Rath, Prof. Dr. Freiherr von la Valette St. George. Anatomie und Physiologie der Hausthiere: Departements⸗Thierarzt Schell. Pferdezucht, Geburtshilfe und Hufbeschlag: Derselbe.
Außer den der Akademie eigenen wissenschaftlichen und praktischen Lehrhilfsmitteln, welche durch die für chemische, physikalische, pflanzen⸗ und thierphysiolegische Praktika eingerichteten Institute, neben der landwirthschaftlichen Versuchsstation und dem thierphysiologischen Laboratorium eine wesentliche Vewollständigung in der Neuzeit er⸗ fahren haben, steht derselben durch ihre Verbindung mit der Universität Bonn die Benutzung der Sammlungen und Apparate der letzteren zu Gebote. Die Akademiker sind bei der Universität immatriculirt und haben deshalb das Recht, noch alle anderen für ihre allgemeine wissen⸗ schaftliche Ausbildung wichtigen Vorlesungen zu hören, über welche der Universitätscatalog das Nähere mittheilt. .
Der seit 1876 versuchsweise eingerichtete eul turtechnische und der seit 1880 bestehende geodätische Cursus sind definitiv an der Akademie eingerichtet und deren Besuch für die ö preußischen Landmesser obligatorisch geworden. Ebenso haben die hier studirenden Landmesser und die Culturtechniker ihre Examen mit amtlicher Geltung an der hiesigen Akademie abzulegen. .
Auf Anfragen wegen Eintritts in die Akademie ist der Unter— zeichnete gern bereit, jedwede gewünschte nähere Auskunft zu ertheilen.
Poppelsdorf bei Bonn, im August 1892.
Der Director der Königlichen Landwirthschaftlichen Akademie:
Geh. Reg.⸗Rath, Professor Dr. Dünkelberg.
Angekommen:
Seine Excellenz der General der Infanterie Freiherr von Meerscheidt-Hüllessem, commandirender General des Garde⸗Corps.
Aichtamtliches.
Deutsches Reich. Preuß en. Berlin, 5. August. Zu Ehren Seiner Majestät des Kaisers hatte Ihre
5 Majestät die Königin Victoria, laut Meldung des „W. T. B.“ aus Cowes, gestern an Bord der Königlichen Yacht WVictorig and Albert“ ein Festmahl veranstaltet, bei welchem Seine Majestät in der Uniform eines englischen Admirals er— schienen. Ihre Majestät die Königin ließ Sich durch Seine König⸗ liche Hoheit den Prinzen von Wales vertreten. Seine Majestät der Kaiser nahmen an der Tafel zur Rechten des Prinzen von Wales, Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich zur Linken Höchstdesselben Platz; Ihre Königlichen Hoheiten der Herzog und die Herzogin von Connaught, sowie der Botschafter Graf von Hatzfeldt hatten ihre Plätze rechts von Seiner Majestät dem Kaiser, Seine Königliche Hoheit der Prinz Christian saß zur Linken Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Heinrich. Ferner nahmen an dem Festmahl, welches 26 Gedecke zählte, mehrere Herren vom Gefolge Seiner Majestät des Kaisers theil.
Der GeneralLieutenant Freiherr von Bock, Inspecteur der 2. Ingenieur⸗Inspection, hat sich mit Urlaub nach Ost⸗ preußen begeben.
Der commandirende Admiral, Vice-Admiral Freiherr von der Goltz hat sich nach Kiel begeben.
Der Kaiserlich und Königlich österreichisch-ungarische Bot— schafter am hiesigen Allerhöchsten Hofe Graf Széchényi ist vom Urlaub nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Botschaft wieder übernommen.
Der Ober⸗Regierungs⸗Rath Röhrig zu Arnsberg ist an die Königliche Regierung in Köslin als Dirigent der Kirchen— und Schulabtheilung versetzt worden.
Dem Regierungs-Assessor von Puttkamer in Stettin ist die commissarische Verwaltung des Landrathsamts im Kreise Kolberg-Körlin übertragen worden.
Der Regierungs⸗Assessor von Mallinckrodt in Solingen ist dem Landrath des Kreises Insterburg zur Hilfeleistung zu— getheilt worden. .
Baden.
Karlsruhe, 4. August. Die Heilung des verstauchten Fußgelenks Ihrer Königlichen Hohein der Großherzogin macht der „Karlsr. Ztg.“ zufolge günstige Fortschritte. Die Schmerzen und die Anschwellungen sind durch die angewandten Mittel wesentlich vermindert. Ihre Königliche Hoheit bringt den Tag über auf dem Ruhebett zu; das Befinden Höchst— derselben ist ein befriedigendes.
Das Ministerium des Innern hat, der „Bad. Corr.“ zufolge, verfügt, daß die unmittelbar aus Oesterreich-Ungarn kommenden, zur Durchfuhr ( bestimmten Rindviehtransporte nur über den Hafen oder den Bahnhof in Konstanz ge— leitet werden dürfen.
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.
Gotha, 4. August. Seine Hoheit der Herzog ist gestern von seinen Besitzungen in Oesterreich wieder in Rein— hardsbrunn eingetroffen.
Anhalt.
Dessau, 4. August. Ihre Hoheiten der Herzog und die Herzogin werden sich, dem „A. St.⸗A.“ zufolge, von Gehren zunächst nach Bayreuth und dann zu längerem Aufenthalt nach Berchtesgaden begeben.
Schwarzburg⸗Sondershausen.
Sondershausen, 4. August. Der Landtag ist gestern durch den Staats⸗Minister Petersen eröffnet worden. Zum Präsidenten wurde der Abg. Hartmann wiedergewählt. Die Regierungsvorlagen über einen Zusatz zum Klassen— steuergesetz, über die Gemeindebesteuerung der Eisenbahnen und über den Vertrag mit dem Bergwerks⸗-Unternehmer Brüggemanm wegen Anlegung eines Kali⸗Bergwerks in der Nähe von Sondershausen, sowie der Antrag des Abg. Bär⸗ winckel auf Abänderung des Wahlgesetzes wurden Commissionen überwiesen.
Großbritannien und Irland.
