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Die Nr. 15 der „Amtlichen Nachrichten des Reichs⸗ Versicherungsamts“ vom 1. August enthält zunächst weitere Erläuterungen zu der Anleitung, betreffend die Aus— füllung der Tabellenformulare für die Nachweisung der Rech⸗ nungsergebnisse, und sodann mehrere Recursentscheidungen und Bescheide von allgemeiner Bedeutung:
Eine württembergische Gemeinde hatte den Bau einer Straße, welchen sie einem gewerbsmäßigen Untex— nehmer in Accord übertragen hatte, wegen nach⸗ lässiger Ausführung der Arbeit durch den Unternehmer auf Grund der Accordbedingungen in eigene Ausführung übernommen und auf Rechnung des Unternehmers unter Leitung des Oberamts-Wegmeisters zu Ende geführt. Nach dem Zeitpunkt der Uebernahme ereignete sich bei dem Bau ein Unfall. Das Reichs⸗Versicherungsamt hat in Uebereinstim⸗ mung mit dem Schiedsgericht die Tiefbau⸗Berufsgenossenschaft für entschädigungspflichtig erklärt und den Einwand dieser Berufsgenossenschaft, daß nicht sie, sondern die Baugewerks— Berufsgenossenschaft, in deren Kataster der säumige Unter— nehmer bisher als Mitglied eingetragen war, den Unfall zu vertreten habe, mit der Begründung zurückgewiesen, daß die Gemeinde vom Tage der selbständigen Uebernahme der Arbeiten als Unternehmerin anzusehen sei. Die Vertragsbestimmung, wonach die Arbeiten auf Rechnung des Unternehmers erfolgten, habe lediglich eine privatrechtliche Bedeutung; für die Frage, wer ner g fein und im Sinne des Bauunfallversicherungs— esetzes als Unternehmehr anzusehen sei, könne ihr keine . beigemessen werden. .
Eine gemeinnützige, zum Zwecke des Baues kleiner Wohnungen gegründete Actiengesellschaft vergab den Bau von Wohnungen an Unternehmer, hielt jedoch zur Beaufsichtigung der Bauten einen Bauführer und zur Be— wachung derselben einen Tagelöhner, welchem es auch oblag, für regelmäßige Oeffnung und Schließung der Fenster der Neubauten Sorge zu tragen, damit dadurch das Austrocknen der Wohnungen befördert werde. Der Tagelöhner erlitt bei dieser Arbeit einen Unfall, infolge dessen er verstarb. Zur Entschädigungsleistung ist die zuständige Baugewerks⸗Berufs⸗ genossenschaft verurtheilt worden, der die Actiengesellschaft als gewerbsmäßige Bauunternehmerin deshalb angehört, weil sie neben anderen, . Zwecken einen Theil des er⸗ 6 Reingewinnes als Dividende an ihre Actionäre ver— theilt.
; Die Niederlegung des Mitgliedsamts eines Sectionsvorstandes bei dem Mangel eines des im S. 24 Absatz?2 des Unfallversicherungsgesetzes angeführten Ablehnungs— grundes ist vom Reichs-Versicherungsamt für unwirksam er— klärt worden, obwohl der Vorsitzende des Vorstandes der be— treffenden Berufsgenossenschaft die Niederlegung genehmigt und jenes Mitglied schriftlich von seinen Rechten und Pflichten entbunden hatte.
Wenn Mitglieder einer Berufsgenossenschaft ein anderes Mitglied mit der Ausübung ihres Stimmrechts in einer berufsgenossenschaftlichen (Sections- oder Genossenschafts-) Versammlung beauftragt haben, demnächst aber in der Versammlung selbst erscheinen, so soll ihnen weder die Theilnahme an der Discussion noch die persönliche Abgabe ihrer Stimme ver— wehrt werden.
In der Sonderausgabe der „Amtlichen Nachrichten für die Invaliditäts- und Alters versicherung“ wird eine vom Rechnungsbureau des Reichs⸗Versicherungsamts gefertigte Zusammenstellung über die Betheiligung des Reichs an den während des Jahres 1891 geleisteten Invaliden- und Altersrenten veröffentlicht. Sodann beschäftigt sich eine Reihe von Revisionsentscheidungen mit der Frage der Versicherungspflicht. . .
Bezüglich des Mitglieds einer städtischen Musik— kapelle hat das Reichs-Versicherungsamt den Grundsatz aus— gesprochen, daß die Thätigkeit derartiger Personen der Ver— e n e entzogen ist, wenn — ohne Rücksicht auf die Leistung des Einzelnen — der Gesammtcharakter des Unternehmens das Obwalten eines höheren Kunstinteresses erkennen läßt. In dem der Entscheidung zu Grunde liegenden Falle ist die Versicherungspflicht schon deshalb verneint worden, weil die Kapelle eine freie Vereinigung von Musikern auf gesellschaft— licher Grundlage darstellte, mithin die einzelnen Musiker nicht als abhängige „Gehilfen“ angesehen worden sind.
Die bei preußischen Communalsparkassen als Rendant, Controleur oder Rechnungsführer an— gestellten Personen sind für „Betriebs beamte“ im Sinne
Des § 1 Ziffer 2 des Invaliditäts- und Altersversicherungs—
gesetzes erachtet worden; dieselben unterliegen daher, sofern ihr Jahresarbeitsverdienst 2000 Mν nicht übersteigt, der Versiche⸗ rungspflicht. Der Charakter dieser Personen als Be— triebsbeamte wird daraus gefolgert, daß die in Preußen auf Grund des Reglements vom 12. Dezember 1838 (Gesetz⸗Samml. 1839 Seite 5) errichteten Communalsparkassen nicht zur Erfüllung der regiminellen, das heißt der aus den eigenen oder vom Staat übertragenen Hoheitsrechten der Com— munen entspringenden Aufgaben berufen sind, sondern im wesentlichen wirthschaftliche Zwecke verfolgen. .
