1892 / 165 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 15 Jul 1892 18:00:01 GMT) scan diff

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Deutsche Colonien.

Das „Deutsche Colanialblatt“ veröffentlicht nachstehende, Durch vorherige Bekanntmachung vom 13. Mai angekündigte Verordnung, betreffend die Erhöhung des Einfuhr— zolls auf Spirituosen im Togogebiet:

Auf Grund des Gesetzes, betreffend die Rechtsverhältnisse der deutschen Schutzgebiete, und der Verfügung des Reichskanzlers vom 29. März 1889 verordne ich hiermit, was folgt: .

§ 1. Vom 2. April J. ab wird, soweit der nachstehende Satz in dem Zolltarif für Togo nicht erreicht ist, von sämmtlichen in das deutsche Schutzgebiet Togo eingeführten Spirituosen aller Art ein Zoll von 12 4 für 100 1 von 508 Alkoholgehalt erhoben.

§ 2. Für die nach dem 1. April bis zum Tage der Veröffent⸗ lichung der Bekanntmachung vom 13. Mai d. J., betreffend die Er⸗ höhung des Spirituosenzolls, in das Schutzgebiet Togo eingeführten Spirituosen tritt Nachverzollung ein. Die Deelarationen hierüber, deren Richtigkeit von den Ausstellern an Eidesstatt zu versichern ist, sind bis zum 31. d. M. den Kaiserlichen Zollämtern in Klein⸗Popo und Lome einzureichen. Gleichzeitig ist der betreffende Zollbetrag zu entrichten. . .

§ 3. Spirituosen, welche im Schutzgebiete fabrieirt werden und für den Bedarf im Gebiet bestimmt sind, werden mit einer Steuer von 12 0 für 100 1 von 500 Alkoholgehalt belegt.

§ 4. Wer Spirituosen im Schutzgebiete fabrieiren will, hat der Taiserlichen Zollverwaltung hiervon vier Wochen vor Eröffnung des Betriebs Anzeige zu erstatten. Der Erlaß besonderer Bestimmungen über die Controle des Fabrikationsbetriebs und den Modus der Steuerzahlung bleibt vorbehalten.

§ 5. Jede unvollständige Declarirung in Bezug auf Menge und Beschaffenheit der Spirituosen wird mit Einziehung der be⸗ treffenden Waare und Zahlung des vierfachen Zollbetrags bestraft.

§ 6. Jede versuchte oder vollendete Hinterziehung des Eingangs⸗ zolls oder der Verbrauchssteuer auf Spirituosen wird mit 360 bis 3000 ½, im Unvermögensfalle mit 14 Tagen bis sechs Monaten Gefängniß bestraft.

§ 7. Die Strafbestimmungen der 11 und 12 der Zoll—⸗ verordnung vom 1. Oktober 1888, soweit sie Spirituosen betreffen, treten außer Kraft.

Klein⸗Popo, den 21. Mai 1892.

Der Kaiserliche Commissar. (6 8.) In Vertretung: (gez.) Kurz.

Der Dirigent der Colonial-Abtheilung, Wirkliche Ge⸗ heime Legations-Rath Dr. Kayser, welcher Anfang Mai d. J. eine Informationsreise nach Deutsch⸗-Ostafrika angetreten hatte, ist mit seiner Gemahlin am 31. Mai wohlbehalten in Tanga ingetroffen. Von Dar⸗es-Salam begab er sich in Begleitung des Gouverneurs Freiherrn von Soden auf S. M. Kreuzer „Schwalbe“ nach den südlichen Küstenplätzen des Schutzgebiets und besichtigte Kikindani, Lindi und Kilwa. Nach seiner Rückkehr nach Dar⸗-es⸗Salam beabsichtigte er, am 18. Juni mit dem Oberrichter, Legations-Rath Sonnenschein, den nördlichen Theil der Küste zu bereisen und mehrere im Innern gelegene Stationen und Plantagen, insbesondere Lewa und Kikogwe, zu besuchen, um sodann mit dem am 7. Juli von Sansibar abgehenden Reichs-Postdampfer „Kaiser“ die Heim— reise anzutreten.

Der Stellvertreter des Gouverneurs von Deutsch-Ostafrika, Corvetten-Capitän Rüdiger hat Anfang v. Meinen ihm be— willigten mehrmonatigen Urlaub angetreten. Während seiner Abwesenheit ist mit der Wahrnehmung der Obliegenheiten des Commandeurs der Kaiserlichen Schutztruppe der Oberführer Freiherr von Manteuffel betraut worden.

Der Kaiserliche Commissar von Puttkamer ist telegraphi— scher Meldung zufolge am 26. v. M. in Klein Popo-⸗(Togo) eingetroffen.

Ueber die Südexpedition in Kamerun enthält das „D. Col.⸗Bl.“ folgende Mittheilungen:

Am 5. März verließ die Expedition das am linken Sannaga— Ufer gelegene Mangambe und folgte der Morgen'schen Route auf dem rechten Sannaga⸗Ufer bis Balinga, welches am 17. März erreicht wurde. Hier brachte der Führer der Expedition, Compagnieführer à la snite der Kaiserlichen Schutztruppe Ram say einige Ordnung unter die sich befehdenden Stämme, focht am 18. März mit 400 bis 500 Balingesen gegen die Gugtaré⸗Leute, in der Zeit vom 20. bis 23. März mit 760 bis 800 Balingesen gegen die Winchowas (auf Morgen's Karte Mdijibas) und blieb hierbei stets siegreich.

Am 27. März zog Ramsay, nachdem er Lieutenant von Volckamer in Balinga zurückgelassen hatte, auf bisher noch nicht begangenem Wege in Begleitung des Dr. Richter und des Unteroffiziers Scadok mit 40 Balingesen nach Jaunde, woselbst er am 2. April anlangte. Die Station unter Zenker's Leitung wurde in musterhaftem Zustande vorgefunden. Nachdem er hier einen Vormann, 34 Männer nebst einer Anzahl Weiber und ein Maximgeschütz als Stationsbesatzung zurückgelassen hatte, ging Ramsay auf demselben Wege am 5. April nach Balinga zurück unter Mitnahme von 35 Accra und Lagos-Leuten der ehemaligen Morgen'schen Expedition und 42 Jaunde-Leuten; erstere, die gegenwärtig noch in Edea sind, sollen abgelöhnt und in ihre Heimath entlassen werden; letztere sind bestimmt, die für die Jaunde-Station benöthigte Ausrüstung von der Küste zurückzubringen.

