1892 / 197 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 22 Aug 1892 18:00:01 GMT) scan diff

der ganzen Menschheit mit Achtung und Dankbarkeit begrüßt. Der Minister gab hierauf einen Ueberblick über die Ent- wickelung des Eisenbahnwesens in Rußland. Im Jahre 1836 sei mit dem Bau der ersten Bahnstrecke begonnen worden; egenwärtig besitze aber Rußland ein Eisenbahnnetz von 2000 km und stehe im Begriff, an das gewaltige Werk einer Eisenbahn durch Sibirien heranzutreten. Der Minister hieß die Mitglieder des Congresses nochmals herzlich willkommen und schloß mit dem Wunsche, daß die Arbeiten dieser Session den Arbeiten der internationalen Eisenbahncongresse ein neues Ruhmesblatt hinzufügen möchten. Nach dem Minister Witte sprachen der Präsident der internationalen Commission Belpaire, der Präsident des letzten Congresses . und der GeneralLieutenant Petroff. Bei der

ahl des Bureaus wurde letzterer zum Präsidenten des Congresses gewählt. Am nächsten Sonntag, 28. d. M., findet zu Ehren der Mitglieder des Congresses im Winter— palais ein Festmahl statt.

Italien.

Zum italienischen Schiedsrichter in der Berings—⸗ meer⸗Frage ist dem „W. T. B. zufolge der frühere Minister des Auswärtigen, Senator Visconti Venosta er— nannt worden. .

Der Papst empfing anläßlich seines Namenstages gestern die Glückwünsche der vaticanischen Würdenträger und hielt dann einen Cercle ab, wobei er über das ruhmreiche Wirken von Columbus im Interesse des Katholizismus sprach.

Eyanien.

Aus San Sebastian wird dem „W. T. B.“ über Madrid folgender Zwischenfall berichtet; Die Polizei von San Sebastian hatte den dort am Hofe der Königin weilenden Geschäftsträger der Vereinigten Staaten im Irr— thum über seine Person verhaftet. Der Präfect hat darauf die sofortige Freilassung des Verhafteten verfügt, denselben um Entschuldigung gebeten und die betreffenden Polizeibeamten von ihren Posten abgesetzt. Man hält den Zwischenfall damit für erledigt.

Luxemburg.

Luxemburg, 19. August. Der Großherzog und die Großherzogin werden, wie die „Lurb. Ztg.“ meldet, mit ihrem Gefolge morgen das Land wieder verlassen. Die Reise geht über Frankfurt am Main nach Schloß Hohenburg. Der Erbgroßherzog wird bis zum Anfang naͤchsten Monats auf Schloß Berg bleiben und dann direct von hier nach Gotenburg zur Elch⸗Jagd fahren.

Belgien.

Die Regierung des Unabhängigen Congostgats hat die Note des französischen Ministers des Aeußern Ribot nun— mehr beantwortet. Wie „W. T. B.“ aus Brüssel vernimmt, wird in der Antwortnote bemerkt, daß die Congo⸗Regierung noch keine Nachricht über die Ermordung Poumayrac's am Cotofluß erhalten habe. Wenn Poumayrac wirklich auf dem von Soldaten des Congostaats besetzten Gebiete ermordet wäre, so würde die Regierung bereits Mittheilung davon erhalten haben. Auch habe der Congostaat nicht eine einzige vervollkommnete Schußwaffe an Eingeborene geliefert. .

Am Sonnabend hat in Antwerpen unter großer Theil— nahme der Bevölkerung die Beerdigung des kürzlich ver— storbenen Bürgermeisters und früheren Vice-Präsidenten der Kammer de rn stattgefunden. Die gesammte Bürgerwehr, die Armee, Vereine, alle Behörden folgten dem Sarge.

Türkei.

Die „Ag. de Const.“ erfährt, daß der russische Ge— schäftsträger in Kon stantinopel sich am vergangenen Freitag an die Pforte um Aufklärung über die Reise des bulgarischen Minister-Präsidenten Stambulow nach Konstantinopel gewendet habe. Wie man russischerseits ver—⸗ sichere, wäre die erbetene Auftlärung vollständig befriedigend gewesen, und es sei der Reise Stambulow's jede politische Be— deutung abgesprochen worden.

Serbien.

Das Cabinet Paschitsch ist, wie „W. T. B.“ aus Belgrad von gestern meldet, zurückgetreten und Ava— kumowitsch mit der Bildung eines neuen Cabinets beauf— tragt worden. Die neue Ministerliste soll der Regentschaft bereits vorgelegt worden sein. Danach würde Ava⸗ kumowitsch das Präsidium und das Ministerium des Aeußern, Bogiczewitsch das Kriegs-Ministerium über— nehmen. Als Programm des neuen Cabinets wird angegeben: Unterhaltung guter Beziehungen zu allen Mächten behufs Sicherstellung der Neutralität Serbiens, stramme Administration in allen Zweigen der Verwaltung, Hebung der Volkswirthschaft durch Schaffung geeigneter Ein⸗ richtungen, Vermehrung der Communicationsmittel, Regelung des Steuersystems, um das Gleichgewicht im Staatshaushalt dauernd herzustellen und die Organisirung der Landesver— theidigung zu ermöglichen. Die Leitung der liberalen Partei übernimmt dem Vernehmen nach der Redacteur Tschurtschitsch. ;

Bulgarien.

Die ganze Garnison von Sofia ist laut Meldung des „W. T. B.“ nach Phil ippopel abgegangen, um bei der Er— öffnung der Ausstellung am 27. d. M. gegenwärtig zu sein. Der Kriegs-Minister begiebt sich morgen dorthin, wo sich auch alle Tivisions-Commandeure und Offiziere des General⸗— stabs einfinden werden. Die Einladung der hohen Würden— träger erfolgt auf Anordnung des Prinzen Ferdinand durch den Finanz⸗Minister.

Amerika.

