1892 / 109 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 07 May 1892 18:00:01 GMT) scan diff

Angekommen:

Seine Ee ehen der commandirende General des X. Armee⸗ Corps, General der Cavallerie Graf von Walderfee, , / , . Seiner Majestät des Kaisers und Königs, von Altona.

Aichtamtliches.

Deutsches Reich.

Prenßen. Berlin, 7. Mai.

Seine Majestät der Kaiser und König begaben Sich gestern Vormittag um 113.4 Uhr nach dem Stadtschkoß in Potsdam und nahmen dortselbst die Meldung Seiner Kaifer⸗ lichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen, welcher anläßlich Höchstseines Geburtstags zum Second⸗ Lieutenant im 1. Garde⸗Regimentz F. ernannt worden, entgegen. Unmittelbar darauf übergaben Seine Majestät Höchstdenselben dem im Lustgarten aufgestellten genannten Regiment. Im Anschluß hieran fand eine Ehrentafel im Stadtschloß statt. Nachmittags unternahmen Seine Majestät einen Spazier⸗ gang im Park von Sanssouci. Nach der Abendtafel verabschiedeten Sich Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog von Hessen und bei Rhein und der Prinz Heinrich von Preußen gelegentlich Höchstihrer Abreise von Seiner Majestät.

Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Hessen hat heute Vormittag von Potsdam die Rückreise nach Darm⸗ stadt angetreten.

In der am Donnerstag unter dem Vorsitz des Vice— räsidenten des Staats⸗Ministeriums, Staatssecretärs des Innern Dr. von Boettich er abgehaltenen Plenarsitzung be⸗ schloß der Bundesrath, der vom Reichstag dem Reichs— kanzler zur Berücksichtigung überwiesenen . des Waldeck-Vereins zu Friedland wegen reichsgesetzlicher Regelung des Vereins⸗ und Versammlungsrechts und der Eingabe des Magistrats einer Stadt, betreffend die in einem Bundesstaat ab⸗ gelehnte Zwangsvollstreckung wegen rückständiger Gemeinde— steuern, keine Folge zu geben. Die Petitien des Aufsichts⸗ raths des internationalen Vereins der Gasthofbesitzer wegen Verbesserung der handelsrechtlichen Stellung der Gastwirthe wurde dem Reichskanzler zur weiteren Behandlung übergeben. Mit der Vorberathung der neuen Bearbeitungen des Bahn⸗ Polizei⸗Reglements für die Eisenbahnen Deutschlands, der Bestimmungen über die Befähigung von Bahnpolizei⸗ beamten und Locomotivführern, der Signalordnung ar die Eisenbahnen Deutschlands, der Normen für die Construction und . der Eisenbahnen Deutschlands und der Bahnordnung für deutsche Eisenbahnen untergeord⸗ neter Bedeutung wurden die Ausschüsse für Eisenbahnen, Post und Telegraphen und für das Landheer und die Festungen beauftragt. Endlich wurde über die Seiner Majestät dem Kaiser wegen Besetzung der im Reichshaushalts-Etat für 1892/93 neu vorgesehenen beiden Rathsstellen bei dem Reichs⸗ gericht zu unterbreitenden Vorschläge Beschluß gefaßt.

Heute traten die vereinigten Ausschüsse für Zoll- und Steuerwesen und für Handel und Verkehr zu einer Sitzung zusammen.

Laut einer Bekanntmachung in Nr. 31 des Reichs⸗Gesetz⸗ blatts von 1891 vergl. auch „Mittheilungen der Kaiserlichen Normal⸗Aichungs⸗Commission“ Nr. I7) sind seit Dezember v. J. Aräometer zur Bestimmung der Dichte von Mineralölen (Petroleum jeder Art oder Herkunft und dessen Producte, wie Benzin, Naphta, Leuchtöl, Schmieröl und Destillate aus Braun— kohlen⸗ und Steinkohlentheer) zur Aichung zugelassen. Die Anwendung dieser Aräometer wird erheblich erleichtert und durch die Benutzung von Reductions—⸗ tabellen, welche das für den Handelswerth und die Zollabfertigung entscheidende specifische Gewicht bei jeder Beobachtungstemperatur ohne weiteres ersichtlich machen. Solche Tabellen sind zunächst für die Petroleumproducte amerikanischer Herkunft von der Normal⸗Aichungs⸗Commission unter dem Titel „Tafel zur Ermittelung der Dichte von amerikanischem Petroleum und dessen Producten mittels des Thermo⸗Aräometers, herausgegeben und soeben im Verlage

von J. Springer, Berlin, Monbijouplatz 3, erschienen. Be— rücksichtigt bei der Bearbeitung dieser Tabellen sind vor allem die Bedürfnisse der Industrie und des Handels. Der Preis beträgt 2 MS

Das Central-Blatt für das Deutsche Reich ver— öffentlicht die vom Bundesrath in seiner Sitzung vom T April beschlossenen Ausführungsbestim mungen zu dem Zuckersteuergesetz vom 31. Mai 1891 und Bestim—⸗ mungen über die Zuckerstatistik.

