ö r = 33 5
Tas Parlament werde die zweite Lesung der Bill zur Ausdehnung des Stimmrechts bei Parlamentswahlen auf Frauen nicht genehmigen. Die Argumente Gladstone 's richten sich in erster Reihe gegen die Vorschläge dieses besonderen Gesetzentwurfs, welcher sämmt⸗ lichen verheiratheten Frauen das Stimmrecht vorenthält und es den unverheiratheten verleiht. Müsse doch im Grunde bei Familienmũttern das Gefühl der Verantwortlichkeit viel ausgexrägter sein. Im allgemeinen aber habe die ganze Frauenstimmrechtsfrage im Volke noch garnicht diejenige Aufnahme gefunden, daß sie für das Parlament spruchreif sei; einstweilen bliebe eine so tief eingreifende Veränderung besser noch Gegenstand der Erörterung. Hätten doch selbst viele Frauen sich gegen die ihnen zugedachte Ertheilung des Stimmrechts ausgesprochen. Ehe das Par⸗ lament eine solche beschließe, müsse festgestellt werden, daß eine überwältigende Mehrheit der britischen Frauen diese Rechtswohlthat auch wirklich verlange. Gewähre man den Frauen actives und passives Wahlrecht, so folge logisch daraus die Berechtigung zur Besetzung jedes Amtes. Einzelne Frauen möchten ja allerdings für jedes Amt befähigt sein. gerade wie es Männer unter 21 Jahren gebe, die besser zur Erfüllung der Bürgerpflichten befähigt wären, als andere ältere. Aber die Ausnahme vermöge doch nimmer die allgemeine Regel umzustoßen. Gladstone hegt keine Befürchtung. daß die Frauen den Machtbereich der Männer wesentlich beschränken würden; aber die Zartheit, die Reinheit und Feinheit, der Adel der weiblichen Natur, welche bisher die Quelle der Macht der Frauen bildeten, könnten verleren gehen. Der Umstand, daß man den Frauen den Besuch der Universitaten und die Ausübung verschiedener gelehrter Berufsarten eröffnet habe, möge den Bestrebungen, weiter in der Richtung vorzugehen, einen Schatten von Recht verleihen; aber es sei nur ein Schatten, und es wäre höchst be⸗ denklich, die Frauen in den Wirrwarr männlicher Lebensthätigkeit zu stuürzen. Die Anarchisten Nichols und Mowbran standen gestern vor dem Londoner Polizeigericht unter der Anklage der Aufreizung zum Morde, begangen durch einen Artikel des anarchistischen Journals Common Wealth“, in dessen Redaction, wie schon gemeldet, eine Haussuchung vorgenommen worden war. In der Anklageschrift werden die Genannten beschuldigt, in jenem Artikel zur Ermordung des Staatssecretärs Matthews, des Richters Hawkins und anderer Personen aufgefordert zu haben. Bei Nichols hat die Polizei mehrere ihn belastende Documente aufgefunden. Die weitere Verhandlung wurde auf 8 Tage verschoben.
Frankreich.
Wie mehrere Abendblätter wissen wollen, wäre der Lyoner Erzbischof, Kardinal Foulon, welcher gegenwärtig in Rom weilt, vom Papste beauftragt worden, beim französischen Epistkopat auf die Applanirung der schwebenden Schwierig- keiten, besonders betreffs der Katechismenfrage, hinzu— wirken.
Aus Dahomey liegen weitere Nachrichten vor, die ein aggressives Vorgehen des Königs melden. Nach einem gestern in Paris eingetroffenen amtlichen Telegramm vom 19. d. M. hätte der König von Dahomey an den französischen Gouverneur von Portonovo ein heraus— forderndes Schreiben gerichtet, in welchem erklärt wird, der König sei vollständig gerüstet, jeden französischen Posten, welcher seine Besitzungen be— rühren sollte, zu vernichten; zahlreiche Truppen—⸗ abtheilungen der Dahomeer zögen sich zusammen und näherten sich den französischen Posten. Nach einem dem „Temps“ aus Kotonu zugegangenen Telegramme lagerten 40900 Dahomeer mit 4 Kanonen bei Koto nu, und Groß-Popo sei von ihnen bedroht: die Streitkräfte von Dahomey würden auf 14000 Mann geschätzt, von denen 4000 mit Repetirgewehren ausgerüstet seien. .
Es ist begreiflich, das diese Nachrichten große Aufregung in Paris hervorgerufen haben. Nach einem Telegramm des „H. T. B.“ kritisiren die heutigen Morgenblätter die „Unentschiedenheit der Regierung in der Dahomey⸗-Frage“ und constatiren, daß, obwohl der König von Dahomey die Angriffe bereits am 20. März begonnen habe, bis heute noch keine Verstärkungen abgesandt worden seien. Der Abgeordnete Delahaye behauptet in den Zeitungen, daß die französischen Agenten in Portonovo die Feindseligkeiten des Königs von Dahomey durch unerhörte Grausamkeiten und Räubereien herbeigeführt hätten.
Rußland und Polen.
Die Kaiserin wird, wie man dem „H. T. B.“ in Be— stätigung der gestrigen Meldung aus St. Petersburg telegra— phirt, ihre Reise nach dem Kaukasus Ende dieser Woche an⸗ treten und von der Großfürstin Tenia begleitet sein. Der Zustand des Großfürsten Georg erscheine infolge ver— mehrten Blutauswurfs bedenklich. (Vergl. das Telegramm nach Schluß der Redaction.)