Aus Buenos-Aires in Argentinien wird dem „W. T. B.“ unter dem 20. August berichtet: Bei der Berathung des Marine⸗Budgets in der Deputirtenkamm er weigerte sich der Marine⸗Minister, eine an ihn gerichtete Inter⸗ pellation zu beantworten; zugleich äußerte sich der Minister der Kammer gegenüber in einer Weise, die von der letzteren als beleidigend betrachtet wurde. Infolge dieses Zwischenfalls ist eine gewisse Spannung zwischen der Regierung und der Volksvertretung eingetreten. Wie der Londoner „Standard“ aus Buenos⸗-Aires von demselben Tage erfährt, wäre der Präsident Pellegrini infolge des Zwistes von seinem Posten zurückgetreten, und der Congreß habe Saëns Pena, welcher,

wie bereits gemeldet, zum Präsidenten gewählt ist, ersucht, die Präsidentschaft jetzt schon anzutreten. .

Dem „New⸗York Herald“ wird aus Valparaiso gemeldet, daß Baptista zum Präsiden ten der Republik Bolivia ewählt worden . Zugleich bestätigt die Meldung die Ver⸗ 6 des Belagerungszustandes über Bolivia.

Statiftik und Volkswirthschaft.

Deutschlands Roheisenproduction.

Nach den statistischen Ermittelungen des Vereins deutscher Eisen- und Stahlindustrieller belief sich die Roheisen- production des Deutschen Reichs (einschließlich Luxemburgs) im Monat Juli 1892 auf 393 893 t; darunter Puddelroheisen und Spiegeleisen 141427 t, Bessemerreheisen 24 972 t, Thomasroheisen 174173 t, Gießereiroheisen 53 321 t. Die Production im Juli 1891 betrug 381537 t, im Juni 1892 389 691 t. Vom 1. Januar bis 31. Juli 1897 wurden producirt 2790 020 t gegen 2505003 t im gleichen Zeitraum des Vorjahrs.

Knappschafts⸗Berufsgenossenschaft.

Dem Verwaltungsbericht der Knappschafts-⸗Berufs— genossenschaft für das Jahr 1891 entnehmen wir nachstehende Angaben: Die Zahl der Betriebe belief sich auf 2075; in diesen waren 421 137 versicherte Personen thätig. Die gezahlte anrechnungs⸗ fähige Lohnsumme betrug 389 030 866,15 M, sodaß im Durchschnitt auf 1 Arbeiter 923,75 „M entfallen. Für 4005 Verletzte wurden Ent⸗ schädigungen festgestellt. Gegen 11 506 erlassene berufungsfähige Be⸗ scheide wurden 18527 Berufungen beim Schiedsgericht eingelegt. Die Thätigkeit des Reichs ⸗Versicherungsamts wurde in 111 aus dem Vor— jahre übernommenen und in 421 neuen, zusammen in 532 Recurs— sachen in Anspruch genommen. Von den 421 neuen Recursen legten der Genossenschaftsvorstand 85, die Verletzten 336 ein. Entschieden wurden 106 Sachen und zwar 316 jzu Gunsten der Berufs— genossenschaft und 89 zu ihren Ungunsten. An Umlage waren 6 497 365,50 ½ einzuziehen. Der Reservesonds hatte mit Schluß des Jahres 1891 bereits die Höhe von 14 824 810,44 ( erreicht. Die gezahlten Unfallentschädigungen beliefen sich auf 3 0b 976, 8. Die Gesammtunfallkosten betragen für einen Arbeiter 15,42 (S, für 1000 ½ Lohnsumme 16,70 M Die Verwaltungskosten, einschließlich aller Kosten der Unfalluntersuchungen, der Feststellung der Entschädi⸗ gungen, sowie der Schiedsgerichts, und Unfallverhütungskosten betrugen im ganzen 406 601, 80 S oder 6,3 0/0 der Jahresumlage. Dieser Satz ist auf die einmalige Jahresausgabe, nicht auf den Kapitalbetrag der Rente berechnet, während die bestverwalteten Privatversicherungsgesellschaften einen Verwaltungsaufwand bis zu 30 5,0 des Kapitalbetrages der Rente er— fordern. Hieraus ergiebt sich, daß die immer wiederkehrenden Klagen über die Höhe der Verwaltungskosten der Berufsgenossenschaften, wenigstens soweit sie die r gr gerufen f , ., betreffen, vollständig unberechtigt sind. Die Zahl der Verletzten, für die Unfall⸗ anzeigen erstattet wurden, betrug 35 528, davon waren 4005 Fälle entschädigungepflichtig; tödtlich verletzt wurden 977 Personen.

Volkszählung in Schweden. .

(E) Nach dem soeben veröffentlichten Bericht des Statistischen Centralbureaus hatte Schweden am Schlusse des Jahres 1891 4 802751 Einwohner oder 17779 Einwohner mehr als am Schlusse des Jahres 1890. Von dieser Bevölkerung waren 2 325 978 männ— lichen und 2476 773 weiblichen Geschlechis. Auf dem platten Lande wohnten 3 890 086 Personen und in den Städten 912 665 Personen. Von den ifren Städten hatten Stockholm 250 528, Gothenburg 106518, Malmö 49 402, Norcköping 33 431. Gefle 24 337, Upsala 21 441, Helsingborg 20 897, Carlskrona 20 892 Einwohner.

Zur Arbeiterbewegung.

Die Organisationsfrage bildet in den socialdemo— kratischen Gewerkschaften fortgesetzt einen Gegenstand des Kampfes. Auf dem Congreß der deutschen Stucka—⸗ teure, der am 15. d. M. in Stuttgart eröffnet wurde und auf dem, wie der „Vorwärts“ mittheilt, 13 Städte durch 11 Abgesandte vertreten waren, entschieden sich 6 Stimmen für die lose Centralisation auf Grund des Vertrauensmänner— systems und ebenso viele für den festen Centralverband. Der Congreß wurde infolge der Stimmengleichheit geschlossen. Die Graveure und Tiseleure wollen, da der für den Monat September geplante zweite Congreß wegen der mißlichen Geschäftslage nicht zu stande gekommen ist, durch Ur— abstimmung die Organisgtionsfrage regeln. In einem zu diesem Zweck erlassenen Aufruf heißt es: Die ewige Streit— frage, ob Localisation oder Centralisation, müsse endlich be⸗ seitigt werden.

