1892 / 202 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 27 Aug 1892 18:00:01 GMT) scan diff

6) das am 14 Juli 1892 Allerhöchst vollzogene Statut für die Entwässerungsgenossenschaft zu Gollawietz im Kreise Pleß O.-S. durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Oppeln Nr. 33 S. 243, ausgegeben den 12. August 1892:

7) das am 25. Juli 1892 Allerhöchst vollzogene Statut für die öffentliche Wassergenossenschaft zur Verbesserung der Abflußverhältnisse des Krebsbaches oberhalb Schwammelwitz im Kreise Neisse durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Oppeln Nr. 33 S. 239, ausgegeben den 12. August 1892.

Abgereist:

Seine Excellenz der Staats-Minister und Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten von Heyden, nach Pommern;

der Vice-Präsident des Rechnungshofs des Deutschen Reichs Mand, nach der Rheinprovinz.

Nichtamtliches.

Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 27. August.

Nordamerikanische Zeitungen haben die Mittheilung ge⸗ bracht, daß seitens der Angehörigen der Gemeinde Ober— ammergau die Vorführung des Passionsspiels auf der Weltausstellung in Chicago beabsichtigt werde. Wir sind zu der Erklärung ermächtigt, daß diese Nachricht unrichtig ist und jedes thatsächlichen Untergrundes entbehrt.

S. M. Kreuzer⸗Corvette Prinzeß Wilhelm“, Com⸗ mandant Capitän zur See Boeters, ist am 26. August in Neapel angekommen. S. M. Kanonenboot „Iltis“, Com⸗ mandant Capitän⸗Lieutenant Müller, ist am 25. August in Chinhai eingetroffen. S. M. Kanonenboot „Wolf“, Com⸗ mandant Corvetten⸗Capitän Hellhoff, ist am 2. August von Chefoo nach Niuschwang in See gegangen.

Eilenburg, 26. August. Seine Königliche Hoheit der Prinz Leopold von Bayern traf gestern Abend in Be— gleitung des commandirenden Generals, Generals der Cavallerie von Hänisch, des Commandeurs der 7. Di—⸗ vision, General-Lieutenants von Jena und des Com—⸗ mandeurs der 13. Infanterie⸗-Brigade, General-Majors von Dankbahr hier ein. Eine zahlreiche Menschenmenge begrüßte den Prinzen auf dem Bahnhofe, die Stadt war fest— lich beflaggt. Heute Vormittag fand die Besichtigung des Infanterie⸗Regiments Fürst Leopold von Anhalt⸗Dessau (1. Magdeburgisches) Nr. und des 3. Magdeburgischen In⸗ fanterie⸗Regiments Nr. 66 statt, worauf die Abreise nach Halle erfolgte.

Schlangenbad, 25. August. Die Königin Isabella von Spanien ist, wie ‚W. T. B.“ meldet, zum Kurgebrauch gestern Abend hier eingetroffen.

Württemberg.

Stuttgart, 25. August. Gestern wurde, wie der „St.-A. f. W.“ berichtet, die Feier des Geburtstags Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Katharina, Mutter Seiner Majestät des Königs, in der Villa Seefeld festlich begangen. Heute traf Seine Kaiserliche Hoheit der Großfürst Michael von Rußland zum Besuch Ihrer Majestät der Königin Olga in Friedrichshafen ein.

Oefterreich⸗ Ungarn.

Der König und die Königin von Däne mark sind in der vergangenen Nacht zum Besuch des Großherzogs und der Großherzogin von Luxemburg nach Hohen— burg bei Tölz abgereist. Der Minister des Auswärtigen Graf Kälnoky hat sich zu mehrtägigem Aufenthalt an das Hoflager in Ischl begeben.

Großbritannien und Irland.

Die Königin empfing am Donnerstag im Schlosse Osborne die neuen Mitglieder des Geheimen Rathes zu Beeidigung. Zugleich leisteten die neuen Beamten ihres Hof— staats den üblichen Handkuß. Am Montag Abend wird sich 26. Majestät mit der Prinzessin Beatrice nach Balmoral be— geben.

Bei der gestrigen Parlamentswahl in Neweastle ist nun auch der neuernannte Ober⸗-Secretär für Irland John Morley nach heftigem Kampfe mit 12983 Stimmen gegen den Unionisten Ralli, der 11 244 Stimmen erhielt, wieder— gewählt worden. Da auch der Kriegs Minister Campbell— Bannerman, der Minister des Innern Asquith und der Unterrichts-Minister Acland am 25. d. M. wiedergewählt wurden, sind nunmehr sämmtlichen Mitgliedern des Cabinets Gladstone ihre Mandate für das Unterhaus erneuert worden.

Der, wie schon mitgetheilt, zum Präsidenten des Ackerbau— amts (ohne Sitz im Cabinet) ernannte Mr. Hubert Gardner hat sich, wie man der „Köln. Ztg.“ schreibt, im Parlament, obwohl nicht selbst Landwirth, in den landwirthschaftlicher Fragen hervorgethan. Zum Civil-Lord der Admiralität ist, dem genannten Blatt zufolge, der frühere Professor des römischen Rechts Edmund Robertson, zum Finanz⸗-Secretär des Kriegs— Ministeriums der Schriftsteller und Hauptvorkämpfer für das Stimmrecht der Frauen Woodall, zum General-Zahlmeister Seale⸗-Hayne, Vorsitzender mehrerer Actiengesellschaften, ernannt worden. Lord Ribblesdale hat das zum Ministerium gerechnete Hofamt eines Ober-Jägermeisters, Lord Vernon dasjenige des Capitäns der Gentlemen-at⸗-Arms erhalten.

Der „Daily Chronicle“ will wissen, die Hauptpunkte der von John Dillon in seiner neulichen Dubliner Rede (s. d. gestr. Nr. d. Bl.) angedeuteten Vereinbarung zwischen Gladstone und den irischen Abgeordneten seien die folgenden: 1) Die jetzigen Landgesetze bleiben die nächsten fünf Jahre hindurch in Kraft. 2) Polizei und Gerichte unterstehen dem Dubliner Parlament. 3) Der Ueberschuß des irischen Kirchenfonds wird der irischen Legislatur zur Verfügung gestellt. 4) Es soll nur ein Zolldepartement geben, und das irische Parlament

hat kein Recht, Sonderzölle zu erheben. 5) Die Königin hat das Vetorecht und übt es auf den Rath der englischen Minister aus. 6). Dreißig irische Abgeordnete verbleiben im Parlament von Westminster.