Das, Marine-Verordnungsblatt“ veröffentlicht fol— ende Mittheilungen über Schiffsbewegungen (Datum vor em Orte bedeutet Ankunft daselbst, nach dem Orte Abgang

von dort):

S. M. Vermessfhrig. ‚Albatroß Wilhelmshaven 9. 4. (Post⸗ station: Wilbelmshaven. S. M. S. Arcona Wilhelmshaven. (Poststation: Wilhelmshaven.) S. M. Pirfhrzg. Beowulf Wil⸗ belmshaven 29. /4. sPoststation: Wilhelmshaven.) S. M. S. Blücher Kiel. (Poststation: Kiel) S. M. Pjfbrzg. Bremse⸗ Wil⸗ belmshaven 29. 4. (Poststation: Wilhelmshaven.) M. Pifhrzg. Brummer Wilhelmshaven. (Poststation: Wilhelmshaven. S. * Krzr. „Bussard? 17/2. Auckland 114. Rundreise durch die deutschen Schutzgebiete. Poststatien: Apia S. M. S. Gneisenau⸗= Kiel. sPoststation: Kiel S. M. Av. „Greif Kiel. (Post⸗ station Kiel. S. M. Av. Grille! Kiel 26. /4. 26. 4. Sonder⸗ urg. (Poststation: am 3. Mai Pillau, vom 4. bis 6. Mai früh Danzig, vom . Mai früh bis 7. Mai Stettin, am 8. Mai Swine— münde, am 9. Mai Stralsund, vom 9. Mai Abends bis 11. Mai Vormittags Warnemünde, am 11. Mai Travemũnde, vom 12. Mai ab Kiel) S. M Krzr. Habicht 21.4. Quittah 25.4. (Poststation Kamerun.) S. M. Fbrzg. Hay⸗ Wilhelmshaven. ( Post⸗ station: Wilhelmshaven) S. M. Jacht Hohenzollern Kiel. (Po st

rei

lhehmshaven.

ö. station: station: . ai Piraeus, v. 17. ai ab

VPost .

(Vost⸗ Krzr. * . 3 D elan, 1. 3. zfhrzg. „Siegfried“ ilhelms⸗ aven) S. M. Krzr. Sperber“ 3.5. Appia. (Poststation: i S. M. S. „Stosch Kiel. (Poststation: Riel) S. M. Wolf 18/3. Shanghai 12.4. 14.4. Nagasaki 4/5. Shanghai. (Poststation: Hon ong) Kreu , S. M. S. Leipzig (Flaggschiff), S. M. S. . Alerandrine', S. M. S. „Sophie 109.4. Dar⸗es⸗ Salam 19.4. 189.4. Sansibar; S. M. S. Leipzig“ und S. M. S. „Alexandrine Sansibar 2X5. Seychellen. Colombo. (Poststation: bis 9.5. Colombo, vom 109. bis 13. Mai Singapore, vom 14. Mai ab Hongkong.) S. M. S. Sophie . ( Poststation Sansibar.) Nanöxperflotte; S. M. S. „Baden (Flaggschiff), S. M. S S. Oldenburg Riel. (Post⸗ J

S. Bayern, S. M. station: Kiel.) eng, chwader: S. M. S. . Carl. (Flaggschiff S. M. S. . Deutschland . S. M. S. Friedri der Große, S. M. S. „Kronprinz. S. M. Av. . Wacht? 32. 4. Kiel. (Poststation: Kiel) S. M. S. „Prinzeß Wilhelm“ 24/3. Kiel. (Poststation: Kiel) Torpedobodbts-⸗Flottille: S. M. Av. Blitz! (Flotillenfhrzg.), S. M. Torpedodivisionsboot P. 1, S. M. Torpedoboot S. 7, S. M. Torpedoboot S. 8, S. M. Torpedoboot S. 97, S. M. Torpedoboot S. 105, S. M. Torpedoboot S. 127, S. M. Torpedoboot S. 14 Kiel. (Poststation: Kiel) S. M. Torpedodivisionsboot D. s', Wilhelmshaven. (Poft⸗ station: Wilhelmshaven.) S. Torpedoboote S. 15, ö ; 19, S8. 20 Wilhelms⸗ haven 25.4. X. 14. iel. (Poststation: Kiel Ablösungstransport: M. S. Leipzig! ganze Besatzung S. M. S. . Alexandrine.', S. M. Kbte. Wolf und Iltis! Besatzungstheile Ausreise mit dem Dpfr. Ta mang der k Dampfschiffsrhederei zu Hamburg: Wilhelmshaven 27. 4. Colombo.

Helgoland. Ueber den Aufenthalt Seiner Majestät des 6 rs auf Helgoland am vergangenen Freitag bringt das „Helg. Wchbl.“ fölgende Mittheilung: Am 28. v. M. Mittags 1 Uhr, hieß es, das Panzerfahrzeug „Beowulf“ sei in Sicht und habe Seine Majestät den Kaiser an Bord. In aller Eile wurde die Insel zur würdigen Begrüßung Seiner Majestät in reichen g en ich rd versetzt, und als der „Beo—⸗ wulf seine Anker fallen ließ, die Kaiserliche Standarte am Maste sichtbar wurde und die Salutschüsse von der Insel herab über das Meer , . war Alt und Jung auf den Beinen, um bei der Landung Seiner Majestät zugegen zu sein. Auf der Rhede lagen S. M. Sah r . und mehrere Torpedoboote sowie der Postdampfer „Ariadne“, letzterer reich beflaggt. Seine Majestät landete in Begleitung Ihrer König— lichen Hoheiten des Prinzen Heinrich und des erbgroßherzogs von Oldenburg sowie anderer In. Persönlichkelten. Nach einer Besichtigung der Festungsbauten und Einkehr in dem Regierungsgebäude begab Sich um 6 Uhr Seine Majestät wieder in das Unterland, wo Allerhöchstderselbe das neuerbaute Badehaus in Augenschein nahm. Sodann kehrte Seine Majestät, von dem begeisterten „Hurrah“ der auf der Landungsbrücke nachdrängenden Menge begleitet, zurück an Bord des „Beowulf“, der am folgenden Morgen um Sin Uhr seine Anker lichtete, um nach Geestemünde weiterzudampfen.

