1892 / 140 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 16 Jun 1892 18:00:01 GMT) scan diff

r at ee , ee . 2 , ,,

Unterstũtzungen für Herstellung von Tertiärbabnen aus dem Gesichts⸗ Punkte der Aufbesserung zurückgebliebener Landestheile zu machen. Ich habe das Gegentheil gesagt; aber das faßt man nicht in eine generelle Resolution, welche den Gesichts⸗ punkt vertritt, als wenn das nun eine allgemeine Aufgabe, die der Staat sich stellte, wãre ebenso wenig, wie Sie eine generelle Resolution annehmen würden, daß der Staat Unterstũtzungen geben soll, wenn gewisse Landestheile durch Hochfluthen schwer ge⸗ schädigt sind und sich nicht selbst helfen können; man thut es im einzelnen Fall nach Belegenheit der besonderen Umstände, die ein Ein⸗ schreiten des Staats erheischen.

Der wesentliche Gesichtspunkt, der dieser Vorlage zu Grunde liegt, ist doch der, daß man den nãchstbetheiligten Kräften, soweit sie reichen, freie Bewegung geben will bezüglich der Herstellung von solchen Kleinbahnen. In dem Augenblick, wo Sie aber eine Re⸗ solution, wie sie hier vorliegt, annehmen, schlagen Sie schon einen Weg ein, der dahin führt, daß der Staat sich regelmäßig bei der Berstellung von solchen Tertiärbahnen zu betheiligen hat, und wenn Sie diesen Weg einschlagen, dann provociren Sie von vornherein die thatsächliche Beseitigung aller der Erleichterungen dieses Gesetzes. Denn wenn der Staat Geld hergiebt, so muß er sein Aufsichtsrecht in ganz anderer Weise geltend machen; dann muß er ganz andere Anforderungen an die Art der Herftellung und die Art des Betriebes stellen; da kommen wir aber auf einen Weg, der den eigentlichen Zielen und Grundgedanken dieses Gesetzes zuwider ist. In der Sache selbst, glaube ich, sind wir einig; ich möchte nur nicht, daß durch solche Resolutionen Ansprüche an den Staat hervorgerufen werden, wo dazu garkeine besondere Veran⸗

lassung vorliegt.

Abg. Rickert (dfr.): Es werde das Richtigste sein, wenn man mit Rücksicht auf die Erklärung des Finanz ⸗Minissters die Resolution = erledigt erkläre. Die Leute draußen im Lande würden mit der

nnahme der Resolution nicht beruhigt, wohl aber würden die Er— Hlärungen des Ministers diese Wirkung thun. Man solle mit Resolutionen doch endlich etwas sparsamer werden. Die Hauptsache bleibe doch die Bethätigung der nächstbetheiligten Interessenten selbst; die freie Entwickelung der Kräfte folle nicht mehr wie bisher behindert werden, namentlich nicht in den öftlichen Landestheilen, die auch von der Natur nur stiefmütterlich ausgestattet seien. Sehr wünschenswerth würde es sein, wenn man pon dem Abschluß des Stats für 1891 92 schon jetzt etwas vom Regierungestische zu erfahren bekäme; die bezüglichen Mittheilungen würden zweifellos kaltes Wasser über die Resolution ausgießen.

Finanz⸗Minister Dr. Miquel:

Meine Herren! Ich kann die Frage des Herrn Abg. Rickert über den Finalabschluß der ganzen Finanzverwaltung noch nicht beant⸗ worten. Ich habe ja darüber allerdings, wie er vermuthet, schon eine Idee (Heiterkeit), aber ich halte es doch nicht für richtig, solche nicht sicheren Zahlen anzugeben. Der Finalabschluß der Eisenbahnverwal⸗ tung ist wohl schon nahezu sicher zu übersehen, er wird mit einem Betrage von reichlich 58 Millionen rund unter dem Etat bleiben. (Hört! hört! Bewegung.)

Abg. Jerusalem (Centr.) hält die Resolution für überflüssig.

Abg. Hr. Lie ber (Centr.): Er sei der Meinung, daß der Segen der staatlichen Betheiligung am Bahnbau für alle Landeztheile vor⸗ behalten werden müsse, wenn er auch geneigt sei, die wirthschaftlich nothleidenden Theile zu bevorzugen. Doch müßfe er sich in Consequenz frũherer Erklärungen seinerseits gegen den Gedanken der Betheiligung des Staats an Kleinbahnen überhaupt auf das Ent— schiedenste aussprechen. Wenn das Kleinbahngesetz dem Lande Segen bringen solle, müsse für die Regel die staatliche Betheiligung aus⸗ geschlofsen bleiben und für den Bau von Großbahnen vorbehalten werden. Die soeben abgegebene Erklärung des Finanz⸗Ministers überhebe ihn jeder Nothwendigkeit, noch näher auf die Sache einzu⸗ gehen; er hitte, die Resolution abzulehnen.

In der, Abstimmung werden die Anträge Gerlich und Bunzen, sowie die Resolution der Commission selbst abgekehnt.

Die eingegangenen Petitionen werden durch die gefaßten Beschlüsse für erledigt erklärt.

Ss folgt die Berathung des Antrags der Abgg. Kelch und Genossen: die Regierun zu ersuchen, dem Landtage in der nächsten Session einen esetzentwurf, betreffend die Er— richtung eines Amtsgerichts auf Helgoland, vor— .

bg. Dr; Ke lch ffreicons.) begründet seinen Antrag damit, daß die wirthschaftlichen Verhaͤltnisse der Insel sich trotz der geringen Einwohner⸗ zahl von 2100 Köpfen seit der Einverleibung in Preußen befonders durch die Zunahme der Badegäste erheblich gehoben hätten. Wenn die Helgoländer sähen, wie neun Millionen sür die Befestigung der Insel ausgegeben würden, so fönnten sie nicht verstehen, wie man mit der geringen Ausgabe für ein Amtsgericht zaudern könne. Unter englischer Regierung sei Verwaltung und Rechtsprechung in einer Hand gewesen, und dieser Zustand habe sich vortrefflich bewährt. Der Goudberneur sei der Berather der Einwohner in allen Rechtsfragen gewesen; wenn man diese Thätigkeit dem neuen Amtsrichter auf Helgoland zuweise, werde er vollauf Be⸗ schäftigung haben. Die Schwierigkeiten hätten sich für die Insel⸗ bewohner namentlich seit Einführung der vielen Reichs⸗ und Landes⸗ gesetze gehãuft.

