— —
w
w
Ausführliche Prospecte sind durch die Direction des In⸗ stituts zu beziehen. . ;
Das Winter⸗Semester 182 93 beginnt Montag, den 10. Oktober d. J. .
Die Aufnahme- Prüfung findet am Freitag, den 7. Oktober d. J, Vormittags 9 Uhr , statt.
Berlin, den 27. August 187̃.
Der Vorsitzende des Senats, Section für Musik. Dr. M. Blumner.
Angekommen:
Seine Excellenz der Ministerial⸗Director im Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten, Wirkliche Geheime Rath Dr. de la Croix, von Langeoog.
Abgereist:
der Unter-Stagtssecretär im Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten Dr. von Wey—⸗ rauch, auf Urlaub.
Aichtamtliches.
Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 3. September.
Seine Majestät der Kaiser und König trafen gestern Nachmittag um 4 Uhr mit Sonderzug in Swine— münde ein und begaben Sich sofort an Bord S. Kaiseradler⸗ . .
Heute Vormittag schifften Seine Majestät Sich auf dem Artillerie⸗Schulschiff „Mars“ ein und hielten von dort eine Flottenbesichtigung ab.
Wie,, W. T. B. aus Swinemünde meldet, kam gestern Morgen um R Uhr das gesammte, 51 Schiffe zählende Manöver-Geschwader, welches Seine Majestät heute be— sichtigt, in Sicht. Die großen Panzer liegen in Divisions— Formation in einer Entfernung von 3 km von der Küste vor
Anker.
In einem Erkenntniß des Königlichen Ober-Verwaltungs— gerichts vom 19. Juni d. J. ist der Grundsatz, daß die Kirchen— gemeinde als Eigenthümerin eines Kirchengebäudes wegen der Benutzung desselben zu dessen bestimmungsmäßigen Zwecken zur Gemeinde⸗-Einkommensteuer nicht herangezogen werden kann, auch auf die Pfarrhäuser ausgedehnt worden. Bei der Veranlagung zur Gemeinde-Einkommen⸗ steuer war der Oberpfarr⸗ und Domgemeinde in Berlin für ihr Kirchengebäude ein Miethzins in Ansatz gebracht worden. Nach dem Erkenntniß des Ober ⸗Verwaltungs⸗ gerichts bezieht jedoch die Kirchengemeinde aus ihrem zu gottes— dienstlichen Zwecken gewidmeten Eigenthume am Kirchen— gebäude kein Einkommen im Sinne der maßgebenden steuer⸗ rechtlichen Bestimmungen. Dadurch, daß ein Gebäude dauernd einer besonderen gottesdienstlichen Bestimmung übergeben worden ist, wird es der profanen Benutzung entzogen, sodaß ein nicht gottesdienstlicher Gebrauch überhaupt unzulässig ist, es sei denn, daß er weder die Benutzung des Gebäudes zum Gottesdienste äußerlich beeinträchtigt noch der Bestimmung desselben innerlich durch einen profanirenden weltlichen Charakter widerstreitet. Daher kann auch durch die gottesdienstliche Benutzung ein Mieths— werth nicht entstehen und eine Steuerpflicht nicht begründet werden. Was aber die Pfarrhäuser, denjenigen Theil des Kirchenvermögens betrifft, der zur Unterhaltung der Pfarrer dient und an dem die Verwaltung und der Nießbrauch dem Pfarrer gebührt, so ist die Kirchengemeinde Eigenthuͤmerin eines zu Gunsten eines Dritten mit einem Wohnungsrecht be— schwerten Grundstücks, wonach es, wie das Erkenniniß aus— führt, ausgeschlossen ist, den Werth dieses Wohnungsrechts als ein dem Eigenthümer zufließendes Einkommen zu behandeln.
Dem Kaiserlichen Gesundhei Cholera-Erkrankungs- und T
K und .
gestorben gestorben erkrankt gestorben ertrankt gestorben
ö x * erkranlt
O —— i * O
Hamburg. Neuenfelde.
Lüneburg. Neuland.
Außerdem an derfinzelten Fällen:
Regierungsbezirk Stade: in 5 Orten der Kreise Jork und Kehdingen und in der Stadt Stade 6 Erkr., 2 Todes fälle.
Regierungsbezirk Lüneburg: in Stadt Harburg, 6 Orten der Kreise Harburg (Land), Bleckede und Winsen 5 Erkr., 5 Todesf.
Regierungsbezirk Hildesheim: Stadt Klausthal, 1 Todesfall. .
Regierungsbezirk Magdeburg: in Stadt Aken und weiteren Orte des Kreises Kalbe 2 Erkr.
Regierungsbezirk Oppeln: Kreis Groß-Strehlitz 2 Erkr., davon 1 tödtlich verlaufen.
Regierungsbezirk Minden: Stadt Bielefeld 1 Erkr.
Im Großherzogthum Mecklenburg-Schwerin sind vom 25. August bis 1. September Mittags in 7 Städten und 5 Landorten im ganzen 30 Erkr. (darunter 16 eingeschleppte und 9 nur verdächtige Fälle) mit 1 Todesfällen vorgekommen.
In Bremen 1 Todesfall am 29. August.
Der General ⸗Inspecteur der Fuß⸗-Artillerie, General⸗ Lieutenant Sallb ach ist hierher zurückgekehrt.
Der Königliche Gesandte in Hamburg . von Thielmann ku einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Während seiner Abwesenheit fungirt der Legations⸗ Secretär von Bülow als Geschäftsträger.
Die Referendare Ras cop, Dr. Neidhardt und Richter sind auf Grund der bestandenen Staatsprüfung zu Gerichts⸗-Assessoren ernannt worden.
Stettin, 2. September. Seine Königliche Hoheit der Prinz Albrecht, Regent des Herzogthums Braunschweig, traf heute von Bromberg hier ein und setzte alsbald die 3. nach Cammin fort.
Bayern.
