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unterster Ordnung von Dingskirchen nach Seoundso auf Staatskosten ausbauen, und daß sie infolge dessen sich in die Unkosten und in die Verdrießlichkeiten und Schwierigkeiten, die die Heranziehung eines privaten Unternehmens immerhin mit sich bringen mußte, erst gar nicht hineinstürzen mochten und lieber abwarteten, ob der Zeitpunkt des Ausbaues dieser natürlich als sehr dringend empfundenen Bahn nicht dereinst kommen würde, inzwischen aber alle möglichen Hebel — Sie wissen, meine Herren, das ja alle aus eigener Erfahrung — in Bewegung setzten, in der Presse, bei Behörden und nicht am wenigsten auch bei den Mitgliedern der beiden hohen Häuser des Landtages, um die gewünschte Linie in das nächste Anleihegesetz zu bringen.
Das ist der erste Grund, warum das Privatkapital sich an dem
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Bau der Bahnen untergeordneter Bedeutung oder unterster Ordnung bis jetzt nicht in erwünschtem Maße betheiligt hat.
Der zweite vielleicht noch schwerer wiegende Grund liegt aber darin, daß diese Bahnen unterster Ordnung bisher eine gesetzliche Re⸗ gelung, und ich möchte fast sagen, auch eine Regelung im Verwaltungs⸗ wege in ausreichendem Maße in Preußen nicht gefunden haben. Es fehlte an klaren Bestimmungen sowohl über die Entstehung dieser Bahnen, als auch über den Bau und den Betrieb derselben, über das Verhältniß dieser Bahnen zur Post und Telegraphie, zur Militärverwaltung, über das Verhältniß dieser Bahnen — was in erster Linie in Frage kommt — zu den Landstraßen und Wegen, über das Verhältniß zu den benachbarten Voll- und Nebenbahnen, denen sie den Transport und die Leute zu—⸗ führen sollen, und über ihr Verhältniß zu anderen anschließenden Bahnen gleicher oder ähnlicher Art. Es fehlte endlich an Bestim— mungen über die Bedingungen, unter welchen sich die etwaige Ent⸗ wickelung solcher Bahnen zu Neben oder gar zu Vollbahnen zu voll⸗ ziehen haben würde. Diese Unklarheit der Rechts- und Verwaltungs⸗ vorschriften ist wohl in erster Linie maßgebend dafür gewesen, daß das Privatkapital in genügendem Maße diesen Unternehmen sich nicht zu⸗ gewendet hat. Und hierin soll das Ihnen vorgelegte Gesetz Wandel schaffen. Das Gesetz beabsichtigt aber auch ferner, diejenigen Gefahren, welche unzertrennlich damit verbunden sind, daß die unter dasselbe fallenden Bahnen, welche ihr Geschäft, ihren Betrieb sozusagen mitten unter den Leuten ausüben, — daß diese Gefahren möglichst hintangehalten werden. Diese Gefahren entstehen zunächst dadurch, daß die Bewegung der Fahrzeuge auf metallischer Unterlage und die dadurch bewirkte Verminderung der Reibung es ermöglicht, größere Lasten mit größerer Geschwindigkeit zu bewegen. Gefahren entstehen aber auch ferner dadurch, daß ein Theil dieser Bahnen mit maschinellen Motoren aus— gerüstet sind. Auch in dieser Beziehung will das Ihnen vor— gelegte Gesetz Hilfe schaffen; es will eine ausgiebige Controle darüber ermöglichen, daß diese Gefahren sowohl für die die Bahn benutzenden Reisenden, für die Beamten und Arbeiter der Bahn, wie auch für dritte Leute, die sich in der Nähe der Bahn bewegen, möglichst beseitigt werden.
Meine Herren, ich enthalte mich, auf die einzelnen Bestimmungen des Gesetzentwurfs heute näher einzugehen, da ich die Ueberweisung des Entwurfs an eine Commission annehme und mich bezüglich der Einzelheiten auf die dem Gesetze beigegebene ausführliche Begründung beziehen darf. Ich gestatte mir daher mit dem Wunsche zu schließen, daß es gelingen möge, über den vorliegenden Gesetzentwurf mit dem Landtage der Monarchie ein Einverständniß zu erzielen.
Graf von Frankenberg; Auch er wünsche, daß es gelingen möge, dies Gesetz noch in dieser Session zu verabschieden; und er könne dem Minifter nur seinen Dank dafür aussprechen, daß er die Vorlage an das Haus gebracht habe. Sie sei vom Lande seit langen Jahren erwartet worden und entspreche einem dringenden Be— dürfniß. Wenn er das vorliegende Gesetz mit Freuden begrüße, so müffe er doch einige Bedenken aussprechen. Qbwohl die Gesetzgebung keinen Anhalt dafür biete, daß der Staat alle Befugnisse in Bezug auf die Ausführung von Fisenbahnen unterster Drdnung in feiner Hand behalte, stelle doch die Vorlage diesen Grundsatz guf. Seiner Auffasfung nach würde dem Interesse des Landes mehr gedient scin, die Entwickekung würde eine viel schnellere und energischere sein, wenn man die Sache in die Hand der Selbstverwaltung lege. Er bitte, daran zu denken, welchen Aufschwung der Bau von Kunststraỹßen genommen habe, feitdem der Staat ihn auf die Provinzen übertragen babe. Er habe diesen ungeahnten Aufschwung als Mitglied des schle= sischen Provinzalausschusses verfolgen können. Die schlesische Pro— vinzialverwaltung habe sich nicht auf diese Aufgabe beschränkt, sondern vor einigen Fahren noch einen Fends bon 56 000 6 jährlich aus⸗ geschieden zur Unterstützung des Secundärbahnbaues. Er sei über⸗ seugt, wenn das Haus es durchfetzen könne, daß an Stelle der staatlichen Behörden diejenigen der Selbstrerwaltung gesetzt würden, so würde es nur von Vortheil. sein. Die Provinzialperwaltung habe für diese Aufgaben die erforderlichen tech⸗ nchen Kräfte, auf der anderen Seite könne er aus seiner persönlichen Erfahrung es aussprechen, daß die Erledigung der Prejecte seitens der Staatsbehörden selbst in dringenden Faͤllen eine sehr langsame fei. Die Bestimmung der Vorlage, daß Cemmunalverhände nicht ge= halten sein follten, Sicherheit für die Unterhaltung zu stellen, finde er
ö . ; = ; J. unvorsichtig; fie entfpreche auch nicht dem Verfahren, daz 3. B. in Schlesien befolgt werde. Er erkenne das Bestreben der Eisenbahn- verwaltung an, deutsche Ausdrücke einzuführen und dementsprechend möchte er vorschlagen, zu sagen: Eisenbahnen erster, zweiter, dritter Ordnung. Die Vorlage bitte er an die Eisenbahncommission zu überweisen.
