1892 / 152 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 30 Jun 1892 18:00:01 GMT) scan diff

Mannigfaltiges. Die Polizeiverordnung über den Verkehr mit Roth-⸗—

Reh und Damwild, der nur noch auf Grund eines Ursprungs⸗ zeugnisses zulässig ift, ist geftern in Kraft getreten.

Seine Durchlaucht der Erbprinz von Hohenzollern ist, wie der Köln. 3. gemeldet wird, auf seinem Distanceritt von Potsdam nach Sigmaringen Dienstag Nacht dort angekommen.

Nachdem die Königliche Senehmigung des Projects der Umgestal⸗ tung des gützow⸗Platzes in einen Schmuckplatz ertheilt worden ist, hat die . Parkdeputation den städtischen Garten ⸗Director Mächtig beauftragt, baldmöglichst mit der Herstellung der Schmuck⸗ anlagen vorzugehen.

Das für den diesjährigen Binnenschiffahrts-Gongreß in aris und demnächst für die Wel t-Ausstellung in Chicago timmte, auf gemeinschaftliche Kosten des Staats und der Stadt

bergestellte Modell der Spreeregulirungs⸗Bauwerke am Mühlendam m ist fertiggestellt und steht zunächst für die Mitglieder

der Stadtverordneten⸗Versammlung vom Freitag. 1. Juli, in der

e n ben Werkstatt von Voigt, Neuenburgerstraße 12, zur An⸗ icht aus.

Die Berliner Spielplatz⸗Gesellschaft verausgabt auch in diesem Sommer für die Zeit vom 1. Juli bis 15. August Ferien⸗ karten zu 2 für Schüler und Schülerinnen. Die Spiele finden unter Leitung von Lehrern und Kindergärtnerinnen statt. Der Spiel- platz ist neuerdings durch Zupachtung einer benachbarten Landparcelle um ein wesentliches Stück vergrößert; diese Erweiterung wird ge⸗ statten, die Zahl der Lawn⸗Tennlsplätze noch um einige zu vermehren. Die jetzt vorhandenen Plätze sind schon von den fräühesten Morgen— stunden an besetzt und nur an heißen Tagen wird während der Mit⸗ tagsstunden pausirt. Die Anlage der Plätze hat sich als zweckmäßi erwiesen; eine unterirdische Entwässerung bewirkt, daß selbst 6 stärkeren Regenfällen die Plätze in kurzer Zeit wieder benutzbar sind.

Reu⸗Ruppin, 29. Juni. Die N.⸗R. 3. berichtet: Eine . hiesiger Brieftauben wurde gestern früh 8 Uhr Minuten in Sta de aufgelassen. Die erste Taube traf bereits um 11 Uhr 54 Minuten hier ein. Sie hatte, da die ganze Strecke 244 km lang ist, in der Minute durchschnittlich 1043 m zurückgelegt. Die übrigen Tauben langten eine Stunde später hier an und bis zum Abend waren sämmtliche Wettflieger vollzählig bier wieder zusammen.

Gleiwitz, 29. Juni. Auf der Grube Königin Luise“ bei Zabrze ist nach einer Meldung des D. B. H.‘ durch das Herab⸗ stürzen der beiden Förderschalen der ganze Förderthurm zerstsrt worden. Der Betrieb mußte deshalb eingestellt werden.

Er furt, 27. Juni. Die Kirschenernte ist, wie der Voss. 3.“ berichtet wird, in diesem Sommer in Thüringen wiederum fehr resch⸗ lich. Im Kleinverkauf betrug der Preis am letzten Markttage schon 15 bis 18 3 für 4 kg (etwa Z bis 23 Schock). Ein weiteres Sinken der Preise ist mit der jetzt von Tag zu Tage zunehmenden Reife der Frucht zu erwarten. Auch Walderdbeeren waren am letzten Markt-

tage schon in ansehnlicher Menge vorhanden, hielten sich aber noch

ziemlich hoch im Preise. Diese Frucht kommt in der Hauptzeit auf 15 bis 20 3 für 1 1 herunter.

Kassel, 23. Juni. Die Theilnehmer an der Jahrespersamm— lung des Hessischen Forstver eins machten, wie der M. „Allg. Z. mitgetheilt wird, am dritten Tage des Congresses von Fulda aus einen Ausflug nach Salmünster. Von hier ging es zu Wagen und zu Fuß durch die Oberförsterei Salmünster, in welcher namentlich die herrlichen alten Eichenbestände (wohl 400 bis 609 Jahre alt) das forstliche Herz erfreuten. Auf einem schönen Aussichtsvunkte wurde e me und darauf von den jüngeren Forstmännern drei junge

ichen gepflanzt, die von dem Präsidenten des Vereins, Herrn Ober Forstmeister Schwarz⸗Cassel in gebundener Rede dem Andenken an Taiser Wilhelm L, Kaiserin Augusta und Kaiser Friedrich geweiht wurden.

Leer, 27. Juni. Der Capitän des hier angekommenen Schiffes Hoffnung überbringt dem Hannov. Cour. die Nachricht von dem Ve rlust des deutschen Schiffes Hermine“, Capitän Kriens, aus Warsingsfehn, das erst am 22. Juni ven hier nach Schottland ab— gefahren war, um dort eine Ladung Steinkohlen für Norderney einzunehmen. Capitän Lücht von der „Hoffnung“ bemerkte die „Hermine“ in gekentertem Zustande auf dem Pilsumer Watt treiben; nachdem er sich dem Schiffe enãhert hatte, fand er den Cavpitän Kriens todt in der Takelage festgebunden. Von der übrigen Besatzung, die aus dem Sohn des Capitäns, dem Steuermann Folkert Ühlenkamp aus Leer und einigen Matrosen bestand, war nichts zu finden, sodaß leider angenommen werden muß, daß alle ihren Tod in den Wellen gefunden

haben. Das Kentern der Hermine“ ist zweifellos durch den jüngsten Sturm, der auch die ostfriesische Tüste hart mitgenommen hat, ver⸗ ursacht worden. Die Leiche des Capitãns Kriens hat Schiffer Lucht mit hierher gebracht und sie den Verwandten übergeben.