Am 11. April langte Ramsay wieder in Balinga an, begann mit Erbauung der auf einer Anhöhe gelegenen Station und schlichtete am 2. Mai eine Streitsache zwischen den Balingesen und den M'lassakwa— Leuten, welche nördlich von Balinga wohnen.

Am 8. Mai übergab Ramsay die Station Balinga unter Ent— faltung des üblichen militärischen Gepränges dem Herrn von Volckamer und ließ unter dessen Befehl den Unteroffizier Scadok mit etwa 50 Männern und einigen Weibern von der Expeditionstruppe daselbst zurück.

Nachdem in dieser Weise die Sicherung der seither stark gefährdeten Straße nach Jaunde glücklich durchgeführt war, beabsichtigte Ramsay sich zunächst behufs Besprechung mit dem Gouverneur über die weiteren Ziele der Expedition an die Küste zurückzubegeben. Er verließ daher mit Dr. Richter und dem Rest der Expedition Balinga am 9. Mai, langte nicht ohne den Austausch einiger Flintenschüsse mit den Winchowas und den Bakokos am 16. Mai in Mangambe an und traf über Edea, wo gegenwärtig Lieutenant von Brauchitsch ist, am 23. Mai in Kamerun ein.

Ein eingehender Bericht Ramsay's über seine Exp dition steht demnächst zu erwarten.

Einem Bericht Dr. Stuhlmann's an den Freiherrn

von Soden aus Bukoba vom 22. März 1892 entnimmt das D. Col. Bl.“ Folgendes:

Einige Tage vor meiner Rückkehr nach Bukoba war eine Anzahl von Leuten, die bei Emin Pascha geblieben waren, hier angelangt unter der Führung von Uledi, dem ersten Mujampara der Expedition, (inem gußerst tüchtigen Menschen. Er überbrachte mir folgendes Schreiben, datirt Njangabo Undussuma, den 10. Januar 1892: Da des Umsichgreifens der Seuche wegen fich mein Aufenthalt bier in unliebsamer Weise verzögert, und es kaum zu erfehen ist, auf welchem Wege und ob in kurzer Zeit ich werde zu Ihnen stoßen können, so ersuche ich Sie, nach Eintreffen diefes nicht länger zu warten, sondern sobald wie möglich Bukoba resp. die nächste Station zu Eer?eichen.

Ich werde versuchen, entweder auf Ihrem oder dem Waldwege

sobald als möglich zu folgen. Es wäre unnützer Zeitverlust, Träger

hierher zurückzusenden; i ersuche demnach, davon absehen zu wollen. Dr. Emin Pa scha.“

Die Ueberbringer dieses Befehls waren am 13. Januar, also 1Menat 3 Tage nach mir, von Undussuma aufgebrochen, hatten mich, der ich am 10. Januar eigentlich schon von Mbene abmarschiren sollte, nicht mehr getroffen und waren unter Uledi's Führung mir nach⸗ gefolgt. n dem Wege haben sie nur einmal in West⸗Mpoöroro eine kleine Feindseligkeit der Eingeborenen zu erwidern gehabt, wobei zwei Leute ganz leicht verwundet wurden. Sonst wurde die ganze Straße ruhig und sicher gefunden. ö .

Aus einem mir gleichzeitig , . Privatbriefe Emin's erhellt, daß die Seuche dort immer noch wüthet und daß infolge davon fast jeder Verkehr mit den Eingeborenen aufgehört hat. Emin hat unter dem Mangel an Lebensmitteln und an Trägern schwer zu leiden. Der Abmarsch ist daher nur langsam und schwierig zu bewerk— stelligen, da Träger jeden Tag von Chef zu Chef reclamirt werden müssen. Ich selbst hoffe aber zuversichtlich, daß es Emin bei seiner lang⸗ jährigen Erfahrung und bei seiner ganz außerordentlichen Befähigung, mit den Eingeborenen auf friedlichem Wege zu verkehren, gelingen wird, den Rückmarsch zu bewerkstelligen. Eine Gefahr liegt höchstens darin, daß die durch das Einschleppen der Blattern aufgebrachten Eingeborenen ihm vielleicht Schwierigkeiten bereiten könnten. Der Weg ist sonst sicher, und habe ich beim Rückmarsch hierher keine Patrone verbraucht.

Nach Aussage von Tschausch Ali war Emin in letzter Zeit be⸗ deutend wohler als während der ersten Zeit in Undussuma. Sein Fieberzustand und die Erschöpfung haben nachgelassen, er ging im Lager umher und könnte auch etwas besser sehen, sodaß zu hoffen ist, daß sein damaliges Darniederliegen wohl nur eine Folge der enormen Anstrengungen und Entbehrungen war. .

Unter der Annahme, daß Emin um die Mitte Februar abreisen kann, wird er bei langsamem Marsch nicht vor Ende April hier in Bukoba sein können, wahrscheinlich erst später. In seinem Schreiben hofft er auf Träger von Katonsi, einem Chef südlich vom Albert-See, nimmt aber eventuell auch den bedeutend weiteren w durch den Urwald in Aussicht. Er wird dann fünf bis zehn Tage nach Westen marschiren müssen, von hier nach Süden umbiegen und auch auf der Höhe des Ru Nssoro⸗Schneebergs den Wald verlassen können. Hierbei ist er natürlich ganz auf die Hilfe der Manyuema angewiesen, doch steht zu hoffen, . ihn hier auf seinem Marsche der Araber Said bin Salim nach Kräften unterstützen wird.

DOesterreich⸗ Ungarn.

Das Abgeordnetenhaus setzte gestern die Berathung der Valutavorlagen fort. Der Finanz⸗Minister Dr. Stein⸗ bach sprach unter lebhaftem Beifall des Hauses seinen Dank für die den Vorlagen entgegengebrachten Sympathien aus und widerlegte die Bedenken, die sich zumeist auf. den Zeitpunkt der Aufnahme der Baarzahlungen bezögen, über den jedoch die gesetzgebenden Körper⸗ schaften seiner Zeit Entscheidung treffen würden. Gegen— über dem Vorwurf, die Regierung habe verschiedene Mittel angewandt, um die Abgeordneten für die Vorlagen zu ge— winnen, erklärte der Finanz⸗-Minister: er habe nur Mittel zur Aufklärung und Ueberzeugung versucht; die Valuta— vorlagen seien nicht nach Sympathien oder Antipathien, Systemen und Schlagworten, sondern nach genauer Prüfung zu beurtheilen. Nachdem noch der Ackerbau— Minister Graf Falkenhayn für die Valutavorlagen vom Standpunkte der Landwirthschaft ö hatte, wurde die Generaldebatte geschlossen und die Vorlagen mit 196 gegen 91 Stimmen angenommen.