Bayern.

München, 5. Mai. Die Kammer der Abgeordneten hat in ihrer heutigen Sitzung, wie der „Köln. Jig.“ berichtet wird, das Ausführungsgesetz zur Krankenkassen⸗ Novelle an einen ng e von vierzehn Mitgliedern ver⸗ wiesen. Ferner wurde gegen den Widerspruch der Regierung beschlossen, die Eingaben wegen Abänderung des Vieh⸗ gewährschaftsgesetzes, unter Streichung der Lungen⸗ und Perlsucht als Gewährsfehler, der Regierung zur Würdigung

zu überweisen. Sachsen.

Dres den, 6. Mai. Ihre Majestäten der König und die Königin begeben sich dem „Dr. J.“ zufolge morgen Vormittag zu mehrwöchigem Aufenthalt nach Schloß Sibyllenort.

Württemberg.

Stuttgart, 6. Mai. Wie der StA. f. W.“ erfährt, ist für das diesjährige Kaiser⸗Mansver vorläufig folgende Zeiteintheilung in Aussicht genommen worden: Sonntag, I8. September: Eintreffen Seiner Majestät des Kaisers in Karlsruhe. Montag, den 19. September: Parade des XII. Armee⸗Corps bei Karlsruhe. Dienstag 20. Sep⸗ tember: Parade des XIII. Armee⸗-Corps bei Stuttgart. Mittwoch, 21. September, Corps⸗Manöver des XIII. Armee⸗ Corps in zwei Parteien gegen einander. Donnerstag, X., Freitag. 23, und Sonnabend, 24. September: Manöver des XIII. gegen das XIV. Armee⸗Corps. Wo die Manöver sich abspielen werden, läßt sich jetzt mit Bestimmtheit noch nicht sagen. An den Kaiser⸗ Manövern wird auch das zum XY. Armee ⸗Corps abcommandirte 8. Infanterie⸗Regiment Nr. 126 Groß⸗ herzog Friedrich von Baden, welches von Beginn des Regimentsexercirens an zur 54. Infanterie⸗Brigade übertreten wird, theilnehmen. Sodann wird über die Zeit der Corps⸗ Manöver auf 14 Tage eine weitere Division, bestehend aus zwölf Landwehr-Infanterie⸗Bataillonen, welche in vier Regi⸗ menter und diese in zwei Brigaden eingetheilt werden, formirt; Cavallerie und Feld⸗Artillerie wird diese Division aus den Linien⸗Truppen zugetheilt erhalten.

Baden.

Karlsruhe, 6. Mai. Die „Karlsruher Zeitung“ ver⸗ öffentlicht, wie telegraphisch berichtet wird, ein Dankschreiben Seiner Königlichen Hoheit des ,, für die an⸗ läßlich des Regierungs⸗Jubiläums veranstalteten Kundgebungen.

Sessen.

Darmstadt, 6. Mai. Ihre Königliche Hoheit die ö von Preußen hat nach der „Darmst. Ztg.“ heute Abend mit dem Prinzen Waldemar die Rück⸗ ö nach Kiel angetreten.

8 a. 3 liche Hoh eimar, 6. i. e Königliche Hoheit di Großherzogin hat sich gestern Abend 1 ihre in Ghleste⸗ belegene Besitzung Heinrichau begeben, von wo sie der * 94 zufolge Ende des Monats hierher zurückzukehren gedenkt.

Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.

Coburg, 6. Mai. Ihre Hoheiten der ern og und die Herzog in haben folgenden Erlaß bekannt machen lassen:

Zum Tage, an welchem Wir still in der Ferne die Feier Unserer . 3 eit begingen, sind Uns von überallher, zumal aus der ieben eie g. aus 5 und Land Unserer Herzogthümer, in telegraphischen und briefli Glückwünschen, in an, aus⸗ . rten Adressen und köstlichen Festgaben, so unendlich viel Zeichen reundlichster und treuanhänglicher Gesinnung zu theil geworden, daß es. Uns drängt, von ganzem Herzen dafür Dank zu fagen' Die Fülle der Zusendungen macht Uns unmöglich, jedem y egenüͤber es zu thun; aber jeder Einzelne möge aus diesen . erfahren, wie warm seine Theilnahme Uns berührt hat und wie dankbar gegen Gott Wir es empfinden, daß Unsere forgende Liebe für Unser Land so treu und herzlich erwidert wird. Wir werden deß immer mit Freude und Rührung eingedenk sein.

Nizza, im Mai 1892.

