der Amtsrichter Or. Pilling in Posen als Landrichter an das Landgericht in Posen, der Amtsrichter Roskamp in Schwarzenfels an das Amtsgericht in Hoya und der Amts⸗ richter Plath in Willenberg an das Amtsgericht in Mohrungen.
Dem Amtsrichter Schaab in Zell ist die nachgesuchte Dienstentlassung mit Pension ertheilt.
Versetzt sind der Staatsanwalt Dr. von Rheinbaben vom Landgericht JL in Berlin und der Staatsanwalt Dr. Sperling vom Ober Landesgericht in Marienwerder an das Kammergericht in Berlin.
Dem Rechtsanwalt und Notar Thier in Iserlohn und dem Rechtsanwalt und Notar Ziemann in Loslau ist die nachgesuchte Entlafung aus dem Amt als Notar ertheilt.
In der Liste der Rechtsanwälte find gelöscht: der Rechts— anwalt Marcard in Osterode a. H. bei dem Landgericht in 3 der Rechtsanwalt Ziemann bei dem Amtsgericht in Loslau, der Rechtsanwalt Hoffmann bei dem Amtsgericht in Tangermünde und der Rechtsanwalt Thier bei dem r g. gericht in Iserlohn. .
In die Liste der Rechtsanwälte ist eingetragen: der Gerichts⸗Assessor Stelzer bei dem Amtsgericht in Dt⸗Krone.
Der Amtsgerichts-Rath Coester in Cassel, der Amts— richter Schmid in Witten, der Amtsrichter Dr. Roggatz in Ranis und der Rechtsanwalt und Notar Bernhard Voigt in Dortmund sind gestorben.
Ministerium der öffentlichen Arbeiten.
Der Regierungs- und Baurath Runge ist der Königlichen Regierung in Marienwerder überwiesen worden.
Der bisher bei dem Bau des neuen Empfangsgebäudes auf Bahnhof Halle a. S. beschäftigte Königliche Land⸗ Bauinspector Peltz ist als Bauinspector und technisches Mit⸗ glied an die Königliche Regierung in Potsdam versetzt worden.
Der bisherige Kreis⸗Bauinspector Jende in Kart⸗ haus WPr. ist als Bauinspector und hochbautechnisches Mitglied an die Königliche Regierung in Breslau versetzt worden.
Der bisherige Kreis⸗Bauinspector Adank in Oppeln ist als Bauinspector und hochbautechnisches Mitglied an die König⸗ liche Regierung in Köslin versetzt worden.
Der Kreis⸗Bauinspector Spanke ist von Krotoschin nach Dortmund versetzt und an Stelle des beurlaubten Bau⸗ raths Genzmer mit der Verwaltung der dortigen Kreis-Bau⸗ inspection betraut worden.
Der Wasser-Bauinspector Bohde ist von Tapiau nach 6 versetzt und mit der Leitung des Baues eines Fischerei— afens daselbst betraut worden.
Der Wasser⸗Bauinspector Kracht ist von Kurzebrack nach Marienburg Westpr. versetzt und ihm die an letzterem Orte neu errichtete ständige Wasser⸗Bauinspectorstelle verliehen worden.
Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal⸗-Angelegenheiten. Dem Rector der Klosterschule in Donndorf, Regierungs— bezirk Merseburg, Dr. Richard Kraft ist das rn ge. Professor beigelegt worden.
Angekommen:
Seine Excellenz der cammandirende Admiral, Vice⸗Admiral Freiherr von der Goltz.
Aichtamtliches.
Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 30. April.
Seine Majestät der Kaiser und König trafen estern Nachmittag gegen 3 Uhr an Bord S. M. P. „Beowulf“, ommandant Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich, vor
Helgoland ein und begaben Sich alsbald an Land.
Heute Morgen gingen Seine Majestät nach Nordenham in See, wo die Ankunft um 1 Uhr Mittags erfolgte. Um 3 Uhr setzten Seine Majestät die Reise nach Wildpark fort wo die Ankunft für 11 Uhr Abends in Aussicht genommen ist'
Ueber den kurzen Aufenthalt Seiner Majestät des Kaisers und Koͤnigs am gestrigen Morgen in Oldenburg wird uns von dort geschrieben:
Seine Majestät traf früh um 7 Uhr ein und wurde am Bahnhofe von Ihren Königlichen Hoheiten dem Erb⸗ großherzog und der Erbgroßherzogin sowie von Ihrer Hoheit der Herzogin Sophie Charlotte empfangen. Der Kaiser, welcher Marineuniform trug, fuhr, auf dem Wege überall stürmisch begrüßt, mit den Erbgroßherzoglichen Herrschaften in vier⸗ spännigem Galawagen, welchem zwei Spitzenreiter voraufritten, zum Großherzoglichen Schlosse. Nach einstündigem Aufenthalt im Schlosse, wo das Frühstück eingenommen wurde, erfolgte die Rückfahrt des Kaisers in Begleitung des Erbgroßherzogs zum Bahnhofe und von dort die Weiterreise e Wilhelmshaven. Die Jubelrufe wiederholten sich bei der Rück⸗= fahrt, die Straßen und der Bahnhof waren festlich geschmückt. Vom Schlosse wehte während der Anwesenheit des Allerhöchsten Gastes die Kaiserstandarte.
Heute traten die vereinigten Ausschüsse des Bundes⸗ raths für Handel und Verkehr und für Justizwesen zu einer Sitzung zusammen.