Auch der Kassirer einer Ortskrankenkasse ist als versicherungspflichtig und demnach rentenberechtigt erachtet worden, wobei es dahingestellt geblieben ist, ob derselbe als „Gehilfe“ oder „Betriebsbeamter“ zu gelten hat.
Der Begriff der „mit Pensionsberechtigung an⸗ gestellten Beamten von Communalverbänden“ (6.4 AÄAbsatz 1 des Invaliditäts- und Altersversicherungsgesetzes) ist dahin ausgelegt worden, daß darunter nicht solche Communal— beamten verstanden werden können, welche die bloße Anwart— schaft anf einen in späterer Zeit wirksam werdenden Pensions⸗ anspruch haben, sondern nur diejenigen, welchen ein erworbenes Recht auf Erlangung einer Pension im Falle der Erwerbs⸗ unfähigkeit zusteht, insbesondere also solche, die die vielfach vorgeschriebene mehrjährige Pensions-Wartezeit bereits zurück— gelegt haben.
Dem Vorsteher eines städtischen Aichungsamts ist die Versicherungspflicht abgesprochen worden. Als ein „Betriebsbeamfer“ könne derselbe nicht gelten, weil das Aichungsamt keinen Betrieb darstelle, und über die Stellung eines „Gehilfen“ rage der Stand des Vorstehers eines solchen Amts hinaus. .
Ebenso ist ein an der Kirche einer Provinzial⸗ Hauptstadt angestellter Hauptküster für nicht versiche— rungspflichtig erklärt. Es war festgestellt worden, daß die gröberen mechanischen Arbeiten, wie das Heizen der Oefen, das Reinigen der Straße an der Kirche, das Läuten der Glocken 2c. von dem Calcanten besorgt werden, . die Haupt⸗ Ihätigkeit des Küsters in der Assistenz beim Gottesdienst, in
der Annahme von Beerdigungen und Taufen und Eintragung derselben in die Kirchenbücher, in dem Vermiethen der Kirchen⸗ sitze und in der Einziehung der Miethen für diese, endlich in der Führung der Kirchenregistratur und in der Anfertigung der Kirchenrechnung bestand. .
In einer Altersrentensache hatte der Rentenbewerber, dessen Antrag auf Gewährung der Rente von der Versicherungs⸗ anstalt abgelehnt war, sich hierüber bei dem Vorsitzenden des Schiedsgerichts in kurzen Worten „beschwert“. Das Reichs— Versicherungsamt hat dieses innerhalb der gesetzlichen Frist eingereichte Schriftstück als Berufungsschrift gelten lassen, in—⸗ dem es in Uebereinstimmung mit der auf dem Gebiete der Unfallversicherung bestehenden Uebung grundsätzlich ange⸗ nommen, daß es zur . der Berufungsfrist ge⸗ nügt, wenn vor Ablauf derselben bei dem Schiedsgerichts⸗ vorsitzenden eine Eingabe des Berufenden eingeht, in welcher derselbe seine Unzufriedenheit mit dem ihm zugegangenen Be— scheide der Versicherungsanstalt zu erkennen giebt.
Der Inspecteur der zweiten Cavallerie⸗Inspection, General⸗ Lieutenant von Rosenberg, à la suite des Husaren⸗Regi⸗ ments von Zieten (Brandenburgisches) Nr. 3, ist hierher zurückgekehrt.
Der Königlich sächsische Gesandte am hiesigen Allerhöchsten Hofe Graf von Hohenthal und Bergen hat Berlin mit längerem Urlaub verlassen. Während seiner Abwesenheit von Berlin fungirt der Legations-Secretär Graf Vitzthum von Eck städt als Geschäftsträger.
Der Königlich niederländische Gesandte am hiesigen Aller— höchsten Hofe Jonkheer van der Hoeven hat einen zwei⸗ monatigen Urlaub angetreten. Während seiner Abwesenheit von Berlin fungirt der Legations⸗Secretär Jonkheer van Eys van Lienden als Geschaͤftsträger.
Der Director des Königlichen Statistischen Bureaus, Geheime Ober⸗Regierungs-Rath Blenck hat einen sechs— wöchigen Urlaub angetreten.
Dem Regierungs-Assessor Plenio in Hildesheim ist die commissarische Verwaltung des Landrathsamts im Kreise Steinfurt und
dem Regierungs⸗Assessor Florschü commissarische Verwaltung des . Hattingen übertragen worden.
Der neuernannte Regierungs⸗Assessor Freiherr von Hammerstein-Equord ist der Königlichen Regierung in Köln zur dienstlichen Verwendung überwiesen worden.
in Liegnitz die samts im Kreise
S. M. Yacht „Kaiseradler“, Commandant Capitän zur See von Arnim, und S. M. S. „Beowulf“, Com⸗ mandant Capitän zur See Prinz Heinrich von Preußen, Königliche Hoheit, sind am 1. August in Cowes (Insel Wight) angekommen.
S. M. S. „Leipzig“, mit dem Chef des Kreuzer— Geschwaders, Contre⸗Admiral von Pawelsz an Bord, beab⸗ sichtigt, am 3. d, M. Yokohama zu verlassen und nach Kobe
in See zu gehen. S. M. Kanonenboot Iltis“, Com— mandant Capitän⸗Lieutenant Müller, beabsichtigte, am
L. d. M. von Shanghai nach Chinhai in See zu gehen.
In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „R.⸗ u. St.⸗A.“ werden unter „Statistik und Volkswirthschaft“ Ueber— sichten über die Ergebnisse des Steinkohlen⸗ und des Braunkohlenbergbaues in Preußen im J. Halbjahr 1892, verglichen gegen das J. Halbjahr 1891, veröffentlicht.
Waldeck und Pyrmont.
Arolsen, 31. Juli. Im hiesigen Residenzschloß fand, wie dem „Hann. Cour.“ berichtet wird, gestern Mittag 1 Uhr im engsten Familienkreise die Taufe des am 26. v. M. geborenen Prinzen statt. Pathen waren Ihre Majestät die Kaiserin, der Fürst von Bentheim-Steinfurth und der Prinz Albert zu Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, Bruder der Fürstin Louise von Waldeck und Pyrmont. Ihre Majestät die Kaiserin wurde durch die Prinzessin Elisabeth von Waldeck vertreten. Der neugeborene Prinz erhielt die Namen Victor Wolrad Friedrich Adolf Wilhelm Albert.