In Woolwich wurden der „Frkf. Ztg.“ zufolge am Donnerstag drei Dampfer, die auf Befehl der britischen Admiralität für den Nyassasee und den oberen Schire erbaut sind, nach Afrika verschifft.

Frankreich.

Nach einer Depesche des Obersten Dodds hat sich die von Porto Novo abgegangene Expedition nach der Einnahme von Takon (nicht Vakou, wie in Nr. 200 d. Bl. irrthümlich gemeldet war) nach Sakele, einem 36 kim von Porto Novo entfernt liegenden Dorfe, gewandt. Die feindlichen Truppen hatten die ganze Gegend geräumt, und dem Invasionsheere wurde von den Einheimischen ein guter Empfang bereitet. Am 22. traf

der Oberst Dodds auf der Rückkehr nach Takon mit einer Ab⸗

theilung Dahomeyer zusammen, und es kam zu einem Aus—⸗

tausch von Schüssen, wobei fünf Mann leicht und ein Sergeant

schwer verwundet wurden. Oberst Dodds hält gegenwärtig

Takon besetzt: das Dorf Katagon, das 6 Kilometer südwestlich von Takon liegt, hat sich ihm unterworfen. Rußland und Polen.

Nach dem gestern veröffentlichten Gesetz wegen Bildung eines finländischen Artillerie⸗Regiments erfolgt dessen Formirung am 12. Oktober, und zwar aus zwei leichten Batterien der 24. Artillerie⸗Brigade; die beiden anderen Batterien des neuen Regiments werden neu formirt.

Dieser Tage ist ferner ein Kaiserlicher Befehl publicirt wor— den, wonach im Amurgebiet der Posten eines Gehilfen des General-Gouverneurs, Commandirenden der örtlichen Militär⸗Bezirkstruppen und des Hetman locum tenens des Amur⸗Kosakenheeres creirt wird.

Schweiz. Der „Weltfriedens-Congreß“ in Bern hat in seiner Freitagssitzung beschlossen, den näch sten. Congreß im Mai 1893 in Chicago abzuhalten.

Belgien. Der bisherige Vice-Gouverneur des Congostaats, Major

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de Wagis, ist nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Brüssel zum General-Gouverneur ernannt worden.

z Griechenland.

Das Panzerschiff „Psara“, welches gegenwärtig bei Toulon ankert, wird, wie „W. T. B.“ aus Athen erfährt, zur Theilnahme an der Columbus-Feier nach Genua ab⸗ gehen. Der „Akropolis“ zufolge gedenken der Kronprinz und die Kronprinzessin von Dänemark anläßlich der silbernen Hochzeit des griechischen Königspaares nach Athen zu kommen.

Der ehemalige General-Gouverneur von Kreta Photia— des Pascha ist in Thessalien gestorben.

Serbien.

Der König Alexander ist gestern von Belgrad nach Vranja abgereist.

Der Ministerrath beschloß die Einsetzung einer un— parteiischen Commission behufs Feststellung des von der früheren Regierung übernommenen Standes der Finanzen, sowie der rückständigen Steuern und der schwebenden Schuld. Es verlautet, das neue Cabinet beabsichtige verschiedene Er— sparungen durchzuführen.

Der Minister-Präsident Avacumovies hat sich dem Belgrader Correspondenten der „K. Ztg.“ gegenüber dahin geäußert, er hege die sichere Hoffnung, die neue liberale Re— gierung werde in kurzer Zeit das Vertrauen der öffentlichen Meinung Europas erlangen. Das Cabinet habe die feste Absicht, nach jeder Richtung hin Ordnung ins Land zu bringen, vor allem aber in jeder Beziehung eine loyale, streng correcte Haltung zu allen Mächten und namentlich zu allen Nachbarn einzunehmen. Schleichwege seien ihm verhaßt, er werde nur auf gesetzlichem, völkerrechtlich anerkanntem Wege Beziehungen zu den einzelnen Regierungen pflegen.

Amerika.

Dem Londoner „Standard“ wird aus Buenos-Aires be— richtet: der neu gewählte Präsident Sasns Pena weigere sich, den Präsidenischaftsposten schon jetzt zu übernehmen.

Parlamentarische Nachrichten.

Bei der gestrigen Landtags⸗Ersatzwahl im 2. Wahlbezirk (Rummelsburg⸗Schlawe) wurde der bisherige Abgeordnete, der zum Polizei⸗Director in Potsdam beförderte Landrath von Balan mit 263 Stimmen wiedergewählt. Ein Gegencandidat war nicht aufgestellt.

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Statistik und Volkswirthschaft.

33. Allgemeiner deutscher Genossenschaftstag.

Der Genossenschaftstag verschob in seiner gestrigen Sitzung, wie W. T. B. aus München meldet, nach dreistündiger Debatte die Frage des gemeinsamen Waareneinkaufs durch die Consumvereine bis zum nächstjährigen Verbandstag, ebenso die Berathung über einen neuen Sparkassenentwurf. Der Antrag des Verbandsanwalts: die Creditvereine möchten den landwirthschaftlichen Creditbedürfnissen weiter vorsorgen, längere Zahlungsfristen jedoch nur bei genügendem Vereins⸗ kapital einräumen, wurde angenommen. Die Anträge betreffs der Einschränkung des Waarenverkaufs auf die Genossenschaftsmitglieder wurden vom Antragsteller, Verbandsanwalt Schenck, zurückzezogen. Der Vorsitzende Bürgermeister Nizze⸗Ribnitz dankte zum Schluß dem Localcomité, Moras⸗Ruhrort dankte dem Vorstande.

Zur Arbeiterbewegung.

Der Bund der Berliner Buchdruckereibesitzer hat sich, wie der Vorwärts“ berichtet, am Donnerstag dahin schlüssig gemacht, daß er dem vorgelegten neuen Tarif seine Zustimmung versage und den alten Tarif so lange bezahlen werde, bis zwischen Arbeitgebern und Gehilfen ein neuer aus— gearbeitet sei; auf keinen Fall aber werde er zu einer Kürzung des jetzigen Tarifs die Hand reichen.

