Seine Majestät der Kaiser und König be— rührte auf Seiner Reise von Dan 8 nach Schlobitten am Mittwoch Marien burg, wo ö. chstderselbe einen kurzen Aufenthalt nahm, um die Restaurationgarbeiten des Schlosses zu besichtigen. Wie wir der Nogat-Jig.“ entnehmen, war die Stadt festlich geschmückt; Schulen und Vereine waren von nah und fern zur Spalierbildung herangezogen, und eine dichte Menschenmenge füllte die Feststraße, als Seine Majestät um 2 Uhr Minuten mit Sonderzug eintraf. Am Bahnhof bestieg Seine Majestät eine beten stehende Equipage und begab Sich, geleitet von dem Landrath von Zander, der dem Kaiferlichen Zuge vorausfuhr, und be⸗ grüßt von den begeisterten . der Menge, unter Glockengeläut nach dem Schloß, wo Allerhöchstderselbe bei der Einfahrk mit einem dreimaligen Hoch, das die daselbst ver⸗ sammelten Vertreter des Kreises und der zu demselben ge⸗ hörigen drei Städte, sowie die Superintendenten und Decane ausbrachten, empfangen wurde. Bei dem Verlassen der Equi⸗ page überreichten zwei kleine Mädchen Seiner Majestät einen Blumenstrauß, den Allerhöchstderselbe huld voll annahm. Geführt von dem Schloß⸗Baumeister, Bauinspector Stein⸗ brecht und beg is von den in handwerksmäßigen Festanzügen erschienenen Bauhandwerkern, ging Seine Majestät alsbald nach dem Hochschloß und über die Wendeltreppe nach dem Dreipfeilersaal. Dort verweilte der Kaiser die längste Zeit während des 11 stůndigen Aufenthalts im Schlosse und ließ Sich auf Grund der auf Tischen ausgebrei⸗ teten Zeichnungen und Pläne von dem Bauin pector Steinbrecht Vortrag halten. Nach einer Besichtigung der weiteren, bereits restaurirten Räume im Hochschloß folgte ein Rundgang um dasselbe und nahm schließlich der Monarch die in der Hochmeister⸗Stube aufgestellte, dem Schlosse kürzlich überwiesene große Münzsammlung in Augenschein, wobei Gymnasiallehrer Dr. Strehlke, der Custos dieser Samm⸗ lungen, die Erläuterungen gab. Durch die schmale Pforte trat sodann der Monarch in den Conventsremter, begrüßt durch den in dem schönen Raum befonders weihe voll klingenden Gesang der Motette „Herr, es freuet sich der König ins Deiner Kraft“, welchen Gesang ein von dem Seminar⸗Musiklehrer Th. Schmidt geleiteter Männerchor ausführte. Als die Sänger das zweile Lied von Theodor Schmidt „Hurrah Germania“ intonirten, verließ Seine Majestät den Remter, nach allen Seiten grüßend, und fuhr unter dreimaligem Hurrah der auf dem Schloßhofe Ver— sammelten, das draußen dasselbe lebhafte Echo wie bei der Hinfahrt fand, direct nach dem Bahnhof. Vachdem Seine Majestät hier Seine Befriedigung und Seinen Dank über den Aller— höchstihm im Kreise wie in der Stadt Marienburg gewordenen Empfang ausgesprochen, setzte sich der Zug nach Schlobitten in Bewegung.
Heute traten die vereinigten Ausschüsse des Bundes— raths für Zoll- und Steuerwesen und für Rechnungswesen, sowie die vereinigten Ausschüsse für Zoll- und Steuerwesen und für Handel und Verkehr zu Sitzungen zusammen.
In der Annahme, daß es den deutschen Ausstellern viel— fach erwünscht sein wird, mit denjenigen Herren in ein per— sönliches Benehmen zu treten, welche infolge der vom Reichs ⸗ commissar für die Weltausstellung in Chicago für den 25. und 26. v. M. einberufenen Versammlungen dem Aus— stellungsunternehmen fernerhin dauernd ihre Mitwirkung leihen wollen, bringen wir im Nachstehenden unter Liste A ein Verzeichni der J. des für die Organisationgarbeiten gebllbete⸗ Central⸗Ausschusses, sowie unter Liste B die Namen derjenigen Herren, welche sich zu besonderen Ausschüssen für das Trans— port, und Versicherungswesen, für Bearbeitung des Katalogs, für Veröffentlichungen und für die Behandlung sonstiger wich— tiger Fragen constituirt haben.
