tionen von Mendelssohn und zwei Salonstücke von Chopin und Strauß-Tausig unter allgemeinem Beifall zu Gehör brachte. Die Teistungen des Chors, der sich, wie immer, durch schönen Stimmenklang, Präcision in der Zusammenwirkung und durch seine unübertrefflich feine Schattirungsweise auszeichnete, verdienen noch be⸗ sonders lobend erwähnt zu werden. Als Seele des ganzen war aller⸗ dings . die energische und umsichtige Leitung des Herrn — ner zu erkennen. . . . Best des unter dem Allerhöchsten Protectorat Ihrer Masestät der Kaiserin stehenden Magdalenenstifts batte Frau Katharina von Heinrichshofen eine musikalische Aufführung ernsten Cha⸗ rakters beranstaltet, welche gestern Abend eine aus Persönlichkeiten der Hofgesellschaft und der vornehmsten Kreise zusammengesetzte Hörer⸗ schatt im Saale der Sing-Akademie zusammenführte. Das Concert wurde eingeleitet durch die herrliche achtstimmige Motette von Johann Sebastian Bach „Komm! Jesu, komm'“, die der Domchor unter Leitung seines Directors, Professors Albert Becker ganz vollendet, mit musterhafter Reinheit und Präcision aus⸗ führte. Auch der Vortrag des in dem Programm weiterhin folgenden 45. Pfalms von Mendelssohn war eine Musterleistung des Chorgesangs. Einẽ tief ergreifende, fast mystische Wirkung übte das von Prof. Becker selbst componirte geistliche Lied Mache mich selig, o Jesu“ für Sopran⸗ Solo und einen außenstehenden, überirdisch gedachten Knabenchor. Fräulein RofaPpaghelli, welche das Solo darin mit schöner wohl⸗ geschulter und seelischen Ausdrucks fähiger Mezzosopranstimme, zu Gehör brachte, sang im zweiten Theil auch noch unter vielem Beifall die Träume“ von Richard Wagner und Lieder von Schubert und Langhans. Der Großherzoglich badische Kammersänger Herr Josef Staudigl betheiligte sich an dem Concert mit dem Vortrage der Lwe'schen Ballade vom „Nöck“ und Liedern von Schubert, in denen er die längst bekannten vornehmen Eigenschaften seiner Kunst, namentlich im Vortrage, zu entfalten Gelegenheit fand. Der Königliche Concertmeister Herr Fr. Struß bot im Verein mit dem Königlichen Kammervirtuosen Herrn F. Pönitz den Hörern einen sehr seltenen Genuß durch die Vorführung eines Theils aus der 4. Violin⸗Sonate mit Harfenbegleitung von J. S. Bach; der schöne volle Gesangston seines Geigenspiels brachte auch das „Abendlied“ von Schumann zu wundervoller Wirkung. Mit dem Orga⸗ nisten Herrn Alfred Pennington, welcher ihn dabei auf dem Harmonium begleitet hatte, spielten sodann er und Herr Pönitz noch ein schönes religiös -stimmendes Adagio für Violine, Harfe und Harmonium von Albert Becker. Das von diesem componirte geistliche Chorlied „Zions Stille“, wiederum von dem Domchor unter Leitung des Componisten ausgeführt, brachte die Auf⸗ führung, welche hoffentlich dem edlen wohlthätigen Werk auch eine ansehnliche materielle Förderung eingetragen haben wird, zum weihe— vollen Abschluß. Philharmonie. Das neunte Concert des Herrn Dr. Hans von Bülow war
Ausführung der Arie Ach mein Sohn aus Meyerbeer's. Propheten“. Eine andere Arie aus der Oper Herodiade! von Massenet, die hier zum ersten Mal gehört wurde, ist von zu geringem Werthe, um die Vorzüge der Gesangskünstlerin zur Geltung kommen zu lassen. In vier Liedern von Wagner, Brahms, von Koß und Godard, die Herr von Bülow am Klavier begleitete, traten ihre schöne umfangreiche Stimme und die innige Vortragsweise ganz vorzüglich hervor. Den Beschluß des Concerts machte die bereits öfter gehsrte und besprochene „Harold⸗Symphonie“ von H. Berlioz, die diesmal unter Leitung des feinfühlenden Dirigenten einen besonders tiefen Eindruck machte. Das Bratschensolo wurde von den kunstgeübten Händen des Herrn Professors Wirth vortrefflich ausgeführt. Sämmtlichen Vorträgen dieses Abends, in denen sich auch das Orchester wieder glänzend be⸗ währte, folgte lauter, oft stürmischer Beifall.
sehr gelungene
durch die
Die Besetzung der am Sonnabend im K Schau⸗ spielhaufe zur Aufführung gelangenden drei kleinen Stücke ist folgende: In dem „Buch Hiob‘ Johanna: Frau von Hochenburger, Elisabeth, ihre Mutter: Frau Seebach, König Salomo: Herr Ludwig, Lonoda: Herr Matkowsky, Ariam: Herr Purschian, Nathan: Herr Kahle. In der „Philosophin! sind die Damen Poppe und Lindner als Hermione und Timandra, die Herren Matkowsky und , als Chrysippos und Diphylos und Herr Ober⸗ länder als Kroton beschäftigt. Außerdem sind noch Frau Schramm und Herr Vollmer als Lais und Parmenis darin thätig. Im „Meister Andrea“ von Geibel spielt Herr Vollmer die Titelrolle, außerdem sind die Damen Kramm und Conrad, die Herren Matkowsky, Pur— schian, Krause, Oberländer, Link, Keßler, Arndt, Siegrist, Will und Plaschke mit theils mehr theils minder hervorragenden Rollen betraut.
