geschrieben wird, ein größerer Seeschlepper, an dessen Bord sich ein norwegischer Capitãn, dessen Braut und ein Geistlicher aus Nor⸗ wegen befanden; der letztere sollte das Paar draußen auf offener See trauen. Da die Trauung auf deutschem Boden nicht statt⸗ finden konnte, so fuhr man über die deutsche Grenze hinaus und außerhalb des ersten Elbfeuerschiffes fand die feierliche Handlung statt. Nach einem kurzen Aufenthalt auf dem freien Meere wandte sich der Dampfer wieder der Elbe zu, und gegen Abend kehrten als kirchlich getraute Eheleute das Paar und mit ihm der Geistliche und die Freunde, die der Feier beigewohnt hatten, in den Hafen zurück, um hier das Hochzeitsmahl einzunehmen.
Hameln. Der „‚Wes.⸗Itg.“ wird aus Hameln u. d. 21. August zeschrieben: So lange genaue Aufzeichnungen über den Wasser⸗ tand der Weser vorliegen, ist derselbe noch nie so niedrig ewesen, wie augenblicklich. Es haben daher auch die Fahrten von zier nach Münden oder Karlshafen mit dem Personendampfer „Fürst Bismarck“ ganz eingestellt werden müssen.
München. Ein gräßlicher Unglücksfall wird den, M. N. N.“ aus Wartberg im Murzthal berichtet: Bei der Reinigung und Aus— besserung der Feuerungskanäle im Werk der Firma V. wurde aus Versehen der Arbeiter Pacher eingemauert und erst nach zwei Tagen sein Fehlen bemerkt. Sunk, wurde das Feuer gelöscht, die Kanäle wurden aufgebrochen und die verkohlte Teiche Pacher's efunden. Ausgebrochene Ziegel beweisen, daß Pacher vergebliche An— trengungen machte, ins Freie zu gelangen. Die gerichtliche Unter— suchung ist eingeleitet.
Regens burg, 22. August. Die Hirschstetter 'sche Br ist heute früh mit acht daran grenzenden Häusern durch eine F brun st in Asche gelegt worden.
Lübeck, 20. August. Die Ortschaft Siebenbäumen in Lauenburg ist, der Wes-Ztg. zufolge, von einem großen Brande heimgesucht worden. Drei Menschen fanden den Tod in den Flammen.
Wieliezka. Zu Gunsten des hiesigen Turnvereins werden am 4. September 1892, d. i. Sonntag, Be sichtigungen des welt⸗ berühmten Salzbergwerks bei glänzender Beleuchtung, brillantem Feuerwerk und Höllenfahrt“ veranstaltet. Da die Anzahl der Personen beschränkt ist und an diesem Tage nur je 400 Personen in zwei Partien zu 200 das Salzbergwerk besuchen dürfen, so5 wird darauf aufmerksam gemacht, daß die hiezu nöthigen Eintritts— karten ausschließlich nur beim S. A. Krzyzanowski. (Buch handlung, Ring A— B), im Café des Peter Porzvcki, Ring Nr. 17 1. Stock in Krakau und bei der Kassa in Wieliczka zu be—⸗ kommen sind. Preis einer Eintrittskarte in das Salzbergwerk für eine Person 2 Fl. 50 Kr. bei Einfahrt zu Fuß, 2 Fl. 86 Kr. hin— gegen bei Ein⸗ Und Ausfahrt am Seil. Der Eingang in das Berg— werk findet um 11 Uhr Nachmittags statt. Von Krakau verkehrt an diesem Tage ein Personenzug nach Wieliczka, welcher um 1 Uhr von Krakau abgeht und von Wieliczka um 6 Uhr 35 Minuten Abends nach Krakau zurückfährt.
Aus den Alpen. Am Achensee erbaut, wie man dem „Hann. Cour.“ meldet, das Stift Fiecht ein neues großes Hotel, das noch in diesem Jahre unter Dach kommen soll und bereits im nächsten Jahre Fremde beherbergen wird. Bekanntlich ist der See Eigenthum des genannten reichen Stifts, das auch den Dampfschiffahrtsverkehr dort ins Leben gerufen hat und unterhalt. Die neue Oeffnung des Aetna
Catania, 22. August. ) ie Menge großer und kleiner Steine
wirft außer Rauch jetzt auch empor.
Catania, 22. August. Eine bewaffnete Räuberbande nahm, wie W. T. B.“ berichtet, gestern den Baron Spitaleri und dessen Sohn sowie die Gräfin Cianciolo gefangen und ließ sie erst iach Erlegung eines Lösegeldes von 160 000 Fr. am Abend wieder frei.