In Kronstadt ist, wie der „Kronst. Westn.“ berichtet, am 11. d. M. auf Befehl des Ober⸗Commandeurs des dortigen Hafens mit der Ausrüstung der für die diesjährige Navigation bestimmten Schiffe der Kaiserlichen Marine begonnen worden. Ueber die für die einzelnen Geschwader bestimmten Schiffe macht das genannte Blatt folgende Mittheilungen:
Das Praktische Geschwader des baltischen Meeres wird bestehen aus den Geschwader⸗Panzerschiffen „Peter der Große“, Kaiser Alexander II.“ und ‚Kaiser Nikolaus J..; den Panzerschiffen fär Küstenvertheidigung ‚Admiral Lasarew“, „Admiral Tschitschagow“ und Smertsch'; dem Kreuzer 1. Ranges „Herzog von Edinburg“ und den Kreuzern 2. Ranges „Opritschnikf, „Kreisser! und Najesdnik ; dem Torpedokreuzer Lieutenant Iljin', dem Dampfer Ilmen“ und den Torpedobooten Reval“, ‚Narwa“, Kotlin“, ‚Luga“, Lachta? und Sierkö'. Das Toipedoboot „Reval wird von dem Großfürsten Alexander Michailowitsch befehligt werden. Das Praktische Geschwader steht unter dem Commande des Vice: Admirals Kasnakom und wird, wie in früheren Jahren, in zwei Detachements zerfallen, die von den jüngeren Flaggmännern Contre⸗ Admiralen von Giers und Lasarew geführt werden. Das Schul⸗ geschwader des Marine⸗Cadettencerps unter dem Commando des stellvertretenden Flaggmanns Contre- Admirals Görcken bilden der Kreuzer J. Ranges Fürst Pesharsti? und die Schusschiffe Skobelew⸗, Bajan und Morjakk. Das Lehr⸗Artillerie—
Geschwader unter dem jüngeren Flaggmann Contre⸗-Admiral
ferner zur Ausbildung der Mannschaften die Torpedoboote Sweaborg‘, Dago ', Abo‘, Ratschensalm ;, Kotla . . Borgo, Libau. und Wyborg' und zur Erprobung ihrer Maschinen die Torpedoboote Moonsund ?. Hapsal , Seskar“ und Kronschlot ausgerüslkt. Für ausländische Fahrten endlich sind bestimmt: die Kreuzer 1. Ranges Tdmiral Kornilom‘ und Rynda“ und der Kreuzer 2. Ranges Rasbeinik‘, die nach dem Stillen Ocean gehen, ferner wie verlautet der Kreuzer 1. Ranges . General-Admiral“, der an Stelle des Kreujers 1. Ranges Minin mit dem Lehrcommando eine längere Tour nach dem Atlantischen Meer unternehmen soll.
Italien.
Die in der gestern nach Schluß der Redaction eingetroffenen Pariser Depesche enthaltene Andeutung, daß eine definitive Lösung der Cabinetskrisis trotz aller Bemühungen des Marchese di Rudini dennoch bisher nicht gelungen sei, wird durch neuere Meldungen des W. T. B.“ aus Rom bestätigt. Den gestrigen Römischen Abendblättern zufolge liegt die Hauptschwierigkeit in der Frage der außerordentlichen militärischen Ausgaben. Gestern Nachmittag 5 Uhr traten Rudini, Ricotti, der Chef des Generalstabs und der Präsident des Senats zur Besprechung dieser Frage zusammen. Die „Italie“ will wissen, Rudini habe, als er Ricotti das Portefeuille des Krieges angeboten, die Andeutung gemacht, daß es noth— wendig sein würde, die Cadres der Armee zu verringern. Ricotfi soll hierauf erwidert haben, er würde eine derartige Verantwortung nicht übernehmen, selbst wenn man 36 den formellen Befehl zur Vornahme einer solchen Maßnahme er— theilte. Dem „Popolo Romano“ zufolge wäre bis zur Ent— schließung Ricotti's über Annahme oder Nichtannahme des Portefeuilles des Krieges die Entscheidung über alle anderen bei der Bildung des Cabinets in Frage kommenden Porte⸗ feuilles vertagt worden.
Schweiz.
Der am Dienstag in Zürich unterzeichnete italienisch—⸗ schweizerische Handelsvertrag läuft bis zum 31. De— zember 1903. Die Contrahenten haben sich vorbehalten, den Vertrag durch zwölf Monate zuvor erfolgende Kündigung am 1. Januar 1898 außer Kraft zu setzen.
Rumänien.
Anläßlich des Geburtstags und Jahrestags der Thronbesteigung des Königs fand gestern in der Kathedrale zu Bukarest ein feierliches Tedeum statt, dem auch die Mitglieder des diplomatischen Corps beiwohnten. Nach dem Tedeum nahm der König, wie W. T. B.“ meldet, die Glückwünsche des Ministeriums sowie des Militär- und Civilcabinets entgegen. Aus dem Inlande und aus dem Aus—⸗ lande gingen dem Könige zahlreiche Glückwunschtelegramme zu. Die Stadt war festlich beflaggt.
Dänemark.
In Dänemark haben gestern die Wahlen zum Folke— thing stattgefunden. Sie haben folgendes Resultat ergeben: Rechte 30, gemäßigte Linke 43 und radicale Linke 28. Da im Ganzen 102 Wahlen erforderlich sind, so fehlt nur noch eine, die im Kreise Färöerne, welche erst später statifindet. Im fünften Wahlbezirk von Kopenhagen wurde Holm (Socialist) wiedergewählt. In Rudkjö— bing wurde der Radicale Edvard Brandes gewählt. Von den Führern der früheren Partei Bergs unterlagen Bönlökke, . und Sörensen, von den Führern der Ra—⸗ dicalen Redacteur Hörup und der ehemalige Pastor Henning Jensen. In den betreffenden Wahlbezirken find die Candidaten der gemäßigten Linken gewählt.
Amerika.
Der, wie schon mitgetheilt, am 19. 8. M. vom Senat der Vereinigten Staaten ratificirte Vertrag über den modus vivendi mit Großbritannien in der Frage der Beringsmeer-Fischerei besteht dem „R. B.“ zufolge aus sieben Artikeln. Großbritannien verpflichtet sich darin, während der Tagung des Schiedsgerichts das Erlegen von Robben in dem Theil des Berings⸗Meeres zu ver⸗ bieten, welcher östlich von der in Artikel 1 des Cessions⸗-Ver⸗ trags verzeichneten Demarcationslinie liegt. Die britische Regierung wird ihr Bestes thun, britische Unterthanen und britische Schiffe anzuhalten, daß sie diesem Verbot nachachten. Die Vereinigten Staaten ihrerseits versprechen, den Robben⸗ fang gleichfalls zu verbieten. Nur 7500 Robben dürfen erlegt werden, so viel als zum Lebensunterhalt der Eingeborenen erforderlich sind. Schiffe, welche gegen dieses Abkommen verstoßen, werden beschlagnahmt werden. Sollte die Ent⸗ scheidung gegen die Vereinigten Staaten, ausfallen, so sollen die Schiedsrichter die Entschädigung dar⸗ nach bestimmen, wie viele Robben ohne den Vertrag hätten gefangen werden mögen, ohne die Anzahl der Robben allzusehr zu vermindern. Entscheidet das Schiedsgericht gegen Großbritannien, so hat das letztere eine solche Entschädigung zu zahlen, wie sie der Unterschied zwischen 7500 Robben und derjenigen größeren Anzahl beirägt, welche nach der Ansicht der Schiedsrichter hätte gefangen werden können. Der Vertrag kann jederzeit nach dem 31. Oktober 1893 nach voraufgegangener zweimonatiger Kündigung ablaufen. ö.