Geheimer Justiz⸗Rath Planck: Die Frage, ob in Helgo⸗ land ein Amtsgericht errichtet werden solle, sei im vorigen Jahre reiflich in Erwägung gezogen worden. Man habe die Nacht heile, die aus der weiten räumlichen Entfernung des Amtsgerichts resultirten, nicht außer Betracht gelassen. Früher seien in Helgoland Verwaltung und Rechtsprechung in einer Hand gewesen, aber bes der Einverleibung Helgolands in Deutschland sei der Grundsatz der Trennung von Ver— waltung und Rechtsprechung auch dort eingeführt worden. Wie sich die Regierung zu dem Antrage, wenn er angenommen werden sollte, stellen werde, könne er selbstverständlich jetzt nicht sagen, gebe aber zu erwägen, daß zur Durchführung dieser Forderung eine Abände— rung des Gerichts vverfassungsgesetzes nöthig sein würde. Ferner würden die Kosten doch nicht fo unerheblich sein; es würden doch immerhin mindeftens vier Beamte nöthig fein: der Richter, der Gerichtsschreiber, der Gexichtsdiener und der Gerichtsvollzieher, oder, wenn inan dis letzten beiden Aemter vereinigen wolle, mindestens drei Beamte; für diese müßten auch die Wohnräume beschafft werden. Nun wolle ja der Abg. Kelch seinen Antrag dahin ändern, daß die Regierung nur aufgefordert werden möge, die Angelegenheit in Erwägung zu ziehen, aber auch das erscheine kaum nöthig. Den Anforderungen, die die

goländer in Strafrechtssachen stellen könnten, sei dadurch ausgiebig

enüge geschehen, daß für sie ein befonderes Schöffengericht einge⸗ richtet sei, zu dem nur Helgoländer als Schöffen berufen würden, und den Civilsachen werde durch die auf Helgoland eingerichteten Ge⸗ richts tage genügt. Der Justiz⸗Minister Fabe die Zahl dieser Gerichts⸗ tage festgesetzt, dem Richter fei Beginn, Dauer und Datums festsetzung derselben anheimgegeben, ihm auch gestattet, im Bedarfsfalle Gerichts tage einzuschieben oder auch ausfallen zu lassen. Für die Zwischenzeit sei ein Actuar dort als Gerichtsschreiber eingesetzt, der den Infulanern jede Auskunft ertheile und die kleineren Amtsgeschäfte wahrnehme; Er glaube, nicht, daß die Ginwohner an Lieser Einrich⸗ . Anstoß nähmen und auch die unwichtigen Amts⸗ handlungen durch einen Richter wahrgenommen sehen wollten jedenfalls werde man das erst abwarten müssen. Damit nicht bei jeder kleinen Sache der Gerichtsvollzieher von weither

X

kommen mässe und so die Kosten für jeden Wechselprotest unver⸗ ö 83 würden, sei der Actuar auch 5 der Geschãfte Gerichtevollziehers betraut. Bei der geringen Zah der Einwohner Helgolande werde die Grrichtung eines befonderen Amtsgerichts dort kaum nöthig sein. In der Zeik vom 1. Juli bis 31. Dezember 1891 seien dort neun Gerichtstage gehalten und ins⸗ esammt nur 953, nicht etwa Prozesse geführt, sondern 93 einzelne mts hand lungen vorgenommen worden; vom 1. Oktober 1801 bis zum 31. März 1897 habe der dortige Actuar als solcher 197 als Gerichts vollzieher 211 Amtshandlungen vorgenommen, Wechselproteste, Zwangsvollstreckungen. Zustellungen u. s. w. Die Beamten würden Dabei zu Zauerndem Müßiggange verurtheilt sein, und er bezweifle, ob sich ein Richter finde, der dazu bereit sein würde. Die hohen Kosten des Amtsgerichts würden nicht in Betracht kommen, wenn es dort nöthig wäre; aber zur Zeit sei es nicht notbi Sollte sich die Nothwendigkeit herausstellen, in Helgeland ein Amtsgericht zu er⸗ richten, so 6 er überzeugt, daß der Justiz⸗Minister nicht zögern werde, mit der Errichtung desselben vorzugehen. . ; . Der Abg. Dr. Kelch (freicons) modificirt seinen Antrag dahin: die Regierung aufzufordern, die Errichtung eines Amtsgerichts auf

Delgoland in Erwägung zu ziehen. ö

Der Antrag findet aber nicht die geschãftsordnungsmãßig noth⸗ ö Unterstuͤtzung von 30 Mitgliedern des Hauses.

bg. Dr. Meyer (dfr); Zur Bejahung. der Frage, ob ein

Amtsgericht auf Helgoland nothwendig fei, fei ein einigermaßen aus⸗ reichendes Material nicht beigebracht worden. Um ein oder zwei oder drei Mal im Jahre ungewöhnliche Kosten eines Wechselprotestes zu bermeiden, könne man nicht einen Amtsrichter auf Helgoland einsetzen. Auch scheine es ihm keine verlockende Aussicht für einen seiner Wurde bewußten Richter zu sein, nach Heltzoland zu gehen, um abzuwarten, bis Streitigkeiten zwischen Herrschaft und ienstboten entstãnden. Dringend sei die Frage keineswegs, er bitte, den Principalantrag für heute abzulehnen, nachdem der Eventualantrag nicht einmal die ge⸗ nügende Unterstũtzung gefunden habe. = ;

Abg. v. Benda (nl): Er bedauere, daß der Eventualantrag keine genügende Unterstũtzung gefunden habe, weil er nach seiner Ansicht zur Befriedigung der Insulaner gedient haben würde, die erstaunt sein würden, in welcher Weise ihre Angelegenheiten bier behandelt würden. Durch Herstellung des Nord⸗Ostfer⸗Kanals werde die Bedeutung der Insel wesentlich erhöht werden. Er wünsche, daß ein 1 6e funden werde, um den Insulanern, die mit Ällem, was ihnen bisher von deutscher Seite geboten worden sei, zufrieden gewesen seien, ent⸗ gegenzukommen. Er beruhige sich in der Zuversicht, daß das Haus über diese Angelegenheit bald anders denken werde.

Abg. Bödiker (Centr.): Er verzichte, nachdem der Eventual⸗ antrag nicht einmal genügend unterstützt worden sei, auf das Wort.

Abg. Graf zu Lim burg⸗Stirum (cons. ): Vor Allem sei ja in dieser Sache der Instanzenzug nicht eingehalten worden, da der Bericht des Ober⸗Landesgerichts über die Angelegenheit noch aus⸗ stehe. Der Vortrag des Regierungs⸗CGommissars sei im Uebrigen so schlagend gewesen, daß das Haus über den Antrag einfach zur Tages⸗ ö übergehen könne. ;

Abg. Schmidt⸗Warburg (Centr.]) verzichtet auf das Wort.