44 Melsungen. Der hiesige 6 Pflege im Felde ver⸗ wundeter und erkrankter Krieger hat, dem Vorgange anderer Vereine folgend, mehr als 30 freiwillige Kranken träger ausbilden lassen, von denen dreizehn sich bereit erklärt haben, im Kriegsfall außerhalb des Kreises sich verwenden zu lassen.

Würzburg, 27. Juni. Auf dem Kreuzberg in der Rhön wird, wie der Frkft. 3 mitgetheilt wird, in den Tagen vom 7. bis 10. Juli die zweite Centennarfeier des dortigen, wegen seiner Gastlichkeit weltbekannten Franciseanerklosters festlich begangen. Mehrere Bischöfe nehmen daran theil. Das Kreuzbergkloster ist 330 m boch gelegen; 217 Stufen führen von ihm zu dem aus grauer . stammenden, weit in die fränkischen Lande grüßenden mächtigen

reuz.

Lübeck, 29. Juni. Wie der N. A. Z. ein Privattelegramm meldet, sind heute hier furchtbare Gewitter niedergegangen. Wolken⸗ bruchartiger Regen überschwemmte theilweise die Straßen und Keller.

Bremen, 28. Juni. Ueber die Fortschritte der Corrections arbeiten der Unterweser von Bremen bis zur Mündung im letzten Jahre giebt folgender, von der. Magdeb. Itg.“ mitgetheilter Bericht des Schöpfers des ganzen Plans, des Ober⸗Baudirectors Franzius, ein anschauliches Bild. Als eine ins Auge fallende Folge des unaus—⸗ gesetzten Fortschreitens der Bauarbeiten ist u. a. die Verlängerung der Fluthdauer auf der Strecke oberhalb Vegesack hervorzuheben, die durch die damit verbundene Steigerung der Stromkraft die Fort bewegung der von oben kommenden Sinkstoffe wesentlich fördern hilft. Der Bremische Freihafen ist jetzt schon für Seeschiffe von 46 m

Tiefgang (anstatt 43 m vor einem Jahre) benutzbar seworden. Das

auf der Werft der Actiengesellschaft Weser! erbaute Panzer⸗Fahrzeug Beowulf“ konnte schon im Spätherbst 1891 mit einem . on etwas über 5 m bei allerdings günstigen Wasserverhältnissen Bremerhaven erreichen. Bei Springtiden und niedrigem Oberwasser haben anfangs April d. J. die Dampfer der Dampfschiffahrts⸗Gesell⸗ schaft Hansa“, die sämmtlich 5 m Tiefgang haben, den Freihafen erreichen können. Ueber die in der Zeit vom 13. Juli 1886 bis 31. März 1892 für das Werk verwendeten Geldmittel giebt der Bericht eine Uebersicht, wonach von den bewilligten 30 Millionen Mark für die Unterwesercorrection 20 748 38258. 6 verausgabt sind, somit also noch 9 251 61742 6 verfügbar bleiben. Die Kosten für das Baujahr 1892793 sind auf 2 800 000 60 veranschlagt worden. Im letzten Be⸗ triebsjahre sind im auszubildenden Hauptstrom auf der Weserstrecke vom Freihafen zu Bremen bis Nordenham durch die Bagger im ganzen 4751 920 cbm Boden herausgebaggert worden. Im Jahre 1887 wurden nur 170000 ebm, 1888 1700000 chm, 1889 3 750 000 cbm, 1890 4103 903 chm Boden beseitigt. Die größte Menge des zu Tage geförderten Baggerguts, und zwar 325 000 ebm, ist gemäß einer Vereinbarung mit der preußischen Regierung zur Schaffung des erforderlichen Hafenterrains dem von Preußen in Geestemünde anzulegenden Fischereihafen zugeführt worden.

Bremen, 30. Juni. Der Schnelldampfer des Norddeutschen Llond Trave“, der am 21. d. M. von New⸗Vork abgegangen ist, passirte am 23. d. M. Seilly. Der Kapitän der Trave? signalisirte, wie W. T. B. meldet, hierbei, daß die Trave während der Reise mit einem Schiff zusammengestoßen sei. Der Zusammen⸗ stoß sei am 22. d. M. im Nebel erfolgt, und zwar mit dem Schiff „Fred. B. Tavlor“ aus Jarmouth, welches 1836 Registertons hat, im Jahre 1883 erbaut ist und im Ballast von Havre nach New Vork unterwegs war. Zwanzig Personen des Taylor“ sind gerettet worden; zwei Mann ertranken.

Bielitz (Oester.Schles.), 27. Juni. Ein schwerer Unglücks—⸗ fall, durch den vier Menschenleben vernichtet wurden, ereignete sich, wie man der Magdeb. Ztg.“ von hier berichtet, am 22. d. M. in einer der hiesigen Tuchfabriken. Während sich sieben Arbeiter in einem Dampfkessel befanden, um ihn zu putzen, öffnete ein Unbe⸗ rufener ein Hauptventil, wodurch der unter einer Spannung von sechs Atmosphären in Betrieb stehende zweite Kessel seinen Inhalt auf die Unglücklichen mit fürchterlicher Gewalt ergoß. Zweien der Arbeiter gelang es, sich fast unver⸗ sehrt zu retten, einen dritten konnte man noch lebend herausziehen, während die vier Zurückbleibenden von dem einströmenden Dampfe und Wasser buchstäblich zerrissen wurden, sodaß die Leichen der Unglücklichen stückweise im Kessel zusammengesucht werden mußten. Auch an dem Aufkommen des geretteten Arbeiters wird gezweifelt. Ob Böswilligkeit oder ein Versehen das Unglück verschuldet hat, wird die Untersuchung ergeben.

London, 39. Juni. Während eines Festes im Krystallpalast, woran gegen 7000 Sonntagsschüler theilnahmen, platzte, wie . W. T. B. meldet, ein Luftballon etwa 100 Fuß über dem Erd⸗

boden. Die Insassen der Gondel stürzten herab. Der Luftschiffer Gapitãn Dale fand an 2 einer Frau und seiner Tochter den Tod, zwei andere Zuffff er wurden tödtlich verletzt.

