ireten, verlieren mit der Zeit doch etwas von dem Interesse das sie anfangs eingeflößt. Es ist das auch wünschenswe im Interesse unserer deutschen Künstler, die von der „ꝓinter⸗ nationalen“ Auestellung zwar vermehrten Besuch, aber nicht Verminderung ihrer eigenen Verkäufe wünschen.
Wie im Vorjahre in Berlin, fallen auch hier wieder die Spanier auf durch einige colossale Historienbilder. Aus der 8 der Eroberung von Mexico führt uns M. Ramirez
as Schlachtfeld von Ostumbra vor, auf dem der sieg⸗ reiche spanische Feldherr stolz sein erobertes Feldzeichen über den Leichen erschlagener Indianer schwingt. Vor ihm liegt die Tragbahre mit dem riesigen Götzenbilde der Feinde zertrümmert, nach rechts werden die Indianer von der an⸗ stürmenden spanischen Cavallerie verfolgt. Der romantische Stoff. die wunderlich aufgeputzten Wilden, die Gätzenbilder, das Teskalli im Hintergrund geben dem groß und kräftig ge— malten Bild ein gewisses bleibendes Inderesse. Künstlerisch noch tüchtiger ist ein anderes Colossalgemälde des J. M. Carbonero, auf dem der siegreiche Einzug eines spanischen Heeres im unterworfenen Byzanz geschildert wird. Helle Sonne überstrahlt das demüthig huldigende Gefolge des vzantiners, von fernher winkt die Hagia Sophia, vorn aber ziehen, mit allem Stolz eines echten Spaniers umgürtet, die wilden Kriegergestalten heran. Es ist ein schönes Monument eines jugendstarken, siegesfrohen Kriegerhaufens, der über greisenhaft gewordene, verderbte Uebercuͤltur mit stolzer Ver⸗ achtung triumphirt. Wie ein Zug zum Frausamen diesen Künstlern aus dem klassischen Lande der Stierkämpfe eigen, das zeigte uns in Berlin (1891) das hier wieder ausgestellte Bild des M. Cubells, Ines de Castro, die als Gerippe auf den Thron gehobene Königin von Portugal darstellend. Der Wall des Todes“ von Salinas⸗-Teruel, ein das Thal von Saragossa wallartig sperrender Leichenhügel, zeigt eine ähnliche Geschmacksrichtung, allerdings auch wieder in einem malerisch vorzüglichen Bilde. .
Unter den Schilderern des Volkslebens hat Benlliure mit einer Weinprobe“ in einer spanischen Bauernstube sich wiederum ausgezeichnet. Er schildert glückliche, in ihrer Armuth mit geringem zufriedene Landleute, den malerischen Reiz der wenig erleuchteten, seltsam ausgestatteten alten Schenke, die verwitterten Köpfe der zufriedenen Zecher, ihr in seiner Zerlumptheit malerisches Costüm, Alles naturalistisch und doch nicht abstoßend. Nebenher geht die Masse jener mit spitzem Pinsel, aber doch markig in der Farbe, feurig gemalten Scenen aus dem Volksleben, wie wir sie auf der Berliner Ausstellung seiner Zeit bewunderten, und in denen Viniegra, Galofré, Carbonero u. a. excelliren.
Viel tiefsinniger ist Villegas, dessen Gemälde „Arm und Reich“ uns darlegt, wie Standesunterschiede auch über den Tod hinaus die Herrschaft haben. Im Abenddunkel schaufelt der Todtengräber das Grab des Verstorbenen, der, nur in ein Tuch gehüllt, vor ihm ausgestreckt liegt. Da zieht durch den Kirchhof ein feierlicher Zug, fackeltragende Diener, kerzen— tragende Chorknaben, Priester nnd Gefolge nahen sich, um mit , Prunke einen zu bestatten, der wie jener da im Leichentuche doch auch nur Mensch gewesen und vielleicht kein edlerer. Ist Villegas philosophisch, so erscheinen andere mystisch. Minendas malt eine Vision des heiligen Franz, dem ein geigenspielender Engel im Gebet erscheint. Benlliure aber führt uns durch die Sternennacht bis zu den Thoren des Fege⸗ feuers. Hier darf der hl. Franz alljährlich in der Nacht seines Sterbetags alle die Brüder und Schwestern seines Ordens durch Gebet befreien, und an ihrer Spitze zieht er mit zum Gebet gefalteten Händen daher, die Schatten der Verstorbenen schweben in langem, geordnetem Zuge ihm nach, und Mond 2 Sterne werfen blauweißes Licht über die gespenstige Schaar.
Salinas⸗Teruel aber, der grausame Maler des „Todten⸗ walles“, schildert die anmuthige Scene der Divina commedia. da dem von Beatrice geleiteten Dante die reizende zartblonde Mathilde in wonniger Frühlingslandschaft entgegenschwebt. Man möchte wünschen, daß ein deutscher Maler dies zarte, sinnige Bild geschaffen. . .
Den Spaniern darf man nachrühmen, daß sie, obwohl sie ihre Kunst im Auslande, in Frankreich und Italien erst wieder erlernen mußten, dennoch einen ganz eigenartigen, nationalen Stil und vor allem ganz eigenartige Aufgaben sich zu ge⸗ winnen verstehen.
Weit ärmer an originellen Gedanken erscheinen hier dies— mal die Italiener. Sie füllten vier Säle mit meist vorzüglich gemalten Bildern, die aber fast ausschließlich schöne Partien der Heimath, besonders aus Venedig (Eiardi, de Sanctis) und einfache, inhaltslose Genrebilder zeigen. Die süßliche, glatte Technik der auf das reisende Publikum speculirenden italienischen Dutzendmaler fehlt zum Glück hier völlig, was gerühmt werden muß. Besonders auffallend war eigentlich nur die „Trajanssäule“ von Bazzani, die schon 1891 in Berlin durch ihre wundervolle malerische Wiedergabe ver— witterten Marmors Beifall fand.
Wie die Maler, so verstehen auch die Bildhauer in Italien den 6 des Marmors auszubeuten. Originell sind darin ein paar Büsten des in Mailand ansässigen Troubetzkoy, der nur die Hauptformen mit flüchtigen Hieben in Marmor andeutet, gewissermaßen in Stein skizzirt. Solche kleinen Kunstgriffe werden dann von den durchreisenden Fremden o . bewundert und bezahlt, und der zufriedene Künstler spart die mühsame Durchbildung des Porträts.