Nach einer über Paris eingegangenen telegraphischen Meldung des W. T. B.“ aus Lissabon ist daselbst das Gerücht verbreitet, die brasilignischen Provinzen Sao Paulo und Rio Grande hätten sich für unabhängige Staaten erklärt.
Parlamentarische Nachrichten.
Nach dem vom Bureau⸗Directer des Hauses der Abgeord⸗ neten, Geheimen Regierungs- Rath Kleinschmidt zusammen—⸗ gestellten Verzeichniß der unerledigten Vorlagen stehen
Walizki fetzt sich aus den Küsten⸗Panzerschiffen ‚Perwenez', Kreml“ and Russalkaᷣ und dem Küsten⸗Kanonenbooct ‚Tutscha? zusammen. und Russal m ; men Zum Lehr⸗Minen-⸗Geschwader, das zugleich auch zur Aus⸗
bildung von Tauchern dienen wird, gehören der Kreuzer 2. Ranges
Afrika, die Torpedoboote Wsrywm! und Windau. das Küsten⸗Kanonenboot Minar und zwei Minenbocte. Zu Fahnten mit den Zöglingen der Technischen Schule des Marine— Ressorts sind das Küsten⸗Kanonenboet Ssneg! und das Torpedoboot Ekenäs! und für die hydregraphischen Ar⸗ beiten der Dampfer der Zoll⸗Flottille „Serkaja' und das Köften⸗Kanonenboct Doshd‘ beftimmt. Für die Bedürfnisse des Krenstädter Hafens werden armirt: der Kreuzer zweiten Ranges Afia“, das Transportschiff Krassngja Gorkat, der Dampfer Peters⸗ burg und die Hafen⸗Fahrzeuge Ishora—, ‚Polesnr', Ssilatsch'‘, Kolduntschikf. Rrbta“„, Starschina und Tozman . Außer den für das Praktische Geschwader bestimmten Torpedobooten werden
1.
noch zur zweiten und dritten Berathung die Gesetzentwürfe, betreffend die Aufhebung ven Stolgebühren für Taufen, Trauungen und kirch⸗ liche Aufgebote in der evangelischen Landeskirche der älteren Pro⸗ vinzen und der evangelisch⸗ lutherischen Kirche der Provinz Schleswig⸗Holstein, die Novelle zum Berggesetz, der Gesetz⸗ entwurf, betreffend die Aufhebung der Steuerfreiheit der ehemals Reichsunmittelbaren, das Sccundärbahngesetz, die Landgemeindeordnung für Schleswig⸗Holftein, sowie der Gesetzentwurf. betr. die Besetzung der Subaltern⸗ und Unterbeamtenstellen in der Verwaltung der Com⸗ munalverbände mit Militäranwärtern. Noch nicht zur ersten Be⸗ rathung gelangt sind der das Gehalt für den Minister⸗ Präͤsidenten auswerfende Nachtrags⸗Etat und das Tertiärbahn⸗ Gesetz Im Herrenhause noch nicht erledigt sind außer dem Gefetzentwurf, betreffend die Aufhebung der Amt?
nehmens der Stargard⸗Küstriner Eisenbahngesellschaft
vinzen der Monarchie, und der Vertrag zwichen Preu wegen Erweiterung des bremischen Staatsgebiets nörd haven vom 14. Mär; 1892.
lichen Erwerb der Eisenbahn von Glasow nach Berlinchen die Beseitigung der kirchlichen Steuerfreiheit der Angehörigen der Kieler Universitãt, betreffend die Ergänzung des Gesetzes vom 3. Jun 1576, über die evangelische Kirchenverfassung in den acht älteren Pro—
zugegangenen Gesetzentwürfe, betreffend die Erweiterung des Unter—
durch den kãnf⸗ betreffend
zen und Bremen ich von Bremer
Kunsft und Wissenschaft. sstellung von Kunstwerken aus dem
der Künste.
von dem, was an Kunstschätzen aus der zweiten Hälft Jahrhunderts in den zahlreichen, öffentlich nicht zugä lungen der Reichshauptstadt vorhanden ist. Durch die Majestät des Kaisers und Königs wurde den reichen Besitz der Königlichen Sch
zeugnissen der Nococokunst erst verhältnißmäßig
heimst hat, zählt nicht gerade immer zu dem Erlesensten
das Mobiliar haben die Königlichen Schlösser den geben müssen. Namentlich der große Hauptraum der Uhrsaal, ist größtentheils aus Stücken Königlichen B gestellt.
Einzelnen zugeschnitten. Sie bedarf als Hintergrund thums des Lebens, der von übermüthiger Willkür graziöser Einfälle aufgelösten Verständniß setzt eine leichte Beweglichkeit voraus, die sich der Laune des Künstlers oder
nüchternen steifen Glaskästen aneinandergereiht, wirk schwieri⸗
hältnissen möglich war. Als Wandverkleidung hat
seladengrünen Ton gewählt, welcher der Kleinkunst en
did besseren W des Uhrsaales. Schon im
in welchem die Hauptstücke größeren Umfanges, sowie — *
ilder der Rococomaler; für den Wandschmuck Üb
bescheidene Nebenrolle in der Decoration.
1
—
maligen Markgräfin von Bayreuth, ein liebenswürd
—
von Berlin“, wie man ihn gelegentlich scherzhaft na
zösischen Schule gesichert haben. Leider sind von di
Bildern nachgestrebt, lassen außer den beiden g
—
S
gerichte zu Nordstrand und Pellworm, der noch an das Al— geordnetenhaus gelangen muß, die von letzterem dem Herrenhause
esitzes zusant in
Zeitalter
des Großen in der Königlichen Akademie
4 Am Sonnabend, den 16. April, wurde im Uhrsaal und den beiden anstoßenden Räumen der Königlichen Kunst⸗Akademie die von der Kunstgeschichtlichen Gesellschaft veranstaltete Aus. stellung von Kunstwerken der Fridericignischen Zeit aus Berliner Privatbesitz eröffnet. Die Kunstgeschichtliche Gesellschaft, welche sich bereits durch die vor zwei Jahren veranstaltete Ausstellung niederländischer Kunstwerke den lebhaften Dank unserer Kunstfreunde erworben hat. beabsichtigte diesmal ein Bild zu i
e des achtzehnten nglichen Samm⸗ Gnade Seiner es möglich, auch
5
i hlösser für diesen Zweg nutzbar zu machen, und diesem Umstand verdankt die Aus stellung wohl in erster Linie ihren Glanz und ihre annähernde Vollstãndigkeit. Der Sinn unserer Kunstliebhaber hat sich den C,
spãt zugewandt
und, was man vom Kunstmarkt davon in den letzten Jahrzehnten einge
und Prãchtigften
auf diesem in Frankreich schon seit längerer Zeit mit besonderer Vor⸗ liebe und feinem Geschmack cultivirten Sammelgebiet. Aus altem Familienbesitz hat sich in Berlin auch nur verhältnißmäßig wenig künstlerischer Hausrath bis in unsere Tage erhalten; am ehesten lien sich noch auf dem Gebiet der Kleinkunst und des Kunstgewerbes eine gewisse Vollständigkeit erzielen, für den Wandschmuck jedoch, wie für
Grundstock her Ausstellung.