Paris, 28. Juni. Der wegen des Zweikampfes mit dem verstor⸗ benen Hauptmann Mayer verhaftete arquis Morss ist, wie W. T. B.“ meldet, vorläufig aus der Haft entlassen worden. Die Meldung aus Conęarneau, daß die Jacht. Aster ' (vergl. Nr. 149 und 150 d. Bl.) daselbst eingelaufen sei, beruht auf einem Irrthum; das Schiff ist daselbst nicht gesehen worden.

Rom, 29. Juni. Aus Catania ko]mmt der N. Pr. 3. die Meldung zu, daß der Aetna wieder in Thätigkeit sei. Ein heftiger Ausbruch hat stattgefunden. Aus dem Hauptkrater, der gro Aschen⸗ und Sandmassen auswirft, steigen dichte, weiße Rauch⸗ . . empor; die Lava⸗Ergüsse sind mächtiger und reichlicher als die

es Vesuv.

Rom, 29. Juni. Die Anlagen für die Ueberleitung elek⸗ trischer Kraft von den Cascaden in Tivoli nach Rom (30 km) sind be ndet. Die ersten Versuche ergaben der Frkf. Itg. zufolge ein befriedigendes Resultat.

Bologna, 265. Juni. Die Räumungsarbeiten bei dem Dorfe Sasso, das am Freitag früh durch einen Felssturz so furchtbar heimgesucht wurde, nehmen, wie der „Frfft. Itg. mitgetheilt wird, nur langsam Fortgang. Heute Abend berechnete man, daß noch neun Leichen unter den Trümmern liegen. Im ganzen würden dann der Katastrophe achtzehn Menschenleben zum Opfer gefallen sein. Gestern wurde ein seit zwei Monaten vermähltes Ehevaar, das über dreißig Stunden unter den Felsblöcken zugebracht hatte, noch lebend heraus⸗ gezogen, allein beide starben bald darauf. Von allen Seiten treffen jetzt Unterstützungen an Geld und Lebensmitteln ein. Die Regierung sandte 4000 Lire. Die Lage der übrigen Höhlenwohnungen in dem Sandsteinfelsen ist sehr gefährlich.

Anm sterdam, 28. Juni. Dem Handelsblad“ zufolge sollen bei der vulcanischen Katastrophe auf der Insel Sangir auch mehrere Deutsche ihren Tod gefunden haben.

Aus Japan. Der „Ostasiatische Llovd“ berichtet: Man geht in Japan mit dem Plan um, über die Straße von Shimonoseki (die Meerenge, welche die größere Insel Hondo (Nipon) von der kleineren Kiuschiu trennt) eine Brücke zu schlagen und somit beide Inseln zu verbinden. Die Entfernung beträgt an der engsten Stelle nur eine Seemeile, und man schätzt die Kosten des Brückenbaues auf 6. 009 099 Dollars. Die Brücke, falls sie gebaut werden sollte, würde die Linien der Kiuschiu⸗Eisenbahngesellschaft und der Sanjo⸗Gesell⸗ schaft verbinden, sobald diese Se , . ihre Linien in ihrer ganzen Länge hergestellt haben. Man könnte dann von Tokio nach Nagasaki mit der Eisenbahn reisen.

Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.

Köln, 30. Juni. In dem Emsflusse bei Warendorf sind, wie die Kölnische Volkszeitung“ meldet, gestern Abend ein junger Mann und fünf Mädchen durch das Leckwerden des Schiffes, auf welchem sie sich befanden, ertrunken; zwei Personen wurden gerettet.

Straßburg i. Els., 30. Juni. (W. T. B.) Der Statthalter Fürst zu Hohenlohe ist heute Vormitta . 1 mit dem Orient-Expreßzug von Wien hierher zurück— gekehrt.

Lemberg, 30. Juni. (W. T. B.) In einer Versamm⸗ lung von Industriellen und Großgrundbesitzern Galiziens wurde beschlossen, im Jahre 1894 eine Landes ausstellung in Lemberg zu veranstalten. Fürst Adam Sapieha wurde zum Vorsitzenden des Ausstellungscomités gewählt.

Cetinje, 30. Juni. (W. T. ) Zwischen Monte— negro und Frankreich sind Verhandlungen behufs Ab⸗ schlusses eines Handels vertrages eröffnet worden,

Christiania, 30. Janni. (W. T. B.) Der Minister⸗ Präsident Steen theilte dem Storthing in seiner heutigen Sitzung mit, daß das Ministerium demissionirt habe (vergl. unter „Schweden und Norwegen“) und daß dasselbe infolge dessen an den Verhandlungen des Storthings sich nicht betheiligen werde. Der Präsident des Storthings beantragte hierauf, die Verhandlungen bis auf weiteres auszusetzen. Der Antrag wurde mit 69 gegen 42 Stimmen angenommen.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

e 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7

Juni, Morgens.

Stationen. Wind. Wetter.

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u. d. Meeressp. red. in Millim.

4 wolkig L halb bed. wolkenlos 1 Regen 4 bedeckt ö 4 halb bed. WNW 1 halb bed. NW IL wolkenlos

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Mullaghmore Aberdeen. Christiansund Kopenhagen. Stockholm. Havaranda St. Petersbg. Moskau... CGort᷑ Gueens

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still heiter still heiter NW 5 wolkenlos

Uebersicht der Witterung.

Das gestern über der Themse⸗Mündung liegende ist . ö, an kö. bis etwa e [50 mm ostwärts nach den dänischen Inseln ge⸗ He inri ötel. Di 6 ; zogen. Gleichzeitig ist über Frankreich und dem sud— , ie e f sgetten (Raoul: 1 Ternen n, . westlichen Großbritannien das Barometer über : T0 mm gestiegen. Südwestseite des Minimums über der östlichen Nordsee und Nordwestdeutschland stürmische nord⸗ westliche Winde; Skagerrak wehte ein stürmischer Ost. Bei meist lebhafter westlicher Luftströmung ist in Deutschland das Wetter allgemein trübe, im Norden fielen sehr ergiebige Niederschläge und oft nach zahlreichen Ge⸗ wittern die Temperatur, welche gestern Werthe bis zu 33 Grad erreichte, sehr erheblich, stellenweise bis Stollberg. zu 6 Grad unter die normale gesunken. Die weitere erneute Ausdehnung des westlichen Hochdruckgebiets vornehm stes und großartigstes Sommer⸗Ctablissement nach Osten läßt baldiges Aufflaren erwarten.