Li ste
Allendorff, Commerzien⸗Rath, Schönebeck (für die Handels— kammer in Halberstadt);
Appelius, Geheimer Baurath und vortragender Rath im Königlich preußischen Kriegs-Ministerium, Berlin (für das Committee für die Betheiligung der Architektur); —
Beckmann, Fritz (in Firma J A. Henckels), Solingen;
Blum, Director der Berlin⸗Anhaltischen Maschinenbau⸗Acetien⸗ Gesellschaft, Berlin (für die Commission für die Betheiligung des Maschinenbaues);
Boettinger, Dr., Landtags⸗Abgeordneter, Elberfeld (für die Handelskammer Elberfeld);
Braun, Ministerial⸗Rath, Director der Großherzoglich badischen Landes⸗Gewerbehalle, Karlsruhe;
Brinckmann, J. Profeffor, Hamburg lfür die Handels, die Ge— werbekammer und den Kunstgewerbeverein Hamburg);
Bu sse, Geheimer Ober⸗Regierungs⸗Rath, Director der Reichs⸗ druckerei, Berlin;
Can ste in, Freiherr Dr. von, Oekonomie⸗Rath, Berlin (für das Committee für die Collectip⸗Ausstellung des deutschen Obstbaues, Obst⸗ und Beerenweines);
Delbrück, Dr., Commerzien⸗Rath, Vorsitzender des Vereins deut— scher Portland Cementfabriken, Stettin (für die Collectiv⸗Ausstellung der deutschen Cementfabriken):
Dierig, Christian, Ober Langenbielau i. / Schl.:
Dörff U, P., Commerzlen Rath, Berlin (für die Collectiv⸗Aus⸗ stellung für Optik und Mechanik);
Dupigneau, O., Stadtrath, Magdeburg (für den Kunstgewerbe— verein Magdeburg). ü
Engel, Berg⸗A ssessor, Berlin (für die Collectiv⸗Ausstellung für Bergbau und Hüttenwesen);
itz ner, W., Fabrikbesitzer, Laurahütte; ritsch, Geheimer Ober⸗Postrath, Berlin (als Vertreter des Reichs⸗Postamts):
From m, J., Hoflieferant, Frankfurt a. M. (für die Collectiv— Ausstellung des deutschen Obstbaues, Obst⸗ und Beerenweines);
Gesell, Factor, Meißen (als Vertreter der Königlich sächsischen Porzellan⸗Manufactur);
Götz, Professor, Karlsruhe (für den badischen Kunstgewerbe⸗ verein);
Graff, Professor, Hofrath, Dresden (für den Kunstgewerbeverein in Dresden);
Guillegume, Theodor (in Firma Felten K Guillcaume), Mülheim a. Rh.;
Haas, Fabrik⸗Director, M Mannheim);
Heinecke, Dr., Director, Berlin (als Vertreter der Königlich preußischen Porzellan. Manufactur) ;
Herzberg, Ingenieur, Berlin (für das Committee für die Be— theiligung des Ingenieurwesens);
Hoffacker, Architekt, Berlin (für den Hauptvorstand der deutschen Kunstgenossenschaft);
3
kannheim (für die Handelskammer in
Hofm ann, Ingenieur, Mitglied des ien Berlin 35 die Collectiv⸗Ausstellung der . ranche)) . 35 Pr., Director, Berlin (für die chemische Collectiv-Aus= ellung);
orstm ann, Richard, Kaufmann, Berlin; ulbe, Georg, Hoflieferant, Hamburg; . . un ge, Qbergärtner, Steglitz (für das Committee für die Be= theili u des Gartenbaus);
y st, Dr. von, Geheimer ofrath, Stuttgart;
Königs, C. Handelskammer⸗Präsident, Krefeld (für die Handels⸗ kammer in Krefeld); 2 ; .
Kohlert, Dfrector, Berlin (für die Betheiligung mit landwirth⸗ schaftlichen Maschinen); ö
1 Conservator, München (für den bayerischen Kunstgewerbe⸗ verein);
Kramer, von, Director des bayerischen Gewerbe Museums, Nürnberg (für die , , der bayerischen Industrie);
Kremer, Director, Berlin (Union, Actiengesellschaft für Berg⸗ bau, Cisen und Stah] Industrie, Dortmund; .
Kühnemann, Commerzien-⸗Rath, Berlin (Vereinigung der 1879 er); ;
Kuhlow, J., Director, Halle a. S. (für die Handelskammer in Halle und die Herren Aeltesten der Kaufmannschaft in Magdeburg);
Lange, von, J. Vorstand des bayerischen Kunstgewerbevereins, München (für die Betheiligung des bayerischen Kunstgewerbes);
Langen, Eugen, Gee en Ten, Köln;
Lauter, Ingenienr Essen (für die Firma Fried. Krupp);
Leon, Max (in Firma Bacher & Leon), erlin;
Lessing, Br., Professor, Director der Sammlungen des Kunst⸗ gewerbe⸗Museums, Berlin; . .
Lindemann, Commerzien⸗Rath, Dresden (für den Exportverein für das Königreich Sachsen); . .
Loebner, Hr. jar, Leipzig (für die Colleetiv⸗Ausstellung der sächsischen Textil⸗Industrie); .
Loewenherz, Dr., Director der Physikalisch⸗Technischen Reichs⸗ . Berlin (für die Collectiv⸗ Ausstellung für Sptik und Me⸗
anik);
Lorck, General-Konsul, Leipzig (für die Collectip Ausstellung für das Buchgewerbe);
Lüders, Geheimer Aber ⸗Regierungs⸗Rath und vortragender Rath im Königlich preußischen Ministerium für Handel und Gewerbe, Berlin (für den Kunstgewerbeverein Berlin);
Martius, Dr., Director, Berlin (für die chemische Collectiv⸗ Ausstellung);
Mayer, Regierungs⸗Rath, Stuttgart (für die Königlich württem— bergische Centralstelle für Gewerbe und Handel und für den württem— bergischen Kunstgewerbeverein);
Merbot, Dr., Handelskammer⸗Secretär, Wiesbaden (für die Handelskammer in Wiesbaden); ⸗
Michel, Geheimer Commerzien⸗Rath, Mainz (für die Handels kammer in Mainz);
Miller, Oskar, von, Ingenieur, München;
Mitterdorfer, L. P., Berlin (für den Kunstgewerbeverein Berlin);
o ock, Halberstadt);
Nasse; Geheimer Bergrath und vortragender Rath im Königlich preußischen Ministerium für Handel und Gewerbe, Berlin (für die Collectiv⸗Ausstellung für Bergbau und Hüttenwesen);
fferm ann, Konsul, Leipzig (für die Colleetiv⸗Ausstellung der sächsischen Textil⸗Industrie); 2
Otto, Hof⸗Graveur, Berlin (für die Collectiv⸗Ausstellung der deutschen Graheure); . fe ier: Berlin (für die Collectiv⸗Ausstellung der deutschen Cement⸗
abriken);
Quack, Commerzien⸗Rath, M. Gladbach (für die Handelskammer M. Gladbach); .