der 98 Ter nJ⸗
Die Kunst des Roroco ist eine Schöpfung des raffinirten Lurus, dabei trotz allen pomphaften Prunks auf den intimen Geschmack des
—7— 2 des satten Reich⸗
in ein Gewirr
Bauformen ihrer Zeit; ihr
der PVhantasie seines Auftrag⸗
gebers anzuschmiegen vermag und sich selbst durch die willkürlichsten Sprünge und Capricen die eigene Laune nicht verderben läßt. In
en diese Zierlich⸗
keiten nicht selten wie buntschillernde Tropenvögel im Käfig, und die Kunst gefälliger Anordnung ist gerade auf diesem Gebiete eine sehr ige. Der Gesammteindruck der Ausstellung beweist, daß man aufs eifrigste bestrebt gewesen ist, diese zahlreichen Klippen und Schwierigkeiten zu überwinden, soweit das unter den gegebenen Ver—
man für die süd⸗
liche Galerie und den langgestreckten Nordsaal einen Stoff von zartem
tschieden zu einer
zirkung verhilft, als der etwas schwerere rothe Tapetenton
Treprenhause leuchten uns von den Wänden die ungewöhnlich frisch erhaltenen Farben der Aubousson⸗Verdüren aus dem Besitz des Grafen Brühl entgegen, die auch einen Theil der Wände der Galerie schmücken. Der Uhrsaal,
zahlreiche Bilder
von Pesne, Vanloo und Lanexet u. a. ihren 6 gefunden haben, macht einen sehr reichen und vornehmen Eindruck. zählen die größeren Kunstwerke nicht immer zu den zartesten
Freilich
Schöpfungen des Rococo; selbst in den großen und hohen Räumen — 12 * . — . * 2 r n 1 r Färstenschlösser begegnen uns selten große, die ganze Wand füllende
er den dem Auge
zeguem erreichbaren kleineren Bildern hat meist der Stuckateur mi
inem zart vergoldeten Ranken⸗ und Leistenwerk der Panneaux und Spiegelrahmen, für die Decke der Plafondmaler mit seinen allegorischen oder ornamentalen Malereien gesorgt. Das Gemälde svielt nur eine
Unter den Werken Antoine Pesners, des eigentlichen vreußischen Hofmalers dieser Zeit, nimmt wohl das Familienbildniß des Künstlers aus dem Jahr 1718 künstlerisch den ersten Platz ein. Diesem Bilde ver—⸗ dankt der von Friedrich J. 1710 nach Berlin berufene Künstler die Zulassung zu der Bewerbung um einen Platz in der Akademie seiner Vaterstadt Paris. Drei Jahre vor diesem Selbstbildniß malte er den dreijährigen Kronprinzen Friedrich mit seiner Schwester, der nach—
iges, auch durch
Schmidt's Stich in weiteren Kreisen bekanntes Kinderbild, in welchem namentlich das energische Wesen des jugendlichen Helden königs treffend in Bewegung und Ausdruck gekennzeichnet ist. Neben den Porträts der Eltern Friedrich's des Großen begegnen uns auch zahlreiche andere Fürstlichkeiten, welche mit dem preußischen Hofe in Beziehung standen, von seiner Hand gemalt, sowie Mitglieder der Hofgesellschaft: Graf Kayserling, Jordan, Knobelsdorff, der geschickte Bau⸗Intendant Friedrichs des Großen und Erbauer des Berliner Opernhauses, ferner die gefeierte Tänzerin Barbering, der geistreiche Freund und Vorleser des großen Königs Julien Offray de Lamettrie, der Kupfer stecher Georg Friedrich Schmidt, der Friedrich's Gedichte mit seinen Radirungen schmückte, u. v. a. Kurz die Berliner Gesellschaft aus der zweiten Hälfte des Jahrhunderts lebt in diesen Bildern des Apelles
9
nnte, wieder dor
uns auf. Pesne war es wohl auch, der Feiedrich's des Großen Bilder⸗ ankäufe anregte, unter welchen namentlich die zahlreichen Aufträge an Watteau, Lancret und Pater den Berliner und Potsdamer S ; eine Fülle der graziösesten Schöpfungen der damals blühenden sran—
chlsssern
esen Kostbarkeiten
nur wenige, wie die zwei Gesellschaftsseenen Laneret . s, für diele Ausstellung hergeliehen worden, da sie ihrer Mehrzahl nach bereit vor neun Jahren in der zur silbernen Hochzeit des damaligen ren prinzlichen Paares veranstalteten Ausstellung dem Publikum ug? ich gemacht wurden. Wie sehr Pesne diesen
Kron⸗
franzõsischen enannten Werken
von Lancret die cbenfalls im Uhrsaale aufgestellten
charakte
schwerem Silber fowie der Eck⸗ e würdige
des Uh ö kostbarsten
gupfer getriebenen und mit 2 mentirten Thee service eines ngenankhten Sammlers in einer Pitrine, die eine besonders lest bare chern nech am Tage der Eröffnung durch eine von Ihrer Rafe stat der Raierixn för die Ausstellung gespendete, überreich e , ten bejeßzte Rerhrit. Zabatiere erkglten hat. während daneben i Wg et. Bose aus dem Besitz Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich durch die beraus fein durchgeführte Soldmentirung en n, n, nem. auffãllt. In einem zwe ten Glasschrant des Uhrsaales Hhlieg lich erregen neben einem Satz des besonders geschätzten Sävres— n, in Pompadourroth Rose Dubarry uach der Grãsin rr, genannt andere Poterien aus den Sammlungen des Hrafen Pourtagles besgnder⸗ schöne Sevrestagssen und Teller) 4 Darm stãdt er (Wedgwoodpasen und Leuchter) die Be⸗ m derung Kbes Porz lan sammlerẽ und Kunstfreundes. . Die Wande des Nordfagles schmücken die aus den Gemächern aniam Luise im Charlottenburger Schlosse bekannten fran— der Ton gn s Ln ixote⸗ Wand che, d h B dlisdhen Von Qu ir . ep iche, deren rothe ven Blumen⸗ zuirlanden belebte Umrahmungen fich nicht weniger frisch erhalten ken wie die Darstellungen der Mittelfe der, die in der Ausflellung. ee beleuchtet. Mn weit günstigerer Wirkung kommen als an ihrem gewöhnlich Aufbewahrungsort. Ciner. der durch Scherwände, ge— fenen Tbeiltãume dieses langgestreckten Saales ist einheitlich im Snle Louis 8. ausgestattet Unter den meist Herrn J Saloschin ach origen Sticken verdienen besonders eine schöne Kommode von feiner Me ne berfearbeit und eine Pariser Bronze Uhr Beachtung. Der wachste Theiltaum veranschaulicht den Stil Louis V, der in bewußter Auflebnung gegen die Willkür des Recocoschnarkels ruhige Linien und antikisirende Elemente in die Formenwelt einführt. Ein Schreibtisch und zwei Lackkommoden aus dem Marmor. Palais ju Potsdam vertreten in hervorragenden Beispielen diesen nter Friedrich Wilhelm II. besonders beliebten Stil.