Gestern, am 4. August, hat in London die Eröffnung des neuen Parlaments stattgefunden. Im Unterhause wurde auf den von Gladstone unterstützten Antrag Ridley's der bisherige Sprecher Peel einstimmig zum Sprecher wieder⸗ gewählt. Die ö der Thronrede ae. am nächsten Montag erfolgen. In den bis dahin stattfindenden Sitzungen wird die Vereidigung der neuen Parlamentsmitglieder erledigt werden. Wie die „Times“ wissen will, würde die zu erwar⸗ tende Thronrede der Königin sich fast ausschließlich mit den auswärtigen , beschäftigen. .
Gladstone's Befinden hat sich englischen Blättern zu⸗ folge bedeutend gebessert. .
Ein neues Schlachtschiff zweiter 3 der „Cen⸗ turion“, ist am 3. d. M. in Portsmouth vom Stapel gelassen worden. Das Schiff hat eine Wasserverdrängung von 10500 t; die Maschinen besitzen 13 090 Pferdekräfte. Der „Centurion“ ist 360 Fuß lang, 75 Fuß breit und 2511 Fuß hoch. Er ist nach dem Modell des Royal Sovereign“ ge⸗ baut, nur sind die Panzerung und die Fahrgeschwindigkeit nicht völlig so groß.
Frankreich.
Die endgültigen Ergebnisse der Wahlen für die Generalräthe stellen sich wie folgt: Die Republikaner er⸗ halten 1080 Sitze und gewinnen deren 159; die gegnerischen Parteien erhalten deren 234, wovon 26 auf die constitutionelle Rechte fallen. Ferner sind 122 Stichwahlen nothwendig.
Der Schiffs⸗Lieutenant Mizon, der sich am 10. d. M. in Bordeaux einzuschiffen und am 1. September die Mün⸗ dungen des Niger zu erreichen gedenkt, will dann, wie der „Köln. Ztg.“ geschrieben wird, den Fluß bis nach Jola hinauffahren, welches ihm als Mittelpunkt zu seinen neuen r n gn und den Verhandlungen mit den Eingeborenen
ienen soll.
Niederlande.
Zur Feier der Vollendung eines Theils des Amsterdam-⸗Merwede⸗-Kanals trafen, wie * . aus Amsterdam meldet, gestern Vormittag 11 Uhr, von Salut— salven begrüßt, die Königin Wilhelmine und die Königin-Regentin dort ein. Etwa eine Viertel— stunde später traten die Majestäten und die zu der Festlichkeit Eingeladenen auf vier geschmückten Dampfern die festliche Eröffnungsfahrt durch den Kanal an. Unter den Festtheilnehmern befanden sich der nieder— ländische Handels-Minister und der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, der deutsche Gesandte im Haag Graf zu Rantzau, der deutsche General-Konsul in Amsterdam Dr. Göhring, sowie 65 Mitglieder deutscher Handelskammern, Rhedereien und industrieller Vereine. Die Schiffe im Hafen hatten festlichen Flaggenschmuck angelegt, ebenso waren längs der Ufer Flaggenmasten errichtet. Die Königin und die Königin-Regentin wurden von der Bevölkerung, die an den Ufern des Kanals sich aufgestellt hatte, mit sympathischen Zurufen begrüßt. Nach der Ankunft an der Schleuse bei Vreeswyk enthüllte die Königin Wilhelmine den dort er— richteten Denkstein; der Bürgermeister von Amsterdam, der Prasident der Amsterdamer Handelskammer und der Handels⸗ Minister hielten Ansprachen. Die beiden Majestäten reisten sodann nach dem Lustschlosse Soestdyk ab. Die Festgäste begaben sich nach Utrecht und von dort mittels Sonderzuges nach Amsterdam zurück, wo die Feier mit einem Mahl im Zoologischen Garten beschlossen wurde. Türkei.
Der französische Botschafter in Konstantinopel hat, wie dem „W. T. B.“ aus Paris gemeldet wird, der Pforte die Mittheilung gemacht, daß der Prior der Francis caner in Tripolis Behelligungen seitens der Eingeborenen erfahren habe. Die Pforte hat infolge dessen eine Untersuchung an— geordnet.
Als neuen Candidaten für den Posten eines Gou— verneurs im Libanon hat die Pforte den Generalprocurator des Rechnungshofes Jehannes Effendi Sakis vorgeschlagen.
Griechenland.
Die griechische Regierung hat, wie „W. T. B.“ aus Athen erfährt, elf von dem früheren Ministerium ungesetzlich ernannte unabsetzbare Richter ihrer Posten enthoben.
Bei der Budgetberathung in der Deputirtenkammer protestirte gestern Del yannis gegen die Beschuldigung, daß er das Interventionsrecht der Krone leugne, und betonte, er habe im Gegentheil selbst die Intervention der Krone gegen seinen Vorgänger im Amt angerufen.
Schweden und Norwegen.
(FE) Die Zolleinnahmen Norwegens im ersten Monat des laufenden Finanzjahres (Juli) betrugen 3 212528 Kronen gegen 3447 823 Kronen im gleichen Monat des verflossenen Finanzjahres.
Afien.
Aus Simla vom 4. August meldet „Reuter's Bureau“: Nach dort eingegangenen Depeschen seien afghanische Stämme mit Ehinesen und Russen am Alitschurflusse in Pamir zusammengestoßen und hätten eine Anzahl Kirgisen zu Gefangenen gemacht. Die Expedition des russischen Obersten Fa noff sei am Aktasch angekommen. Mehr als 500 Russen befänden sich zur Zeit auf dem Pamir⸗Plateau.
Afrika.
Ein gestern in London eingetroffenes Telegramm des „Reuter'schen Bureaus“ aus Tanger besagt: Aus Fez dort eingelaufene Nachrichten meldeten, daß der Sultan von Marokko nach der . englischen Mission eine Special⸗ commission von acht Mitgliedern ernannt habe, welche sich unverzüglich nach Tanger begeben solle, um die Unterhand⸗ lungen mit Sir Euan Smith wieder aufzunehmen. Der Sultan hätte sich jedoch durch europäische Rathgeber bewegen lassen, die Abreise der Delegirten aufzuschieben, bis sich der Cabinetswechsel in England vollzogen .
