. Musikalische Direc⸗

tion: Herr Steinmann. Anfang 7 Uhr.

Deutsches Theater. Freitag: Das Winter— märchen. Anfang 7 Uhr.

Sonnabend: Haus Louei.

Sonntag: Haus Lonei.

Die erste Aufführung von „Gyges und sein Ring“, Tragödie fzügen Hebbel, findet am Montag statt.

Lessing Theater. Freitag: Gleiches Recht. Sonnabend: Paragraph 330 (Fiaker 117).

Wallner . Theater. Freitag: Zum letzten

mit Gesang (nach Carl Laufs und Maximilian Kraemer. Musik von

Sonntag. Nachmittags⸗Vorstellung zu ermäßigten haus. Z]. Vorstellung Cavallerisa rusti- Preisen. Gewagte Mittel. Lustspiel in 3 Acten Cane (Banern- Ehre). Oper in 1 Aufzug von Francis Stahl. von Pietro Mascagni. Tert nach dem gleich— 2 6 . Verga. In Scene ge⸗ etzt bom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Freitag: Mit neuer Ausstattun 51. Male? ! n 1 . R ö o ing, zum 51. Male? Musikdirector Wegener. Vorher! Der Waffen⸗ Das Sonntagskind. Operette in 3 Acten von pon Suppe. Polonaise von Stöhr. Ung. Rhapsodie

schmied. Komische Oper in 3 Acten von Albert hug Wittmann und Julius Bauer. Musik von Ur. II. von Liszt. ‚Nord und Süd“, Walzer don rl Millöcker. In Scene gesetzt von Julius Warnke. „O cara memoria“ für Cello von Servais

Fritzsche. Dirigent: Kapellmeister Federmann. Die (Herr Schmid). Phantasie aus „Cavalleria rusti-

79. ‚Vorstellung. Der zer- Decorationen aus dem Atelier von Falk. Die ö Mascagni F für Pis . g. ; ; neuen ana“ von Mascagni. „Fatherland“ für Piston von Lustspiel in 1 Aufzug von H. von Costume vom Garderoben⸗-Inspector Ventzkh. An. Hartmann (Herr Böhme ö vi

burg. Freitag: Zum 14. Male:

Sonnabend: Riquette.

Sonnabend: Z. 52. Male: Das Sonntagskind.

Circus Renz. Karlstraße. Freitag, Anfang

Residenz · Theater. Direction: Sigmund Lauten ⸗· 74 Uhr: Große Komiker-Vorstellung. Auftreten lk Cousine). Lustpiel in 3 Acten inn . ge n ia ed D ö 8g ö wolki ĩ ; 6 . we, . 1, Lustpiel in 3 Acten von Henry Meilhac. Pe William, Gebrüder Diguta und Warne, 9 , ö . In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. An. Derrmann,. Gebrüder Kronemann, Misco zc. in ihren . , . r, eas cagnn. Text, nach fang 73 Uhr. 3 . gleichnamigen Volksstück, von Verga. In Scene 2 deckt t gesetzt vom Ober-Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Schnee Mufsikdirector Wegener. Hierauf: Das goldene

Kreuz. Oper in 2 Acten von Ignatz Brüll. Text nach dem Franzßsischen von H. S. von Mofenthal. Tanz spiel des Kgl. Hofschauspielers August Junckermann. Ischerkeffen Dirigent: Musikdirector , Erster Abend: Onkel Bräsig. neue siberraschende Licht- und Feuereffecte. 80 Fuß Lebensbild in 5 Acten nach dem Roman „Ut mine hohe Riesenfontäne. Außerdem: Auftreten der Gebr.

höchst komischen Entrées und Intermezzos. Zum 74. Male; G Auf Helgoland Mea oder: Ebbe und Fluth Große hydrol. Ausstattungs⸗

Belle. Alliance. Theater. Freitag: 3. Gast— Pantomime in 2 Altheilungen vom Director G.

Renz. Naticnaltänze (65 Damen) ꝛc. Einlage: Dampfschiff und Bootfahrten,

A. Vorstellung. Das heilige Stremtid? von Fritz Reuter. Für die Bühne ein⸗ Raffo. Zum ersten Male in' Berlin: IJ Heben 1D. * 1U( 285 9 . D

Musik von Ferdinand Hummel.

Adolph Ernst Theater. 78. Male: Der Tanzteufel.