Die deutschen Gewerkvereine treten, wie schon früher die socialdemokratischen Gewerkschaften, in eine Agitation für die bevorstehenden Wahlen zum Gewerbegericht ein. Die Berliner „Volksztg.“ berichtet:

Einem Beschlusse des Centralraths der deutschen Gewerkver— eine nachkommend, hielten die Vertreter von 40 Berliner Orts vereinen am Donnerstag Abend eine gemeinschaftliche Sitzung ab, um die Arbeiten zur Vorberathung der Gewerbegerichtswahlen in die Wege zu leiten. Der Referent, Herr Pioch schilderte die Bedeutung der Gewerbegerichtswahlen namentlich für die deutschen Ge— werkvereine, weil diese seit ihrem Bestehen die Ge—⸗ werbegerichte und Einigungsämter aus Princip gefordert hätten. Das Wichtigste sei nun, daß die wahlberechtigten 25 Jahre alten Berliner Arbeiter dafür Sorge trügen, daß ihre Namen in die Wahllisten eingetragen würden. Der Gedanke der Wahlbetheiligung fand lebhafte Zustünmung. Folgende Resolution wurde einstimmig angenommen: Die Versammlung der Vertreter der Berliner Ortsvereine erklärt es für Pflicht der organisirten Gewerk— vereine, in die Wahlen zum Gewerkegericht einzutreten und dazu Candidaten in Bezirks- und QOrtsversammlungen aufzustellen.

Die Bemühungen der Socigldemokraten, die Handlungs— gehilfen für ihre „moderne Arbeiterbewegung“ zu gewinnen, bleibt überall erfolglos. In Dresden fand eine Versamm⸗ lung von Handelsgehilfen statt, über die wir einem Bericht der Dr. Nachr.“ Folgendes entnehmen:

Nach einem Referat des Herrn Kaufmanns Schmidtchen aus Potschappel wurde über die Wahl eines Delegirten zur Conferenz verhandelt. Hierbei forderte der Vorsitzende den Einberufer der Versammlung auf, klarzuftellen, wo und zu welchem Zweck die angebliche Conferenz stattfinden solle. Herr Schmidtchen erklärte, daß die Conferenz nächstens in Berlin zusammentreten werde. Die Majorität der Versammlung wollte garnichts von dieser (sjͤcialdemokratischen) Conferenz wissen und wollte überhaupt gar nicht darüber abstimmen. Ein Herr Böhme führte aus, die Gehilfen möchten nur, wenn sie Wünsche hätten, mit ihren Princivalen verhandeln, dann würden sie mehr er⸗ zielen, als wenn sie den Verlockungen derjenigen folgten, die alles umstürzen wollten. Nunmehr ergriff der Landtags⸗Abgeordnete Herr Cigarrenarbeiter Postelt das Wort, ohne daß es ihm gelang, die Versammlung umzustimmen. Ein Redner entgegnete ihm unter großem Beifall, die Handlungsgehilfen stunden treu zu Kaiser und Reich, freuten sich des geeinten Vaterlandes und warnten vor denjenigen, die alles Bestehende unterwühlten. Bei der Abstimmung über die Beschickungsfrage stimmten die Soeial⸗ demokraten alle dafür, indem sie die Hande erhoben. Der Vorsitzende und mit ihm die Majgrität der Versammlung protestirten jedoch da⸗ gegen und waren der Ansicht, daß überhaupt nur Kaufleute an der

Abstimmung theilnehmen dürften. Der Vorsitzende schloß alsdann die Versammlung wegen großen Lärms.

Aus Braunschweig wird der „Mgdb. Ztg.“ geschrieben:

Der soeialistische Agifator für die 4 ungsgehilfen Norddeutschlands, Herr Türk, hat nach dem verunglückten Versuch in Hannover (ogl. Nr. 196 d. Bl.) auch hier durch einen Vortrag Parteipropaganda zu machen ge⸗ sucht. Da Soeialdemokraten, die nicht dem Handelsgewerbe angehören, die Mehrheit der Versammlung bildeten, wurde eine Resolution im Sinne des Herrn Türk gefaßt. Uebrigens hatten auch Nichtsocialisten ihre Ansicht recht energisch vertreten, 6 daß es in der Versammlung nicht an erregten Auftritten fehlte. ;

In Dresden striken einer Mittheilung der Lpz. * zufolge die Erdarbeiter, die beim Brückenbau am Neustädter Elbufer be⸗ schaftzy sind. .

Aus Bu dapest meldet ein Telegramm des H. T. B., daß. der gestern dort abgehaltene Schneidereongreß von Delegirten, aller Städte Oesterreichs mit größter Ruhe die socialdem o⸗— kratischen Resolutionen angenommen habe.

Aus Basel berichtet H. T. B.: Der Parteitag der schweizerischen Socialdemokraten findet zufolge Beschlusses des Partei⸗Comitès am 5. und 6. November in Solothurn statt.

In Lausanne befinden sich einer Mittheilung des H. T. B.“ zufolge alle Küfer im Ausstande. ;

Aus Carmeaux wird dem. Wolff'schen Bureau“ vom gestrigen Tage berichtet: Der Ausstand der Kohlengrubenarbeiter dauert fort; am Sonnabend wurden vier Strikende wegen Haus⸗ friedensbruchs und strafbarer Bedrohung, begangen gegen den Gruben- director, zur Haft gebracht.

Aus Buffalo meldet ein New⸗Norker Telegramm des . H. T. B. * daß die Aufständischen am Sonnabend die arbeitenden Weichensteller vertrieben haben. Da die Polizei nicht wagte, die mit Revolvern, bewaff nete Menge anzugreifen, hat die Gesellschaft militärische Hilfe an= gerufen. L Ein Wolff sches Telegramm berichtet aus , vom gestrigen Tage: Heute früh ist ein Zug auf der Fahrt von New-Pork nach Buffalo entgleist. Verletzt wurde niemand. Man schreibt den Unfall den strikenden Weichenstellern zu.

Kunst und Wiffenschaft.

Der Senat der Universität Halle hat, wie die ‚Mgdb.

Itg.“ meldet, eine Commission, bestehend aus den Professoren Con—

istorial⸗Rath I. Köstlin, Geheimer Justiz-⸗Rath Dr. Fitting, Geheimer. Medizinal Rath Dr. Ackermann, Geheimer Regierungs Rath Dr.

Knoblauch und Geheimer Regierungs Rath Dr. Keil, mit der Vor⸗ bereitung der im Jahre 1854 aus Anlaß des 200jährigen Be— stehens der Universität Halle abzuhaltenden Jubiläumsfestlich⸗ keiten betraut.