Außer Léon Gaudillot's Schwank „Der kleine Schwerenöther“ (Ferdinand le noceur), dessen erste Aufführung am Sonnabend, 19. d. M. stattfindet, bereitet das Residenz⸗Theater, nech das einactige Lustspiel „Ein Maskenball“, dessen Verfasserin die Gräfin Thun⸗Waldstein ist, und das in Wien ein Revertoirestück des Burg— Theaters bildet, zur Aufführung vor.
Der Reuter-Cyclus des Herrn August Junkermann im Bel le— Allian ce⸗Theater ist nur kurz bemessen, da anderweite Gastspiel⸗ verpflichtungen den Künstler bereits Ende dieses Monats von hier abrufen. . —
Für das große Concert zum Besten des unter dem Protectorat Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich stehenden Feierabendhauses in Steglitz, das morgen im Festsaal des Rathhauses stattfindet, haben den Eintrittskarten-Verkauf außer Herrn General-Director Heyl (Voßstraße 27) und Herrn Emil Jacob (Eichhorn— straße 5) auch die Damen des Vorstands übernommen. — Fräulein Marie Albrecht, die junge Altistin, die morgen im Römischen Hof“ unter Mitwirkung von Fräulein. Meta Geyer (Sopran) und Herrn Rudolf Lentz (Violine) concertirt, wird an diesem Abend eine Arie aus Bruch's „Achilleus“, Lieder von Brahms,
harmonischen Orchester eine Aufführung, worin der Kulenkampff . mitwirken wird; Musikfreunde können bin r m, . Confervatorium unentgeltlich erhalten. — Das nächste Philharmo⸗ nische Concert am 28. März ist das letzte, das Herr Dr. Hanz von Bülow dirigiren wird; der Kartenverkauf ist bereits bei Bote u. Bock eröffnet.
Ein Elite-Concert wird von hervorragendsten Kräften der Königlichen Schauspiele zum Besten der Berliner Arbeiter“ colon ie, Reinickendorferstraße 366 a, am 22. März Abends im Festfaale des Kaiserhofes gegeben werden. Eintrittskarten zum Preise von 4 M und 6 t sind bei Bote und Bock zu haben. Das Publikum kann sich einen um so höheren Gen uß versprechen, alz auch das Programm ein sehr gewähltes sein wird.
Nach Schluß der Redaction eingegangene Depesch en.
Stuttgart, 15. März. (W. T B Der „Staats⸗ Anzeiger für Württemberg“ schreibt: Das Staats-Ministerium hat im Anfang dieses Monats die eingegangenen Petitionen für und wider die Männerorden einer Berathung unterzogen und dem König darüber Vortrag erstattet. In Uebereinstim⸗ mung mit dem seit Erlaß des Gesetzes vom 30. Januar 186562 festgchaltenen Standpunkte und in Erwägung, daß die Gründe, welche in früheren Jahren zur Ablehnung der be— treffenden Petitionen geführt haben, heute in gleicher Weise und zum Theil verstärkt zutreffen, hat das Staats-Ministerium einstimmig beschlossen, daß der Bitte, die Errichtung einiger Männerklöster in der Diözese Rottenburg zu gestatten, keine Folge zu geben sei. Die Regierung hat zahlreiche Beweise gegeben, daß sie das Wohl und die Interessen der katho— lischen Kirche ebenso wie diejenigen der evangelischen zu fördern und den Wünschen des katholischen Kirchenregiments soweit als möglich entgegenzukommen bemüht ist; sie glaubt deshalb erwarten zu dürfen, daß ihr Verhalten in der Ordensfrage nicht als Mangel an Wohlwollen gegen die katholische eh. ausgelegt und dargestellt werde. .
