.
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Stimmung und bewegten Herzens begrüßen seine Unterthanen den
bedentungsvollen Gedenktag.
ist die Regierungslaufbahn des Gro
steht un eres Großherzoge h großen Entwickelungsepoche
die Freiheit, der dentschen Natien die langerfehnte, ruhmvoll auf blut= gedüngtem Schlachtfelde erkämpfte Einheit brachte. Wie unseres
Greoỹherʒogẽ Denken und F Volke die Segnungen einer sichern, so hat sich ihm die
wendet, welches vorbildlich . zu werden verdient. Das zeigt sich zumeist beim Eintritt so
Familienleben des Gro — und wahrlich! das Hause nicht
welcher Teid und Tra
wird! Erhebend und trostreich war es Uns, in dieser Leidenszeit so warmes Mitgefühl in wohlthuendstem Ausdruck zu erfahren. Nicht
minder wohlthuend waren d
als Unser Haus, unsere engere Heimath, unser Deutsches Reich durch den Verlust der beiden theuren Kaiser so schwer geprüft ward. Doch auch im tiefsten Schmerzgefüble vergaß Großherzog Friedrich nicht, der Pflichten zu gedenken, deren Erfüllung Staat und Reich von den Bürgern erheischen, und so tönte jene beribeme ende Todtenklage aus in der Soffnung, daß die Ereignisse, welche in rascher Folge unser deutsches Vaterland üm innersten Leben erschütterten, geeignet sind, die Liebe zu Kaiser und Reich noch fester zu begründen., und mit dem tief—
emxrfundenen Ausdruck der
den Willen des Allmächtigen forderte Großherzog Friedrich auf zum
Vertrauen auf die Gnade Prüfungen im Glauben an erkennen lasse, wie Seine
Seite ihres erlauchten Gemahls überwand die Großherzogin die Schicksalsschläge mit dem Gottvertrauen, Tas sie tief im Innersten des ces feinen hberrlichsten Widerhall findet in der
Herzens birgt und welches
—
Ausübung echter Frömmigkeit und der Hingebung an fremdes Leid. Als
7
ein Enge der Barmherzigkeit waltet sie auf Erden, die mildthätige, in Werken der Nãchstenliebe aufgebende Tochter einer erbarmungzreichen
Mutter, deren Andenken g
Tage, an welchem das badische Volk sich in dankerfüllter Verehrung um die Stufen des Thrones schaart, geziemt es sich, der hohen Frau zu gedenken, die, eine der Ferrlichsten Geftalten der deutschen Nation, sich als die aufopfernde Gefährtin des Landesfürsten, als die Mutter ibres Volkes ju allen Zeiten bewährt hat. So vermählt sich innig
mit den dem Großherzog d
Liebe und Dankbarkeit für die Großherzogin Luise. Nun rüstet si h Land
und Volk zur freudig⸗festli
— * 7 * ö 9 94 1 Ihm, dessen Name weit über die G
und nicht nur dort, wo Deutsch
n geschwellt. stol; ib
5 2
ein segensreiches, herrliches
bezeugungen eines treuen Volks. Und wie einst in den Tagen tiefster Trauer, als unser Großherzogliches Paar demuths voll Sein Haupt vor Gottes allmächtigem Willen beugte, das adische Volk herz⸗ innigsten Antheil an dessen tragischem Geschick nahm, wie in Hütten
und Paläften, in Stadt u
und seiner erlauchten Gemahlin eine verwandte Saite in den treuen badi⸗ schen Herzen miterklingen ließ, so weckt der festlich fröhliche Klang, der
17 r — . beute allüberall im Lande
bis zum Taubergrund, durch Thal und Berg kündet der helle Glocken⸗ ton, daß mit strahlendem Sonnenschein die Herzbejwingerin Frende im Lande ihre Herrschaft ausübt.
Dinde, die Jäuser schmücken sich mit dem duftenden Tannenzweig,
, LI 1 entringt
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über die Erhöh wand 600 000 66),
22 — * * * —
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— 4 ——
in den einzelnen Anforderungen während
Darmstadt, 27. Victoria fuhr heute
berichtet, mit den Prinzessinnen Heinrich von Preußen
und Alir nach dem
Allerhöõchstdieselbe Kränze niederlegte. n Prinzefsfin Heinrich von Battenberg begaben sich zu
Fuß nach der Rosenhö
Mecklenburg⸗Schwerin.
Schwerin, A.
Teiche Ihrer Königlichen Hoheit der Groß⸗ zogin-Mutter hat heute Nachmittag in der Heiligen⸗
Bluis Capelle des Domes stattgefunden. Vorher wurde um 2
2AM, Uhr am Sarge dienst abgehalten, bei nißrede hielt Seine
form des Leib⸗GSrenadier⸗Regiments Nr. 8, führte Ihre König— liche Hoheit die Großherzogin Marie zur Trauerstãtte; die FJärstlichen Leidtragenden folgten. und ker Rede des Hofpredigers Wolff wurde der Sarg, be⸗ gleitet von dem Ober Stallmeister von Brandenstein und den
abersten Hofchargen,
Leichenwagen getragen.
4 21
zug unter dem Gelãute
Chorals Jesus meine Bewegung Commandanten der
mit dem PFlatzmajor Lremier- Lieutenant von Bülom. Es folgten eine halbe Eecadron des 1
Mecklenburgischen und Trompeter⸗ dem Leichenwagen und der Hof⸗Stall me der .
vier ältesten Ober⸗Stallmeister rechten Hinterrade
n vorenthalten — fanden stets einen leb⸗ haften Widerhall im warm mitfühlenden Herzen des badischen Volks, und mit vollster Berechtigung konnte Großherzog Friedrich in ener Zeit schwerster Herzensbedrängniß — am 18. Juli 1888 — zu den Vertretern des Volks die bedeutungsvollen Worte sprechen: In sorgenvoller Zeit hat dieser Landtag begonnen, und während Sie in der langen Tagung sich Ihren vielseitigen Aufgaben zu widmen hatten, sind schwere Schicksalsschläge hereingebrochen, welche Mich und Mein Haus in tiefe Trauer hüllten. Der unersetzliche Verluft, der Unsere Elternherzen jo. schm ; hat, ließ Uns die innige Gemeinschaft tief empfinden, in
,, ö n, nen behren Pflichten ganz erfüllten
— * 8 ss = C —— 90 w ö wird, Ihm, dem überall die Herzen entgegenschlage
ö. 8347 2 Fo ö Eerfüssten MNolf⸗ r jum Höchsten das Gebet eines dankerfüllten Volks.