Ernst, Alexandrine. Herzog und Herzogin von Sachsen-Coburg und Gotha. Ueber die Feier in Nizza ist der „Cob. Ztg.“ folgende

Mittheilung zugegangen; Am 3. d. M, Vormittags 11 Uhr, hat in dem von Ihren Hoheiten bewohnten Chateau de Fabron durch den evangelischen Geistlichen von Nizza in feierlichster Weise die Einsegnung des hohen Jubelpaars stattgefunden. Bei dem Herzog und der Herzogin sind telegraphische und briefliche Gratulationen, sowie köstliche Blumenspenden und i chenke in fast unübersehbarer Zahl eingetroffen. Von Fürstlichkeiten brachten persönlich Glückwünsche dar Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin von Mecklen⸗ burg⸗Schwerin, die Prinzefsin Clementine und

die Prinzen Philipp und Ferdinand von Sachsen—

Coburg⸗Goetha. Seine Majestät der Kaiser fandte zugleich mit seinem Glückwunsch eine werthvolle Por ellanvase. Die Herzogin verehrte, wie die „Weim. 3 cf ihrem Hemahl ein Bild, das die Hochzeitsfeierlichkeit in der Schloß— kapelle zu Karlsruhe am 3. Mai 1842 darstellt. Das Ge— mälde, das nicht weniger als 90 Figuren, darunter 34 Portrãt⸗ figuren, enthält, stellt die Scene dar, wie Großherzog Leopold von Baden, der Schwiegervater des Jubilars, diesen nach erfolgter Trauung beglückwünscht. Der prächtige Rahmen, der es umschließt, trägt auf goldenem Grunde die Inschrift: „In dankbarer Erinnerung an fünfzig Jahre be— glückendster Ehe Ihrem innigstgellebten Gatten Herzog Ernst IL. von Sachsen⸗Coburg gewidmet als bleibendes Familien Denkbild von Alexandrine, geborenen Prinzessin von Baden, 3. Mai 1892.“ Das Herzogliche Paar hat den Festtag in erwünschtestem Wohlsein begangen.

Anhalt.

Dessau, 6. Mai. Heute Nachmittag fand im hiesigen Bahnhofshotel zu Ehren des k Staats Ministers von Lrosigk ein Abschiedsmahl statt, bei dem nach dem A. St. A. der Landtags-Präsident Lezius den Toast auf en Minister ausbrachte.

Oefsterreich⸗ Ungarn.

Der Kaiser empfing heute den , des Großherzogs von Luxemburg, der nach Schloß Hohen— burg in Bayern zurückkehrt, fuhr hal bei dessen Hotel zur Abschiedsvisite vor und ließ, da der Großherzog abwesend war, seine Karte zurück.

Auswärtige Blätter hatten gemeldet, der Erzherzog Albrecht werde sich im nächsten Monat nach Belgrad be⸗ geben, um den vorjährigen Besuch des Königs von Serbien in Ischl im Namen des Kaͤssers Franz Joseph zu erwidern. Dieser Nachricht wird, wie, W. T. B. meldet, in unterrichteten Kreisen kein Glauben geschenkt.

Eine a . der Club⸗Obmänner beschäftigte sich gestern in Anwesenheit des Finanz-Ministers Dr. Steinbach mit der Behandlung der Valutavorlagen und einer Fest— stellung des parlamentarischen Arbeitsprogramms. Der Finanz⸗Minister machte den Vorschlag, nach Einbringung der. Valutavorlagen mit einer Anzahl Abgeorbneten verschiedener Parteien zwanglose Besprechungen behufs Meinungsaustausches vorzunehmen. Die Obmänner erklärten, diesen Vorschlag erst nach der Beschlußfassung der einzelnen Clubs beantworten zu können. Im Abgeordnetenhaufe brachten, der zur antisemitischen Gruppe gehörende Abg. Schlesinger und Genossen eine Resolutkon gegen die Einführüng der Geldwährung und für Amor⸗ tisirung der Staatsschulden ein.

Großbritannien und Irland.

Der Marguis von Salisbury hat gestern in einer großen Versammlung der Primrose⸗Gesellschaft im Convent⸗ garden⸗Theater zu London eine Rede gehalten, die deshalb bemerkenswerth ist, weil sie die Stellung der Regierung zu der Homerulefrage in dem bevorstehenden Wahl—⸗ kampf deutlich kennzeichnet. Nach dem darüber vorliegenden Wolff schen Telegramm führte der Premier⸗Minister aus: Ein gewaltiger Kampf stehe bevor, welcher eine Entscheidung von höchster Wichtigkeit für das englische Volk herbei— führen werde. Homerule werde nicht den Frieden, sondern eine Zeit bürgerlicher und religiöser Kämpfe bringen. Der . rieth hierauf den Conservativen und Unio⸗ nisten, hinsichtlich der nächsten Wahlen alle Kraft rf e, um Homerule abzuwehren, denn Homerule würde das An⸗ sehen Englands vernichten und seine Macht in allen Welt— theilen schwächen.

In der gestrigen Unterhaussitcz ung hat sich der Erste Lord des Schatzes Za lfour über die schon erwähnte Eingabe der conservativen Abgeordneten, welche Maßregeln gegen die Einwanderung mittelloser Ausländer heantragt, folgendermaßen geäußert: Er kenne den ehe im Lande kundgegebenen Wunsch nach einer Methode zur . der Frage. der Einwanderung solcher Fremden, die voraussichtlich dem Lande zur Last fallen würden; er gebe auch zu, daß verschiedene Umstände, darunter die Action auswärtiger Regierungen, die Aus— wanderung vom Festlande nach England wesenklich beeinflussen und zukünftig in noch stärkerer Weise beeinflussen dürften. Die Sache biete viele Schwierigkeiten; der Minister des Innern erwäge jedoch sorgfältig eine im Hause einzubringende

Zorlzge, die det Regierung hinreichende Gewalt zu Be—

jandlung des Gegenstandes gewähre. ;

Hand m . 1 der gestrigen Verhandlung gegen die Anarchisten Nicholls und Mowbray, Redac⸗ seur bezw. Herausgeber des anarchistischen Blattes ‚Common⸗ weal“, ersteren zu 18 Monaten Zwangsarbeit verurtheilt,

letzteren freigesprochen. Frankreich.