Ernst. Anfang z Uhr. Sonnabend: Der Tanzteufel.

in 5 Aufzügen von Friedrich

Chivot) von F. Zell. Musik von

Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

ĩ l Julius Stern. Gesangstexte von Isidor Fuchs. Anfang 75 Uhr. Sonnabend: Conrad Dreher als Gast. Zum 5. Male: Die Hochzeit des Reservisten. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Volksthümliche J ö Reif⸗Reiflingen. Verlobt; Frl. Anna von Stephan mit Hrn. in Schwank mi esang in 5 Aufzü ; zo Sonntag. Nachmittags 25 Uhr: Gleiches Recht. Moser. Gitane tem 1 3,

Anf 74 ö —— . 8 2 . Anfang 73 Uhr. eines Orchesters von 12 Mann. 2) Trägt Ferdinand

Rasso ein Klavier sammt Pianist, Flötist und Violinist, welche schwebend eine Concertpiece vor—

Freitag: Zum tragen. Auftreten einer Wiener Damenkapelle.

t Gesangsposse in Prinz Carneval und sein Gefolge, komisch⸗equestr. 4 Aeten von Ed. Jacobson und W. Mannstädt. Arrangements mit 12 Freiheitspferden, dressirt und Couplets theilweise von Gustav Görß. Mun von vorgeführt von Herrn Franz Renz. „Emperor“, Gustav Steffens. In Scene gesetzt von

Adolph geritten von dem Schulreiter Herrn Gaberel. Mlle. Edith auf ungesatteltem Pferde. Frl. Natalie, Parforcereiterin. Mlle. Theresina Auf dem 20 Fnß hohen Drahtseil. Mr. Jules, Jockey⸗

Thomas Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. reit J 36

Sonnabend: Benefiz für den beliebten Clown

Direction: Emil Thomas. Freitag: 9. Gastspiel C Bod fes . . des Königlich bayerischen Hofschau shielerz 8 89 Berliner Theater. Freitag: 265. Abonnements Dreher aus München. Zum 4. Male; Die Hoch- (1 Kind Frei: Auf Verlangen: Die lustigen

zeit des Reservisten. Posse mit Gesang in 4 Auf— i Abends 7 ; f zügen (nach dem Französischen der Herren Duru und k,,

Sonntag: 2 Vorstellungen. Nachmittags 4 Uhr

Familien⸗Nachrichten.

Prem. Lieut. von Napolski (Berlin). Frl. Mar⸗ garete Schwarzkopf mit Hrn. Landrichter Richard

for]

Carnevalsposse in 3 Acten einer französischen Idee) von

Hohenzollern⸗Galerie

; am Lehrter Bahnhof.

Gr. histor. Rundgemälde 1640 9 Vorm. 11 Ab. I ½ Kinder 50 4.

Altsmann (Nauen Berlin). Frl. Marie Pfannschmidt mit Hrn. Archidiakonus Friedrich Kreipe (Berlin —Sondershausen). ö Geboren: Ein Sohn: Hrn. Hauptmann Georg von Schulz (Freiberg i. Sachsen). Eine Tochter: Hrn. Lieut. Werner von Lenthe (Bonn), Gestorben: Verw. Fr. Ober⸗Regierungs⸗Rath

1890.

Vorher: Der berühmte Mit—

zettel. Anfang 7 Uhr.

Uranin, Anstalt für volksthümliche Naturkunde.

83. K 8 Aus = ö Sonnabend: Zum J. Male: Sein bester Freund. ö 6, ehe fern hc

Schwank in 4 Acten von Fritz Brentano und Karl wissenschaftlichen Theater. Naäherez die Anschlag⸗

Mathilde von Scheel, geb. Gräfin von Bülow (Potsdam).

Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin:

Coneerte. Concert Gaus. Freitag:

Parquet 11M Anfang 4 Uhr.

Friedrich Wilhelmstädtisches Theater. Gercert. Anfang ? Uhr

Karl Meyder⸗

Duvp. . Mignon , von Thomas. Leichte Cavallerie

Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags Anstalt, Berlin 8sW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Acht Beilagen leinschließlich Börsen Beilage).

zum Deutschen Reichs⸗-Anzeiger und Königlich Preuß

Berlin, Donnerstag, den 10. März

Deutscher Reichstag. 191. Sitzung vom Mittwoch, 9. März. 12 Uhr.