In Frankfurt a. M. beschäftigte sich der Frkf. Ztg.“ zufolge eine Arbeiterversammlung mit dem über die Brauereien Jung und Essighaus verhängten Boycott. Der Vertrauensmann der social⸗ demokratischen Partei Frankfurts, Herr G. Meier, sprach für die

Fortsetzung des Bobcotts, schon um den Brauereien zu zeigen, welchen Schaden ihnen diese Maßregel bringe, und sie in

Zukunft zu hindern, ihren Pächtern die Abgabe der Säle an die socialdemokratische Partei zu verbieten. Mehrere Redner bekämpften diesen Standpunkt. Ein Herr Fischer erklärte, daß der wegen Krank⸗ heit nicht anwesende socialdemokratische Reichstagsabgeordnete Schmidt gegen den Strike der Brauer und gegen den Boycott sei, er habe den Brauern aber durch öffentliche Stellungnahme nicht schaden wollen. Die Versammlung nahm schließlich eine Resolution an, die sich für die Fortdauer des Bovcotts von Jungs⸗ und Essig⸗ hausbier ausspricht und die Arbeitervereine verpflichtet, ihre Locale aus den boycottirten Wirthschaften zu verlegen. (Vergl. die gestrige Nummer 201 d. Bl.) Inzwischen haben sich die größeren Brauereien in Frankfurt, das Beispiel der Hamburgischen Brauereien nachahmend, zur Abwehr verbunden und erlassen (mit Ausnahme von Henninger) eine Bekanntmachung, der zufolge sie zu einer Vereinigung zusammengetreten sind und in ibrer gemeinsamen Sitzung vom 22. d. M. folgenden Beschluß gefaßt haben: Sollte der Boycott über die Brauereien Jung und Essighaus von den Gewerkschafts⸗ vereinen nicht innerhalb 8 Tagen aufgehoben oder über eine der unter⸗ zeichneten Brauereien neuerdings . werden, so veryflichter sich die Vereinigung der Brauereien, ihre sämmtlichen, den Gaupereinen , Brauer, Brauereihilfsarbeiter und Küfer sofort zu ent⸗ assen.

Ein Brüsseler Telegramm des H. T. B.“ vom heutigen Tage meldet aus Mons, daß in der Kohlengrube von Flenu ein Strike ausgebrochen ist; 8090 Bergleute feiern. Wegen der erfolgten Lohnkürzung wird eine Ausdehnung des Strikes befürchtet.

Aus Carmaux meldet H. T. B.“, daß der gestrige Tag dort ruhig und ohne Zwischenfall verlaufen sei; die Bergleute seien voll— zählig eingefahren.

Nach einem Pariser Telegramm der Voss. Ztg. wurden in Lens und Livin in der Nacht zum Freitag fast alle Fensterscheiben bei den belgischen Arbeitern eingeworfen. Gegen 120 Belgier ver⸗ ließen beide Orte und kehrten nach ihrer Heimath zurück. Die Übrigen Belgier schickten sich an, ihnen zu folgen.

Die Londoner Allg. Corr.“ berichtet aus Buffalo nach einer Reuter⸗Meldung vom 25. d. M.: Das Ende des Strikes der Weichenwärter hat keine besondere Aufregung hervorgerufen. (Vgl. die Telegramme nach Schluß der Redaction in Nr. 200 d. Bl.) Der Meister des Gewerkvereins der Weichenwärter, Sweeney erklärte, sein Verein hätte nicht gegen die mächtigen Eisenbahngesellschaften und das Militär aufkommen konnen. Er sei deshalb gezwungen worden, den Strife nicht länger fortzusetzen. Die meisten Striker werden wahrscheinlich ihre früheren Stellen wiedererhalten.

Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 14. August bis incl. 20. August er. zur Anmeldung gekommen: 208 Ehe⸗ schließungen, 868 Lebendgeborene, 27 Todtgeborene, 735 Sterbefälle.

Knnst und Wissenschaft.

Der Novellendichter Conrad Ferdinand Meyer ist in Irrsinn verfallen. Vor einigen Wochen machten sich bei dem Dichter, dessen Lebenslust und Lebenskraft unerschöpflich schienen, die ersten Anzeichen der Krankheit bemerkbar, und er selber hatte noch so viel Einsicht in seinen Zustand, daß er seine Ueberführung in eine Irrenanstalt veranlaßte, wo leider eine Wendung zum Schlimmeren eingetreten ist. Wahnvorstellungen und fixe Ideen sollen den Kranken beherrschen, und eine Genesung ist leider nicht abzusehen. Eine erb⸗ liche Anlage dürfte, der Frankf. Ztg.“ zufolge, der Ausgangspunkt des Gehirnleidens sein.

In München ist, wie die M. „Allg. Ztg.“ meldet, am

24. d. M. Abends der General der Infanterie z. D. Karl von Spruner, Mitglied der Akademie der Wissenschaften, eine Zierde der baverischen Armee und der deutschen Gelehrtenwelt, im Alter von 89 Jahren verstorben. Sein Hauptverdienst liegt auf historisch⸗ geographischem Gebiet. Sein auf Grund der sorgfältigsten und gründlichsten Studien ausgeführter w Hand⸗ tlas (Gotha 1853—64) in drei Abtheilungen: Atlas an- tiquus‘ (neu bearbeitet in 3. Auflage von Menke), „Hand⸗ atlas für die Geschichte des Mittelalters und der neucren Zeit“ (neubearbeitet von Menke) und ‚Zur Geschichte Asiens, Afrikas“ Uu. s. w. ist ein Werk von anerkannt großem und bleibendem Werth. Ferner veröffentlichte er einen vortrefflichen Historischen Atlas von Bayern“, einen Historisch⸗geographischen Schulatlas“, ebenso historisch⸗ geographische Schulatlanten von Oesterreich und Deutschland, den Historico-geographical handatlas“ u. a. m. Dann erschien eine große Anzahl historischer Schriften aus seiner Feder. Auch der Poesie huldigte von Spruner; er schrieb mehrere historische Dramen, die auf dem Münchener Hoftheater zur Aufführung gelangten. Endlich verfaßte er noch die Schriften: Jamben eines greisen Ghibellinen“ und „Aus der Mappe des greisen Ghibellinen'. Die bayerische Armee ist ihm zu besonderem Danke verpflichtet, denn durch General von Spruner's Einfluß und thätigste Förderung wurde in den 60er Jahren die kriegsgeschichtliche Commifsion gebildet, welche die (leider nicht zur Vollendung gediehene) Kriegsgeschichte Baverns“ verfaßte.