Interlaken, 19. August. Zu der Feuersbrunst in Grindel⸗ wald wird den Meckl. Nachr.“ gemeldet, daß Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin Marie von Mecklenburg⸗ Sch werin, gerade bei Ausbruch des Feuers aus Interlaken mit Gefolge dort ankam, aber sogleich wieder nach Interlaken zurückkehren mußte. Einem Privatbrief, welcher den unmittelbaren Eindruck der Feuersbrunst auf die bon Interlaken kommenden Fremden schildert, entnimmt dasselbe Blatt Folgendes: Gestern haben wir etwas Schreckliches erlebt, was man hoffentlich nur ein Mal im Leben sieht! Ganz Grindelwald stand in Flammen, als wir dort ankamen, und brannte vor unseren Augen nieder! Wir hatten beabsichtigt, am 17. August einzutreffen und im Hotel Bär zu wohnen. Der Wirth telegraphirte uns ab, da das Quartier erst am 18. frei würde. Diese Zufälligkeit wurde uns zu einer wunderbaren Fügung, für die wir nicht dankbar genug sein können, da wir sonst vielleicht nur das Leben gerettet, alle unsere Effecten aber eingebüßt hätten. Kurz vor Grindelwald sehen wir ein Haus brennen; ein Herr rief: Das ist Hotel Bär“; gleich darauf gewahrte man schon mehrere brennende Gebäude; als wir näher kamen, sahen wir die Flammen aus vielen Häusern schlagen, und als man an der Station hielt, brannte schon alles rings herum. Es war eine Gluthhitze, starker Sturm führte die Funken und brennende Gegenstände weithin. ;
Wir stiegen aus, Rauch und Qualm schlug uns ent— gegen, das Stationsgebäude brannte schon zu telegraphiren war nicht mehr möglich. Unser Zug sollte sogleich mit uns umkehren, mußte aber nach einigen Schritten halten, um auf der eingeleisigen Bahn einen anderen Zug abzuwarten und auch um Abgebrannte auf— zunehmen. Wir standen nun mitten im Feuer, rechts und links, oben und unten brannten die Häuser, ganz nahe am Zug. Es war ein herzzerreißender Anblick; in Todesangst retteten die Einwohner ihre Kinder, schon brennende Betten, sonstiges Hausgeräth; die unglück= lichen Thiere brüllen zu hören, war gräßlich. Im Zuge herrschte große Aufregung, und wenn er Feuer gefangen hätte, so befürchteten wir eine Panik. Glücklicher Weise wurden wir davor bewahrt, obwohl Funken und brennende Stückchen in die Coupés fielen, die man austreten mußte. Die Hutfeder einer Dame brannte schon, ein kleines Mädchen kam mit versengtem Aermel, und eine Engländerin, welche ras einige Sachen zusammen⸗ gepackt hatte, sogar mit brennendem Koffer. Ein altes Ehepaar stieg zitternd und weinend bei uns ein und hatte nichts gerettet als die Kleider auf dem Leibe; eine
Dame wußte ihre Kinder auf dem Gletscher, vermißte aber ihren Mann. Endlich — obwohl der ganze Aufenthalt kaum 10 Minuten dauerte — setzten wir uns wieder in Bewegung, ein Mann mit einer Fahne voraus, der Zugführer blies die ganze Zeit. Ueberall sah man Feuerwehren herankommen, leider zu spät. — Von der Brandstätte macht ein Mitarbeiter des „Luzerner Tageblatts“, der am Tage nach dem Brande Grindelwald besucht hat, folgende Mittheilungen. Als der Berichterstatter mit der Berner Qberlandbahn dem Thalkessel von Grindelwald entgegenfuhr, ging der Föhn immer noch sehr stark. Es zeigte sich die erste Brandstelle: ein geschwärzter Fleck im Grase, von verkohlten Bäumen umstanden. Bald mehrten sich die Brandstätten; bis hoch hinauf an die Berghalde der großen Scheideck sah man spärliche Mauerreste und rauch— geschwärzte Bäume. Auf der rechten Seite der Bahn waren die Häuser, kleine steinbelastete Bernerhäuschen, verschont geblieben. Da und dort stand noch eine Wasserkufe auf dem Dach, deren Inhalt dazu gedient hatte, das gefräßige Element abzuwehren. Je mehr der Zug sich seinem Endziel näherte, desto häufiger wurden die Brand⸗ ruinen. Beim Verlassen des Zuges gewinnt man mit einem Schlage einen umfassenden Ueberblick. Zunächst fallen die Ruinen des großen Hotelcomplexes ‚zum Bären“ in die Augen. Zwar bestehen sie bloß aus einigen spärlichen Mauerresten; allein ihre Stellung ist eine das ganze Dorf beherrschende; es scheint wie eine ganze verbrannte Stadt. An der Böschung der Anhöhe, auf welcher das Hotel sich erhob, steht noch, in Teppichgärtnerei ausgeführt, versengt und halb verkohlt, aber noch deutlich lesbar in Riesen— schrift? „Hotel Bär“. Vom Bahnhof steht nur noch ein angebrannter Locomotivschuppen. Ein alter Kleiderschrank, an die Straßenmauer gerückt, und eine an denselben gelehnte Zimmerthür bilden gegen— wärtig das „Bureau“, in welchem die Billets gelöst werden und
man zunächst das wüste Trümmergebiet des Bären“ vor sich; darüber steigt das Wetterhorn, auch die Haslijungfrau ge— nannt, in jäher Steilheit empor; ihm folgen südlich das Schreckhorn und der Mettenberg, dann der gewaltige Gebirgsstock des Eiger; südwestlich folgt die kleine Sch e ; der Norden wird durch die Ab⸗ hänge des Faul⸗ und Schwarzhorns abgeschlossen. Südlich, gegen den Eiger zu, rauscht ziemlich tief unten die Lütschine vorbei. Um die Mauerreste des „Hotel Bär“ herum liegen zusammengeschmolzene Glasscherben, die unverbrennlichen Ueberreste eines Bruͤckenwagens, gerettete Rohrsessel und . angebrannte Polstermöbel. Rück= wärts stehen einige außerhalb der Feuerlinie liegende und daher verschont gebliebene Hotels und Pensionen. Von der rasenden Schnelligkest, womit das vom Gebläse des Föhns angefachte Feuer um sich griff, kann man sich kaum eine richtige Vorstellun machen. Der „Bär“ stand weniger als eine Viertelstunde ng Ausbruch des Brandes in vollen Flammen. Die meisten Gäste mußten mit Preisgebung ihres Gepäcks nur auf die eigene Rettung bedacht sein. Wäre das Feuer Nachts ausgebrochen, so wäre den Insassen jenes Hotels — nahezu 300 Personen — ein Schicksal be⸗ schieden gewesen, an das man nur mit Grauen denken kann. So ging es doch wenigstens ohne Verlust von Menschenleben ab. Gerettet wurde fast nichts; im „Bären“ sollen u. a. Weinporräthe im Werthe von 60 0900 Fr. zu Grunde gegangen sein. Die Fremden halfen bei den Löscharbesten energisch mit; felbst zarte Damen in feiner Toilette halfen Kette bilden und reichten einander den wasser⸗ gefüllten Eimer.
Nach Schluß der Redaction eingegangene De peschen.
Kiel, 23. August. (W. T. B.) Wie die „Kieler Zeitung“ meldet, hat der commandirende Admiral seine Flagge auf dem „Mars“ gehißt und wird vom 25. d. M. ab den Oberbefehl über die gesammte Flotte übernehmen, welche für die Zeit der großen bis zum 25. September dauernden Seeübungen in 4 Divisionen getheilt wird.