Das Porzellan, wohl diejenige Kunstgattung, in welcher die Formensprache des Rococo am reinsten und reizbollsften zum Ausdruck kommt, ist in einer sehr reichhaltigen Auswahl meist erlesener Stücke vertreten. Unter den Ausstellern müssen namentlich Geheimer Rath Süders mit zwei vorzüglich arrangirten Vitrinen, Pr. Darm- stãdter, Werminghoff, vom Rath, Schs ller, Baron von Mecklenburg und der Kunsthändler Lery genannt werden. Man hat sich keineswegs auf die Berliner Manufackur, welche besonders in der Sammlung Lüders reich vertreten ist, beschraͤnkt; Meißen, Höchst, Frankenthal, Fürstenberg, Ludwigsburg, Sevres, Eapo di Monte, Worcester, Chelsea. kurz alle wichtigeren Werkstätten der nach der Entdeckung Bötticher's (1708) so reich aufblähenden In dustrie finden wir hier vertreten. Unter dem Berliner Porjellan erheben namentlich die älteren Stücke aus den Werkstätten Wegelt'' und Gotzkowskys sowie mehrere Prachtstücke aus dem Tafel- serpice Friedrichs des Großen, das theils im Breslauer Schloß, theils im Hohenzollern⸗Museum aufbewahrt wird, Anspruch auf Be— achtung. Erst allmählich ringt sich der Decor von den chinefischen Vorbildern zu jener entzückenden Freiheit des Blumenstreumuffers empor, das die Erzeugnisse der Berliner Manufactur zu unüber— troffenen Vorbildern auf diesem Gebiete macht. .
In der nach der Lindenfront des Akademiegebãudes gelegenen Galerie, die wir bei unserer flüchtigen Wanderung zuletzt betreten, setzt sich die Porzellanabtheilung in einzelnen Vitrinen und Servanten fert, daneben aber begegnen uns auch eine Reihe bemerkenswerther Gemälde und Bildwerke, so Cuninghame's bekanntes Bild, Friedrich den Großen mit seinen Generalen darstellend, eine Büfte des Prinzen Heinrich und eine andere Voltaire's von der Hand Deudon's, zahlreiche Bildnisse von Pesne, zwei Berliner Ansichten von Philipp Hackert, Tasfaert's Marmorbildniß NMoses Mendelssohns, einige Werke des geschätzten Porträtmalers Anton. Graff, Coypelis, Raffael MWengs* u. s. w. Hi nden wir auch den einzigen auf dieser Ausstellung vorhandenen Vatteau, ein Concert im Freien, aus Schloß Sansfouci, eine Sammlung von Fächern und Dosen, mehrere zum Theil sehr reiche Standuhren und anderes mehr.
. hen diese Aufzählung der bemerkenswerthesten Stücke wird
eine Vorstellung von dem Umfange des hier gebotenen seltenen Bildes
der Rococokunst zu geben vermögen, das nicht nur von unsern Kunst— inden, sondern auch von den Vertretern unserer Kunstindustrie eifrig dirt zu werden verdient.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Stand der Saaten.
Im Regierungsbezirk Düsseldorf konnte die Winterbestellung zut zu Ende geführt und die Saat bei trockenem Wetter untergebracht Taten. Die darauf eingetretene Feuchtigkeit hat eine schnelle und äftige Bestockung der Wintersaaten herbeigeführt, fodbaß diese überall einen guten Stand zeigen. Es sind daher die Aussichten für die instige Ernte bis jetzt als recht gute zu bezeichnen.
ö. ich im Regierungsbezirk Lüneburg war die Witterung für die WUterhrucht günstig, sodaß auch hier der Stand der Saaten zu guten Voffnungen berechtigt.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs— Maßregeln. ö Ueber die Influenza berichtet Nr. I6 der Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheits amts: in Folgendem: . . In der Verbreitung der Krankheit scheint im Auslande eine wesentliche Veränderung während der Berichtswoche nicht eingetreten ä lein, In London sind 13 Todesfälle an derselben gegen () 14, in 66 Lt 1 in der Vorwoche gemeldet worden. In Wien, Prag und * . Fälle an Influenza überhaupt nicht beobachtet worden. . 5 holm, wo in der Vorm och 3 Erkrankungen ohne Todes ann ien, werden 2 Todesfälle mitgetheilt; Neuerkrankungen ed, ,, nicht vor. In Kopenhagen betrug die Zahl der letz⸗ Eren 51: 101 bei je 3 Todesfällen. Für Nemw-⸗Hork belief sich die Zahl der Todesfalle auf 7: 9 in der Vörwoche. ö ö Reich anlangend, haben, die Erkrankungen an . 29 . *Jgierungs berirt Düsseldorf mit 317: 262 unter gleich— 1 rringerung der Todesfälle auf 8: 15 an Zahl etwas zu⸗ . 57 ö ist herporzuheben, daß in Köln 6 Todes— woche gm ide ürizburg 347, in Darmstadt aber 42 in der Vor⸗ viele Vie nf sind, während in Mainz und Halle (4 und 2) ebenfo . Ralle, in Frankfurt a. O. (3) ebeno riele Erkrankungen
wie in der V si der Vorwoche vorgekommen sind.
ö Scha frãude.