Nr. 31 der Veröffentlichungen des e ern. Ge⸗ undheitsgmts vom 3. August hat folgenden Inhalt: Gesundheits⸗ tand. Mittheilungen über Volkskrankheiten, insbesondere Cholera ejw. Cholerine. — Sterbefälle in deutschen Städten mit 40 090 und mehr Einwohnern. in größeren Städten des Auslandes. — Erkrankungen in Berliner Krankenhäusern. — Desgl. in deutschen Stadt- und Landbezirken. — Gesundheitsstand und Sterbefälle im Juni. — Krankenbewegung in deutschen Hospitälern des Auslandes 1891/92. ,, in Neapel 1891/92. — Witterung. — Zeitweilige Maßregeln gegen Volkskrankheiten. (Preuß. Reg-⸗Bez. Oppeln, Königsberg, Marienwerder, e. Mecklenburg⸗Schwerin, Desterreich⸗Ungarn, Großbritannien. Belgien, Dänemark. Norwegen, Rußland, Rumänien, erbien, Bulgarien, Türkei, Griechenland, Portugal, Egypten.) — Thierseuchen in Portugal, 2. Viertel⸗ jahr. — Veterinärpolizeiliche Maßregeln. (Preuß. Reg. Bez. Trier, Sachsen, Lothringen, Großbritannien. Schweden, Neu⸗Süd⸗Wales) — Gesetzgebung u. s. w. (Deutsches Reich) Cholera. — (Preußen.) Ein- und Durchfuhr gebrauchter Leib. und Bettwäsche. — Cholera. — (Reg.-Bez. Düsseldorf.) Ansteckende Krankheiten. — Apotheken⸗ verlegungen. — (Hessen.) Fleischverkauf. — (Elsaß⸗Lothringen. Vieh⸗ transporte. — (Oesterreich Cholera. — Vermischtes. (Preußen. Berlin) Bleihaltige Flaschenverschlußkorken. — Geschenkliste. — Sterbefälle in deutschen Orten mit 15 000 und mehr Einwohnern, Juni. — Desgl. in größeren Orten des Auslandes. — Beilage« Gerichtliche Entscheidungen zum Nahrungsmittelgesetz (Butter).
Entscheidungen des Reichsgerichts.
Hat eine Ehefrau thatsächlich einen gerechten Anlaß zum Ver⸗ lassen des Mannes und der häuslichen Gemeinschaft und verläßt sie deshalb diese Gemeinschaft, so hat sie, nach einem Urtheil des Reichs⸗ gerichts, VI. Civilsenats, vom 2. Mai 1892, sowohl nach preußischem als auch nach gemeinem Recht einen Anspruch auf Alimente außer dem Hau se; einer vorgängigen gerichtlichen Ermächtigung zur Trennung bedarf es nicht.
— Als entgeltliche Verträge im Sinne des 5 24 3. 2 der Konkursordnung und des § 3 Z. 2 des Anfechtungsgesetzes (betr. die Anfechtbarkeit entgeltlicher Verträge! des Schuldners mit Ver⸗ wandten) sind, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, 1I. Civilsenats, vom 3. Mai 1892, alle vom Gemeinschuldner abgeschlossenen Ver⸗ träge zu erachten, welche nicht als unentgeltliche Verfügungen desselben anzusehen sind. Insbesondere ist eine Faustpfand⸗ be stel lung, gleichviel ob der Verwandte einen Anspruch darauf hat oder nicht, als entgeltlicher Vertrag anzusehen und anfechtbar.
Statistik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Zur Organisationsfrage nahmen am letzten Dienstag auch die Maurer Leipzigs Stellung; es handelt sich bei den Maurern darum, ob sie sich der Centralorganisation, die in Hamburg, oder der Localorganisation, die in Berlin ihren Sitz hat, anschließen wollen. Nach leb⸗ hafter Debatte erklärten sich, wie wir dem „Chemn. Tgbl.“ entnehmen, die Leipziger Maurer mit dem Centralverbande der Maurer Deutschlands, sonach mit den Hamburgern einverstanden und mißbilligten das Verhalten der Berliner Maurer.
Eine Bezirksconferenz der Schneider und Schneide— rinnen der Provinz Hessen-Nassau und des Groß— herzogthums Hessen, die am letzten Sonntag in Mainz abgehalten wurde, erklärte, wie der „Vorwärts“ berichtet:
Die bestehenden Branchen-Organisationen seien gegenüber dem vereinigten Kapital nicht mehr widerstandsfähig; die Conferenz giebt der Ueberzeugung Ausdruck, daß Industrieverbände eine größere Spar⸗ samkeit ermöglichen und deshalb ihre Kräfte besser als die Branchen—⸗ Organisationen für den Kampf concentriren können; die Conferen; wünscht infolge dessen, zur Vereinfachung und Bessergestaltung der Organisation die Branchen-Organisation fallen zu lassen und sich dem geplanten Bekleidungs⸗Industrieverbande anzuschließen; die Conferenz fordert den in Magdeburg am 26. August tagenden Congreß der deutschen Schneider und Schneiderinnen auf, die nöthigen Schritte behufs Einberufung eines Congresses der Bekleidungsindustrie einzuleiten. Ferner beauftragte die Conferenz die Delegirten, dahin zu wirken, daß schon auf dem in Hannover am 30. August stattfindenden Verbandstage die Form des jetzigen Verbandes so geändert werde, daß es den Arbeitern und Arbeiterinnen verwandter Berufszweige möglich sei, sich dem Ver⸗ bande vom 1. Oktober ab anzuschließen. .
Gestern fand hier in Berlin eine socialdemokratische Versamm⸗ lung statt, die sich mit dem über die Norddeutsche Brauexei verhängten Boycott beschäftigte. Ein Director der Brauerei, Herr H. Schultz e, hatte der socialdemokratischen Berliner Localcommission gegenüber die Erklärung abgegeben: er bedauere, daß das Maifest⸗Comitè aus seinem Verhalten Veranlassung genommen habe, über die Norddeutsche Brauerei den Boycott zu verhängen; es habe ihm persönlich jede Absicht, die Arbeiterschaft Berlins zu beleidigen, ferngelegen, und Vorkomm⸗ nisse wie am vergangenen 1. Mai sollten für die Folge vermieden werden. Infolge dieser Erklärung stellte die Localcommission die Entscheidung darüber, ob der Boycott fortdauern oder aufgehoben werden solle, der Versammlung anheim. Die Versammlung beschloß, daß der Boycott trotz der Erklärung fortdauern solle.