Fulda, 23. August. (W. T. B.) Die Bischofs⸗ Conferenz ist heute Vormittag mit einer Andacht im Dome eröffnet worden. Es nahmen daran theil: die Erzbischöfe von Köln und Posen, die Bischöfe von Ermland, Kulm, Hildesheim, Paderborn, Münster, Trier, Limburg und Fulda, der Armee⸗Bischof Aßmann aus Berlin und der päpstliche Delegat Prälat Nagel aus Rom. Als Vertreter seiner preußischen Diözesan⸗ antheile nimmt der Bischof von Mainz theil, während der Erzbischof von Freiburg diesmal bei der Conferenz nicht zugegen ist. Erwartet werden noch der Fürst— bischoßs von Breslau und der Bischof von Osnabrück; den Vorsitz führt der Erzbischof von Köln. Die Dauer der Con— ferenz ist auf zwei bis drei Tage berechnet.
St. Petersburg, 23. August. (W. T. B.) Durch einen heute veröffentlichten Kaiserlichen Ukas ist die Ausfuhr von Roggen, Roggenmehl und jeder Art Kleie wieder freigegeben worden.
Belgrad, 23. August. (W. T. B.) Das Programm des neuen Cabinets findet vielseitigen Beifall; anderer⸗ seits erregt der Sturz des radicalen Ministeriums in vielen Kreisen Bedenken. Zu Ehren Ri sties' und des neuen Cabinets werden von der liberalen Partei Festlich keiten veranstaltet, darunter ein Fackelzug und ein Bankett. Der Stadtpräfect von Belgrad und die meisten politischen Vorstände der Ressorts im Mini— sterium des Innern sind ihrer Dienststellungen enthoben worden, letztere auf telegraphischem Wege.
die Aufgabe des Gepäcks erfolgt. Folgt man der Straße, so hat
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
Wetterbericht vom 23. August, 8 Uhr Morgens.
46 R.
Stationen. 8 Tanz von Emil
in 0 Celsius
Temperatur 50 C.
u. d. Meeressp. red. in Millim.
Mullaghmore Aberdeen .. Christiansund Kopenhagen. 38 8 16 geletz Stockholm. 4 wolkenlos 19 Uhr. Haparanda. . bedeckt 14 Donnerstag: St. Petersburg 5 S Nebel 12 Moskau . .. 2 wolkenlos 10 Cort, Queens: / town 1 Regen 1 Cherbourg 2A bedeckt 18 ö wolkenlos 19 , 3 heiter mburg .. 3 heiter 21 winemünde 3 heiter ö Neufahrwasser still wolkenl.) 18 Memel ... 2wolkenl.) 18 dom , sfil wolkig 15 Andrea, ünster ...
2 wolkenlos 20 Karlsruhe.. 760 3 Dunst ?)) 21 München.. 762
3 wolkig 19 Chemnitz.. 760 3 wolkenlos 23 k 61 3 wolkenlos 22 1
1Dunst 19 Breslau=.. 7653 2 wolkenlos 18 K bedeckt 17 . 14 Lhalb bed. 22 669
still heiter ö
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Wartburg. R. Wagner.
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C CO MMD 386 .
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Lg. Adler. Max Grube. —
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7 Uhr.
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Anfang 75 Uhr.
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I) Nachts Thau. “) Starker Thau. 3) Thau.
Uebersicht der Witterung.
Das barometrische Maximum liegt über den russischen Ostseeprovinzen, während eine flache De—⸗ pression im Westen vorm Kanal herannaht. Die Tuftbewegung sst bei gleichmäßiger Luftdruckverthei,. Großes lung allenthalben schwach, über Central-Europa, angs⸗ meist aus südöstlicher bis südwestlicher Richtung. In Deutschland herrscht warme heitere Witterung ohne nennenswerthe Niederschläge. Die Temperatur liegt an der Küste 1 bis 4, in Mitteldeutschland 24 bis 8z, in Süddeutschland 1 bis 6 Grad über dem Mittelwerth. In Westdeutschland fanden stellenweise Gewitter statt. Die Nachmittags⸗ temperatur hob sich zu Grünberg und Bamberg auf 31, zu Cassel auf 32, zu Budapest auf 35 Grad. Da, die südliche und südöstliche Luftströmung wahr⸗ scheinlich fortdauern wird, so dürfte eine erhebliche Abkühlung demnächst nicht zu erwarten sein.
Deutsche Seewarte.
Strauß.
6 Uhr.
Theater⸗Anzeigen.
1 — — 4 — 2 *
Königliche Schauspiele. Mittwoch: Opern— haus. 1609. Vorstellung. Carmen. Oper in 4 Acten von Georges Bizet. L. Halsvy, nach einer Novelle des Prosper Méörimée.
Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Weingartner. Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. Diana. Lustspiel in 5 Aufzügen, nach dem Spanischen des Don Augustin Moreto, von West. gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube.
Opernhaus. 161. Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Romantische Oper in 3 Acten von Ballet von Emil Graeb. gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapell⸗ Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. 15 Hiob. Schauspiel in 1 Aufzug nach H. Hölty von In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur
1 Aufzug von Friedrich Roeber. Dber⸗Regisseur d Lustspiel von E. Geibel. setzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube.
Lessing ⸗Thenter. Mittwoch: Das alte Lied.
Donnerstag: Sodoms Ende. Freitag: Der Lebemann. Die Tageskasse ist von 9 bis 2 Uhr geöffnet.
Friedrich Wilhelmstüdtisches Theater. Mittwoch: Zum 12. Male: Methusalem. Burleske Operette in 3 Acten von Wilder und Delacour, bearbeitet von C. Treumann. Anfang 743 Uhr.
Im prachtvollen Park: Park ⸗Zest.
Doppel ⸗Concert. und Instrumental⸗Künstlern. Concerts Sonntags 5 Uhr, an den Wochentagen
Donnerstag: Methusalem. Doppel ⸗Concert. Instrumental⸗Künstlern.
Residenz · Theater. Direction: Sigmund dauten⸗ burg. Sonnabend: , ,, , Denise. Schauspiel in 4 Acten von Alexander Dumas, Sohn, Deutsch von Emmerich Bukowies. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Anfang 74 Uhr.
Signorina Prevosti. Der Barbier von Sevilla. Anfang 7 Uhr. Donnerstag: Das Glöckchen des Eremiten. Täglich, bei günstigem Wetter: Großes Concert im Sommergarten. Anfang an Sonn⸗ und Festtagen 4 Uhr, an den Wochentagen 53 Uhr.