Darmstadt, 15. März. (W. T. B.) Die feier⸗ liche Ausstellung der Leiche des verstorbenen Großherzogs fand heute Vormittag von 10 bis 1 Uhr im neuen Palais statt. Eine große Menschenmenge sowie die ganze Garnison defilirten vor dem Katafalk. Unter den Fürstlichkeiten, welche zu den Beisetzungsfeierlichkeiten hier eintreffen werden, befinden sich 3 Ludwig von Bayern, der Prinz von Hohenzollern, Prinz Alfred von
wiederum außerordentlich zahlreich besucht. Cherubini's Oper bagen das Klavier⸗-Concert In Form und Inhalt dem nachstehend., enthält es doch für viel Dankbares. Der Ausführende
kleinere Stücke: „Papillons“ von Chopin und „Scherzo“ h noch die As-dur-Etude von Chopin hinzufügte. neuem, daß
RN 4m) Es- dur- Concert
den spielte
Jettka
. Nach der Ouyxerture zu „Ali Baba“ trug Herr Bernhard Staven⸗ von
virtuosen außerdem von Schumann, Nocturne“ (FE-dur) von Mendelssohn . denen er Fr bewies er im Vortrag dieses Genres von Klavierstücken sein Finkenstein
Liszt vor. des Meisters Spieler noch drei Direction des
nehmen. — Am Freitag
von ist, ein Concert in der
erfreute
Rob. Kahn und H. Schmidt, sowie gemeinschaftlich mit Fräulein Geyer Duette von Schumann, Brahms, Löwe und Campana singen. — Im Concert der Pianistin Johanna Heymann am Dennerstag in der Sing-Akademie wird Herr Professor Fr. Gernsheim die mitwirkenden Philharmonischen wird ein Dario, der in Italien snit außerordentlichen Erfolgen aufgetreten Philharmonie nste 2 Das Schwantzer'sche Conserbatorium (Dir. Gust. Kulenkampff) veranstaltet am Freitag in der Sing-Akademie mit dem Phil⸗
Orchesters über⸗ Alexandrien
Tenorist, Battista
veranstalten. —
Edinburg und der Erbprinz von Leiningen.
Athen, 15. März. fügt zur Zeit in der Kamm er über eine Partei von 30 De⸗ putirten. — Das französische Geschwader geht heute nach
(W. T. B.) Die Regierung ver—
ab. — Griechenland wird sich officiell an der
Ausstellung in Chicago betheiligen. (Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten
Beilage.)
Bestes leistet. Fräulein
cht vom 15. März,
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Wind. Wetter.
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Uebersicht der Witterung.
Die Luftdruckvertheilung hat sich seit gestern er— heblich verändert. Ein tiefes Minimum liegt an der Westküste Irlands, gegenüber einem Maximum, welches sich über Südwest⸗Europa ausgebildet hat. Das Hochdruckgebiet über dem Innern Rußlands zeigt wenig Aenderung. Bei schwachen bis starken vorwiegend westlichen Winden ist das Wetter in Deutschland meist trübe und wärmer; nur in dem Streifen Münster — Kaiserslautern ist die Temperatur etwas herabgegangen. In Bayern sowie an der westdeutschen Grenze herrscht noch leichter Frost; stellenweise sind Niederschläge gefallen. Da die oceanische Luft jetzt Zutritt zu unseren Gegenden hat, so dürfte weitere Erwärmung demnächst zu er⸗ warten sein.
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Deutsche Seewarte.
Theater ⸗Anzeigen. Königliche Schauspiele. Mittwoch: Opern—
haus. 69. Vorstellung. Lohengrin. Romantische Oper in 3 Acten von Richard Wagner. In Scene esetzt vom QOber⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: apellmeister Weingartner. Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. 75. Vorstellung. Der zer⸗ brochene Krug. Lustspiel in 1 Aufzug von H. von Kleist. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Mar Grube. — Der eingebildete Kranke. Lustspiel in 3 Aufzügen von olière, mit Benutzung der ,,. Uebersetzung. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Mar Grube. Anfang 7 Ühr.
Donnerstag: Opernhaus. 70. Vorstellung. Ca val- leria rusticana (Bauern⸗Ehre). Oper in 1 Aufzug von . Mascagni. Text nach dem gleichnamigen Volksstück von Verga. In Scene esetzt vom Ober-Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Weingartner. Hierauf: Prometheus. Musik von Beethoven. Nach einer mythologischen Tanzdichtung E. Taubert's in 2 Acten von Emil Graeb. Dirigent: Musikdirector Hertel. Zum Schluß: Tanz⸗Divertissement von Emil Graeb. Musik von A. Ponchielli. Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. 76. Vorstellung. Wohlthätige Frauen. Lustspiel in 4 Aufzügen von Adolph VArronge. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.
Deutsches Theater. Mittwoch: Gyges und sein Ring. Anfang 7 Uhr.
Donnerstag: Haus Lonei.
Freitag: Gyges und sein Ring.
Die nächste Äufführung von „Der Pfarrer von Kirchfeld“ findet am Sonnabend statt.
Berliner Theater. Mittwoch: Schlimme
Saat. Anfang 7 Uhr. Donnerstag: Zum 70. Male: Der Hütten⸗ besitzer. Nuscha Butze, Martha Baumgart, Ludw.
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Barnay, Ludw. Stahl.)
Freitag: 27. Abonnements -Vorstellung.
Jungfrau von Orleans.
Cessing ⸗Thenter. Mittwoch: Paragraph 330 (Fiaker 117). Fünf Dichter.
Donnerstag: Die Großstadtluft.
Voranzeige. Sonnabend: Zum 1. Male: Wahr⸗ heit? Schauspiel in 3 Acten von Paul Heyse.
Nächste Nachmittags⸗Vorstellung (Parquet 2 2c.) Die Ehre. Vorverkauf ohne Aufgeld täglich.
Wallner ˖ Theater. Mittwoch: Zum 5. Male:
Sein bester Freund. Schwank in 4 Acten von Fritz Brentano und Karl Tellheim. Anfang 75 Uhr. Donnerstag: Sein bester Freund. Sonntag: Nachmittags⸗Vorstellung zu bedeutend ermäßigten Preisen. Gewagte Mittel. Lustspiel in 3 . von Francis Stahl. Parquet 16 An⸗ fang 4 Uhr.