Am Tische des Bundesraths die Staatssecretäre Dr. von Boesticher und Freiherr von Maltzahn. ;

Die zweite Berathung des Etats der Zölle, Ver⸗ brauchssteuern und Aversen, speciell die gestern unter— brochene Discussion des Antrags Menzer und Genossen, den Zollsatz für Tabackblätter, unbearbeitet, und Stengel von 85 auf 135 ½ für den Doppelcentner zu erhöhen, wird fortgesetzt. Der Antrag ist von conservativen und vier nationnalliberalen Vertretern der Pfalz unterstützt.

Abg. Brünings (al): . Die Lage der pfälzischen Tabackbauer sei infolge des Mißverhältnisses zwischen der inländischen Steuer und dem Auslandszoll eine überaus ungünstige. Der Umfang der mit Taback bebauten Flächen nehme stetig ab in dem Maße, als aus— sändische Tabacke zu einem verhältnißmäßig niedrigen Zollsatze in der Pfal; eingeführt würden. Es sei auch kein Wunder, daß gerade, der keutsche Tabackhändler und Cigarrenfabrikant namentlich die billigen ausländischen Tabacke benutze. Er habe die ausländischen Tabacke beguem zur Hand, vermeide die Unbequemlichkeiten mit der inländischen Steuer und trage nicht die Gefahr des Transports, Der pfälʒzische Tabackbauer aber arbeite bei den hohen Herstellungskosten ohne jeden Gewinn. Dieser Mißstand würde verschwinden, wenn der Zoll von s auf 125 6 erhöht, würde. Der inländische Taback würde dann bei gleicher Güte an die Stelle des ausländischen treten, die Einfuhr ausländischen Tabacks würde auf das richtige Maß beschränkt werden und der Handel würde einen neuen Aufschwung erfahren. Der Taback⸗ bau würde sich wieder mehr dem Qualitätsbau zuwenden und der deutsche Bauer die Früchte seiner ehrlichen Arbeit und seines Fleißes wieder ernten. Der bayerische Finanz⸗Minister habe vor wenigen Tagen in der bayerischen Kammer die Berechtigung der Klagen der deutschen Tabackbauer anerkannt und, soweit an ihm liege, Abhilfe versprochen. Hoffentlich betrete der Bundes⸗ rath denselben Weg durch Annahme des Antrags Menzer.

Abg. Dr. CIemm (nl): Der beste Taback in der Pfalz werde auf Sandboden gebaut, und von einer Fruchtfolge könne nicht die Rede sein, wenn der Tabackbau ganz wegfalle; es fehle dann der Dung für die anderen Feldfrüchte. Mit Recht beklagten sich die Pfälzer über manche Miß⸗ stände bei der dortigen Steuerabfertigung, namentlich über das Ver⸗ wiegen des Tabacks. Im Gegensatz zu Baden bestimme in der Pfalz der Zollbeamte, wann der Taback verwogen werde. Es komme vor, daß der Taback vierzehn Tage auf dem Haufen liegen müsse und verderbe. . k J ; .