In einer vom Finanz-Minister Dr. Wekerle gestern im ungarischen Unterhause vor der Annahme der Valuta— vorlagen gehaltenen Rede hob dieser nochmals hervor, daß Ungarn wie Oesterreich gewillt seien, nach dem ersten gegen— wärtig geschehenen Schritte die ganze Valuta⸗Action durch— zuführen. Der Minister trat, unter lebhaftem Beifall, mit seiner ganzen politischen Reputation für die Annahme der Baarzahlungen ein. Am Schluß der Sitzung begründete so— dann Graf Apponyi seine Interpellation betreffs der an— geblich incorrecten Haltung des officiellen Rumäniens gegen— über den Agitationen der ungarischen Rumänen. Der Minister— Präsident Graf Szapaxry betonte, daß das officielle Rumänien alle Verfügungen getroffen habe, um gegen die Agitationen in strengster Weise vorzugehen. Der Minister⸗Präsident hob ferner mit Befriedigung hervor, daß auch die rumänische Regierung von der Nothwendigkeit eines freundschaftlichen Zusammengehens mit Ungarn durchdrungen sei. Sollten die Agitationen der ungarischen Rumänen die Grenzen der bestehenden Gesetze überschreiten, so werde die Regierung behufs strengerer Geset.ze an die Legislative herantreten. Graf Apponyi sowie das ganze Haus nahmen die Antwort des Minister-Präsidenten zur Kenntniß.

Der Präͤsident des Obergerichts in Prag hat die deutschen Vertrauensmänner für den 20. d. M. zur Fortsetzung der Verhandlungen über die Bezirksabgrenzung ein— geladen.

Großbritannien und Irland.

Bis heute Morgen waren 580 Wahlen bekannt; davon entfallen auf die Conservativen 243, die Unionisten 44, die Gladstonianer 235, die Parnelliten 7 und die Anti⸗-Parnelliten 51. Von den beiden Gruppen zählen die Ministeriellen sonach jetzt 287, die Liberalen 293 Sitze. Die Conservativen gewannen bisher 15, die Unionisten 7, die Gladstonianer 70 Sitze. Im ganzen stehen jetzt noch 99 Wahlen aus. Gladstone hat ein Schreiben an seine Wähler in Midlothian gerichtet, worin er seinen Dank dafür ausspricht, daß sie ihn zum sechsten Male als ihren Vertreter in das Parlament gesandt haben. „Es ist meine ernste Hoffnung“, sagt er weiter, „Ihnen nicht nachzustehen in dem Wunsche und dem Bemühen, zum Glück des Volks der drei Königreiche und zur Stärke und festen Union des Reichs beizutragen.“ Am Nachmittage des Wahltags reiste Gladstone von Edinburg nach Braemar, wo er einige Tage der Ruhe pflegen will. Als Hauptursache der geringen Ma— jorität, mit der er gewählt worden, nimmt man feine Geneigt— heit an, die Entstgatlichung der schottischen Kirche zu befürworten. Nach einer Schätzung, die der „Daily Telegraph“ über das voraussichtliche Gesammtergebniß der Wahlen anstellt, dürften die Gladstonianer im günstigsten Falle auf eine Majorität von vierzig Sitzen rechnen. Dies werde natürlich, schreibt das ge— nannte Blatt, in gewissem Sinne ein Sieg für sie sein, aber er werde die Sieger sicherlich nicht in eine starke Stellung bringen. Ihre Majorität werde wefentlich abweichen von der des Jahres 1885, wo die Gladstonianer, abgesehen von der irischen Partei, 84 Stimmen mehr als ihre Gegner hatten. Noch größer werde der Gegensatz, wenn man in Betracht ziehe, daß die Unionisten nach den Wahlen im Jahre 1886 über die vereinigten Gladstonianer und Parnelliten eine Mehrheit von 118 kann gen! Die 350 Anhänger Gladstone's, mit denen der letzter den 329 Unionisten gegenübertreten werde, könnten jeden Augenblick durch den Abfall der irischen Partei auf 270 zusammenschrumpfen.

Frankreich.

Trotz des trüben und unsicheren Wetters herrschte gestern bei dem Nationalfest in den Straßen von Paris ein sehr reges Leben. Die Häuser waren mit fran— n. und russischen Fahnen geschmückt. Vormittags . en vor den Denkmälern Gambetta's, der Jeanne d Arc und der Stadt. Straßburg, die herkömmlichen Kundgebungen statt, die jedoch ohne jeden Zwischenfall ver— liefen. Déroulede hielt dabei eine Ansprache. tachmittage wurde von dem Präsidenten Carnot auf den Longchampz eine von gutem Wetter begünstigte Truppenrevue abge⸗ halten, der eine überaus zahlreiche Menschenmenge beiwohnie. Der Präsident Carnot, sowie der Kriegs-Minister de Freycinet und der Chef des Generalstabes de Miribel wurden allenthalben enthusiastisch begrüßt. Der Vorbeimarsch der Truppen insbesondere der Bataillone der Territorial-Armee und der Cavallerie, die im Galopp defilirte, erfolgte unter lebhaften Beifallskundgebungen der Zuschauermenge. Nach den aus den Provinzen vorliegenden i n, . der Tag dort eben— . unter lebhafter Betheiligung der Bevölkerung gefeiert worden.

In Rom empfing der dortige französische Botschafter Billot aus Anlaß des Nationalfestes gestern die franzöͤsische Colonie und äußerte dabei; er hoffe, es werde der Tag kommen, an dem die dauernden Interessen Italiens und Frankreichs zur Sicherung der vollstaͤndigen Annäherung und des voll— kommenen Einvernehmens beider Länder führen würden, wie es sein und der Anwesenden Wunsch sei.

Der Afrikareisende Dybowski, welcher die von der Crampel'schen Expediton eingeschlagene Route bereist hat, ist in Bor dea ux eingetroffen. Derselbe hat zahlreiche Verträge mit Häuptlingen der Eingeborenen in Ubangi abgeschlossen'

Rußland und Polen.

Der Kaiser hat, wie „W. T. B.“ aus St. Petersburg meldet, den in Stockholm weilenden Finanz-Minister Wysch— negrads ki nach Peterhof berufen.