Der internationale Congreß für prähistorische⸗

Archäologie und Anthropologie in Moskau ist am Sonn⸗ abend geschlossen worden. Der nächste Congreß soll in Konstantinopel oder Athen stattfinden.

Aus Mailand vom heutigen Tage wird der Tod des Bild⸗ hauers Barzaghi gemeldet, dessen Skulpturen in Turin zu den Sehenswürdigkeiten gehören.

Land⸗ und Forftwirthschaft.

Ueber die diesjährige Ernte in der Türkei erfahren.

wir noch Folgendes: (vgl. Nr. 166 des „Reichs⸗-Anzeigers“ vom 16. v. M.)

In den Vilayets Erzerum und im Sandjak Siwas hat die Sommersaat durch Trockenheit gelitten. Das bis 800 m über dem Meeresspiegel wachsende Wintergetreide ist fast überall eingeheimst, das Sommergetreide bis 400 m über dem Meere. Mais entwickelt sich allerwärts sehr gut; die Ernte

dieser Feldfrucht wird nicht vor Ende dieses Monats erwartet.

In dem Hinterlande von Smyrna hat die Gersteernte

in den Küstengegenden nicht überall den gehegten Erwartungen

entsprochen, da in einigen Districten infolge der feuchten Witterung die Halme sich zu sehr entwickelt hatten und die Körner leicht geblieben waren. Auf dem Hoch— plateau des Innern, wo die Ernte für Gerste und Weizen ft Anfang bezw. Ende vorigen

zu sein, dagegen wird darüber geklagt, daß die Dari— und Mais⸗-Pflanzungen unter den ausdörrenden Nordwinden gelitten haben.

Im ganzen genommen dürfte die diesjährige Ernte in der europäischen Türkei und Kleinasien sich noch günstiger gestaltet haben, als angenommen wurde.

Ernte in Bulgarien.

Nach der in der Amtszeitung in Sofia veröffentlichten Zusammenstellung über die diesjährigen Frühjahrssaaten sind mit Ausnahme des Mais die im Frühjahr 1892 mit den einzelnen Getreidearten bestellten Flächen durchweg erheblich größer als die im vorigen Frühjahre bestellten, nämlicht.

1892: 1891:

ha

205 871,7

41 589,5 Gerste 93 408,9 Sösetrere . Mais.. . 172 496,7 Zusammen 607 G67,5 5160 955,5

Die Zunahme beträgt bei Weizen N 331,3 ha, bei Roggen 15 2869 ha, bei Gerste 15 839,3 ha, bei Hafer 140995 ha. Die Abnahme bei Mais 36 471,9 ha.

Im ganzen zeigen die Frühjahrssaaten von 1892 gegen diejenigen von 1891 eine Zunahme von 96 084,2 ha. Der verminderte Anbau an Mais ist anscheinend auf den Umstand zurückzuführen, daß Liese Frucht in den beiden Vorjahren verhältnißmäßig ungünstige Erträge gebracht hat. Nicht aus⸗ geschlossen ist übrigens, daß die Differenz in Wirklichkeit ge— ringer ist, als hier angegeben, indem einzelne Präfecten ihre bezüglichen Berichte abgesandt haben dürften, bevor noch die Aussaat des Mais vollständig beendet war.

Bei Addirung der mit Herbst⸗ (fr. „R⸗A.“ Nr. 158 vom 7. Juli) und der mit Frühjahrssäaten bestellten Flächen er⸗ geben sich folgende Zahlen:

Differenz 1892

1892 gegen 1891 ha P ha ha 758 445, 619 407,55 4 139 039,2 148 081,8 138 448,zv 9633,90

Weizen Roggen 77 569,6 79 571,1 208 68,6

199 251.2 187 811,2 4 1144090 114762, 8 104 952,4 98104 172 496.7 208 g68,6 364719 Zusammen 1395 059,7 1259 588,5 4 133 4507 Der Voranschlag des diesjährigen Ernteergebnisses wird auf Grund des Dürchschnittsertrages, welchen die einzelnen Getreidearten während der letzten drei Jahre in den einzelnen. Bezirken per ha gebracht haben, folgendermaßen berechnet (für Herbst⸗ und Frühlingsaussaat zusammen):

erwünscht.

vorigen Monats begonnen hat, cheint das Ergebniß für diese Früchte ein zufriedenstellendes.

Weizen Roggen Gerste 1 2 . Zusammen 2 188 1235 * Das wirkliche Ergebniß wird, wie kaum zu bezweifeln ist, trotz der durch den Regen im Monat Juli verursachten

Schä den, den Voranschlag bei sämmtlichen Getreidearten über—

treff en.

In Dänemark hat die Roggenernte theilweise begonnen. Der Stand der Saaten ist durchschnittlich sehr gut. Im ersten Quartal 1892 betrug ! die Einfuhr: 7444370 8 945075 16902990

Roggen Weizen

. Die Ernte in Baden.

Die Ernteaussichten in Baden sind, wie der Bax. Corr. be— zichtet wird, ziemlich befriedigende, insbesondere für die Winterfrüchte, Roggen, Weizen und Spelz, in manchen Gegenden auch für die Sommerfrüchte. Das Erträgniß der Heuernte war quantitativ weniger, befriedigend, zeichnet sich aber durch große Nahr— haftigkeit aus. Die Oehmdernte wird durch die anhaltend trockene Witterung leider auch im Mengeerträgniß beeinträchtigt werden. Der Stand der Reben scheint in den oberen und mittleren Theilen des Landes ein leidlich befriedigender zu sein, während man in der Taubergegend abermals mit einem Fehl⸗ herbst zu rechnen haben wird. Von den Handelsgewächsen leiden Taback und Hopfen unter der anhaltend trockenen Witterung. Der Stand der Kartoffeln scheint im ganzen Lande vorzüglich zu sein und da ortsweise auch die Obst ernte recht schöne Erträgnisse abgeworfen hat bezw. abzuwerfen verspricht, so dürfte das Jahr 1892 im großen und ganzen zu den günstigeren der letzten zehn Jahre zu zählen sein.

Sagtenstand in Ungarn. .