Der Bund der Bergleute von Großbritannien hielt am Mittwoch in Birmingham eine Conferenz ab, um über die Be⸗ schränkung der Kohlen för derung zu berathen. 400 000 Berg⸗ leute waren auf der Conferenz vertreten. Nur der neu beigetretene Distriet Durham und Schottland hatten keine Vertreter gesandt. Die Versammlung war fast einstimmig dafür, den sogenannten „Spieltag“, d. h. einen zweiten Feiertag in der Woche, bis zum Winter fortzu⸗ setzen, um Ueberproduction zu vermeiden und die Preise und Löhne auf ihrer gegenwärtigen Höhe zu erhalten.
Aus Brüssel wird der ‚Voss. Itg.“ geschrieben: Die Berg⸗ arbeiter der vier Kohlenbecken Belgiens, Lüttich, Charleroi, Mons und Centre, halten am 14. und 15. d. M. in Frameries (bei Mons) einen außerordentlichen Congreß ab, um einen neuen Kampf für die Eroberung des allgemeinen Stimmrechts einzuleiten. Es sollen ferner die internationalen Delegirten gewählt, die Errichtung von Bergarbeitersyndicaten in die Wege geleitet und die Beaufsichtigung. der Minen durch die Bergarbeiter selbst gefordert werden.
Kunst und Wissenschaft.
Die zur Aufstellung aufl dem Berge Isel bei Inns—⸗ bruck bestimmte Colossalstatue Andreas Hofer's, ein Werk des verstorbenen Wiener Bildhauers Natter, ist, wie dortige Blätter melden, jetzt im Gusse vollendet. Hofer ist nicht in heroischer Pose, sondern in der Haltung eines in sich gefestigten, in seinem Gott⸗ vertrauen, starken i ter Bauern aufgefaßt. Antlitz und Gestalt sind porträtähnlich gehalten, soweit dies nur irgendwie möglich war bei den ungenügenden bildlichen Behelfen, welche dem Kuͤnstler zu Gebote standen. In den nächsten Tagen soll die Statue nach Inn⸗ bruck geschafft werden.)
Literatur.
Geschichte.
ff. Geschichtsblätter für Stadt und Land Magde— burg. Mittheilungen des Vereins für Geschichte und Alterthums⸗ kunde des Herzogthums und Erzstifts Magdeburg. Herausgegeben vom Vorstande des Magdeburger Geschichtsvereins. 2. Jahrgang 1892. 1. Heft. Magdeburg, Schäfer. 1882. — Von den Aufsätzen dieses Hefts ist weitaus der interessanteste die Studie von Waldemar Kawerau über Balthasar Kindermann, einen Poeten des 17. Jahr⸗ hunderts. Dieser zuerst als Schulmann in Brandenburg, dann als Geistlicher in Magdeburg wirkende Literat ist der Typus der zahl⸗ losen Reimeschmiede, die nach dem dreißigjährigen Kriege auftraten und in Ermangelung wirklich poetischer Begabung das Wesen der Dichtkunst in der peinlichen Beobachtung gewisser Regeln und Vorschriften suchten. In vortrefflichen Auseinandersetzungen würdigt Kawerau die Werke Kindermann's und hebt dabei hervor, daß seine und andere derartige Schriften bei allen Wunderlichkeiten und jedem Mangel an dichterischem Werth doch erfüllt sind von entschiedener Begeisterung für Vater— land und Muttersprache, sodaß diese literarischen Producte in jener Zeit, da das Deutschthum tief darniederlag, nicht wenig zur Stärkung des deutschen National- und Sprachgefühls beitrugen. In den anderen Abhandlungen theilt H. Cramer einiges über die preußische Saline in Schönebeck mit; F. A. Wolter bespricht das hohe Lied des „Brun von Schonebeke“, eine Dichtung des 13. Jahrhunderts, und Karl Wittich endlich führt seine Untersuchungen über Dieterich von Falken— berg fort, worin er namentlich seine in früheren Heften dieser Zeit⸗ schrift geäußerten Ansichten gegen Einwände Dittmar's und Reu— bauer s vertheidigt. ö
ff. Zeitschrift des Harzvereins für Geschichte und Alterthum skunde. Herausgegeben im Namen des Vereins von dessen Erstem Schriftführer Dr. Ed. Jacobs. 24. Jahrgang, 1891. Quedlinburg, Huch. 1891. — Das vorliegende Heft enthält mehrere wichtige Beiträge zur Culturgeschichte des Harzgebiets. So behandelt der Herausgeber die Geschichte der Tonkunst in der Grafschaft Wer nigerode während der letzten drei Jahrhunderte, indem er uns Über die vorzugsweise gebrauchten Instrumente und die Anwendung der Musik bei Hochzeiten und anderen Festlichkeiten unterrichtet und zum Schluß die Pflege der Musik in der gräflichen Familie gegen Ende des 18. Jahrhunderts beschreibt. Auf ein ganz anderes Gebiet führt uns Major Buhlers:; er veröffentlicht eine große Anzahl von Hildesheimer Haussprüchen, um der Nachwelt die Kenntniß dieser Zierde mittelalterlicher Städte, der durch Abbruch der alten HSäuser früher oder später die Vernichtung bevorsteht, zu vermitteln? Er— läuterungen und Abbildungen . den Werth der interessanten Sammlung. Beiträge zur Geschichte des Reformations-Jahrhunderts bieten Felician Geß und H. Dürre; dieser schildert in dem Leben des Ritters Ludolf von Walmoden das Urbild eines ehrenfesten Edel— manns aus dem 16. Jahrhundert, jener theilt eine Anzahl Urkunden mit, meistentheils Mahnungen des Herzogs Georg von Sachsen an weltliche und geistliche Behörden, die Ausbreitung der neuen Lehre zu verhindern. Ferner enthält das Heft viele kleine Mittheilungen, zum größten Theil aus der Feder des Herausgebers, und den Verelns— bericht vom Ende Juli 1891 bis Mai 1892.