Heute ist im Verlage von E. S. Mittler u. Sohn hier⸗ selbst die Rang⸗ und Quartierliste der Königlich preußischen Armee für das Jahr 1892 erschienen. Das „Mil. Wochenbl.“ enthält darüber Folgendes:
Die neue Rangliste ist wie ihre letzte Vorgängerin nach dem Stande der Armee am 1. April des betreffenden Jahres aufgestellt. Die Zahl der Offiziere — vom 1. April 1891 bis jum 1. April 1892 nach der Rangliste gerechnet — hat sich im activen Dienststande um rund 300 erhoht, ebenso ist die Zahl der activen Sanitäts⸗Offiziere um etwa 10 gestiegen. Die Gesammtzahl der Ernennungen und Be⸗ förderungen unter Berücksichtigung inzwischen vorgekommener Abgänge betrug im activen Dienststande: 1 General⸗Iberst, 5 Generale 27 General ⸗Lieutenants, 49 General⸗Majors, 30 Obersten, 128 DOberst⸗Lieutenants, 307 Majors. 194 Hauptleute und Rittmeister, 610 Premier⸗Lieutenants, 1019 Second-Lieutenants
iere vom General⸗Arzt 2. Klasse abwärts bis : erzte 2. Klasse; bei der Reserve: 55 Haupt⸗
i Premier Lieuten ante, Gz Second Lieutenants und 6580 Sanitäts⸗-Offiziere vom Ober⸗Stabsarzt 2. Klasse ab; bei der Landwehr: Majors, 174 Haupt⸗ leute und Rittmeister, 514 Premier⸗Lieutenants, 65 Second⸗ Lieutenants und 133 Sanitäfs⸗Offizierr vom Ober⸗Stabsarzt 2. Klasse ab. Rechnet man zu dieser Zahl von 5797 Beförde⸗ 1Iungen noch diejenigen durch Verleihungen vordatirter Patente, durch Wiederanstellung und durch Uebertritt von der Reserve in den activen Dienst, sowie die zu patentirenden Portepee⸗Fähnriche hinzu, so dürften die durch Allerhöchste Cabinetsordres verfügten Beförderungen die Zahl von 7000 erheblich überschreiten. Für die k sind ebenso von tief eingreifendem Einfluß die Versetzungen und Commandirungen, deren Zahl den Beförderungen kaum nach⸗ steht; kommen hierzu noch die Standeserhöhungen und Ordens⸗ verleihungen, sowie Ueberweisungen von Offizieren aus einem Landwehr⸗ bezirk in den anderen, so dürften nur wenige Stellen der alten Rang⸗ liste unverändert geblieben sein. ⸗
Zu den im Laufe des Ranglistenjahres erledigten Stellen ge⸗ hören die der verstorbenen Regiments⸗Chefs der Grenadier⸗Regi⸗ menter 5 und 9 (General der ,. Bronsart von Schellen⸗ dorff JL. und General⸗Feldmarschall Graf von Moltke), des Infanterie⸗ Regiments Nr. 25 (Seine Majestät der König Karl J. von Württem⸗ berg), der Infanterie⸗Regimenter 81 und 115, des Dragoner⸗Regi⸗ ments Nr. 23 und des n igerie g. iments Nr. 27 (General- Oberst der Infanterie Ludwig IV. Großherzog von Hessen und bei Rhein Königliche Hoheit), des Cürassier- Regiments Nr. 5 Nikolaus Nikolajewitsch Großfürst von Rußland Kaiserliche Hoheit) und des Hufaren-Regiments Nr. 9 (Constantin Nikolaje⸗ witsch Großfürst von Rußland Kaiserliche Hoheit). Verliehene Chef⸗ stellen sind die des Infanterie⸗Regiments Nr. 13 (Königlich württem⸗ bergischer General der Infanterie Herzog Wilhelm von Württemberg Königliche Hoheit), des Füsilier⸗ Regiments Nr. 39 (Erzherzog Rainer von Desterreich Kaiserliche und Königliche Hoheit) und des Cürassier⸗ Regiments Nr. 5 (Seine Majestät der König Wilhelm II. von Würt⸗ temberg). Erledigt und bisher nicht wieder besetzt ist die Stelle des General ⸗Inspecteurs der III. Armee⸗-Inspection. Durch Todesfall sind ferner vacant geworden und wieder besetzt: die Stellen des Präses der Landes⸗Vertheidigungscommission, des Remonte⸗Inspecteurs, des Ge⸗ neral⸗ Commandos J. Armee⸗Corps, des Commandanten von Koblenz, eines Infanterie⸗ und eines Feld Artillerie⸗Regiments⸗Commandeurs.
Durch Versetzungen bezw. Verabschiedungen und Beförderungen sind vacant geworden und wieder besetzt: Die Stellen der commandi⸗ renden Generale des II. und XV. Armee⸗Corps, des Directors des Allgemeinen Kriegsdepartements, diejenigen von 13 Divisions⸗-Com⸗ ahn e 7 8 d lo J , ,, a, einer Cavallerie⸗Inspection, der ld. Artillerie und der 4. Fuß⸗Artillerie⸗ Inspection, diejenigen von 23 Infanterie⸗, 14 Cavallerie⸗ und 5 Feld⸗ Artillerie⸗Brigade⸗Kommandos, 1 Ingenieur⸗Inspection, der Inspectionen der Jäger und Schützen bezw. der Infanterieschulen, der Landwehr⸗ Inspection, des Gouverneurs von Straßburg, von 6 Commandanten, die Regiments⸗Commandeurstellen von 42 Infanterie⸗, 25 Cavallerie⸗ U Feld⸗A1rtillerie⸗ und 6 Fuß⸗Artillerie⸗ Regimentern, die Stellen des Inspecteurs der Gewehrfabriken, des Chefs des Militär⸗Reitinstituts, des Directors der Vereinigten Artillerie⸗ und Ingenieurschule, der Comman⸗ deure des Cadetten⸗Corps bezw. der Haupt⸗Cadettenanstalt, des Inspecteurs des Militär⸗Veterinärwesens und der Commandeure von 44 Land⸗ wehrbezirken. Die Stellen der Commandanten von Hannover und Neisse sind eingegangen., und das General⸗Artillerie⸗Comits ist auf⸗ gelöst. Neu hinzugekommen sind: die Stelle eines Abtheilungs⸗Chefs im Kriegs⸗Ministerium, der neuen Feld⸗Artillerie⸗Abtheilung, die Commandanturen der 6 Truypenübungeplätze bei Arys, Darmstadt, Hagenau, Jüterbog, in der Senne (Standort Paderborn) und bei Wesel, sowie die Unteroffizier⸗Vorschulen in Jülich und Wohlau und das Cadettenhaus in Karlsruhe.
Die Abgänge in den Offiziercorps durch Verabschiedung belaufen sich auf 660 bei der Linie: 2 Generale, 19 General⸗Lieutena mts, 26 General⸗Majors, 49 Obersten, 34 Oberst⸗Lieutenants, 121 Majors, 141 Hauptleute und Rittmeister, 107 Premier⸗Lieutenants, 161 Second⸗ Lieutenants; 113 bei der Reserve und 819 bei der Landwehr, beim Sanitätscorps auf 49 der Linie, 31 der Reserve und 99 der Landwehr.