Oesterreich⸗ Ungarn.
Der Kaiser hat dem Minister Grafen Kuenburg die Geheimrathswürde und dem Abg. Dr. Ruß das Comthur— kreuz des Franz⸗Joseph⸗Ordens verliehen.
Wie verlautet, hat der Minister ohne Portefeuille Dr. Freiherr von Prazak sein Entlassungsgesuch eingereicht, nach dessen Annahme er, dem „Prag. Abdbl.“ zufolge, in das Herrenhaus berufen werden dürfte.
Frankreich.
Nach den bisher bekannten Resultaten der General— rathswahlen sind 977 Republikaner und 217 Conservative gewählt und 90 Stichwahlen erforderlich. Die Republikaner gewinnen 127 Sitze.
Niederlande.
Der von dem Kriegs⸗Minister ausgearbeitete Gesetz—⸗ entwurf über den Militärdienst liegt nunmehr dem Staatsrath zur Begutachtung vor. Der Entwurf soll nur von mäßigem Umfange sein und sich auf die Namhaftmachung der Hauptprincipien beschränken, deren erstes die Einführung der persönlichen Dienstpflicht ist.
Belgien.
Die anderweitig verlautbarte Nachricht, daß die Unter⸗ handlungen zwischen Frankreich und dem Congostaat wegen der Ermordung des französischen Reisenden Poumayrac
abgebrochen seien, entbehrt, wie ‚W. T. B.“ von unter⸗
richteter Seite aus Brüssel vernimmt, der Begrün⸗ dung. Die Unterhandlungen seien nur vorübergehend unterbrochen, um den beiderseitigen Delegirten Zeit
u gewähren, um an ihre Regierungen Bericht erstatten und Hen n. einholen zu können. Wenn die Verhandlungen nicht zum Ziele führen sollten, so würde die An⸗ gelegenheit gemäß den Bestimmungen des Berliner Vertrages einem Schiedsgericht unterbreitet werden müssen. — In ihrer schon erwähnten Erwiderung auf die Vorstellungen Frankreichs hat die Regierung des Congostaats, wie jetzt ausführlicher
berichtet wird, erklärt: Die genannte. Gegend gehöre nicht zum Congostaat, man müsse sich daher, wenn
Angriffe vorgekommen seien, an die Eingeborenen halten.
Die Meldung von der Ermordung eines französischen Wacht—
postens am Kotoflusse sei vollständig erfunden. Aus den amt⸗ lichen Berichten ergebe sich, daß unter französischer Herrschaft lebende Eingeborene, sobald sie von ihren Häuptlingen nicht stets überwacht würden, auf vorübergehende Pirogen zu schießen pflegten, was die Reise i Schiff in jenen Gegenden sehr ge— fährlich mache. Die Behauptung, die Berliner Congreßacte habe als nördliche Grenze des Congostaats den vierten Grad nördlicher Breite festgesetzt, sei vollständig falsch, da der Berliner Congreß gar keine Abgrenzung des Congostaats vor⸗ genommen habe; wohl aber habe der Vertrag mit Frankreich vom Jahre 1885 den 17. Längengrad als Grenze zwischen dem französischen Congogebiet und dem Unabhängigen Congo— staat festgesetzt.
Griechenland.
In der gestrigen Sitzung der Kammer verlangte der Minister-Präsident Trikupis für die Regierung die Er—⸗ mächtigung zur Aufnahme einer mit höchstens 8 Proc. ver— zinslichen Anleihe, welche zur Beschränkung des Zwangs— curs⸗-Geldumlaufs verwendet werden soll.
Dänemark.
(FE) Die Staatseisenbahnen ergaben im ersten Viertel⸗ jahr des laufenden Finanzjahres eine Einnahme von (über⸗ schläglich) 4 337 000 Kron. gegen 4 089 769 Kron. im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Nr. 16 des Eisenbahn-⸗Verordnungsblatts, heraus⸗ gegeben im Königlichen Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 30. Juli, hat folgenden Inhalt: Erlasse des Ministers der öffent⸗ lichen Arbeiten: vom 13. Juli 1892, betreffend Ergänzung der Be⸗ stimmungen in Anlage D zu § 48 des Betriebs⸗Reglements für die Eisenbahnen Deutschlands; vom 15. Juli 1892, betreffend die Unter⸗ suchung der Dampfkessel. — Nachrichten.
Entscheidungen des Reichsgerichts.
Nach der Anmerkung zur Tarifposition 4B des Reichs⸗Stempel⸗ gesetzes vom 29. Mai 1885 sind Kauf⸗ und sonstige Anschaffungs⸗ geschäfte über im Inlande von einem der Contrahenten erzeugte oder hergestellte Mengen von Sachen oder Waaren steuer⸗ frei. Unter diese Bestimmung fallen, nach einem Urtheil des Reichs⸗ gerichts, IV. Civilsenats, vom 15. Februar 1892, auch Natur⸗ produete, über welche der Contrahent, ohne sie selbst erzeugt zu haben, in erster Hand zu verfügen berechtigt ist, beispielsweise der Ver⸗ kauf von abgeschnittenen Hölzern eines Forstareals seitens des Eigen⸗ thümers dieses Areals. Der Verkauf von stehen dem Holz aber auf einem Theil des Forstareals, wobei dem Käufer das Recht eingeräumt wird, denjenigen Theil auszuwählen, welchen er abholzen will. fällt nach demselben Urtheil nicht unter die gedachte Anmerkung; er ist nicht steuerfrei und muß in Preußen mit dem Mobilienkauf⸗ stempel von 0 versteuert werden.
— Die Nachbildung eines eingetragenen Musters ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, J. Strafsenats, vom 25. April 1892, allgemein verboten, also auch in einem anderen Gewerbe als in demjenigen, für welches das Muster zunächst bestimmt ist, sowie auch, wenn zur Hervorbringung der Nachbildung ein anderes Ver⸗— fahren angewendet wurde oder wenn die Nachbildung in anderen räumlichen Abmessungen hergestellt wurde als das Original.