Die Freude an drastischen Scenen aus dem Volksleben, an denen Italien so reich ist, scheint gänzlich auf die Aquarellisten übergegangen zu sein. Simoni z. B. schildert noch eine jener aufregenden Scenen, da zwei beim Spiel in Streit Gerathene mit, gezücktem Messer einander gegenüber stehen, zum Stoß bereit, oder den Burschen, der seiner „Nina“ den Abendgruß bringt, oder die eifrigen Moraspieler. Das Aquarell behandelt Simoni übrigens mit solcher Kraft, daß seine gesunde, lebendige Farbe beinahe zu derb und stofflich wirkt.
Ueber den an k Sälen finden wir die Ueberschrift „Werke französischer Künstler“. Es sollte wohl angebeutet werden, daß die Franzosen sich zu keiner Collectivausftellung entschlossen haben, sondern daß nur eine gelegentliche Vor⸗ führung einzelner französischer Arbeiten stattfindet. Auch das Wenige, das vorhanden, trägt charakteristische Züge. Jene Serie von Pastellporträts des talentvollen Voldmni zeigt durchgehends schlanke, biegsame, aber kokettirend einfach gekleidete Frauen estalten, deren dunkeläugige,
warzhaarige Köpfe die m Sinnlichkeit der Pariser odedame spiegeln. Eine altliche Jungfrau in feuer⸗ rother Blouse wird durch die brennende Cigarette in der Rechten als über prüde . keit erhaben ge⸗ schildert. Die Landschaften sind zum theil Darstellungen der
Enceinte oder der weiteren Umgebung von Paris, Roll malt einen ihm befreundeten Maler, der mit seinem Malzeug aus der Gare du Nord wohl von der Studienfahrt zurückkehrt.
Paris hatte stets eine Vorliebe für die Culturvölker des Alterthums, französische Künstler schildern häufig die üppige, lasterhafte Pracht der Römer der „Decadence“ oder des unter⸗
ehenden Hellenismus, wie denn das Leben der genußsüchtigen
illionenstadt zu solchen Vergleichen immer wieder heraus⸗ fordert. Das . Thema behandelt Rochegrosse im Untergang Babylons“, einem Sensationsbild ersten Ranges, auf den Skandal berechnet und dennoch mit einer Virtuosität gemalt, die überrascht, ja hin⸗ reißt. Dem Format nach ist es weitaus das größte Bild der an Riesenleinewanden reichen Ausstellung. Die Figuren des Vordergrundes in voller Lebensgröße, sodaß die Körper der in ihrer Trunkenheit unschön hingestreckten, fast unbekleideten Weiber das Gefühl verletzend sich aufdrängen. Man erblickt sie in der weiten hohen Halle des babylonis en Königspalastes. Die riesigen Wände sind mit farbigen Fliesen verkleidet, die Decke glänzt, in reicher Vergoldung, die Stufen der hohen Freitreppe, die links zum Thron hinaufführt, sind mit lampen⸗ tragenden Löwen eingefaßt, Fackeln und Lichter übergießen den Raum mit röthlichem Licht, spiegeln sich in den gold⸗ geschmückten Thronsesseln, den hohen Vasen von Email und Glas, strahlen wider von den wundervollen ge— stickten Kissen, den Teppichen und Prachtgeweben, welche durch den ganzen Raum hin über den Fußboden gebreitet sind. Es ist eine imposante Schilderung jenes Farbenprunkes, den die alte assyrobabylonische Cultur in den Herrscherpalästen ent⸗ faltete. Und über diese Polster ist die im Laster entnervte Schar der letzten babylonischen Herrengeschlechter hingefunken, dazwischen Weiber, Dirnen, Sklavinnen, wie der Rausch sie am Morgen nach unmäßigem Trunke . hat. Im Hintergründe aber öffnet . das colossale Gitterthor der un⸗ vermuthet eindringenden tausendköpfigen Schar der Meder und Perser. Ihr Siegesgeschrei weckt einzelne aus ihrem Taumel, Weiber ringen die Hände, ein kahlkõpfiger Alter liegt gerade hingestreckt auf dem Boden, das Antlitz stumpfen Blickes dem Feinde zugewandt, aber er vermag sich offenbar so wenig zu regen, wie die Mehrzahl der Uebrigen. Und das eindringende fahle weiße Licht des jungen Tages ringt mit der dunkelgoldenen Beleuchtung des Festsaals, wirft häßliche kalte Reflexe auf die feurigen Farben, und kahl. und nuͤchtern dringt die grausame toödbringende Wirklichkeit in diese märchenhafte Pracht der erträumten sinn⸗ lichen Seligkeit.
Rochegrosse, von dem in Berlin seinerzeit die, Jacquerie“, eine Blutscene aus den französischen Bauernkriegen, ausgestellt war, ist ein Arrangeur, ein Decorationsmaler ersten Ran es, von erstaunlicher Correctheit in der Wiedergabe der historischen Details, der Costüme, der Möbel 2c. Niemand wird ihm hohe Begabung abstreiten können. Aber seine Kunst ist doch eine Afterkunst. Reclame, Effecthascherei, Sinnenkitzel, Wollust mit Grausamkeit gepaart bestimmen die Wahl seiner Stoffe, die Art der Ausführung. Feines historisches Verständniß, raffinirtes malerisches Können werden aufgewandt, um mit Behagen das Nichtswürdige so zu malen, daß es Abscheu erregen muß. Wie die verkommenen Babylonier nach einer Orgie von rohem medischem Kriegsvolk geschlachtet werden, entspricht sicherlich dem geschichtlichen Vorgange. Daß Rochegrosse das malt, ist seine Sache. Tritt aber die Absicht, fich durch Widerwaͤrtiges bekannt und berühmt zu machen, so sichtbar hervor, wie hier, dann haben wir ein Recht, uns abzuwenden, auch da, wo die malerische Leistung so hoch steht, wie hier. Die Schilderer modernen Lasters geben für ihre Darstellungen wenigstens den Grund an, daß unserer Zeit ihre wahre Gestalt nicht heuchlerisch verschwiegen werden darf, daß Wunden ge⸗ schnitten werden müssen. Was aber vermag Rochegroffe anzuführen?