Der geschaͤftsführende Ausschuß des Deutschen Schrift⸗ stellerverbandes hat mit Rücksicht auf die gesteigerte Cholera⸗ gefahr beschlossen, den für den 3. bis 7. September in Wien an⸗ beraumten Verbandstag bis auf weiteres zu vertagen.

Aus Stuttgart vom 26. August wird der ?

Bauraths Christian von Leins gemeldet. Seine

Bauten sind die Villa Beig, der Königsbau und die Johannisfirch

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Cholera.

Das Kaiserliche Gesundheitsamt hat folgende amt— liche Mittheilungen über Cholera⸗Erkrankungen erhalten:

Bis zum 26. August kamen in Hamburg 1928 Cholera⸗ Erkrankungen mit 358 Todesfällen vor. In Alto na erkrankten vom 23. bis 26. d. M. 64, und es starben 22 Personen an Cholera. Am 26. d. M. erkrankten außerdem in Pinneberg 2, in Wandsbeck 4 (mit 1 Todesfall), in Altenwerder 1, am V. d. Mts. starb in Wittenberge ein Reisender, welcher auf der Reise erkrankt war.

Wie W. T. B.“ meldet, sind in Hamburg am Mittwoch im ganzen 188 Personen an der Cholera erkrankt und 32 Personen gestorben; am Donnerstag sind bis Mittag 90 Personen erkrankt und 41 gestorben. Eine neuerliche polizeiliche Bekanntmachung warnt vor dem Genuß von ungekochtem Elbewasser und ungekochter Milch. Die Bade⸗ anstalten auf der Elbe und der Bille sind geschlossen. Die Bade⸗ wärter bilden mit Unterstützung von Constablern Colonnen, welche die Häuser revidiren und etwaige Verunreinigungen energisch be⸗ seitigen müssen. Ferner sind seitens der Behörde vierzig verschiedene betreffende Haus zu desinficiren. Die Krankheit grassirt dem. W. T. B. zufolge noch immer hauptsächlich unter den Hafenarbeitern. Bei den 6590 Mitgliedern der Ortslasse der kaufmännischen Arbeiter sind bis gestern 15 Sterbefälle vorgekommen, dagegen bei 18 anderen Ortskassen mit zusammen 15 500 Mitgliedern nur 2 Todesfälle. Das Wetter war gestern kühl und regnerisch. Die Abtheilungen der Infanterie⸗Regimenter Nr. 31 und 85, welche sich noch in Hamburg befanden, sind gestern früh von dort abgerückt und verbleiben vorläufig im Lockstedter Lager.

In Kiel ist, wie die Kieler Ztg.“ von gestern meldet, in einer aus Samburg dorthin geflüchteten Familie ein Kind an gsiatischer Cholera gestorben. Die Krankheit sei auf den akademischen Heil⸗ anstalten festgestellt. Das Haus, wo das Kind erkrankt, sei abgesperrt, umfassende Vorsichtsmaßregeln seien getroffen.

Colonnen errichtet, um sofort nach , eines Erkrantungsfalles das

St. Peters burg, 26. August. Die Cholera ist nunmehr auch in Kronstadt zum Ausbruch gekommen. woselbst vom 18. d. M. bis heute 15 Personen erkrankten und 6 starben. Im Dongebiet sowie in den Gouvernements Samara und Saratow herrscht die Exidemie noch heftig; in den übrigen Gouvernements⸗ Städten ift eine beträchtliche Abnahme bemerkbar. Ein Tages⸗ befehl des Kriegs-⸗Ministers vom 20. August giebt bekannt, daß der Kaiser angesichts der Nothwendigkeit, das Militãr⸗Medizinal⸗Personal und die Civil⸗Medizinal⸗ Anstalten bei der Bekämpfung der Cholera durch Medizinal⸗ Chargen zu verstãrken, u. d. 14. August befohlen hat, für die Dauer der Cholera Eyidemie je nach Maßgabe des Bedarfs die nothwendige Anzahl der in der Reserve befindlichen Aerzte und Feldschere einzu⸗ berufen. Die Einberufung erfolgt jedes Mal auf sechs Wochen an Stelle der Controlversammlungen zum Zweck der Verstärkung des ãrztlichen Personals bei den Truppen und in den Civil⸗Hospitälern, wobei es dem Kriegs⸗Minister anheimgestellt ist. Aerzte und Feldschere nach seinem Ermessen den betreffenden Civilbehörden zur Verfügung zu stellen. !

Paris, 26. August. In Rouen wie in der Umgegend ist laut Meldung des W. T. B.“ heute ein neuer Fall von cholera⸗ artiger Erkrankung nicht vorgekommen. Gestern betrug die Gesammtzahl aller Erkrankten hier und in der Umgegend 2, nicht aber 200, wie gestern irrthümlich und infolge telegraphischer Ver⸗ stümmelungen gemeldet worden ist. Nach amtlicher Ermittelung sind an der in Havre herrschenden choleraähnlichen Epidemie gestern 48 Personen erkrankt und A gestorben. ;

Brüssel, 26. August. In Jumet ist dem W. T. B.“ zu⸗ folge heute eine Frau an der Cholera gestorben; ein weiterer Todesfall wird aus Chatelineau gemeldet. Dagegen schreibt der amtliche Moniteur Belge“ von heute Morgen, daß nach einem ministeriellen Rundschreiben vom 18. dv. M. die Cholera in keiner belgischen Ortschaft einen epidemischen Charakter trage. Der Gesundheitszustand im Lande sei nicht beeinträchtigt, namentlich auch nicht in Antwerpen. Allerdings seien an Bord von Dampfern aus Havre und Hamburg einige choleraverdächtige Fälle vorgekommen, die in Antwerpen einen tödtlichen Ausgang nahmen, indeß seien dies vereinzelte Fälle ge⸗ blieben. Unter diesen Umständen stelle die Sanitätscommission für die Schelde nach wie vor Gesundheitsscheine aus. Gegenüber den Herkünften aus dem Auslande seien alle nöthigen sanitären Maßnahmen getroffen.