(Rosine: Signorina Prevosti.)
Text von H. Meilhac und
Graeb. In Scene gesetzt vom Dirigent: Kapellmeister
1683. Vorstellung: Donna
Woche) Zum 26. Male: In Scene Anfang von W. Sternheim.
Ascher. Entrée 50 .
Vorstellung.
K In Scene
ihres Directors Peter Nemski.
16h. Vorstellung. Das Buch zum ersten Mal in Deutschland)
Die Philosophin. Lustspiel in nh In Scene gefetzt Licht 36. ꝛc. Max Grube. — Meister ö In Seene ge⸗ (3 Uhr. Anfang
W. Mannstãdt. Scene gesetzt von Adolph Ernst.
Musik von G.
Musik von Johann von G. Steffens.
Freilotterie. Auftreten von Ge⸗ Anfang des
mann. Im Park: Großes Auftreten von Gesangs und Stromtid“
August Junkermann.
Belle ⸗Alliance Theater. Mittwoch (letzte che) ale: Das kleine Krokodil. Posse in 3 Acten von Siraudin und Labiche. Deutsch In Scene gesetzt von Hermann
Im prachtvollen Sommer⸗Garten: Achtes großes Volks⸗Fest. Großes Doppel Concert. 40. Gastspiel der Russischen National-, Gesangs⸗, Tanz und Instrumental-Gesellschaft, unter Leitung
Auftreten saämmtlicher Specialitäten J. Ranges. Abends: Feenhafte Illumination des ganzen Garten- Etablissements durch 50 000 Gasflammen, bengalisches
Anfang des Concerts 6 Uhr, Anfang der Vorstellung 72*
Donnerstag: Das kleine Krokodil. Im pracht— vollen Sommer⸗-Garten: Großes Doppel -⸗-Concert. Auftreten sämmtlicher Speeialitäten J. Ranges. z
Adolph Exnst-Theater. Mittwoch (vorletzte Woche): Zum 68. Male: Fräulein Feldiuebel. Gesangsposse in 3 Aeten von Cd. Jacobson und Steffens. In Anfang 74 Uhr.
Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.
Der Sommer⸗Garten ist geöffnet.
In Vorbereitung: Die wilde Madonna. Ge⸗ sangsposse in 3 Aeten von Leon Treptow. Coupletsß von G. Görß. Mit neuen Decorationen und neuen Costumen.
Thomas ⸗ Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Mittwoch: Gesammt-⸗Gastspiel des Fritz Reuter⸗ Ensemble unter Direction von Angust Junker⸗ 1ann. Zum 11. Male: Onkel Bräsig. Lebens⸗ bild in 5 Aeten nach Fritz Reuter's „Ut mine für die be,, , . eingerichtet von Anfang 79 Uhr. ö Fr * 3 Donnerstag: Zum 12. Male: Onkel Bräsig. Anstalt, Berlin S., Wilhelmstraße Nr. 3z. Der Sommergarten ist geöffnet.
Kroll's Theater. Mittwoch: Gastspiel er Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. t
n Am Landes-Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof).
Geöffnet von 12—11 Uhr.
Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Gabriele von Bülow mit Hrn. Major Heinrich Freiherrn von Massenbach (Lud—⸗ wigsburg). — Frl. Helene Kelch mit Hrn. Prem.⸗ Lieutenant von Roos (Berlin — Gr. Lichterfelde).
Verehelicht: Hr. Apotheker Dr. Eduard Lücker mit Frl. Anna Wendler (Berga a. Elster — Halle a. Saale). — Hr. Rittmeister z. D. Martin Frei⸗ herr von Campe mit Clairie Freiin von Kaskel (Berlin). — Hr. Rittmeister Bernhard von Sydow mit Frl. Ella von Rosenberg (Berlin).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Major von Zastrow (Lübben). — Hrn. Kammerherrn Rittmeister a. D. Grafen Keller (Ballenstedt — Hrn. Professor Dr. Georg Hettner (Berlin). — Hrn. Rechts⸗ anwalt Becker (Berlin). — Eine Tochter: Hrn. Prem.⸗Lieutenant von Eckartsberg (Berlin).
Gestorben: Hr. Lieutenant a. D. und Director einer Militärvorbildungs-Anstalt Oskar Doering (Berlin) — Hr. Rentier C. W. Regenberg (Bärwalde N. M.). — Hr. Rittergutsbesitzer Carl von Lochow-Lübnitz (Lübnitz b. Belzig). — Hrn. Hauptmann von der Lippe Sohn (Olden— burg i. Großherzogth.). — Hrn. Hauptmann von Schlutterbach Sohn (Potsdam). — Hr. Ziegelei⸗ besitzer und Hauptmann a. D. Gustav Graßhoff (Graßhof). — Frau Hauptmann a. D. Dora von Kameke, geb. Hornbostel (Ratzeburg). — Irl. Maria Theresia von Abercron (Kiel. — Frau Alexandra Reuter, geb von Bornstedt (Berlin). — Hr. Majoratsbesitzer Wilhelm von Bohlen auf Lerchenborn. — Hr. Rittergutsbesitzer Ernst Lehnert auf Staborowice. — Hr. Ober⸗Ingenieur Otto von Schmid (Siegburg. — Verw. Frau Rittergutsbesitzer Auguste Schneider, geb. Gramsch, auf Zenibowo.
(10 Personen,
Musik
Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin: ; ; Verlag der Expedition (J. V.: Heidrich). Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗
Vier Beilagen
L M Sonntag 50 3.
roi Hohenzollern⸗Galerie
9 Vorm. — 190 Ab. Lehrter Bahnhof. — Gr. histor. Rundgemälde 1640 — 1890. — Kinder die Hälfte.
(einschließlich Börsen⸗Beilage),
sowie die Inhaltsangabe zu Nr. 6 des öffent.
lichen ,, ( Eommanditgesellschaften auf
Actien und Actiengesellschaften) für die Woche vom 15. bis 20. August 1892.
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staatz⸗ Anzeiger
Mt 198.
Handel und Gewerbe.
Rundschau über den Welt-Getreidehandel im Juli 1892.