Rechts- und Staatswissenschaft.
Kr. Der Gemeindevorsteher in der Provinz Han— nover. Anleitung zur Amtsführung für ländliche Gemeindebeamte, von von Borries, Königlichem Landrath. Hannover 1892, Earl Meyer (Gustav Priot. 8. S. 192. geb. 3 6. — Nachdem in einer Einleitung eine Uebersicht über die Staatsverwaltung be— sonders betreffend die Provinz Hannover gegeben, folgt die Darstellung im einzelnen: Verfassung der Landgemeinden, Finanzverwaltung, Armenwesen, Polizeiverwaltung, Personenstand und Staatsangehörig⸗ keit, Justizsachen, Militärwesen, Kirchen- und Schulwesen, Staats— steuerwesen, Landescultur, Arbeiterversicherung, Verschiedenes. Ein gutes Sachregister macht den Abschluß. Es kann diefe übersichtliche Darstellung, welche sich inhaltlich zweckmäßig beschränkt, bestens empfohlen werden.
Militärisches.
Das Juli-Heft der vom Oberst-Lieutenant E. Schnackenburg geleiteten, im Verlage von A. Bath, Berlin W., erscheinenden „Fahr— bücher für die deut sche Armee und Marine“ bringt die Fortsetzung der „Statistischen und taktischen Betrachtungen über die drei großen Schlachten vor Metz im Auguft 1870“. Bei Betrachtung des Verlaufs der Schlacht von Vionville⸗Mars-la⸗Tour gelangt Major Kunz zu dem Ergebniß, daß 67 090 Streitbare der Deutschen mit 228 Geschützen 122 000 der Franzosen mit 432 Geschützen und 4 Mitrgilleusen, somit im Verhältniß 1000 Franzosen M49 Deutschen entgegenstanden. 60 000 Streitbare der Deutschen aber mit 222 Geschützen gegen 88 900 Franzosen mit 384 Geschützen und 48 Mitrailleusen, also 682 Deutsche gegen 1000 Franzosen, den Kampf durchgefochten haben, und daß die Franzosen bei einsichtigerer Führung zweifellos in der Lage gewesen wären, die Energie der Deutschen vollständig zu brechen, daß es ihnen sogar hätte gelingen müffen, die Deutschen per nichtend zu schlagen, da von 10 Uhr Morgens an, wo der Kampf begann, bis Nachmittags 4 Uhr wo die Deutschen die ersten nennenswerthen Ver- stärkungen erhielten, 2 290 Franzosen gegen 35 000 Deutsche gefochten haben. Der Oberst Freiherr von Bothmer bringt sodann, gestüͤtzt auf ein vom Staats-Minister von Westphalen im Jahre 1855 herausgegebenes Werk, zum Andenken an den hundert— jährigen Todestag des Herzogs Ferdinand von Braunschweig Einiges aus der Geschichte der Feldzüge des Herzogs Ferdinand von Braunschweig⸗-Lüneburg“, das gleichzeitig eine Ehrenrettung für den General, späteren hannoverschen Feldmarschall von Freytag bilden soll, der wiederholt unter der Ungnade des Herzogs mit Unrecht zu leiden hatte. Majer Graf von Haslingen läßt sich hierauf „Fraͤnzöfische Stimmen über das Verhalten der drei Waffen beim Angriff“ äußern und legt dar, wie sich unsere westlichen Nachbarn den Einfluß des rauchschwachen Pulvers, die neuesten Sprengmittel für die Gefchosse der Artillerie und die Einführung eines neuen Feldmoörfers auf die für das Gefecht zu wählende Form denken. Er stimmt den franzöfischen Anfichten darin bei. daß auch nach der Veränderung in der Bewaffnung die Vor⸗ züge der Offensive unbestreitbar sind, daß das taktische Verfahren der drei Waffen keinen wesentlichen Aenderungen unterworfen ist, daß es aber vielen Studiums der Kriegsgeschichte und großer Schnelligkeit des Ent— schlusses bedarf, um dem täͤktischen Verfahren Geltung zu verschaffen, und daß sich noch mehr als früher die drei Waffen in allen Kämpfen vor, bei und nach Durchführung der Schlacht eng miteinander verbinden müssen. Ein ungenannter Verfasser, der im Oktober v. J. Gelegen⸗ heit hatte, einer Signalübung im Lager von Aldershot beizuwohnen, spricht über das in der englischen Armee in hohem Grade gepflegte optische Signalwesen seine persönlichen Beobachtungen aus. Der Königlich baherische Hauptmann W. Medicus entwickelt seine Ansichten über „Angriff und Vertheidigung moderner Panzerbefestigungen“, wozu ihm eine vom Hauptmann Meyer kürzlich hẽrausgegebene Schrift über denselben Gegenstand, mit der er in den Hauptzügen sich ein— verstanden erklärt, Veranlassung giebt.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Rußland.
Infolge des Auftretens der Cholera im Nordosten Persiens hat die Kaiserlich russische Regierung in Usun Ada die Einfuhr persischer Waaren mit Ausnahme von Baumwolle verboten. Schiffe, welche aus den Häfen der persischen Küste in Usun Ada anlaufen, haben eine siebentägige Quarantäne durchzumachen.
Portugal.
Durch eine in Nr. 50l des Diario do Governo“ veröffentlichte Verfügung des Königlich Portugiesischen Ministeriums des Innern wird die unmittelbare oder mittelbare Einfuhr ungewaschener Wolle aus Frankreich auf dem Seewege verboten.
Die zur See ankommende gewaschene Wolle derselben Herkunft wird der Desinfection in der Quarantänestation unterworfen.
Die Einfuhr auf dem Landwege durch Spanien wird für alle aus Frankreich kommende Wolle untersagt, während spanische Wolle von einem konsularischen Ursprungszeugniß begleitet sein muß, um zu⸗ gelassen zu werden.