Graf zu Eulenburg beantragt, die., Eisenbahncommissign zu diesem Zwecke um fünf Mitglieder zu verstärken, da bei diesem Gesetz die Intẽreffen des ländlichen Besitzes und der Communen sehr in Frage kämen.
Freiherr von Stumm-Halberg: Er sei mit diesen Vor— schlägen einverstanden und möchte nur ganz kurz mit Rücksicht auf die Ausführungen des Grafen von Frankenberg sich einige Bemerkungen ge⸗ statten. Er könne die Meinung nicht theilen, daß es richtiger sein würde, die Entscheidung überall den Communalverbänden zuzuweisen. Daß ihnen die erforderlichen Kräfte zu Gebete ständen, glaube er nicht, denn Wegebaumeister seien noch teineswegs im ftande, über Eisenbahnbauten zu entscheiden, für die ganz, andere Geñchtspunkte, beispielzweise hinsichtlich der Gefahren für Leben und Gesundheit, in Betracht kämen als für die Chausseen. Ebenso sei er der Ansicht, daß die Grundsaͤtze, welche auf die Eisenbahnen unterster, oder, wie der Graf von Frankenberg vorschlage, dritter 2 8 . . . Srdnung angewandt würden, einer einheitlichen Regelung durch die mgewand? w 5 e Die Hand der Staatsbehörden bedürften. Dagegen habe er ein anderes Bedenken gegenüber diesem GesetzE, und er glaube, es werde in weiten Kreifen des Landes getheilt: daß nämlich das Hauptmetiv für die Vorlage darin bestehen könne. daß die Eisenbahn. verwaltung den weiteren Ausbau des Secundärbahnnetzes damit beseitigen oder doch die Befriedigung fernerer Wünsche, auf diesem Gebiete auf ein Minimum beschränken wolle. Die Eijen bahnverstaat= lichung, die er für eine der verdienstvollsten Actionen halte, setze un. bedingt voraus, daß der Staat sich der Pflicht bewußt bleibe, auch Tie minder rentablen Linien auszubauen, um auch den Interessen der
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eine Erklärung darüber abgeben wolle, wie er über den weiteren Bau von Secundärbahnen denke.
Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen:
Meine Herren! Die von dem Freiherrn von Stumm gewünschte Erklärung kann ich namens der Staatsregierung in durchaus beruhi⸗ gendem Sinne abgeben. Die Staatsregierung hat nicht daran gedacht, mit dieser Vorlage etwa sich von der Pflicht, den Ausbau von Nebenbahnen fernerhin zu betreiben, abzulösen; sie wird auch ferner⸗ hin den Bau der Nebenbahnen dort, wo solche nicht rein lokaler Natur sind, sondern weitergehenden Zielen dienen, ebenso wie in der Vergangenheit fortsetzen. Allein, meine Herren, es liegen im Ministerium der öffentlichen Arbeiten heute Nebenbahn⸗Anträge im Umfange von über 17 000 Km vor; dieselben würden einen Kosten⸗ aufwand von 23 Milliarden erfordern und, wenn etwa jedes Jahr für dreißig Millionen gebaut werden sollte, einen Zeitraum von achtzig Jahren erfordern. Sie werden mit mir einverstanden sein, daß unter dieser Fülle von Nebenbahn⸗ Anträgen eine ganze Reihe von Linien sind, die rein locale Bedeutung haben, für die es viel zweckmäßiger und wirthschaftlich richtiger sein würde, daß die zunächst betheiligten Interessenten sich nach ihren Decken strecken und eine Bahn in der einfachsten Form, die thunlich ist, bauen und nicht der Staat mit seinem großen Apparate eintritt und die Bahn baut und betreibt. Wir haben auch bereits in unserem Lande mehr— fach Beispiele, daß solche Nebenbahnen unter günstigen Verhältnissen gebaut werden können mit zwanzig- bis dreißigtausend Mark, der Kilometer und dann eine befriedigende Rente gewähren, während die Staatsbahnverwaltung bei den Anforderungen, die naturgemäß an dieselbe von den Interessenten, von den Communen und von Jeder⸗ mann gestellt werden, Nebenbahnen nicht wohl unter 100 000 S den Kilometer herstellen kann. Also, meine Herren, diejenigen Bahnen, welche ein weitergehendes Bedürfniß zu befriedigen bestimmt sind, die sich als Ergänzungen des großen Netzes oder Verbindungen zwischen Hauptlinien darstellen, wird der Staat zu bauen auch in Zu⸗ funft als seine Aufgabe zu erachten haben; er wird aber diejenigen Bahnen, die, rein localer Natur, nur bestimmt sind, den Nahverkehr zwischen zwei Punkten zu vermitteln, von denen wird er wünschen müssen, daß sie gebaut werden, sei es von Privatunter⸗ nehmern oder Corporationen, nach dem vorliegenden Gesetzentwurf über die Bahnen, soll ich sagen unterster Ordnung, oder soll ich mit dem Grafen Frankenberg sagen Tertiärbahnen, oder soll ich sie Klein— bahnen nennen, wie sie in den Zeitungen vielfach benannt werden, — das kommt so ziemlich auf eins hinaus, und die Staatsregierung legt keinen besonderen Werth darauf, mit welchem Namen der Gesetz⸗ entwurf verabschiedet wird, es kommt ihr nur darauf an, daß sie mit dem Landtag der Monarchie über die zweckmäßigste Gestaltung dieses Gesetzentwurfs sich verständigt.