Kroll's Theater.

1 ĩ . Sonnabend: Der Freischütz. Demzufolge herrschten auf der n, , ö. Täglich, bei günstigem

über Südschweden

Belle Alliance. Theater.

ͤ der Residenz): Deutsche Seewarte.

NRW 7 Regen

Regen 7 bedeckt!) T bedeckt 3 Regen?) 2 wolkig

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) Abends e mit Regen. 3) . mittags Gewitter mit Regen.

6 Uhr.

Theater⸗Anzeigen.

Berliner Theater. Freitag: Narciß. (Anna? Haverland, Nuscha Butze, Ludw. Barnay, Ludw. 5 ö Anfang 74 Uhr. Sonnabend: Narciß;. Die letzten beiden Vorstellungen von „Narcißfr“ finden Sonntag Nachmittags und Abends statt.

nr, Friedrich Wilhelmstädtisches Theater. F Neu einstudirt: Der luftige Krieg. verette in 3 Acten von Johann Strauß. Anfang 1

Im prachtvollen Park: Großes Doppel Concert. ) Nachts starkes Gewitter sangs⸗ und Instrumental⸗Künstlern. Anfang des

achts Gewitter mit Regen. Nach⸗ Concerts Sonntags 5 Uhr, an den Wochentagen

Licht ꝛc. ꝛc.

Uhr

; 5 Bildern von Theodor Taube. Auftreten von Ge⸗ Kleiber. . 73 Uhr.

Sonnabend:

Ubr.

Sonntag: Gastspiel des Heinrich Bõötel.

Tag ö gen etter: 94 Concert im Sommergarten. Anfang an Senn und Festtagen Am Landes -Ausstellungs- Park hrt hnbof und dem 4 Uhr, an den Wochentagen 53 Uhr. ,,,, .

Im prachtvollen, glänzenden Sommer⸗Garten

Großes Elite⸗Concert.

Auftreten sãmmtlicher Specialitäten. Abends: Feenhafte Illumination des ganzen Garten⸗ Ftablissements durch 50 009 Gasflammen, bengalisches Geboren: Ein Sohn: Hrn. Rechtsanwalt Dr.

Anfang des Concerts 6 Uhr, Anfang der Vorstellung

Wochen Vergnügungs⸗RNepertoire: Sonnabend. Gefährliche Mädchen. Erstes Sommernachtsfest mit Frei⸗Glücksrad.

Sonntag: Gefährliche Mädchen. Erstes großes Militãr⸗ Extra · Doppel ⸗Concert mit Schlachtenmusik.

Adolph Ernst Theater. Freitag: 1. Ge— sammt⸗Gastspiel der aus 42 Personen bestehenden Gesellschaft des Directors Theodor Giesrau vom Berlin: K. K. priv. Theater in der Josefstadt Wien. Zum

1 ö i ö ss i s i ; ; K . Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags.

Dieselbe Vorstellung. Der Sommer⸗Garten ist geöffnet.

Sonnabend: Der luftige Krieg. Im Park: (12560 Hohenzollern⸗Galerie

Doppel ⸗Schönheits⸗Congreß. Dopvel⸗Concert. Freitag:

9 Vorm. 10 Ab. Lehrter Bahnhof. Gr. histor. Rundgemälde 1640 - 1890. Kinder die Hälfte.

Gastspiel des

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde.

Geöffnet ven 1211 Uhr. Täglich Vorstellung im wissenschaftlichen Theater. Näheres die Anschlag⸗

Freitag: Zum zettel. Anfang 74 Uhr.

2. Male: Neu einstudirt: Gefährliche Mädchen. Lustspiel in 4 Acten von Ed. Schacht. Regie: Georg

Familien ⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Anna ven Kries mit Hrn. Lieut. Carl Graf zu Dohna⸗Schlodien (Bangschin). Marie Gräfin von Götzen mit Hrn. Forst—⸗ Assessor Danckelmann (Eberswalde).

Borchardt (Berlin). Hrn. Prem. Lieut. von Arnim (Colmar i. E.). Hrn. Hauptmann Henning von Bonin (Steglitz. Eine Tochter: Hrn. Landrath Lewald (Rawitsch!. Hrn. Hyacinth Graf Strachwitz von Groß⸗Zauche und Camminetz (Groß⸗Stein).

Redacteur: Dr. H. Klee, Director.

Verlag der Expedition (Scholz).

Anstalt. Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32. Sieben Beilagen leinschließlich Börsen⸗ Beilage).

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

M 152.

Statistik und Volkswirthschaft.

Ein⸗ und Ausfuhr.

Wir haben gestern die Ein- und Ausfuhr vom Januar bis einschließlich Mai der Menge nach mitgetheilt. Wie sie sich dem Werthe nach gestaltet, wird sich aus der nächsten Monatsnach⸗ weisung, welche die provisorischen Werthberechnungen für das erste Halbjahr 1892 bringen wird, ergeben.

Krankenversicherung in Berlin im Jahre 13891.