Im Schlußwort bemerkt Abg. Dr. Kelch sfreicons.), daß sein Eventualantrag wohl nur infolge eines Mißverständnisses nicht genügend unterstützt worden sei. Widerspruch. Die Erklärung des Regierungs⸗Kommissars habe auch für ihn beruhigend gewirkt und er habe daher keine Veranlassung, eine Abstimmung über seinen Antrag herbeizuführen. ö .

Der Antrag wird zurückgezogen und damit die Angelegen⸗ heit erledigt. ö .

Schluß / J Uhr. Nächste Sitzung Freitag 11 Uhr. Auf der Tagesordnung stehen- Die dritte Berathung des Gesetzentwurfs über Kleinbahnen und Privatanschluß⸗ bahnen. Der mündliche Bericht der Commission für die Geschäftsordnung über die Frage der Erledigung des Mandats des Abg. Landrichters Jerusalem infolge seiner Ernennung zum Landgerichts⸗Rath und Petitionen.

Sandel und Gewerbe.

Jurag⸗-Simplon⸗Bahn. Die Einnahmen der Bahn be⸗ trugen im Jahre 1891 aus dem Personenverkehr 10 385 0090 Fr. [= 366 831 Fr) Güter und Hepäck 15 56 C60 Fr. C. 41 09d Fe, diverse Einnahmen 1147 000 Fr. ( 1605855 Fr.), zusammen 26 195 M0 Fr. ( 63 96, Fr). Die Betriebsausgaben stiegen auf 15 842 000 Fr. gegen 13 647 664 Fr. im Vorjahre. Der Ueberschuß ist mithin von 11483 391 Fr. auf 9 352 056 Fr. zurückgegangen; dazu kommt der Vortrag aus 18990 mit 325 000 Fr. und der Zinsertrag der verfügbaren Kapitalien mit 325 000 Fr. (433 607 Fr.). Anderer⸗ seits erforderten Zinsen und Amortifation der AÄnleihen 7026 00 Fr. diverse Zinsen 186 000 Fr.; für verschiedene Ausgaben, als Er⸗ neuerungen, Reparaturen u. s. w. wurden 3 336 606 Fr. verwandt, während 2105 009 Fr. als Gegenposten unter die Einnahmen ein⸗ gestellt worden sind, sodaß akfo die hierfür auf den Betrieb entfallenden Kosten sich auf 1231 006 Fr. belaufen. Insgesammt zeigt der Abschluß 12114000 Fr. Einnahmen gegen 103549 000 Fr. Ausgaben, sodaß ein Ueberschuß von 1565006 Fr. 1659480 Francs) sich ergiebt. Wie bereits mitgetheilt, hatte die General- direction s. 3. beschlossen, die Dividende auf 161665 Prioritãtsactien mit 15 Fr. pro Stück vorzuschlagen. Der Verwaltungsrath hat aber beschlossen, die Dividende auf 123 Fr zu beschrãnken, wofür 1 248 000 r. erforderlich sind, sodaß noch 377 060 Fr. verfügbar bleiben. Dieser Betrag soll der Specialreserve zur Deckung des Antheils der Gesell— schaft an den Verlusten aus den Katastrophen bei Mönchenstein und Zollikofen überwiesen werden.

Königsberg i. Pr, 16. Juni. (W. T. B.) Wollmarkt. Bis heute sind ca. 1500 Ctr. Rückenwaschen zugeführt, meist be— friedigend. Die Zahl der Käufer ist geringer als fonst. Lämmer woll fehlt gänzlich. Das Geschäft ist sehr schleypend. Der Preisabschlag gegen das Vorjahr beträgt 15 S, für Schmutzwollen Stimmung matter, 47 - 50-52 , vereinzelt darüber.

Stettin, 16. Juni. (W. T. B Wollmarkt schleppend wegen zu hoher Forderung der Verkäufer. Die bis jetzt erzielten Verkaufspreise waren 15 bis 20 0 niedriger als im vorigen Jahre. Die Zufuhr beträgt 3100 Ctr. Die Waäͤschen sind gut.

Leipzig, 15. Juni. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. per Juni 3,90 ½, per Juli 3,8323 M, per August 3, 92 6, per September 3.95 se, per Oktober 3, A7 7 M, per Nopember 3,7 1M, per Dezember 3.97 1, ver Januar 400 d, ver Februar 405 M, per Mär; 4.50 üs, per April 4,00 S6 Umsatz 50 900 kEFg.

Neubrandenburg, 15. Juni. (W. T. B.) Wollmarkt. Die Zufuhren betrugen 5000 Ctr. Die Wäschen waren befriedigend. Der Markt war schleppend wegen hoher Forderungen, indessen gegen 11 Uhr geräumt. Der Abschlag gegen das vorige Jahr betrug 8 bis 15 6 Bezahlt wurden 118 135 0, für Schmutzwollen 45— 50 .

London, 15. Juni. (W. T. B.) Dic nachstehend aufgeführten Nummern der „Atchison Income Bonds? sind heute hierselbst ge— stoblen worden: Nr. 17802 bis 17807, 21653. 21644, 21645, 21645, jede über 500 Dollars lautend, ferner Nr. 14664, 15831, 12361, 19767, 13041, jede über 500 Dollars; Nr. 15826, 13579. 18671, 55446, 55320, jede über 1000 Dollars, endlich Nr. 55365, Lös2, S578, 14962 und id2z14, jede über 566 Dollars lautend. Alle Obligationen sind mit dem Coupon für September 1892 versehen.

LLendon, 15. Juni. (W. T. B Bollauction gut be⸗ sucht lebhafte Betheiligung. Eroffnungspreffe fest, behauptet.

An der Küste 2 eizenl adungen angeboten.

. New-⸗JYork, 15. Juni. (W. T. B. Die Börse war anfangs recht fest, später trat eine energische Reaction ein. Schluß im allgemeinen schwach. Der Umsatz der Actien betrug 298 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 21600000 Unzen

Die Silber verkaufe betrugen 60 000 ö , ,,, 1.

Die

n zu 9020 à 90 24.

Mit dem Dampfer Normannia! werden morgen 2 500 00 0]

Gold nach Europa verschifft. ; .

Weizen anfangs schwach auf bedeutende Ankünfte, später vor übergehend besser auf Berichte über Erniteschaden durch Regen in Minnesota, sowie auf Bradstreatsberichte und erichte über Ernte. schaden in Rußland. Schluß stetig. Ma is schwäͤchte fich nach Er. öffnung etwas ab, spãter erholt. Schluß stetig.

Chie ago, 15. Juni. (B. T. B35 Weizen fallend nach Cr öffnung auf Zunahme der Ankünfte aus dem Innern, sowie auf Rea. lisirungen der Hausse und günftige Ernteberichte. Dann lebhafte Reaction auf Käufe der Baissiers, sowie ungũnstige Ernteberichte in Rußland, schließlich auf schwaͤchere telegrarhische Berichte wieder fallend. Mais fallend nach Eröffnung, dann lebhafte Reaction, später wieder fallend.