Aus Budapest, 19. d. M. wird der, Wien. Itg. telegraphisch gemeldet: Nach den beim Ackerbau⸗Ministerium vom 7. bis 19. d. M. eingelangten Berichten wirkt die seit mehreren Tagen herrschende tropische Hitze und Trockenheit auf die Durchführung der landwirthschaftlichen Arbeiten sebr ungünstig. Die Srußcharbeiten sind im ganzen Lande im Zuge. In Ober⸗Ungarn, wo erst jetzt ge⸗ erntet wird, hexrscht die allgemeine Klage, daß das Getreide dort unter der Hitze zu leiden hatte. Für den Frühjahrsanbau wäre Regen sehr Mais ist stark zurückgeblieben und kann infolge der Trockenheit keine Kolben ansetzen. Trotzdem sind die Aussichten auf den Ertrag des Mais noch zienilich günstige, keineswegs aber zufrieden⸗ stellende. Dasselbe gilt von den Erdäpfeln. Hülsenfrüchte und Gartengewächse sind zumeist schwach, nur ausnahmsweise gut. Rüben wurden am rechten Ufer der Donau sehr von Insecten an— gegriffen. Das Brechen des Tabacks ist im Zuge. Das Resultat sst, theils sehr gut, theils mittel und schwach mittel. Hanf und 5 haben eine ziemlich gute Fechsung geliefert. Weinstöock und . sporadisch gut. Die Pflaumenernte verspricht ein gutes

esultat.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln. Türkei. . Die Herkünfte von der russischen Küste zwischen Kertsch und Ordu leinschließlich dieser beiden Städte) haben die Quarantäne in Sinope abzuhalten. Die Herkünfte des Schwarzen Meeres von Kertsch (nicht

einbegriffen) bis zur rumänischen Grenze haben sich nach Cavah,

Schiffe, an deren Bord Cholerafälle vorgekommen sind, nach Sinope zu begeben. Das Reglement für die den Bosporus paffirenden Dampfschiffe bleibt in Kraft.

Die für die Provenienzen aus den sprischen Häfen angeordnete zehntägige Quarantäne (. R. A.“ Nr. 166 vom 16. Juli d. J.) ist vom 9. August ab auf fünf Tage ermäßigt worden.

. Griechenland.

Die Königlich griechische Regierung hat eine, im Lazareth von Delos abzuhaltende elftägige Quarantäne bom 27. Juli d. J. ab für alle Dampf- und Segelschiffe eingerichtet, welche aus den zwischen Batum und Ordu (beide mit einbegriffen) gelegenen Häfen kommen. Dieselbe Quarantäne trifft die Provenienzen aus Trapezunt und Tireboli am Schwarzen Meer.

Die für die Herkünfte von der sprischen Küste verhängte elftägige

Duarantäne (Vergl. . R. A.“ Nr. 168 vom 19. Juli d. F) ist äauf—

gehoben worden. Dieselbe wird jedoch bezüglich der Dampf- und Segelschiffe welche die Häfen zwischen Beirut und Jaffa seit dem 3. Juli d. J. verlassen haben, aufrecht erhalten.

. w Schwe den.

Laut einer Bekanntmachung des Königlichen Commerz--Collegiums, betreffend Beobachtungs⸗ und Quarantäne⸗Plätze an den schwedischen Küsten, vom 9. August 1892, sollen zur Verhütung der Ein— schleppung der Cholera an folgenden Stellen Beobachtungsplätze ein⸗ gerichtet werden: auf der Insel Inlängan bei Carläkrona, bei Enhelmen vor Slite, Provinz otland, bei Innis⸗ kären vor Sundsvall, bei Bredvik vor Umeä, an dem Sunde zwischen Harön und Hasselön bei Sandhamn an der Einfahrt nach Stockholm und bei der Insel Fejan in der Gegend von Tjecköß vor Furusund an der nördlichen Einfahrt nach Stockholm; ferner soll der Beobachtungs⸗ platz bei der Insel Fejan auch als Quarantäneplatz eingerichtet werden. Gleichzeitig ist angeordnet, daß Känsö vor Gothenburg auch als Beobachtungs. und Quarantäneplatz für Cholera benutzt werden soll, sowie daß von den genannten Beobachtungs- und Quaraͤntäneanstalten diejenige bei Känss sofort und die übrigen nach dem Eintreffen eines Cholerafalles in einem Ostseehafen oder in der Nähe eines folchen in Wirksamkeit treten sollen.

. Egypten.

Der internationale Quarantänerath zu Alexandrien hat am 1I. Juli d. J. beschlossen, die Ankünfte aus Madras (vergl. ‚Reichs⸗ Anz. Nr. 142 vom 18. Juni d. J.) fortan zum freien Verkehr zuzulassen. .

Hamburg, 20. August. Der Hamburgische Correspondent“ dementirt die auswärts verbreiteten Gerüchte, hier Cholera⸗ fälle vorgekommen seien. Gestern seien zwar mehrere Personen in der Hafengegend, am Billhörner Deich und in Barmbeck unter i, artigen Erscheinungen gestorben. Die amtliche Section der Leichen habe ö ergeben, daß es sich in allen diesen Fällen nicht um die , holera, sondern um die jedes Jahr während der heißen Jahreszeit hier vorkommende Cholerine oder Cholera nostras handle.

Paris, 21. August. Der in der gestrigen Sitzung des Gesundheitsraths erstattete Bericht über den gegenwartigen Gesundheitszustand von Paris besagt dem W. T. B.“ zufolge, daß die Cholera-Erkran kungen in der Stadt und in deren Weichbilde sortdauernd abnehmen; der Gesundheitszustand sei so zufrieden stellend wie möglich. . St. Peter sburg, 20. August. Nach amtlicher Mittheilung ist die Cholerg jetzt auch im Gouvernement Twer aufgetreten;

es werden 6 Erkrankungen gemeldet, von denen 2 tödlich verliefen.