Am Schluß des Jahres 1891 waren in Berlin nach dem kürzlich erschienenen Bericht über die Betriebsergebnisse der unter der Aufsicht der Gewerbe⸗Deputation des Magistrats stehenden Krankenkassen insgesammt 304 550 Personen (darunter 74145 weiblichen Ge⸗ schlechts auf Grund des Gesetzes vom 15. Juni 1883 gegen Krank⸗ heit versichert. Davon entfielen auf die 61 Ortskrankenkassen 269044, auf die 21 Betriebs⸗ (Fabrik) Krankenkassen 26 869, auf die Ge⸗ meindekrankenversicherung 42 und auf die 11 Innungskranken⸗ kassen für Gesellen und Lehrlinge, welche den Anforderungen des § 73 des Krankenversicherungsgesetzes genügen, 8595 Mitglieder. Unter den 61 ersteren hatte die Allgemeine Ortskranken—⸗ kasse gewerblicher Arbeiter ꝛc. allein 72 285 Mitglieder; außerdem bestanden noch 6 Ortskassen je mit mehr als 15 000 Mit⸗ gliedern am Jahresschlusse, nämlich die der Gastwirthe, der Kauf⸗ leute, der Maschinenbauarbeiter, der Maurer, Schneider und Tischler. Dagegen besaßen die Ortskrankenkassen der Tuchmacher 64, der Schorn⸗ steinfeger 60, der Zinngießer 50 und der Tuchscheerer nur 16 Mit- glieder. Von den Betriebẽekassen war die Neue Maschinenbauer⸗ Krankenkasse mit 15 449 Versicherten die größte, die der Firma C. Krause u. Co. mit 13 die kleinste; zwei andere hatten ebenfalls noch unter 100 Mitglieder. Die bedeutendste Innungskasse war die der Damenmãäntelschneider mit 2254 Versicherten am Jahresschlusse, die kleinste diejenige der Pfefferküchler und Conditoren mit 123 Mit⸗ gliedern. .

Die Einnahmen sämmtlicher Kassen an Beiträgen und Eintritts⸗ geldern betrugen 6 207 9990 S6, an Zinsen, Ersatzleistungen 2c. 240 563 6, überhaupt 6 448 553 6 Die Ausgaben beliefen sich insgesammt auf 6 479 417 4; sie überstiegen also die Einnahmen um 30 864 M6 Das Gesammtvermögen leinschließlich des Reserve⸗ fonds) hatte am 31. Dezember 1891 eine Höhe von 4042 529 erreicht, dem Reservefonds allein waren bis dahin 3 832 748 M zu⸗ geführt worden. Von den Ausgaben entfielen:

auf z Proc. Krankengeld einschl. Wöchnerinnen⸗Unterstützung ͤ 19,2 J Aerztliche Behandlung.... Arznei und Helm J w , 4858 710 w 58 654 0, 9.

Hiernach wurden also 91,5 oO oder rund mM aller Ausgaben thatsächlich für Krankenunterstützung, Krankenpflege und Sterbegeld verwendet und nur 8,5 og oder ie für andere Zwecke verbraucht. Selbstverständlich ist dies Verhältniß bei den Einzelkassen und Kassen⸗ arten recht verschieden. Weichen doch theils nach der Höhe der Beiträge, sowie nach der Dauer der Mitgliedschaft, theils wegen der verschiedenen Vermögensverhältnisse sowohl die für den Tag gewährten Krankengeldsätze und die höchste Dauer dieser Unter⸗ stützung als auch die Sterbegeldbeträge ganz erheblich von einander ab. Erstere schwanken zwischen 120 M für männliche bezw. O, 75 6 für weibliche Personen und 4 (6, die Maximaldauer der Unter⸗ stützung zwischen 1 und 52 Wochen, während das Sterbegeld, das bekanntlich seitens der Gemeindekrankenversicherung gar nicht gewährt

ird, mindestens bei den Männern 48, bei den weiblichen Personen 30 (6, höchstens aber 180 4 beträgt.

Will man sich ein zutreffendes Bild von den Leistungen der Kassen gegenüber den Versicherten machen, so darf man wegen des lebhaften Wechsels im Laufe des Jahres nicht die Zahl der Mitglieder am Jahresschluß, sondern muß die durchschnittliche Mitgliederzahl nach den Monatsangaben der Rechnungsabschlüsse zu Grunde legen. Letztere belief sich auf 311 802 Köpfe, war also etwas größer als jene. Von diesen 311 802 in Betracht zu ziehenden Personen wurden im Berichtsjahre 110 334 Krankheitsfälle mit 2 895 645 Krank- heitstagen gemeldet, sodaß 35,4 09 der durchschnittlichen Mit- gliederzahl erkrankten und jeder Krankheitsfall durchschnittlich 26,, Tage dauerte, womit der Reichsdurchschnitt, der 16,, Tage beträgt, erheblich überschritten ist. Die Zahl der Sterbefälle betrug 3352 oder rund ein Procent der durchschnittlichen Meitgliederjahl. Auf den Kepf der letz⸗ teren kamen rund 19391 S an Beiträgen und Eintrittsgeldern und 20,59 M an Ausgaben, und zwar 10,22 M an Krankengeld ꝛe., 0,79 S6 an Sterbegeld, 1,64 M an Aerztehonorar, 3,14 S an Arznei und Heilmitteln, 323 S6 an Verpflegungskosten in Krankenhäusern, 157 60 an Verwaltungskosten. Für die vier Kassenarten stellten sich die wichtigsten Verhältnißzahlen wie folgt: Es entfielen auf den Kopf der Mitglieder im Jahre 181 ö ö

an Beiträgen . abzügli und Eintritts ö der Verwal⸗ bei geldern uberhaupt tungskosten S6 *. 166 den Ortskrankenkassen . 19, 82 20, 19,24 Betriebskrankenkassen .. 25,55 . 25,69 der Gemeindekrankenver⸗ sicherung 7,63 28, 28, 30 den Innungskrankenkassen. 153 12,28 sodaß abgesehen von der Gemeindeversicherung, die für Berlin nicht in Betracht kommt durchschnittlich jedem Mitgliede einer Berliner Krankenkasse 668 , und jwar solchem einer Ortskasse 1 9 , einer Betriebskasse 41 3 mehr, einer Innungskasse aber 72

1 1006541 1

9, 3, 26 5, 5, 7

weniger an Unterstützungen ꝛc. in Krankheits- und Sterbefällen zu⸗ geflossen sind, als bon demselben gezahlt war. Die Minderleistung bei den Innungskassen beruht nur darauf, daß die Zahl der Krank⸗ heitsfälle bei den Mitgliedern derselben wesentlich geringer war als bei den anderen Kassenarten.

Das Wirthschaftsjahr 1891.