Mannigfaltiges.

Im Königlichen Botanischen Garten besitzen die Farne, die jetzt aus ihrem Winterquartier ins Freie gebracht worden ö. eine besondere Anziehungskraft. Schon unfere dentschen Arten find durch eine recht bedeutende Mannigfaltigkeit der Belaubun ausge zeichnet es sei nur an den Adlerfarn, den Königsfarn, die Hirschzunge und den Tüpfelfarn erinnert. Aber die eigentliche Heimath dieser Gewächse ist . das Gebiet zwischen den Wendekreisen, wo . in mehr als zwei⸗ tausend Arten vertreten sind. Bekanntlich bilden die Farne keine Blüthen, sondern Sporen, woraus sich zunächst sogenannte Vorkeime entwickeln auf denen die Geschlechtsorgane gebildet werden. Erst aus diesen bildet sich die Farnpflanze. Es tritt also gewissermaßen ein Generationswechsel bei ihnen auf. Sie r off ich kleinen Sporen werden in besonderen Behältern, den Sporangien, entwickelt, die meist zu mehreren bis sehr vielen in kleinen Häufchen, die Sor! 66 werden, vereinigt sind. Diese Sori sind sowohl in ihrer

estalt als auch wegen ihrer Stellung auf dem Farnblatte, dem Wedel, für die einzelnen Gattungen chargkteristisch, während die ein. zelnen Arten der Gattungen mehr durch Fabituelle Eigenthũümlich⸗ keiten von einander abweichen. So bilden die Sori des Adlerfarn und aller seiner Verwandten, der Pterisarten, einen ununterbrochenen Streifen am Blattrande, diejenigen des Frauenhaares Adiantum] 6 zwar auch auf den Blattrand beschränkt, aber nicht als ununter⸗ rochener Streifen, sondern als zahlreiche kleine Streifen ausgebildet. Bei den Strichfarnen sind die Fruchthãußchen ebenfalls stehen aber auf der Unterfläche des Wedels längs der Nerven. ußer den strichförmigen kommen nun aber auch noch n förmige Frucht tusg en vor, wie z. B. bei dem Tüpfel⸗ farn. Unterschiede machen sich hier in der Ausbildung eines die einzelnen Sori bedeckenden feinen Häutchens, des Schleierchens, be— merkbar. Daß aber nicht nur die Gestalt der Sori, sondern der ganze Habitus großer Gruppen der Farne Uebereinstimmung zeigt, davon legen die einzelnen Partien in der Farnabtheilung ein sprechendes Zeugniß ab. Man braucht nur einen Blick z. B. auf die Baumfarne zu werfen, um sofort ihre Verwandtschaft zu erkennen. Auch in der Aspidieen⸗ Precideen. und Asplenieengruppe fällt der gemein same Charakter auf. Die Baumfarne gehören mit zu den zierlichsten Gewächsen, die man kennt. Der meist schlanke Stamm, der oft bon den Narben der abgefallenen Blätter regelmäßig gefeldert ist, tragt eine einfache Krone mehrere Meter langer Wedel, die in feinster Weine immer und immer wieder getheilt sind, sodaß das ganze Laubdach einem einzigen großen Spitzenschleier gleicht. Im großen Palmen⸗ hause befinden sich einige Exemplare diefer prächtigen Gewächse, welche die im Freien stehenden, immerhin schon mehrere Meter hohen Exemplare um das Doppelte an Größe übertreffen. Besonderz beachtenswerth ist die in der Gruppe der Königsfarne stehende Todea rivularis aus Australien. Sie ist ein Geschenk des Barons Ferdinand von Mueller in Melbourne und ist wohl die älteste Pflanze im ganzen Garten, denn ihr über ein Meter dicker und ebenfoö hoher Stamm berechtigt bei dem außerordentsich langsamen Wachsthum dieser Pflanze zu dem Schluß, daß sie weit ů ber fünfhundert Jahre alt ist. Ein noch größeres Fremplar, das größte, das jemals gefunden wurde, be— findet sich im Botanischen Garten zu St. Petersburg. Diese Pflanze war von Mueller, der sie vor neun Jahren dorthin fandte, au? zwei⸗ tausend Jahre alt geschätzt. Nicht minder zierlich als die Farne sind die nicht weit davon stehenden Palmen, von denen in der nächsten Nähe des Braun⸗Denkmals eine leichte Gruppe aufgebaut ist. Die hier stehenden Palmen zeichnen sich sämmtlich durch esne große Wider⸗ standsfähigkeit gegen trockene Luft aus und sind deswegen in erster Linie als Zimmerpflanzen zu empfehlen. Zwar tragen die Palmen im Gegensaß zu den Farnen echte Blüthen, die aber unscheinbar sind und. erst im höheren Alter erscheinen. Die Mannig⸗ faltigkeit der Formen wird hier ebenfalls durch die Blatter bedingt, die zwei Typen erkennen lassen, nämlich einerseits gefiederte Blätter und andererseits fächerförmige Blätter. Während bei ersteren das Blatt aus zahlreichen, meist ziemlich schmalen, aber langen, rechts und links von einer Mittelrippe abgehenden Fiedern besteht, wird es bei den letzteren von einer einzigen großen, fächerartig gefalteten und am Rande mehr oder minder tief eingeschnittenen Fläche gebildet. Daß trotz dieses geringen Unterschieds doch noch ein großer Formenreichthum innerhalb dieser beiden Typen auftreten kann, zeigt die Gruppe sehr schön und erklärt auch die Liebhaberei vieler Pflanzen freunde gerade für diese Pflanzen. An die Palmengruppe schlieỹt sich diejenige der Aaronsgewächse, die eine viel weitergehende Differenzirung in ihren Blättern sowohl, als auch in ihren ganzen Wuchsverhãältnissen er⸗ kennen lassen. Noch ausgeprägter als die Farne sind die Araceen, Bewohner der Tropen, in denen sie gleich jenen in den feuchten schattigen Wäldern in üppiger Fülle fowohl auf der Erde staudenartig, als auch an den Bäumen emportlimmend und selbst gleich unseren Flechten direct auf den Stämmen und Aesten, doch nicht als Parasiten. sondern nur als Epiphyten gedeihen. Die deutsche Flora enthält nur drei, habituell sehr verschiedene Arten aus dieser Familie: den Kalmus die Sumpfkalla und den gefleckten Aaronsstab. Der tropische Cha⸗ rakter tritt recht auffallend bei den Philodendron. und Monstera⸗ Arten hervor, deren große, lederartige, bald einfache, bald mannigfach getheilte, sattgrüne Blätter auch den Uneingeweihten die Herkunft aus wärmeren Gegenden vermuthen lassen. Besonders interessant ist hier noch eine Gruppe von Amorphophallus⸗Arten. Diese besitzen nämlich einen unterirdischen, knollenfoͤrmigen Stamm, woraus im Frühjahr zunächst der ganz eigenartig geformte, bisweilen mehrere Meter hohe Blüthenstand hervorbricht, der von einer riesigen, tüten⸗ sörmigen Hülle umgeben ist. Nach dem Verblühen treibt dann die Knolle ein einziges Blatt, das in seinen Größenverhãltnissen dem Blüthenstande in nichts nachsteht. Es besteht aus einem bis zu einem Decimeter dicken und drei Meter hohen, meist mehr oder minder braun auf hellem Grunde gefleckten Blattstiele, der eine ebenfalls mehrere Meter große, schirmförmig ausgebreitete, vielfach getheilte Blattfläche trägt. Die bei? uns vertretenen Arten erreichen nun zwar nicht diese Dimensionen, doch sind immerhin einzelne Exemplare von über Meter Größe vorhanden. Die neben der Amorphophallus-Gruppe befindliche Gruppe, die aus Colocasien, Tanthosomen und 1 gebildet ist, ist dadurch hervorragend interessant, daß ihr Fnollenartiger, unterirdischer Stamm in der Heimath seines hohen Stärkegehalts wegen gegessen wird. Auf den Sandwichs-Inseln sind es befonders die Colocasia⸗Arten, dort Taro oder Kalo genannt, während in West-Afrika das Tanthos oma viglaceum die Nahrung liefert. Die Pflanzen vertreten dort geraden unsere Cerealien. Auf die Übrigen im Freien neu aufgestellten Gruppen kommen wir demnächst zurück. Der Besuch des Gartens ist jetzt, nachdem alle irgendwie bei uns im Freien im Sommer 65 haltenden Gewächshauspflanzen auf Beeten im Garten aufgestellt sind, ganz besonders empfehlenswerth, weil die im Winter wegen der alten engen Constructign der Gewächshäufer unzugänglichen reichen Pflanzen⸗ schätze jetzt mit Muße im Freien betrachtet werden können.