Der in Deutschland begonnenen Ernte ist die Witterung im Juli durchschnittlich günstig gewesen, denn die um Mitte des Monats eingetretene unbeständige Witkerung schadete dem zum theil geschnitten auf dem Felde liegenden Roggen wenig, da die Temperatur kühl blieb. Sie kam aber den später reifenden Halmfrüchten und den Kartoffeln noch zu statten und half den letzteren über die folgende Perisde der Trockenheit einigermaßen hinweg, welche die Einheimsung des Roggens außerordentlich förderte; das Getreide trocknete ., sodaß die Landwirthe in weit höherem Grade als sonst durch Dreschmaschinen gleich auf dem Felde den Roggen marktfertig machen ließen. Es er⸗ klärt sich daraus ein schon in der letzten Juliwoche massenhafter Andrang von neuem Roggen an die Verkaufsmärkte. Die Quali⸗ täten, die der neue Roggen aufwies, waren durchschnittlich ganz vor— zügliche und bewähren den alten Ruf des deutschen Gewächses. Die Zahlen der landwirthschaftlichen Vereine lassen annehmen, daß auch an Menge gute Refultate erzielt worden sind, jedoch fehlt es hierbei auch nicht an mancherlei Ausstellungen. Es, wäre aber falsch, aus dem ersten Ansturm frischen Gewächses einen Schluß auf das Ge⸗ fammtergebniß ziehen zu wollen, denn es kamen diesmal mehrere Um⸗ stände zusammen, welche die Verkaufslust der Oekenomen anspornen mußten. In erster Reihe war es die erwähnte seltene Gelegenheit, trockenes, sofort verkäufliches Getreide zu gewinnen. während in den letzten Jahren die Landwirthe sich gleichsam ihr Getreide vielfach uu in feuchtem Zustande von den Felden wegstehlen mußten und dur die drängende Bestellung gar nicht dazu kamen, die hohen Preise mit zunehmen. Die Erfahrung lehrt, daß bei fallenden Preisen die Waarenbesitzer zum Verkauf, bei steigenden Cursen die Consumenten zum Ankauf drängen. Dies allein genügt aber für die Erklärung der diesmaligen Gewalt der ersten Anfuhren aus neuer Roggenernte noch nicht ganz. Ein weiterer Anreiz zum schleunigen Verkauf be— stand in der Thatsache, daß der diesmalige Werth des Roggens im Verhältniß zum Weizen ein außergewöhnlich hoher war. Hiermit war dem Landwirth von vornherein die Directive gegeben, welches Getreide er zuerst zu Geld machen sollte. Mit russischer Roggen— zufuhr kann Deutschland zunächst nicht rechnen. Der etwaige russische Verfand in laufender Campagne fällt für uns mehr insofern ins
Gewicht, als durch ihn möglicherweise größere Quantitäten anderer
Provenienzen, die sonst nach Holland, Belgien und Skandinavien fhren Weg genommen hätten, frei und für uns verfügbar werden. Es handelt fich hierbei hauptsächlich um Donguwaare, die allerdings infolge des neuen Vertrages mit Rumänien bei uns eine erhebliche Rolle spielen dürfte. Blicken wir nun auf die Länder, welche im letzten Jahre uns über die Calamität hinweggeholfen haben, so fehen wir in erster Reihe die Vereinigten Staaten mit rund 153600 000 Doppel⸗Centner am letztjährigen Roggenimport Deutsch⸗ lands betheiligt, welches Quantum etwa zwei Drittel. der gesammten amerikanischen Roggenausfuhr, darstellt. Dieselbe stellte sich in den 12 Monaten vom 1. Juli 1891 bis 30. Juni 1892 auf 1380 000 Quarters, gegen 388 000 im vorhergehenden Jahre. Jene Ziffer aber wirkt geradezu verblüffend, wenn man in Betracht zieht, daß die amerikanische Roggenernte überhaupt nur etwa J S560 600 Quarters beträgt, sodaß also mehr als ein Drittel des Ge⸗ fammtertrages über die Grenze gegangen war. Es giebt hierfür nur die einzige Erklärung der hohen Preise des Vorjahres, die einen Ersatz des Roggens durch Weizen in Amerika selbst rentabel machten. Ein Anreiz zu ähnlich großem amerikanischen Export liegt in diesem Jahre um so weniger vor, als man bisher die 1892er Roggenernte Amerikas nur auf 3 00 000 Quarters, gegen 3 850 9090 im Vorjahre schätzt. Ganz ähnlich liegen die Verhältnisse in Frankreich, das uns 543 115 Doppel⸗Centner Roggen in 1891/92 lieferte, und in Spanien, von wo auch nur das Mißverhältniß zwischen den Weizen- und Roggenpreisen fo ungewöhnliche Leistungen hervorlocken konnte. Wir blicken also nach Zuschuß in erster Reihe auf Oesterreich⸗Ungarn, Rumänien, Bulgarien und die Türkei und müssen abwarten, inwieweit diese Länder im ftande sein werden, die anderweitigen Minderlieferungen aus— zugleichen.
Die bisherigen knappen Roggenbestände Deutschlands haben die Roggenpreife auf einem Niveau gehalten, das den Mehrverbrauch von Weizen begünstigte und dadurch die schließlich auch vom Auslande sehr knapp gewordene Roggenzufuhr leicht vermissen ließ, während nach Eintritt der neuen Ernte die große frische Zufuhr die Preise auf einen Stand drückte, der den Verbrauch des Roggens erweitert und dadurch, trotz guter eigener Ernte, wieder auf größeren Zuschuß vom Auslande anweist. Je mehr Roggen, desto weniger Weizen consumirt Deutschland, und insofern ist der Ausfall der inländischen Roggenernte von einiger Bedeutung für den Welt⸗— markt, denn Weizen-Quantitäten, wie sie unser Land in letzter Campagne aufgenommen, spielen bei der Bilanz der Weltversorgung denn doch eine nicht unwichtige Rolle. Diese Welt⸗ Bilanz, die sich im Vorjahre durch die ungeheuren Leistungen Amerikas noch als recht günstig herausgestellt hat, dürfte auch im neuen Erntejahre keine ungünstige werben; aber die Productions— summe wird sich aus einer ganzen Reihe mäßig guter Erträge zu— sfammensetzen, die den Ansprüchen des Consums reichlich gewachsen sind.