Sa lomon, Gotthilf, Berlin (für die Leder⸗Collectiv⸗Aus⸗ stellung); —
Samham mer, Reichstags-Abgeordneter, Sonneberg (für die Collestiv⸗Ausstellung für Sonneberger Spielwaaren);
Schmitz, Dr., Oberpfarrer, Krefeld (für die Paramenten⸗ Collectip⸗Ausstellung); .
Schnars-Alquist, Maler, Berlin (für den Hauptvorstand der deutschen Kunstgenossenschaft); . .
Schreiber, Ober⸗Bergrath, Staßfurt (für das Verkaufssyndikat der deutschen Kaliwerke);
Schricker, Dr., Director des städtischen Kunstgewerbe⸗Museums, Straßburg (für die Betheiligung Elsaß⸗Lothringens); .
Schröder, Wm. (in Firma Wm— Schröder K Co.), Krefeld (für die Collectip⸗Ausstellung der und Seiden⸗ Industrie); ; ,
Schröder, Emil, Direetor, Darmstadt (für die Großherzoglich hessische Centralstelle für die Gewerbe und den Landes Gewerbeverein)
Späth, Oekonomie⸗Rath, Berlin (für die Collectiv⸗Ausstellung des deutschen Obstbaues, Obst⸗ und Beerenweines);
Spatz, Director des Kunstgewerbe⸗Museums, Kaiserslautern (für die Betheiligung aus der bayerischen Pfalz und zugleich als Vertreter der Firma Gebr. Stumm in Neunkirchen);
Sturm, Alb., Rüdesheim für die Wein- Collectiv⸗Ausstellung);
Tetzer, Reinh., Berlin (für die Collectiv⸗Ausstellung der Papierbranche); . ̃
Thiel, Ru d., Lübeck (für die Betheiligung aus dem lübeckischen Staatsgebiete); ; .
Uhde, Constantin, Professor, Braunschweig (für den Kunst— gewerbeverein in Braunschweig);
Vogel, Dr., Professor, Berlin (für die Collectiv⸗Ausstellung für Photographie); .
Vogts, Ferd., Hoflieferant, Berlin;
Webs ky, Dr., Geheimer C ommerzien⸗Rath, Mitglied des Staats⸗ raths, Wüstewaltersdorf; . ; —⸗
Wegeler, Commerzien⸗Rath, Koblenz (für die Wein-Collectip⸗ Austellung); .
Wichert, Geheimer Baurath und vortragender Rath im Mini⸗ sterium der öffentlichen Arbeiten, Berlin (für das Königlich preußische Ministerium der öffentlichen Arbeiten);
Wiebe, Ober⸗Baudirector im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Berlin (für das Königlich preußische Ministerium der öffentlichen Arbeiten);
Witte, Dr., Senator, Reichstags⸗Abgeordneter, Rostock;
Wölbling, Geschäftsführer der deutschen Landwirthschaftsgesell⸗ schaft, Berlin;
Wurmbach, Commerzien-Rath, Bockenheim (für die Handels⸗ kammer in Frankfurt a. M):
. merm ann, Dre, Geheimer Baurgth und vortragender Rath im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Berlin (für das Töniglich preußische Ministerium der öffentlichen Arbeiten).
Director, Westeregeln (für die Handelskammer
Krefelder Sammet⸗
S iste B
ö Konsul, General⸗Seeretär des deutschen Handelstags, Berlin;
Bachem, Dr., Mitglied des Reichs ags, Köln a. Rh.,
Bu eck, General⸗Secretär des Centralverbandes deutscher Indu⸗ strieller, Berlin; Dern burg, Director der deutsch⸗ amerikanischen Treuhand⸗Gesell⸗ schaft, Berlin; ͤ . Eyth, Geheimer Hofrath, Director der deutschen Landwirth⸗ schaftz · Gesellschaft, Berlin;
Goldschmidt, Mitglied des echstage Berlin;
Henneberg, R., Commerzien-Rath, Berlin;
Krause, Rudolf,. Geschäftsführer des Centralvereins der deutschen Lederindustrie, Berlin;
Levy von Halle, Pr., Hamburg;
Lieber, Dr., Mitglied des Reichstags, Kamberg;
ban
,. Dr., Regierungs⸗Rath a. D., ttor d ö gor der Aetiengeselschaft fur Ani
artius, . ector n ; . fabrifgtion, Berlin; . 2.
Neu . Dr., Berlin;
Kae ficke, Cghmrzien. Naß, Mitglicz des Reichstags, Berlin.
Schrader, Mitglied des Reichstags, Berlin; J
Schul ze, Friedrich, Redacteur des „Centralblatts für die Textilindustrie“, Berlin; .
Selberg, Emil, Berlin; ;
Springer, Friß (in Firma Julius Springer), Berlin;
Weigert, *, Fabrikbesitzer und Stadtrath, erlin;
Wenzel, S., Director der Berufsgenossenschaft der chemischen Industrie, Berlin; .
Witt, Dr., Professor der technischen Chemie an der Technischen Dochschule, Westend⸗Charlottenburg.
Der General-Feldmarschall Graf von Blumenthal, General⸗Inspecteur der 4. Armee⸗Inspection, Chef des Reitenden k und des Magdeburgischen Füsilier⸗Regimentg
r. 366, ist vom Urlaub hierher zurückgekehrt
Bayern.