Friedrich Wilhelmstädtisches Theater. Mittwoch: Mit neuer Ausstattung zum 56. Male: Das Sountagskind. Operette in 3 Acten von
ugo Wittmann und Julius Bauer. Musikt von Tarl. Millöcker. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Dirigent: Kapellmeister Federmann. Die Decorationen auz dem Atelier von Falk. Die neuen Costume vom Garderoben⸗Inspector Ventzkyh. An⸗ fang 7 Uhr.
Donnerstag: Z. 57. Male: Das Sountagskind.
Residenz · Theater. Direction: Sigmund Lauten · burg. Mittwoch: Zum drittletzten Male: Riguette Ma Cousine). Lustspiel in 3 Acten von Henry
eilhac. In Scene gesetzt von Sigmund Lauten⸗ burg. Anfang 73 Uhr.
Donnerstag: Zum vorletzten Male: Riquette.
Fieitag: Zum letzten Male: Riquette.
Sonnabend, Sontag und Montag: Musotte. Schauspiel in 3 Acten von Guy de Maupassant.
Dienstag, den 22.. Zum 1. Male: Der kleine Schwerenöther (Ferdinand 1e noceur). Schwank in 4 Acten von Leon Gaudillot. Deutsch von Schönau.
Belle ⸗Alliance Theater. Mittwoch: 8. Gast⸗ spiel des Kgl. Hofschauspielers August Junckermann. „Reuter⸗Cyelus!“. Erster Abend. Einzige Sonn⸗ tags⸗Aufführung. Onkel Bräsig. Lebensbild in 5 Acten nach dem Roman „Ut mine Stromtid“ von Fritz Reuter. Für die Bühne eingerichtet von August Junckermann. Anfang 79 Uhr.
Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.
Adolph Ern Theater. Mittwoch: Zum 83. Male: Der Tanzteufel. Gesangsposse in 4 Acten von Ed. Jacobson und W. Mannstädt. Couplets theilweise von Gustav Görß. Musik von Gustav Steffens. In Scene gesetzt von Adolph Ernst. Anfang 74 Uhr.
Donnerstag: Der Tanzteufel.
Thomas Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Direction: Emil Thomas. Mittwoch: 14. Gastspiel des Königlich bayerischen Hofschauspielers Conrad Dreher aus München. Zum 9. Male: Die Hoch⸗ zeit des Reservisten. Posse mit Gesang in 4 Auf— . (nach dem Französischen der Herren Duru und Chivot) von F. Zell. usik von Julius Stern. Gesangstexte von Isidor Fuchs. Anfang 79 Uhr.
Donnerstag: Conrad Dreher a. Gast. 3. 10. Male: Die Hochzeit des Reservisten.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Reif-Reiflingen. Schwank mit Gesang in 5 Aufzügen von G. von Moser. (Parquet⸗Fautenil 1 06)
70379 2 Hohenzollern⸗Galerie am Lehrter Bahnhof. — Gr. histor. Rundgemälde 1640 —1890. — 9 Vorm. — 11 Ab. I n Kinder 50 .
Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 12411 Uhr. Täglich Vorstellung im wissenschaftlichen Theater. Näheres die Anschlag⸗ zettel. Anfang 7 Uhr.
Concerte.
Sing Akademie. Mittwoch, Anfang 75 Uhr. Concert von Adel. Herms, E. Jedliczka, Fel. Meyer und E. Sandow.
RNůmischer Hof. Mittwoch, Anfang 8 Uhr: Concert von Marie Albrecht (Alt), unter gefälliger Mitwirkung von gil. Meta Geyer (Sopr.) und Herrn Rud. Lenz (Viol.).
Concert Haus. Mittwoch: Karl Meyder⸗ Concert. Anfang 7 Uhr. . .
Duv. „Friedensfeier. von Reinicke. „Wilhelm Tell' von Rossini, ‚Giralda‘ von Adam. Phan— tasie aus „Der Freischütz! von Weber. „Spree⸗
wellen“, Walzer von Müller. Phantasie aus, Caval-
leria rustieana“ von Mascagni. „Le Desir?“ für
Cello von Servais (Herr Smit). Klänge aus Steyer— mark für Piston von Hoch (Herr Böhme).
Circus Renz. Karlstraße. Mittwoch, Abends 74 Uhr: Fer Auf Helgoland Me oder: Ebbe und Fluth. Große hydrol. Ausstattungs⸗ . in 2 Abtheilungen vom Director G.
enz. Nationaltänze (65 Damen) ꝛc. Einlage: Tscherkessen ꝛce. Dampfschiff⸗ und Bootfahrten, neue überraschende Licht⸗ und Feuereffecte. 80 Fuß hohe Riesenfontäne. Außerdem: Auftreten der Gebrüder
asso. um ersten Male in Berlin: 1) Heben eines Orchesters von 12 Mann. 2) Trägt Ferdinand Rasso ein Klavier sammt Pianist, Flötist und Violinist, welche schwebend eine Concertpiece vor— tragen. — 4 hohe Schulen, geritten von 4 Damen. — „Iyszka“, „Zante“. „Dubocz und „Bravo“, arabische Vollblut⸗Schimmelhengste, zusammen in Freiheit vorgeführt von Herrn Franz Renz. — 6 Trakehner Rapphengste, in ganz neuer Art dressirt und vorgeführt von Herrn Franz Renz. — Sisters Lawrenck am fliegenden Trapez. — 3 Gebrüder Briatore, Akrobaten. — Auftreten der Jockeyreiterin Miß Edith sowie des Saltomortalesreiters Mr. Alex. Briatore. — Komische Entrées und Intermezzos von sämmtlichen Clowns.