In den Vereinigten Staaten von Amerika berechnete sich das Ernteergebniß nach den Angaben des Bureaus zu Washington pom 1. Juli auf 545 Millionen Bushels Winter-Weizen gegen 3927 Millionen in 1891/97 und von 180 Millionen Frühjahrs— We zen gegen 2195 Millionen, zusammen 525 gegen 612 Millionen Bufshels. Auch nach Privatschätzungen war man einig darüber, daß wenn auch das vorjährige Ergebniß bei weitem nicht erreicht ist, doch jedes frühere Erntejahr diesmal weit übertroffen wird. Der Beweis dafür trat auch bald in den Ablieferungen der Farmer ein, die an die acht Hauptmärkte des Westens 2151 260 Quarters gegen 2318750 Suarters im Juli 1891 und 937 500 im Juli 1890 lieferten. Die besonders in der zweiten Hälfte des Juli beginnende, unerreicht große Zufuhr des Vorjahres war zwar der diesmaligen überlegen, letztere sedoch war gegen die vorangegangenen Jahre ebenfalls außerordentlich groß. — Es sei hier noch hervorgehoben, daß die neuen Qualitäten der amerikanischen Ernte, soweit Muster davon nach Europa gekommen sind und soweit Meldungen vorliegen, vor⸗ züglicher Güte sind. Diese Eigenschaft scheint aber das Kennzeichen aller 1392er Ernten zu sein. Für Producenten wie Consumenten wird dadurch das Geschäft ein gleich erquickliches werden.
Ostindien hat in seinem Export im Juli einen unerwartet starken Abschlag erfahren. Hatte man auch vorausgesehen, daß so große Leistungen, wie vorher, die nur durch übereilte, durch billigen Rupiencurs angereizte Verkäufe forcirt waren, nicht von längerer Dauer sein konnten, so war man doch auf einen so starken Tin le. lichen Rückgang der Verschiffungen, wie er in der ersten Juliwoche stattfand, in keiner Weise gefaßt. Seitdem hat sich der Export wieder langsam erholt, seine frühere Größe aber auch nicht annähernd mehr erreicht. Während des ganzen Monats waren die Londoner Verkaufe⸗ firmen bestrebt, frühere Abschlüsse indischer Waare zurückzureguliren und kamen auf diefe Weife starke Posten zur Erledigung. Die Weizenausfuhr Ostindiens nach Earopa betrug zusammen im Juli d. J. 275 00 Quarters, gegen 723 60d gleichzeitig im Vorjahre, die Ge— sammtverschiffungen ffn dier nach Bere seit dem mit dem 1 April begonnenen Erntejahre betrugen an Weizen zusammen 2 605000
Erste Beilage
Berlin, Dienstag, den 23. August
Quarters gelen 3183 00 gleichzeitig in 1891 und 1341 000 Quar⸗ ters im Jahre 1890.
Ueber Rußlands Ernte sind die verschiedensten, theils amt⸗ lichen, theils halbamtlichen oder privaten Berichte durch alle Zei⸗ tungen gegangen, die das Bild der russischen Ernte nicht gerade klarer gemacht haben. Zweifellos ist, daß der Kaukasus zum theil wieder eine vorzügliche Ernte gemacht hat und mit derselben einen Theil der Ausfälle in anderen Gouvernements wett machen kann. Man wird nicht zweifeln dürfen, daß Rußland größere Posten für das Ausland erübrigen kann, ob aber hierbei nicht die an und für sich noch ziemlich hohen Inlandspreise resp. die durch die Cholera verschlimmerten sanitären Verhältnisse , beim Export bereiten, ua, abgewartet werden. Die Ausfuhr in den ersten drei Wochen nach Aufhebung des Exportverbots war im ganzen keineswegs unbe— deutend, bietet aber in keiner Weise einen Maßstab für die weiteren Leistungen. Vom 1. Januar bis 16. Juli kamen zum Versand an Weizen: 246 000 Quarters, gegen 6222 400 gleichzeitig 1891 und 6 197 400 im Jahre 1896. Das Gros des bisherigen russischen Weizenversandes verblieb im Mittelländischen Meere. Marseille und die italienischen Häfen boten bessere Preise als in England oder am nördlichen Continent zu erzielen waren.
Was die gesammten Weizen-Exportleistungen der Haupt⸗ productionsländer, wie die Vereinigten Staaten, Fanada, Rußland und Indien, nach Europa in der vom 1. August 1891 bis 31. Juli 1892 gerechneten Campagne betrifft, so findet man bei der Zusammen—⸗ stellung eine Gesammtausfuhr von 37 340 900 Quarters, gegen 30 085 000 in 1890/91, trotzdem die russische Ausfuhr vom 24. No⸗ vember 1891 bis 21. Juni 1892 gesperrt war. Der letztere Umstand ist somit für den Weltmarkt bedeutungslos gewesen. Es ist zweifellos von Vortheil für den Weltmarkt, daß er den Nachweis gebracht hat, daß auch ohne Rußland es der Weltversorgung an dem nothwendigen Getreide nicht gebricht. Seit der Einführung der Dampfschiffahrt und der Eisenbahnen ist für civilisirte Länder ein Mangel an Nahrungsmitteln überhaupt nicht mehr zu befürchten, denn Zustände, wie sie im letzten Jahre in Rußland zeitweise herrschten, basirten eben nicht im Mangel an Getreide, an welchem der Weltmarkt Ueberfluß hatte, sondern in den wirthschaftlichen Verhältnissen der Landbevölkerung und anderen Ursachen. . ö
Die Folgen der oben erwähnten Riesenleistungen der Export— länder in letzter Campagne zeigen sich in der Thatsache, daß trotz der schlanken Befriedigung der großen Bedürfnisse die in die neue Cam⸗ pagne mit hineingenommenen Lagerbestände in Europa sehr bedeutend sind, denen gegenüber es auch nicht ins Gewicht fällt, daß die für Europa unterwegs befindlichen Mengen an Weizen und. Weizenmehl zum Schluß des Juli wesentlich kleiner als gleichzeitig 1891 sind, obwohl sie noch ansehnlich genug erscheinen. .