Der a hat, wie telegraphisch aus Paris berichtet

wird, an die sechs französischen Cardinäle ein Schreiben

gerichtet, worin kurz die Hauptpunkte der letzten Encyklika

wiederholt und diejenigen Conservativen energisch getadelt 3 die, wenn auch im Glauben, n. . zu dienen, f Grund ihrer persönlichen Anschauung oder um politischer Parteizwecke willen die nothwendige Einigkeit aller Katholiken stören und das öffentliche Wohl hintan⸗ setzen. Die Encyklika dulde nicht zweierlei Deutung; ihr Sinn sei: man müsse die Republik unbedingt, ohne Hintergedanken und mit vollkommenster Ehrlichkeit anerkennen und ihr als der von Gott gekommenen Staatsform unterthan sein. Eine Stelle des Sendschreibens spricht von den beklagenswerthen Vorfällen der jüngsten Zeit, womit auf die anarchistischen Attentate hingedeutet wird, und schildert diese als Folgen der Bestrebungen, welche auf die Entchristlichung Frankreichs ge⸗ richtet seien. Das ,, schließt mit einem Protest gegen die Freiheitsberaubung, die der päpstliche Stuhl in Italien erleiden müsse.

Der Deputirte Krantz ist zum General⸗Commissar für die Ausstellung in Chicago ernannt worden.

Im Monat April ergaben die indirecten Einnahmen K Millionen Francs mehr, als im Budget angenommen, und 1314 Millionen Francs mehr als im Vorjahre. Die 3 um 2300 000 Fr. hinter der Budgetziffer zurück⸗

eblieben.

ö Das Leichenbegängniß des bei der Explosion im Restaurant Very verwundeten und, wie gestern gemeldet, verstorbenen Hamonod soll nach einer Meldung des ‚W. T. B.“ auf Staatskosten stattfinden.

Die Republik von San Domingo hat für die fran— zösischen Producte dieselben Zollvergünstigungen be⸗ willigt, die den Vereinigten Staaten zugestanden sind.

Von dem die Expedition gegen Samory (im Senegal, Afrika) befehligenden Obersten Humbert ist ein Telegramm eingegangen, dem zufolge Lieutenant Huillard bei Auf⸗ ständen in der Nähe von Suba, fünfzig Kilometer südlich von 5 getödtet worden sei. Capitän Briguelot sei dahin abgegangen und habe mit seiner Mannschaft die Auf⸗ ständischen in drei Gefechten zerstreut. Auf fran⸗ zösischer Seite seien fünf Eingeborene getödtet und zwei⸗ unddreißig, gleichfalls Eingeborene, verwundet worden. Capitän Briguelot, Lieutenant Poite vin und der Schiffsfähnrich Deffaux hätten leichte Verwundungen davongetragen. Briquelot sei nach Segu zurückgekehrt. .

Den enn n,, gen, die auf dem Uäme (an der Sklavenküste) operiren sollen, ist von England das Passiren von Lagos gestattet worden.

Rußland und Polen.

Die J hat der „Nord. Tel-⸗Ag.“ zufolge auch der Freigabe des Exports der Hafervor⸗ räthe aus dem Hafen von Arch angel zugestimmt; desgleichen sei die Freigabe der Maisausfuhr aus dem gesammten Reiche genehmigt. Ueber die in den letzten Tagen veranstalete Au fnahmeder Getreidevorräthe an den Hauptmãärkten im Innern des Landes sowie an den Hafenplätzen sind nunmehr die telegraphischen Berichte in St. Petersburg eingegangen. Danach haben, wie „W. T. B.“ erfährt, die Getreidevorräthe seit Neujahr eher zu⸗ als abgenommen. Der Bedarf für die Volksverpflegung sei vollständig gesichert, außerdem ei ein namhaftes Getreide⸗Exportmaterlal, insbesondere an eizen, vorhanden.

Gestern ist ein Gesetz veröffentlicht worden, welches die Organisation der privaten Bergwerke sowie die ö von Arbei tern für diese betrifft und sie unter die

ontrole der Regierung stellt.

Italien.

Ueber die Ursachen der Ministerkrisis äußert sich ein Artikel der Nat. Ztg.“ dahin, daß sich die Anhänger Crispi's und die radicale Linke zum Sturze Rudini's vereinigt hatten: erstere, weil sie den Militär-Etat verstärken, letztere, weil sie diesen Etat noch weiter herabgesetzt und Ersparungen gerade auf diesem Gebiete herbeigeführt f wollten. Dieser . tale Gegensatz bilde auch für die rasche Lösung der Krisis die Hauptschwierigkeit, zumal es zu gleicher Zeit gelte, das Deficit im Staatshaushalt (nach der letzten Rede Rudini's 33 Millionen, wovon 20 Millionen durch Reform der Erb— schaftssteuer und Einführung des Zündhölzchen⸗Monopols gedeckt werden sollten, während der Rest von 13 Millionen durch andere Ersparungen aufgebracht werden sollte) zu tilgen. Das Cabinet Rudini, das in seinem ursprünglichen Programm erklärt hatte, keinerlei neue Steuern zu verlangen, habe sich gegenüber den ungünstigen Finanzverhältnissen in einem argen ilemmg be⸗ funden, da die Politik der Ersparnisse nach der Auffassung der Einen vor der Armee und Marine Halt machen sollte, während die Anderen nach dem Allheilmittel der radicalen Linken . u., Gen.) gerade auf diesem Gebiete ihre franzosenfreundliche Gesinnung und ihre Abneigung gegen den Dreibund an den Tag legten.