Durch Todesfall sind in Abgang gekommen: 5 Fürsten und Prinzen (bisherige Regiments⸗Chefs bezw. ohne Charge à la suite von Regimentern), 1 General⸗Feldmarschall (Graf von Moltke), 5 Generale (einschließlich derer, welche zwar nicht mehr im Dienst, aber à la suite eines Regiments standen), 1 General-⸗Lieutenant, 3 General⸗ Majors, 5 Obersten, 6 Oberst⸗Lieutenants aus dem activen Dienst— stande, 1 aus der Landwehr, 18 Majors, 23 Hauptleute und Ritt⸗ meister, 1 Premier- und 11 Second ⸗Lieutenants des activen Dienst⸗ standes, Hz Premier⸗ und 27 Second Lieutenants der Reserve, 2 Majors 7 Hauptleute bezw. Rittmeister, 15 Premier⸗ und 21 Second⸗Lieutenants der Landwehr, ferner 2 Ober-Stabärzte 1. Klasse, 4 Stabsärzte, ein Assistenz Arzt 1. und einer 2. Klasse der Linie, vier Assistenz⸗ Aerzte 1. und sechs 2. Klasse der Reserve, 5 Stabsärzte und zwei Assistenz⸗Aerzte 1. Klasse der Landwehr.
Denjenigen Regimentern, welche neben ihrer provinziellen Be—⸗ zeichnung Ehrennamen erhalten haben, sind hinzugetreten: das Füsilier⸗ Regiment General⸗Feldmarschall Graf von Motte (Schlesisches) Nr. 35. das Infanterie⸗Regiment von Alvensleben (6. Branden— burgischeß) Nr. 52, das Infanterie ⸗Regiment Markgraf Ludwig Wilhelm (3. Badischesß) Nr. 111, das In⸗ fanterie⸗Regiment Kaiser Wilhelm (2. Großherzoglich Hessisches) Nr. 116 und das Ulanen⸗Regiment Großherzog Friedrich von Baden (Rheinisches) Nr. 7. Die Regimenter des IIf. Armee⸗Corps haben, mit Ausnahme des 1. Brandenburgischen Dragoner⸗Regi ments Nr. 2, sämmtlich besondere Namen.
Beim Leib⸗Garde⸗Husaren⸗Regiment wird Seine Majestät der König von Württemberg und beim 1. Garde⸗Feld⸗Artillerie⸗ Regiment Seine Majestãt der König von Rumänien an der Spitze des Regi⸗ ments hinter dem Chef geführt. Unter einem Abschnitte der Rang— liste sind diesmal gar keine Offiziere aufgeführt, nämlich bei den Offizieren von der Armeen. Wenn auch im Laufe des Jahres mehr⸗ fache Versetzungen dahin stattgefunden haben, so sind die Betreffenden doch noch vor Fertigstellung der Rangliste entweder ausgeschieden oder in andere Dienststellen versetzt.
Die Zahl der Inhaber des Eisernen Kreuzes, welche in der Rang—⸗ liste stehen, hat in den letzten Jahren erheblich abgenommen. Es sind nur noch vorhanden: Inhaber des Großkreuzes 1, des Kreuzes erster Klasse 183 des Kreuzes zweiter Klasse am schwarzen Bande 3306 und des Treuzes zweiter Klasse am weißen Bande 464. Von den Kreuzen erster Klasse befinden sich in dem activen Dienststande 101 bei den Stäben der höheren Commandobehörden, 45 bei der Infanterie, 8 bei der Cavallerie, 4 bei der Artillerie, 1 beim Ingenieur⸗ und Pionier⸗Corps, 6 bei der Gendarmerie und den Invaliden und 1 bei den Instituten, 1 bei der Reserve⸗Infanterie und 16 bei der Landwehr. Von den Kreuzen zweiter Klasse am schwarzen Bande befindet sich die Mehrzahl, 2650. bei dem activen Dienststande, 66 sind noch in der Reserve und 586 in der Landwehr vorhanden. Das Eiserne Kreuz zweiter Klasse am weißen Bande ist mit 405 Exemplaren im activen Dienststande und mit 59 in der Landwehr vertreten. Das letzte Eiserne Kreuz aus den Jahren 1813—15 ist erst vor wenigen Jahren aus der Rang— liste geschieden.
n redactioneller Beziehung sind einige Verbesserungen vorge— nommen, wie z. B. im Inhaltsverzeichnisse, wo die früher einzeln aufgeführten Unteroffizier Vorschulen und die Militãr⸗Lehrschmieden fortgelassen sind, welche nun unter dem Abschnitt Unteroffizierschulen bejw. unter dem Gesammtabschnitt Militär ⸗Lehrschmieden⸗ gefunden werden können. .
und 181 Sanitãts⸗ einschließ lich der Af leute und Rittmeister,
Der Königlich bayerische Militär⸗Bevollmächtigte hierselbst, General⸗Major Ritter vom Haag ist vom Urlaub hierher zurückgekehrt. .
— *
2 Art, elfen h nnn Ges ieh. ist von
taatsarchiv in Mag versetzt riedrich Küch bei — rchiv⸗Assistenten ernannt
Koblenz an das = der Archiv⸗Hilfsarbeiter Dr. phil. Staatsarchiv in Marburg zum worden.
S. M. Kreuzer Sperber“, Commandant Corvetten⸗ Capitän Fischer, beabsichtigt, am 3. Mai von Sydney nach Apia (Samoa⸗Inseln) in See zu gehen.