Täglich: Auf Helgoland.
Sonnabend: Eaguestrische Gala⸗Vorstellung zum Benefiz für Herrn Franz Renz.
Sonntag: 2 Vorstellungen.
— — — — Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Anne⸗Marie von Benda mit Hrn. Kammergerichts-⸗Referendar Dr. jur. Maximilian von Brakenhausen (Berlin). — Frl. Elara von Blum mit Hrn. Regierungs-Assessor Ernst Richter (Minden). — Frl. Marie von Wedell mit Hrn. Forst⸗Assessor Friedrich von Kalitsch⸗Polenzkow (Kutzerow).
Verehelicht: Hr. Professor Martin Hartmann mit Frl. Elisabeth Harder (Berlin).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Landrath Leopold von Tettenborn (Neumarkt in Schles.). — Hrn. Rechtsanwalt Dr. Victor Schneider (Berlin). — Eine Tochter: Hrn. Rittmeister Carl Frhrn. von Starck (Butzbach). — Hrn. Frhrn. von Sobeck (Kruckow). t
Gestorben: Hr. Geh. Regierungs⸗Rath Moritz Jonas (Metz). — Hr. Major z. D. Julius von Owstien (Görlitz). — Fr. General⸗Major Martha von Kleist, geb. von Alt⸗Stutterheim (San⸗Remo). — Hr. Regierungs⸗Präsident a. D. Robert Ludwig Werner von Blumenthal (Berlin). — Hr. Pastor Wilhelm Scholz (Dittmannsdorf),. — Verw. Fr. Ober⸗Amtmann Anna Klosson, geb. Kania (Ruda).
Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin:
Verlag der Expedition (Scholz).
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags Anstalt, Berlin 8sW., Wilhelmstraße Nr. 32. Acht Beilagen leinschließlich Börsen⸗ Beilage), sowie die Inhaltsangabe zu Nr. 6 des öffent. lichen Anzeigers (Commanditgesellschaften auf
Actien und Äctiengesellschaften) für die Woche vom 7. bis 12. März 1892.
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. Erste Beilage zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
Berlin, Dienstag, den 15. März
1892.
ö Nach der Einnahme an Wechselstempelsteuer im Deutschen Reich für d
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Einnahme 9 . . im Monat Ober ⸗ Postdirer 38 Bez im Mons ö Postdirections⸗ Bezirke Februar V
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5. Einnahme in dem⸗ selben Zeitraum des Vorjahres Spalte 4)
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J. Im Reichs-Postgebiet. Königsberg . Gumbinnen 3 636 Danzig. ; . 7505 ö 71 357 Potsdam 40965 Frankfurt a. D. 6192 * Stettin S696 Köslin 1470 Posen 4929 Bromberg. 2768 Breslau 13 864 Liegnitz. 9460 Oppeln 6188 Magdeburg 13 602 60 5) Halle a. S. 9 406 16) Erfurt. 11577 Kiel. 6984 Hannover 7 Münster Minden Arnsberg Cassel ; Frankfurt a. Köln 3) Aachen. Koblenz Düsseldorf. Trier Dresden Leipzig. Karlsruhe. Konstanz 3 Darmstadt Schwerin i. M. Oldenburg Braunschweig Bremen Hamburg . 9 Straßburg i. E. ⸗ Metz
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41060
1758 15 873 45 625 22289
13928 36916 87 23
878 769
94 059 9 68 522
39988 31 020 59 543
165 614 61 070
342 595
123 934 10552 94736
950127 43184 72 392 30 265
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55 847 30 037
159 214
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73 415 172462 103 465 138968
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65731 182 052
66 786 373 903
151 1019 5632
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366 1 9584 1153 5609 1069 3033 7552
12 027 4935 7468 41057 7739
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890927 837 683
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Summe 1 Bayern Württemberg
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Berlin, im März 1892.
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482 270 303 898
Haupt-Buchhalterei des Reichs-Schatzamts. Biester.
Deutscher Reichstag. 193. Sitzung vom Montag, 14. März, 1 Uhr.
Am Tische des Bundesraths der Staatssecretär Freiherr von Marschall.
— Zur dritten Berathung steht zunächst das Ueberein— kommen zwischen dem Reich und den Vereinigten Staaten über den gegenseitigen Schutz der Ur— heberrechte.