Abg. Dr. Barth (dfr. :. Die Klagen der Pfälzer mögen in mancher Beziehung berechtigt sein; indessen, ergebe doch die Statistik der letzten zehn Jahre, daß sich die Lage keineswegs zu Ungunsten der Tabackbauer verschoben habe. Der Durchschnittsertrag an treckenen Tabackblättern habe in den letzten zehn Jahren 412 24 Dopvpel⸗-Ctr., 1890,91 dagegen 423 720 Doppel⸗-Ctr. und der Preis im ersten Zeit⸗ raum einschließlich der. Steuer 75,5 M6, 189091 75,8 46 betragen, Man könne also mit einem Rückgang der Preise diesen Antrag nicht begründen. Im Anschluß an den Titel Zölle. dürfe er noch kurz dar⸗ auf hinweisen, daß am 6. Februar nach dem Inkrafttreten der Handels verträge der Weizenpreis über Roggen lasse sich wegen der russischen Verhäßtnisse nichts Sicheres darthun in Berlin 20167 „0, in Lon⸗ don 170,3 6 gekostet habe, während drei Monate früher die Preise 193,38 und 240 60 betragen hätten. Der Unterschied von 46 am . November 1591 habe sich also auf 31 4 am 6. Februar 1892 vermindert. Dieser Unterschied sei um 15 6 zurückgegangen, genau um fo viel, wie die Zollermäßigung betrage. Damit sei der Beweis geliefert, daß der Zoll voll und ganz von inländischen Consumenten getragen werde, daß er um den vollen Betrag das Korn vertheuere, und daß also die Forderung der Abschaffung jedes Getreideszolls immer wieder erhoben werden müsse. Ebenso lasse sich heute ziffermäßig genau nachweisen, daß derselbe Einfluß sich auch in den Brotpreisen aus⸗ drücke. Iach der statistischen Aufmachung des Herrn Hirschberg habe im Januar 1891 der Roggenpreis in Berlin durchschnittlich 1792 4 für den Doppelcentner betragen, er sei im Dezember bis 23, SUĩ 6 gestiegen. Das Roggenbrot habe im Januar 1891 durchschnittlich 38.39 für den Doppelgentner, betragen, Ende Dezember dagegen 4,53 „, derselbe Unterschied wie beim Roggenpreis. Er habe die Behauptung aufgestellt, daß selbst bei dem verminderten Getreidezoll von 35 M die Gesammtlast, die das deutschs Volk infolge dessen zu tragen habe, mindestens 260 Millionen Mark betrage.

Staatssecretär Freiherr von Maltzahn:

Ich glaube im Interesse des Hauses zu handeln, wenn ich auf die Frage der Getreidezölle, welche ja eben durch das Inkrafttreten der Handelsverträge eine Lösung gefunden hat, im gegenwärtigen Momente nicht weiter eingehe. Nur in einer Beziehung möchte ich den über diesen Punkt gemachten Ausführungen des Herrn Vorredners doch sofort ein Fragezeichen hinzufügen.

Der Herr Vorredner meinte, daß der Preisabschlag, welcher nach dem 1. Februar innerhalb Deutschlands bei der Brotfrucht eingetreten ist, ausschließlich seine Ursache habe in der Ermäßigung der Zölle. Zuruf.) Ich habe die Sache so aufgefaßt, als ob der Vorredner dies gemeint habe. Sollte ich mich geirrt haben, so würde meine Entgegnung seine Ausführungen nicht treffen. Ich habe aber in den Ausführungen vermißt die Erwähnung eines Moments, welches meiner Meinung nach bei diesem Preisabschlag sehr erheblich mitbestimmend gewirkt hat, nämlich das Hineinströmen des mit Rücksicht auf den am 1. Februar zu erwartenden niedrigeren Zoll zurückgehaltenen Getreides. Ich möchte glauben, daß dieses Moment dazu mitgewirkt hat, den Preisabschlag, der seit dem 1. Februar eingetreten ist, stärker eintreten zu lassen, als er ohne Mitwirken dieses Moments eingetreten sein würde.

Das Wort habe ich mir aber nicht um dieser Frage willen er— beten, sondern um eine kurze Erklärung in Bezug auf den Antrag der Herren Menzer, Graf Douglas und von Winterfeldt-Menkin ab— zugeben. Und diese Erklärung kann nur dahin lauten, daß die ver⸗ bündeten Regierungen, wenn der Reichstag einen solchen Antrag be— schließen sollte, ihn in Erwägung nehmen werden. Wie aber ihre Entscheidung materiell ausfallen würde, das bin ich heute völlig außer stande zu erklären, denn zur Zeit sind die verbündeten Re— gierungen noch nicht in der Lage gewesen, zu diesem Antrage Stellung zu nehmen. Der Antrag ist allerdings vor einem Jahre hier im Reichstage auch bereits einmal gestellt und verhandelt worden. Er ist aber bekanntlich vom Reichstag in der Sitzung vom 10. Februar abgelehnt. Nun verkenne ich allerdings nicht, daß dieser ablehnende Beschluß des Reichstags dadurch wesent— lich an Bedeutung verliert, daß bei einer späteren Abstimmung in der⸗ selben Sitzung sich herausstellte, daß der Reichstag damals wahrschein⸗ lich nicht so zahlreich versammelt war wie heute (Heiterkeit) denn

Erste Beilage

bei einer späteren Abstimmung in derselben Sitzung ergab sich die Beschlußunfähigkeit des Hauses.