Durch Tagesbefehl des Kriegs-Ministers ist die Neu— formirung dreier Kosaken-Sotnien beim Donischen Heere angeordnet worden.

Portugal.

In Lissabon hat gestern bei dem Führer der Partei eine Versammlung der Legitimisten stattgefunden, welche sich mit der Haltung bei, den bevorstehenden par— lamentarischen Wahlen beschäftigte. Die Gruppe der Anhänger Dom Miguels beschloß, dem „W. T. B.“ zufolge, nach langjähriger Wahlenthaltung sich an der nächsten . campagne in einer Anzahl von Kreisen zu betheiligen.

Schweiz.

. Nachdem die französische Regierung dem schweize— rischen Gesandten Lardy bezüglich der Handels vertrags— Unterhandlungen neue Eröffnungen gemacht hat, haben kürzlich die Bundesrathsmitglieder Droz, Deucher und Hauser in dieser Angelegenheit in Bern conferirt, ohne indessen einen entscheidenden Beschluß zu fassen.

Laut einem Conferenzbeschluß der cantonalen Militär— Directionen und der Landsturm⸗Commandanten soll die voll⸗ ständig Bewaffnung des Landsturms bis April 1893 durchgeführt werden.

Die „internationale Friedens conferenz“ in Bern ist endgültig auf den 22. bis 25. August festgesetzt.

Belgien.

Die angekündigte Versammlung der parlamenta— rischen Rechten beider Kammern hat gestern in Brüssel stattgefunden. Derselben wohnten auch mehrere Minister bei. Wie „W. T. B.“ meldet, ist darin eine Verständigung mit der Regierung über das bei der Berathung der einzelnen Fragen der Verfassüngsrevision einzuschlagende Verfahren zu stande gekommen. Der Führer der Rechten Woeste soll fich bereit erklärt haben, die allgemeine Politik der Regierung unter— stützen zu wollen, womit das Einvernehmen innerhalb der Majorität in der Kammer wieder hergestellt wäre, Die anwesenden Mitglieder des Cabinets sprachen sich auch über die Gesetzentwürfe aus, welche die Kammern während der außerordentlichen Session beschäftigen werden. Ein von einem Mitgliede der Versammlung gestellter Antrag, dem Cabinet das vollste Vertrauen auszusprechen, wurde von der Versammlung mit Beifall aufgenommen. Weiterem Vernehmen nach würde von den Prã⸗ sidenten beider Kammern eine Mittheilung veröffent— licht werden, welche besage, daß der Minister-Präsident Beerngert den Deputirten volle Freiheit in der Ver— fassungsrevisionsfrage lassen und die Ernennung einer aus Mitgliedern der Rechten und Linken bestehenden Com— mission vorschlagen werde, welche die Revifionsvorschläge gemeinsam berathen soll. Zu Präsidenten bezw. Vice⸗-Präsi⸗ denten hat die Deputirtenkammer gestern die Herren de Lantsheere, Tack und van Wambeke wiedergewählt.

Schweden und Norwegen.

(E) Die Staatseinnahmen in der ersten Hälfte dieses Jahres haben betragen: Zölle 18721 635 Kronen gegen 17191135 Kronen, Branntweinsteuer 5 387 697 Kronen gegen 5190 5359 Kronen, Rübenzuckersteuer 6790902 Kronen gegen 6i5 732 Kronen, Staatseisenbahnen (Ueberschüsse) 3 206 060 Kronen gegen 3 400 009 Kronen oder zusammen 27988 334 Kronen gegen 26 397 406 Kronen im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Amerika.

Im Senat der Vereinigten Staaten hat laut Kabeltelegrmm aus Washington der Senator Sherman eine Bill eingebracht, wonach die monatlichen Ankäufe von Silber in Barren durch den Staatsschatz vom 1. Januar 1893 ab eingestellt werden sollen. ö

Nach einer Meldung des „Standard“ aus Buenos Aires sollen in der argentinischen Provinz La Plata Un— ruhen ausgebrochen sein.

Afrika.

Die seit längerer Zeit erwartete Depesche des Capitäns Lugard über die Ereignisse in Uganda ist nun⸗ mehr in Lon don eingetroffen. Dieselbe ist datirt aus Kam— gala vom 11. Februar er. und besagt nach einem telegraphischen . der dem „W. T. B.“ zuging, im wesentlichen, was olgt:

gi5 habe vollkommene Ruhe geherrscht, bis am 12. Januat cine Anzahl, französischer Priester eingetroffen sei, die wie Lugard annimmt die Nachricht brachten, daß die Britisch Ostafrikanische Compagnie Uganda aufzugeben beabsichtige. Seit

zes Tage sei es täglich zu Streitigkeiten zwischen bi en age en und den xprotestantischen 5 gekommen, welche schließlich dazu geführt hätten, daß ein rotestant durch die Katholiken auf der . ermordet worden sei. König Mwanga habe sich geweigert, den Mörder zu bestrafen, und der Abgesandte, den Lngard an den König geschickt habe, sei vor dem versammelten Rathe kedeutet worden, daß, falls Lugard einschreiten follte, um sich felbst Recht zu schaffen alle sein? Soldaten getödtet werden würden und das Fort Kampala geplündert werden solle. Während der anzen Nacht vom 23. Januar habe die französische Partei die m meln schlagen lassen, und am folgenden Tage, während Lugard noch immer mit dem König unterhandelt habe, sei die französische Partei, die der vrotestantischen Partei an Zahl weit überlegen ge— wesen sei, zum thätlichen Angriff übergegangen und habe Kampala zu erstürmen gesucht, Lugard habe sie mit Hilfe seines Maximgeschützes zurückgetrieben. Schließlich seien die Katholiken auf die Inseln ge— flohen und hätten Mwanga mit sich fortgeführt. Lugard habe alle möglichen Anstrengungen gemacht, um den König zur Rückkehr, zu bewegen, und versprochen, daß er ihn ebenso wie die katholische Partei ohne alle Vorbehalte wieder einsetzen wolle. Aber der Bischof Hirth habe sich auf die Inseln begeben und seinen ganzen Einfluß aufgeboten, um den König von der Rückkehr abzuhalten. . Schließlich“, fügt Lugard hinzu, „sahen wir uns genöthigt, die Inseln anzugreifen, und wir vertrieben die Feinde mit großen Verlusten“. Der übrige Inhalt handelt lediglich von der Lage, in der sich Lugard befindet.