München, 2 September. Ihre Kaiserliche und König—⸗ liche Hoheit die Prinzessin Leopold ist mit den Prin⸗ zessinnen Elisabeth und Auguste und den Prinzen Georg und Konrad gestern Abend aus Ischl hier wieder eingetroffen.
Mecklenburg⸗Schwerin.
Schwerin, 2. September. Seine Königliche Hoheit der Großherzog hat sich, wie die „Meckl. Nachr.“ melden, heute zu mehrtägigem Aufenthalt nach Wernigerode begeben.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach.
Weimar, 2. September. Seitens des Großherzoglichen Hof⸗Marschallamts wird jetzt das Programm für die Festlichkeiten anläßlich des goldenen Ehejubiläums Ihrer Königlichen Hoheiten des Großherzogs und der Großherzogin bekannt gegeben. Danach findet Sonntag, 2. Oktober, die Ankündigung der Feier und Fürbitte in allen Kirchen des Landes statt. Am 5. und 6. Oktober von Mittags 117 Uhr an ist Empfang der De— putationen aus dem Lande, und zwar zunächst des Staats— Ministeriums und des Landtags. Am 6. werden auch die Abordnungen der Goethe-Gesellschaft, der Shakespeare— Gesellschaft und der Schillerstiftung empfangen. Am folgenden Tage reiht sich der Empfang der aus— wärtigen und militärischen Abordnungen an; Nachmittags ist Empfang des diplomatischen Corps und der be— sonderen Gesandten; am Abend Tafel und Gesang— aufführung der weimarischen Gesangvereine im Schloßhof. Am Sonnabend, Nachmittags 2142 Uhr, ist die Einsegnung in der Schloßkapelle, danach Defilir-Cour und Tafel. Abends ist Galavorstellung im Hoftheater. Am 9. Oktober begeben Sich die Höchsten Herrschaften zum Festgottesdienst in die Stadtkirche. Nachmittags findet der historische Huldigungsfestzug statt. Am Abend ist Concert im Schlosse, am 12. Hofball.
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Coburg, 2. September. Seine Königliche Hoheit der Herzog von Edinburg ist gestern von hier nach Kissingen rückgekehrt.
zu
Oe sfterreich⸗ Ungarn.
Schlußmanöver in Ungarn und Böhmen sind f Befehl des Kaisers abgesagt worden.
Drei Landtags-Abgeordnete des sideicommissarischen und sieben Abgeordnete des nicht-fideicommissarischen Großgrundbesitzes in Böhmen haben ihre Mandate nieder— gelegt. Die Neuwahlen sind auf den 29. September an— beraumt.
Großbritannien und Irland.
Am 1. September ist in England das neue Volks— schul-Unterrichtsgesetz in der Hauptsache in Kraft ge— treten. Von diesem Tage ab haben alle Eltern das Recht, ihre Kinder in alle staatlich unterstützten Schulen zu schicken, welche in der Nähe ihres Wohnortes liegen, ohne Schulgeld zu zahlen. Verlangt eine Schule Schulgeld, so können sich die betreffenden Eltern an das Unterrichts-⸗Ministerium wenden ind um Befreiung davon nachsuchen.
Frankreich.
Der Präsident Carnot ist heute früh 8 Uhr vor Fontainebleau nach Chambéry abgereist. Der Minister des Auswärtigen Ribot befindet sich in seiner Begleitung. Der Kriegs-Minister de Freycinet wird heute Abend in Aix— les-Bains eintreffen.
Der Deputirte Basly hatte heute mit dem Präsidenten Loubet eine Unterredung über die Lage im Kohlenbecken des Departements du Nord und bestätigte, daß die Ruhe daselbst vollständig hergestellt sei; die Bergleute ver⸗ langten jedoch Schutz gegen die Concurrenz der bel— gischen Arbeiter. Er beabsichtige deshalb, die Regierung nach dem Wiederzusammentritt der Kammer zu inter⸗ pelliren.
Daß, wie ein Morgenblatt meldete, Verstärkungen an Infanterie und Marine nach Dahomey geschickt werden müssen, ist, wie in Regierungskreisen verlautet, vollständig unrichtig.
Italien. ꝛ t bei Foligno wurden gestern im Beisein des Königs fortgesetzt; der Gesundheitszustand der Truppen ist ausgezeichnet.
Der Ertrag aus den Zöllen für die auf dem Seewege eingeführten Waaren zeigte im Monat August d. J. gleichfalls, wie im Juli, eine Zunahme. Der Ertrag belief sich auf 199,½ Millionen Lire gegen 17 Millionen Lire im August 1891. Der Ertrag in den Monaten Juli und August d. J. übersteigt denjenigen von Juli und August 1891 um 26/0 Millionen Lire.
Schweiz.
Das am 1. September in Bern erschienene „Handels⸗ amtsblatt“ veröffentlicht das Handelsübereinkommen mit Frankreich nebst den dazu gehörenden Actenstücken.
Am 31. v. M. ist in Bern die erste Schule für Armee-Velocipedisten, etwa sechzig Mann stark, ein— gerückt.
Der Berner Bund schreibt: „Es kommt öfters vor, daß das eidgenössische Militär⸗Departement auf telegraphischem Wege um die Erlaubniß zur Besichtigung der Goötthardbefesti⸗ gungen angegangen wird. Das Departement giebt hiermit bekannt, daß aus nahe liegenden Gründen solchen Begehren nicht entsprochen werden kann.“
Dänemark.
Die Ankunft des Königs in Kopenhagen wird erst heute erwartet. Der „Danebrog“, an dessen Bord Seine Majestät eintrifft, wird einer 48 stündigen Quarantäne auf der Rhede unterliegen.