Ueber den zweiten Theil des damaligen Antrages der Herr Präsident gestattet mir vielleicht, auf diese Frage gleich einzugehen, ob⸗ wohl dies eigentlich erst zur Tabacksteuer gehört welcher eine Er— mäßigung der inneren Tabacksteuer bezweckte, ist dann die Abstimmung in der nächsten Sitzung wiederholt, und dieser Theil des damaligen Antrags ist den verbündeten Regierungen von Seiten des Reichtags überwiesen worden. Die verbündeten Regierungen haben ihrerseits diese Resolution des Reichstags den zuständigen Ausschüssen über⸗ wiesen. Von den Ausschüssen ist aber über die Angelegenheit noch nicht verhandelt. (Heiterkeit. )

Meine Herren, ich glaube auch, daß in diesem Nichtverhandeln der Ausschüsse nicht irgend eine Verschleppung der Angelegenheit gefunden werden kann, wenn Sie Folgendes erwägen. Unmittelbar vor der Berathung dieses Gegenstandes im vorigen Jahre ist dem Reichstag von Seiten der verbündeten Regierungen eine Denkschrift vorgelegt worden, die das Ergebniß von Verhandlungen über Tabacksteuer und Tabackzoll war, welche seit dem Jahre 1888 ununterbrochen gepflogen wurden. Durch diese Denkschrift war die Frage damals zu einem gewissen Abschlusse gediehen, und das Resultat dieser Ermittelungen und Verhandlungen ist Ihnen unter dem 7. Februar 1891 mitgetheilt. Wenn nun wenige Tage darauf über eine Frage, welche in dieser Denkschrift erörtert und in ablehnender Weise beantwortet war, eine Resolution des Reichstags an die verbündeten Regierungen über— wiesen wurde, so glaube ich, war es völlig sachgemäß gehandelt, wenn die Ausschüsse des Bundesraths nicht sofort in die Berathung dieser Resolution eintraten. Denn wenn sie damals unmittelbar in die Berathung dieser Resolution eingetreten wären, so hätte, da in— zwischen an der Sachlage nichts verändert war, der Beschluß unter allen Umständen nur ein ablehnender sein können. Ich glaube also: es hat im Interesse der Sache selber gelegen, wenn diese Berathung hinausgeschoben ist. Nun ist aber, soweit ich sehen kann, auch im verflossenen Jahre bis vor wenigen Tagen in der Sachlage nichts erhebliches geändert.

Es ist allerdings in dem Wirthschaftsjahre 1891/92 ein geringer Rückgang in der mit Taback bebauten Fläche, ein geringer Rückgang in der Zahl der Pflanzer und in der Zahl der bepflanzten Grundstücke eingetreten, aber dieser Rückgang ist nicht größer, als er, wie Sie aus der Tabelle A der vorjährigen Denkschrift sehen können, mit ziem— licher Regelmäßigkeit jedesmal eingetreten ist, wenn in dem vorher— gegangenen Jahre die Preise für den inländischen Taback sich in sinken— der Richtung bewegt hatten. Es ist fast regelmäßig auf den Preis— abschlag in einem Jahre eine Verminderung der Anbaufläche im nächsten Jahre gefolgt, es ist auf eine Preissteigerung in einem Jahre eine Steigerung der Anbaufläche im folgenden Jahie ge— folgt, und dieser Hergang, den Sie auf Seite 10 und 11 der Ihnen im vorigen Jahre vorgelegten Denk— schrift finden, hat sich auch in den beiden letzten Jahren wiederholt. Die Anbaufläche des Jahres 1891/92 steht zurück hinter der des Jahres 1890/91, welches geringere Preise hatte, als sein Vorjahr. Die Anbaufläche ist aber 1891/92 immer noch größer, und insbesondere ist die Zahl der im Jahre 1891/92 mit Taback bepflanzten Grund— stücke höher als die Zahlen im Jahre 1889/90; etwas geringer als im Jahre 1889/90 ist allerdings die Zahl derjenigen Pflanzer, welche im Jahre 1891/92 sich mit dem Tabackbau beschäftigten.