Statistik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
In Bochum fand am Sonntag und Montag die General versammlung des Verbandes Deutscher Bergarbeiter statt. Der „Köln. Ztg.“ zufolge war die Versammlung von Vertretern aus dem Rheinlande, Westfalen, Schlesien, Sachsen, dem Saar- und Wurmrevier besucht. Der Vorsitzende Schröder betonte im Jahresbericht den günstigen Fortgang: dem gegenüber stellte Bringewald einen erheblichen Rück— schritt fest; eine Hauptursache hiervon sei das Hineinziehen von Politik durch die Verbandsleitung. Der socialdemo⸗ kratische Anhang Schröder's war jedoch schließlich in der Mehrzahl, sodaß dieser mit 12 von 73 Stimmen zum Vor⸗
sigzenden wiedergewählt wurde. — Dem „Vorwärts“ wird über die Bochumer Generalversammlung unter dem 31. v. M. geschrieben:
Nach dem Rechenschaftsbericht sind vom 1. Juli 1891 bis 1. Juli 1892 eingenommen worden 57 959 6, ausgegeben im gleichen Zeit⸗ raum 57166 6, sodaß ein Ueberschuß verblieb von 743 6 Hierzu kommt der Bestand aus vorigem Jahre im Betrage von 28 000 ( Die Einnahmen der einzelnen Reviere betrugen; Niederrheinisch⸗-west⸗ fälisches 50 192 0, Saagrrevier 1666 6, Niederschlesisches 22314 Pro⸗ vin; Sachsen 2542 6, Wurmrevier 687 * ½, Plauenscher Grund, Nassau und a. Harz 629 1s6 Unter den Ausgaben figuriren: Agitation 6236 6, Rechtsschutz 6140 6, Verwaltung 6790 , Fachzeitung 33 963 S6 u. f. w. Die Zahl der Ortschaften, wo Mitglieder vor⸗ handen sind, beträgt 270. Die Selbstkosten pro Mitglied betrugen jährlich 1,30 es .
Aus München wird der „Frkf. Ztg.“ berichtet: Auf eine Beschwerde des socialdemokratischen Maifeier⸗ Comité s über das Verbot der Theilnahme von Frauen an der Parteiversammlung erklärte die Kreisregierun, von Oberbayern, daß die socialdemokrgtische Partei nach der Art ihrer Organisation als unter das Vereinsgesetz fallend zu betrachten sei.
In Berlin haben, wie im Vorwärts“ bekannt gemacht wird, die Bau⸗Stuckateure der Firma „Ischyrota“, Treptow Ischyrota, Bloemendal u. Grünberg), wegen Verlängerung der
Arbeitszeit (auf zehn Stunden täglich) und wegen Lo hnkürzung die rbeit niedergelegt. : . 3 In . nn der Berliner Horn⸗ und. Stein⸗ nußknopfarbeiter wurden, wie die Voss. Ita, berichtet, am Sonntag die Lohnkürzungen in der Fabrik von C. H. Röhll, die Fis auf 40 v. S. angegeben waren, erörtert. In der Fabrik sei vor drei Jahren ein umfangreicher Ausstand ausgebrochen, infolge dessen die Fabrik mit sächsischen und, böhmischen Arbeitern besetzt worden sei, die sich schriftlich verpflichten mußten, keiner Organisation anzugehoren. Die in der Verfammlung Anwesenden verpflichteten fich in einer Erklärung, dem Fachverein beizutreten, der seine Selbständig⸗ keit noch bewahrt Habe und nicht in der Vereinigung aller im Drechslergewerbe beschäftigten Arbeiter aufgegangen sei, um die schäd⸗ siche Rückwirkung derartiger Lohnminderungen auf andere Fabriken öglichst abz zächen. mann,, e aftigte sich eine Versammlung der Metagll⸗ arbelter am Sonntag mit einem zu errichtenden Unterstützungsfonds der Metallarbester von Leipzig und Umgegend. Nach dem hierzu vorliegenden Statutenentwurfe, der durchberathen und angenommen wurde hat der Unterstützungsfends den Zweck, die wegen ihres Eintretens für die Arbeiterbewegung arbeitslos werdenden Metallarbeiter fowie die in einen Lohnkampf eintretenden Gewerk⸗ schaften zu unterstützen. — Alsdann erklärte die Versammlung, wie wir der „‚Lpz. Itg.“ entnehmen, nach Besprechung der auf der kürzlich in Döbekn abgehaltenen Confer enz. der Metallarbeiter Sachfens gefaßten Beschlüsse, daß sie mit, diesen Beschlüssen nicht einverstanden fei, insbesondere den daselbst gegründeten Agitations⸗ fonds der Metallarbeiter Sachsens (Sitz Chemnitz) nicht anerkenne. Es wurde beklagt, daß die auf die Metallarbeiter entfallende Summe von 5600 6 zur Deckung des vom Gewerkschaftscartell während des Buchdruckerstrikes aufgenommenen Darlehns nicht aufzubringen ge⸗ wesen sei, und daß die Gewerkschafts bewegung in Leipzig immer mehr rückgehe. . urüch hs Hwechat bei Bien stellte, wie der, Vorwärts- berichtet die Mehrzahl der Faßbindergehilfen der Brauerei Anton Dreher die Arbeit ein, angeblich, weil die Firma den Austritt der Gehilfen aus dem Fachverein verlangte. .
Aus London schreibt man der Berliner „Volks-Ztg.“: In einer Bergarbeiter-Versammlung zu Coventry sprach sich Eharles Dilke für die Einführung des Achtstundentages aus und befürwortete die internationale Regelung dieser Frage. .