BPosen, 28. April. Dem Provinzial⸗Landtag lag ein Antrag des landwirthschaftlichen Centralvereins für das Großherzogthum Posen vor dahin gehend, bei der Königlichen Sta atgreg erung vorstellig zu werden, daß diese die Einführung einer für die Provinz Posen geeigneten Landgüterordnung be⸗ wirken möge, wie dies in den Fern, Brandenburg und Schlesien bereits Elchchen sei. Dieser Antrag wird unter anderem auch durch den Nachweis begründet, daß der bäuer⸗ liche und Kleinbesitz in der Provinz Posen zurückgehe, denn 1816 habe die Zahl der spannfähigen Nahrungen 48 151 be⸗ tragen, im Jahre 1889 nur noch 39139. Die Ursache für diesen a . glaubt der genannte Centralverein mit in der unbeschränkten Erbtheilung zu erblicken und hält deshalb die Einführung der Landguterrolle für geboten. Beschlossen wurde, diesen Antrag dem Provinzial⸗Ausschusse zur Prüfung und Berichterstattung für den nächsten Provinzial⸗ Landtag zu überweisen. Nachdem ein Gesuch der Lehrer an den Taubstummenanstalten Posen und Bromberg um Gewäh⸗ rung des Wohnungsgeldzuschusses an Stelle der jetzigen Mieths⸗ entschädigung abgelehnt war, wurde die Besoldungsordnung für die Lehrer an den Zwangserziehungs⸗Anstalten der Provinz derart festgesetzt, daß die Vorsteher und die Ersten Lehrer 2400 bis 3300 S Gehalt, die ordentlichen Lehrer 1200 bis 290 6 Gehalt, die Hilfslehrer, welche die erste Lehrerprüfung bestanden haben, 990 S Remuneration, und die, welche die zweite Lehrerprüfung bestanden haben, 1950 bis 1200 6 Remuneration beziehen. Die allgemeinen Grundsätze für Gehaltszulagen wurden derart bestimmt, daß die Vorsteher und Ersten Lehrer in dreijährigen Zeiträumen 300 (, die ordentlichen Lehrer den gleichen Betrag in füns⸗ jährigen Zeiträumen und die Hilfslehrer, welche die zweite Lehrerprüfung bestanden haben, jährlich 5 M erhalten. Dem Vorstand des Samariter⸗Ordensstiftes zu Kraschnitz in Schlesien wird zur Erweiterung der Anstalt ein auf demselben sicher zu stellendes zinsfreies Darlehn von 20 000 6 gewährt, welches fällig wirs, sobald die zwischen der Provinz Posen und dem Ordensstift bestehenden Vertragsverhältnisse gelöst und die jetzigen 130 Freistellen für Schwachsinnige dem ö Verbande von Posen nicht mehr zur Verfügung stehen. Nach⸗ dem die Genehmigung zur Aufhebung des in Höhe von etwa 12500 4 vorhandenen Fonds des aufgelösten landschaftlichen Creditvereins ertheilt war, beschließt der Landtag, daß ein Betrag von 10000 S6 zur Verstärkung der vom Staat zur Förderung der Landwirthschaft in der Provinz Posen in Aussicht gestellten Summe von 40 ge dem Ober ⸗Präsidenten mit der Bedingung zur Verfügung gestellt werden solle, daß jene Summe zunächst zur Hebung der Viehzucht verwendet wird und daß bei der Verwendung sowohl des Staats⸗ als auch des Provinzial— zuschusses die Provinzial⸗Verwaltung zugezogen wird. Dem Provinzialverein für die Wanderbettelei wurde nach längerer lebhafter Debatte, an der sich auch der Aber ⸗Präsident, der Vorsitzende des Provinzial ⸗Aus⸗ schusses und der Landeshauptmann betheiligten, für die Arbeiter⸗Lolonie Alt⸗Latzig vom 1. April 1892 ab eine jähr⸗ liche, nicht auf rechtlicher Verpflichtung beruhende Beihilfe von 4009 C unter besonderen Bedingungen bewilligt. Ein aus der Mitte der Versammlung gestellter Antrag, diese Summe höher zu bemessen, wurde abgelehnt. Die nächste Plenarsitzung, in welcher als einziger Punkt der Tagesordnung der Entwurf der neuen Satzungen für die Provinzial-Feuer⸗ Societät zur Berathung kommt, findet morgen statt.
Saarbrücken, 29. April. Die Bekanntmachung, welche Freiherr von Stumm im Auftrage Seiner Ma jestät des Kaisers und Königs an seine Arbeiter erlassen hat, war in der „Saarbr. Ztg.“, aus der wir sie in Nr. 100 des „Reichs- und Staats⸗-Anzeigers“ abgedruckt hatten, nicht ganz correct wiedergegeben. Wie er uns mittheilt, hat die Be⸗ kanntmachung folgenden Wortlaut:
An die Arbeiter! Seine Majestät haben die Gnade gehabt, mich zu beauftragen, der gesammten Arbeiterschaft des ,, Werkes Allerhöchstihren Dank für ihre loyale Haltung und das Verständniß, welches sie den auf das Wohl der arbeitenden Klassen gerichteten Bestrebungen Seiner Majestät entgegenbringt, auszusprechen. Es ist 3 höchtter Stolz, Euch diese Allerhöchste Anerkennung übermitteln zu dürfen.“
Bahern. ĩ⸗ 3. München, 29. April. Die Kammer der Abgeord⸗ neten setzte heute die allgemeine Berathung über die Vorlage wegen Erhöhung der , fort. Der Abg. Hermann Beckh , für, der Abg. Haberland gegen die Vorlage. Der Abg. Biehl war für die Vorlage; er ö. ewer durch Gesetzgebung gegen die aarenabzahlungsgeschäfte, . u. dgl. auf. Der Minister Freiherr von Fei⸗ litz sch erkannte die schwierige Lage des Handwerks an. Die Regierung thue ihr möglichstes dafür; das Verbot des Hausir⸗ handels durch Aufsuchung von Bestellungen bei Privaten sei leider im Reichstag gefallen. Die bayerische Re⸗ gierung werde hierauf immer zurückkommen, ebenso darauf, daß der ambulante Gewerbebetrieb auch des seßhaften Gewerbes am Niederlassungsort als Hausirhandel betrachtet, ferner daß die Ausstellung von Wandergewerbescheinen auch egenüber Reichsangehörigen von der Bedürfnißfrage ab⸗ i gemacht werde. Sie hoffe, damit doch noch im Reichstag einen Erfolg zu erzielen. Die Hausirpatentgebühren seien in Bayern erst jüngst wieder erhöht worden, ebenso das Hausiren an Sonntagen verboten. Ueber die Abzahlungs⸗ geschäfte sei ein Gesetz in Vorbereitung. Der Abg. Aichbichler tadelte, daß der Ingolstadter Jeitung“ wegen eines mißliebigen Artikels über die Juristen die amtlichen Anzeigen entzogen worden seien. Der Justiz⸗Minister . von Leonrod verlas den betreffenden Beschluß des Ober⸗ Landesgerichts in Augsburg und überließ es dem unbe—⸗ fangenen Urtheil, ob ein Blatt, welches so empörend Juristenstand schmähe, ein amtliches Organ sein könne. * Äbg. Burger sprach gegen die Vorlage, weil nicht gleichzeitig
die Regierung zu stärkerem 66 der e fen
2 5
.
die Pensionsnormen geändert würden. Der . Freiherr von Soden hielt in einem 3 die Ausschußantrãge aufrecht. In der heutigen Abendsitzung wurde die Vorlage dem Beschluß des Ausschusses gemäß mit 129 gegen Y Stimmen unverandert angenommen, nachdem der Minister⸗ Präsident und der Finanz Minister die Annahme nochmals lebhaft befürwortet hatten.