Rotterdam, 27. August. an der Cholera gestorben.

Lon don, 26. August. Von dem Dampfer Gemma“ aus Ham burg wurden dem W. T. B.“ zufolge gestern in Gravesend an der Themse drei erkrankte Personen, zwei Frauen und ein Mann, gelandet und in ein Krankenhaus gebracht. Die beiden Frauen sind gestorben, während der Mannn sich in der Besserung befindet. Ein von der Regierung entsandter Sanitãtsbeamter besuchte das Hospital, in welchem die drei Personen untergebracht waren, sowie das in Quarantäne liegende Schiff und sprach sich über die getroffenen gesundheits⸗ polizeilichen Maßregeln befriedigt aus. Eine amtliche Mittheilung constatirte, daß der Tod der beiden Frauen infolge asiatischer Cholera erfolgt ist. Die beiden Frauen gehörten zu einem größeren Transport rus⸗ sischer Auswanderer, die nunmehr an Bord der Gemma“ bleiben müssen. Der Medizinalbeamte zu We st⸗Lynnin der Grafschaft Norfolk meldete heute Vormittag zwei verdächtige Cholerafälle an Bord des aus Hamburg eingelaufenen Schiffes Laura“. Das Schiff ift daher in Gemäßheit des Quarantäne⸗Reglements in die offene See zurückbefördert worden.

London, 27. August. Wie verlautet., wären vereinzelte Fälle von asiatischer Cholera gestern in dem südlichen Stadtviertel von Lam beth vorgekommen.

Gestern Abend ist hier eine Frau

Ferner liegen folgende Mittheilungen über Cholera— gefahr und Absperrungsmaßregeln vor:

Von den Verwaltungen der Charité, des Klinikums Ind des Augusta-Hospitals in Berlin ist mit Rücksicht aus die Gefahr der Verschleppung der Cholera angeordnet worcen, daß bis auf weiteres von den Angehörigen der Kranken bei den Besuchen Genußmittel irgend welcher Art nicht mehr mitgebracht werden dürfen, weil die Verwaltungen für die unschädliche Beschaffenheit solcher Genußmittel (Obst, Kuchen, Getränke u. s. w.) keine Gewähr übernehmen können. Für die Städtischen Krankenhäuser wird das gleiche Verbot erlassen werden. Die Erfahrung hat gelehrt, daß schon in gewöhnlichen Zeiten durch den Genuß mitgebrachter Eßwaaren und Getränke die Kranken häufig er— heblichen Nachtheil erleiden und die ärztlichen Bemühungen schwer beeinträchtigt werden.

Die städtische Gesundheitspflege-⸗Deputation, zu deren Berathungen die eigentlichen Leiter der städtischen Krankenhäuser zu⸗ gezogen worden, trat, wie angekündigt, gestern Abend in Berlin unter Vorsitz des Stadtraths, Geheimen Regierungs⸗Raths Schreiner zu einer Berathung zusammen, um Beschluß darüber zu fassen, welche Vorbereitungen zu treffen sind für den Fall, daß die Cholera auch bei uns ihren Einzug halten sollte. Zunächst wurde, wie die Nat. ⸗Ztg.“ mittheilt, constatirt, daß bis zur Stunde auch nicht ein einziger Cholerafall in Berlin vor gekommen ist. Allerdings haben, wie alljährlich im Hochsommer, in diesem Jahre und zwar unter dem ungünstigen Ein— flusse der abnormen Hitze Erkrankungen an Brechdurchfall statt— gefunden, vereinzelt auch mit tödtlichem Ausgange, aber in der Regel infolge unmäßigen Genusses von unreifem Obst, schlechtem Bier 3c, welche eine Erkrankung des Darms herbeigeführt haben. Sodann wurde nach reiflicher Erwägung, ob es sich empfehlen wärde, an ver⸗ schiedenen Orten der Stadt, und in erster Reihe in allen Krankenanstalten Vorkehrungen für die Aufnahme von Cholerakranken zu treffen, beschlossen, vorläuß6g einen größeren Theil des Krankenhauses zu Moabit also etwa 6090 Lagerstellen für diesen Zweck zur Verfügung zu stellen. Für den Fall, daß die etwa eintretende Epidemie alsdann weiter um sich greifen sollte, sind bereits andere Anstalten für die Unterbringung von Kranken in Aussicht genommen beziehungsweise die zu treffenden Maßnahmen besprochen worden. Außerdem wurde beschlossen, für eine bessere Reinigung und Besprengung der frequenten Straßen und eine schnellere Beseitigung des Straßenkoths und Pferdemistes Sorge zu tragen. Die In— haber der sogenannten Krankentransportwagen haben dem Magistrats-Commissar gegenüber die Erklärung abgegeben, daß ihr Fahrmaterial ausreichend sei und daß jeder Reguisition innerhal 10 Minuten nach geschehener Meldung entsprochen werden könne; gegebenen Falls könne es in wenigen Tagen ausreichend ergänzt werden.

Ueber Vorsichtsmaßregeln, welche auf dem hiesigen Lehrter Bahnhof gegenüber den Reisenden von Ham burg angewendet werden, wird der Nat.⸗Ztg.' berichtet: Es sind auf dem Lehrter Bahnhof vier Aerzte in einem besonderen Zimmer stationirt, in welches die Reisenden von Hamburg sofort nach ihrer Ankunft ge⸗ führt werden. Nach einer ärztlichen Untersuchung werden die als gesund befundenen Reisenden sofort in einen anderen Raum geführt, wo ihre Kleider wie ihr Gepäck desinficirt werden. Sie dürfen sich alsdann sogleich in die Stadt begeben mit ihrem Gepäck. Sie müssen sich jedoch einer Droschke bedienen; es ist ihnen nicht erlaubt, die Pferdebahn oder Stadtbahn zu benutzen. Auch wird ihnen der Rath gegeben, sofort ein Bad zu nehmen und sich selbst sowie ihre Kleider noch mehrfach mit Carbol zu desinfieciren. Wien, 26. August. Heute ist, wie W. T. B.“ meldet, auch für Oderberg Waggonwechsel sowie ärztliche Revision der Reisenden und Desinfection des Gepäcks angeordnet worden.