Der Landschaftsmaler Professor Eduard Biermann, Mit- glied der Akademie der Künste, ist, wie der Voss. 3. gemeldet wird, gestern im 89. Lebensjahre hier an Altersschwäche gestorben.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Die Erkrankungen und Sterbefälle in der Königlich preußischen Armee, dem XII. (Königlich ächsischen ) und XIII. (Königlich württembergischen) Armee ⸗Eorps während des Jahres 1891. Nach den amtlichen Generalrapporten.)
Ende Juni 1891 befanden sich 12 197 kranke Mannschaften, etwa 27 oo der damaligen Istftärke, in ärztlicher Behandlung; hierzu kamen bis Ende Dezember 57 280 in Lazarethverpflegung und 90 9857 in revierärztliche Behandlung, zusammen 160 441 im jweiten Halb⸗ jahre, mithin 60 397 Kranke weniger als im ersten Halbjahre.
Die geringste Krankenzahl, einschl. des Bestandes (5,2 bezw. 3, Yο0 der jeweiligen Kopfstärke) wurde, wie gewöhnlich, im Sep⸗ tember und Oktober, demnaͤchst im August (75,9 dουν )) beobachtet, im November und im Dezember stieg die Krankenziffer, blieb aber niedriger als in den ersten 5 Monaten des Jahres. .
Von den 160444 im zweiten Halbjahre behandelten Kranken starben 399, es schieden aus 140 295 als geheilt, 2013 als invalide, 244 als dienstunbrauchbr, 1599 anderweitig (Uebertritt zur Reserve ꝛc.). Von den 399 in militãrãrztlicher Behandlung Gestorbenen hatten gelitten an Unterleibstyphus 77 (dazu 2 an gastr⸗ Fieber), an dLungenschwindsucht 74 (dazu 1 an Lungenblutung), an Tungenentzũndung 54, an Brustfellentzündung 18, an Hirn- und Hirnhautentzündung 28, an Bauchfellentzündung 26, an Herz⸗ und Nierenleiden 8 bezw. 10, an Grippe 6 (2 im November, 4 im Dezember) an Diphtherie 3, an Blutvergiftung 7, an Scharlach, Ruhr, Genickftarre und Karbunkel je 1, an Gelenkrheumatismus und an Rose je 2, an bösartigen Ge⸗ schwüälften 4. Den Folgen einer Verunglückung erlagen 17, eines Selbstmordversuchs 8. Außerdem starben autzerhalb militãrãrztlicher Be⸗ handlung durch Krankheit 13, durch Selbstmord 89 und durch Ver⸗ unglückung 58.
Im ganzen Jahre 1891 kamen 356 871 Kranke (d. i. weniger als im Jahre vorher, vgl. Veröff. 1891 S. 376) in gang von denen 129 672 in die Lazarethe aufgenommen wurden. In Abgang kamen 340 357 als geheilt, 3437 als invalide, 4665 als unbrauchbar und starben 1053; der Bestand am Schlusfe des Jahres belief sich auf 10 694, d. h. 24.50 / 0 der damaligen Iststärke. Trotz des geringeren Krankenzugangs ist die Zahl der in militärärztlicher Behandlun erfolgten Todesfälle etwas höher als im e . gewesen. Durch Selbstmord starhen im ganzen drei mehr ats im SZahre vorher 1), dafür starben jedoch 35 weniger an Verunglückung bejw. infolge eines Unglücksfalles. Von tödtlich verlaufenen Krankheiten ist
) Im ganzen Jahre 1891 starben 225 Mannschaften des Heeres durch Selbstmord bezw. a. von Selbstmordversuch, also O5 bon je 1000 Mannschaften. Von deutschen Handlungsgehilfen sind, seweit bekannt, zu gleicher zeit verhältnißmäßig mehr g 5 doppelt so diele durch Selbstmord gestorben, nämlich don durchschnittlich 7938 . des Verbandes deutscher Handlungsgehilfen 10, d. h. 3 /s.
namentlich Lungen; und Bruftfellentzüändung lum 69 bezw. 13 Fälle) häufiger als im Vorjahre beobachtet, auch Todesfälle an Tyrus und Lungenschwindsucht waren etwas zahlreicher, dagegen sind Scharlach und Dirhtherie⸗Todesfälle seltener gewesen.
London, 15. Juni. Infolge eines neuen Ausbruchs der Klauen seuche in Kent wurden, wie die A. C. berichtet, heute in dem Sittingbourner Kreise über tausend Schafe geschlachtet.
Teheran, 14. Juni. Nach einem Drahtbericht des B. R soll die in Meshed wüthende Cholera, entgegen anderweitigen Nach⸗ richten, milder Natur sein. Nur ein Drittel der Fälle bat tõdtlich geendet. Die größte Sterblichkeits;iffer wurde am 19. Jun! erreicht: 101 Todesfälle. Seitdem hat sich die Sterblichkeit vermindert. Am Sonnabend fiel in Meshed ein großer Meteor⸗ ste in zur Erde. Die Bevölkerung betrachtete diefes als ein ft, Vorzeichen, welches das Ende der Seuche ankündigte.
ie Cholera tritt jetzt auch in den Dörfern der Distrikte Nistratur auf und einige Fälle sind auch in Sabzavar vorgekommen. Die Quarantäne hat bis jetzt nicht viel genutzt. Einige Aerzte sind von Meshed abgereist, um eine Sperre in Abbas Abad und Arvankeif herzustellen. Der erstere Ort liegt vierzehn und der letztere zwei Stadien von Teheran. Der russische Konsul in Bagdad meldet, daß die Cholera in Mesopotam ien ausgebrochen ist.
Sandel und Gewerbe.
Nach der Schlußprotokollbestimmung Nr. 6 zu Tarif B des deutsch⸗-italienischen Handels vertrags sollen die für die Einfuhr von Gespinnsten und Geweben aus Flachs nach Italien vereinbarten neuen vollsah erst mit dem 1. Juli d. J. in Kraft treten. Um demnächst das System des Generaltarifs in der betreffenden Kategorie mit den neuen Vertragszollsätzen in Uebereinstimmung zu setzen, hat die italienische Regierung dem Abgeordnetenhause den Entwurf eines Gesetzes vorgelegt, welches am 1. Juli d. J. in 3 zu treten bestimmt ist und folgende Bestimmungen enthält:
Der Generalzolltarif vom 18. Juli 1887 wird in Position 80 wie folgt modificirt: =
Nr. 80 Leinen⸗ und Hanfgespinnste, einfache, rohe, bei einer Länge pro Kilogramm: .