Die verbündeten Regierungen werden also abzuwarten haben, was der Reichstag über diesen ihm vorliegenden Antrag beschließen wird. Sollte dieser Antrag vom Reichstag angenommen werden, so wird dieser Beschluß des Reichstags bei den weiteren Erwägungen des Gegenstandes natürlich von den ver⸗ bündeten Regierungen auch in Betracht genommen werden, wie ebenfalls seitens der verbündeten Regierungen bei Erörterung des Gegenstandes dasjenige nicht übersehen werden wird, was vor wenigen Tagen und das ist der Punkt, in dem neuerdings eine Aenderung der Sachlage eingetreten ist im bayerischen Landtage über die gleiche Angelegenheit verhandelt worden ist.

Abg. Dr. Bürklin (ul.: Die Agitation der Interessenten für die Erhöhung des Tabackzolls sei wesentlich durch die vorjährige Denkschrift veranlaßt, die erwähne, daß keine der Bundesregierungen sich für die Ermäßigung der Tabacksteuer, wohl aber einzelne sich für die Erhöhung des Zolls ausgesprochen hätten; da hiernach also die Denkschrift fast keine Aussicht darauf mache, daß durch eine Aenderung des Steuersatzes und des Steuersystems den berechtigten Klagen der deutschen Tabackbauer abgeholfen werde, so wollten es die Interessenten jetzt einmal mit dem Zoll versuchen. Wenn im ganzen auch die Taͤbackanbaufläche in ganz Deutschland in den letzten zehn Jahren keinen gewaltigen Rückgang erkennen lasse, so sei doch gerade in den Gebieten, wo der Tabackbau von Alters her gepflegt worden sei, in der bayerischen, badischen und hessischen Pfalz, ein sehr erheblicher Rück- gang thatfächlich eingetreten. Diese Erscheinung werde sich auch den Gebieten mittheilen, wo der Tabackbau erst seit neuerer Zeit begonnen habe, und wenn nicht durchgreifende Hilfe komme, werde der Rückgang bald ein allgemeiner sein. Das wäre um sa bedauerlicher, als der Tabackbau wesentlich von kleineren ,,, betrieben werde. Wo eine Vermehrung der Tabackanbaufläche festzustellen sei, handele es sich um Versuche der bedrängten Landwirthe; diese Ver⸗ fuche würden aber immer bald wieder aufgegeben. Die durch den deutschen Zolltarif und die der anderen Länder verminderte Ausfuhr und die vermehrte Einfuhr seien gleichzeitig und gleichmäßig schuld an den unbefriedigenden Verhältnissen. Der niedrige Zollsatz habe aber noch die Wirkung, daß amerikanischer Taback, der von anderen Taback consumirenden Ländern durch hohe Zollsätze fern= gehalten sei, die Zollgrenze ohne Beschwer überschreite. Der usgleich müsse in der Erhöhung des Zolles gesucht werden; eine U&eberproduction von Taback sei davon nicht zu befürchten, denn Taback könne nur auf ganz besonders dazu geeignetem Boden gebaut werden. .

Abg. von Winterfeldt (äons.): Als Vertreter Lines Taback bauenden Kreises trete er ebenfalls für den Antrag Menzer ein. Werde diese Cultur unlohnend, dann sei die Existenz der Bevölke—⸗ rung eines ganzen Landstrichs gefährdet. Jetzt werde Deutschland thafsächlich mit minderwerthigem Taback überfluthet, den man in Amerika erzeuge, aber nirgends rauche, als in Deutschland; diese Ueber⸗ fluthung mit den minderwerthigsten Sorten habe die, heimische Produckion aufs schwerste geschädigt, und die einzige Abhilfe dagegen siege in der Erhöhung des Tabackzolls.

ischen Staats⸗Anzeiger.

Abg. Scipio (nl. : Käme entweder die Herabsetzung der Steuer von 45 auf 24 60 oder die Erhöhung des Zolles zu Stande, so würde ein großer Aufschwung der inländischen Tabackcultur die Folge sein, wenigstens für den Augenblick, der sich nach zwei, drei Jahren in normaler Weise setzen werde. .