Den Zug eröffnete an Stelle des erkrankten
fänden getragen. Es
2 an Thaten, gesegnet mit Erfolgen erzogs Friedrich. Ehrfurchtgebietend ebre Gestalt inmitten der überwältigend der letzten Jahrzehnte, die den Völkern
ühlen stets darauf gerichtet war, seinem geistigen und wirthschaftlichen Hebung zu Liebe seines Volkes in einem Maße zuge⸗
cher Ereignisse, welche unmittelbar das ßherzogs berühren. Freud und Leid letztete blieb dem Großherzoglichen
betroffen
schmerzlich
uer von Meinem Volke mitgetragen
ie erhebenden Kundgebungen des Schmerzes,
wahren Frömmigkeit und der Ergebung in
Gottes, die uns schon oft Kraft gah, harte Seine Liebe zu überstehen, das Er uns Wege uns zum Heile führen.“ An der
eg9gt
efeanet bleibt für die Ewigkeit. An dem
8
7 . won Tron dorinfe 842 8e Qi argebrachten Freuderufen das hohe Lied der
* orm 2 C Rol He 57 68 chen Feier des Jubeltags unseres Groß⸗
ai. 2 re Farben enthũ
1 * 1 7 . und gottbegnadetes war, gelten die Tankes⸗
6
8 2 — ** 2 — * * nd Torf der Schmerz Großherzog Friedrich's
ertönt, ein freudiges Echte. Vom Bodensee
T* aH rοrn 2177 j Tal Schon flattern lustig die Fahnen
2 *
2 ö ; 2 6 w — 2 der Jubelrusf in die
23 1 m 8 ns o!
eil seinem Vaule
orgestern der Gesetz⸗
ung der Wohnungsgeldzuschüsse (Jahres⸗ sowie der Entwurf über Aenderungen des Gewerbesteuer⸗ und des Kapital⸗ immig zur Annahme. Letzterer Entwurf euerliche Erleichterung der genossenschaft⸗ sich sgesellschaften auf Gegenseitig⸗
Kammer begann die Berathung des
swesen, eine Arbeit, die
mußte wegen der vielfachen 11 U ergeben hatten. Hessen. April. Ihre Majestät die Königin Vormittag, wie die „Darmst. Zig.“
Mausoleum auf der Rosenhöhe, wo Der Prinz und die
he.
April. Die feierliche Beisetzung
in der Schloßcapelle ein Trauergottes⸗ dem der Hofprediger Wolff Lie Gedächt⸗ Majestät der Kaijer, in der Uni⸗
Nach dem Gesange
mach dem mit acht Pferden bespannten Um M Uhr scetzte sich der Trauer⸗ säute aller Glocken, den Klängen des Zuversicht und unter Artilleriesalven in Oberst⸗Licutenant von Manstein Großherzoglich ner Regiments Rr. 17 mit Standarte dis Sofstaaten. Unmittelbar vor n der Hom⸗Stallmeister Baron von Rodde er von der Knesebeck, Die vier Zipfel liegenden Decke wurden von den folgten der
Brandenstein neben dem
16112
ö. * .
von Bassewitz, der Ober⸗ Jägermeister von Passow und der ber- Hof⸗Marschall Freiherr von Stenglin mit dem Stabe. Üngefaͤhr 5 Geistliche, darunter 4 katholische, schritten dem Leichenwagen voran. Dem von 8 schwarz behangenen * gezogenen Wagen wurde die Krone vorangetragen. er in rothen Sammet mit gelben Borduren ge hüllte Sarg war mit Kränzen bedeckt. . Den Zug der Leidtragenden eröffnete Seine Majestät der Kaiser, zur Rechten Seine Kalserliche Hoheit der Groß⸗ fuͤrst Wladimir von Rußland und zur Linken Seine König⸗ liche Hoheit der Großherzog von Mecklenburg. Strelitz Es folgten; Seine Hoheit der Herzog aul Friedrich und Seine Hoheit der Herzog Johann Albrecht, Seine Durchlaucht der . Windisch⸗Grätz, Seine Hoheit der Herzog von Sachsen⸗Altenburg, Seine Königliche Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen, Regent des Herzogthums Braunschweig, und Seine Hoheit der Herzog Friedrich Wilhelm, Seine Hoheit der Herzog Adolf Friedrich, Seine Hoheit der Herzog Heinrich, Seine Durchlaucht der Prinz Hugo Windisch-Gräatz und Seine Durchlaucht der Prinz Heinrich XVIII. Reuß, ferner Seine Königliche Hoheit der Erb⸗ großherzog von Baden, Seine Königliche Hoheit der Erb= großherzog von Sachsen und Seine Durchlaucht der Fürjt von Schwarzburg⸗Rudolstadt, Seine Großherzogliche Hoheit der Prinz erh von Hessen. Seine Durchlaucht der Erb⸗ prinz von Hohenzollern und Seine Durchlaucht der Prinz Heinrich XIX. Reuß. Ihnen schlossen sich an die Vertreter hrer Majestãt der Kaiserin Friedrich, der Königin von Württem⸗ berg, des Kaisers von Desterreich, Königs von Ungarn, des Kaifers von Rußland, des Großherzogs von Oldenburg, des Herzogs von Meiningen und des Fürsten Reuß ä. 8. darauf der (ommandirende General des 1X. Armee⸗Corps Graf Waldersee, die Minister, die Landräthe, die Generale, die Dandstände, die höheren Beamten, der Magistrat und die Ver⸗ Freter der Bürgerschaft von Schwerin. Den Zug schloß eine halbe Escadron Dragoner. In den Straßen bildeten die Kriegerbereine, Schulen und Gewerke Spalier, dahinter stand inc * in Trauergewänder gekleidete Kopf an Kopf ge⸗ drängte Menge. Am Dom wurde der Sarg von den * Landstäͤnden vom Leichenwagen abgehoben, von der Geistlichkeit an der Thür empfangen und vor den Altar eleitet, worauf der Ober⸗Kirchen⸗Rath Bard eine Ansprache ielt, nach deren Schluß der Sarg, welchem die Domgeistlich⸗ keit voraufging und die Allerhöchsten und Höchsten Leidtragenden folgten, von den Landständen wieder aufgenommen an die Begraͤbnißstätte getragen und dort neben dem Sarge des hoch⸗ seligen Großherzogs Paul Friedrich beigesetzt wurde. Hamburg. Hamburg, 27. April. Der Senat hat dem, W T. B.“ zufolge den Antrag wegen Erhöhung der Einkommen⸗ steuer um 20 Proc. für jetzt zurückgezogen, da die beiden letzten Jahre einen größeren Ueberschuß ergaben, als erwartet wurde.