Für die mit den Eisenbahnen über die Grenzstationen von Barca
d'Alva, Villar Formoso und Castello de Vide eintreffenden Reifenden wird eine ärztliche Untersuchung angeordnet, welche auch über die Zulassung der unter dem Gepäck befindlichen unreinen Wäsche zu entscheiden hat.
Niederlande.
Zufolge einer im „Nederlandsche Staatscourant' veröffentlichten Verfügung der Königlich niederländischen Minister des Innern und der Finanzen bom 28. Juli 1892 ist vom 2. Uuguft d J. an, die Ein. und Durchfuhr von Lumpen, ge— brauchten Kleidungsstücken und ungewafchener Leib- und Bett— wäsche aus Rußland und aus der afigtischen Türkei verboten.
Das von Reisenden mitgeführte Gepäck fällt unter diefes Verbot
nur, insoweit es aus ungewaschener Leib⸗ und Bettwäsche besteht. Durch eine im Nederlandsche Staats courant! veröffentlichte Ver⸗ jigung des Königlich niederländischen Ministers des Innern vom 29. Juli 1892 werden alle Häfen am Schwarzen und Asowschen Meer und die Häfen an der Donau von der Mündung bis einschließ⸗ lich Braila sowie Beyrut und Jaffa und alle zwischen diefen beiden Orten an der syrischen Küste gelegenen Häfen für von der asiatischen Cholera verseucht erklärt. ö Griechenland.
Das, Königlich griechische Departement des Innern hat eine Quarantäne von 11 Tagen, und zwar vom 19. Juli 1892 ab, für alle Dampf⸗ und Segelschiffe, welche aus den zwischen Suchum-Kale und Kertesi gelegenen Häfen oder aus letzterem kommen, angeordnet.
Die Eingänge aus dem Hafen von Suchum Kale bleiben einer Quarantäne von elf Tagen und diejenigen aus den zwischen Kerteli und den russischrumänischen Grenzen gelegenen Häfen einer Quaran— täne von fünf Tagen unterworfen. .
Die fünftägige Beobachtungs-Quarantäne für die Eingänge aus den rumänischen Häfen des Schwarzen Meeres und der Bonau (Sulina⸗Küstendje) ist aufgehoben. Die Dampf- und Segelschiffe, welche aus den genannten Häfen kommen, dürfen künftig nach einer ärztlichen Visitation frei passiren.
ö Rumänien.
Durch Königlichen Erlaß vom 16.28. Juli 1892 ist Folgendes angeordnet worden:
Die elftägige Quarantäne wird auf alle See⸗Provenienzen von der asiagtisch-türkischen bis zur rumänischen Grenze ausgedehnt.
Eine fünftägige Quarantäne kommt bei allen See Provenienzen . asiatisch-türkischen Häfen des Schwarzen Meeres zur An— vendung.
Die Häfen Constanza und Mangalia bleiben für die Provenienzen aus den russischen Häfen des Schwarzen und des Asowschen Meeres, sowie für diejenigen aus den türkischasiatischen Häfen des Schwarzen Meeres vollständig geschlossen. ö
Der Hafen von Constanza, bleibt offen nur für die Post— dampfer der Gesellschaften Fraissinet und Lloyd und derjenigen anderen Seegesellschaften, welche in Konstantinopel Juaran— täne abgehalten und darauf keinen Hafen des Schwarzen Meeres an der russischen oder asialssch- türkischen Küste berührt haben. Aber auch diese Fahrzeuge sind in Eonstanza und Sulina einer ärztlichen Untersuchung unterworfen.
Im Hafen von Fonstanza dürfen diejenigen Schiffe landen, welche bon den eur opäisch-türkischen und bulgarischen Häfen des Schwarzen Meeres kommen; dieselben haben sich jedoch vorher einer ärztlichen Untersuchung zu unterwerfen.
Fahrzeuge, welche von Sulina mit der Bestimmung nach einem rumänischen Donguhafen auslaufen oder welche von einem rumänischen Donauhafen nach einem anderen rumänischen Donauhafen gehen, müssen von beeideten Wächtern begleitet sein. —
. Gegen die russischen Festlands. Provenienzen kommt in Ungheni eine achttägige Quarantäne zur Anwendung. ; . Serbien.
Alle auf der Eisenbahn aus Bulgarien und der Türkei ankom— menden Reisenden werden auf den Grenzstationen seitens der De— partementsärzte einer ärztlichen Untersuchung unterworfen. Jeder Reisende, welcher Anzeichen der Cholera⸗Erkrankung aufweist, wird zurückgehalten und isolirt; seine sämmtlichen Kleidungsstücke sowie sein Gepäck werden desinficirt.
. . Egypten.
Der, internationale Quarantänerath zu Alexandria hat am 2. Juli 1892 beschlossen, die Wirksamkeit des zur Verhütung der Cholera Einschleypung bestimmten Reglements auf die Ankünfte von allen Küstenplätzen zwischen Suchum-Kale im Südosten und ein— schließlich Kertsch im Westen sowie von allen Häfen des Asowschen Meeres auszudehnen.
Wien, 4. August. Eine im Auftrage des Ministeriums des
Innern von den Professoren Nothnagel und Kahler verfaßte Anleitung zur Behandlung der Cholera ist laut Meldung des „W. T. B.“ heute erschienen. . Paris, 8. August, Wie die bei dem Gesundheitsamt und dem Statistischen Bureau eingezogenen Erkundigungen des W. T. B.“ ergeben, haben in den letzten Tagen 5. Fälle von choleraartigen Durchfall in der Ümgegend von Pariꝛ und ein solcher in Paris selbst stattgefunden; zwei von diesen 6 Fällen verliefen tödtlich. Ein Fall von asiatischer Cholera sei bisher nicht festgestellt worden. Nach den den Behörden vorliegenden Berichten ist im Gesundheitszustand in der Umgebung von Paris eine fort— schreitende Besserung wahrzunehmen, ausgenommen in Argenteuik, wo in der letzten Woche etwa 160 Todesfälle infolge von choleraartigem Durchfall und typhösem Fieber vorgekommen sind. Die Erkrankungen in Argenteuil betreffen zumeist Arbeiter der in der Nähe gelegenen Gipsbrüche, die sich schlecht nähren und Seinewasser trinken. Vorgestern wurden in den Nothhospitälern von Argenteuil gegen 259 Kranke aufgenommen. Behördlicherseits ist angeordnet, daß das Glockengeläute bei den Sterbefällen und Be— gräbnissen einzustellen sei.