Abg. Molkenbuhr (Soc.): Eigenthümlich an dem Antrage sei es, daß man eine Erhöhung des Zolles auf Tabackstengel verlange, nicht aber eine Erhöhung des Zolles auf die fertigen Cigarren, was doch viel praktischer wäre, wenn man den inländischen Taback, der nur mit folchen fremden Stengeln vermischt verbraucht werde, absatzfähig halten wolle. Ohne fremde Stengel könnte eine ⸗Vermehrung des CGonfums deutscher Tabacke nur durch eine Vermehrung des Consums an Pfeifentaback eintreten, und daran sei heute nicht zu denken.,

Abg. Dr. Höffel (Rp.): Niemand bezweifele, daß die Taback⸗ cultur in Deutschland in den letzten Jahren stark abgenommen habe. Das hänge aber wesentlich mit der ungünstigen Lage der Landwirth⸗ schaft überhaupt zufammen. Auf dem Lande fehle es an Arbeits⸗ kräften trotz hoher Löhne, nach den Städten finde ein solcher zudrang statt, daß die Leute unter großer Arbeitslosigkeit litten. Nach der letzten Volkszählung habe Berlin von 1579 960 Einwohnern 712281 vom platten Lande aufgesogen, ähnlich lägen die Verhältnisse in anderen größeren Städten. Was den Tabackbau anlange, so sei Deutsch⸗ fand von lauter Ländern, in denen das Taback-Monopol bestehe, um⸗ geben, und auch hier wäre nur durch seine Einführung der Tabackbau lohnend zu gestalten.

Abg. Tröltsch (nl): Aus den schon von Anderen . Gründen sei auch er für die Erhöhung des Tabackzolls. Er habe aber wesentlich eine ihm zur Ueberreichung an den Bundesrath zugegangene Petition empfehlen wollen. Hier werde ein Zollschutz auf den Hopfen gefordert, der jetzt dem russischen gegenüber so wenig wettbewerbungs⸗ fähig sei, daß rufsischer Hopfen in Nürnberg umgepackt und als deutscher verkauft werde. Hierunter leide der gute Ruf der deutschen Hopfen⸗ production und demnächst seine Abr fi ren Im Wahlkreise Ansbach⸗ Schwabach lege man, das wolle er noch bemerken, auf die Aufrechterhaltung der Getreidezoͤlle den allergrößten Werth und werde sich jeder weiteren Ab⸗ bröckelung der Zölle auf das entschiedenste widersetzen. In den zwei Jahren, die er dem Hause angehöre, habe er die Erfahrung ge— macht, daß die kleinen Landwirthe den Werth, der Getreidezölle sehr hoch schätzten und daß ihre Erhaltung für sie eine Lebensfrage sei. Auch das kleinste Dorf von 400 Einwohnern verkaufe für 6— 7000 46. Getreide. Man müsse die Kaufkraft der Landwirthschaft im Interesse der Industrie erhalten.

Abg. Dr. Orterer (Centr.): Gewiß sollte der Schutz für den einheimischen Hopfen auf den verschiedenen Wegen ermöglicht werden, die der Vorredner angedeutet habe. In der bayerischen Kammer sei bereits auf die Sache aufmerksam gemacht und bei Berathung der Handelsverträge habe er die Aufmerksamkeit der Regierungen darauf gelenkt. Was den Tabackbau betreffe, so bezweifle er, daß die Zollerhöhung das Uebel beseitigen werde; größeres Gewicht sei auf die Verminderung der Steuer zu legen. Möchten die Regie⸗ rungen die bessernde Hand baldigst anlegen, bevor es zu spät sei! Gegen das Taback-Monopol, das sich in manchen Kreisen einer gewissen Schmackhaftigkeit erfreus, habe er große Bedenken. Die Landwirthschaft und der Gewerbestand fingen schon jetzt sehr zu klagen an über die Verminderung der Getreidepreise. Er sei der Meinung, daß der Schutz und die Förderung der Interessen der Landwirthschaft allen anderen vorgehe.

Abg. Broemel (dfr.): Nach den Marktberichten hätten die Roggenpreise auf dem zollgeschützten Markte Berlin am 23. Februar 1891 175 6, auf dem zollfreien Markte Amsterdam 126, 80 6 betragen. Der Unterschied habe etwa 504½ entsprechend dem damals in Deutsch— land erhobenen Zolle betragen. Am 23. Februar dieses Jahres habe der Roggen in Amsterdam 180 „, in Berlin 214 0 gekostet. Auch dieser Unterschied entspreche dem gegenwärtigen Zoll von 35 16 Die Ermäßigung der Getreidezölle sei also thatsächlich bereits der consu— mirenden Bevölkerung fühlbar geworden. Der jetzt bestehende Tabackzoll sei bereits ein außerordentlich hoher. Der Durchschnitts— werth des inländischen Tabacks betrage 30 1M für den Doppel-Centner. Auf einer Waare von 30 stehe schon jetzt ein Zoll von 85 , sodaß also nach Abzug der Steuer von 45 6 immer noch ein Schutz⸗ zoll von 40 M auf Taback bestehe, d. h. 133 ,, vom Werthe der Waare. Würde der Zoll auf 125 0 heraufgesetzt, so ergebe das nach Abzug der Steuer einen Schutzzoll von 80 für den Doppel— Centner, also eine Erhöhung auf 266 6,6 des Werthes.

