1892 / 187 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 10 Aug 1892 18:00:01 GMT) scan diff

Die Nummer B der Gesetz⸗-Sammlung, welche von heute ab zur Ausgabe gelangt, enthält unter

Nr. 9ss4 das Gesetz, betreffend die Beseitigung der kirch⸗ lichen Steuerfreiheit der Angehörigen der Kieler Universität. Vom 5. Juli 1892; und unter

Nr. 555 das Gesetz, betreffend die Aufhebung der Be— freiung von ordentlichen Personalsteuern gegen Entschädigung. Vom 18. Juli 1892. —⸗

Berlin, den 10. August 1892.

Königliches Gesetz⸗Sammlungs⸗Amt. In Vertretung: Bath.

Abgereist:

Seine Excellenz der Unter-Staatssecretär im Finanz- Ministerium, Wirkliche Geheime Rath Meinecke, nach der Schweiz.

Angekommen:

der Präsident des Ober⸗Landesculturgerichts, Wirkliche Geheime Ober⸗-Regierungs-Rath Glatzel.

Per sonalver änderungen.

Königlich Preuftische Armee.

Offiziere, Portepee-⸗Fähnriche ꝛc4. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im activen Heere. Bremen, 30. Juli. v. Villaum e; Oberst⸗Lt. à la suite des 1. Garde Feld Art. Regts. und vom Militärcabinet, unter Belasfung la suits des gedachten Regts., zum Abtheil. Chef im Militär— cabinet Seiner Majestät des Kaisers und Königs ernannt. .

Cowes, an Bord S. M. gacht Kaiseradler“, 6. August. Erbgroßherzog von Oldenburg Königliche Hoheit, Oberst und Commandeur des Oldenburg. Drag. Regts. Nr. 19, unter Stellung la suite dieses Regiments und unter Belassung à la suits des 1. Garde-Drag. Regts. Königin von Großbritannien und Irland, mit der Führung der 19. Cav. Brigade beauftragt. v. Witzleben, Oberst Lt. und etatsmäß. Stabsoffizier des Olden⸗ burg. Drag. Regts. Nr. 19, zum Commandeur dieses Regiments ernannt. Freiherr v. Stosch, Major aggregirt dem Dragoner⸗ Regiment von Wedell (Pommersches) Nr. 11, als etatsmäß. Stabs⸗ offizier in das Oldenburg. Drag. Regt. Nr. 19 einrangirt. von Vollard⸗Bockelberg, Major, beauftragt mit der Führung des Hus. Regts. von Zieten (Brandenburg Nr. 3, v. Schmidt, Major, beauftragt mit der Führung des Thüring. Ulan. Regts. Nr. 6, zu Commandeuren der betreffenden Regter. ernannt.

Nichtamtliches.

Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 10. August.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten gestern nach der Rückkehr aus England im Laufe des Vor— mittags den Vortrag des Obersten von Lippe, begaben Sich um 12 Uhr nach dem Stadtschlosse und statteten hierauf Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Alexander von Preußen in der Villa Jacobs einen Besuch ab. Zur Abend— tafel waren Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Friedrich Leopold geladen.

Heute begaben Sich Seine Majestät um 8 Uhr zu Pferde nach dem Bornstedter Felde, um daselbst dem Exerciren bei— zuwohnen, hörten, in das Marmor-Palais zurückgekehrt, die Vor⸗ träge des Chefs des Civilcabinets und des Reichskanzlers und empfingen um 1 Uhr den neuernannten Minister des Innern Grafen zu Eulenburg.

Die beträchtliche Steigerung, welche die auf Grund des Gesetzes vom 14. Mai 1885 den Communalverbänden zu überweisenden Zollüberschüsse erfahren haben, wird eine größere Zahl, dieser Verbände in die Lage setzen, Verwendungen über die Bestimmung des Abs. 1 des 84 des Gesetzes hinaus eintreten zu lassen. Nach den Zusammen— stellungen über die bisherige Art dieser Verwendungen ist dabei von den Communalverbänden nur in ganz gering⸗ fügiger Weise das Bedürfniß der Schulverbände berücksichtiigt worden, obwohl diese Verbände nament— lich bei dem Auftreten außerordentlicher baulicher Ausgaben vorzugsweise einer Unterstützung bedürftig sind. Wenn von manchen Communalverbänden die Gewährung von Unterstützungen zu Volksschulbauten mit der Begründung abgelehnt worden ist, daß eine der— artige vorzugsweise Berücksichtigung einzelner Verbände dem Sinne des Gesetzes vom 14. Mai 1885 widerspreche, so ist dies wie eine Vergleichung der Absätze 2 und 3 des 84 zeigt, in keiner Weise zutreffend; vielmehr ist durch den Absatz? gerade auf die vorzugsweise Berücksichtigung einzelner bedürftiger Schulverbände und Gemeinden in' erster Linie hingewiesen. Wird dabei in Betracht gezogen, wie besonders drückend gerade die Schulbaulast die kleineren Schul⸗ verbände trifft und daß die Unzulänglichkeit der hier⸗ für verfügbaren Mittel bereits ernste Nothstände auf dem Gebiet der Volksschule gezeitigt hat, fo werden die Communalverbände sich der Erkenntniß nicht ent— ziehen können, daß für sie in erster Reihe die Pflicht be— steht, aus den reichen, ihnen durch das Gesetz vom 14. Mai 1885 zufließenden Summen. Mittel zur Unterstützung unver— mögender Schulverbände bei Volksschulbauten bereit zu stellen. Gerade bei der schwankenden Höhe der Zollüberweisungen dürften diese sich für derartige einmalige, Verpflichtungen für die Zukunft nicht begründende, Zuwendungen eignen.