St. Petersburg, 4. August. Nach amtlichen Berichten ist, wie W. T. B.“ meldet, die Cholera auch in dem in der Nähe von Moskau gelegenen Dorfe Pe rowo aufgetreten. Von den Sta— tionen der Moskau⸗Kasan Bahn werden drei Erkrankungen und zwei Todesfälle an Cholera gemeldet. Im übrigen ist der Stand der Epidemie nicht verändert.
Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 4. d. M. gestellt 9938, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. = In,. Oherschlesien sind am 3. d. M. gestellt 3820, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.
Vom ob erschlesischen Eisen⸗ und Metall markt berichtet die Schl. Stg.. In der vergangenen Woche hat sich die Lage des oberschlesischen Eisengeschäfts im allgemeinen nicht geändert. Ob⸗ wohl gegenwärtig nur 22 Hochöfen im Hüttenrevier im Feuer stehen, kann das frisch erblasene Roheisen von den Walzwerken und Gießereien nicht voll aufgenommen werden; es kommk daher noch immer ein Theil desselben in die Bestände, was den Hochofenwerken Veranlassung zu noch weiteren Betriebseinschrän kungen geben dürfte. Wäh⸗ rend die meisten Walzwerke ungenügend beschäftigt sind, haben einzelne vollauf zu thun. Die eingehenden Auftrage sind hauptsächlich für den inneren Consum und die meiste Nachfrage ist für Handels—
eisen vorhanden. Der ö ins Ausland hat in letzter Zeit wieder gtwas nachgelassen. Der Absaß in Blechen ist nach wie vor sehr gering; die Vachfrage nach Grobblechen, welche noch immer stärker war als nach Feinblechen, hat wegen mangelhafter Beschäftigung der Kesselfabriken nunmehr auch nachgelassen. Die Stahlwerke sind, mit Ausnahme des jenigen in Königshütte, nur sehr schwach beschäftigt. — Die Eisen⸗ d,, sind, mit Ausnahme der Königlichen Eisengießerei Gleiwitz, auch nur schwach im Betriebe. Maschinenfabriken und Kesselschmieden klagen über zu geringen Eingang an Ordres für größere Objecte, da sie bei den spärlich eingehenden Aufträgen einen ohnenden Betrieb kaum zu erhalten vermögen. Draht- und Nägelwerke sowie Röhrenwalzwerke sind zwar flott beschäftigt, bringen aber gleich den lübrigen Branchen keinen Verdienst. — Das Rohzinkgeschäft war in der Berichtswoche unverändert, das in Wal zzink dagegen besser bei bisherigen Notirungen.
— Börse zu Düsseldorf. (Amtlicher Preisbericht vom 4. August 1892) Der Kohlenmar kt ist abwartend. Der Eisen“⸗ markt unverändert fest. (Berechnung in Mark für 1009 kg und, wo nicht anders bemerkt, ab Werk. Kohlen und Koks. 17 Gas- und Flammkohlen: Gaskahle für Leuchtgasbereitung 1166 — 12, Generatorkohle 19.50 - 11, Gasflamm förderkohle 9,50 12; 2) Fettkohlen: Förderkohle 8,50, beste melirte Kohle 5,50, Kokskohle Gög=7; 3) Magere Kohlen: Förderkohle 8 — 5,50, melirte Kohle 9 — 9,59, Nußkohle Korn 11 (Anthracit) 18,00 = 20,00; 4. Koks: Gießereikoks 14509 = 15, Hochofenkoks 12, Nußkoks, gebrochen 15.50 - 17; 5) Brigquets 1100 - 13,090. — Erze: 1LRehspath 7,50 — 50, 2 Gerösteter Spatheisenstein 11.20 =- 12,50, 3) Somorrostro f. o. b. Rotterdam — 4 Nassauischer Roth⸗ eisenstein mit ca. 50 0υο Eisen 8, 50 — 9,20, 5) Rasenerze franco —. — Rohgisen; 1) Spiegeleisen la 19 — 1209 Mangan 5h, 3) Weißstrah⸗ liges Qualitäts⸗Puddelroheisen: rhein. westf. Marken 51. = 53, Sieger⸗ länder 48— 49, 3) Stahleisen 52 — 53, 4) Engl. Bessemereifen ab Verschiffungshafen — — 37) Spanisches Bessemereisen Marke Mudela if. Rotterdam — — 6) Deutsches do. —— 7) Thomaseisen franco Verbrauchsstelle 50, 8) Puddeleisen (Luxemburger Qualität) 38, 80, 2). Engl. Roheisen Nr. III ab Ruhrort 59 — 60, 16) Luxemburger Gießereieisen Nr. Ill 48 50, 112 Deutsches Gießereieisen Rr. I 65, 12) do. Nr. II — 13) do. Nr. Ii 57, 14 do. Hämatit 66, 15) Spanisches Hämatit Marke Mudela I. Rotterdam — — Sta bei s en: Gewöhnliches Stabeisen 15— 11750. — Bleche: ) Ge⸗ wöhnliche Bleche 145, 2) Kesselbleche 160, 3) Feinbleche 135 — 145. — Draht 1) Eisenwalzdraht — 27) Stahlwal draht —
— Die Leipziger Monatsschrift für Textil-⸗Industrie⸗, welche von Theodor Martin's Textil-⸗Verlag in Leipzig heraus— gegeben wird, behandelt in dem allgemeinen Theil der jetzt vor— liegenden Juli⸗Nummer die Versorgung Deutschlands mit Textil— fasern und die Gewinnbetheiligung der Arbeiter nach dem System Leclgire. Spinnerei, Weberei, Wirkexei u. f. w. sind durch eine Reihe von Originglartikeln und Maschinenbeschreibungen vertreten, während in dem Beiblatt Der Musterzeichner, die Weberei durch verschiedene Neuheiten in Stoff und Dessin befondere Berücksichtigung findet. Was die Bleicherei, Färberei Ac. anbetrifft, so stehen dies? mal die Arbeiten und Erfindungen des Auslandes im Vordergrunde. Ferner werden für das Kessel⸗ und Maschinenhaus nützliche Winke gegeben, während die Stimmen der Praxis und die technischen Notizen mit den Sperig! maschinen und-⸗Verfahren der Textilindustrie sich befassen. Die Rundschau, als monatliche Ergänzung des auch selbftändig erscheinenden Beiblattes Wochenberichte“, beobachtet Handel und Wandel im Kreise der Textilindustrie des In- und Auslandes, wozu auch die Mittheilungen aus dem Fachschulwesen und die Besprechungen der neuesten Literaturerzeugnisse gerechnet werden dürfen.