4. bis zu 7000 m 14 Lire per Quintale,
b. von mehr als 7000 bis 15 009 m 19 Lire per Quintale,
c. über 15 000 m 28 Lire per Quintale.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und K
an der Ruhr und in Oberschlesien.
An der Ruhr sind am 185. d. M., katholischem Feiertage, 2046, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.
In Obexrschlesien sind am 14. d. M. gestellt 3519, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.
Berliner Wollmarkt. 16. Juni, Abends. Soweit si ermitteln ließ, sind auf den bisher abgehaltenen deutschen Woll märkten insgesammt 13 477 Ctr. angefahren gewesen, gegen 43 0974 Etr. im Vorjahre, mithin um 303 Etr. mehr, während allgemein eine erheb— lichere Abnahme der Zufuhren erwartet worden war. Der Rückgang im Preise bezifferte sich auf den verschiedenen Märkten von *— 7 6 -= 12. 12 —15, 4 — 15, 6-20, 8-14, 10, 7-10 und 15 15 . pro Centner je nach Beschaffenheit der Wollen. Die Wäschen waren sehr verschieden, jedenfalls weniger gut, als allgemein erwartet wurde. Schmutz wollen brachten 38— 6 — 43 = 45— 485-535 40, schleñische beftẽ Wollen 155 —175 S, mittlere 134 — 150 66, pofensche hochfeine Dominialwollen 158 - 162 6, feine 135 - 150 60, feine mitte 126 bis 132 46, mittel 105 — 118 60, Rusticalwollen 909 —= 1605 , pr. Ctr. Das Geschaft hat im allgemeinen schleppenden Verlauf genommen und bessere Qualitãten andauernde Bevorzugung vor den geringeren Sorten auch in tendenzieller Beziehung aufgewiesen. Zu betonen ist, daß, wenn⸗ gleich der Preisabschlag gegen das Vorjahr theilweife ein recht be— deutender ist, die Tendenz insofern doch immerhin als fest gelten konnte, als die Abschlüsse auf der innerhalb Jahresfrist etablirten Basis sich vollzogen und theilweise über den in letzter Zeit eingenommenen Stand hinausgingen. Man sieht deshalb auch dem hiesigen Woll⸗ markte mit einer gewissen Zuversicht auf eine feste Tenden; entgegen. — Die Finlieferungen auf Stadtläger, die beim Beginn der neuen Schur kaum 6 bis 7000 Ctr. aufgewiesen haben dürften, haben sich inzwischen erheblich vermehrt, einestkeils durch Zuführen der verschiedensten Dominien, andererfeits durch die Ankunft der Parthien, welche hiesige Händler angesichts der gedrückten Preife in den letzten auswärtigen Märkten erworben und auf Lager brachten. — Angemeldet zum offenen Markt in die Zelte des Berliner Lager⸗ hofs sind bis jeßt ca. 10 090 Ctr,, von denen zur Zeit ca. 1800 Etr. und zwar aus Posen und Westpreußen eingetroffen sind. Diese 1800 Ctr. befinden sich mit Ausnahme eines Postens im T von Händlern.
— In dem Geschäftsbericht der Actiengesellschaft f
2r 3 .
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chlagen g. zu bringen und 1134 6 Ausgaben für Instand⸗ Gebäude im von 68 963 M sind wie stets auf Betriebs- verbucht. Die durchschnittliche Arbeiterzabl betrug S0 gegen 47 in 1890 91. Die Vorrathe erfuhren in 1391/57 be—= deutende Verminderungen gegen das Vorjahr, und zwar: fertige Fabrikate 745 01g S6 gegen g83 74 M, halbfertige Fabrikate 334 8144 gegen 517 194 46, Material 246 521 4 gegen 393 203 6, im ganzen weniger 566 515 M, während sich die Debitoren erhöhten, und zwar: auf 1518 011 46 gegen 1 337 391 M in 1890 91, mehr: 189419 4 incl. Bankguthaben von 15 763 60 Die Greditoren stellten sich dagegen niedriger: auf 62724 6 gegen 593 353 ½ in 1890,91, weniger: 445 644 6 ö Vom ober ichlesischen Eisen⸗ und Metallmarkt be richtet die Schles. Ztg.: Das oberschlesische Eisengeschãft hielt sich auf dem bisherigen Standpunkt. Die Werke sind im allgemeinen leidlich besetzt, der Eingang an Specificationen war bei den bevor⸗ zugten Werken etwas stärker. Der Roheisenmarkt ist schwach; ummmerhin konnte die Production von Roheisen in dem bisherigen Umfange beibehalten werden, da das frisch erblasene Roheisen bon den Werken noch immer aufgenommen wurde. Auch die Walzwerke vermochten den seitherigen Betrieb fortzusetzen, zumal die Nachfrage nach einzelnen Walzeisensorten, wie Bau. und Handelseisen, Trägern, stärker war, während von den übrigen Serti⸗ menten ein wesentlicher Theil aufs Lager kommen mußte. Der Blech⸗ markt verharrt in seiner flauen Situation; selbst für gröbere Sorten war kein genügender Absatz trotz der vom Auslande vorliegenden Aufträge auf Kesselblech. Wellblech dagegen ist augenklicklich . stark begehrt. Der Betrieb der Stahlwerke ist sortgesetzt. äußerst schwach. Maschinenfabriken und Jessel⸗ schmieden sind ziemlich gut, Reparatur und Constructions⸗Werfstãtten ehr gut besetzt. Die Eisengießereien klagen zumeist über angel an Aufträgen, nur Hubertushütte. Donners marckhütte und die Königliche Eisengießerei in Gleiwitz haben vollauf zu thun und sind mit Aufträgen genügend gedeckt. Auf dem Zinkmarkrt blieb die Haltung zwar auch weiterhin fest, das Geschäft aber sehr still=
Die und der
Die Preise sind nicht erhöht werden. In Walzink en ist das Geschäft momentan ein recht lebbaftes, sodaß neue uftrãge nicht sofort erledigt werden können. Blei und Bleifabrikate ver— kehrten ruhig. ;
Stettin, 16. Juni. (W. T. B) Wollmarkt. Der Markt entwickelt sichẽ immer mehr, die Verkäufer fügen sich in den Preis⸗ rückgang. Die Vorrãthe sind fast gerãumt. Der Abschlag schloß gegen das Vorjahr im Durchschnitt mit 15 6 Leipzig, 16. Juni. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. ver Juni 3 90 6, per Juli 306, ver August 3,9 a ver September 3 95 6. per Stfober 3,7 *, per Nohember 397 6, per Dezember 397 6, ver Januar 400 . ᷣ ver Februar 4065 M, per Mär 400 , per April 46065 0 umfatz Js5 Go z.