Dem „Reuter'schen Bureau“ wird dazu noch aus Sansibar von gestern gemeldet: Die weiteren Depeschen Lugard's, . unterwegs eine starke Verzögerung erfahren hätten, jetzt aber eingetroffen seien, bestätigten seine Darstellung über den Ursprung des Conflicts und enthielten auch die Erklärungen der ö Missionare, welche gleichfalls den Bericht Lugard's bestätigten

Das Pariser „Journal des Débats“ erfährt aus Tanger von einer neuen Niederlage der marokkanischen Truppen, wobei diese 80 Todte verloren haben sollen. Die aufständischen Angherastäm me bedrohen, wie hinzugefügt wird, bereits die Stadt Tanger.

Nr. 15 des Eisenbahn-Verxordnungsblatts, heraus— gegeben im Königlichen Ministerium der öffentlichen Arbeiten, hat folgenden Inhalt: Gesetz, betreffend die Erweiterung des Unterneh— mens der Stargard⸗Küstriner Eisenbahngesellschaft durch den käuflichen Erwerb der Eisenbahn von Glasow nach Berlinchen. Vom 17. Juni 1892. (G.⸗S. S. 130.) Allerhöchster Erlaß, betreffend Bau und Betrieb der in dem Gesetz vom 6. Juni d. J. (G.⸗S. S. 111) vor⸗ gesehenen neuen Eisenbahnlinien. Vom 15. Juni 1892. (G. S. S. 125.) Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten? vom 27. Juni 1892, betreffend Zulassung als Civil⸗Supernumerar; vom 4. Juli 1892, betreffend zollamtliche Abfertigung der zur unmittel⸗ baren Dnrchfuhr durch das deutsche Zollgebiet mit der Eisenbahn be— stimmten Passagiereffecten. Nachrichten.

Statistik und Volkswirthschaft.

Aus dem achtundsechzigsten Jahresbericht der Gesell— schaft zur Beförderung der evangelischen Missionen unter den Heiden für das Jahr 1891.

Der Bericht giebt zunächst ausführliche Mittheilungen über die Thätigkeit des Vereins im Jahre 1891, sowie die Entsendung von Missionaren nach Süd⸗Afrika, nach Ost⸗Afrika und nach China, wobei als wichtigstes Ereigniß des Berichtsjahres das Eintreten in die Missionirung von Deutsch⸗Ostafrika hervorgehoben wird. Der dann folgenden Uebersicht über die Wirksamkeit der einzelnen Missions— stationen und Missionare der Gesellschaft im Laufe des Jahres 1891 entnehmen wir die nachstehenden Angaben.

Die Arbeit des Vereins erstreckte sich in der Cap⸗-Colonie, dem Kafferland, dem Oranje⸗Freistaat, Süd- Transvaal, Nord⸗Transvaal, Natal und Deutsch⸗Ostafrika auf 48 Stationen, 90 Außenstationen und 177 Predigtplätze, wo 58 ordinirte und 6 nicht ordinirte Missio— nare, 15 Arbeiter für Colonisation und Handel (darunter 1 Lehrerin), 102 besoldete und 367 unbesoldete Nationalhelfer in ihrem Dienste standen. Die Zahl der Farbigen im Bereich der Stationen betrug 312450, der getauften Gemeindemitglieder 23 841, der Communicanten U 456, der Schulkinder 4179 (darunter S95 ungetaufte), der erwachsenen Täuflinge 1489. Im Laufe des Jahres wurden getauft 315 männliche, 297 weibliche Erwachsene und 1299 Kinder (darunter 227 von ungetauften Eltern), im ganzen 1931. Die Gesammtsumme aller seit Anlegung der Stationen getauften Personen beträgt 33 199. In China sind in diesem Jahre 81 Personen getauft, sodaß die Zahl der in diesem Jahre getauften Personen sich im ganzen auf 2612 beläuft. Die Aufbringungen in Afrika sind aus folgenden Zahlen zu ersehen: Der Ertrag der Ländereien ergab an Pacht 24 455,65 „MS, in Naturalien s36hö,50 „6, der Erlös aus den von Deutschland aus dem Missions— hause entsandten Sachen 14 032,95 S, aus den von Missionsfreunden direct geschickten Sachen 208,50 ½, die Stolgebühren 9297,20 40, das Platz und Kopfgeld 28 405,85 S, sonstige Geldabgaben g649, 10 (, Schulgeld 6081,85 M6, die feststehenden Naturallieferungen 792.50 6, die Collecten bei Missionsstunden 1642,80 6, beim Abendmahl und Gottesdienst 14 743,75 6, bei besonderen Gelegenheiten 4483, 10 , die freiwilligen Geldgaben 9078. 60 „S, die freiwilligen Gaben an Naturalien 1123,80 406, die Bewilligung von der Regierung 18970 , Geschenke an die Mission 7239,30 0, sodaß im ganzen der Betrag von 1658 885,25 S6 von dem Verein fur seine Aufgaben in Afrika aufgebracht wurde. Aus der Statistik der Missions— stationen in China ergiebt sich für das Jahr 1891 ein Zugang von 24 getauften Männern, 26 Frauen, 18 Knaben, 13 Mädchen, 19 Zu— gezogenen, im ganzen 109. Der Bestand der Gemeinde betrug Ende 1891 in China 696 Personen.

Die gaht der mit der Gesellschaft verbundenen Hilfsvereine beläuft sich auf 313, von denen im vergangenen Jahre 4 neu hinzu— gekommen sind, und zwar: in der Provinz Brandenburg Lehnin und Umgegend, in der Provinz Pommern Ducherow-Leopoldshagen, in der Provinz Schlesien die Diözese Rothenburg II und in der Provinz Sachsen die Ephorie Gommern.