In einem Runderlaß vom 65. August haben die Minister des Innern und der geistlichen 2c. Angelegenheiten die Regie⸗ rungs⸗-Präsidenten ersucht, diese Gesichtspunkte den Communal— verbänden gegenüber zur Geltung zu bringen und dahin zu wirken, daß die Communalverbände bei der Beschlußfassung über die Verwendung der Zollüberweisungen die Gewährun don, Unterstützungen an unvermögende Schulverbände bei Volksschulbauten in einem, dem Bedürfniß entsprechenden Umfange eintreten lassen. Ueber das Ergebniß dieser Be⸗ 1 soll bis zum 1. Dezember d. J. Bericht erstattet werden.

Der Gencral-Inspecteur der Fuß⸗-Artillerie, General⸗ Lieutenant Sallbach, ist hierher zurückgekehrt.

Der Inspecteur der Feld⸗-Artillerie, General-Lieutenant von Hoff bauer hat Berlin verlassen.

Der Königliche Gesandte in Weimar. Geheime Legations⸗ Rath von Derenthall hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten.

Der Argentinische Gesandte am hiesigen Allerhöchsten Hofe

Carlos Calvo hat Berlin mit Urlaub verlassen. Während seiner Abwesenheit fungirt der Gesandtschafts⸗Secretär

Alejandro Guesalaga als Geschäftsträger.

Wies baden, 9. August. Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich traf mit Ihren Königlichen Hoheiten der Erb⸗ prinzessin von Sachsen-Meiningen, der Prinzessin Adolf zu Schaumburg-Lippe und der Prinzessin Margarethe gestern Nachmittag 5 Uhr zum Besuch Seiner Majestät des Königs von Dänemark hier ein. Die Rück kehr nach Homburg erfolgte um 6i / Uhr. Die Abreise des Königs von Dänemark von hier nach Gmunden ist auf heute Abend 9 Uhr festgesetzt.

Baden.

Karlsruhe, 8. August. Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin wird der „Karlsr. Zig.“ zufolge von dem Vrofessor von Cederskiöld mit glücklichem Erfolg behandelt. Die Massirung des Fußgelenks hat dessen Anschwellung und Schmerzhaftigkeit wesentlich vermindert. Ihre Königliche Hoheit bringt täglich mehrere Nachmittagsstunden liegend im Freien zu und fühlt sich dadurch sehr gestärkt.

Das „Gesetz⸗ und Verordnungs⸗-Blatt für das Groß— herzogthum Baden“ veröffentlicht eine Verordnung Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs über die Anwendung r Beamtengesetzes auf die Lehrer (Lehrerinnen) an Volks— schulen.

Oefsterreich⸗ Ungarn.

Der Handels vertrag zwischen Oesterreich-Ungarn und Serbien nebst der vereinbarten Viehseuchen-Conven— tion ist gestern im Ministerium des Auswärtigen unterzeichnet worden. Gleichzeitig wurde eine Declaratién abgeschlossen und unterzeichnet, laut welcher der am 1. September d. J. ablaufende Han delsvertr ag sowie die frühere Viehseuchen— Convention bis zum 1. Januar 1893 verlängert werden. Ueber den Inhalt dieser Abmachungen erfährt das „Fremdenblatt“, daß mit ihnen der größte Theil des serbischen Zolltarifs für die ganze Vertragsdauer vertragsmäßig gebunden worden sei. Die reinen Finanzartikel, d. h. solche, die bei den einzelnen Staaten zum Hauptobjecte von Finanzzöllen dienten, wie Kaffee u. s. w., seien außerhalb des Vertrages belassen worden. Außerdem könnten künftighin zwischen beiden Contra— henten nur noch specifische Zölle und keine Werthzölle mehr zur Anwendung kommen.

Nach einer Meldung der „Pol. Corr.“ wird Oesterreich⸗ Ungarn bei der Columbusfeier in Genua durch ein aus zwei Panzerschiffen und einem Kriegsschiff bestehendes Geschwader unter dem Commando des Vice-Admirals Spaun vertreten sein.

Das „Fremdenblatt“ meldet, die Nachricht von dem bevor— stehenden Rücktritt des österreichisch-ungarischen Botschafters in Berlin Grafen Szäch 6nyi werde von gut unterrichteter Seite bestätigt, Graf Sz äché nyi werde sein Abberufungs⸗ schreiben wahrscheinlich im Laufe des Monats Oktober über— reichen.

In der gestrigen ersten, von 1800 Theilnehmern besuchten Versammlung des Katholikentages' erklärte, wie der „Köln. Itg.“ telegraphisch aus Linz gemeldet wird, der Vice— Präsident der katholischen Centrumspartei in Deutschland, Dr. Oerterer, die Ziele der Katholiken Deutschlands seien voll— kommen übereinstimmend mit denen der Katholiken in Oesterreich. Es gelte, gemeinsam den Kampf gegen die Feinde der Kirche und des Staats aufzunehmen. Die Socialpolitik und die Schule seien die wichtigsten Fragen, welche in beiden verbündeten Staaten zur Löoͤsung gelangen müßten. Die Section Presse“ beantragte die Gründung katholischer Preßvereine, die Errichtung eigener Druckerelen, betonte die Noth⸗ wendigkeit einer großen zweimal täglich erscheinenden katholischen Zeitung und einer katholischen Correspondenz in Wien zur Information der katholischen Provinz⸗ presse, verlangte ferner die Organisirung einer katho⸗ lischen Arbeiterpresse, die Gründung eines Verbandes katho— lischer Publicisten Gesterreichs und sprach sich schließlich für Aufhebung des Zeitungsstempels aber gegen Aufhebung des Colportageverbots aus.