Leipjig, 17. Juni. (W. T. B.)) Wollmarkt. Die Zu⸗ fuhren betrugen 330 Ctr., mithin stärker als im Vorjahre. Schlanker 2 Preise 120 bis 135 6
ien, 16. Juni, (BW. T. B) Dem in der heutigen Sitzung der Waffenfabrik⸗Gesellschaft erstatteten Bericht zufolge haben die Verhandlungen mit Italien noch zu keinem Abschluß geführt. Dieselben werden fortgesetzt.
London, 16. Juni. (W. T. B.) Wollauction. Betheiligung. Eröffnungspreise fest behaurtet. .
An der Küste 1 Weizen ladung angeboten.
Eine Versammlung der Gläubiger der New Driental Banking Corporation“ beschloß heute die Liquidation der Bank auf gũtlichem Wege.
Beg dferd, 16. Juni. (W. T. B) Wolle flau, englische fester; Mohairwolle geschäfts los.
Luzern, 16. Juni. (W. T. B.) Der Verwaltungsrath der Gotthardbahn hat, dem Antrage der Direction entsprechend, be⸗ schlossen, für das Jahr 1891 die Vertheilung einer Dividende von 6 0 vorzuschlagen.
Konstantinopel, 16. Juni. (W. T. B.) Die Einnahmen der Türkischen Tabackregie⸗Gesellschaft betrugen im Menat Mai 1892 19 300 9090 Piaster gegen 17 506 600 Plaster in der gleichen Periode des Vorjahres.
New-⸗ York, 16. Juni. (W. T. B.) Die Börse war durchweg schwach und schloß zu den niedrigsten Tagescursen. Der Umsatz der Actien betrug 265 0900 Stück. Der Silber vorrat 1 auf 2100000 Unzen geschäßt. Silberverkäufe fanden nicht statt.
600 009 Doll. Gold werden morgen nach Europa ver⸗ schifft werden. Die zur Verschiffung am nächsten Sonnabend bestellte Goldsumme wird auf vier Millionen Dollars geschãtzt. Das an Bord der Normannia“ expedirte Gold ist nach Deutschland bestimmt. . ;
Weizen eröffnete schwach auf Verkäufe von Platzspeculanten, Täter besser auf ungünstige Witterung im Nordweften und auf sfiarke Deckungen der Baissiers. — Mais höher auf ungünstige Witterung und reichliche Deckungen der Baissiers.
Chicago, 16. Funi. (W. T. B.)
Lebhafte
. i i. (W. Weiz en fest und steigend auf. Berichte über Ernteschäden in Rußland. — Mais steigend auf umfangreiche Deckungskãufe.
Verkehrs⸗Anftalten.
Auf den Linien der Großen Berliner Pferde-Eisen—⸗ bahn -⸗Aetien -Gesellschaft sind im Monat Mai 1893 1111 021Personen befördert und dafür 1261 184 84 M½ oder durch⸗ schnittlich auf den Tag 10 683338 6 eingenommen worden. Die Einnahme im Monat Mai 1891 betrug 1333 3735965 4 Fer durchschnittlich auf den Tag 42 705,74 60
Bremen, 16. Juni (W. T. B.) Norddeutscher Llopd. Der Schnelldampfer Spreen ist am 14. Juni, 10 Uhr Vorm. von New⸗Jork via Southampton nach der Wefer abgegangen. Der Schnelldampfer Fulda“ ist am 15. Juni, 16 Uhr Vorm. von Genug via Gibraltar nach New York abgegangen. Der Schnell⸗ dampfer Havel hat am 15. Juni, 2 Uhr Nachm., die Reifẽ von Southampton nach New-⸗ York fortgesetzt. Ser Schnelldampfer Lahn, am 7. Juni von New-⸗-NVork abgegangen, ist am 14 Juni, 7iühr Abends, in Southampton angekommen und hat 9 Uhr Abends die Reise nach Bremen fortgesetzt. Derselbe überbringt 465 Passagiere und volle Ladung. Der Postdampfer Amerika“, am J. Funi von Bremen abgegangen, ist am 14. Juni, 1 Uhr Nachm, in Rew— Aork angekommen. Der Reichs⸗Postdampfer Nürnberg, am WT; April von Bremen abgegangen, ist am 15. Zuni Vörm. in Shanghai angekommen.
— 17. Juni. (W. T. B.) Der Postdampfer Darmstadt⸗ ist am 15. Juni, 11 Uhr Vorm., von New. Mork nach der Wefer abgegangen. Der Postdampfer Stuttgart.“, am 2. Inni von Bremen abgegangen, ist am 15. Juni, 11 Uhr Vorm., in New⸗York angekemmen. Der Postdampfer Graf Bismarck, nach Brasilien bestimmt, hat am 16. Juni, 7 Uhr Morgens, Dover passirt. Der Reichs-Postdampfer Hohenzollern; von Australien kommend, ist am 16. Juni Vorm in Aden angekommen.
Hamburg, 16. Juni. (W. T. B.) Sam burg⸗Ameri-⸗ kanische Packetfabrt⸗ Actiengesel t schaft. Der Post⸗ dampfer Dania“ ist. von New⸗Nork kommend, heute früh 4 Uhr auf der Elbe eingetroffen. Der Sch nellda mpfer A u gusta Victoria“ hat, von New⸗York kommend, heute Vormittag 165 Uhr Sei!lly passirt.
London, 16. Juni. (W. T. B.) Der Union-Dampfer Arab ist gestern auf der Heimreise in Southampton an— kommen. Der Castle⸗Dampfer Drum mond -Eastle“ ist gestern auf der Heimreise von Capetown abgegangen. Der Castle⸗
ampfer Methven⸗Castle“ ist heute auf der Heimreise von Caxetown abgegangen. Der Cast le⸗ Dampfer Ros fin- East le“ ist heute auf der Ausreife in Durban angekommen. Der Castle⸗ Dampfer Doune⸗Castle⸗ ist gestern auf der Ausreise in Durban angekommen.