Am 27. v. M. fand, wie man der „Köln. Ztg.“ aus Kopenhagen schreibt, die feierliche Ablieferung des aus freiwilligen Beiträgen dänischer Männer und Frauen erbauten Forts „Garderhöj“ an das Kriegs⸗Ministerium statt. Das Dort, dessen Bau vor etwa 6 Jahren unter Leitung des Obersten Sommerfeldt begonnen wurde, entspricht allen Forderungen der Gegenwart. Seine bombensicheren . geben Raum für 500 Mann; es ist mit zehn Panzerconstructionen, schnellschießenden Mitrailleusen, den neuesten Kanonen, zwei Observat onsthürmen und elektrischer Beleuchtung versehen und hat im ganzen L200 900 Kronen gekostet. Der Geheime Conferenz⸗Rath Rosenörn leitete die Feierlichkeit, der ungefähr 560 Per⸗ sonen, darunter der Minister⸗Präsident Estrup, Marine—⸗ Minister Ravn und Kriegs-Minister Bahnson beiwohnten, ein mit einem Dank an das dänische Volk für die zur Vertheidi⸗ gung des Vaterlandes gebrachten Opfer und einem besonderen Dank für alle, deren persönliches Wirken dazu beigetragen, daß man vor einem so bedeutenden Ergebniß stehe. Grosserer Vissen, der Vorsitzende des Comiteés, der seinerzeit den ersten Spatenstich zur Erbauung des Forts gethan, mauerte darauf auch den letzten Stein ein und übergab dann nach einer längeren Ansprache dem Kriegs-Minister die Schenkungsacte. Am Eingang zu dem Fort ist ein Schild angebracht worden mit der Inschrift: „Dänische Männer und Frauen erbauten dieses Fort in den Jahren 1886 bis 1891 durch freiwillige Selbstbesteuerung zur Vertheidigung des Vaterlandes.“
Amerika.
Das neue Cabinet des Präsidenten von Ecuador, Senor Condero, besteht nach einem Telegramm, welches der Allg. Corr.“ aus Panama zuging, aus folgenden Personen: Vicente Lucio Salazar, Minister des Innern und des Aus— wärtigen; Antonio Delcaza, Finanz⸗Minister; Cavallos Salvador, Minister des Unterrichtswesens, und José Sevasti, Kriegs- und Marine-Minister.
Parlamentarische Nachrichten.
Bei der gestrigen Reichstags-⸗Stichwahl im Wahl— kreisss Sa gan⸗Sprottau sind bis heute früh für Dr. Müller sfreis. 7782, für von Klitzing (cons) 7023 Stimmen gezählt worden. Aus 27 Ortschaften steht das Resultat noch aus.
Nr. 16 des Archivs für Post und Telegraphie“ (Beiheft zum Amtsblatt des Reichs-Postamts, herausgegeben im Auftrage des Neichs-Postamts) hat folgenden Inhalt: J. Actenstücke und Aufsätze: Die erste oberirdische Telegraphenlinie in Deutsch-Ostafrika. — Die Bahnvosten in Frankreich. — Sibirische Eisenbahn. — Die nieder ländische Reichs -Post-⸗Sparbank während des ersten zehnjährigen Zeit- raums ihres Bestehens. — II. Kleine Mittheilungen: Die Urania⸗ säulen in Berlin. — Die neue Mississippi⸗Eisenbahnbrücke bei Memphis. — III. Literatur des Verkehrswesens: Ueber geräuschloses Pflaster, insbesondere über Asphaltpflaster, von Schubarth, Land— rath a. D., Berlin 1892. Was die Aerzte über das geräuschlose Pflaster sagen. Enquête der „Münchener Neuesten Nachrichten“. München 1892. Druck von Knorr u. Hirth.
Kunsft und Wissenschaft.
hat in der Zeit vom 29. bis 31. August die
ersammlung des Verbandes Deutscher Architekten⸗ Ingenieurpereine getagt. Nach dem Be⸗ richt des „Dres Journ.“ waren weit über 600 Fach⸗ genossen aus allen deutschen Gauen versammelt zum Austausch von Erfahrungen auf dem weiten Felde der Technik und sodann, um collegiale und freundschaftliche Beziehungen zu begründen und zu erhalten. Die Versammlungstage waren insofern noch besondere Jubel⸗ und Ehrentage, als vor 50 Jahren, ebenfalls Ende August, die erste Vereinigung deutscher Architekten und Ingenieure in Leipzig stattfand. In der (wie seiner Zeit be⸗ richtet) sehr schön ausgeschmückten und umgestalteten Alberthalle des Krystallpalastes begrüßten die Herren des Festausschusses und die Mitglieder der Leipziger Vereinigung die Theilnehmer. Am Vor⸗ mittage des 293. August fand die erste allgemeine Versammlung statt.