Stockholm, 21. August. Dem W. T. B. wird berichtet:

Nach hier aus Helsingfors vorliegenden Nachrichten sind einige wei—⸗

tere Cholera fälle, welche theilweise tödtlich verliefen, in Rex⸗

holm, Serdobol und einem Srte an der finn isch-ruffischen tenze vorgekommen.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Rühr und in Oherschlesie n. . An der Ruhr sind am 20. d. M. gestellt 10 356, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. . ; In Oberschlesien sind am 19. d. M. gestellt 4177, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

Zwangs⸗Versteigerungen. - Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin stand am 20. August das Grundstück Weberstraße 409. und Ecke Elisabeth⸗ straße, dem Restaurateur C. H. Bergemann gehörig, zur Versteigerung. Nutzungswerth 17 000 6, Mindestgebot 700 M; für das sst⸗ gebot von 272 900 4 wurde der Fabrikant Franz Wigan, Akazien⸗Allee 20, Ersteher.

Berlin, 20. August. (Wochenbericht über Stärke, Stärke fgabrikate und Hülsenfrüchte von Max Sabers ky). 14. Kartoffelmehl 333 34 0, la. Kartoffelstärke 333 345 Hz, IIa. Kartoffelstärke und Mehl 3032 6, feuchte Kartoffel⸗ stärke loco und Parität Berlin S, Fabriken bei Frankfurt 2. O.. ahlen frei Fabrik 0, gelber Syrup 38—· 39 w, Capillair ⸗·Syruy 39 =- 40 0, Capillair-Export 40-41 t,, KLartoffelzucker gelber 38-39) (6, do. Capillair 40-41 ., Rum⸗Couleur 0-51 6, Bier⸗Couleur 49-51 Sp., Dertrin, gelb und weiß, Ia. 49-42 14, do. secunda 3738 , Weizenstärke (kleinst 35— 37 , Weizenstärke (großst.) 44 - 45 , Hallesche und Schlesische 44 45 606. Reisstärke (Strahlen) 46 bis 17 0, do. (Stücken) 43— 44 6, Mais⸗Stärke 32 33 60, Schabe⸗ stärke 30 32 6, Victoria⸗Erbsen 20 24 60, Kocherbsen 26 3 (, rüne Erbsen 20– 24 16, Futtererbsen 15 —16 6, Leinsaat 22 = 24 6, Linsen, große 30—· 44 M6, do. mittel 22 32 6, do. kleine 18— 22 66, Gelber Senf 24— 36 60, Kümmel 40 44 M0 Buchweizen 174— 181 1, Mais lee. = 133 60, Pferdebohnen 16 bis 18 6, inländische weiße Bohntnu 1 19 416, weiße Flachbohnen 20 - 22 606, ungarische Bohnen 15— 16 , galizische und russische Bohnen 13— 15 46, Wicken. 15 16 0, Hanfkörner 2 22 4, Leinkuchen 16 —174 6, Weizenschale 19-153 6, Roggenkleie 1601 bis 11 6, Rapskuchen 13— 14 6, Mohn, blauer 58 64 60, do. weißer 64 70 , Hirse, weiße 21— 24 6 Alles per 160 Eg ab Bahn bei Partien von mindestens 10 000 Eg.

Wie die „Köln. Ztg.“ meldet, wurde in der Hauptversamm—

lung des rheinisch-westfälischen Roheisenverbands am Sonnabend der Preis von Puddel⸗-Roheisen Nr. 3 (Euremburger Be— schaffenheit) und Thomas⸗Roheisen um je 1 (6 ebenso von Gießerei⸗ Roheisen Nr. 3 um 1 46 (letzteres also von 57 auf 58 06) erhöht. Gleichzeitig wurde die Verkaufsstelle für Qualitäts-Puddel-Roheifen angewiesen, die Preise um J bis 2.60 heraufzusetzen. Endlich be—⸗ schäftigte sich die Versammlung mit dem Satzungsentwurf für die neu zu bildende Verkaufsstelle für Gießereir, Haͤematit- und Bessemer— Roheisen. . . In der vorgestrigen Generalversammlung der Eidgenössi— schen Bank, in welcher, wie W. T. B.“ aus Bern meldet, insgesammt 40 986 Aetien vertreten waren, wurde die Rechnung und Bilanz pro 1891 genehmigt und der Antrag auf Verantwortlichkeitserklärung der früheren Verwaltung mit 30 618 gegen 7911 Stimmen angenommen. Bei der Be⸗ rathung der neuen Statuten wurde, dig Verlegung Des Sitzes der Gesellschaft nach Zürich mit 196 Stimmen Mehrheit sowie die Abänderung der Firma in Eidgensssische Bank, Actiengesellschaft“ beschlossen. Die neuen Statuten wurden mit 21 49 gegen 17424 Stimmen angenommen. Oberst Grenus (Bern) demissionirte infolge der Beschlüsse als Präsident und Mit— glied des Verwaltungsraths. Die Vorschläge der ostschweizerischen Gruppe, betreffend die für den Verwaltungsrath vorzunehmenden Ersatzwahlen, wurden angenommen. .

Leipzig, 20. Ju ft (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. ver August 3.775 0, per September 3, 85 6, per Oktober 3,80 66, per November 3, 80 66, per Dezember 3, 85 , per Januar 3,85 „, per Februar 3, 87 6. per Marz 3,87 „6, per April 3, 876 M, per Mai 3, g0 , per Juni 3,923 „S, per Juli 3, 223 M0 Umsat 140 000 kg.

London, 29. August. (W. T. B.) An der Küste 2 Weizen ladungen angeboten. .

22. August. (W. T. B.) Die Getreidezufuhren be— trugen in der Woche vom 13. bis 19. August: Engl. Weizen 5433, fremder 69 785, engl. Gerste 559, fremde 20 452, engl. Malzgerste 13 960, fremde engl. Hafer 711, fremder 106 258 Qrts., engl. Mehl 15 206, fremdes 3 882 Sack und 200 Faß.

Zürich, 20. August. (W. T. B.) Die Einnahmen der Schweizer Nordostbahn betrugen im Juli 2002512 Fr., im Vorjahre 1 912 676 Fr. Die Ausgaben betrugen im Juli 839 535 Fr. im Vorjahr 763 696 Fr., mithin Ueberschuß 1 162 877 Fr., im Vor— jahr 1 148 980 Fr.

New York, 20. August. (W. T. B.) Die Börse war anfangs stetig, im Verlaufe lustlos und matt. Schluß allgemein matt. Der Umsatz der Actien betrug 81 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 2020 000 Unzen geschätzt. Die Silbervper käufe betrugen 120 000 Unzen.