Baden.
Karlsruhe, 29. April. Seine Majestät der Kaiser hat an Seine ö Hoheit den Großherzog anläßlich dessen vierzigjähriger Reglerungs⸗Jubelfeier ein Allerhöchstes Handschreiben gerichtet, worin es dem W. T. B.“ zufolge heißt. die vierzigjährige Wiederkehr des Tages, an welchem der . die Regierung angetreten habe, werde nicht nur von der jubelnden Begeisterung seiner ö badischen Völker, sondern soweit die deutsche
unge klinge, mit freudiger Theilnahme begrüßt. Das zandschreiben spricht den Wunsch aus, es möge dem Großherzog vergönnt sein, noch während einer langen Reihe von Jahren die Früchte einer dem Wohle seines gesegneten Landes unablässig gewidmeten Fürsorge zu genießen und im Bunde mit den übrigen deutschen Fürsten für die Größe des Reiches zu wirken. . Heute Vormittag brachten die Präsidien heider Kamm ern dem Großherzog getrennt ihre Glückwünsche dar. Der „Bad. Corr. zufolge antwortete Höchstderselbe der Depu⸗ tation der Ersten Kammer. Wenn es ihm gelungen sei, etwas für das Reich, Land und Volk zu thun, so habe er dies vor allem dem Segen Gottes zu danken. Er erinnere sich mit Freuden der schönen it wo er selbst Mitglied der Ersten e ler gewesen. Deputation der Zweiten Kammer dankte der Großherzog für die stets bewiesene treue Unter⸗ stützung; er freue sich, an ihrer Spitze den Staatsmann Lamen zu sehen, der ihm als Minister vor langen Jahren treu zur Seite gestanden habe. Später empfing der Groß⸗ herzog die große Landes⸗Deputation. Der Ober⸗ Bürgermeister Schnetzler verlas die von sämmtlichen Gemeinden des Großherzogthums an den Großherzog gerichtete Huldigungsadresse. Der Großherzog dankte, wie „W. T. B.“ meldet, mit äußerst herzlichen Worten und hob in einem Rückblick auf die Zeit seiner Regierung deren größtes Ereigniß, die Einigung Deutschlands, hervor. Kein Opfer ei zu groß, um diese Einigung zu erhalten. Der Großherzog er—⸗ mahnte zu einträchtiger Arbeit; nur durch die Einigkeit aller der⸗ jenigen, die die Erhaltung des Staats und der Ordnung als das höchste Gut betrachteten, könnten manche Gefahren der Zeit über⸗ wunden werden. Der Großherzog schloß mit der Versicherung, daß sein treues Herz aushalten werde, so lange Gott ihm Kraft verleihe. Im Laufe des Tages fanden dann noch zahl— reiche Empfänge statt, darunter ein großer Emofang des diplomatischen Corps. Am Abend befuchten der Großherzog und die Großherzogin zum ersten Mal seit dem Trauerjahre 1838 das Hoftheater. Das Publikum begrüßte die hohen Herrschaften daselbst mit begeisterten Zurufen. Die Stadt ist
festlich geschmückt. Mecklenburg⸗Strelitz.
Strelitz, 27. April. Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin haben sich, wie die „Meckl. Nachr. melden, gestern Abend zu mehrwöchigem Aufenthalt nach England begeben.
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.
Coburg, 28. April. Seine Königliche Hoheit der Prinz Alfred von Edinburg wird der „Cob. Itg.“ zufolge am 4. Mai nach Münch en übersiedeln, um an der dortigen Uni— versität seine Studien fortzusetzen.
Anhalt.
Dessau, 29. April. Der Geburtstag Seiner Hoheit des Herzogs wurde heute festlich begangen. Die Stadt ist reich geschmückt, in sämmtlichen Schulen fanden Festfeiern statt. Mittags 1 Uhr erfolgte die feierliche Enthüllung des von dem Baron von Cohn geschenkten Denkmals Kaiser Wil⸗
elm s J. Seine Hoheit der , sowie der Prinz Eduard, der Prinz und die Prinzessin Aribert von Anhalt, die Spitzen der Behörden und die gesammte Garnison wohnten der Feier bei. Die Festrede hielt Professor Gerlach. Deutsche Colonien.
Major von Wissmann hat, wie dem ‚R. B.“ aus Kairo gemeldet wird, seine auf den 29. April angesetzt ge⸗ wesene Abreise nach Sansibar — von wo er, wie gemeldet, die geplante Expedition nach dem Tanganjika⸗See führen wird auf die nächste Woche verschoben.
Wie ein vorgestern nach Schluß der Redaction aus Sansibar eingetroffenes Telegramin des, W. T. B.“ meldete, dessen Inhalt durch ein gleichzeitiges Telegramm des Gouver— neurs Freiherrn von Soden aus Dar⸗es⸗-Salam bestätigt wird, ist Hr. Stuhlmann am 15. Februar mit dem großeren Theil der Emin-Pascha⸗Expediti on, doch ohne Emin Pascha, der erkrankt sei und langsam nachfolge, in Bukoba ein—⸗ getroffen. Bukoba liegt am Südwest⸗Ufer des Victoria⸗Nyanza; dort wurde von Emin Pascha auf der von ihm im Auftrage des Reichscommissars Majors von Wissmann im Jahre 1890 unternommenen Expedition eine deutsche Station angelegt. Von dort hatte sich nach verschiedenen Berichten und Ver⸗ muthungen Emin Pascha mit seinen Leuten, also auch mit Dr. Stuhlmann, nach Westen gewandt; es hieß dann, er sei zunächst am Albert-Edward⸗Nyanza und später am Albert ⸗Nyanza gesehen worden, also in die früher von ihm verwaltete (egyptische) Provinz Aequatoria zurückgekehrt. Jetzt wird gemeldet, daß die Ex⸗ peditien, welche also schon längst die deutsche Interessensphäre überschritten hatte, bis nach Undüssuma gelangt war. Undussuma liegt nach Mittheilung des Telegramms westlich vom Albert⸗ Nyanza und zwar 11/40 nördlicher Breite; dort hätten Hunger und Krankheit den Weitermarsch verhindert. Emin Pascha wäre also . nicht bis Wadelai gekommen und hätte also auch nur die südwestliche Ecke des Albert⸗Nyanza erreicht, von wo die Umkehr erfolgte. Zugleich mit dieser Nachricht wird durch die Münchener „Allgem. Ztg. bekannt, daß jenes Schreiben, durch welches Emin Pascha der Vorschlag . wurde, er möge unter den gleichen Bedingungen wie
issmann und Peters in den Reichsdienst eintreten, nicht in seine Hände, sondern als unbestellbar wie der an die
üste zurückgelangt ist. Jenes Schreiben datirte vom 3. ie e. .