M. f ** ö . bezirfen hat rüden Berichten aus den verschiedenen Regierungs— ⸗ te, Tilgung der Schafräude in der Monarchie auch im
Nach amtlichen
vergangenen J j
*ff 354 57 weiter. Fortschritte gemacht. Während die unterworfen welche in Preußen dem Badever fahren . 230 716, 1888: 109783, 1889: ge waren im Jahre 1891 nur noch 58 963 m zoo Stück geheilt worden find. Um- n Whre nur noch verseucht die Re— doch . Osnabrück, Lüneburg und Stade; it Ausnahme des zum Regie— 6 Grafschaft Bentheim, ge⸗ 856 6. Räude einzuschränken. Gänz— Be , e Jahres 1591 die Provinzen , . in,, , en Lande, sowie die Regierungs⸗ euche in den noch nicht räudefreien endig, auch im laufenden Jahre das Tilgungs⸗
gangenen Jahre, durchzufũh * ni n, führen. Demgemäß sind
entsprechender Anweif ung berscken werden
Bremerhaven, 20. April. Aus St. Vincent kommt dem D. B. H. die Nachricht, daß auf dem Bremer Dampfer Brem ar, der auf der Fahrt von Santos nach Hamburg begriffen war, zwölf ᷓ— darunter der Erste Offizier, am gelben Fieber ge⸗ torben sind. . ö
Genua, 21. April. Der aus Brasilien zurückkehrende Dampfer „Herzogin von Genua“ mit 872 Fahrgästen an Bord, wurde, wie DS. T B. meldet, in Quarantäne gelegt, weil an Bord das gelbe il. ausgebrochen war. Fünf sonen waren unterwegs ver⸗ storben.
Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Koblen und Kors an der Ruhr und in Aberschlesien. An der Ruhr sind am 20. d. M. gestellt ogg, nicht recht. . r. In erschlesten find am 19. d. M. gestellt 3209, ni rechtzeitig gestellt keine ag nn 6. 21
. Zwangs ver steigerungen.
. Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin stand am
2. April 1892 das Grundstück in der Kremmenerstraße 6, Der
=, , in Firma Gebrüder Bry gehörig, zur Versteige⸗
rung; Mindestgebot 797 199 6, für das Meistgebot von 105 900 *
wurde der Kaufmann Siegfried Abraham sohn, Prenzlauer—
straße 45, Ersteher. — Auf drei Monate vertagt wurde das Ver⸗ sahren der Zwangs versteigerung wegen des Werner schen Grund—
stũcks in der Straße 15 Abth. 12. .
— Der Rechnungsabschluß der Brandenburger Spiegel— glas⸗Versicherungs-Gesellschaft für das letzte Geschäfts⸗ jahr ergab 20 518 Versicherungen mit einer Versicherungssumme von 3101 410 6 und einer Prämieneinnahme von 249 632 6 (gegen das Vorjahr mehr 646 Versicherungen über 758 451 6 mit 25 572 Prämie). Die Schäden betrugen 160 838 0 gegen 145 735 M in 1890, mithin ä 4 50, gegen 66,7 0 der Praͤmie. Die Reserven betragen ls 725 M Za mit diesem Tage das neue revsdirte Statut= der Gesellschaft vom 20. April 1891 in Kraft trat, so waren auch alle Aemter neu zu besetzen. Der Vorstand der Gefellschaft besteht gegenwartig aus dem General⸗Director Otto Meinicke und dem con⸗ rolirenden Mitgliede des Verwaltungsrathes Wilhelm Wagenitz.
— Aus Frankfurt a. M. wird gemeldet, daß der Saupt—
lassirer des Ban khauses M. A. ven Rothfchild u. Sohne, Rudolf Jä ger, seit Donnerstag verschwunden sei. Die von Jäger unterschlagene Summe soll nach den bisher feftgestellten Ermittelungen ich auf 1700 909 . belaufen. Die durch Börfenspeculation ent⸗ standenen Verluste Jäger's rühren angeblich hauptsächlich aus Ge— treidespeculationen in Berlin und Odessa her. ö . Die Rhein. Weftf. Itg. berichtet vom rheinisch⸗west⸗ fälischen Eisen- und Stahlmarkt: Die , des rheinisch,westfälischen Eisenmarkts hat sich in der abgelaufenen Woche, die er g ng mii till zu sein pflegt, wenig geändert. Die Nach⸗ frage hielt ich in ziemlich bescheidenen Grenzen und die Preise be⸗ haupteten sich. Das Erzgeschäft steht im Siegerlande noch auf dem Standpunkt der vorigen Woche. Größere Posten werden selten abgestoßen und viele Arbeitskräfte widmen fich augenblicklich unbeschadet der Entwickelung des Marktes der Lanzwirthschaft. Luxemburg ⸗ Lothringer Minette wird nur wenig gekauft. Spanische Erze waren in der letzten Zeit wieder leblos und zeigten einen geringen Rückgang im Preise. Der Roh⸗= eilen markt ist im ganzen still. Die Preise sind bei den heutigen Kohlennotirungen noch immer unlohnend. Befriedigenden Abfatz haben nur wenige Sorten. Ziemlich lebhaft gefragt, namentlich für kleinere Posten zum prompten Versandt, ist Spiegeleisen. Ab und zu laufen auch wieder bessere Nachfragen nach Puddelroheifen ein, odaß es den Anschein hat, als ob die Walzwerke gleichfalls mit der Möglichkeit eines besseren Frühjahrsgeschäfts rechneten. Eine bedeu- tende Zunahme der Lager kann vorläufig noch für keine Roheifen— sorte constatirt werden, da man den Betrieb, soweit es angeht, ein⸗ geschränkt hat. Auf dem Waljeisenmarkt ist die Stimmung im wesentlichen unvzrändert geblieben. Stabeisen war in letzter Woche bei einigen Werken still, andere hatten einen mäßigen Abfatz zu ver— zeichnen, Für die Trägerwal;werke hat der Beginn der Bau— thätigkeit wie gewöhnlich eine stärkere Nachfrage gebracht, doch ist bei dem lebhaften Wettbewerb und dem daraus hervorgehen den Preisdruck das Geschäft kaum lohnend zu nennen. Die Lage des Bandeifen« geschäftes ist eit der Vorwoche unverändert; die gebuchten Aufträge sind gerade hinreichend, um für einige Zeit einen regelmäßigen Betrieb zu sichern. Grobbleche sind im allgemeinen befriedigend und stellen weise sogar sehr lebhaft gefragt, im übrigen seit dem letzten Bericht unverändert. Wal;draht war in ziemlich befriedigender Weise begehrt, weniger gezogene Drähte und Drahtstifte. Nieten waren bei gedrückten Se fen stark vernachlässigt. Ein leb—= bafter Betrieb ist bei den Eifengießereien und Raschinen— fabriken noch nicht zu verzeichnen. Die meisten dieser Werke klagen noch über gedrückte Preise und Mangel an Aufträgen. Die Bahn— wagenbau⸗Anstaten sind andauernd befriedigend beschäftigt. ; Leipzig, 20. April. (W. T. B) Kam mzug-Term in« dandel. La Plata. Grund muster B. ver April 3, 90 M, per Mai 3,90 6, per Juni 3,923 Æ„6é, per Juli 3, 5 „S, per August 3, 95 4, per September 400 1, per Oktober 4 06 6, per Nobember 4600 * ber Dezember 400 , per Januar 4 00 S6, per Februar 4/00 4 Umsag 185 000 kg.