Lemberg, 26. August. In einer Warschauer Correspondenz der amtl ichen Gazeta Lwomska? wird versichert, der Sefundheits⸗

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zustand in Warschau und überhaupt in Russisch-Polen sei ein durchaus befriedigen der. Ob die in dem Lubliner Gouvernement vorgekommenen Todesfälle durch asiatische Cholera verursacht worden 3 3 zweifelhaft, da eine Autopsie der Leichen nicht er⸗ fo ei.

Pest, 26. Auguft. Wie das Ungarische Cortespondenzbureau“ meldet, hat die ungarische Regierung die ärztliche Beobachtung der aus Rußland, Galizien, der Bukowina und Deutsch⸗ land ankommenden Reisenden in den vier Stationen Czasa, Orlo, Lupkow und Volocz verfügt und die Einfuhr aus Ham⸗ burg und Altona fommender gebrauchter Wäsche, Kleider, Consum— artikel und anderer die Einschleppung der Cholera fördernder Waaren verboten. ;

Kopenhagen, 26. August. Die vom Auslande ankommen⸗ den Perso nen werden in Vam drup einer ärztlichen Unter— suchung unterzogen und, falls sie als an Cholera, Cholerine oder Diarrhöe leidend sich erweisen, in einem zu diesem Zwecke ein—⸗

; 2 s mitaen j s gerichteten Local untergebracht. Das mitgebrachte nicht gewaschene Bettzeug, die Wäsche und die wollenen Kleider werden desinficirt und zurückgesandt oder verbrannt.

. 26. August. Die für Provenienzen von Havre, Hamburg und dem Rhein angeordnete Quarantäne ist auch auf Schiffe aus ganz Frankreich und aus den aus der Ostsee kommenden Häfen ausgedehnt worden.

Brüssel, 26. August. Der Eisenbahn⸗Minister hat an⸗ geordnet, daß von morgen ab alle Reisenden, welche auf den den Ver⸗ kehr mit dem Auslande vermittelnden Bahnlinien in das Land kommen, mit allem das Land passirenden Gepäck einer ärztlichen Unter—⸗ suchung unterworfen werden. Eine Ausnahme ist nur gestattet für Reisende aus England sowie für Packete, welche von England durch die Post befördert werden.

Lirervool, 26. August. Die transatlantischen Dampf— schiffahrts⸗-Gesellschaften haben, laut Meldung aus Liver— pool, der Cholera wegen ihren auf dem Festlande befindlichen Agenten Anweisung zugehen lassen, Aus wanderer als Passagiere nicht weiter anzunehmen.

Paris, 27. August. Der Tirector der Abtheilung für Ge— sundheitspflege im Ministerium des Innern, Monod, bestätigte einem Mitarbeiter des Gaulcis“ gegenüber, daß bisher noch kein Fall von asiatischer Cholera in Paris vorgekommen sei. Was die zur Abwehr der Seuche getroffenen Maß— nahmen anlange, jo würden die aus Belgien und Deutschland in Paris ankommenden Reisenden nur beim Aussteigen aus dem Eisenbahnwagen einer einfachen Unter— suchung unterzogen, das Gepäck jedoch schon auf den Grenz— bahnhöfen in einem dazu hergerichteten Raume desinßficirt werden. Autorité“ und „Petit Parisien melden, daß die in Paris herrschende choleraartige Epidemie wieder heftiger auftrete. Gestern seien noch etwa vierzig neue Krankheitsfälle vorge— kommen, von denen mehrere tödtlich verliefen. ‚Figaro' schreibt, der Kriegs⸗Minister Frevcinet beabsichtige, nicht nur das Programm für die großen Manöver im Westen einzuschränten, sondern diese überhaupt ganz abzusagen. Eine Entscheidung hierüber n treffen, sobald die Erhebungen über den Ge— sundheitszustand des neunten Corps akgeschlossen seien. Ein Theil der fürzlich aus Rußland hier eingetroffenen jüdischen Auswanderer ist gestern nach Amerika eingeschifft worden, der Rest wird im Laufe der nächsten Woche abreisen. . Rom, 26. August. Eine heute erschienene Verordnung dehnt die unter dem 7. Juli er. für Herkünfte aus dem Schwarzen Meere angeordnete ärztliche Untersuchung und Desinfection nun— mehr auch aus auf Herkünfte aus den französischen Häfen des Atlan— tischen Meeres, des Kanals, aus belgischen, holländischen, deutschen Nordseehäfen, einschließlich Hamburgs, sowje auf alle Schiffe, welche choleraverdächtig sind.

San Seba stian, 26. August. Nach Irun ist der Befehl gelangt, die die Grenze passirenden Reisenden und Waaren einer Des infection durch Räucherung zu unterziehen.

In R. von Decker's Verlag G. Schenck ministerielle Bekanntmachung vom 28. kämpfung der Cholera in einem billigen paratabzug, sowie ferner in Placatform eine Zusammenstellung der Schutz maßregeln gegen die Cholera von dem Geheimen Sanitäts— Rath Hr. Paul Sachse in Berlin erschienen. Jedes Exemplar tostet 20 bei vortofreier Versendung. Für Massenverbreitung sind die Preise erheblich herabgesetzt: 100 Exemplare kosten à 10, 5066 A 8 und 1000 à 5 3.

Niederlande.

Nach einer im Nederlandsche Staatscourantꝰ vom 20. August 1892 veröffentlichten Verfügung der Königlich niederländischen Minister des Innern und der Finanzen ist die Verfügung vom 9. August 1892, wonach die Ein⸗ und Durchfuhr von Lumpen, gebrauchten Kleidungs— stücken und ungewaschener Leibwäsche und Bettwäsche aus Marseille verboten war, wieder aufgehoben worden.

Durch eine im „Nederlandsche Staatscourant“ veröffentlichte Verfügung des Königlich niederländischen Ministers des Innern vom 19. August 1892 werden alle russischen Häfen an der Ostsee für von der asiatischen Cholera verseucht erklärt.

Dänemark.