Oefterreich⸗ Ungarn.
Den Jungczechen ist es gelungen, die für ihren Antrag auf Versetzung des Ju stiz⸗Ministers in den Anklagezustand nöthigen Slimmen zusammenzubringen. Nachdem außer ihnen noch die Abgg. Schwarz und Teichert und die Slovenen Spincic und Laginja den Antrag unterschrieben hatten, hat sich auch, wie der „Köln. Ztg.“ ge⸗ meldet wird, der mährische Bauer Swozil zur Unterschrift Uberreden lassen, während die anderen Mähren und die böh⸗ mischen Großgrundbesitzer die Aufforderung entschieden ab— lehnten. ; . Im ungarischen Unterhause befragte gestern, wie XW. TX. B.“* mittheilt, der Abg. Polon vi den Minister⸗ Präsidenten Grafen Szapäry, welche Maßnahmen er dagegen getroffen habe, daß ausländische Blätter Ungarn betreffende Angelegenheiten in einer die staat⸗ liche Selbständigkeit Ungarns verletzenden Weise, ge⸗ wöhnlich unter der Rubrik „Oesterreich“, veröffentlicht hätten, ferner, ob der Handels⸗-Minister es nicht als begründet erachte, den Blättern, welche ungeachtet der erhaltenen Aufklärungen fortführen, Ungarn betreffende politische Thatsachen unrichtig darzustellen, das Postdebit zu entziehen.
Die ungarische Unabhängigkeits⸗ und Achtund⸗ vierziger Bartei hat, nach dem „Pest. Lloyd“, beschlossen, gegen den Minister⸗Präsidenten Grafen Szapäry für seine in der Frage des Wappens und der Gendarmerie⸗Embleme abgegebene Erklärung (siehe die gestrige Nummer des Reichs⸗ und Staats⸗Anz“ von Seiten der Partei im Hause ein Miß⸗ trauensvotum zu beantragen.
Großbritannien und Irland.
Die mehr erwähnte, durch die bekannte Brochũüre Gladstone's in letzter Zeit in den Vordergrund der öffentlichen Eroͤrterung gerückte sogenannte Frauen stimm rechts bill, welche den' unverehelichten weiblichen Personen das legislative Wahlrecht verleihen wollte, ist gestern in Unterhause zur ersten Lesung gelangt. Die Regierung behandelte, wie dem W. T. B. uͤber die Sitzung berichtet wird, den Gegenstand als offene Frage, der Erste Lord des Schatzes Balfour unter— stützte jedoch die Bill sehr energisch. Nach fünfstündiger De⸗ batte wurde die zweite Lesung der Vorlage schließlich mit 175 gegen 152 Stimmen, alfo mit einer Majorität von nur 23 Stimmen abgelehnt. Vor dem Polizeigericht in London wurde gestern
die Verhandlung gegen die Anarchisten Nicholl und Mowbray wieder aufgenommen. Im Laufe der Verhand⸗ lung verlas der Staatsanwalt die in dem anarchistischen Journal „Commonweal“ veröffentlichten von Nicholl unterzeichneten Artikel, durch welche zur Ermordung des Staatssecretãrs des Innern Matthews, des Richters Hawkins und anderer Per⸗ fonen aufgefordert wird. Das Resultat der Verhandlung war bie Verwefung der Angeklagten vor das Schwurgericht. Tas canadische Unterhaus hat am 2. 8. M nach mehrstaͤndiger lebhafter Debatte einen von Ma Neill ein⸗ gebrachten, dahin lautenden Resolutions⸗Antrag angenommen, Daß Canada sich bereit erklärt, Großbritannien, falls dieses canadsschen Producten seinen Markt zu günstigeren Bedin⸗ gungen offenhalte als auslãndischen Producten, entsprechende Vortheile in Gestalt von ermäßigten Zöllen auf britische Manu⸗ facturwaaren zu gewähren. Der Antrag war auf Seiten der Regierung von dem Finanz⸗Minister Foster unterstützt worden.
Frankreich.
Die Anarchisten setzen, wie W. T. B. aus Paris
* *
der seinerzeit die Verhaftung Ravachol s ausgeführt hatte, erhieit gestern ein „Sielmann“ unterzeichnetes Schreiben, worin der Abfsender unter Todesdrohungen gegen Dresch und den ,, ,, Quesnay de Beaurepaire mittheilt, er sei der Urheber der Explosion im Restaurant Very. Der AÄbsender macht gleichzeitig mit cynischer Offenheit Mittheilungen über die Ausführung des Attentats: er habe, ruhig Kaffee trinkend, vor dem Reslaurant gesessen und das mit Zeitungspapier und Leinwand umwickelte Packet Dynamit allmählich mit dem Fuß in das Restaurant gestoßen in der Weise, daß nur die Lunte auf der Terrasse geblieben sei. Er habe alsdann die Lunte mit der Eigarre angezündet und sich entfernt. — Auch der Kellner Lherot hat neuerdings Drohbriefe erhalten. Der Polizei-Präfect hat besondere Maßnahmen zum Schutz Lherot's getroffen Dem S.. 8. zufolge wurden in der vergangenen Nacht große Massen anarchistischer Proclamationen theils in die Kasernen eingeschmuggelt, theils auch angeklebt oder den passirenden Soldaten zugesteckt. In den Proclamationen wird die Armee aufgefordert. die Herr⸗ schaft der Bourgeoisie zu vernichten und die Offiziere nieder⸗ uschießen.