.

zum Deutschen Reichs⸗A

M 140.

Statifstik und Volkswirthschaft.

Bierverbrauch im Jahre 1890,91.

Auf dem Branuertag, der zur Zeit in Hamburg stattfindet, gab am Dienstag der Präsident des dentschen Brauerbundes Henrich aus Frankfurt 4. M. über die Ausdehnung der deutschen . Brauindustrie folgende, Zahlen Vährend der Gesammteonfum Ss /s. rund 5 Millionen Hectoliter betrug ist er 1896/81 auf 57 361 000 hi, um 7 667 450 hl gestiegen. Der Zuwachs der Bevölkerung betrug im gleichen Zeitraume nur 43 4. der des Biereonsums 173 0/o. Die Einfuhr hat sich von 135 000 hl in 1886/87 auf 29 960 hl vermehrt, die Ausfuhr von 1071000 h in 1886/67 auf 660 000 hl vermindert.

*

Der Verkehr Londons. .

Die Frage, wie man den stetig gewachsenen Anforderungen des Verkehrslebens einer Großstadt gerecht werden soll, ist auch für die Hauptstadt des Deutschen Reichs von großer Bedeutung. Aus diesem Grunde darf ein soehen im Verlage von Julius Springer in Berlin erschienenes Werk über den Verkehr der englischen Hauptstadt auf lebhaftes Interesse rechnen. Es ist von dem früheren vortragenden Rath im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, jetzigen Kaiferlichen Regierungs Rath G. Kemm ann verfaßt und betitelt sich: Der Verkehr Londons mit besonderer Berücksichtigung der Eisenbahnen! mit acht Plänen und zahlreichen in den Text gedruckten Abbildungen. Bei der Stellung die London im Verkehrsleben nicht allein des eigenen Landes, fondern im, Weltverkeh. überhaupt einnimmt, hat der Verfasser nicht lediglich den localen. Verkehr ins Auge gefaßt, fondern ist auch auf den Fernverkehr näher eingegangen, wobei dann namenk— lich eine genauere Vorführung des englischen Eisenbahnwesens im allgemeinen in Betracht zu ziehen war. Dem entsprechend nehmen die Darlegung der Tarifangelegenheiten, die statistischen Angaben und das Fahrplanwesen in dem vorliegenden Werk einen srößeren Raum ein. Was den Eisenbahnverkehr Englands, dessen Eigenthümlichkeiten natürlich in London in erhöhtem Maße in Erscheinung treten, anlangt, so weist der Verfasser darauf bin, daß durch die England eigenthümliche Lage der Seehandels, und Industrieplätze eine energische Betriebsführung der Bahnen sich als erste Nothwendigkeit herausgestellt hat, und durch diese, sowohl hinsichtlich der Anzahl der gebotenen Beförderungs⸗ gelegenheiten wie der Schnelligkeit der Beförderung, solche Resultate erlangt worden sind, daß kein Land des europäischen Festlandes hierin mit England einen Vergleich aushalten kann. Erreicht worden ist dies dadurch, daß zunächst der Güterverkehr nicht allein zeitlich gegen den Personenverkehr verschoben wurde, indem er vornehmlich in die Zeit verlegt worden ist, wo der letztere ruht, fondern auch dadurch, daß je nach der zu bedienenden Sertlichkeit die Abfertigungsstellen räumlich von denen für den Personenverkehr getrennt gehalten und häufig für beide Verkehre getrennte Schienenwege angelegt wurden, sodaß dann 3, 4, 5 und mehr Bahngeleise nebeneinander herlaufen. Für den Personenverkehr, der in England von 40 65 Misliscnen Per⸗ sonen in 18490 auf 742,50 Millionen in 1838 gestiegen ist, sind die Einrichtungen mit strenger Folgerichtigkeit fo getroffen, daß der Zu⸗ und Abgang der Reisenden, bez. ihre Abfertigung an den Stationen, mit allen Mitteln beschleunigt wird, ebenso wird im Güterderkehr in jeder Weise für beschleunigte Erledigung des An- und Abfuhrgeschäftes Sorge getragen. Hinsichtlich des Zeitverbrauchs ist die Beförderung im allgemeinen eine schnellere, als auf dem Festlande. Im Verkehr der langen Linien wird an die Eilzugsmaschinen die Forderung gestellt, daß Zuglasten von 150 bis 220 t dauernd mit einer Geschwindigkeit bon 96 km in der Stunde auf wagerechten graden Strecken gezogen werden, und andauernde Geschwindigkeiten derartiger Züge von bö, 70 und 86 km in der Stunde gehören in dem großen Verkehrsgebiete ju den Regelmäßigkeiten. Auch die Güterzüge haben Stundenleistungen bon 40 km und darüber aufzuweisen, und so vollziehen fich Güter⸗ lieferungen zwischen London und Liverpool oder Hull in O4, nach Edinburg und Glasgow in 10, nach Plymouth in 6.tz Tagen.