Was nun die von dem Herrn Grafen von Frankenberg hervor— gehobenen Einzelheiten betrifft, so möchte ich mir versagen, auf die— felben hier einzugehen. Ich hoffe in der Commission in der Lage zu sein, den Herrn Grafen zu überzeugen, daß ein großer Theil seiner Einwendungen auf Mißverständnissen beruht.
Anders liegt die grundsätzliche Frage, die Herr Graf von Frankenberg angeregt und die auch Herr Freiherr von Stumm, wenn auch von entgegengesetztem Standpunkte aus, erwähnt hat, die Frage nämlich, ob man den bestehenden Organismus unserer allgemeinen Verwaltung, bei Gelegenheit der Emanirung dieses Gesetzes, bei— behalten oder ihm zu Gunsten der Selbstverwaltung die Zuständig— keit in den Angelegenheiten der Bahnen unterster Ordnung entziehen will. Meine Herren, ich halte die Selbstverwaltung für nicht ge— eignet, diese Zuständigkeit zu übernehmen, bei der Concessionirung die Untersuchungen eintreten zu lassen, die nöthig sind, bei dem Betriebe die Vorschriften zu geben und die Controle eintreten zu lassen, die Land und Leute vor Gefahr bewahrt, und doch andererseits ermöglicht, daß die Bahn ihrem Zwecke gemäß betrieben werden kann. Der Selbst— verwaltung fehlen dazu die Vorbedingungen, insbesondere auch die sachverständigen Personen. Ich möchte daher glauben, daß nur di Staatsverwaltung berufen ist, diejenigen Functionen im wesentlichen polizeilicher Natur auszuführen, die ihr in dem Gesetzentwurf zuge— wiesen sind. Daneben ist den Organen der Selbstverwaltung die weitgehendste Mitwirkung bei der Entstehung, bei dem Betriebe und bei der Auflösung der Bahn vorbehalten.
Bezüglich der Einzelheiten glaube ich, wie gesagt, den Herrn Grafen von Frankenberg überzeugen zu können, daß, soweit ich es übersehen kann — ich habe seinen Ausführungen allerdings nicht immer genau folgen können, — ein Mißverständniß obwaltet, dessen Beseitigung mir hoffentlich gelingen wird.
Graf von Brühl befürchtet eine zu große Belastung der Pro— vinzen, wenn man die Bahnbauten der Selbstverwaltung überlasse.
Frhr. von Maltzahn glaubt im Gegentheil, daß dadurch die Kreisẽ in ihren Chauffeebaulasten wesentlich erleichtert würden, wenn sie statt der fortwährend reparaturbedürftigen Chausseen Bahnanlagen machten, die ihnen unter Umständen noch Einnahmen bringen könnten. Für ein so wichtiges Gesetz sei nicht die zu ganz anderen Zwecken gebildete Eisenbahneommission geeignet, er beantrage daher die Ueber⸗ weisung an eine besondere Commission.
Die Vorlage wird darauf der um fünf Mitglieder zu ver⸗ stärkenden Eisenbahncommission überwiesen.
Die Nachrichten von der Verwaltung der Staats⸗ Bergwerke, -Hütten und ⸗Salinen für 189991 werden ohne Debatte durch Kenntnißnahme für erledigt erklärt.
Schluß R/ Uhr.
Entscheidungen des Reichsgerichts.
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Dazu gehört aber auch die Gewährung eincgz ordentlichen Schlaf. raumes.“
— Ein Beamter, wel eine ihm amtlich anvertraute oder
zugängliche Urkunde innerhalb des Amtslocals verfächert oder
versteckt, um fie der Verfügung des Berechtigten dauernd oder
vorübergehend zu entziehen, macht lich, hach einem Urtheil dez
. II. Strafsenats, vom 4. Dejember 1891, dadurch der
. erfnnn der Urkunde (5 348 Abs. 2 Str. G. B) uldig.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Saatenstand im Fürstenthum Reuß j. E. Der Winter ist, wie die Ger. Ztg.) berichtet, für die Feldfrüchte im ganzen günstig verlaufen. Raps wird nur wenig noch angebaut steht aber durchweg gut. Für 8 und Weizen war die Wit. terung im ert günstig und versprechen beide eine vortheilhafte Weiterentwi 6 Der langanhaltende Herbst hatte die Saaten. entwickelung sehr begünstigt, sodaß sie sich vor Eintritt des Winters sehr gut bestockt hatten; daher waren sie auch den trockenen Frösten gegenüber widerstandsfähig; in. besonderem Maße gilt das von den fruheren Aussaaten, die sich späteren Aussaaten gegenüber, welche zum theil unter dem letzten Schnee einigermaßen gelitten zu haben scheinen, befonders durch ihren erfreulichen Stand auszeichnen. Klee hatte im
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Herbst günstige Vegetationsbedingungen und steht überall gut.
Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Kotz an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 23. d. M. gestellt 9861, nicht rechtzeimtg gestellt keine Wagen. . In Oberschlesien sind am 22. d. M. gestellt 3333, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.
Zwangsversteigerungen.
Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin standen am 22. und 23. März 1892 die nachverzeichneten Grundstücke zur Ver= steigerung: zappel⸗Allee 88s, dem Kaufmann H. A. Raabe hier ge⸗ hörig; Fläche 45,77 a; Mindestgebot 800 (; für das Meistgebot von 1009 MW wurde der Artillerie⸗Leeutenant M. Schulenburg, hier, Ersteher. — Bülowstraße 6, dem Maurermeister Malte Doebe⸗ ling hier gehörig; Fläche 31,556 a; Mindestgebot 2100 M; für das Meiftgebot von 576 Jo0 „ wurde der. Kaufmann Louis Putta⸗ chow ski hier Ersteher. — Friedrich Wilhelmstraße 6 und Cornelius⸗ straße, der Handelsgesellschaft Barese! u. Co. hier gehörig; Nutzungswerth 9040 46; Fläche 18,84 a; Mindestgebot 2109 A; für das Meistgebot von 605 000 6. wurde das Fräulein Helene Hayn, Charlottenstraße 14, Ersteherin.