; Inzwischen dauern in Paris wie in der Provinz die Ver⸗ haftungen und Haussuchungen fort, Wie der „Magd. Ztg.“ berichtet wird, hätte der General-Staatsanwalt gestern nach einer Berathung mit dem Minister⸗Prãsidenten Loubet 250 Haftbefehle gegen Anarchisten unterzeichnet. In Rou⸗ ba ix wurden geslern zwölf Anarchisten verhaftet. Auch anderweitige energische Maßregeln scheinen vorbereitet zu werden. So theilt der „Figaro“ aus einer Unterredung mit dem Miniffer⸗Präsidenten Loubet mit, dieser habe sich dahin ausgesprochen, jetzt ernte man die Früchte der seit einer Reihe von Jahren geduldeten uneingeschränkten Freiheit der Rede und der Feder; diesem Mißbrauch wolle er entgegentreten, und er sei entschlossen, den Kampf fortzusetzen; dis sei das einzige Mittel, mit dem Anarchismus ein Ende zu machen. Für den 1. Mai besorge er nichts, Frankreich werde an diesem Tage sicherlich das ruhigste Land Europas sein; im übrigen seien alle Vor⸗ sichtsmaßregeln getroffen, um Persönlichkeiten, welchen Droh⸗ briefe zugegangen seien, zu beschützen. ie Regierung sei fest entschlossen, ohne Schwäche ihre volle Pflicht zu thun.
Rings um Paris sind nach einem Telegramm des „H. T. B.“ Truppen concentrirt und neue Truppenzüge treffen fortwährend ein. Die Aufregung in der Armee und besonders unter dem Offizier⸗Corps soll sehr groß sein, zumal häufig das passirende Militär von der Volksmenge provocirt und gehänselt wird.
Die Panik unter den Bewohnern von Paris ist demselben Bureau zufolge noch im Wachsen. Alle Bahnzüge sind durch die Fremden, die wohlhabenden Bürger und Aristokraten, welche in größter Eile Paris verlassen, überfüllt. Sämmt⸗ liche Pariser Hötels sind fast leer.
Der Präsident Carnot besuchte gestern die im Hospital St. Louis untergebrachten Opfer der Explosion am Boulevard Magenta, denen er 1600 Frs. spendete. Auch der Municipal⸗ rath von Paris nimmt sich der Verunglückten an und hat an den Minifler des Innern Loubet ein Schreiben gerichtet, worin die Aufmerksamkeit des Ministers auf deren traurige Lage ge⸗ lenkl wird. Loubet erwiderte, er habe befohlen, daß ihnen Hilfe geleistet werde; er werde außerdem einen Gesetzentwurf wegen Entschädigung von Personen, die durch Dynamit⸗ Attentate zu Schaden gekommen seien, einbringen.
Ueber die Explosion selbst und deren unmittel⸗ bare Wirkungen entnehmen wir der „Nat.⸗-Zig.“ nach⸗ stehende Mittheilungen:
Noch am Morgen des 25. hatten Very und Lhérot Droh⸗ briere erhalten. Einer davon besagte: Ehe Ravachol vor Gericht erscheint, wird unsere Rache Euch treffen!‘ Aber man war an Boulevard Magenta gegen dergleichen schon abgehärtet und gab nicht weiter darauf acht. Vor der Thür, auf dem Trottoir des breiten,
2 von Roßkastanien beschatteten Boulevards, ging ein Stadtsergeant auf und ab und nicht weit davon stand ein anderer, der auf den Wunsch Very's dem Ersten beigegeben worden war. Dagegen scheint ein schmaler und dunkler Zugang, durch den man in die Küche des Restaurants und zugleich nach dem Hotel garni über demselben gelangte, unbewacht geblieben zu fein. Außer drei Gästen, die am Schanktische standen und eben eine weite Ration Rum verlangten, den beiden schon erwähnten Drucker⸗ gehilfen und zwei Kellnern befanden sich auch noch Frau und Fräulein Véry im Saal, als Alles ins Wanken gerieth, ein schwarzer Rauch snallend aufstieg und Glassplitter herniederprasselten. Auch das Trot⸗ toir bob und fenkte sich, der wachthabende Stadtsergeant wurde zu Boden, ein Tramway aus den Schienen geworfen, und man hörte weithin das Geschrei und die Angstrufe der Verwundeten und der Bedrohten. Als man lich nach einigen Minuten wieder erholt hatte, bot sich den Blicken ein Bild der Verwüstung dar. Das Local Véry's war wie aus⸗ gesengt, die Wände zerfetzt und unter dem zertrũmmerten Schanftische lag ächzend der unglückliche Wirth. Als. man ihn bervorgezogen hatte, hing das linke Bein vollständiz zerfleischt und kodt vom Körper herab und außerdem floß Blur zus mehreren anderen Wunden. Er wurde mit Gandau und Damond nach dem nächsten Hospital gebracht, wo die Nothwendigkeit Amputation erkannt wurde. Um 114 Uhr war Zustand aber ein solcher, daß Diese war einen ls sie ihren Mann nicht mehr zen ihr Töchterchen, das gleich isch geherzt und geküßt. Mitternacht sprachles.