Durch Bekanntmachung des Königlich dänischen Ministeriums für Island vom 16. August 1892 sind die gesetzlichen Vorschriften über die gesundheitspolizeiliche Untersuchung gegenüber allen aus Häfen des Schwarzen und Alowschen Meeres, aus russischen Häfen der Ostsee und des Finischen Meerbusens, sowie aus plätzen nach Jsland kommenden Schiffen in Kraft gesetzt worden. Gleichzeitig ist die Einfuhr von gebrauchter Leibwäsche, gebrauchten Kleidungsstücken und gebrauchtem Bettzeug (soweit diese Gegenstände nicht zum Reisegut von Schiffspassagieren gehören), ferner von Lumpen, gebrauchter Watte, Kratzwolle, Paplerabfällen, Haar und Häuten aus den bezeichneten Häfen nach Island verboten worden. Durch Bekanntmachung des Justiz-⸗Ministeriums vom 16. August 1592 sind ferner die gesetzlichen Vorschriften über gesundheitspolizeiliche Untersuchung gegenüber den aus Häfen des Schwarzen und Asowschen Meeres, aus russischen Häfen der Ostsee und des Finischen Meer— busens sowie aus finischen Hafenplätzen nach den Farber-Inseln kom— menden Schiffen in Kraft gesetzt worden.

Theater und Musik.

Königliches Schauspielhaus.

Seit einigen Tagen ist Moreto's Lustspiel Donna Diana“ in der bekannten Bearbeitung von Schreivogel⸗West mit vollständig neuer Besetzung wieder in den Spielplan der König⸗ lichen Bühne aufgenommen worden. Fröhliche Schelmerei, leicht um⸗ weht und getragen von spanischer Grandezza, blickt aus den zierlichen Versen, die den Sieg Gott Amors über die ernste Philosophie feiern. Die arme Donna Diana, gepanzert mit Weisheit, gestützt auf ihre hohe fürstliche Würde, muß sich doch gar kläglich wie ein liebes— krankes Mädchen gebärden, wenn der Götterknabe Sturm läuft auf ihre Wehr und Waffen. Die Intrigue, durch die Frauenstolz durch Mannes⸗ würde gebeugt werden soll, ist leicht und durchsichtig angelegt. Der schlaue Perrin, der an tollen Streichen Gefallen findet, klärt uns stets über den kommenden Gang der Exreignisse auf; aber das Spiel wird geschickt, mit feinem Geist und mit richtiger Empfindung für das rein Menschliche durchgeführt. Auf spanischem Boden er⸗ wachsen, entwickelt die Dichtung eindrucksvoll die Eigenart ihres Ursprungslandes, einen stol;en ritterlichen Geist, feine Zierlich—⸗ keit des Dialogs, gluthvolles Liebeswerben leicht entzünd⸗ licher Herzen alles etwas eingeengt durch spanische Gemessenheit. Das mächtigste, kraftvollste Widerspiel diefer Moreto'schen Donna Diana“ tritt uns in Shakespeare's Der Widerspänstigen Zähmung“ entgegen, die, ungefähr um die gleiche Zeit entstanden, denselben Gedanken dramatisch entwickelt; aber das

finischen Hafen⸗

urwächsige Genie des englischen Klassikers, kraftwoll bis zur Raubheit, frei bis zur Ungebundenheit, behandelt den Gegenstand mit spielender Freiheit des Gedankens, mit fühner Natürlichkeit und derbem Witz. strenger Form unterworfenen spanischen Geist unter dem das rein menschliche Fühlen seine Tlügel regt und nach Befreiung ringt, bringt die Scene in Donna Diana“ glücklich zur Geltung. Der Hof der stolzen jungfräulichen Diana erscheint wie ein Liebeshof, an dem verliebte Mädchen mit glänzenden Augen und naiver List der ritter⸗ lichen Freier warten. Die Heldin . muß sich erst durch einen Berg höfischer Sitte, fünstlich aufgebauter Scheinweisheit durcharbeiten, um den Schlag ihres Herzens zu fühlen, um den Natur⸗ laut der Liebe zu vernehmen. Fräulein Poppe verwandelte diese Diana voll unnahbarer Würde mit klugem Verständniß in ein einfach zärtlich liebendes Mädchen. Wir sehen alle Stadien der Umwandlung; die Verwunderung über den abwehrenden Stolz Don Cesar g, das Gefühl der Kränkung, as wachsende Verlangen na Rache, das letzte tolle Aufbäumen ihres Mädchenstolzes, en fig die demüthige Ergebung eines liebekranken Herzens. Eine glänzende Leistung bietet Herr Mat kowsky als Den Cesar. FR unbewußt scheint dieser in sehnsüchtiger Liebe vergehende Ritter die Waffen in dem listigen Liebes kampfe kunstvoll zu führen; voll frischen Humors mischt er die Empfindung seiner ängstlich verborgen gehaltenen Leidenschaft mit naiver List, mit einer künstlich zur Schau getragenen Unempfindsamkeit. Herr Purschian spielte den klugen, freundschaftlichen Berather und Leiter dieses Liebes kampfes mit behender Leichtigkeit und würziger Laune. Auch die kleineren Rollen waren gut durch erste Kräfte besetzt, sodaß ein tadelloses Zu‚ sammenspiel der spanischen Dichtung jeglichen Reiz verlieb. Die Decorgtionen entsprachen dem Geist der Dichtung. Ragende Hallen, bunte Fenster, durch die das Tageslicht leuchtende Farben warf, Mondschein beschienene Gärten in üppiger Pflanzenvracht bildeten den Rahmen für das romantische Lustspiel. ;

Am Montag gehf im Königlichen Opernhause Mignon“ mit den Damen Rothauser und Dietrich, den Herren Philirp, Schmidt. Fränkel und Krasa in Scene. In der Vorstellung der Oper Der fliegende Holländer am Dienstag sind die Damen Pier⸗ son und Lammert, die Herren Stammer, Rothmühl, Lieban und Bulß beschãftigt.