— Die nächste Börsenversammlung zu Essen findet am 28. März im „Berliner Hof“ statt. .
Leipzig, 23. März. (W. T. B) Kammzug⸗-Ter min, handel. La Plata. Grundmuster B. per März 3,85 K, per April 3,377 , ver Mai 3,373 , per Juni 3,77 (6, per Juli 3, 40 t, per August 3,40 66, per September 3140 „6, per Oktober 3 274, per November 3 423 , ver Dezember 3,423 S, per Januar 3 425 , per Februar 3423 6 Umsatz 35 900 Kg. ö
Wien, 33. März. (W. T. B.) Nach dem Rechenschaftsbericht des Verwaltungsraths der öste rr eichischen Creditan sta lt schließt die Bilan; in' Einnahmen und Ausgaben ab, mit 181 112357 Fl: der Reingewinn betrug 4247 80 Fl. Die Bilanz weist aus: Activa: Effecten 3 353 365 Tl, Pertef alles? 265 791 152 Fl., Kassenbestände 5 O15 42 Fl., Vorschüsse auf ESfecten 19 6357 045 Fl., Debitoren 135 128 989 Fl. Unter den NDassi⸗ ven figuriren: Accepte 11 220 432 Fl., verzinsliche Einlagen 6972 868 I. Creditoren 111 642074 Fl. Aus dem Ge— winn- und Verlust-Conto ist hervorzuheben: Gewinn an Efferten 165 262 Fl., an Consortialgeschäften 540 185 Fl, Zinsen 3 695 55l Fl, Provisionen 1363 759 Fl, Devisengewinn 454 260 Fh, Gewinnanthei an der ungarischen Creditbank 134311 Fl. Das laufende Geschaft ergab eine 5, 12 procentige Verzinsung des Actienkapitals.
London, 23. März. (W. T. B.) An der Küste 6 Weizen ladungen angeboten. . . . ö
Zurich, 34. März. (W. T. B.) Der hiesige Finaneier Fieri⸗ Landis ift in Nizza infolge eines Schlaganfalls gestorben.
RNew-⸗Hork,. 33. März. (W. T. B) Die Börse, war anfangs fest schwächte sich im Verlauf ab und schloß zu den nisdiig sten Tagescurfen. Der Umsatz der Actien betrug 2490 000 Stüc. Der Silbervorrath wird auf 3 400 000 Unzen geschäst. Die Silberverkäufe betrugen 88 0090 Unzen. Die Silberankäufe für den Staatsschatz betrugen 150 000 Unzen zu 89, 08 à 89,15.
Berdingungen im Auslande.
Niederlande.
1) 28. März, 121 Uhr. Burgemeester en Wethouders zu Groningen: Lieferung von zwei Ueberdachungen für, den neuen Vich— markt. Auskunft und Bedingungen beim Secretariat der Gemeinde Groningen. ö
2) 29. März, Mittags 12 Uhr. De Directeur vans Rijks Centraal Magazijn van Militaire Kleeding, Litrusting enz. l Amsterdam n Bureau Sarphatistraat: Lieferung von 15 M Brod. säcken für das Heer. Muster und Bedingungen zur An⸗ und Einsicht im obigen Bureau. . .
3) 31. März, Vormittags 11 Uhr. De Vice Admiral, Di- recteur en Commandant der Marine te Amsterdam: Lieferung von Stahlplatten, stählernen Röhren und anderen Eisenarbeiten in verschiedenen Abtheilungen. Bedingungen zur Einsicht im Directions gebäude der Marine in Amsterdam . K
H 11. April, Vormittags 109 Uhr, Commissaris der Konin- gin der Provincie Limburg in Maastricht, im Dienstgebäude da. selbst: Lieferung von 8500 bm Ballaststeine für Uferarbeiten an der Mags; Schätzung 27 400 Fl. Anweisung an Ort, und Stelle am J. April. Bedingungen und Auskunft bei dem Ingenieur Mus quetier in Maastricht. ; .
5) 13. April, Vormittags 11 Uhr. Ministerie zan W aterztaat Handel en Rijverheid im Haag, im Ministerialgebäude; ie fe, einer Drehscheibe im Durchmesser von 145 m auf der Station Ho pan Holland, für die Eisenbahn Rotterdam —= Hoek van Dolland Schätzung 7500 Fl. Bedingungen käuflich bei den Buchbãndlern Gebroeders van Cleef, Spuüi No. 28 a, im Haag.
6) 19. April, 2 Uhr. Hollandsche Væzeren Spoor veg. Ma, in der Central⸗Personenhalle zu Amsterdam: Loos Nr. 512 Gisenn Träger mit Verkoppelungen für die Brücke über die Voldervaart ö Schiedam. Schätzung 6890 Fl. Bedingungen erhältlich im Contra. Administratie-Gebouw aan het , zu Amsterdam, huren: Weg en Werken, kamer 1354 unter Einsendung von 150 51.
Schweden. J J. April, 1 Uhr. Maskin Direktören vid III Distriktet Malmö; Lieferung für die schwedische Staatsbahnverwaltung, von 10 Stück rechtwinkligen Iteufflberplatten, 1500 X O, 65 mm, . 1200 , runden Neusilberplatten, 151 2 O65 mm, 200 , desgl. 385 X 0, S5 mm, K h ' 5 S5 mm. ; .
Alles Secunda⸗Qualstãt ohne Blafen und Risse; zum 2 und Biegen geeignet; zu liefern spätestens am 1. Juni frei in een en, Schriftliche v legelte Angebote mit Aufschrift Anbud ley . ar nysilfverplatsé, Preisangabe in schwedischer Münze Per
ramm. . ; Näheres und Coentraętsformulare beim Materialien derwaltet (Förrâdsförvaltaren) in Malmö.
minder begünstigten Gegenden gerecht zu werden., Er glaube, Daß es zur Beruhigung des ganzen Landes beitragen werde, wenn der Minister
it geben
Zweite Beilage
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗AUnzeiger.
Mn 73.
Berlin, Donnerstag, den 24. März
1892.