Herr Ober⸗Baudirector Wiebe⸗Berlin eröffnete sie, indem er darauf hinwies, der Verband nach 50 Jahren wieder in Er danke für das Entgegenkommen der
M*
— Q
Dresd
Entwickelung des Verbandes und dessen künstlerische . SHerr Geheimer Finanz-⸗Rath Köpcke⸗ Dresden begrüßte sammlung namens des Königlich sächsischen Finanz⸗ Ministeriums, Herr Regierungs⸗Rath Morgenstern richtete begrüßende Worte an die Versammlung im Auftrage des sächsischen Ingenieur— Verbandes, Herr Ober⸗Bürgermeister Dr. Georgi solche als Vertreter der Stadt. Herr Stadt⸗Bauinspector Pinkenburg⸗Berlin machte geschäft⸗ liche Mittheilungen über den Stand der Kasse ꝛc. und theilte mit, daß als Ort der nächsten Versammlung München gewählt sei. Professor Dr. Schreiber⸗Leipzig hielt sodann einen Vortrag über kunstgeschichtliche Entwickelung Leipzigs. Nach diesem Vortrage folg eine Besichtigung der Stadt und insbesondere ihrer Bauwerke. — Am zweiten Verhandlungstage hielt Herr Professor Hubert Stier— Hannover einen fesselnden Vortrag über die Entwickelung der Architektur in den letzten fünfzig Jahren. Später sprach Herr Geheimer Regierungs- Rath, Professor Launhardt⸗Han⸗ nover über die Entwickelung und die Wirkungen des Verkehrs— wesens in den letzten 90 Jahren. Beide Vorträge waren tief durchdacht und erschöpfend, sodaß sie das lebendige Interesse der Zubörer fanden und vielen Beifall erregten. — Am Nachmittag wurde zu Ehren der Gäͤste im Neuen Concerthaus (Gewandhaus) vom Gewandhaus Orchester unter Leitung des Herrn Professors r. Carl Reinecke ein Concert veranstaltet. Hierauf folgte eine Ausfahrt nach Plagwitz— Lindenau, woselbst verschiedene industrielle Anlagen einer Besichtigung unterzogen wurden. Daran schloß sich nech eine Fahrt durch die Linie sowig eine weitere Fahrt über die Schlachtfelder nach Meusdorf. — Der letzte Verhandlungstag (Mittwoch) wurde ausgefüllt zunächft durch einen Vortrag des Herrn Geheimen Ober-Bauraths Hagen⸗ Berlin über die Mittel, den Hochwasser⸗ und Eisgefahren entgegen zuwirken. Sodann sprach Herr Regierungs- Baumeister Soeder⸗Berlin über die Beziehungen der Elektricität zum Baugewerbe. Die zuletzt ge⸗ nannten Darlegungen, die gleichwie jene des Geheimen QOber-Bauraths Hagen, in hohem Maße fesselten, erfolgten unter der Vorführung verschie⸗ dener Erperimen te. Nach Schluß der Verhandlungen nahmen die Festtheil⸗ nehmer abermals gruppenweise eine Besichtigung der Stadt und ihrer Bauwerke vor; gegen 3 Uhr fand in der Thomaskirche ein Zusammen⸗ treffen der vier Gruppen statt, und hier wurden die Theilnehmer erfreut durch den Gesang einer Bach schen Motette seitens des Thomanerchores. Am Abend beschloß ein geselliges Beisammensein die festlichen Veranstaltungen.
undheits Thierkrankheiten und Ab ⸗ Gesundheitswesen 9 — sperrung
Cholera.
In Berlin verstarb gestern (2. September) Nachmittag Uhr der an der asiatischen Cholera erkrankte und nach dem Krankenhause Moabit übergeführte Arbeiter August Pettke.
Gestern Nachmittag um 4 Uhr kam auf dem Lehrter Bahnhof der Zugführer Ofbaeerm mit dem Zuge krank an und wurde nach dem Krankenhause Moabit geöracht, wo Er⸗ krankung an asiatischer Cholera festgestellt wurde.
Heute Morgen erkrankte der Kaufmann Martin Kappel, Steinstraße 13,14, schwer an der asiatischen Cholera und wurde nach dem Krankenhause Moabit gebracht.
Ueber einen neuen Cholerafall in Charlottenburg meldet die
Nat. Ztg.“: Der Bootsmann Sasse erkrankte Freitag Nachmittag etwa um 3 Uhr auf dem Kahn auf der Spree unter verdächtigen Erscheinungen und war, als er nach dem Barackenlazareth abgeholt werden sollte, bereits eine Leiche. Ob es sich um asiatische Cholera handelt, kann noch nicht mit Bestimmtheit gesagt werden. — Der Sohn der verstorbenen Wittwe Angerstein, Kaufmann Paul Anger— stein, ist am Donnerstag gleichfalls an der Cholera gestorben. Außer— dem wird gemeldet, daß die Aufwärterin der Wittwe Angerstein, Frau Goetsch, an der Cholera erkrankt ist.
Auf Ansuchen des Senats zu Hamburg hat das Königliche Kriegs-Ministerium in Berlin Verfügung getroffen, daß zur Unterstützung der Hamburger Krankenanstalten beim Neuen All— gemeinen Krankenhaus in Eppendorf ein besonderes Cholera—⸗ Lazareth, bestehend aus sechs transportablen Baracken und 35 Krankenzelten, errichtet wird, welches für etwa 500 Kranke Raum bieten wird. Die Baracken werden vom Garde— Corps, die Zelte vom X. Armee Corps überwiesen, während die für die Ausstattung der Lagerstellen erforderlichen Gegenstände, wie Strohsäcke, wollene Decken und Wäsche aus Beständen des X. Armee⸗Corps hergegeben werden; außerdem sind vom JX. Armer— Corps ca. 5600 Feldkbettstellen zur Verfügung gestellt worden. Als leitender Arzt des Cholera⸗Lazareths ist vom Köoͤnig— lichen General Commando JX. Armee⸗ Corps der Dber— Stabsarzt 2. Klasse Dr. Krosta vom 1. Thüringischen Infanterie— Regiment Nr. 31 bestimmt. Zur Ausübung des ärztlichen Dienstes sind acht Militärärzte, theilweife vom Friedrich⸗Wilhelms⸗-Institut in Berlin, theilweise von anderen Armee⸗Corxrs, woselbst sie nicht so in Anspruch genommen sind, commandirt; aus dem Bereiche des IX. Armee⸗Corps sind außerdem noch sechs weitere Militäͤrärzte hierzu bestimmt. Die ferner noch nothwendigen Lazarethgehilfen und Militär⸗Krankenwärter werden vom II., III, JV. und X. Armee— Corps gestellt.