In England allein sind aber die Vorräthe um etwa 2 Millionen Quarters größer als gleichzeitig 1391 und auch die bei den Land— wirthen befindlichen Bestände werden dort noch höher geschätzt als im Vorjahre. Es ist Thatsache, daß sich die englischen Käufer auch im Jull mit ihrer Versorgung keineswegs überstürzten, obwohl die amerikanifchen Offerten billiger waren als je vorher um diese Zeit. Die diesmalige Weizenernte Englands hat sich übrigens wesentlich portheilhafter entwickelt als vorausgesetzt wurde, und wäre nicht der eingeschränkte Anbau ein Hinderniß, so würde wahrscheinlich die dies⸗ malige englische Ernte eine verhältnißmäßig große werden.
In Frankreich ist die Einheimsung in den südlichen und mitt— leren Departements im Juli beendet, in den nördlichen Districten be— gonnen worden. Die Mittheilungen über die bisher gesicherten Ergebnisse sind nach den vorangegangenen Klagen überraschend gut, doch hängt das Gesammtresultat hauptsächlich von dem Ausfall der nördlichen Ernte ab. Ueber Enttäuschungen im Erdrusch wurde befonders aus der Beance geklagt, im übrigen aber sprach man sich besonders über die Sualitäten lobend aus. Ueber die Einfuhr Frankreichs liegen bis jetzt. nur die Ziffern bis zum 30. Juni vor. Frankreich importirte 13 9089090 Quarters Weizen und Wein rnehr gegen 5 717 572 bezw. 4328 159 Quarters in den beiden Vorjahren, also reichlich so viel, als zum Beginn der letzten Campagne vorausgesetzt war. Allerdings sind die versteuerten Bestände noch sehr umfangreich, da der seit dem 1. Juni in Kraft getretene höhere Zoll vorher noch zu großen Importen und zur Ver⸗ jollung der auf den steuerfreien Niederlagen speichernden Mengen veranlaßte. Es sind daher auch zum Anfang Juli auf den Zoll— lägern nur noch 1063 066 Doppel -⸗Ctr. gewesen, gegen etwa 34 Millionen am J. Mai. Am 1. Juli 1891 lagerten 1 402 215, am gleichen Zeit⸗ punkt 1890 519 046 Doppel ! Ctr. Weizen. .
Belgien erfreute sich, soweit bis jetzt Meldungen darüber vor⸗ liegen, auter Ernteerträge von schöner Qualität. Vom Auslande waren die Ankünfte im Laufe des Monats ziemlich ansehnlich; da aber auch der Absatz nach dem Inlande sich zeitweise ziemlich schlank gestaltete, so haben sich die Vorräthe nicht sonderlich gemehrt. Zum Monatsschluß blieben für Antwerpen noch 325 000 Quarters Weizen unterwegs, gegen 475 000 gleichzeitig im Vorjahre.
Holland scheint bezüglich der Ernte gleichfalls befriedigt, vor— ausgefetzt, daß gutes Wetter die Einheimsung auch weiter begünstigt. Der Geschäftsgang im abgelaufenen Monat zeigte hin und wieder einige Aufregung für Roggen, nach welchem für den Rhein noch gute Frage bestand und von dem auch nach Rußland verschiedene Partien zurückgesandt wurden. . .
In Oesterreich-Ungarn ist man, mehr in Oesterreich als in Ungarn, mit der Ernte zufrieden. In letzterem wird vielfach über die Quantität geklagt, was aber insofern ausgeglichen wird, als Oester⸗ reich bei weitem weniger Ansprüche an die andere Reichshälfte stellen wird als das vorige Mal. Im großen und ganzen fehlt noch ein rechter Ueberblick über die dortige Gesammternte und erst der gegen Ende Auguft stattfindende Wiener internationale Markt wird ein⸗ gehende Angaben bringen. Das Geschäft war recht still, für das Äüusland gaben die bestehenden ö wenig Rendement, sodaß sich noch kein größerer Export entwickelte. . .
Am Berliner Markt haben die Preise in Weizen nur wenig geschwankt; sie haben, infolge vergrößerter Ansprüche des In⸗ landes und wegen der Termindeckungen, welche die vielfache Un⸗ contractlichkeit der Kündigungen veranlaßte, zeitweise einige Mark ge— wonnen, damit aber traten sie sofort in ein nutzbringendes Preis⸗ verhältniß zum Auslande, und die zu stande kommenden Abschlüsse sorgten dafür, daß das erreichte Werthniveau wieder verlassen wurde. Dein vom Roggen ausgehenden Druck setzten indessen die Weizennotirungen einigen Widerstand entgegen, mußten schließ— lich jedoch gleichfalls rückgängige Bewegung einschlagen. Die für Berliner Rechnung an der Küste eintreffende Waare nahm ihren Weg hauptsächlich nach dem fortgesetzt bedürf— tigen Inlande, von früheren Abschlüssen indischen Weizens aber wurde viel nach England zurückgehandelt. Nach Berlin selbst kamen immer noch etwa Soon t, die nebst 2— 3009 t vom Lager verbraucht sein dürften. Man schätzte zum Monatswechsel das Berliner dager noch auf 15 600 t, doch fehlt eine genguere Angabe, da einige , Mittheilungen über ihre Vorräthe verweigerten.
Roggen stand im abgelaufenen Monat in seinem Geschäfts⸗ gange hauptfächlich unter dem Einfluß der Witterung. Als diese anfänglich veränderlich war, befestigte sich die Stimmung, zumal in Mitteldeutschland der Absatz von Waare besser ging und die für Juli bestehende Haussepartei zuerst die Kündigungen aufnahm. Mit Ein— tritt günstigerer Witterung aber trat die Hoffnung ein, daß neues
1892.
Gewächs auch für den Juli-Termin noch eine Rolle spielen möchte, und ob nur darauf hin, oder aus anderen nicht zu Tage liegenden Gründen, wurde die Operation pro Juli aufgegeben, um bemerkens⸗ werther, aber nicht recht verständlicher Weise auf den August über⸗ tragen zu werden. Die starken Realisationen pro Juli trieben den so bedeutenden Mehrwerth dieses Termins allmählich ganz heraus und die hiesige Müllerei bequemte sich nunmehr, die Waare zu empfangen. Sccher hat sie dies aber in man den Fällen bereut, denn kaum war die alte Waare beseitigt, als init großer Gewalt das neue ebenso schöne, wie auch meist trockene Gewächs an die Märkte drängte und die anfänglich hohen, Forderungen dafür überraschend schnell ermäßigt wurden. Hiermit war mit einem Schlage die alte Knappheit beseitigt, doch wird es sich im August zeigen müssen, ob dieser erste Ansturm auch sehr nachhaltig sein wird. Im ganzen haben die Roggenpreise im Juli für laufenden Monat 30 S6, für Juli⸗August etwa 20 46, für Herbst etwa 12 4 eingebüßt.