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Statistik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
In Altong steht für den 4. April d. J eine partielle Arbeitseinstellung der Schuhmacher (Qtensen nicht inbegriffen) zu erwarten, wenn bis zu diesem Tage mit den Arbeitgebern eine. Verständigung nicht herbeigeführt ist; es andell sich um diejenigen Gehilfen, die auf sogenannte „Theil⸗ arbeiten / beschäftigt sind. Am Dienstag fand in Altona eine sehr zahlrei besuchte Schuhmacherversammlung statt, über die ber „Hamb. Corr. folgendes berichtet:
In der Discussion führte ein Redner u. a. aus, daß es doch etwas zu gewagt erscheing., in diesem Frühjahr schen in eine Lohn— bewegung einzutreten. Die Geschäftseonjunctur sei eine zu bedenkliche, wenn man auch zugeben müsse, daß es sich nicht direct“ um eine ohnerhoͤhung', sondern um eine Zurückeroberung; von nach und ach verminderten Lohnsätzen, gegenüber den im Jahre 13099 stipu—⸗ lirten handele. Besser wäre es, wenn man eine Werksteslen⸗ ordnung fordern und, auf. eine Beseitigung ! xesp. „Ein⸗ dämmung“ der gesundheitsschädlichen Haus industrie im Schuhmacher⸗ gewerhe inn ,, würde. Hierauf wurde erwidert, daß in der letzten fentlichen Schuhmacherversammlung bereits der Beschluß gefaßt worden fei, in diesem Frühjahr in eine Lohnbewegung einzutreten. Vgl. Nr. h6 d. Bl.) Ein anderer Redner wies darauf hin, daß m' 1. April. d. J. die neurevidirte Gewerbeordnung mit ihren Contractbruchs⸗Klippen“ in Kraft trete, und fügte hinzu, daß nan sich vor allen Dingen davor, hüten möge, von? ge— wiffen Arbeitgebern als „contractbrüchig' bezeichnet zu werden. Gs empfehle sich daher, den Tag der Proelamation eines Hentuellen partiellen Strikes bis zum dritten Ostertage (19. Aprih oder bis acht Tage nach Ostern (25. April) hinauszuschieben, um Zeit zur gesetzmäßigen (vierzehntägigen) Kündigusg und zum etwaigen Unterhandeln mit den Arbeitgebern gewinnen zu können. Nach längerer Debatte wurde der Termin auf den 4. April 1892 angesetzt. Ferner wurde beschlossen, den Lohntarif von 18990 unverändert aufrecht zu er⸗ halten. Zur Sicherheit wurden schon im Laufe des Versammlungstages be mehreren in Frage kommenden Arbeitgebern die Arbeitsverhältnisse bis zum 5. April d. J. aufgekündigt.
In München hielt am Montag der Agitationsverein für Südbayern, der fünfzehn Mitglieder zählt und sich nach dem Falle des Socialistengesetzes gebildet hat, um die socialistische Propaganda auf dem Lande zu betreiben, eine Versammlung ab, zu der die Parteigenossen, auch solche von, auswärts, zahlreich er— schieien waren. Namens der Majorität wurde beantragt, den Verein, weil seine Statuten nicht auf demokratischer Grundlage basiren, aufzulösen und das Mandat in die Hände der sociakdemokratischen Partei für Süd⸗Bayern zurückzulegen. Dieser Antrag wurde, wie die Münchener „Allg. Ztg.“ berichtet, mit 19 gegen 1 Stimme angenommen. Die Partei wird nun in den nächsten Tagen eine Versammlung einberufen, um eine Commission zu wählen, die die seitherigen Geschäfte des Vereins besorgt.
In Zwickau wurde am letzten Sonntag eine von socialdemo⸗ kratischer Seite berufene öffentliche Versammlung der Textil— arbeiter und -Arbeiterinnen abgehalten, die, wie das „Chem. Tgl. berichtet, von etwa 300 Personen, aber zum großen Theil Aus— wärtigen besucht war. Eine Frau Farcheim aus Gera und Redacteur Reichelt aus Burgstädt empfahlen als Mittel zur BVeseitigung der Mißstände den Eintritt in die Gewerkschafts= wie politische Bewegung und forderten zum Eintritt in den deutschen Tertilarbeiterverband auf. Die weiblichen Versammlungstheilnehmer lehnten aber zumeist die geforderte unterschriftliche Beitrittserklärung zum Textilarbeiterverband ab. — Der Vorstand des Vereins für Ziegeleiinteressenten für Zwickau, Crimmitschau und Werdau hat für seine Mitglieder eine Normal⸗Arbeits⸗ ordnung entworfen und beabsichtigt, diesen Entwurf den Mitgliedern in den nächsten Tagen zugehen zu lassen.