Die französischen Blätter legen, wie W. T. B.“ aus Paris meldet, den Sturz Rudints in ihrem Interesse aus und erblicken darin, obwohl doch nur ein Theil der Majpritãt Ersparnisse auf militärischem Gebiet erstrebt und nach Frank⸗ reich neigt, einen Beweis dafür, daß das italienische Parlament nichts mehr vom Dreibund wissen wolle; bas Journal des Deébats“ hebt hervor, der Minister⸗Prãfident sei an dem Widerspruch gescheitert, der zwischen den Verpflichtungen der Allianz und der Ersparungspolitik bestehe. j

In der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer zeigte der Minister⸗Präsident arg di Rudini formell an, daß das Cabinet seine Demisfion gegeben und daß der König sich seine Entschließung vorbehalten habe. Die Minister würden die laufenden Geschäfte e en weiter versehen. Die Kammer hat sich sodann auf unbestimmte Zeit

vertagt. Der König hatte gestern Besprechungen mit Den

BPraͤsidenten des Senats und der Kammer. Nach Ansicht

er römischen Blätter werde die Ministerkrisis voraussicht⸗ lich lange andauern und schwierig zu lösen sein, Sie erõrtern die Moglichkeit einer Combinatlon Saracco⸗Giolitti, sowie

eines Cabinets Farini, da nach Aussage der Freunde Rudini's

*

letzterer die Bildung eines Cabinets nicht wieder übernehmen wolle. Einige Blätter meinen, jedes neue Cabinet werde all⸗ gemeine Wahlen ausschreiben muͤssen.

Spanien.

Die , . mit Großbritannien sind laut Meldung des W. T. B.“ aus Madrid abgebrochen worden, weil Spanien es abgelehnt habe, die Clausel bezüglich der meistbegünstigten Nation auch auf die Colonien auszudehnen.

Schweiz.

In Lausanne, wo bekanntlich am 29. v. M. in einer Vorstadt ein anarchistisches Attentat stattgefunden hat ss. Nr. 194 d. Bl.), sind am darauffolgenden Sonnabend drei fremde Anarchisten verhaftet worden. Die d,, , . ist noch nicht beendigt. Ob gegen die drei Individuen auf Grund des Bundesstrafrechts oder des waadt⸗ sändischen Strafgesetzes vorgegangen werden kann, läßt sich, wie der Berner „Bund“ schreibt, erst beurtheilen, wenn die polizeiliche Voruntersuchung abgeschlossen ist. Sollten sich keine Anhaltspunkte zu chm gr, Einschreiten ergeben, so werde der Bundesrath die drei Anarchisten administratis ausweisen, in Anwendung von Art. 70 der Bundesverfassung, welcher vorschreibt: „Dem Bund steht das Recht zu, Fremde, welche die innere oder äußere Sicherheit der Eidgenossenschaft gefährden, aus dem schweizerischen Gebiete wegzuweisen.“

In Luzern war in letzter Zeit die Tommission des Ständeraths zur Berathung des Bundesgesetzes über die Organisgtion der Bundesrechtspflege versammelt. Die Commission hat die allgemeinen Bestimmungen des Entwurfs bereits bis zur Frage der öffentlichen oder geheimen Berathung des Bundesgerichts durchberathen und ohne wesentliche Abaͤnde⸗ rungen angenommen. Der Vermehrung der Mitgliederzahl des Bundesgerichts von neun auf vierzehn und Theilung des⸗ selben in zwei gleich große Abtheilungen von je sieben Mit⸗ gliedern wurde zugestimmt.

Ueber die Frage der Befestigung des oberen Rhone⸗ thals wird der Chef des schweizerischen Militärdepartements, Bundesrath . dem Bundesrath nächstens Bericht erstatten und Antrag stellen. Von den beiden Punkten, die dabei in Betracht kommen, St. Maurice und Martigny im Canton Wallis, wird, wie die schweizer Blätter vernehmen, die Be⸗ festigung von St. Maurice wahrscheinlich den Vorzug vor derjenigen von Martigny erhalten. Die Befestigung von Martigny würde etwa zwölf Millionen, die von St. Maurice nur zwei Millionen kosten. Die am 30. Mai zusammen⸗ tretende Bundesversammlung dürfte sich bereits mit der Be⸗ festigungsfrage zu beschäftigen haben. Es sind nur halb⸗ permanente Befestigungen in Aussicht genommen. (In Nr. 106 des „R⸗ u. St⸗-A.“ war auf Grund telegraphischer Meldung von der Befestigung von St. Moritz die Rede; es muß also heißen: St. Maurice, was nicht zu verwechseln ist mit dem in Graubünden liegenden St. Moritz)

Belgien. .

In Lüttich und Umgebung sind trotz der zahlreichen Verhaftungen von Anarchisten abermals mehrere Dynamit⸗ anschläge verübt worden. So wurde, wie man der „Mgdb. Ztg.“ berichtet, das Schloß Hornbroux, wo der reiche Gutsbesitzer Paques wohnt, infolge einer Dynamitexplosion beschädigt und gleichzeitig in dem Vorort 3. ein Dynamitverbrechen unternommen. Auf der Schwelle des Sélys schen Hauses, dem Schauplatz der Explosion vom 1. Mai, wurden gestern Patronen mit com⸗ primirtem Pulver gefunden. In der Nacht zum Freitag wurde ein Anarchist, Namens Ehr, angeblich ein Deutscher, und gestern Abend ein gewisser Fonteyn verhaftet, der der Verbreitung anarchistischer Schriftstücke verdächtig erscheint. Nach Meldungen aus Alleur wurden dort in der Nacht zum 6. d. M. an einem Fenster der Wohnung des Bürgermeisters zwei Patronen aufgefunden, von denen die eine explodirte und mehrere Fensterscheiben zertrümmerte. Aus Arras endlich wird dem H. T. B.“ gemeldet, daß die Eisenbahnbrücke bei BelgischSteenbeque durch eine Dynamitexplosion be⸗ schädigt worden sei.