Im Königlichen Schauspielhause geht am Sedantag Paul Heyse's Schauspiel ‚Colberg‘ nach längerer Pause wieder über Tie Bretter. Herr Vischer, der von seinem Engagement im Lessing⸗ Theater wohl noch in gutem Andenken stehen dürfte, eröffnet darin mit dem Rector Zipfel ein auf Engagement abzielendes Gastspiel. Am Sonnabend giebt Herr Klein im zweiten Auftreten den Nathan“. In der nächsten Sonntags⸗-Vorstellung, „Uriel Acosta“, setzt Herr Vischer sein Gastspiel in der Rolle des Ben Akiba fort; Herr Matkowsky spielt den Uriel uͤnd Fräulein Lindner die Judith. ö

Der Wochen⸗Spielplan der Königlichen Oper lautet: Sonn⸗

tag: Fra Diavolo“. Montag: Mignon“. Dienstag: „Der fliegende Holländer. Mittwoch: Cos! fan tutter. Donnerstag: ‚Lohen—= grin'. Freitag: „Cavalleria rusticana-“, Die Jahreszeiten). Sonnabend: „Die Hochzeit des Figaro“. Sonntag: „Die Afrikanerin“. Der Wochen ⸗Spielplan des Königlichen Schauspiels ist folgender: Sonntag: Neu einstudirt: „Iphigenie auf Tauris“V. Montag: Wohlthätige Frauen“. Dienstag: Donna Diana“. Mitt⸗ woch: ‚Was ihr wollt“ Donnerstag: Iphigenie auf Tauris“. Freitag: Colberg' (Rector Zipfel: Herr Vischer, als Gast). Sonn⸗ abend: Nathan der Weise! (Nathan: Herr Klein, als zweites Auftreten. Sonntag: „Uriel Acosta? (Ben Akiba: Herr Vischer als Gast). . Im Deutschen Theater geht zur Wiedereröffnung am Don— nerstag, 1. September, Klzst's Prinz Friedrich von Homburg“ mit durchgehend neuer Besetzung aller Hauptrollen in Scene. Dieselbe Vorstellung wird am Sedantage, Freitag, 2. September, sowie am Sonntag, 4, wiederholt. Am Sonnabend, 3. September, findet ein Aufführung des Lustspiels Der Compagnon' statt. Ihm Berliner Theater geht morgen Abend „Minna von Barnhelm‘ mit den Debuts mehrerer neuen Mitglieder, darunter Ernst Formes als Werner, in Scene. Dasselbe Werk wird in der gleichen Besetzung am Freitag als erste Abonnements-Vorstellung gegeben. Am Montag kommt Schiller's Jungfrau von Orleans! mit Sidonie Hönig in der Titelrolle und Ludwiga Wally als Sorel zur Aufführung; am Dienstag geht Der Hüttenbesitzer', das bewährte Repertoirestück des Berliner Theaters, zum 898. Male in Scene, und am Mittwoch wird Agnes Sorma als Lorle in Dorf und Stadt; ihre künstlerische Thätigkeit in der neuen Spielzeit beginnen. Auf Donnerstag, den 1. Sep⸗ tember, ist „Wilhelm Tell! angesetzt. In dieser Vor⸗ stellung wird den sämmtlichen neu engagirten Mitgliedern Gelegen— heit geboten, sich dem Berliner Publikum zu zeigen. Der Sonnabend endlich bringt in neuer Inscenirung Gustav von Moser's und Franz von Schönthan's Lustspiel Krieg im Frieden?. Dasselbe wird am nächsten Sonntag Abend wiederholt, während am Nachmittag die „Jungfrau von Orleans“ gegeben wird.

Das Lessing-Theater kündigt für nächsten Sonnabend die erste Aufführung von Oscar Blumenthal's Schauspiel ‚Ein Tropfen Gift“ an, in welchem neben Emanuel Reicher und Eugen Pansa, die in diesem Werk zum ersten Mal auftreten werden, auch Fräulein Clara Drucker vom Stadt⸗Theater in Frank⸗ furt am Main debutiren wird. Am morgigen Sonntag wird Gustav von Moser's Lustspiel „Der Lebemann“ gegeben, das auch am Dienstag und Freitag wiederholt wird. Am Montag kommt „Die Großstadtluft', am Mittwoch „Das alte Lied! und am Donnerstag „Die Ehre“ wieder zur Aufführung.

Im Friedrich ⸗Wilhelmstädtischen Theater soll zum Beginn der Herbstsaison eine Reihe der populärsten Werke Offen⸗

's, zu einem Cyclus vereinigt, in Seene gehen.

Im Residenz⸗Theater treten in der des Wetterumschlags wegen nun doch auf morgen verlegten Eröffnungs-Vorstellung „Denise! von A. Dumas (Anfang 77 Uhr) eine Reihe neu engagirter Kräfte auf. Den Brissot spielt Director Sigmun Lautenburg selbst. den Thouvenin Herr Hermann Haack, de wieder zu der Stätte zurückkehrt,

de an welcher er früher acht Jahre hindurch erfolgreich gewirkt hat. Das Wochen⸗Repertoire des ü folgendermaßen entworfen: Sonntag: (Rosine: Signorina Prevosti als vorletztes Auftreten); „Das Glöckchen des Eremiten“ꝰ; Dienstag „La Traviata“ Prerosti in der Titelpartie, letztes Auftreten); Mittwoch: Freischütz; Donnerstag: (zum ersten Mal): Johann von Lothri (Herr Emil Götze in der Titelpartie als Gast); Freitag: Wildschütz?; Sonnabend: Don Juan“ (erstes Gaftspiel des d' Andrade). Im Adolph Ernst⸗Theater findet morgen die letzte Sonn⸗ ng der Posse i statt, da am Sonn⸗ . September, die in Scene geben soll. Thomas⸗The ; ie vorlãufig intags⸗Vorstellun da schon am i Darstellung

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Mannigfaltiges.

Das Königliche Polizei. Präsidium beabsichtigt, wie in der gestrigen Magistratssitzung mitgetheilt wurde, demnächst eine Polizei⸗Ver⸗ ordnung wegen Untersuchung von frischem Schinken und Speck, welche vom Auslande nach Berlin eingeführt werden, zu erlassen, und hat die Zustimmung hierzu beim Magistrat beantragt. Dieser Verordnung gemäß soll Schinken und Speck, welche von außer⸗ halb Deutschlands geschlachteten Schweinen entstammen, erst dann im hiesigen Polizeibezirk in den Verkehr gebracht werden dürfen, wenn diese Waaren innerhalb des Deutschen Reichs von einem amtlichen Fleischbeschauer auf Trichinen und