Einer Brüsseler Correspondenz der „Voss. Ztg.“ zufolge haben in Gramm ont (Ostflandern) sämmtliche Arbeiter und Arbeiterinnen der dortigen großen Zündhölzchen-Fabriken infolge von Lohn— kürzungen die Arbeit eingestellt. Alle Fabriken sollten gestern ge⸗ schlossen werden. Infolge der unter den Arbeitern herrschenden Gährung haben Gendarmerie, zwei Genter Bataillone Infanterie und eine Schwadron Ulanen die Fabriken besetzt. ; J
Nach Meldungen desselben Blattes aus Warschau erfolgte in zahlreichen Kohlenbergwerken Russisch⸗-Polens ein Arbeiterausstand. In den der Länderbank gehörigen Gruben im Bendziner Bezirk feiert die Hälfte der Arbeiter.
— Die Mittheilungen der Großherzoglich hesischen Centralsteile für die Landesstatistik“' haben in der Nr. 525
vom Juli 1892 folgenden Inhalt: Benutzung und Vermehrung der
Großh. Universitätsbibliothek zu Gießen 1885/92. — Benutzung der . Hofbibliothek zu Darmstadt 1891. — Steuerrückvergütungen für us dem Großh. ausgeführtes Bier 1891 92. — Handwerker⸗ und
Kunstgewerbe⸗Schulen im Großh. Hessen 1899,!91. — Errichtete und gelöschte Hypotheken in den Provinzen Starkenburg und Oberhessen 1896/91. — Salzbesteuerung im Großh. Hessen 1891.92. — Eisen⸗ bahnen Juni 1892. Vergl. meteorol. Beobacht. Mai 1892. — Meteorol. Beobacht. zu Darmstadt Juni 1892. — Meteorol. Be⸗ obacht. zu Schweinsberg Juni 1892. Meteorol. Beobacht. zu Cassel Juni 1892. — Preise der gewöhnl. Verbrauchsgegenst. Juni 1892. — Sterblichkeitsverhältn. Juni 1892.
Kunst und Wissenschaft.
Die militärärztlichen Bildungsanstalten feierten heute den Tag ihrer Stiftung und den Abschluß des Studienjahres. Dem vom General⸗Arzt Grasenick erstatteten Bericht entnehmen wir, daß die Anstalten z. 3. 262 Studirende zählen, von denen 206 dem Friedrich⸗ Wilhelms-Institut, 56 der Akademie angehören. 52 sind im Laufe des Jahres als Unterärzte in die Armee und Marine eingetreten, 16 schieden vor beendigten Studien aus, 67 traten neu ein; zum Eintritt gemeldet hatten sich 192. 533 Studirende machten am Schluß des vierten Semesters das erste Examen, 59 am Schluß des achten Se— mesters das examen rigorosum, darunter 4 magna cum laude und 25 cum laude. Der ärztlichen Staatsprüfung unterzogen sich 66, von denen 53 das Examen bereits beendet haben. Aus dem Lehr⸗ körper schieden durch Tod Professor von Hofmann, der 27 Jahre lang den Anstalten angehört hat, und Professor Dr. Liman, der seit 1868 Lehrer gewesen. Des ersteren Lehrstuhl wird einstweilen von Professor Tiemann, des letzteren von Professor Straßmann ein— genommen. Die Zahl der Stabsärzte ist von 28 auf 29 erhöht; davon sind 15 am Institut, 14 in der Charits thätig. Zum Dienst in der Charité wurden außerdem 31 Studirende bei ihrer Anstellung als Unterärzte commandirt. Die Sammlung der Anstalten haben reiche Vermehrung erfahren, die Verbandsmittel⸗ und Instrumenten— sammlung sind neu geordnet. Prämien erhielten am 3. Mai d. J. der Unterarzt Dr. Eugen Mayer in Triburg und die Studirenden Leonh. Waldeyer aus Bökerhof und Kurt Walter aus Berlin. Am heutigen Tage erhielten Prämien: die Unterärzte Dr. Kurt Evler aus Boguslaw und Dr. Richard Döring aus Berlin, sowie die Studirenden Arthur Menzer aus Berlin und Dr. Albert Schurig aus Gröbers. — Die Festrede hielt Prof. Hertwig über ältere und neuere Ent— wickelungstheorien.
— Die Neuwahlen des Reectors und der vier Decane an der Berliner Universität wurden gestern für das Studienjahr 1892/93 vollzogen. Zum Rector wurde, wie hiesige Blätter melden mit großer Mehrheit der Geheime Medizinal-Rath, Professor Dr. Rudolf Virchow gewählt. Zu Decanen wurden gewählt: ven der theologischen Facultät der Professor Dr. Otto Pfleiderer, von der juristischen der Geheime Justiz⸗Rath, Professor Pr. Seinrich Dernburg, von der medizinischen der Director der psychiatrischen Klinik, Professor Dr. Friedrich Jolly, von der philosophischen Facultät endlich der Historiker Professor Dr. Otto Hirschfeld.
— Der Rector der Landwirthschaftlichen Hochschule zu Berlin, Professor Dr. Leopold Kny begeht, wie die Nat. Itg.“ berichtet, heute das 25 jährige Jubiläum als Docent an der Berliner Universität.
. — Bei der gestrigen Rectoratswahl für die Universität Breslau wurde laut Meldung der „Schles. Ztg.“ der Geheime . Professor Dr. Ponfick zum Rector magnificus gewählt.
— In der gestrigen Sitzung des deutschen Anthropologen⸗ congresses in Ulm, an welcher 150 Mitglieder theilnahmen, gab, wie W. T. B.“ meldet, Major Troeltsch⸗Stuttgart ein Bild der Vorzeit Schwabens. Hölder-Stuttgart sprach über die sogenannte Cannstatter Rasse des französischen Naturforschers Quatrefgges, die er als ein Phantasiegebilde bezeichnete. Von dem Geheimen Medizinal⸗ Rath, Professor Dr. Virchow⸗Berlin wurde dem Neanderthal-Schädel jede tyvische Bedeutung abgesprochen; bis jetzt sei kein Beleg dafür erbracht, daß der Mensch mit dem Mammuth zusammen gelebt habe.