Hier in Berlin dauert, wie, der „Vorwärts“ mittheilt, der Ausstand der Krüger sschen Fabrik chirurgischer Instrumente unver⸗ ändert fort. — Von der Direction der Berliner Maschinen bau⸗ Actiengesellschaft vorm. 8. Schwartzkopff wird folgende Mit⸗ ibeilung verbreitet: Durch verschiedene Zeitungen hat die Nachricht Ver⸗ breitung gefunden, daß auf den Gräbern der Märzgefallenen von 1815 im Friedrichshain am 18. d. M. ein Kranz mit roöther Schleife, di Widmung enthaltend; Gewidmet von den Arbeitern der Schwartzkopff schen Fabrik Sibirien niedergelegt worden ist. Mit „Sibirien“ ist unser in der Ackerstr. 9 befindliches Zweig⸗Etablissement gemeint, welches, zur Zeit seiner Begründung noch etwas weit ab vom Verkehr und im hohen Norden Berlins gelegen, diese Bezeich⸗ nung vom Volksmund zugetheilt erhielt — Wir konnten — und wie sich herausgestellt hat, mit Recht — annehmen, daß nur einzelne Un⸗ befugte — Feinde der Ordnung und des Friedens — ohne das erderliche Einverständniß aller Arbeiter einzuholen, sich erkühnt aben, im Namen der letzteren eine, so ungehörige De— nonstrarien in Scene zu setzen. — Die von uns in den
unseres neuen erks aufgelegten Listen, die den⸗ wen, oie mit solchem Vorgehen nicht einverstanden sind, Gelegen⸗ sollten, eine entsprechende Erklärung abzugeben, deren Inhalt lautete: „Ohne unser Wissen und Wollen ist am 8. Mär; dieses Jahres ein Kranz mit rother Schleife, die Aufschrift Athaltend:. „Gewidmet von den Arbeitern der Schwartzkopff'schen Fabrik „Sibirien in demonstrativer Weise auf dem Kirchhof im Friedrichshain niedergelegt worden. Die unterzeichneten erklären hier⸗ urch, daß sie mit diesem Vorgehen einzelner Unbefugter nicht einverstanden sind, sich . veranlaßt sehen, gegen ine solche willkürliche Demonstration feierlich Protest zu erheben“, ind dann auch mit S651 eigenhändigen Unterschriften bedeckt worden. Diese Zahl enthält, mit Ausnahme von sechs, die sich der unbefugten Agitation schuldig gemacht haben und aus diesem Grunde aus unserer Fabrik sofort entlaͤssen sind, die Namen der sämmtlichen Arbeiter . Zweigetabliftements. Wir verfehlen nicht, dies zuàr Wahrung 8 Rechtes derselben, ihre Ansichten selbst zu vertreten, hiermit zur enntniß zu bringen.“
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orschuß vereins Kosel. — Sonthofen. — Aus dem Consumverein — Das Jahrbuch des niederländischen Ge—
nossenschaftsverbandes für 1592. — Besprechung des Buches der Miß Potter über die Aufgaben der Genossenschaften in England. — Der 33. englische Genossenschaftscongreß (Bericht — Baugenossen⸗ schaften in Amerika: Darstellung ihrer Organisation und Bedeutung. — Die Fachvereine in Frankreich. — Mittheilungen über die Ge⸗ winnbethellung bei an Marken in Delft. — Ein „ernstes Wort an die Arbeitgeber, behandelt die Frage der Gewinnbetheiligung. — Ein 3 m Experiment: nach dem Buche von Albert Shaw über Ikaria“.
Mannigfaltiges.
Der dem Verein für Förderung der Luftschiffahrt gehörende Fesselballon Meteor“ ist am 8. d. M., nachdem er längere Zeit in einer Höhe von 309 m gestanden hatte und schon wieder bis zu 100 m herabgeholt worden war, plötzlich durch eine Böe vom Seile gelöst und dem erstaunten Beobachter Dr. Aßmann vom Meteorologischen Institut entführt worden. Wie r. Aßmann nach einem Bericht der ‚Mgdb. 3. am Dienstag Abend in der Sitzung des genannten Vereins mittheilte, war der Ballon in wenigen Minuten den Blicken entschwunden, da er mit bedeutender Schnelligkeit in die Höhe stieg und bald in eine Wolwkenschicht geit, Es mußte bermuthet werden, daß er bei dem starken Westwinde die eingeschlagene Bahn nach Osten innehalten und von Charlottenburg, dem Aufstiegorte aus, seinen Weg über Berlin unter der erfahrungs gemäßen rechtsseitigen Abweichung nach Schlesien nehmen würde. Ganz erstaunt war Dr. Aßmann daher, als er die Meldung erhielt, daß der Flüchtling in nächster Nähe, aber entgegengesetzter Richtung in dem benachbarten Steglitz gelandet sei. Er war dort ungefähr 409 Minuten nach dem Aufstieg niedergegangen und muß also nach Durchbruch der Wolkenschicht in eine ganz andere Luftströmung gerathen und von dieser wieder zurückgeführt worden sein. Nach den Registrirungen des Barographen und dem sonstigen Befunde des Ballons hat er eine Höhe von 2000 m erreicht und hier in seinem obersten Theil einen Riß bekommen, der ein allmähliches Sinken ver—⸗ anlaßt hat. Nach Mittkeilungen von Beobachtern ist die Landung fall⸗ schirmartig erfolgt und keine Spur von Gas mehr vorhanden gewesen. Der Thermograph, der am Erdboden eine Temperatur von O Grad anzeigte, stellte bei 0 m Höhe eine Temperaturabnahme von 2 Grad, bei 330 m eine solche von 4 Grad und dann in schneller Progressien eine solche von 13 Grad innerhalb 5 Minuten des Ausstiegs fest. Hier trat plötzlich ein Sprung in die Höhe um 4 Grad, dann wieder ein allmähliches Uebergehen in den schon erreichten Stand und hier⸗ auf ein schnelleres Fallen bis 20 Grad, dem höchsten erreichten Minimum, ein. Dr. Aßmann nimmt an, daß über der erwähnten Wolkenschicht die Luft durch directe Bestrahlung der Sonne und durch Rückstrahlung erwärmt gewesen ist, was der ausgezeichnet arbeitende . bei dem langsameren Aufstieg noch gewissenhaft ver⸗ zeichnet hat, während er den rapiden Veränderungen des Abstiegs nicht hat folgen können. Bei diesem hat er plötzlich abgesetzt und den Dienst versagt. Der Ballon ist, abgesehen von dem erwähnten Riß im oberen Theil, unversehrt wieder in die Hände seines Eigenthümers elangt. Dagegen sind die Meßapparate und Instrumente theilweise
eschaͤdigt und abhanden gekommen.
In der Kochschule des Berliner Hausfrauenvexeins, Jägerstr. 22, gegründet 1878, beginnt am 1. April ein neuer Cursus, dessen Dauer drei Monate und für sich ausbildende Lehrerinnen der Kochkunst sechs Monate beträgt. Im verflossenen Jahre wurden 130 hiesige Schülerinnen ausgebildet, theils fürs Haus, theils für den Erwerb. Den praktischen Unterricht ertheilt ein geprüfter und be— währter Küchenmeister; die Vorträge über Theorie der Kochkunst und Gesundheitspflege durch Ernährung hält Frau Lina Morgenstern, die Gründerin dieser Kochschule.