Großbritannien und Irland.

„Die im Auszuge bereits mitgetheilte Thronrede der Königin hatte nach der Uebersetzung der „Allg. Eorr.“ fol⸗ genden Wortlaut:

Mplords und Gentlemen! Wir haben Sie auf Befehl Ihrer Majestät zu benachrichtigen, daß das gegenwärtige Parlament sich dersammelt hat in Befolgung des Inhalts der Proclamation Ihrer Majestät vom 28. Juni 1892, wonach das letzte Parlament aufgelöst wurde. Vor jener Auflösung waren die Geschäfte der Session vollendet, und es ist deshalb nicht nöthig, daß das Parlament nun zu einer ungewöhnlichen Zeit des Jahres behufs Erledigung finanzieller und gefetzgeberischer Geschäfte in der Tagung

fortfahre. Es ist die Hoffnung Ihrer Majestät, daß Sie, wenn Sie wieder zusammenkommen zur gewöhnlichen Jeit, Ihre Jutmerkfamkeit richten werden auf Maßregeln? focialer und innerer Verbesserung, und daß Sie fertschreiten werden auf dem Pfade nützsicher und wohl⸗ thätiger Gesetzgebung, welchen Sie so einsichtig in früheren Tagungen betreten haben.

In der gestern vom Unter hause fortgesetzten Adreß⸗ debatte ergriff Gladstone das Wort und erklärte nach dem Bericht des W. T. B.“ Eine feste Handhabung der Gesetze in Irland sei unmöglich, solange die Gesetze mit den Sym— pathien des Volkes nicht im Einklange' ständen. Tas nnn ba gfset dürfe nicht einen Augenblick länger im

esetzzuch bleiben, als die Bedingungen der parla— mentarischen Zeit dies erheischten. Die Beziehungen Englands und Irlands zu einander blieben im Vordergrund. In der Frage, betreffend die Amnestirung gewisser gefangen gehaltener Personen, sei es unmöglich, Zusagen zu machen,

wenn es sich um Personen handele, die auf dem Criminalwege 2 worden seien. Betreffs der ver ir ebe Pächter hoffe er, daß freiwillige Abmachungen zwischen den Grundbesitzern und den Pächtern ge⸗ setzgeberische Schritte unnöthig machen würden. Für die Homerule⸗Bill stelle er folgende Grund— sätze auf: Völlige und wirksame Aufrechterhaltung der Reichs- Oberherrschaft, gleichzeitig völlige Uebertragung der Verwal— tung seiner eigenen Angelegenheiten an Irland und Beibehaltung der irischen Deputirten im englischen Unter— hause. Falls die Homerule⸗Bill vom Oberhause abgelehnt werden sollte, könne er, Gladstone, dies nicht als eine Beendigung der Pflichten der liberalen Partei ansehen. Hierauf erhob sich der Erste Lord des Schatzes Balfour. Er betonte, wie sehr die Rede. Gladstone's es recht— fertige, daß das gegenwärtige Cabinet vor seiner Demission eine Debatte provocirt habe. Die Partei, welche die Auf⸗ lösung der Verbindung Englands mit Irland wünsche, bestehe nur theilweise aus Anhängern Gladstone s; die übrigen seien nur deren Verbündete, beherrschten jedoch Gladstone's Partei. Der Mißerfolg eines Ministers, der Irland mit den gewöhn⸗ lichen Gesetzen verwalten wolle, sei sicher. Die Antworten Gladstone s auf die Anfragen Mac Carthy's seien unbestimmt. Das Unterhaus habe das Recht zu erfahren, ob der Preis, der für die Unterstützung der irischen Nationalisten bezahlt werde, in dem Leben und Eigenthum des irischen Volkes und in der Loslassung von Dynamitarden gegen die Gesellschaft bestehe. Die Unionisten sähen der Zukunft vertrauensvoll entgegen; die Gegner betrachteten die Zukunft mit Schrecken. Zu Durchführung nützlicher Gesetze würden sich die Wähler wieder den Unionisten zuwenden. U

In Beantwortung einer an die Regierung gerichteten An— frage wegen der Vorgänge in Uganda erklärte der Parla— ments-Secretär des Auswärtigen Lowther in der gestrigen Unterhaussitzung: Weitere Schriftstücke, betreffend Ugandg, würden sofort vorgelegt werden. Die britisch⸗ ost— afrikanische Gesellschaft habe alle ihre dortigen Be— amten angewiesen, Uganda gegen den 31. Dezember zu verlassen. Nach Briefen der protestantischen Missionäre vom 3. Mai hätte Lugard in die Gebietstheilung gewilligt; hiernach würden die bewaffneten französischen Katholiken in Buddu bleiben, während in Uganda alle Confessionen frei sein sollten. Weitere Berichte Lugard's und der ostafrikanischen Gesellschaft seien der Regierung noch nicht zugegangen.

Frankreich.

Gestern ist in Fontginebleau unter Vorsitz des Prä— sidenten Carnot ein Ministerrath abgehalten worden. Dem Vernehmen nach bildete der Zwischenfall im Congo— gebiet den Gegenstand der Berathung.

Der italienische Botschafter Reß mann hat dem Minister des Aeußern officiell Mittheilung von der bevorstehenden Reise, des Königs von Italien nach Genug gemacht und hinzugefügt, der König werde sich glücklich schätzen, bei, dieser Gelegenheit den Besuch der französischen Kriegs— schiffe zu empfangen. Infolge dessen faßte die französische Regierung den endgültigen Beschluß, unter dem Ober— befehl des Vice⸗ Admirals Rieunier die erste Abthei— lung des Mittelmeer-Geschwaders, bestehend aus drei Panzerschiffen und einem Kreuzer, nach dem Golfe von Genua zu schicken, um die Aufmerksamkeit zu erwidern, die König Humbert vor zwei Jahren dem Präsidenten der Republik in Toulon erwies.