Stunde voll⸗
kamen. Um jene Stunde m
zertrũmmerten Hausrath zu Trottoir geworfen hatte, Wind⸗ sichtern, die sich in den kl b und iu gehen zu sehen. Natürlich w W und Wo angelegemlich erörter
im Verdacht, die sich kurz vor
sie eine Weile, wie wartend und inzwischen lose,
Reden führend, an einem Tische gesessen
wikederum erzählte, er hätte am Boulevard Richard
Denkmal des Sergent Bobillot, zwei anarchistisch auss Teute mit einem Handkoffer geladen“ und sie bis zum C Boulevard Magenta gefahren, wo sie — es war nach 9 . rechte Seite des Trottoirs beschritten. Das Restaurant Very tre Hie Nummer 2. Andere Leute hatten bemerkt daß ein junger en] etwa um 3 Ühr 16 Minuten vor dem Nestaurant auf. und abging und sich erst entfernte, als zwei junge, bartlose Burschen, von . einer einen Handkoffer trug, mit einem Frauenzimmer das betraten. Dort nahmen sie in der Eile etwas zu si
fernten sich dann schleunigst. Bestimmtes aber wei
der Ober⸗Hofmeister Graf
meldel, ihre Drohungen fort. Der Polizei⸗Commissar Dresch,
nur so wiel scheint sicher, daß die Bombe in
des Schanktisches gelegt wurde, sei es im oder an, der dünnen Ban durch die er vom Trottoir ge⸗ trennt ist. Mit dem letzteren Umstande würde die Aus⸗ . eines dem Restaurant gegenüber wohnenden Mannes reinstimmen, er habe kurz vor der Explosien etwas wie ein Lauf⸗ feuer auf dem Trottoir gesehen, weshalb die Vermuthung laut wurde, die Lunte könnke von einer Ruhebank unter den Bäumen aus in Brand geste gt. worden fein. Gin Fachmann erklärte gestern Abend den Gerichtsbehörden, man könne pon Glück sagen, daß die Dynamit. bombe nicht an einen der beiden eisernen Stä sh feiler zwischen denen die Thür sich befand, * wurde, weil sonst das ganze Haus durch die Erschütterung in Mitleidenschaft gezogen worden wäre. Nur weil der Sprengstoff keinen festen Widerstand uu überwinden hatte, be⸗ schrãnkte sich die Wirkung der Erplosion auf das Erdgeschoß. Der Justiz⸗Minister wird dem Vernehmen nach die Erz⸗ bisch õfe von Aix und Avignon megen Mißbrauchs ihrer Amtsbefugnisse, begangen durch den Erlaß des jungsten Hirten⸗ briefs, vor dem Staatsrath zur Verantwortung ziehen.
Italien.
Auf Befehl des Ministers des Innern werden, wie man dem „H. T B.“ aus Rom meldet, in sämmtlichen Haupt— städten uͤnd Industriecentren die Haussuchungen und Ver⸗ haftun gen von Anarchisten fortgesetzt. Die Polizei will die geheime Organisation sämmtlicher Anarchistenverbände entdeckt haben. Alle verhafteten Ausländer sind, soweit sie nicht der Anarchisten⸗Organisation angehören, an die Grenze gebracht worden, den übrigen wird der Prozeß gemacht werden.
Die internationale Conferenz der Vergine vam Rothen Kreuz in Rom ist gestern geschlossen worden. Aus der letzten Sitzung berichtet W. T. B.“ noch, daß die Berathung über dis Maßnahmen, welche gegenüber den ge— steigerten Wirkungen der neuen Projectile zu ergreifen seien, bis zur nächsten Conferenz verschoben worden ist. Den Versammlungsort der letzteren wird das Genfer Comits be⸗ stimmen. Der Präsident della Somm aglia hielt sodann eine äußerst beifällig aufgenommene Abschiedsrede, in welcher er den Wunsch aussprach, daß die Mitglieder der Conferenz stets in friedlicher und thätiger, brüderlicher Vereinigung si wieder zusammenfinden möchten. Der Vice⸗Präsident Füůͤrst Stolberg⸗Wernigerxode ersuchte zum Schluß unter all⸗ gemeiner Justimmung den Präsidenten, dem König und der Königin von Italien den Dank der Versammlung zu
übermitteln.
Rach a ö . .
tach einer in Athen einge aufenen amtlichen Depesche hat an der türkischgriechischen Grenze zwischen einer ene, türkischer Truppen, welche die Grenze bei Kalaka überschritten hatte, und griechischen Hirten ein Kampf stattgefunden, in welchem ein türkischer Soldat und zwei Hirten getötet und mehrere Theilnehmer an dem Kampfe verwundet wurden. Die türkischen Truppen zogen sich darauf wieder über die Grenze zurück.
Bulgarien.
Der Prinz Ferdinand hat eine Reise nach Italien angetreten und mit seiner Vertretung den Präsidenten des k . betraut. Der Prinz traf, wie W. T. B.“ meldet, gestern früh in Wien ein und se le am Abend seine Reise nach Mailand fort. ö
Schweden und Norwegen. Die Zweite Kammer hatte mit 134 gegen 79 Stim
3 Kar te mit 13 ge 9 Stimmen den Beschluß gefaßt, jedem volljährigen Mann, welcher ein Einkommen von mindestens 50) Kronen versteuert, das Wahl⸗ vecht zur Zweiten Kammer zuzugestehen. (Bisher war das Wahlrecht an die Versteuerung eines Einkommens von 800 6 ,. . Beschluß wurde jedoch von der Ersten Kammer in ihrer gestrigen Sitzung mit 65 51 Stimmen abgelehnt. - ö ö
JJ e,,
Seitens des Königlichen Hofes sind zur Feier der goldenen Hochzeit des Königs Christian und hen n nige Louise nunmehr, wie man den „Hamb. Nachr.“ aus Kopen— hagen schreibt, folgende Dispositionen getroffen worden:
Dienttag, den 24. Mai, wird das Königspaar mit den Mit⸗ . der Königlichen Familie im Palais der Amalienburg zur Jommunion gehen. An den folgenden drei Tagen werden die Majestãten besonderen Deputationen Audienz geben. Mitt⸗ woch, den 25.R, Nachmittags, wird das diplomatische Forps dem Königspaare seine Glückwünsche darbringen, und Abends 93 . Galatafel im Palais Christian VII. statt. Am Fr , goldenen Hochzeit, 2g. Mai (Himmelfahrtstag), werden die i ,, nachdem die sämmtlichen Kopenhg . . . 26 J,, JJ ) ö V Festtaf inde ö j .