München, 20. Mai. Die Kammer der Reichs räthe en migte heute die gesammte Vorlage über die Auf⸗ esserung der Gehäkter der Staatsbeamten ebenso die Ueberweisung von 8 Millonen zur Entlastung gn. Districte und Städte, nachdem der Finanz⸗ Minister und der Minister des Innern beide Vorlagen gerechtfertigt hatten. Im Laufe der Debatte hatten vie Reichs RNäthe Graf Lerchenfeld, Auer Und Buhl erklärt, sie würden einer organischen Steuerreform mit einer Ent⸗ lastung der weniger Bemittelten, die der Finanz⸗Minister als egenwärtig unangänglich erklärt habe, den Vorzug gegeben . — Die Kammer der Abgeord neten genehmigte den Militär-Etat. Auf zahlreiche Anregungen, die er einzeln beantwortete, erklärte der Kriegs⸗Minister, er halte in Betreff der zu erwartenden Reichs⸗Militär⸗ Strafprozeßordnung seine früheren im Landtag ab— gegebenen Erklärungen aufrecht. Zur Verhütung von Mißhandlungen der Soldaten sei Y das Möglichste ge— schehen. Was den Gebrauch von Schußwaffen seitens der Wachtposten angehe, so ließen die gegenwärtig hierüber be⸗ stehenden Vorschriften kaum eine Gefährdung befürchten. Hin— sichtlich der Controlversammlungen, des Cantinenwesens, der Militärregie und der Truppenverpflegung würden, soweit thunlich, alle Wünsche berücksichtigt werden. Die Gleichstellung der Kriegsinvaliden aus dem Zahle 1866 mit denjenigen aus den . 1870 und 1871 sei ihm sympathisch und werde in finanzieller Hinsicht erwogen werden. Das freiwillige Sanitäts⸗ wesen werde gefördert werden.
Baden.
Karls ruhe, 20. Mai. Die Erste Kammer erledigte gestern den Bericht der Budgeteommission über die summarische Nachweisung über den Fortgang des Eisenbahnbaues in den Jahren 1850 und 1897 und das Budget der Eisenbahnver⸗ waltung für 1892/93 nach den Anträgen der Commission.
Oefterreich⸗ Ungarn.
Heute beginnt im österreichischen Abgeordnet enhause die erste Berathung über die Valutavörlagen. Zu der Debatte sind bereits zahlreiche Redner angemeldet, die als Vertreter der einzelnen großen Clubs sprechen werden. Die Aussichten der Vorlagen werden nach den bisherigen Verhand—⸗ lungen in den Clubs, wo der Finanz⸗Minister eingehende Erläuterungen und Aufklärungen gegeben hat, als nicht un⸗ günstig angesehen. Ueber seine . in der vorgestri⸗ gen Sitzung des conservativen Clubs, die bereits gestern urz erwähnt worden sind, liegen heute folgende nähere Mit⸗ theilungen vor:
Unter Anerkennung der großen Fortschritte der österreichisch⸗ ungarischen Währungsverhäͤltmnisse bezeichnete der Minister die noch ungelöste Silberfrage in den Vereinigten Staaten von Nord⸗Amerika, die schwankenden Agioverhältnisse, insbesondere bei Hinzutritt inter⸗ nationaler Währungsverwickelung fowie die Ungleichmäßigkeit und Isolirtheit der 3 , fich rich. Währung als Gefahren, welche beseitigt werden müßten. Wsterrfih Ungarn könne sich nicht dauernd auf den Standpunkt einer glücklichen Noten- Infel stellen. Namentlich seien es politische Momente, welche die österreichisch ungarischen Währungẽ⸗ verhältnisse oft weit über ihre Tragweite beeinflußten; dies lasse sich bei Herstellung einer metallischen Währungsgrundlage vermeiden. Der Minister erklärte auch nochmals, für eine weitere Ausgabe un⸗ bedeckter Noten oder die Freigebung der Silberprägung könne niemand die Verantwortung übernehmen. Die Rolle des Goldes als reellen Umsatzmittels werde allerdings überschätzt, wie die Erfahrung aller Stagten mit Gold⸗ und Doppelwährung zeige. Die An⸗ häufung eines Kriegsschatzes in Gold würde Feine wirthschaftlich anz irrationelle Maßregel, sein. Der beste Kriegsschatz sei, deim Beginn eines Krieges keine unbedeckten Noten zu besitzen, daher sei die Beibehaltung des Papiergeldwesens e der friedlichen Ver⸗ hältnisse gefährlich und unmöglich. Auf die inzelfragen eingehend, betonte der Minister nochmals die absolute Nothwendigkeit der Fest haltung eines deficitlosen Budgets und die Unzulässigkeit der Ver⸗ guickung der Steuerreform mit der Valutareform. Die Gefahr der Bildung eines Goldringes sei bei dem eingeschlagenen System der SFr hen eg ausgeschlossen. Die vorhandenen Kassenbestände müßten für die regelmäßige Gebarung reservirt bleiben.
In der freien agrarischen Vereinigung erklärte der Minister, daß die etwa nöthig werdende Bedeckung eines Mehraufwandes nicht durch Aenderungen auf dem Gebiete der directen Steuern, sondern durch solche im Bereiche der indirecten Abgaben, ohne Schädigung der all— gemeinen Interessen erfolgen werde. Nur ganz besondere Sreignisse, wie ein Kriegsfall, für den glücklicher weise kein Anlaß vorhanden sei, könnten eine Störung hervor⸗ rufen; solche Erwägungen ließen aber eine Reform um so nothwendiger erscheinen. — Der Polene lub hat beschlossen, für die Verweisung der Valutavorlagen an eine Commission zu stimmen; der Obmann wird die Erklärung abgeben, daß die Machtstellung des Reichs, mit welcher die nationale Existenz der Polen eng verknüpft sei, nach Ansicht des Clubs die Valutaregelung .
Gestern hat in Budapest unter zahlreicher Betheiligung der Bevölkerung die feierliche Beisetzung des Generals lap kg von der innenstädtischen Pfarrkirche aus stattgefunden. Hinter dem Sarge folgten die Familie Klapka's, der Minister⸗
8 9 „der Praͤsident des Abgeordneten
uses, überaus zahlreiche Eordnete, die Veteranen und
Studenten in corpore und die Spitzen der Munici n,.
Der Zug ging an dem PetöfiMonument vorüber über die
Quagis und die Boulevards nach dem Friedhof, auf welchem zwei Waffengefährten Klapka's Reden hielten. .