Der Maxine⸗-Minister Burdeau will demnächst die fünf großen Kriegshäfen besichtigen, vor allem Cherbourg, wo gegenwärtig Flottenmanöver stattfinden.

Ueber die in den letzten Tagen vorgekommenen Dynamit— Dieb sstähle erfährt die Köln. Itg.“, daß zwischen Cette und Chapelle-sous-Dun zwei Kisten im Gewicht von 38 kg und in Chapelle selber zehn Kisten gestohlen wurden. Eine Kiste mit 12ER Dynamit soll angeblich außerdem noch entwandt worden. sein. Die Untersuchung hat ergeben, daß bei Eette ein plombirter Waggon 38 Stunden lang unbewachk auf einem abgelegenen Eisenbahngeleise verblieben war. Infolge dessen hat auf Ver⸗ anlassung des Ministers des Innern der Minister der öffent— lichen Arbeiten die Eisenbahn-Directionen zur strengsten Ueber— wachung der Dynamittransporte angewiesen.

Rußland und Polen.

Das Befinden des Ministers des Auswärtigen von Giers hat fich derart gebessert, daß er gegen Ende des Monats eine dreimonatige Urlaubsreise in das Ausland zu unternehmen gedenkt. Wie W. T. B.“ erfährt, würde der Minister sich zunächst nach Berlin und von dort nach den oberitalienischen Seen begeben.

Dem „Russischen Invaliden“ zufolge wird demnächst ein finnländisches Artillerie-Regiment gebildet werden.

Schweiz.

Der Bundesrath hat, laut Meldung des „W. T. B.“ aus Basel, den französischen Anarchisten Paul Guibert, genannt Meyer, welcher am 10. Juli in Chatel St. Denis verhaftet wurde, aus der Schweiz ausgewiefen.

Die „N. Zürch. Ztg.“ erfährt aus durchaus zuverlässiger Quelle, daß die eidgenössische Befestigungscommission sich mit der Frage des Ausbaues der Luciensteig⸗Festungs⸗ anlage erst im Spätsommer dieses Jahres beschäftigen werde. Die bezüglichen Nachrichten, die einen Theil der Schweizer Presse und dann auch der ausländischen durch—⸗ flogen haben, seien also zum mindesten verfrüht. Die Studien, welche in jener Gegend gemacht worden sind, seien nur zu Instructionszwecken veranstaltet und hätten für das, was in . vielleicht ausgeführt werden soll, durchaus keine Be— eutung.

Belgien. Die Gesellschaft vom Oberen Congo wird, wie W. T. B.“ aus Brüssel vernimmt, der belgifchen Regie⸗ rung einen Bericht unterbreiten, worin ausgeführt werden soll, daß die Politik des Congostaats dem belgischen Handel in hohem Grade nachtheilig und die Intervention der belgischen

Regierung nothwendig sei—

Griechenland. Der König. ist nach telegraphischer Meldung aus Athen gestern über Italien nach Aix-les-Bains abgereist. Schweden und Norwegen. (E) Stockholm, J. August. Der Chef der deutschen Corvette Nixe“, Capitän zur See Riedel erwiderte gestern die freundliche Aufnahme durch die hiesigen Marineoffiziere,

Kartoffeln

indem er an Bord ein Festmahl gab, zu welchem der Contre— Admiral af Klercker, der Werft⸗Chef Commandeur von Heden—⸗ berg sowie einige andere höhere Marineoffiziere eingeladen waren. Die jüngeren deutschen Marineoffiziere hatten schon vorgestern eine Anzahl jüngerer schwedischer Offiziere bewirthet.

Asien. In Japan ist die durch den Rücktritt des Grafen

; Matsukata herbeigeführte Cabinetskrisis nunmehr beendet und

das Ministerium von dem bisherigen Präsidenten des Ge— heimen Raths Grafen Ito Hirobumi, nach einem Telegramm des R. B.“ aus Yokohama, folgendermaßen neugebildet worden: Ito, Vorsitz; Inouye, Inneres; Mutsu, auswärtige Angelegenheiten; Watanabe, Finanzen; Jamagata, Justiz; Dyama, Krieg; Niri, Marine; Kono, Unterricht; Kuroda, Communicationen; Goto, Landwirthschaft und Handel.

Der Aufstand der Hazaras gegen den Emir von Afghanistan hat, wie man dem „Reuter schen Bureau“ aus Simla berichtet, et einen ernsteren Charakter angenommen. Sämmtliche den Afghanen feindliche Stämme seien zu einer mächtigen Verbindung gegen den Emir zusammengetreten, der seinerseits alle Hilfskräfts sammele, um dem AÄufstand die Spitze zu bieten. Der Emir habe bereits zwanzigtausend Mann reguläre und ebensoviele irreguläre Truppen zufammen— gezogen.

Kunst und Wissenschaft.

1

Wie man der Frkf. Ztg. aus Nürnberg schreibt, arbeitet Professor Ludwig Braun gegenwärtig dort an einem neuen großen Rundgemälde. Der Künstler hat sich die Aufgabe gestellt, das Panorama der Schlacht bei Lützen (16. November 1633) zu malen. Das Rundgemälde wird sich über eine Leinwandfläche von ca 1200 am ausbreiten und vor den Thoren Alt⸗Nürnbergs auf— gestellt werden, dort wo einst die Schweden-Schanzen die Stadt gegen die Kaiserlichen schützen sollten: hart an der Straße nach der Alten Veste, der Wahlstatt, auf welcher kurz vor Lützen Gustav Adolph und Wallenstein in vergeblichem, blutigen Ringen ihre Kräfte maßen.