In der Kindermann'schen Lampenfabrik, Möckernstraße Vr. 68, hat gestern eine Feuers brun st gewüthet, deren Bekämpfung die Feuerwehr von Vormittags bis fast in die Nacht hinein in anstrengendster Thatigte erhalten hat. Der Verlust an Maschinen, Waaren und Materialien durch dieses Feuer wird auf 500 000 M geschätzt. Be⸗ sonders schwer wiegt der Verlust der Formen und Modelle. Durch die Feuersbrunst sind 300 Mann zunächst brotlos geworden. Sie umlagerten heute früh die Fabrik, um Kunde über ihr, weiteres Schicksal zu erfahren; es konnte ihnen zunächst nur mitgetheilt werden, daß man versuchen will, in gemietheten Räumen den Betrieb soweit wie möglich wieder aufzunehmen, sobald man die nöthigen Maschinen und Formen hat beschaffen können.
Das in Münster i. W. garnisonirende Cürassier-Regi⸗ ment von Driesen Westfälijches) Nr. 4 wird am 1, und 2. Mai d. J. den Gedenktag seines 175jährigen B'estehens feiern.
Arnswalde, 19. März. Ein Brandunglück hat, wie der Voss. Ztg.“ berichtet wird, heute Morgen auf dem Rittergut Stolzenfelde stattgefunden. In der Nacht nach 2 Uhr erwachte eins der in der Giebelstube des herrschaftlichen Wohnhauses schlafenden vier Dienstmädchen durch ein starkes Knistern auf dem Boden— raum; als es die Thür öffnete, schlugen ihm die Flammen ent— gegen. Da der Ausgang durch Feuer versperrt war, suchten si die Mädchen durch Springen aus dem Fenster zu retten, wobei das erste auf dem unter dem Fenster befind— lichen Asphaltboden den Fuß, das andere einen Arm brach und das dritte mit einer leichten Verstauchung davonkam. Nur die siebzig⸗ jährige Wise, welche ihre ganze Lebenszeit in der Familie von Germar treue Dienste geleistet hat, konnte den Sprung nicht wagen, und als sie mit einer Leiter herabgeholt werden sollte, stand schon die ganze Stube in Flammen und die alte Person mußte elend verbrennen. Die Herrschaft konnte bei dem schnellen Umsichgreifen des Feuers nur das Allernothwendigste retten, und der größte Theil des werthvollen Mobiliars fiel dem verheerenden Element zum Opfer.
Düssel dorf, 22. März. Das West fälischs Ulanen⸗ Regiment Nr. 5 beging heute in feich Weise den Tag, an dem Seine . Hoheit der Großherzog Adolf von Luxem— burg vor fünfzig Jahren von ö Wilhelm IV. zum Chef des Regiments ernannt wurde. Der „N. Pr. Z. wird darüber berichtet: Die Kaserne des Negiments war mit Guirlanden und Fahnen in deutschen und. luremburgischen Farben geschmückt; auch viele öffentliche Gebäude und Privathäuser hatten geflaggt. Der Großherzog war verhindert, persönlich an der Jubelfeier theilzunehmen und wurde durch den Fürsten Wilhelm zu Wied vertreten. Mehrere luxemburgische. Offiziere, u. A. Major von Bourgeois, waren eingetroffen, auch der commandirende General des VII. Armee Corps, von Albedyll, war von Münster hierher ge⸗ kommen. Das 5H. Ulanen⸗Regiment hatte Morgens Appell und stand um 11 Uhr in Parade⸗Aufstellung, als die Ehrengäste erschienen. Der Regiments Commandeur Oberst von Bayer⸗-Ehrenberg verlas ein Schreiben des hohen Chefs, worin dieser seine gnädigen Gesinnungen fuͤr das Regiment bekundete. Das Festessen fand um vier Uhr in dem fesilich geschmückten Offiziercasind statt, woran, alle Ehrengäste theilnahmen. Auch die Mannschaften wurden festlich bewirthet, am Abend ist für diese ein Ball veranstaltet. Von
auswärts, namentlich aus dem Bergischen Lande und aus West⸗ falen war eine große Zahl ehemaliger Regimentskameraden zu der Feier nach Düsseldor5f gekommen, die von dem Verein ehemaliger 5. Ulanen am Centralbahnhof mit Musik empfangen wurden und sich in der Nähe des Exercierplatzes im Zweibrücker Hof versammelten. Am Nachmittag vereinigten sich diese Kameraden im Vereinsloral und beschlossen den Tag durch einen Festball in der städtischen Tonhalle. ;
Neviges (Rheinpr.), 23. März. Auf dem hiesigen Erzbergwerk Glückauf ist, wie das D. B. H. meldet, die ganze Erzwäsche abgebrannt. Alle Maschinen sind vernichtet, der unterirdische Betrieb ist unmöglich. Die Grube dürfte in wenigen Tagen vollständig unter Wasser stehen.
Grebenstein, 22. März. Der „Köln. Ztg.“ wird über den Brand in Immenhausen Folgendes berichtet: Das uralte Landstädtchen Immenhausen, Station der Cassel-Warburger Bahn, etwa 15 km von Cassel entfernt, wurde durch eine furchtbare Feuers⸗ brunst wohl zur Hälfte eingeäschert. Etwa 65 Gehöfte sind nieder⸗ gebrannt. Unter den Abgebrannten befinden sich viele kleine Leute, die zum Theil ihre Habseligkeiten nicht bersichert haben. Die Noth ist sehr groß, zumal den meisten das gerade im Augenblick so noth⸗ wendige Saatgetreide mitverbrannt ist. Auch erscheint nach Angabe pon ortskundigen Personen die Unterbringung aller Abgebrannten im Orte nicht möglich, sodaß sofort mit dem Bau von Barafken be— gonnen werden muß. Beiträge für die so schwer heimgesuchte, in ärmlichen Verhältnissen lebende Bevölkerung nimmt Pfarrer Villmar zu Immenhausen entgegen.
Hamburg, 23. März. Bei der. Ueberfahrt nach Hamburg er⸗ tranken, wie der ‚Madb. 3. telegraphirt wird fünf Arbeiter aus Dornbusch (Hannover) auf der Elbe bei Krautsand.