— Das Preisgericht für den Wettbewerb zur Erlangung von Intwürsen zum Bau des Großherzoglichen Museums in Darmstadt hat sich, wie der Darmst. Z. mitgetheilt wird, nach hrüfung der neunzehn eingelaufenen Arbeiten dahin entschieden, daß ein erst er P:reis von 6090 0 zu gleichen Theilen den Verfassern von Nr. 11 und Nr. 15, nämlich der Firma Schmieden u. Speer (Berlin) und dem Architekten Neckelmann (Stuttgart) zu gewähren
und der auf 2000 S bemessene zweite Preis der Firma Schulz und Schlichting, W. Möller (Berlin) zu verleihen sei. Das Preisgericht empfahl, unter den genannten Verfassern und dem des Entwurfs Nr. 7, Architekt Opfermann (Mainz), noch einen engeren Wettbewerb zu eröffnen.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln. Türkei. Die Einfuhr gebrauchter Effecten, Kleidungsstücke, ven Lumpen und anderen derartigen Gegenständen aus in Quarantäne befindlichen Gegenden ist untersagt.
Das Eisenbahn-Betriebsamt Berlin⸗Schneidemihl macht bekannt: Vom 31. Juli d. J. ab läuft der Schlafwagen im Schnellzuge 61 (ab Friedrichstraße 11 Uhr 36 Min. Abends) wegen der Choleragefahr nur bis Alexandrowo.
Durch Verfügung des Regierungs⸗Präsidenten von Marien⸗ werder vom 31. Juli ist bei dem Dorfe Schillno im Kreise Thorn zur Verhütung des Einschleppens der Cholera eine Revisionsanstalt für die aus Polen kommenden Traftenführer, Floßer, Schiffsbesatzungen und Schiffspassagiere errichtet worden.
— Das Amtsblatt des bayerischen Ministeriums des Innern veröffentlicht eine an die Regierungen, Kammern des Innern, Distriets⸗Polizeibehörden und Bezirksärzte gerichtete Ver⸗ fügung des Ministers über Maßregeln gegen die Verbreitung der asiatischen Cholera.
— Der Senat der Freien und Hansestadt Lübeck hat ein Verbot, betreffend Ein⸗ und Durchfuhr gebrauchter Leib⸗, Bett⸗ väsche, Kleider, mit Ausschluß derjenigen von Reisenden, erlassen. Ferner ist verboten die Ein⸗ und Durchfuhr von Hadern, Lumpen aller Art, Obst, frischem Gemüse, Butter und Weichkäse aus Rußland. Ein gleiches Verbot hat die Regierung zu Stettin erlassen.
Breslau, 2. August. Der ‚Bresl. Z.“ wird mitgetheilt, daß die Blättermeldung von in Sosnowice vorgekommenen Cholera⸗ Todesfällen der Begründung entbehre.
Wien, 1. August. Die Verwaltung der Kaiser Ferdinand Nordbahn macht bekannt. daß der in die Schnellzüge 1 und 2ein— gestellte Schlafwagen, anstatt wie bisher zwischen Wien und Warschau, von jetzt ab bis auf Weiteres nur zwischen Wien und Trzebinia verkehrt. Auf Antrag des Ministers des Inneren hat die Nordbahn bis auf Weiteres den directen Uebergang aus Rußland kommender Waggons auf österreichisches Gebiet eingestellt. — Die Donau⸗Dampfschiffahrts⸗Gesellschaft hat den Verkehr zwischen Galatz und Odessa infolge der von Rumänien angeordneten Quarantänemaßnahmen eingestellt.
St. Petersburg, 1. August. Am 30. Juli sind nach Mel— dung des W. T. B.“ in der Stadt Astrachan an der Cholera 23 Erkrankun gen und 165 Todesfälle vorgekommen, im Gouvernement Astrachan 194 Erkrankungen und 144 Todesfälle, in Woronesch 47 Erkrankungen und 9 Todesfälle, in Wjatka 9 Erkrankungen und 5 Todesfälle, in der Stadt Kasan 35 Erkrankungen und 22 Todes- fälle, im Gouvernement Kasan 91 Erkrankungen und 60 Todesfälle, in Orenburg 34 Erkrankungen und 14 Todesfälle, in Samara 110 Erkran— kungen und 34 Todesfälle, in Saratow 76 Erkrankungen und 35 Todes⸗ fälle, in Simbirsk 55 Erkrankungen und 19 Todesfälle, in der Stadt Charkow 8 Erkrankungen und 3 Todesfälle, im Gouvernement Charkow 79 Erkrankungen und 27 Todesfälle, in der Stadt Baku 6 Erkrankungen und 6 Todesfälle, im Gouvernement Baku 122 Er— krankungen und 51 Todesfälle, in Poti 6 Todesfälle und im Don— gebiet einschließlich Rostow 860 Erkrankungen und 385 Todesfälle. Ferner wurden in Zarizin am 29. Juli 26 Erkrankungen und 18 Todesfälle und in Nishny⸗Nowgorod am 31. Juli 19 Erkrankungen und 7 Todesfälle festgestellt. Auch aus Jeletz sind einige Erkrankungen an der Cholera gemeldet.
(E) Christiania, 30. Juli. Aus Anlaß der Choleragefahr hat die Gesundheitscommission allen Hausbesitzern aufgegeben, sofort eine sorgfältige Reinigung der Ställe, Aborte u. s. w. vorzu— nehmen. Die Gesundheitscommission wird nach kurzer Zeit alle Häuser der Stadt untersuchen. Die Stadtbehörden haben 10 000 Kronen zur Ausspülung der öffentlichen Kloaken bewilligt.
Handel und Gewerbe. Bei den Abrechnungsstellen der Reichsbank sind im
Juli 1892 1 331 919 400 60 verrechnet worden gegen 1423 115 im Juni d. J. und 1 654 268 800 S im Juli 1891.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 1. d. M. gestellt 9217, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 30. v. M. rechtzeitig gestellt keine Wagen.
gestellt 2229, nicht
— In der gestrigen Generalversammlung der Breslauer Oel— fabriken wurde die für das Geschäftsjahr 1891/92 vorgeschlagene Dividende von 3 einstimmig genehmigt und dem Aufsichtsrath und der Direction Decharge ertheilt. Die ausscheidenden Mitglieder des Aufsichtsraths wurden wiedergewählt. Die Auszahlung der Dividende erfolgt von heute ab in Berlin bei dem Bankhause Jacob Landau.