Von London, als dem Herzen des Landes, gehen die Stamm⸗ linien der englischen Eisenbahnen, mit Ausnahme der von Wales, strahlenförmig in das Land hinein, um ganze Industriegebiete oder einzelne bedeutende Handelsstädte an die Hauptstadt anzuschließen. Der Personenverkehr nach dem Festlande wird vornehmlich durch die im Süden und Südosten der Pauptstadt sich erstreckenden Bahn⸗ gebiete der sogenannten continental lines“ vermittelt, während nach dem Westen die von London nach Plymouth und nach Bristol, nach Norden die vier nach Liverpool, Manchester. Birmingham, Leeds, Sheffield u. J. w. führenden Bahnen, nach Osten die Colchesterlinie und die Cambridgelinie, alle mit zahlreichen Seitenlinien, die Ver— bindung Londons mit dem Lande herstellen.

as nun speciell den Verkehr Londons und die Mittel zu dessen Bewältigung betrifft, so kommt dabei zunächst die ungemein große räumliche Ausdehnung der eigentlichen Stadt, und der mit ihr zu nem Polizeibezirke zusammenhängenden Vororte in Betracht. Im Jahre 1881 umfaßte London eine Fläche von 1786,3 km mit einer Einwohnerzahl von 766 66 Personen. Letztere hat sich seitdem natürlich noch bedeutend vermehrt. London ist zwar vor⸗ wiegend Handelsstadt, steht aber auch in gewiffen In— dustriezweigen anderen englischen Städten nicht nach. Die eigentliche Handelsstadt, der Sitz des Großhandels ist die City, während die Fabrikstadt London sich zu beiden Seiten der Themse im Bereich ihres Fluthgebiets entwickelt hat. An die City schließt sich dann stromaufwärts der Themse das Westend, der Sitz des vor⸗ nehmen und des politischen Lebens. Diese drei Stadttheile bilden den dichter bebauten Kern der Stadt, dem sich dann die übrigen zu⸗ ammenhängend, aber minder dicht und keineswegs gleichmäßig be⸗ bauten, östlich von den Docks durchbrochenen und den Bezirk von Uußenlondon häufig in Anspruch nehmenden Bezirke an— schließen. Von allen diesen Stadttheilen mne nach Hunderttausenden City und dem

werden d ihrer n durch . nach der

iu Wasser im über

Z3weite Beilage nzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

Berlin, Donnerstag, den 16. Juni

bleiben zum theil in den Niederlagen der Docks oder an der Themse, bis weitere Verfügung über sie getroffen wird, worauf die weitere Verfrachtung landeinwärts, entweder zu Wasser im Außenverkehr oder mittels der Eisenbahnen zu Lande, erfolgt. Die Weiterführung nach dem Inland wird durch eine große Zahl von Güter bahnhöfen begünstigt, die die City im Osten, Norden und Nord⸗ Westen dicht umlagern. Zahlreiche Waaren werden auch in gerãumigen Lagerhöfen und Schuppen an beiden Seiten der Themse unter⸗ gebracht, um weitere Weisungen abzuwarten. In ähnlicher Weise erfährt man bei Behandlung der wenig zahlreichen Ausfuhrgegen⸗ stände, die aus dem Innern des Landes kommen. Der Waarenverkehr Londons nach dem Binnenlande wird theils durch das dichte Netz von Eisenbahnen, theils auch durch Schiffsfahrzeuge im Küstenverfehr unter Benutzung der Themse bewerkstelligt, während die Kanäle nut geringen Antheil an der binnenländischen Beförderung haben. Der Werth der Ein, und Ausfuhr Londons, der sich 1884 auf bez. 6 769 767 t und 4996 833 t stellt, betrug bez. 2838 und 1088 Mil lionen Mark. .

Eine ganz besondere Beachtung beansprucht der Kohlenverkehr und die Verpflegung von London. Von ersteren wurden im Jahre 1889 mit der Bahn 7 862859 t, zur See 17657 S876 t eingeführt. Hiervon dienen etwa 60 959 für industriellen und häuslichen Bedarf, stwa 20060 werden zur Gasbereitung und der Rest hauptsãchlich zur Lecomotivfeuerung und Heizung der Schiffskessel benutzt. In der Abfertigungsweise des Kohlenverkehrs zeigen sich eigenartige Erschei⸗ nungen. Von den großen, an die Kohlenrebiere anschließenden Bahnen befördert nur die London and Rorth Western ihre Kohlen⸗ züge unmittelbar nach den Docks, die Midland und Great Western dagegen führen ihre Züge nach besonderen Umlade—⸗ stellen an der Themse oberhalb des Hafens, wo die Kohle in Leichter⸗ fahrzeuge gestürzt und von diefen zu den Schiffen geführt wird. Um die Vertheilung der mit den Zügen aus dem Norben eintreffenden Kohle über die einzelnen Stadttheile zu erleichtern, haben die Bahnen Kohlenbahnhöfe in allen Theilen der Stadt errichtet. Von den Händlern, die an ihnen Niederlagen besitzen, wird die Kohle dann im Einzelverkauf weiter verausgabt? in einzelnen Fällen beforgen die Bahnen das Geschäft auch selbst. Ein großer Theil der für den Bedarf der Hauptstadt angebrachten Kohle wird auch auf der Themse und dem Regentskanal stadteinwärts geführt.

Die Aufgabe, London mit dem nöthigen Bedarf an Lebensmitteln zu versehen, fällt wie bei allen großen Städten, in hervorragender Weise der Eisenbahn zu. Die Versorgung im einzelnen befindet sich in den Händen herumziehender Vorkoständler oder wird von Fuhr⸗ gesellschaften bewirkt, die ihre Vorräthe bei dem Eintreffen der Zug⸗ sendungen unmittelbar in Empfang nehmen oder von den Märkten abholen, deren es etwa 40 bis 50 giebt und die die Zwischenstelle zwischen Ankunfts- und Verbrauchsort bilden. In den beiden Vieh— märkten Londons wurden im Jahre 1887, mit Ausschluß von 239 099 * todten Fleisches, das in zwölf Monaten in die städtischen Märkte gebracht wurde, 314 316 Srück Rind⸗ vieh, 1 498 338 Schafe und 17790 Schweine eingeführt. Von welcher Bedeutung überhaupt die Bahnen für die Versorgung mit leicht ver⸗ derblichen Nahrungsmitteln sind, ergiebt sich daraus, daß im Jahre 1886 350 C00 t Fische der englischen Sauptftadt per Bahn zugeführt wurden. Ein anderer wichtiger Einfuhrgegenstand ist Milch, an deren Zuführung die Bahnen in 1886 mit rund 133 Misfignen Liter be⸗ theiligt waren.