Theater und Mufik.
Am Sonntag geht im Königlichen Opernhause „Der Maurer mit den Damen Herzog, Lammert, Weitz und Hellmuth— Bräm, den Herren Ernst, Philipp, Krolop. Schmidt und Krafa in Sceng. Der Oper folgt das Ballet Die Puppenfer'.
In der letzten diesjährigen Neuheit des Berliner Theaters, dem am Montag zur ersten Aufführung gelangenden Drama Nareiß ', werden außer Ludwig Barnay, Anna Haverland und Ruscha Butze noch Ludwig Stahl als Herzog von Chöifeul, Emanuel Stockhausen Als Saint Lambert und in den kleineren Rollen Irma Selken, Franz Jacobi, * Nollet. Albert Schindler und Wilhelm Viebeg mit- wirken. orgen beginnt der Billetverkauf zu dieser Duffsbrung auch können von morgen an die schon dazu bestellten und reservirten Billets an der Vormittagskasse abgeholt werden. —
Im Krollsschen Theater singt Frau Marcella Sembrich am Dienstag 1. letzten Male in diefer Spielzeit. Die Künstlerin hat für ihre Abschiedsvorstellung ein Programm zusammengestellt, das zwei Partien enthält, in denen Frau Sembrich bisher in Berlin noch nicht aufgetreten ist, und zwar den zweiten Act der Hugenotten“ Margarethe von Valois: ö. Sembrich), den vierten Act aus Damlet! von Thomas (Ophelia: Frau Sembrich. Den Schluß Es Abende bildet der dritte Act aus der Somnambula. (Amina! Frau Semhrich). Für die Aufführung des Aetes aus den Hugenotten bat die General-⸗Intendantur der Königlichen Schauspiele, und des Fierten Actes aus Hamlet die Pariser Verlagsfirma Heugel die Genehmigung ertheilt
Das kostbarste und merkwürdigste Stück der Wiener Theater— Lusst ellu ng ist, wie der N. Pr. 3. berichtet wird, das Bruch— tück einer Paphyrusrokfle aus der Sammlung des Erzherzogs Rainer, welche das älteste bekannt gewordene Musifftück der Welt entbält. Diese Rolle, um die Zeit von Christi Geburt unter der
Tristan und Isolde“
Regierung des Kaisers Augustus geschrieben, enthielt die Partitur⸗ ausgabe der Musik zu dem Drama ZDrestes von Euripides (408 v. Chr.. und zwar die Melodie, den Chor und die Instrumental⸗ musik, wie sie den Fortgang der Handlung des Dramas begleitete. Dieses Bruchstück dient den Erklärern als Beweis, daß das griechische Drama mit seinen Chören, seinem Tanz; und Einzekgesang unserer Dver weit näber stand als unserem recitirenden Schauspiel. Auf dem kaum faustgroßen Stäück ist ein Chorsatz enthasten sammt Tert aus dem genannten Drama, und zwar befindet sich die dazu gehörige Vocalmusik über dem Tert, die Instrumentalmusst in den Zeilen.
Die deutsche Oyernges lfchaft im Eonventgarden. Theater zu London brachte nach einer Meldung der Voff. 3. am 15. d. M. . ; mit glänzendem Erfolge zur Auf⸗ fübrung. Alvary ünd Rofa Sucher sangen die Titelrollen und ernteten stürmischen Beifall. Das Haus war ausberkaunftt.
Der Senat der Univerfität Dublin faßte, wie die A. C. meldet, in seiner Sitzung vom 14. d. den Beschluß den großen eng⸗ lischen Tragöden Henry Irving bei der herannahenden Jubelfeier des dreihundertjährigen Bestehens der Univpersitãt zum Doctor der schönen Künste honoris causa zu ernennen.
Mannigfaltiges.
Der Union-Club zu Berlin beging, wie schon erwähnt, am 13. d. M. die Erinnerungsfeier seiner vor 25 Jahren erfolgten Be⸗ gründung. Aus dieser Veranlaffung ist eine reich ausgestattete und mit trefflichen Bildern versehem Denkschrift erschienen, die einen Ueberblick über die Entstehung und weitere Entwickelung des Clubs giebt. Danach war ursprünglich von Breslau aus lediglich die Anregung gegeben worden, ein General⸗Secretariat zu schaffen, das alle bestebenden Rennvereine in eine einheitliche Organisation zusammenfaffen sollte. Dieser Ge— danke wurde dann in der berathenden Versammlung dahin erweitert, daß die Begründung des Clubs beschlofsen wurde, der nunmebr au? ein Vierteljahrhundert erfolgreicher Arbeit im Interesse der heimischen Pferdezucht blicken kann. Ausgehend von dem Gedanken, daß nur durch ein geordnetes Rennwesen das zur Production eines brauchbaren Soldatenpferdes nöthige Zuchtmaterial geschaffen werden könne, hat der Club im Jahre 1867 alle die Kräfte zusammengefaßt und organisirt, die bisher systemlos zerstreut waren, und Erfolge errungen, denen niemand seine Anerkennung versagen kann. Von besonderem Interesse dürfte das Schlußkapitel sein, das von der Stellung des Union⸗Clubs zur Landespferdezucht handelt und zeigt, daß der Pferde⸗ bedarf im Inlande zur Zeit nicht gedeckt wird, wir uns vielmehr in einem gewissen Abhängigkeitsverhälkniß zum Auslande befinden. Es wird sodann auf die Nothwendigkeit hingewiesen, daß noch viel mehr als bisher alle nichtstaatlichen Factoren auf dem Gebiete der Pferde⸗ zucht in straffer Organisation und zielbewußter Arbeit diesem Uebel⸗ stand entgegenwirken müssen, wenn anders ihre Thätigkeit sich nutz⸗ bringend erweisen soll. Der Union⸗Club hat bisher in diesem Sinne seine patriotische Aufgabe erfüllt, und er kann der Unterstützung ,, Kreise sicher sein, wenn er noch ferner diesem Ziele nach⸗ strebt.