In dem Verzeichniß der von Mitgliedern, Wohlthätern, Missions⸗ Hilfẽvereinen und befreundeten Missionsgesellschaften für das Jahr 1891 eingegangenen Gaben stehen an der Spitze Seine Majestät der Kaiser und König mit 300 ½, Fhre Majestät die Kaiserin und Königin mit 100 M6 und die Königliche Con⸗ sistorialkasse mit 1509 M.. Einschließlich dieser Beträge setzten sich die Einnahmen des Vereins folgendermaßen zusammen: Bestand aus dem Vorjahre 3578,40 (, . aus Berlin für Süd⸗A1frika 1058775 0. Beiträge von auswärts 225 953,86 6, Beiträge für China 4727, 64 S, Beiträge für die Bonjai⸗Mission 1400,98 (6, Beitrage für Ost-Afrika 36 053,85 6, Ertrag des Sammelvereins d söl, 18 6, Beiträge für besondere Zwecke in Süd -Afrika 1908. 49.6, Beiträge für besondere Zwecke in China 700,7 , Beitrag? für be⸗ ondere Zwecke in Ost⸗Afrika 258 6, Zinsen 8044,22 „6, Vermächt⸗ nisse 18 809,10 , Ertrag des Schriftenverlags 2677,61 S6, Erlös ür verkaufte afrikanische Briefmarken 47, 30 S Der Gesammt⸗ sinnahme von 360 476,866 steht eine Gesammtausgabe von 71 08,24 66 gegenüber, fodaß 10 541.38 6 mehr ausgegeben als, eingenommen sind. Außerdem find von dem Verein mehrere Stiftungen zum theil. von recht bedeutender Höhe zi „verwalten, deren Kapitalien nach den Bestimmungen der Geber nicht zur Verausgabung kommen dürfen und deren Zinsen kelonderen Zwecken des Missionswerks dienen oder zur Erhaltung von Stationen und für sonstige Missionszwecke zur Verwendung kommen. en letzteren sind im Jahre 1891 hinzugekommen die Schreyer⸗Stiftung mit 500 S und H. in M. Stiftung mit 1660 6 Bei anderen Stif⸗ tungen endlich hat der Miffions-Birector freie und alleinige Ver—

fügung über deren Kapital und Zinsen. Die Gesammtsumme aller Sliftungen beträgt 269 849,56 ½ An baaren Darlehen schuldet der Verein 29 562 6

Auf der Generalversammlung vom AN. Mai 1891 sind neue Satzungen für die Bezirksverbände, die Provinzialverbände und für die Generalversammlung berathen und angenommen worden, die mit den Bedingungen zur Aufnahme in das Seminar der Berliner Mission und einer Anleitung zu ernster Selbstprüfung für den, der den Beruf eines Missionars zu erwählen beabsichtigt, am Schluß des Berichts veröffentlicht werden.

Das Comité der Gesellschaft zur Beförderung der evangelischen Missionen unter den Heiden besteht zur Zeit aus folgenden Perfonen: Geheimer Justiz⸗ und Kammergerichts⸗Rath Rathmann (Praͤsident), Geheimer Justiz⸗ und Kammergerichts⸗Rath Bauck (erster Vice⸗ een, General ⸗Superintendent D. Braun (zweiter Vice⸗

räsident)R) Kaufmann Schlunk (Schatzmeister ) D. Wangemann Missions⸗Director) und den MissionsInspectoren Prediger Kratzen⸗ stein und Wendland. Dazu gehören ferner folgende Mitglieder: Prediger Fischer, Pastor Lic. Dr. Gröbler, Staatssecretär a. D. Dr. von Jacobi, Pastor Knak. Kaufmann Köster, Unter-Staatssecretär Lohmann. Postmeister a. D. Meinecke, Pastor Nehmiz, Pastor Orth, Pastor Schwarz und Hofprediger Stöcker. .

Zur Arbeiterbewegung.

In Leipzig beschloß, der ‚Lpz. Ztg. zufolge, eine Versammlung der Stuckateurgehilfen, den fur Mitte August nach Stuttgart einberufenen Congreß durch einen Vertreter zu beschicken und diesen anzuweisen, bei der den Hauptgegenstand der Berathungen bildenden Organisationsfrage sich für die Einführung der Central— organisation auszusprechen. Die Beschickung des Congresses sollte anfänglich aus Rücksichten der Sparsamkeit unter— bleiben, weil infolge des Buchdruckerausstandes noch heute die Kassen der &i e ha geleert wären; aber man entschloß sich, die Reisekosten des Vertreters durch eine Sammlung auf⸗ zubringen. Zu der Anleihe des Gewerkschaftscartells wurde den Stuckateuren ein Beitrag von 105 0 auferlegt. Der Vertrauens— mann erklärte unter Billigung der Versammlung, daß diese Forderung in keinem Verhältniß zu der geringen Anzahl der hiesigen Stuckateure stehe, und daß er daher nur 30 M abgeschickt hätte und nur noch weitere 20 0 bewilligen würde.

Nach einer von dem Wolff'schen Bureau mitgetheilten Meldung des Reuter'schen Bureaus- aus Spokane im Territorium Washington versuchen zahreiche Minenarbeiter aus Wallace und Mullan, den Weitermarsch' der von Missoula nach Wardner ge— sandten Truppen aufzuhalten. Das Leben der Eigenthümer der Gruben von Wallace scheine bedroht. Von den Strikenden seien zwölf nicht zum Syndikat gehörige Arbeiter und der Grubendirector von Gem getödtet worden. Aus Alena wird berichtet, daß dort die Ruhe wieder hergestellt sei. Ueber Homestead ist der Belagerungszustand ver— hängt worden. Ferner meldet ein Wolff'sches Telegramm aus Washington vom heutigen Tage: Eine Truppenabtheilung von 1000 Mann hat den Befehl erhalten, sich in das Ausstands— gebiet von Mullan zu begeben, um die dortigen Streitkräfte zu verstärken.

Kunst und Wissenschaft.

Die ethnologische Abtheilung des Museums für Völker— kunde in Berlin hat, wie das „Deutsche Col-Bl.“ berichtet, eine werthvolle Bereicherung erfahren durch zwei Sammlungen, die ihr von dem früheren Kanzler, jetzigen Landeshaupmann im Schutzgebiete der Neu⸗Guinea⸗Compagnie, Schmiele, überwiesen worden sind. Die erste von ihnen umfaßt Gebrauchs- und Schmuckgegenstände, sowie Waffen von den in ethnographischer Beziehung be⸗ sonders bemerkenswerthen French⸗Inseln und der Insel Nissan und giebt interessante Aufschlüsse über die Eigen— thümlichkeiten der auf diesen Inselgruppen vertretenen Völker— schaften. Das gleiche gilt von den ethnographischen Gegenständen, die Herr Schmiele zur Ergänzung der ersten Sammlung in Neu— Britannien und anderen ö des Bismarck-Archipels, in Kaiser— Wilhelmsland, auf den Inseln der Salomongruppe und auf den Sunda⸗Inseln, vor allem auf Sumatra erworben hat.

Der Geheime Medizinal-Rath Professor Dr. Henoch feiert, wie hiesige Blätter melden, morgen das fünfzigjährige Doctor—⸗ Jubiläum.