Wien, 20. April. (W. T. B.) Bei den 298 Em langen Lecalbahnen der Oe sterreichischen Local Eifenbahn-Gesekl— schaft, die in diesem wie im Vorjahre im Betriebe gestanden haben betrugen die provisorisch ermittelten Einnahmen im Monat März d. J. 137 551 TI. und in der Zeit vom 1. Januar bis Ende März 18353 419519 Fl, wahrend die definitiven Einnahmen in der gleichen Periode des Voriahres 163 SS5 bezw. 469 454 Fl. betragen haben. Die provisorisch ermittelten, oben nicht inbegriffenen Einnahmen der
36 Em langen Theilstrecke Budweis — Gojau der Localbahn Budweis Salnau betrugen in der Zeit vom J. Januar bis Ende Mär; 1592 16383 Fl.
London, 20. April. (W. T. B.) Wollauction. Lebhafte Betheiligung, Preise fest, behauptet.
An der Küste 9 Weizenladungen angeboten.
Glas gow, 20. April. (W. T. B.) In der heutigen Ver— sammlung der Tharsis Sulphur and Copper Com- panz -* theilte der Präsident der Gesellschaft mit, daß die Dividende für 1391 120 gegenüber 225 90 im Jahre 1890 betragen werde. Der Gewinn der Gesellschaft habe sich innerhalb von vier Monaten um 122 090 Pfd. Sterl. vermindert.
Paris, 20. April. W. T. B.) Eine Meldung aus Madrid besagt, die Bank von Spanien habe 30 Millionen Treforscheine zu 5 00 auf 3 Monate übernommen. In finanziellen Kreisen glaube man, die Bank werde den Zinsfuß herabsetzen. Im Hinblick auf eine Vermehrung der Ausgabe von Bankbillets hätte das Institut 10 Millionen Pesetas Holt und mehrere Millionen Silber gekauft.
St. Petersburg, 20. April. (W. T. B.) An Stelle Günz⸗ burg's ist in den Verwaltungsrath der St. Petersburger Dis« contobank Poleschajew Jun. wählt worden.
St. Gallen, 20. April. (W. T. B.) Die Einnahmen der Schweizerischen Unionbahnen betrugen im Marz cr. 576 090 Fr., die Betriebs⸗Ausgaben 365 000 Fr.
New⸗York, 20. April. (W. T. B.) Die Börse eröffnete sehr schwach; im weiteren Verlaufe fest, S 1 sehr fest. Der Um⸗ satz der Actien betrug 424 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 2 5800000 Unzen geschätzt. Die Silberverkäufe betrugen 118 000 Unzen. Die Silberankäufe für den Staatsschatz betrugen 543 0090 Unzen zu 87,45 à 87,60.
Weizen eröffnete sehr fest. Infolge n, Eingreifens der Haussepartei einige Zeit steigend, erfolgte später Reaction auf Ver⸗ ö des Auslandes und der Platzspeculation. Schluß fest auf Brad⸗ streets berichte und bessere Nachfrage für den Export. — Mais schloß
nach vielen Schwankungen fest.
Chicago, 20. April. (W. T. B. Weizen fest und etwas steigend auf reichliche Nachfrage für den Export, ,, Reäctien auf. Verkäufe, darauf wieder steigend, Schluß fest.= Mais sehr fest und steigend auf Berichte über ungũnstiges Wetter, nach kurzer Reaction wieder erholt. Schluß feft. —
Verkehrs⸗Anstalten.
Am Sonntag, den 1. Mai 1892, wird ein Sonderzua ? Befuch der Leirziger Messe von Berlin nach Leipzig ber . fäbrt um 6 Uhr 39 Min. Vorm. von hier (Anhalt⸗Dresdner Babn— hof) ab und trifft in Leinzig 5 ühr 34 Min. Vorm. cin. Die Rück ahrt von Leixzig VTöolgt 10 Ubr 30 Min. Abends, die Ankunft in Berlin 2 Uhr Nachts. Die drei Tage güstigen Sonderzugfahrkarten zu 9 X S. für II. und 6. S840 4 für die III. Rlaffe berechtigen am Sonntage zur Rückfahrt sewohl mit dem Sonderzuge wie mit allen fahrplanmäßigen Personenzügen, und an den kolgenden beiden Tagen mit allen fahry lanmäßigen Perfonen zügen. Die Benutzung von Schnellzügen ist ausgeschlosfen, worauf moch befonders anfmerkfam gemacht wird. Freigepäck wird nicht gewährt. Der Fahrkarten verkauf Findet vorher bei dem Invalidendank. Markgrafenstratze 5a, und am Senntage, den 1. Mai d. J., früh, bei der Fahrkarten Ausgabestelle auf dem Anhalt⸗Dresdner Bahnhofe statt. . U
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Bremen, 20. April (W. T. B. Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer Lahn ist gestern Abend in Southampton angekommen und hat die Reise nach Bremen fortgesetzt. Der Dämpfer. Kronprinz Friedrich Wilhelm“ ist gestern auf der Ausreise in Oporto angekommen. ö ö 21. pril. (BV. T. B Der Schnelldampfer Ha vel⸗ hat am 20 April Nachm. die Reise von Southampton näch Rew⸗ Merk fortgesezt, Der Schnelldamrser Spree ist am 18 April Mittags don New-York via Southampton nach der Weser ab— gegangen. Der Postdampfer Dresden“, am 7. April von Bremen abgegangen, ist am 20. April Morgens in Baltimore angekommen. Der Postdampfer Ohio“ hat am 19. April Nachm. die Reise bon Vigo nach dem La Plata fortgefetzt. 3. London, 29. April. (W. T. B) Der Uniondampfer Mexican“ ist heute auf der Ausreise von Radeira abgegangen — 21. April. (W. T. B.) Der Uniondampfer Dank ist eu der Heimreise gestern ven Capetown abgegangen. ö
Theater und Mußfik.