Zur Arbeiterbewegung.

Gestern Vormitttag ist in den Hafen von Barcelona ein Geschwader eingelaufen. Nach einer Meldung des .W. T. B.“ von demselben Tage herrscht gegenwärtig voll⸗ kommene Ruhe.

Ueber die Vorgeschichte des Ausstands in Barcelona giebt ein Schreiben des Stadtraths Valls von Barcelona, das der Imparcial ! veröffentlicht, Aufklärung. Danach verlangten im Jahre 1890 die Arbeiter eine Aufbesserung der Löhne. Im Jahre 1891 rieth ihnen der General⸗Capitän der Provinz, Blanco, fie möchten den Abschluß des Vertrags mit Frankreich abwarten, und sie gehorchten. Als sie nun in diesem Jahre eine Erhöhung der Lohnsätze verlangten, schlossen die Fabrikanten, weit entfernt, ihnen irgend welche Auf⸗ besserung zuzugestehen, ihre Fabriken während acht Wochen und ver— langten bei Wiedereröffnung Vermehrung der Arbeitsffunden und Ver⸗ minderung der seit elf Jahren geltenden und vereinbarten Lohnsätze. Infolge des Ausstandes blieben große Bestellungen aus Amerika und den Colonien unausgeführt.

Die Abgesandten der strikenden Arbeiter überreichten, wie der „Mgdb. Ztg.“ unter dem gestrigen Tage telegraphirt wird, dem Gouverneur von Barcelona, General Blanco, eine Denk—⸗ schrift, in der eine Lohnerhöhung von 20 Procent, sowie die Entlassung aller Arbeiter gefordert wird, die keinem Syndicate angehören. Die Fabrikanten wollen außer einer zehn⸗ procentigen Lohnerhöhung nichts bewilligen. In San Martin drangen die Ausständigen in mehrere Fabriken cin und er—

zwangen die Einstellung der Arbeit. Bei den Arbeiterunruhen.

am 14. . M. in San Andres wurden acht Arbeiter ge⸗ tödtet. Die Zahl der Strikenden in Nordspanien wird jetzt auf 50 090 angegeben.

Nach einer heutigen Meldung des „H. T. B.“ aus Barcelona haben sich die Unterhandlungen zwischen den Ausständigen und den Fabrikanten zerschlagen, weil die Letzteren die Wiederannahme der Führer des Ausstandes ab— lehnen. Außerdem wollen die Arbeitgeber nur eine Lohn— erhöhung von 20 Centimes und eine Verkürzung der Arbeits⸗ zeit um 20 Minuten zugestehen; sie halten ferner die Entlassung der Sprecher in den Sirikeversammlungen aufrecht. Heute Nacht wurden alle sich noch in Freiheit befindenden Ausstands— und socialistischen Vertrauensmänner, sowie die bekannten Anarchisten verhaftet und auf Panzerschiffe gebracht. Der Hafen wurde unter, die Artillerie⸗Schutzlinie neuer Batterien gestellt. Die militärischen Maßregeln 6 verstärkt. Der Gouverneur setzt seine Anstrengungen, eine Versöhnung herbeizuführen, fort. Der Bahnverkehr ist wiederhergestellt.

Ueber Arbeitseinstellungen und Ausstände liegen heute noch folgende Mittheilungen vor:

In London ist, wie der Vorwärts- berichtet, der Ausstand der Maurer Gergl. Nr. 134 d. Bl. durch Vergleich zwischen ihnen und den Meistern verhütet worden.

Nach einer Mittheilung desselben Blattes striten in Florenz die an der Wasferleitung beschäͤftigten Arbeiter. Die tädtischen Behörden hatten sich mit Zwischenunternehmern eingelassen, die den Arbeitern einen Accordlohn gufzwangen, wonach sie den bei Commune—⸗ Arbeiten sonst üblichen Minimal. Lohnfatz voön drei Francs für den Tag nicht erreichen können. Die Strikenden verlangen, daß die Stadt selbst die Arbeit ausführe.

Dem B. T. B. wird heute aus Venedig gemeldet: Angesichts der hartnäckigen Haltung der Arbeiter hat der Verwaltungsrath der Baumwollspinnerei (wergl. Nr. 1395 d. Sl) beschlossen, die

1892.

Etablissements zu schließen. Die nicht in Venedig zuständigen Ar⸗ beiter sollen von der Quästur abgeschoben werden.

Wie dem „Vorwärts“ berichtet wird beabsichtigen die Tischler der Firma Ful; und Werner Fabrst photographischer Apparate) in Leinzig, die Arbeit einzustellen, da an Stelle der bisher zehn⸗

stündigen Arbeit die elfständige bei geringerem Lohn eingeführt werden

ö Lohn beläuft sich bei der jetzigen Arbeitszeit zwischen 14 is 19 0

In einer unter dem Vorsitz des Herrn Behrend am 14. d. M. hier in Berlin bei Joel abgehaltenen zahlreich besuchten Maurer⸗ versamm lung wurde mitgetheilt, daß die Lohnbewegung einen be⸗ deutenden Aufschwung genommen, daß auch die jüngeren Arbeiter mehr als bisher sich betheiligt, und daß die Zahlungen zum General⸗ fonds zugenommen hätten. Ueber den Fortgang der Bewegung soll am Sonntag in einer großen Generalbersammlung der Maurer im Mittelpunkt der Stadt weiter berichtet werden.

Literatur.

Gesetze, Verordnungen..