Seine Königliche Hoheit der Fürst von Hohenzollern hat in seiner Residen; Sigmaringen eine Familiengruft in Form einer prächtigen Kuppelkirche erbauen lassen. Der von dem Fürstlichen Hof⸗Baurath De Pay geleitete Bau, in welchen eine bereits früher vorhandene alte Kirche mit einbezogen wurde, ist, wie die M. „Allg. Ztg. berichtet, in französischem Renaissancestil ausge⸗ führt und ähnelt von außen der, Superga“ bei Turin, dem Mausoleum der italienischen Königsfamilie. Von der in Ausführung begriffenen Ausschmückung des Innern verdient zunächst die Mosaikdecoration der Apsiden⸗Concha Erwähnung. Die 36 4m umfassende Fläche wird voll— ständig mit Mosaik überkleidet, und zwar mit einem Bilder— schmuck auf Goldgrund nach den Cartons des Akademie— rf fe rs Thiersch in München. Die figurale Dar— tellung lehnt sich an den oberen Theil der „Disputa“ von Rafael: Christus auf den Wolken thronend, umgeben vom weit— strahlenden Glorienschein; darüber der heilige Geist in Gestalt der weißen Taube und Gott-Vater; unten links und rechts knieend Maria und Johannes der Täufer, und aus den umgebenden Wolken blickend, neun Engel. Diese prächtige Decoration wurde ausgeführt in der Mosaikanstalt von A. Neuhauser in Innsbruck, einem Kunstinstitut, welches seit 15 Jahren unter der tüchtigen Leitung des Directors Solerti den gleichen Anstalten in Rom und Venedig mit Erfolg Concurrenz macht.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Saatenstand in Canada. In der Provinz Manitoba ist der Stand der Saaten im allgemeinen sehr günstig. In der Provinz Ontario steht Herbst- und Frühjahrsweizen gut, dagegen hat Gerste durch Frost gelitten. In der Provinz Quebec stehen Roggen, erbe, Hafer und Kartoffeln schlecht. Weizen wird dort nur wenig angebaut.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Cholera.

Weiteren Nachrichten bis zum 27.15. Juni zufolge tritt die Cholera in Baku in starker Weise auf; die Zahl der täglichen Todes—⸗ fälle wurde am 4. bis 9. Juli auf 38 bis 12 beziffert; auch in Tiflis kamen Todesfälle an dieser Seuche zur Kenntniß. 6 Aerzte sind von Tiflis nach Baku gesandt worden. Nach offiöiellen An⸗ aben in der St. Petersburger Zeitung vom 27. /15. Juni d. J. . die erste Nachricht über das Auftreten der Seuche am 28. Februar aus Herat. Späterhin brach die Seuche in Mesched und im Aul Kaachka, nahe der Transkaspibahn, aus.

Pocken.

Im Regierungsbezirk Oppeln scheint seit Anfang Juni die Seuche nachgelassen zu haben; in der Woche vom 29. Mai bis 4. Juni waren noch 19 Personen der einheimischen Bevölkerung als neu erkrankt und 3 zugezogene Personen als pockenkrank gemeldet, während vom 5. bis 11. Juni nur 3 Personen aus dem Kreise Pleß und 1 aus dem Kreise Lublinitz als neu erkrankt gemeldet wurden. In der ersteren Woche starben 5, in der letzteren niemand mehr an den Pocken; als genesen kamen 386 in Abgang, der Bestand an Pocken⸗ kranken belief sich am 11. Juni in den Kreisen Beuthen-Stadt und Land, Pleß, Zabrze und Lublinitz auf 23.

Dem im amtlichen Auftrage vom eidgenõssischen Sanitãts⸗Referenten Dr. F. Schmid über das schweizerische Gefundheitswefen im Jahre 1888 herausgegeben Werke (Bern, 1891) ist Folgendes entnommen: Vergleicht man die Verhältnißziffern mit den gleich⸗ zeitig (1888) in dem etwa 10 Mal stärker bevölkerten Königreich 8 . festgestellten Ziffern, so ergiebt sich, daß alle Infections⸗ rankheiten des Kindesalters mit Ausnahme der Pocken in der Schweiß viel weniger Todesfälle als in Preußen verursacht haben, auch Tyxhus, Lungenschwindsucht, Schlagfluß scheinen dort seltener als in Preußen zum Tode geführt zu haben, dagegen sind die Todesfälle an acuten Erkrankungen der Athmungsorgane, an Kinderdiarrhöe, sowie die Selbstmorde und tödtlichen Unglücksfälle in der Schweiz häufiger als in Preußen gewesen.

Bu karest, 14. Juli. (W. T. B.) Die für in der Sulina⸗ mündung ankommende Schiffe angeordnete ärztliche Untersuchung ist durch eine fünftägige Quarantäne ersetzt worden.

(E) Stockholm, 12. Juli. Von dem Minister des Innern zur gutachtlichen Aeußerung darüber aufgefordert, ob und im bejahenden

Falle welche besonderen Maßnahmen zu ergreifen sein dürften, im

falle in oder in der Nähe von Häfen an der Ostsee Cholerafälle eintreffen sollten, haben das Königliche Commerzeollegium und die Königliche Medizinalverwaltung vorgeschlagen, daß schon jetzt Stationen errichtet würden, nach welchen erforderlichenfalls aus inländischen, russischen oder deutschen Astseehäfen ankommende Schiffe be— hufs ärztlicher Besichtigung. Desinfection u. s. w. verwiecfen werden könnten. Die Quarantäne⸗-Anstalt auf Känsö sei zu entfernt gelegen, um zu diesem Zweck geeignet zu sein; als Quarantaäͤnestationen werden daher in Vorschlag gebracht: Umen Sundswall, die Stockholmer Scheeren, Gothland (Slite oder Farösund) und Karlskrona. Schließ⸗ lich wurde das Verbot der Einfuhr von Lumpen aus Finland, Rußland und Deutschland empfohlen. Letztere Maßnahme sst schon gestern durch eine Königliche Verordnung verfügt worden.

Handel und Gewerbe.

Tara bei Einfuhr von Mineralölen nach Italien.