Das vollständige Dunkel, welches noch über die weiten Inder gebige zwischen dem Kilimandjaro und dem
ietoriasee ausgebreitet liegt, der Umstand andererseits
daß die directe Entfernung von der Meeresküste bis zum Victariasee durch diese Gebiete hindurch etwa um ein Viertel kürzer ist als diejenige auf der von den Karawanen begangenen Straße über Mywapwa⸗ Tabora, legten die Frage nahe, zugleich mit der Er⸗ forschung der unbekannten Landstrecken diese kürzere Wege⸗ verbindung aufzusuchen und, wenn möglich, dem Verkehr zu eröffnen. Diese Frage lag um so näher, als fast die Hälfte dieses Weges durch die Errichtung der Stationen auf dem Kilimandjaro bereits bekannt geworden und gesichert worden war. Der Plan der Ausführungscommission der Anti⸗ sklaverei⸗Lotterie, die Beantwortung dieser Frage zu der⸗ suchen, n gr sich mit einer ähnlichen Absicht der Deutsch⸗Ostafrikanischen ¶ Gesellschaft und führte zu einer , dahin, daß die Ausführungscommission sich verpflichtete, bei der dem bewährten Reisenden Dr. Baumann zu übertragenden Expedition die die Deutsch⸗Ostafrikanische Gesellschaft interessirenden Untersuchungen mit ausführen zu lassen und die Resultate der Gesellschaft zur Verfügung zu stellen, wogegen die Gesellschaft der Ausführungscommission zu den Kosten der Expedition einen Beitrag von 35 000 M leistete. Dr. Baumann verließ Ende Oktober Europa, begab sich zunächst nach Massowah, wo es ihm bei kurzem Aufenthalt gelang, fünfzehn Sudanesen⸗Soldaten anzuwerben, von da nach Aden, kaufte daselbst drei Lastkameele an und reiste dann mit seiner Begleitung, die er noch um drei Gebirgs-Araber zur Wartung der Kameele vermehrt hatte, nach Ost-Afrika. Dort traf er am 20. November ein und ging, nachdem ihm die vom Gouverneur erbetene Unterstützung zugesichert worden war, sofort an die Vorbereitung zur ö seiner Karawane, die vorzüglich in der Anwerbung der erforderlichen Träger und in der Beschaffung und Verpackung der für die Massailänder nothwendigen Tauschartikel bestand. Dr. Bau⸗ mann vermochte seine Vorbereitungen so rechtzeitig zu beenden, daß er den für seinen Abmarsch von Tanga festgesetzten Termin, den 15. Januar d. J., einzuhalten vermochte.
Ueber seinen Marsch berichtet er unter dem 1. Februar d. J. von Kisuani am Kiliman djaro aus wie folgt:
An die Ausführungscommission der Deutschen Antifklaverei⸗ Lotterie in Koblenz.
In meinem letzten Schreiben aus Tanga erlaubte ich mir Ihnen meinen bevorstehenden Abmarsch anzujeigen. Dieser fand am 15. Januar anstandsloes statt. Beim Aufbruch fehlten mir einige Leute, deren Lasten auf das Kameel und einige unbelastete Esel ver⸗ theilt wurden und die in den nächsten Tagen der Karawane nachfolgten. Thatsãchliche Desertionen kamen nur drei vor, und es ist nicht mehr wahr⸗ scheinlich, daß jetzt noch Leute fortlaufen. Mit mir gemeinsam brach die kleine Expedition des Herrn Barons Jokey, eines ungarischen Sportsman, auf, der sich zu Jagdzwecken nach dem Kilimandjaro begiebt. Ueberall, selbst in der Steppe, wurde ich durch die erstaunlich reiche Vegetation überrascht. welcher die letzten ungewöhnlich starken Regen Entstehung gaben. Fast alle sonst trockenen Wasserrisse fübren . gegenwärtig reichlich Wasser. Im Wadigo⸗Land ergriffen die durch die letzte militärische Expedition eingeschüchterten Ein⸗ geborenen bei Herannahen der Karawane sämmtlich die Flucht, was für mich deshalb unangenehm war, weil es mich zwang, die Mann— schaften durch Fouragiren zu verpflegen. Die ersten Eingeborenen bekamen wir in Buiti zu sehen, von wo aus wir uns nach Daluni begaben. Dortselbst gedeihen die letzten Cocospalmen und endet das Küstengebiet; dort gönnte ich den der Lasten noch ungewohnten Trägern einen Rasttag. In Buiti sowohl wie in Daluni vernahm ich bittere Klagen der Eingeborenen über die fortwährenden Einfälle der Wataita aus Britisch⸗Ost⸗Afrika behufs Vieh⸗ und Menschenraubs.