Der Magistrat der Stadt Altona und der dortige Physikus veröffentlichen gemeinschaftlich folgende Bekanntmachung: „Um über— triebenen Besorgnissen entgegenzutreten, sehen wir uns ver— anlaßt, unsere Mitbürger darauf hinzuweisen, daß die Er— krankungen an Cholera hier bisher verhältnißmäßig wenig zahlreich gewesen sind. Wenn man diejenigen Fälle abrechnet, die irrthümlich als Cholera gejählt worden, so sind in den zwei Wochen seit dem ersten Krankheitsfall kaum mehr als 160 Erkrankungen an der Cholera, also 1 von 1000 der Ein— wohnerzahl erfolgt. Die überwiegende Zahl derselben nahm ihren Ursprung nicht in Altona selbst, fondern von in Ham— burg Beschäftigten und dem Verkehr an und auf der Elbe. Es liegt darin die Warnung, die anscheinend verseuchten Stellen zu meiden, und wir knüpfen daran noch die ausdrückliche und ernste Mahnung, thunlichst Speisen nur dort zu genießen, wo man vor Schädlichkeiten möglichst sicher sein fann, insbesondere vom Elbwasser nur, nachdem es gekocht ist. Gebrauch zu machen. Daneben sind natürlich die empfohlenen Reinlichkeits, und Desinfectionsmaßregeln aufs ftrengste weiter zu beobachten.“
In Kiel sind dem Kiel. Tabl.“ zufolge bis zum 2. d. M. 13 Erkrankungen und 7 Todesfälle an asiatischer Cholera zu ver— zeichnen gewesen. Im Lockstedter Lager kamen bis zum 2. d. M. 11 Erkrankungen an Cholera vor, die bisher 3 Todesfalle zur Folge hatten.
In Hannever waren vorgestern zwei choleraverdächtige Er—
krankungen vorgekommen. Das Befinden beider erkrankten Personen ist dem SH. C. zufolge ein befriedigendes. Eine weitere Erkrankung war bis gestern Mittag nicht vorgekommen. Das Statistische Amt der Stadt Magdeburg theilt mit, daß in der Zeit vom 1. September Mittags bis 2. September, Vor— mittags g Uhr, in den Krankenanstalten weder Eholerakranke zur Aufnahme, noch auf den Standesämtern Cholera-Sterbefälle zur An= meldung gekommen sind. j
Ju Su chau bei Groß⸗-Strehlitz sind. wie D. B. H.“ meldet,
fwei zus Hamburg angekonimene Arbeiter erkrankt, einer ist gestorben. . Aus Bremen wird der Magdeb. Itg.' gemeldet, daß gestern ein daselbst aus Riga über Hamburg angekommener Ruffe an der Fholerg erkrankt sei. Auch der Capitän eines Kahns, von dessen Mannschaft einer an Cholera gestern gestorben sei, sei an Cholera erkrankt. Der Kahn ist unter strenge Zuarantäne in die Mitte des Stromes gelegt worden.
. Der „Köln. Ztg.“ wird aus Paris gemeldet, daß am 31. August in den dortigen Hospitälern 275 Cholerakranke aufgenommen worden seien, 21 seien an dem nämlichen Tage gestorben. Am Freitag wurden in das Hotel Dieu 12 Kranke eingebracht, 2 starben; in das Sospital St. Antoine wurden 6. Kranke aufgenommen, 3 starben. In Rouen kam am 1. d. M. in der Stadt ein Todesfall an Cholera vor; im Krankenhaus befinden sich 24 Cholerakranke, 2 Personen sind Naselbst gestorben. Im Gefängniß Bonne Nouvelle sind 2 Todesfälle, in Dissel 3 neue Erkrankungen und 1 Todesfall vorgekommen. Aus Dieppe werden 2 leichte Cholera⸗Erkrankungen gemeldet. In Hapre find am 1. d. M. 59 neue Erkrankungen und 15 Todesfälle an Cholera vorgekommen. In Lun é ville ist in dortiger Garnifon eine Typhus⸗ und Dysenterie Epidemie aufgetreten. Etwa 100 Mann von einem Dragoner Regiment, 2 Cürassier-Regimentern und 2 Batterien Artillerie sind erkrankt, 2 Soldaten sind gestorben. Die snficirten Regimenter ?ampiren außerhalb der Stadt.
Nach einem Telegramm des „D.. B. Hd.“ aus Dünkirchen, X Seytember, ist die Cholera auf einem seit 10 Tagen dort in Quarantäne liegenden Hamburger Dampfer ausgebrochen.
Nach einer Meldung der Antwerpener „Opinion“ ist in Boom in der Nähe von Antwerpen die Cholera ausgebrochen. Seit dem Freitag voriger Woche bis gestern sind 7; Erkrankungs- und 3 Todes⸗ fälle vorgekommen. In Rotterdam erkrankte am 1. September Abends ein Arbeiter an der Cholera nostras und starb alsbald; ebenso erkrankte und starb dort gestern Abend noch ein Maun; seine beiden Kinder sind anscheinend von derselben Krankheit befallen und wurden in die Baracken geb racht.
Aus London wird berichtet: In Bollington in der Nähe von Macclesfield ist gestern eine Frau an der Cholera gestorben. Es ist dies der erste Cholerafall, welcher aus der Grafschaft Chester ge— meldet wird.
In den meisten Städten Rußlands fordert, wie aus St. Petersburg gemeldet wird, die Cholera zur Zeit nur noch wenige Opfer. Am 31. August erlagen der Krankheit in Mos kau 8, in Kasan und ö je 6, in Perm 3, in Saratow 2 Per⸗ sonen. 11 Todesfälle sind am 1. Scptember in Nifhi⸗Now gorod vorgekommen. In den Gouvernements wüthet jedoch die Epidemie noch heftig. In Gouvernement Samara erkrankten am 31. August 239 Personen und starben 88 Personen; im Gouvernement Saratow erkrankten 344 und starben 149, aus Simbirsk werden von demselben Tage 268 neue Erkrankungen und 1109 Todesfälle gemeldet, aus dem Gouvernement Tam bow 149 Erkrankungen und 65 Todesfälle. Im Gouvernement Ufa sind an demselben Tage 271 neue Erkrankungen und 92 Todesfälle, in Kasan 186 Erkrankungen und 66 Todesfälle vorgekommen. Im
Gouvernement Charkow erkrankten 985 Persenen und 25 wurden durch die Seuche dahingerafft.