Weizen anfangs schwach, später weichend auf ausländische De— peschen; Schluß matt, aber stetig. Mais behauptet, später be— festigt auf kleine Lager. Schluß stetig.

Der Werth der in der vergangenen Woche eingeführten Waaxren betrug 11 765 877 Dollars gegen 13 3896 875 Dollars in der Vorwoche, davon für Stoffe 2 875565 Dollars gegen 2916331 Dollars in der Vorwoche.

Chüieags, 20. August. (W. T. B) Weizen anfangs ruhig, später abgeschwächt auf große Zufuhren. Schluß stetig. Mais anfangs und im Verlauf ruhig. Schluß stetig.

Verkehrs⸗Anstalten.

Die mittels des Reichs-Postdampfers ‚„Hohenstaufen“ beförderte Post aus Australien (Abgang aus Sydney am 16. Juli) ist in Brindisi eingetroffen und gelangt für Berlin vor— aussichtlich am 23. Vormittags zur Ausgabe.

Bremen, 20. August. (W. T. B. Norddeutscher Lloyd. Der Postdampfer Hannoper“, vom La Plata kommend, ist am 19. August Vormittags in Vigo angekommen. Der Postdampfer Karlsruher, nach Baltimore bestimmt, hat am 19. August NVach—⸗ mittags Dover passirt. Der Postdampfer Amerika, nach New— Vork bestimmt, hat am 19. August Mittags Lizard passirt. Der Reichs ⸗Postdampfer Bayern‘, nach Ost-Asien bestimmt, ist am 19. August Vormittags in Colombo angekommen. Der Post⸗ dampfer München“, am 4. August von Bremen abgegangen, ist am 18. August Nachmitttags in Baltimore angekommen.

21. August. (W. T. B.) Der Postdampfer Hannover“ hat am 19. August Abends die Reise von Vigo nach Antwerpen fort⸗ esetzt. Der . Condor“ und der Postdampfer Graf Bismarck“ haben, von Brasilien kommend, am 20. August Vorm. Las Palm as passirt. Der Postdampfer Baltimore“ hat am 19. August Abends die Reise von Corunna nach Lissabon fort⸗ esetzt. Der Postdampfer Karlsruhe“, nach Baltimore be⸗ timmt, hat am 29. August Vorm. Lizard passirt. Der Reichs— Postdampfer Neckar“ hat am 20. August Nachm. die Reise von Antwerpen nach Southampton fortgesetzt. Der Reichs⸗Postdampfer „Oldenburg ist am 20. August Vorm. vn Shanghai ab⸗ een rr, Der Reichs ⸗Postdampfer Hohenzollern“, nach Austra—⸗ ien bestimmt, ist am 20. August Nachm. in Port Said an⸗ gekommen. .

am burg, 20. August. (W. T. B. Hamburg ⸗Ameri⸗ kanische Packetfahrt⸗Actiengesellschaft. Der Postdampfer Pickhuben“ ist, von Hamburg kommend, heute Vormittag in Postdampfer India“ hat, von New-⸗JYJork kommend, heute Morgen

Lizard passirt. Der Schnelldamẽpfer Fürst Bismarck ist, von Hamburg kommend, heute Morgen in New⸗ 2 rk eingetroffen. Der ee n Polynesia' ist, von New Jork kommend, heute ittag auf der Elbe eingetroffen. ö New⸗Vork eingetroffen. Der Postdampfer Dania!“ ist, von Hamburg kommend, gestern Abend in New-Pork eingetroffen. Der London, 2. August. (W. T. B) Der Uni on⸗Dampfer Trojan“ ist am Sonnabend auf der Autreise von Southampton abgegangen.

Theater und Mufik.

In der morgigen Vorstellung der „Zauberflöte! im König-⸗ lichen Opernhause sind die Damen Leisinger, Herzog, Dietrich, Rothauser, Kopka, Lammert, Westz, Hiedler, die verren Rothmühl, Krolop, Mödlinger und Lieban beschäftigt. Am Mittwoch geht Carmen? mit den Damen Rothauser, Herzog, Dietrich., Weitz und Herrn Philipp in Scene. Am Donnerstag gelangt ‚Tannhaͤuser= mit den Damen Sucher und Leisinger, den Herren Gun Hus, Bulß und Stammer zur Darstellung. *

Das Deutsche Theater eröffnet seine diesjährige Spielzeit am Donnerstag, 1. September, mit Kleist's vaterländifchem Schau⸗ spiel Prinz Friedrich von Homburg“, welches mit Jofef Kainz in der Titelrolle neu einstudirt in Scene geht. Sodann findet im Sep= tember an acht Abenden eine Wiederhol des Goethe ⸗Cyklus“ unter den früheren Abonnementsbedingungen statt, derart, daß auf jede Woche zwei bis drei Vorstellungen entfallen. In der Besetzung der Hauptrollen ist eine Aenderung dahin eingetreten, daß nunmehr Josef Kainz außer dem Fernando in „Stella“ auch die Rollen des Franz in Götz von Berlichingen“, den Beaumarchais in „Clavigo' und den Orest in „Iphigenie auf Tauris“ spielen wird. Der Vorverkauf der Abonnementskarten zu dem „Goethe⸗Cyklus“ beginnt schön am Freitag, 26. d. M., an der Kasse des Theaters, welche von 10 bis 14 -Uhr geöffnet ist.

Im Wallner-Theater, dẽssen Eröffnung nach Mittheilungen der neuen Direction Lesser am 15. September stattfinden wird, sind erhebliche bauliche Veränderungen vorgenommen worden. Mit Rück—= sicht auf die größere Bequemlichkeit des Publikums wurden mehrere neus Ausgänge geschaffen und eine andere Eintheilung der Sitze ge⸗ troffen. Zur Aufführung sind ein dreigctiges Lustspiel von Arthur Zapp sowie das vaterländische Schauspiel „Joachim von Branden burg von Max Meßner angenommen.

Im Kroll'schen Theater wird am Mittwoch, vielfachen an die Direction gelangten Wünschen zu entsprechen, Signorina Prevosti als Resine im Barbier von Sevilla“ auftreten. Morgen, Dienstag, geht Verdi's Maskenball‘ wieder mit Herrn Edmondi als Renato in Scene.

Im Belle-Alliance⸗ Theater begeht morgen die Posse „Dag kleine Krokodil“ das Jubiläum der 25. Aufführung.