Trank furt a. M, 4. August. (Getreidemarktbericht von Joseph Strauß) Der Verkehr für die meisten Artikek nahm hier einen matten, ktheilweise flauen Verlauf. Für Weizen herrschte eine Verstimmung, welche die Preisg abermals herabdrückte; ab Um⸗ gegend etwa 18 - 4 frei hier 1813 6, Red⸗winter 18.85 — 19, 25 , La Plata. 18— 1 46, Kansas 177 — 6; ein kleiner Posten neuer hiesiger Waare von einer benachbarten Domäne wurde mit 18— 4 6 bezahlt. — Roggen: Zufuhren stark, Qualitäten befriedigend; auf dem Lande abzunehmen 155 6, Parität Frantfurt a. M. 156 - 16. 46. in fremden Sorten nichts gehandelt. — In Gerste vermochten die Umsätze sehr enge Grenzen nicht zu über— schreiten; alte Wetterauer noch immer à Io. — 16 4 käuflich, eine hier lagernde türkische Futtergerste dürfte auf 12 0 zu schätzen sein; neue Waare noch nicht gehandelt, vorgezeigte Proben fallen sehr ver— schieden, man schätzt 1863 — 18 1, je nach Qualität, erquifite viel darüber! Hafer hatte stillen Verkehr, doch geben die Furfe allmählich eine Kleinigkeit infolz? von matten auswärtigen Berichten nach; letzter Curs 144 —= 15 0, hochfeine über Notiz. Raps still infolge der auswärtigen Erniedrigung der Oelpreise, die Notiz bleibt 233 — 24 „6 — Wick en, vorjährige, vernachlässigt 13! 0 gefordert. — Mais, Mixed, fest; wir lassen gesundes zu 124 — * , beschädigtes LI. hochfeines La⸗Plata 12. — Roggenkleie 16 – 11 , Weizenkleie 9—* 6, der Markt hatte ein sehr ruhiges Ansehen,. — Malzkeime Stimmung nicht ungünstig, St — 105 — Mehl sehr flau und Preise gingen wiederum zurück, namentlich Roggenmehl stark weichend, auf Panik am Roggenmarkt. Hiesiges Weizenmehl Nr. 0 30 —- 314 6, Nr. 1 281 — 30 6, Rr. 2 361 D271 , Nr, 3 244-255 M, Nr. 4 20 - 31 M, Rr. 5 15. — 161 46 — Milchbrot⸗ und Brotmehl im Verband 57 — 54 Norddeutsche und westfälische Weizenmehle Nr. O6 24 — 253 (. Roggenm ehl, loco hier, Nr. O 26— 27 60, Nr. O /1 243 — 25 t, Nr. I 23— 24 0 Sbige Preife verstehen sich pro Io) kg ab hier, häufig jedoch auch loco auswärtiger Stationen und bei mindestens 10 o z)
Leipzig, 4. August. (W. T. B) Kammzug-Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. per August 3777 6, per September 3,77 6, per Oktober 3,80 , per Rovember 3.32 6, per Dejember 38235 S, per Januar 3, 823 46, per Februar 3,585 es6, per Marz 3,87 per April 3,374 660 Uwmsatz 35 006 Kg
Wien, 4. August. (W. T. B.) Ausweis der österreichisch⸗ ungarischen Staatsbahn (österreichisches Netz) für den Monat Juli 2044 563 Fl. Mindereinnahme gegen den entsprechenden Zeit⸗ raum des vorigen Jahres 49693 Fl.
Wien, 4. August. (W. T. B.) Nach einer Meldung der Polit. Corr.“ aus Sofia hat die bulgarische Regierung be— schlossen, die Garantie für eine von der Stadt Sofia aufzu⸗ zunehmende Anleihe zu übernehmen, die für die Vollendung der begonnenen öffentlichen Arbeiten und die Kanalisirung bestimmt sst.
London, 4. August. (W. T. B.) An der Küste 6 Weizen ladungen angeboten. .
London, 5. August. (W. T. B. Der Council of foreign Bondholders macht bekannt, daß zweitausend Inhaber von Qbligationen der portu giesischen dreiprocentigen auswärtigen Schuld, die einen Betrag von 2350 009 Pfd. Sterl. repräsentiren, ihre am 1. Juli d. J. fällig gewesenen Coupons deponirt und dafür ein Drittel des Betrages, das von der portugiesischen Regierung an— geboten wurde, in baarem Gelde und über den unbezahlten Rest eine Bescheinigung des Councils erhalten haben.
Bradford, 4. August. (W. T. B.) Wolle fest, jedoch ruhig infolge von Fallissements-Gerüchten; Exportgarne und Stoffe ruhig.
New⸗JYork, 4. August. (W. T. B) Die Börse war
anfangs unregelmäßig, wurde später nachgebend. Der Schluß war lustlos, aber fest. Der Umsatz der Actien betrug 193 06590 Stück. Der Silbervorrath wird auf 2010000 Unzen geschätzt. Die Silberverkäufe betrugen 100 000 Unzen. Weiz en anfangs stetig, dann nachgebend, später Reaction in—⸗ folge Steigerung der Maigzpreise. Schluß fest. — Mais anfangs stetig, blieb den ganzen Tag fest auf telegraphische Nachrichten und Käufe der Haussepartei.
Chicago, 4. August. (W. T. B.) dann nachgebend, später Reaction auf Ernteberichte; Schluß feft. Mais anfangs stetig, dann fest auf Deckungen der Baissiers; Schluß sehr fest.
Weizen . stetig,