Ueber Choleragefahr und Absperrungsmaßregeln wird weiter berichtet:
Das PelizeiPräsidium in Berlin hat folgende Bekanntmachung erlassen: ‚Die Ein⸗ und Durchfuhr von Butter aus Hamburg und seinen Vororten wird wegen der dafelbft herrschenden Cholera hierdurch bis auf weiteres verboten. Zuwiderhandlungen werden nach 5 327 des Reichs ⸗Strafgesetzbuchs mit Gefängniß bis zu zwei Jahren bestraft. k ;
Zu den bisherigen Maßnahmen der städtischen Behsrden Berlins gegen die Choleragefahr sind gestern durch Beschluß des Magistrats Collegiums ergänzende Vorkehrungen getroffen worden. Wie die Nat. Ig. mittkeill, sollen auf den stadtis cen Müies tente Baracken bezw. Krankenstuben für die auf den Rieselfeldern beschäf— tigten Personen eingerichtet werden. Die verfügbaren Bestände der Einrichtungen der städtischen Heimstätten für Genesende sollen zur Ausrüstung dieser Lazarethe zur Verfügung gestellt werden. Für das Vorhandensein einer genügenden Anzahl von Aerzten und Wärter personal ist Vorsorge getroffen. Die von mehreren Vorständen der in Berlin angrenzenden Gemeinden Schöneberg, Tempelhof, Stralau an den Magistrat gestellten Anträge, die in diesen Orten als cholera— verdächtig erkrankten Personen in die Berlinér Cholera⸗-Kranken— anstalten aufzunehmen, hat das Collegium abgelehnt, da diese Ge— meinden zunaäͤchst die Verpflichtung haben, selbst geeignete Vor— kehrungen durch Erbauung von Krankenbaracken 2c. für ihre Erkrankten zu treffen. ;
In der heute erscheinenden Nr. 386 der Berliner klinischen Wochenschrift“ (Verlag von A. Hirschwald. Berlin) veröffentlicht Director Dr. Guttmann einen eingehenden Bericht über die ersten diesjährigen Cholera Erkrankungen in Berlin‘, welche die Fälle Karpen, Frohnert und Krumrey umfafsen. Aus dem Auffatz ist folgender, allgemein wichtiger Passus hervorzuheben: Wie jede Cholera⸗Epidemie, so hat auch der diesjährige Eintritt der Tholera in Berlin Vorläufer gehabt in einer Steigerung der Darmkatarrhe und in dem Auftreten von Brechdurchfällen bei Er. wachsenen in viel größerer Zahl, als sie sonst in der gleichen Jahres— zeit vorzukommen pflegt. Pr. Guttmann schließt mit folgender Pro— gnose: Es scheint nach der vorläufigen, nur drei Fälle innerhalb einer Woche betragenden Zahl der Cholera⸗Eckrankungen und in Räcksicht auf die schon ein wenig vorgeschrittene, einer starken Verbreitung der Cholera nicht mehr günstige Jahreszeit, endlich bei der umfassenden Fürsorge der staatlichen und städtischen Behörden und ihren Maß— nahmen zur Abwehr der Epidemie, die Hoffnung begründet, daß die Cholera eine größere Ausdehnung in Berlin nicht erreichen werde.
In Schöneberg ist eine Sanitätscommission, zu welcher 5 Aerzte gehören, in umfassende Thätigkeit getreten. Die Maßnahmen zur Bekämpfung resp. zur Verhütung der Cholera sind in die Wege geleitet und der Bau zweier Baracken ist in Angriff genommen worden.
In Köpenick haben die vereinigten Wäscher die Einrichtung getroffen, daß sämmtliche aus Berlin ankommende Wäsche sofort nach Ankunft in eine Sublimatlösung eingeweicht, desinficirt und in den aufgestellten Dampfapparaten während des Waschprozesses bei 120 Grad Siedehitze gereinigt wird. Ebenso werden Körbe, Säcke und der benutzte Wagen mittels Sublimatlösung gereinigt und desinficirt.
Posen, 2. September. Hier wird dem „Pof. Tgbl.“ zufolge heute mit der Errichtung eines Quarantänegebäudes begonnen werden, in dem die sämmtlichen aus Hamburg und anderen inficirten Gegenden hier ankommenden und im hiesigen Polizeibezirk verbleibenden
Reisenden einer achttägigen Quarantäne unterzogen werden sollen. Das Gebäude wird je einen Raum für acht Betten für Männer, einen mit acht Betten für Frauen, Räume für einen Desinfector, für Aufbewahrung des Gepäcks ꝛc. erhalten. In dem Gebäude wird ständig ein Schutzmann stationirt und auch ein Arjt stets zur Hand sein.
Stralsund, 2. September. Das Königliche Eisenbahn— Betriebsamt macht bekannt: ‚Von heute ab hat die dänische Re— gierung eine zweitägige Quarantäne für aus deutschen Häfen kommende Schiffe angeordnet. Reisende nach Gjedser-Kopen= hagen haben Schiffsanschluß in Warnemünde nur an den Tages— schnellzug 911. Reisende nach Warnemünde finden nur zum Racht— schnellzug 917 Schiffsanschluß.“
Hannover, 2. September. Auf die gestern mitgetheilte erneute Vorstellung des Magistrats wegen der ärztlichen Untersuchung der von Hamburg abreisenden Personen und der Desinficirung des Gepäcks ist von der Cholera⸗-Commission des Hamburger Senats folgende Antwort erfolgt: „Aerztliche Revision der ab— fahrenden Passagiere auf den hiesigen Staatsbahnhöfen wird ein— gerichtet. Desinfection des Gexäcks muß in Uebereinstimmung mit den Berliner Veröffentlichungen und dem Verfahren in Altona ab- gelehnt werden.“
Mys lowitz, 2. September. D. B. Hd.“ meldet: Eine soeben publieirte amtliche Verordnung besagt, daß sämmtlichen Aus— wanderern ohne Rücksicht auf ihre Nationalität das Ueber- schreiten der hiesigen Grenze untersagt ist.