Großbritannien und Irland.
Der Prinz und die Prinzessin von Wales werden sich, wie die ‚A. C.“ schreibt, auf. den dringenden Wunsch des Königs und der Königin von Dänemark in Begleitung des
rinzen Geerge und der Prinzessinnen Victoria, und Maud nach Kopenhagen begeben, um der goldenen Hochzeit des Königspaareg am 25 d. M. beizuwohnen. Jedoch werden sich die Herrschaften ihrer tiefen Trauer wegen aller Betheili⸗ gung an den dabei stattfindenden e,. enthalten.
Die Verleihung des Großkreuzes des Bath⸗-Ordens, . an den Prinzen Heinrich von Hessen und der Civilklasse desselben Ordens an den Prinzen Adolf zu Schaumburg-Lippe ist gestern amtlich veröffentlicht worden. . ö Im Unterhause begann am 19 8. M. die erste Lesung der von dem Ersten Lord des Schatzes Balfour eingebrachten irischen Logalverwaltungsbill. Der Ire Sexton empfahl die Ablehnung der Bill, welche seiner Ansicht nach nur deshalb eingebracht worden sei, um bei den nächsten Wahlen damit prunken zu können, daß man sein Wort ge⸗ halten habe, die Reform der irischen Verwaltung in , zu nehmen. Soweit. die Bill nicht offen auf Unterdrückung abziele, sei sie auf Täuschung berechnet, um Klassen- und Partei⸗ vorrechte zu verewigen. Der Generalanwalt für Irland ergriff hieraufdas Wort zur Vertheidigung der Maßregel, die er fünebenso liberal wie die betreffende englische und chottische Bill er— klärte. Die Competenz der neu zu schaffenden Grafschaftz⸗ räthe sei ausgiebig genug. Die besonderen irischen Verhält⸗ nisse brächten es allerdings mit sich, daß Maßnahmen getroffen werden müßten zur Wahrung des Gesetzes und zur Sicherung des Eigenthums. Die Gefahr sei groß in Irland, wie selbst einige i der Liberalen zugeständen, daß die Localbehörden ihre, Macht gegen Personen, welche abweichender politischer Ansichten wären, mißbrauchten und die Minorität tyrannisirten. Die Bill sei keine Alternative der Home Rule. Die wahre Alternative bestände in der Gesammspolitik der unionistischen
artei, von welcher die in Rede stehende Bill den kleinsten
heil bilde. Die Bill sei in liberal und edel denkendem Geiste abgefaßt und gebe auch der Minorität ihr Recht. Nachdem eine Anzahl Abgeordneter für und gegen die Bill gesprochen hatte, griff Gladstone in die Debatte ein, welcher erklärte, das Gesetz sei auf Täuschung der Wähler berechnet; die Regierung wolle gar nicht, daß es genehmigt werde. Auf Antrag Macartney's wurde ic ic die Berathung vertagt.
Wie dem „H. T. B. aus London gemeldet wird, wäre in einem geftern abgehaltenen Cabinetsrath beschlossen worden, falls nicht unvorhergesehene Ereignisse eine Aenderung nöthig machen, das Parlament am 26 Juni au fzulösen.
Die durchschnittliche Stärke der britischen regulären Armee war im Jahre 1891:
Leibgarde Cavallerie 1298 Mann, Linien-Cavallerie 17 80, rei⸗ tende Artillerie 3795 Mann, Feld⸗Artillerie 14 332, Berg⸗Artillerie 277, Festungs⸗Artillerie 16 293, Ingenieure 30], Garde zu Fuß 3573 Mann, Linien⸗Infanterie 131 574 Mann. Colonigl⸗Corps 25934, Train 3435, Arsenal Corps 790, Büchsenschmiede 309, Feuerwerker 86, Medizinal⸗ Corps 24123, Gesammtzahl 20) 599. Die Armee⸗Reserve zählt 68 933 Mann, die Miliz und Miliz⸗Reserve 112201, die Veo manry 10710, die Freiwilligen 22 646; Summe 413 S900, Summe der Summen 623 589 Mann.
Frankreich.
In Bezug auf die gestern mitgetheilte Absicht einiger Deputirten, Differentialzölle auf spanische Producte zu beantragen, wird heute vom, W. T. B' gemeldet, in parla⸗ mentarischen Kreisen verlaute, daß die Regierung jeden der⸗ artigen Antrag bekämpfen werde. Wie übrigens der NNat.⸗ tg.“ geschrieben wird, hat der General ⸗ Referent der Budgetcommission Burdeau den Finanz ⸗Minister darauf aufmerksam gemacht, daß die Zolleinnahmen in letzter Zeit sseit Einführung der neuen Tarife) eine bedenkliche Abnahme aufwiesen, daß es deshalb angezeigt sei, darauf rechtzeitig Bedacht zu nehmen. Der Minister Rouvier erwiderte, daß er sich bereits mit der von Burdeau gekennzeichneten Sachlage beschäftigt habe und sie im Auge be⸗ halten werde.
Ueber den Inhalt des neuen Preßgesetzentwurfs, der, wie . gemeldet, der Deputirtenkammer vorgelegt werden soll, bringt der „Temps“ heute nähere Mittheilungen. Nach Art. 24 des bisherigen Gesetzes vom Z). Juli 1881 werden mit Gefängniß von drei Monaten bis zu zwei Jahren und 109 bis 3000 Fres. Geldbuße bestraft: alle diejenigen, welche durch Reden, Rufe oder Drohungen an öffentlichen Orten und in Versammlungen, durch Schrift, Druck, Placate direct zur Verübung von Mord, Raub, Brandstiftung oder anderer gegen die Sicherheit des Staats nach Art. 75 bis 191 des Straf⸗ gesetzbuchs gerichteter Verbrechen auffordern. Nach dem Entwurf treten zu den hier aufgeführten Verbrechen noch hinzu: Dieb— stahl und Dynamitexplosionen. Die Aufforderung, Soldaten von ihrer Pflicht abwendig zu machen, soll, statt wie bisher, mit Ge⸗ faͤngniß von ein bis Ffechs Monaten, fortan mit Gefängniß von drei Monaten bis zu zwei Jahren und 100 bis 3000 Fr. Geld⸗ buße bestraft werden. Ferner soll, wie bereits gestern gemeldet, eine Präventip⸗Beschlagnahme von Schriften und Placaten und eine Präventip-Verhaftung der obiger Verbrechen An⸗ ö zulässig sein.