Die Exrichtung eines Kaiser- und Krieger-Den kmaäls für die Stadt Alzey in Hessen ist, dem ‚M. T.“ zufolge, jetzt ent⸗ schieden. Auf Grund einer veranstalteten Künstler-Concurrenz wurde der von Rudolf Kauer in Berlin herrührende Entwurf zur Aus— führung bestimmt. Auf hohem Piedestal aus geschliffenem Granit wird sich das 2,50 m hohe Standbild der Germania erheben? das ganze Denkmal wird eirea 6 m hoch. Reliefbilder werden die Kaifer Wilhelm J. und Friedrich darstellen. Am 18. August 1893 soll das Denkmal vollendet sein.

Das Weimarer Geographische Institut, das die Pflege der Kartographie Afrikas zu einem Hauptarbeitsfeld feiner Thätigkeit gemacht hat, theilt uns mit, daß in diesen Tagen in seinem Verlage die erste Nummer einer neuen Zeitschrift erscheinen wird unter dem Titel „Afrikanische Nachrichten“. Das neue, wöchent— lich erscheinende Blatt widmet sich ausschließlich der Länder- und Völkerkunde Afrtkas mit hesonderer Berücksichtigung der deutschen Interessen; sein Hauptziel ist, in einer wöchentlichen Rundschau über alle Vorgänge auf geographischem und colonial-politischem Gebiet, soweit sie Afrika betreffen, eine übersichtliche, schnelle und zuver lässige Orientirung zu geben.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Außis Belgien wird uns über den Saatenstand beziehungsweise Ernteausfall Folgendes berichtet: (vgl. „R. .A.“ vom 12. v. M.)

In dem Bezirk von Antwerpen sind Roggen und Gerste geschnitten und zum großen Theil eingeheimst. Das Resultat ist, eine gute Mittelernte. Mit dem Schnitt von Weizen, dessen Aussehen befriedigend sein soll, und von Hafer wird in Kürze begonnen werden. Letztere Feldfrucht wird nur einen ziemlich mittelmäßigen Ertrag liefern. haben in leichtem und sandigem Erdboden durch Frost und Dürre außerordentlich gelitten, ver— sprechen aber auf schwerem Boden einen sehr guten Ertrag. In Brabant, Hennegau und Namur haben sich die Ernte⸗-Aussichten infolge der günstigeren Witterungsverhält— nisse im Juli wesentlich besser gestaltet; man erwartet eine Mittel- ernte. In Hstflandern berechtigt der jetzige Stand der Feldfrüchte zu den besten Hoffnungen, und in Westflandern wird bie diesjährige Ernte von keiner seit den letzten zehn Jahren über— troffen. In den Provinzen Lüttich und Luxemburg steht Roggen sehr gut; von Weizen wird eine gute Mittelernte und von Gerste eine gute Ernte erwartet; dagegen ist Hafer nur sehr mittelmäßig und Kartoffeln lassen viel zu wünschen übrig.

Saatenberichte aus Bayern im Juli.

Oberbayern. Winterroggen wurde gut eingebracht. Die Heu— ernte fiel quantitativ sehr gut aus, die Qualität hat in einzelnen Gegenden durch lang anhaltenden Regen etwas verloren. Getreide ernte hat begonnen und, verspricht sehr guten Ertrag; Witterung war bisher günstig. Wicken und Grummet stehen sehr schön. Kartoffel und Rüben waren durch Regen etwas zurückgehalten und erholen sich gut. Obst giebt es mittel- mäßig. Das heurige Jahr kann im allgemeinen als ein sehr gutes und fruchtbares bezeichnet werden, nur in einzelnen Strichen, wie bei Landsberg z. B., hat Hagelwetter Schaden gethan. Das Getreide giebt in Kern und Stroh sehr guten Ertrag. Hafer verspricht gleichfalls sehr gute Ernte. Niederbayern. Gerste, Kartoffeln, Futterrüben, Hülsenfrüchte und Klee vorzüglich bis sehr gut; Weizen, Roggen. Hafer, Wiesen (erster Schnitt) und Hopfen sehr gut. Die eingebrachte Getreideernte ist sehr befriedigend; bei Roggen bleibt der Ertrag im Verhält— niß zum Weizen etwas zurück; bei Gerste ist der Ertrag sehr gut. Der zweite Kleeschnitt ist vorzüglich. Die ganze Ernte kann eine sehr gute genannt werden. Frühtartoffeln giebt es reichlich, und find dieselben gegen das Vorjahr sehr gut. Grummet steht sehr schön. Reps gut; Weizenernte sehr gut ausgefallen. Pfalz. Weizen, Spelz⸗, Roggen⸗ und Gerstenernte ist bis auf weniges eingebracht und hat im allgemeinen an Körnern und Stroh eine gute Mittelernte ge— liefert; qualitativ sehr gut bis vorzüglich. Hafer verspricht gleichfalls eine gute Ernte; Kartoffeln und Zuckerrüben gut. Taback und Hopfen gut. Trauben entwickeln sich sehr gut. Oberpfalz. Die Roggenernte ist beendet und lieferte sehr gute Körner. Weizen und Gerste sind im Schnitt und versprechen schönen Ertrag. Klee sehr gut. Spelz. Hafer, Kartoffeln und Hülsenfrüchte porzüglich. Wiesenheu in Qualität sehr gut, in Quantität gut. In einzelnen Bezirken steht es mit der Grummeternte nicht gut. Kartoffeln und Futterrüben lassen nichts zu wünschen übrig. Dber franken. Die Roggenernte fallt gut aus. Das Stroh ist etwas kurz, Hafer steht gut, im Stroh auch turz; Reps gab mittelmäßigen Ertrag; Kartoffeln und Rüben stehen gut. Die Getreideernte im allgemeinen ist zur Zufriedenheit aus— Pfallen. Hopfen verspricht eine gute Ernte. Die Gerste ist hoch im Stroh und gut in Körnern. Der zweite Kleeschnittt ist wenig' er— giebig; der Heuertrag war nach Qualität sehr gut, nach Quantität etwas geringer als im Vorjahre. Das Ernteergebniß im allgemeinen ist sehr zufriedenstellend. Der erste Wiesenschnitt ist vorzüglich ausge—⸗ fallen. Futterrüben, Hülfenfrüchte und Futterpflanzen sehr gut bis gut. Mittelfranken. Der erste Wiesenschnitt sehr gut. Reps, Futtker—