Durch Art. 8 des italienischen Gesetzes vom 14. Juli v. J. war die frühere Tara von 13 Proc. . Kisten, enthaltend zwei Blech⸗Recipienten mit Mineralöl, versuchsweise bis zum 30. Juni 1892 durch diejenige von 12,350 Proc, ersetzt worden. Nach einem nunmehr in der „Gazzetta Ufficiale“ veröffent⸗ lichten Gesetze vom 28 v. M. soll die Tara von 12,50 Proc. noch weiter bis zum 30. Juni 1893 (der Regierungsentwurf hatte den 31. Dezember 1893 vorgesehen) in Kraft bleiben. ö 6 Monate vor Ablauf der Frist soll dem Parlament ein esetzentwurf vorgelegt werden, welcher die Frage der Tara sowohl für die italienischen, wie für die ausländischen Holz— kisten in angemessener Weise regelt. ö

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 14. Juli gestellt 10 223, nächt rechtzeitig gestellt keine Wagen. In Oberxschlesien sind am 13. d. M. gestellt 3881, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

Vom oberschlesischen Eisen- und Metallmarkt berichtet die ‚Schles. Ztg.“! Nachdem die Stahlwerke wegen Mangels an Aufträgen zum größten Theil außer Betrieb gefetzt wurden, wachsen die Roheisenbestände bei den Hochofenwerken bedenklich an und werden die Verwaltungen, da ein Mehr⸗ verbrauch an Roheisen bei der gegenwärtigen flauen Ge— schäftslage nicht bald zu erwarten ist., sich zu noch weiteren Betriebseinschränkungen verstehen müssen. Das Alteisengeschäft liegt ganz darnieder, sodaß selbst die guten Sorten zu rh, Preisen nicht abzusetzen sind. Um die Erzbestände auf den Hütten nicht zu sehr anwachsen zu lassen und um die Frachten zu sparen, ist die Erzzufuhr zu den Hochöfen in den letzten Wochen eingeschränkt worden. Beim Betrieb der Walzwerke ist im allgemeinen über zu geringen Eingang an Specificationen nicht zu klagen; es liegen sogar bei einigen größeren Werken sehr zahlreiche Aufträge vor. Die Werke befinden sich in vollem Betriebe und sind mit Aufträgen auf zwei bis drei Monate gedeckt. Dennoch ist die Lage derselben keine erfreuliche, da die Gestehungskosten auf sämmtlichen hiesigen Werken höher sind als die gegenwärtigen Verkaufspreise. In gleicher Lage befinden sich die Bkechwakzwerke, da auch diese trotz besserer Beschäftigung nur mit Verlust arbeiten. Die Eisengießereien, Maschinen- und Kesselfabriken klagen zum größten Theil über Mangel an Aufträgen und sind bis auf wenige größere Werke nur schwach beschäftigt. Das Zinkgeschäft ist, was Walzzink betrifft, auf dem bisherigen festen Standpunkte verblieben und kosten 109 kg Zinkblech 47,75 M loco Werk. Auch die Preise für Rohzink erfuhren keine Aenderung, wiewohl die Nach frage schwach war.

Frankfurt a. M., 14. Juli. (Getreidemarktbericht von Joseph Strauß.) Weizen vermochte von seinem bisherigen niedrigen Preisstande keine Erholung zu gewinnen; die Campagne in diesem Artikel schließt auf einem nicht erwarteten tiefen Preisniveau; ab Umgegend 19 , frei hier 19— * 6, Red-⸗-winter 191 —5 6, Le Plata 18 n, Kansas 17H —·18 6 Roggen stand unter dem Einfluß der im allgemeinen recht günstigen Ernteberichte; Begehr ist verschwindend klein, die Notiz etwa 19 S nominell; neuer inner⸗ halb ungefähr 14 Tagen lieferbar 18 6 verlangt, Tendenz: Ver⸗ käufer. Für Gerste bleibt das Interesse anhaltend ein recht geringes; Wetterauer löt— 4 6 Was Hafer anbetrifft, so ver⸗ anlaßten eingelaufene Klagen über Ernteaussichten die Speculation zu etwas kräftigerem Eingreifen, Stimmung: Käufer; die Notiz bleibt 144 15 416, je nach Qualität. In Raps bleibt der Verkehr noch leblos; die Notirungen beruhen lediglich auf Schätzung, etwa 24 6, ab auswärts werden höhere Preise gefordert. Mais etwa 12 , beschädigtes viel unter Notiz; bei schwachem Geschäft matt. Spelzenspreu (Ersatzz für Roggenstroh), Umsätze beschränkt. ea. 124 ½ pr. Ctr. Roggenkleie 16 —11 Æ Weizen kleie ca. J 60, ungarische 4 S6 pr. Ctr. ab Regensburg; Angebot über⸗ wog die Nachfrage. Malzkei me etwa 5 Mn pr. Ctr. Geschäft belanglos. Am Mehlmarkt war der Verkehr schwerfällig, da Reflectanten täglich Preisermäßigungen beanspruchen. Herbstlieferungen viel unter Tagespreis käuflich, Situation: Verkäufer. Roggen⸗ mehl bringt volle Preise für prompte Lieferung. Hie siges Weizen⸗ mehl Nr. O 314 324 6, Nr. 1 29 316 , Nr. 2 274 - 284 , Nr. 3 251 266 S, Nr. 4 21t—- D S6, Nr. 5 164 174 . Milchbrot- und Brotmehl im Verband 55 —57 n Nord⸗ deutsche und westfälische Weizenmehle Nr. 00 26 6 Roggenmehl , loco hier, Nr. O 304 316 6, Nr. O /1 284 294 4, Nr. 1 27tHt 28 6 (Obige Preise verstehen sich pro 180 kg ab hier, häufig jedoch auch loco auswärtiger Stationen und bei Partien von mindestens 10000 kg.)

eipzig, 14. Juli. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin— handel. La Plata. Grundmuster B. per Juli 3,70 S, per August 3, 23 6, per September 3,75 S, per Oftober Nobember 3,77 M, per Dezember 3, S0 S, ver Januar 3,8 Februar 3,82 S,. ver Mär; 3.827 S, per April 3,823 60

Wien, 146. Juli. W. T. B. Ausweis der Ffkerreichisch⸗ unggrischen Staatsbahn (Gsterreichisches Netz vom 1. bis 10. Juli 658 4857 Fl., Mindereinnahme gegen den entsprechenden Zeitraum des vorigen Jahres 21 307 Fl.

Die Gesammteinnahmen der Orientbahnen betrugen in der Woche vom 17. Juni bis 23. Juni 234 460,12 Fr., Zunahme gegen das Vorjahr 62 836 Fr., seit Beginn des Betriebsjahres vom 1. Ja⸗ nugr bis 23. Juni betrugen die Einnahmen 5305 104,576 Fr., Zu⸗ nahme gegen das Vorjahr 415 822.44 Fr.

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