Die Vorlage ist in Paris ziemlich kühl aufgenommen worden. Wie der „Köln. Itg.“ geschrieben wird, würden die Radicalen die Vorlage bekämpfen, weil sie unter keinen Umständen in irgend welche Verminderung der Freiheit der Presse willigen wollten; die Monarchisten erklärten, daß man ein solches Gesetz nur einer Regierung bewilligen könne, zu der man unbe— dingtes Vertrauen habe, da es leicht gemißbraucht werden könne; vielen endlich erscheine die Vorlage als wenig geeignet, die Anarchisten von der ö von Verbrechen ö oder sie der Größe der Ver rechen angemessen zu bestrafen. Einige Deputirte beabsichtigten, im Laufe der Verhandlungen Verschärfungen zu beantragen.
Nach einer Meldung des „H. T. B. haben sechs Anarchisten einen Aufruf zu einer Conferenz in . rison anläßlich des Prozesses gegen Ravachol er—
en.
„Wie die heutigen Morgenblätter melden, sind in den Steinbrüchen von . (Departement Seine et Oise) hundert Dyna mitpatro nen gestoh len worden. Ver⸗
ti cheinen mehrere italienische Arbeiter, die 23 1 1 verschwunden sind. Sie sollen gedroht haben, das der Herzogin von Carafa gehörige Schloß Epinay sur Srge in die Luft zu sprengen. —
Der König von Schweden ist gestern Abend in Toul ouse eingetroffen.
Rußland und Polen.
Das Befinden des in Jalta in der Krim weilenden nch n sers Wyschnegradsky ist nach einer in
. Petersburg eingetroffenen Depesche ein gutes. Der Mi⸗ nister werde jedoch nicht, wie die Nowoje Wremja“ meldete, sondern erst Ende dieses Monats ins Ausland
bereits jetzt, abreisen. .
Das, wie gestern mitgetheilt, nunmehr ven dem Minister⸗ Comité genehmigte Ueberein kommen zwischen der russischen Regierung und dem Baron Hirsch wegen einer Massen⸗ übersiedelung russischer Juden nach Amerika bestimmt nach dem . Corr.“ im wesentlichen Folgendes:
Die jüdischen Auswanderer werden in zwei Gattungen: eine be⸗ mitteltere und eine mittellofe, getheilt, und s wird in Uebereinstimmung mit den amerikanischen Hafenvorschriften, die das Landen mittelloser Auswanderer nicht gestatken, verfahren werden. Auf Verlangen der russischen Regierung, welche die Kosten der Rückschaffung mittelloser Juden vermeiden will, wird das Auswanderungs Comité jedem Hilfs⸗ bedürftigen darlehnsweise 500 Rubel einhändigen und überdies in der russischen Reichsbank eine entsprechende Bürgschaftssumme zur Deckung unvorhergefehener, aus dem Auswanderungs⸗Unternehmen dem russischen Reiche etwa erwachsender Kosten erlegen. Rußland ge⸗ nehmigte, daß von der Auswanderung vorläufig altersschwache, ge⸗ brechliche, krüppelhafte, mit chronischen Leiden behaftete, mit mehr als sechs Kindern Cennet, strafgerichtlich abgeurtheilte und keinem anständigen Berufe nel e , Personen aus⸗ geschloffen bleiben sollen. Bezüglich der Kinder und Frauen
elten Ausnahmebestimmungen. Bis zur Einschiffung jeder öchstens aus 100 Auswanderern bestehenden Abtheilung in russischen Hafenplätzen hat ein Vertrauensmann des Barons Hirsch die Expedition zu überwachen und die Verantwortung dafür zu übernehmen, daß nicht ein Auswanderer auf einer Zwischenstation flüchtet und in Rußland zurückbleibt. Die Sicherheitsbehörden werden Überall von der Durch⸗ reise einer jeden Abtheilung von vornherein verständigt.
Italien.
Das neue Cabinet hat am 17. d. M. unter dem Vor⸗ sitz des Minister⸗Präsidenten Giolitti feine erste Sitzung ge⸗ halten, in welcher der Arbeitsplan für die parlamentarischen Sitzungen, die bekanntlich Mittwoch, den 25. d. M., wieder beginnen, festgestellt wurde. Der „Pol. Corr,“ zufolge hat der Ministerrath beschlossen, zunächst außer dem Skaatshaus⸗ halt nur die dringendsten ö. den Handels- vertrag mit der Schweiz, die . für Rom, die Con⸗ ventien mit Neapel und die Verlängerung ber Schiffahrtscontracte berathen zu lassen. Der Kammer⸗Präsident Biancheri hat sich auf dringendes Ersuchen des Fabinets jetzt entschlossen, von dem beabsichtigten Rücktritt abzustehen, und damit dem Ministerium die Verlegenheit erspart, welche ihm aus einem Kampfe der Fractionen um den Prä sidentenstuhl erwachsen wäre. Dagegen ist seitenz der Radicalen gleich nach Beginn der Be— rathungen in der Kammer ein Angriff auf das Cabinet zu erwarten. Der Deputirte Im briani hat bereits schriftlich eine Interpellation an den Minister-Präsidenten wegen der letzten Cabinetskrise angemeldet und Herr Gidblitti sich zur Beant⸗ wortung bereit erklärt.