Ueber die wirthschaftlichen Verhältnisse des Jahres 1891 urtheilt der Bericht der Kaufmannschaft von Elbing in Folgendem:

„Wenn auch bei einzelnen industriellen Unternehmungen am hiesigen Platze im Berichtsjahre 1891 ein Rückgang an Absatz und Production zu verzeichnen ist, so ist unsere heim ische In dustrie im allgemeinen in steter Fortentwickelung begriffen. In den meisten Fabrikationszweigen ist eine Vermehrung des Arbeiter⸗ personals erforderlich, geworden, und erfreulicher Weise wurde der Betrieb durch keine Arbeiterausstände, wie im Vorjahre, beeinträchtigt. Der hiesige Handel dagegen hat wieder unter der Ungunst der Verhältnisse zu leiden gehabt; insbesondere machten sich auch hier die traurigen Ernteergebnisse des letzten Jahres fühlbar. Eine Besserung unserer Handelsverhältnisse glauben wir nur erwarten zu können, wenn unser natürliches Hinterland mehr wie bisher dem Verkehr er⸗ schlossen wird. In dieser Beziehung erscheint die baldige Eröffnung der im Bau befindlichen Ei af e, Elbing Miswalde = Osterode Hohenstein durchaus wünschenswerth. Nunmehr sind die

Berlin, Donnerstag, den 30. Juni

Arbeiten hierfür soweit gefördert, daß wir im Frühjahr 1893 der Er⸗ öffnung dieser Strecke entgegensehen können.“

In seinen allgemeinen Bemerkungen über die Entwickelung von Handel und Industrie weist der Jahresbericht der ndels⸗ ammer zu Leipzig darauf hin, daß das Wirthschaftsjahr 1891 nach dem Aufschwung, den das Jahr 1889 für Handel und Industrie gebracht hatte, bereits das zweite voll unerfüllter Hoffnungen und bitterer Enttäuschungen für die meisten Zweige des Gewerbslebens bildet. Als Ursachen dieser Erscheinung führt der Bericht Folgendes an: Wie im Vorjahre ist zwar auch im Berichtsjahre der äußere Friede nicht gestört worden, mehr noch aber als in jenem fehlte es in diesem an Vertrauen auf die Beständigkeit der Ver—⸗ hältnisse, der Grundbedingung für eine gedeihliche Entwickelung von Handel und Industrie. Die Ungewißheit über den Ausfall der Handelsverträge, die bis gegen Jahresschluß auf den Gemüthern lastete, ließ fast nirgends Unternehmungslust sich ent⸗ falten. Dazu kamen die nachtheiligen Wirkungen der MacKinley⸗ Bill auf den früher so bedeutenden Export nach Nord-Amerika nun erst zur vollen Geltung, während die Ausfuhr nach den südamerika⸗ nischen Staaten durch die dortigen Unruhen und finanziellen Wirren, die Ausfuhr nach Spanien und Portugal durch die mißlichen Geld— verhältnisse dieser Länder ungünstig beeinflußt wurde. Außerdem wurde im Inlande die Kaufkraft weiter Volkskreise durch die infolge der ungenügenden Ernte entstandene anhaltende Theuerung empfindlich geschwaͤcht und durch die russischen Ausfuhrverbote ein großer Theil des deutschen Handels schwer geschdigt. Wenn nun auch die neuen Handelsverträge manche Wüuͤnsche nicht befriedigt haben, so be— rechtigen doch gerade sie durch die Gewährleistung der Beständig⸗ keit der Verhältnisse für einen längeren Zeitraum zu der frohen Hoffnung auf den baldigen Wiedereintritt besserer Zeiten.“

Die Ausfuhr aus dem Leipziger Konsulatsbezirk leinschließlich der Agentur Gera) nach den Vereinigten Staaten von Nord⸗ Amerika, die im Jahre 1890 gegen 1889 um 640 225 Doll. oder 13,8 0 gestiegen war, weist diesmal sogar eine Zunahme von 1103 3802 Doll. oder 21, 02 0 auf; aber an dieser Zunahme sind nur zwölf Waarengattungen betheiligt, während die übrigen eine zum theil sehr er⸗ hebliche Abnahme jeigen. Am meisten tritt der Einfluß der Mac Kinley-⸗Bill bei den Wollgarnen sowie bei baumwollenen, halbseidenen und wollenen Webwaaren hervor. Die Ausfuhr nach den Le Plata⸗Staaten lag im Berichtsjahr noch ebenso darnieder wie im Vorjahr. Die finanziellen Wirren in den dortigen Gebieten, das hohe Agio auf Gold sind Widerwärtigkeiten, über die sich die euro⸗ päische Handelswelt nicht hinwegzusetzen vermag; es wird noch lange dauern, bevor man wieder mit einigem Vertrauen an das La Plata⸗Geschäft wird herantreten können. Die Aufnahmefähigkeit des Marktes in Brasilien litt unter der durch den Ausbruch der Revolution herbeigeführten Unsicherheit der Verhältnisse. Das Gleiche ist von Chile zu sagen. Das Geschäft mit Westindien hat sich auch im Berichtsjahr günstig gestaltet; besonders haben deutsche Web⸗ waaren einen vergrößerten Absatz dorthin zu verzeichnen. Der Absatz nach Central⸗Amerika war regelmäßig. Das Aus⸗ fuhrgeschäft nach dem Congo⸗Gebiet ist in erfreul ichem Auf— schwunge begriffen. Die fortschreitende Cultur beginnt auch dem Neger Bedürfnisse aufzudrängen, die ihm früher . waren, was zur Folge hat, daß immer mehr neue Artikel dort Eingang finden. So hat sich insbesondere die Nachfrage nach baumwollenen Stoffen und getragenen europäischen Kleidungsstücken für Männer erheblich vermehrt. Auch bessere Bekleidungsstoffe sowie billige Schmuckgegenstände werden immer häufiger begehrt. Das Geschäft mit Süd⸗Afrika hat sich auch im vergangenen Jahr nicht gebessert. Die Bestellungen auf Blaudruck, das von den Boeren besonders gern gekauft wird, sind seltener geworden, seitdem die Preise von den Fabrikanten um 15 0 erhöht wurden. Die Boers scheinen ihre Bedürfnisse in diesem Artikel jetzt in England zu befrie⸗ digen, woselbst man eine dem deutschen Fabrikat ähnliche Sorte Blaudruck anfertigt. Die Ausfuhr nach Ostindien ist in weiterer erfreulicher Zunahme begriffen. Namentlich waren wiederum Strumpfwaaren, sowie Spanish stripes, Flanelle und Tuche lebhaft begehrt. Der Handel mit Japan und China leidet immer noch unter der Ueberfüllung der dortigen Märkte. Dazu kamen im vergangenen Jahr in Japan die schrecklichen Erd⸗ beben und in China die Hungersnoth, welche die Import⸗ fähigkeit dieser Länder wesentlich verminderten. Außerdem wirken ungünstige Valutaverhältnisse auf das Geschäft abträglich. Die Geschäfte mit den englischen Colonien in Australien und mit Canada gestalteten sich im Berichtsjahr besonders zufrieden— stellend. Auch Rauchwaaren wurden nach Canada reichlich abgesetzt. Was die europäischen Märkte anlangt, so sind unter den Gegen⸗ ständen der Ausfuhr nach England gestickte Tischdecken wieder be— sonders hervorzuheben. Die Ausfuhr nach Spanien war infolge der ungünstigen Valutaverhältnisse ebenso geringfügig wie unlohnend. Der Verkehr mit Portugal war dagegen in der letzten Hälfte des Berichtsjahres ein regerer, da sich die dortigen Kunden noch vor dem Inkrafttreten des erhöhten Zolltarifs zu den alten Zollsätzen mit Waare zu versehen wünschten. Der Handel nach Rumänken hat nach Ablauf der Handelsconvention (10. Juli 1891) infolge Einfüh⸗ rung des erhöhten General -Zolltarifs von der früheren Ausdehnung eingebüßt.