Ham burg, 3. September. Alle stromaufwärts ge von Hamburg kommenden Passagier-Dampfer haben einer Be— kanntmachung des Landraths von Lauenburg zufolge bei Artlenb urg sich einer Gesundheitscontrole zu unterwerfen. Die Passagiere haben eine fünftägige Quarantäne durchzumachen.
Bremen, 2. September. Wie „Boesmann's Telegraphisches Bureau“ erfährt, wird der Norddeutsche Lloyd“ wegen der von der Regierung der Vereinigten Staaten in Waßshington getroffenen Anordnung, wonach Schiffe mit Auswanderern an Bord einer zwanzigtägigen Quarantäne unterliegen, bis auf weiteres mit seinen Schnelldampfern auf der Linie Bremen — New⸗ Hwork keine Auswanderer im Zwischendeck befördern. Die Be— förderung der Auswanderer wird auf besonderen Dampfern erfolgen.
Wien, 2. September. Von heute ab ist der Verkehr sämmtlicher directen Personen- und Schlafwagen nach und von Deutschland eingestellt. Das Gleiche gilt für den Verkehr directer Wagen nach und von Paris. Bei dem Drient— expreßzug erfolgt die Beförderung der Reisenden nach und von Deutschland mittels Umsteigens an der Grenze.
Paris, 3. September. Dem XIX. Sieele“ zufolge sind auf Befehl des Ministers des Innern italienische Auswanderer, welche nach Amerika fahren wollten und auf dem Bahnhof St. Lazare ankamen, um den Zug nach Cherbeurg zu benutzen, davon in Kennt— niß gesetzt worden, daß infelge der in den Vereinigten Staaten bestehenden Quarantäne das Packetboot Champagne“ nur Passagiere erster und zweiter Klasse aufnehmen kann. Die Auswanderer seien darauf zum Lyoner Bahnhofe zurückgebracht und über Modane zurückbefördert worden. Die Kosten der Rückbeförderung werden ihnen vergütet werden. Dieselbe Maßregel solle gegenüber den Aus— wanderern aus Elsaß⸗Lothringen zur Anwendung kommen.
Antwerpen, 2. September. Die „Red star line“ hat die Beförderung von Auswanderern auf ihren Linien nach New⸗ Vork und Philadelphia infolge der in Amerika gegen solche Schiffe, die Auswanderer an Bord haben, verhängten Quarantäne gänzlich eingestellt. ;
Bern, 2. September. Die Verordnung, betreffend die Maß⸗ nahmen zum Schutze gegen die Cholera, soweit sie Verkehrs⸗ anstalten betreffen, ist mit Ausnahme der Artikel 6, 7, 8, 10 für die Centralbahn, Nordostbahn, Neuenburger Jurabahn, die Vereinigten Schweizerbahnen und die Gotthardbahn, ferner für die Dampf⸗ schiffe auf dem Bodensee und Genfer See in Vollzug ge— setzt. Die ärztliche Ueberwachung der aus dem Ausland kommenden Reisenden hat stattzufinden in: Basel, Schaffhausen, Romanshorn, Rorschach, Pruntrut, Locle, Verrieres, Vallorbe und Genf. Das Departement des Innern ist ermächtigt, im Falle des Bedürfnisses die Ueberwachung des 8 auf weiteren Grenzstationen oder größeren Stationen im Innern anzuordnen.
New⸗JYPork. Dem Londoner Standard“ wird aus New⸗ork
gemeldet: Die Quarantäne Kosten für den Dampfer Moravia? würden auf 1000 Doll. täglich ang chla en, für arößere Schiffe seien die Kosten doppelt so groß. Man hoffe, die Schu pßmaßregeln würden so abgeändert werden, daß die Landung der Passagiere und Einwanderer nicht unnöthig derzögert werde und daß die Fracht güter der Quarantäne nicht unterworfen würden.
Das amerikanische General-Konsulat in Berlin macht bekannt, daß bis auf weiteres alle nach Philadelphia bestimmten Schiffe sich zuvor bei dem Gesundheitsamt in Delaware-Breakwater melden müssen.
Wegen der Choleragefahr ist die auf den 22. September geplante Hauptversammlung des Vereins deutscher Maschinenbau— anstalten in Hamburg nebst Besichtigung des Nord⸗Ostsee Kanals bis auf weiteres hinausgeschoben. Die Deut sche Mathematiker⸗ Vereinigung sagte ihre in Verbindung mit der Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in Nürnberg (in der Zeit vom 12. bis 18. September) geplante Versammlung ab. und ebenso unter⸗ bleibt die bei dieser Gelegenheit beabsichtigte Mathematische Aus— stellung. Auch die in Schwetzingen abzuhaltende deutsche Hopfen-Ausstellung ist auf das nächste Jahr verschoben.
Oesterreich-Ungarn. Die K. K. Scebehörde zu Triest hat eine siebentägige Quarantäne für Prevenienzen aus den Elbehäfen und den russischen Häfen des Baltischen Meeres angeordnet. Gleichzeitig ist die Ein. und Durch—⸗ fuhr von Hadern, alten Kleidern, altem Tauwerk. gebrauchter Leib— wäsche, gebrauchtem Bettzeug, dann von frischem Obst und Gemũse sowie von nicht in Blechbüchsen conservirten Fsschen und rohen thierischen Producten aus Hamburg und Altona verboten worden. Malta.
Laut Verfügung der Localregierung vom 20. August 1892 wird den aus einem Hafen des Schwarzen Meeres kommenden Schiffen, welche bereits in anderen Häfen zum freien Verkehr zugelassen worden sind, die Verkehrserlaubniß in Malta erst dann gestattet, wenn von ihrer Abreise aus einem Hafen des Schwarzen Meeres an gerechnet 28 Tage verstrichen sind. ; ;
Spanien.