Abends wohnen die Kirche ö t . stellung im Königlichen Theater bei. Am 27. Mai * ö und Prinzessin Waldemar eine Tafel im fogenannten . und sowohl am Abend dieses Tages, wie am folgenden Abend cl im Palais Christian VII. Cour statt, Sonnabend den 2, . findet eine; estfeier in der Aula der Universität statt. Am Sr, oder Sonnabend wird den Majestäten ein Fahnenzug gebracht ern. ! Auch die Kopenhagener Comm unalverwaltung trifft umfassende V ö. kehrungen zu festlichen Arrangements. ö . Amerika.
Präsident Harrison hat sich, dem Ersuchen des Senats nachkommend, in einer an diesen gerichteten Botschaft über die S ilberfrage laut Kabeltelegramm des W. T. B.“ aus Washington folgendermaßen geäußert: Es sei gegenwärtig nicht möglich, dem Senat die, mit den auswärtigen Mächten über die Veranstaltung einer internationalen Conferenz in der Silberfrage ausgetauschten Schriftstücke vorzulegen. Er glaube aber, die Verwendung des Silbers als Münzmetall — 846 der handeltreibenden Nationen werde die Wohlfahrt der Völker fördern; er werde deshalb keine günstige Gelegenheit vorübergehen lassen, die angestrebten Ziele zu erreichen oder 2 einen ausgedehnteren Gebrauch dieses Metalls zu
möglichen.
Am 25. d. M. hat der Bundessenat die Berathung der Bill, welche keinem Chinesen die Einwanderung in die Vereinigten Staaten gestattet, zu Ende gebracht. Mit gegen 11 Stimmen genehmigte der Senat an ihrer Stelle eine andere Bill, wonach auf weitere zehn Jahre die jetzigen Be⸗ stimmungen in Kraft bleiben, nach denen solchen Chinesen, die einmal in den Vereinigten Staaten gewohnt haben, wenn sie eine Bescheinigung darüber besitzen, die Rückkehr gestattet ist.
Auf Verlangen des Staatssecretärs Blaine hat der . Tracy dem Repräsentantenhause eine e übersandt, welche die Anweisung einer Summe von
000 Doll. fordert, damit der Präsident Harrison den Ver⸗ pflichtungen nachkommen könne, die ihm das Abkommen mit
Saale selbst
Großbritannien über das Schiedsgericht in der Berings⸗ meerfrage auferlegt. Das S ieds ach soll in Paris 24
Ein dem „New ⸗NYork rald“ aus Maracaibo in Venezuela zugegangenes Telegramm vom X. April berichtet von einer neuen Schlacht zwischen den Aufständischen — 29 7 e ,,, ꝛ: . von Valencia in welcher die Aufständischen gesiegt haben sollen. Die bei ; seitigen Verluste sind uh 1 ,
ö Afrika. er egyptische Ministerrath hat, wie dem z aus Kairo gemeldet wird, in einer am 8 d. M. . Sitzung die Pläne Mr. Scott's, des Rathgebers der Re⸗ gierung in Justiz-Angelegenheiten, über die Reform des Richter standes angenommen. Zehn incompetente Richter der eingeborenen Gerichtshöfe sollen danach durch eine gleiche Anzahl neuer ersetzt werden, welche Rechtswissenschaft auf den Rechtsschulen studirt und an diesen promovirt haben. Alle e. . . . . von ihnen Muham— edaner. Dadurch wächst die Zahl der von Mr. S ⸗ gestellten Richter auf 25. ah ö
Parlamentarische Nachrichten.
In der heutigen (52) Sitzung des Hauses der Ab— geordneten der der Präsident des gi n , m, n. Stagts⸗Minister Graf u Eulenburg, der Vice⸗ Präsident des Staats -Ministeriums,. Staats⸗-Minister Dr. von Boettich er. der Minister des Innern Herr— furth, der Justiz-Minister Dr. von Schelling, der Finanz-Minister Ir. Miquel, der Minister für Landwirth— chaft ꝛc. von Heyden, der Minister der öffentlichen Arbeiten Thie len und der Minister der geistlichen 26. An⸗ gelegenheiten Dr. Bosse beiwohnten, stand auf der Tages⸗ ordnung die erste Berathung des Gesetzentwursfs wegen Feststellung eines Nachtrags zum Staats⸗ haushalts Etat für das Jahr vom 1. April 1892/93.
Finanz⸗Minister Dr. Miquel begründete die Einbringung des) achtrags Etats mit der Ernennung des neuen Minister⸗ Präsidenten, für den Gehalt und Repräsentationskosten aus—⸗ geworfen seien und der, wie alle preußischen Minister, An⸗ spruch auf Dienstwohnung habe. Sollten die für das Miethen und die Ausstattung der Wohnung ausgesetzten Summen nicht hinreichen, so behalte sich die Regierung vor, die nachträgliche Genehmigung einer eventuellen Etatsüberschreitung nach⸗ zusuchen. .