Wohlthätigkeit.

Der in Cassel geborene, zu Meran wohnhafte, unverheirathete George Andre Lenoir, der durch die Herstellung mechanischer In⸗ strumente und durch andere Unternehmungen zu Wohlstand gelangt ist, hat sich entschlossen, in Cassel eine Stiftung zum Zweck der Erziehung von Waisen, ohne Unterschied der Herkunft, zu begründen. Zu diesem Zweck hat er dem Stadtrath ein -Kapital von 100 009 Fl. 5. W. bereits übergeben. Der Stifter will aber noch im Laufe dieses Jahres unter Vorbehalt einer lebenslänglichen Rente sein ganzes auf 2 Millionen Mark geschätztes Vermögen, das theils in Kapitalien, theils in Grundbesitz, namentlich dem Stahlbad Szliäes in Ober— Ungarn besteht, seiner Vaterstadt überweisen.

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Dem nächstjährigen internationalen socialistischen Arbeitercongreß, der in Zürich abgehalten werden soll, werden folgende von der „Mgdb. Ztg.“ mitgetheilte Anträge des „revolutionären Comitéss“ in Paris unterbreitet werden . . .

1) Der schon bei dem Congreß in Brüssel gestellte Antrag wird aufrecht erhalten, daß die am Congreß theilnehmenden und dessen Beschlüssen sich unterziehenden Sectionen sich einen gemeinschaftlichen Namen geben möchten. Unbeschadet der Selbständigkeit und des speciellen Charakters der verschiedenen Fractionen schlagen sie als Titel vor: „Internationale socialistische Partei. 2) Durch die Feier des 1. Mai für den Achtstundentag und die Emancipation der Arbeiterklasse soll von nun an in jedem Lande der energische Wille der Arbeiter kundgegeben werden, um jeden Preis und mit allen Mitteln gegen über der kapitalistischen Reaction den internationalen Frieden aufrecht zu erhalten. 3) Das ununterbrochene Streben der socialistischen Partei und der Arbeiterklasse nach Erlangung politischer Macht ist ihre erste Pflicht, denn nur im Besitze politischer Macht wird die Arbeiterklasse durch Expropriation der herrschenden

1892.

und besitzenden Klassen und dadurch bewirkte Abschaffung aller Vorrechte und Klassen vollständig die Wen gewinnen und das Princiv der Gleichheit und Solidarität der socialen Republik zur Geltung bringen können. 4) Das schweizerische Orga—⸗ nisations⸗Comité des Congresses soll mit der Ausführung dieser Be⸗ schlüsse betraut werden. anz besonders soll es die Aufgabe haben, die Arbeitersecretariate aller Länder in nähere Verbindung zu bringen und die Mittel zur Vorbereitung oder Verwirklichung einer inter⸗ nationalen socialistischen · Proletarier⸗Partei zu suchen⸗

Aus Dortmund wird der ‚„Ostsee⸗Ztg. unter dem 28. d. M. geschrieben: Der Deut sche Bergarbeiter⸗Verband beabsichtigt, eine Massenpetition an das Ministerium zu richten, in der um An⸗ stellung von Gruben⸗Inspectoren, nach Analegie der Fabrik⸗Inspectoren, ersucht wird.

Das Gewerkschaftscartell in Leipzig hat, wie das „Chemn. Tgbl. . berichtet, in seiner letzten Versammlung beschlossen, innerhalb der nächsten 14 Tage eine Versammlung der Arbeits⸗ losen zu veranstalten. In einer Versammlung der in der Holz⸗ in du strie beschäftigten Arbeiter Leipzigs wurde am Dienstag über den Congreß der sächsischen Tischlergehilfen, der zu Pfingsten in Dresden stattfand, Bericht erstattet. Der Congreß war von 22 DOrtschaften durch 21 Abgesandte beschickt. In Sachsen bestehen nach den von diesen gemachten Mittheilungen 16 soecial⸗ demokratische Tischler⸗Fachvereine und ebenso viele gewerkschaftliche Vereine, die sich nicht zur Socialdemokratie halten. Der Verband der deutschen Tischler zählt in Sachsen 20 Zahlstellen mit 1000 Mitgliedern. Die Einnahmen des Obmannes der gewerkschaftlichen Tischlerbewegung beliefen sich im letzten Jahre auf 592 S, die Aus⸗ gaben auf 514 SW Der Congreß beschloß, in Dresden, Leipzig, Chemnitz und Plauen je eine aus drei Personen bestehende Agitations⸗ commission zu wählen.