Von Daluni marschirten wir durch die Umba⸗Nyika nach Kitivo und Lungusa, von wo ich einen Ausflug nach Mlalo unternahm. Die drei in der prächtigen Hochmulde lebenden deutschen Missionare traf ich in bester Gesundheit an. Dieselben haben sich auf einem herrlich . Bergvorsprung einige Lehmhütten errichtet und in einem
leinen Gärtchen einige unbedeutende Culturen angelegt. Von Lungusa zogen wir um den charakteristischen Bergvorsprung von Msambara nach Mnasi (Mbaramu). Von dort schlug ich nicht den ge⸗ wöhnlichen Weg nach Gonja ein, da dieser in seinem letzten Theil stark versumpft und daher gegenwärtig schwer gangbar ist, sondern zog durch die Nyika⸗Steppe am Nordfuß der Igorgohügel vorbei direct nach Kisuani. Wir fanden mehrmals Wasser, sowohl in Tüm⸗ peln wie auch in Wasserrissen, besonders im Kambaga. Gestern Nach⸗ mittag langten wir hier in dem kleinen Militärposten Kisuani an, der von fünf Swahili⸗Askaris besetzt ist. Da hier ziemlich viel Mais erhältlich ist, werde ich einige Tage hierbleiben, um meine Karawane für den Marsch durch die Massai⸗Steppe zu verproviantiren. Mit meiner Mannschaft habe ich bisher auen Grund zufrieden zu sein. Die Sudanesen versehen hauptsächlich den nächtlichen Wacht⸗ dienst und bilden die Vor⸗ und Nachhut auf dem Marsche. Den Swahili⸗Askaris fällt die Beaufsichtigung der Träger und Transport- thiere, der ganze Lagerdienst und die Freimachung der Route von Dindernissen zu. Von den Trägern bewähren sich die an die hiesige
egend gewöhnten Pangani⸗ und Tanga⸗Leute vorläufig am besten, die Bagamoyo⸗Leute fühlen sich — mit Ausnahme meiner alten Träger — hier noch etwas fremd, werden sich aber wohl bald eingewöhnen, da sie sehr guten Willen zeigen. Desertionen kommen, wie gesagt, nicht vor; die drei Leute, welche fortliefen, waren fremde Wabondei, die ich mir aushilfsweise mitgenommen. .
Bezüglich der Verpflegung der Leute befolge ich die arabische Methode, d. h. ich kaufe die Lebensmittel im Großen ein und ver⸗ theile sie an die Träger, was ungleich billiger zu stehen kommt, als das von Europäern meist angewandte System der Vertheilung von ug oder Glasperlen an die Träger. Sehr gute Erfahrungen mache ich bisher mit den Eseln, welche jeder zwei Lasten anstandslos be— fördern. Das Kam eel ist jetzt gesund und befördert Wasserschläuche.
Ich marschire von hier nach dem Bangami fluß übersetze denselben und dringe in die Massai⸗Ebene ein. Da die Viehseuche dortselbst
hsoluten Nahrungsmangel hervorgerufen, bin ich nicht in der Lage, Ihnen über meine projertirte Route näheres mitzutheilen und ist es möglich, daß Sie bis zu meiner Ankunft am Victoria⸗See nichts mehr von mir hören.
Hochachtungsvoll und ergebenst
Dr. Oscar Baumann.
Nach einem bei der Ausführungscommission am 22. April eingelaufenen Telegramm sind nun an diesem Tage bereits Nachrichten an die Küste gelangt, wonach Br. Baumann den Victoria⸗See mit seiner Expedition 4 ehalten erreicht hat. Es scheint demnach, daß er auf seinem Marsche keine erheblichen Schwierigkeiten zu überwinden gehabt hat. . Bei der. Ausführungscommission des deutschen Anti⸗ sklaverei⸗Comites ist die telegraphische Meldung eingetroffen, daß nach an die deutsch⸗ostafrikanifche Küste gelangten Nach— richten Baron Fischer mit seiner Expedition Tabora wohl⸗ behalten erreicht hat, daß dagegen Herr Oscar Borchert erkrankt ist und an seiner Stelle Graf Schweinitz gemäß der für diesen Fall getroffenen Anordnung die vorläufige Führung der Expedition übernommen hat.
Die Ausführungscommission der deutschen Antisklaverei⸗Lotte rie sucht einen jungen Arzt, welcher bereit und körperlich geeignet ist, als Freiwilliger gegen Ge⸗ währung freier Ausrüstung, freier Reise, freier Unterkunft und Verpflegung (ausschließlich Getränke) auf die Dauer von zwei Jahren an den Victoria⸗See zu gehen. Er
müßte schon längere Zeit in Lazarethen und Kliniken als Arzt 6 . . im Operiren geschickt sein. Bewerber, welche ihrer schriftlichen Bewerbung einen Lebenslauf und Abschrift ihrer Zeugnisse beizufügen haben, haben sich an den Geschäftsleiter der Commission, Bergrath Hr. Busse in Koblenz zu wenden. Die Abreise würde am 25. Mai von Hamburg
aus zu erfolgen haben.
Oe sterreich⸗Ungarn.
Im Abgeordnetenhause ist gestern auch bei der Be⸗ . Gesetzentwurfs über die Personalsteuern die . s böhmischen Ausgleichs zur Sprache gebracht worden Die ‚W. T. B.“ berichtet, erklärte der Jung ezeche Herold eine gerechte Steuerreform ohne die gerechte politische Be⸗ friedigung der Völker Oesterreichs für undurchführbar und warf der Regierung eine ungesetzliche und strafbare Action und politische Rancune gegenüber dem böhmischen Volke vor, das sie um seine Rechte zu bestehlen versuche. Der Redner erhielt wegen des letzteren Ausdrucks einen Ordnungsruf. Der jungczechische Abgeordnete Vasaty stellte den Antrag, die Regierung aufzufordern, sie möge den Erlaß des Justiz⸗ Ministeriums vom 3. Februar 1899 als den Gesetzen zuwider⸗ laufend und den Rechten und Interessen Böhmens und des Reichs abträglich aufheben. Die Berathung des Antrags auf Versetzung des Justiz-Ministers Grafen Schoenborn in den Anklagezustand soll, wie es heißt, für Mittwoch auf die Tages⸗ ordnung gestellt werden. Seitens der Deutsch⸗Liberalen wird der Abg. Dr. von Plener den Antrag auf Uebergang zur Tagesordnung stellen. ö Der Budgetausschuß des Abgeordnetenhauses berieth gestern die vom Herrenhause zĩrückgelangle Vorlage uber die Theuerungsbeiträge für Staatsbeamte und beschle? die Erhöhung der Beitragssumme auf eine Million, jedoc, ahne Heranziehung der Kassenbestände, aufrecht zu halten. Der Finanz⸗Minister erklärte, bei dem bisherigen Standpunkte der Regierung verharren zu müssen.