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. Da es bei der Gültigkeit der Fahrkarten für verschiedene Bahn— wege vorkommen kann, daß das Gepäck auf einem anderen Berliner Bahnhof eintrifft als der Reisende, bat die Eisenbahnverwaltung, um den Reisenden so schnell wie möglich in den Besitz seines nach Berlin bestimmten Gepäcks zu setzen, bei der Gepãck⸗Abfertigungẽ⸗ stelle auf dem Bahnhof Friedrichstraße eine Fentrak— meldestelle eingerichtet, wohin von allen Berliner Babn— höfen fehlende oder überzählige Gepäckstücke gemeldet werden. Bei vorkommenden Unregelmäßigkeiten wird deshalb das Publikum an dieser Stelle die sicherste Auskunft erhalten können. Die Anfragen können durch jede hiesige Gepäckabfertigungsstelle erfolgen, da diese verpflichtet sind, sie an die Centralstelle weilt zu leiten.
Zur Bequemlichkeit der Reisenden werden, wie hiesige Blätter mittheilen, die Fahrkarten ⸗Ausgabestel len auf dem Schlesischen Bahnhofe, Alexanderplatz, Friedrichstraße, Zoologischer Garten, Anhalter, Potsdamer, Lehrter, Stettiner und Görlitzer Bahnhofe sowie in Charlottenburg zwijchen dem 25. Juni und Jö. Juli bereits am Tage vor dem beabsichtigten Reifeantritt Fahrkarten ver⸗ kaufen und wird auch Gepäck gleichzeitig mit der Fahrkartenlösung bereits am Tage vor der Abreise abgefertigt werden.
Nach einer amtlichen, von der Voss. 3. mitgetheilten Auf— stellung über die Gewitter vom 10 bis 13. Juni d. J. hat die Mark Brandenburg dabei durch Blitzschläge einen Schaden er⸗ litten, wie er bisher bei ähnlichen ECreignissen nicht vorgekommen ist. Die Zahl der gemeldeten Blitzschläge auf Gebäude betrãgt 42, daben 14, also 333 ο zündende. Siebenmal zündete der Blitz in Wohnhäusern, je zweimal in Scheunen und Mühlen, je einmal in einer Strohdieme, einem Holzstall und einem Heumagagjin. Die nicht zündenden Blitze trafen 195 Wohngebäude, je zwei Scheunen, Ställe und Schornsteine, je einer eine Kirche und ein Rathhaus. Durch Blitzstrahl wurden ferner in einer Schafherde 18 Schafe gers dter Inegesammt wurden 18 Personen durch den Blitz erschlagen, 15 Männer und drei Frauen.
Mit der Abnahme des ersten Steines des Hauses Nr. J bei der am Mittwoch begonnenen Niederlegung der Schloßfreibeit war eine kleine Feierlichkeit verbunden, die ein Musikcorps mit einem Choral eröffnete. Die ersten Artschläge wurden mit dem Gesange von Heil dir im Siegerkranz. und So leb' denn wohl du altes Haus begleitet.
Der Sommergarten des Belle-Alliance⸗Theaters hat eine neue Anziehungspunkt erhalten. Eine aus fünfundzwanzig Personen, Männern, Weibern und Kindern, bestehende Karawane von Karailben, dem zur Zeit der Entdeckung von Amerika mächtigen und zahlreichen Indianerstamme, der auf Der ganzen Nordkũste des südamerikanischen Festlandes, in Guiana und auf den Kleinen Antillen das herrschende Volk war, jetzt aber nur noch in einer Zahl von etwa 20 090 Köpfen an der Nordküste von Honduras und mit geringen Resten auf Trinidad, St. Domingo und St. Bincent zu finden ist, zeigt sich seit gestern in diesem Garten. Der Besucher findet hier Gelegenheit, diesen bisher in Deutschland noch nicht vorgeführten interessanten Volksstamm in den Sitten und Gebräuchen feines Landes zu beobachten. Die hiesigen Vertreter des dem Forscher als ein gut ge⸗ wachsenes, kriegerisches und dem Kannibalismus huldigendes Volk be⸗ kannten Stammes verrathen, wenn sie sich auch jetzt noch durch schönen Körperbau und intelligente Gesichter mit lebhaften Augen auszeichnen. doch keineswegs, daß sie den graufamen und eroberungs sũchtigen Charakter ihrer Vorfahren geerbt haben, sondern scheinen im Gegentheil am liebften an harmlosem, friedlichem Spiel und an der Ruhe sich zu erfreuen. Auch ihre Hausgeräthe, Spieljeuge, Hängematten und spãrlichen Be⸗ kleidungsgegenflände werden bei dieser Gelegenheit zum erften Mal in Teutschland gezeigt. Für die Besucher, die hauptfächlich durch den Wunsch, die fremden Gäste zu beobachten, in den Theatergarten ge⸗ führt werden, würde es angenehm sein, wenn die Direction sich ent⸗ schließen wollte, die Zeit der besonderen Vorführungen der Karawane mit auf dem Programm vermerken zu laffen.
Wiesbaden. Nach dem vor Kurzem im Verlage von Carl Schnegelberger erschienenen Adreßbuch von Wiesbaden und Um- gegend für 1892/93. wohnen hier im Ganzen 315 pensionirte Offiziere, Sanitãts⸗Offiziere, Militãrbeamte u. . w. Darunter sind 4 Generale der Infanterie bezw. Cavallerie, 16 General ·Lieutenants, 1 General von der Armee, 238 General. Majors, 1 Nontre- Admiral. 149 Obersten, 38 Oberst⸗Lꝓieutenants, 1 Corvetten. Capitãn, 65 Majors u. s. w.