— Die „Rhein. Westf. Itg.“ berichtet vom rheinisch-west⸗ fälischen Eisen- und Stahlmarkt: Obgleich der Markt, wie gewöhnlich um diese Zet, einige Zweige ausgenommen, eine gewisse Stille zeigt, so hat doch die bisher bemerkbare festere Haltung nicht nachgelassen. Die Stimmung ist daher nach wie vor eine vertrauens⸗ volle. — In Eisenerzen ist das Geschäft ziemlich regelmäßig; die geförderten Posten finden schlanken Absatz und die Preise, die sich seit einigen Monaten allmählich gesteigert haben, können sich fest behaupten. Luxemburg-Lothringer Minette verx⸗— harrt auf ihrem früheren Standpunkte. Spanische Erze wurden in letzter Zeit wieder lebhaft verschifft und die Preise konnten um ein Geringes anziehen, doch läßt im ganzen das Geschäft noch viel zu wünschen übrig. Auf dem Roheisfenmarkt ist die Stimmung unverändert geblieben; der Absatz ist im allgemeinen stetig, wenn auch, wie für den Sommerbédarf erklärlich, nur in per⸗ hältnißmäßig kleineren . Im Siegerlande ist das Eisengeschͤft im letzten Monat ebenfalls befriedigender gewesen. Spiegeleisen zeigt feste Haltung, wenngleich das Geschäft zur Zeit sich in engerem Rahmen abspielt. Es ist für das dortige Gebiet von Belang, daß das Kokssyndieat für die Ausfuhr von Spiegeleisen ebenso wie für die abgelaufenen Quartale eine Ver— gütigung bewilligt hat. Puddelroheisen ist, im ganzen ziemlich gut begehrt, ebenso Thomaseisen; Gießereiroeheisen dagegen noch vernachlässigt. Auf dem Wal;jei senmarkt ist im allgemeinen der Standpunkt unverändert. Für Stabeisen ist augenblicklich die Inlandnachfrage eine befriedigende, auch öom Auslande her scheinen in Jetzter Zeit die Anfragen wieder häufiger zu werden. In Anbetracht der üblichen sommerlichen Ruhe, die auch wohl noch eine zeitlang anhalten dürfte, ist daher das Geschäft durchaus nicht. ungünstig. Die Preise behaupten sich augenblicklich fest, sind allerdings gegenwärtig auch noch nicht derart, daß sie die außer dem Verband stehenden Werke zu Unterbietungen verlocken ö Träger⸗ eisen ist unverändert, die Nachfrage ist noch immer leidlich bei ge⸗ drückten Preisen. Die Nachfrage nach Bandeisen ist unverändert rege und die Preise sind infolgedessen fest. Grobbleche stehen genau auf dem früheren guünstigen Standpunkte, namentlich was den reichlichen Eingang von neuen Aufträgen an⸗ belangt; die Preise behaupten sich durchaus fest. In Fein⸗
blechen hat die regere Nachfrage bei unveränderten Notirungen angehalten; die Siegerländer Werke vereinbaren jetzt innerhalb ge⸗ wisser Fristen regelmäßig einen Minimalgrundpreis, um der Preis⸗ schleuderei in stilleren Perioden vorzuheugen. Der Arbeitsbedarf auf dem Drahtmarkt ist bereits für das laufende Vierteljahr gedeckt, sodaß das Geschäft sowohl für Walzdraht wie für gezogene Drähte augenblicklich wieder still ist. Die Eisengießereien und Maschinenfabriken sind im ganzen genommen noch wenig be⸗ friedigend beschäftigt, doch läßt sich vereinzelt eine etwas bessere Nach⸗ frage feststellen.
; Der Eschweiler Bergwerksverein erzielte im abge⸗ laufenen Geschäftsjahre 1891392 einen Rohgewinn von 1 5654 894 66 gegen 2 499 655 6 in 1890/91.
Leipzig, 1. August. (W. T. B.) Kammzug-Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. per August 3,75 6, per September 3,777 66, per Oktober 3, 80 S, per November 3,80 M, per Dezember 3,827 66, per Januar 3,85 S, per Februar 3, 8B9 (, per März 3387, per April 3873 16 Umsatz 20 000 kg
Mannheim, 2. August. (W. T. B. Wie die N. Bad. Landesztg. meldet, ist der Großindust rielle Franz Thorbecke in Aresa im Engadin am Herzschlag gestorbe
Meiningen, 1. August. (W. T. B) Gewinnziehung der
Meininger 7⸗Fl⸗Loose: S000 Fl. Ser. 1658 Nr. 11, 2000 Fl. Ser. 4948 Nr. 17. je 300 Fl. Ser. 1283 Nr. 30, Ser. 5678 Nr. 22, Ser. 96543 Nr. 14. Hamburg, 1. August. (W. T. B.) Prämien⸗-Ziehung der Köln⸗Mindener Loose: 55 000 Thlr. Nr. 91 450, 6000 Thlr. Nr. 91 423, 3000 Thlr. Nr. 47 584, 2000 Thlr. Nr. 47579, je 1000 Thlr. Nr. 91405 g1433 120792 159895, 500 Thlr. Nr. 914265, je 200 Thlr. Nr. 47552 47571 91416 91437 120754 120756 120565 1555855 35865 1g 159906
Wien, 1. August. (W. T. B.) Serienziehung der öster⸗ w 1860er Loose: 25 529 597 687 896 1058 1132 1143
44 1.