ö. Abg. Siegle (ul): Ein deutscher Verleger äußere in einem Brief an ihn Bedenken gegen den Vertrag in Uebereinstimmung mit dem Börsenblatt des deutschen Buchhandels, worin die Befürch— lung ausgesprochen sei, daß ein Nachdrucker in Amerika auf Grund dies Gesetzes das Recht erhalten könne, den eigentlichen Verfasser und Verleger vom Vertriebe seines Erzeugnisses in Amerika aus— uuschließen wenn er die amerikanischen, Gesetzesbestimmungen er— ülle. Da. diese Befürchtung auch in anderen Kreisen ver— breitet sein dürfte, so halte er es für nothwendig, darauf hinzu— weinen, daß im Falle der nicht erfolgten Hinterlegung zweier Exem⸗ Flare zwar der Nachdruck in der Union selbstverständlich möglich sei, ,. aber eine Verfolgung oder ein Ausschluß der eingeführten Triginalwerke und zwar nach dem klaren Wortlaut des Gesetzes. Erner theile er mit, daß der Vorstand des Börsenvereins der deutschen zuchhändler mit deim Inhalt seiner Ausführungen, wie derjenigen Wirklichen Geheimen Legationz-Raths Reichardt nicht nur sich völlig einverstanden erkläre, sondern auch bereits die erforderlichen Schritte 6 Errichtung einer Vertretung des deutschen Buch- Kunst⸗ und Jmiusifverlags in New⸗Jork gethan habe und daß diese Vertretung gleichzeitig mit dem Abkommen in Kraft trete. Zugleich weise er der holt auf die schweren Mißstände hin, die der Mangel eines h mit Holland für den deutschen Buchhandel im Gefolge habe, und bitte den Staatssecretär hierüber um eine Erklärung.
Staatssecretär Freiherr von Marschall:
Meine Herren! Ich bin dem geehrten Herrn Vorredner sehr dantbar dafür, daß er heute wiederum gewissen Mißverständnissen entgegengetreten ist, welche sich an die vorliegende Convention geknüpft haben. Es handelt sich in der That hierbei gar nicht um eine eigent—
1 . . ö . 2 *
liche Literareonvention, sondern nur darum, die Voraussetzungen umlererseits zu erfüllen, an welche die amerikanische Copyright-Bill i. Schutz für ausländische Werke knüpft. Es waren andere len beispielsweise England, Frankreich und die Schweiz, in der 2 . 2 * . 2 r 2 * 2. die Voraussetzungen einfach durch die Erklärung zu erfüllen, 2 nach ihrer inneren Gesetzgebung die ausländischen Werke, d. h. dle j 38 e 2 . . j * 22 , Werke, geschützt werden wie die inländischen. ae Erklärung konnten wir nach Lage unserer inneren Gesetz⸗ 9 . ö ö . * 1 Sir. nicht abgeben; wir waren deshalb gezwungen, im Wege des e 3 j 3 — 8... 8 ; 26 66 mit den Vereinigten Staaten festzusetzen, daß auch bei
68 s, 195 die , amerikanischen Werke denselben Schutz genießen wie
nlandischen. Und das ist die Voraussetzung, unter welcher
die amerikanische Copyright-Bill ihren Schutz auch den ausländischen Werken gewährt.
Was nun unser Verhältniß zu den Niederlanden betrifft, so stimme ich mit dem Herrn Vorredner darin überein, daß der gegenwärtige Zustand ein durchaus unbefriedigender ist. Bekannt— lich haben wir im Jahre 1884 mit den Niederlanden einen Literar— vertrag abgeschlossen; derselbe ist auch bei uns vom Reichstag und vom Bundesrath angenommen worden. Er stieß dagegen in der Commission der niederländischen Generalstaaten auf so entschiedenen Widerspruch, daß die niederländische Regierung auf die Durchberathung dieses Ver— trages verzichtete. Seitdem besteht nun nach wie vor ein vertragsloser Zustand fort.
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Ich kann im gegenwärtigen Augenblick dem Herrn Vorredner nichts Anderes sagen, als daß ich die Bedeutung dieser Frage voll nnerkenne, und daß das Auswärtige Amt einer befriedigenden Regelung dieser Sache sein stetes Augenmerk zuwenden wird, in der Hoffnung, daß allmählich in der öffentlichen Meinung der Niederländer die Erkenntniß zum Durchbruch kommen wird, daß die Fortdauer des gegenwärtigen Zustandes vielleicht gewissen speciellen Interessen, nicht aber dem Gesammtinteresse des Landes zu gute kommt.
Das Uebereinkommen wird endgültig angenommen.
Es folgt die erste Berathung der Allgemeinen Rech— nung über den Reichshaushalt für 1888/89.
Abg. Dr. Bachem (Centr.): Auch bei dieser Rechnung spiele die schon so oft erörterte Frage der. Justificirung der Cabinetsordres eine Rolle. Im Jahre 1884/85 hätten Rechnungs⸗Commission und Plenum die nachträgliche Genehmigung aller derjenigen Posten für nothwendig erachtet, die durch Königliche Cabinetsordres auf dem Gebiet des preußischen Contingents gedeckt sein sollten. Solche Fälle lägen hier wiederum vor, deren Prüfung er der Rechnungs-Commission überlasse. Die sächsische Regierung habe in einem Falle zugegeben, daß eine Ausgabe zu Unrecht gemacht worden sei, aber eine Ein— ziehung des Postens für nicht angängig erklärt. Es sei dies eine Aus⸗ gabe gewesen, die im Gebiet des preußischen Contingents unzweifelhaft durch die Königliche Cabinetsordre gedeckt worden wäre. Wolle die sächsische Regierung den Posten nicht einziehen, so müsse seine Ver— ausgabung nachträglich genehmigt werden.