Großbritannien und Irland. In seiner gestrigen Sitzung berieth das Unterhaus einen Antrag des Mitgliedes Elark wegen Errichtung be⸗ sonderer Parlamente für Sri de Schottland, Wales und England. Der Antrag wurde laut telegraphischer Meldung mit 74 . Stimmen verworfen.
Ueber den Verlauf der Unterhaus debatte über die Frauenstimmrechts-Bill, deren Ergebniß, nämlich die Ab⸗ lehnung der zweiten Lesung, am Donnerstag schon telegraphisch gemeldet wurde, entnehmen wir der „A. C.“ noch folgende ausführlicheren Mittheilungen:
In der Nachmittagssitzung des Unterhauses am Mittwoch be⸗ antragte Sir Albert Rollit die zweite Lesung seiner Frauen stimmrechts⸗Bill. Man habe, so führte er aus, die Bill als revolutionär, gegen die Ordnung der Natur verstoßend, charakterisirt. In städtischen Angelegenheiten aber hätten ja die Frauen schon lange ein Stimmrecht besessen. In Jorkshire und anderswo hätten die Frauen zu Zeiten der Plantagenets gestimmt und ebenso zu Zeiten der Tudors. Man pflege doch stets zu sagen, daß Besteue⸗ rung ohne Vertretung Tyrannei sei. In Guernsey hätten Haus⸗ besitzerinnen das Stimmrecht. Nur wären sie nicht für ein Amt wählbar und könnten auch nicht in den Staaten“ sitzen. Das Unter⸗ haus würde wohl durchweg der Ansicht huldigen, daß Frauen nicht im Parlament sitzen sollten, selbst wenn man ihnen das Stimmrecht be; währe. Man sage, daß die Frauen das Stimmrecht gar nicht be⸗ gehrten. Das sei nicht wahr. Seine Bill besage ja weiter nichts, als daß jede Frau, welche in Großbritannien in Boroughs und Grafschaften ein Wahlrecht besitze oder in Irland bei den Armen⸗ pflegewahlen stimmberechtigt sei, auch als parlamentarische Wählerin in die Listen eingetragen werden sollte. Hierdurch würde die Zahl der Wähler um 1 Million vermehrt werden. Im Jahre 1869 sei den Frauen das Stimmrecht für die Municipalwahlen gegeben worden; die Erfahrung spreche zu Gunsten der Ausdehnung dieses Rechtes. Es gebe viele Dinge, über die Frauen ebenso gut stimmen könnten wie Männer, z. B. Chescheidung, Heirath mit der Schwester der verstorbenen Frau ꝛce. Die Wenigsten ahnten, wie viele Trauen Farmen besaßen und Schafzucht trieben. Auch in hygienischen Dingen müßten die Frauen ein Wort mitzureden haben.
Als energischer Gegner der Bill trat der liberale Abgeordnete von Einer eck S. Smith auf. Gegen die Motive der Vorlage wolle er nichts sagen. Es scheine unlogisch, daß Frauen bei städti⸗ schen und nicht bei Parlamentswahlen stimmen dürften. Das erstere Recht sei den Frauen durch einen reinen Zufall, ohne Debatte, um 3 Uhr Morgens, durch Parlamentsbeschluß zu theil geworden. Er- theile man den Frauen das parlamentarische Stimmrecht, so könnten sie ja auch Bischöfe. Richter und Generale werden. Frauen würden niemals einsichtige Politiker abgeben. Keine der beiden großen Par⸗ teien würde durch die Annahme der Bill gewinnen. Das Land würde um Hunderte von Jahren zurückgeworfen werden. Sir A. Rollit'z Bill sei die revolutionärste der modernen Zeit.
Sir W. Barttelot (cons.) meinte, die Frauen würden, wenn sie stimmen dürften, in Gegensatz zu den Männern gerathen. Bryce (lib) wiederholte das Gladstone sche Argument, daß die Frauen das Stimmrecht gar nicht haben wollten. Die Arbeiterinnen würden auch nicht höhere Löhne bekommen, wenn Frauen im Parlament säßen. Im amerikanischen Territorium Washington hätten die Frauen vor LBS9g das Stimmrecht gehabt, dann sei es ihnen aber mit zwei Drittel Mehrheit wieder genommen worden. -
Der Leiter des Unterhauses Balfour trat für die zweite Lesung der Bill ein. Er äußerte, es sei nicht zu befürchten, daß die englische Nation dadurch eine Nation von Frauen und Kindern würde. Wenn man sage, daß die Frauen nicht in den Kampf ziehen könnten, so sei das ebenso der Fall mit allen über 560 Jahre alten Männern. Beide politischen Parteien hätten doch ihre Frauenvereine. Wenn Frauen auch vielleicht nicht Parlaments⸗Abgeordnete werden sollten, so önnten sie doch alle vier oder fünf Jahre einmal wählen.
Die Abstimm ung über die Bill ergab, wie schon mit⸗ getheilt, 132 Stimmen für und 175 gegen die zweite Lesung. Dafür votirten 77 Conservative, 52 Parteigänger Gladstone's, 12 liberale Unionisten und 11 irische Natlonalisten, dagegen 64 Conservative, 89 Gladstonianer, 24 liberale Unionisten und 7irische Nationalisten. Von den Ministern stimmte die Mehr⸗ zahl gegen die Bill, dafür stimmten jedoch Mr. A. Balfour, Sir John Gorst. Sir H. Maxwell, der Attorney⸗-General . Irland und Mr. Stuart Wortley. Mr. Gladstone, Sir W. . Mr. Mundella, Mr. Campbell Bannermann, Mr. H. Fowler, Mr. J. Chamberlain und Sir H. James von der liberalen Partei befanden sich unter der Masorität, während einige andere Mitglieder aus den vordersten Reihen der Opposition mit der Minorität stimmten. Die Abstimmung erfolgte at ohne jede Rücksicht auf den Parteistandpunkt.
Dieselbe von Parteiprincipien gesonderte Meinungsverschie⸗ denheit drück! sich in den Leitartikeln der großen Morgen⸗ blätter über die Parlamentsabstimmung aus. Der, Standard“ meint, den Angelpunkt der Frage bilde die Unterstützung, die man von den bfitzenden Frauen in dem bevorstehenden Kampfe
der Massen gegn die besitzenden Klassen zu erlangen suchen