Abg. Rickert (dfr) unterzog zunächst das Verhalten der Parteien bei der ersten Rede des neuen Minister-Präsidenten und bei der Absetzung des Nachtrags⸗-Etats von der Tages⸗ ordnung vor Ostern einer Kritik und behandelte sodann die Vorgeschichte der Ministerkrisis und die Zurückziehung des Volksschulgesetzentwurfs, dessen unbegreifliches Einbringen die Schläfer im Lande aufgeweckt habe. Hätte die Regierung dieses Gesetz nicht ie ne e. so würde seine Partei die Oppo⸗ sition gegen dieses unheilvolle Gesetz Schritt für , und Paragraph für Paragraph energisch fortgesetzt haben. Die Conservativen hätten seit der Behandlung des erer . Schul⸗ gesetzes im vorigen Jahre eine Schwenkung gemacht, indem sie dem Zedlitz schen Gesetz unbedingt zugestimmt hätten. In der con—⸗ servativen Partei gingen jetzt bedeutende Wandlungen vor, eine Klärung sei aber noch nicht eingetreten. Wenn die Conservativen die Judenfrage in ihr Programm aufnähmen, dann seien sie erst die rechten. Die Aufbesserung der Lehrergehälter dürfe unter dem Scheitern des Schulgesetzes nicht leiden. Warum wolle die Regierung ein Schuldotgtionsgesetz jetzt nicht vorlegen? Redner besprach sodann die Wandlungen im Ministerium und be— zeichnete die Trennung der. Aemter des Reichskanzlers und des preußischen Minister-Präsidenten als nicht wünschenswerth. . wolle die weitere Entwickelung abwarten, die finanziellen Consequenzen der neuen Aenderungen aber nicht ablehnen. Die Stellung des Minister⸗Präsidenten ohne das Rückgrat einer besonderen Ressortverwaltung scheine ihm eine sehr fragwürdige und zweifelhafte. Die Volksvertretung habe bei der, Organisation der Staatsverwaltung bis in die höchsten Spitzen mitzureden. Es sei zweifelhaft, ob der Reichs⸗ kanzler in der preußischen Verwaltung noch den deutschen Einfluß wahren und Preußen vor dem Particularismus bewahren könne. Dieselbe Aemtertrennung unter dem Fürsten Bismarck sei unter anderen Verhältnissen erfolgt. Wie sei jetzt die Stellung des preußischen Minister— Präsidenten zu den deutschen Einrichtungen und namentlich die Stimmführung im Bundesrath? Werde der Minister— Präsident Mitglied des Bundesraths werden, oder wie solle die Sache sonst gehandhabt werden? Die Volksvertretung habe ein Recht, Auskunft über solche Fragen zu erhalten. Das Schulgesetz sei für die nächste Zeit beseitigt, die Gefahr sei aber nicht vorüber. Gegen die kirchliche Reaction müsse das Volk wachsam bleiben. Dann werde auch bei den nächsten Wahlen die jetzige Majorität hinweggeblasen werden,
Abg. von Rauchhaupt (Ceons.) erklärte, die conser⸗ vative Partei befürchte, daß die Trennung der Aemter des Minister⸗-Präsidenten und des Reichskanzlers sich nicht als dauernde Institution bewähren werde, daß sie aber das Gehalt für den bereits ernannten Minister-Präsidenten bewillige und be⸗ antrage, die Vorlage der Budgetcommission zu überweisen. Indem 3 Partei auf die Gründe der Ministerkrisis nicht eingehe, edauere sie, daß bei der Berathung des Volksschulgesetzes nicht e gelassen worden sei, die e an! zu überwinden. Seine Partei habe ihn einstimmig zu dieser Erklärun begustragt Abg. Freiherr von Hu ene (Centr.) wide prach den Aus⸗ 5 des Abg. Rickert bezüglich der geschäftlichen Be⸗ . lung des Nachtrags⸗Etats vor den Hier und führte e, g. aus, daß die Grundsätze des Abg. Rickert für die Schu ge le ß g feng nicht maßgebend sein dürften. Das Gehalt ö . Minister⸗Präsidenten müsse das Haus bewilligen. erdings bedauere die Centrumspartei das Zurücktreten des Grafen edlitz und des Grafen Caprivi von ihren Stellungen und das Scheitern des Volksschulgesetzes und danke diesen beiden Ministern, daß sie die christlich conservativen Grundsaͤtze so entschieden vertreten hätten. Die Zurückziehung des Schul⸗ gesetzes sei e ng denn eine Majoritaͤt sei dafür vorhanden gewesen. Die Regierung sei mit der Zusammen—
.
setzung der Majorität nicht zufrieden gewesen, sie habe eine Verstaͤndigung mit den ö gewünscht, Ha m nt könne vom Centrum verlangen, daß es seine innersten Ueberzeugungen aufgebe lediglich um einer Verständigung
willen. Redner besprach sodann verschiedene einzelne
Bestimmungen des Volksschulgesetzes und betonte, daß seine
Partei von der Forderung der confessi Se i ö 2 F g onfessionellen Schule 8 Der Präsident des Staats⸗Ministeriums, Staats⸗Minister Graf zu Eulenburg, lehnte die Vorwürfe ab, die — der jetzigen Regierung aus der Zurückziehung des Volksschul⸗ gesetzes ziache sowohl er als der jckige Cultus-Minister hätten bei ihrem Amtsantritt bereits eine Situation vorgefunden, welche die Zurückziehung des Schulgesetzes nothwendig gemacht habe u deren Herbeiführung sie selbst nicht mitgewirkt haͤtten Allerdings würde das Gesetz angenommen, dadurch aber die Gegensätz im Lande nicht ausgeglichen worden sein. Von dieser Auffassung aus habe er in seiner ersten Rede davon gesprochen, daß ein befriedigendes Ergebniß nicht zu erwarten sei., Es werde aber auf das Sorgfältigste überlegt werden, wie die Sache weiter zu fördern sei; die Regierung werde ohne Rast, aber auch ohne Hast an die weitere 3 gehen. Die jetzige Organisatio. des Ministeriums sei durchaus nicht als pröͤ⸗ visorisch aufzufassen, aber die Entwickelung der Dinge müsse man abwarten. Ein häufiger Wechsel im Amt des Reichskanzlers sei nicht wünschenswerth, und er habe wesentlich sich zur Uebernahme Jeines Amtes bestimmen lassen, um dem Reichs⸗ kanzler das Verbleiben in seinem Amt zu erleichtern. Nach⸗ theile werde die Aemtertrennung schwerlich zur Folge haben. Die Stimmführung im Bundesrath für Preußen stehe dem Reichskanzler als Bevollmächtigten Preußens zu, zunächst nach seinem Ermessen, bei wichtigen Entscheidungen werde er sich aber in Ueberzinstimmung init dem Staats-Ministerium ö 5 K ein besonderes Ressort ver⸗