Münch en. Ven den im oberbaverischen Kohlenbergwerk Saus ham durch Finsturz verschütteten zwölf Bergleuten Vergl. Nr. 137 d. Bl.) sind außer den ersten sechs noch zwe gerettet
worden. Drei von ihnen machten sich wiederholt durch Rufen be⸗ merkbar. Von den 1109 Arbeitern des Bergwerks - sind abwechselnd Wo mit den Rettungsarbeiten beschäftigt. Das Unglück ereignete sich am vergangenen Mittwoch Nachmittag um 14 Uhr, nachdem die Häuer, die ihre in den Gruben arbeitenden Kameraden abzulöfen bestimmt waren, eingefahren waren. Um diese Zeit erfolgte eine heftige Er⸗ schütterung, die so stark war. daß sie noch in weitem Umkreife ver= spürt werden konnte; eine Strecke im Schachte Köni Ludwig II.*, auf der zwölf Bergleute arbeiteten, war verschüttet. Die Rettungs⸗ arbeiten, die sofort mit großem Eifer in Angriff genommen wurden, hatten geraume Zeit keinen Erfolg, da man wegen der fich in dem Stollen ansammelnden Gase nicht vorwärts zu kommen vermochte. Es mußte erst mittels Maschinen frische Luft eingepumpt werden, worauf dann die Rettungsarbeiten unter Zuhilfenahme von elektrischer Beleuchtung ihren Fortgang nehmen konnten. Da von oben her der Zugang unmöglich war, mußte man von der untersten Tiefbausohle aus zu den Abbauten zu gelangen suchen, in denen man die Verunglückten vermuthete. Erst Freitag früh 3 Uhr, also nach 38 Stunden, stieß man auf dig ersten zwei Verschütteten. e voll= kommen unverletzt zu Tage gefördert wurden. Gegen 1I Uhr Morgens gelang es dann, zu weiteren vier Verunglückten zu kommen, die ämmtlich schwer verbrannt waren. Sie hatten nämlich, nachdem sie verschüttet waren, ihre verlöschten Grubenlichter anzuzünden ver= sucht, infolge dessen die inzwischen angefammesten Wetter erplodirten und die Unglücklichen mit schweren Brandwunden bedeckten. Sie wurden im Zustande änßerster Erschöptung nach oben gebracht und ins Knappschaftslazareth ũbergefũbrt. Der verschüttete Abbau liegt etwa 400 m unter der Erdoberfläche, Die Tiefbausohle befindet sich 520 m unter der Erde. Ueber die Ent⸗ stehung des Unglücks ist man noch im Zweifel. Man will die Er⸗ schütterung, die den Einsturz des Abbaues verursachte, einem Erd⸗ beben zuschreiben, das auch in Miesbach bemerkt worden fein oll: andere führen die Erschütterung auf einen zusammenstürzenden alten Schacht zurück. Die Aufregung und Theilnahme am Ort ist selbst⸗ verständlich eine groñe.
Przibram, 14. Juni. Ursachen der Kataftrophe Bergmann Havelka, durch
Beichte, gefũhrt a ĩ zen. Der Pfarrer r der dem e v 5m in deren I 1 wegwarf. en, schon S daß durch as We s sein könnte. die Statthalterei und das
gestern von dem Geständnisse ö
Paris, 15. Juni. Ueber die Erplosion des englischen Dampfers MPetrolea auf der Rhede von Blaye bei Bordẽaur erfahrt man Folgendes: Das Unglück vollzog sich gegen 2 Uhr Morgens. Schiff war mit 1506 t Erdöl fur die Desmarai'sche Fabrik in Blape beladen. Man behauptet, daß die Exrplosion Von Vatrofen veranlaßt worden ist, die in Abwesenbeit des Caitans betrunken an Bord zurückkehrten und mit ihren Cigarren unvorsichtig umgingen. Von den 27 Matrosen, welche die Bemannung bildeten, sind elf verbrannt, die anderen haben sich schwimmend gerettet; außerdem fanden vier Bewohner von Blaye, worunter eine Frau, den Tod. Die Petrolea- war nämlich im Augenblick der Explosion von fünf Kohlenbooten umgeben, deren Ladung für das englische Schiff bestimmt war. Sie fingen Feuer und sanken binnen wenigen Minuten; das Getöse bei der Erpkosion war schrecklich. Die Leichen der Matrosen sind noch nicht aufgefunden werden; den Kopf eines unglücklichen Zollbeamten, der sich an Bord der Petrelea' befand, hat man mehrere hundert Meter weit von der Unglücksstätte auf dem Lande gefunden.
Paris, 15. Juni. Im Canton der Bastide Murat in Lot hat nach dem Evänement' der Naturforscher Mar fel eine bisher unbekannte Grotte entdeckt. Ihr Eingang liegt in einem 95 m tiefen Abgrund, in welchen Martel mit drei muthigen Männern der Umgegend hinabstieg. Sie blieben von 5 Uhr Abends bis 3 Uhr Morgens in der Grotte, worin sie auf einer Strecke von 200 m dem Lauf eines Flusses folgten, der von vier Wasserfällen von mindestens 5 m Höhe unterbrochen wird. Die Einzelheiten diefer Entdeckung werden demnächst der Akademie der Wissenschaften mitgetheilt werden'
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Barcelona, 12 Juni. Seit gestern herrscht, wie H. T. B. meldet, ein schwerer Sturm, der zahlreiche Schiffe beschädigte und Barken zertrümmerte. 27 Häuser und vier Fabriken sind fat zerstoört, zahlreiche Gebäude wurden beschãdigt. Acht Todte und sechzehn Schwerverwundete befinden sich in den Hospitälern. Die Zahl der Verwundeten in den Privathäufern ist noch unbekannt.
Washington, 15. Juni. Die im Bau begriffene Brücke über den Licking⸗Fluß in Kentucky, wesche die Städte Covington und Newport mit einander verbindet, stürzte, wie das B. R= meldet, heute plötzlich ein. Sämmtliche dreißig Arbeiter, die zur Zeit an der Brücke arbeiteten, wurden getödtet.
New⸗NYJork, 14. Juni. In dem in Pennsylvanien gelegenen Städtchen Chicora brach nach einem Telegramm des B R gestern um Mitternacht infolge einer Naturgaserplosion eine große Feuersbrunst aus. Die Flammen griffen mit reißender Geschwindigkeit um sich. m dem Weiterumsichgreifen des Brandes vorzubeugen, sah sich die Feuerwehr gezwungen, eine ganze Anzahl von Häusern theils niederzureißen, theils mit Dynamit in die Luft zu sprengen. Ihrer heroischen Anstrengungen ungeachtet sind doch hundert Häussr der Feuers brunst jzum Spier gefallen. Zahlreiche Familien haben ihr Obdach und ihre ganze Habe eingebüßt.
New⸗NYork, 16. Juni. Ein Cyclon, begleitet von heftigen Regengüssen, hat laut Meldung des W. T. B. im Laufe des Nach⸗ mittags im Süden von Minnesota bedeutende Verheerungen an⸗ gerichtet. In Sherburne wurde das Schulgebäude zerftört, wobei der Lebrer und fünfzehn Schüler getödtet wurden. Auf dem ganzen Wege, den der Cyclon nahm, wurden verschiedene Hauer umgerissen, eine Anzahl Personen wurde getödtet oder verwundet; wie es heißt, sollen im ganzen dreißig Perfonen um das Leben ge⸗ kommen sein.