rüben, Futterpflanzen und Hopfen sehr gut bis gut. Körner⸗ und Strohertrag bei Weizen, Roggen und Gerfte geben eine sehr gute Ernte. Bei Hafer sind nur die raffen ter sehr gut. Kartoffeln stehen gut. Wiesen zweiter Schnitt mittelmäßig. Frühkartoffeln haben dicke Knollen, sehr mehlreich und schmackhaft. Zweiter Rothklee steht kurz, das Wiesengrummet hat gut angesetzt; Aepfel verschieden, un ganzen mittel⸗ mäßig; Birnen und Zwetschgen gering. Kartoffeln und Futterrüben stehen gut. Hopfen steht gesund, und kräftig. Der Weizenschnitt ver⸗ spricht guten Ertrag, ebenso Roggkn. Un kerfran ken. Der Körner— ertrag von Weizen, Roggen und Gerste sehr gut; ebenso bei Hafer. Obst strichweise gut entwickelt; Klee und zweiter Wiesenschnitk gut. Kartoffeln versprechen befriedigend auszufallen. Der zweite Schnitt der Wiesen und des Klees steht bis jetzt mittelmäßig. Reps, Hülsenfrüchte und Hopfen sehr gut. Futterrüben und Hafer sehr gut bis gut. Roth⸗ klee mittelmäßig bls gering. Futterverhäktnisse strichweife nicht günftig. Mit Ausnahme einiger kühler Nächte war die Witterung dem Weinstock diesen Monat günstig. Die Dauer der Blüthe war fünf Wochen, daher eine ungleiche Entwicklung der Trauben. Zudem zehrte auch der Heu⸗ wurm in einzelnen Gegenden an den Trauben. Der schlechten Aus— sichten halber wurden vielseitig die Weinberge noch mit anderen Culturpflanzen bestellt. Weinsköcke, die mit guten Reben aus dem vorigen Jahre hervorgingen, hängen zum theil voll; dagegen giebt es wieder andere, an denen keine Traube zu sehen ist. An vielen Stöcken zeigt sich die Gelbsucht; sodaß wenig Ausficht auf Erholung besteht. Schwaben. Getreide, Kartoffeln, Klee und Wiesen zweiter Schnitt stehen fehr gut. Spelz und Kartoffeln vorzüglich. Futterrüben verfprechen gu zu werden' Hafer verspricht gute Ernte. Der bis jetzt geschnittene Roggen ist befriedigend gerathen. Mit Sualität und Suantitaͤt der Ernte kann man im allgemeinen recht zufrieden sein. Der erste Wiesen⸗ schnitt war sehr gut; Klee vorzüglich bis gut. Der zweite Wiefen— schnitt wird größtentheils gelobt. Einzelner Strichhagel hat Schaden gebracht. Die Obsternte ist ungleich, an einzelnen Srten aber aus— gezeichnet.

Absch uß.

Infolge des am 1. Januar d. FJ. in Kraft getretenen Wild—⸗ schadengesetzes mußte der Abschuß von Roth, Schwarz⸗ und Rehwild in den fiskalischen Forsten des Regierungsbezirks Frankfurt bedeutend über das Soll ausgedehnt werden, um be— gründeten Schadenersatzansprüchen nach Möglichkeit zu be⸗ gegnen. Es kamen gegen den Anschlag mehr ur Strecke (iinschließ lich Fallwild) 77. Stück Rothwild, 19 Stück Schwarzwild, 141 Stück Rehwild. Die Beschußpläne für 1892/93 weifen aus demselben Grunde gegen die des Vorjahres einen erheblich erhöhten Soll, Abschuß auf, und zwar an Rothwild 197, an Rehwild 156 Stück mehr.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln. ne hi über die Verbreitung der Maul- und Klauenseuche in Preußen im Ausgang des Monats Ju li 1892.

Die Seuche

herrschte in

Gemeinde⸗ (Guts⸗) Bezirken

Angabe der Thiergattung, welche von der Seuche be— fallen ist.

Regierungs⸗

bezirk Krei⸗ sen

Laufende Nr.

Königsberg. , 93 Rinder, Schafe, Schweine. g;, 30 Rinder, Schafe.

Marienwerder 38 Rinder, Schafe, Schweine. Potsdam;. ; 190 desgl.

Frankfurt a. O. 146 desgl.

Berlin Rinder.

Stettin Rinder, Schafe, Schweine. Köslin desgl.

Stralsund . desgl.

Posen ö desgl.

Bromberg. Winder Ci fe Schwein Ziegen. 2Breslau. Rinder, Schafe, Schweine.