Residenz⸗Theater.
Das Schauspie Graf Waldemar ron Gustav Freytag gehört trotz seines Alters von über rierzig Jahren immer noch zu den beliebtesten Erzeugnissen der neueren dramatischen Literatur, weil die Charaktere klar und durchsichtig in einfacher Sprache naturwahr ge⸗ zeichnet sind und die Entwickelung der Handlung unter sorgfamster Beachtung der Hühnenerfordernisse ungekünstelt durchgeführt ist. Große Meister in der Schaufpielkunst haben“ pon jeber gern dieses Werk gewählt, um durch Darstellung der Titelrolle Gelegenheit zur vollen Entfaltung ihrer Talente zu haben. Eine mustergültige Vorstellung dieses Schauspiels bot im vorigen Jahre das Berliner Theater mit Herrn Ludwig Barnay als Graf Waldemgr. Gestern Abend zeigte sich der berühmte Wiener Gast Adolf Sonnenthal in dieser für seine hervorragenden Gaben ganz besonders geeigneten Rolle. Daß er sie unter dem von Act zu Ac sich steigernden Beifall der zahlreichen Zuschauer tadellos spielte, daß er ebenso den richtigen Ton traf für den durch Lebensgenüsse über— sättigten die Moral und die Menschen berachtenden, wie für den, durch die Liebe sittlich geheilten und damit dem wahren Lebensgenuß zurück— gegebenen, vornehmen Mann, darf wohl als selbstverstãnd lich bezeichnet werden. Auch die übrigen Mitwirkenden wurden im allgemeinen ikren Aufgaben gerecht, besonders muß es Fräulein Rofa Rertens nach— gerühmt werden, daß sie den ihrer Eigenart vielleicht nicht entsprechenden Charakter der Gärtnerstochter Gertrud Hiller mit großer Bühnengewandtheit wiedergab. Als Georgine Fů Udaschkin debütirte Frau Rofa Keller-Frauen thb al. Sie besizt in seltener Weise die Gabe, ihre Stimme und ihre Bewegungen zu beherrschen; in der Liebe zum Grafen Walze ind in der Eifersucht gegen Gertrud Hiller hätte sie aber noch mehr leidenschaft— liches Feuer jeigen können. Der Fürst Udaschkin von Herrn Aug. Meyer⸗-Eigen sachgemäß,. der Kam ier Bor von Herrn Adolf Steineke sehr humoristisch und auch der Gärtner Hiller
Kroll 's
. Signorina Luisa Nikita, die gestern Abend zum ersten Male in Berlin als dramatische Sängerin auftrat, erzielte als Gilda in Verdis Rigoletto“, sie als Debutrolle gewählt hatte, einen recht erfreulichen Erfolg. ängerin besitzt eine angenehme, milde Stimme und ein besonders in beren Tonlage klares Organ, das in den lvrischen Stellen Partie zart und eindrucksvoll klingt. Der Reiz de imme verminderte sich aber etwas, sobald leidenschaftliche Erregung und tiefer, die Seele auf⸗ wühlender Schmerz dur die Tongebung charakterisirt werden sollte: dann machte sich noch etwas wie jugendliche Dürftig⸗ keit und Unfertigkeit des Spiels nachtheilig bemerkbar und beeinflußte die Wirkung des immer lieblichen, aber nicht mehr der Situation ent⸗ sprechenden Gesanges. Die Coloratur ist bei aller Geschmeidigkeit noch nicht tadellos und bedarf der Abfeilung und Klärung. Herr Luria ist schon als tüchtiger und wohlgeschulter Sänger be⸗ kannt. Sein Rigoletto war eine recht anerkennenswerthe Leistung; die mächtige Tonfülle kam trotz einer gewissen Schwere des Vortrags gut zur Geltung; es fehlt dem Darsteller nur an innerer Vertiefung und mimischer Beweglichkeit, um völlig zufrieden zu stellen. Für die Rolle des Herzogs besitzt Herr Alma das nothwendige sympathische, weiche Organ, das von einer schön ab⸗ gemessenen Vortragsweise unterstũtzt wird. Die Darstellung war demnach in den Einzelleistungen durchschnittlich zu loben, auch der Chor that seine Schuldigkeit; besondere Anerkennung verdient aber aufs neue das unter Leitung des Herrn Kavellmeisters Gille stehende Drchester.
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Am Sonnabend findet im Königlichen Opernhause die erste Wiederholung der Oper ‚Boabdil! mit den Damen Hiedler und Staudigl, den Herren Rothmühl, Mödlinger, Stammer und Fränkel statt. Am Sonntag geht in neuer Einstudirung . Maurer! mit den Damen Herzog, Weitz und Lammert, den Herren Philipp, Krolop, Schmidt und Krasa in Scene Vorauf geht „Ca valleria rusticana“ mit den Damen Pierfon. Dietrich und Lammert, den Herren Sylva und Bulß. 5 König Richard 11.4, der im Berliner Theater am Sonn⸗ abend neu einstudirt in Scene geht, wird am Sonntag Abend wieder holt. Die Titelrolle wird an beiden Abenden von rte Barnay dargestellt. Nuscha Butze wird die Königin Anna, Ida Bauer dis Elisabeth, Arthur Kraußneck den König 2 Paul Nollet den Buckingham, Ludwig Stahl den Clarence, Emanuel Stockhausen den Richmond geben. — Siegfried Jelenko, der bisherige Regisseur, ist dom Directer Ludwig Barnay zum Ober-Regisseur ernannt worden. Vom 1. Mai ab werden die Vorstellungen anstatt um 7 Uhr . erst um 218 . beginnen.
Im Lessing⸗Theater gelangt morgen nach län s. wieder Hermann Sudermann s ö Die . . 3. Belehng zur ,
Ju der am Sonnabend im Wallner⸗Theater stattñ : Jubiläums⸗Vorstellung Os car Blenckers 6 . ab an der Theaterkasse Vormittags von 19 bis 1 Uhr — ohne Auf⸗ geld — ausgegeben. Der Eintrittspreis ist in Anbetracht des wohl⸗ thätigen Zweckes für das J. Parquet auf 4. festgesetzt worden.
Im GCencerthause veranstaltet Herr Kapellmeifter Meyder
morgen den letzten Wagner⸗Abend“ in dieser Spielzeit.