Tägliche Wagengestellung an der Ruhr und in
An der Ruhr sind am 22. d. M. gestellt 96, nicht rech gestellt keine Wagen. .
In Oberschlesien sind am 20. d. M. gestellt 3421, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.
Zwangs-⸗Verstei gerungen.
Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin 22. August das Grundstück in der Liebenwalderstraße 34, dem Kauf⸗ mann Dtto Lambrecht gehörig, zur Versteigerung. Reinertrag 2,16 S6; Fläche 15,34 a; Mindestgebot 500 M; für das Meist⸗ ebot von 165 000 6 wurde der Eigenthümer Hermann Flemming, Rügenerstraße 35, Ersteher.
Beim Königlichen Amtsgericht II Berlin standen am selben Tage die nachverzeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Grundbuch von Teltow Band 1 Blatt Nr. 42, auf den Namen des Schuhmachermeisters Gustav Münzel eingetragen, zu Teltow belegen; Fläche 6.97 a; Reinertrag 0, 21 S6; Gebäudesteuer⸗-Nutzungs⸗ werth 135 ½ ; Mindestgebot 154,34 ; für das Meistgebot von 4550 wurde der Schuhmachermeister Karl Gericke zu Teltow, Bäcker—⸗ straße 5, Ersteher. — Zum Zwecke der Auseinandersetzung das im Grundbuch von Tempelhof Band 6 Nr. 344 eingetragene, zu Tempelhof belegene Grundstück des Fuhrherrn Ernst Fiedler; Fläche 13,77 a; Gebäudesteuer-Nutzungswerth 135 M; für das Meistgebot von 9750 S wurde der Cuͤrassier C. A. E. Fiedler zu Brandenburg a. H. Ersteher.
stand am
— In der gestrigen Aufsichtsrathssitzung der Rheinisch⸗ Westfälischen Bank wurde von der Direction der Semestral⸗ Abschluß vorgelegt, der einen Reingewinn von rund 80000 - aufweist. Die Direction war zu gleicher Zeit in der Lage mitzutheilen, daß seit dem 1. Juli d. J. aus den von der Bank geleiteten und abgerechneten Finanztransactionen ein weiterer Gewinn von 45000 6 resultirt.
— Die gestern veröffentlichte Semestralbilanz der Oester⸗ reichischen Ereditanstalt in Wien weist laut telegraphischer Meldung an Gewinnen insgesammt 3 051 412 Fl. auf, und zwar an Provisionen 668 943, an Zinsen 1 802 675, an Devisen 232 628, an Effecten und Consortialgeschäften 122982, an verschiedenen Ein⸗ nahmen 162083 Fl. Der Gewinn bei der Bank und Waaren⸗ abtheilung der Ungarischen Allgemeinen Creditbank beträgt 62 089 Fl. Die Lasten und Verluste betragen 1079 941 Fl., sodaß ein Rein⸗ gewinn für das erste Semester von 1972 371 Fl. verbleibt.
— Wie dem „Prg. Abdbl.“ aus Wien gemeldet wird, werden Ende Oktober die neuen Münzen der Kronenwährung in Verkehr gesetzt werden.
Leipzig, 22. August. (W. T. B.) Kammzug-Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. ver August 3,775 M, per September 3,85 SC, per Oktober 3, 80 0, per November 3,89 M, per Dezember 3, 85 S6, per Januar 3,85 M, per Februar 3,8793 46. per Maͤrz 3,87 M, per April 3,87ᷓ M, per Mai 3,90 (S, per Juni 3, 923 S6, per Juli 3,923 M Umsatz 75 000 kg.
Wien, 25. August. (W. T. B.) Ausweis der Südbahn in der Woche vom 12. bis 18. August 849 2831 Fl.. Mehreinnahme 22 953 Fl.
London, 22. August. (W. T. B.) An der Küste 2 Weizen ladungen angeboten.
London, 23. August. (W. T. B.) Nach einer Meldung der Times aus Philadelphia haben 36 Silberminen in Idaho den Betrieb eingestellt infolge des Herabgehens des Silber⸗ werthes.
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Die Verschiffungen
Bradford, 22. August. und Stoffe stetig.
Paris, 22. August. (W. T. B.). Nach annähernden Schätzungen beträgt die diesjährige Getreideernte in Frank⸗ reich 110 Millionen Hektoliter. Für den Consum würde demnach ein Import von 13 Millionen Hektolitern genügen. .
New⸗HYJork, 22. August. (W. T. B.) Die Börse eröffnete in fester Haltung, war auch im weiteren Verlaufe fest und schloß sehr fest zu den höchsten Tagescursen. Der Umsatz der Actien betrug 245 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 20290 000 Unzen geschätzt. Die Silberverkäufe betrugen 115 009 Unzen. Die Silberankäufe für den Staatsschatz betrugen 415 000 Unzen zu den höchsten Tagescursen. . .
Weizen anfangs stetig, dann besser, später Reaction auf Visible supply; Schluß fest. — Mais anfangs stetig, dann befestigt, später Reaction auf Realisirungen der Haussiers. Schluß stetig.
Chicago, 22. August. (W. T. B.) Weizen anfangs stetig. dann besser, später Reaction auf Realisirungen der Haussiers. Schluß fest. — Ma is anfangs schwach, später fester auf Käufe der Haussiers. Schluß behauptet.
Verkehrs⸗Anstalten.
m burg, 22. August. (W. T. B.) Ham burg ⸗Ameri⸗ cketfahrt⸗Aetiengesellschaft. Der Postdampfer ist, von New-⸗York kommend, gestern Nachmittag
e eingetroffen. e. , (W. T. B.) Der Llovddampfer „Medusa“ ist, von Konstantinopel kommend, heute Nacht hier ein⸗ getroffen. London, 22. August. (W. T. B.) Der Union⸗-Dampfer „Mexican“ ist auf der Heimreise heute in Soutbampten au⸗— gekommen.