3 Liegnitz Rinder, Schafe, Schweine, Ziegen. Oppeln.. Rinder.

5 Magdeburg Rinder, Schafe, Schweine, Ziegen. s Merseburg . ; desgl.

7 Erfurt Rinder, Schafe.

8 Schleswig. Rinder.

Hannover Rinder, Schafe, Schweine, Ziegen. Hildesheim desgl.

Lüneburg Rinder.

22. Stade Rinder, Schweine.

Aurich Rinder.

Münster Rinder, Schafe, Schweine, Ziegen. [Minden . desgl.

Arnsberg desgl.

7Cassel . desgl.

8 Wiesbaden. Rinder, Schafe, Schweine. Koblenz. Rinder, Schweine.

Töln Rinder.

Düsseldorf . Rinder, Schafe, Schweine. 32Trier Rinder, Schweine.

33 Aachen Rinder.

Summe 260 1686 Die Regierungsbezirke Gumbinnen und Osnabrück sowie

der Verwaltungsbezirk Sigmgringen waren am Schlusse des Monats Juli frei von der Maul- und Klauenseuche.

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Spanien.

Zufolge einer in der Gaceta de Madrid? vom 31. Juli 1892 veröffentlichten Verordnung der Königlich spanischen General Direction für das Gesundheitswesen sind gegen Provenienzen aus allen Häfen des Schwarzen Meeres Duargntane Maßregeln angeordnet worden.

Belgien. . .

Laut. Verfügung des Königlich belgischen Ministers für Land—⸗ wirthschaft 2c. vom 21. Juli 1893 finden die in Art. 1 und 4 Alinea 1 der Königlichen Verordnung vom 19. Juli 1892 enthaltenen Be⸗ stimmungen auf Persien, die asiatische Türkei und Rußland vom 24. dess. M. ab Anwendung. (Vergl. . R. A.“ Nr. 184 vom 6. August

1892.) Türkei.

Die über Provenienzen von der arabischen Küste, und zwar von Aden (diese Stadt mit einbegriffen) bis zur Meerenge von Bab el Mandeb, und über Provenienzen von der afrikanischen Küste und zwar von Suakim bis Obock einschließlich, verhängte zehntägige Quarantäne ist aufgehoben worden. 24 ö

Für Provenienzen von der afrikanischen Küste und zwar von Obock

diesen Ort ausgeschlossen) bis Kap Guardafui, bleibt die Quarantäne

bestehen. (Vergl. R. A.“ Nr. 142 vom 18. Juni 1892). . Wegen Auftretens der Cholera in Platana bei Trapezunt ist eine

elftägige Quarantäne für Provenienzen aus türkischen, auf der asiatischen

Seite des Schwarzen Meeres belegenen Häfen angeordnet worden.

Der Gesundheitsstand in Berlin war auch in der Woche vom 24. bis 30. Juli ein günstiger und die Sterblichkeit eine noch etwas niedrigere als in der vorangegangenen Woche (von je 1090 Ein⸗ wohnern starben, aufs Jahr berechnet, 18,77. Entsprechend der höheren in der Woche vorherrschenden Temperatur der Luft, die be—⸗ sonders zu Ende der Woche wiederholt über 25 bis 28 Gr. C. stieg,

traten auch wieder acute Darmkrankheiten, namentlich Brech⸗ durchfälle, häufiger zu Tage und führten in 176 Fällen gegen 157 der Vorwoche) zum Tode. Die Betheiligung des Säuglingsalters an der Sterblichkeit war eine etwas größere als in der por⸗ angegangenen Woche; von je 10000 Lebenden starben aufs Jahr kerechnet 93 Säuglinge. Dagegen kamen acute Ent⸗ zündungen der Athmungsorgane weniger zum Vorschein und endeten auch seltener tödtlich. Von den Infectionskrankheiten wurden von Masern, Scharlach und Diphtherie weniger Er⸗ krankungen zur Anzeige gebracht; auch traten diefelben in keinem Stadt⸗ theile in nennenswerther Zahl hervor. Erkrankungen an Ünterleibs— typhus blieben selten; an Kindbettfieber wurden 3 Erkrankungen be⸗ kannt. Rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut kamen gleichfalls zur ärztlichen Beobachtung. Erkrankungen an RKeuchhusten gelangten wieder etwas zahlreicher zur Behandlung, doch blieb der Verlauf ein milder. Rheumatische Beschwerden . Art zeigten in ihrem Vorkommen im Vergleich zur Vorwoche keine wesentliche Ver⸗ anderung.

Der Senat der Freien Hansestadt Bremen hat jetzt gleichfalls zur Verhütung der Einschleppung der Cholera die Ein? und Durch⸗ fuhr von gebrauchter Leib⸗ und Bettwäsche u. s. w. aus Rußland verboten. ;

Wien, 16. August. (W. T. B.) Die „Wiener Ztg.“ ver⸗ öffentlicht eine Ministerialverordnung, betreffend das Verbot der Einfuhr und Durchfuhr von Obft, Gemüfe, Caviar, Fischen 2c. aus Rußland. ;

St. Petersburg, 9g. August. Amtlicher Mittheilung zufolge ist die Cholera auch in Rybins aufgetreten. Am 6. August sind daselbst zwei Erkrankungs⸗ und Todesfälle vorgekommen. Ferner ist die Seuche jetzt auch im Gouvernement Jekaterinostaw aus— gebrochen, wo am 8. August 55 Erkrankungs und 15 Todesfälle con— statirt wurden. In Taganrog sind am 7. August 34 Personen an der Cholera erkrankt und 13 gestorben. Aus Mos kau von gestern werden 16 Choleraerkrankungen und 10 Todesfälle berichtet.