Ueber die Besetzung der Unter⸗Staatssecretärposten in den einzelnen Ministerien verlautet jetzt nach der ‚Tribuna“: Es würden ernannt werden: für das Innere Rasano, für das Aeußere Capelli, für den Ackerbau Sangiuliano, für die Finanzen Lanzaro, für das Schatz Ministerium Faginoli und für die öffentlichen Arbeiten Sani. Von Gallo und Luigi Ferrari, welchen das Unter⸗-Staatssecretariat für Justiz bezw. Unterricht angeboten wurde, seien noch keine Antworten ein⸗ gegangen.
Belgien.
che Senat hat nunmehr am 19. d. M. eben— falls die ergthung der Verfassungs-Revifions⸗ Vorlage beendigt. Das Ergebniß läßt sich nach dem „Hamb. Corr.“ dahin zusammenfassen? Sämmtliche Senatoren erklärten sich gegen das allgemeine Stimmrecht; nur der liberale Baron Selys wollte es zulassen, wenn die Ungebildeten ausgeschlossen würden und im Alter und Domicil Be— schränkungen einträten. Die große Mehrheit sprach sich für das Hausstands⸗Wahlrecht aus. Mit Einstimmigkeit wiesen jedoch alle Redner das Königliche Referendum ab, Baron Coninck erklärte es infolgedessen für wenig angebracht, noch den neuen Kammern das Referendum zu unterbreiten, und der Senator Herzog von Ursel machte den Vorschlag, dem Könige zu . ihm nicht zusagende Gesetze den Kammern zur nochmaligen Berathung zurückgeben zu dürfen. Auch die Umgestaltung des Senats hatte wenig Erfolg aufzuweisen; die Senatoren . unbedingte Aufrechthaltung eines hohen Wahlcensus; höchstens sollte der big Census — 2109 Fr. — auf 1500 Fr. ermäßigt werden. ie wichtigste Rede hielt der Minister-⸗Präsident Beernaert, welcher erklärte, daß die Regierung unbekümmert um alle Drohungen von außen das allgemeine Stimmrecht nicht zulasse. Er ermahnte die Mehrheit zu festem Widerstande gegen das Demagogenthum. Der Minister⸗Präsident trat mit Entschiedenheit für die obliga⸗ torische Stimmabgabe, für die Einführung der Vertretung der Minderheiten und für das Hausstands⸗Wahlrecht, welches allen Familienvätern das Stimmrecht sichere, in die Schranken. Ueber das Referendum würden die neuen Kammern entscheiden, wenngleich der Minister anerkannte, daß die öffentliche Meinung dieser Reform abgeneigt seci,.
Gestern ist nun wieder die Repräsentanten kammer in die Berathung der Revisionsvorlage eingetreten; sie hat jetzt den Artikel 48, betreffend die proportionelle Vertretung der Minderheiten, welcher am 10. Mai von der Kammer ab— gelehnt, vom Senat jedoch später angenommen worden war und deshalb an die Kammer zurückgelangte, mit 75 gegen 22. Stimmen, bei 12 Stimmenthaltungen, angenommen. Der Minister-⸗Präsident Beernaert hatte vor der Abstimmung die Vertrauensfrage gestellt.
Griechenland.
Das Ergebniß der Wahlen findet in den Wiener Blättern eine Besprechung, in der sie ihrer Genugthuung über die Niederlage der Partei Delyannis' Ausdruck geben. So gt das Wiener „Fremdenblatt“, die Niederlage bedeute für die Monarchie einen . welcher die Festigkeit, die Kraft, und das Selbstvertrauen Griechenlands erh! Gleich⸗ wie in Italien dringe in Griechenland der Gedanke durch, daß die Monarchie die stärkste bindende Kraft besitze. Das
Der belßj
emdenblatt“ schließt mit dem Ausdruck der Zu i. 3 — der a, . Staatsmann des 8st a Politik der europäischen Situation und dem allgemeinen Ruhe⸗
bedürfniß anzubequemen wissen werde.
In Athen eingegan ene Meldungen aus Patras besagen dem „W. T. B. . Es herrsche dort eine gewiffe Aufregung wegen angeblicher Ha n . der Wahl⸗ resulta te, infolge deren der frühere Minister erokostopulos gegen den trikupistischen Candidaten Ru fos als gewahlt proclamirt sei. — Wie man der „Mgdb. Ztg.“ aus Athen berichtet, versuchten mehrere Tausend Delyannisten, am Donnerstag antidynastische Kundgebungen zu ver— anstalten. Die 65 zersprengte jedoch die . und verhaftete neun Rädelsführer.
Bulgarien.
Die „Agence Balcanique“ erklärt die insbesondere in serbischen Blattern verbreiteten Meldungen von Unxuhen in Bulgarien für vollständig er funden. In ganz Bulgarien herrsche vollkommene Ruhe und Ordnung.
Dänemark. Kopenhagen, 20. Mai. Die zur Theilnahme an der eier der goldenen Hochzeit des Königs und der önigin von Dänemark erwarteten Fürstlichkeiten treffen in den nächsten Tagen hier ein. Wie „, . pernimmt, werden der Kaiser und die Kaiserin von Ruß— land, begleitet von dem Großfürsten⸗Thronfolger, dem Großfürsten Michael und den Großfürstinnen Xenia und, Olga, wahrscheinlich am Montag ankommen. Der König und die Königin von Griechenland befinden sich mit allen Prinzen und Prinzessinnen auf der Reife über Korinth und Venedig nach Lübeck, wo fie mittels Sonderzuges morgen eintreffen und vom ö der erst morgen von hier nach Lübeck geht, abgeholt werden sollen. Am Montag Vor— mittag wird der Großherzog von Luxemburg mit dem Erbgroß— herzog erwartet, am Dienstag Vormittag der Prinz und die Prin— zessin von Wales, am Dienstag Abend ies Tinti h im Auf⸗ trage des Kaisers von Oesterreich und Prinz Albert zu Schleswig⸗ oll en Sznberhurg c sebun im Auftrage des Deutschen saisers. Zu der anläßlich der goldenen Hochzeit angesetzten Cour haben sich viele, den verschiedenen Parteien angehörige Mitglieder beider Kammern eingezeichnet.