Die allgemeine Rechnung für 1888/89 wird der Rech⸗ nungs-Commission zur Prüfung überwiesen.
Das Haus geht dann über zur dritten Berathung der Novelle zum Krankenkassengesetz, die mit einer Generaldiscussion beginnt. .
Abg. Freiherr von Wendt (Centr. ) Die große Zahl der zu dieser Novelle gestellten Anträge berechtige keineswegs zu dem Schluß, daß man es bei der bisherigen Berathung an der nothwendigen Gründ⸗ lichkeit und Sorgfalt habe fehlen lassen. Es handele sich vielmehr nur darum, in dem Gesetz eine größere , herzustellen, Un⸗ klarheiten zu beseitigen und Lücken auszufüllen. Die Grundlagen
des Gesetzes selbst seien weder in der Vorlage, noch in den An— trägen zu ihr wesentlich verändert worden. Es habe sich in seiner bisherigen neunjährigen Wirksamkeit im Großen und Ganzen als ein gutes und segensreiches erwiesen, was man auch von den übrigen socialpolitischen Gesetzen sagen könne, obwohl sie keineswegs das erschöpften, was zur Besserung der Lage der arbeitenden Klassen auch von den verbündeten Regierungen habe angestrebt werden sollen. Die Kaiserlichen Botschaften vom 17. November 1881 und vom 14. April 1883 hätten auf die Mitwirkung der corpoxativen- Genossenschaften zingewiesen: wer sei damit gemeint gewesen? Er glaube, in ers Linie die Kirche. Die Geschichte lehre, s i
in Hand mit dem Staat
Frage beizutragen, wenn sie in
nicht gehemmt sei. Es müßten
Fesseln, die ihr durch die Reichsgesetzgebung aufgel vollständig gelöst werden. Es sei aber von Genossenschafte Rede. An die communalen Verbände habe die Regierung wohl nicht gedacht, noch weniger an die Lehrkörper der deutschen Hochscht Es könnten nur die Innungen gemeint sein, welche die Regie zum theil wieder hergestellt und neu belebt habe. Aber ̃ habe sich der Handwerkerstand zu beklagen, daß ihm der B nachweis nicht bewilligt werde. Die Regierungen sollten darüber aussprechen, weshalb er ihnen nicht zugestanden werden solle. (Vice⸗Präsident Graf von Ballestrem ermahnt den Redner, i nicht allzuweit von der Sache zu entfernen. Nicht nur ? Kranken, auch die Gesunden bedürften der Fürsorge der Regierung, es müsse ihnen die Möglichkeit gegeben werden, eine gesundé wir schaftliche Existenz weiter zu führen. Besonders schädlich habe in dieser Beziehung der Zufluß der ländlichen Arbeiter nach großen Städten erwiesen. Redner versucht nunmehr auch das Gebie der Handelsverträge und der Zölle zu betreten, wird aber wiederum vom Vorsitzenden unterbrochen und schließt mit dem Ausdruck seiner Ueberzeugung, daß mit dieser Novelle die Revisionsarbeit der V sicherungsgesetze noch nicht abgeschlossen sei und namentlich auf eine Vereinfachung der Verwaltung hingearbeitet werden müsse.
Abg. Bruhns (Soc.): Die Gestaltung des reformbedürftigen Krankenkassengesetzes durch diese Novelle befriedige seine Partei durchaus nicht. Durch zu große Rücksicht auf Sonderinteressen habe man die vorhandenen Mittel unwirthschaftlich zersplittert, das Ge— setz zu bureaukratisch gestaltet und zu viel reglementirt, statt einfach und praktisch an die freien Hilfskassen anzuknüpfen und den festen Boden der Selbstverwaltung zu betreten. Novelle beseitige zwar einzelne Mißstände, aber sie verstärke die falschen Grundsaͤtze des Ge— setzes und gefährde die Existenz der freien Hilfskassen im höchsten Grade. Nach den Beschlüssen der zweiten Lesung, die wohl im wesentlichen unverändert bleiben würden, müsse seine Partei gegen das ganze Gesetz stimmen; zunächst weil die obligatorische Krankenversicherung nicht,
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wie sie es beantragt habe, auf landwirthschaftliche Arbeiter und Dienst⸗ boten ausgedehnt sei. Einzelne Fälle in der Umgegend von und dem 19. hannöverschen Wahlkreis, wo Gesinde und länd⸗ liche Arbeiter in Krankheitsfällen Stunden lang bei strenger Kälte auf der Straße umhergefahren worden seien, weil niemand ihnen Aufnahme gewähren wollen, oder wo sie, erkrankt, noch lange ir Bodenkammer hätten schlafen müssen, bis endlich die Ueberführung in ein Krankenhaus und die Amputation beider Füße habe vorgenommen werden müssen, bewiesen die Nothwendigkeit der von seiner Partei be— antragten Ausdehnung des Gesetzes. Unannehmbar sei ihr auch, daß bei Krankheit durch selbstverschuldete Trunkenheit, Theilnahme an