Das Ronacher-Theater Unter den Linden geht auch in der inneren Ausstattung seiner Vollendung entgegen. Mit seiner luxruriösen Pracht soll das Theater, wie die Direction verspricht, auch den verwöhntesten Geschmack und die weitestgehenden Ansprüche vollauf befriedigen. Für das Interesse, das man dem neuen Unternehmen entgegenbringt, sprechen die zahlreichen Anmeldungen für Billets zu den ersten Vorstellungen. /

Mannigfaltiges.

Seine Majestät der Kaiser hat, der ‚Wes.-Ztg. zufolge, dem Fregatten⸗Capitän Manoel Marquis Mancebo eine goldene Uhr mit der Inschrift: Für der brennenden Bremischen Bark „Schmidt“ in Janeiro geleistete erfolgreiche Hilfe“ gesandt.

Ueber die hohe Tenperatur der letzten Tage liegen von außerhalb noch mehrfache Mittheilungen vor, nach denen der 19. d. M. für Norddeutschland der heißeste Tag gewesen zu sein scheint. In Kiel stand am genannten Tage das Thermometer in der Sonne auf 56 Grad Celsius, im Schatten auf 325 Grad Celsius. In Posen erreichte das Maximal⸗Thermometer im Schatten 37,6 Grad Celsius, in Breslau 37 Grad Celsius. Der 20. Juli war am letztgenannten Orte fast ebenso warm, das Thermometer zeigte 35,2 Grad Celsius. In Prag kamen am 20. Juli sechs Fälle von Hitzschlag vor, von denen einer tödtlich verlief, in Wien wurden zwei Personen betroffen, von denen eine Esterben ist. Auch in Tirol herrschte am 19. eine abnorme Hitze. In Bozen waren 34 Grad Celsius im Schatten, ebensoviel in Ha kl, und in Innsbruck stieg die Temperatur auf 35 Grad Celsius. Turin wies am 19. 36 Grad Celsius. Brescig 36,5 Grad Celsius auf. In Mailand wurden dem Wiener „Frdbl.' zufolge fünfzehn Sol⸗ daten vom 33. und fünf Soldaten vom 34. Infanterie⸗Regiment nach einem Marsch von Treviglio nach Mailand vom Hitzschlag betroffen, diei davon lebensgefährlich. In London wie in ganz Großbritannien hat die Hitze nach einem am 18. aufgetretenen heftigen Sturm mit Gewittern eiwas abgenommen.

Nach, einem Bericht der städtischen Schuldeputation bestanden Ende März 1892 in Berlin 277 öffentliche Schulen mit 4019 Klassen, und zwar 2192 Knaben⸗, 1748 Mädchenklassen und

789 Knaben, und Mädchenklassen gemischt. Die Zahl der Schüler be⸗

364 1I0 420, die der Schülerinnen 985 331, zusammen also 205 751 Schüler und Schülerinnen. Darunter befanden sich Schüler ꝛc., die über 14 Jahre alt waren, 13 213 oder 6,42 9, im Alter von 6 bis 14 Jahren 192538. Der Bestand der jüdischen und Privat—⸗ schulen betrug zur angegebenen Zeit 83 mit 657 RKlassen und 18821 Schülern resp. Schülerinnen, darunter über 14 Jahre alte 3194 oder 16,97 0 und im Alter von 6 bis 14 Jahren 15 627. Die öffentlichen und Privatschulen betrugen somit Ende März 1892 überhaupt 360 mit 4676 Klassen und 224 572 Schülern und Schülerinnen, gegen 1890 mehr: 8 Schulanstalten mit 111 Klaßsen und 3356 Schülern resp. Schülerinnen. Die öffentlichen Schulen bestanden aus 17 Gymnasien, darunter 6 Königliche Anstalten, 8 Realgymnasien darunter 1 Königliche Anstalt. 2 städtischen Ober⸗Real⸗ schulen, 8 städtischen Bürgerschulen, 7 höheren Mädchenschulen, darunter 2 Königliche Anstalten, 1 Königlichen Präparanden-Anstalt, 234 öffent⸗ lichen Mittel- und Elementarschulen inel. der Vorschulen der Gym⸗ nasien, darunter eine Königliche Seminarschule (Mittelschule) und eine Königliche Theaterschule (Elementarschule). Die Schülerzahl der Königlichen Gymnasien hat infolge des Zutritts des Königlichen Westgymnasiums eine Zunahme erfahren, während bei den städtischen Gymnasien eine Abnahme der Schülerzahl con— statirt wird.

Der Bau der Paulsbrücke, welche dazu bestimmt ist, die Paulstraße in Moabit in directe Verbindung mit dem Thiergarten zu bringen, schreitet, wie die Nat.⸗-Ztg. mittheilt, rüstig seiner Voll⸗ endung entgegen. Gegenwärtig ist man damit beschäftigt, die Brücken⸗ geländer fertig zu stellen und den Fahrweg zu . Das Geländer zeigt eine einfache Form und ist aus weißgelblichem Sand—⸗ stein hergestellt. Es wird für wahrscheinlich gehalten, daß die Brücke bereits zum Oktober dem öffentlichen Verkehr übergeben werden wird.

Ein Unternehmen, welches auch in weiteren e. Beachtung

und Unterstützung verdient, beschäftigt zur Zeit die tenographische Welt. Es gilt die Häufigkeit der Wörter unserer Sprache festzustellen. Man wird sich wundern, daß eine solche Arbeit nicht schon längst abgeschlossen vorliegt, denn es wird selbst jedem Nicht⸗ stenograpyhen ohne weiteres einleuchten, daß eine genaue Kenntniß von der Häufigkeit des Vorkommens der einzelnen Wörter in unserer Sprache mit die Grundlage eines jeden Kurzschriftsystems sein müßte. In der That sind aber alle derartigen Arbeiten zu einer allgemeinen Häufigkeits⸗ feststellung, da sie immer nur von einzelnen Perfonen ausgeführt wur— den, bisher nur von ganz beschränktem Umfange gewesen, und es liegt die Vermuthung nahe, daß eine größere Ausdehnung der Unter— suchungen verschiedentlich ganz neue Ergebnisse zu Tage för— dern würde. Darum sollen jene Feststellungen jetzt in denkbar