. Amerika.
Die Regierung der ßereinigten Staaten hat jetzt alle ihre Vertreter für die schiedsgerichtliche Entschei— dung der Beringsmeer⸗ Streitigkeiten ernannt. Die amerikanischen Schiedsrichter sind? Richter Harlan vom Obersten Bundes ⸗ Gerichtshof und Senator Morgan von Alabama. John Foster ist zum Procu— rator der Falls ernannt worden und wird' die Union vor dem Schiedsgerichtshof vertreten, nachdem er die Frage in einer Denkschrift vom amerikanischen Standpunkt beleuchtet hat. Anwälte Amerikas sind der frühere Gesandte in London 9. helps, der New⸗Horker Advokat Carter und der Richter
odge.
Die Senatsausschüsse für das Einwanderungs⸗ wesen bereiten laut Kabeltelegramm aus Washington einen Gesetzentwurf vor, durch welchen Ausländer, deren Ein⸗ wanderung in die Vereinigten Staaten durch Gesetz verboten ist, verhindert werden sollen, sich dorthin einzuschiffen. Jeden⸗ falls soll ihre Landung in den Vereinigten Staaten durch das geplante Gesetz unmöglich gemacht werden.
Afsien.
Die „Times“ erhält über Singapore aus C hina folgende telegraphische Meldung:
Aus Tientsin eingegangene Depeschen berichten, der französische Gesandte Lemaire sei nach Pekin g zurückgekehrt. Sein Besuch in Tientsin bei dem General. Gouverneur Li-⸗Hung⸗-Tschang hatte, wie es heißt, keinen Erfolg, da Li⸗Hung⸗-Tschang die durch den Ge— sandten aufgestellten Forderungen, welche com merziel ke Fragen und die Missionäre betrafen, bekämpfte. Die französischen industriellen Agenten in Tientsin protestiren gegen die Intervention des Gesandten und erklären, daß die officielle Einmischung den In⸗ teressen des Handels schädlich sei. Die Erklärungen des Gesandten über die Abberufung des Konsuls Bejaure haben bei Li⸗Hung⸗Tschang einen ungünstigen Eindruck hervorgebracht.
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Parlamentarische Nachrichten.
Die Commission des Hauses der Abgeordneten zur Berathung des Gesetzentwurfs Über das Dienstein kommen der Lehrer an den nichtstagtlichen höheren Schulen berieth heute den Antrag des Abg. Nadbyl, dem Gesetze hinter § Sa (dem
letzten der Vorlage) folgenden neuen 5 8p anzufügen; „Beschließt die
Gemeinde, vor dem 1. April 1893 eine bestehende höhere Lehranstalt aufzuheben oder in eine höhere Lehranstalt mit minderen Berechti⸗ gungen umzuwandeln, so findet das gegenwärtige Gesetz auf diese An⸗ ire. nicht Anwendung, im letzteren Falle nicht, bis die Umwand⸗ lung durchgeführt ist. Für die Aufhebung und Umwandlung wird eine Frist bis zum 1. Januar 1899 gewährt. Leiter und Lehrer der Anstalt sind verpflichtet, auch an der veränderten höheren Schule unter Aufrechterhaltung ihrer bisherigen Besoldungsansprüche zu wirken. Es steht ihnen jedoch das Recht zu, sofort vor der Umwandlung aus dem Dienst der Gemeinde auszuscheiden·. Der Cultus⸗Minifter Dr. Bosse erklärte, eine . sei dem im Antrag zum Ausdruck gebrachten Gedanken? ni ht abzusprechen, da es vorgekommen sei. daß Lehrer bei der Umwandlung einer Schule erklärt hätten, sie seien nicht mehr verpflichtet, zu unterrichten, da sie für eine solche Schule . engagirt worden seien, und doch hätten sie ihren Gehaltsanspru aufrecht erhalten. Trotzdem müsse er bitten, den Antra abzulehnen, da er dem Gedanken des ganzen ,,, u der ge Wenn eine Gemeinde eine höhere Schule aufheben oder umwandeln wolle, so bedürfe sie dazu der Ge⸗ nehmigung der Unterrichtsverwaltung. Diese würde niemals versagt werden, wenn ein Bedürfniß zum Fortbestehen der Anstalt nicht vor⸗ handen sei. Werde der Ankrag, so wie er gestellt sei, angenommen, so sei damit den Gemeinden ein Antrieb zur Auflösung oder Um⸗ wandlung ihrer Schulen aus rein finanziellen Gründen gegeben, dadurch könne die Beurtheilung des Schulbedürfnisses verschoben werden und viel Verwirrung entstehen. Abg. Nadbyl (Gentr.) vertrat seinen Antrag, der den Gemeinden, die eine solche Belastung zu tragen nicht in der Lage seien, einen Schutz gewähren solle. Geheimer Ober⸗Finanz⸗Rath Germar trat den Ausführungen des Cultus Ministers bei und berief sich darauf, daß im Etat Mittel bereitgestellt seien, leistun Sschwache Gemeinden in ausgiebiger Weise zur Durchführung kuf, Gesetzes zu unterstützen. Thatsãchliche Bedenken könne er h nicht anerkennen. Wo die Verhältnisse im allgemeinen dazu angethan wären, werde die Staatsregierung zur Ver⸗ , . schreiten, wie sie es bisher gethan habe. Der Abg.
dbyl zog hierauf seinen Antrag zurück, vorbehaltlich der Wicher⸗ einbringung in anderer Form in der zweiten Lesung des Plenums. —