1371 1434 1512 1583 1784 1785 1888 1908 1993 2031 2096 2192 2233 2542 2566 2576 2633 2649 2676 2792 3201 3219 3524 3769 3814 3938 3970 4142 4328 4421 4691 4823 4910 5124 5443
5601 5620 5820 5898 6080 6256 6437 6556 6577 6721 6775 6941 6984 7003 7087 7240 7251 7260 7343 7481 7561 7858 7863 7975 8027 8096 8150 8322 8382 8415 8743 8920 89g83 glö58 9161 9179 9252 9733 9764 9904 9976 10274 10643 10734 10845 10903 11115 11126 11222 11738 11975 12156 12368 12619 12808 12962 13341 13498 13503 13596 13697 13785 13893 14266 14535 14805 14892 15065 15180 15276 15289 15299 15470 15517 15685 15952 15993 16121 16191 16300 16337 16443 16610 16776 16925 16937 17087 17234 17467 17879 17890 17906 17908 18017 18022 18077 18310 18380 18414 18561 18594 18657 18666 18804 18829 18872 13943 19031 19055 19088 19097 19113 19380 19418 19578 19824.
Wien, 2. August. (W. T. B.) Ausweis der Südbahn in der Woche vom 22. Juli bis 28. Juli 819 227 Fl., Mehreinnahme 15 2772 51. J
New⸗Jork, 1. August. (W. T. B.) Die Börse war anfangs stetig, wurde dann allmählich matt. Der Schluß war lustlos, aber fest. Der Umsatz der Aetien betrug 232 009 Stück. Der Silber⸗ vorrath wird auf 2010000 Unzen geschätzt. Silberverkäufe fanden nicht statt. Für den Staatsschatz wurden 450 000 Unzen zu S5, 73 à S5, 74 angekauft.
Weizen durchweg stetig. — Mais anfangs stetig, dann an⸗ ziehend, später Reaction auf günstiges Wetter. Schluß behauptet.
Visible supply an Weizen 23 992 000 Bushels, do. an Mais 7004000 Busphels. ;
Chicago, 1. August. (W. T. B.) Weizen anfangs be⸗ hauptet, dann befestigt, spätere Reaction durch Mais beeinflußt; Schluß behauptet. — Mais anfangs ruhig, dann fester, später wieder nachgebend auf große Zuführen; Schluß stetig.
Verkehrs⸗Anstalten.
Laut Telegramm aus Herbesthal ist die zweite englische Post über Ostende vom 1. d. M. ausgeblieben. Grund: Zugverspätung in England.
Bremen, 2. August. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer ‚„Kaiser Wilhelm II.“, nach New⸗Pork be⸗ stimmt, hat am 1. August Morgens Lizard passirt. Der Postdampfer Berlin“, vom La Plata kommend, hat am. 1. August Morgens Do ver passirt. Der Schnelldampfer „Ems“ ist am 30. Juli Vor⸗ mittags von New-JYork via Southampton nach der Weser abge⸗ gangen. Der Postdampfer Weimar“, am 21. Juli von Bremen abgegangen, ist am 1. August Morgens in New-⸗Vork angekommen. Der Schnelldampfer Fulda“ ist am 31. Juli Morgens in New⸗ York angekommen. Der Postdampfer „Condor“ ist am 31. Juli von Bahia nach Bremen in See gegangen. Der Postdampfer „Dresden“, von Baltimore kommend, hat am 1. August Vor⸗ mittags Dover passirt.
Triest, 1. August. (W. T. B.). Der Lloyddampfer „Vorwärts“ ist am Sonnabend Nachmittag hier eingetroffen.
London, 1. August. (W. T. B.) Der Uniondampfer „Nubian“ ist am Sonnabend auf der Ausreise in Southampton angekommen.
Christiania, 1. August. Der Telegraphen-Director Nielsen ist heute Vormittag am Herzschlage gestorben.
Theater und Musik.
Im Lessing⸗Theater wird morgen Hermann Sudermann's Schauspiel ‚Die Ehre“ zum ersten Mal in der neuen Spielzeit, und zwar in der ursprünglichen Besetzung aller Hauptrollen, gegeben werden. Am Freitag wird „Sodoms Ende“ wiederholt.
Im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Concert⸗Park findet morgen wieder ein Parkfest statt. Die Concertmusik wird von der Berliner Concerteapelle und dem Orchester des Friedrich⸗Wilhelm⸗ städtischen Theaters ausgeführt. Das Fest beginnt um 6 Uhr und endet um 12 Uhr.
Das Gastspiel des Herrn Bötel im Kroll'schen Theater geht, wie bereits mitgetheilt, am Donnerstag zu Ende. Der Künstler verabschiedet sich an diesem Abend als „Postillon von Lonjumeau“. Signorina Prevosti ist am Montag aus Genug hier eingetroffen, um an den Proben theil zu nehmen. Sie tritt, wie schoen gemeldet, am Freitag als „Traviata? auf. Der Schluß der Woche bringt dann noch das Gastspiel Emil Götze's, der in einer seiner ihervorragendsten Rollen und zwar als „Prophet“ auf⸗ tritt. Fräulein Prosky, welche von ihrem Urlaub wieder zurückgekehrt ist, wird an diesem Abend die Partie der Bertha singen.
In dem Sommergarten des Belle-Alliance⸗Theaters findet morgen das fünfte große Volksfest zu ermäßigtem Eintritts⸗ preise (50 ) statt.
Mannigfaltiges.
Der Königliche Polizei⸗Präsident hat unterm 27. v. M. folgende Polizeiverordnung für die Locale mit weiblicher Bedienung er⸗ lassen, welche mit dem 1. Oktober d. J. in Kraft tritt.
§ 1. In den Schankräumen der Gast- und Schankwirthschaften, in welchen Kellnerinnen zur Bedienung der Gäste gehalten werden, sind alle Einrichtungen verboten, durch welche Räume oder Plätze versteckt, verhüllt oder in irgend einer Weise dem freien Ein⸗ und Ueberblick entzogen werden. — F 2. In den Gast⸗ und Schankwirthschaften mit Kellnerinnenbedienung
darf der Betrieb des Schankgewerbes Morgens nicht vor 7 Uhr beginnen — 5§ 3. Gast! und Schankwirthe,
welche in ihren Schanklokalen zur Bedienung der Gäste Kellnerinnen