Aus Brüssel meldet ein Telegramm des H. T. B.“ vom heutigen Tage: Zum Zusammentritt der Kammer wird ein Na⸗ tional⸗Congreß aller Bergarbeiter einberufen, um die Lage und die Mittel zu prüfen, die nöthig sind, um das allgemeine Wahl⸗ recht unverzüglich durchzusetzen.

Ueber Arbeitseinstellungen und Ausstände liegen heute folgende Nachrichten vor:

Während des letzten großen Ausstandes der Buch drucker⸗ gehilfen hat die Ber liner Strikecommission nach ihrem Rechen⸗ schaftsbericht 384 901 M zu Unterstützungen verausgabt. Es wurden, wie wir der Berliner Volksztg.“ en net men, I 18 Personen unter⸗ stützt. Dazu kamen noch Unkosten für die Besetzung der Bahnhöfe zur Abhaltung von Zuzug 1720 „Æ , Druckkosten 2830 ½ , Kosten der Strikecommission 1435 (06 .

In Stolberg (Rheinland) haben, wie der Vorwärts“ mit⸗ theilt, die strikenden Arbeiter der Jordan'schen Glashütte die Arbeit wieder aufgenommen, nachdem ihre Forderungen bewilligt worden sind. (Vgl. Nr. 143 d. BI.) z

Aus Mannheim wird demselben Blatt berichtet, daß von den ausständigen Arbeitern der Flink'schen Eisengießerei nach Beendigung des Ausstandes nur einundzwanzig am Sonnabend, 19. Juni, die Arbeit wieder aufnehmen konnten, weil die Plätze zum theil besetzt waren und igfolge der vierzehntägigen Aussperrung manche Bestellung zurückging. Es sind deshalb noch 11 Former, 3 Kern⸗ macher, 3 Schlosser und 3 Gußputzer zu unterstützen.

Aus London meldet ein Wofff'sches Telegramm: Die Schuh⸗ waarenfabrikanten in mehreren Städten der Grafschaft Leicester haben infolge von Zwistigkeiten mit den Arbeitern bezüglich der Verwendung von Knaben beschlossen, ihre Werkstätten zu schließen. Etwa 90 000 Arbeiter werden durch diesen Entschluß betroffen.

Aus Paris wird der ‚Köln. Ztg.“ berichtet: Infolge eines reits zwischen französischen und italienischen Arbeitern in den einbrüchen von Comblanchien bei Dijon haben fünf⸗ ndert Arbeiter den Ausstand erklärt und verlangen die Entlassung

r Italiener.

Aus St. Gallen erhält der Vorwärts! vom Comits der ausständigen Schneider die Nachricht, daß mit den Meistern Ver⸗ einbarungen getroffen wurden, die aber noch nicht zur Ausführung gebracht worden sind. So lange das nicht geschehen, dauert der Aus⸗ stand unverändert fort. Gestern hatte das Blatt berichtet, daß die Zahl der Ausständigen anfangs 80 betragen, die sich aber bis auf 40 verringert habe; die Unverheiratheten seien abgereist.

Kunsft und Wissenschaft. Münchener internationale Kunstausstellung 1892. II. (Schluß.) (Artikel JI vergl. Nr. 141 des „R- u. StA.“ .)

Wer in München auch nur kürzere Zeit weilt, fühlt es bald, daß er in einer Malerstadt lebt, in der sich alle Inter⸗ essen auf die Kunst concentriren, in der die Eigenart der Be⸗ wohner, die Reize der weiteren Umgebung, die Freiheit der Lebensformen das richtige „Milieu“ der Künstlerexistenz er⸗ geben. Die Münchener Malerei wird daher in der deutschen Kunst voraussichtlich noch auf lange Zeit die Führung sich bewahren, und ihr vor allem ist es auch zu verdanken, daß die deutsche Abtheilung der Münchener Ausstellung einen so erfreu⸗ lichen, anziehenden Charakter trägt. .

Nun ist aber der Münchener und die Münchener Kunst mehr auf das Behagliche, auf beschauliches Genießen und sinniges Betrachten als auf energisches oder gar leidenschaft⸗ liches Thun gerichtet. Defregger s glücklich heiteres Landvolk, Grützner's behäbige Mönche und Spießbürger sind bezeichnende Vertreter der älteren, specifisch Münchnerischen Kunst.

Auch die Jüngeren gehen der allzu dramatischen Ge⸗ staltung des Stoffs, dem Effectvollen und Pikanten gern aus dem Wege. Das um so lieber, als die moderne Kunst über⸗ haupt das novellistische Erzählen, das Zuspitzen auf den Ge⸗ dankeninhalt im Bilde verdammt. Verlangte die ältere Kunst, daß der Gedanke den Werth des Bildes bedingte, die Form aber Nebensache blieb, sofern sie nur den Gedanken ausreichend verständlich machte, so lehnt sich das moderne künstlerische Be⸗ wußtsein auf gegen diese Vernachlässigung der äußeren Er⸗ scheinung. Ein Gemälde soll jetzt vor allem gut gemalt sein, die absolut correcte Wiedergabe der Natur, aller Besonderheiten der Färbung und Beleuchtung soll es aufweisen. Alle Hilfs⸗ mittel werden herangezogen, um die besonderen Eigenthümlich⸗ keiten der Form und Farbe, die dem ungeübten Auge unbemerkt bleiben, aufzuspüren und im Bilde vorzutragen. Das Erzählen, Fabuliren, die Schilderung großer historischer Vorgänge bleibt den Erzählern, den Novellisten, den Historikern überlassen. Die bildende Kunst aber will nur anstreben die „Wiedergabe der Natur, so wie sie sich dem wirklich selbständigen liebevollen Betrachter in ihren intimsten Erscheinungen offenbart! Und gerade die einfachsten, r nr ne, Motive haben oftmals die feinsten Reize, wie der

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