ifa der fortdauernden anarchistischen Attentate hat die belgische Regierung nunmehr in . Beschlüsse des besonderen Ministerraths, der am 3. d. M. unter dem Vorsitze des Königs tagte, einen Ausschuß zur Ausarbeitung eines Anarchisten gesetzes eingesetzt. Durch dieses Gesetz soll, wie man dem „Hann. Cour.“ aus Brüssel berichtet, der Justiz= Minister ermächtigt werden, die dort erscheinenden anarchissischen Blätter L Homme libre“, „La Revolte“ und andere ähnliche Schriften zu unterdrücken, was nach dem gegenwärtigen Preßgesetze nicht angängig ist. Das neue Gesetz soll ferner selbst den Versuch, einen gemeingefährlichen Sprengstoff in verbrecherischer Absicht niederzulegen, mit Todesstrafe bedrohen. Durch ein besonderes Gesetz soll sodann die Herstellung des Dynamits und anderer Sprengstoffe sowie der Handel damit der strengen Ueberwachung des Staates unterstellt werden.

Die Milizklassen von 1887 und 1888, welche anläß⸗ lich der am 1. Mai erwarteten Kundgebungen eingezogen worden waren, werden, wie, W. T. B. aus Brüͤssel erfährt, auf einen Monat entlassen und später einige Tage vor den Wahlen zur constituirenden Versammlung wieder einberufen werden.

Der Antrag der Regierung, zu den bevorstehenden Wahlen die Zahl der Senatssitze auf 76, die der Deputirten⸗ sitze auf 152 zu 53 hat die Zustimmung der Kam⸗ mer gefunden. Diese hat nunmehr vor dem Ende der Session, das in die Mitte des Monats Maj fallen dürfte, nur noch zwei Regierungsvorlagen zu erledigen, und zwar das außerordentliche Budget und die Zollkarifvorlage. Bezüglich der letzteren wird dem „Hamb. Corr.“ gemeldet, daß der Kammerausschuß die von der Regierung vorgeschlagenen Zollsätze auf französische Erzeugnisse und Producte der Textil⸗ industrie von 10 auf 15 Proc erhöht und auch hohe Einfuͤhr— zölle für andere Artikel, wie Wäsche, Mehl, Malz, Gerste ꝛc, hinzu eig habe.

Der Senatsausschuß hat in seiner gestrigen Sitzung beschlossen, alle Anträge auf Revision der Verfassung den neuen Kammern zu unterbreiten, aber die Umgestaltung des gegenwärtigen Senats abzulehnen.

Rumänien.

Die Regierung hat, wie „H. T. B.“ berichtet, den General⸗Procurator beauftragt, die Untersuchung in der Rustschuker Bom enaffaire- persönlich zu leiten. Die Untersuchung hat bis jetzt ergeben, daß das Complot nicht nur gegen die Ordnung in Bulgarien, sondern auch gegen die Ruhe und Srdnung aller größeren Städte des Orients gerichtet war. Bisher sind dem

W. T. B.“ ufo in dieser Angeleg

e in das Gefängniß in Bukarest siebzehn it verwickelte Personen eingeliefert Montenegro. . Der Conseil⸗Präsident ist, wie W. T. B. aus Cetinje meldet, gestern nach Skutari abgereist, um den Besuch des General⸗Gouverneurs Abdul Kerim-⸗Pafcha zu

erwidern.

Dänemark. Kopenhagen, 5. Mai, Der Reichstag ist heute er öffnet worden. Im Landsthing und im Folkething wurden die bisherigen Präsidenten wiedergewählt.

Amerika.

Der „New York Herald“ vom 5. d. M. veröffentlicht ein Telegramm aus Cumana in Venezuela, in welchem es heißt: Einem bisher noch unbestätigten Gerücht zufolge sei General Ca sa nas, der Oberstcommandirende der Armee des Präsidenten, in Calaboz g. von einem Dutzend Soldaten, die vorgaben, von den Aufständischen desertirt zu sein, ermordet worden. Zugleich verlaute, Valencia sei von der Neger— Armee des Insurgenten⸗Generals Mora erobert worden.

Parlamentarische Nachrichten.

In der heutigen G69.) Sitzung des Sauses der Ab⸗ geordneten, der der Minister des Innern Herrfurth, der Finanz Minister Dr. Miquel und der Minister der öffent⸗ lichen Arbeiten Thielen beiwohnten, wurde der Gesetzentwurf ,. Verlegung der Landes-Buß⸗ und Bettage ohne Debatte in dritter Berathung angenommen. Die zu diesem Gesetzentwurf eingegangenen Petitionen der Handelskammern in Wiesbaden, Lüneburg, Kiel, Frankfurt a. O., Göttingen, Düsseldorf und des Directoriums des Vereins für die Rüͤbenzucker⸗ Industrie des Deutschen Reichs um Festsetzung eines anderen, als im Gesetzentwurf bestimmten Tags zum Buß⸗ und Bet⸗ tag wurden auf Antrag der Petitionscommission durch die Beschlüsse pn dem Gesetzentwurf für erledigt erklärt.