Zufolge einer in der Gaceta de Madrid“ vom 26. August 1832 veröffentlichten Verordnung der Königlich spanischen Regierung ist die Einfuhr von Lumpen, gebrauchten Stoffen, Matratzen. Bettwäsche, Bodenfrüchten und Gemüsen auf dem Seewege aus Häfen Britisch⸗ Indiens, des Schwarzen, Asowschen und Baltischen Meeres, des Finn⸗ ländischen Meerbusens, Belgiens und Frankreichs verboten worden. Klei— dungsstücke und Effecten von Passagieren und Beinannung, ungewaschene Wolle, gegerbte und ungegerbte Felle, Häute, Felle und thierische Haare, welche nicht durch ein Fabrikationsverfahren geläutert erscheinen, müssen, vor der Einfuhr, auch für den Fall, daß die bezüglichen Schiffe mit reinem Gesundheitspatent eingelaufen sind, gelüftet und desinficirt werden. Waaren, deren Einfuhr hiernach verboten ist, sind, sofern sie nicht zurüclgeschickt werden, zu verbrennen.
Portugal.
Durch im Diario do Governo“ vom 25. August 1892 ver— ffentlichte Verfügungen des Königlich portugiesischen Ministeriums s Innern sind die Häfen von Hamburg, Antwerpen und Haore für
von Cholera verseucht“ erklärt worden. ; änemark. Bekanntmachung des Königlich dänischen Justiz- iums vom 23. Auguft 1892 sind die gesetzlichen Bestimmun— die gesundheitspolizeiliche Untersuchung gegenüber denjenigen Schiffen in Kraft gesetzt worden, welche aus französischen Häfen des Atlantischen Meeres und des Kanals kommen oer mit aus solchen Hafenplätzen kom]mmenden Schiffen auf der Reise verkehrt haben. Gleichzeitig ist die Einfuhr von gebrauchter Leibwäsche, gebrauchten Kleidungsstücken und gebrauchtem Bettzeug soweit diest Gegenstände nicht zum Reisegut von Schiffs— passagieren gehören), ferner von Lumpen, gebrauchter Watte, Kratz. wolle und Papierabfällen aus den genannten Häfen nach Dänemark verboten worden. Für die aus denselben als Reisegut eingeführte ge— brauchte Leibwäsche, Kleidungsstücke und Bettzeuge hat eine Reinigung unter öffentlicher Controle stattzufinden.
Durch Bekanntmachung des Königlich dänischen Justiz— Ministeriums vom 26. August 1892 ist für alle vom Auslande nach Vamdrup kommende Reisende eine ärztliche Untersuchung angeordnet worden.
Die als Reisegut vom Auslande eingeführte ungewaschene Leib—
id wollene Kleidungsstuͤcke sind, sofern sie an dem izorte nicht desinfieirt oder auf der Stelle zurückgeschickt werden, k.
—
Verkehrs⸗Anftalten.
elegramm aus Venlo ist die erste ö
Vlissingen vom 2. d. M. ausgeblieben; Grund:
—
Sturm auf See.
on thampton nach New-Jork fortgesetzt.
ist am 31. August von Bahia nach
za in See gegangen. Der Postdampfer Berlin“ hat am
kptember Nachmittags die Reife von Eorunna nach dem La Plata fortgesetzt.
London, 2. September. (W. T. B.) Der aus Ham burg mit einer Ladung Trauben heute hier eingetroffene Dampfer Osprey“ ist angehalten worden und darf im hiesigen Hafen nicht landen
Theater und Musik.
Königliches Schauspielhaus.
Gestern, am Sedantage, gelangte Paul Heyse's historisches Schauspiel Colberg“ in der bekannten musterhaften Darstellung und unter dem aufrichtigen Beifall der Zuschauer und Zuhörer zur Auf— führung. In der Rollenbesetzung war nur insofern eine Veranderung eingetreten, als Herr Vischer den Rector Zipfel spielte. Der Künstler ist von seiner Wirksamkeit am Lessing⸗Theater her vortheil— haft bekannt; er füllte seinen Platz in der Regel gefällig aus, ohne aber sich durch sein darstellerisches Vermögen über ein Mittelmaß zu erheben. Das war auch der Eindruck seiner gestrigen Leistung in der neuen Umgebung auf der Königlichen Bühne, wo allerdings höhere Anforderungen gestellt werden. Der alte, friedenliebende und im Stadtkeller friedenstiftende Schulmeister, der die Gegenwart nur durch das Mittel der antifen Zeit betrachtet und begreift, der mit lateinischen Worten und Citaten seine Mutter⸗ sprache permischt, erschien treffend ausgeprägt in der langen, hageren Gestalt mit dem etwas geneigten sinnenden Kopfe und dem unsicheren Gange. Die Erzählung von der Schlacht von Thermopylae, mit der er seine verzweifelten Mitbürger zum letzten Widerstande begeistert, gelang recht gut und brachte dem Gaste Beifall bei offener Scene ein. Der in der Rolle liegende Humor gelangte angemessen zur Wirkung. — Voll Feuer und Leben spielte Herr Matkowsky wieder den irre geleiteten Jüngling Heinrich Blank, und Fräulein Lindner zeichnete klar und warmherzig die begeisterte junge Patriotin Rose. Herr Oberländer als Nettelbeck und Herr Nesper als Gneisenau sind oft lobend erwähnt worden.
Am Montag geht im Königlichen Opernhause „Carmen“ mit den Damen Rothauser, Dietrich, Herzog und Weitz, den Herren Philipp, Krolev, Krasa, Schmidt, Lieban und Fränkel in Scene. In der Vorstellung der „Cavalleria rusticanas am Dienstag sind die Damen Pierson, Dietrich und Lammert, die Herren Rothmühl und Fränkel beschäftigt. Der Oper folgt die mythologische Tanz⸗ dichtung Prometheus?. 3