Pest, 21. März. Anläßlich der beunruhigenden Nachrichten über den Gefundheitszustand Kofsuth's, die in letzter Zeit verbreitet waren, wird dem „B. Hirlap' unterm 17. d. M. aus Turin be⸗ richtet, daß sich der alte ungarische Patriot vorzüglich befinde. Trotz der Influenza⸗Epidemie, die im Winter in Turin ungewöhnlich stark herrschte und namentlich unter älteren Leuten ihre Opfer forderte, sei er auch nicht einen Augenblick unpäßlich gewesen.
Am sterdam, 23. März. Bei einem Brande im Keyzer-⸗ grachtviertel, bei dem sechs Häuser niederbrannten, fanden nach einem Telegramm der Mgdb. Ztg.“ vier Personen den Flammen⸗ tod; zwei andere wurden schwer verletzt.
Mons, 23. März. In der Grub Couchant verunglückten nach Meldung des H. T. B.“ zwölf Bergleute.
Charleroi, 21. März. Während die Löscharbeiten auf der Grube 3 der Soeists Houillere dAnderlues fortgesetzt wurden, drang, wie der „Köln. Ztg.“ mitgetheilt wird, gestern Morgen auch aus dem Schlot des Ventilators der Grube z, die bisher gar nicht gefährdet schien. Rauch hervor, sodaß man besorgte, daß das unter irdische Feuer sich weiter ausgedehnt hätte. Gestern Morgen sollte eine Anzahl von Grubenbeamten auf Grube 2 einfahren, doch gab man im letzten Augenblick dieses Vorhaben auf. Seitdem sind die Arbeiten jedoch mit solchem Erfolge vorangeschritten, daß der Brand bewältigt zu sein scheint und man heute Abend versuchen wird, die Leichen der Verunglückten heraufzuschaffen.
Mailand, 22. März. Gestern wurde, wie man der Frkf. Ztg.“ meldet, das neunte und letzte Opfer der Explosion in Susa, Profesfor Carlo Deagostino, unter den Trümmern des in die Luft gesprengten Hauses aufgefunden. Die Zahl der Todt en ist damit auf neun festgestellt. Das Begräbniß der Unglücklichen erfolgt auf Kosten der Gemeinde. Es unterliegt keinem Zweifel mehr, daß die furchtbare Katastrophe der Leichtfertigkeit des Lieutenants Allione bei⸗ zumessen ist, welcher 150 kg Pulver in seiner Wohnung zurükkließ, als er am Montag vor acht Tagen auf Urlaub ging. Wodurch die Entzündung dieses Pulvers veranlaßt worden ist, dürfte immer unaufgeklärt bleiben. Lieutenant Allione hat sich selber der zuständigen Behörde gestellt und wird in Haft gehalten, bis ihm das Militär— gericht sein Urtheil spricht.
Cadir, 23. März. Die spanische Bark „Virgen del Carmen“, die mit voller Weinladung nach Rio Grande bestimmt war, ist, wie der „Mgdb. 3.“ telegraphisch gemeldet wird, bei Süd⸗ weststurm an der spanischen Küste untergegangen. Die Besatzung von fünfzehn Mann ist ertrunken.
Sevilla, 15. März. Durch anhaltenden Regen stieg, wie der K. 3. geschrieben wird, der Guadalquivir sehr rasch und erreichte eine Höhe von 9,65 m über den gewöhnlichen Stand. Die ee Vorstadt Triang wurde schnell in eine Seestadt verwandelt. Die Bewohner, die sich nicht nach Sevilla flüchten konnten, mußten in die oberen Stockwerke ziehen. Das. Bürgermeisteramt beschlag⸗ nahmte sofort alle Bäckereien hier und in Alcala de Guadgira, von wo das meiste Brot nach Sevilla gebracht wird. Sämmtliche Bãcker mußten ihren täglichen Brotvorrath in dem Rathhause abliefern. Die Polizei fuhr täglich in Booten durch Triana von Haus zu Saus, um unter die. Bewohner Brot und Lebensmittel zu vertheilen. In Sevilla selbst diesseits des Flusses sind noch jetzt sehr viele Straßen unter Wasser, das bis zur Plaza San Francisco reichte. Die Alameda des Herkules, ein großer Platz mit Anlagen, sonst ein Tummelplatz der Sevillaner, ist in einen großen See ver⸗ wandelt, auf dem in Kähnen der Verkehr mit den verschiedenen Straßen vermittelt wird. Es sind dazu Matrosen von Cadix ein- getroffen. Das Wasser richtete Liel Unheil an. In Triana stirzten mehrere Häuser ein, am Palast San Telmo der Infantin von Mont⸗ penfier, die eben hier weilt, wurden die Parkmauern umgerissen und das Wasser drang durch das Hauptthor des Palastes. Von Triana wurden die Leichen der Verstorbenen in Kähnen nach Sevilla ge⸗ bracht, um hier beerdigt zu werden, da der Friedhof von Triana unter Wasser stand. Sevilla füllte sich mit Armen von Triana und der Umgegend. Der Fluß treibt eine Menge Vieh, das der Ueber⸗ schwemmung zum 3 fiel. Es ist noch nicht vorauszusehen, wann die Straßen wieder wasserfrei sind. Der Fluß ist bereits gefallen. Die Bahnlinien nach dem Norden sind unterbrochen, da bei Lora del Rio das Wasser zwei Pfeiler der Eisenbahnbrücke mit fortriß. Sieben Tage fehlte die Post von Madrid her, die Telegramme kamen mit sechs bls acht Tagen Verspätung durch die Post hier an. Die Post kommt nun über die Malagalinie von Cordoba aus hierher, und zwar sehr unregelmäßig. Der Handel liegt ganz still, da keine Schiffe laufen. Bis der Fluß wieder auf seine Schiffbarkeit geprüft ist,
können noch zehn bis vierzehn Tage vorübergehen.
St. Lou is, 22. März. Eine schreckliche Kessel⸗Explosion trug sich nach einem Telegramm des R. B. gestern in der Ziegel fabrik von Baclede zu, wobei vier Mann getödtet und vier andere verwundet wurden, davon zwei lebensgefährlich.