Es folgte die zweite Berathung des Gesetzentwurfs über die Erweiterung, Vervollstän digung und bessere Aus rüstung des Staatseisenbahnnetes.

Die Budgeteommission beantragt die unveränderte Annahme des Gesetzentwurfs. Ueber die Frage der Nach⸗ bewilligung von Mehrkosten für bereits früher be⸗ willigte Secundärbahnbauten, sowie darüber, ob es wirthschaftlich richtig sei, die Mittel für Er⸗ neuerung und Erweiterung von Bahnhöfen, Werkstätten und Wagenschuppen, für vermehrte Geleise und für Erneuerung des Betriebsmaterials ferner aus Anleihen zu entnehmen, beantragt die Commission folgende Resolution:

Die Regierung aufzufordern, die für den Erneuerungsbau von Bahnhöfen erforderlichen Bedürfnisse in dem Staatshaushalts-Etat auszubringen und demgemäß die Mittel zur Befriedigung derselben auf dem für den Staatshaushalts Etat gegebenen Wege zu beschaffen.

Zur Herstellung neuer Eisenbahnlinien und zur Be⸗ schaffung von Betriebsmitteln für sie . die Vorlage 26 289 900 66, und zwar 18 Y0 600 M für die Linie Gramenz Bublitz, 2430 0090 M für Schievelbein = Polzin, 5 300 000 für Stettin Jasenitz, 6 569 000 6 für Geestemünde Stade, 3290 900 6 für Paderborn —=Büren, 3 000 000 S für Bier⸗ feld Türkis⸗Mühle und 3690 000 6 für Betriebsmittel.

Die ersteren vier Linien wurden nach kurzer Debatte be—

willigt.

ei der Linie Paderborn Büren wünschte Abg. vom Heede (nl) den baldigen Weiterbau der Linie nach Brilon und nach Geseke zur Verbindung mit Lippstadt.

Der Minister der nn . Arbeiten Thielen wollte die Entscheidung darüber der Zukunft überlassen.

Die Autgg Hess⸗ (Centr,), von Pilgrim n und Lr. Dünckelberg (nl,) schlossen sich den Ausführungen des Abg. vom Heede an, Abg. Dr. Sattler (nl) beantragte die Zurückverweisung dieser Position an die Commission.

Der Antrag Sattler wurde abgelehnt, die Linie bewilligt, ebenso ö kurzer Debatte die Forderung für die letzte der sechs angeführten Linien, desgleichen die Betriebsmittel für diese Linien und die Forderungen zur Anlage zweiter, dritter ober vierter Geleise auf den Strecken Thorn Korschen 4 816 320 6, Trier Landesgrenze bei Sierck 1275 000 6, Chorzow Georg⸗ grube 14050000 6, Kosel - Kandrzin —Nendza 1270 000 Ebenso wurden die entsprechenden Forderungen bewilligt für die Strecken Breslau Königszelt 400 000 6 züm Grunderwerb, Berliner Ringbahn zwischen Schöneberg und Signal— station Vdp. 150 000 6, Ringbahn zwischen Wilmers— 396 ⸗Friedenau und . bezw. Halensee⸗Grune⸗ wald 1537 000 S, Charlottenburg Grunewald 835 000 S6 und die übrigen Positionen dieses Abschnittes der Vorlage, u. a. Bahrenfeld —Blankenese 595 000 , arburg Buxtehude 1 000 009 S6, Sagehorn —=Bremen 5öh 050. M Für den Ausbau der Bahnstrecken Morgenroth Beuthen OD.S. Borsigwerk) = Karf einschließlich Erweiterung der Bahnhöfe Morgenroth. Borsigwerk, Peiskretscham, Karf und Beuthen O. S. werden 7400999 M gefordert. Dazu lag eine Petition der Donnersmarckhütte in Zabrze vor, welche die Herstellung einer Hauptbahnverbindung ri en Karf und Bobreck beantragt und den Anschluß ihrer Eisen⸗ und Kohlenwerke an die ober— schlesische Schmalspurbahn durch zwei verschiedene Linien, Er— mäßigung der für sie gültigen Tarifsätze und entsprechende irn eren, der seit dem 1. Oktober 1890 zu viel gezahlten

34 wünscht, sowie um die Beförderung ihrer Frachten nach Oesterreich auf dem kürzesten Schienenwege und um Aufhebung der Oderberger Brückengebühr nachsucht.

Die Budgetcommission beantragt, die Petition in ihren ersten beiden Punkten der Regierung als Material zu über— , im übrigen durch Uebergang zur Tagesordnung zu erledigen.

ie Forderung wurde bewilligt, nachdem Abg. Szmulla

(Centr.) für den ersten Theil der Petition eingetreten war.

. die Petition wurde gemäß dem Commissionsantrage be⸗ ossen.

Zur Deckung der Mehrkosten für den Bau bereits bewilligter 53 und Bahnanlagen werden in 10 einzelnen Posten zusammen ca. 13 Millionen ver⸗ langt, darunter für die Linie Deutschwette Groß⸗ Kunzendorf 372 0900 M, Strehlen Grottkau 635 Mob 6, Nimptsch = Gnadenfrei 460 009 M4, Neusalzx Sagan Reisicht 610 900 M6, Berlin Zehlendorf 910 9000 6, Neu⸗ Babelsberg Potsdam 350 000 66, Ze a Mehlis Klein- Schmalkalden 2 200 000 S6; Bahnanlagen innerhalb der Stadt

Köln 7400 000