G nicht, sei keine sätzliche, s
eine . . e grundsätzliche, sondern nur Bei Schluß des Blattes nahm der Miniss e ist⸗ lichen 2c. Angelegenheiten Dr. Fange e 3 3
— Die Budgetecommissio es Hauses
ö. ssion des Hauses der Abgeord⸗ 64 hat gestern Abend die Berathung der w 7 5 5 9 R . 4 3 s z Vorlage beendet und den Besetzentwurf mit unwesentlichen Ab— änderungen lediglich redactioneller Art angenommen. ;
— oö — X 8⸗O omi e Fat Sw . ; J H . 35. n,, Spangenberg, Mitglied des . 89 . neten für den 7. hannoverschen Wahlbezirk (Hameln), ist am 25. d. M. gestorben. Der Verstorbene gehörte e Hause der Abgeordneten seit 1870 an. . s
Nr 7 — in 3 Fü ö . . des Archivs fü Post und Telegraphie (Beiheft zum Amtsblatt des Reichs⸗Postamts, herausgegeben im Auftrage des Reichs Postamts) hat folgenden Inhalt: J. Äctenstücke und Auffätze: Die Berathung des Entwurfs eines Gesetzes über das Telegravhen⸗ wesen des Deutschen Reichs im Reichstag. — Die französische Post⸗ sparkasse im Jahre 1890. — II. Kleine Mittheilungen: Telegraphie ohne Leitungsdrähte. — Erdbeben in der Nheingegend. Gleftrischẽ Postbeförderung in den Vereinigten Staaten von Amerika. ö
Sprechfähigkeit einer unterbrochenen Fernsprechleitung. III. Literatur des Verkehrswesens: Das Eisenbahn⸗Geleise von A. Haarmann General ⸗Di ct des G 3⸗Marien⸗Rer g — . 16 ann Bengral-Director des Gegrgs⸗-Marien Bergwerks und Hütten Vereint. Seschichtlicher Theil. Mit 1837 in den Tert gedruckten Holz— chnitten. Leipzig. Verlag von Wilhelm Engelmann. 1891. Groß s. 2 Bände.
Entscheidungen des Reichsgerichts.
Tie an die Kassen der Staatseisen bahnen zu entrichtenden Frachtbetrãäge für Reisegepäck und sonstige Frachtgüter gehören, nach (inem Urtheil des Reichsgerichts, II. Strafsenats vom 25. Januar 1892, zu den Gebühren im Sinne des § 353 Strafgeseßzbuchs, be⸗ treffend die Uebererhebung von Steuern, Gebühren oder anderen Ab⸗ aben seitens eines Beamten, und die Uebererhebung der Fracht⸗ eträge ist aus dieser Bestimmung zu bestrafen. Geschah die Ueber— erhebung unter der Vorspiegelung falscher Thatsachen, so ist der Thäter wegen Uebererhebung und wegen Betrugs in idealer Con⸗ currenz zu bestrafen. .
— Zum Fabrikbetriebe im Sinne der Reichs. Gewerbe—⸗ ordnung gehört, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, 1. Straf— fenats, vom 1. Februar 1892, nicht ohne weiteres die Gewinnung des Materials, aus welchem das Fabrikat hergestellt werden soll, auch wenn diese Gewinnung des Materials für Rechnung des Fabrik- besitzers erfolgt, und die Beschäftigung jugendlicher Arbeiter bei dieser Material gewinnung, welche für sich keinen selbständigen Fabrikationszweig bildet, fällt demnach nicht unter die beschränkenden Bestimmungen der S8 135 ff. der Gewerbeordnung.
Kunst und Wissenschaft.
Nachdem im Monat April der Magnetismus der Erde sich größtentheils durch eine besondere Regelmäßigkeit der täg⸗ lichen Schwankungen ausgezeichnet hatte, haben die letzten Tage wieder lebhafte mag netische Störungen gebracht. Vom 25. April, Nachmittags 6 Uhr, an zeigten die photographisch registrirten Curven ziemlich beträchtliche Schwankungen der Magnetnadeln, die auch den 26. hindurch andauerten. Besonders lebhaft waren diese am 25. Vormittags, doch erreichten die Ausschlãäge nicht die Größe der Störung vom 13. Februar d. J. sondern blieben bei der frei am Faden aufgehängten Declinationis⸗ nadel etwa innerhalb eines Grades.
Die vorerwähnten störungsfreien Tage des April eignen sich besonders dazu, den regelmäßigen täglichen Gang der erdmagnetischen Elemente abzuleiten, den man andern⸗ falls nur aus einer längeren Beobachtungsreihe, in der die Störungen im Betrage verschwinden oder sich aufheben erhält. So ergiebt sich aus den nunmehr volle zwei Jahre umfassenden Beobachtungen zu Potsdam, daß eine frei aufge⸗ hängte Declinationsnadel eine tägliche Schwankung von im Mittel sieben Dogenminuten ausführt, welcher Betrag aber bekanntlich von Tag zu Tag und von Jahr zu Jahr Aenderungen unter⸗ worfen ist. Die Größe der magnetischen Declinatson betrug im Jahre 1890 zu Potsdam 100 54, im Jahre 1891 dagegen 1096 47. Um diesen Betrag ven ca. 16/90 ist also eine Compaßnadel im mittleren Deutschland nach Westen gerichtet wenn wir von der wahren Nordrichtung aus rechnen. iese Grad, sodaß in etwa siebenzig Jahren magnetische un h Nordrichtung in Deutschland ue ,, ö 2
8. Im Albertinum zu Dresden ist in den Tagen v dis 24. April ein archäologischer Ferien gursus fag en n fre, lehrer abgehalten worden, an dem sich dreizehn sächsische, ein preußischer und ein baverischer Lehrer betheiligt haben. Die Vortrage hielten Professor Treu und Dr. Hermann aus Dresden, Geheimer
re, ,. r, ern Hofrath Overbeck und Professor Schreiber aus Leipzig.
Abweichung verringert sich in jedem Jahr um etwa ein Zehntel
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