Abg. Freiherr von Stumm (Rp.): Seine Partei stehe auf dem Standpunkt: wenn es der Allgemeinheit wohlergehen solle, müsse es auch jedem einzelnen Erwerbszweige wohlergehen. Die Linke wolle es dagegen der Allgemeinheit wohlergehen lassen ohne Rücksicht, ob dadurch einzelne Erwerbszweige geschädigt oder sogar vernichtet würden.

Abg. Dr. Barth (dfr.: Bei dieser die Bevölkerung tief be— rührenden Frage müsse man sich von allgemeinen Redewendungen ent— fernen und sein Urtheil auf thatsächliche Beobachtungen stützen. Der Abg. Dr. Orterer habe ihm keine Thatsachen entgegengehalten. Man werfe seiner Partei vor, daß sie nur ihre alten Gründe wiederhole. Sie werde sie so oft vortragen, bis die Mehrheit sich von der Schäd— lichkeit der Getreidezölle überzeuge. .

Abg. Menzer scons.): Durch Verminderung der Getreidezölle würde man nur die Landwirthschaft zu Grunde richten und die Be⸗— völkerung des platten Landes vernichten. Wenn auch durch die Handelsverträge der Getreidepreis gesunken sei, das Gewicht des Brotes sei dadurch nicht um 10 g gestiegen. Der Abg. Er. Barth habe bewiesen, daß er vom Tabackbau nichts verstehe. Seine Be⸗ hauptung, daß der inländische Taback sich mit den ausländischen nicht vergleichen könne, verdiene festgehalten, zu werden. Daß, der vor⸗ liegende Antrag die Interessen der Cigarrenarbeiter schädige, könne er dem Abg. Molkenbuhr nicht zugeben. Die Erhöhung des Zolles werde nur den ganz geringen Preisaufschlag von 03 3 für die Cigarre ausmachen, also den Consum nicht beschränken. Dagegen biete der Antrag den Producenten bedeutende Vortheile. Die Staaten, mit denen das Reich jetzt Handelsverträge abgeschlossen habe, führten keinen Taback nach Deutschland aus. Er bitte die Regierung, diese Staaten bei weiteren handelspolitischen Abmachungen darauf auf— merksam zu machen, daß Deutschland einen Taback baue, der sich außer⸗ ordentlich gut für das Ausland eigne. Die Schweiz habe früher große Mengen von deutschem Taback eingeführt. Er möchte noch die badische Regierung fragen, wie sie sich zu, den zahlreichen Petitionen der badischen Tabackbauer stelle. Er bitte im Interesse der deutschen Tabackbauer um Annahme des Antrags.

Abg. Holtz (Rp.): Der Abg. Hr. Barth habe behauptet, daß von 50 Millionen Beutschen nur 260 Millionen ein Interesse an den Ge⸗ treidezöllen hätten. Diese Behauptung widerlege die Thatsache, daß bei der Herbstrekruteneinstellung im Jahre 1890 127 650 Rekruten vom Lande und nur 53 841 Rekruten aus den Städten ausgehoben worden seien. Der Abg. Dr. Barth habe bedauert, daß der Reichs⸗ kfanzler sich der weiteren Herabsetzung der Getreidezölle widersetzen wolle. Seine (des Redners) Partei sei dem Reichskanzler für seine Aeußerung außerordentlich dankhar. Möge er zum Segen der ganzen Nation an seinem Entschluß , ,

Großherzoglich badischer Bevollmachtigter zum Bundesrath Ge⸗ heimer Ober⸗Finanz⸗Rath 86 e Der Abg. Menzer habe gefragt, wie die Großherzoglich badische Regierung sich zu den zahlreichen Petitionen um Ermäßigung der Tabacksteuer stelle, die ihr zugegangen eien. Er könne sich darauf beschränken, ihn auf die öffentlichen Ver⸗