Schlägereien und geschlechtliche Excesse das Krankengeld nicht gezahlt werden solle. Es handele sich hier nicht um ein Gesetz mit mora— lischen oder strafrechtlichen Bestrebungen, sondern lediglich um die Fürsorge für erkrankte Arbeiter; das Wort spelbstverschuldet“ serner von den Kassen so ausgelegt, daß das eigene Verschulden zum Nachtheil der Versicherten gar zu häufig als erwiesen angesehen we worunter deren doch sicher unschuldige Familien außerdem noch leiden müßten. Abschreckend werde diese Androhung der Einbehaltung Krankengelds auch nicht wirken. Solche Kranke hätten übrigens ihre Beiträge so gut wie die übrigen Mitglieder geleistet, hätten alse den gleichen Anspruch auf Krankenunterstützung an die Kasse. Ei weiterer Grund zur Ablehnung sei der F 6a mit seinen Be mungen über die Aerztewahl und die Begünstigung der Apotheke § 26 wende die gleichen Bestimmungen auch auf die Ortskassen an und schmälere das von der Zwangskasse zu zahlende Krankengeld für noch anderweitig, also in freien Hilfskassen, versicherte Arbeiter um den Betrag, um den der Gesammtbetrag der dem Arbeiter zu fließenden Krankengelder den ortsüblichen Arbeitslohn übersteigen würde; in Zeiten einer Krankheit habe aber die Familie für Pflege des Erkrankten u. s. w. erhöhte Ausgaben zu leisten, die Ueberver— sicherung sei daher ganz unbedenklich. Auch 5 26 mache das Gesetz unannehmbar. Gegen Simulanten biete er gar keinen Schutz, da— gegen hätten die freien Hilfskassen recht wirksame Schutzmaßregeln eingeführt, die man auch auf die Zwangskassen hätte ausdehnen sollen. Die Carenzzeit, die Beschränkung der Krankenunterstützung auf dreizehn Wochen seien ebenfalls unannehmbar, man hätte sie, wenn nicht, wie viele freie Kassen thäten, auf ein Jahr, doch mindestens auf 26 Wochen ausdehnen sollen, statt daß jetzt, wenn die Krankheit, wie sehr häufig, dreizehn Wochen überdauere, doch wieder di Armenpflege eintreten müsse. Ferner vermisse seine Partei einen Schutz der freien Kassen gegen die Uebergriffe der Ünternehmer. Jetzt seien im Betriebe des Abg. Freiherrn von Stumm fünf Arbeiter entlassen worden, weil sie der allgemeinen Metallarbeiter— Krankenkasse „Vulkan in Hamburg angehört hätten, die angeblich ihre Einnahmen zu Unterstützungen verwende, was unberechtigte Mittheilungen seien; auf der Urbacher Hütte hätten die Leute einen Revers unterschreiben müssen, daß sie dieser Krankenkasse nicht angehörten, widrigenfalls Entlassung aus der Arbeit bevorgestanden habe. Der Fabrikantenverein, dem der Abg. Freiherr von Stumm angehöre, bekämpfe diese Kasse aufs heftigste und werde dabei von der Polizei in Saarbrücken, Neunkirchen und Hamburg unterstützt. 575 nehme den freien Kassen das Recht, statt der ärztlichen Behandlung und freien Verpflegung ein] Krankengeld zu gewähren; man meine, damit diesen Kassen ein ihnen bisher ge— währtes Privilegium zu nehmen, in der That hätten aber diese Kassen mehr geleistet, als die Zwangskassen; namentlich die Medizinalkassen mit ihrer segensreichen Wirkung würden durch § 75 vollständig be— seitigt werden. Selbstverständlich sei auch 5 75 für seine Partei un annehmbar. Dasselbe gelte von der Mehrzahl der von der freien Zwischencommission veranlaßten Veränderungen, die meist Ver— schlechterungen seien. Das gelte namentlich von der in F 49 ein— geführten Meldepflicht der freien Kassen, die mit großen Unbequem— lichkeiten verbunden sei. Von der Stellung von Anträgen werde seine Partei so viel wie möglich Abstand nehmen, da die zweite Lesung bewiesen habe, daß diese keine Aussicht auf Annahme hätten. Selbst⸗ verständlich werde seine Partei etwaigen Verbesserungsanträgen zu⸗ stimmen; sollten aber nicht wesentliche Verbesserungen vorgenommen werden, so werde sie gegen die ganze Novelle stimmen.
Abg. Dr. Gutfleisch (dfr): Während der zweiten Lesung habe man seiner Fraction hier im Hause und in der Pr esse vorgeworfen, sie sei grundsätzlich Gegner dieser ganzen Gesetzgebung; aber bei der Schaffung des Gesetzes im Jahre 1883 hätten die Secessionisten und die e fg tee . dem Grundsatz der Zwangsversicherung zu⸗ gestimmt, nachdem die Erfahrung gezeigt habe, u hier volle Frei⸗
willigkeit bedenklich sei. Seine Partei habe aber für den Zwang
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