Das Reichsgesetz, betreffend die Invaliditäts- und Alters versicherung, vom 22. Juni 1885. Nebst den Aus⸗ führungsbestimmungen des Reichs und der größeren Bundesstaaten. Mit Commentar von Ju st, Königlich preußischem Regierungs⸗Rath, Dilfsarbeiter im Ministerium der öffentlichen Arbeiten. Berlin, 1553. Verlag von Siemenroth und Worms (8W., Wilhelmstr. 129). Pr. 9 6 Diese Ausgabe des Invalidität. und Altersversicherungs⸗ gesetzes hat einen vorwiegend praktischen Zweck; sie will den 3 der Ausführung des Gefetzes betheiligten Organen der Staats⸗ perwaltung und den Versicherungs⸗Anstalten die Handhabung des schwierigen Stoffes erleichtern. Es ist darum alles Entbehrliche oder gar diesem Zweck Hinderliche beiseite gelasfen und auch der Darstellung der parlamentarischen Entstehung des Gefsetzes nur sobiel Raum ge⸗ gönnt, als zum Verständniß hi ist. Dagegen hat der Bearbeiter das Hauptgewicht darauf gelegt die zahlreichen, bei der Anwendung des esetze unentbehrlichen Ausführungsbestimmungen des Bundes- raths und der Regierungen der Bundesstaaten möglichst vollständig in den Erläuterungen zu berücksichtigen und überall in geeigneter Weise anzu⸗ ziehen. Auch die wichtigsten Auslegungen des Reichs⸗Versicherunggamts sind theils im Tert, theils in einem Nach rage aufgeführt, der, nach Para⸗ graphen geordnet, alle bis auf die neueste Zeit ergangenen sonstigen Ausführungsbestimmungen enthält. Auch die Anordnungen des Bundes⸗ raths über die Erstreckung der Versicherungspflicht auf die Haus= gewerbetreibenden der Tabackfabrifatlon vom 16. Dezember 1891 haben noch Aufnahme gefunden. Diese Ausgabe des Gesetzes gehört somi zu den vollständigsten ihrer Art und dürfte den mit der Durchführung der Alters und Invalidenversicherung betrauten Behörden als schnelf und sicher berathendes Hilfsmittel willkommen sein.

Rechts- und Staatswissenschaft.

Heft 6 der Annalen des Deutschen Reichs für Gesetzgebung, Verwaltung und Statistik= sstaatswissenschaftliche Zeitschrift und Materialiensammlungs, herausgegeben von Dr. Georg Hirth und Dr. Max Seydel (Verlag von G. Hirth in München und Leipzig) enthält den Geschäftsbericht des Reichs⸗Versicherungs⸗ amts für 1891, den Bericht über die Thätigkeit des Reichs⸗Commissars für das Auswanderungswéfen während des Jahres 1891, den Ver⸗ waltungsbericht der Reichs bank für dasselbe Jahr, sowie zwei Miscellen: Der deutsche Steinkohlenbergbau in den Jahren 1881/30 und die Entwickelung der Genossenschaften unter dem Neuen Genossen⸗ schaftsgesetz. In Heft? der „Annalen“ beginnt Conrad Bornhak eine Abhandlung über das „Deutsche Arbeiterrecht“V.

Volkswirthschaft.

Die Versicherungspflicht nach dem Invaliditäts⸗ und Altersversicherungsgesetz vom 2. Juni 1889. Erläutert an der Hand oberbehördlicher Entscheidungen von S. te Bart, Re— ferendar und juristischem Hülfsarbeiter am Fürstlichen Landrathsamt Greiz. Berlin 1892. Verlag von Siemenroth und Worms 8X. Wilhelmstraße 129 Preis 1 6 20 3. Die Ent⸗ scheidung der Frage, welche Personen der Versicherungspflicht unterliegen, ist infolge der mannigfachen Gestaltung der modernen Arbeitsverhältnisse häufig eine sehr schwierige. Eine Richtschnur für die Abgrenzung der versicherungs⸗ von den nichtversicherungs⸗ pflichtigen Personen läßt sich vorläufig nur aus der Rechtsprechung der zur Entscheidung von strittigen Fällen angerufenen Vehörden entnehmen oder aus der Erörterung von Beispielen aus dem praktischen Leben gewinnen. Solche Entscheidungen und Beispiele in systematisch geordneter Form den mit der Handhabung des Gesetzes befaßten Personen darzubieten, ist die Absicht der kleinen Schrift. Dadurch, daß die darin aufgeführten Entscheidungen 2c. der Anleitung des Reichs Versicherungsamts vom 31. Oktober 1890 und den Anordnungen des Bundesraths angegliedert sind, ist dem Auskunft suchenden Beamten die Benutzung erleichtert. Das beigefügte ausführliche alphabetische Sachregister bietet aber auch dem Laien einen bequemen Wegweiser durch das ganze Gebiet der Bestimmungen über die Versicherungspflicht.

Nr. 57 der Verhandlungen, Mittheilungen und Berichte des Centralperbgndes deutscher In dustriellen“ (herausgegeben von dem Geschäftsführer G. A. Bueck, Mai 1892), enthält den Wortlaut des Kran ken ver sicherungs gesetzes, wie er sich nach der Novelle vom 10. April 1892 gestaltet hat. Weiter wird über die Discussion berichtet, welche die Generalpersammlung des Vereins zur Wahrung der gemeinsamen wirthschaftlichen Interessen in Rheinland und Westfalen? am 4. April 1593 über die Handelsvertrãge veranstaltet hat. Ferner enthält das Heft einen Vortrag über die sociale Gesetzgebung in Deutschand“, den W. Hirsch im ‚Hamburgischen Verein für Kunst und Wissenschaft“ am 15. März 1892 gehalten hat. .

. Militärisches.

Die Zusammensetzung der französischen Pro⸗ vinzial-⸗Armten im Kriege von 1870 71 pon Kunz, Major a.D. Berlin 1892. E. S. Mittler und Sohn. Preis 1,20 S Die beim Erscheinen des Werkes von Jules Richard bei E. Denin in Paris: „Annuanire de la guerre IS7 0/71. Troisizms partie. Armes de Lprovincen im vorigen Jahre gehegte Hoffnung, damit eine authentische . der französischen Provinzial⸗Armeen in den verschiedenen Phasen des wechselvollen Krieges zu erhalten, hat sich nicht bestätigt, weil die section historique du ministre de la guerre dem Verfasser den Einblick in ihre Archive nicht gestattet hat. Dennoch ist es dem Major Kunz gelungen, auf Grund der Angaben Richard's, dessen zahlreiche Irrthümer nach den bisher herausgegebenen officiellen und halbofficiellen Werken französischer Generale soweit wie möglich berichtigt wurden, eine nicht vollkommene aber doch der Wahrheit näher kommende Ordre de bataille der französischen Provinzial⸗ armeen aufzustellen und einen Ueberbli über die ge⸗ waltigen Anstrengungen der republikaniischen Machthaber zu eben, die eine Masse von nahezu drei Millionen Streitern nicht nur ae. sondern auch bewaffnen konnten. Wenn er zum Schluß hinzufügt, daß die Franzosen nach der erschütternden Katastrophe von Sedan einen Opfermuth bewiesen hätten, wie ihn Preußen in feinem Unglücksjahr 1806 auch nicht entfernt besessen hatte, so kann er andererseits auch wieder mit Stolz hervorheben, daß die Leistungen

n,. sieben Jahre später, weit über die Kraffanstrengungen der ranzosen von 1870 hinausgereicht und den glaͤnzenden Erfolg 19 sich