Handel und Gewerbe.

ägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 9. d. M. gestellt 10192, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. In. Oherschlesien sind am 8. d. M. gestellt 4129, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

Die Generalversammlung der Pßœag-Duxer Eisenbahn— gesellschaft, in welcher 35 Actionäre mit 37 542 Actien 1868 Stimmen vertraten, beschloß die Geneh mig ung des Ueberein⸗ kommens mit der Regierung, wonach das Stammkapital von 8 100000 Fl. auf 5 4090 060 Fl. reducirt und jede von den 54 569 circulirenden Stamm-Actien von 150 Fl. auf 160 Fl. festgesetzt wird. Die auf diese Actien entfallende Dwidende ist vor der erfolgten Abstempelung nicht zu beheben. Das Recht der Stammactionäre an dem Gesellschaftsvermögen wird durch die Reduction der Actien von 150 auf 100 Fl. nicht berührt. Der Verwaltungsrath der Ge— sellschaft ist ermächtigt, alle die Einlöfung betreffenden Statuten— anderungen vorzunehmen. Die vereinbarte Finlösungsrente von 1ẽ 655000 Fl. sichert nach einem Steuerabzug von 10069 eine Rente don 4 Fl. vro Actie während der Dauer der Eoncession. Bis Ende Dezember 1892 besorgt die Gesellschaft selbst noch alle Zahlungen, vom Januar 1893 übernimmt die Staatsverwaltung alle Zahlungen.

Köln, 9. August. (W. T. T.) Ueber das Kohlenfyndikat erfährt die Köln. Ztg.“, daß die Verhandlungen augenblicklich ruhen, schwerlich auch in nächster Zeit aufgenommen werden. Der Ausschuß, der die Satzungen entworfen und am 4. d. eine Sitzung in Dork— mund abgehalten habe, betrachte seinen Auftrag als vorläufig erloschen und habe keine Befugniß mehr, mit den widerftrebenden Jechen neue Verhandlungen anzuknüpfen. Die Bemühungen seien selbstverständ⸗ lich nicht aufgegeben und müßten auch über kurz oder lang zum Ziele führen.

Verdingungen im Auslande.

Spanien. I15. Dezember. Direccion general de Obras Ppüblicas, Madrid: Concession zur Erbauung und dem Betrieb einer Eisenbahnfinie bon Segovia nach Aranda del Duero mit dem Betriebsrecht für 3h Jahre und einer staatlichen Subvention von 60 000 Pefeten pro Kilometer. Caution vorläufig 282 930, endgültig 1410145 Peseten. Näheres in spanischer Sprache beim „Reichs⸗-Anzeiger“. Niederlande.

27. August, 1 Uhr. Departement van Kolonien im Haag, Plein: Lieferung eines eisernen schwimmenden Docks für den Hafen von Tandjong Priok auf Java.

Bedingungen und Zeichnungen zur Einsicht auf dem bezeichneten Departement (Bureau F) und käuflich bei Buchhändlern Gebröeders van Cleef im Haag, Spui 28 a.

Rumänien. 7. September, 11 Uhr, Kriegs-Ministerium, Direction V (Ver⸗ waltung): Lieferung von o86 00 m grauen Tuches. 24 000 m indigoblauen Tuches, 9 000 m braunen Tuches.

Die Lieferung des grauen Tuches ist in 4 Serien getheilt, und

zwar umfaßt:

20 000 m

20 000 m

20 000 m

26 000 m

uches erfolgt in 2 Serien zu je

Serie

Die Lieferung des blaue 12 000 m. Jeder Bewerber kann für eine, für mehrere, oder auch für sämmt—⸗ liche Serien coneurriren. Caution für Serie 1—3 je 16000 Fr., JJ 41 71660 Fr. ö je eine Serie des blauen Tuches 10 00 Fr., ö das braune Tuch 7200 Fr. Bedingungen zur Einsicht an Ort und Stelle. Die Vertretung des Bewerbers am Platze durch einen Privat⸗ agenten ist erforderlich.

II II III

Verkehrs⸗Anstalten.

Bremen, 9. August. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer Fulda“ ist am 6. August Mittags von New⸗Joxrk vin Gibraltar nach Genug abgegangen. Der Schnell⸗ dampfer Ems“, am 30. Juli von New-Jork abgegangen, ist am 7. August Nachm. in Southampton und am 8. August Morgens auf der Weser angekommen; derselbe überbringt 288 Passagiere und volle Ladung. Der Schnelldampfer Aller‘ hat am 7. August Nachm. die Reise von Southampton nach New⸗Vork fortgesetzt. Der Schnell⸗ dampfer Elben ist am 6. August Morgens von Rew-⸗ York via Southampton nach der Weser abgegangen. Der Postdampfer „Graf Bismarck‘ ist am 6. August von Bahia nach Europa in See ge— gangen. Der Postdampfer Straßburg“, vom La Plata kommend, n am 8. August Morgens Ouessant passirt. Der Postdampfer Karlsruher, von Baltimore kommend, hat am 7. August Abends Do per passirt. Der Reichs-Postdampfer ‚Hohenzolkern“ hat am 7. August Vormittags die Reise von Southampton nach Genua fortgesetzt. Der Reichs-Postdampfer Stettin“ ist am 7. August Vormittags mit der für Ost-Asien bestimmten Poft von Brindisi in Port Said angekommen. Der Reichs⸗Postdampfer „Bayern?“, hat am 7. August Vormittags nach Uebernahme der für Ost⸗Asien bestimmten Post die Reise von Port Said nach